0Eine Zeitsc1hrift des Caritasverbandes für die Stadt Köln ... · Spenden aus dem...

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CARITAS KONKRET Armut hat viele Gesichter S.02 Editorial S 03 Ausbildungskampagne Ambulante Pflege S.04 Interview Die Solidarität löst sich auf S.05 Krank, arbeitslos und arm S.06 Innenansichten Ich lebte in einem luftleeren Raum S.07 Kinderarmut und kath. Familienzentren S.08 Senioren in der Armutsfalle S.09 Ausgebrannt von der Pflege S.10 Integration in Arbeit S.11 Fortbildungen S.12 Zum Schluss: Zurück ins Leben Nr. 01 Mai_2009 Eine Zeitschrift des Caritasverbandes für die Stadt Köln e.V. 01

Transcript of 0Eine Zeitsc1hrift des Caritasverbandes für die Stadt Köln ... · Spenden aus dem...

CARITAS KONKRET

Armut hat viele Gesichter

S.02 Editorial

S 03 Ausbildungskampagne Ambulante Pflege

S.04 InterviewDie Solidarität löst sich auf

S.05 Krank, arbeitslos und arm

S.06 InnenansichtenIch lebte in einem luftleeren Raum

S.07 Kinderarmut und kath. Familienzentren

S.08 Senioren in der Armutsfalle

S.09 Ausgebrannt von der Pflege

S.10 Integration in Arbeit

S.11 Fortbildungen

S.12 Zum Schluss:Zurück ins Leben

Nr. 01 Mai_2009Eine Zeitschrift des Caritasverbandes für die Stadt Köln e.V.

01

2 E D I T O R I A L

Armut ist meist arbeitslos und oft überlange Zeit. Armut begleitet aber auchdie Arbeit. Armut hat die Ge sichter vonalleinerziehenden Frauen. Armutschaut zunehmend aus dem Antlitzalter Menschen. Armut ist kein Schicksal, sondern eingesellschaftliches Ergebnis. Arm sind – das ist wohl das Schreck -lich ste – 25 Prozent der Kölner Kinder!Ihre Gesichter spiegeln die schlechteErnährung, mangelnde Gesundheits -fürsorge, fehlende körperliche undgeistige Förderung. Viele sind wachs -tumsgestört und seelisch verkümmert.Sie sind schlecht gebildet und darummit riesigen Hypotheken für ihreZukunft belastet. Armut darf nicht ihr unwürdigesSchicksal werden. Sie bleibt ein Appellan uns alle, unsere Verant wortungwahr zu nehmen, dass niemand aus-geschlossen bleibt vom Reichtumunserer Gesellschaft, ihn zu nutzen undzu gestalten.Um angemessen am gesellschaftlichenLeben teilnehmen zu können, brauchtman Geld. In Europa gilt als ar muts -gefährdet, wer über weniger als 60Prozent des mittleren Netto ein kom -mens verfügt. Bei Allein stehenden sinddas in Deutschland 781 Euro im Mo nat,bei Familien mit zwei Kindern un ter 14Jahren 1640 Euro (Zahlen 2005).

Kurznachrichten

Erholungsreisen für ältere Menschen

Unter dem Motto „Zusammen rei-sen – gemeinsam erholen“ könnensich ältere Menschen noch fürErholungsreisen im Sommer zuattraktiven Zielen wie BadMergentheim, Bad Wörishofenoder Bad Salzschlirf anmelden.Urlaub zuhause bieten dieWohlfühltage in Köln. Anmeldung und Informationen beiAndrea Pogoda, Tel: 95570-227.

Mehrgenerationenhaus wirdzum Leuchtturm für Migranten

Das Mehrgenerationenhaus desCaritasverbandes in Köln-Kalk istjetzt zum Leuchtturmhaus fürMigrant/Innen ausgewählt worden.Unter dem Motto „Vielfalt ist unse-re Stärke“ gibt es hier zahlreicheGruppen angebote, Beratung,Sprach kurse, Veranstaltungen undFeste für Menschen aller Kulturen.Allein unter den hauptamtlichenund ehrenamtlichen Mitarbeite -rInnen iin dem Haus in derBertramstraße sind 20 unter-schiedliche Nationalitäten vertre-ten. Weitere Informationen beiKoordinator Peter Schmitz, Tel:98577-634

Mit dem Shuttle ins Wallraf-Richartz-Museum

Einen bundesweit einmaligenService macht eine gemeinsameInitiative von Toyota DeutschlandGmbH, Wallraf-Richartz-Museum,und Caritasverband Köln möglich:Der „Wallraf-Shuttle“, ein umwelt-freundlicher Toyota Prius, bringtältere und gehbehinderte Kunst -

Armut hat viele Gesichter!

Die Erwerbsarbeit ist darum das grund-legende soziale Beziehungs system.Hier wird über Einkommen und damitüber Ernährung, Kleidung, Wohnung,über Gesundheit und Bildung, die eige-ne und die der Kinder und über die kul-turelle Teil habe entschieden. Hier wirddas Fundament gelegt für ein Leben inmenschlicher Würde. Nichts darfunversucht bleiben gegen das zerstö-rerische Wirken von Arbeitslosigkeit.Alles muss getan werden, um denTeufelskreis von Armut, mangelnderBildung und Arbeitslosigkeit zu durch-brechen.Im Folgenden lesen Sie konkreteBeispiele von Caritas-Arbeit im Kampfgegen die zerstörerische Wirkung derArmut und im Ringen um die Würdedes Menschen und eine solidarischeGesellschaft.

Ihr

Franz Decker, Caritasdirektor

Die Entscheidung der RTL-Stiftungzur Vergabe der eingegangenenSpenden aus dem RTL-Spenden -marathon im November ist gefallen:Der Caritas verband Köln erhält fürsein Projekt gegen Kinderarmut amKölnberg 200 000 €.Projekte gegen Kin der armut aus denCaritasverbänden in Köln, Berlin,Leipzig, Stuttgart und München hat-ten sich beworben und wurden inden Pool des RTL-Spenden mara -thons aufgenommen. Das Projekt amKöln berg wurde in einem Film vonModeratorin Birgit Schrowange vor-gestellt. (Einen ausführlichen Bericht lesen Sie im nächsten Heft.)

RTL-Stiftung unterstützt Projekt gegen Kinderarmut

interessierte zu Kölns ältestemMuseum, dem Wallraf-Richartz-Museum. Und so funktioniert der neueService: Der Caritasverband mitseinen NachbarschaftshilfenKölsch Hätz und den Senioren -netzwerken vermittelt Ehrenamtl -iche, die weniger mobile Mitbürgerfahren und auf Wunsch durch dieAusstellung begleiten. Ansprechpartnerin ist AndreaPogoda, Tel: 95570-227

Internetcafé für psychischkranke Menschen

Im Sozialpsychiatrischen ZentrumInnenstadt (SPZ) konnte mit Hilfeder Kämpgen-Stiftung ein Inter -netcafé eingerichtet worden. Esbietet im geschützten Rahmen derKontakt- und Beratungsstelle einenkostenlosen Zugang zum Internetfür Menschen mit einer chronischpsychischen Erkrankung. ImmerMon tags und Donnerstags von 14bis 17 Uhr stehen ihnen Mitarbeiterdes Sozialpsychiatrischen Zen -trums für Fragen und Anleitung zurVer fügung.Kontakt: Mario Heider, Sozial -arbeiter im SPZ, Tel.: 37663-15

Mit Persönlichem Budgetselbstbestimmt Hilfen planen

Menschen mit Behinderung kön-nen mit Hilfe des PersönlichenBudgets selbstbestimmter ihre not-wendigen Hilfen zur besserenTeilhabe am gesellschaftlichenLeben planen und in Auftraggeben. Der Caritasverband alsAnbieter von Hilfen aus denBereichen Arbeit, Wohnen undFreizeit, berät und unterstützt beider Antragstellung.Weitere Informationen zum per-sönlichen Budget gibt es unter Tel:95570-475

(jü)

3A U S D E M V E R B A N D

Jobs für und mit Menschen. Auf -stiegschancen wie sonst nirgendwo.Der soziale Markt hebt ab und mitihm die Ambulante Pflege der christ-lichen Wohlfahrtsverbände in Köln. Mit einer frechen Kampagne „Sagnicht, wir hätten es Dir nicht gesagt“,die vor allem auf das Medium Inter -net setzt und junge Menschen ab 16Jah ren anspricht, werben Caritas,Dia konie, Die Johanniter und die Dia -konie Michaelshoven für die Aus bil -dung zum/zur examinierten Alten -pfleger/in in der Ambulanten Pflege. Postkarten mit der Internet-Adressewww.sagnichtwirhaettenesdirnicht-gesagt.de werden in Köln dort ver-teilt, wo sich Jugendliche aufhalten.Hier finden sich Informationen zumPflegeberuf und die Möglichkeit, sichdirekt zu bewerben. „Wir Träger haben alle das gleicheProblem: Uns fehlt der Nachwuchs“,erläutert Beate Linz,Geschäftsführerin der DiakoniegGmbH die gemeinsame Aktion. DieKampagne sei „jung, frisch und pro-vokativ und macht neugierig.“ Auchdie Internet-Adresse sei absichtlichso besonders lang. Linz: „Wir dach-ten, kurz kann jeder, da machen wirmal etwas anderes.“ „Der Pflegeberuf ist zwar anstren-gend, bietet aber gerade im ambu-lanten Bereich auch viele Reize“,meint Beate Linz und zählt dieVorteile auf: selbstständiges Arbeiten

beim Kunden vor Ort, mobil mit demAuto unterwegs, sichererer Arbeits -platz mit Zukunft und Aufstiegs -möglichkeiten. Als einer der erstenAuszubildenden mit Praxisschwer -punkt in der ambulanten Altenpflegehat Jonas Cuhlmann im Oktober2008 begonnen. Der gelernteSchreiner schätzt besonders dendirekten Umgang mit Menschen,aber auch die Fahrpraxis mit demAuto. „Hier lerne ich wirklich fürsLeben: von der Pflege bis zumEinparken.“ Er ist zufrieden mit seinerBerufswahl: „Das ist ein Beruf, dermich sehr erfüllt.“ Am Feierabendhabe er „das gute Gefühl, Menschengeholfen zu haben.“Durch entsprechende Fort- undWeiterbildungen lässt sich in diesemBeruf Karriere machen, beispielswei-se als Leiter eines AmbulantenPflegedienstes oder als Pflege mana -ger. Gute Leitungskräfte werdenimmer gesucht. Und der Arbeitsplatzist sicher: der Bedarf an qualifiziertenPflegekräften wird weiter zunehmen.

Marianne Jürgens

Die Träger stellen die Kampagne vor

„Sag nicht, wir hätten es Dir nicht gesagt.“Kampagne wirbt für Ausbildung in der Ambulanten Pflege

Weitere Informationen Im Internetunter www.sagnichtwirhaettenesdirnichtgesagt.deInteressierte können per E-Maileine Kurzbewerbung schicken an:[email protected]

4 D A S A K T U E L L E I N T E R V I E W

Wie viel Armut erträgt oder verträgtunsere Gesellschaft?Für eine christlich geprägte Ge sell -schaft sollte dies unerträglich sein.Sie sollte stets darum bemüht sein,ein „Arm sein müssen“ in unsererGesellschaft überflüssig zu machen.Nur leider teilen auch wir Christenunseren Überfluss mit den Bedür f -tigen immer weniger, wenn es anunsere Substanz geht. So gesehenverträgt eine Gesellschaft oft mehr,als sie eigentlich vertragen kann.Wenn die Menschen beginnen, denBlick abzuwenden und sich nur nochum sich selbst zu drehen, dann weilsie nicht wissen, wie mit Armut um -zugehen ist. Der Rückzug auf sichselbst versperrt den Blick auf denNächsten. Der Mensch nimmt nichtmehr wahr, dass die Gemeinschaftder schützende Rahmen des mensch - lichen Daseins ist. Löst sich diesesoli darische Struktur auf, ist dies einMerk mal der Erkrankung der Ge -sellschaft. In diesem Sinne laufen wirzurzeit Gefahr, die Ver träglich keits -grenze an Armut zu überschreiten.

Armut verfestigt sich in manchenFamilien und betrifft mehrere Ge -

nerationen. Woran scheitert dieUnter brechung von Armut?Woran liegt es, dass Kinder sucht-kranker Eltern oftmals selber Sucht -probleme haben? Kinder gewalttäti-ger Eltern selbst gewalttätig werden?Es scheint doch auf der Hand zu lie-gen, dass persönlich gemachteErfah rungen eigenes Verhalten prä-gen. Armut schränkt die Teilnahmeam gesellschaftlichen Leben massivein. Armut macht nicht fröhlich oderaus desillusionierten Menschen le -bens bejahende und von positiverEner gie angetriebene Menschen.Wie sollen aus diesen Familien Kin -der entwachsen, die plötzlich aussich heraus mutig sind und „einfach“die sen Kreislauf mal eben durchbre-chen? Ohne Unter stützung und Zu -trau en von Außen und dem Gefühlals Teil unserer Gesellschaft wirklicher wünscht zu sein, kann dieses nichtgelingen.

Im kinderreichen Chorweiler gibt esnur einen Kinderarzt, in Lindweilerweder Bank noch Geldautomat.Blickt man auf Köln, so hat man denEindruck, dass arme Stadtteile aucharm an Infrastruktur und Ressourcen

sind. Ist das politisch gewollt oderwird es einfach hingenommen?Ich kann mir nicht vorstellen, dassdies gewollt ist. Ich glaube aber, dassStädteplaner oder Politiker nicht odernur selten in Chorweiler oder Lind -weiler leben. Der eigentliche Bedarfwird nicht wahrgenommen, bzw.berücksichtigt bei der Planung, unddie dort lebenden Bürger undBürgerinnen werden nicht einbezo-gen in eine Stadtteil entwicklung. Esgibt keine Ver wurzelung im Veedel,keine Identi fi ka tion mit irgendetwas,was als erhaltenswert gelten könnte.Was mit Sicherheit vorzufinden ist,sind der nächste Aldi, ein russischerKiosk und von Graffitis überzogeneBeton wände. Menschen in diesenStadt teilen geraten aus demBlick und es findet eine Ghettoi -sierung statt, schleichend. Hat sichdie Lage dann zugespitzt, wird diePolitik wieder aufmerksam und derjeweilige Stadtteil zum Problem be -reich erklärt. Polizei und Sozialarbeitwird den Problemen hinterherge-schickt und soll’s dann richten. Dasallein hilft jedoch nicht. Es ist dieFrage, ob Politiker sich auf die ihnendort begegnende Hilf losig keit und

Perspektiv losig keit einlassenkönnen, um hieraus nachhal-tig wirksame Lö sungs -ansätze für „abgehängte“Stadtteile zu entwickeln.

Arme Stadtteile haben oftauch arme Kirchen ge mein -den, die in der Ar muts -bekämpfung schnell an ihreGrenzen kommen. Brau chenwir nicht eine Art „Las ten -ausgleich“ zwischen reichenund armen Ge meinden? Kirchengemeinden, die eineextrem ausgeprägte sozialeAuf gabe übernehmen undsich dem stellen, die habenmeiner Meinung nach jedesRecht, dafür auch ein Mehran Ressourcen, auch finan-

Solidarität in der Gesellschaft löst sich aufAndreas Sellner, Leiter der Gefährdetenhilfe im Diözesan caritasverband Köln, im Gespräch

Allein auf weiter Flur: Kinderarzt Detlev Geiß in Chorweiler

Arbeitslos und arm, der Zusammen -hang ist offensichtlich. Nach 12 bis18Monaten Arbeitslosigkeit „fällt“ einArbeitsloser in den Leistungsbezugdes SGB II (im Volksmund Hartz IVgenannt). Gesundheitliche Beein -trächti gungen und Krankheiten sindin über 50 % der Fälle Auslöser oderGrund für Langzeitarbeitslosigkeit.Die Gefahr, dass sich diese Situationverfestigt, ist groß. Aus materiellerNot in Verbindung mit befürchtetersozialer Ausgrenzung vermeidenMenschen in Arbeitslosigkeit häufigdie notwendigen Arztbesuche. Dasverschärft oft den gesundheitlichenZustand. Das Ziel der Arbeits -aufnahme rückt dann in noch weite-re Ferne.Der enge Zusammenhang vonKrankheit und Langzeitarbeits losig -keit hat vor einigen Jahren in Köln zuder Einführung des Projektes„JobPromote“ geführt, in demgesundheitlich beeinträchtigte lang-zeitarbeitslose Menschen intensivbegleitet werden. Die Arge Köln hatdafür eine gesonderte Abteilung -das sog. DiMa-Team (von Disease-Management) – eingerichtet. 16Institutionen, darunter auch derCaritasverband Köln, haben sich die-sem Projekt angeschlossen und füh-ren die Begleitung der Maßnahme -teilnehmer durch. Ziel ist es, den Teufelskreis ausKrankheit und Arbeitslosigkeit zudurchbrechen. Neben der Aktivie -rung für bestimmte Arbeitsbereiche(z.B. durch Prakti kums einsätze) wer-den Maßnahmen zur Gesund heits -förderung durchgeführt. Dazu gehö-ren Sportangebote und auch An ge -bote zur medizinischen Rehabi -litation, wie z.B. Rücken schulen. Vor allem wird während des Projektesdie Klärung der Lebenssituation derMaßnahmeteilnehmer angestrebt.Neben dem Hauptziel der Integrationin den Arbeitsmarkt kann auch dieFeststellung der Frühverrentung oderder Wechsel in eine Werkstatt für

Menschen mit Behinderung eine fürmanche Teilnehmer gute Lösungsein. Auch wenn die materielleSituation eines Arbeitslosen inFrühverrentung möglicherweise nichtunbedingt besser ist, bedeutet esaber eine Klärung hinsichtlich der(nicht mehr vorhandenen) Arbeits -fähigkeit und damit die Chance, sichmit dieser Situation zu arrangierenund sein Leben darauf einzustellen.Der Wechsel in eine Werkstatt fürMenschen mit Behinderung (WfbM)erscheint vielleicht ebenfalls, vonaußen betrachtet, nicht als die besteLösung. Gerade für Arbeitslose mitpsychischer Erkrankung ist dasjedoch oft eine durchaus hilfreicheAlternative. Hier gibt es individuellpassende Angebote wie Einzel -außen arbeitsplätze, betriebsintegrier-te Arbeitsgruppen, Integrations firm -en, die eine Teilhabe am Arbeitslebenermöglichen. Auch eine Rückführungin den ersten Arbeitsmarkt ist denk-bar.Das zeitweise dichte Hilfesystem imRahmen des Projektes durch denhohen Personaleinsatz in der päda-gogischen Alltagsbegleitung, in derQualifizierung, Förderung und Ge -sundheitsberatung sowie im Fall -management der Arge macht in vie-len Fällen eine berufliche Integrationwieder möglich. Zumindest führt eszu einer positiven Klärung derLebenssituation der Teilnehmer. Inder Regel steigt das Auskommen derBetroffenen und trägt damit zu mehrMotivation und Aktivierung bei. Aberauch der gesundheitliche Zustandund die sozialen Kontakte verbessernsich.Arbeitslosigkeit, verursacht durchKrankheit, führt fast automatisch zurArmut. Das Kölner Projekt„JobPromote“ zeigt Wege auf, wieArmut und Arbeitslosigkeit überwun-den werden können.

Axel Pulm, Geschäftsfeldleiter

Beschäftigungshilfe im Caritasverband

5T I T E L T H E M A

Krank, arbeitslos und armDas Projekt JobPromote zeigt Wege aus Armut und Arbeitslosigkeit

zieller Art zum Beispiel durch dieUmverteilung von Caritassamm -lungen zur Verfügung gestellt zubekommen. Gemeinden, in denensich die „Promis“ tummeln, bedürfenzwar auch der Hinwendung unseresbarmherzigen Gottes, aber wohl weitweniger des Zugangs zu sozialenHilfeleistungen.

Welche weiterführenden Ansätzevon Armutsbekämpfung erkennenSie derzeit und würden Sie gernestärker gefördert sehen? Der Papst hat es gerade in Angolavorgeführt: Menschenmassen ster-ben immer noch an Aids. Kondomewerden aber weiterhin seitens derKirche ab gelehnt. Was ich als sinnvollerachte in der Prävention, derArmuts be kämpfung, ist nicht unwei-gerlich auch das, was z.B. die Politikals sinnvoll erachtet. Will man Armuttatsächlich bekämpfen, kann dies nurin der Freiheit des Kopfes geschehen,losgelöst von Religionen, Politik,Wirtschaft oder sonstigen Interes -sens gruppen. Nach unserem christli-chen Selbstverständnis muss derMensch in der Mitte der Betrachtungstehen. Unser Blick muss daraufgerichtet sein, was uns eint undnicht, was ausgrenzt. Es ist immer impositiven Sinne dem nachzuspüren,in welcher Gesell schaft ich lebenmöchte. Mir geht es nur gut, wennes den anderen auch gut geht. Undhieran hat jeder einzelne seinenAnteil und ist aufgefordert mitzuwir-ken. Clemens Zahn

Andreas Sellner

6 I N N E N A N S I C H T E N

Das Leben passiert einfach nur noch.Was kann denn da noch kommen?Zwei Jahre ist es her, da hat KlausFerners Leben doch noch einmaleine überraschende Wende genom-men. Nach 20 Jahren ohne festenWohnsitz lebt er zum ersten Mal wie-der in einer richtigen Wohnung undfühlt sich rundum wohl. Er ist über-zeugt: „Ohne Hilfe schafft das kei-ner.“ Vor allem nicht nach einer solangen Zeit. „Hätte ich Frau Knaufvom Betreuten Wohnen der Caritasnicht getroffen, würde ich immernoch so ein Leben wie früher füh-ren.“Beruflich hat der heute 72-jährigeschon viel gemacht: Nach einerSchlosserlehre arbeitete er alsZechenarbeiter, dann war er einigeJahre auf Montage. 1964 heirateteer, doch die Ehe zerbrach. DieScheidung 1982 war für Klaus Fernerder große Einschnitt in seinemLeben. „Von dieser Zeit an habe ichkeinen Halt und keine Ziele mehrgehabt. Das desolate Leben fing an.“ Seit dieser Zeit ist er ohne eigeneWohnung. Mal schläft er bei Be -kannten, wie es gerade so kommt.Längere Zeit verbringt er in BergischGladbach, übernachtet zeitweise imPartykeller einer Familie und erledigtdafür Garten arbeiten. Damit kann ergerade so überleben. Einmal nimmter allen Mut zusammen und gehtzum Sozialamt. „Sie müssen erst ein-

mal zwei Jahre auf der Straße leben,bevor Sie Hilfe bekommen“, be -kommt er zu hören. Danach bringt eres nicht mehr fertig, sich an Ämter zuwenden und um Hilfe zu bitten.Längst sind sämtliche Papiere abhan-den gekommen, krankenversichert ister schon lange nicht mehr. Er hatbuchstäblich nichts: „Ich lebte ineinem luftleeren Raum“. Vor vier Jahren dann der gesundheit-liche Zusammenbruch. Er hatDiabetes. Jetzt schwillt sein Beinplötzlich an. Es bleibt nur der Wegins Krankenhaus. Das Bein wirdsofort amputiert. Der Heilungs -prozess dauert lange, aber KlausFerner lernt ganz ohne Gehhilfen miteiner Prothese zu laufen. 1997 dann ein erneuter Kranken -haus aufenthalt. Weil er immer nochohne festen Wohnsitz und Kranken -versicherung ist, wir der SozialeDienst informiert. „Zu dem Zeitpunktwar mir alles egal, wie es weiter geht.Die Mitarbeiterin ermutigte michaber immer wieder, ich solle nicht dieFlinte ins Korn werfen.“ Sie setzt sichmit Christiane Knauf vom BetreutenWohnen der Caritas in Verbindung.„Irgendwie dachte ich dann, die Frausetzt sich so ein, da muss ich auchselbst mitmachen. Und ich wollte jaeigentlich auch was anderes als meinLeben bisher,“ berichtet Ferner.Christiane Knauf vermittelt beimWohnungsamt, als Ferner sich in sei-

nen schlechten Erfahrungen mitÄmtern bestätigt sieht: „Der behan-delte mich dort wie einen Idioten.“Schließlich kann er vorübergehendein rollstuhlgerechtes Einzelzimmerin einer Notunterkunft der DiakonieMichaelshoven beziehen.In dieser Zeit leitet die Caritas-Mitarbeiterin den Rentenantrag in dieWege und kümmert sich um seinePapiere. Die bewilligte Rente reichtnicht zum Leben aus, mancheArbeitszeiten ließen sich nach so lan-ger Zeit nicht mehr nachweisen. DieRente wird durch Sozialleistungenergänzt. „Ich rauche nicht, mitAlkohol und Drogen hatte ich auchnie etwas am Hut, daher komme ichmit dem Geld ganz gut über dieRunden.“ Die Krankenkasse verwei-gert zunächst die Aufnahme, die erstvor dem Sozialgericht erkämpft wer-den muss. Im November 2007 kann Ferner denMietvertrag für eine Wohnung derGAG in Porz unterschreiben. „Sie hatsogar eine Terrasse und Blick insGrüne“, freut sich Ferner. ChristianeKnauf stellt mit ihm gemeinsam denAntrag für die Erstausstattung derWohnung. Ge mein sam besorgen siedie notwendigen Möbel. Voller Stolzzeigt Klaus Ferner seinen liebevollhergerichteten Wohnschlafraum unddie Küche. Trotz seiner gesundheitli-chen Pro bleme führt er seinenHaushalt ganz allein, putzt und kochtselbst, kauft ein. Wieder für eineeigene Wohnung verantwortlich zusein, fällt ihm leicht. „Herr Ferner istrichtig aufgelebt,“ meint ChristianeKnauf. „Ich komme gut zurecht, auchgesundheitlich. Ja, mein Lebenmacht mir wieder Freude,“ bestätigtFerner. Marianne Jürgens

Ich lebte in einem luftleeren RaumNach 20 Jahren ohne festen Wohnsitz endlich eine eigene Wohnung.

Betreutes Wohnen fürWohnungsloseCaritasverband für die Stadt Köln e.V.Ansprechpartnerin: Christiane KnaufTel: 95570-310, E-Mail:[email protected]

Klaus Ferner in seiner neuen Wohnung

Ein Kind ist ein Armutsfaktor ers-ten Ranges und das in einerGesellschaft mit niedrigster Ge -burtenrate. Trotz vieler Maß -nahmen ist eine Trendumkehr inder Bekämpfung von Familien -armut nicht zu erkennen. Zudem,so schreibt die Publizistin TissyBruns in der ZEIT, „leben Kinderund ihre Familien in einer kinder-armen Erwachsenenwelt, diesich weigert, die gesellschaftli-che Verant wort ung für Kinderanzunehmen“. Ein Versuch, dieLebensumstände von Kindernund ihren Familien in NRW zuverbessern, ist der flächende-ckende Ausbau von Kin der tages -stätten zu „Familien zentren“, dieein vielfältiges Beratungsan ge -bot auch für soziale Notlagenbereit halten. Im StadtdekanatKöln sind mittlerweile in zweiDrittel aller SeelsorgebereicheFa milien zentren entstanden. Wienehmen sie Kinderarmut wahrund was können sie dagegentun? Wir haben uns in vier katho-lischen Familienzentren erkun-digt.

„Bis vor wenigen Jahren war dasThema Kinderarmut in unserer Ein -richtung noch nicht zu spüren, aberimmer mehr Mütter müssen berufs-tätig werden, um den Lebens -standard der Familien zu halten“, soBirgit Fischer, Leiterin der Schwer -punkteinrichtung des Familienzen -trums „Am Worringer Bruch“. Undsie registriert aucherste Aus wir kun -gen der aktuel-len Krise:„ I m m e rmehr

Müttere r z ä h l e n ,dass ihre MännerKurzarbeit machen müs-sen oder der Arbeitsplatz der

Eltern gefährdet ist“. Die Krise rückt indas Bewusstsein der Familien und istimmer häufiger Bestandteil derElterngespräche. Es wächst die Zahlder Eltern, die einen Zuschuss zumEssensgeld beantragen und die eineUnterstützung bei Extra- Aktionenbenötigen, wie z. B. Fahrten undAusflügen. Michael Profitlich, Leiter der Kita St.Quirinus und Salvator im kath. Fa -milien zentrum Mauenheim- Niehl-Weidenpesch, sieht etwa 15% derKinder in seiner Einrichtung akut vonArmut betroffen. Er erlebt Situa -tionen, in denen Eltern ihre Kindervom Essen abmelden und nur nochunregelmäßig in die Kita schicken. Sowerden gut integrierte, lebens- undlernfrohe Kinder plötzlich zu stillen,isolierten Außenseitern. Er und seineMitarbeiterinnen sind sensibilisiert,wenn Kinder alte und verschmutzteKleidung tragen, kaum etwas zumFrühstück dabei haben und auf dieTeilnahme am Ausflug verzichten.Auch Lücken in der Gesundheits -vorsorge sind für ihn und seine Mit -arbeiterinnen ein Alarm signal.Manch mal erkenne man Problemeaber auch am Verhalten der Eltern, z.B. dann, wenn sie sich ohne erkenn -ba ren Grund aus der aktiven Mit -arbeit im Kindergarten zurückziehen.„Die Bitte um konkrete Hilfe wieBekleidung und finanzielle Hilfe“ siehtMarianne Ricking, Lei -terin der Schwe r -punkt -

e i n -richtung im Fa -

milienzentrum St.Severin im Vor -der grund desH i l f e b eda r f s ,aber diese wer -

de erst nach langem Zögern geäu-ßert. „Wir nehmen wahr, dassKinderarmut an vielen Stellen deut-lich, aber selten, und dann nur imvertrauten Gespräch ins Wortgebracht wird“. Wenn Marko Moß,Leiter der Schwer punkteinrichtungdes Familien zentrums Dünnwald-Höhen haus, Signale familiärer Über -las tung registriert, ist das für ihn einGrund, besonders genau hinzusehenund vor allem hin zu hören. Wie seineKolleginnen erkennt auch er Armuts -problematiken zunächst an dem feh-lenden Frühstück und an finanziellenEngpässen bei der Bezahlung desMit tagessens. Er bietet deshalb imVormittagsbereich täglich Rohkostund Obst an, um Defizite möglichstun auffällig und wirksam auszuglei-chen. Wenn Zukunftssorgen wachsen,dann wächst der Gesprächs- undHilfebedarf der Familien. Vertrauen,das in einer langjährigen Beziehungaufgebaut werden muss, ist dasimmer noch wichtigste Kapital, überdas die Mitarbeitenden der Einrich -tungen verfügen. Es scheint, dasssich gerade hier die Verbundstrukturder katholischen Familienzentren be -währt. Marianne Ricking: „Ich erlebe,dass wir in St. Severin in Zusammen -arbeit mit der Gemeindecaritas eingutes, soziales Netz aufgebauthaben, das Familien unterschiedlicheAnlaufstellen bietet und sie beiBedarf auch gezielt weitervermittelt“. Im Familienzentrum Mauenheim-Niehl- Weidenpesch bildet Kinder ar -

mut ein Schwerpunkt thema in derKonzeption und im Fort bildungs -bereich. Ganz konkret schlägtLeiter Michael Profitlich vor:

„Wünschenswert wären die Ein -richtung eines Treuhandkontos, ausdem Hilfeleistungen unmittelbar vonder Einrichtungsleitung erbracht wer-den können, und das Angebot einerhalbjährlichen Sozialberatung in un -se rem Familienzentrum.“

Clemens Zahn

7T I T E L T H E M A

Die Armut unseres Landes hat ein Gesicht und es zeigt das Antlitz eines Kindes.Thema Kinderarmut in den katholischen Familienzentren

8 T I T E L T H E M A

Für viele bleibt es allenfalls einWunschbild: Die Vorstellung vomgut situierten Rentnerdasein. Fit bisins hohe Alter und dabei allzeit kon-takt- und konsumfreudig. StephanHauser weiß, dass viele alteMenschen Lichtjahre von diesemIdealbild entfernt sind. Er arbeitet alsSeniorenberater für den Caritasver -band für Köln in Mülheim. „Alters -armut,“ so meint er, „ist ein ver-drängtes Problem, in der öffentlichenWahrnehmung viel zu wenig prä-sent. Und es ist ein zunehmendesProblem.“

ist er der einzige Sozialkontakt. „Vieleschämen sich wegen ihrer Armutund ziehen sich zurück. Die meistenhaben ihr Leben lang gearbeitet undKinder groß gezogen. Und doch istdann die Rente so gering, dass eszum Leben nicht reicht.“ Dannbraucht es Hilfe vom Staat. Grund -sicherung – früher ganz unbeschöni-gend Sozialhilfe genannt. Das decktdas Notwendigste an Lebensmitteln.Dazu die Miete und die Heizkosten.„Aber für vieles bleibt da keinSpielraum,“ meint Hauser. „Werdurch Alter, Krankheit oder Behinde -

bleiben: Mal ein notwendiges Klei -dungs stück, rezeptfreie Medika -mente bei einer Erkältung oder etwaStützstrümpfe. Schon das Fahrgeldzum Arzt ist oft nicht drin. Oder eswird mal eine kaputte Prothese mitPattex geklebt. „Momentan ist Altersarmut meistensweiblich,“ sagt Stephan Hauser. EinBeispiel: Frau Clasen (Name geän-dert) ist 76. Sie hat vier Kinder großgezogen. Sie hat viele Jobs gemacht.Alle gering bezahlt. Als Putzfrau. AlsKlofrau. Bis es nicht mehr ging. IhreRente liegt um die 500 €. Aber FrauClasen hält den Kopf hoch. Sie warimmer schon eine Kämpferin. „Rich -tig weh tut es emotional allerdings,“so Hauser, „wenn sie erzählt, dass sieihrem Enkel noch nicht mal ein klei-nes Geschenk kaufen kann. Dannfließen Tränen. Das sind doch meistdie einzigen sozialen Kontakte. Undoft wird sich dafür dann buchstäblichetwas vom Munde abgespart.“ Welche Rezepte hat der Senioren -berater für bessere Hilfe? „Es mussein gut ausgebautes Netz an mobilenBeratungseinrichtungen geschaffenwerden. Der Apparat der beteiligtenInstitutionen muss wirkungsvollerund schneller werden. Das sind dieArbeitsagenturen, die medizinischenDienste, die Krankenkassen. Diebrauchen mehr und speziell qualifi-ziertes Personal, damit in Notlagenauch von heute auf morgen Hilfsent -scheidungen getroffen werden kön-nen. Und es müssen wieder Mittelfür einen speziellen Bedarf zurVerfügung stehen. Für eine unvorher-gesehene Ausgabe – sei es einenötige Reparatur oder eine dringendeAnschaffung - ein Darlehen aufzu-nehmen, ist für jemanden in Armutkeine Lösung“.„Altersarmut ist ein wachsendesProblem,“ befürchtet StephanHauser. „Immer mehr Menschen, dieheute arbeitslos sind oder in prekärenArbeitsverhältnissen stecken, laufenfast zwangsläufig in die Armutsfalle.Das müssen Politik und Öffentlichkeitstärker wahrnehmen.“

Werner Müller

Seniorenberater Stephan Hauser im Gespräch mit einer älteren Dame

Armut im Alter hat viele Gesichter.Dass jemand verhungert, passierteher selten. Da lebt jemand denWinter über abends im Schein einerKerze, weil er die Stromrechnungnicht mehr bezahlen kann. Jemandanderes muss mit einer Körper -behinderung zwei Jahre auf einenRollstuhl warten. Behelfsmäßigbewegt er sich in der Zeit auf einemBürostuhl durch die Wohnung.Danach ist der ganze Boden kaputt.Und die meisten Möbel, weil erimmer wieder aneckt. So kann Armutaussehen. „Und Armut isoliert,“ sagt StephanHauser. Oft besucht er seine Kundenzur Beratung zuhause. Nicht selten

rung nicht in der Lage ist, eine kaput-te Glühbirne auszuwechseln – wenner dann keine Ange hörigen hat,bleibt es bei ihm dunkel.“ Da ist esgut, dass es die Nachbarschaftshilfe„Kölsch Hätz“ von Caritas undDiakonie gibt, die regelmäßigeBegegnungen von Ehrenamtlichenmit ihren Nachbarn vermittelt.Stephan Hauser selbst berät und hilftbei Antragstellungen: Rund funkge -bührenbefreiung, Wohn geld, Sozial -hilfe. Manchmal ist das Kriseninter -vention. Zum Beispiel Soforthilfe beiStromsperrung oder Wohnungskün -d igung. Es gibt viele Dinge, die für die Armenunter den Senioren unerschwinglich

Ältere Menschen in der ArmutsfalleBeobachtungen eines Kölner Seniorenberaters

9A U S D E N E I N R I C H T U N G E N

Wer Angehörige zu Hause pflegt,gerät oft an seine Grenzen.Tagespflege als Möglichkeit derEntlastung ist bisher noch viel zuwenig bekannt. Dabei ist der Zugangzu diesem Angebot seit der Reformdes Pflegeversicherungsgesetzes imvergangenen Jahr erheblich erleich-tert worden. Montags bis freitags von 8 bis 16 Uhrwidmen sich Mitarbeiterinnen undMitarbeiter in den Caritas-Alten -zentren St. Maternus in Roden -kirchen, St. Josef-Elisabeth inMülheim und St. Josef in Porz mit vielHerz den Pflegebedürftigen.„Ich bin einfach gerne hier. Gesternhaben wir Karnevalshüte gebasteltund Karnevalslieder gesungen, dahatten wir richtig Spaß“, erklärt der80-jährige Hans Otto Heise, Gast derTagespflege in Rodenkirchen. SeineFrau, Erika Heise, ist dankbar für dieUnterstützung: „Ich gehe auch schonauf die 80 zu, und ich merke, wie diePflege rund um die Uhr an meinenKräften zehrt. Jetzt habe ich Zeit,viele Dinge in Ruhe zu erledigen wieeigene Arztbesuche oder Einkäufe.“Ziel der Tagespflege ist die Unter -

stützung der Selbst ständigkeit derPflegebedürftigen, um den Verbleibin den eigenen vier Wänden so langewie möglich zu sichern. Für die Gästeist wichtig, hier einen strukturiertenTag zu erleben. GemeinsamesKochen und Backen, Gedächtnis -training, Biographisches Arbeiten,Lesekreise und viele weitere gemein-same Aktivitäten trainieren ihre geis-tigen und motorischen Fähigkeiten.

„Das erleichtert dann auch dasLeben zu Hause“, meint ArndtKrömer, Leiter der Tagespflege imCaritas-Altenzentrum St. Mater nus.(jü)

Weitere Informationen:Tagespflege im Altenzentrum St.Maternus, Tel.: 3595-0 und unterwww.caritas-koeln.de.

Arndt Krömer, Leiter der Tagespflege St. Maternus liest Hans Otto Heise vor.

Der Caritasverband für die Stadt Kölnist als „Großunternehmen“ mit mehrals 250 Beschäftigten einer derPreisträger des durch die Stadt Kölnund das „Kölner Bündnis für Arbeit“ausgelobten Wettbewerbs „Vielfaltgewinnt“. Ausgezeichnet wurdenKölner Unternehmen und Organi -sationen, die die Vielfalt, „Diversity“ihrer Mitarbeiterinnen und Mitar -beiter erkennen, fördern und gezieltnutzen. Oberbürgermeister FritzSchramma hielt das Grußwort.Wirtschaftsdezernet Dr. NorbertWalter-Borjans überreichte dieEhrungen. Die Laudatio für denCaritas-Beitrag hielt DieterSchöffmann, sachkundiger Bürger imWirtschaftsausschuss und Ge -

schäfts führer der Kölner Koomuni ka -tions agentur Vis-a-Vis.Als Gründe für die Auswahl desCaritasverbandes Köln als Preisträgerführte die Jury unter anderem dieInterkulturelle Öffnung des Caritas -verbandes nach außen – und inKonsequenz auch nach innen, denpragmatischen Umgang mit Kul -turen, Religionen und persönlichenHinter gründen, die Durchführung vonWorkshops zur interkulturellen Kom -petenz und Führung, das Anti -diskriminierungsbüro des Caritas -verbandes, das Angebot von Sprach -kursen und die Ausrichtung vonFesten wie Internationale Karne -valsfeier und Interkultureller Mittags -tisch an. (jü)

Hubert Schneider (Vorstand desCaritasverbandes) trägt sich bei derPreisverleihung in das Goldene Buch derStadt Köln ein.

Caritasverband beim Wettbewerb „Vielfalt gewinnt“ ausgezeichnet

Ausgebrannt von der Pflege? Tagespflege bietet pflegenden Angehörigen Entlastung

10 A U S D E N E I N R I C H T U N G E N

Menschen mit Behinderung möchtenan der Gesellschaft intensiver teilha-ben und daher bei der Arbeit nichtnur unter sich sein, sondern auch inKontakt mit Nichtbehinderten stehen.Die Caritas Werkstätten Köln enga-gieren sich mit verschiedenenProjekten für die Integration vonMenschen mit Behinderung in denArbeitsmarkt. Seit dem März 2009arbeiten 26 Beschäftigte aus zweiGruppen der Caritas WerkstättenKöln gemeinsam mit nichtbehinder-ten Angestellten in der Firma An-Pack, einem Dienstleistungs unter -nehmen für Konfektionierung,Transport und Lagerung.

Das differenzierte Arbeitsangebot derCaritas Werkstätten Köln ist damit umeinen wichtigen Baustein erweitertworden. Die betriebsintegriertenArbeitsgruppen bieten den Men -schen mit Behinderung einen erstenarbeitsmarktnahen Arbeitsplatz unterder weiteren Betreuung und

Verantwortung der Werkstatt. „Dasführt zu einer höheren Zufriedenheitmit der Arbeit bei den Menschen mitBehinderung und erhöht dieEntwicklungsmöglichkeiten durch dieAnforderungen in einem „normalen“Betrieb und vielfältigen Kontakte mitnichtbehinderten MitarbeiterInnen“,

erläutert LeistungsbereichsleiterReiner Bleil die Vorteile des Projektes.„Ich habe mich von Anfang an hierbei An-Pack wohl gefühlt und möch-te hier nicht mehr weg“, sagt SilkeFassbender, die bereits seit 20Jahren in den Caritas Werkstättenbeschäftigt ist. (jü)

Gemeinsames Anpacken bei der Firma An-Pack Beschäftigte aus Caritas Werkstätten arbeiten mit nichtbehinderten Köllegen zusammen

Mitarbeiter der Caritas Werkstätten Köln und der Firma An-Pack freuen sich über die

gelungene Kooperation

Dieter Schaffrath erläutert seine Bild-Collage

Kunst verbindet: Ein unverstellter Blick auf die WeltCaritas-Altenzentrum St. Bruno zeigt Bildercollagen von Menschen mit geistiger Behinderung

Menschen mit geistiger Behinderunghaben oft einen sehr direkten undunverstellten Blick auf die Welt, dersich auch in der kreativen Arbeit aus-drückt. Das Caritas-Alten zentrum St.Bruno hat jetzt ausdrucksstarke Bil der-Collagen von Menschen mit geis tigerBehinderung aus dem Gut Frohnhofder Caritas Werkstätten Köln für dieAusgestaltung seiner frisch renoviertenWohnbereiche an ge kauft. Voller Stolzstellten die Künstler Helga Wiese,Hans-Ewald Peter, Dieter Schaffrath,Diana Gabler, Christine Spann undStefan Auweiler ihre Werke Bewoh -nern und Gästen vor. Die Collagen sindin einem Zeitraum von etwa dreiMonaten in drei Projektwochen unterAnleitung der Mitarbeiterinnen derCaritas Werk stätten Marita Ehses undAngelika Rosenthal entstanden. (jü)

RollstuhltrainingDie Fortbildung vermittelt Grund -kenntnisse im sicheren Umgang mitdem Rollstuhl. Durch gezielte Übun-gen erlernen Sie die Bewältigung vonHindernissen, erhalten technischeHinweise und sachgerechte Tipps. Zeit: 09.06.09, 9.00 – 12.15 UhrOrt: Caritasverband für die Stadt KölnReferent: Herr BresleinTN – Gebühren: 10,-€Anmeldeschluss: 01.06.2009

Die Kunst des Zuhörens 1Kommunikation und BiographiearbeitIn der Seminarreihe lernen Sie, aufder Grundlage des Beratungsmodellsvon Carl Rogers, das eigeneGesprächsverhalten zu reflektierenund weiter zu entwickeln.Zeit: 20.08., 27.08., 03.09.09, 18.00– 20.30 UhrOrt: Caritasverband für die Stadt KölnReferentin: Heike SperberTN – Gebühren: 20,-€Anmeldeschluss: 12.08.2009

Das ewig schlechte GewissenGrenzen setzen im EhrenamtIm Rahmen des Seminars werdenSie erarbeiten, was „gute Hilfe“ aus-macht und wie wichtig es ist, inGrenzen zu helfen. Neben kurzentheoretischen Impulsen werden IhreErfahrungen das Material an diesemVormittag bilden.Zeit: 09.09.09, 09.00 – 12.15 UhrOrt: Caritasverband für die Stadt KölnReferent: Michael BlumTN – Gebühren: 10,-€Anmeldeschluss: 01.09.2009

Internet und OutlookDieser Kompaktkurs führt Sie schritt-weise in die Grundlagen von Internetund Outlook ein.Zeit: 22.09. und 29.09.09, 9.00 –12.30 UhrOrt: Diözesan-Caritasverband,Georgstr. 7, 50676 KölnReferentin: Christine TamelingTN – Gebühren: 20,-€Anmeldeschluss: 14.09.2009

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ImpressumHerausgeber, V.i.S.d.P.: Caritasverbandfür die Stadt Köln e.V., CaritasdirektorFranz DeckerBartholomäus-Schink-Str. 6, 50825Kölnwww.caritas-koeln.deGesamtredaktion:Stab ÖffentlichkeitsarbeitMarianne Jürgens (verantwortlich)Tel: 95570-237, E-Mail: [email protected] dieser Ausgabe:Angela Horstmann, Werner Müller, AxelPulm, Andreas Sellner, Clemens Zahn(Redaktionsteam)Fotos: Caritasverband, Stefan WorringAuflage: 4.000Druck: CariPrint, Tel: 379549-02Redaktionsschluss für die Juli-Ausgabe:15. Juni 2009

Unser soziales Engagement: Gut für die Menschen. Gut für Köln und Bonn.

S-SparkasseKölnBonn

www.sparkasse-koelnbonn.de

Unternehmen werden nicht nur an ihrem wirtschaftlichen Erfolg gemessen, sondern auch an ihrem Einsatz für das Gemeinwohl. Die SparkasseKölnBonn versteht sich seit jeher als Partner der Menschen und Unternehmen, nicht nur in Geld- und Finanzfragen. Wir initiieren und unter-stützen zahlreiche soziale Projekte in Köln und Bonn – über Spenden oder Sponsoring, aber auch mit unserem Know-how und unserenMitarbeitern. So werden beispielsweise mit Geldern des PS-Zweckertrags vor allem Vereine, Institutionen und Gruppen gefördert, die sich umKinder und Jugendliche, Senioren und Behinderte kümmern. Und durch die eigene „Stiftung Jugendhilfe der Sparkasse in Bonn“ unterstützen wirMaßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Mit unseren jährlichen Zuwendungen zählen wir zu den größten nichtstaatlichenFörderern des Gemeinwohls in unserer Region. Sparkasse. Gut für Köln und Bonn.

Auf ein Wort: Danke!

Herzlichen Dank an alle Spender,die uns im vergangenen Jahrunterstützt haben. 527 Spendensind 2008 eingegangen - das sind129 Spenden mehr als in 2007!Wir freuen uns sehr, dass dieBereitschaft, uns zu unterstützen,so stark gewachsen ist. Das zeigt,dass die Caritas-Arbeit geschätztwird. Und es zeigt, dass sich Spen -de rinnen und Spender verantwort-lich fühlen. Sie engagieren sich miteiner Spende an die Caritas für an -dere Menschen. Darin steckt gro-ßes Ver trauen in unsere Arbeit.Men schen, die zur Caritas kom-men, brauchen Hilfen auch übereine Regelfinanzierung hinaus. Die -se Hilfen sind nur möglich durchdas Vertrauen und die Unter stüt -zung von Spendern und Stiftern.

Elke Böhme-Barz

Kontakt: Stab Fundraising, Tel.0221-95570-336, E-Mail: [email protected]: Neue Online–Spen de unterwww.caritas-koeln.de

Fortbildungen für das Ehrenamtin Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk

Der Bürgerkrieg in den Ländern desehemaligen Jugoslawiens ist für vieleMenschen in unserem Land nochlange nicht vorbei. Sie finden, wennüberhaupt, erst nach vielen Jahrenzurück in ein Leben, das wenigstensin Ansätzen „Normalität“ bietet undein Mindestmaß an Sicherheitsgefühlund Vertrauen in Nachbarschaft undengster Umgebung kennt.

Um dieses langsame und geduldigeWiederfinden von Vertrauen,Kontaktfähigkeit und Stabilität gehtes, wenn sich in der InternationalenFamilienberatung des Caritas ver -bandes alle 14 Tage eine Gruppe von15 Frauen aus dem ehemaligenJugoslawien trifft. Sie stammenüberwiegend aus Bosnien und unterihnen finden sich Mitglieder allerVolksgruppen und Religionen.Slavica Stolica, Dipl. Psychologin derInternationalen Familienberatung,begleitet die Frauengruppe schonseit einigen Jahren und erläutert,warum diese Arbeit langfristig ange-legt ist. „Wenn wir (Bürger-)Kriegs -flüchtlingen begegnen, dann sinddas nicht automatisch traumatisierteMenschen. Wer aber schwere undextreme Verluste erlebt hat, leidet oftlebenslang darunter und benötigtintensive Hilfe, um in das Leben

zurückzufinden. Was wir mitei-nander ver-suchen ,

ist gemeinsam die Schritte in diesesLeben zu gehen und es wiederzufin-den.“

Die Aufnahme in ein sicheresDrittland ist der erste, lebensrettendeSchritt, aber er heilt nicht die seeli-schen Folgen des Krieges. Dazu isteine langjährige, umfassende medizi-nische und psychologische Hilfe not-wendig. „Die Menschen sind nichtarbeitsfähig, leiden unter schwerenkörperlichen Symptomen und unterextremer Zurückgezogenheit. Siefühlen sich in der neuen Umgebungfremd, mit ihren Erlebnissen alleinund nicht verstanden. Hinzu kommt,dass das ganze familiäre System vondiesen Erlebnissen betroffen ist unddie Traumatisierungen nicht auffan-gen und aushalten kann. Die Folgeist, dass Familien auseinander bre-chen oder unter familiärer Gewalt lei-den.“ Das Schlimmste für dieBetroffenen ist jedoch die Tatsache,dass die Gewalt von den eigenenNachbarn ausging und verübt wurde,etwas, so Stolica, „dass dieseTraumaerfahrungen von denen ande-rer Kriegsflüchtlinge, z.B. derVertriebenen in Deutschland, unter-scheidet“.

Die Frauen haben gelernt, in derGruppe über all diese Erfahrungen zusprechen und sich untereinander

wieder Nachbar und Nächster zusein. Sie unterstützen sich gegensei-tig und finden über gemeinsameAktivitäten wieder Freude am Lebenund Selbstvertrauen in die eigenenStärken, versuchen, ihr Leben wiederselbst zu organisieren und zu struktu-rieren. Sie erkunden gemeinsamKöln, die Viertel der Stadt, ihre Parksund Sehenswürdigkeiten und erwei-tern nun langsam ihre Bewe gungs -freiheit auch auf das Umland. Das istfür sie ein großer Schritt nach vorne.„Familien mit Fluchthintergrund hän-gen sehr aneinander, man mussimmer wissen, wo der andere geradeist, sie müssen immer pünktlich sein,denn sonst haben die Verwandtendas Gefühl, es ist etwas passiert“,schildert Slavica Stolica die Be -deutung dieser Aktivitäten. Mittler -weile ist es sogar gelungen, eingemeinsames Wochenende zu ver-bringen. Etwas, das die Gruppegerne wiederholen möchte. EinWunsch steht dabei ganz oben: einegemeinsame Schifffahrt auf demRhein. Clemens Zahn

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Auch Sie können helfen.

Unter stützen Sie die Gruppen -arbeit mit Frauen aus Bosnien derInternationalen Familienberatungder CaritasSpendenkontoCaritas Köln: 3004Sparkasse KölnBonn(BLZ 370 501 98)Stichwort: Frauengruppe Bosnien

Zurück ins LebenAngebot der Caritas für Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien

Die Frauengruppe bei einem gemeinsamen Ausflug