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Das Magazin. Ausgabe 1/2009 „Aus der Heimstiftung“ Selbstvertrauen stärken Aktivierung im Pflegeheim Seiten 4 bis 7 Gott walten lassen Landesbischof July zur Jahreslosung Seite 9 Am Leben teilhaben Demenz-Wohnbereich in Vaihingen/Enz Seiten 10 bis 11

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  • Das Magazin.Ausgabe 1/2009

    „Aus der Heimstiftung“

    Selbstvertrauen stärkenAktivierung im PflegeheimSeiten 4 bis 7

    Gott walten lassenLandesbischof July zur JahreslosungSeite 9

    Am Leben teilhaben Demenz-Wohnbereich in Vaihingen/EnzSeiten 10 bis 11

  • ,

  • „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 3

    Das Magazin „Aus der Heimstiftung“Verantwortlich Wolfgang D. WanningRedaktion Albert ThieleRedaktionssekretariat Jens ZanzingerTelefon (07 11) 6 36 76-122Telefax (07 11) 6 36 [email protected]

    Anschrift der Redaktion„Das Magazin. Aus der Heimstiftung“Hackstraße 12, 70190 StuttgartSchlussredaktionSusanne Wetterich Kommunikation, StuttgartGestaltungCD/S Concept & Design Stuttgart GmbHProduktion und DruckHenkel GmbH Druckerei, Stuttgart

    Bildnachweise der Ausgabe 1/2009 Schlegel (Seiten 8, 15, 16, 17)

    Nachdruck und elektronische Verwendung nur mit schriftlicher Genehmigung. „Das Magazin. Aus der Heimstiftung“ erscheint 4x im Jahr. Aufl age: 20.000

    HerausgeberEvangelische Heimstiftung GmbH Stuttgartwww.ev-heimstiftung.de

    Der Bezugspreis ist durch den Beitrag abgegolten.

    Impressum

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die neue Pfl egestatistik belegt

    es wieder einmal: Immer mehr

    Menschen in Deutschland sind

    pfl egebedürftig. Am stärksten

    steigt der Anteil derer, die in

    stationären Pfl egeeinrichtungen

    wie der Evangelischen Heimstif-

    tung betreut werden.

    Viele Menschen, die in unsere

    Häuser kommen, leben wieder

    auf. Ihre Fähigkeiten zu stärken,

    ihnen Mut zu machen und Freu-

    de zu geben – das ist neben der

    Pfl ege eine wichtige Aufgabe in

    unseren Häusern. Unsere Mitar-

    beiterinnen und Mitarbeiter und

    viele Ehrenamtliche engagieren

    sich dafür Tag für Tag. Dafür bin

    ich dankbar.

    Wolfgang D. Wanning

    Hauptgeschäftsführer

    Editorial

    InhaltDas Magazin. Aus der HeimstiftungNachrichten, Meinungen und Berichte aus der Evangelischen Heimstiftung GmbH Stuttgart und ihren Tochterunternehmen

    TitelStützen, halten, Selbstvertrauen

    stärken: Dem Angebot der Aktivie-

    rung kommt in Pfl egeheimen eine

    wachsende Bedeutung zu

    Seiten 4 – 7

    PorträtDer 91-jährige Bewohner Kurt

    Schmidt stellt seine Arbeiten im

    Paul-Collmer-Heim aus Seite 8

    ImpulsGedanken zur Jahreslosung 2009

    von Landesbischof Dr. h.c. Frank

    Otfried July Seite 9

    PflegebeispielAlltag im beschützenden Wohn-

    bereich des Karl-Gerok-Stifts in

    Vaihingen/Enz Seiten 10 – 11

    Altenhilfe aktuellNeue Pfl egestatistik: Immer mehr

    Menschen sind pfl egebedürftig

    Seite 12

    EhrenamtGerda Schnek leitet zusammen mit

    zwei Ehrenamtlichen den „Hauben-

    wasen-Chor“ Seite 13

    ReportageWie die Bewohner des Michael-

    Hörauf-Stifts den siebten Tag der

    Woche verbringen Seiten 16 – 17

    Aus meinem LebenEva Wonner, Haus an der Metter,

    Wohngruppe im Lindenhain, Bietig-

    heim-Bissingen Seiten 18 – 19

    Aus der HeimstiftungServicemitarbeiterinnen für die

    Mobilen Dienste Bad Mergentheim

    Seite 14

    EHS und Diakoniestationen haben

    einen Krankenhaus-Nachsorgedienst

    gegründet Seite 15

    Zivildienst mit Ausbildung verbinden

    Seite 20

    Kurzberichte und Informationen

    Seiten 22 – 23

    Tochterunternehmen Seite 21

    Aus den EinrichtungenWissenswertes und Besonderes aus

    den EHS-Häusern Seiten 24 – 25

    Namen und AnschriftenVerzeichnis der Einrichtungen

    Seite 26

  • Stützen, halten, Selbstvertrauen stärken

    Dem Angebot der Aktivierung kommt in Pflegeheimen eine wachsende Bedeutung zu

    Titel

    In der Lebensgeschichte eines alten Menschen bedeutet der Eintritt in ein Pflegeheim einen großen Einschnitt. Das Angebot der Aktivierung dient der Steigerung der Lebensqualität und hilft neuen Bewohnern, besser zurechtzukom-men. In den Häusern der Evangelischen Heimstiftung (EHS) hat die Aktivierung daher einen hohen Stellenwert. Das Haus im Schelmenholz der EHS in Winnenden mit seinen 147 Bewohnern ist eines der Pioniere in der Entwicklung.

    4 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • Titel

    Ein Montagvormittag im Haus im

    Schelmenholz: Prominente Persön-

    lichkeiten sind das Motto, unter das

    Waltraud Kischel den Monat gestellt

    hat. Zehn Damen sitzen um einen

    runden Tisch, ein Herr etwas abseits

    im Sessel hört ebenfalls aufmerksam

    zu. Jeder hat Teile eines Porträtbildes

    vor sich liegen. Sie sollen das Porträt

    zusammensetzen und herausfi nden,

    um welche Person es sich handelt.

    Wer welche Person erraten soll, ist

    nicht ganz zufällig. Kischel, im Haus

    im Schelmenholz für die Aktivierung

    verantwortlich, hat sich dabei etwas

    gedacht. Deshalb hat die frühere

    Pianistin in der Runde auch einen

    Scherenschnitt von Wolfgang Ama-

    deus Mozart bekommen. „Ich kenne

    seine Stücke“, sagt die zierliche ältere

    Dame, nachdem sie das Puzzle gelöst

    und die Person herausgefunden hat.

    Die Stars der vierziger und fünfziger

    Jahre sind allen präsent: „Ihr seid

    spitze“ – bei Zitat und Porträtbild

    wird ohne Umschweife „Hänschen“

    Rosenthal erkannt, und es bereitet

    auch keinerlei Schwierigkeiten, bei

    der Melodie von „Der Wind hat mir

    ein Lied erzählt“ auf Zarah Leander

    zu schließen. „Clara Zylinder“ zitiert

    eine in der Runde deren früheren

    Spitznamen. Das Lied „Lilli Marleen“

    singen alle gemeinsam auswendig

    und wissen auch, dass nicht Zarah

    Leander, sondern Lale Andersen die

    berühmte Interpretin war.

    Bei „Pfeifen“ schließen alle auf Ilse

    Werner, bei „Schlittschuhen“ auf das

    deutsche Eislauf-Paar Kilius/Bäumler

    und bei „Bergen“ auf Luis Trenker.

    Etwas mehr Schwierigkeiten bereitet

    Grace Kelly, die eher als Fürstin Gracia

    Patricia von Monaco in Erinnerung ist.

    Immerhin: Bei „Fußball“ kommt den

    Damen nicht nur Uwe Seeler in den

    Sinn, sondern auch Michael Ballack.

    Gemeinsam werden noch zwei be-

    kannte Schlager gesungen, und bei

    dem abschließenden Sitztanz, einem

    Lied mit rhythmischen Finger-, Fuß-

    und Armbewegungen, machen alle

    mit, auch die an Demenz erkrankte

    Bewohnerin – jeder eben so, wie es

    ihr oder ihm möglich ist.

    Jeden Monat stellen Waltraut Kischel

    und ihre drei Kolleginnen unter ein

    bestimmtes Motto: Waren im Januar

    Vögel und Blumen im Winter an der

    Reihe, ist im März Friedrich Schiller

    vorgesehen. „Dabei richten wir uns

    nach den jahreszeitlichen Gegeben-

    heiten und sind je nach Wetterlage

    fl exibel.“ Die Themenstellung ist un-

    terschiedlich, aber gleichzeitig wird

    darauf geachtet, dass der Wochenab-

    lauf klar strukturiert ist. Am Montag

    ist der thematische Einstieg vorgese-

    hen, dienstags steht Gymnastik im

    Mittelpunkt. Mittwochs ist Gedächt-

    nistraining, Donnerstag mit Basteln,

    Malen oder Backen der Kreativtag.

    Zum Wochenausklang am Freitag ste-

    hen Spiele auf dem Programm. „Klare

    Strukturen sind wichtig, um den Be-

    wohnern Sicherheit zu geben“, erklärt

    die Pädagogin. Deshalb habe auch

    jeder seinen festen Platz am Tisch.

    Seit 12 Jahren arbeitet Waltraud Kischel

    im Haus im Schelmenholz. Die ausge-

    bildete Grund- und Hauptschullehre-

    rin mit Weiterbildung zur Fachkraft

    für Gerontopsychiatrie zählt neben

    der Aktivierung auch die Zusammen-

    arbeit mit den Ehrenamtlichen zu

    ihren Aufgaben. Mit ihren Kollegin-

    nen ist sie außerdem verantwortlich

    für die Dekoration im Haus, für die

    Feste und die monatlichen Geburts-

    tagsfeiern. Sie kümmern sich um Aus-

    fl üge, Kaffeestunde, Kinonachmittage

    und organisieren Grillfeste mit Ange-

    hörigen und Ehrenamtlichen. Sie

    koordinieren Sozialpraktikas von

    Schülern und bringen unter anderem

    die Kinder des Kindergartens zu Auf-

    tritten im Pfl egeheim.

    Biographiearbeit, Gedächtnistraining,

    Körper- und Bewegungstraining,

    emotionale Aufmunterung, Sinnes-

    wahrnehmung und kreatives Gestal-

    ten sind die verschiedenen Bereiche

    der Aktivierung. Die Qualifi kationen

    der vier Mitarbeiterinnen ergänzen

    sich hierin. Eine von ihnen ist ausge-

    bildete Kunsterzieherin und leitet die

    Malgruppe im Haus. Im Foyer hängen

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 5

  • Bilder, die Bewohner und Ehrenamt-

    liche selbst gemacht haben. „Ich bin

    froh, dass wir hier mit den Bewohne-

    rinnen und Bewohnern so viel bewe-

    gen können“, fasst Kischel zusammen,

    und in der Tat: Jeden Tag ist etwas

    geboten. Da gibt es „Kraft- und Balan-

    ce-Training“, fi nden Klavierkonzerte

    statt, gibt es Singnachmittage, tritt

    der Posaunenchor auf, trifft man sich

    beim „Büchertreff“ in der Bibliothek

    oder beim Männerstammtisch und

    Kaffeestündle im kleinen Saal.

    Dass jede Woche Andacht oder Got-

    tesdienst auf dem Programm stehen,

    versteht sich von selbst.

    Wichtig für Selbstvertrauen

    Für Hausdirektorin Sabine Falke

    kommt der Aktivierung eine wachsen-

    de Bedeutung zu. „Sie trägt wesentlich

    dazu bei, dass sich die Bewohner

    wohlfühlen.“ Selbstvertrauen, Akzep-

    tanz und Auseinandersetzung mit

    der gegenwärtigen Situation im Pfl e-

    geheim wirken als positive Faktoren

    der Passivität, Depression, Isolation

    und den Versagensängsten entgegen.

    Bewegung und Gedächtnistraining

    holen gespeicherte Informationen

    spielerisch aus dem Langzeitgedächt-

    nis und liefern Anreize, die eigenen

    Stärken wahrzunehmen, das Leben

    im Pfl egeheim in positiver Haltung zu

    erleben und es aktiv mitzugestalten.

    In der Gruppe wird das Gemein-

    schaftsgefühl gestärkt.

    Das Angebot der Aktivierung unter-

    stützt daher auch die Erfolge in der

    Pfl ege. Deshalb wird auf ein gutes Zu-

    sammenspiel zwischen Pfl ege, Haus-

    wirtschaft und Aktivierung Wert ge-

    legt. „Alle Bereiche stimmen sich auf

    einer monatlichen Teambesprechung

    für den jeweiligen Wohnbereich ab“,

    erläutert die Hausdirektorin. Durch

    das gute Zusammenspiel der Bereiche

    können in allen eine hohe Qualität

    und die optimale Wirkung erzielt

    werden. „Ganzheitlicher Ansatz“

    nennen das die Fachleute. Er ist auf

    das Wohlbefi nden, die Würde und

    die Wertschätzung der Bewohner aus-

    gerichtet.

    Das Angebot orientiert sich an den

    jeweiligen Ressourcen der Bewohner.

    Trotz aller körperlichen, geistigen und

    seelischen Einschränkungen soll ihre

    Lebensqualität erhalten werden – so

    das Ziel. Um dies zu erreichen, brin-

    gen die Mitarbeiterinnen in der Akti-

    vierung nicht nur ihre unterschiedli-

    chen Qualifi kationen ein. Sie bilden

    sich auch regelmäßig fort, um die je-

    weils neuesten Erkenntnisse in der

    Altenhilfe anzuwenden – bei den

    Fachtagen, die die EHS für ihre Mitar-

    beiter veranstaltet, und bei weiteren

    externen Kursen.

    Nachfrage steigt

    Sabine Falke stellt fest, dass Aktivie-

    rung auch für Besucher und Angehö-

    rige wichtig ist und immer häufi ger

    danach gefragt wird. Ihr Stellenwert

    spiegelt sich in vielen Dingen wider:

    Am „Tag der Aktivierung“ können

    Bewohner, Angehörige und Besucher

    an verschiedenen Stationen im Haus

    Einblick in die Arbeit der Aktivierung

    gewinnen. Der Garten bietet Mög-

    lichkeiten zum Verweilen, Hasen

    und Ziegen im Gehege und Fische im

    Teich laden zu Beobachtungen ein.

    Ob die Ente auch dieses Jahr wieder

    brütet, fi ndet das breite Interesse

    der Bewohner. „Sie anregen und das

    Gemeinschaftsgefühl stärken“, fasst

    Falke zusammen. Deshalb wird Wert

    darauf gelegt, dass das Haus für

    Angehörige und Besucher offen ist.

    Für den Erfolg der Arbeit muss man

    die Bewohner genau kennen, betont

    die Hausdirektorin. „Um die Ressour-

    Titel

    6 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • Titel

    cen des Einzelnen zu wecken, ist es

    wichtig, herauszufi nden, wo sie lie-

    gen.“ Deshalb werden Informationen

    über die Biographie gesammelt. Alle

    Ergebnisse werden dokumentiert. „Bei

    den Geburtstagsfeiern können wir

    viel über den jeweiligen Jubilar er-

    fahren“, berichtet sie. „Wir sind froh,

    wenn Angehörige sich einbringen,

    uns ihr Wissen mitteilen und ihre

    Beobachtungen mit uns besprechen.“

    Gleichzeitig komme es darauf an,

    auf die jeweilige Befi ndlichkeit einzu-

    gehen. „Wir beginnen daher immer

    morgens beim Frühstück“, sagt

    Waltraud Kischel. Bei der täglichen

    „Früh-Info“ wird die aktuelle Situa-

    tion besprochen. Alle Bereiche sind

    dort vertreten.

    Neben dem Gruppenangebot werden

    Bettlägerige einzeln betreut. Hier geht

    es um Gespräche und „basale Stimu-

    lation“ die Förderung der Wahrneh-

    mung durch verschiedene Aktivitäten

    bis hin zum Backen am Bett, um ein

    Beispiel dafür zu nennen. So wird es

    auch ihnen ermöglicht, zu ihrer Um-

    gebung Zugang zu fi nden und eine

    bessere Lebensqualität zu erfahren.

    Anregungen geben

    „An Ressourcen anknüpfen, stützen,

    halten und dafür sorgen, dass die

    Bewohner Selbstvertrauen und Freude

    im Heimalltag gewinnen“, fasst

    Waltraut Kischel das Ziel ihrer Arbeit

    zusammen. „Wir sehen, dass wir

    viel erreichen können“, meint sie ab-

    schließend. Als ob sie diese Aussage

    unterstreichen wollte, geht die Pianis-

    tin, deren Aufgabe es gewesen war,

    Mozart zu erraten, nach Abschluss

    der Gruppenstunde gemeinsam mit

    ihrer Freundin in den Aufenthalts-

    raum. Bevor sie in das Haus im

    Schelmenholz eingezogen war, war

    es ihr so schlecht gegangen, dass sie

    mit ihrem geliebten Klavierspiel auf-

    gehört hatte. Im Aufenthaltsraum

    steht ein Klavier. Sie setzt sich an das

    Instrument. Ihr elegantes, gekonntes

    Spiel klingt durchs Haus und viele

    lauschen. Es ist wie ein kleines Mit-

    tagskonzert: Sie spielt Klaviersonaten

    von Mozart.

    Susanne Wetterich

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 7

  • Porträt

    Ein wunderbares GeschenkDer 91-jährige Bewohner Kurt Schmidt stellt seine Arbeiten im Paul-Collmer-Heim aus

    Tischler hat er gelernt und Malen ist seine Leidenschaft: Kurt Schmidt lebt seit sechs Jahren im Paul-Collmer-Heim in Stuttgart. Dort ist nun seine Ausstellung mit kleinen Möbeln, Intarsienarbeiten und Mandala-Bildern zu sehen.

    Malen und Zeichnen haben Kurt

    Schmidt seit seiner frühen Jugend

    begleitet und beglückt. Die Mandala-

    Technik hat er sich allerdings erst im

    Heim angeeignet. Die Zufriedenheit

    und Geborgenheit im Paul-Collmer-

    Heim habe es möglich gemacht, solch

    schöne Arbeiten mit Liebe und Präzisi-

    on zu fertigen, meint sein Sohn Rainer.

    1917 in Roßlau an der Elbe geboren,

    begann Kurt Schmidt bereits als Her-

    anwachsender, Skizzen und Kalender-

    blätter zu zeichnen. Nach seiner

    Schreinerlehre wurde er zum Arbeits-

    dienst eingezogen. In seiner Freizeit

    tischlerte er Liebhaber-Stücke mit

    Intarsienarbeiten, so einen schönen

    Schrank für seine spätere Frau, die er

    im Alter von 17 Jahren kennengelernt

    und während des Krieges geheiratet

    hatte. Bei der Wehrmacht war Kurt

    Schmidt als Funker in Holland, auf

    dem Balkan und zum Schluss beim

    Cockpit-Bau für Flugzeuge bei der Fir-

    ma Klemm in Böblingen eingesetzt.

    1953 fl oh die mittlerweile vierköpfi ge

    Familie mit lediglich zwei Taschen

    schwerer wurde, zog er in die Nähe

    seines Sohnes in das Paul-Collmer-

    Heim in Stuttgart-Untertürkheim um,

    das ihm wegen seiner holzgetäfelten

    Wände besonders gut gefällt.

    Bilder strahlen Liebe aus

    Edeltraud Widmaier, die bis vor

    einem Jahr die Therapiegruppe im

    Paul-Collmer-Heim leitete, berichtet

    von den Erfahrungen mit ihrem

    „Schüler“: Als er neu ins Paul-Coll-

    mer-Heim kam, besuchte er zunächst

    die Gruppe „Tonen und Malen“.

    Schnell jedoch habe er den Ton

    weggelegt und sich mit den Holz-

    werkzeugen beschäftigt. Es sei eine

    wunderschöne Erfahrung für sie und

    alle Mitglieder der Gruppe gewesen,

    zu sehen, wie vertraut und routiniert

    Kurt Schmidt mit Holz umgeht. Seine

    Bilder strahlen viel Liebe aus und

    seien ein „wunderbares Geschenk“.

    Susanne Wetterich

    Gepäck aus der DDR. Die schönen

    Möbel mussten zurückbleiben. Über

    Berlin kamen die Schmidts nach

    Ebhausen bei Nagold, wo sie zunächst

    im Bauernhof der Familie Köhler

    unterkamen. Hier hatte Kurt Schmidt

    bereits während seines Kriegseinsatzes

    gewohnt und sich mit der Familie

    angefreundet. Als Schreiner konnte

    Schmidt bei der Firma Holzapfel in

    Ebhausen anfangen, wo er knapp

    25 Jahre lang tätig war, zunächst als

    Schreiner, dann viele Jahre als Versand-

    leiter. Einer seiner größten Aufträge

    war, im neu gebauten UNESCO-Ge-

    bäude in Paris die Möbel aufzustellen.

    Im Ruhestand übernahm Kurt Schmidt

    ehrenamtlich die Aufgabe des Kir-

    chenpfl egers in Ebhausen. Um die

    Renovierung des baufälligen Kirch-

    turms fi nanzieren zu helfen, fertigte

    er Fußbänke, deren Erlös in den

    Kirchturm fl oss.

    Nach dem Tod seiner Frau vor elf

    Jahren lebte Kurt Schmidt zunächst

    allein in seiner Wohnung in Ebhau-

    sen. Als es mit dem Gehen immer

    8 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • Gedanken zur Jahreslosung 2009 von Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July

    „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“

    (Lukas 18,27)

    Wer nur den lieben Gott lässt walten

    und hoffet auf ihn allezeit,

    den wird er wunderbar erhalten

    in aller Not und Traurigkeit.

    Wer Gott dem Allerhöchsten traut,

    der hat auf keinen Sand gebaut.

    Wir kennen die Geschichte, die unserer Jah-

    reslosung vorausgeht. Wir nennen sie die

    Geschichte vom „reichen Jüngling“. Dieser

    reagiert auf die Forderung Jesu, alles weg-

    zugeben, mit großer Traurigkeit, denn er ist

    sehr reich. Tatsächlich kann Reichtum auch

    zur Not werden. Gerade in Zeiten von Ban-

    kencrashs, von großen Wertverlusten, von

    Misswirtschaft und Fehlspekulationen an der

    Börse wird uns bewusst, wie sehr Reichtum

    und Sorgen zusammenhängen, wie sehr die

    Fragen der Geldvermehrung zu einem Tunnel-

    blick und Realitätsverlust führen können.

    „Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr,

    als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt!“

    Jesu harte Reaktion auf die Traurigkeit des

    Reichen wird zurechtgerückt durch den Satz

    unserer Jahreslosung: „Was bei den Menschen

    unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!“

    Loslassen schmerzt

    Weggeben ist schwer. Je reicher jemand ist,

    umso schwerer scheint es für ihn zu sein. Es

    geht uns aber nicht nur bei materiellem Reich-

    tum so, dass das Loslassen schmerzt. Gerade

    beim Älterwerden merken wir, wie sehr es

    weh tut, Dinge, die zu unserem persönlichen

    Reichtum gehören, abzugeben. Ich spüre

    selbst, dass mir Dinge, die mir in meiner Ju-

    gend selbstverständlich waren, heute schwe-

    rer fallen. Auf manche altvertrauten Gewohn-

    heiten muss man allmählich ganz verzichten.

    Die ersten Zipperlein machen einen Strich

    durch manche Rechnung des Lebens. Vieles

    geht mir nicht mehr so leicht von der Hand.

    Das macht mich traurig. Es zeigt mir Stück um

    Stück die Endlichkeit meines Lebens auf.

    Wie schwer mag es einem älteren Mensch

    fallen, seine vertraute Wohnung aufzugeben

    und sein bekanntes Umfeld zu verlassen, um

    die „letzte Wohnung“, ein Alten- oder Pfl ege-

    heim zu beziehen. Das umfasst die ganze

    Traurigkeit, die in dieser letzten Veränderung

    des Alltags steckt.

    Gott walten lassen

    Georg Neumark, der Dichter des Liedes „Wer

    nur den lieben Gott lässt walten“, gibt uns

    eine Lebensregel auf den Weg, die helfen

    kann, das Weggeben frühzeitig einzuüben.

    Lass Gott allezeit in deinem Leben walten,

    regieren, Verantwortung übernehmen, emp-

    fi ehlt er uns. Du musst nicht immer alles

    selbst schaffen und selbst erarbeiten. Denn

    dann wirst du ganz schnell an Grenzen sto-

    ßen, die dir die Unmöglichkeit zeigen, stets

    selbst zu erreichen, was du dir vorgenommen

    hast. Und diese Grenzen werden wehtun.

    Verlass dich in deinem Leben auf Gott. Ihm ist

    nichts unmöglich. Aber er wird dir nicht alles

    geben, was du willst. Er wird danach schauen,

    was du brauchst und was gut für dich ist.

    Mantel der Hoffnung

    Das bewahrt uns nicht vor der Traurigkeit,

    wenn wir wieder etwas loslassen müssen.

    Aber es umgibt diese Traurigkeit mit einem

    Mantel der Hoffnung und der Gelassenheit.

    Es hilft, die neue Situation anzunehmen. Eine

    alte Dame in einem Altenheim, die ich kürz-

    lich getroffen habe, meinte verschmitzt:

    „Ich kann jetzt halt nur noch beten.“ Dieses

    „halt“ drückte für mich solche melancholische

    Einsicht aus, denn ich spürte, dass sie früher

    einmal eine tätige, arbeitsame Frau gewesen

    war, immer für andere da und immer bereit,

    Aufgaben zu übernehmen. Aber jetzt war

    dieser Lebensabschnitt zu Ende gegangen.

    Und der verschmitzte Ton ließ mich spüren,

    dass sie ihre Situation angenommen hatte,

    und ich konnte einen gewissen Stolz auf

    die neue Aufgabe, das Beten für andere,

    heraushören.

    Deshalb rät uns Georg Neumark im letzten

    Vers seines Liedes zu einer fröhlichen Zuver-

    sicht. Wer zuversichtlich auf Gott vertraut, auf

    seinem Weg bleibt, betend mit ihm in Verbin-

    dung steht, ihn singend lobt und wer jederzeit

    und in jeder Lage das Seine getreu verrichtet,

    so gut er es kann, der wird von Gott reich

    gesegnet werden. Und der darf immer wieder

    erfahren, dass bei Gott vieles möglich ist, von

    dem wir nur träumen können. Und wem die

    Kraft für eine solche Zuversicht versiegt ist,

    der darf dennoch darauf vertrauen, dass er

    liebevoll und zärtlich von Gott gehalten ist.

    Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,

    verricht das Deine nur getreu

    und trau des Himmels reichem Segen,

    so wird er bei dir werden neu.

    Denn welcher seine Zuversicht

    auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

    Ihr

    Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July

    Impuls

    Der Autor ist seit 1. September 2005 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 9

  • Pflegebeispiel

    Wer kommt, ist da und nimmt am Leben teilAlltag im beschützenden Wohnbereich des Karl-Gerok-Stifts in Vaihingen/Enz

    Ein Vormittag im Wohnbereich A1 für demenziell Erkrankte bedeutet für den Besucher das Eintauchen in eine völlig andere Welt. Wenn es ihm gelingt, sich auf die besondere Atmosphäre einzulassen, wird er die Welt draußen wenigstens für kurze Zeit mit anderen Augen betrachten.

    Auffallend ist der ständige enge Kon-

    takt zwischen Betreuern und Betreuten.

    Herr S. ist jedes Mal beruhigt, wenn

    ihm die Hauswirtschafterin Helga von

    Seggern auf sein ständiges Nachfragen

    geduldig versichert, dass seine Frau

    ganz bestimmt zum Nachmittagskaf-

    fee kommen wird; Herr W. genießt es

    offensichtlich, am Arm von Monika

    Palmer, der Wohnbereichsleiterin, ein

    Stück den Flur entlangzuspazieren;

    Frau A. wiederholt ständig den Satz

    „ich weiß nicht, wo ich bin“, lässt sich

    aber mit dem Ausmalen von Vorlagen

    von ihrer Angst ablenken; Herrn B.

    plagt die Sorge, dass er für etwas nicht

    bezahlt hat, und ist erst zufrieden, als

    er von einer Praktikantin zu einem

    Glas Apfelsaft eingeladen wird.

    Neben der ständigen Zugewandtheit,

    um den diffusen Ängsten der Bewoh-

    ner zu begegnen, lassen die Mitarbei-

    ter alle, die es wollen und noch kön-

    nen, an ihren täglichen Arbeiten und

    an ständig wechselnden Aktivitäten

    teilnehmen. Dadurch bleiben vorhan-

    dene Fähigkeiten erhalten oder wer-

    den verschüttete Kenntnisse wieder

    aktiviert. Frau W. steht am Herd und

    rührt die Soße für das Mittagessen.

    Von ihr weiß man, dass sie vor ihrer

    Erkrankung leidenschaftlich gerne

    gekocht und gebacken hat, weshalb

    sie dabei gezielt mit einbezogen wird.

    Biographie ist wichtig

    Die Biographie und das Wissen um die

    früheren Lebensgewohnheiten und

    Vorlieben der Bewohner ermöglichen

    es den Betreuern, die demenziell Er-

    krankten zu fordern, weil sie wissen,

    was sie ihnen zumuten können. Dabei

    sind auch die Angehörigen und nahe

    stehende Personen eine große Hilfe, sie

    kennen die Gewohnheiten am besten

    und können so allen Beteiligten vor

    allem die Anfangszeit sehr erleichtern.

    Aber auch als Besucher sind sie jeder-

    zeit gern gesehen. „Wer kommt, ist da

    Die lichtdurchfl uteten Räumlichkeiten

    umschließen einen Innenhof, der im

    Sommer als zusätzlicher Wohnraum

    genutzt wird. Alle Bereiche sind mit

    Möbeln aus der Erfahrungswelt der

    Bewohner ausgestattet und großzügig

    angelegt. Trotzdem sind auf engem

    Raum mehr als zwanzig Menschen ver-

    sammelt, die ganz unterschiedlichen

    Beschäftigungen nachgehen. Der

    Besucher gewinnt den Eindruck, dass

    die Bewohnerinnen und Bewohner

    den ständigen Kontakt mit den

    Betreuern suchen und brauchen, um

    sich geborgen zu fühlen. Sie scheinen

    in einer Welt gefangen, die ihnen Angst

    macht, sie verunsichert und immer

    hilfl oser werden lässt. Deshalb ist jeder

    Halt und jede Stütze, die das Pfl ege-

    personal anbietet, wie ein Rettungs-

    anker gegen den Sog des Vergessens.

    Enger Kontakt zu Bewohnern

    Die Mitarbeiter wissen, was den ihnen

    anvertrauten Menschen gut tut, und

    stellen sich voll und ganz auf ihre

    Schützlinge ein. „Eine gute Betreuung

    Demenzkranker kann nur dann ver-

    wirklicht werden, wenn es gelingt,

    das Erleben und die Denkvorgänge

    zu verstehen und in den Mittelpunkt

    aller Bemühungen zu stellen“, heißt

    es in dem für diesen Wohnbereich

    entwickelten Pfl egekonzept. Diese

    Vorgabe wird von allen sehr bewusst

    umgesetzt.

    10 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • Pflegebeispiel

    und nimmt am Leben teil“, damit fasst

    die Hausdirektorin Ute von Querfurt

    zusammen, was ihre Mitarbeiter be-

    wusst jeden Tag neu gestalten.

    Kristallisationspunkt Küche

    Essen ist eine wichtige Konstante in der

    Tagesstruktur, weshalb die von allen

    Seiten leicht zugängliche Küche ein

    wichtiger Kristallisationspunkt ist. Hier

    wird ein Teil der Mahlzeiten mit Hilfe

    der Bewohner zubereitet und gemein-

    sam gegessen. Heute zieht das Aroma

    eines würzigen Hackbratens, den die

    hauswirtschaftliche Mitarbeiterin gera-

    de aus dem Backofen zieht, durch den

    Wohnbereich. „Wenn ich hier bin, sind

    die Bewohner meine Familie, alles an-

    dere bleibt draußen“, bringt es Helga

    von Seggern auf den Punkt. Diese Ein-

    stellung teilt sie mit ihrem Team. Den

    Pfl egekräften wird ein hohes Maß an

    Flexibilität und Einfühlungsvermögen

    abverlangt. Sie müssen sich ständig

    auf die jeweilige Verfassung der Be-

    wohner einstellen, die alle ausgepräg-

    ten Verhaltensauffälligkeiten zeigen

    und unter einer mittelschweren bis

    schweren Demenz leiden. Sie müssen

    angemessen reagieren und in jeder

    Situation eine Lösung fi nden, die dem

    Kranken seine Würde lässt. Diese kon-

    tinuierliche Betreuung erfordert ein

    vorausschauendes und umsichtiges

    Vorgehen, das immer wieder neu über-

    dacht und den besonderen Bedürfnis-

    sen jedes Einzelnen angepasst werden

    muss. Das Team umfasst sechs Fach-

    kräfte, davon vier mit gerontopsychia-

    trischer Zusatzausbildung, und ebenso

    viele Hilfskräfte. Durch ihre Stetigkeit

    und Nähe vermitteln sie Sicherheit

    und Geborgenheit, die demenziell

    Erkrankte in hohem Maß benötigen.

    Zahl Demenzkranker nimmt zu

    Bedingt durch ihre Krankheit leiden

    sie unter Störungen der Gedächtnis-

    funktion. Es fällt ihnen schwer, Ent-

    scheidungen zu treffen, sich verständ-

    lich zu machen und die Anforderun-

    gen des alltäglichen Lebens zu bewäl-

    tigen. Dieses als Demenz bezeichnete

    Krankheitsbild hat sich zum bedeu-

    tendsten Gesundheitsproblem in den

    alternden Gesellschaften entwickelt.

    Studien haben ergeben, dass 2001

    weltweit etwa 24 Millionen Menschen

    an einer Demenz litten; nach aktuel-

    len Schätzungen wird sich diese Zahl

    alle zwanzig Jahre verdoppeln, so

    dass 2040 mehr als 80 Millionen

    Menschen an einer Demenz leiden

    werden. Dabei ist die Alzheimer-

    krankheit die Ursache für rund drei

    Viertel aller Demenzzustände. Es gibt

    keine Heilung, die Krankheit schreitet

    langsam weiter fort und es müssen

    verschiedene Maßnahmen ergriffen

    werden, um den Verlauf so günstig

    wie möglich zu gestalten. Deshalb

    sind beschützende Wohnbereiche wie

    in Vaihingen an der Enz ein durch-

    dachtes Konzept, um diesen Menschen

    einen Freiraum zu schaffen, in dem

    sie nach ihren Bedürfnissen leben

    und gleichzeitig Nähe, Toleranz und

    Gemeinschaft erfahren können.

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 11

  • Altenhilfe aktuell

    Immer mehr Menschen sind pflegebedürftigNeue Pflegestatistik: seit 1999 Anstieg um mehr als 10 Prozent

    Die Zahl der Pfl egebedürftigen steigt

    weiter an: Im Dezember 2007 waren

    nach Mitteilung des Statistischen

    Bundesamtes 2,25 Millionen Men-

    schen in Deutschland auf regelmäßige

    Pfl ege im Sinne des Pfl egeversiche-

    rungsgesetzes (SGB XI) angewiesen.

    Dies geht aus der aktuellen Pfl egesta-

    tistik hervor. Gegenüber 1999, dem

    Jahr der ersten Durchführung dieser

    Erhebung, hat sich die Zahl der

    Pfl egebedürftigen um 230 738 erhöht.

    Das sind 11,4 Prozent mehr als noch

    vor zehn Jahren.

    In Baden-Württemberg stieg die Zahl

    der auf Hilfe zur Pfl ege angewiesenen

    Menschen laut Statistischem Landes-

    amt im gleichen Zeitraum sogar

    noch stärker an, nämlich um 26 161

    beziehungsweise 12,4 Prozent. Rund

    237 000 Menschen im Land waren

    Ende 2007 pfl egebedürftig. „Bezogen

    auf die gesamte Bevölkerung bedeutet

    dies, dass 2,2 Prozent der rund 10,7 Mil-

    lionen Bürger des Bundeslandes Leis-

    tungen aus der Pfl egekasse erhalten“,

    sagte die Präsidentin des Statistischen

    Landesamtes, Dr. Carmina Brenner.

    Die am 17. Dezember 2008 vom Sta-

    tistischen Bundesamt veröffentlichte

    „Pfl egestatistik 2007 – Deutschlander-

    gebnisse“ basiert auf einer Erhebung,

    die alle zwei Jahre zum Stichtag 31. De-

    zember gemacht wird. Die Ergebnisse

    belegen, dass sich der Trend hin zur

    professionellen Betreuung, entweder

    im Pfl egeheim oder durch einen

    ambulanten Dienst, weiter verstärkt.

    Am stärksten stieg der Anteil derer,

    die in Pfl egeheimen betreut werden

    und die heute insgesamt 32 Prozent

    (Baden-Württemberg 35,4 Prozent)

    der Pfl egebedürftigen ausmachen.

    Gegenüber 1999 erhöhte sich die Zahl

    der stationär Betreuten um 136 100

    auf 709 311 Menschen im Jahr 2007,

    was einer Zunahme um 23,7 Prozent

    entspricht. 68 Prozent, also mehr als

    zwei Drittel aller 2,25 Millionen Pfl e-

    gebedürftigen, leben zu Hause. In den

    ländlichen Regionen ist ihr Anteil

    deutlich höher als in der Stadt. Von

    ihnen wurden 504 232 von ambulan-

    ten Pfl egediensten versorgt. Dies sind

    88 943 oder 21,4 Prozent mehr als

    1999. 1 033 286 Menschen wurden

    Ende 2007 ausschließlich von Ange-

    hörigen gepfl egt. Die häusliche Form

    der Pfl ege ohne Inanspruchnahme

    ambulanter Dienste ist damit erstmals

    nicht mehr rückläufi g.

    Obwohl immer noch fast die Hälfte

    der Pfl egebedürftigen (46 Prozent)

    allein von ihren Angehörigen gepfl egt

    werden, wird eine Betreuung im

    Heim oder die Hilfe von ambulanten

    Pfl egediensten immer wichtiger:

    709 311 Pfl egebedürftige (32 Prozent)

    wurden in Pfl egeheimen betreut.

    In Baden-Württemberg ist der Trend

    zur professionellen Pfl ege im Heim

    noch stärker ausgeprägt als im Bun-

    desdurchschnitt: Hier leben 35,4 Pro-

    zent der Pfl egebedürftigen in einem

    Heim. Während sich die Zahl derer,

    die einen ambulanten Pfl egedienst in

    Anspruch nehmen, seit 1999 um 10,1

    Prozent erhöht hat, ist der Anteil der

    stationären Pfl ege um 28,1 Prozent

    gewachsen. Quelle: Statistisches Bundesamt; Grafik: Ev. Heimstiftung GmbH, Stuttgart

    Entwicklung der Zahl Pflegebedürftigerin Baden-Württemberg

    65 548 66 97573 762 78 305

    83 951

    42 408 43 657 47 083 46 39046 684

    102 881 100 092 103 339 100 672 106 363

    1999 2001 2003 2005 2007

    210 837210724(±0 %*)

    224184(+6,4%*)

    225367(+6,9%*)

    +28,1%*

    +10,1%*

    +3,4%*

    * im Verhältnis zur ersten Pflegestatistik 1999zu Hause durch Angehörige ambulant im Heim

    236998(+12,4%*)

    Pflegebedürftigein Deutschland 2007

    Quelle: Statistisches BundesamtGrafik: Ev. Heimstiftung GmbH, Stuttgart

    zu Hause durch Angehörigeambulant im Heim

    insgesamt 2,24 Miodavon zu Hause 1,54 Mio

    709000

    1033000

    504000

    Quelle: Statistisches Bundesamt; Grafik: Ev. Heimstiftung GmbH, Stuttgart

    12 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • „Ich sehe, wie die Augen strahlen“Ehrenamtliche leiten den „Haubenwasen-Chor“ in der Alfdorfer Pflegeeinrichtung

    Drei Chormitglieder wollten an die-

    sem Montagnachmittag bei dem

    schönen Wetter lieber spazieren ge-

    hen, aber 15 Bewohner des Stiftungs-

    hofs im Haubenwasen hatten es sich

    nicht nehmen lassen, zur Probe des

    „Haubenwasen-Chors“ zu kommen.

    „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“

    stimmt Gerda Schnek als Erstes an

    und alle stimmen ein. EHS-Liederbü-

    cher sind in ausreichender Zahl vor-

    handen. Die Wangen röten sich: „Es

    steht eine Mühle im Schwarzwäldertal“,

    „Lilli Marleen“, „Sah ein Knab ein

    Röslein stehn“ schallen durchs Haus.

    Weitere Bewohner gesellen sich dazu.

    „Wir singen hier in wechselnder Be-

    setzung“, erzählt Schnek, die gemein-

    sam mit Lore Rehberger und Gerda

    Jergentz die Gruppe ins Leben geru-

    fen hat. Ein bettlägeriger Bewohner

    wird kurzerhand mitsamt seinem Bett

    dazugeschoben – und verstärkt den

    Chor mit sicherer Bassstimme. Auch

    Zuhörer fi nden sich ein, die ein paar

    Takte mit einstimmen oder die Köpfe

    im Takt wiegen. Begonnen hat alles

    mit dem ehrenamtlichen Besuchs-

    dienst, der mit der Neueröffnung des

    Pfl egeheims im Sommer 2005 seine

    Arbeit aufgenommen hat. Gerda

    Schnek war von Anfang an dabei.

    „Ich singe gerne und habe einmal

    etwas vorgesungen. Da habe ich fest-

    gestellt, dass die Bewohner sofort mit-

    gesungen haben und dass sie daran

    große Freude hatten. So ist die Idee

    mit dem Chor entstanden. Friederike

    Elmer, die Leiterin der Hauswirt-

    schaft, hat mich darin bestärkt und

    mir Mut gemacht.“

    Auftritte bei Feiern und Festen

    Inzwischen probt der „Haubenwasen-

    Chor“ jede Woche im ersten Stock des

    Pfl egeheims. Und die Probenarbeit

    trägt bereits erste Früchte: „Wir sind

    schon beim Sommerfest und bei ver-

    schiedenen Veranstaltungen im Haus

    aufgetreten“, berichtet Gerda Schnek,

    die inzwischen auch selbst eine Map-

    pe mit Liedern zusammengestellt hat.

    Darin fi nden sich auch anspruchsvol-

    le Kanons, die die Sänger mühelos be-

    herrschen. „Schön war’s“, sagen alle,

    als „Abendstille überall“ als letztes Lied

    dieses Probennachmittags verklungen

    ist. Und die drei Spaziergängerinnen,

    die mittlerweile wieder eingetroffen

    sind, schauen fast etwas neidisch.

    Susanne Wetterich

    Ehrenamt

    Dass Singen Freude macht, hat Gerda Schnek bei ihrer ehrenamt-lichen Tätigkeit im Stiftungshof im Haubenwasen in Alfdorf-Pfahlbronn erfahren. Sie hat kurzerhand einen Chor gegründet.

    NachgefragtWie sind Sie zu Ihrer ehrenamtlichen

    Tätigkeit gekommen?

    Es macht mir Freude, mit Menschen,

    insbesondere aber mit alten Menschen

    umzugehen. Früher habe ich im Rathaus

    gearbeitet, heute bin ich im Ruhestand

    und im Gemeinderat aktiv. Ich hatte schon

    lange Verbindungen zum Pfl egeheim im

    Kloster Lorch. Der damalige Heimleiter,

    Günther Herrmann, hat mich gebeten,

    den Besuchsdienst im neuen Pfahlbronner

    Pfl egeheim aufzubauen. Das habe ich

    gerne getan.

    Wie häufi g kommen Sie in den

    Stiftungshof am Haubenwasen?

    Ich bin zwei- bis dreimal in der Woche da.

    Da kenne ich natürlich alle Bewohner –

    und alle kennen mich. Beim Besuchsdienst

    kann ich meine Zeit fl exibel einteilen.

    Anders ist es beim Chor – da muss man

    natürlich regelmäßig montags da sein.

    Was bedeutet Ihnen das Ehrenamt?

    Wenn wir singen, sehe ich, wie die Augen

    strahlen. Ich spüre die Zuneigung der alten

    Menschen. Das ist ein großes Geschenk

    für mich. Auch die Zusammenarbeit mit

    Lore Rehberger und Gerda Jergentz erlebe

    ich sehr positiv.

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 13

  • Doris Pflüger gehört fast schon zur FamilieSeit zwei Jahren sind Servicemitarbeiterinnen für die Mobilen Dienste Bad Mergentheim unterwegs

    Doris Pfl üger wird schon sehnsüchtig

    erwartet. Freudig wird sie vom Ehe-

    paar N. begrüßt. Man kennt sich.

    Die Servicemitarbeiterin der Mobilen

    Dienste der Evangelischen Heimstif-

    tung (EHS) vom Eduard-Mörike-Haus

    in Bad Mergentheim wohnt im glei-

    chen Dorf. Frau N. hat schon Kaffee

    aufgesetzt. Bevor sie Doris Pfl üger mit

    ihrem Mann allein lässt, werden

    noch die wichtigsten Neuigkeiten

    ausgetauscht und Verabredungen ge-

    troffen. Wenn Christa N. dringende

    Besorgungen zu erledigen hat, ruft sie

    beim Mobilen Dienst an und bittet

    darum, eine Servicemitarbeiterin vor-

    beizuschicken. Aber nicht irgendeine,

    es muss Doris Pfl üger sein.

    Gemeinsam verbringen Pfl üger und

    Herr N. die Zeit mit kurzweiligen Din-

    gen: Kartenspielen, Fernsehschauen

    oder einfach nur Reden. Der freundli-

    che Landwirt genießt diese Stunden.

    Er fühlt sich richtig wohl. Doris Pfl üger

    gehört fast schon ein wenig zur Familie.

    Die Dienstleistung, die Doris Pfl üger

    für Herrn N. erbringt, ergänzt die pfl e-

    gerische Versorgung durch die Fach-

    kräfte der Mobilem Dienste, die den

    80-jährigen ehemaligen Landwirt be-

    treuen. Der Konkurrenzdruck machte

    Silke Breuninger, Leiterin der Mobilen

    Dienste, erfi nderisch. Die umtriebige

    Pfl egedienstleiterin kam vor zwei Jah-

    ren auf die Idee, Leistungen anzubieten,

    die über die Pfl ege hinausgehen. Die

    Bandbreite dieser so genannten „wei-

    chen“ Angebote reicht von der Beglei-

    tung beim Restaurant- oder Arztbesuch

    bis zum Einkaufsservice. Am meisten

    nachgefragt wird aber die gesellschaftli-

    che Betreuung wie im Fall von Herrn N.

    Pfl üger ist keine ausgebildete Fach-

    kraft und kommt nur „auf Anforde-

    rung“. Gemeinsam mit ihren drei

    Kolleginnen im neuen Service der

    Mobilen Dienste wird sie intensiv ge-

    schult und weitergebildet. Regelmäßig

    treffen sie sich zum Austausch in der

    Zentrale der Mobilen Dienste.

    Aus der Heimstiftung

    Silke Breuninger

    Doris Pfl üger (r.) zu Besuch beim Ehepaar N.Beim Spaziergang mit Frau S.

    Der Mobile Dienst berechnet 15 Euro

    pro Servicestunde. Ein großer Vorteil

    für die Mobilen Dienste ist die hohe

    Flexibilität und Mobilität. Der Service

    kann rund um die Uhr abgerufen

    werden, auch sonn- und feiertags. Die

    Kunden zahlen alle diese Leistungen

    aus der eigenen Tasche. Sie sind nicht

    durch pfl egeversicherungsrelevante

    Budgets abgedeckt.

    So auch nicht der Besuch von Doris

    Pfl üger bei Anna S. Die 92-jährige Dame

    leistet sich den Luxus, ihren Chihua-

    hua Trixi von ihr ausführen zu lassen.

    Wenn sich die ältere Dame wohlfühlt,

    geht es gemeinsam zum Spaziergang

    in den angrenzenden Wald.

    Silke Breuninger und Doris Pfl üger

    sind erst dann zufrieden, wenn ihre

    Kunden zufrieden sind. Dass dies so

    ist, erfahren sie jeden Tag. Deshalb

    sagen beide unisono: „Uns macht die

    Aufgabe Spaß!“

    Albert Thiele

    14 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • Aus der Heimstiftung

    Nach Hause ohne Sorgen – dank DiaNaEHS und Diakoniestationen haben in Stuttgart einen gemeinsamen Krankenhaus-Nachsorgedienst gegründet

    Die Liegezeiten im Krankenhaus werden dank des medizinischen Fortschritts, aber auch in Folge der knapper werdenden Mittel im Gesundheitssystem immer kürzer. Der neue Dienst DiaNa kümmert sich jetzt in Stuttgart um Patienten, die sich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus nicht selbst versorgen können.

    noch nicht ganz ausgepackt. Dazu

    fehlte bisher die Zeit und dem Besu-

    cher wird schnell klar, warum: Unab-

    lässig geht das Telefon. Eine Dame

    soll aus dem Krankenhaus entlassen

    werden und erkundigt sich, was sie

    tun muss. „Sie können loslassen und

    sich auf zu Hause freuen“, erklärt An-

    nette Gneuß, „Ihr Hausarzt hat be-

    reits den neuen Medikamentenplan,

    der Mobile Mittagstisch ist benach-

    richtigt, der Pfl egedienst bringt die

    erforderlichen Medikamente vorbei

    und Ihre Nachbarin hat auch die Hei-

    zung aufgedreht, damit es warm ist,

    wenn Sie nach Hause kommen.“ Man

    spürt richtig die Erleichterung der

    Dame am anderen Ende der Leitung.

    In einem anderen Fall ist der Medika-

    mentenplan aus dem Krankenhaus

    noch nicht einge-

    troffen. Barbara Not-

    tebaum erinnert die

    zuständige Klinik-

    station daran. Und

    schon wieder klin-

    gelt das Telefon.

    Auch wenn es um

    einen Kurzzeitpfl ege-

    platz, Tagespfl ege

    oder den Umzug in

    ein Heim geht, wenn

    der Mobile Mittags-

    tisch vorübergehend ein warmes

    Mittag essen liefern soll, Hilfsmittel

    benötigt werden oder auch nur ein

    Hausnotrufgerät für mehr Sicherheit

    im Alltag angeschafft werden muss –

    DiaNa kümmert sich darum. Notte-

    baum und Gneuß halten dafür engen

    Kontakt zu den Krankenhaus- und

    Hausärzten, den Pfl egekräften und

    Sozialdiensten in den Kliniken, bei

    der EHS und den Diakoniestationen,

    zu Sanitätshäusern und Apotheken.

    Große Nachfrage

    DiaNa war offensichtlich überfällig:

    „Die Leute rennen uns die Bude ein“,

    berichten die beiden erfahrenen

    Pfl egeexpertinnen. Sie koordinieren

    derzeit die Krankenhausaufenthalte

    der Kunden von sieben Diakoniesta-

    tionen des Kirchenkreises mit ihren

    22 Pfl egebereichen, der Kurzzeitpfl ege

    der Diakoniestationen, der Mobilen

    Dienste der EHS mit seinen zwei

    Stuttgarter Standorten und der vier

    EHS-Pfl egeheime. Der kostenlose

    Dienst steht darüber hinaus allen

    offen, deren Entlassung aus einer

    Stuttgarter Klinik ansteht.

    Zu erreichen ist DiaNa unter:

    Telefon 07 11/72 07 17 11

    E-Mail: [email protected]

    Susanne Wetterich

    Vor allem ältere Menschen benötigen

    nach einem Aufenthalt im Kranken-

    haus noch Unterstützung und Pfl ege.

    Damit ein reibungsloser Übergang

    vom Krankenhaus in die eigene Woh-

    nung oder in das Pfl egeheim gewähr-

    leistet ist, haben die Evangelische

    Heimstiftung (EHS) und die Diakonie-

    stationen im Kirchenkreis Stuttgart

    gemeinsam die Diakonie Nachsorge

    (DiaNa) ins Leben gerufen.

    Barbara Nottebaum von der EHS und

    Annette Gneuß von den Diakonie-

    stationen, beide gelernte Kranken-

    schwestern mit langjähriger Erfah-

    rung in der Pfl ege, haben im Juli

    vergangenen Jahres ihr Büro in der

    Hackstraße 12 bezogen. In dem

    hellen Raum sind die Umzugskisten

    Barbara Nottebaum und Annette Gneuß.

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 15

  • Der Sonntag ist ein ganz besonderer TagWie die Bewohner des Michael-Hörauf-Stifts den siebten Tag der Woche verbringen

    Reportage

    Gottesdienst, Hackbraten und Besuch von Angehörigen: Im Michael-Hörauf-Stift in Bad Boll, einer Einrichtung der Evange-lischen Heimstiftung, ist der Sonntag kein Tag wie jeder andere.

    Die Glocken des Ulmer Münsters läu-

    ten seit einigen Minuten die Gottes-

    dienstbesucher zusammen. Das Ge-

    läut kommt zwar vom Band – verfehlt

    aber seine Wirkung nicht. Manche

    sitzen bereits andächtig oder in sich

    versunken auf den Stühlen im Fest-

    saal, andere beeilen sich, um mit Hilfe

    der Ehrenamtlichen noch rechtzeitig

    über die Gänge zu gelangen. Zur sa-

    kralen Atmosphäre des Raumes trägt

    auch das große Holzkreuz bei, das der

    Hausmeister gezimmert hat. Auf dem

    Altar, einem mit weißem Leinen

    überspannten Tisch, brennen zwei

    Kerzen. Prädikantin Susanne Banhart,

    schieden, darüber trägt sie eine feine

    Strickjacke. Sie berichtet, dass auch

    ihrem verstorbenen Mann der Got-

    tesdienstbesuch immer wichtig ge-

    wesen ist. Der heutige Sonntag geht

    für sie verheißungsvoll weiter: Nach

    dem Gottesdienst gibt es nämlich

    Sonntagsbraten, auf den sie sich be-

    sonders freut. Und wenn es ihrem

    Neffen wieder besser geht, dann

    kommt er am Nachmittag sogar

    noch auf einen Besuch vorbei.

    Was die Gottesdienste angeht, so ist das

    Michael-Hörauf-Stift in einer glückli-

    chen Lage. „Das Besondere ist, dass

    wir das ganze Jahr über mehrere Pfar-

    rer und Prädikanten bei uns haben“,

    sagt Hausleiterin Gudrun Auracher.

    In Boll gebe es viele Pfarrer im Ruhe-

    stand, die auch mal kurzfristig ein-

    springen würden. Und es gibt seit vie-

    len Jahren Ehrenamtliche, die jeden

    Bewohner, der am Gottesdienst teil-

    nehmen möchte, es aber selbst nicht

    schafft, in seinem Zimmer abholen.

    die heute die Predigt hält, stellt das

    Taufgeschirr aus der Boller Stiftskir-

    che darauf. Sie nimmt das Mikro in

    die Hand: „Im Namen des Vaters,

    des Sohnes und des Heiligen Geistes

    heiße ich Sie herzlich willkommen.“

    Gott ist als Kind zu den Menschen

    gekommen. Darüber will die Prädi-

    kantin und Diplom-Religionspädago-

    gin heute mit der Gemeinde sprechen.

    Die Ehrenamtlichen gehen durch

    die Reihen und verteilen Liedzettel.

    „Wie schön leuchtet der Morgen-

    stern“ singen die mehr als 30 Bewoh-

    ner, Angehörigen, Mitarbeiter und

    Ehrenamtlichen. „Die Taufe ist das

    Zentrum unseres Glaubens und des

    Christ-Seins“, fährt Susanne Banhart

    fort.

    In der zweiten Reihe sitzt Erna Kälbe-

    rer. „Es vergeht kein Sonntag, an dem

    ich nicht in die Kirche gehe“, sagt die

    98-Jährige, als Gudrun Auracher, die

    Leiterin des Michael-Hörauf-Stifts, sie

    nach dem Gottesdienst in ihr Zimmer

    begleitet. So hat es Erna Kälberer im-

    mer gehalten und daran hat sich auch

    nichts geändert, seit sie im Michael-

    Hörauf-Stift ist. Zum Sonntag gehört

    für sie besondere Kleidung: „Ich ziehe

    immer etwas anderes an als unter der

    Woche“, sagt die ältere Dame. Heute

    hat sie sich für eine hellgrüne Bluse

    zum dunkelgrünen Faltenrock ent-

    16 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • Reportage

    Für die vier anwesenden Ehrenamtli-

    chen, die um die 70 Jahre alt sind, ist

    der Gottesdienst an diesem Morgen

    keine Zeit, in der sie sich zurückleh-

    nen können: Es beginnt damit, dass

    sie die Bewohner aus ihren Zimmern

    in den Festsaal begleiten. Damit nie-

    mand vergessen wird, erhält Wolf-

    gang Winter davor für jeden Wohn-

    bereich eine Liste mit den Namen der

    Bewohner, die am Gottesdienst teil-

    nehmen möchten, um damit die Hel-

    fer zu koordinieren. Gemeinsam mit

    seiner Frau Helga ist er schon seit acht

    Jahren im Michael-Hörauf-Stift tätig.

    Während des Gottesdiensts kümmern

    sich die Ehrenamtlichen nicht nur um

    die Liedzettel, sondern gehen auch

    durch die Stuhlreihen, um Hände zu

    halten oder ein tröstendes Wort zu

    spenden. „Ich helfe gerne mit, weil ich

    fi nde, dass auch die Bewohner Gottes

    Wort hören sollten“, sagt Helga All-

    mendinger. Es gebe ihnen Trost und

    Kraft, zu spüren, dass Gott bei ihnen

    ist. Diese Botschaft mit in die Woche

    zu nehmen, sei sehr wichtig. Für

    Dietlinde Peppel steht fest, dass auch

    sie etwas in die Woche mitnimmt aus

    der Zeit, die sie als Ehrenamtliche im

    Pfl egeheim verbringt: „Die Bewohner

    sind so dankbar für alles, was ihnen

    noch möglich ist.“

    Prädikantin Susanne Banhart gefällt

    an den Gottesdiensten, dass sie so

    lebendig sind: „Es kann sein, dass

    ein Bewohner plötzlich das Bedürfnis

    hat, zu reden, was ich dann irgendwie

    in den Ablauf einbinden muss.“ Sie

    nimmt es nicht persönlich, wenn

    einmal jemand ein Nickerchen hält

    und nicht jeder bis zum Ende bleibt.

    Wichtig ist ihr, relativ kurz zu predi-

    gen und Objekte mitzubringen, an

    die die Bewohner mit ihren Lebens-

    erfahrungen anknüpfen können.

    Ein Stück Braten, dazu Nudeln und

    zum Nachtisch ein Eis – das lässt sich

    auch Lore Müller schmecken, die bis

    vor kurzem in ein Heft mit Kreuz-

    worträtseln vertieft war. Sonntag –

    damit verbindet sie eine gute Tasse

    Kaffee, mehr Ruhe als sonst, lieben

    Besuch und gutes Essen. Dann meint

    die 74-Jährige: „Hier ist eigentlich

    jeden Tag Sonntag.“ Dieser Ansicht

    ist sie, seit sie längere Zeit im Kran-

    kenhaus verbringen musste und ihr

    dort niemand beim Essen geholfen

    habe: nicht einmal beim Zerkleinern

    der Speisen.

    In der Cafeteria, die am Nachmittag

    geöffnet hat, haben es sich Brigitte

    Werner und Martha Blessing bereits

    gemütlich gemacht. Auch sie haben

    am Morgen den Gottesdienst besucht.

    „Wenn ich es in den Gottesdienst

    schaffe, dann gehe ich hin. Manch-

    mal schaue ich mir auch eine Predigt

    im Fernsehen an – ich kann ja nicht

    mehr in eine Kirche außerhalb des

    Hauses“, sagt Martha Blessing und

    ihre Nebensitzerin fügt hinzu: „Ich

    bin sehr dankbar, dass der Sonntag

    durch den Gottesdienst hervorgeho-

    ben wird. Für mich wird er dadurch

    zu einem Tag, an dem man sich be-

    sinnt und der im Alltag nicht so ver-

    rauscht.“ Sie sind sich einig: Der

    Sonntag könne so ein Tag der Stille

    sein, der ein Innehalten und schöne

    Gespräche ermögliche – da müsse

    nicht das volle Programm ablaufen.

    Und während sie über den siebten Tag

    der Woche nachdenken, sieht es ganz

    danach aus, als ob auch dieser Sonn-

    tag so ein Tag der Stille ist.

    Mylena Baumann

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 17

  • Aus meinem Leben

    nur ihrer wunderbaren Backkünste

    wegen, sondern auch ein Stück weit

    als Mutterersatz. Ich bin gerne in die

    Schule gegangen und unheimlich

    gerne Klassensprecherin gewesen.

    Menschen um mich herum – was

    konnte es Schöneres geben? Dann der

    Besuch des dortigen Gymnasiums mit

    Abitur und zur Abwechslung mancher

    „Ritt übers Eis“: Leidenschaftlich

    schnallte ich mir die Kufen unter die

    Schuhe und ging Schlittschuhlaufen.

    Mit 17 habe ich dabei meinen späte-

    ren Mann kennen gelernt und ihn

    vier Jahre später Mitte Oktober 1988

    geheiratet. Ein Jahr zuvor begann ich

    mein Studium an der Ludwigsburger

    Fachhochschule und wurde Diplom-

    verwaltungswirtin im gehobenen

    Dienst. Eine spannende Aufgabe war-

    tete auf mich an meiner ersten Stelle

    am dortigen Landratsamt: geschiede-

    ne Väter „verfolgen“, die ihrer Unter-

    haltspfl icht nicht nachkamen. Sehr

    spannend war auch eine Radtour mit

    meinem Mann in dieser Zeit: Per Tan-

    dem ging es von zu Hause bis nach

    Flensburg und zurück! Daran denke

    ich noch oft und sehr gerne.

    Doch dann geschah etwas sehr Trau-

    riges: 1992 starb meine über alles ge-

    Weitläufige Wiesen- und Seenlandschaften in der alten ostpreußi-schen Heimat liebte Eva Wonner sehr – bis sie dann im Alter von vier Jahren mit Eltern und Geschwistern nach Deutschland übersiedelte. Doch auch im Schwäbischen fühlte sich die kontaktfreudige Frau rasch wohl, war glücklich im Beruf, gründete eine Familie – und dann der Schicksalsschlag: Multiple Sklerose! Doch die lähmende Krank-heit konnte ihr die Freude am Leben nicht nehmen. Eva Wonner hat sogar ein Buch geschrieben und eine Menge zu erzählen. Im Pflege-zentrum an der Metter mit seiner MS-Wohngruppe Haus im Linden-hain in Bietigheim-Bissingen fühlt sie sich sehr wohl.

    Auch mit MS ein fröhlicher Mensch

    KurzbiographieEva Wonner ist mein Name, geboren

    bin ich am 2. Juli 1967 im ostpreußi-

    schen Olsztyn (zu deutsch Allenstein).

    Es gab noch zwei ältere Geschwister

    und eine jüngere Schwester – ausrei-

    chend allemal für eine glückliche Ge-

    schwisterkindheit in der herrlichen

    Seen- und Wälderlandschaft meiner

    alten Heimat. Mein Vater war Lager-

    verwalter, die Mutter war mit uns ge-

    nug beschäftigt. Wir wurden als „die

    Deutschen“ nicht sonderlich gemocht

    und fühlten uns dort deshalb immer

    weniger wohl, sodass meine Eltern

    beschlossen, 1971 nach Deutschland

    zu gehen. Mit dem Zug ging es über

    das Aussiedlungslager Friedland nach

    Bietigheim-Bissingen, wo ich auch

    bald wieder viele Freunde hatte.

    Auch die Uroma war mitgekommen.

    Das war wichtig für mich, denn nun

    musste auch meine Mutter arbeiten,

    damit wir genug zum Leben hatten.

    So schätzte ich meine Uroma nicht

    Eva Wonner wohnt seit elf Jahren in der MS-Wohngruppe „Haus im Linden-hain“ in Bietigheim-Bissingen.

    Mit den Geschwistern in der Kinderzeit um 1970.

    Im blauen Müllsack als „Rockerbraut“ bei der Fasnet (Februar 1982).

    Beim Abschlussball (1983).

    Hochzeit (15. Oktober 1988).

    Auf großer Tandemfahrt nach Flensburg (Ende der 80er Jahre).

    18 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • Aus meinem Leben

    liebte Uroma und ich wollte von die-

    sem Ort Bietigheim, der mich doch so

    sehr an sie erinnerte, erst mal weg. Und

    so trat ich im August 1992 eine Stelle

    als Regierungsinspektorin im fränki-

    schen Ansbach an, wo ich die Auf-

    sicht über die Gesetzlichen Kranken-

    kassen hatte – mit eigener Sekretärin.

    Es war eine anstrengende Arbeit, bei

    der ich viel rumgekommen bin. Der

    Tod meiner Uroma lag noch nicht lan-

    ge zurück, als sich bei mir eine begin-

    nende Multiple Sklerose (MS) bemerk-

    bar machte: Erst sah ich Doppelbilder,

    dann hatte ich Probleme beim Gehen.

    Auch wenn es für mich ein gesund-

    heitliches Risiko bedeutete, wollte ich

    doch unbedingt ein Kind. Und wie

    freute ich mich, dass es klappte! Am

    8. Mai 1994 kam unser Sohn Janek

    auf die Welt. Gleichwohl wollte ich –

    und ging auch alsbald wieder – in

    meinen Beruf zurück, zumal ich weit

    mehr verdienen konnte als mein

    Mann als Radio- und TV-Techniker.

    Wir hatten ein altes Bauernhaus er-

    worben und uns hergerichtet mit gro-

    ßem Grundstück, mit Natur fast wie

    in der alten ostpreußischen Heimat.

    Doch die MS-Erkrankung zwang

    mich schließlich, sie in einem auf

    Multiple Sklerose spezialisierten

    Pfl egeheim behandeln zu lassen.

    Das fand ich in Kiefersfelden an der

    österreichischen Grenze. Die drei

    Monate dort im Jahr 1997 waren

    schrecklich, so weit weg von Kind

    und Mann. Zudem verstand mein

    Mann meine Situation nicht und war

    damit überfordert. Also wollte ich

    wieder zu meinen Eltern nach Bietig-

    heim, wo ich im Pfl egezentrum an

    der Metter eine wohltuende Aufnah-

    me fand. Im Frühjahr 1998 konnte

    ich dann in die angegliederte Wohn-

    gruppe im Lindenhain umziehen,

    das speziell für die Pfl ege MS-kranker

    Menschen ausgelegt ist.

    Mein Mann hat sich dann 2006 von

    mir scheiden lassen und meinen

    Sohn bei sich. Janek besucht mich ab

    und zu, er ist eine ganz große Stütze

    für mich, denn er versteht mich.

    2004 habe ich, mit Hilfe meiner

    Freundin, ein Buch über meine Situa-

    tion und Krankheit geschrieben,

    denn es war und ist mein größter

    Wunsch, davon zu erzählen und auch

    davon, dass man mit „MS“ ein glück-

    licher Mensch sein kann. Denn das

    bin ich hier und freue mich über je-

    den Kontakt zu Menschen innerhalb

    wie auch außerhalb des Pfl egezent-

    rums. Wenn ich noch mehr Kontakte

    nach „draußen“ knüpfen könnte,

    würde mich das sehr begeistern!

    Hier gefällt mir besonders das Ge-

    dächtnistraining, an dem ich zwei

    Mal im Monat teilnehme.

    Welches waren die schönsten Momente in Ihrem Leben?Das war, als ich geheiratet habe und

    bald darauf unser Sohn Janek auf die

    Welt kam. Aber auch mein FH-Studi-

    um zähle ich dazu.

    An welche Momente denken Sie nur ungern zurück?Als am 10. Januar 1992 meine Urgroß-

    mutter gestorben ist. Und dann die

    Diagnose „MS“ ein Jahr darauf mit

    den Folgen meiner Krankheit.

    Welche Ereignisse und Umstän-de haben Ihr Leben besonders geprägt?Das war natürlich in späteren Jahren

    der Ausbruch meiner Krankheit mit

    den Lähmungserscheinungen. Aber

    ich denke dabei auch an die Jahre da-

    vor mit Familienleben und – früher

    wie heute – meine Freude am Umgang

    mit Menschen um mich herum.

    Was sind für Sie die wichtigsten Lebenserfahrungen, die Sie einem jungen Menschen mit auf den Weg geben würden?Lernen, hinter die „Fassade“ eines

    Menschen zu schauen! Das halte ich

    für das Wichtigste.

    Christoph Ludwig

    Wir bedanken uns bei Eva Wonner, die

    uns freundlicherweise Fotos aus ihrem

    privaten Fotoalbum zur Verfügung

    gestellt hat.

    Eva Wonner mit ihrem Sohn Janek am Einschulungstag (September 2000).

    Eva Wonner mit ihrem geliebten Hund (1993).

    Eva Wonner am Stehgerät zur Kräftigung der Beinmuskulatur (2007).

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 19

  • Das Diakonische Werk Württemberg hat ein Modell für den Zivil-dienst entwickelt, an dessen Ende eine abgeschlossene Ausbildung steht. Zivildienstleistende absolvieren ihren neunmonatigen Dienst. Nach drei weiteren Monaten haben sie zudem eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer abgeschlossen. Seit fast einem Jahr wird die Idee ausprobiert.

    Zivildienst mit Aus-bildung verbindenRoy Hessler wird in Dornstadt zum Altenpflege-helfer ausgebildet

    Roy Hessler nimmt an dem Modell-

    projekt des Diakonischen Werks Würt-

    temberg teil und lässt sich als „Zivi“

    zugleich ausbilden. Am 30. September

    2008 stieg der 19-jährige Berliner in

    den Zug nach Ulm, um im Betreuungs-

    und Pfl egezentrum Dornstadt seinen

    Zivildienst zu beginnen. Er hat sich

    bewusst für das neue Angebot der

    Diakonie entschieden. Der Wechsel

    von der Großstadt Berlin ins ländli-

    che Dornstadt war für Roy Hessler

    kein Problem. „Entweder ich fahre

    ins Nichts oder ich fahre ins Glück“,

    lautete seine Devise. Es wurde eine

    Fahrt ins Glück, bestätigt der junge,

    sympathische Zivi. „Die Ausbildung

    macht sehr viel Spaß – ich lerne viel

    Neues und kann mein Allgemeinwis-

    sen erweitern. Irgendwann werde ich

    auch einen Beruf in der Pfl ege ausüben.

    Es ist eine tolle Idee, dass die Diakonie

    dies möglich macht. Es ist für alle gut,

    die später in einen pfl egerischen oder

    medizinischen Dienst gehen wollen.“

    Sein Traumberuf ist und bleibt der

    Beruf des Allgemeinmediziners.

    Zwei statt drei Jahre

    Bis dahin ist es aber noch ein langer

    Weg. Jetzt drückt er erst einmal die

    Schulbank in der Berufsfachschule

    für Altenpfl ege des „Diakonischen

    Instituts“, die sich auf dem Gelände

    des Pfl egezentrums befi ndet. In meh-

    reren Blöcken zu je drei bis sechs

    Wochen wird er hier ausgebildet.

    Wenn Roy Hessler den Abschluss des

    Altenpfl egehelfers geschafft hat, kann

    Aus der Heimstiftung

    er bei Interesse und Eignung anschlie-

    ßend den Beruf des Altenpfl egers er-

    lernen. Statt drei Jahre dauert die Aus-

    bildung dann nur noch zwei Jahre.

    Seine Haupttätigkeit bleibt in erster

    Linie aber die eines „Zivi“. Im An-

    schluss an die Zivildienstzeit von neun

    Monaten schließt er dann mit der Aus-

    bildungsstelle einen Ausbildungsver-

    trag über drei Monate (Rest-)Ausbil-

    dung zum Altenpfl egehelfer ab. Der

    neunmonatige Zivildienst wird auf

    die einjährige Ausbildung zum Alten-

    pfl egehelfer angerechnet. So wird die

    Prüfungsvoraussetzung von einem

    Jahr Ausbildungszeit durch die letzten

    drei Monate Ausbildung erfüllt.

    Wenn die Prüfungsnote dann besser

    als 2,5 ist, kann sich Roy Hessler zum

    Altenpfl eger ausbilden lassen.

    Hausdirektor Frank Köhler hat schon

    positive Erfahrungen sammeln kön-

    nen. Der erste Zivi hat seinen Dienst

    in diesem neuen Modell-Projekt

    schon erfolgreich beendet. Manuel

    Rattka war der erste, der im Oktober

    2007 mit der Ausbildung begann.

    Jetzt studiert der junge Mann Medi-

    zin und ist für Köhler eine willkom-

    mene Aushilfe im Pfl egebereich und

    der angehende Mediziner kann sich

    sein Studium leichter fi nanzieren.

    Für Frank Köhler ist das neue Modell

    ein gutes Instrument, den Pfl egeberuf

    auch für junge Männer attraktiv zu

    machen.

    Weitere Informationen zu der Ausbil-

    dung für Zivis erteilt das Diakonische

    Werk Württemberg, Klaus Pertschy,

    Telefon 07 11/16 56-427.

    Albert Thiele

    20 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

  • Tochterunternehmen

    Sandra Bormann, Küchenleitung im Haus an der Metter der EHS in Bietigheim-Bissingen, ist zufrieden. Motiviert und fröhlich geht sie wieder zur Arbeit. Vorher lag die alte Geschirrspülmaschine wie ein Stein auf ihrem Herzen. Die betagte Maschine war in die Jahre ge kommen. Technisch und ökologisch entsprach sie nicht mehr dem Standard moderner Geschirrspülmaschinen. Eine neue Maschine musste her. Die Sucherei ging los.

    „Wir sind am Geschirr erstickt!“Neue Bandspülmaschine schont die Umwelt und bietet Einsparpotenziale

    Zwei Faktoren kamen den Mitarbei-

    tern vom Haus an der Metter dabei

    zur Hilfe. Zum einen verfügen die

    Fachleute von der Altenhilfe Beratungs

    GmbH (ABG) aus Stuttgart, einer

    Tochtergesellschaft der Heimstiftung,

    über langjährige Erfahrungen mit

    Küchenmaschinen aller Art, zum

    anderen suchte die Firma Hobart aus

    Offenburg Referenzkunden für ihre

    neue Bandspülmaschine Premax FTP.

    Bei gleicher Leistungskraft verbraucht

    sie 180 Liter weniger Wasser und rund

    50 Prozent weniger Energie und Che-

    mie als herkömmliche Maschinen

    vergleichbarer Größe. Auch der CO2-

    Ausstoß wird erheblich gesenkt. Ein

    dritter, glücklicher Umstand erleich-

    terte die Entscheidung für die neue

    Maschine. Hobart kooperiert bei ihren

    Bandspülmaschinen mit der Spülmit-

    telfi rma Ecolab aus Düsseldorf. Ein

    Spezial-Gerät, der so genannte Ecolab-

    Explorer, protokolliert den Verbrauch

    der Spülmaschine an Spülmitteln.

    Gemeinsam mit Vertretern beider

    Firmen fand im Haus an der Metter

    unter der Leitung von Rainer Schmidt,

    Leiter Zentraleinkauf der ABG, ein

    Workshop statt. Hier wurden das Für

    und Wider der Investition auf den

    Prüfstand gestellt. Das Ergebnis sprach

    für die Anschaffung: Einsparmöglich-

    keiten von knapp 15 000 Euro pro Jahr

    wurden errechnet.

    Seit März 2008 steht die neue Band-

    spülmaschine im Haus an der Metter

    und sie läuft nach Aussage von Küchen-

    leiterin Sandra Bormann „prima“.

    Nachdem erste Erfahrungen mit der

    neuen Maschine gesammelt waren,

    wurde das gesamte System des Ge-

    schirrspülens umgestellt. Denn es

    stellte sich heraus, dass die Spülma-

    schine sehr häufi g ungenutzt im Leer-

    lauf stand. Leerlaufzeiten bedeuten

    unnötige Kosten. Der Spülplan wurde

    geändert: Bisher war von sieben bis

    zwanzig Uhr immer mindestens eine

    Person mit Arbeiten an der Maschine

    beschäftigt, zu Stoßzeiten waren es

    zwei. Jetzt läuft das Reinigungsgerät

    nur noch zu vier festen Zeiten täglich.

    Sandra Bormann ist froh, dass man

    sich für den Kauf entschieden hat.

    Nach ihren Aussagen spart das Haus

    an der Metter nicht nur die im Vor-

    feld errechneten 15 000 Euro jährlich,

    sondern die Umstellung der Spülorga-

    nisation bringt nochmals 5 000 Euro

    Einsparung im Jahr. „Früher“, so stellt

    die Küchenleiterin zufrieden fest,

    „war Spülen eines unserer Hauptge-

    schäfte, heute ist es ein Nebenge-

    schäft.“ Die neue Be- und Endlade-

    technik führe zu einem weiteren posi-

    tiven Nebeneffekt: Die Rückenschmer-

    zen bei den Mitarbeiterinnen, die

    die Maschine bedienen, schwinden.

    So laufen jetzt 8753 Geschirr- und

    Besteckteile täglich beschwerdefrei

    durch die neue Bandspülmaschine.

    Albert ThieleDer Ecolab-Explorer protokolliert den Verbrauch an Spülmitteln.

    Sandra Bormann kann wieder lachen.

    Rückenschonendes Arbeiten an der Maschine.

    „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 21

  • 22 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

    Aus der Heimstiftung

    Richtfest in Engelsbrand-SalmbachAm 6. Februar war Richtfest für das Altenpfl egeheim „Haus Talblick“ in Engelsbrand-Salmbach. Nicht mal fünf Monate ist es her, dass der erste Spatenstich erfolgt ist. Im Herbst 2009 soll das neue Heim bezugsfertig sein. Neben 37 Einzelzimmern für pfl egebedürftige Senioren umfasst die Einrichtung auch jeweils sechs betreute Drei-Zimmer-Wohnungen sowie Zwei-Zimmer-Wohnungen, die vermietet werden. Das entstehende Heim tritt als Ersatzneubau die Nachfolge des baulich in die Jahre gekom-menen „Hauses Talblick“ der Familien Eckerle und Grambole in Grunbach an. Betreiber des „Hauses Talblick“ ist die Haus Talblick GmbH, eine Tochtergesellschaft der Evangelischen Heimstiftung. Beim Richtfest (v.l.): Prokurist Ralf Oldendorf, EHS, HD Martina Wagner, EHS, BGM Bastian Rosenau, De-kan Werner Trick, Gerd Reuschle, Firma Epple, Landrat Karl Röckinger, Jürgen Schwefel, Firma Epple.

    Haus auf der Waldau: Baubeginn Sommer 2009Mit dem Neubau des Altenpfl egeheims Haus auf der Waldau in Stutt-gart-Degerloch kann noch vor den Sommerferien begonnen werden. Damit startet das 22-Millionen-Projekt nach langjähriger Wartezeit. Die Genehmigung des „Vorzeitigen Maßnahmenbeginns“ durch den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) traf am Montag, 2. Februar, in der EHS-Hauptverwaltung ein. „Damit können wir, wenn das Haus auch dieses Jahr nicht auf die Förderliste des Landes kommt, anfangen“, sagt EHS-Hauptgeschäftsführer Wolf-gang D. Wanning. „Die Bewohner und ihre Angehörigen und die Mit-

    arbeiter des Hauses haben jetzt Sicherheit.“ In Degerloch entsteht ein modernes Pfl egezentrum mit vielfältigen Angeboten für den ganzen Stadtteil und alle Generationen. Ein neues Pfl egeheim mit 100 Plätzen und ein Atriumgebäude mit 50 frei fi nanzierten Plätzen lösen den mitt-lerweile 40 Jahre alten Altbau mit derzeit 143 Plätzen ab. Daneben entstehen ein Gebäude mit 24 Plätzen für „Pfl egewohnen“, eine Mi-schung zwischen Pfl egeheim und Betreutem Wohnen, und 30 Betreute Wohnungen auf der Fläche des alten Pfl egeheims. Die Baugenehmi-gung für das neue Pfl egeheim liegt bereits seit Herbst 2007 vor. Aller-dings konnte mit dem Projekt bisher nicht begonnen werden, da die Zusage des Landes für die 2,43 Millionen Euro Fördermittel für den Ersatzneubau nicht vorlag. Nachdem die Stadt Stuttgart dem Haus auch für 2009 nicht die erforderliche Priorität eingeräumt hatte und mit dem Bau ohne Förderzusage nicht begonnen werden kann, drohte dem Vorhaben das Aus. Zwischen der Sozialverwaltung der Stadt und der EHS wurde daraufhin ein Kompromiss ausgehandelt, der die Unter-stützung der Stadt beim Genehmigungsverfahren für einen „Vorzeiti-gen Maßnahmenbeginn“, die Zusage, das Projekt für das Jahr 2010 auf den ersten Platz der städtischen Prioritätenliste zu setzen, und möglicherweise eine vorgezogene Auszahlung des städtischen Anteils an den Fördermitteln beinhaltete. Dieser Kompromiss war auch von Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster bestätigt worden, der „Vor-zeitige Maßnahmenbeginn“ wurde vom KVJS genehmigt.

    Richtfest in BacknangKeine acht Monate nach dem ersten Spatenstich wurde am 27. November im Pfl egeheim Haus am Aspacher Tor Richtfest gefeiert. Im Herbst soll es fertig gestellt sein. Dann stehen im Haus 52 Pfl egeheimplätze zur Verfügung. Zudem sind 16 Wohnungen für Betreutes Wohnen im Bau. Das Investitionsvolumen beträgt zirka 6,9 Millionen Euro. Beim Richtfest (v.l.n.r.).: Architekt Helge Clauß, Pfarrer Tilman Wilborn, Prokurist Ralf Oldendorf, Landrat Johannes Fuchs, RD Karin Stiebler, Wolfgang D. Wanning, OB Dr. Frank Nopper, Martin Brezger, Geschäftsführer Mörk Bau GmbH & Co. KG, Dekan Wolfgang Traub.

    Spatenstich in PoppenweilerAm 5. Dezember fand der Spatenstich für das Walter und Emilie Räuchle-Stift in Ludwigsburg-Poppenweiler statt. Die EHS baut hier ein Pfl ege-heim mit 32 Plätzen und drei Betreuten Wohnungen. Das Investitionsvo-lumen beträgt zirka 3,6 Millionen Euro. In unmittelbarer Nachbarschaft ist der Bau weiterer Betreuter Wohnungen durch die Firma Paulus ge-plant. Ein besonderer Dank gilt dem verstorbenen Ehepaar Walter und Emilie Räuchle, das den Bau des nach ihnen benannten Stifts durch eine großzügige Schenkung an die Evangelische Heimstiftung erst ermöglicht hat. Auf dem Foto (v.l.n.r.): RD Walter Kohler, Stadtrat Dr. Eckhart Bohn, Dekan Winfried Speck, Prokurist Ralf Oldendorf, Architekt Michael Kerker, Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Mäule, Sozialdezernent Ferdinand Lauten-bacher, OB Werner Spec, Wolfgang D. Wanning, Stadträtin Gisela Fuchs.

  • „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 23

    Aus der Heimstiftung

    Direktionswechsel in VaihingenAm 28. Januar wurde Hausdirektorin Ute von Querfurth (2.v.r.) verabschiedet. Die Theologin wechselt in den kirchlichen Beratungsdienst nach Stuttgart. Ihr Nachfol-ger wird Martin Walter (2.v.l.), bisher Hausdirektor im Haus am Schlösslesbrunnen in Sersheim. Als ehemaliger Qualitätsmanagementbeauftragter der EHS kennt Diakon Walter das Karl-Gerok-Stift schon sehr gut. Begleitet wird er in seiner neuen, an-spruchsvollen Aufgabe von Regionaldirektor Walter Kohler (1.v.l.). Hauptgeschäftsfüh-rer Wolfgang D. Wanning dankte Frau von Querfurth für ihr außerordentliches Engage-ment und wünschte dem neuen Hausdirektor Gottes Segen bei seiner neuen Aufgabe.

    Helmut Mäule feiert 70. GeburtstagDer Aufsichtsratsvorsitzende der Evangelischen Heimstiftung GmbH (EHS), Helmut Mäule, feierte am 31. Januar seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass hatte die EHS zu einem Festakt geladen. Oberkirchenrat Helmut Beck, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, überreichte dem Jubilar für seine Verdienste und sein segensreiches Wirken in zahlrei-chen kirchlichen Werken das Goldene Kronenkreuz der Diakonie. Die Lauda-tio hielt Dr. Albert Sting, ehemaliger Direktor der Karlshöhe Ludwigsburg. Glückwünsche überbrachten der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec und der Sozialdezernent des Landkreises, Ferdinand Lautenbacher. Helmut Mäule ist seit 1994 Mitglied der Mitgliederversammlung der EHS und seit 2000 Aufsichtsratsvorsitzender des größten kirchlichen Altenpfl egeträ-gers in Deutschland. Neben dieser ehrenamtlichen Tätigkeit ist der Jubilar noch in weiteren Institutionen bürgerschaftlich engagiert. Er ist Mitglied im Präsidium der Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart, Mitglied des Verwal-tungsrates der Karlshöhe, Lud-wigsburg, sowie Mitglied in der Mitgliederversammlung der Dia-konissenanstalt, Stuttgart. Vor seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2000 war Helmut Mäule Mitglied der Geschäftsführung der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH, Ludwigsburg.

    Neues Werkstattgebäude in LeutkirchDie EHS baut im Leutkircher Industriegebiet Nadlerstraße ein Werkstattgebäude, in dem zukünftig zwei Sozialunternehmen aus Isny eine Außenstelle betreiben werden. Die Werkstatt für behin-derte Menschen (WfbM) des Stephanuswerks Isny und die Firma START gGmbH (ein Tochterunternehmen der EHS und angesiedelt im Stephanuswerk Isny) werden sich die Produktionsräume teilen. Die WfbM wird auf diesem Weg die komplette Abteilung Akten-vernichtung nach Leutkirch verlagern. Zudem soll hier dann auch das Angebot im Bereich der Industriemontage ausgebaut werden. In Zukunft gibt es damit für den Raum Leutkirch wohnortnahe Arbeitsplätze für Menschen mit körperlichen oder psychischen Behinderungen. Die START gGmbH wiederum bietet als Integrati-onsfi rma sozialversicherungspfl ichtige Beschäftigungsverhältnisse speziell für Langzeitarbeitslose an. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach solchen Beschäftigungsangeboten gerade aus dem Raum Leutkirch ist die Schaffung einer Außenstelle der bei-den Unternehmen eine notwendig gewordene und sinnvolle Er-gänzung zum allgemeinen Angebotsspektrum für Menschen mit besonderen Vermittlungshemmnissen. Die Lage in direkter Nähe zum Bahnhof und im Industriegebiet selbst ist sowohl für die Be-schäftigten als auch für Kunden aus der Wirtschaft optimal. Insge-samt werden in Leutkirch damit zunächst ca. 30 Arbeitsplätze entstehen. Die Bauphase hat mittlerweile begonnen und dürfte im späten Frühjahr 2009 abgeschlossen sein. Über die Entstehung dieser Arbeitsplätze in Leutkirch freuen sich (auf dem Foto

    v.l.n.r.): Marion Natterer (Stadtverwaltung Leutkirch), Dirk Holst (Direktor des Stephanswerks Isny), Elisabeth Rupf-Bolz (START gGmbH), Rolf Jehle (WfbM), Hans-Jörg Henle (OB Leutkirch), Ralf Oldendorf (EHS), Erich Mayer (Bauunternehmer) und Ralf Blum (Architekt, AGB Stuttgart).

    Neuer Tarif der Diakonie in WürttembergAm 19. Dezember hat die Arbeitsrechtliche Kommission, die Tarifkommission der Evangelischen Landeskirche und der Diakonie in Württemberg, einstim-mig den neuen Tarif der württembergischen Diakonie verabschiedet. Die Tarifeinigung beinhaltet die Übernahme des TVöD ab Januar 2009. Die im öffentlichen Dienst vereinbarten Tariferhöhungen werden nun umgesetzt. Für das Jahr 2008 wurde bereits ein Einmalbetrag von 750 Euro ausbezahlt. Neben dem TVöD können diakonische Träger in Württemberg gleichberech-tigt auch den Tarif der bundesweiten Diakonie (VR DW EKD) übernehmen, wenn vor Ort eine Dienstvereinbarung mit der Mitarbeitervertretung ge-schlossen wird. Außerdem sieht der Tarif Vereinbarungen zur Bestandssiche-rung diakonischer Einrichtungen vor. Damit soll rechtzeitig auf wirtschaftli-che Schwierigkeiten reagiert werden. Bereits im Juni letzten Jahres haben sich Dienstgeber und Dienstnehmer auf Eckpunkte des neuen Tarifs geeinigt. Die von Mitarbeitern und Dienstgebern paritätisch besetzte Verhandlungs-kommission hat nun ein halbes Jahr intensiv in vielen Detailfragen Kompro-misse erzielt und den Tarifvertrag redaktionell ausformuliert.

  • 24 „Aus der Heimstiftung“ 1/2009

    Wandteppich gespendetAls Vertreter der Kirchen in Vaihingen/Enz übergaben Dekan Hartmut Leins, Pfarrer Ludwig Zuber und Pastor Johannes Browa eine Spende in Höhe von 750 Euro an das Karl-Gerok-Stift. Dieser Betrag kam durch das Opfer des ökumenischen Marktplatzgottesdienstes und durch weitere Beiträge der Vaihinger Gemeinden und des evangelischen Kirchenbezirks zustande. Diese Spende soll den Wandteppich mit biblischen Motiven in der Kapelle des Pfl egeheims mitfi nanzieren. Die Darstellung stammt von Christel Pfl aum aus Bietigheim. Sie zeigt Szenen aus Psalm 23 sowie aus Psalm 1.

    SeniorenbegegnungDie ehemaligen Leitungskräfte der Evangelischen Heimstiftung treffen sich jährlich zur Senioren-begegnung im Ferienhotel des Stephanuswerks in Isny. Dieses Jahr fand die Begegnung vom 22. September bis 24. September statt. Fester Tagungsordnungspunkt ist immer der Bericht der Geschäftsführung. Hauptgeschäftsführer Wolfgang D. Wanning legte in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf unternehmenspolitische Fragen, Prokurist Ralf Oldendorf berichtete über die um-fangreichen Entwicklungen im Baubereich. Geleitet wurde die Tagung vom Seniorenbeauftragten Heinz Hörning, ehemaliger Heimleiter der Hansegisreute in Heidenheim. Das Foto zeigt ihn bei der Begrüßung von Prokurist Ralf Oldendorf.

    Neues Tochterunternehmen Die RTP-(Reha-Therapie-Pfl ege-)GmbH wurde bereits im Jahr 2006 gegründet, um durch Hinzugewinnung neuer Geschäftsfelder im Bereich der ambulanten Therapie ihre Mutter-gesellschaft – die Bad Sebastiansweiler GmbH – bei der wirtschaftlichen Sanierung zu unter-stützen. Die RTP-GmbH ist eine 100-prozenti-ge Tochter der Bad Sebastiansweiler GmbH. Auf Basis des beschlossenen Sanierungskon-zeptes der Bad Sebastiansweiler GmbH ent-steht derzeit ein ambulantes Therapiezentrum auf dem Gelände von Bad Sebastiansweiler, das der RTP-GmbH zur Nutzung zur Verfü-gung gestellt wird. Damit kann die neue Ge-sellschaft ihre Tätigkeit mit Beginn des Jahres 2009 aufnehmen. Die Mitgliedschaft im Dia-konischen Werk Württemberg ist beantragt.

    Tastwände für das GeriatriumUm den Bewohnern des Geriatriums im Betreuungs- und Pfl egezentrum Dornstadt eine zusätzliche Be-schäftigungsmöglichkeit zu bieten, entstand die Idee, eine Tastwand zu gestalten. Für die Umsetzung die-ser Idee konnte die Altenpfl egeschule des Diakonischen Instituts gewonnen werden. Aktivierungslehrerin Karin Siegel besuchte gemeinsam mit den Schülern des Lehrgangs 50 das Geriatrium, um sich ein Bild über die Räumlichkeiten zu machen und über die Vorstellungen zu sprechen. Im Unterricht entstand dabei eine Vielzahl an verschiedenen Tafeln, die mit den unterschiedlichsten Farben und Materialien gestaltet wurden. Jeweils fünf dieser Tafeln ergeben die Tastwände die im Eingangsbereich des OG und EG angebracht sind. In einem kleinen feierlichen Rahmen wurden die Wände offi ziell übergeben, so hatte der Lehrgang noch einmal die Möglichkeit, die Tastwände vor Ort zu sehen. Wenngleich auch die meisten Bewohner Unterstützung bei der Erkundung der Wände brauchen, wird sie doch immer wieder gerne besucht. Vielen Dank an Karin Siegel und die Schüler des Lehrgangs 50 der Altenpfl egeschule. Silvia Sonnenburg

    75 Jahre HeilbadIm Jahr 1933 wurde aus Sebastians-weiler das anerkannte Heilbad Bad Sebastiansweiler. Grundlage dafür war eine besondere Quelle. „Bad Sebastiansweiler würde es ohne das ortsgebundene Heilmittel nicht ge-ben“, weiß Geschäftsführer Volker Gurski. Das dort geförderte Schwefelwasser ist mit einem Gehalt von 40 Milligramm Schwefel pro Liter eines der stärksten in Europa. Seine heilende Wirkung kann es bei Ge-lenkerkrankungen wie Arthrose und bei Rheuma entfalten. Auch bei Hautkrankheiten wie der Schuppenfl echte ist es wirksam. Vieles hat sich in den vergangenen 75 Jahren geändert. Doch auf eines verweist Gurski mit Nachdruck und Stolz: Das Selbstverständnis und der einst formulierte Leitspruch haben heute noch Gültigkeit. Die Klinik soll „ein Ort der Erho-lung für Leib, Seele und Geist sein“. Zum Jubiläum gab es am Samstag, den 20. September einen Festakt. Ein Programmpunkt innerhalb der Feierlichkeiten war die Grundsteinlegung für das neue Schwefelbad. Die Landtagsabgeordneten Monika Bormann (CDU), Rita Haller-Haid (SPD) und Ilka Neuenhaus (Grüne) griffen zur Maurerkelle und zementierten einen Deckel auf den symbolischen Grundstein, der auf ewig versiegelt die aktuellen Ausgaben des Schwäbischen Tagblatts und des Reutlinger General-Anzeigers, gute Wünsche der Abgeordneten und einen Bibelpsalm enthalten wird.

    Aus den Einrichtungen

  • „Aus der Heimstiftung“ 1/2009 25

    Besuch aus Ghana„Eine Hausführung auf Englisch – das ist einmal eine ganz neue Herausforderung“, stellte Hausdirektorin Swantje Popp im Johannes-Sichart-Haus bei einem Besuch von fünf kirchlichen Mitarbeitern der presbyteria-nischen Kirche aus Ghana fest. Die Gruppe, die aus dem Volta-Tal in Ghana Anfang Juli für einige Tage an-gereist war, bestand aus einem Dekan mit seiner Ehefrau, einem Pfarrer, einer Mitarbeiterin der Frauenhilfe und einem Mitarbeiter der Jugendhilfe. Mit unseren Maßstäben ist das Gebiet eines Dekans in Ghana kaum zu vergleichen: 300 Kilometer fährt er vom einen Ende seines Bezirks zum anderen. Eingeladen wurden die Ghanaer durch Dekan Büsing aus Wertheim, der schon vor einigen Monaten dort zu Gast war. Während ihres Aufenthalts im Main-Tauber-Kreis waren die Besucher in zahlreichen kirchlichen und öffentlichen Insti-tutionen zu Gast. Das Johannes-Sichart-Haus besuchten sie insgesamt dreimal. Dort wurden sie mit an ihrem Geschmack orientierten Speisen bewirtet – für die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung auch ein-mal ein neues Geschmackserlebnis. Begeistert waren sie von der besonderen Gestaltung des Demenz-Wohn-bereichs und der technischen Ausstattung einer Pfl egeeinrichtung in Deutschland. Sie schilderten Hausdirek-torin Popp, dass die Zahl der alten Menschen, die in Zukunft in Afrika nicht mehr durch die Familie versorgt werden können, stetig steigt und so ein zunehmender Bedarf an Einrichtungen wie die der EHS besteht.

    „König Kunde“ zertifiziertHausdirektor Achim Holl konnte sich mit seinen Angestellten und Bewohnern im Giengener Paul-Gerhardt-Stift über die Zertifi zierung zum Gütesiegel „König Kunde“ freuen. Sie wurde für besondere Leistungen im Bewohner- und Angehörigenservice und der Kunden-orientierung verliehen. Aus dem Abschlussbericht ist zu entnehmen, dass an das Paul-Gerhardt-Stift exzellente 99,33 Prozent der maxima-len Punkteanzahl vergeben wurden. Somit hat die Traditionseinrich-tung der EHS als erstes Pfl egeheim in Deutschland mit Bravour diese begehrte Auszeichnung erreicht. Die Ausbildung von Bereichsleiterin Renate Fischer im Januar dieses Jahres zum Qualitätscoach beim Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbe im Programm „Service-qualität Baden-Württemberg“ bildete die Grundlage für diese positive Entwicklung. Die von ihr erstellten Qualitätsstandards wurden auf alle derzeit 123 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des stationären und ambulanten Dienstes transferiert. Anschließend unterzog sich das Stift einer externen, völlig anonymen Prüfung, ähnlich der Bewer-tung bei Sternerestau-rants. Mit dem heraus-ragenden Ergebnis unterstreicht das Paul-Gerhardt-Stift wieder-um seinen Ruf als das Haus der „Ersten Klasse“ für Senioren.

    JahresgedenkgottesdienstOft werden die EHS-Mitarbeiter gefragt, was ein Pfl egeheim der Evangelischen Heimstiftung von anderen nichtkirchlichen Heimen unterscheidet. Die Antwort fällt nicht immer leicht. Meist sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen. Am 21. November war dieser Unterschied im Karl-Wacker-Heim in Stuttgart-Botnang erfahrbar: Zum ersten Mal hatte das Heim zu einem Jahresgedenkgottesdienst für die verstorbenen Bewohnerinnen und Bewohner geladen. Pfarrer Dr. Karl Hardecker von der evangelischen Kirche und Diakon Heinz Henne von der katholischen Kirche feierten mit Bewohnern und Ange-hörigen einen Gottesdienst zu Ehren der Verstorbenen. Unterstützt und beglei-tet wurden sie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Karl-Wacker-Heims, die für jeden Verstorbenen eine Kerze auf den Altar stellten. Gleichzeitig wurden die Namen der Verstorbenen verlesen. Eine ergreifende und feierliche Szene. Fünf Tage später wurde