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14 dolce vita htr hotel revue Nr. 4 / 22. Januar 2009 Die Ernte 2008 beläuft sich auf gut eine Million Hektoliter (+ 35 130 hl gegenüber 2007). Die Schweizer Rebfläche vergrösserte sich im letz- ten Jahr leicht und beträgt derzeit 14 870 Hektaren (+ 23 ha). Dank der guten Witterungsverhältnisse ver- lief die Entwicklung der Reben har- monisch. Anfang September muss- te aufgrund des schlechten Wetters eine schwierige Lese befürchtet werden. Doch dann liessen die Bise und die Sonnentage die Weinbau- ern wieder aufatmen. Die Qualität und der Gesundheitszustand der Trauben wurden somit während der gesamten Lese als ausgezeich- net bewertet. 2008 ist ein guter Jahrgang für Schweizer Wein Das erste Zurzibieter Weinfestival findet am Samstag, dem 7. März, auf Schloss Böttstein statt. Fast alle Winzer aus dem Bezirk Zurzach und den angrenzenden Weinbau- gemeinden Mandach und Würen- lingen präsentieren ihreWeine. Am NachmittaggibteseinefreieDegus- tation sowie dreiWorkshops zu den Themen «Sortenvielfalt», «Wein als kulinarische Begleitung» und «Zur- zibieter Weine können reifen». Das abschliessende Gala-Dinner im Schloss wird natürlich von Weinen der Umgebung begleitet. www.schlossboettstein.ch 1. Zurzibieter Weinfestival auf Schloss Böttstein «Grüezi Berlin!» Unter diesem Motto nimmt die Schweizer Land- und Ernäh- rungswirt- schaft an der Inter- nationalen Grünen Woche teil, die bis am 25. Ja- nuar dauert. Bereits zum 11. Mal nimmt die Schweiz am wichtigsten internationalen Branchentreff- punkt Deutschlands teil. Mit dabei ist die Spezialitätenshow der Kan- tone mit Bündnerfleisch, Glarner Schabziger, Appenzeller Biber, Aar- gauer Kirsch, Neuenburger Ab- sinth, Tessiner Merlot und Tête de Moine aus dem Jura. rd Die Schweiz an der Grünen Woche in Berlin In Bremen wird ein «Prizeotel» gebaut. Den Bau des Budget- Design-Hotels kann man per Podcast ge- nau mitverfolgen. W ährend Arbeiter da- mit beschäftigt sind, das Baugerüst an der Aussenfassa- de des «Prizeotel» in Bremen abzu- nehmen, montieren im Inneren des Budget-Designhotels die Aus- statter gerade das erste Musterzim- mer zusammen. Draussen ist es ungemütlich kalt, aber das kann die Laune von Marco Nussbaum nicht trüben. Mit dem Mikrofon in NATHALIE KOPSA Ein Podcast zeigt Hotelbau der einen Hand und einer digitalen Videokamera in der anderen, wan- delt er durch die noch unfertigen Hotelgänge und posiert mit Bau- helm auf dem Kopf auf der zukünf- tigen Hotel-Dachterrasse. Die, spricht der Hotelchef ins Mikrofon, werde bald einen traumhaften Blick über Bremens Innenstadt bieten. Auf der Website des Hotels läuft der Countdown bis zur Hoteleröff- nung am 14. Februar. Seit April 2008 kann die Internetgemeinde dort die Baufortschritte des Hotels mit verfolgen, denn einVideo-Pod- cast* hält Kollegen, Freunde und künftige Gäste alle zwei Wochen auf dem aktuellsten Stand. In den jeweils dreiminütigen Episoden ist Marco Nussbaum als Hauptakteur und Chefreporter in eigener Sache unterwegs und informiert über alle wesentlichen Details von der Baubesprechung über das Foto- shooting für die Imagekampagne bis zur Vorstellung der neuen Ho- teldirektorin. Das klingt beim ersten Hören nicht besonders spektakulär. Aber die professionelle Machart, die witzige Aufmachung sowie die Be- gabung Nussbaums, die Neuigkei- ten aus seinem Hause ohne Ver- sprecher und mit hanseatischem Charme zur servieren, machen die Podcasts zu einer kurzweiligen und informativen Angelegenheit. Alle vierzehn Tage trifft sich Pod- caster Nussbaum mit Jens Neu- mann, dem Inhaber einer Bremer Multimedia-Agentur, für den Dreh an der Hotelbaustelle. Finanziert werden die Produktionskosten zum Teil über Werbepartner, da- runter ein Getränkelieferant, eine Autovermietung und ein Hotelein- richter, deren Logos zu Beginn je- der Folge eingeblendet werden. Als erfahrener Marketing-Profi kennt Nussbaum keine Berüh- rungsängste mit neuen Internet- Medien. Im Gegenteil, der 38-Jäh- rige, der bereits den Markenwech- selderAstron-HotelszuNH-Hotels erfolgreich begleitet hat, sieht im Podcast vor allem ein effizientes Vermarktungsinstrument, das es erlaubt, mit geringem finanziellen Aufwand ein möglichst grosses Publikum zu erreichen. DerLinkzumPodcastwerdevon Internet-Nutzern per E-Mail weiterversendet und sei ausser- dem auf Internet-Plattformen wie Youtube und iTunes zu sehen. «Je- des Mal, wenn wir eine neue Episo- de hochladen, sind wir bei iTunes sofort unter denTop 15 in der Kate- gorie Management und Wirt- schaft», freut sich der erklärte Apple-Fan. Der Hotelbesitzer als Reporter: Marco Nussbaum interviewt die Hoteldirektorin für Podcast Nr. 12. Design-Hotel für kleine Budgets: Das Prizeotel im Modell. Die Prizeotel-Konzepter: Marco Nussbaum, Karim Rashid und Matthias Zimmermann (v. l.). Am 14. Februar wird das «Prize- otel» eröffnet. Die neue Hotelmar- ke wurde in enger Zusammenar- beit mit dem NewYorker Stardesig- ner Karim Rashid entwickelt und soll sich im Budget-Segment eta- blieren. Marco Nussbaum hortet schon konkrete Ideen unter sei- nem Bauhelm, wie er den Podcast nach der Eröffnung fortsetzen will: Mit seinem Getränkepartner will er einen Cityguide für Bremen eben- falls als Podcast ins Netz stellen. Auch die Hotel-Mitarbeiter sollen die Gelegenheit bekommen, ihren Alltag zu filmen und über das Le- ben im Hotel zu berichten. Der Clou aber wird ein virtuelles Gäste- buchsein,indemsichdieGästemit einer Stellungnahme zum Hotel verewigen können. Das «Prizeo- tel»-Beispiel scheint Schule zu ma- chen: Auch die BremerTourismus- zentrale hat angekündigt, mittels Podcast für die Region zu werben. *Als Podcast werden Audio- oder Video-Inhal- te bezeichnet, die im Internet heruntergeladen werden können. Sie bestehen meist aus mehre- ren Episoden. www.prizeotel.com M ein schwedischer Schwager ist in zwei Dingen sehr versiert: Im Herstellen von traditionellen Fleischbällchen und im Ins-Fett- näpfchen-Treten. Als er letzte Woche zu Besuch bei uns war, gelang ihm beides ausgezeichnet. Mit einem Mund voller Bratensauce schaute er sich in unserem Wohnzimmer um wie ein Immobilienhändler und verkündete ernst: «Ihr zwei habt nicht gerade viel.» In gewisser Hinsicht stimmt das sogar.Wir be- sitzen weder ein Haus noch ein Auto.Wir leben in einer Mietwohnung, an den Wänden kleben alte Tapeten und nicht neue Flachbildschirme. Un- ser Geschirr passt nicht ganz zusammen, und die Weingläser sind älter als der Wein darin. Der Kühlschrank rumpelt wie ein alter Mann mit Verdauungsproblemen. Keines unserer Möbel ist ein Sammlerstück – ausser man zählt «von der Strasse aufgesammelt» zu diesem Begriff. In anderenWorten:Wir leben wie die meisten Berli- ner Künstler. Wir hätten uns mit einem schneidenden Kommentar über Ikea rächen können, aber weil wir mit unserem Lebensstil ganz zufrie- den sind, behielten wir unsere Meinung über Selbstbau-Möbel für uns und lob- ten den bei uns wohnenden Kritiker für seine Fleischbällchen. Das einzige Mö- belstück, das mein Schwager billigte, war ironi- scherweise un- ser Sofa: Däni- sches 1960er- Jahre Design, schwarzes Le- der, Beine aus Chromstahl. Er Das passende Design im Januar Sarah’s Sarah Quigley ist Schriftstellerin. Sie wuchs in Neusee- land auf, machte ihren Doktor der Literatur in Oxford und lebt jetzt in Berlin. Für die htr schreibt sie einmal pro Monat über die schönen Seiten des Lebens. wusste ja nicht, dass wir es – Zementstaub-be- deckt – aus einer Mulde vor einem abgebroche- nen Coiffeur-Laden gerettet hatten. So sass er den grösstenTeil derWoche aufrecht darauf und begutachtete das Nichts, das ihn umgab. Nachdem er abgereist war, fühlte sich die Wohnung ruhig und leer an – ein bisschen wie die Welt nach einem Wirbelsturm. Draussen zog sich der Januar dahin, fest entschlossen, so schrecklich wie eh und je zu sein. Der besteWeg, den Januar zu überleben ist natürlich, sich unter einem Haufen Decken mit dem restlichenWeih- nachtskonfekt vollzustopfen und einen Schund- roman zu lesen, den man von jemandem be- kommen hat, an den man sich nicht mehr erin- nern kann. Aber ich kam nicht zur Ruhe. Ich wan- derte von Zimmer zu Zimmer, schaute unsere schrullig liebenswerten Antiquitäten und den Kitsch an, besänftigte Gemüter, streichelte Egos und gab ihnen ihr übliches Mass an Selbstsicher- heit zurück. Schliesslich legte ich mich auf das erst kürzlich freigewordene Sofa. Aber etwas stimmte nicht. Dann erinnerte ich mich: Dänische Designer- Sofas mögen zwar bei respektablen schwedi- schen Geschäftsmännern auf Anerkennung stossen – für den Monat Januar sind sie un- brauchbar. Sie sind nicht gemütlich. Als ich mich hinlegte, fielen meine Füsse am einen und mein Kopf am anderen Ende weg. Die Dänen hatten sich – dem Styling zuliebe – gegen die äusserst praktischen Armlehnen entschieden. Ich versuchte mich hinzukringeln, aber die Lederknöpfe drückten in meinen Rücken und das Chromstahlgestell in die Beine. Es regnete Puderzucker vom Konfekt in die Nähte; bald sah es aus, als ob kürzlich ein Kokaindealer zu Be- such gewesen wäre. Und als ich mich aufrecht hinsetzte und mein dickes Buch gegen meine Knie lehnte, fühlte ich mich zu sehr wie ein schwedischer Fleischbällchen-machender Kri- tiker. Schliesslich wurde mir bewusst, warum wir unsere alten Möbel so lieben, die wir von älteren Verwandten geerbt oder auf Flohmärkten gefun- den haben. Ich kuschelte mich in einen Sessel: er war etwas ramponiert und verblichen, aber hun- dertprozentig komfortabel. Er hatte in ei- nemTrödelladen zehn Euro gekostet, fühlte sich jedoch nach einer Million an. Er war einfach perfekt. Ich öffnete meine Konfekt- schachtel und mein Buch, machte es mir gemüt- lich und wartete darauf, dass der Januar vorbei- zog. Deutsch von Renate Dubach. Die englische Originalfas- sung: www.htr.ch/dolce-vita Zum 111-jährigen Bestehen gibt es vier Jubiläumscuvées: Je eine in Weiss, Rosé und Rot und die «Cuvée 111». Zudem gibt es einen Generati- onenwechsel im Zürcher Familien- unternehmen: Paul Zweifel über- gibt die Leitung seinen Söhnen Walter (links) und Urs (rechts). Am 21. April, dem 111. Tag des Jahres, wird bei den Gastronomiepartnern gefeiert. Zweifel Weine offeriert zum Essen in bestimmten Zürcher Restaurants eine Flasche aus der Ei- genkelterung. Weitere Jubiläums- anlässe: Der Tag der offenenWein- keller am 1. Mai mit Einblick in die Weinkelterung in Höngg und «der Tag des Rebbergs/die Nacht der Ge- nüsse» am 18. und 19. September. www.zweifelweine.ch Zürcher Firma Zweifel Weine feiert 111 Jahre Bilder: zvg fotolia zvg

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14 dolce vita htr hotelrevueNr. 4 / 22. Januar 2009

Die Ernte 2008 beläuft sich auf guteine Million Hektoliter (+35130 hlgegenüber 2007). Die SchweizerRebfläche vergrösserte sich im letz-ten Jahr leicht und beträgt derzeit14870 Hektaren (+ 23 ha). Dank derguten Witterungsverhältnisse ver-lief die Entwicklung der Reben har-monisch. Anfang September muss-te aufgrund des schlechten Wetterseine schwierige Lese befürchtetwerden. Doch dann liessen die Biseund die Sonnentage die Weinbau-ern wieder aufatmen. Die Qualitätund der Gesundheitszustand derTrauben wurden somit währendder gesamten Lese als ausgezeich-net bewertet.

2008 ist ein guterJahrgang für

Schweizer Wein

Das erste Zurzibieter WeinfestivalfindetamSamstag,dem7.März,aufSchloss Böttstein statt. Fast alleWinzer aus dem Bezirk Zurzachund den angrenzenden Weinbau-gemeinden Mandach und Würen-lingen präsentieren ihreWeine. AmNachmittaggibteseinefreieDegus-tation sowie dreiWorkshops zu denThemen «Sortenvielfalt», «Wein alskulinarische Begleitung» und «Zur-zibieter Weine können reifen». Dasabschliessende Gala-Dinner imSchloss wird natürlich von Weinender Umgebung begleitet.

www.schlossboettstein.ch

1. ZurzibieterWeinfestival auf

Schloss Böttstein

«Grüezi Berlin!»Unter diesemMottonimmt dieSchweizerLand- undErnäh-rungswirt-schaft ander Inter-nationalenGrünen Wocheteil, die bis am 25. Ja-nuar dauert. Bereits zum 11. Malnimmt die Schweiz am wichtigsteninternationalen Branchentreff-punkt Deutschlands teil. Mit dabeiist die Spezialitätenshow der Kan-tone mit Bündnerfleisch, GlarnerSchabziger, Appenzeller Biber, Aar-gauer Kirsch, Neuenburger Ab-sinth, Tessiner Merlot und Tête deMoine aus dem Jura. rd

Die Schweiz ander Grünen

Woche in Berlin

In Bremen wird ein«Prizeotel» gebaut.Den Bau des Budget-Design-Hotels kannman per Podcast ge-nau mitverfolgen.

Während Arbeiter da-mit beschäftigtsind, das Baugerüstan der Aussenfassa-

de des «Prizeotel» in Bremen abzu-nehmen, montieren im Innerendes Budget-Designhotels die Aus-stattergeradedasersteMusterzim-mer zusammen. Draussen ist esungemütlich kalt, aber das kanndie Laune von Marco Nussbaumnicht trüben. Mit dem Mikrofon in

NATHALIE KOPSA● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

Ein Podcastzeigt Hotelbau

der einen Hand und einer digitalenVideokamera in der anderen, wan-delt er durch die noch unfertigenHotelgänge und posiert mit Bau-helm auf dem Kopf auf der zukünf-tigen Hotel-Dachterrasse. Die,sprichtderHotelchefinsMikrofon,werde bald einen traumhaftenBlick über Bremens Innenstadtbieten.

Auf der Website des Hotels läuftder Countdown bis zur Hoteleröff-

nung am 14. Februar. Seit April2008 kann die Internetgemeindedort die Baufortschritte des Hotelsmitverfolgen,denneinVideo-Pod-cast* hält Kollegen, Freunde undkünftige Gäste alle zwei Wochenauf dem aktuellsten Stand. In denjeweils dreiminütigen Episoden istMarco Nussbaum als Hauptakteurund Chefreporter in eigener Sacheunterwegsundinformiertüberallewesentlichen Details – von derBaubesprechung über das Foto-shooting für die Imagekampagnebis zur Vorstellung der neuen Ho-teldirektorin.

Das klingt beim ersten Hörennicht besonders spektakulär. Aberdie professionelle Machart, diewitzige Aufmachung sowie die Be-gabung Nussbaums, die Neuigkei-ten aus seinem Hause ohne Ver-sprecher und mit hanseatischemCharme zur servieren, machen diePodcasts zu einer kurzweiligenund informativen Angelegenheit.Alle vierzehn Tage trifft sich Pod-caster Nussbaum mit Jens Neu-mann, dem Inhaber einer BremerMultimedia-Agentur, für den Drehan der Hotelbaustelle. Finanziertwerden die Produktionskostenzum Teil über Werbepartner, da-runter ein Getränkelieferant, eineAutovermietung und ein Hotelein-richter, deren Logos zu Beginn je-der Folge eingeblendet werden.

Als erfahrener Marketing-Profikennt Nussbaum keine Berüh-rungsängste mit neuen Internet-Medien. Im Gegenteil, der 38-Jäh-rige, der bereits den Markenwech-selderAstron-HotelszuNH-Hotelserfolgreich begleitet hat, sieht imPodcast vor allem ein effizientesVermarktungsinstrument, das eserlaubt, mit geringem finanziellenAufwand ein möglichst grossesPublikum zu erreichen.

DerLinkzumPodcastwerdevonInternet-Nutzern per E-Mailweiterversendet und sei ausser-dem auf Internet-Plattformen wieYoutube und iTunes zu sehen. «Je-desMal,wennwireineneueEpiso-de hochladen, sind wir bei iTunessofort unter denTop 15 in der Kate-gorie Management und Wirt-schaft», freut sich der erklärteApple-Fan.

Der Hotelbesitzer als Reporter: Marco Nussbaum interviewt die Hoteldirektorin für Podcast Nr. 12.

Design-Hotel für kleine Budgets:Das Prizeotel im Modell.

Die Prizeotel-Konzepter: MarcoNussbaum, Karim Rashid undMatthias Zimmermann (v. l.).

Am 14. Februar wird das «Prize-otel» eröffnet. Die neue Hotelmar-ke wurde in enger Zusammenar-beit mit dem NewYorker Stardesig-ner Karim Rashid entwickelt undsoll sich im Budget-Segment eta-blieren. Marco Nussbaum hortetschon konkrete Ideen unter sei-nem Bauhelm, wie er den Podcastnach der Eröffnung fortsetzen will:

MitseinemGetränkepartnerwillereinen Cityguide für Bremen eben-falls als Podcast ins Netz stellen.Auch die Hotel-Mitarbeiter sollendie Gelegenheit bekommen, ihrenAlltag zu filmen und über das Le-ben im Hotel zu berichten. DerClou aber wird ein virtuelles Gäste-buchsein,indemsichdieGästemiteiner Stellungnahme zum Hotelverewigen können. Das «Prizeo-tel»-Beispiel scheint Schule zu ma-chen: Auch die BremerTourismus-zentrale hat angekündigt, mittelsPodcast für die Region zu werben.

*Als Podcast werden Audio- oder Video-Inhal-te bezeichnet, die im Internet heruntergeladenwerdenkönnen.Siebestehenmeistausmehre-ren Episoden.

www.prizeotel.com

Mein schwedischer Schwager istin zwei Dingen sehr versiert: ImHerstellen von traditionellenFleischbällchen und im Ins-Fett-

näpfchen-Treten. Als er letzte Woche zu Besuchbei uns war, gelang ihm beides ausgezeichnet.Mit einem Mund voller Bratensauce schauteer sich in unserem Wohnzimmer um wie einImmobilienhändler und verkündete ernst: «Ihrzwei habt nicht gerade viel.»

IngewisserHinsichtstimmtdassogar.Wirbe-sitzenwedereinHausnocheinAuto.Wirlebenineiner Mietwohnung, an denWänden kleben alteTapeten und nicht neue Flachbildschirme. Un-serGeschirrpasstnichtganzzusammen,unddieWeingläser sind älter als der Wein darin. DerKühlschrank rumpelt wie ein alter Mann mitVerdauungsproblemen. Keines unserer Möbelist ein Sammlerstück – ausser man zählt «vonder Strasse aufgesammelt» zu diesem Begriff. InanderenWorten:WirlebenwiediemeistenBerli-ner Künstler.

Wir hätten uns mit einem schneidendenKommentar über Ikea rächen können, aber weilwir mit unserem Lebensstil ganz zufrie-den sind, behielten wir unsere MeinungüberSelbstbau-Möbel fürunsundlob-tendenbeiunswohnendenKritikerfürseine Fleischbällchen.

Das einzige Mö-belstück, dasmein Schwagerbilligte,warironi-scherweise un-ser Sofa: Däni-sches 1960er-Jahre Design,schwarzes Le-der, Beine ausChromstahl. Er

Das passende Design im Januar

Sarah’sSarah Quigley ist

Schriftstellerin. Siewuchs in Neusee-land auf, machteihren Doktor der

Literatur in Oxfordund lebt jetzt in

Berlin. Für die htrschreibt sie einmal

pro Monat überdie schönen Seiten

des Lebens.

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● wusste ja nicht, dass wir es – Zementstaub-be-deckt – aus einer Mulde vor einem abgebroche-nen Coiffeur-Laden gerettet hatten. So sass erden grösstenTeil derWoche aufrecht darauf undbegutachtete das Nichts, das ihn umgab.

Nachdem er abgereist war, fühlte sich dieWohnung ruhig und leer an – ein bisschen wiedieWelt nach einemWirbelsturm. Draussen zogsich der Januar dahin, fest entschlossen, soschrecklich wie eh und je zu sein. Der besteWeg,den Januar zu überleben ist natürlich, sich untereinem Haufen Decken mit dem restlichenWeih-nachtskonfektvollzustopfenundeinenSchund-roman zu lesen, den man von jemandem be-kommen hat, an den man sich nicht mehr erin-nernkann.AberichkamnichtzurRuhe.Ichwan-derte von Zimmer zu Zimmer, schaute unsereschrullig liebenswerten Antiquitäten und denKitsch an, besänftigte Gemüter, streichelte EgosundgabihnenihrüblichesMassanSelbstsicher-heit zurück. Schliesslich legte ich mich auf daserst kürzlich freigewordene Sofa. Aber etwasstimmte nicht.

Dannerinnerteichmich:DänischeDesigner-Sofas mögen zwar bei respektablen schwedi-schen Geschäftsmännern auf Anerkennungstossen – für den Monat Januar sind sie un-brauchbar.Siesindnichtgemütlich.Alsichmichhinlegte, fielen meine Füsse am einen und meinKopf am anderen Ende weg. Die Dänen hattensich – dem Styling zuliebe – gegen die äusserstpraktischen Armlehnen entschieden.

Ich versuchte mich hinzukringeln, aber dieLederknöpfe drückten in meinen Rücken unddas Chromstahlgestell in die Beine. Es regnetePuderzucker vom Konfekt in die Nähte; bald sahes aus, als ob kürzlich ein Kokaindealer zu Be-such gewesen wäre. Und als ich mich aufrechthinsetzte und mein dickes Buch gegen meineKnie lehnte, fühlte ich mich zu sehr wie einschwedischer Fleischbällchen-machender Kri-tiker.

Schliesslich wurde mir bewusst, warum wirunsere alten Möbel so lieben, die wir von älterenVerwandtengeerbtoderaufFlohmärktengefun-denhaben.IchkuscheltemichineinenSessel:erwaretwasramponiertundverblichen,aberhun-

dertprozentig komfortabel. Er hatte in ei-nemTrödelladen zehn Euro gekostet, fühltesich jedoch nach einer Million an. Er wareinfach perfekt.

Ich öffnete meine Konfekt-schachtel und mein Buch,

machte es mir gemüt-lichundwartetedarauf,dass der Januar vorbei-

zog.

Deutsch von Renate Dubach.Die englische Originalfas-

sung:www.htr.ch/dolce-vita

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Zum 111-jährigen Bestehen gibt esvier Jubiläumscuvées: Je eine inWeiss, Rosé und Rot und die «Cuvée111».ZudemgibteseinenGenerati-onenwechsel im Zürcher Familien-unternehmen: Paul Zweifel über-gibt die Leitung seinen SöhnenWalter (links)undUrs (rechts).Am21. April, dem 111. Tag des Jahres,wird bei den Gastronomiepartnerngefeiert. Zweifel Weine offeriertzum Essen in bestimmten ZürcherRestaurantseineFlascheausderEi-genkelterung. Weitere Jubiläums-anlässe: Der Tag der offenen Wein-keller am 1. Mai mit Einblick in dieWeinkelterung in Höngg und «derTagdesRebbergs/dieNachtderGe-nüsse» am 18. und 19. September.

www.zweifelweine.ch

Zürcher FirmaZweifel Weine

feiert 111 Jahre

Bilder: zvg

fotolia

zvg