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Jüdisme Sduiften aus hellenistism- rötnismer Zeit Band I Li ferung 3 ristian abicht , akkabäerbuch

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JSHRZ = W.G. Kümmel, Hrsg. (1973ss.). Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Gütersloh, Gütersloher

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Jüdisme Sduiften aus hellenistism­rötnismer Zeit

Band I Li ferung 3 ristian abicht , akkabäerbuch

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Werner Georg Kümmel in Zusammenarbeit mit

Christian Habicht, Otto Kaiser, Otto Plöger und J osef Schreiner

Band I Lieferung 3

Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Band I

Historische und legendarische

Erzählungen Christian Habicht: 2. Makkabäerbuch

1976 Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn

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Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes

ISBN 3-579-03913-0 © Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1976

Gesamtherstellung : Mohndruck Reinhard Mohn OHG, Gütersloh Printed in Germany

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Christian Habicht

2.~akkabäerbuch

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Inhalt

Einleitung. . . . . . . . . . . . .. 167 1. Inhalt und geschichtlicher Hintergrund 167 2. Titel, Verfasser und Entstehung . . 169 3. Die Quellen . . . . . . . . . . . 177 4. Theologiegeschichtliche und literatur-geschichtliche Einordnung. . . . . 185 5. Überlieferung und Textgestaltung . 191 6. Literaturverzeichnis. . . . . . . 194

Übersetzung . . . . . . . . . . . 199 I, 1- 2,18 Die Einleitungsbriefe 199 2,19- 2,32 Vorrede des Epitomators 207 3, 1- 3,40 Heliodor im Tempel . . 209 4, 1- 4,50 Die hellenistische Reform: Jason

und Menelaos .. . . . . . . 214 5, 1- 5,27 Der Konflikt mit dem König . . 224 6, 1- 7,42 Religionsverbot und Glaubensnot 229 8, 1- 8,36 Judas und der Beginn des

Widerstandes . . . . . . .. 238 9, 1- 9,29 Das Ende des Verfolgerkönigs 243

10, 1-10,38 Die Tempelreinigung. Erfolge des Judas. . . . . . . . .. 249

11, 1-11,38 Das Ende des Glaubenszwanges 254 12, 1-12,45 Judas setzt den Krieg fort 261 13, 1-13,26 Antiochos V. Herr über Jerusalem 266 14, 1-14,46 Erneuerung des Krieges unter

Demetrios I. . . . . . .. 270 15, 1-15,36 Judas besiegt Nikanor . .. 276 15,37-15,39 Schlußwort des Epitomators 280

Namenregister . . . . . . . . . . .. 281 Bibelstellenregister . . . . . . . . .. 283 Liste der Abweichungen von Hanharts Text 284

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Einleitung

I. Inhalt und geschichtlicher Hintergrund

Gegenstand des Buches ist die frühe Geschichte des Konflikts zwischen den glaU,. benstreuen Juden in Palästina und ihren weltlichen Oberherren, den seleukidischen Königen von Antiochos IV. Epiphanes bis zu Demetrios I. Der Held der Erzäh­lung ist der Makkabäer Judas, der nach dem königlichen Verbot, den jüdischen Glauben auszuüben, im Jahre 168 oder 167 zum bewaffneten Widerstand hier­gegen aufrief und zur Rettung des von den Heiden profanierten Tempels. Die erste Phase des sich entspinnenden Krieges ist der Kampf der gläubigen Juden um ihre Religion. Die Erfolge dieses Kampfes sind die Wiedereroberung der von königlichen Truppen besetzten Stadt Jerusalem mit Ausnahme der Zitadelle, die hierauf folgende Reinigung des entweihten Tempels und die Wiederaufnahme des 'Kultes, endlich die bedingte Zurücknahme des Religionsverbots durch Antio:.. chos IV. kurz vor seinem Tode und ein Jahr später die unbedingte Gewährung der Religionsfreiheit und die erneute Garantie des Gesetzes durch seinen Sohn, König Antiochos V.

Die zweite Phase, nach zMakk 12,Z ausgelöst durch übergriffe der seleukidi­sehen Beamten, hat von Anfang an den Charakter eines Unabhängigkeits krieges mit dem Ziel, die seleukidische Herrschaft abzuschütteln. Im Zuge dieser Ausein­andersetzung gelang es Judas, im Jahre 161 ein Bündnis mit Rom zu schließen, doch fiel er wenig später im Kampf gegen den königlichen Feldherrn Bakchides. Diese Ereignisse sind in z Makk nicht mehr erzählt (wenngleich auch in 4, II aUf das Bündnis mit Rom Bezug genommen wird); das Buch schließt mit der letzten großen Waffentat des Judas, mit seinem Sieg über Nikanor, den Feldherrn des Königs Demetrios I., und mit dem Beschluß der Juden, diesen Tag, den 13.Adar, künftig als Festtag jährlich zu feiern. Das Buch berichtet somit im wesentlichen die gleichen Ereignisse wie 1 Makk in den ersten sieben Kapiteln (I Makk 1,1-7,50).

Während aber I Makk nach einer kurzen Einleitung (1,1~1,9) sehr rasch zum Ausbruch des Konflikts mit Antiochos IV. und noch im 1. Kapitel zum Religions­verbot kommt, sind in zMakk die Kapitel 3""'5 einer ausführlicheren Darstellung der Vorgeschichte gewidmet. Nicht erzählt, sondern vorausgesetzt werden die folgenderi fundamentalen Tatsachen: die Eroberung Palästinas durch König Antiochos IH. im Jahre zoo, womit die Juden nach einhundert Jahren ptole­mäischer Herrschaft nun die Herrschaft der Seleukiden kennenlernten, ferner die während des Krieges von Antiochos bewilligten Privilegien. Sie garantierten den Juden ihren Glauben, das Gesetz und ihre eigenen Lebensformen innerhalb des Seleukidenreiches und schlossen Schutz und Fürsorge des Königs für die jüdische Religion sowie regelmäßige Beiträge des Königs für den Opferkult eint; Die Be-

I. Siehe die heiden Verlügungen des Antiochos m.: Ant IZ, 138-144, ausführlichinterpre­,tiert von Bickermann, Charte, und Ant IZ,14S.,-146, eingehend erörtert von Bickermann, Pro­damation. Vgl. Alt z, S.4oZ-403.

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fugnisse des Hohenpriesters blieben, wie immer seit der persischen Zeit, unver­ändert. Er war das geistliche Oberhaupt aller Juden und vertrat das palästinen­sische Judentum im Rahmen der ihm eingeräumten Selbstverwaltungsrechte gegenüber dem König.

Die Darstellung von zMakk setzt ein mit der Regierungszeit Seleukos'IV. (187-175), der der Sohn und Nachfolger Antiochos'IlI. war, und berichtet im dritten Kapitel ausführlich vom Versuch des Königs, durch seinen Kanzler Helio­dor die Hand auf den Tempelschatz von Jerusalem zu legen, sowie vom Scheitern dieses Versuchs durch ein von Gott bewirktes Wunder. Im vierten Kapitel wird eingehend der innerjüdische Gegensatz zwischen dem gesetzestreuen Hohen­priester Onias Ill. und einer Gruppe von Reformern um den machthungrigen und einflußreichen Tempelvorsteher Simon beschrieben. Dieser Gegensatz gelangt vor den neuen König Antiochos IV. (175-164) und gibt diesem die Handhabe zur Intervention. Der König ersetzt den Hohenpriester durch dessen Bruder Jason und gibt diesem auf seinen Wunsch freie Hand zur Einführung von Reformen, die zwar nicht auf die Abschaffung des mosaischen Glaubens abzielen, wohl aber auf eine möglichst weitgehende Anpassung an die griechische Umwelt und ihre Lebensformen. Die Reform findet großen Widerhall, doch sehen die strenggläubi­gen Juden in ihr gleichwohl den Abfall vom väterlichen Glauben. Der Gegensatz verschärft sich, als der König Jason durch den ein höheres Angebot für das Hohe­priesteramt machenden Menelaos ersetzt, den Bruder jenes Simon. Als dann während des Krieges, den Antiochos IV. von 170 bis 168 gegen Ägypten führte, Jason Jerusalem mit Waffengewalt angreift, um die hohepriesterliche Würde zu­rückzuerobern, wird aus dem innerjüdischen Konflikt der größere mit dem Lan­desherrn. König Antiochos sieht in den blutigen Vorgängen einen Aufstand gegen die Krone und reagiert nun mit Zwangsmaßnahmen, deren einschneidendste das Verbot des jüdischen Glaubens und die Profanierung des Tempels ist. Während sich viele Juden dem königlichen Gebot beugen, ruft Judas zum Widerstand auf und eröffnet den Krieg zur Bewahrung von Glauben und Gesetz.

Der historische Wert von zMakk beruht nicht allein, aber sehr wesentlich in dieser, gegenüber 1 Makk 1,11-15 so viel ausführlicheren und substantielleren Dar­legung der Vorgeschichte. Denn nur durch sie wird klar, daß der Konflikt der Juden mit dem König weder unausweichlich noch von Antiochos provoziert war, sondern daß er zunächst und vor allem einem innerjüdischen Gegensatz entsprang. In diesen von politischem Ehrgeiz, von Verschiedenheiten in der sozialen Lage und von unterschiedlichen Ideologien geprägten Gegensatz wurde das Königtum durch die Juden selbst hineingezogen. Allerdings hat Antiochos IV. dann unklug gehandelt, indem er die Hohepriesterwürde zum Handelsgegenstand herabwür­digte. In der Art, in der er Onias fallenließ und zuerst Jason, dann Menelaos mit dem Amt betraute, hat er die innerjüdischen Spannungen zweifellos sehr ver­schärft. Bei Menelaos kam erschwerend hinzu, daß ihm der Makel anhaftete, nicht aus einer hohenpriesterlichen Familie zu sein. Aber erst die die Gesamtheit der Juden treffende Repressivmaßnahmedes Religionsverbots'hat zum bewaffneten

2. Daß dieses von den extremen Hellenisten in J erusalem erwirkt worden sei, nehmen Henge!, s. 525ff., und andere an (Literatur ebenda, S. 525, Anm. 190).

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Aufstand geführt. Dieser begann als Glaubenskrieg, wandelte sich zum Unabhän­gigkeitskrieg und führte endlich, nach manchen Rückschlägen, zwanzig Jahre nach Judas' Tod, unter seinem Bruder Simon zur Entstehung eines neuen und selb­ständigen jüdischen Staates, des zweiten in der Geschichte der Juden.

2. Titel, Verfasser und Entstehung des Werkes

Zusammen mit I Makk wird die vorliegende Schrift, -wo sie zuerst genannt wird, meist als Ma""aßa,,,a bezeichnetl, von Clemens von Alexandreia, dem ältesten Zeugen überhaupt, als »Abriß der Makkabäer«4. Vor der Mitte des 3. Jahrhun­derts begegnet bei Hippolyt, um die Mitte des Jahrhunderts bei Origenes die Be­zeichnung »das erste Makkabäerbuch«, die eine entsprechende Bezeichnung für das zweite Buch impliziertl. Dies ist auch durchweg der Titel, den die jüngeren Hand­schriften in den Subskriptionen am Ende, nach 15.39, geben. Es heißt dort gewöhnlich »Ende des zweiten Buches der Makkabäer«6. Nur die beiden ältesten Handschriften, die Unzialen A und V, das sind der Alexandrinus aus dem 5. und der Venetus aus dem 8. Jahrhundert, geben den Titel abweichend und ähnlich wie Clemens: »Brief über die Taten des Makkabäers Judas« (A)7 bzw. »Abriß (Epi­tome) der Taten des Makkabäers Judas« (V)B. A hat sich hierbei offenkundig davon leiten lassen, daß der Schrift zwei Einleitungsbriefe vorangestellt sind (1,1-2.,18), die die eigentliche Erzählung als eine Anlage zu diesen Briefen erscheinen lassen9•

V dagegen ist von den eigenen Worten des Verfassers bestimmt, der sein Werk als »Abriß« (Epitome) bezeichnet (2.,2.6. 1,18), seine Tätigkeit als verkürzende Wieder­gabe (buTEf-lvEw) eines größeren Werkes in fünf Büchern, dessen Autor Jason von Kyrene war (2.,2.3.2.,32.). Die subscriptio zu V dürfte demnach dem ursprüng­lichen Titel am nächsten stehen. Vgl. Niese, S.2.70' Bickermann, Makkabäer­bücher, Sp. 779. Bevenot, S. 3-4. Abel, S. I-V und VIII-XI.

Der Verfasser der Schrift ist unbekannt, denn weder er selbst noch ein Späterer nennt seinen Namen. Wo er lebte und wo er schrieb, ist ungewiß. Seine Zeit, die nach dem Gesagten nur aus dem Werk selbst erschlossen werden kann, ist um­stritten. Die Ansichten der Forschung schwanken zwischen 12.4 v. Chr. und der ersten Hälfte des I. Jahrhunderts n. Chr. Gewiß ist zunächst nur, daß der Tempel in Jerusalem noch stand, als er schrieb, denn dieser ist der eigentliche Gegen­stand des Rühmens in 2. MakkIO • Nach der Zerstörung des Tempels durch Titus im

3. Die Zeugnisse bei Abel, S. VIII-IX. 4. Clemens Alexandrinus, Stromateis 5,14,97: 1] TWV Max~aßaloov br.n:opfJ. 5. Hippolytos, Comment. in Dan., ed. Bonwetsch, S. 197: tl'7:fj nedn'l/ ßlßÄcp TWv Ma~xaßaloov.

Origenes, in epist. ad Rom., lib. 8,1: »in primo libro Machabaeorum«. Vgl. Schürer 3, S.142 •

6. TeÄOI;' TOU !5etrr:eeov Äoyov TWV Maxxaßaloov, TeÄo, ToV ~6trr:eeOV ßtßMov TWV Maxxaßaloov oder ähnlich. 7. ' Iov~a TOU Max~a{ov (sie) ned~60)v E1r.tO't'oÄfJ 8. ' IoV~a Ma~xaßalov ned~600V EntTopfJ. 9. Vgl. besonders Bunge, S. 184-19°. 10. Hengel, S. 179, mit den Stellen. Vgl. S. 186f.

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J abre 70 hätte das Werk so, wie es vorliegt, unmöglich geschrieben werden können. Da der Verfasser nichts anderes getan haben will, als durch Verkürzung der fünfbändigen historischen Darstellung Jasons einen für breitere Kreise lesbaren Auszug in einem Buch zu geben (2,23), da er ausdrücklich versichert, auf eigene Forschungen verzichtet zu haben (2.,2.8), und da er von eigenen Zusätzen nichts erwähnt, erklärt er sich selbst für einen unselbständigen Bearbeiter seiner Vorlage. Es ist mithin Jason, dem die Verantwortung für das Berichtete und für die Deutung des Berichteten zugeschrieben wird. Daher ist J ason die früheste und wichtigste Autorität für den Inhalt des Buches und ist zunächst nach seiner Person und seiner Zeit zu fragen".

Weitere Zeugnisse neben dem genannten gibt es freilich für J ason von K yrene nicht". Daß er Jude war, ist durch den Charakter seines Werkes gegeben. Er hat mithin seinen ursprünglichen jüdischen Namen Jesus hellenisiert, wie das seit der frühen hellenistischen Zeit in Palästina und in der Diaspora ganz üblich war'3. Er schrieb in griechischer Sprache, aber es ist nicht auszumachen, wo er sein Werk verfaßte. Als Angehöriger der Diasporagemeinde Kyrene war er jedenfalls Unter­tan der Ptolemäer im Unterschied zu den palästinensischen Juden seiner Zeit, die unter der formellen, aber eben durch den Verlauf der makkabäischen Erhebung immer mehr verfallenden Hoheit der Seleukiden standen. Um so bedeutsamer ist es, daß Jason ein glühender Verehrer des Tempels in Jerusalem war, nur diesen gelten ließ, nicht aber den von den Ptolemäern auf dem Boden Ägyptens prote­gierten Tempel von Leontopolis (vgl. S. 186).

Ein näheres Bild von Jason kann nur aus der vorliegenden Verkürzung seines Werkes gewonnen werden. Zuvor müssen aus diesem jedoch die Teile ausgeson­dert werden, die jedenfalls nicht auf ihn zurückgehen. Dies sind in evidenter Weise zunächst die beiden Partien, in denen der Epitomator selbst spricht, die Vorrede (2.,19-2.,32) und das Schlußwort (15,37-39), Dies sind weiter die Einleitungsbriefe (1,1-2,18), denn sie sind mit der Darstellung nicht wirklich verklammert, stehen vielmehr an einer Stelle in unauflöslichem Widerspruch zu ihr'4. Daß diese Briefe mit Jason nichts zu tun haben, ergibt sich ferner daraus, daß sie im Original hebräisch (oder aramäisch) waren'5, daß sie dem Vorwort des Epitomators und der Erwähnung Jasons in ihm vorausgehen und daß sie in ihrer Eigenart weder zu

I I. Grundsätzlich skeptisch zur Möglichkeit, zwischen J ason und den späteren Bearbeitungen zu unterscheiden, ist Tcherikover, S. 387-388.

12. Aussichtslos sind alle Versuche, Jason mit einem bekannten Träger dieses Namens aus Kyrene zu identifizieren. Allein in den im Supplementum Epigraphicum Graecum 9 (1944) ge­sammelten Inschriften aus der Cyrenaica begegnen etwa 30 verschiedene Träger dieses Namens, darunter etwa 20 in Kyrene selbst.

13. Zur Verbreitung griechischer Namen unter den Juden in Palästina und außerhalb vgl. Hengel, S. II4ff., II7ff.

14. Der Bericht vom Ende des Antiochos Epiphanes in 1,11-17 ist unvereinbar mit demjenigen in 9,Iff.

15. Dies ist heute die allgemeine Auffassung der Forschung. Vgl. Meyer, S. 456; Bevenot, S. 15; Bickermann,.Festbrief, S. 245-246; Schunck, S. 98; Hanhart, Text, S. 450-453; EißfE, S. 784.788; Bunge, S. 62-63; Pfeiffer, S. pI, Anm. 16.

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dem Charakter der historischen Darstellung, den Jasons Werk gehabt hat'6, noch zur Inhaltsangabe, die der Epitomator von diesem gibt (2.,19-2.3), stimmen.

Für Jason kann hiernach nicht mehr als die Substanz des in 3,1-15,36 Berich­teten in Anspruch genommen werden. Hierin ist die neuere Forschung sich einig. Aber es müssen ihm wohl noch andere Partien abgesprochen werden. Für drei kürzere Stellen ist dies oft und gewiß mit Recht angenommen worden: 4,17; 5,17-2.0; 6,12.-17. In ihnen spricht der Epitomator, besonders klar erkennbar 6,12.-17, in der sonst nur im Vorwort begegnenden Ich-Form. Er fordert dort, ehe er zum Bericht von den Martyrien kommt, seine Leser auf, nicht mutlos zu werden, und knüpft daran eine theologische Reflexion. Ähnlich im Tenor, aber noch weit­aus platter, ist 4,17 und das Raisonnement 5,17-2.017• Sehr viel mehr hat es zu be­deuten, daß vermutlich ein ganzes Kapitel (vielleicht das berühmteste des Buches überhaupt) nicht von Jason herrühren kann, das siebente, das den Bericht vom Martyrium der sieben Brüder und ihrer Mutter enthält. Abgesehen von dem Um­stand, daß 1 Makk diese Geschichte nicht kennt (und schwerlich fortgelassen hätte'B), zwingen mehrere gute Gründe dazu, das 7.Kapitel für eine nachjaso­nische Zutat zu halten: die mit dem sicher jasonischen Kontext und der histori­schen Wirklichkeit unvereinbare Voraussetzung, daß der König Antiochos IV. nach dem Religionsverbot in Palästina anwesend und Augenzeuge dieser Marty­rien gewesen seil9, ferner die für Teile des 7.Kapitels schon beobachtete, sicher aber für den ganzen Bericht geltende Tatsache, daß ihm ein hebräischer Original­text zugrunde liegpo, vielleicht auch der an mehreren Stellen dieses Kapitels zum Ausdruck kommende Auferstehungsglaube (7,9.11.14.2.3.2.9.36) - wenn er wirk­lich der Zeit Jasons noch fremd gewesen ist (siehe S. 187). Eben dieses Moment würde dann auch dazu zwingen, die Stellen 12.,43-45 und 14,37-46 für nachjaso­nisch zu erklären.

Jüngst sind dem Werk J asons auch die vier letzten Kapitel des Buches (12.-1 5 ) abgesprochen worden 21. Diese These kann sich darauf stützen, daß der Epitomator in seinem Vorwort als Inhalt von J asons Werk nur den Kampf des Judas und seiner Brüder gegen Antiochos IV. und seinen Sohn Antiochos V. nennt, aber nicht mehr die Kämpfe gegen Demetrios I. (die in Kapitel 14 beginnen). Eine wei­tere Stütze könnte in dem sonderbaren Umstand liegen, daß Datierungen nach der Seleukidenära, die in 1 Makk häufig sind, in 2. Makk in den Kapiteln 3-11 vermie­den sind 2%, danach aber in 13,1 und 14,4 begegnen. Aber diese These ist schwerlich

16. Jason wird mit dem griechischen Terminus für den professionellen Historiker, avYY/2atpeV>;, bezeichnet und als Archeget der von ihm behandelten Geschichte (2,23. 2,30). VgI. S. I89ff.

17. VgI. Wellhausen, S. 121-122; Pfeiffer, S. 519ff.; Hengel, S. 176, Anm. 291. Für 6,12-17 auch Bevenot, S. 199; Momigliano, S. 108, Anm. I; Bunge, S. 304.

18. Momigliano, S. 108. 19. VgI. Niese, S. 3°4-3°5; Wellhausen, S. 132; Hengel, S. 176, Anm. 291. Nicht nur dieses

Kapitel, sondern auch das Eleasarmartyrium in 6,18-31 halten für nachjasonisch Motzo, S. 105 und EißfE, S. 8z6. Dagegen führt Momigliano, S. 108, Anm. I, beide Kapitel auf Jason zurück, meint jedoch, der Epitomator habe sie an falscher Stelle, zu spät, eingeordnet.

20. So für 7,7-9 Bevenot, S. 203. VgI. weiter die Anmerkungen zu Kapitel 7. Z1. ZambeIli, S. 286-287. zz. Abgesehen natürlich von den nichtjasonischen Einleitungsbriefen (1,7 und 1,10) und von

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haltbar, denn auch unter dieser Annahme paßt die Inhaltsangabe nicht, da Jason in diesem Falle einen wesentlichen Teil der Taten des Judas, vor allem den großen Sieg über Nikanor, unerzählt gelassen hätte wie auch den erneuten Krieg gegen Antiochos V. in Kapitel 13. So wird man eher eine dem Irrtum nahekommende Verkürzung der Inhaltsangabe annehmen, bei der eben Demetrios I. versehentlich unerwähnt blieb, und dem Auftauchen von zwei seleukidischen Datierungen keine so weitgehende Bedeutung beimessen, daß damit ein Verfasserwechsel anzuneh­men wäre. Es kommt hinzu, daß eben in den Kapiteln, die Zambelli dem Werk J asons abspricht, die deutlichsten Zeichen der verkürzenden Hand des Epitoma­tors sichtbar werden (12,33-34.13,19-2.6.14,2.3-2.5), woraus wiederum auf eine ausführlichere Vorlage geschlossen werden muß, die eben nur J ason gewesen sein kann%3.

Endlich ist im 9.Kapitel, in dem das Ende des Verfolgerkönigs AntiochosIV. berichtet wird, eine Partie kürzlich von M. Zambelli %4 als nachjasonisch und als eigene Zutat des Epitomators bezeichnet worden (9,18-2.7). Der von Todesqualen gepeinigte König wendet sich in seiner Not zuerst, Gottes Macht endlich erken­nend, an den Gott Israels mit einem Gebet, in dem er verspricht, selbst Jude zu werden und Gottes Macht überall zu verkünden (9,12-17)%5. Da er gleichwohl keine Linderung findet, wendet er sich mit einem Brief an die aufständischen Juden. Er empfiehlt ihnen für den Fall seines Todes seinen unmündigen Sohn Antiochos V. und bittet unter Hinweis auf die Wohltaten, die die Juden von ihm empfangen hätten (I), auf diesen das ihm selbst entgegengebrachte Wohlwollen (I) zu übertragen (9,18-2.7). Der Brief ist nicht authentisch, sondern für den erbau­lichen Zweck erfunden. Zambelli hat m. E. richtig erkannt, daß hier eine sekun­däre Version vorliegt, die als Steigerung gedacht ist, tatsächlich aber weder eine Steigerung noch mit dem historischen Kontext vereinbar ist. Daß diese durch den Brief des Königs charakterisierte Version nicht von J ason stammen kann, dürfte sicher sein. Sie ist dann eine spätere Zutat, für die ein echter Brief des Königs umgeformt wurde (vgl. Anm. a zu 9,18).

Eine ähnliche Dublette, die für die Frage nach dem Werk Jasons von Bedeutung ist, hat Elias Bickermann im 3. Kapitel, der Erzählung vom Kanzler Heliodor, auf­gewiesen%G. Die Züchtigung des in den Tempel eingedrungenen Heliodor erfolgt in der einen Version durch einen himmlischen Reiter (;,2.4.2.5.2.7.2.8.30), in der anderen durch zwei dem Heliodor allein sichtbare Engel (;,2.6.2.9.31-36). Dieser Erkenntnis einer Kontamination von zwei Fassungen ist nicht auszuweichen.

den in Kapitel II eingelegten Urkunden (II,2.I.33.38). Diese Daten der Urkunden und diejenigen in 13,1 und 14.4 rechnen vom offiziellen Beginn der Ära im Herbst 312. (Bickermann, Makka­bäerbücher, Sp. 783.784).

2.3. Weitere Verkürzungen sind kenntlich in 4,13. 5,25. 8,33. 12.,2. 12.,17. 12.,36. 14,3. 14,6. 14,15.14,16. 15,34. Vgl. die Anmerkungen zu diesen Stellen.

24. A.a.O., S. 287-2.99, besonders 2.98. 2.5. Daß der Frevler selbst, von Gott gestraft, zur Einsicht gelangt und Gottes Macht ver­

kündet, widerfährt auch dem Heliodor (3,34. 36ff.) und scheint ein theologisches Argument Jasons gewesen zu sein.

2.6. Bickermann, Heliodore, S. 18-40.

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Weniger überzeugend jedoch erscheint Bickermanns Auffassung, beide Versionen seien vorjasonisch, von Jason vorgefunden und zusammengefügt und um die pathe­tischen Partien über die panikartige Stimmung in der Stadt sowie um die Schluß­sätze erweitert worden (;,15-1.1..37-;9). Denn schwerlich ist die Meinung schlüs­sig, heide Versionen müßten älter sein als das Eindringen Antiochos' IV. in den Tempel, weil nach dem Sakrileg des Königs niemand mehr an dem des Kanzlers interessiert gewesen sei·7. Auch nach dem Besuch des Königs war der frühere des Heliodor als ein weiteres Exempel von Gottes Macht immer aktuell und erbaulich, so daß eine frühe, vor Antiochos IV. entstandene Version von Heliodor auch späterhin jederzeit durch eine neue ergänzt und umgeformt werden konnte. Die natürlichste Annahme ist daher, daß Jason die eine Fassung vorgefunden und mit­geteilt, ein Späterer die zweite eingearbeitet hat, ähnlich, wie dies im 9. Kapitel geschehen ist, wo das Gebet des todkranken Königs noch durch einen Brief er­gänzt worden ist. Da nun die Gedanken in ;,34 und ;,;5 genau mit denen in 9,17 und 9,16 korrespondieren und diese Verse auf J ason zurückgeführt worden sind, dürften auch ;,34-;5 (d. h. Bickermanns VersionB der Heliodorerzählung) von Jason herrühren, und ihm werden auch ;,15-1.; und ;,37-;9 gehören, einer spä­teren Hand dagegen die Verse der Version A.

Ähnlich liegen die Dinge in der Erzählung vom Martyrium des Eleasar im 6.Kapitel, wo P. Katz die Zusammenarbeitung einer älteren (6,1.1-1.8) und einer jüngeren (6,18-1.0. ; 0-; I) Fassung erkannt hat, von denen nur die ältere auf J ason zurückgehen dürfte (Anm. a zu 6,; I).

Die letzte der nachjasonischen Entstehung verdächtige Partie ist 15,; 6, unmittel­bar vor dem Schlußwort des Epitomators, mit der Erwähnung des Mardochai­tages, da dort die Feier des Purimfestes vorausgesetzt ist. Aber erst wenn Jasons Zeit näher bestimmt ist, läßt sich darüber urteilen, ob dies von ihm geschrieben worden sein kann oder nicht.

Als sekundäre, nicht von Jason herrührende Partien sind mithin ausgeschieden: 1,1-1.,18 (Einleitungsbriefe) ; 1.,19-1.,;1. (Vorrede des Epitomators); ;,1.4.1.5.1.7.1.8.;0 (Heliodor, Version A); 4,17.5,17-1.0.6,11.-17 (Reflexionen); 7,1-41. (Die sieben Brüder); 9,18-1.7 (Brief des Antiochos IV.) und 15,37-;9 (Schlußwort). Möglicher­weise nachjasonisch sind ferner IZ,4;-45.14,37-46 (Auferstehungsglaube) und 15,;6 (Mardochaitag und Purimfest).

Auf der anderen Seite ist gelegentlich die Auffassung vertreten worden, Jason habe weiter erzählt, als das vorliegende Buch reicht, nämlich bis zum Tode des Judas· 8 oder darüber hinaus bis zu den Siegen des Jonathan und bis zur Erlangung der Hohenpriesterwürde durch ihn'9. Zwingende Gründe gibt es für keine dieser Annahmen, und sie sind daher mit Recht zurückgewiesen worden l o. Es scheint

2.7. Bickermann, a.a.O., S. 39. 2.8. Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793. Derselbe, Heliodore, S. 36; Hengel, S. 176,

Anm. 2.9°; Bunge, S. 2.07 unter Hinweis auf die Erwähnung des Eupolemos in 4, 1 1 und die des Bakchides in 8,3°.

2.9. A. Schlatter, Jason von Kyrene, München 1891, S. 49ff. (bis Johannes Hyrkanos); Meyer, S·457·

30. Bevenot, S. 10; Pfeiffer, S. 510; Abel, S. XLill-XLIV; Tcherikover, S. 383-384 und, be­sonders übetteugend, Momigliano, S. 98ff.

17;

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vielmehr gewiß (um ein neues Argument in die Diskussion einzuführen), daß die Verleihung eines von Gott gesandten Schwertes an Judas (1 5,16) ihm dauernde Sieghaftigkeit verleihen sollte: dann kann Jason von der Niederlage und dem Tod des Judas nicht gesprochen haben. Es ist dann die alte Annahme in der Tat sehr wahrscheinlich, daß die ursprüngliche Einteilung der fünf Bücher Jasons noch durchscheint in fünf formelhaften Sätzen, mit denen jeweils größere Berichtsteile abgeschlossen werden3I : 3,40; 7,4z; 10,9; 13,z6; 15,373'. Nur muß 7,4Z, da das 7. Kapitel spätere Zutat sein dürfte, seinen ursprünglichen Platz nach 6,31 gehabt haben, wohin der Satz auch besser zu passen scheintH.

Neben Jason und dem anonymen Epitomator rechnen viele Gelehrte noch mit einem weiteren Bearbeiter, der eingegriffen habe, als der Auszug des Unbekannten aus Jasons Werk bereits vorlag und der der Schrift ihre jetzige Gestalt gegeben haben soll. Insbesondere soll er es gewesen sein, der dem Auszug die beiden Ein­leitungsbriefe vorangestellt habeH. Für diese Annahme wird vor allem der Wider­spruch zwischen I,IIff. und Kapitel 9 hinsichtlich des Todes Antiochos' IV. an­geführt; er soll dafür beweisend sein, daß das Schreiben 1,1Ob-z,18 weder von Jason noch vom Epitomator stammeH.

Demgegenüber wird von anderen Forschern argumentiert, es bestünden enge innere Zusammenhänge zwischen dem Vorwort des Epitomators z,19-32, den beiden Einleitungsbriefen und mehreren Partien der eigentlichen Erzählung, in denen diese offenkundig von der Abfolge der Ereignisse, wie Jason sie geboten hatte, abweiche36. Daher sei in allen diesen Partien ein- und dieselbe Hand zu erkennen, nach z,19ff. eben die des Epitomators.

Hieran dürfte richtig sein, daß in der Tat eine nähere Verbindung zwischen dem ersten Einleitungsbrief und dem verkürzenden Auszug aus Jason besteht, so daß dieser Auszug geradezu als Anlage zum Brief verstanden werden kann37. Da der Brief im Spätherbst 124 verfaßt wurde (vgl. S. zoo), ist eben damals auch die Epitome entstanden3 8.

Richtig dürfte ferner sein, daß der Text des zweiten Einleitungsbriefes zu jenen

31. So nach Grimm, Büchler, Moffat u.a. neuerdings Bevenot, S. 10; Pfeiffer, S. 510; Abel, S. XLI. XLV-XLVIII; Bunge, S. 175ff.

32. »Und so verlief die Sache mit Heliodor und der Schatzkammer« (3.40)' »SO weit sollen nun die Vorgänge um die Opferhandlungen und die alles Maß übersteigenden Martern dargelegt sein« (7.42). »Und so verhielt es sich mit dem Tode des Antiochos, der Epiphanes zubenannt wurde« (10,9). »SO ging es mit dem Angriff und mit dem Rückzug des Königs« (13,26). »Da nun die Sache mit Nikanor diesen Verlauf genommen hatte ... « (15,37, das Schlußwort des Epito­mators einleitend).

33. Vorn (mÄaYXVtl]!l6~ (7,42) ist in den 42 Paragraphen des 7. Kapitels nirgends die Rede, dagegen wiederholt im 6. Kapitel (6,7.6,21 und das dazugehörige Verbum a:n;ÄayxvlCstV in 6,8).

34. Mit einern Bearbeiter rechnen nach Grimm, Schürer, Zöckler und Laqueur, neuerdings Bevenot, S. II. 15; Kolbe, Beiträge, S. 119; Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 791; EißfE, S. 787; Schunck, S. 99ff.; Levy, Maccabees, S. 19ff.

35. Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 791. 36. So nach anderen besonders Momigliano, S. 78ff., und Bunge, S. 102. 153-2°5. 37. Meyer, S. 455; Bunge, S. 158-163. 38. Niese, S. 292; Abel, S. XLIII; Meyer, S. 455; Bunge, S. 195 ff.

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Umstellungen im Bericht geführt hat, die oft beobachtet worden sind39. Dagegen ist m. E. in keiner Weise bewiesen worden, daß ein nennenswerter Zusammenhang zwischen der Vorrede des Epitomators 2,19ff. und dem zweiten Einleitungsbrief besteht40• Vielmehr sagt der Epitomator ausdrücklich, daß er nichts anderes getan habe, als Jasons ausführliches Werk zu verkürzen. Ihn darüber hinaus für tiefe Eingriffe in Jasons Werk und für erhebliche Umstellungen verantwortlich zu machen, wäre nur dann angängig, wenn sich hierfür triftige Beweisgründe vor­bringen ließen. Dies ist jedoch nicht gelungen.

Daher verdient nach näherer Prüfung der Umstände die Annahme den Vorzug, daß die im Jahre 124 entstandene Epitome in späterer Zeit, als ihr der zweite Ein­leitungsbrief vorangestellt wurde, nochmals umgestaltet wurde, wobei unter möglichster Bewahrung des Wortlauts die Reihenfolge mancher Begebenheiten verschoben wurde (siehe besonders die Anmerkungen zu 5,27; 7,42; 8,3°-33; 9,3; 10,9; 10,II-38; 12,10-12). Es ist auch zuzugeben, daß der Widerspruch hinsicht­lich der Todesumstände des Antiochos IV. zwischen I, II ff. und 9,1 ff. sich viel zwangloser erklärt, wenn dem Bericht der Epitome 9,1 ff. später von der Hand eines anderen Bearbeiters die abweichende Erzählung 1,1I ff.1 beigegeben wurde als unter der Annahme, der Epitomator selbst habe der von ihm verkürzt wieder­gegebenen Fassung J asons in 9,1 ff. seine eigene, zu ihr im Widerspruch stehende Fassung 1,1 1 ff. an die Seite gestellt4'. Es liegen mithin in 2 Makk drei verschiedene Schichten vor: l.Jason; 2. die Epitome mit ihrer Vorrede 2,19ff., dem ersten Ein­leitungsbrief und dem Schlußwort in 15,37-39; 3.die Bearbeitung der Epitome unter Hinzufügung des zweiten Einleitungsbriefes. Datiert werden kann mit gro­ßer Wahrscheinlichkeit nur die zweite Schicht, die Epitome, durch den zu ihr gehörenden Brief, nämlich in das Jahr 124 v. Chr. Für das Werk Jasons ergibt sich von da eine Abfassungszeit zwischen dem letzten berichteten Ereignis im Jahre 161 oder 160 (der Vertrag mit Rom von 161 in 4,II bzw. die Erwähnung des Bakchides in 8,30, wenn sie wirklich bei Jason gestanden hat4 ') und 124 v. Chr. 43 Insbesondere die Beobachtung, daß die auffällige Art, in der 4, I I von Eupolemos, dem Gesandten des Judas nach Rom im Jahre 161, gesprochen wird, Leser vor­aussetzt, die Zeitgenossen des Eupolemos und des römisch-jüdischen Vertrags­abschlusses warenH , kann kaum einen ernstlichen Zweifel daran lassen, daß Jason als Zeitgenosse des Judas schrieb, in den Jahren zwischen Judas' Tod und der Erhebung Jonathans zum Hohenpriester 152 v.Chr.4J

39. Bunge, S. 102. 153-2°5.292. 40. Dies gegen Bunge, S. 163ff. Nach Momigliano, S. 84ff., besonders S. 92, ist der Hauptteil

jenes »EinIeitungsbriefes«, nämlich I, I 8-2, 15, vom Epitomator dem Werk hinzugefügt, nach Bunge, S. 157-158, sogar von ihm verfaßt worden, wobei er sich älterer Quellen bedient habe.

41. So jedoch Bunge, S. 194. 42. Vgl. Momigliano, S. 101. 43. Damit ist der häufig vertretene Ansatz Jasons in die letzten Jahre des Johannes Hyrkanos,

d.h. in den Ausgang des 2. Jahrhunderts v. ehr. (Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793; Pfeif­fer, S. 515; Schunck, S. 125; EiEfE, S. 787; Johnson, S. 263) ausgeschlossen, und dies gilt erst recht für spätere Datierungen.

44. Tcherikover, S. 384-385. Ebenso Hengel, S. 180. 45. Niese, S. 299ff. 304; P. Wendland, Philologische Wochenschrift 19°1, S. 360; Schürer 3,

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Unlösbar erscheint dagegen zur Zeit die Frage, in welcher Zeit die dritte Schicht des Werkes, die durch den zweiten Einleitungsbrief und die Umstellungen des Bearbeiters charakterisiert wird, anzusetzen ist. Die äußersten Grenzen sind 124 v. Chr. und die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n.Chr. (obenS. I69f.).Innerhalb dieses Zeitraumes schwanken die Ansätze für diese späteste Schicht46 vom Aus­gang des 2.Jahrhunderts V.Chr.47 über das frühere48 oder das spätere49 I.Jahr­hundert v. Chr. bis zur Zeit um Christi Geburts O oder derjenigen der Kaiser Clau­dius und Nero (41-68 n. Chr.)sI.

Näherkommen wird man der Lösung dieser Frage (die ja die Frage nach der Entstehung des Werkes in seiner jetzigen Gestalt ist), wenn es gelingt, genauere Daten für eine der mit Sicherheit dieser dritten Schicht zuzuweisenden Partien zu ermitteln. Von vornherein ist nur der zweite Einleitungsbrief (I,lob-2,18) eine solche Partie. Aber andere Teile des Werkes lassen sich ihr mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zuweisen, solche nämlich, die nicht von Jason herrühren (oben S. 170 ff.) und die der Epitome deshalb nicht leicht zugewiesen werden können, weil sie über deren Programm hinausgehen, d. h. umfangreichere Einschübe in den Text, da ja der Epitomator nur seine ausführlichere Vorlage gekürzt haben will und auch tatsächlich gekürzt hat (S. 172 mitAnm. 23). Es handelt sich vor allem um das berühmte 7. Kapitel, die Erzählung vom Martyrium der sieben Brüder und ihrer Mutter. Dieses Kapitel wäre dann zu verstehen als Versuch einer Steigerung des Eleasarmartyriums im 6. Kapitel. Noch eine Besonderheit des 7. Kapitels dürfte dafür sprechen, daß es erst mit der letzten Schicht in 2 Makk gelangt ist: Es ist das einzige Kapitel des Buches (abgesehen von dem ganz den kriegerischen Ereignissen außerhalb Jerusalems gewidmeten Kapitel 12), in dem der Tempel in Jerusalem keine Rolle spielt, was weder zu Jason noch zum Epitomator paßt, die beide im Tempel den eigentlichen Beweis der Gegenwart Gottes unter seinem Volk und den eigentlichen Gegenstand des Rühmens sehen.

Die dieses Kapitel durchziehende Gewißheit der leiblichen Auferstehung (oben S. 171) hat ihre Parallelen in 12,43-45 und in der Erzählung von Razis, 14,37-46. Beide können daher sehr wohl jener letzten Schicht angehört haben, doch läßt sich für sie bisher kein strikter Beweis dafür geben, daß sie nicht schon in Jasons Werk enthalten waren. Immerhin hat man längst in 12,43-45 einander widersprechende Aussagen festgestellt (siehe die Anmerkungen zur Stelle), so daß zumindest Teile

S. 360; Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker, zu nr. 182, S. 606; Abel, S. XLIII; Tcherikover, S. 382ff.; Hengel, S. 176ff.; Zambelli, S. 196; Parente, S. 519; Schürer, History, S.19·

46. Bei denjenigen Forschern, die in der vorliegenden Form des Werkes die Epitome sehen, mithin nur mit zwei Schichten rechnen (Jason, Epitome), beziehen sich die genannten Daten naturgemäß auf die Epitome.

47. Kolbe, Beiträge, S. 122-123; Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793. 48. EißfE, S. 787; Johnson, S. 263. 49. Wellhausen, S. 155 (nach dem Untergang der hasmonäischen Macht). 50. Schunck, S. 127. 51. Levy, Maccabees, S. 33. Dieser Ansatz gründet sich auf die These, daß Jason in Kapitel 9

eine Version vom Tode des Herodes (Ant 17,194-195) umgebildet, der Epitomator in 15,36 das Purimfest erwähnt habe und daß dieses frühestens 40 n. Chr. geschaffen worden sei.

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dieser Verse dem letzten Bearbeiter angehören dürften. Noch weniger klar ist, wie dort, wo zwei konkurrierende Versionen zusammengearbeitet sind, nämlich in den Erzählungen von Heliodor (oben S. 17z.f.), von Eleasar (Anm. a zu 6,3 I) und von den letzten Tagen des Antiochos IV. (oben S. 172.), diese Versionen auf Jason, den Epitomator und den Bearbeiter zu verteilen sind. Wenn freilich der Epitoma­tor wirklich nur Jason verkürzend ausgeschrieben, der Bearbeiter dagegen vor­gefundene Berichte zu steigern und zu überbieten sich bemüht hat, so spricht we­nigstens die allgemeine Wahrscheinlichkeit in diesen Fällen dafür, Jason jeweils die primäre, dem Bearbeiter jeweils die sekundäre Fassung der Geschichte zuzu­schreiben.

Endlich wage ich bei der bestehenden Unsicherheit in der Datierung der Ein­führung des Purimfestes!', das in 15,36 vorausgesetzt ist, keine Entscheidung zu treffen, ob dieser Vers dem Jason gehören kann oder nicht, ob er der Epitome oder gar erst dem Bearbeiter zugesprochen werden muß. Erst wenn man in diesen Fragen klarer sieht, wird man mit größerer Sicherheit sagen können, wann der letzte Bearbeiter von 2. Makk dem Werk seine heutige Gestalt gegeben hat.

Die Kenntnis unseres Buches scheinen PhilonH und 3 MakkH vorauszusetzen. Die meisten Forscher sind weiterhin der Auffassung, daß 2.Makk in 4Makk zu­grunde gelegtistH • Der Hebräerbrief II,3 5-36 spielt offensichtlich auf 2. Makk6,19. 6,2.8.7,7 an!6. Dagegen ist Nieses Meinung, daß Josephus das Buch gekannt haben, abzulehnen! 8.

J. Die Quellen

Wenn Jason von Kyrene Zeitgenosse und vielleicht Augenzeuge der Taten des Judas war (oben S. 175), so ist die Frage nach den Quellen seiner Darstellung weni­ger wichtig, als sie es bei einem Autor wäre, der in großem zeitlichen Abstand von den Ereignissen schrieb, die er schildert. Abgesehen von den in 2. Makk eingelegten Urkunden, auf die sogleich näher eingegangen werden wird, hat Jason schriftliche Quellen vielleicht gar.nicht oder nur in bescheidenem Maße gehabt. Der Grund­stock seiner Erzählung kann aus Selbsterlebtem bestehen, auf Berichten von Au­genzeugen und auf eigenen Recherchen beruhen, die zu mündlichen Auskünften führten. Es ist allerdings auch nicht ausgeschlossen, daß er schon die eine oder andere schriftliche Darstellung benutzt hat, die bald nach den von ihm beschrie­benen Ereignissen vorlag. Am ehesten kommt hierfür die Jüdische Geschichte des Eupolemos in Betracht. Sie reichte von Adam bis zum Jahre 158/7 und dürfte

S2. Bibliogtaphie hietzu bei Patente, S. 204, Anrn. 3. Vgl. H. Batdtke, ZusEst, JSHRZI, S. 27. B. OmnPtoblibl3,89 hat anscheinend 2Makk7-9 im Auge. Schütet3, S. 361. Vgl. Bevenot,

S. ll; Zambelli, S. 197, Anrn. I. H. Niese, S. 293; Bicketmann, Makkabäetbücher, Sp. 792-793. ss. Niese, S. 293; Schürer 3, S. 362; Bicketmann, Makkabäerbücher, Sp.792-793; Tcheri-

kover, S. 390-391; ZambelIi, S. 197, Anrn. I. Anderet Auffassung ist Momigliano, S. 114ff. S6. Schüret 3, S. 362; Bickermann, Makkabäetbüchet, Sp. 793. Pfeiffet, S. 51S. n. Niese, S. 293 und abschwächend, mit Annahme einer Zwischenquelle, S. SI8-52I. S8. Bicketmann, Makkabäerbüchet, Sp. 793.

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bald nach diesem Jahre erschienen seinJ9. Ihr Verfasser ist höchstwahrscheinlich identisch mit Eupolemos, dem Sohn des Johannes, der im Jahre 161 der Gesandte des Judas nach Rom war und das Bündnis mit Rom erwirkt hat60, zumal der Mann und sein Verdienst in 2 Makk4, 11 in merkwürdig herausgehobener Weise erwähnt werden6I . Es war Eupolemos' Vater Johannes gewesen, der um 200 die Privilegien des Antiochos ur. für die Juden erreicht hatte6 •.

Mit Recht ist 2 Makk stets und von allen Seiten eine hervorragende Kenntnis der Institutionen des Seleukidenreiches, der königlichen Beamten und ihrer Funktio­nen nachgerühmt worden 63. Immer wieder geschah und geschieht es, daß Personen im Dienst der Könige, die nur 2 Makk nennt, durch neue Inschriften näher bekannt werden, womit die Zuverlässigkeit des Buches in diesen Dingen immer erneut bestätigt wird, so auch in Fällen, in denen Zweifel laut geworden waren64. Es liegt auf der Hand, daß eine so genaue Kenntnis am ehesten bei einem Zeitgenossen zu erwarten ist, und wenn irgend etwas in 2 Makk, so dürfen diese Nachrichten mit großer Zuversicht auf Jason von Kyrene zurückgeführt werden.

Wenn sich mithin auch von dieser Seite die Indizien dafür verstärken, daß Jason ein Zeitgenosse des Judas war, so ist, wenn er auch frühe schriftliche Quellen schon benutzt haben kann, doch sicher nicht mit einer größeren Zahl schriftlicher Quellen zu rechnen, aus denen er geschöpft hat. Es geht über alle Wahrscheinlich­keit und über das auch nur einigermaßen Beweisbare hinaus, schon für die erste Schicht des Werkes, d. h. für Jason, mit einer Vielzahl schriftlicher Quellen zu rechnen, wie dies z. B. Schunck tut6J : Jahrbücher der Hohenpriester Onias, Jason und Menelaos, eine seleukidische Chronik, ein Urkundenarchiv und eine J udas­vita, deren Verfasser Eupolemos gewesen sein so1l66. Eine nähere Betrachtung verlangen die in 2Makk eingelegten Urkunden. Die beiden Einleitungsbriefe, von denen nur der erste urkundlichen Charakter hat, werden unten S. 199ff. näher er­örtert. Der angebliche Brief Antiochos'IV. in 9,19-27 ist eine durchsichtige Fäl-

59. Die Zeugnisse über Eupolemos und die Fragmente seines Werkes bei F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker nr. 72-3- Eupolemos schrieb anscheinend bis zum Jahre 158/7, da er in Fragment 4 die Jahre von Adam bis zum 5. Jahr des Königs Demetrios 1. berechnet, und mithin vermutlich bald danach.

60. IMakk8,lff. 8,17ff. (Mission des Eupolemos). 8.23ff. (Text des Vertrages). Vgl. dazu Ant 14,233, einen vom römischen Konsul C. Fannius den jüdischen Gesandten mitgegebenen Brief an Kos, in dem die Koer aufgefordert werden, den Gesandten durch Geleit aUf ihrer Rück­reise behilflich zu sein. Bibliographie hierzu bei R. Marcus, Josephus 7 (1943), S. 775-777, ferner T. R. S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic, I New York 1951, S. 443. Briscoe, S. 53, und vor allem Giovannini-Müller, S. 166f. 168ff.

61. Vgl. oben S. 175. Für die Identität des Gesandten Eupolemos mit dem Historiker Schürer, 3, S·474ff.; Stählin, S. 589; Abel, S. 153; Hengel, S. 169ff.; Denis, S. 252; Schürer, History, S. 145, Anm. 18.

62. Vgl. oben Anm. I. Vgl. auch Anm. b zu 4,II. 63. Niese, S. 294-296; Wellhausen, S. 156; Meyer, S. 456; Bickermann, Makkabäerbücher,

Sp. 793; Zambelli, S. 196; Bunge, S. 233, Anm. 80. 64. Vgl. z.B. den Fall des Strategen Hegemonides, Anm. a zu 13,24. 65. Vgl. sein Stemma der angenommenen Quellenverhältnisse, S. 126. 66. Auf der gleichen Linie, wenn auch in Auseinandersetzung mit Schunck, bewegt sich die

quellenkritische Untersuchung von Bunge, S. 206-329.

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schung (Arun. a zu 9,18). Problematischer ist jedoch die Gruppe der vier Urkunden in Kapitel II.

Diese Urkunden sind oft eingehend behandelt worden67• Es ist heute nahezu allgemein anerkannt, daß alle vier authentische Dokumente sind 68, deren Wortlaut zuverlässig überliefert ist, wobei nur die Zuverlässigkeit der Datierungen (siehe unten) unverbürgt und die Überlieferung der Namen der römischen Gesandten in 11,34 gestört ist. Unverbindlich, da nicht auf Überlieferung beruhend, sondern im Zuge der Einfügung dieser Texte in zMakk erschlossen, ist dagegen die jetzige Abfolge dieser Urkunden, der sie verbindende Text und die ihnen in zMakk ge­widmete Auslegung. Hinsichtlich des dritten Briefes (11,Z 7-33) bürgt gerade der Widerspruch zwischen der Aussage des Textes und der Auslegung im Kontext (siehe Anm. a zu II,z7) für seine Echtheit, ebenso die Rolle, die Menelaos in ihm spielt, da kein Späterer sie ihm zugeschoben haben kann.

Als gesichert darf heute gelten, daß weder der zweite noch der dritte Brief vom Prinzen Antiochos als Mitregenten seines Vaters Antiochos IV. herrührt, denn nach dem August 170 hat Antiochos IV. keinen Mitregenten mehr gehabt69, und diese Briefe sind jedenfalls einige Jahre jünger. Das eigentliche Problem liegt noch immer in der Datierung der einzelnen Urkunden. Mit ihm verbunden ist die Frage, in welcher Weise die Dokumente aufeinander folgten und von welchem König der dritte Brief stammt.

Die Daten, die der erste, der dritte und der vierte Brief tragen, sind zur Klärung dieser Frage zunächst nur von bedingtem Nutzen. Alle drei haben das gleiche Jahresdatum, das Jahr 148 der seleukidischen Ara, das jedenfalls bei den Schrift­stücken aus der königlichen Kanzlei (erster und dritter Brief) nur auf den offiziellen Beginn der Ara im Herbst 31 z gestellt sein kann. Diese beiden Briefe kämen daher in die Zeit zwischen dem Herbst 165 und dem Herbst 164 zu stehen, d. h. in die Regierungszeit Antiochos' IV. Das Jahresdatum im vierten Brief, dem der römi~ sehen Gesandten (11,38), stimmt insofern gut dazu, als dieser Brief dem ersten, auf dessen Inhalt er sich bezieht, in ganz kurzem Abstand von einigen Tagen, höch­stens von wenigen Wochen, gefolgt sein muß. Daher ist zunächst davon auszu­gehen, daß diese drei Briefe wirklich in das Jahr gehören, in dem sie geschrieben sein wollen, wenngleich apriori die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, daß die Jahreszahl von einem der Briefe, zu dem sie ursprünglich gehörte~ auf einen anderen oder auf die beiden anderen mechanisch übertragen worden sein könnte.

67. Die wichtigsten Untersuchungen sind Niese, S.476-491; Laqueur, Untersuchungen, S. 30-51; Wellhausen, S. 141-145; Kolbe, Beiträge, S. 74-1°7; Laqueur, Urkunden, S. 229-252.; Tcherikover, S.213-219. 225-227; M0rkholm, S. 162-165; Zambelli, S. 213-2H; Bunge, S·386-400•

68. Dies wird neuerdings nur noch bestritten für den 2. Brief (II,23-26) von Schunck, S. 1°3-1°5, und für den vierten Brief (II,H-38) von M0rkholm, S. 163-164, doch vgl. Laqueur, Urkunden, S. 236; Bunge, S. 394, Anm. 84.

69. Der Urheber dieser These, Laqueur (Untersuchungen), dem u.a. Wellhausen und Meyer gefolgt sind, hat sie selbst später (Urkunden) durch die richtige Einsicht überwunden, daß Antiochos V. als König der Verfasser des 2. Briefes ist. Die neue Seleukidenliste hat die Mit­regentschaftsthese endgültig widerlegt. V gl. Habicht, Hegemonides, S. 376; Zambelli, S. 227-228,

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Problematischer sind die diesen drei Briefen beigegebenen Monats- und Tages­daten. Im ersten Brief ist dies der 24. »Dioskorinthios« (der Monatsname ist korrupt, vgl. Anm. a zu I 1,2 1), im dritten und vierten Brief übereinstimmend der 15. Xantikos. In diesem Fall ist kein Verlaß auf eines der Daten, da beide Briefe eine sehr verschiedene Situation voraussetzen und schwerlich am gleichen Tage desselben Jahres geschrieben sein können. Hier spricht mithin manches dafür, daß Monat und Tag von einem Brief auf den anderen in mechanischer Weise über­tragen wurden. Nun ist im Text des dritten Briefes (11,;0) ein weiteres Datum des­selben Monats genannt, der ;o.Xantikos, als Endtermin einer den Juden einge­räumten Frist, dessen Beachtung ihnen Straflosigkeit verbürgt. So könnte es scheinen, als sei das Ausstellungsdatum dieses Briefes, der I 5 . Xantikos, durch den Kontext gewährleistet und dann zu Unrecht auf den vierten Brief, den der Römer, übertragen worden70. Indessen ist im dritten Brief die Frist von zwei Wochen viel zu kurz, als daß sie ursprünglich sein könnte (Anm. b zu 11,;0). Mithin stützen die beiden Daten im Text und in der subscriptio einander nicht. Vielmehr schließt das eine Datum das andere aus, und vielleicht sind beide nicht ursprünglich 71 • Aber aus sachlichen Erwägungen, die durch eine para.llele Stelle aus früherer Zeit ge­stützt werden, scheint der ;o.Xantikos als Endtermin einer Frist mit Amnestie­versprechen sehr gut zu passen, so daß dieses Datum Zutrauen verdient (Anm. b zu 11,;0). Dann wird man die Ausstellungsdaten des dritten und vierten Briefes am 15.Xantikos (11,;;.11,;8) als unverbürgt preisgeben müssen. Für den Endtermin der Amnestie ergibt sich etwa Ende März 164.

Weiter führt eine Prüfung des Inhalts der Urkunden. Der zweite Brief (I 1,2 ;-26) ist unzweideutig von Antiochos V. Eupator geschrieben, denn er ist an Lysias gerichtet, nimmt Bezug auf den Tod des Vaters des Königs und schreibt dem Vater die Anordnung zu, daß die Juden sich zur griechischen Lebensweise zu be­kehren hätten. Da Antiochos IV. im November oder Dezember 164 gestorben ist, kann dieser Brief frühestens gegen Jahresende 164 geschrieben worden sein.

Für die drei anderen Briefe hatte sich ergeben, daß sie zu Lebzeiten des Antio­chos IV. (der dritte Brief von ihm selbst)7 2 geschrieben sein müssen, wenn die ihnen beigegebenen Jahresdaten verläßlich sind. Dies läßt sich durch eine Muste­rung ihres Inhaltes erhärten. Der erste Brief zeigt Lysias, in Stellvertretung des Königs, mit jüdischen Abgesandten in Verhandlungen (I I, I 7-2 I), der vierte Brief römische Gesandte, wie sie sich in eben diese Verhandlungen einschalten (I 1,;4-; 8). Da die Römer allein an Kontakten mit den aufständischen Juden interessiert waren (mit denen sie wenige Jahre danach ein förmliches Bündnis schlossen), so wa.ren die Verhandlungspartner des Lysias Unterhändler des Judas MakkabaiosH.

70. So Niese, S. 484; Bickermann, Gott, S. 180, Anm. 4; Tcherikover, S. 215; Hanhart, Text, S. 473-474; Liebmann-Frankfort, S. 105; Bunge, S. 363.

71. Nicht ausgeschlossen ist, daß das Datum vom 4. Brief fälschlicherweise auf den 3. über­tragen worden ist. Schürer, History, S. 162.

72. Nur Bunge, S. 432, sieht in dem Autor dieses Briefes Antiochos V. Eupator. 73. Dazu stimmt, daß einer der beiden Absalom, der andere Johannes heißt (n,17), beide

mithin jüdische Namen führen, was höchst auffallend wäre, wenn es sich um Delegierte aus dem Kreis des hellenisierenden Reformjudentums um Menelaos handeln sollte (umgekehrt besagt es

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Und dazu stimmt der Kontext von Kapitel 11,1-15: die Verhandlungen gingen aus einem Feldzug des Lysias gegen Judas und aus kriegerischen Auseinander­setzungen hervor74.

Der dritte Brief (11,2.7-33) ruht auf einer völlig anderen Situation. Er wurde hervorgerufen durch das Erscheinen des Hohenpriesters Menelaos beim König (II,2.9, erhärtet durch 11,32) und ist an die Gerusie der Juden als ersten Adressaten gerichtet, d. h. an eine verfaßte und vom König anerkannte Körperschaft, wäh­rend der mit den Aufständischen unterhandelnde Kanzler Lysias seine Botschaft an die »Masse der Juden« gerichtet hatte. Es ist klar, daß der König hier, auf die Initiative des Menelaos hin, sich nicht an die Aufständischen um Judas wendet, sondern an die die Autorität des Menelaos anerkennenden Reformjuden75 und darüber hinaus (vgL Anm. a zu 11,2.7) an andere hellenistisch gesinnte Juden, die einstigen Anhänger des Jason, die ihren Frieden mit dem König und mit Menelaos zu machen bereit waren. Hierfür wird diesen eine bestimmte Frist gesetzt, inner­halb deren sie zurückkehren können, ohne Strafe befürchten zu müssen. Diesen Juden gesteht der König zugleich das Leben nach dem Gesetz und nach ihren Sitten »so wie früher« zu (II,31). Damit wird für diesen zur Verständigung bereiten Teil der Juden das Religionsverbot ohne Aufheben fallengelassen.

Es gilt nun, das zeitliche Verhältnis dieser Urkunde zur ersten und vierten zu bestimmen. Alle drei sind, sofern auf die Jahreszahlen Verlaß ist, in ein- und dem­selben Jahr, zwischen Herbst 165 und Herbst 164, geschrieben worden, mithin alle unter König Antiochus IV. Epiphanes. Die neuere Forschung ist fast ein­hellig der Meinung, daß der dritte Brief später sei als der erste (und als der auf den ersten in kurzem Abstand folgende vierte Brief)76• Der einzige Grund für diese Anordnung ist, daß Lysias im ersten Brief sagt, er wolle eine Entscheidung des Königs herbeiführen, und daß diese Entscheidung, nach Ansicht jener Forscher, im dritten Brief vorliege.

Aber dieser durchweg ohne nähere Prüfung konstatierte Zusammenhang besteht in Wirklichkeit nicht, das scheinbar zwingende Argument ist hinfällig. Gegen jene Annahme spricht schon, daß die Entscheidung des Königs an Lysias hätte ge­schickt werden müssen, der um sie nachgesucht hatte, daß aber der dritte Brief vielmehr an die Gerusie der Juden adressiert ist und daß er nicht durch Lysias' Anfrage hervorgerufen wurde, sondern durch das Erscheinen des Menelaos im Hoflager des Königs. Und an den Verhandlungen zwischen Lysias und den jüdi­schen Rebellen um Judas waren Menelaos wie die Gerusie ohne Anteil gewesen,

nichts, wenn auch Angehörige der hasmonäischen Sache griechische Namen führen). Johannes kann der Bruder, Absalom der 1MakkII,70. 1;,II genannte Anhänger des Judas sein (vgl. zu­letzt Bunge, S. ;89-;90).

74. So auch Meyer, S. 21;; Bickermann, Gott, S. 179. Anm. I; Zambelli, S. 225; Hengel, S. 530, Anm. 20; und besonders Liebmann-Frankfort, S. I07-IIO. Abweichend Tcherikover, S. 216-217 (Empfänger die Reformjuden) und Bunge, S. 42.0 (Empfänger die Asidaioi).

75. So Dagut, S. 151; Tcherikover, S. 2.16-2.17; Zambelli, S. 2.2.4. 76. Niese, S.484; Kolbe, Beiträge, S. 84; Laqueur, Urkunden, S. 2.2.9ff.; Bevenot, S. 2.2.;;

Bickermann, Gott, S. 179-181; Abel, S. 4;0; Tcherikover, S. 2.15; M0rkholm, S. 155-156.162. bis 165; auch Bunge, S. ;86-400, ordnet die Urkunden in dieser Reihenfolge an, läßt jedoch nur I und 4 unter Epiphanes geschrieben sein, von Eupator nicht nur 2., sondern auch ;0

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weshalb sich denn auch die Ausflucht verbietet, der dritte Brief sei zeitgleich mit dem (nicht erhaltenen) Bescheid des Königs an Lysias. Er ruht auf durchaus an­deren Voraussetzungen.

Ist dies einmal erkannt, so kann es nicht wirklich zweifelhaft sein, daß der dritte Brief den beiden anderen zeitlich vorangeht, denn es liegt in der Natur der Sache, daß vor einem Feldzug gegen die aufständischen Juden der König sich der loyalen und der zur Verständigung bereiten Juden hat versichern und aus dem Lager der Rebellen möglichst viele durch Konzession der freien Religionsaus­übung hat gewinnen wollen. Vor allem aber ergibt sich so (und nur so) ein plau­sibler Zusammenhang und ein verständlicher Anlaß für den Feldzug des Lysias, der dann endlich zu den Verhandlungen auch mit den aufständischen Juden ge­führt hat. Der Feldzug wurde begonnen, nachdem die im dritten Brief gesetzte Frist für die Amnestie abgelaufen war, denn mit diesem Termin war deutlich geworden, daß Judas und die Seinen weiterhin im Aufstand verharrten. Der ältere Brief war ein Angebot des Königs gewesen, dem nur ein Teil der Juden gefolgt war (der König hatte in der Glaubensfrage nachgegeben, aber auf dem Regiment des Menelaos bestanden); jetzt galt es, die widerspenstigen Juden mit Gewalt niederzuzwingen. Dies muß das Ziel des ersten Lysiasfeldzuges gewesen sein, und dieser Feldzug kommt jetzt in die Zeit zwischen Anfang April, nach Ablauf der für die Amnestie bewilligten Frist am 30. Xantikos, und Ende September 164, vor dem Beginn des seleukidischen Jahres 149, zu stehen.

Aus diesen Überlegungen ergibt sich als Reihenfolge der vier Urkunden: 3, I, 4 (diese alle unter Antiochos IV. und aus dem Jahre Herbst 165-Herbst 164, 2 (unter Antiochos V.)77. Zu dem gleichen Ergebnis waren vor langer Zeit Clinton und Unger gekommen78, während in der neueren Forschung nur Zambelli die Urkun­den in der gleichen Weise aufeinander folgen läßt, den Einschnitt des Regierungs­wechsels jedoch schon hinter 3 ansetzt, mithin die Urkunden I und 4 unter AntiochosV., ins Jahr 163, verlegt, die Urkunde 2, gleichfalls unter Antiochos V., auf 162 datiert79. Mit Zambelli stimmt die hier gegebene Analyse darin überein, daß sie die 3. Urkunde an die Spitze stellt, mit der herrschenden Meinung darin, daß sie nur die 2. Urkunde der Zeit Antiochos' V. zuweist.

In einem weiteren und wesentlichen Punkt bestehen praktisch keine Meinungs­verschiedenheiten mehr 80, in der Überzeugung, daß Antiochos IV., der Urheber des Religionsverbots, es selbst gewesen ist, der den ersten und entscheidenden Schritt getan hat, es fallenzulassen 8I , in der dritten Urkunde (II,31). Aber erst die hier ermittelte Reihenfolge der Aktenstücke macht die entscheidenden Punkte

77. Hierbei sind alle Jahresdaten (in den Urkunden 1,3 und 4) ohne Änderung bewahrt. Be­wahrt ist ferner von den Monats- und Tagesdaten die Nennung des 30. Xantikos als Endtermin der Amnestie in 11,30, während die Ausstellungsdaten der Urkunden 1 (11,21; korrupt), 3 und 4 (11,33 und 11,38: jeweils 15. Xantikos), die schlecht verbürgt sind, preisgegeben werden müssen.

78. Henry Fynes Clinton, Fasti Hellenici " Oxford 1830, S. 373-374 (mit der jedenfalls un-richtigen, aber auch unerheblichen Variante, daß er 4 noch vor 1 setzt). Unger, S. 2.36.

79. Zambelli, S. 2.13-2.34. 80. Abgesehen von der abweichenden Meinung Bunges (siehe Anm. 76). 81. Mit Recht besonders hervorgehoben von M0rkholm, S. 158.

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klar: diese Konzession war nicht durch den Verlauf des Lysiasfeldzuges erzwungen worden, sollte vielmehr einen größeren Feldzug unnötig machen. Und diese Kon­zession war nur eine bedingte: Sie war auf diejenigen beschränkt, die zur Verstän­digung bereit waren und dies durch die Rückkehr nach Jerusalem und durch die zumindest stillschweigende Anerkennung des Menelaos zu erkennen gaben. Wenn Antiochos V. etwas später, in der zweiten Urkunde, im wesentlichen das gleiche gewährt hat ( 1 1,25), so ist der entscheidende Unterschied der, daß er es bedingungs­los tat: die Garantie der Religionsfreiheit und des Gesetzes galt für alle Juden. Die Konzession seines Vaters war ein Mittel gewesen, die rebellischen Juden um Judas von den loyalen um Menelaos zu scheiden (und ihre Reihen zu lichten), um alsdann mit Waffengewalt, wenn erforderlich, die im Aufstand Verharrenden niederzurin­gen. Als dieses Ziel weder durch die Amnestie noch durch den ihr folgenden ersten Feldzug des Lysias erreicht wurde, trugen die von Antiochos V. gegebenen Garan­tien der Einsicht Rechnung, daß eine Befriedung der jüdischen Nation, wenn überhaupt, nur durch die unbedingte Gewährleistung der Religion, des Lebens nach dem Gesetz und durch die Rückgabe des Tempels für den jüdischen Gottes­dienst erreicht werden konnte. Auch wenn dies, da der Tempel bereits wieder in den Händen der Rebellen um Judas war, nur der Anerkennung eines tatsächlich schon bestehenden Zustandes gleichkam, so war es doch unumgänglich, diesen durch Gewalt geschaffenen Zustand als rechtens anzuerkennen, wenn wirklich Friede einziehen sollte. Mit diesem Schritt war die volle Rückkehr zu dem Status der Juden vollzogen, wie er durch die Privilegien des Jahres 200 vonAntiochos III. begründet worden warSz•

Offen ist noch die Frage, wann und in welchem Zusammenhang diese Garantien durch Antiochos V. gegeben wurden. Die neuere Forschung ist nahezu einhellig der Auffassung, dies sei nach dem zweiten Feldzug des Lysias geschehen, den er zusammen mit dem jungen König unternahm und der in 2 Makk 1 3 geschildert ist. Obwohl dieser Feldzug für das königliche Heer erfolgreich verlief (im Gegen­satz zur Darstellung von 2 Makk 13), habe sich Lysias namens des Königs zu dem für die Juden günstigen Frieden herbeilassen müssen, um sich den Rücken zu sichern, da ihm der Kampf mit Philippos bevorstand, der an der Spitze des Heeres heranrückte, das Antiochos IV. in die oberen Satrapien begleitet hatte, und der den Anspruch auf das Kanzleramt und die Vormundschaft über den jungen König erhob (Anm. a zu 13,23). Bestandteil dieses Friedens sei die Aufopferung und Hin­richtung des Menelaos (2MakkI3,4-8 und Anm. a zu 13,3) sowie die Erhebung des Alkimos zum Hohenpriester gewesen, die in 2 Makk nicht berichtet, aber 2 Makk 14,3 vorausgesetzt wird. Größere Meinungsverschiedenheiten bestehen nur hinsichtlich der Datierung dieser Ereignisse und des Friedens, ob das Jahr 163 oder das Jahr 162 hierfür anzusetzen ist83.

An dieser Rekonstruktion des Herganges ist die Verbindung der Königsurkunde

82. Tcherikover, S. 225; Zambelli, S. 226. 83. Laqueur, Urkunden, S. 238. Bickermann, Gott, S. 156-157; Tcherikover, S. 225; M0rk­

holm, S. 163; Hengel, S. 178, Anm. 3.530; Bunge, S. 437ff.; Schürer, History, S. 167 mit Anm. 14·

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mit dem Friedensschluß nach dem zweiten Feldzug des Lysias mehr als fragwürdig. Im Schreiben des Königs weist nichts darauf hin, daß Kampfhandlungen, ein Feld­zug und Verhandlungen vorausgegangen wären. Man wird zwar nicht geradezu sagen können, das Schweigen des Königs schließe eine solche Vorgeschichte rund­weg aus, aber jedenfalls gibt es im Brief selbst nicht das bescheidenste Anzeichen dafür, daß er an das Ende eines Krieges gehöre. Größeres Gewicht haben die positiven Feststellungen: Der Brief hat programmatischen Charakter. Der König spricht von seinem Wunsch, daß alle Untertanen seines Reiches in Frieden leben möchten, er hat vom Widerstand der Juden gegen die von seinem Vater angeord­nete Umstellung auf die griechische Lebensweise gehört, wünscht aber, daß auch diese Nation unbehelligt leben möchte, und weist daher Lysias an, den Juden die erforderlichen Garantien zu geben, aus denen sie seine wohlmeinende Gesinnung zu erkennen vermöchten. Und dies alles wird eingeleitet mit der Feststellung, daß er in diesem Sinne tätig werde, da sein Vater aus dem Leben geschieden sei. Tenor und Inhalt lassen offensichtlich nur eine Deutung zu: es ist eine für die Juden bestimmte Proklamation des Königs, der soeben erst, nach dem Tode des Vaters, den Thron bestiegen hat84• Sie gehört in die Reihe der gerade im 2. Jahrhundert v.Chr. bekannten Amnestieetlasse und Privilegiengewähtungen aus Anlaß eines Regierungsantritts 8J • Die Urkunde gehört mithin ganz an den Anfang des Jahres 16; und vor den zweiten Lysiasfeldzug, nicht an dessen Ende. Der neue König bzw. der Kanzler Lysias machte mit ihr den Versuch, die jüdische Frage in groß­zügiger Weise zu regeln.

Vorausgegangen waren im Spätsommer oder Frühherbst 164 die Verhandlungen des Lysias mit den aufständischen Juden (die Urkunden I und 4), am Ende seines ersten Feldzuges, der ihrer Niederwerfung gegolten hatte. Lysias hatte die wesent­lichen Fragen der Entscheidung des Königs vorbehalten und hat sich in dieser Sache schriftlich an ihn gewandt ('lI,IS. 11,;6). Da der König weit entfernt war, nahm die Sache geraume Zeit in Anspruch, bis endlich statt des erwarteten Be­scheids vom König die Nachricht von seinem Tode kam. Dieses Ereignis gab dem Kanzler Gelegenheit, im Namen des neuen Königs den vollen Ausgleich mit den Aufständischen zu suchen, indem die Garantien, die Antiochos IV. nur den zur Kooperation mit Menelaos bereiten Juden gegeben hatte, jetzt auch auf die Auf­ständischen erstreckt wurden. Die Distanzierung von der Politik des Epiphanes, so behutsam sie auch ausgedruckt ist, ist deutlich genug. An einem definitiven Ausgleich aber war Lysias vermutlich auch deshalb interessiert, weil mit der Nach­richt vom Tode des Epiphanes oder bald nach ihr auch die weitere gekommen sein muß, daß Philippos Kanzleramt und Regentschaft für sich beanspruche.

Aber nur wenige Monate später zog Lysias zum zweiten Male gegen die Juden. Dieser Feldzug war erforderlich geworden durch den Angriff des Judas auf die königliche Garnison in Jerusalem (I Makk6,ISff.), vielleicht außerdem durch die Streifzüge des Judas außerhalb Judäas und hierdurch ausgelöste Beschwerden der

84. So auch Schüret, History, S. 164. 85. Vgl. L. Koenen, Eine ptolemäische Königsurkunde (P Kroll), Klassisch-Philologische

Studien 19, Wiesbaden 1957.

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Betroffenen bei der Regierung 86• Dieser Feldzug muß noch in das gleiche Jahr 163 gehören, denn es ist offenkundig (IMakk6,55.2MakkI3,23), daß er wegen der Annäherung des Philippos mit der Armee Antiochos'IV. abgebrochen wurde, und Philippos »hat gewiß nicht über ein Jahr gewartet, um den Kampf um die Regentschaft zu beginnen« 87. Die Notwendigkeit, ihm entgegenzutreten, be­stimmte Lysias, trotz des militärischen Erfolgs, den er errungen hatte, zu weiteren Konzessionen (I Makk 6, 5 5 ff.): er opferte den verhaßten Menelaos und ersetzte ihn durch Alkimos, womit er, da Alkimos aus hohepriesterlicher Familie war, wenigstens »die Frommen«, die Asidaioi, zufriedenstellte. Daß dabei die schon zu Jahresbeginn vom König gegebenen Garantien der Religionsfreiheit und der Gültigkeit des Gesetzes erneut beschworen wurden (I Makk 6, 5 9-61), versteht sich von selbst. Damit war Judas, der an diesem Frieden, entgegen der Behaup­tung 2 Makk 13,24, keinen Anteil hatte, in die Isolierung geraten. Er hat den Kampf fortgesetzt und bald erneut Verstärkung erhalten, als es nämlich zum Bruch zwischen dem neuen Hohenpriester und den Asidaioi gekommen war und diese sich wieder bei den Fahnen des Judas einfanden88 • Aber von nun an war es kein Religionskrieg mehr, sondern ein Unabhängigkeitskrieg; sein Ergebnis war die weltliche und die geistliche Herrschaft der Hasmonäer.

4. Theologiegeschichtliche und literaturgeschichtliche Einordnung des Buches

Die Einzigartigkeit von 2 Makk liegt darin, daß das Buch durch zwei einander scheinbar widersprechende Wesenszüge charakterisiert wird. Es ist ebensosehr ein lebendiges Zeugnis unverfälschten jüdischen Glaubens wie ein beredtes Zeugnis griechischer Historiographie, d. h. ein Dokument eben jener hellenistischen Kul­tur, die der Verfasser wie sein Held Judas als andersartig und, wo sie den jüdischen Glauben tangieren könnte, als schlechthin feindlich ablehnt. Theologiegeschicht­lich ist das Buch rein jüdisch, literaturhistorisch gesehen vornehmlich griechisch.

Die Eigenart der religiösen Einstellung von 2 Makk läßt sich in manchem am ehesten aus dem Vergleich mit dem weithin dem gleichen Gegenstand gewidmeten I. Makkabäerbuch erkennen. Dieses zeigt einen ungebrochenen jüdischen Glauben, über den nicht weiter reflektiert wird, die Juden sind in ihrer Gesamtheit unschul­dige Opfer eines verruchten fremden Königs, »der verkommenen Wurzel«89, wenngleich eine ganze Anzahl von ihnen, die der hellenistischen Reform zuneigen oder an ihr teilnehmen, vom Bunde mit Gott abfällt und sich individuell schuldig macht90. 2Makk spricht demgegenüber aus, daß der Abfall einzelner Schuld auf

86. In diesen Zusammenhang dürfte die Ersetzung des um Ausgleich mit den Juden bemühten Strategen Ptolemaios, Sohnes des Makron, durch Protarchos gehören (IO,II-13), denn die ganze Partie (IO,II-38) ist hinter 12,21 einzuordnen, d.h. vor dem 2. Lysiaszug (vgl. Anm.a zu 10,II).

87. Bickermann, Gott, S. 157. 88. Anm. b zu 14,3 und Anm. a zu 14,7. Vgl. vor allem Mölleken, S. 20Sff., besonders 219. 89. I Makk 1,10. 90. I Makkl,II-15.

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alle lädt91 , Gott mithin seinen gerechten Zorn auf das ganze Volk wirft, die Gesamtheit straft, auch die individuell unschuldigen Kinder (8,4), bis durch das Blutopfer einzelner, die wieder stellvertretend für die Gesamtheit stehen, dieser Zorn besänftigt wird, Gott sich mit seinem Volke wieder versöhnt, ihm seine Gnade von neuem erweist, indem er die Peiniger der Juden straft9'.

Auch die im Kampfe heidnische Amulette tragenden Juden (12,40-42) laden durch ihre Verfehlung Schuld auf das ganze Volk. Sie selbst werden sogleich bestraft, indem sie unter den Händen der Feinde fallen, aber ein Opfer zur Ent­sühnung des Volkes ist auch erforderlich. An der sicher überarbeiteten Stelle 12,43-45 schimmert noch durch, daß es ursprünglich, d. h. im Text Jasons von K yrene, zur Entsühnung des Volkes Israel geschah, dann sekundär als Opfer für das Seelenheil der Missetäter aufgefaßt wurde (Wellhausen, S. 121 und die An­merkung zur Stelle).

Schuld und Sühne, Strafe und Gnade sind die großen Themen von 2Makk, die im 1. Buch kaum anklingen93 . Der Frevler verfällt der gerechten Strafe, und das ist meist das gleiche Geschick, das er anderen bereitet hat (4,26 und 5,9-10 Jason. 13,8 Menelaos. 9,6 und 9,28 Antiochos IV., dem dies schon einer der zu Tode gemarterten Brüder vorhergesagt hatte: 7,37), oder er erleidet die Strafe eben an der Stelle seiner Untat (4,38 Andronikos. 4,42 der Tempelräuber Lysimachos. 15,32-33 Nikanor94). Im einen wie im anderen Todesumstand ist Gottes strafende Hand sichtbar. Gottes Macht ist so unbestritten, daß selbst die heidnischen Frevler und die heidnischen Feinde sie erkennen, sobald sie ihre Auswirkungen verspüren (3,28 Heliodor. 8,36 Nikanor. 9,II Antiochos IV. II,13 Lysias9l).

Sichtbares und ständiges Zeichen der Gegenwart Gottes ist die Stätte seines Kultes, der Tempel. Des Verfassers Enthusiasmus für den Tempel tritt nahezu in jedem Kapitel hervor96. Das Buch darum als eine »Agitations schrift« zu bezeich­nen, die für die Feste und für den Tempel werben so1l97, geht vielleicht zu weit, aber daß der Verfasser nur den Tempel in Jerusalem gelten läßt, demjenigen in Leontopolis ablehnend gegenübersteht und daß eine gegen diesen gerichtete Ten­denz unausgesprochen mitschwingt, läßt sich nicht leugnen98 • Daher rührt die große Bedeutung, die der Entweihung und sodann der Reinigung des Tempels

91. 2.Makk4,16-I7. 5,17-2.0. 6,12.-17. 7,18. 7,32.. 10A. Die erzieherische Funktion des Gottes­gerichtes ist 6,12.. 7,33 und 10,4 ausdtücklich hervorgehoben. In 7,16 wird der König davor ge­warnt, aus ihm den falschen Schluß zu ziehen, Gott habe sein Volk verlassen.

92.. 2.Makk8,5. 8,2.7 und die zahlreichen Epiphanien, mit denen Gott danach seinem Volke zu Hilfe kommt (siehe unten). Daß Gott sich seinem Volke wieder versöhnen wird, ist die Gewiß­heit des Märtyrers (7,33), die Versöhnung ein Beweis seiner Gnade (6,13).

93. Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 794; Gott, S. 33. 94. Vgl. Pfeiffer, S. 512.; Bunge, S. 610, Arun. 187; Ranhart, Zeitrechnung, S. 74-75. 95. Vgl. Bunge a.a.O. 96. Die bemerkenswerte Ausnahme ist das, gewiß sekundäre, 7. Kapitel, das den Martyrien

der sieben Btüder und ihrer Mutter gewidmet ist, die weitere Ausnahme das ganz vom kriegeri­schen Geschehen erfüllte 12.. Kapitel.

97. Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 794· 98. Bickermann, Festbrief, S. 2.50; Bunge, S. 530-531. 600-601.

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beigemessen wird99. Aber die jüdische Nation geht dem Tempel noch vor, denn dieser ist nur das Unterpfand für den Bund des Volkes mit Gott, und unzweideutig heißt es: »Denn der Herr hatte nicht wegen der Stätte das Volk, sondern um des Volkes willen den Platz sich auserwählt« (5,19), Daher folgt das Schicksal des Tempels dem der Nation. Durch deren Schuld leidet auch der Tempel, wird el durch den »Greuel der Verwüstung« profaniert, durch die erneute Besinnung des Volkes auf seinen Bund mit Gott aber gelangt auch der Tempel zu seiner alten Herrlichkeit zurück.

In den kultischen Fragen ist 2 Makk von enger und unrealistischer Strenge. Zwar wird wie in 1 Makk berichtet, daß am Beginn der Erhebung viele Juden erschlagen wurden, weil sie sich wegen des Sabbattages nicht zur Wehr setzten (I Makk 2, 38.2 Makk 6,11), aber nicht der hierauf folgende Beschluß der Kämpfen­den, sich künftig auch am Sabbat zu verteidigen (I Makk2,41), so daß der Ein­druck vermittelt wird, das Gebot sei unverbrüchlich auch während der bewaffneten Auseinandersetzung eingehalten worden1oo.

In der eigentlichen Glaubenslehre sind die Hauptsätze des Buches die Äußerung, daß Gott die Welt aus dem Nichts erschaffen habe1oI, ferner an vielen Stellen die Überzeugung, daß der Fromme die Auferstehung erwarten könne, und zwar die leibliche Auferstehung1oz. Mit diesem Glauben steht 2 Makk unter den sogenannten Apokryphen alleinIO~. Allerdings ist zweifelhaft und noch Gegenstand der wissen­schaftlichen Diskussion, ob dieser Auferstehungsglaube schon in Jasons Werk enthalten war oder erst eine Zutat von einer der beiden späteren Hände gewesen ist (oben S. 171). Charakteristisch für das Buch ist auch der Gedanke, daß die Für­bitte eines Heiligen, nämlich des Propheten J eremia, für das Volk und die Heilige Stadt wirksam und hilfreich sei104.

Noch stärker und häufiger aber tritt die Überzeugung hervor, daß Gott seinem Volk in sichtbarer Weise zu Hilfe kommt. hcup&:veta, in seiner buchstäblichen Bedeutung der physischen und sichtbaren Erscheinung, wie sie der griechischen Religionsauffassung vertraut ist, ist geradezu ein Schlüsselwort in 2 Makk. In diesen Epiphanien hat schon der Epitomator einen besonderer Erwähnung werten Zug der Erzählung Jasons gesehen (2,21), und solche Epiphanien Gottes »vom Himmel herab« (e~ oveavoV) sind zweimal während einer Schlacht ganz allgemein erwähnt (12,22.15,27). Dem entspricht es, daß die Juden sich vor der Schlacht

99. Dies ist so wichtig, daß es sogar in der knappen Inhaltsangabe des Epitomators eigens erwähnt wird (2,22). Hier und in 8,17 steht das Schicksal des Tempels gleichwertig neben dem Schicksal des Gesetzes, und vor dem entscheidenden Kampf gegen Nikanor wird die Sorge für den Tempel derjenigen für Frauen, Kinder, Brüder und Verwandte der unter Judas Kämpfenden unzweideutig vorangestellt (15,18).

100. Wellhausen, S. 135. Vgt 8,27.15,2. 101. Dieser Gedanke der »creatio ex nihilo« begegnet in dem sicher nicht ursprünglichen

Martyrienkapitel (7,28). Vgl. dazu Schürer 3, S.362; Pfeiffer, S.515-516; Johnson, S.263; Ringgren, S. 289-29°; darauf hat sich Origenes später wiederholt berufen.

102. Die Quellen und Literatur dazu sind zu 7,9 angegeben. 103. Pfeiffer, S. 514. 104. 2 MakkI 5,14. Pfeiffer, S. 516. Fast auf der gleichen Stufe steht das Fürbittegebet des

Hohenpriesters Onias für den von Gott gestraften Heliodor in 3,3Iff.

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durch ein Gebet an Gott wenden, der seinem Volke stets durch sein Erscheinen hilft (12,28.14,15), und daß sie nach der Schlacht ihm hierfür Dank sagen (I 5>34). Genaueres sagen andere Stellen aus: Fünf vom Himmel gesandte Reiter stürzen sich in das Schlachtgetümmel, schirmen zugleich Judas und strecken die Feinde nieder (10,29-3°). Ebenso direkt ist das Eingreifen der zwei Jünglinge, die den in die Schatzkammer eingedrungenen Heliodor geißeln'Oj • Der himmlische Reiter in 11,8 dagegen ist nicht eigentlich Mitstreiter im Kampf, sondern gute Vorbedeu­tung für den Kampf, die die Juden mit Siegeszuversicht erfüllt, und ähnlicher Art ist die in 5,2-4 beschriebene Himmelserscheinung eines kampfbereiten Heeres, die 40 Tage lang sichtbar gewesen sein soll (für eine der zahlreichen antiken Paral­lelen vgl. Plinius, naturalis historia 2,148 aus dem Jahre 103 v.Chr.). Diese Epi­phanien haben den Charakter eines Vorzeichens und nicht den der direkten gött­lichen Hilfe.

Im Hinblick auf diese Züge und die andersartigen in I Makk ist oft hervor­gehoben worden, daß I Makk eine politische Tendenz aufweise, 2 Makk eine reli­giöse,06• Das erste Buch ist national und patriotisch eingestellt und steht den Hasmonäern auch dort und dann nahe, wo sie nach dem Tode des Judas nicht mehr für die Freiheit des Glaubens kämpften, sondern für die der Nation und für einen eigenen jüdischen Staat. Es beschönigt die Usurpation des Hohenpriester­amtes durch die hierfür nicht qualifizierten Hasmonäer,07 und bejaht damit die Vereinigung von weltlicher und geistlicher Macht in ihrer Hand. So ist das Buch geradezu als eine politische Geschichte der Dynastie bezeichnet worden,08•

2 Makk ist demgegenüber kühl in seiner Haltung zu den Hasmonäern, wovon nur Judas als Führer im Glaubenskrieg und als streitbarer Arm für den Tempel ausgenommen wird,09. Das Buch verschweigt, wo es Modein erwähnt, daß dies der Herkunftsort der Familie ist (Anm. a zu 13,14), es übt Kritik an Judas' Bruder Simon (Anm. a zu 10,19 und Anm. b zu 14,17), und es verschweigt die Heldentat des anderen Bruders Eleasar (13,15). Neben und vor den Anspruch des Judas tritt der Anspruch der Märtyrer, des greisen Eleasar, des Razis und, wenngleich erst in späterer Zutat, der sieben Brüder und ihrer Mutter. Und es ist das Blut der Märtyrer, das Gott versöhnt und das für Judas die Voraussetzung des Erfolges ist, denn es bestimmt Gott, Judas und den Seinen Sieg zu verleihen und damit zu zeigen, daß er sich seinem Volke versöhnt hat. Es sind die Dulder im Glauben, die die Wende herbeiführen; die Streiter für den Glauben besiegeln sie. Die Freiheit von fremder Herrschaft und ein eigener jüdischer Staat sind dem Verfasser von 2Makk gleichgültigIIO, so gleichgültig wie den späteren Pharisäern vor Pompeius und vor AugustusIII •

105. 2.Makk3,2.6. Diese Version, die ich für die ursprüngliche halte (d.h. für die von Jason gegebene), ist von späterer Hand um die Fassung eines Reiters erweitert worden, dessen Ross die Züchtigung des Heliodor übernimmt (oben, S. 172.f.).

106. Wellhausen, S. 135; Momigliano, S. 95. 107. Wellhausen, S. 159. 108. Momigliano, S. 12.0: »veramente una storia politica della dinastia«. 109. Hengel, S. 180. 110. Abel, S. XXXV; Hengel, S. 180. 111. Ant. 14,41. 17,300ff.

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Diese und andere Gegebenheiten haben oft dazu geführt, 2. Makk als pharisäisch geprägtes oder doch den Pharisäern nahestehendes Produkt zu bezeichnen IU.

Dafür sprechen tatsächlich manche Züge. Aber ebensooft, und zunehmend in jüngster Zeit, ist auch darauf hingewiesen worden, daß andere Züge des phari­säischen Gedankenguts dem Buch fremd sind: zMakk zeigt keine Kenntnis vom mündlichen Recht und von mündlicher Gesetzestradition, und es fehlt das Inter­esse an messianischen Hoffnungen 113. Daher lag es nahe, die Grundtendenz auf die Hasidim oder Asidaioi, die »Frommen«, zurückzuführen, die in 2. Makk selbst eine Rolle spielen (14,6) und die weithin als die spirituellen Vorläufer der Pharisäer gelten'14• Dagegen ist freilich eingewendet worden, daß die Art der Beziehung der Hasidim zu den Pharisäern keineswegs klar sei" 5, und man hat auch geradezu bestritten, daß 2. Makk in näherer Verwandtschaft zur asidäischen Gruppe stehe'16•

Solange die Kenntnis von den Hasidim noch so beschränkt ist, wird man daher besser daran tun, 2. Makk in seinen Grundanschauungen zu beschreiben, als kur­zerhand durch die Zuordnung zu dieser oder jener Gruppe zu charakterisieren. Gewiß ist jedoch, daß die religiöse Einstellung des Buches weit entfernt ist von der der Hasmonäer und derjenigen der diesen nahestehenden Sadduzäer, die eher dem I. Makkabäerbuch das Gepräge gegeben haben 117.

Als ein literarisches Produkt ist 2. Makk, abgesehen von dem durch die Sache gegebenen jüdischen Kolorit, durchaus von griechischer Art und Form. Das Buch steht ganz in der Linie der zeitgenössischen griechischen Historiographie als ein Werk der im Hellenismus vorherrschenden pathetischen und rhetorischen, auf große Effekte abgestellten Geschichtsschreibung, ja 2. Makk ist das einzige ganz erhaltene Werk dieser Gattung" 8• Polybios, der sich in seiner nüchternen, »prag­matischen« Art von dieser Stilrichtung bewußt distanziert, die er der Tragödie angemessen findet, charakterisiert sie am Beispiel eines ihrer Hauptvertreter, des Phylarch, näher als den Versuch, den Leser durch die Schilderung gräßlicher und rührender Züge zum Mitleiden zu bestimmen und seine Gefühle statt seinen Intellekt anzusprechen II 9. Die Charakteristik trifft auf 2. Makk weithin zu, und mit Recht sagt Niese'20 : »J ason unterscheidet sich von den anderen Historikern durch sein Judenthum; wenn er göttliche Hilfe braucht, so erscheint nicht Apollon oder Herakles, sondern der Engel Gottes, im übrigen besteht kein wesentlicher Unterschied.«

II2. Wellhausen, S. 135; Niese, S.272-273 (der Auferstehungsglaube pharisäisch); Abel. S. XXXIII-XXXIV (pharisäische Eschatologie). Schunck, S. 125, Anm. 5 (»betont pharisäischer Charakter«); EißfE, S. 787 (»geradezu an den Pharisäismus erinnernde Haltung«, was auf die Kapitel 6-7 bezogen ist).

II3. Pfeiffer, S. 515; Johnson, S. 263; Tcherikover, S. 383; Hengel, S. 180. II4. Vgl. Wellhausen, S. 155; Tcherikover, S. 195ff.;Hengel, S. 179-180; Bunge, S. 201. 615;

Parente, S. 2°5. II5. M. Burrows, The Dead Sea ScroIls, 1955, S. 274. II6. O. Plöger, Theokratie, S. 28, Anm. I; Schubert, S. 206, Anm. 92. II7. Levy, Maccabees, S. 19.25. II8. Niese, S. 299ff.; Bickermann, Gott, S. 147; Abel, S. XXXVII; Pfeiffer, S. 518. II9. Polybios 2,56-63, besonders 2,56,7ff. 120. S. 302-303.

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Alle rhetorischen und dramatischen Höhepunkte in 2 Makk haben in der helle­nistischen Geschichtsschreibung ihre Gegenstücke: die heroischen Taten einzelner, die Greuel in einer mit Waffengewalt eroberten Stadt, göttliches Eingreifen in das Geschehen, die Wunder und Vorzeichen, das schaurige Ende der Bösen wie des Antiochos Epiphanes oder des Menelaos, die phantastischen Übertreibungen der feindlichen Heeresstärken usw. Die Verbundenheit des Autors mit der literarischen Welt der Griechen geht so weit, daß er sich spezifisch griechische Begriffe wie den des »Barbaren« in seltsamer Weise zu eigen macht (2,21 mit Anm. c, wo auch die weiteren Stellen genannt sind) oder die griechische Unterweltsvorstellung (6,23), ferner die, wie auch immer verblaßte, Vorstellung von einem Übergang der ver­storbenen Könige in eine höhere Sphäre (7,14; vgl. II,23), daß er Topoi der grie­chischen Literatur verwendet wie den von der Herzlosigkeit der Skythen (4)47).

Auch in Wortschatz und Stil ist der Verfasser durchaus auf der Höhe der zeit­genössischen griechischen Prosa. Seine Art, sich auszudrücken, steht dem Stil der Historiker Polybios und Diodor nahe, aber ebenso den inschriftlich erhaltenen Urkunden der hellenistischen Zeit, d. h. den Volksbeschlüssen griechischer Staaten und den Briefen der Könige"'.

Individuelle Eigentümlichkeiten des Stils begegnen in der Ersetzung von Aus­drücken der moralischen durch solche der intellektuellen Sphäre'" und in der Neigung, sich gelegentlich durch die Wortwahl gleichsam in die Denkungsart des Feindes zu versetzenlZ3 • Ironie ist dem Buch fremd und wäre auch dem Ernst der Erzählung nicht angemessenlZ4•

Mit Recht gerühmt worden ist immer die ausgezeichnete und präzise Kenntnis, die 2 Makk hinsichtlich der gemeingriechischen und besonders der seleukidischen Institutionen und der im königlichen Dienst stehenden Funktionäre und ihrer Amtsbezeichnungen beweist. Diese Daten machen das Werk zu einer der wichtig­sten Informationsquellen für die seleukidische MonarchielZs und stellen zugleich J ason das Zeugnis eines vortrefflich informierten Historikers aus. Persönlichkeiten in hoher Stellung, die nur durch sein Werk bekannt waren, erhalten nach und nach durch neue Inschriftenfunde schärferes ProfillZ6• Und die neue keilinschriftliche Königsliste der Seleukiden hat das Buch endlich in einem entscheidenden Punkt gegen alle moderne Kritik glänzend gerechtfertigt: Antiochos IV. starb tatsächlich, wie 2Makk impliziert, im Jahre 148 der Seleukidenära, nicht 149127, und wesent-

12I. Niese, S. 298. 122. So 13,23 »von Sinnen geraten« (für den Tatbestand der Revolte gegen den König).

14,5 »Unverstand« (für den Verrat am eigenen Volk). 14,8 (ebenso). 15,33 »Unverstand« (für Bosheit). Vgl. Abel, S. 459.

123. So 9,4 »Böswilligkeit« gegenüber Antiochos IV., dem Peiniger der Juden! 124. 8,35 mit Anm. c. 125. Diese Angaben sind erschöpfend ausgewertet in Bickermanns »Institutions des Seleu­

eides«. 126. Vgl. besonders den Fall des Hegemonides von Dyme, 13,24 mit Anm. b. Ferner für

ApolIonios, Sohn des Thraseas, 3,5 mit Anm. a, für den Kanzler Heliodor 3,7 mit Anm. a, für Apollonios, Sohn des Menestheus, 4,4 mit Anm. a, für Ptolemaios, Sohn des Dorymenes, 4.45 mit Anm. a, für Ptolemaios, Sohn des Makron, 10,13 mit Anm. b usw.

127. Sachs-Wiseman; Schaumberger.

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liehe Folgerungen, die man aus dem vermeintlich falschen Datum gezogen und als Argument für die Unzuverlässigkeit des Buches (und für die Verläßlichkeit von 1 Makk) verwendet hatte, mußten und müssen revidiert werden128• Auch die Ver­wendung von Urkunden im Wortlaut (Kapitel 11, dazu oben, S. 178ff.) lehrt, daß Jason ein ernsthafter Historiker gewesen ist, wie dies der Epitomator von ihm aussagt (.1,19-.1,;.1), unbeschadet der genannten Schwächen, die er mit den grie­chischen Autoren der sogenannten »pathetischen« Geschichtsschreibung teilt, und unbeschadet tendenziöser Entstellungen, die auf Kosten der griechischen129 und jüdischen'30 Feinde, aber auch zu Lasten der Hasmonäer begegnen'3' .

Die ausführliche Darstellung der dem Religionsverbot vorausgehenden V or­geschichte (Kapitel ;-5), die den Anteil der innerjüdischen Auseinandersetzungen an dem verhängnisvollen Gang der Entwicklung selbst in der starken Verkürzung durch den Epitomator noch deutlich erkennen läßt, muß bei Jason weit inhalts­reicher gewesen sein. Wäre sie vollständig erhalten, so würde sie vermutlich als ein besonders vorzügliches Stück antiker Geschichtsschreibung überhaupt angesehen werden. Die Überlegenheit dieses Berichts von .1 Makk gegenüber 1 Makk mit seiner lakonischen Kürze und seiner Einseitigkeit ist immer anerkannt, aber nicht immer angemessen berücksichtigt worden.

Wegen seiner relativ späten Entstehung gehört das Buch zu den sogenannten »deuterokanonischen« Schriften, die in den hebräischen Kanon der Bibel keine Aufnahme mehr fanden und die in der frühen Christenheit hinsichtlich ihrer V er­bindlichkeit verschieden beurteilt wurden. Das hat bis in die Neuzeit nachgewirkt: Diese Bücher sind 1546 durch die Synode von Trient als kanonisch anerkannt worden und seither Bestandteil der katholischen Bibel, während die reformato­rischen Kirchen ihnen zwar hohen Wert beimessen, aber keine kanonische Geltung und sie als »Apokryphen« bezeichnen. Auch die russisch-orthodoxe Kirche hat diese Schriften, und mit ihnen .zMakk, im 19. Jahrhundert aus ihrem Kanon ent­fernt.

J. Überlieferung und Textgestaltung

Die Überlieferung des Textes von .zMakk ist verhältnismäßig reich. Sie umfaßt zwei griechische Unzialhandschriften, den codex Alexandrinus aus dem 5. Jahr­hundert, heute in London (A), und den codex Venetus aus dem 8.Jahrhun­dert (V)'3', ferner eine große Anzahl griechischer Minuskelhandschriften, weiter zahlteiche Handschriften einer lateinischen, einer syrischen und einer armenischen Übersetzung sowie das Bruchstück einer koptisch-achmimischen Übersetzilllg,

12.8. Vgl. besonders Zambelli, S. 2.04ff. 12.9. Vgl. 4.43-50 und Anm. b zu 4.48.13,16 mit Anm. a. 13,18-2.6 und die Anmerkung dazu.

13,2.4 mit Anm. a. 130. Vgl. 13,3-8 und Anm. a zu 13,3. 14,2.6 mit Anm. a. 131. Vgl. 5,2.7 mit Anm. c. 13,14 mit Anm. a. 13,15 mit Anm. f. 10,16-2.0 und Anm. a zu

10,16. 14,17 und Anm. b. 132.. Das Buch ist im codex Sinaitiucs des 4. Jahrhunderts nicht erhalten.

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endlich die indirekte Überlieferung, wie sie in den Zitaten der griechischen und lateinischen Schriftsteller vorliegt.

Für die Kollation aller dieser Textzeugen und für ihre Ordnung zu Gruppen haben die Mitarbeiter des Göttinger Septuaginta-Unternehmens das Wesentliche geleistet. Rühmlich zu nennen sind vor allem die Namen von A. Rahlfs, W. KappIer und R. HanhartIB. Die Hauptarbeit an den lateinischen Übersetzungen stammt von D. de BruyneIH. Die Textgestaltung kann nach allen diesen Vorarbeiten auf einer breiten und soliden Basis aufbauen. Auf ihr ruht die kritische Ausgabe des Septuaginta-Unternehmens, die unter Benutzung der Vorarbeiten KappIers von Hanhart besorgt worden ist.

Diese Ausgabe ist der folgenden Übersetzung zugrunde gelegt worden. Abels Text ist überall verglichen, ebenso wurden die Übersetzungen von Kamphausen, Bevenot und Abel durchgehend eingesehen, andere gelegentlich.

In vielen Fällen weicht jedoch die Übersetzung von Hanharts Text ab, denn in der Gestaltung des Textes läßt seine kritische Ausgabe manche Wünsche offen. Hiervon zeugt die an kritischen Einwänden reiche Besprechung von Katz, auf die Hanhart mit einer eingehenden Abhandlung geantwortet hat, und in geringerem Grade auch die Rezension von KilpatrickI 3 j.

Da die Probleme der Textgestaltung von 2 Makk hier nicht im einzelnen erörtert werden können, müssen einige allgemeine Bemerkungen zur Verdeutlichung ge­nügen I 36• Der wesentliche Punkt der Kritik (den ich teile) ist der extreme Konser­vatismus, den Hanhart hinsichtlich derjenigen Handschriften beweist, die nach seinem Urteil den Text am reinsten bewahrt haben, das sind A und die Minus­kelhandschriften 5 5, 347 und 77 I. Er ist gepaart mit äußerster Zurückhaltung gegen­über abweichenden Lesungen, die von anderen Handschriften geboten werden, und insbesondere von solchen, die durch die Rezension des Lukian von Antiocheia (um 300 n. ehr.) beeinflußt worden sindI17, endlich von einer ebenso weit getriebenen Zurückhaltung gegenüber modernen Konjekturen auch da, wo nur eine Konjek­tur den Text verstehbar macht. Daß diese Konjekturen in der Regel nicht einmal im Apparat verzeichnet sind, ist für jeden Benutzer, der sie als Spezialist in text­geschichtlichen Fragen des Buches nicht ohnehin kennt, ein schwerer und prak­tisch nicht behebbarer MangelI38.

133. Vgl. besonders A. RahIfs, Septuaginta, id est V. T.graece iuxta LXX interpretes. I Leges et Historiae, Stuttgart 1935; W. Kappier, De memoria alterius libri Maccabaeorum, Diss. phi!. Göttingen 1929; R. Hanhart, Einleitung zur Ausgabe, S.7-46 und seine in Anm. 135 genannte Abhandlung. Vgl. ferner Bevenot, S. 43-45. Abel, S. LIII-LIX.

134. Les anciennes traductions Latines des Machahees. Anecdota Maredsolana 4, Abbaye de Maredsous 1932, und die weiteren auf S. 44 von Hanharts Ausgabe genannten Arbeiten.

135. P. Katz, The text of 2 Maccabees reconsidered, ZNW 1960, S. 10-30; R.Hanhart, Zum Text des 2. und 3. Makkabäerbuches. Probleme der Überlieferung, der Auslegung und der Aus­gabe, NAG 1961, S. 427-486; G. D. Kilpatrick, AAG 1963, S. 10-22.

136. Für alles einzelne vgl. die textkritischen Anmerkungen zur Übersetzung. 137. Gegen die (traditionelle) Unterbewertung der Lesarten der lukianischen Rezension durch

das Göttinger Unternehmen haben sich im vorliegenden Falle Kilpatrick a.O., S. 11. 19-21 und P. Katz a. O. gewandt, ferner ganz allgemein für die griechische Bibel B. Metzger, Lucian and the Lucianic recension of the Greek Bible, NTST 1961-1962, S. 189-203, besonders 196.200.203.

138. Vgl. Katz, a.a.O., S. 10. Zu seiner Rechtfertigung formuliert Hanhart (S. 429-430) den

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In diesem Zusammenhang ist für 2 Makk von entscheidender Bedeutung, daß die Schrift, von einigen Partien abgesehen (vgl. S. 170ff.), als ein griechisches Ori­ginal beurteilt werden muß, d. h. anders als die übrigen Bücher der Septuaginta, die als Übersetzungen aus dem Hebräischen Übersetzungs griechisch, zudem noch aus einer anderen Zeit, bieten'39. Hanhart hat diesem besonderen Umstand des Buches nicht oder nur unzulänglich Rechnung getragen'40 • Die Kriterien sind nicht die richtigen, wenn etwa ein bestimmtes Wort deshalb verworfen wird, weil es sonst im Übersetzungs griechisch der Septuaginta nicht vorkommt. Das richtige Kriterium wäre die Frage, ob es bei den vergleichbaren griechischen Autoren der Zeit wie Polybios und ob es im Urkundenstil des Hellenismus begegnet, wie ihn die Inschriften zeigen. Das genannte Kriterium ist vollends ungeeignet, wenn es sich bei dem in Frage stehenden Textstück aus 2 Makk nicht um eine Partie Jasons oder des Epitomators handelt, sondern um den Brief eines seleukidischen Königs, den auch Hanhart als authentisches Produkt der königlichen Kanzlei ansieht. Und doch wird z. B. zum Königsbrief 11,31 eben so argumentiert. Adolf Wilhelm hatte dort für das schlechthin unverständliche lJanayf]t-taat (»Aufwendungen«) lJtat7:f]t-taat (»Lebensformen«) vorgeschlagen, was mit dem Satz abgetan wird »Das Wort (lJtat-rf]t-ta-ra) begegnet in den LXX nirgends.«'4' Wie sollten denn die LXX Maß­stab für den Wortgebrauch der königlichen Kanzlei der Seleukiden sein?

So bietet der Göttinger Text an mehreren Stellen Lesungen, die im Griechischen keinen Sinn geben und die deshalb nicht ursprünglich sein können, obwohl ent­weder andere Lesarten oder moderne Konjekturen einen befriedigenden Sinn ver­mitteln'4'. Daher haben P. Katz in seinen verschiedenen Beiträgen zum Text und Abel in seiner Edition im ganzen eine weit glücklichere Hand gehabt als Hanhart. Beide haben in beträchtlichem Umfange andere Lesarten und auch Konjekturen'H aufgenommen, die Hanhart verworfen hat. Die vorliegende Übersetzung geht

folgenden programmatischen Satz: »Hat er (der Herausgeber) sich für die Ursprünglichkeit einer Lesart entschieden, wird er nur noch in seltenen Fällen eine fremde Konjektur in den Apparat aufnehmen, denn damit gesteht er Zweifel an seiner Entscheidung ein.« Das ist schwerlich sach­gerecht, denn der Benutzer erwartet, in der kritischen Ausgabe die Konjekturen zu finden, die ihn selbst instandsetzen, ein Urteil zu fällen und abzuwägen zwischen der vorgeschlagenen .Ände­rung und ihrer Ablehnung durch den Herausgeber. Wenigstens den Benutzern muß der Zweifel doch erlaubt sein und mithin ermöglicht werden.

139. V gl. Katz, Eleazar, S. 122: »Moreover, 2 Maccabees is written in literary Koine, and not in LXX Greek. In 2 Maccabees a reading is not condemned beforehand by being found in Lucian alone or together with the Latin.«

140. Nur gegen Ende seiner Abhandlung, S. 481-482, läßt er wenigstens erkennen, daß ihm diese Problematik bewußt geworden ist. Aber die erforderlichen Konsequenzen hat er aus dieser Einsicht nicht gezogen.

141. Hanhart, a.a.O., S. 467. 142. Vgl. z.B. 5,5. 5,8. 6,2. 8,27. 12,34. 13.2. 14,17. 14,20. 15,39 und die dazugehörigen An­

merkungen. 143. Die besten Emendationsvorschläge hat auch in meinen Augen (ebenso Katz, a. a. 0., S. II)

Adolf Wilhelrn gemacht, der als Kenner der griechischen Inschriftensprache und des hellenisti­schen Griechisch in seiner Zeit unerreicht war. Nächst ihm haben, abgesehen von vereinzelten brillanten Konjekturen älterer Gelehrter, B. Niese, B. Risberg, E. Nestle und Katz selbst die wesentlichsten Beiträge der Konjekturalkritik zu 2Makk geleistet.

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einige Male mit Hanharts Text zusammen gegen andere Gelehrte, aber weitaus zahlreicher sind die Fälle, in denen sie sich, zusammen mit anderen oder allein, von seinem Text entfernt. Diese Stellen sind in der Liste S. 284ff. verzeichnet, die Begründung für die abweichenden Lesungen ist jeweils in den Anmerkungen zu der betreffenden Stelle gegeben.

6. Literatllrverzeichnis'44

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194

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Bevenot, Hugo: Die beiden Makkabäerbücher übersetzt und erklärt, in: HSchAT IV 4, Bonn 1931.

Bückers, Hermann: Die Makkabäerbücher. Das Buch Job, in: Herders Bibel­kommentar: Die Heilige Schrift für das Leben erklärt, V, Freiburg/Br. 1939.

Schötz, Di0'!Ysius P.: Das erste und das zweite Buch der Makkabäer, in: Echter-B, Würzburg 1948.

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c) HISTORISCHE, GEOGRAPHISCHE, RELIGIONSGESCHICHTLICHE UND THEOLOGI­

SCHE UNTERSUCHUNGEN

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Giovannini, Adalberto und Müller, Helmut: Die Beziehungen zwischen Rom und den Juden im 2. Jahrhundert v. Chr., Museum Helveticum 1971, S. 155-171.

Bunge, Jochen-Gabriel: Untersuchungen zum zweiten Makkabäerbuch, Diss. phil. Bonn 1971.

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Schürer, Emil: The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ (175 B. C.-A. D. 135), I, revisedandedited byGeza Vermes andFergus Millar, Edinburgh 1973.

Die folgenden Arbeiten wurden dem Verfasser erst nach dem Abschluß des Manuskripts (Februar 1974) bekannt oder zugänglich und konnten daher nicht mehr berücksichtigt werden: Zeit/in, Solomon, und Tedesche, Saul: The Second Book of the Maccabees,

JewApocrLit, New York 1954. Abel, Felix-Marie, und Starcky, Jean: Les Livres des Maccabees, JerB~, Paris

196r. Arenhoevel, Diego: Die Theokratie nach dem 1. und 2. Makkabäerbuch, Walter­

berger Studien der Albertus-Magnus-Akademie, Theologische Reihe 3, Mainz 1967.

Bart/ett, John R.: The First and Second Books of the Maccabees, The Cambridge Bible Commentary, Cambridge 1973.

Habicht, Christian: Hellenismus und Judentum in der Zeit des Judas Makkabäus, Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1974, S. 97-IIO; Royal Documents in Maccabees II, Harvard Studies in Classical Philology 1976 (im Druck).

Momigliano, Arnaldo: The Second Book of Maccabees, Classical Philology 1975-S. 81-88.

Page 41: 1-3 (1976, C. Habicht) 2. Makkabäerbuch.

übersetzung

1,1-2,18 Die Einleitungsbriefeab

Die EinleitungIbriefe a) Es ist heute fast allgemein anerkannt, daß die gesamte Partie 1,1-2,18 nicht zum Bestand dessen gehört, was Jason von Kyrene berichtet hatte, und daß sie aus einem hebräischen (oder aramäischen) Original ins Griechische übersetzt worden ist (Einleitung, S.170). Auch die lange Zeit äußerst strittige Frage, wie viele Briefe hier vorliegen, kann seit Bickermann, Festbrief, als erledigt gelten. Die Annahme, daß es nur ein Brief sei (so zuletzt Kolbe, Unter­suchungen, S. IIoff.), ist seither nicht mehr verfochten worden. Ebensowenig handelt es sich um drei Briefe (so zuletzt Bevenot, S. 170), sondern um zwei, deren erster von 1,1 bis I,IOa reicht und in sich (1,7-8) ein Zitat aus einem älteren Brief enthält, deren zweiter sich von 1,lob bis 2, I 8 erstreckt. Zustimmend zu diesem Resultat Bickermanns Abel, S. 300; Schunck, S. 100; Tcherikover, S. 534, Anm. 6; Hanhart, Text, S.450; EißfE, S. 785 f.; Zambelli, S. 195, Anm. 2; Hengel, S. 186; Bunge, S. 32ff. Vorherrschend ist seit Bickermanns Untersuchung weiter die Meinung, daß der erIte Brief ein echtes Schreiben ist, das durch die Datierung am Ende als im Jahre 124/3 geschrieben erwiesen wird. Es handelt sich danach um einen »Festbrief«, mit dem den Diasporajuden in Agypten das bevorstehende Chanukkafest in aller Form angekündigt wird. Dieser Auffassung haben sich alle eben genannten Autoren angeschlossen, abweichender Meinung ist Pfeiffer, S. 508, der den Brief für ein späteres Fabrikat und das Datum für fiktiv hält. Größere Meinungsverschiedenheiten bestehen beim zweiten Brief. Er gibt vor, ein Schreiben der Juden in Jerusalem und in Judäa, des Rates (siehe S. 258) und des Makkabäers Judas zu sein, verfaßt auf die frische Kunde vom Tode des Königs Antiochos IV. hin, mithin gegen Ende des Jahres 164 (siehe S. 190). Mit Bickermann nehmen die meisten Forscher an, daß dieser Brief ein späteres Produkt ist, entstanden um 60 v.Chr. (so Bickermann) oder vor der Aufrichtung der römischen Herrschaft in Syrien und Palästina, d.h. vor 63 v. Chr. (so Hengel, S.186-187). Dagegen halten Momigliano (S. 84-94) und Bunge (S.32-152) einen Teil (1,lob-18a und 2,16-18) für einen echten Brief des Jahres 164 v.Chr., der durch eine lange Interpolation (1,19 bzw. 1,18b-2,15) entstellt sei. Bunge glaubt weiterhin (S.56ff.), als ursprüngliche Reihenfolge der echten Partie die Abfolge 1,IOb-I,17. 2,17-18. 1,18a. 2,16 ermitteln zu können. Während Momigliano die ganze Digression 1,19-2,15 für einen späten Einschub hält (S. 89ff.), sieht Bunge die Substanz des interpolierten Passus als alt, d.h. vor­jasonisch, an und nimmt eine ins einzelne gehende Analyse vor, die wiederum Verse verschie­dener Herkunft ergibt (S. 95-152). Der Annahme dieser Forscher, ein Teil des zweiten Briefes sei authentisch und gegen Jahres­ende 164 verfaßt, steht die falsche Version vom Tode des Antiochos IV. in 1,11-17 hinderlich entgegen. Denn jedenfalls ist die Auskunft mißlich, die Schreibenden hätten zwar verläßliche Nachricht vom mißglückten Anschlag des Königs auf das Heiligtum der Nanaia gehabt und auch von seinem einige Zeit danach erfolgten Tode, nicht jedoch von den näheren Umständen des Todes, so daß sie beide Ereignisse fälschlicherweise, aber guten Glaubens miteinander kombinierten (Momigliano, S. 84; Bunge, S. 41-43). Da in den von diesen Forschern für echt gehaltenen Partien auch die Aufforderung an die ägyptischen Juden enthalten ist, die Reini­gung des Tempels am 25.Chasleu zu begehen (1,18; vgl. 2,16), so kommt man in erhebliche chronologische Schwierigkeiten, indem der Zeitraum zwischen dem Tod des Königs, seinem Bekanntwerden in Babyion, seinem Bekanntwerden in Jerusalem, der Aufforderung zur Feier am 25. Chasleu und der Feier selbst viel zu kurz wird (bezeichnend dafür die Erörterungen von Hanhart, Zeitrechnung, S. 81; Bunge, S.41-42; vgl. Hengel, S. 178), denn alle Ereignisse müßten sich innerhalb weniger Wochen ein- und desselben Jahres abgespielt haben, und zwar gegen Ende des Jahres 164, da der Tod des Antiochos IV. jetzt zuverlässig festgelegt ist (siehe Anm. 127 S. 190). Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet Bunges These, die Wiedergewinnung

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1,1 Ihren Brodem, den Juden in Ägypten, entbieten die jüdischen Brüder in Jerusalem und im Lande Judäa ihren Gruß <und)a guten Frieden. 2 Möge Gott Euoh wohltun und seines Bundesa mit Abraham gedenken sowie seiner treuen Diener Isaak und Jakob. 3 Möge er Euch allen ein Herz geben, ihn zu verehren und seine Wünsche von ganzem Herzen willig zu erfüllena. 4 Möge er seinem Gesetz und seinen Geboten Euer Herz öffnen und Frieden schaffen. 5 Möge er Eure Bitten erhören, sich Euch versöhnen und Euch nicht verlassen in der Stunde der Not. 6 So bitten wir jetzt inständig für Euch.

7 Unter dem König Demetriosa, im Jahre 169b, haben wir Juden Euch

und Reinigung des Tempels sei schon im Herbst 165 erfolgt; sie nötigt ihn zu der Annahme, das Fest am 25. Chasleu, das mitzufeiern die ägyptischen Juden Ende 164 aufgefordert werden, sei nicht die wirkliche Reinigung, sondern eine Feier zur Erinnerung an die schon im Vorjahre erfolgte Reinigung des Tempels. Das ist zwar mit dem Wortlaut von 1,18 und 2,16 verträglich, aber nicht mit dem Kontext der für authentisch gehaltenen Partie, denn der Zusammenhang macht klar, daß es sich um die erste Feier im gerade zurückeroberten Heiligtum handelt. Danach dürfte die herrschende Meinung den Vorzug verdienen, daß der zweite Brief im ge­samten Umfang (1,10b-2,18) ein späteres Erzeugnis ist. In diesem Falle läßt sich aus ihm auch nichts für die Frage ableiten, wann der Tempel wirklich zurückerobert und gereinigt worden ist, ob 165 oder 164 (dazu Anm. b zu 10,5). Was die Herkunft der beiden Briefe betrifft, so wird meist angenommen, sie seien demjenigen der 2Makk in der vorliegenden Form herausgab, aus Ägypten zugekommen, sei es aus Alexandreia, sei es aus dem Archiv des jüdischen Tempels in Leontopolis (Pfeiffer, S. 508; Schunck, S. 101, Anm. I; Walter, S. 17-18). Herkunft aus Jerusalem verficht dagegen Hengel, S. 186-187, Anm. 332. Zwingende Argumente für die eine oder die andere Annahme scheint es nicht zu geben. Da der eine Brief echt, der zweite fingiert ist, muß die Frage für beide Briefe zunächst getrennt gestellt werden.

b) Der erste Brief. Beginnend mit der Grußformel, die in jüdischer Weise den Friedenswunsch enthält (Johnson vergleicht Röml,7), endet dieser Brief mit der Datumsangabe in 10a: »Im Jahre 188«. Hiermit ist das Jahr der Seleukidenära gemeint, und zwar, da in 9 der jüdische Monat Chasleu (Kislew) erscheint, die im Frühjahr, am Neujahrstage des babylonischen und jüdischen Jahres, beginnende Ära. Es ist, wie Bickermann, Festbrief, S. 239ff., gezeigt hat, die Frühlingsära von 3II, und es ergibt sich ein Datum zwischen dem Frühjahr von 124 und dem von 123, einige Zeit vor dem 25.Chasleu (1,9 in Verbindung mit 1,18), mithin Spätherbst 124. Für den eingeschobenen Brief (1,7-8) aus dem Jahre 169 ergibt sich die Zeit zwischen Frühjahr 143 und Frühjahr 142, und aus historischen Gründen, wegen der Erwähnung eines Königs Demetrios, die zweite Hälfte des so bemessenen Jahres (Bickermann, a.a.O.). Vgl. weiter M. A. Beek, OTS 1943, S. 138-143.

1,1 a) Man hat nur die Wahl, xal(]etv (»Gruß«) zu tilgen oder vor elefrvrrv dya/)~v (»guten Frieden«) "ai einzufügen.

2 a) GenI5,18. 26,3, 35,12. Lev26,44-45· Dt4,31· 3 a) Der Vers ist Nachahmung von I Chron28,9 (Bickermann, Festbrief, S. 249). 7 a) König Demetrios H., Sohn des Königs Demetrios I., regierte 145-140 und nach der Rück­

kehr aus parthiseher Gefangenschaft erneut 129-125. In der fraglichen Zeit war er jedoch nur vom Spätherbst 143 bis zum Herbst 142 Herr über Palästina (Bickermann, Festbrief, S. 239 bis 241. Vgl. IMakkI3,41-42) b) Zur verwendeten Ara und zum Datum siehe oben, Anm. b.

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geschrieben: »Auf dem Höhepunkt der auf uns einstürmenden Drangsale dieser Jahre, seitdem Jasond und seine Anhänger abfielen von der gott­geweihten Erde und vom Königtum (Gottes)e. 8 Und sie zündeten das Hauptportal ana und vergossen unschuldiges Blut. Wir aber betetenb zum Herrn und wurden erhört. Wir brachten Schlachtopfere dar und feines Mehl, entzündeten die Leuchter und stellten die Schaubrote aus.«

9 Jetzt aber (schreiben wir)a, damit Ihr die Tage des Laubhüttenfestes feief,t im Monat Chasleub. 10 Im Jahre 188.

e) Die Drangsal war durch die Ermordung des hasmonäischen Fürsten Jonathan und durch den Anmarsch seines Mörders, des Usurpators Tryphon, gegen Jerusalem gegeben. Es war die kritischste Stunde seit den Tagen Jasons unter Antiochos Epiphanes. d) Der erste Hohepriester des Reformjudentums, Bruder des Hohenpriesters Onias UI. Die Kapitel 4-5 berichten über ihn und seine Amtszeit von 175 bis 172. e) Als Abfall vom Königtum des Antiochos IV. versteht die Worte Heinemann, Glaubens­zwang, S. 150, Anm. 18 (unter Verweis auf 5,5ff. und 5,II). Ebenso Bunge, S. 597-599, der freilich die Auffassung vertritt, dies sei nur in dem zitierten älteren Brief so gemeint gewesen, in dem späteren von 124 v.Chr. dagegen als Abfall von der Theokratie verstanden worden. V gl. auch Abel, S. 277-278. Aber Sinn und Kontext verlangen unzweifelhaft, diesen Abfall als einen Abfall von Gott zu verstehen. Richtig Bickermann, Gott, S. 34. Daß dies so ausgedruckt werden konnte, lehrt die Bezeichnung Gottes als »König der Könige« in 13.4 und als »König der Welt« in 7,9. Vgl. Ringgren, S.280-285.

8 a) Dies ist in 8,33 mehr vorausgesetzt, als an der gehörigen Stelle berichtet. b) Der Satz bezieht sich noch auf die Religionsverfolgung unter Epiphanes, wenngleich der Hohepriester damals nicht mehr Jason, sondern Menelaos war. Im Brief von 143/2 war die Erinnerung an jene Vorgänge offenbar verbunden mit einer Aufforderung an die ägyptischen Juden, in der neuen großen Krisis Fürbitte für den Tempel, die Stadt und die palästinensischen Juden zu tun. c) Dies bezieht sich auf die Reinigung des Tempels nach seiner Wiedergewinnung durch Judas und auf die dabei berichteten Kulthandlungen (10,3).

9 a) Die Verfasser lenken zurück in die Gegenwart des Jahres 124 v.Chr. b) Der Chasleu oder Kislew ist der 9. Monat des babylonisch-jüdischen Kalenders. Er ent­spricht etwa dem Dezember.

Der zweite Brief. Die Diskussion um die Authentizität des ganzen Briefes oder auch nur ein­zelner Teile ist noch nicht abgeschlossen (oben, S. 199) und jüngst durch die umfangreichen Darlegungen von Bunge, S. 32-203, neu belebt worden. Der Brief will geschrieben sein nach der Wiedereroberung des Tempels, aber vor seiner Reinigung bzw. vor dem der Reinigung folgenden Fest (1,18) und nach, aber sehr bald nach dem Eintreffen der Nachricht vom Tode des Antiochos IV. Daraus ergibt sich als (authentisches oder fiktives) Datum frühestens Dezember 164, spätestens etwa Februar 163 v. Chr. Dazu paßt jedoch nicht, daß das Chanukka­fest am 25. Chasleu als in Kürze bevorstehend bezeichnet wird (I, 18). Selbst unter der Annahme, die Kunde vom Tode des Königs sei in Jerusalem bereits Anfang Dezember bekannt gewesen (sie wurde in Babyion zwischen dem 19. November und dem 19.Dezember bekannt), wird die Zeit zu knapp für die Übermittlung der Aufforderung an die Juden in Ägypten und für deren Vorbereitungen zur angemessenen Feier des Festes. Wenn dagegen die Kunde erst um die Mitte oder nach der Mitte des Dezember nach Babyion kam, was sehr möglich ist, dann kann sie Jerusalem jedenfalls nicht vor dem Chanukkafest erreicht haben. Die Annahme erscheint daher unabweisbar, daß der Brief später fingiert ist. Wenn dies richtig ist, dann fällt auch 1,10 als Zeugnis dafür fort, daß bereits im Dezember 164 ein neuer Rat der Altesten in den makka­bäischen Kreisen als funktionierendes Organ bestanden hat. Da es vielmehr durch die Urkunde II,27 feststeht, daß die Gerusie im Jahre 164 als Organ der hellenistischen Reformer um

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Die (Bruder) in Jerusalem und die in Judäa und der Rat und Judasa ent­bieten Gruß und Gesundheitb Aristobulc, dem Lehrer des Königs Ptolemaios, ihm, der aus dem Geschlecht der gesalbten Priesterd stammt, und den Juden in Ägypten. I I Aus großen Gefahren von Gott errettet, danken wir ihm zutiefst, gleich als ob er sich geradezu in Waffen gegen den König gestellt hättea. 12 Denn er selbst warf diejenigen heraus, die in der heiligen Stadt gekämpft hattena. 13 Als nämlich der Fürsta und die unwiderstehlich schei­nende Streitmacht um ihn nach Persis gekommen war, da wurden sie im Heiligtum der Nanaiab erschlagen, da die Priester der Nanaia sich einer Hin­terlist bedienten. 14 Denn um sich mit ihr zu vermählen, war Antiochos mitsamt den Freunden, die er bei sich hatte, an den Ort gekommen, in der Absicht, eine größere Geldsumme als Mitgift zu empfangena. 15 Die

Menelaos in Funktion war, ist ihre Erwähnung im vorliegenden Brief das vielleicht eindeu­tigste Indiz, daß er nicht authentisch ist. (Vgl. Arun. a zu II,27.)

10 a) Im Winter 164/3 kann es sich bei einem Mann dieses Namens, der als einziges Individuum unter den Verfassern (und danach im Brief selbst: 2,14) genannt wird, nur um eine Persön­lichkeit handeln, deren Prominenz eine nähere Charakterisierung entbehrlich machte, d.h. um den Makkabäer Judas. Dies gilt in gleicher Weise für den Fall der Echtheit wie für den der späteren Fabrikation des Briefes (insoweit richtig Bunge, S. 53.67). Der Umstand, daß Judas erst an dritter Stelle genannt wird, gibt dagegen nicht die geringste Gewähr dafür, daß der Brief ein echtes Dokument aus dem Jahre 164 ist (gegen Bunge, S. 67). b) Diese Form der Salutation verrät nach Bickermann, Festbrief, S. 234, die Fälschung, da sie erst um 60 v.Chr. aufkomme. Daß dies jedenfalls kein durchschlagendes Argument ist, hat Bunge, S. 43-46, gezeigt. Aber sein Versuch, diese Partie als echt zu erweisen, scheitert jeden­falls an den obenstehenden Schwierigkeiten. Der gleiche Gruß auch in dem fiktiven Brief des Königs Antiochos IV. in 9,19. c) Gemeint ist der Interpret der Thora, der unter Ptolemaios VI. Philometor (181-145) gelebt und diesem sein Werk gewidmet hat, woraus sich hier die Bezeichnung als »Lehrer des Königs« erklärt, die dieser selbst schwerlich hätte gelten lassen. Schürer 4, S. p2ff.; Abel, S.289; Walter, S. 14-18; Denis, S. 277-278. d) Nachkommen des Zadok, 2Chr31,10 (Johnson). Es ist mehr als fraglich, ob in den Worten eine polemische Anspielung auf den illegitimen Hohenpriester Menelaos (4,23 ff.) liegt, aber auch wenn dies der Fall sein sollte, brauchen sie nicht zu seinen Lebzeiten geschrieben worden zu sein (gegen Bunge, S. 68).

II a) Nach Brustons Vorschlag lese ich mit Abel naeaTaaaopi:vfP für naeaTaaaOp61lot, was keinen Sinn ergibt (»als diejenigen, die wohl geradezu gegen den König in Waffen gestanden haben«). Die Hilfe, für die gedankt wird, wird in lZ näher beschrieben.

lZ a) Der Tod des Antiochos IV. erscheint als Strafe Gottes für seine Verfehlungen in Jerusalem. 13 a) Von Bevenot wird »der Fürst« als Widerspruch zum vorausgehenden »König« (ßaatÄeV~)

empfunden, doch ist das nur Variation des Ausdrucks. Es ist sicher, daß hier und im folgenden Antiochos IV. gemeint ist und weder sein Vater Antiochos ID. noch sein Nachfolger Antio­chos VII. Sidetes (siehe Anm. a zu 9,5). Der Widerspruch zur Erzählung in Kapitel 9 kann nicht fortinterpretiert werden; vgl. Einl. S. 174, 175. b) Zur Göttin und zu ihrem Heiligtum, das hier irrig in Persis lokalisiert wird, vgl. Arun. a zu 9,2.

14 a) Eine fiktive »heilige Hochzeit« (Ceeoe; ydpo~) war eine übliche Form der Könige, Geld von einem Tempelschatz zu erheben, und nicht nur der Seleukiden. Schon 304 v.Chr. erpreßte Demetrios Poliorketes in Athen, wo er im Heiligtum der Athena Quartier genommen hatte, Geld unter dieser oder der verwandten Begründung, durch die göttlichen Ehren, die die

zoz

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Priester des Nanaiona brachten sie hervor, und jener trat, nur von wenigen begleitet, in den Tempel des Heiligtums ein. Da schlossen sie, kaum daß Antiochos eingetreten war, die heilige Stätte, 16 öffneten die in der getä­felten Decke verborgene Luke und zerschmetterten mit Steinwürfen den Fürsten <und seine Begleiter)a. Sie verstümmelten sie und warfen ihre Köpfe denen draußen zu. 17 Hoch gelobt sei Gott, daß er die Frevler preisgab!

18 Im Begriff, am 2.5. Chasleu die Reinigung des Tempels zu feiern, glaub­ten wir, dies Euch mitteilen zu müssena, damit Ihr die Tageb des Laub­hüttenfestesC und des Feuers begeht, als (?) Nehemia beim Bau des Tempelsd

und des Brandopferaltarse Opfer darbrachte. 19 Denn als unsere Vätera in das persische Landb verschleppt wurden, da nahmen die frommen Priester von damals heimlich etwas vom Feuer des Opferaltars, verbargen es in der Höhlung eines wasserlosen Brunnens und sicherten es dort so, daß der Platz allen unbekannt blieb. 2.0 Nach Verlauf vieler Jahre aber wurde durch Gottes Ratschluß Nehemia vom König des persischen Landes ausgesandt, und er schickte die Nachkommen jener Priester, die es verborgen hatten, um das Feuer. 2.1 Als diese uns (?)a aber erklärten, kein Feuer gefunden zu

Athener ihm zuerkannt hatten, sei er zum Bruder der Göttin geworden. W. S. Ferguson, Hellenistic Athens, London 19II, S. II8-II9. Habicht, Gottmenschentum, S. 48-49.

15 a) Gemeint ist das Heiligtum der Göttin, so wie das Atergateion (12,26) das Heiligtum der Atargatis, das Arternision das Heiligtum der Artemis ist. Zur Orthographie vgl. die Nachweise bei Abel, S. 291, vgl. aber auch Walters, S. 56.

16 a) Der Zusatz ist dem Sinn nach erforderlich, da der König von mehreren ins Innere begleitet wurde, diese das gleiche Schicksal erlitten haben müssen und auch im folgenden von einer Mehrzahl von Köpfen der toten Frevler gesprochen wird (anders Katz, Text, S. 12). Der Schreiber kann vor den Worten "al TOV, I1Vv aVTip (oder ähnlich) versehentlich zum folgenden "al gesprungen sein.

18 a) Vgl. im ganzen die Wiederaufnahme in 2,16. b) »die Tage«: Der griechische Text (Zva "al aVTol äY'YJTB 00, I1"TJvonTJyta, "al .oi! nve6,) ist hier jedenfalls korrupt, vermutlich auch das folgende 8TB. Die notwendige Ergänzung .d, fJ!lEea, kann aus 1,9. 2,16 und 9,6 entnommen werden. Vgl. Momigliano, S. 91. c) Hier erscheint das Laubhüttenfest (I Kön8,2. Neh8, 13-18) als das makkabäische Fest der Tempelreinigung. Offenbar am gleichen Tage wurde ein Feuerfest begangen, dessen Aitiologie im folgenden berichtet wird (19-36). d) Daß Nehemia als Erbauer des Tempels und des Opferaltars (statt der Mauer) bezeichnet wird, ist merkwürdig. e) Zum Brandopferaltar vgl. Schürer 2, S. 344-345.

19 a) Die Verse 19-36 sind nach EißfE, S. 58 eine »Poetische Erzählung« oder eine »Kultlegende«. Die Erzählung ist der Bibel, auch dem Buch Nehemia, und den rabbinischen Schriften fremd. Sie soll offenbar die von Mose angeordnete Kontinuierlichkeit des heiligen Altarfeuers (Lev 6,5-6) und damit zugleich die Überlegenheit des Tempels in Jerusalem vor dem in Leontopolis beweisen. Vgl. die hypothesenreiche Erörterung von Bunge, S. II5. II8-123. 131. b) Nicht genau, aber verständlich in einer Zeit, da die Erinnerung an die babylonischen Chaldäer von der frischeren an die persische Herrschaft überlagert war.

21 a) »Uns« (fJ!liv) ist überliefert, aber unverständlich, weshalb die Übersetzungen das Wort meist auslassen. Unbefriedigend ist die Erklärung, die Briefschreiber versetzten sich in die Pose von Augenzeugen (Abel; Hanhart, Text, S.452), zu gewaltsam Bevenots Vermutung, der ursprüngliche Text habe »dem Nehemia« gehabt. Alle Schwierigkeiten löst Risbergs brillante

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haben, sondern nur brackiges Wasser, da hieß er sie davon zu schöpfenb und es zu bringen. Und als alles für die Opfer heraufgebracht war, befahl Nehemia den Priestern, das Holz und was auf ihm lag mit dem Wasser zu besprengen. 22 Als das aber geschehen und eine Weile vergangen war, brach die zuvor in den Wolken versteckte Sonne durch, und es entzündete sich ein großes Feuer, so daß alle sich verwunderten. 2. 3 Die Priester aber sprachen, während das Opfer sich verzehrte, ein Gebet - die Priester und allea, wobei Jonathanb den Vorsprecher machte, die übrigen aber gleich Nehemia einfielen. 2.4 Das Gebet aber lautete so: »Herr, Herr unser Gott, Schöpfer aller Dinge, Furchtgebietender und Starker, Gerechter und Barm­herziger, alleiniger König und allein Gütigera, 2. 5 einziger Lebensspendera und einzig Gerechter, Al1herrscher und Ewiger, der Du Israel rettest aus allem Übel, der Du unsere Väter auserwähltb und geheiligt hast, 2.6 nimm an das Opfer für Dein ganzes Volk Israel und bewahre und heiligea Deinen Anteilb• 2.7 Führe unsere Brüder in der Zerstreuung wieder zusammena, befreie die unter den Heiden Versklavten, sieh auf die für nichts Geachteten und Verabscheuten: so sollen die Heiden erkennen, daß Du unser Gott bist. 2.8 Züchtige die, die gewaltsam herrschen und in ihrem Übermut freveln. 2.9 Pflanze Dein Volk ein in Deine heilige Stätte, wie Mose gesagt hata.«

30 Die Priester aber sangen danach Loblieder. 3 I Sowie aber das Brand­opfer verzehrt war, ließ Nehemia auch das restliche Wasser über größere Steine ausgießen. 32. Und als das geschehen war, entzündete sich eine Flamme, erlosch jedoch in der vom Altar entgegenstrahlenden Flamme.

33 Als dieser Vorfall bekannt wurde und man auch dem Perserkönig ge­meldet hatte, daß an dem Ort, an dem die verschleppten Priester das Feuer

Konjektur fJ fl:r/,,, = »wahrhaftig«, »wirklich« (Branos 1915, S. 33-34), die daher mit Recht die Zustimmung von Wilhe1m, S. 19, und Katz, Text, S. 13, gefunden hat. b) Diese Bedeutung von dnoßdm:w ist hier passender als die ältere »hinabzutauchen«.

23 a) An dem von Bevenot bezweifelten Wortlaut des Verses ist nichts Wesentliches auszusetzen. b) Bevenot meint, es handele sich um den Hohenpriester, der dann Johanan heißen sollte (Neh 12,22). Richtiger dürfte Abels Ansicht sein, daß hier weder eine sichere Identifizierung noch eine präzise Chronologie gefordert werden kann.

24 a) Die Verse 24-29 sind nach Bevenot das einzige liturgische Opfergebet im AT. Bunge, S. 120, vertritt die Meinung, dieses Gebet sei, da es gut zu 10,1-8 stimme, ursprünglich ein Gebet des Judas und nicht des Nehemia gewesen.

25 a) XOl!T/y6~ ist ursprünglich derjenige Bürger in Athen, der aus seinem Vermögen einen Chor im Drama ausstattet und besoldet, sodann überhaupt derjenige, der für den notwendigen Unterhalt, allgemein oder in einer bestimmten Sache, sorgt. b) Gen12,1-3. 22,15-18. DtnI4,2.

26 a) Vgl. LevI9,2. b) Mel!{~. Vgl. Dtn32,9, BY61l~/}T/ p.el!i~ KVl!{ov A.ao~ airrov'!a"wß und die weiteren von Abel genannten Stellen.

27 a) Dtn 30,3-5. Ps 146.2, Jer 23,8. Zur Diaspora vgl. für die hellenistische Zeit Tcherikover, S. 269ff.

29 a) Das Mosewort ist Dtn 30,5.

2°4

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verborgen hatten, eben das Wasser zum Vorschein gekommen war, mit dem die Leute des Nehemia das Opfer geweiht hatten, 34 da ließ der König die Sache prüfen und machte sodann den Platz, indem er ihn einzäuntea, zum HeiIigtumb• 35 .. , Und denen der König dankbar war, denen gab er viel von dem, was er empfing ... a 36 Nehemia und die Seinen aber nannten dieses (Wasser) Nephthar, was übersetzt Reinigung bedeutet, bei den mei­sten aber wird es Nephthai genannta•

2,1 Man findet auch in den Urkunden, daß der Prophet Jeremiaa befohlen hat, die Ausgesiedeltenb sollten von dem Feuer etwas mitnehmen, so wie es oben erwähnt worden ist, 2 und daß der Prophet den Verschlepptena bei der Übergabe des Gesetzes auftrugb, nicht die Gebote des Herrn zu ver­gessen und von ihrer Gesinnung nicht abzuirren beim Anblick goldener und silberner Kultbilder mitsamt ihrem Schmuck. 3 Und mit weiteren Worten dieser Art forderte er sie auf, ihr Herz nicht dem Gesetz zu entfremden. 4 In der Schrift stand aucha, daß der Prophet, als ihm ein göttliches Zeichen zugekommen war, befohlen habe, ihm Zelt und Bundeslade nachzutragen,

34 a) Man ist versucht, nEettped~a~ ... (rov T6nov> IEeov enol'YJGE zu ergänzen (mit einigen antiken Übersetzungen), doch kann das für den Sinn notwendige Objekt zu nEettped~a~ aus 33 (Ek TOV T6nov) leicht entnommen werden. b) Heiligung durch Einfriedung wie auch in 6,4 bedeutet die Trennung des geweihten vom ungeweihten Boden. Vgl. Habicht, Gottmenschentum, S. 140. Die Bedeutung, die das Feuer als Sinnbild des Lichtgottes für die Perser besaß, ist bekannt und war zweifellos für den persischen König der Grund, der Sache solches Gewicht zu geben.

35 a) Der Text lautet: "al ol~ exaelCETo 0 ßaatAEv~ nOAAd 13tdtpoea eAdp,ßavE "al f.'ETE616ov. Er ist in dieser Form jedenfalls korrupt. Doch scheint es außer Zweifel zu stehen, daß der König die Finder großzügig belohnte. Weniger sicher ist, ob der Stelle ferner zu entnehmen ist, daß er das neue Heiligtum zu einer Einnahmequelle machte (so Abel).

36 a) Gemeint ist Naphtha, ein leicht entzündliches Erdöl, auch »medisches Öl« genannt, das z.B. bei Arbela in Medien (Strabo 16, P.738) vorkommt. Vgl. R. J. Forbes, Studies in ancient technology I, 1955, S. I-120: Bitumen and Petroleum in antiquity.

2,1 a) Jeremia blieb, als Nebukadnezar einen Großteil der Juden nach Mesopotamien ver­schleppte, in Judäa: Jer 29,1-23.40,1-42,7. b) Neben f.'ETayOf.'f:vov~ ist auch f.'ETayEVOf.'f:vov~ überliefert, ein Hapleg, das man als »die Nachgeborenen« erklärt. Ebenso sind in Vers 2 beide Formen nebeneinander, im Dativ Plural, bezeugt. Wie 1,19 zeigt, sind an beiden Stellen Aufträge des Jeremia an die Deportierten gemeint, und auch in 1,33 ist mit den Worten oE f.'ETax(jf:vTE~ EEeBi~ von den verschleppten Priestern die Rede. Daher kann nicht zweifelhaft sein, daß Hanhart an beiden Stellen zu Un­recht dem Verbum f.'ETaylyvof.'at statt f.'ETdyof.'at den Vorzug gegeben hat.

2 a) Siehe die vorige Anmerkung. b) Vorausgesetzt sein könnte EpJer, in griechischer Sprache erhalten. Von diesem Text gibt es jetzt auch Papyrusfragmente des griechischen Textes aus der Höhle 7 in Qumran. EißfE, S. 805-606. Vgl. Bunge, S. II6.

4 a) In 4-6 ist vom Schicksal der Tempelheiligtümer die Rede: Stiftszelt, Bundeslade und Rauch­opferaltar. Dies ist in keinem kanonischen Buch erzählt. Quelle war vielleicht ApcJer, vgl. Abel, RB 1922, S. 341.

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und wie er hinausging auf den Bergb, auf dem Mose nach dem Anstieg das Erbland Gottes erblickt hatte. 5 Bei seinem Kommen fand Jeremia eine Wohnstätte in Form einer Höhle, trug dort das Zelt, die Lade und den Rauchopferaltar hinein und verschloß den Eingang. 6 Einige von denen aber, die ihm gefolgt waren, gingen hin, um den Weg zu markieren, konnten ihn jedoch nicht finden. 7 Als Jeremia dies erfuhr, schalt er sie und sprach: »Dieser Ort wirda unbekannt bleiben, bis Gott das Volk von neuem ver­sammelt und gnädigb wird 8 Dann wird der Herr diesa aufweisen, und die Herrlichkeit des Herrn wird sichtbarb sein und auch die Wolkec, so wie sie zur Zeit des Mose sich zeigte und wie auch Salomo gebetet hatd, damit die Stätte hoch geheiligt würde.«

9 Es wurde aber auch erzählt, wie dieser Weise ein Opfer für die Einwei­hung und Vollendung des Tempels darbrachtea• 10 Und so wie Mose zum Herrn gebetet hattea und Feuer vom Himmel herniederkam und das Opfer verzehrte, so betete auch Salomo, und das Feuer kam herab und verzehrte die Brandopferb• II Und Moses sprach: »Weil nichts davon gegessen wurde, ist das Sühneopfer (vom Feuer) verzehrt wordena.« 12. So beging auch Salomo die acht Tagea•

13 Dasselbe aber wurde in den Schriften und in den Kommentaren zu Nehemiaa erklärt, und wie er eine Bibliothek gründeteb : Er sammelte die Bücher über die Könige und über die Propheten, die Bücher Davids und

b) Gemeint ist der Berg Nebo, Dtn 32,49. 7 a) »Wird«, nicht »soll«, wie die meisten Übersetzungen (richtig jedoch Abel) geben. Es handelt

sich um eine Verheißung, nicht um ein Gebot. b) »Gnädig« (iÄew,) ist neben eÄeo, (»Bis Erbarmen sein wird«) überliefert. Hanhart zieht das letztere vor. Aber 2,22 und 7,37 sprechen entscheidend für die Richtigkeit des ersteren.

8 a) Hinsichtlich der Lade widerspricht, wie Abel bemerkt, das authentische Zeugnis Jer 3,16. b) Das Sichtbare zeigt Gottes direkte Gegenwart an, Ex 16,10. Mk9,2-8 (Johnson). c) Sie zeigte sich dem Mose bei der Wüstenwanderung, Ex 13,21-22, und beim Gebet Salomos anläßlich der Tempelweihe, 1 Kön 8,10. d) ~t;{waE:V, oft in diesem Sinne in 2Makk (Abel, S. 309).

9 a) Salomos Opfer: IKön8,62-64. 10 a) Das Gebet Mose Lev 9,24, dasjenige des Salom02Chq,l.

b) Das Feuerwunder des Salomo 2Chq,l. II a) Der Vers wird von Bevenot als den Zusammenhang störend getilgt. Das Mosewort findet

sich so nicht im Pentateuch und ist in seiner Bedeutung nicht klar, muß aber im Zusammen­hang stehen mit Lev 10,16-19.

I2 a) Die Tempelweihe unter Salomo dauerte acht Tage wie die makkabäische und fiel mit dem Laubhüttenfest zusammen. IKön8,65-66. 2Chq,8-lo.

13 a) Nach dem Wortlaut kann Nehemia, muß aber nicht der Verfasser gewesen sein oder für ihn gegolten haben. Der griechische Ausdruck V1t0piIJ'Y/p,aTtap,o, bezeichnet ein Memorandum, eine Denkschrift, eine Aktennotiz oder ein Protokoll. Literatur hierzu bei Welles, S. 283 und 284, ferner F. Bömer, Hermes 1953, S. 215ff. b) Zum Inhalt der beschriebenen Bibliothek vgl. Bevenot, S. 177; Abel, S. 308; EißfE, S. 720, Rengstorf, passim. c) Weihgeschenke: Johnson verweist auf Esr 7,15-20.

2.06

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Briefe der Könige über Weihgeschenkee. 14 Ebenso aber hat auch Judas fü:r unsa alles wieder gesammelt, was infolge des Krieges zerstreut worden warb, und es ist bei uns. 15 Wenn Ihr nun Bedarf an diesen Schriften habt, so sendet Leute, sie Euch zu bringen.

16 Da wir jetzt im Begriff stehena, die Reinigungb zu begehen, haben wir Euch geschrieben. Ihr aber werdet gut daran tune, diese Tage zu feiern. 17 Gott ist es jaa, der sein ganzes Volkb errettet und allen das Erbland gege­ben hat, das Königtume und die Priesterschaft und die Heiligung (den Tempe1?)d, 18 so wie er es im Gesetz versprochena hat. Denn wir setzen unsere Hoffnungb auf Gott, daß er sich unser bald erbarmen und uns aus aller Welt wieder zusammenführen wird an die heilige Stätte. Denn aus großen Nöten hat er uns herausgerissen und den Ort gereinigt.

2,19-2,32 Vorrede des Epitomators

19a Die Taten des Makkabäers Judas und seiner Brüder, die Reinigung des Tempels des Höchsten und die Einweihung des Altars, 20 ferner die Kriege

14 a) Die Worte »für uns« sind zweifellos zum Hauptverbum zu ziehen, nicht zur partizipalen Aussage über den Krieg. b) Zu Bücherverlusten in diesem Krieg vgl. 1 Makk 1,56.

16 a) Der Vers nimmt 1,18 wieder auf. b) "aOCl(!t(lJU)~ kann die tatsächliche Reinigung nach der Wiedereroberung der Stadt durch Judas bezeichnen wie auch, zumal in Verbindung mit dem folgenden Td~ fJ",e(!a~, den Jahres­tag dieses Ereignisses in einern späteren Jahr. c) "aÄäi~ otJv :n;otfJO'BTe ist guter hellenistischer Briefstil. Gebrauch von dieser Wendung macht regelmäßig der, der infolge seiner höheren Stellung eine unverblümte Anweisung geben könnte, die der Empfänger zu befolgen hat, nicht derjenige, der eine Bitte ausspricht. Vor allem die Könige wählen diese Form der Höflichkeit, um ihren Funktionären Anweisungen zu er­teilen. Dies ist von Interesse, weil es die Selbsteinschätzung der palästinensischen Judenschaft gegenüber dem Diasporajudentum beleuchtet. Vgl. II,26 und dazu Anm. asowie IMakk 12,18; Welles, fit. 13,13.

17 a) Der Vers nimmt 1,11 und 1,17 wieder auf. b) Alle Juden, wo sie auch immer sind, sind Gottes Volk. Daraus wird abgeleitet, daß auch die ägyptischen Juden Ursache und Verpflichtung haben, diese Tage zu feiern. Dies kommt in dem für die gesamte jüdische Nation bindenden Beschluß 10,8 klar zum Ausdruck. Das ein­leitende {je in 0 oe Oe6~ ist daher begründend, richtig übersetzt von Bevenot. c) {JaO'{).etov ist Zitat aus Ex 19,6 v",ei~ oe [O'eO'Oe "'Ot {JaO'{).etov le(!Q.Tev",a "al[Ovo~ aytov. Damit ist auch klar, daß »Königtum« sich nicht auf das Reich der Hasmonäer bezieht (so Bevenot) und daß statt »Königtum« nicht, da die frühen Hasmonäer nicht Könige waren, »Unabhängigkeit« zu verstehen ist (so Johnson). Gut hierzu Bunge, S. 75-82. d) dYtaO'",6~ entspricht dem [8vo~ aytoV an der zitierten Stelle Ex 19,6.

18 a) »Versprochen«: Ex 19,6. b) Die gleiche eschatologische Erwartung wie in 7. Vgl. Ps 105.47 und Abel zur Stelle. Vgl. auch 1,27.

19 a) Hier beginnt die Vorrede des Epitomators, der seinen Auszug aus dem Werk des Jason von Kyrene näher beschreibt. Vgl. Einl., S. 170.

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gegen Antiochos Epiphanesa und seinen Sohn EupatorbC Z I sowie die Himmelserscheinungena, die den für die jüdische Sacheb voller Eifer und Tapferkeit Kämpfenden zuteilgeworden sind, so daß sie trotz ihrer geringen Zahl das gesamte Land verheerten und die Massen der Barbarene verfolgten, zz daß sie weiter das in der ganzen besiedelten Welt berühmte Heiligtuma zurückeroberten, die Stadt befreiten und den schon fast beseitigten Gesetzen wieder Geltung verschafften, da der Herr ihnen mit seiner ganzen Milde gnädigb war - Z 3 dies alles, was J ason von K yrene in fünf Büchern dargelegt hat, woÜen wir versuchen in einer einzigen Zusammenfassung kurz zu be­richten. Z4 Denn wir sehen wohl den Schwall von Zahlen und die aus der Fülle des Materials sich ergebende Schwierigkeit für diejenigen, die sich von historischen Erzählungen umfangen lassen wollen, Z 5 und haben daher bei den einen, die (nur) lesen wollen, an die Erbauung gedacht, bei den anderen, denen es um Einprägung ins Gedächtnis zu tun ista, an die Leichtigkeit, bei allen aber, die an unser Buch geraten, an den Nutzen.

z6 Für uns freilich, die wir die Beschwerlichkeit des Auszuges auf uns genommen haben, war das nichts Leichtes, sondern eine Sache von Schweiß und Schlaflosigkeit, Z7 so wie dem, der ein Gastmahl zurüstet und die Annehmlichkeit anderer (zu erfüllen) sucht, seine Sache nicht leicht wird. Trotz allem werden wir um der Dankbarkeita der meisten willen die Be-

2.0 a) Antiochos IV. Epiphanes, der von 175 bis 164 den Thron innehatte. Vgl. Anm. c und d zu 4,7. b) Antiochos V. Eupator, Sohn und Nachfolger des Königs Antiochos IV. von Ende 164 bis Herbst 162.. Da der Individualname derselbe ist wie der des Vaters, begnügt sich der Verfasser mit dem Beinamen. c) Es ist auffallend, daß der Nachfolger des Antiochos V., König Demetrios I., Sohn des Königs Seleukos IV., hier nicht erwähnt wird, obwohl die Kapitel 14 und 15 den Kämpfen gegen ihn gewidmet sind. Vgl. Einl., S. I7xf.

2.1 a) Göttliche Hilfen in Form von Epiphanien zugunsten der für ihren Glauben und das Gesetz streitenden Juden sind für Jason und den Autor des Auszugs aus seinem Werk ein besonders wichtiges Thema. Vgl. Einl., S. 187f. b) 'Iov~atap,6r;, gebildet nach Analogie von 'EÄÄ'Yjvtap,6r;, ist hier zum erstenmal belegt. Vgl. Anm. a zu 4,13. c) So wie den Griechen die ihrer Sprache nicht Mächtigen als Stammler galten, die nur brbr hervorbringen können und deshalb kollektiv Barbaren genannt werden, so bezeichnet der jüdische Verfasser hier und sonst (4,2.5. 10,4. II,9. 15,2.1) die nicht zu seiner Glaubens- und Lebensgemeinschaft gehörenden Heiden als Barbaren, in merkwürdiger Umkehrung eines von den Griechen geprägten Begriffs auf diejenigen, die entweder Griechen sind oder mehr oder weniger stark von der griechischen Kultur geprägt waren.

2.2. a) Der Weltruhm des Tempels wird auch 3,2.-6 und öfter betont. b) Vgl. Anm. b zu Vers 7.

2.5 a) Risbergs Konjektur (S. 18) rptÄonovoffmv scheint mir gegenüber dem rptÄorp(!ovoffaw der Hss. unvermeidlich. Zustimmend Katz, Text, S. 13, anderer Meinung ist Hanhart, Text, S·460.

2.7 a) Mit Hanhart, Text, S.460, gebe ich eVxaeurdav den Vorzug gegenüber dem gleichfalls überlieferten und von Abel in den Text genommenen eVX(!'YjG7:[av (»Nutzen«), zumal dies schon Vers 2.5 Ende gesagt war.

2.08

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schwerlichkeit gern auf uns nehmen. 28 Indem wir den genaueren Bericht über alle Geschehnisse dem Historikera überlassen, werden wir bemüht sein, nach den Grundlinien der Epitome durch die Ereignisse hindurchzumar­schieren. 29 Denn so wie der Architekt eines neuen Hauses für den gesam­ten Grundriß zu sorgen, der Dekorateur und Maler aber sich nur um das zur Ausschmückung Erforderliche zu kümmern hat, so ist es, glaube ich, auch in unserem Falle. ;0 Denn das tiefere Eindringen, Abschweifungen im Bericht und die Beschäftigung mit den Einzelheiten kommt demjenigen zu, der als erster einen Stoff historisch behandelt; ; 1 demjenigen aber, der eine Bearbeitung anfertigt, muß man zugestehen, daß er Kürze der Ausdrucks­weise anstrebt und die genauere Ausarbeitung des Geschehens verschmähta.

; 2 Hier aber wollen wir nun mit der Erzählung beginnen und dem zuvor Gesagten nichts mehr anfügena. Denn es wäre ja unsinnig, im Vorwort einer Geschichte viele Worte zu machen, die Geschichte selbst dann aber zu beschneiden.

3,1-3,40 Heliodor im Tempela

3,1 Während die heilige Stadt in tiefem Frieden bewohnt wurde und man die Gesetze sehr genau beachtete wegen der Frömmigkeit und Rechtschaffen­heita des Hohenpriesters Oniasb, 2 da kam es vor, daß sogar die Könige selbst die Stätte ehrten und den Tempel mit den wertvollsten Zuwendungen auszeichnetena. 3 Und so stiftete auch Seleukosa, der König von Asien, aus

28 a) Gemeint ist Jason. Der Verfasser sagt ausdrücklich, daß er dessen Werk verkürzen will und auf eigene Forschungen verzichtet hat.

31 a) Der in den Versen 29-31 angestellte Vergleich ist weitgehend mißglückt. 32 a) Wörtlich »dem zuvor Gesagten soviel anfügend«, d.h. nicht mehr als dies. Vgl. Abel zur

Stelle mit Verweis auf Xenophon, Anabasis 1,3,15.

3 a) Zum ganzen Kapitel grundlegend Bickermann, Heliodore. Vgl. N. Stockholm, Zur Über­lieferung von Heliodor, Kuturnahhunte und anderen mißglückten Tempelräubern, StTh 1968, S. 1-28. Hengel, S. 17-18.

1 a) p,trJo:rwV7Jfl{a gehört zum Tugendkatalog des Monarchen, des Richters und des städtischen Beamten in hellenistischer Zeit. L. Robert, Revue de philologie, Paris 1927, S. IIl; 1967, S. 12, Anm. 7. b) Onias m., Sohn des Hohenpriesters Simon des Gerechten.

2 a) Vgl. die in Ant12,138-144 erhaltene, an Ptolemaios, Sohn des Thraseas, den ersten seleuki­dischen Statthalter des um 200 v.Chr. eroberten Palästina, gerichtete Urkunde des Königs Antiochos 111., besonders 140: »Als erstes erkennen wir ihnen (den Juden) wegen ihrer Frömmigkeit die Gewährung der Beisteuer für die Opfer zu« mit folgender genauer Liste der königlichen Gaben. Grundlegend zur Interpretation der Urkunde Bickermann, Charte. Zur Person des Statthalters Ptolemaios, der im Jahre 219 noch im Dienst des ägyptischen Königs Ptolemaios IV. Philopator gestanden hatte und von 201 bis 195 als seleukidischer »Stratege und Oberpriester von Koilesyrien und Phönikien« inschriftlich· bezeugt ist, siehe Holleaux 3, S. 161, Anm. 6, Gabba nr. 2 und jetzt anband einer neuen Inschrift aus Skythopolis H. Lan­dau, IEJ 1966, S. 54-70

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seinen eigenen Einkünften alle für den Opferdienst entstehenden Aufwen­dungenb. 4 Aber ein gewisser Simona aus dem Geschlecht Balgeab, der zum Vorsteher des Tempelse eingesetzt war, überwarf sich mit dem Hohen­priester wegen der Marktverwaltung der Stadt. 5 Da er außerstande war, sich gegen Onias durchzusetzen, ging er zu Apollonios, dem Sohne des Thraseasa, der zu jener Zeit Statthalter von Koilesyrien und Phönikienb war. 6 Er teilte ihm mit, die Schatzkammera in J erusalem strotze von so unsäglichem Reichtum, daß die Menge der Gelder unzählbar sei. Sie würden jedoch nicht auf dem Konto für die Opfer gebuchtb, und es sei möglich, diese Mittel unter die Verfügungs gewalt des Königs fallen zu lassen.

7 Apollonios machte von diesen ihm angezeigten Geldern dem König bei einer persönlichen Begegnung Mitteilung. Der aber zog seinen Kanzler Heliodora hinzu und entsandte ihn mit dem Auftrag, die genannten Gelder

3 a) Seleukos IV. Philopator war der ältere überlebende Sohn Antiochos' Ill. und folgte seinem Vater auf den Thron. Seine Regierungsdaten sind 3./4. Juli 187-Z./3' September 175 (Sachs­Wiseman, Schaumberger). b) Zur Bedeutung von iluloveyero und ilen:oveyla in 1-zMakk siehe Daniel, S. 109. Es handelt sich hier um regelmäßige Aufwendungen, die Seleukos gemäß dem Erlaß seines Vaters fortsetzte. Vgl. auch 9,16 das Versprechen des dem Tode geweihten Antiochos IV., diese Beiträge wieder aufzunehmen.

4 a) Vgl. Anm. a zu Vers 11. b) Die richtige Lesart Balgea (statt Benjamin) hat nur ein Teil der lateinischen und armenischen Übersetzungen. Die BenjaIniniten waren weder Priester noch Leviten. Zur Sache Abel, S. 316-317; Tcherikover, S.403-404; Hanhart, Text, S.483-484; Hengel, S. 508-509. Ab­weichend Bickermann, Heliodore, S. 8, Anm. Z2, unschlüssig Schürer, History, S. 149. c) neOcn:dT1}r; TOU [eeou: Bickermann, Heliodore, S. 7-8; Abel, S. 316-317; Tcherikover S. 464, der Neh II,lI vergleicht. Im ptolemäischen Ägypten und in griechischen Gemeinden ist Vorstandschaft eines Tempels oder eines Heiligtums oft bezeugt.

5 a) Apollonios war anscheinend ein Bruder (M. Holleaux 3, S. 161; Walbank 1, S. 59Z; Bengt­son, S. 16Iff.) oder ein Verwandter (Bickermann, Heliodore, S.8) des ersten Statthalters Ptolemaios, Sohnes des Thraseas. Dessen Inschrift (Gabba nr. z) und Polybios 5,65,3 zeigen, daß die richtige Form des Vaternamens im Genitiv eeaaea lautet. Abel, S. 317, schreibt eaeaea und sieht darin ein Ethnikon, nämlich das von Tarsos in Kilikien. Aber dies heißt immer, und so auch zMakk4,30, Taeaevr;. Irrig ist auch sein Versuch, diesen Apollonios Init ApolIonios, dem Sohn des Menestheus (2Makk4.4.4,2I), zu identifizieren, denn dieser stammte aus Milet (W. Peek, Griechische Versinschriften 1, Berlin 1955, nr. IZ86; Polybios 31,Zl,3; vgl. Livius 4z,6). In beiden Irrtümern hat Abel manche Vorläufer, u. a. Bevenot. b) Koilesyrien (»das hohle Syrien«) ist die Senke zwischen den Quellen des Orontes und dem Toten Meer, das Hinterland der phönikischen Küste (Bickermann, RB 1947, S. 256-z68). Zur Strategie Koilesyrien und Phönikien, die auch in 3,8. 4.4. 8,8. und 10,II genannt wird, da Judäa zu ihr gehörte, vgl. Bengtson, S. 159ff.

6 a) yaCoqroild"tov ist im Seleukidenreich technisch für die königliche Kasse und ihre Filialen, so auch 1Makk3,28. Vgl. Bickermann, Institutions, S. 1Z7. b) Zum Verständnis dieser meist falsch übersetzten Stelle und zum Sachverhalt vgl. Bicker­mann, Heliodore, S. 11. Was nicht auf dem Opferkonto (6 TWV Bvatwv il6yor;) verbucht ist, steht nach der Argumentation Simons dem Zugriff des Königs offen.

7 a) Heliodor war Init dem König zusammen erzogen worden, sein ameo!por; (vgl. Anm. a zu 9,29) und unter ihm bis zum Kanzler des Reiches, 6 eni TWV n;eayp,a.rov, aufgestiegen. Zu die­sem Amtstitel vgl. G.Corradi, Studiellenistici, Turin 19z9, S. z56ff.;Otto, S. 1°5; Bickermann,

2.10

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herbeizuschaffen. 8 Heliodor trat sofort die Reise an unter der V orspiege­lung, er wolle die Städte in Koilesysien und Phönikien inspizierena, in der Tat jedoch, um den Vorsatz des Königs auszuführen.

9 Als er nach Jerusalem gelangt und vom Hohenpriester unda der Stadt freundlich aufgenommen worden war, sprach er von der erfolgten Anzeige und enthüllte, weshalb er gekommen sei, fragte auch, ob es sich in Wahrheit so verhalte. 10 Der Hohepriester gab ihm zu verstehen, es handele sich um Einlagen von Witwena und Waisen, II bei einem Teil um solche des To­biaden Hyrkanosa, eines Mannes in sehr hoher Stellung, und es verhalte sich mithin nicht so, wie es der gottlose Simon verleumderisch dargestellt habe. Das Ganze aber belaufe sich auf vierhundert Talente Silber und zweihundert

Institutions, S. 195. Der Titel wird ihm auch auf den Inschriften beigelegt, die auf den Basen von drei Statuen des Heliodor in Delos standen. Diese waren ihm vom König, von einem königlichen Funktionär bzw. von Kaufleuten und Reedern aus Laodikeia in Phönikien (Beirut) errichtet worden (IG XI 4, nr. 1112-1114. Gabba nr. 4-5). Sie geben seinen vollen Namen: Heliodor, Sohn des Aischylos, aus Antiocheia. Heliodor selbst hat im Jahre 178 eine Anzahl kostbarer Vasen in das Apollonheiligtum von Delos gestiftet (F. Durrbach, ChoL'C d'inscriptions de DeIos, Paris 1921, S. 95-96). Die literarischen Zeugnisse über Heliodor bei Bickermann, Heliodore, S. Iff., weitere Literatur bei Hengel, S. 18, Anm. 43.

8 a) Der Text lehrt, daß der Kanzler höheren Ranges als der Provinzialstatthalter und ihm inso­weit übergeordnet war, daß der König sich seiner zur Inspektion von Provinzen bediente.

9 a) Die Kopula xat ist nicht einhellig überliefert. Doch ist die Alternative »vom Hohenpriester der Stadt« abzulehnen, da das Amt ohne den Zusatz klar genug (und sogar richtiger) bezeichnet ist (daher hat Luther die Worte »der Stadt« unübersetzt gelassen), da weiterhin der Verfasser offenkundig betonen will, daß nicht nur der Hohepriester, der als Ethnarch zugleich auch königlicher Funktionär war, sondern auch die Bevölkerung den Kanzler des Königs loyal und freundlich aufnahm (die Schilderung ihrer späteren Reaktion erfordert dies geradezu), und weil endlich, wie schon Kamphausen erkannt hat, 4,22 eine genaue Parallele bietet. Demgegen­über sind Hanharts Ausführungen, Text, S. 447-448, nicht überzeugend.

10 a) Der Text ist von Bedeutung für die Emanzipation der Frau, da diese eigenes Vermögen besitzt. Bickermann, Heliodore, S. 16-17. Die Stellen des AT über die Fürsorge für Witwen und Waisen bei Abel, S. 320. Vgl. de Vaux I, S. 77. Gott selbst als Beschützer der Witwen und Waisen PSI45,9.

11 a) Hyrkanos war der jüngste, mit seinen Brüdern verfeindete Sohn des Tobiaden Joseph und mit dem hohenpriesterlichen Hause verwandt durch die Mutter seines Vaters, die eine Schwe­ster des Hohenpriesters Onias II. war. Die Familie hatte aus den Zeiten der ptolemäischen Herrschaft über Palästina enge Beziehungen zur ägyptischen Krone: Der Großvater ist zwischen 260 und 250 im Dienst der Ptolemäer bezeugt, der Vater Joseph war 22 Jahre ptolemäischer Steuerpächter in Palästina gewesen. Hyrkanos selbst war jedenfalls ein Gegner des' 175 auf den Thron gelangten Seleukiden Antiochos IV. und hat sich bald nach dessen Regierungsantritt im Exil das Leben genommen. Zur Familie der Tobiaden und zu ihrem Stammsitz Emir el Araq vgl. A. Büchler, Die Tobiaden und Oniaden, Wien 1899; H. Gress­mann, Die ammonitischen Tobiaden, ABB 1921, S. 128ff.; A. Momigliano, I Tobiadi nella preistoria del moto maccabaico, Atti della R. Accademia delle scienze die Torino 1932, S. 165 bis 200; B. Mazar, The Tobiads, IEJ 1957, S.I37-145. 229-238; Tcherikover, S.126ff. 153ff.; Hengel, S. 496-5°3. Mazar glaubt, die Familie wenigstens bis ins Jahr 590 zurückver­folgen zu können, vielleicht sogar bis ins spätere 8. Jahrhundert. Gegenüber der lange vorherrschenden Meinung, daß auch der hier genannte Tempelvor­steher Simon und seine Brüder Menelaos und Lysimachos Tobiaden gewesen seien (Well­hausen, Büchler, Meyer u.a.), hat sich neuerdings die dies verneinende Auffassung durch-

ZII

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Talente Goldb, 12 und es sei ganz unmöglich, Unrecht an denen Zu tun, die ihr Vertrauen auf die Heiligkeit des Ortes und auf die Ehrwürdigkeit und Unverletzlichkeit des in der gesamten Welt verehrten Tempels gesetzt hätten.

13 Der andere jedoch erklärte mit Rücksicht auf die königlichen Weisun­gen wiederholt, diese Gelder müßten unbedingt in den Schatz des Königsa

überführt werden. 14a Er setzte einen Termin fest und trat dann (in den Tempel) ein, um nach dem Augenschein die Sache zu regeln. Die ganze Stadt aber war in der größten Unruhe. 15 Die Priester warfen sich in ihren priesterlichen Gewändern vor dem Opferaltar nieder und riefen zum Himmela

zu dem, der das Gesetz über anvertrautes Gut gegeben hatte, er möge den Depositoren ihre Einlagen unversehrt bewahren. 16 Wer aber das Gesicht des Hohenpriesters sah, wurde im Innersten getroffen, denn seine Miene und der Wechsel der Farbe machten seinen Seelenkampf offenkundig. 17 Furcht und Gliederzittern hatten den Mann förmlich überschüttet, woraus denen, die auf ihn schauten, der Schmerz in seinem Herzen ganz deutlich wurde. 18 Scharenweise sprangen die Menschen aus ihren Häusern zur Fürbitte des ganzen Volkes, weil die heilige Stätte Gefahr lief, zum Gegenstand der Ver­achtung zu werden. 19 Die Frauen aber erfüllten in Trauergewändern, die unter den Brüsten gegürtet waren, die Straßen. Die Jungfrauen aber, die man eingeschlossen hielt, liefen an den Türeingängen zusammen, andere an den Mauern, wieder andere beugten sich aus den Fenstern. 20 Alle aber hoben die Hände gen Himmel und flehten inständig. 21 Und man mußte die Menge in ihrem wahllos gemischten Auflauf bemitleiden und den Hohen­priester in seiner so angstvollen Erwartung. 22 Die einen also riefen den allmächtigen Herrn an, er möge das anvertraute Gut denen, die es hinterlegt hatten, mit aller Sicherheit unversehrt bewahren, 23 Heliodor aber machte sich an die Ausführung seines Vorhabens.

24 Als er aber mit seinen Leibwächtern schon in der Schatzkammer war, trat dort der Herr der Geister mit aller Macht großartig in Erscheinung, so

gesetzt (Schürer, Bickermann, Bevenot, Momigliano, Abel, Tcherikover, S. 154, wo die ältere Literatur verzeichnet ist. Schürer, History, S. 149, Anm. 30). b) M0rkholm, S. 136, Anm. 6, berechnet die Summe mit Hilfe der für das Verhältnis von Gold und Silber angenommenen Relation von 12%: I auf 2900 Silbertalente. Sie entspricht fast genau drei Jahresraten der nach dem Frieden von 188 an Rom zu entrichtenden Kriegskontri­bution von insgesamt 12 000 Talenten.

13 a) TO ßaut;'t,,6v ist terminus technicus für den königlichen Schatz. WeHes, S. 321 mit Literatur; HoHeaux 2, S. 106-107; Bickermann, Institutions, S. 127.

14 a) Zu Bickermanns Analyse des folgenden Berichts (14-40), in dem er zwei verschiedene Ver­sionen erkennt, und zur Frage der Herkunft beider Fassungen: Ein!., S. I72f.

15 a) Die Worte el~ o1leav6v fehlen in vielen Hss. und werden als sekundäre Interpolation getilgt von Niese, S. 524; Katz, Text, S. 13. Dagegen Hanhart, Text, S.440.

212

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daß alle, die mitzukommena gewagt hatten, erschrocken über Gottes Macht, von Schwäche und Furcht befallen wurden. 25 Sie sahen nämlich ein Pferd mit einem furchteinflößenden Reiter und mit überaus schönem Geschirr ge­schmückt, das in heftigster Bewegung dem Heliodor die Vorderhufe ent­gegenschleuderte. Der auf ihm Sitzende aber erschien in einer Rüstung aus Gold. 26 Und vor ihm zeigten sich zwei weitere Jünglinge, von ausgezeich­neter Körperkraft, herrlicher Erscheinunga und in kostbarer Tracht. Sie traten von beiden Seiten hinzu, geißelten Heliodor ohne Pause und versetz­ten ihm viele Schläge.

27 Jener stürzte plötzlich zu Boden und wurde von tiefster Finsternis überschüttet. Man hob ihn hoch, legte ihn auf eine Bahre und 28 trug den, der soeben erst mit großem Gefolge und einer ganzen Leibgarde in die erwähnte Schatzkammer eingetreten war, als einen in seinen Waffen Hilf­losena fort, der Gottes Macht sichtbar erkanntb hatte. 29 So war jener durch die göttliche Wirksamkeit hingestreckt, seiner Stimme und aller Hoffnung auf Rettunga beraubt, ;0 diese aber rühmten den Herrn, der seine Stätte so wunderbar verherrlicht hatte. Und der Tempel, vor kurzem noch von Furcht und Schrecken erfüllt, floß nach der sichtbaren Erschei­nung des allmächtigen Herrn über von Freude und Heiterkeit.

; I Sogleich aber baten einige der Vertrauten des Heliodor den Onias, er solle den Höchsten anrufen und so dem das Leben schenken, der in den letzten Zügen lag. ;2 Der Hohepriester aber, da er fürchtete, der König könne die Meinung fassen, die Juden hätten eine Gewalttat an Heliodor verübt, brachte ein Opfer für die Rettung des Mannes dar. ;; Während nun der Hohepriester das Sühnopfer verrichtete, erschienen dem Heliodor wiederum dieselben Jünglinge, in die gleichen Gewänder gekleidet, traten vor ihn hin und sprachen: »Laß nicht ab, dem Hohenpriester Onias zu danken, denn um seinetwillen hat Dir der Herr das Leben ge­schenkt. 34 Du aber, der Du vom Himmel herab gegeißelt wurdest, ver­künde allen die großartige Macht Gottes!« Nach diesen Worten verschwan­den sie.

24 a) Statt I1vve).lJeill vermutet Katz, Text, S. 13, I1vvetl1e)'!Jeiv, »mit hineinzukommen«, kaum zwingend, vgl. Hanhart, Text, S. 459.

26 a) t5o;a begegnet in der gleichen Bedeutung und ebenfalls bei einer Epiphanie auch 15,13. 28 a) Diese Lesung, der auch Hanhart, Text, S. 441, folgt, ist besser als die ebenfalls gut beglau­

bigte und von Abel, S. 324, bevorzugte, in der die Waffen nicht erwähnt sind, denn der Ver­fasser will offensichtlich die Wertlosigkeit der Waffenrüstung unterstreichen. b) Die Hss. schwanken zwischen e:,r;eyvwuoTa (so Hanharts Text) und e:rceyvwuoTe<; (so Abels Text) und lassen mithin teils Heliodor, teils diejenigen, die ihn hinaustragen, zur Erkenntnis gelangen. Das erste dürfte richtig sein, denn der Autor läßt auch sonst den Frevler selbst zur Einsicht gelangen (8,36. 9,1If. 11,13). Daß Heliodor in jenem Moment ohne Bewußtsein ist, bedeutet dabei wenig. Vgl. Bickermann, Heliodore, S. 23, Anm. 102.

29 a). Der griechische Text heißt wörtlich »Hoffnung find Rettung«.

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35 Heliodor aber brachte dem Herrn ein Opfer dar und gelobte ihm, der ihn am Leben erhalten hatte, die größten Gelübde. Dann danktea er dem Onias freundlich und zog mit seinen Truppen zum König zurück. 36 Und immer wieder bezeugte er vor allen, welche Taten des größten Gottes er mit eigenen Augen gesehen hatte. 37 Als aber der König ihn befragte, wer wohl geeignet sei, ein zweites mal nach Jerusalem geschickt zu werden, da ant­wortete er: 38 »Wenn Du einen weißt, der Dir feindlich ist oder ein Gegner Deiner Herrschaft, so sende ihn dorthin, und Du wirst ihn gezüchtigt zurückempfangen, wenn er überhaupt lebend davonkommt, weil um die Stätte wirklich eine Kraft Gottes wirkt. 39 Denn er selbst, der den Him­melssitz bewohnt, ist der Aufseher und Hüter jenes Platzes, und er richtet durch Schläge zugrunde, die in böser Absicht dorthin kommen.« 40 Und so verlief die Sache mit Heliodor und der Bewahrung der Schatzkammer.

4,1-4,50 Die hellenistische Reform: Jason und Menelaos

4, I Der vorerwähnte Simon aber, der zum Denunzianten der Gelder und des Vaterlands geworden war, verleumdete den Onias, daß dieser selbst den Heliodor zurückgeschreckt und die schlimmen Dinge verursacht habea •

2 Und er hatte die Stirn, den Wohltäter der Stadt, den Patron der Stammes­brüder und den Eiferer für die Gesetzea einen Intriganten gegen das Reichb

zu nennen. 3 Als aber die Feindschaft so weit fortschritt, daß durch einen von Simons Leuten sogar Morde verübt wurden, 4 da erkannte Onias die Gefährlichkeit des Zwistes und daß ApolIonios, der Sohn des Menestheusa,

35 a) Für diese Bedeutung von dnooexop,ut vgl. 13,24. Bickermann, Heliodore, S. 31, Anm. 155.

4,1 a) Zu den Vorwürfen gegen Onias siehe Anm. b zu Vers 7. 2 a) C1JÄWT~~ Tmv vop,wv. Vgl. A. Stumpff, ThWNT 2, S. 806.

b) Tl:l1fQayp,uTu im Sinne von »Herrschaft«, »Reich« ist guter hellenistischer Sprachgebrauch, Otto, S. 1°5; Bickermann, Gnomon 1932, S. 429; Holleawq, S. 225-226; L. Robert, Hellenica 7, Paris 1949, S. 23; ehr. Habicht, Athenische Mitteilungen 1957, S. 234, Zeile 27-28. Vgl. hier 3,38 und die Bemerkungen zum Titel des Kanzlers, 6 enl Tmv n(!uyp,aTwv in Anm. a zu 3,7.

4 a) ApolIonios, Sohn des Menestheus, ist der Amtsnachfolger des in 3,5 bezeugten Apollonios, Sohnes des Thraseas. Der Name seines Vaters ist nur in den lateinischen Übersetzungen korrekt erhalten, in den griechischen Hss. hier und in 4,21 mehr oder weniger stark entstellt. Apollonios und seine Söhne sind aus Inschriften und Nachrichten der antiken Autoren gut bekannt. König Antiochos IV. hat ihn im Jahre 174 als Gesandten nach Alexandreia geschickt (4,21) und 173 nach Rom (Livius 42,6,6), ehe sich Apollonios aus dem politischen Leben in seine Heimatstadt Milet zurückzog (Polybios 31,21,3). Von seinen Söhnen dürfte der nach dem Großvater Menestheus Benannte der älteste gewesen sein (Polybios, a.a.O., ferner IG II", 982 + Addenda, aus Athen). Ein anderer Bruder, Meleagros, war 170 und 169 Gesandter des Antiochos IV. in Rom (Polybios 27,19,1. 28,1,1-9. 28,22,2) und später mit dem Prinzen Demetrios, dem Sohne des Königs Seleukos IV. und nachmaligem König, dortselbst (Polybios 31,21,2). Ein dritter Sohn, Apollonios wie der Vater mit Namen, wird von Polybios 31,19,6ff.

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der Statthalter von Koilesyrien und Phönikien, den Simon in seiner Bös­artigkeit noch bestärkte. 5 Und daher begab er sich zum König, nicht etwa als Ankläger seiner Mitbürger, sondern auf den Nutzen des ganzen Volkes insgesamt und eines jeden einzelnen bedachta. 6 Denn er sah, daß ohne königliche Vorsorge die Dinge nicht mehr zur Ruhe kommen könnten und daß Simon nicht einhalten werde in seinem wahnsinnigen Treiben.

7 Da aber Seleukos aus dem Leben geschieden warab und Antiochos mit dem Beinamen Epiphanes das Königtum übernommen hatteCd, erschlich Jasone, der Bruder des Onias, die Hohepriesterwürde, 8 indem er dem König in einer persönlichen Unterredung 360 Silbertalente verspracha und

31,21,2 erwähnt. Er war zusammen mit dem Prinzen Demetrios erzogen worden und begleitete ihn nach Rom, er dürfte daher identisch sein mit dem späteren Strategen von Syrien des Königs Demetrios I., Apollonios (I Makk 10,69). Die Brüder werden in ihrer Heimat Milet auf einem Grabepigramm als hohe Feldherren Demetrios' I. bezeichnet (W. Peek, Griechische Vers­inschriften I, Berlin 1955, nr. IZ86).

5 a) Die positive Würdigung der Motive des Onias steht in scharfem Kontrast zur Verurteilung der Beweggründe der späteren Hohenpriester Menelaos (13,3) und Alkimos (14,3) anläßlich ihrer Interventionen am königlichen Hof.

7 a) Der hier begegnende Ausdruck ist der offiziellen Sprache entlehnt und deutet an, der tote König sei aus diesem Leben zu den Göttern entrückt worden. V gl. Habicht, Gottmenschen­turn, S.I77-178. 199-200; Welles, S. 348. Unter den zahlreichen Zeugnissen ist besonders aufschlußreich, was Isokrates, Archidamos 17, von Herakles sagt: »Als er aus dem Leben schied (.ueI:'11'uu;s TOP ßlop wie hier), wurde er aus einem Sterblichen zum Gott.« Und wie der Autor hier, so sagt auch der athenische Volksbeschluß vom Jahre 175 (unten Anm. c) im Hinblick auf den Tod des Seleukos IV.: /-IBTaÄÄa;uVTo, 2'sÄBtl"ov. Dasselbe meint in der Urkunde II,23 Antiochos V. mit den Worten »Nachdem mein Vater sich zu den Göttern begeben hat« (sl, ()sov, /-IBTUGTaVTo,). b) Das Todesdaturn ist der 2,/3. September 175 (Sachs-Wiseman; Schaumberger). Appian, Syriake 233 sagt, der König sei von seinem Kanzler Heliodor ermordet worden. W.Otto (PW Heliodor, Sp. 13-14) vermutet, dieser habe den König beseitigt, weil er sich von den Juden anläßlich seines in Kapitel 3 geschilderten Aufenthaltes in Jerusalem habe bestechen lassen, wie er ja nach 3,35 von Onias in gutem Einvernehmen schied und wie Onias nach 4,1 wegen der Sache mit Heliodor beim König beschuldigt wurde. Zum Ende des Königs bemerkt Dan II,20 als Zeitgenosse: »Doch nach einigen Jahren wird er umgebracht werden, aber weder öffentlich noch im Kampf.« Die keilinschriftliche Königsliste sagt anscheinend nichts von einem gewaltsamen Tode (Aymard, S. 269 mit Anm. 3)' c) Nach der babylonischen Königsliste (Sachs-Wiseman; Schaumberger) hat Antiochos IV. am 22. oder 23. Oktober 175 die Regierung angetreten. Beim Tode seines älteren Bruders Seieukos befand er sich gerade auf der Heimreise aus Rom, wo er als Geisel gelebt hatte und wo sein Neffe Demetrios, der Sohn des Seleukos IV., an seine Stelle getreten war. Mit Hilfe des pergamenischen Königs Eumenes 11. und seines Bruders Attalos überwand er Heliodor und usurpierte den an sich Demetrios zustehenden Thron. Damit löste er ein langes Ringen beider Linien um das Königtum aus, das der hasmonäischen Bewegung mehr als einmal zugute kam. Zu diesen Vorgängen Appian, Syriake 233, und der athenische Volksbeschluß, den Holleaux 2, S. 127-147, eingehend kommentiert hat. d) Der Autor von I Makk (1,10) charakterisiert Antiochos mit den Worten: »Und aus ihnen (den Diadochen) ging als fehlerhafter Sproß (elCu d/-laeTWÄO,) Antiochos Epiphanes hervor.« e) Wie viele Juden seiner Zeit hat Jason seinen ursprünglichen Namen gräzisiert. Vgl. zu diesem Phänomen Hengel, S. II4-IZO.

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aus einer anderen Einnahmequelle nochmals 80. 9 Darüber hinaus ver­sprach er, noch weitere 150 Talente zu überweisen, wenn ihm zusätzlich gewährt würde, in eigener Kompetenz ein Gymnasion und eine Ephebie zu gründena und die Liste derer aufzustellen, die in Jerusalem Bürger von Antiocheia sein solltenb.

8 a) Der Hohepriester war zuständig für die von den Juden an den König zu zahlenden Steuern. Bickermann, Institutions, S. 106ff.; M0rkholm, S. 136ff.

9 a) Gymnasion und Ephebie sind die gemeingriechischen Erziehungsanstalten für die männ­liche Jugend. Sie absolviert zu haben, ist eine wesentliche Voraussetzung für den Eintritt in die politischen Rechte des Vollbürgers. Diese Institutionen haben nur Sinn, wo es eine in ihrer Kultur griechisch geprägte Gemeinde gibt. Daher ist Jasons Verlangen gleichbedeutend mit dem Wunsch, in Jerusalem eine solche Gemeinde zu bilden oder aus Jerusalem eine solche Gemeinde zu machen. b) »und die Liste derer aufzustellen, die in Jerusalern Bürger von Antiocheia sein sollten«: Wördich besagt die Wendung "al .ov<; b '[s(!oaoÄVf./.otr; 'Avrtoxsi<; a'/1ay(!(ltpat »die in Jerusalem als Antiochener aufzuschreiben« oder »die Antiochener in Jerusalem aufzuschrei­ben«. Über die Bedeutung dieses für Jasons Absichten fundamentalen Satzes hat es eine leb­hafte wissenschaftliche Diskussion gegeben. Daß es sich nicht, wie früher meist angenommen, um die Verleihung des Bürgerrechts von Antiocheia am Orontes an die Bewohner von Jerusa­lern handeln kann, steht fest, denn kein hellenistischer Monarch konnte Bürgerrecht in einer Stadt seines Reiches verleihen, auch nicht in der Hauptstadt (A. Heuss, Stadt und Herrscher des Hellenismus in ihren staats- und völkerrechdichen Beziehungen, Leipzig 1937, S. 124ff.; Bickermann, Gott, S. 59, Anm. I). Gerade für Seleukos IV. gibt es eine Urkunde, die darüber belehrt, wie der König für einen hohen Funktionär das Bürgerrecht der Stadt Seleukeia in Pierien bei deren Behörden erbitten muß (Welles nr. 45, ausführlich interpretiert von Holleaux 3, S. 199-254, zu diesem Punkt S. 231-232). Scharfsinnig ist die These von Bickermann (Gott, S. 59-65), Jason habe die Bildung einer hellenisierten Korporation »Antiocheia« nach Art der noÄt.wp,ara in Alexandreia, innerhalb der fortbestehenden Gemeinde Jerusalem, erstrebt. Abel, S. 332, und andere haben ihm zuge­stimmt. Diese These ist widerlegt worden von Tcherikover, S. 161-169. 404-409. 'A'P1:wxwr; ist immer und überall ein Ethnikon, d.h., es drückt immer die Zugehörigkeit zu einern Staats­wesen aus, nie zu einer Korporation. Jason erbat und erhielt vorn König die Lizenz zur Um­wandlung Jerusalems in eine griechische Polis mit dem Namen »Antiocheia« und dem üblichen Zusatz, der dieses Antiocheia von gleichnamigen Städten zu unterscheiden bestimmt war, »Antiocheia in Jerusalern«. Vgl. 4,19. Damit verbunden war die Aufstellung der Bürgerliste durch Jason, die künftige Ergänzung der Bürgerschaft aus denjenigen, die Gymnasion und Ephebie durchlaufen hatten. Da die Auswahl von einern Exponenten der aristokratischen Schicht getroffen wurde und die Teilnahme an der Ephebie kostspielig war, lief dies darauf hinaus, das Bürgerrecht und mit ihm die Ausübung der politischen Rechte in der Oberschicht zu monopolisieren. Die Masse der Bewohner von Jerusalern sank damit ZU bloßen Ansässigen ohne Bürgerrecht, zu "a.ot"oilv.s<;, herab, d.h. zu dem Status, den die in griechischen Städten wohnhaften Juden dort hatten, z.B. in Joppe, Jarnneia oder Skythopolis (12,3. 12,8. 12,3°. Vgl. allgemein Anrn. a zu 9,19). Damit aber war die auf dem Gesetz Mose beruhende, von Antiochos III. garantierte Verfassung (Anm. 2a zu Vers 3) beseitigt, nicht das Gesetz selbst. Wie Bickermann und Tcherikover übereinstimmend darlegen, blieben die sog. Reformjuden um Jason selbst gläubige Juden. Diese hellenistische Stadt Antiocheia existierte nur bis zur Wiedereroberung durch Judas im Jahre 164, ae lege bis zum Widerruf des von Antiochos IV. gewährten Status im Jahre 163. Tcherikover kehrt mithin im wesentlichen zur älteren These von B. Niese, Ed. Bevan u.a. ZUrück. Zugestimmt haben ihm A. Momigliano, JThS 1970, S. 153; G.le Rider, Souse sous les Seleucides et les Parthes, Paris 1965, S. 41D-4II; Schürer, History, S. 148 mit Anrn. 26. Die Motive Jasons liegen in dem Wunsch, die Isolation der Juden von ihrer Umwelt zu über-

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10 Als der König dies gewährt hatte, bemächtigte Jason sich des Hohen­priesteramtes und formte sogleich seine Stammesbrüder nach griechischer Weise um. 11 Über die bestehenden königlichen Privilegien für die Judena ging er hinweg, die sie durch J ohannes, den Vater des Eupolemos (dessen, der später die Gesandtschaftsreise zu den Römern zur Erlangung von Freundschaft und Bündnis unternahm), erhalten hattenb. Er hob die auf dem Gesetz beruhende Verfassung auf und führte dem Gesetz zuwiderlaufende neue Bräuche eine. 12 Er machte sich ein Vergnügen daraus, gerade unter­halb der Akropolisa ein Gymnasion zu erbauen, und führte dorthin die kräftigsten Epheben unter dem Sonnenhutb.

13 Es entstand aber eine solche Blüte des Hellenismusa und ein solcher

winden, wie dies am klarsten in IMakkl,1I ausgesprochen ist (Tcherikover, S. I67ff.). Die Motive des Königs, als er seine Zustimmung zu Jasons Verlangen erteilt, liegen in der Ein­sicht, daß eine Stärkung der einheimischen, hellenisierten Stadtbevölkerung eine Festigung des Königtums und des Hellenismus bedeutet. Weder Jason noch der König hatten ein religionspolitisches Ziel im Auge, vielmehr sind solche Aspekte erst sekundär. Die dem Jason gewährte Konzession bedeutete wohl auch, daß ganz Judäa Territorium der Stadt Antiocheia wurde, da dies die einzige Gemeinde mit echter Stadtverfassung in Palästina war, so wie Athen die einzige Stadt in Attika war. Wenn Bewohner des Landes oder anderer Gemeinden außer­halb Jerusalems von Jason überhaupt als Bürger der neuen Stadt zugelassen wurden, so konnten sie doch schwerlich Bürgerrechte wie Teilnahme an Volksversammlung und Rat ausüben. Hier dürfte mithin eine politisch und gesellschaftlich motivierte Wurzel des Wider­standes liegen, der vor allem vom Lande ausging.

11 a) Die bestehenden königlichen Privilegien sind die von Antiochos III. durch die Urkunde Ant12,138-I44 (Anm. a zu Vers 2) bewilligten. Zambelli, S. 200. b) Es ist nur hier bezeugt, daß die Urkunde mit den Privilegien des Antiochos III. von einer jüdischen Gesandtschaft erwirkt wurde und daß dieser Johannes vorstand. Die Art, wie dabei sein Sohn Eupolemos erwähnt wird, der 161 das Bündnis mit Rom zustande brachte (I Makk 8,I7ff.), ist mit Recht dahin ausgelegt worden, daß Jason von Kyrene dies geschrieben haben muß, als diese Mission des Eupolemos noch hoch aktuell war, d.h. nicht lange danach (Einl., S. 175). Zur Frage der Persönlichkeit des Eupolemos und seiner Identität mit dem Historiker siehe Einl., S. I77f. Die Gesandtschaftsreise nach Rom ist neben der Notiz über Bakchides in 8,3° das späteste in 2Makk erwähnte Ereignis, abgesehen von dem nachträglich angefügten Kapitel 1.

c) Vgl. hierzu IMakkI,14-1S. 12 a) Die Akropolis ist nicht identisch mit der Akra, der seleukidischen Zwingburg. Eingehende

Erörterung der Frage, wo die Akropolis zu suchen ist, mit ausführlicher Bibliographie bei Schürer, History, S. 154 mit Anm. 39. Vgl. auch Hengel, S. 136, Anm. 128. Bunge, S.407, Anm. IIS. b) Vgl. J. Delorme, Gymnasion. Etude sur les monuments consacres a l'education en Grece 196o, für das Gymnasion Jasons in Jerusalem S. 198-199. 374, Anm. 2 (Palaistra). 426 (zum Mythos des griechischen Ursprungs der Juden und ihrer Abstammung von den Spartanern, vgl. 2MakkS,9).

13 a) Wep~ nr; 'EA.A."pJtapov, von Hengel wiedergegeben als »Höhepunkt der Hellenisierungs­bestrebungen« (S. 2). Ebendort bemerkt Hengel, daß 'EA.A.'YJvtapOr; sonst die »philologisch einwandfreie Beherrschung der gemeingriechischen Sprache im Unterschied zu:den Dialekten und Barbarismen« bedeutet und daß das als Gegenstück hierzu geprägte Wort '!ov13atapOr; (2,21. 8,1. 14,38) eben durch den durch Jason bewußtgemachten Gegensatz von hellenistischen Reformjuden und orthodoxen Altgläubigen entstanden ist.

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Zulauf zur Fremdtümelei durch die übermächtige Verruchtheit des gott­losen Jason, der alles andere als ein Hoherpriester war, 14 daß die Priester zum Altardienst nicht mehr willig waren, sondern voll Verachtung für den Tempel und unbekümmert um die Opfer wetteiferten, an der gesetzwidrigen Ölverteilunga in der Palästra teilzunehmen, sobald nur der Schall des Diskusb

zu ihnen drang. 15 Und die von den Vätern überkommenen Ehren achteten sie für nichts, sondern hielten die griechischen Auszeichnungen für die besten.

16 Um dieser Dinge willen kam eine schlimme Zeit über sie, und gerade die, deren Lebensart sie nachzueifern sich bemühten und denen sie in allen Stücken gleichzukommen trachteten, erhielten sie zu Feinden und Rächern. 17 Denn es ist nichts Geringes, gegen die göttlichen Gebote zu freveln -aber dies wird die folgende Zeit deutlich machen.

18 Als nun in Tyrosa in Gegenwart des Königs der in vierjährigem Turnus stattfindende Wettkampfb begangen wurde, 19 da entsandte der befleckte Jason als Festgesandtea Antiochener von Jerusalemb, die 300 Silberdrach­men für das Opfer an Herakles überbrachtene. Die Überbringer verlangten

14 a) XO(17Jyta ist in diesem Zusammenhang zunächst und vor allem die Beschaffung des Salböls. Ad. Wilhe1rn, SA W 214, 1932, S. 45-47. b) Hier handelt es sich nicht um das Gerät zu Wurfübungen, sondern um »eine Scheibe, die aufgezogen oder auch zugleich zum Tönen gebracht, das Zeichen für die Eröffnung des Betriebes im Gymnasion gibt« (Wilhe1m, a.a.O. unter Hinweis auf Plutarch, Perilcles 6,3 und mit weiteren Zeugnissen S. 47). Im Museum von Neapel befindet sich ein zum Aufhängen be­stimmter Diskus, daneben, an einer feinen Kette, ein Klöppel. V gl. auch L. Robert, Etudes anatoliennes, Paris 1937, S. 290 mit Anrn. 5. Genaue Vorschriften über den Betrieb im Gym­nasion enthält ein noch nicht veröffentlichtes langes Gesetz über die Gymnasiarchie aus Beroia in Makedonien, 2. Jahrhundert v.Chr.

18 a) Tyros, heute Sur, ist die alte Metropole der Phöniker, Mutterstadt von Karthago, 332 von Alexander dem Großen nach langer Belagerung erstürmt. Durch den von ihm erbauten Damm verlor Tyros seine Insellage. O. Eißfeldt, PW Tyros, Sp. 1876-19°8. b) Der Agon ist nach der Vermutung Abels, S. 335, zur Erinnerung an die von Alexander in -den Jahren 332 und 331 veranstalteten Agone für Herakles-Melkart (Arrian, Anabasis 2,24,6. 3,6,1; Diodor 17,46,6) gestiftet worden. Von den Agonen Alexanders liegt jetzt aus Arnphipolis das Epigramm eines Siegers vor, des Antigonos, Sohnes des Kallas (Ch. Kukuli-Chrysanthaki, , AexawÄoyt"oV LI,sJ.·rlov 1971, S. I2off.).

19 a) Zu den Funktionen der 8,soo(1ot, offizieller Festgesandter eines griechischen Staates zu den Festen eines anderen, vgl. P. Boesch, e,soo(16!;. Untersuchungen zur Epangelie griechischer Feste, Diss. Zürich 1908. Daß Jasons neue Gemeinde, Antiocheia in Jerusalem, eingeladen wurde, durch Delegierte an dem Fest teilzunehmen, zeigt erneut (vgl. Anrn. b zu Vers 9), daß sie als griechische Polis angesehen wurde. b) Die amtliche Bezeichnung der neuen griechischen Gemeinde von Jerusalern war' AvrtoX,si!; MO 'l.s(1oaoJ.vpoov, der Zusatz nötig, um diese Antiochener von anderen aus gleichnamigen Städten zu unterscheiden. Vgl. 'AvTtoX.sV!; MO IIv(1apov (W. Dittenberger, Sylloge Inscrip­tionum Graecarurn, 3. Aufl., Leipzig 1915, nr. 585,286) und zahlreiche ähnliche Belege aus anderen Städten mit dem Namen Antiocheia bei Dittenberger, Orientis Graeci Inscriptiones Selectae, 2 Leipzig 1905, S. 588, und G.le Rider, Souse sous les SeIeucides et les Parthes, Paris 1965, S. 410. c) Die 300 Silberdrachmen entsprechen dem Wert eines Rindes zu dieser Zeit (L. Robert,

2.18

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jedoch, sie nicht für das Opfer zu verwenden, weil sich das nicht zieme, sondern sie für eine andere Ausgabe zurückzulegend. 20 So kam diese Summe nach dem Willen des Absenders für das Heraklesopfer ein, dank der­jenigen jedoch, die sie überbrachten, für den Bau von Dreirudererna.

21 Als aber Apollonios, der Sohn des Menestheusa, nach Ägypten zu den Inaugurationsfeiern (?)b des Königs Ptolemaios Philometorcd entsandt war, argwöhnte Antiochos, Ptolemaios sei seinen Interessen entfremdet wordene,

und er begann an seine Sicherheit zu denken. Über J oppef begab er sich des­halb hinunter nach Jerusalem. zz Von Jason und der Stadt großartig emp­fangen, wurde er unter einem Geleit von Fackeln und Zurufen in der Stadt aufgenommena. Dann nahm er in Phönikien mit der Armee Quartier.

Revue des etudes anciennes 1936, S. 17)' Mithin sollte offenbar, wie üblich, davon ein Rind gekauft und geopfert werden. d) Nach dem Wortlaut trug Jason kein Bedenken, den Beitrag für ein heidnisches Schlacht­opfer zu verwenden, und handelten die Festgesandten eigenmächtig, als sie aus religiösen Skrupeln den Betrag einern anderen Zweck zuführten. Das kann richtig sein oder auch nicht.

zo a) Es dürfte sich um den Bau von Trieren für die königliche Flotte handeln, zu der Tyros ein erhebliches Kontingent stellte (Bickermann, Institutions, S. 100, Anm. I z). Mit dem Flottenbau übertrat Antiochos IV. die seinem Vater von Rom im Frieden von 188 auferlegten und auch nach seinem Tode fortgeltenden Beschränkungen (ebenda, S. 98, Anrn. 7).

Zl a) Vgl. Anm. a zu Vers 4. b) Im griechischen Text sind überliefert neWTO"J.~Uta, was Hanhart aufgenommen hat,. und newTo"J.luta, wie Abel schreibt. Diese Lesung wird empfohlen durch das etwa gleichzeitige Zeugnis einer Inschrift aus Delos, Inscriptions de Delos nr. 1520,32-34. Die genaue Bedeutung des Wortes ist unbekannt, doch muß es sich jedenfalls um einen Staatsakt handeln, zu dem der alexandrinische Hof auch Vertreter auswärtiger Mächte eingeladen hatte, sei es die erste offizielle Proklamation des jungen Königs Ptolemaios VI. (so nach anderen Bunge, S. 639ff., Anm. 6), ein Staatsbankett, bei dem er präsidierte (so M0rkholm, S. 68), oder das erste Auf­treten des Königs an Stelle der verstorbenen Regentin, bei dem er den Vorsitz an der Galatafel führte (so Otto, S. 15-18). Vgl. noch Walters, S. 48-49. c) Die meisten Hss. (und danach die Ausgaben von Hanhart und Abel) geben nur den Bei­namen des Königs. Umgekehrt bietet die armenische Übersetzung nur den Individualnamen, während die lateinischen übersetzungen Individual- und Beinamen haben. Neben dem Bei­namen dürfte auch der Individualname ursprünglich sein, denn er steht in zMakk regelmäßig bei den Erwähnungen der Könige (z6 Stellen ohne die von den Königen selbst herrührenden Briefe) und fehlt nur in 10,13 sowohl für Antiochos V. wie für Ptolemaios VI. (neo~ TOV

EvnaTOea, iino TOV tPtJ.op.*oeo~). Aber beide Könige sind kurz zuvor unzweideutig, mit dem Individual- und dem Beinamen, bezeichnet (9,z9 bzw. 10.10). In 4,Z I dagegen wird Ptolemaios VI, zum erstenrnal überhaupt erwähnt (1,10 muß hier aus dem Spiel bleiben); da durfte mithin sein eigentlicher Name nicht fehlen. d) Zur Person und Geschichte dieses Königs siehe Otto sowie H. Volkrnann, PW Ptolemaios nr. Z4, Sp. 170z-1719. Seine Mutter Kleopatra war eine Tochter Antiochos' 111., mithin eine Schwester der Könige Seleukos IV. und Antiochos IV. e) Dem Wortlaut nach müßte Apollonios dem König verdächtig geworden sein, doch zeigt der Fortgang, daß vielmehr der ägyptische König gemeint ist bzw. die Vormundschafts­regierung für ihn, die schon damals den Krieg zur Wiedergewinnung der im Jahre zoo an Antiochos m. verlorenen syrischen und palästinensischen Gebiete betrieb. V gl. M0rkholrn, S.68. f) Joppe ist das heutige Jaffa. Avi-Yonah, S. 53.

22 a) Zum zeremoniellen Charakter des Königsempfanges in einer Stadt seines Reiches siehe die

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2; Nach Verlauf von drei Jahren entsandte Jason den Menelaos, einen Bruder des oben erwähnten Simona, um dem König die vereinbarten Gelder zu überbringen und Verhandlungenb über dringliche Angelegenheiten ab­zuschließen. 2.4 Wie der jedoch dem König vorgestellt wurde, rühmte er ihn in der Pose einer einflußreichen Persönlichkeit und erlangte die Hohe­priesterwürde für sich selbst, indem er den Jason um 300 Silbertalente überbota• 251m Besitz der königlichen Instruktionena, kam er zurück und brachte nichts mit, was des Hohenpriesteramtes würdig gewesen wäre, statt dessen aber die Sinnesart eines rohen Tyrannen und die Wut eines wilden Tieres.

26 Jason aber, der den eigenen Bruder betrogen hatte, wurde, nun selbst von einem anderen betrogen, als Flüchtling in das ammanitische Land ge­trieben. 27 Menelaos bemächtigte sich nun zwar des Amtes, hinsichtlich der dem König versprochenen Gelder aber war er ganz unzuverlässig, 28aobwohl Sostratos, der Kommandant der Burg, sie ihm abforderteb• Denn diesem oblag die Eintreibung des Geldes. Aus diesem Grunde wurden beide vor den König zitiert. 29 Menelaos ließ als seinen Stellvertreter im Hohen­priesteramt seinen Bruder Lysimachos zurück, Sostratos jedoch Krates, den Befehlshaber der Zyprera.

;0 Während dieser Vorgänge geschah es, daß die Bürger von Tarsos und Mallosa einen Aufstand machten, weil sie der königlichen Mätresse Antio-

bei Habicht, Gottmenschentum, S. 234, zusammengestellten Zeugnisse, ferner Plutarch, Cato minor 13 (L. Robert, Hellenica II-12, Paris 1960, S. 130, Anm. 2) . .Ähnlich beschreibt Ant II,34off. den (fiktiven) Empfang Alexanders des Großen in Jerusalem.

23 a) Simon ist der in 3.4 und 4, I erwähnte Tempelvorsteher, die Versprechungen J asons in 4,8-9. b) Mit dem Venetus lese ich X(!W.taTtGp,OVt;, da das von Abel und Hanhart bevorzugte Wort vnop,v'Y}p,a:r:tGp,oVt; keinen befriedigenden Sinn ergibt.

24 a) Mit der Ernennung des Menelaos gelangt ein nicht dem Zadokidenhaus Angehörender zum Hohenpriesteramt. Hanhart, Text, S. 483-484; Hengel, S. 508.

25 a) »Instruktionen«, 8'/JToÄat. Vgl. Welles, S. 331; Bickermann, Institutions, S.I94. Es ist jedenfalls mehr gemeint als nur, wie Beveneot und Abel zur Stelle annehmen, das Ernennungs­dekret.

28 a) Wenn mit Hanhart und Abel am Ende von 27 ein Punkt gesetzt wird, so fehlt in 28 der Hauptsatz und ergibt sich ein unerträglicher Anakoluth. Daher ist am Beginn von 28 hinter notovp,bov entweder das ~E zu tilgen oder mit Katz, Text, S. 13 in &7 zu ändern (doch siehe Kilpatrick, S. 7). b) Unvermittelt taucht hier ein königlicher Burgkommandant auf. Vor der Eroberung der Stadt durch Antiochos 111. lag dort eine ptolemäische Garnison (Ant 12, I 3 8 im Erlaß Antio­chos' 111. erwähnt). Seitdem kann J erusalem eine seleukidische Besatzung gehabt haben. Aber nach dem Frieden von 194 hat vielleicht erst die in Vers 21-22 geschilderte neue Kriegsgefahr Antiochos IV. zur Stationierung einer Schutztruppe bewogen. Bei Jason von Kyrene dürften die Dinge ausführlicher berichtet gewesen sein.

29 a) Da Zypern damals noch ptolemäischer Besitz war, handelt es sich bei diesen zyprischen Truppen um Söldner. V gl. 12,2 Kvn(!u:lex'Y}t; als Bezeichnung des Befehlshabers dieser Truppen.

30 a) Zur Lage von Mallos am Fluß Pyramos vgl. S. Ruge, PW Mallos, Sp. 916-917. Die Stadt prägte im 4.Jahrhundert Münzen mit griechischc;r, andere mit aramäischer Legende. Mallos

2.2.0

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chisb zum Geschenk gegeben worden warenC • 3 I Der König kam sehr rasch dorthin, um die Bewegung zu unterdrücken, und ließ als Stellvertreter den Andronikosa, einen der hohen Würdenträgerb, zurück.

32 In der Meinung, die Gelegenheit sei günstig, eignete sich Menelaos einige goldene Stücke aus dem Tempel an und schenkte sie dem Androni­kos. Andere hatte er nach Tyros und in die umliegenden Städte verkauft. 33 Onias aber, der sich an einen unverletzlichen Ort in Daphne bei Antio­cheia geflüchteta und hiervonb genaue Kenntnis hatte, überführte ihn. H Daher nahm Menelaos den Andronikos auf die Seite und forderte ihn auf, Onias zu töten. Der begab sich zu Onias, bot ihm in arglistiger Absicht Sicherheiten und reichte ihm unter Eidschwüren die Rechte. Und obwohl er jenem noch verdächtig war, überredete er ihn, das Asyl zu verlassena. Dann ließ er ihn auf der Stelle, ohne Scheu vor dem Rechtsbruch, tötenb.

und Tarsos sind Städte in Kilikien (vgl. Vers 36), der einzigen Landschaft in Kleinasien, die den Seleukiden nach dem Frieden mit Rom vom Jahre 188 verblieben war. b) Antiochis ist sonst unbekannt. c) Vgl. Plato, Alkibiades 123 Be. Cicero, in Verrem 2,3,76: »Die Barbarenkönige der Perser und Syrer sollen gewöhnlich mehrere Frauen haben und diesen Frauen Städte zuteilen ... «.

31 a) Zu Andronikos siehe Anm. c zu Vers 38. b) -räiv b d~,wpa"t"t uE'PevWV: »von denen, die in (hohem) Ansehen standen«.

33 a) Es handelt sich um das berühmte Heiligtum des ApolIon und der Artemis in Daphne, der auf dem jenseitigen Orontesufer gelegenen Villenvorstadt von Antiocheia, der Residenz der seleukidischen Könige. Es wurde von den seleukidischen Königen nicht nur wegen der Zugehörigkeit zur Hauptstadt besonders gepflegt, sondern auch, weil die Dynastie sich von ApolIon herleitete (Habicht, Gottmenschentum, S. 82 mit Anm. 5). Von Antiochos III. liegt eine inschriftlich erhaltene Ernennungsurkunde für den Oberpriester des Kultes vor (Welles nr. 44). Antiochos IV. veranstaltete dort im Jahre 166 glänzende Wettkämpfe für die griechi­sche Welt (Otto, S. 83. M0rkholm, S. 98). In Daphne ist später Germanicus gestorben, und unter Kaiser Julian war das Heiligtum ein Zentrum der religiösen Auseinandersetzung von Heiden und Christen. Vgl. Benzinger, PW Daphne, Sp. 2136-2138. Nach Tcherikover, S. 469, suchte Onias vielmehr das Asyl einer jüdischen Synagoge auf. Ab­gesehen davon, daß diese dort erst sehr viel später bezeugt ist, wäre das zweifellos ausdrück­lich erwähnt worden. Auch dürfte die Empörung der Hellenen über den Frevel des Andronikos (Vers 35.36) eben in der Verletzung des Asyls in einem griechischen Heiligtum ihren Grund

. haben. b) Vor dem den Satz eröffnenden uai ist das Relativpronomen Cl, das einige Hss. bieten, zur Anknüpfung an 32 unentbehrlich; so richtig Abel.

34 a) Der zweite Satz ist in allen Hss. korrupt überliefert. Hanhatt bietet die Fassung, die als am besten bezeugt gelten kann: 0 oe naeaYEVopevo, enl -rov 'Ov{av ual + nEwOEI, snl OOAcp ual r5E~,auOcl, PEO' Ö(!UWV r5ov, r5E~ufv +, ua{nE(! sv vnotpiq. uEipEvo, enE'uev =A., Abel dasselbe ohne Annahme einer Korruptel. Niese, S. 525, hat nE,uOE{, mit Recht beanstandet und dafür n{u-ru, vorgeschlagen. Dann aber sind weitere Änderungen unvermeidlich. Man kann sich fragen, ob das Wort nicht nur an die falsche Stelle geraten ist: 0 r5e nE'uOcl, ual naeayevopevo, snl -rov ' Oviav snl r50Acp ud. gäbe einen erträglichen Satz. b) Der Zusammenhang macht klar, daß naeeuAE'uev nicht Inhaftierung, sondern Tötung meint. Daher haben einige Hss. der lateinischen Übersetzung ))peremit«. Das einzige weitere Beispiel für naeauAE{W = ))töten« ist Polybios 5,39,5 vom Ende des spartanischen Königs Kleomenes III. in Alexandreia, wo der Parallelbericht bei Plutarch, Kleomenes 37, dne=Ewav bietet. Aber im Polybiostext ist das Wort ebenfalls angefochten worden (siehe Walbank I,

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35 Aus diesem Grunde lärmten nicht nur die Juden, sondern auch viele Angehörige anderer Völker und waren erbittert über die rechtlose Tötung des Mannes. 36 Und als der König aus Kilikien zurückkehrte, wurden die Juden der Stadt bei ihm vorstellig, daß Onias grundlos getötet wurden war, und ebenso gaben auch die Griechen ihrer Empörung Ausdruck. 37 Antio­chos aber wurde in der Seele betrübt und zum Mitleid gewandt. Er beweinte die Rechtschaffenheit des Dahingegangenen und seine gute Selbstzuchta. 38 Vor Zorn entbrennend ließ er sogleich dem Andronikos den Purpur ab­nehmena, das Gewand ringsum herunterreißen und ihn sodann in der ganzen Stadt herumführen zu der gleichen Stelle, wo jener an Onias gefrevelt hatte. Eben dort ließ er den Blutbefleckten hinwegräumenb: so gab diesem der Herr die verdiente Züchtigungc•

39 Lysimachos aber beging in der Stadt im Einverständnis mit Menelaos zahllose Räubereien am heiligen Guta. Als sich die Kunde hiervon im Lande

S. 569). Beide Stellen sind geeignet, einander zu stützen. Vgl. auch 13,.21 "aTB,,;'ela(}-YJ im gleichen Sinne.

37 a) Die hier genannten Eigenschaften des Onias, awrpeoavvTJ und B'ÖTa~ta, sind die gleichen, die Polybios 31,25,8, an dem jüngeren Scipio Africanus rühmend hervorhebt, wie Abel zur Stelle bemerkt. H. Drexler übersetzt in seiner deutschen Ausgabe des Polybios »sittliche Integrität«.

38 a) Zum Purpur der seleukidischen Würdenträger und anderen Insignien vgl. Bickermann, Institutions, S. 43-44. Meyer Reinhold, History of purpie as a status symbol in antiquity, Brüssel 1970, S. 29ff., zu dieser Stelle S. 35. b) dne"Oaf.tTJaBV, nicht von der Degradierung durch Entzug der Insignien zu verstehen, son­dern metaphorisch von der durch die profanen Schriftsteller bezeugten Hinrichtung, wörtlich etwa: »er ließ ihn aus der Welt ("oaf.t0r;) schaffen.« c) Andronikos, vielleicht identisch mit dem seleukidischen Stadtkommandanten von Ephesos im Jahre 190 (Livius 37,13,9), ist zweifellos aus anderen Gründen vorn König beseitigt wor­den. Er war dessen Werkzeug bei der Ermordung eines Prinzen gewesen, der der Sohn seines Bruders und Vorgängers Seleukos IV. war (Diodor 30,7,2; Johannes Antiochenus, Frag­menta Historicorurn Graecorurn 4, S. 558, fr. 58). Doch hat schon A. von Gutschrnid vermutet (Rheinisches Museum 1860, S. 316ff.), daß die Ermordung des Onias den erwünschten Vor­wand geboten haben könnte, sich auch des Andronikos zu entledigen, zumal wenn die des Prinzen kurz zuvor erfolgt sein sollte. Die neue keilinschriftliche Königsliste (Sachs-Wiseman; Schaumberger) hat nun gelehrt, daß Antiochos IV. im August 170 einen königlichen Prinzen Antiochos hinrichten ließ. Wenn auch nicht völlig sicher ist, ob dieser, der so lange als sein Mitregent fungiert hatte, sein eigener Sohn oder ein Sohn des Seleukos IV. war (vgl. Aymard, S. 27°-272), so hat doch M0rkholm, S. 45 ff., es sehr wahrscheinlich gemacht, daß es sich um den Sohn des Seleukos IV. handelte, den Antiochos bei der Usurpation des Thrones adoptiert und zum Mitregenten angenommen und dann 170 beseitigt hat. Zustimmend auch Schürer, History, S. 128. Es liegt sehr nahe, den Vorgang mit dem von Diodor berichteten gleichzu­setzen, womit dann das Ende des Onias datiert ist (vgl. Meyer, S. 149, Anm. 3; Aymard, S. 244, Anrn. 3). Richtig bemerkt Tcherikover, S. 469, daß die Beseitigung des Prinzen durch Andronikos nicht genügt, die Ermordung des Onias durch ihn zu bezweifeln. Auf das Ende des Onias spielt auch Dan9,26 an. Zum Zeitpunkt seines Todes vgl. noch Kolbe, Beiträge, S. 101-102; Meyer, S. 150, Anrn. I; Hengel, S. 510; Schürer, History, S. 150.

39 a) Es wird allgemein und wohl mit Recht angenommen, daß die Räubereien des Menelaos den hauptsächlichen Zweck verfolgteJ;l, die Versprechungen einzulösen, die er dem König im Zusammenhang mit seiner Investitur gemacht hatte.

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verbreitete, rottete die Menge sich gegen Lysimachos zusammen, denn es waren schon viele goldene Stücke verschleudert. 40 Gegen die erregten und von ihrem Zorn ganz erfüllten Massen bewaffnete Lysimachos an die 3000 Mann und griff zu ungerechter Gewalt. Den Anführer machte ein gewisser Auranos, ein Mann in vorgerücktem Alter und von ausgeprägtem Unverstand. 41 Wie sie aber den Überfall des Lysimachos bemerkten, da rafften die einen Steine zusammen, die anderen hölzerne Keulen, wieder an­dere aber griffen Schlacken aus der glühenden Asche nahebei, und sie schleu­derten dies auf die Männer um Lysimachos. 42 Daher verwundeten sie viele derselben, streckten auch einige nieder, alle aber trieben sie in die Flucht. Den Tempelräuber selbst aber erschlugen sie in der Schatzkammera.

43 Wegen dieser Vorfälle kam es zur gerichtlichen Untersuchung gegen Menelaos. 44 Und als der König nach Tyros kam, vertraten vor ihm drei vom Hohen Rata gesandte Männer die Beweisführung. 45 Schon in Gefahr zu unterliegen, versprach Menelaos dem Ptolemaios, dem Sohn des Dory­menesa, eine Menge Geld, damit er den König berede. 46 Ptolemaios zog daher den König, als wolle er ihm Abkühlung verschaffen, in einen Säulen­gang und stimmte ihn um. 47 Dieser sprach Menelaos, den Urheber der ganzen Intrige, von den Anklagen frei, die Unglückseligen jedoch verurteilte er zum Tode, die, wenn sie selbst vor Skythen gesprochen hätten, als Un-

42 a) Die Züchtigung erfolgt wie im Falle des Andronikos (38) an der Stelle der schlimmsten Untat.

44 a) Der Hohe Rat, dem späteren Sanhedrin entsprechend, erscheint auch in II,27 als unter Menelaos seine Funktionen ausübend.

45 a) Ptolemaios, der Sohn des Doryrnenes, stammte aus einer vornehmen griechischen Familie, die in Hypata, der Hauptstadt der Ainianen, ansässig war. Der Vater Dorymenes, wegen der Zugehörigkeit seiner Stadt zum Aitolischen Bund als Aitoler bezeichnet, ist in Delphi in­schriftlich erwähnt und in der arkadischen Stadt Orchomenos geehrt worden. Er war eine Zeitlang Offizier des Königs Ptolemaios IV. Philopator (alle Zeugnisse über ihn bei Walbank I, S. 587). Ob schon er oder erst sein Sohn Ptolemaios den königlichen Herrn gewechselt hat und in die Dienste der Seleukiden getreten ist, ist unbekannt. Der Sohn ist, ohne den Vaters­namen, in 8,8 als Stratege von Koilesyrien und Phönikien genannt und muß diese Stellung schon zur Zeit der hier geschilderten Ereignisse, um 170, innegehabt haben, da Tyros zu dieser Strategie gehörte. Er war mithin Nachfolger des 174 aus diesem Amt geschiedenen ApolIonios, Sohnes des Menestheus (Anrn. a zu Vers 4). Er war »Freund des Königs« und wurde später vorn Kanzler Lysias mit dem Feldzug gegen die Juden betraut, den auch 2Makk8,8-29 schildert (IMakk3,38, danach Ant12,298 und Sulpicius Severus 2,21,5, wo der Vatersname zu »Doronem« entstellt ist). Im Jahre 165 folgte ihm Ptolemaios, der Sohn des Makron, der oft zu Unrecht mit ihm identifiziert worden ist (so noch Bengtson, S. 164). Daß er von ihm zu scheiden ist, hat nach Meyer, Kolbe und Bevan Is. Levy (Ptolemee, S. 688-699) bewiesen.

47 a) Die Skythen sind im klassischen Altertum sprichwörtlich für irrationale Brutalität. Vgl. Herodot 4,64-75; Polybios 9,34,II, wo Frevel der Aitoler an Heiligtümern und Götterfesten IlCIJ(Jwv4!ya "al raÄaTWv genannt werden. Abel zur Stelle verweist auf Cicero, in Verrern 2,5,150 und in Pisonem 18. Vgl. auch das neetGlCIJ(J{Cew in 7,4. Athenaios 12,524 C fI.

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schuldige einen Freispruch erreicht hättena. 48 Sogleich erlitten nun die­jenigen die ungerechte Strafe, die als Anwälte für die Stadt und die Dörfera und die heiligen Gerätschaften gesprochen hattenb. 49 Aus diesem Grunde stifteten auch Tyrera, die das Unrecht verabscheuten, alles für ihre Bestat­tung Nötige in großzügiger Weise. 50 Menelaos aber blieb dank der Hab­sucht der Herrschenden im Amte, noch zunehmend an Schlechtigkeit und von großer Hinterlist gegenüber den Bürgern.

j,I-5,27 Der Konflikt mit dem König

5, I Zu dieser Zeit aber schickte Antiochos sich zu seinem zweiten Angriffa auf Ägypten an. 2 Und es geschah, daß man in der ganzen Stadt fast vierzig Tage lang Reiter in golddurchwirkten Rüstungen durch die Luft sprengen sah, weiter Abteilungena von Lanzenträgern, die scharweise verschieden

48 a) Die Lesungen MUJ,wv, wie Hanhart und Abel schreiben, und Mift0v (»die Nation«) SInd beide gut beglaubigt. Aber der Verfasser von 2Makk verwendet zur Bezeichnung des jüdischen Volkes nicht ~ijftO" sondern Äao, (1,26. 1,29. 2,7. 2,17. 6,16. 8,2. 10,21. 13,II. 14,15· 15,14. 15,24), nur im Brief der Römer steht statt dessen ~ijftO, (II,34). Vgl. besonders 15,14 mit der Verbindung neel ToV Äaov "al Tij, ... noÄew" »Für das Volk und die Stadt«. b) Nach Wellhausen, S. 125, ist die in 43-50 berichtete Episode bezeichnend für die Weise, in der der Verfasser die Logik der überlieferten Tatsachen umgebogen habe. Denn die drei Mit­glieder des Rates seien in Wirklichkeit »natürlich« die Führer des Aufstandes gegen Lysi­machos gewesen (40-42) und hätten vor dem Gericht des Königs nicht als Ankläger, sondern als Beschuldigte gestanden. Das Urteil des Königs, das zur Hinrichtung von nur drei Haupt­schuldigen des Aufruhrs geführt habe, sei als milde anzusehen.

49 a) Es ist zu beachten, daß die Überlieferung (mit Ausnahme einer Hs.) keinen bestimmten Artikel vor »Tyrer« gibt. Es handelt sich mithin um die Initiative einzelner, nicht um ein offi­zielles Begräbnis von seiten der Stadt, das nach dem Urteil des Königs auch ganz undenkbar ist. Die Übersetzung »die Tyrer« ist daher falsch (der Fehler von Abel vermieden). Die ein­zelnen, obwohl als Tyrer, d.h. als Bürger der Stadt, bezeichnet, können sehr wohl in Tyros ansässige Juden gewesen sein, wie denn 1Makk5,15 für diese Zeit jüdische Siedler in Tyros bezeugt, vgl. Tcherikover, S.289.

5,1 a) Die Zahl und die Chronologie der Feldzüge des Antiochos nach .Ägypten sind sehr lebhaft diskutiert worden, ebenso Zahl und Chronologie seiner Besuche in Jerusalem. Heute besteht weithin Übereinstimmung, daß der König zwei (und nicht drei) Feldzüge nach .Ägypten unter­nommen hat (vgl. Dan II,25-26), den ersten von November 170 bis zum Herbst 169, den zweiten 168, und daß er, wie auch Dan II,28 und II,30 erkennen läßt, zweimal in Jerusalem gewesen ist, 169 und 168, daß er beim ersten Besuch, von Menelaos geleitet, den Tempel betreten und beraubt, beim zweiten die Stadt nach Kriegsrecht behandelt hat, da er in dem mit J asons Überfall verbundenen Bürgerkrieg Aufruhr und Abfall sah, wie 2 Makk 5, II sagt. Im vorliegenden Kapitel sind die beiden Besuche des Königs in einen zusammengezogen. V gl. Hanhart, Zeitrechnung, S. 63, weiter die ausführliche Behandlung bei M0rkholm, S. 69ff. (mit der älteren Literatur) und seither Will, S. 262ff. 275 ff.; Hengel, S. 51off.; Bunge, S. 457ff.; Schürer, History, S. 128-129. 152-153.

2 a) Wegen der Symmetrie der Satzglieder und der ihnen beigefügten Appositionen ist mit Abel Äoxov, (»Abteilungen«) dem ebenfalls gut bezeugten und von Hanhart aufgenommenen

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bewaffnet waren, 3 sowie Scharen von Pferden in Schlachtordnung, ferner Angriffe und Attacken der einen wie der anderen, Bewegungen der Schilde, einen Wald von Speeren, gezückte Schwertera, geschleuderte Geschosse, das Funkeln goldenen Zierats und mannigfache Panzerungen. 4 Daher beteten alle, die Himmelserscheinung möge von guter Vorbedeutung sein.

5 Als aber das falsche Gerede aufkam, Antiochos habe sein Leben verlo­ren, da zog Jason nicht weniger als 1000 Mann an sich und unternahm ganz plötzlich einen Überfall auf die Stadt. Als die Verteidiger an der Mauer zu­sammengedrängt waren und schließlich die Stadt schon eingenommen war, da flüchtetea sich Menelaos auf die Burg. 6 Jason aber richtete unter seinen Mitbürgern ein schonungsloses Blutbad an, denn es kam ihm nicht in den Sinn, daß Waffenglücka gegenüber den Blutsverwandten das größte Unglück ist, sondern er wähnte, Siegeszeichenb über Feinde und nicht über Stamm­verwandte aufzurichten. 7 Der Herrschaft aber konnte er sich nicht be­mächtigen, und schließlich entkam er, mit der Schande des Anschlags be­deckt, wieder als ein Flüchtling in das ammanitische Land.

S Am Ende freilich nahm es mit ihm einen schlechten Ausgang: Bei Aretas, dem König der Arabera, verklagtb, floh er von Stadt zu Stadtc. Von

Ä6YXa, (»Reiter mit golddurchwirkten Rüstungen und Lanzen, scharweise verschieden be­waffnet«) vorzuziehen.

3 a) Die Worte "al paxal(!wv anaapov, gehören, wie die lukianische Rezension und die latei­nischen und armenischen Übersetzungen erkennen lassen, an diese Stelle (so auch Abel) und nicht an den Anfang des Satzes (wo Hanhart sie beläßt), denn die Gliederung nach Forma­tionen, Manövern und Waffengattungen ist sorgsam durchgeführt und muß ursprünglich sein; in den griechischen Hss. ist sie durch ein mechanisches Versetzen der Wörter durch­brochen worden.

5 a) Abweichend von den Ausgaben von Abel und Hanhart lese ich mit dem Venetus u.a.Hss. lqmyev statt eqmyaßevaev, denn die vermeintlichen Parallelen für rpvya6ww = »fliehen« halten nicht Stich: sowohl in I 0, I 5 wie in I Makk 2.43 handelt es sich um in der Verbannung lebende, nicht um fliehende Personen.

6 a) eiYlJpe(!la in der spezifischen Bedeutung eines militärischen Erfolgs ist in den Inschriften und bei den Autoren der hellenistischen Zeit eher häufig. L. Robert, Bulletin de correspon­dence hellenique 1930, S. 339, Anrn. I.

b) T(!6naIOV, so auch in 15,7. Vgl. Fr. Larnrnert, PW T(!6nruov, Sp. 668-673. 8 a) Aretas L ist durch diese Stelle der erste König (hier Tyrann) der Nabatäer, von dem es

geschichtliche Kunde gibt. Ad. Grohmann, PW Nabataioi, Sp. 1457-1459; Schürer, History, S. 140, Anrn. 5, S. 576-577 b) Die gesamte Überlieferung hat ey"Ä.elaOel, neo, 'A(!E-cav, »eingeschlossen zu Aretas hin«. Das ist kein erträgliches Griechisch, wie schon Luther gesehen hat (»Verklaget vor Aretas«). Mithin ist ey"Ä.'f}Oel" »Verklagt«, eine auf Hugo Grotius zurückgehende Konjektur, die U.a. Grimm, Fritzsche, Nestle und Rahlfs aufgenommen haben, zweifellos richtig. neo, mit dem Akkusativ zur Bezeichnung der Behörde, bei der die Anklage erhoben wird, ist korrekt. Als Kläger kommen König Antiochos IV. und Menelaos als Hoherpriester und Ethnarch in Frage; sie wenden sich an Aretas, weil Jason von seinem Territorium aUS operiert hatte und dorthin zurückgekehrt war. e) n6Ä.tv e" n6Ä.ew, rpe6ywv ist guter griechischer Sprachgebrauch, vgl. Plato, Sophistes 222B. Abel geht hier mit Übersetzung und Kommentar in die Irre.

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allen verfolgt, als Abtrünniger von den Gesetzen gehaßt und als Henker seiner Vaterstadt und seiner Mitbürger verabscheut, wurde er nach Ägypten gespült. 9 Und er, der viele aus der väterlichen Heimat verjagt hatte, ging selbst in der Fremde zugrunde, als er zu Schiff zu den Spartanern unterwegs wara, um kraft der bestehenden Verwandtschaftb Schutz zu erlangen. 10 Und er, der eine Vielzahl unbeerdigt hingestreckt hatte, blieb selbst un­betrauert und erhielt we'cler ein Leichenbegängnis noch ein Grab nach Väter­sittea.

II Als aber dem König Kunde von den Geschehnissen zukam, faßte er sie als Abfall Judäas aufa. Aus Ägypten zurückkehrend, nahm er daher mit tierischer Wut die Stadt gewaltsam einb. 12 Und er befahl den Soldaten, die ihnen Begegnenden gnadenlos niederzumachen und die in ihre Häuser Zurückweichenden abzuschlachten. 13 Da war nun ein Morden jüngerer und älterer Männer, ein Auslöschen von Frauen und Kindern, ein Gemetzel an Jungfrauen und Säuglingen. 14 In nur drei Tagen gingen 80000 Men­schen zugrunde, 40000 durch tätliche Gewalt, und mindestens ebenso viele wurden in die Sklaverei verkauft. 15 Hiermit noch nicht zufrieden, wagte er es, den heiligsten Tempel der ganzen Erde zu betreten, wobei ihm Mene­laos als Führer diente, der zum Verräter an den Gesetzen und an seinem Vaterland geworden wara. 16 Und mit seinen befleckten Händen raffte er die heiligen Geräte an sich und was zur Erhöhung, zum Ruhm und zur Ehre des Platzes von anderen Königen geweihta war, und zerrte es mit seinen unreinen Händen hierhin und dorthin.

9 a) Der Text läßt es als sehr zweifelhaft erscheinen, daß Jason nach Sparta gelangt ist. Um so fragwürdiger ist V. Ehrenbergs Annahme (PW Sparta, Sp. 1443, vgl. 1425), der aus dieser Stelle auf das Vorhandensein einer jüdischen Kolonie in Sparta zu dieser Zeit schließen zu können glaubt. b) Die Legende von einer zwischen Juden und Spartanern bestehenden Verwandtschaft scheint etwa in Jasons Zeit und vielleicht in dem Kreis des sog. »Reformjudentums« um ihn entstanden zu sein und entspricht durchaus dem Stil dieser Zeit, derartige Verwandtschaften, wo sie be­standen, zu betonen, und wo sie wünschbar schienen, zu fingieren. V gl. Bickermann, Makka­bäerbücher, Sp. 786; Mornigliano, S. 141ff.; Abel, S. 231-233; Cardauns, S. 317ff.; Hengel, S. 133-134.139.5°1. Giovannini-Müller, S. 160ff. Von den hierher gehörenden Urkunden in lMakk ist der Brief des spartanischen Königs Areus (I Makk 12,20-23) eine Fälschung (so alle genannten Autoren, ferner Schunck, S. 33), derjenige Jonathans (IMakk12,6-18) ebenfalls (Mornigliano, Cardauns, Giovannini-Müller, anders Bickermann, Schunck, Hengel), während derjenige der Spartaner an Simon (IMakkI4,20-23) authentisch sein dürfte (zweifelnd nur Cardauns, S. 321).

10 a) Unbeerdigt zu bleiben war in den Augen der Juden eine schlimme Strafe Gottes, I Kön 13,22. I Makk7,17. Vgl. unten 9,28. Hier ist wie oft in 2Makk betont, daß der Schuldige dem gleichen Los verfällt, das er anderen bereitet hat (vgl. Einl., S. 186).

II a) ZU II-16 vgl. den Parallelbericht 1Makk1,20-z4. b) Es handelt sich um die Rückkehr des Königs im Jahre 168.

15 a) Die in 15-16 geschilderten Vorgänge gehören tatsächlich zum früheren Besuch des Königs im Jahre 169 (Anm. a zu Vers I).

16 a) »Geweiht«: Mit Abel (und gegen Hanhart) ist dvaTelMvra der Lesart dvacna/:/Svra (»auf-

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17a Und Antiochos überhob sich in seinem Sinn, denn er erkannte nicht, daßb wegen der Verfehlungen derer, die die Stadt bewohnten, der Herr für eine kurze Weile zürnte und deshalb eine Nichtachtung der heiligen Stätte eintrat. 18 Wenn sie sich aber nicht zuvor in viele Verfehlungen verstrickt hätten, so wäre aucha dieser Irregeleitete wie der vom König Seleukos zur Musterung der Schatzkammer entsandte Heliodor sofort gezüchtigt und ob seiner Verwegenheit zu Fall gebracht worden. 19 Aber der Herr hatte nicht wegen der Stätte das Volk, sondern um des Volkes willen die Stätte auserwählt. 20 Deshalb nahm auch die Stätte, so wie sie jetzt an den Unglücksfällen der Nation teilhatte, später an den Wohltaten teil. Und der im Zorn des Alleinherrschers verlassene Platz wurde in der Versöhnung des großen Herrn mit allem Ruhm wieder aufgerichtet.

21 Antiochos nun zog, nachdem er 1800 Talente aus dem Heiligtum fort­geschleppt hatte, sehr rasch nach Antiocheia ab, in seiner Überheblichkeit glaubend, er könne das Land schiffbar und das Meer begehbar machena

[wegen der Überheblichkeit seines Herzens]b. 22 Er ließ auch Aufsehera

zurück, die das Volk bedrücken sollten, in Jerusalem Philipposb, der nach seiner Abkunft ein Phryger, von Charakter aber noch barbarischer war als der, der ihn eingesetzt hatte, 23 auf dem Berg Garizima Andronikosb, außer diesen aber noch Menelaos, der sich gegenüber seinen Mitbürgern noch schlimmer überhob als die anderen. Und in seiner haßerfüllten Gesin-

gestellt«) vorzuziehen, denn nicht die Aufstellung königlicher Gaben ist das Wesentliche, sondern daß es sich um Weihgaben handelt, die als solche geheiligt und dem Zugriff der Menschen entzogen waren. Zur Sache vgl. 3,2-3.

17 a) Der Abschnitt 17-20 ist eine Zutat des Epitomators, vgl. Einl., S. 171. Dieser will auf die Frage antworten: Warum hat Gott, der den Heliodor strafte, die Beraubung des Tempels durch Antiochos zugelassen? Seine Antwort lautet: Das Volk ist schuldig geworden vor Gott, und da Gott das Volk auserwählt hat, richtet sich das Schicksal des Tempels, im Guten wie im Bösen, nach dem Verhalten des Volkes. Vgl. die ähnlichen Ausführungen 4,16-17. 6,12-17. 7,18-19.7,31-38.8,5.8,27. 8,29. 10,4. 12,42. b) In Abels Ausgabe ist on durch ein Versehen ausgefallen.

18 a) Das von einem Teil der Überlieferung gebotene 'Xat ist unerläßlich (gegen Abel und Hanhart).

21 a) Ähnliche Adynata zur Beschreibung der Sinnesart des Antiochos in 9,8 und 9,10. b) Neben ano Tij, VnE(!T}rpavta, sind die dasselbe aussagenden Worte &d TOV p,eTEW(!tap,Ov Tij, 'Xaer5ta, schwer erträglich und wohl als in den Text eingedrungene Randglosse zu jenen aufzufassen.

22 a) B:lttaTaTT}, ist terminus technicus für den königlichen Funktionär in einer Stadt, der neben den städtischen Behörden steht. V gl. A. Heuss, Stadt und Herrscher im Hellenismus in ihren staats- und völkerrechtlichen Beziehungen, Leipzig 1937, S. 59ff.; Bickermann, Institutions, S. 162ff.; Holleaux 3, S. 216-220; P. Roussel, Syria 1942-43, S. 21ff. 28. b) Philippos wird weiter genannt in 6,11. 8,8.

23 a) Garizim, heute Djebel et-Tor, Berg bei Sichem (Nablus), das kultische Zentrum der Samaritaner, 129 v.ehr. vom Hasmonäer Johannes Hyrkanos zerstört. b) Dieser Andronikos wird nur hier genannt. c) Der kritische Apparat in Hanharts Ausgabe läßt erkennen, daß dieser Satzteil schon in der

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nung gegenüber den Judenc 24 sandte er (Antiochos) Apollonios, den Befehlshaber der Mysera, mit einem Heer von 22000 Mann. Er hatte ihm aufgetragen, alle erwachsenen Männer zu töten, die Frauen und Jugend­lichen aber zu verkaufenb. 25 Dieser kam nach Jerusalem, spielte den friedliebenden Mann und hielt bis zum heiligen Sabbattage an sich. Als er die Juden Arbeitsruhe halten sah, befahl er seinen Leuten, die Waffen anzu­legena. 26 Und alle, die herausgekommen waren, um das Schauspiel zu sehen, ließ er niederstechen, drang mit den Waffen in die Stadt ein und streckte eine große Menschenmenge nieder.

27 Judas aber, der auch der Makkabäera genannt wurde, zog sich mit etwa neun anderen in die Wüsteb zurück und lebte nach Art der wilden Tiere in den Bergen mit seinen Gefährtencd. Sie nährten sich die ganze Zeit von Kräutern, um nicht teilzuhaben an der Befleckung.

Antike bald als Ergänzung zum Vorausgehenden verstanden und auf Menelaos bezogen, bald als Einleitung des folgenden Satzes angesehen und als Aussage über Antiochos aufgefaßt wurde. Ich folge Abels Text, wobei in 23 no),{-rar; mit einem Teil der Überlieferung und am Beginn von 1.4 das (je ausgelassen werden muß.

24 a) Zu dem auch I Makk 1,29 ohne Erwähnung seines Namens begegnenden Apollonios und zu seinem Kommando vgl. Wellhausen, S. 156.161; Bevenot, S. 52; Meyer, S. 157, Anm. 3; Bickermann, Institutions, S. 54, Anm. II; Abel, S. 15. Diese alle sehen in der I Makk a. O. ihm beigelegten Titulatur (Chef der Steuererhebung, a(!xwv qJO(!oÄoytar;) ein Mißverständnis in der Übersetzung aus dem Hebräischen. Die abweichende Erklärung von A. Mittwoch, Bibi 1955, S. 352-361, der die Bezeichnung in I Makk ernst nimmt und darauf weitere Hypothesen gründet (zustimmend M0rkholm, S. 146; Schürer, History, S. 146), scheint mir nicht über­zeugend. Durchschlagend ist Wellhausens Hinweis (S. 161), daß I Makk aus dem Hebräischen übersetzt, 2Makk dagegen eine originalgriechische Schrift ist. Zu den mysischen Säldner­truppen vgl. Ad. Wilhe1m, Anzeiger der Wiener Akademie 1931, S. 86. b) Es ist auch mit Hilfe von I Makk 1,29 nicht sicher auszumachen, ob Apollonios im Jahre 168 (so Bickermann, Gott, S. 13; Tcherikover, S. 195; Bunge, S. 464.468) oder 167 (so Zambelli, S. 220; M0rkholm, S. 146; Hengel, S. 511.; Schürer, History, S. 152) nach Jerusalem gekom­menist.

1. 5 a) In 1. 5 befindet Apollonios sich mit seiner Truppe in der Stadt, in 26 dagegen zunächst außer­halb. Er ist daher zu der scheinbaren Parade aus der Stadt vorübergehend ausgerückt, und man kann hier wie an vielen Stellen (Einl., S. 172) erkennen, wie Jasons Bericht durch den Epitomator verkürzt worden ist.

27 a) Zur Etymologie und zur Bedeutung des Beinamens Makkabaios vgl. zuletzt Bunge, S. 3 I 9 ff.; Schürer, History, S. 158, Anm. 49. b) »in die Wüste«: gegen Hanhart halte ich mit Abel diese Worte für ursprünglich. Schon Lucifer von Cagliari hat sie in seinem Text gelesen. e) Wie Bevenot richtig bemerkt, ist dieser Satz eine chronologische Vorwegnahme, da Judas erst nach dem Religionsverbot die Stadt verlassen hat (IMakkz,29ff.). Erst danach war die Lage so, daß nur Verlassen der Stadt Sicherheit vor Verunreinigung bieten konnte. d) Der Zusammenhang vermittelt den Eindruck, als habe Judas sich mit seinen Gefährten aus Jerusalern entfernt. Von Modein, das in 1Makkz eine so große Rolle spielt, und von Judas' Vater Mattathias als erstem Vertreter des Widerstandes ist in 1. Makk mit keiner Silbe die Rede, abgesehen von der lakonischen Erwähnung Modeins im Feldzugsbericht 13,14 (siehe dort Anm. a).

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6,1-7,42 Religionsverbot und Glaubensnot

6,1 Nach nicht langer Zeit aber entsandte der König den Athener Gerona, um die Juden zu zwingen, vom väterlichen Glauben abzugehen und nicht mehr nach Gottes Geboten ihr Leben einzurichten, 2 aber auch um den Tempel in Jerusalem zu entweihen und umzutaufen in Tempel des »Olym­pischen Zeus«a, den auf dem Berg Garizim in Tempel des »Gastlichen Zeus«, wie es die den Platz Bewohnenden beantragtb hatten.

3 Dieses Überhandnehmen der Schlechtigkeit aber war schlimm und in allema verdrießlich. 4 Denn das Heiligtum wurde von der Liederlichkeit und den Gelagen der Heiden erfüllt, die sich mit Hetärena dem Liebesgenuß hingaben und sich im eingezäunten heiligen Bereich Frauen näherten, oben­drein aber noch in ihn hineinbrachten, was nicht geziemend warb. 5 Der

6,1 a) Geron hat Wilhelm, S. 20-22, evident richtig als Eigennamen erkannt und ausreichend belegt. Damit ist allen Spekulationen und Konjekturen (»ein alter Athener«, »ein Senator aus Athen« usw.) der Boden entzogen. Zustimmend J. und L. Robert, Revue des etudes grecques 1951, S. 130; Katz, Text, S. 14; Levy, Ptolemee, S. 690; Hengel, S. 528 (hierin die erste Auflage seines Buches berichtigend); Bunge, S. 473, Anm. 189. S. 649, Anm. 24. Anders noch immer Hanhart, Text, S. 470; M0rkholm, S. 105, Anm. 20. Weitere Athener im Dienste der Seleu­kiden z.B. W. Dittenberger, Orientis Graeci Inscriptiones Selectae I, Leipzig 1903, nr. 261. Inscriptions de Delos 1544-1545. Gerons Mission dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit ins Jahr 167 gehören (vgl. Anm. b zu 5,24). Im ganzen vgl. zu Vers l-II den Bericht IMakk 1,41-64.

2 a) Es war kein anderer als König Antiochos, der in Athen - im Einklang mit seinen engen Bindungen an die Stadt - den im 6. Jahrhundert begonnenen Bau des großen Tempels für den olympischen Zeus wiederaufnahm und durch seinen italienischen Baumeister Cossutius fort­führen ließ. b) »beantragt«: Die Überlieferung hat einheitlich 6TvYXavov. Niese hat dies, S. 519, Anm. 2, mit Recht als »sinnlos« bezeichnet (vgl. die verschiedenen Übersetzungsversuche) und evf:rvYXavov (»beantragt«) vorgeschlagen, eine evidente Besserung, die auch Abels und Bickermanns (Document, S. 218, Anm. 3) Zustimmung gefunden hat. brsv~u; ist terminus technicus für die Bittschrift, die Eingabe an den König, wenigstens im hellenistischen Ägypten. Tatsächlich ist angespielt auf die Eingabe der Samaritaner vom Jahre 167/6 (Herbst jahr), die AntI2,2j8-261 im Wortlaut vorliegt und die der König ebenda 262-264 positiv beschieden hat. Beide Urkunden sind eingehend behandelt von Bickermann, Document, S. 188-223 (kürzer und mit deutscher Übersetzung von demselben, Gott, S. 177-179). Modifiziert worden ist seine Auffassung, die Petenten seien die Samaritaner schlechthin, von Alt2, S. 398, Anm. 2. Vgl. M. Dekor, S. 37-39: Es handelt sich um die (hellenisierten) Sidonier in Sichern.

3 a) Der Lesung .oi, {J).Ot, geben Abel und Hanhart mit Recht den Vorzug gegenüber .oi, ÖX).Ot, (»für die Massen«), doch hält Abel sie zu Unrecht für gleichbedeutend mit dieser (er übersetzt »pour la masse«). Es handelt sich vielmehr um ein Neutrum (Nominativ .a (J).a) =

»in allen Stücken«, .oi, {J).Ot, (sc. neayp.aatv). Vgl. Polybios 3,48,4: .oi, {J).Ot, en.at"OTs, (»in allem gescheitert«, ähnlich 18,21,8) mit Polybios 18,33,1: .oi, l3e {J).Ot, neayp.aa!V ea<pa).p.8vo, (»in allen Stücken gescheitert«).

4 a) »Hetären«: Mit Hanhart lese ich hat(!wv gegen Abels hatewv (»Gefährten«). Abels Sorge, »ne quid bis exprimatur«, ist unbegründet, da Hetären etwas anderes sind als Ehefrauen (yvvai"s,). b) Zu den Dingen, die weder ins Heiligtum noch auch nur in die Stadt (no).t,) eingebracht werden durften, vgl. den von einer jüdischen Gesandtschaft inspirierten (siehe Anm. b zu

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Opferaltar füllte sich mit unreinen, von den Gesetzen verbotenen Gaben. 6 Und es war weder möglich, den Sabbat zu feiern, noch die väterlichen Feste zu begehen, noch sich überhaupt nur als Juden zu bekennen. 7 Mit bitterem Zwang wurden sie am Geburtstag des Königs allmonatlich zum Opfer­schmaus geschleppta • Am Fest der Dionysien zwang man sie, mit Efeu be­kränzt an der Prozession für Dionysos teilzunehmen.

8 In die benachbarten griechischen Städte aber erging ein Erlaß, in dem Ptolemaiosa befahl, dieselbe Einstellung zu den Juden einzunehmen [und die Eingeweide der Opfertiere zu verspeisen]b, 9 diejenigen jedoch zu töten, die es ablehnten, zur griechischen Art überzutreten. Da konnte man nun das ganze Ausmaß des Elendsa sehen. 10 Zwei Frauen nämlich wurden fort­geschleppt, weil sie ihre Söhne hatten beschneiden lassen. Man hängte ihnen die Kinder um die Brust, führte sie vor aller Augen in der Stadt herum und stürzte sie dann von der Mauer herab. I I Andere aber, die in der Nähe in den Höhlen zusammenliefen, um heimlich den Sabbata zu begehen, wurden dem Philipposb angezeigt und gemeinsam ausgeräuchert, weil sie aus Ach­tung vor dem geheiligten Tag sich scheuten, sich zur Wehr zu setzene.

u a Ich bitte nun die Leser dieses Buches, nicht mutlos zu werden wegen der Unglücksfälle, sondern zu bedenken, daß die Strafen nicht zum Verder­ben, sondern zur Erziehung unseres Volkes bestimmt sind. I; Denn schon

4,n) Erlaß Antiochos' 111. vom Anfang des 2.Jahrhunderts, Ant12,145-146. Dort wird auf­geführt Fleisch von Pferden, Maultieren, wilden und zahmen Eseln, Panthern, Füchsen, Hasen »und überhaupt von allen Tieren, die den Juden verboten sind«. Dasselbe gilt für die Einfuhr von Häuten oder Fellen und für den Unterhalt dieser Tiere. Für Übertretungen wird eine Buße von 3000 Drachmen festgesetzt, zahlbar an die Priester. Vgl. dazu Bickermann, Proclarnation, und Tcherikover, S. 85ff., der insbesondere dafür eintritt, daß mit nOA', hier nur der Tempel mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft gemeint sei.

7 a) Für die monatlichen Opfer, besonders im Kult der hellenistischen Könige, siehe Bickermann, Instirutions, S. 244; Habicht, Gottmenschenrum, S. 139.152, Anm. 60, und zu den Geburts­tagsfeiern S. 156.

8 a) Es ist Ptolemaios, der Sohn des Dorymenes, Stratege von Koilesyrien und Phönikien (Anm. a zu 4,45). Er wird auch in 8,8 genannt. Zum Text vgl. auch Levy, Ptolemee, S. 690, Anm.1. b) Die Worte ual unAayxviCew sind, wie sie im Text stehen, unverständlich, denn Subjekt zu ayew und zum folgenden (10) ucrrampdCew sind die heidnischen Behörden, Subjekt zu unAayxvlCew aber müssen vom Sinn her die Juden sein. Es ist etwa ausgefallen (avTov, dvayudua,) vor unAayxvlCew »und (sie zu zwingen,) das Fleis~h der Opfertiere zu ver­speisen«. Merkwürdigerweise hat noch niemand am Text Anstoß genommen. Bevenot und Abel übersetzen, was dastehen sollte (»sie zum Opferschmaus zu nötigen«, »et que ceux-ci prissent part au repas riruel«).

9 a) Wörtlich »das eingetretene Elend«, TT]V BveuTwuav TaAam(J)(!lav ... II a) 1j eß!3ol'd, (die Woche) zur Bezeichnung des Sabbats auch 15,4. Vgl. Bauer, WB s. v.

b) Philippos ist der 5,22 genannte Epistates von Jerusalern. c) 2Makk verschweigt den hierauf folgenden Beschluß, sich künftig auch am Sabbattag zur Wehr zu setzen (lMakk2,41). Vgl. Einl., S. 187 und unten 15,1-5.

I2 a) Zu der vom Epitomator herrührenden Partie 12-17 (vgl. Einl., S. 171) vergleicht Johnson JesH,7-8.

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dies ist ein Zeichen großer Gnade, daß den Gottlosen keine lange Zeit freie Bahn gelassen wurde, sondern daß sie bald ihren Strafen verfielen. 14 Denn während der hochherzige Herr auch bei anderen Völkern mit der Züchti­gung wartet, bis sie selbst zur Erfüllung ihrer Verfehlungen gelangen, so hat er in unserem Falle nicht ebenso entschieden, 15 damit er sich nicht, wenn wir zum Ende der Verfehlungen gelangt seien, danach an uns räche. 16 Deshalb entzieht er uns nie sein Erbarmen, sondern er verläßt sein Volk nicht, auch wenn er es unter Leiden erzieht. 17 Dies soll nur zur Beherzi­gung kurz gesagt sein, jetzt aber kommen wir zum Bericht zurück.

ISa Ein gewisser Eleasar, der zu den führenden Schriftgelehrtenb gehörte, ein Mann schon vorgerückten Alters und von bemerkenswert schönen Gesichtszügen, sollte gezwungen werden, Schweinefleisch zu essen. 19 Er aber zog den ruhmvollen Tod einem Leben in Verachtung vor und trat frei­willig an den Henkerblocka heran, 20 indem er sich vorstellte, auf welche Weisea er die ... abwehrenb (?) müsse, die sein Herankommen erwarteten ... wovon auch um der Liebe zum Leben willen zu kosten nicht erlaubt ist. 21 Diejenigen aber, die zur Abhaltung des ungesetzlichen Opfermahls abge­ordnet waren, nahmen ihn wegen ihrer aus alten Zeiten herrührenden Be­kanntschaft mit dem Manne auf die Seite und drangen persönlich in ihn, er solle doch Fleisch bringen, das zu opfern ihm erlaubt sei, von ihm selbst zubereitet, sich aber so stellen, als ob er die vom König verordnete Portion vom Opferfleisch gegessen habe, 22 damit er auf diese Weise dem Tode

18 a) 18-20 ist wohl die am schlechtesten überlieferte Partie des ganzen Buches. Vgl. Niese, S. 524: »Dieser Text ist in schlimmem Zustande.« Die wesentlichen Verbesserungen von Niese a.a.O. und Nestle, S. 20ff., haben Abel und Hanhart verworfen, Katz hat sie gebilligt mit neuen Argumenten gestützt und noch erweitert (Eleazar, S. n8-124). Dagegen hat sich erneut Hanhart, Text, S.474ff., gewandt. Einige dieser Lesarten und Konjekturen sind im folgenden übernommen. b) Nach Johnson zur Stelle sind im mosaischen Gesetz bewanderte Gelehrte gemeint, nicht notwendigerweise Priester. c) Mit Niese, Nestle und Katz lese ich "al TrJV neouotptV Toii neouwnov "dÄÄtC1TO; TvYXdvwv, 7jvay"dCBTo qJaYBiv statt "dJl.ÄtC1TO;, dvaxavcbv 7jvay"dCBTo. Auch Bevenot tilgt das unerträg­liche dvaxavwv.

19 a) Vgl. K. Schneider, PW Tympanon, Sp. 1753, und über den anoTvpnavtup6; (das Köpfen) K. Latte, PW-Supplement 7, Sp. 1607-1608.

20 a)Ich lese inl TO Tvpnavov neOiiYB (so mit Origenes), 20 neOTvnwua; -xaO' öv lliBt Teonov statt neOUiiYB, 20 neOnTvua; lie. b) dpvvaaf)m »macht unüberwindliche Schwierigkeiten« (Niese). Nestle vermutetp7} ptatvBUOat (»sich nicht zu beflecken«), vgl. Katz, Text, S. 14. Es ist klar, daß dvaxavwv undneonTvua;, die erzwungene Aufnahme und das Ausspeien des Schweinefleisches, zusammengehören. Die Frage ist, ob dieser »charakteristische Zug« (Hanhart, Text, S.475) ursprünglich ist oder sekundär. Drei Momente erweisen ihn als sekundär: 1. die innere Unwahrscheinlichkeit, daß die in eine Provokation mündende Zwangsmaßnahme dem guten Zureden (21-22) voraus­gegangen sein sollte; 2. das Fehlen dieses Zuges im Parallelbericht 4Makk, 5-7; 3. die un­griechische Ausdrucksweise. Vgl. Katz, Eleazar. In 20 bedarf es zweifellos noch stärkerer Eingriffe, wenn man dem ursprünglichen Text sachlich und sprachlich näherkommen will.

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entgehe und wegen seiner alten Freundschaft mit ihnen besonderer Gunst teilhaftig werdea• 23 Der aber stellte eine schlaue Berechnung an, würdig seines Alters, der Vortrefflichkeit seiner Familiea, seiner erworbenen und sichtbaren Weißhaarigkeit und seiner von Kindesbeinen an untadeligen Lebensweise, noch mehr aber des heiligen und von Gott gestifteten Gesetzes­werkes, und er antwortete dementsprechend, indem er rasch gebot, ihn zur Unterweltb vorauszuschicken: 24 »Denn Heuchelei ist meines Alters un­würdig, auf daß nicht viele der Jungen, in der Meinung, der neunzigjährige Eleasar sei zur fremden Art abgefallen, 25 auch selbst durch meine Schuld abirren wegen meiner Verstellung und wegen der kleinen und kurzen Spanne, die ich noch zu leben habe, und ich mir im hohen Alter Abscheu und Schande zuziehe. 26 Denn selbst wenn ich für den gegenwärtigen Fall eine Ausnahme mache, werde ich der von Menschen verhängten Strafe ent­gehen, aber den Händen des allmächtigen Herrschers weder im Leben noch nach dem Tode. 27 Deshalb werde ich, wenn ich jetzt tapfer aus dem Leben scheide, meines hohen Alters wert erscheinen 28 und den jungen Leuten ein edles Beispiel hinterlassen, wie man bereitwillig und aufrecht für die ehrwürdigen und heiligen Gesetze stirbt.« So sprach er und kam rasch an den Richtblock heran.

29 Die aber, die ihn zum Tode führten, wandelten das ihm vor kurzem bewiesene Wohlwollen in Zorna, weil ihnen freilich diese Sätze als Tollheit vorkamen. 30 Eleasar aber, schon im Begriff, unter den Hieben zu sterben, seufzte auf und sprach: »Dem Herrn, der die heilige Erkenntnis hat, ist bekannt, daß ich, der ich dem Tode hätte entgehen können, harte körperliche Pein unter der Geißel ertrage, sie jedoch aus Gottesfurcht in meiner Seele gerne erdulde.« 3I Und dieser verschied nun auf solche Weise und hinter­ließ nicht nur für die Jungen, sondern für die meisten seines Volkes sein

22 a) Versuche von Beamten, einen zum Martyrium Bereiten vor dem Tode zu retten durch das Ansinnen, er möge die geforderten Kulthandlungen zum Schein vollziehen, begegnen mehr­mals in der Geschichte der christlichen Märtyrer, auch dort mit dem Versprechen besonderer Gunst für den Fall der Erfüllung verbunden. Vgl. allgemein Frend.

23 a) Statt des überlieferten und in den Ausgaben von Abel und Hanhart bewahrten Y7}eW~ (»Greisenalter«) ist mit Niese, S. 524, Bevenot und Katz, Text, S. 14, yevov~ wohl vorzu­ziehen, weil schon -f}}.,t'Xta und :7to}.,ta das hohe Alter ausdrücken. b) Der Griechisch schreibende Verfasser bedient sich mit den Worten ei, TOV (j.t}YJv auch der griechischen Unterweltsvorstellung, selbst da, wo er einen gläubigen Juden sprechen läßt.

29 a) Gegenüber Abel und Hanhart (der für den größten Teil des Satzes die Crux setzt) ist mit Bevenot der von Risberg, S. 20-22, hergestellte Text zugrunde gelegt: Trov (j~ anayovTwv p,e-raßaÄovTwV :n;eo~ aVrov TTjV p,t'Xeii> :n;eoTeeOV wp,evetav ei~ &Gp,evetav. Das Komposi­tum anayew heißt »jemanden zum Tode führen« (Demosthenes 19,279), das Simplex äyew nur »abführen«, was dann durch inl (Java-rep (»zum Tode«) präzisiert werden kann (so Xeno­phon, Anabasis 1,6,10 und Memorabilien 4,4,3).

31 a) Der ganze Schluß (nach:den Worten »auf solche Weise«) fehlt, von Hanhart nicht notiert, in vier altlateinischen Übersetzungen. Bevenot und Katz, Text, S. 18, tilgen daher die Worte,

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Sterben als ein Beispiel des Edelmuts und ein denkwürdiges Zeichen von Mannestugenda.

7,aI Es begab sich aber, daß auch sieben Brüder, die mit ihrer Mutter ergriffen worden waren, vom König gezwungen werden sollten, von dem verbotenen Schweinefleisch zu kostena, und man mißhandelte sie mit Geißeln und Riemen. 2 Einer von ihnen machte sich zum Wortführer und sprach folgendermaßena: »Was willst Du uns fragen und von uns erfahren? Wir sind bereit, eherb zu sterben, als die väterlichen Gesetze zu übertreten.« 3 Der König aber geriet von Sinnen und befahl, Glut unter Pfannen und Kesseln zu entfachen. 4 Und als diese sogleich entzündet war, ordnete er an, dem Vorsprecher die Zunge abzuschneiden, die Kopfhaut abzuziehen und ihn vor den Augen der anderen Brüder und der Mutter zu verstüm­melna. 5 Und als er schon ganz und gar hilflos war, ließ er den noch

da sie wegen ihrer Erbaulichkeit nicht hätten fortgelassen werden können, wenn der ursprüng­liche Text sie enthalten hätte. Sie nehmen eine Interpolation aus den fast gleichlautenden Worten Eleasars selbst in Vers 28 an. Das ist jedenfalls erwägenswert, doch könnten die Worte auch hier ursprünglich und dort sekundär sein. Die kürzlich bekanntgewordene lateinische Übersetzungshandschrift aus Oxford bietet jedenfalls den volleren Text, weshalb Kilpatrick, S. 12, Hanhart zustimmt, der ihn belassen hat (Text, S. 444). Eine andere Wiederholung ist in 28 »und karn rasch an den Richtblock heran«, nachdem in 19 gesagt war »und trat freiwillig an den Richtblock heran(~. Beide Wiederholungen hängen damit zusammen, daß zwei Versionen miteinander kontaminiert sind: 1. 21-28. 2. 18-20.30.31. Dies hat Katz, Eleazar, erkannt und ausgeführt.

7 a) Die das 7. Kapitel füllende Erzählung vorn Martyrium der sieben Brüder und ihrer Mutter vor König Antiochos IV. bildet den Hauptgegenstand von 4 Makk. Die starke Nachwirkung von 2 Makk bis auf den heutigen Tag geht stärker von diesem Kapitel aus als von irgendeinern anderen. Diese jüdischen Märtyrer werden von der christlichen Kirche verehrt, ihretwegen ist 2 Makk in den Bibelkanon der Kirche aufgenommen worden (Bickermann, Gott, S. 9. Litera­tur zum Kult der sieben Jünglinge bei Bunge, S. 305, Anm. 194). Aber der Bericht war schwerlich schon Bestandteil von Jasons Werk, sondern ist erst eine Einfügung von späterer Hand (vgl. Einl., S. 171). Abgesehen von der mit dem Kontext (und der historischen Realität) unvereinbaren Anwesenheit des Königs in Jerusalem zu dieser Zeit, lassen sich die offenkun­digen Hebraismen und die stilistischen Schwächen (siehe die Anmerkungen) angesichts der Gewandtheit des Autors in der griechischen Sprache (2,19-31) nicht anders erklären als durch die Annahme, daß er hier nicht frei gestaltet, sondern eine hebräische Vorlage mit möglichster Treue übersetzt hat bzw. daß das Kapitel der fertigen Epitome späterhin von einern Bearbeiter beigegeben wurde.

I a) iq)(lm:Ba(Jat mit der Präposition d:n:o konstruiert statt mit dem bloßen Genetiv ist ungriechisch, ebenso die Verwendung zweier verschiedener Präpositionen (i:n:l und MO) für ein- und den­selben Vorgang.

2 a) Auf eine gewisse Verwandtschaft der Situation und der Aussage mit derjenigen in Dan 3,16-18 (die drei Jünglinge vor Nebukadnezar) weist Johnson hin. Das hat schon Augustin beobachtet, siehe Bickermann, Gott, S. 7. b) Die Verwendung von p,eAAw und der Gebrauch von hotp,o, im komparativen Sinn (statt hotp,6TBeo, oder statt hotp,ot ... iap,ev <p,iiAAOV> ij ... ) ist ungriechische Ausdrucksweise.

4 a) Die den Seleukiden fremde, vielmehr orientalische Art der Bestrafung (D. D. Luckenbill, Ancient Records of Assyria and Babylonia 2, Chicago 1927, S. 363) scheint ebenfalls auf eine

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Atmenden auf das Feuer werfen und schmoren. Als der Dampf sich von der Pfanne weithin verbreitete, da forderten sie einander auf, tapfer mit der Mutter zu sterben, und sprachen wie folgt: 6 »Der Herr unser Gott sieht auf uns und wird sicherlich Erbarmen mit uns habena, so wie es Mose durch den offen protestierenden Gesangb klargemacht hat, als er sprach 'Er wird sich seiner Knechte erba:rmen'c.«

7 Als der erste auf diese Weise verschieden war, schleppten sie den zweiten zur Verspottung, rissen ihm ringsum die Kopfhaut mit den Haaren ab und fragten ihn: »Willst Du essen, ehe der Körper Glied für Glied gemartert wird?« 8 Der aber antwortete in der Sprache seiner Vätera und sagte »nein«. Deshalb empfing auch dieser die weitere Marter wie der erste. 9 Mit seinem letzten Atemzug aber sprach er: »Du Missetäter trennst uns zwar von diesem Augenblick an vom Leben, aber der König der Welt wird uns, die wir für seine Gesetze gestorben sind, auferstehena lassen zum ewigen Lebenbe.«

10 Nach diesem wurde der dritte verspottet. Und als seine Zunge verlangt wurde, streckte er sie sofort heraus, mutig breitete er seine Hände vor 11 und sprach in trefflicher Weise: »Vom Himmel besitze ich dies, und um der Gesetze des Himmels willen sehe ich hinweg über dies, und vom Himmel hoffe ich dies wieder zu erlangena«, I Z so daß der König selbst und die um

nichtgriechische Vorlage hinzudeuten. Allerdings hat Antiochos III. die Strafe für den Hoch­verrat seines Vetters Achaios in ähnlicher, persischer Gepflogenheit entsprechender Weise vollzogen (Polybios 8,2.1,3. Vgl. B. A. van Proosdij, Hermes 1934, S. 347-350; Walbank 2., S·97)·

6 a) »Erbarmen ... haben«: diese Bedeutung von :nxlflaxaUop,a, ist ungewöhnlich und kommt erst mit der Septuaginta auf, d.h. in jüdischem Übersetzungsgriechisch. b) Angespielt ist auf Dtn 3 1,2.1 (vgl. Katz, Text, S. 14): »Und wenn sie dann viel Unglück und Angst treffen wird, so soll dies Lied vor ihnen als Zeuge reden.« c) Dtnp,36 aus dem Lied des Mose: »Und über seine Knechte wird er sich erbarmen.«

8 a) Wörtlich »in der väterlichen Sprache«. Das ist entweder Hebräisch oder Aramäisch. Ebenso 7,2.1· 7,2.7. 12.,37. 15,2.9·

9 a) Das überlieferte fJp,ii~ vor avafTt'110'Ew (das dritte fJP,a.~ des Verses I) ist im Griechischen nicht erträglich; es fehlt im Zitat aus Origenes und in einigen Hss. Es ist möglicherweise ein weiterer Hebraismus. b) Mit der einhelligen Überlieferung lesen Abel und Hanhart El~ aldmov avaßtroO'w l;roij~. Schon 182.0 hatte Schleusner statt dessen alrovtov vorgeschlagen, zustimmend Katz, Bespre­chung, S. 2.77, und Text, S.14, mit der Bemerkung »life is eternal, the resurrection is not«. Dagegen Hanhart, Text, S. 455. Der überlieferte Text ist mit m.E. nur vertretbar, wenn er, wie zu dem ganzen Kapitel auf S. 2.33 dargelegt (ferner Einl., S. 171 und die Anmerkungen hier) eine Übersetzung aus dem Hebräischen ist. c) Zur Auferstehungshoffnung dieser Zeit vgl. Dan 12.,2.. A. Oepke, RAC Aufers tehung S. 933-934; Procksch, RGG Auferstehung, S. 62.7-62.9; van der Ploeg, S. 171-175; Schubert, S. 2.04-2.06; Ringgren, S. 2.93-2.95 mit weiterer Literatur. Vgl. hier ferner 11.14.36. 12..43ff. 14,37-46.

II a) Da der Vers in den altlateinischen Übersetzungen fehlt, halten Bevenot und Katz, Text, S. 19-2.0, ihn nicht für ursprünglich. Der sachliche Anstoß liegt in der Reihenfolge des Be-

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ihn vor der Seelenstärke des Jünglings erschraken, wie er die Schmerzen für nichts achtete.

13 Als auch dieser verschieden war, da marterten und mißhandelten sie den vierten ebenso. 14 Und als er dem Ende nahe war, sprach er wie folgt: »Wie erwünscht ist es doch, daß die von den Menschen Scheidendena die Versprechungenb Gottes erwarten können, durch ihn aufzuerstehen. Für Dich aber wird es eine Auferstehung zum Leben nicht geben.«

I 5 Anschließend schleppten sie den fünften heran und quälten ihn. 16 Der aber blickte auf den König und sprach: »Macht hast Du, als ein Vergänglicher, unter den Menschena, und Du tust, was Du willst. Glaube aber nicht, unser Volk sei von Gott verlassen! 17 Gedulde Dich nur, und Du wirst seine großartige Macht daran sehen, wie er Dich und Dein Geschlechta martern wird.«

18 Nach diesem brachten sie den sechsten, und im Angesicht des Todes sprach er: »Gib Dich keiner eitlen Täuschung hin, denn wir leiden dies um unserer selbst willen, da wir gegen Gott gefrevelt haben. [Es ist der Bewun-

richteten, da dem Sprecher nach Vers 10 die Zunge eigentlich schon fehlen müßte. Der Vers wird von Abel und Hanhart, Text, S. 444, gehalten unter Zustimmung von Kilpatrick, S. 12..

14 a) TOV~ p6TaÄÄdl1l1ovTa~ an' avOec!mcov wird meist falsch übersetzt: »durch Menschen das Leben verlieren« (Kamphausen, ähnlich Bevenot, Abel). Schon die lateinischen Übersetzungen haben die Stelle so mißverstanden. Zugrunde liegt vielmehr die Vorstellung vom Übergang aus dem irdischen Leben, dem WandellJnter den Menschen, in eine andere und höhere Existenz (vgl. Anm. a zu 4,7). So sagen die Nachfolger Alexanders des Großen von ihm in einem Erlaß des Jahres 319 (Diodor 19,56,2): ' AÄe~dv<5eov p6TaÄÄd~aVTo~ e~ avOed:mcov. Von Atta­los TII. von Pergamon heißt es in einem Beschluß der Stadt Pergamon (W. Dittenberger, Orientis Graeci Inscriptiones Selectae I, Leipzig 1903, nt. 338,4-5): LueOt!1Tldpevo~ e~ avOec!mcov. Ganz deutlich ist Inschriften von Priene 108, 373: "al ToV~ aet!1TOV~ av<5ea~ PTJ povov CrovTa~, aÄÄd "al p6TaÄÄaYMa~ (»die besten Männer nicht nur im Leben, sondern auch nach ihrer Verwandlung«), vgl. ebenda II3,IIO-III. Mithin ist die Auferstehungshoff­nung hier, im Munde des Jünglings, nicht auf die beschränkt, die eines gewaltsamen Todes sterben. b) Der Plural eÄnt<5a~ bezeichnet den Inhalt der Hoffnungen, die Verheißung (Abel zur Stelle mit parallelen Zeugnissen).

16 a) Zur Gegenüberstellung von irdischer und himmlischer Macht vgl. 9,12. und besonders 15,4-5·

I7 a) »Geschlecht«: Wörtlich »Deinen Samen«, ein weiterer Hebraismus. 18 a) Die Worte a~ta Oavpal1pov yiyovev fehlen in einem Teil der Überlieferung und schon bei

Cyprian. Sie sind mit Bevenot, Penna und Katz, Text, S. 20, zu tilgen (gegen Hanhart, Text, S. 449, dem Kilpatrick, S. 12., zugestimmt hat), denn sie sind sinnlos, stilistisch mehr als unge­schickt und stören den Zusammenhang, zumal den betonten Gegensatz »denn wir - Du aber.« Nieses Konjekturen, S. 525, sind zu gewaltsam. Abels Übersetzung, die den beanstandeten Worten einen Sinn geben soll (»aussi nous est-il arrive d'etranges calamites«), entfernt sich weit von ihrer wirklichen Aussage. Mit Recht sehen Penna und Katz in den Worten eine in den Text eingedrungene Randglosse. Ich vermute als ihren ursprünglichen Platz die kurz darauf (Vers 20) folgende Aussage über die Mutter Oavpa!1TTJ "al PV~P1)~ ayaOij~ d~ta, was recht zu­treffend mit d~{a (so ist dann zu akzentuieren) Oavpal1pov yiyovev wiedergegeben werden konnte.

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derung wert]a. 19 Du aber glaube nur nicht, unversehrt zu bleiben, der Du gegen Gott zu kämpfen versuchst.«

20 Über die Maßen bewundernswert und rühmlichen Andenkens würdig hielt sich die Mutter, die mit ansah, wie sieben Söhne im Augenblick eines einzigen Tagesa zugrunde gingen, und dies doch standhaft ertrug dank ihrer Hoffnung auf den Herrn. 21 Jeden einzelnen von ihnen ermahnte sie, von der edelsten Gesinnung erfüllt, in der Landessprachea. Und weibliche Denk­art mit männlichem Mut aufrichtend sprach sie zu ihnen: 22 »Ich weiß nicht, wie Ihr in meinem Leib gebildet wurdeta, und nicht ich habe Euch den Atem und das Leben geschenkt noch die Grundform eines jeden kunstvoll gebil­det. 23 Darum auch wird der Schöpfer der Welt, der das Menschen­geschlecht bildet und das Werden aller Dinge ersinnta, Euch Atem und Leben in seinem Erbarmen wiedergebenb, so wie Ihr jetzt Euer nicht achtet um seiner Gesetze willen.«

24 Antiochos aber, der sich verachtet glaubte und die schmähende Stimme beargwöhnte, drang, als nur der Jüngste noch übrig war, nicht nur mit Worten inständig in ihn, sondern bekräftigte auch durch Eide, er werde ihn zugleich reich und glücklich machen, wenn er von der Väterart abstehe; auch werde er ihn zum »Freund« haben und ihm Staatsgeschäfte anver­trauena. 25 Als aber der Jüngling in keiner Weise auf ihn hörte, rief der König die Mutter heran und forderte sie auf, Fürsprecherin für die Rettung des Knaben zu werden. 26 Und da er ihr dringend zuredete, übernahm sie es, ihren Sohn zu überreden. 27 Sie beugte sich zu ihm und sprach unter

20 a) »Im Augenblick eines einzigen Tages«: Abel weist auf die genaue Parallele der griechischen Worte in 3 Makk 4,14 hin.

21 a) Vgl. Anm. a zu Vers 8. 22 a) Statt ecpavTjTIl (»erschienen seid«), was Abel und Hanhart beibehalten, gebe ich der Konjek­

tur von A. Schulz, ThRv 1931, S. 498: vcpav(}TjTIl (vgl. Ps. 138,13) mit Katz, Text, S. I4 (»a palmary emendation«), den Vorzug. Vgl. auch Walters, S. 340.

23 a) Der griechische Text 6 :n;Äaaa, aV(}lldmov yevllatj} "al :n;anwv e~evllwv yeveatj} ist unbe­holfen. Niese, S. 524, liest, unter dem Beifall von Katz, Text, S. 14, 6 :n;Äaaa, äV(}llw:n;ov (av(}llw:n;ov,). Hanharts Gegengründe, Text, S.462-463, scheinen mir, anders als Kilpatrick, S. 13, nicht überzeugend. Hinzunehmen ist der Ausdruck allenfalls als Indiz einer ungeschick­ten Übersetzung einer hebräischen Vorlage. b) Gegenüber Hanharts a:n;o6l6wat ist mit Abel das von einem Teil der Hss. gebotene Futurum a:n;o6waet vorzuziehen.

24 a) Der König verspricht Aufnahme in die Zahl der führenden Funktionäre, der cplÄot (»Freun­de«) des Königs. Vgl. Habicht, Gesellschaft, S. Iff. Ein ähnliches Versprechen hat nach 6,22 Eleasar, nach 1 Makk 2,18 (Ant 12,269) Mattathias erhalten. Im späteren Verlauf der Ausein­andersetzungen haben die Brüder des Judas und deren Nachkommen entsprechende Positionen von den miteinander rivalisierenden seleukidischen Königen und Thronanwärtern mehrmals erhalten (Bickermann, Institutions, S. 40ff.). cplÄot in 2 Makk: 1,14. 7,24. 8,9. 10,13. 14,1I.

27 a) Am Ende des Satzes hat ein Teil der Überlieferung noch "al TIlOcpocpoll~aaaav, das Hanhart beibehält (vgl. Text, S. 446), während es Bevenot und Abel mit Recht als Glosse zu dem gleichbedeutenden e"(}Il61paaav tilgen.

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Schmähungen auf den grausamen Tyrannen in ihrer Muttersprache: »Mein Sohn, habe Erbarmen mit mir, die Dich neun Monate im Leib getragen und drei Jahre gestillt, die Dich aufgezogen und bis in dieses Alter geführt hata.

28 Ich bitte Dich, mein Kind, blicke auf den Himmel und die Erde, sieh alles an, was in ihnen ist; so wirst Du erkennen, daß Gott dies nicht aus schon Bestehendema gemacht hat und daß das Menschengeschlecht ebenso entsteht. 29 Fürchte diesen Henker nicht, sondern nimm, Deiner Brüder würdig, den Tod auf Dich, damit ich Dich in der Zeit der Barmherzigkeit mit Deinen Brüdern wiederempfangen werde.«

30 Gerade a~s diese endigtea, sagte der Jüngling: »Worauf wartet Ihr? Ich gehorche dem Gebot des Königs nicht, sondern ich höre auf das Gebot, das unseren Vätern durch Mose gegeben wurde. 3 I Du aber, Erfinder aller Missetat an den Hebräerna, wirst den Händen Gottes nicht entkommen. 32 Denn wir müssen unserer eigenen Verfehlungen wegen leiden. 3 3 Wenn aber unser lebendiger Gott zum Zwecke der Züchtigung und Erziehung eine kurze Zeit erzürnt gewesen ist, so wird er sich seinen Knechten auch wieder versöhnena. 34 Du Gottloser aber und Beflecktester von allen Menschen, überhebe Dich nicht vergeblich, schnaubend von unbestimmten Hoffnun­gen, indem Du die Hand aufhebst gegen die himmlischen Söhnea. 35 Denn noch bist Du dem Richterspruch des allmächtigen Gottes, der alles mit ansieht, nicht entkommen. 36 Denn unsere Brüder sind zwar jetzt, indem sie eine kurze Pein für das immerwährende Lebena erduldet haben, unter Gottes Verheißung gefallenb, Du aber wirst im Gericht Gottes die gerechten Strafen Deiner Überhebung davontragen. 37 Ich aber will so wie meine Brüder Leib und Seele hingeben für die väterlichen Gesetze und will dabei Gott anrufen, er möge dem Volk bald gnädig werden und Dich mit Prüfun-

28 a) Varianten zu 00" 6; ovrrov sind 6; o~" ovrrov (so auch Origenes) und »ex nihilo« (so auch Cyprian und Lucifer).

30 a) KappIers von C. Fr. Keil inspirierte und durch 9,5 gestützte Lesung a.en (Je TaV7:1]~ "a7:aÄ1]yovO'1]r; ist heute allgemein akzeptiert; nur Hanhart setzt zu dem Wort flen die Crux.

31 a) Zur Bezeichnung der Juden als »Hebräer« vgl. Abels Anmerkung. Vgl. auch II,13 und 15,37·

33 a) Vgl. die Bemerkungen zu 5,17-20. Einleitung, S. 186. 34 a) Die Worte TOVr; ooeavtovr; nai(Jac;, die Origenes mit einigen Hss. gegenüber TOVr; (JovÄoV;

amov (»seine Knechte«) der übrigen Überlieferung bietet, sind schwerlich panegyrische Übermalung, wie Abel, S. 379, meint, sondern ursprünglich, die andere Lesart dagegen wohl sekundäre Angleichung an Vers 33 (Hanhart, Text, S. 462).

36 a) Die richtige Beziehung der Worte devaov Croiic; hat immer Schwierigkeiten gemacht. Der Verbindung mit n6vov stehen ähnliche syntaktische Bedenken entgegen wie derjenigen mit &a(h'J"7]V. Vom Gedanken her empfiehlt es sich, die Worte zu n6vov zu ziehen: die wegen der Glaubenstreue erlittene Marter ist eben der Preis für die Unsterblichkeit. Syntaktisch und gedanklich befriedigend ist Nieses Konjektur <dvr') devaov Croiir;. b) Die Märtyrer sind nach dieser Stelle schon im Besitz des Lebens. Gottes Verheißung: Gen 12,1-3. 15.5-6. 17.4-8. Vgl. Johnson zur Stelle.

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gen und Zuchtruten eingestehen lassena, daß er allein Gott ist, 38 mit mir aber und meinen Brüdern möge er den Zorn des Allmächtigen zum Stillstand kommen lassen, den er mit Recht auf unser ganzes Volk geworfen hat.«

39 Der König jedoch, außer sich geraten, verfuhr mit diesem noch schlim­mer als mit den anderen, denn er trug bitter an der Verhöhnung. 40 So starb auch dieser in Reinheit und in vollem Vertrauen auf den Herrn. 41 Als letzte aber endigte nach ihren Söhnen die Mutter. 42 So weit sollen nun die Vorgänge um die Opferhandlungen und die alles Maß übersteigen­den Martern dargelegt seina.

8,1-8,36 Judas und der Beginn des Widerstandes

8,1 Judas aber, der auch der Makkabäer genannt wurde, und die, die mit ihm heimlich auf die Dörfer gegangen warena, riefen ihre Verwandten zusammen, nahmen die am Judentumb Festhaltenden hinzu und brachten gegen 6000 auf. 2 Und sie riefen immer wieder den Herrn an, auf sein von allen bedrängtes Volk zu schauen, sich auch des von gottlosen Menschen geschändeten Tem­pels zu erbarmen, 3 Mitleid zu haben mit der zugrunde gehenden Stadt, die drauf und dran war, dem Erdboden gleichgemacht zu werdena, das nach ihm rufende Blut zu erhören, 4 aber auch eingedenk zu sein der gesetz­widrigen Tötung unschuldiger Kinder und angesichts der gegen seinen Namen ausgesprochenen Schmähungen seinem Haß auf das Böse Lauf zu lassen.

5 Als der Makkabäer es aber zu einer Heerschar gebracht hatte, da wurde er schon den fremden Völkern unwiderstehlich, weil der Zorn des Herrn sich in Erbarmen gewendet hattea. 6 Städte und Dörfer griff er unvermutet an und steckte sie in Brand; er besetzte günstig gelegene Plätze und schlug eine beträchtliche Zahl von Feinden in die Flucht, 7 wobei er mit Vorliebe die Nächte als hilfreich für solche Anschläge wählte. Und der Ruf seines Mutes verbreitete sich allenthalben.

8 Als aber Philipposa den Mann allmählichb Fortschritte machen, dann

37 a) Dies weist voraus auf die spätere Erkenntnis des sterbenden Königs 9,IIff. 42 a) Der ursprüngliche Platz dieses Satzes war hinter 6,31, am Ende des Berichts über das

Martyrium des Eleasar. Vgl. Einl., S. 174.

8,1 a) Die Erzählung stellt den Anschluß an 5,27 her. b) Vgl. Anm. b zu 2,21 und Anm. a zu 4,13. Ferner 14,38.

3 a) Die Aussage über Jerusalem begegnet fast wörtlich wieder in 9,14. Die von Niese, S. 525, befürwortete Umstellung des Artikels vor :n;olw ist unnötig.

5 a) Hier wird die Wende im Geschehen angezeigt. Gott ist mit seinem Volk durch die Blut­zeugen versöhnt, Erbarmen und Hilfe treten an die Stelle von Zorn und Strafe und kommen den Verteidigern des Glaubens zugute. Vgl. Anm. a zu Vers 27.

8 a) Philippos der Phryger ist der 5,22 und 6,II genannte Epistates von Jerusalern.

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aber in seinen Erfolgen rascher voranrücken sah, schrieb er an Ptolemaiosc,

den Strategen von Koilesyrien und Phönikien, er solle der Sache des Königs zu Hilfe kommen. 9 Der aber wählte sofort Nikanor, den Sohn des Patro­klosa, aus, einen der »ersten Freunde« (des Königs)b, und entsandte ihn, in­dem er ihm ein aus vielen Völkerschaften gemischtes Heere von nicht weni­ger als 2.0000 Mann unterstellte, damit er die gesamte jüdische Nation aus­rotte. Ihm zur Seite stellte er Gorgiasd, einen im Kriegshandwerk erprobten Feldherrn. 10 Nikanor aber hatte sich vorgenommena, den Tribut in Höhe von 2.000 Talenten, den der König den Römern schuldig warb, aus dem Ver­kauf gefangener Juden zu erlösen. II Sofort aber sandte er zu den Küsten­städten eine Aufforderung zum Ankauf jüdischer Sklaven und versprach, neunzig Sklaven für ein Talent zu überlassena, denn er erwartete nicht das Gericht, das ihm vom Allmächtigen bestimmt war.

12. Dem Judas aber kam die Nachricht von Nikanors Anmarsch zu Ohren, und als er seinen Leuten Mitteilung von der Anwesenheit des Heeres mach­te, 13 da verliefen sich die Furchtsamen und die, die auf Gottes Gericht

b) Der Verfasser will sagen, daß Judas zunächst nur in kleinen Schritten ("a.d p'''eov) voran­kam, dann von Mal zu Mal größere Erfolge hatte, die den Strategen beunruhigten, nicht aber, daß er von Anfang an aufsehenerregende Erfolge hatte. Daher ist Nieses Konjektur< 06> "a.d p'''eov (S. 525-526) abzulehnen. c) Siehe Anm. a zu 4,45.

9 a) Der Vatersname Nikanors begegnet in der gesamten Überlieferung nur hier. Von diesem Nikanor zu unterscheiden ist der Befehlshaber der Zyprer in 12,2. Der Patroklossohn er­scheint auch in 1 Makk, 3,38. 7,26-47. 9,1. 2. Makk 8,9-14. 8,23-2.4· 8,34. 9,3. 14,12-39. 15,1-37. Ant 12,261-262.. 2.64. 298. 402-420. Polybios 31,14.4. Sulpicius Severus 2,21,6. 2,23,5. Wichtig ist im obigen Zusammenhang vor allem das Schreiben des Königs Antio­chos IV. vom Oktober 166, das auf eine Eingabe der Sidonier in Sichern antwortet (Ant 12, 2.57-264. Vgl. oben 6,2 mit Anm. b und die dort genannte Literatur). Nikanor war im Jahre 166 einer der einflußreichsten unter den »ersten Freunden« des Königs, später war er mit dem Prinzen Demetrios in Rom (Polybios 31,14,2. Ant. 12,4°2.) und dessen engster Vertrauter. b) Zu den »ersten Freunden« des Königs vgl. Bickermann, Institutions, S.41 mit Anm. 10 und Anm. b zu 7,2.3. c) Die Worte napqy6J.wv l()v'l'} wurden von Niese, S. 526 (öXJ.ov napqy6J.ov mit dem Venetus), und von Katz, Text, S. 14 (napqy6J.wv e()vwv), beanstandet, von Hanhart, Text, S. 455, vielleicht mit Recht, verteidigt. d) Gorgias wird auch genannt 1 Makk 3,38.4,1. 5,18. 5,59. 2. Makk 10,14· 12,32.· 12·35. 12.37 Ant 12,2.98. 305-306. 3°9-312.. 351. Sulpicius Severus 2.,21,8. Er war Statthalter von Idumäa (12,32.). Bengtson, S. 170-171. Im Parallelbericht zu den hier geschilderten Ereignissen, 1 Makk 3,38-4,25, ist er, nicht Nikanor, die Hauptfigur, wie Johnson hervorgehoben hat.

10 a) Das nicht leicht zu verstehende &eOT1]GaTO ist nach 8,38 jedenfalls synonym mit dvet5e~aTo. b) Die Kontribution war eine in Raten zu tilgende Schuld aus dem Frieden von 188. Der über diese Verpflichtung gegenüber Rom an sich bemerkenswert gut informierte Verfasser irrt jedoch darin, daß er den Wunsch, die fälligen Raten einlösen zu können, zum spezifischen Motiv des Nikanor macht, denn die letzte Rate war bereits im Jahre 173 gezahlt worden (M0rkholm, S. 65).

11 a) Die Berechnung ergibt etwa 50 Drachmen pro Kopf des Sklaven und, da Nikanor aus diesem Verkauf 2.000 Talente erlösen will, die Annahme, er werde 180000 Gefangene machen.

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nicht vertrauten, und machten sich davona. 14 Die anderen aber verkauften alles Überflüssigea, gemeinsam aber forderten sie den Herrn auf, die zu schützen, die der gottlose Nikanor, ehe er auf sie traf, bereits verkauft hatte, 15 und wenn nicht um ihretwillen, so doch wegen der mit ihren Vätern geschlossenen Bündnissea und wegen seines ehrwürdigen und großen Na­mens, nach dem sie genannt seienb•

16 Judas aber versammelte seine Leute, 6000 an der Zahla, und ermunterte sie, nicht vor den Feinden zu erschrecken und nicht vor der Vielzahl der ohne gerechten Grund gegen sie heranrückenden Völker sich ängstlich zu hüten, sondern tapfer zu kämpfen. 17 Dabei sollten sie sich den von diesen in ungesetzlicher Weise verübten Frevel an dem heiligen Platz vor Augen halten und die Mißhandlung der verhöhnten Stadt, dazu noch die Beseiti­gung der Verfassung ihrer Vorfahren. 18 »Denn jene«, so sagte er, »ver­trauen zugleich auf Waffen und Wagemut, wir jedoch bauen auf den all­mächtigen Gott, der es vermag, auch unsere Angreifer und die gesamte Welt durch einen Winka niederzustrecken.« 19 Er zählte ihnen des weiteren die Hilfeleistungen auf, die es zur Zeit der Vorfahren gegeben hatte, sowie die gegen Sanherib, als 185000 Mann zugrunde gingena, 20 und die Schlacht im babylonischen Lande gegen die Galater, als insgesamt 8000 Mann mit 4000 Makedonen vor dieser Aufgabe standena, und wie die 6000b, als die

13 a) Die Flucht der Furchtsamen ist an der parallelen Stelle I Makk 3,56 idealisiert, indem Judas selbst neben anderen auch die sich Fürchtenden entläßt.

14 a) Statt oE öi Ta n;SetÄeÄStp,p,eva n;aV1:a 6n;wÄOVlJ vermutet Niese, S. 526, unter Zustimmung von Katz, Text, S. 14, oE öi metÄsÄStp,p,evOt n;avTu 6n;wÄOVlJ (»Die Zurückgebliebenen aber verkauften alles«).

15 a) Vgl. 1,24-29. Ex 19,5-6 (Johnson). b) Die Worte "allvs"a Tij, 6n;' aVTov, 61tt"Ä~usw, TOV usp,vov "al p,sya}.on;esn;ov, dvOp,UTO, amov sind, obwohl bisher anscheinend nicht beanstandet, sprachlich nicht in Ordnung. Der Sinn ist dagegen klar: Die Juden haben als Volk Gottes Anteil an seinem Namen (Dtn 28,10). Die Syntax verlangt etwa Tij, 6n;' amov, < 6ÄOOVUf}, > 6n;t"Ä~usw, (»der zu ihnen gekommenen Benennung«).

16 a) Die Zahl 6000 entspricht der von Judas zunächst gesammelten Anhängerschaft in 8,1. Vielleicht soll zum Ausdruck gebracht werden, daß nur diese Männer wirklich zuverlässig waren, die auf Grund der Erfolge Zugelaufenen dagegen nicht.

18 a) Wörtlich das Nicken des Kopfes, das Heben der Brauen. 19 a) Das Wunder im Kriege gegen Sanherib verwendet Judas auch in seiner Ansprache vor der

letzten Schlacht gegen Nikanor, 15,22. Gemeint ist 2KönI9,35. Jes37,37. Vgl. 2Chq2,2I. 20 a) Der Hinweis auf die Galaterschlacht ist sehr verschieden erklärt worden: als Episode der

Schlacht zwischen Antiochos m. und dem rebellischen Statthalter der oberen Satrapien, Molon, im Jahre 220, als Vorkommnis aus den späteren Jahren des Antiochos m., als An­spielung auf den großen Sieg Antiochos' I. über die Galater in der sog. »Elefantenschlacht«, um 275/4 (?) (Appian, Syriak6 343; K. J. Beloch, Griechische Geschichte 4,1, 2.Aufl., Berlin und Leipzig 1925, S. 592; Will I, S. 124) neuerdings von Levy, Ptolemee, S. 681 ff.: Jason von Kyrene habe die 160 Elefanten des Königs, seine schlachtentscheidende Waffe, durch ein jüdisches Kontingent ersetzt. Levy glaubt weiter, durch die für dieses Ereignis unmögliche Angabe 6v BußvÄwv{~ den wirklichen Ort der Schlacht bestimmen zu können: 6v Bayaöaov[~

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Makedonen nicht wußten, was tun, die 12.0000 vernichteten, dank der ihnen vom Himmel zuteil gewordenen Hilfe, und gewaltige Beute machten. 2.1 a Hierdurch erweckte er ihren Mut und ihre Bereitschaft, für die Gesetze und das Vaterland zu sterben, und gliederte dann das Heer in vier Teile. 2.2. Er bestimmte auch seine Brüder zu Befehlshabern je eines Regiments, Simon, Joseph und Jonathan, und unterstellte jedem 1500 Mann [ferner den Eleasar]. 2.3 Nachdem er in die Heilige Schrift Einblick genommen hatte, gab er die Parole »Gottes Hilfe« aus und stieß, selbst an der Spitze der ersten Abteilung, mit Nikanor zusammena•

24 Da aber der Allmächtige ihr Mitstreiter war, töteten sie mehr als 9000

Feinde, verwundeten und verstümmelten an ihren Gliedmaßen den größeren Teil vom Heere des Nikanor und zwangen alle zur Flucht. 2. 5 Sie erbeu­teten das Geld derer, die gekommen waren, um sie (als Gefangene) zu kau­fen. Nachdem sie sie ein tüchtiges Stück weit verfolgt hatten, ließen sie ab unter dem Druck der vorgerückten Tageszeit. 2.6 Denn es war der Tag vor dem Sabbat, und aus diesem Grund dehnten sie ihre Verfolgung nicht weiter aus.

2.7 Sie sammelten nun deren Waffen ein und nahmen den (erschlagenen) Feinden die Rüstungen ab. Dann begingen sie den Sabbat mit reichlichem Rühmen und mit Lobpreisung des rettenden Herrn, der für diesen Tag den

an der kilikischen Pforte zwischen dem Tauros und dem Argeiosgebirge. Es ist sehr fraglich, ob unsere Stelle soviel hergibt. Auf eine Schlacht zwischen König Seleukos TI. und seinem von galatischen Söldnern unterstützten Bruder Antiochos Hierax bezieht die Anspielung B. Bar-Kochva, Proceedings of the Cambridge Philological Society 1973, S. 5-8. Sicherheit ist nicht zu gewinnen.

20 b) Die Inkongruenz der Ziffer 6000 zu den vorausgehenden 8000 ist von den späteren Hss. korrigiert worden.

21 a) Die textkritischen und exegetischen Probleme der Verse 21-23 sind sehr erheblich und haben zu sehr unterschiedlichen Lösungen geführt. Als Interpolation verdächtigt wird von den einen der Schluß von 21, von den anderen die Erwähnung Eleasars. Gab es neben Judas drei oder vier Kommandeure, so daß er im zweiten Falle nur den Gesamtbefehl innegehabt hätte? Hat er selbst aus der Heiligen Schrift vorgelesen oder Eleasar lesen lassen? Ist für diesen Namen vielmehr Esdras zu lesen? Muß man für Joseph, der kein Bruder des Judas war, nicht vielmehr mit I Makk2,2-5 Johannes einsetzen? Die überzeugendste Lösung dieser Schwierig­keiten dürfte Wellhausen, S. 133, Anm. 3, in Verbindung mit S. 161-162, gegeben haben. Ihm hat sich Katz, Text, S. 14, mit weiteren Argumenten angeschlossen. Für andere Lösungen vgl. Bevenot und Abel in ihren Kommentaren.

23 a) Vgl. Wellhausen, S. 161-162 unter Hinweis auf IMakk3.48: »Die Losung, die Judas fand, als er in das heilige Buch aufs geratewol Einsicht nahm.« Die Stelle ist Ps 3,9: Toii "ve{ov 1] aWTrJe{a. Vgl. in der »Kriegsrolle« aus Qumran 4,14 »Gottes Hilfe« als eine der Standarten­aufschriften der aus der Schlacht heimkehrenden Söhne des Lichts.

27 a) Nach &aawaavn ist Nieses (S. 526) von Katz, Text, S. 15, gebilligte Konjektur TCi~aV'n (statt Td~avroq) trotz Hanharts Einspruch (Text, S. 455-456) unvermeidlich, dagegen nicht das gleichfalls von Niese empfohlene "al für elq. Die Worte elq TTJV 1]p.eeav TavT'f}'/J sind zweifellos zu Td~avn zu ziehen und nicht zu &aawaavrt: Dieser Tag hat den Wandel vom Zorn zum Erbarmen Gottes offenkundig gemacht. V gl. Anm. a zu Vers 5.

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Anfang mit seinem Erbarmen für sie gemacht hattea • 28 Nach dem Sabbat aber teilten sie von der Beute den Verstümmelten, den Witwen und den Waisen zu und verteilten das Übrige unter sich und ihre Kinder. 29 Nach­dem sie dies vollbracht hatten, baten sie in einem gemeinsamen Fürbitte­gebet den barmherzigen Gott inständig, sich seinen Knechten vollends zu versöhnen.

30a Und beim Zusammenstoß mit den Truppen des Timotheosb und Bakchidese erschlugen sie von diesen mehr als 20000 und bemächtigten sich sehr hochgelegener Stützpunkte und verteilten größere Beute, zu gleichen Teilen wie sich selbst auch an die Versehrten, die Waisen und die Witwen, dazu aber auch an die alten Leuted. 31 Nachdem sie sorgfältig die Waffen der Feinde gesammelt hatten, trugen sie alles an geeigneten Plätzen zu­sammen, den Rest der Beute aber brachten sie nach Jerusalema• 32 Sie er­schlugen aber den Reiterkommandeura des Timotheos, einen gottlosen Mann, der den Juden viel Böses angetan hatte. 33 a Sie feierten in der Hei­matb ein Siegesfest und verbrannten diejenigen, die die heiligen Tore in Brand gesteckte hatten, Kallisthenesd und einige andere, die sich in eine

30 a) Die Verse 30-33 sind, wie fast alle Kommentatoren gesehen haben, aus einem späteren Zu­sammenhang fälschlich hierhergeraten (Grimm; Wellhausen, S. 137-138; Bevenot; Abel; Zambelli, S. 276; Bunge, S.277ff. 283ff. Besonders gründlich Momigliano, S.67-80). Sie unterbrechen den Bericht über Nikanors erste Niederlage, der mit Vers 34 fortgeführt wird, sie führen sowohl Timotheos wie Bakchides ganz unvermittelt, ohne nähere Charakterisierung chronologisch zu früh ein, und sie setzen die erst später erfolgte und an späterer Stelle be­richtete Wiedergewinnung von Stadt und Tempel schon voraus. b) Zu Timotheos siehe Anm. a zu 10,II. c) Zu Bakchides, der erst unter König Demetrios I. und wahrscheinlich erst nach dem Tode Nikanors (Kapitel 15) nach Judäa entsandt wurde, vgl. Bengtson, S. 181-186, und die sehr förderliche Studie von Mölleken, S. 207ff. d) Die Worte laot-to[eov~ aVTov~ "al Toi~ iJ"tat-tevot~ ... :rtot1]aavre~ sind sprachlich korrekt (insoweit ist Hanhart, Text, S.456, zuzustimmen). Gedanklich müssen jedoch die Glieder vertauscht werden wie in der Konjektur von Risberg, S. 22 (zustimmend Katz, Text, S. 15): laot-to[eov~ aVToi~ "al TOV~ iJ"tat-tevov~ ... "al neeaßVTeeOV~ :rtOt1]aaVTe~.

31 a) Die nach Jerusalem geweihte Beute ist von Bevenot unter Hinweis auf Num31,28 als Gottes Anteil erklärt worden.

32 a) Phylarches ist oft als Eigenname aufgefaßt worden, so noch von Bevenot. Offen läßt die Frage Bunge, S. 280, doch neigt er eher zur Annahme einer Amtsbezeichnung. Der Eigen­name lautet durchweg Phylarchos, umgekehrt ist für den Reiterführer tpVÄdeXrj~ (neben dem selteneren !p1lÄaexo~) das übliche.

33 a) Der Satz ist sehr korrupt überliefert, und schon die Hss. haben viele ausgleichende Konjek­turen, die entweder überall den Singular (1:0'11 et-tne1]aavra ... KaÄÄta(}Evrj unter Tilgung des "al) oder überall den Plural (TOV~ et-tne1]aavra~ "al KaÄÄtaOevrj'V, :rtelPev'Y6Ta~, e"ot-t[aavro) herstellen. Das Wort lv dürfte den Ausschlag für die Mehrzahl geben. Vgl. u.a. Kamphausen, S. 103a; Katz, Text, S. II; Abel, S. 395; Hanhart, Text, S. 448-449, Anm. 4. b) :rtaTe[~ nicht »Vaterstadt«. Bunge, S. 281. c) »in Brand gesteckt«: erwähnt in 1,8, aber nicht in der eigentlichen ErZählung. d) Von Kallisthenes und seiner Untat muß Jason erzählt haben (vgl. Anm. c). Hier ist mithin wieder die Verkürzung des Originals durch den Epitomator zu greifen.

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Hütte geflüchtet hatten. Und diese empfingen den verdienten Lohn ihrer Gottlosigkeit.

34 Der Erzfrevler Nikanora aber, der die eintausend Kaufleuteb zum Ver­kauf der Juden herangeführt hatte, 35 durch die Hilfe des Herrna tief gede­mütigt von denen, die er für die Geringsten ansah, legte sein prächtiges Gewand ab und stahl sich nach der Art eines entlaufenen Sklaven allein durch das Binnenland und kam nach Antiocheia, nach der Vernichtung des Heeres über alle Maßenb vom Glück begünstigte. 36 Und er, der es auf sich genommen hatte, den Tribut an die Römer aus dem Verkauf der Gefan­genen aus Jerusalem aufzubringena, verkündete, die Juden hätten einen Vor­kämpfer, und auf diese Weise seien sie unverwundbarb, weil siee nämlich den von ihm gebotenen Gesetzen folgten.

9,1-9,29 Das Ende des Verfolgerkönigs

9,1 Zu jener Zeit aber war Antiochos gerade aus den Gebieten in Persis in aufgelöster Ordnung abgezogena. 2 Er war nämlich nach Persepolisa ein­marschiert und hatte versucht, heiliges Gut zu rauben und die Stadt zu be­halten. Als die Menge deshalb zur bewaffneten Selbsthilfe griff, wurden sie (seine Truppen) geworfen, und Antiochos mußte sich, von den Einhei-

34 a) »Erzfrevler«, Tetl1aÄtT'lletO" heißt Nikanor auch 15,13, und dies ist ein starkes Indiz dafür, daß es sich auch dort um den Sohn des Patroklos handelt (Siehe Anm. a zu Vers 9)' Die gleiche Bezeichnung verwenden ZusEst 7,15 für Haman. b) Vgl. Vers I!.

35 a) »Gottes Hilfe« war die von Judas ausgegebene Parole gewesen, die ihm der von Gott gelenkte Zufall eingegeben hatte (Vers 23). b) Unter Hinweis auf 10,34 und 13,25, d.h. auf den Sprachgebrauch des Verfassers, ziehen Katz, Text, S. 15, und (unabhängig von ihm) Kilpatrick, S. 18, v:neeayav dem besser beglau­bigten v:rde lbtav vor. Der Sinn ist der gleiche (gegen Hanhart, Text, S. 461). c) Johnsons Übersetzung »having succeeded chiefly in the destruction of his own army« bringt einen ironischen Ton in die Aussage, der dem Verfasser fremd ist. Er will vielmehr sagen, daß Nikanor, der sein ganzes Heer verloren hatte, insofern persönlich vom Glück begünstigt wurde, als er heil davonkam.

36 a) Zu Nikanors Vorsatz hinsichtlich des Tributs vgl. Vers 10 mit Anm. b. b) Hier wie oft in 2Makk wird dem geschlagenen oder dem gestraften Feind das Eingeständnis der Macht Gottes in den Mund gelegt. Vgl. 3,28 mit Anm. a und Einl., S. 186. c) Mit den Übersetzungen und anderen Hss. lese ich aVTov, (»sie«) statt des wiederholten '[ovtJa[ov" denn der Verfasser ist kein plumper Stilist.

9,1 a) Zum Orientfeldzug des Königs vgl. W. W. Tarn, The Greeks in Bactria and India, 2.Aufl., Cambridge 1951, S. 2I3ff.; A. K. Narain, The Indo-Greeks, Oxford 1957, S. 53ff.; G.le Rider, Souse sous les Seleucides et les Parthes, Paris 1965, S. 3II-F3; M0rkholm, S.166-180; Will, S. 292-298.

2 a) Persepolis, die Residenz der achämenidischen Könige in Persis, heute Tacht-i-Dschemschid. Alexander der Große hat 331 die Königsburg niederbrennen lassen, doch bestand die Stadt

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mischen verjagt, an einen schimpflichen Rückzug machen. 3 Als er aber bei Ekbatanaa stand, kam ihm zu Ohren, was dem Nikanor und den Truppen des Timotheosb geschehen war. 4 In seinem Sinn gereizt, glaubte er auch die Unbilla derer, die ihn zur Flucht getrieben hatten, an den Juden rächen zu sollen. Deshalb wies er seinen Wagenlenker an, ohne jede Unterbrechung der Fahrt die Reise zu vollenden, während doch für ihn die Stunde des himm­lischen Gerichts gekommen war. In seiner Überheblichkeit nämlich sprach er so: »Aus Jerusalem werde ich, sobald ich dort bin, ein Massengrabb der Juden machen.«

5 Aber der alles überschauende Herr, Israels Gott, schlug ihn mit einem unheilbaren und unsichtbaren Schlaga• Kaum hatte jener seinen Satz be­endet, da ergriffen ihn heilloser Schmerz in den Eingeweiden und bittere Marter in den Organen. 6 Das war vollkommen gerechta, weil er die Ein­geweide anderer mit vielen und fremdartigen Martern gepeinigt hatte. 7 Er aber ließ keineswegs ab von seinem Hochmut, sondern war noch immer von Überheblichkeit erfüllt, schnaubte in seinem Herzen Feuer gegen die Juden und befahl, die Fahrt noch zu verschärfen. Da geschah es, daß er von dem rasend dahinrollenden Wagen stürzte und in schwerem Sturz alle seine Glieder zermartert wurden.

weiter. Vgl. J. Sturm, PW Persepolis, Sp. 1263-1274. Neuere Literatur bei M. S. Drower, Persepolis, The Oxford Classical Dictionary, 2. Aufl., 1970. Die hier nach Persepolis verlegten Vorgänge haben sich tatsächlich in der Landschaft Elymais, beim dortigen Heiligtum der Nanaia, abgespielt, die von den Griechen als Artemis angesehen wurde (Polybios 31,9. Por­phyrios bei Hieronymus, Comment. in Dan. 7I8ff. = Die Fragmente der griechischen Histo­riker 260, F 53. Appian, Syriake 352, wo, anscheinend versehentlich, Aphrodite für Artemis steht). Vgl. noch IMakk6,I-I6, danach Ant12,354-359. 2MakkI,I3-I,17.

3 a) Ekbatana ist Hamadan im nördlichen Medien. b) Die Worte "al TOV, :n:Bel T'pO()BOV sind dem ursprünglichen Text von der gleichen Hand eingefügt worden, die in 8,3°-33 (vgl. Anm. a zu 8,30), die Timotheosepisode an jene unzeitig frühe Stelle verlegt hat.

4 a) "a"la. Der Verfasser versetzt sich mit der seiner eigenen Bewertung widersprechenden Wortwahl in die Rolle des Königs. Vgl. zu diesem Phänomen 13,23 mit Anm. a. b) :n:oAvav<5eetOV hier und in Vers 14. Vgl. das in einer athenischen Inschrift bezeugte Polyan­dreion für die Gefallenen der Schlacht von Salamis, IG 11' 1035,33.

5 a) Der folgende Bericht über das Ende des Königs Antiochos IV. ist unvereinbar mit der im einleitenden Brief 1,13-17 gegebenen Version. Es ist jedoch nicht länger zweifelhaft, daß auch in Kapitel I Antiochos IV. gemeint ist (vgl. Bunge, S. 71.194). Denn I,I3ff. kann weder auf Antiochos III. bezogen werden, wie früher gelegentlich vermutet wurde, da dieser Patron, nicht Feind der Juden war und diese keinen Grund hatten, seinen Tod zu bejubeln (Abel, S. 291), noch auf Antiochos VII. Sidetes (so Niese, S. 286ff.; Holleaux 3, S. 258, Anm. I), denn dieser hat sein Leben in einer Schlacht gegen die Parther im Jahre 129 v.Chr. verloren (Bevenot, S. 173. Vgl. Th. Fischer, Untersuchungen zum Partherkrieg Antiochos' VII., Diss.

, Tübingen 1970, S. 29ff.). Der Widerspruch zwischen 9,5 ff. und I,I3ff. ist vielmehr ein weiteres Indiz dafür, daß der Brief I,IOff. ursprünglich eine eigene Existenz hatte, ehe er dem jetzigen 2Makk vorangestellt wurde.

6 a) Der gleiche Gedanke wie I3,8 .. bei der Hinrichtung des Hohenpriesters Menelaos.

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8 Er, der soeben noch gemeint hatte, er könne den Wogen des Meeres gebieten kraft seiner übermenschlichen Prahlerei, der da glaubte, er könne die Höhe des Gebirges mit der Waage abwägena, er stürzte zu Boden, wurde auf einer Bahre mitgeführt und zeigte so allen sichtbar Gottes Macht, 9 indem sogar aus den Augena des Gottlosen Würmer aufwimmelten und das Fleisch des Lebenden in Schmerz und Pein zerfiel, der von ihm aus­gehende Geruch aber das ganze Heer mit Fäulnisgestank belästigte. 10 Und den, der kurz zuvor vermeint hatte, er könne nach den himmlischen Sternen greifen, vermochte niemand mehr zu transportieren wegen der unerträg­lichen Geruchsbelästigung.

11 Jetzt endlich begann er, als ein Zerschmetterter, das meiste von seinem Hochmut fahrenzulassen und zur Erkenntnis zu kommena, da die Geißel Gottes seine Schmerzen jeden Augenblick steigerte. 12 Und außer­stande, seinen eigenen Gestank zu ertragen, sprach er die Worte: »Es ist Recht, sich Gott zu unterwerfen und als Sterblicher sich nicht gottgleicha zu dünken.« 13 Und der Befleckte betete zu dem Herrn, der kein Erbarmen mehr mit ihm hatte, mit folgenden Worten: 14 Die heilige Stadt, die dem Erdboden gleich und zu einem Massengraba zu machen er voller Hast gekommen sei, erkläre er für frei, 15 die Juden aber, die nicht einmal der Bestattung zu würdigen, sondern mit ihren Kindern zum Fraß für Vögel

8 a) Der nicht leicht verständliche Halbsatz erklärt sich als übernahme von Jes40,12. (Abel, Johnson) . .Ähnliche Adynata zur Kennzeichnung der Sinnesart des Antiochos Epiphanes begegnen schon in 5,2.1.

9 a) Zur Lesart e~ TooV orp()aJ../Joov (gegenüber e~ TOV aW/JaTor; = »aus dem Körper«) vgl. de Bruyne, RB 192.1, S. 407ff., und Abel, S. 400. Der Tod des Gottlosen, des Gotteslästerers oder des von Gott Abgefallenen durch Würmerfraß ist bezeugt für Pheretime von Kyrene (Herodot 4,2.05), den Diadochen Kassander (Pausanias 9,7,2.-3. Justin 16,2.), Herodes den Großen (Ant 17,168-170), Herodes Agrippa (Act 12.,2.2.-2.3), den Schwindelpropheten Alexander von Abonuteichos (Lukian, Alexander 59-60), Kaiser Galerius (Lactanz, De mortibus persecu­torum 33,7-8. 33,II. Eusebius, HE 8,16,3-4 und Vita Constantini 1,57,1-3) sowie für den unter Kaiser Julian vorn Glauben abgefallenen Presbyter Theoteknos von Antiocheia (Philo­storgios, ed. Bidez, p. 98 und 2.32.-2.33). Vgl. W. Nestle, Legenden vorn Tod der Gottesver­ächter, ARW 1936, S. 2.46ff.; J. Moreau, De mortibus persecutorum, Sources chretiennes 39, Paris 1954, S. 61-64. 383-386. Dem vorliegenden Kapitel bis in viele Einzelheiten nachgebildet ist Lactanz' Bericht vorn Ende des Galerius, wo der von unheilbarer Krankheit Befallene durch sie zur Erkenntnis Gottes und zur Reue gelangt, Buße seiner Verfehlungen verspricht, aber keine Gnade mehr findet, und wo auch der Fäulnisgestank des Verwesenden eine ähnliche Rolle spielt wie hier.

I I a) »Erkenntnis«, btlyvwGtr;, ohne nähere Bestimmung ihres Inhalts, der aus dem folgenden deutlich wird. Vgl. Bauer, WB, S. 576. Zum Gedanken vgl. Anm. b zu 3,2.8. Vgl. auch den Schluß der vorigen Anmerkung.

12. a) »gottgleich«, lao()ea, das auch schon Hippolyt und Cyprian lasen, verdient unbedingt den Vorzug vor dem blassen und den Gegensatz verwischenden v:rr;eel]rpava (»überheblich«). So u. a. Luther, Grimm, Keil, Kamphausen, Rahlfs, Abel, S. 409 mit Parallelen, anders Fritzsche, Swete, Kappier, Hanhart, Text, S. 464-465.

14 a) Vgl. Anm. b zu Vers 4. 15 a) Es ist unklar, was der Verfasser dieses fiktiven Gebets konkret im Sinne hat. Athen war zu

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und wilde Tiere hinzuwerfen er sich vorgenommen hatte, werde er alle den Athenern gleich machena, 16 den heiligen Tempel aber, den er zuvor beraubt hatte, werde er mit den schönsten Weihgeschenken schmücken, alles heilige Gerät vielfältig zurückgeben, die für die Opfer erforderlichen Beträge aus seinen eigenen Einkünften stiftena, 17 darüber hinaus werde er selbst Jude werden und jeden bewohnten Platz aufsuchen, um dort Gottes Stärke ohne Unterlaß zu verkünden.

18 Als aber die Schmerzen keineswegs aufhörten - denn gerecht war Gottes Urteil über ihn gekommen -, da begann er an seiner Rettung zu ver­zweifeln und schrieb an die Juden den untenstehenden Brief, der den Ton der ~chutzflehenden Bitte hatte und das folgende enthielta:

dieser Zeit eine unabhängige Macht, aber an eine Entlassung der Juden aus dem Reich des Antiochos ist, wie die Verse 19-27, besonders 26, zeigen, nicht gedacht. Aber vielleicht hat der Verfasser die zahlreichen Gunsterweise im Auge, die Antiochos den Athenern hatte zu· kommen lassen, vgl. M0rkholm, S. 58-60.

16 a) Der König gelobt hier die Wiederaufnahme des traditionellen Brauches. V gl. 3" mit Anm. b. 18 a) Der Vers 19-27 folgende Text ist von vielen Forschern als authentischer Königsbrief an­

gesehen worden, so von Meyer, S. 460; Bevenot, Bickermann, Institutions, S. 191, nr. 24 mit Anm. 16; Bunge, S. 422, Anm. 1Z8b. Gewöhnlich jedoch nehmen auch diese an, daß in der Adresse interpoliert worden ist. Nach Meyer sind die Worte' [ovfJalou; Toie; in einen an die Bewohner der Residenz Antiocheia gerichteten Brief eingeschmuggelt worden. Bevenot da­gegen glaubt, eine Art Rundschreiben an die Juden im Westen des Königreiches erkennen zu können, während Bickermann feststellt: »L' intitule de la piece est falsifiee.« Es kann jedoch kein ernstlicher Zweifel daran bestehen, daß der gesamte Brief eine Fälschung ist. Zunächst das Präskript : Alle authentischen Briefe der Seleukiden beginnen mit den folgenden vier Elementen: Titel, Name des Königs, Adressat, Gruß xate6W. Ergänzungen zum Königstitel wie xal GTeaT1]yoe;, Prädikate (wie Xe1]a-roie;) und nähere Bezeichnungen des Empfängers (wie Toie; :n;oÄlTaLe;) kommen nicht vor, abgesehen von Höflichkeitsformen wie »Vater« oder »Bruder«, die sehr hohen Funktionären gelegentlich beigelegt werden (Bicker­mann, Institutions, S. 19,). Die Ergänzung des üblichen Grußes xale6W durch xal vywtveLv im offiziellen Schriftverkehr istjiidischer Brauch, wie 2Makkl,lo lehrt (sie begegnet in der griechischen Welt nur im privaten Schriftverkehr und ist dort einmal schon im 4. Jahrhundert v. Chr. bezeugt, siehe Ad. Wilhe1m, Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Instituts 19°4, S. 96-97; vgl. Bunge, S.43-46). Die entscheidenden Anstöße aber liegen im Text selbst. Das Bekenntnis zu einem einzigen Gott (T<P 8e{jJ in 21, möglich wäre nur T{jJ 8etq>, »dem Göttlichen« wie im Brief Antiochos' IH. in AntlZ,150; vgl. Holleaux 3, S. 97), weiter der auf den Himmel (I) seine Hoffnung setzende König, die Erörterung seines Gesundheitszustandes vor den Untertanen (21-22), das Einge­ständnis seiner Sorge vor den auf seinen Tod lauernden Dynasten und Nachbarn - dies alles und manches andere ist für einen echten Königsbrief mit breitem Empfängerkreis unmöglich. Mit Recht hat sich Zambelli, S. 234-243, entschieden dafür ausgesprochen, daß das ganze Stück eine Fälschung ist. Aber es ist zuzugeben, daß manche Partien mit Geschick authen­tischen Königsbriefen nachgebildet sind, so 20 elleewa8e - ia-rlv vp.iv, ferner die Worte vp.wv Te ... ip.v1]p.ovevov q>LÄOa-rOeywe; in 21 (vgl. Welles nr. 71,3-4: xat aov ip.V1]p.ovwop.ev q>LÄOa-rOeywe;, Antiochos VIII. oder IX. an Ptolemaios IX. vom Jahre 109), die Verse 26-27 u.a. Daher ist es wahrscheinlich, daß ein echter Königsbrief der Fälschung partiell Modell gestanden hat und daß dessen Gegenstand die Empfehlung eines Thronfolgers war. Adressat des echten Briefes aber war schwerlich eine Stadt, auch nicht die Hauptstadt Antiocheia (gegen Zambelli, S. 235-236), sondern eher die Armee, auf deren Haltung es bei einem Thronwechsel entscheidend ankam. Vgl. für Schreiben hellenistischer Könige an ihre Armeen z.B. Welles

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19 »Den braven Juden, den Bürgerna, entbietet viele Grüße, Gesundheit und Glückb der König und Stratege Antiochos. 20a Wenn Ihr und Eure Kinder bei guter Gesundheit seid und es sich mit Eurem Besitz nach Wunsch verhält, so weiß ich, der ich meine Hoffnung auf den Himmel setze, Gott den größten Dank. 21 Ich befand mich schwach und bin in zärtlicher Liebe eingedenk der Ehre und der guten Gesinnung von Eurer Seite. Beim Rück­zug aus den Gebieten von Persis befiel mich eine mißliche Krankheit. Daher hielt ich es für nötig, an die gemeinsame Sicherheit aller zu denken. 22 Ob­wohl ich an meinem Geschick nicht verzweifele, sondern alle Hoffnung habe, der Krankheit zu entrinnen, 23 in der Überlegung jedoch, daß auch

nr. 39 (von Antiochos III.): BaatÄwr; Avr(oxor; GTeaT1}yoir;, m:n;aexatr;, :n;eCwv f}yepoat, GTeaTulJTatr; "al Toir; ä.Uotr; xa{eew und nr. 26A I, ferner WelIes, S. I70 mit weiteren Zeugnissen, endlich M.-Th. Lenger, Corpus des Ordonnances des Ptolemees, Brüssel I 964, S. 98, nr. 42. Auch Levy, Maccabees, S. 27-32, hat richtig gesehen, daß der Brief eine Fälschung ist und daß ein echtes Schreiben an die Armee Vorbild gewesen sein dürfte. Seiner Ansicht, daß das in Antq,I94 erwähnte Schreiben Herodes' des Großen, das er von seinem Sterbelager an die Armee richtete mit der Empfehlung seines Sohnes Archelaos als Nachfolger, dieses Vorbild gewesen sei, kann ich jedoch nicht zustimmen. Die hierauf gestützte Spätdatierung von 2Makk, ja sogar des Jason von Kyrene, erscheint mir unhaltbar.

I9 a) »den Bürgern«, Toir; :n;oÄlTatr;. Der Verfasser dieses Briefes meint entweder diejenigen Juden, die Bürger der von Jason geschaffenen griechischen Stadt Antiocheia in Jerusalern waren (Anm. b zu 4,9), oder aber alle in griechischen Gemeinden des Seleukidenreiches an­sässigen Juden. In diesem Falle würde sein Zeugnis neben die zahlreichen Aussagen des Josephus treten, in denen dieser immer wieder behauptet, die Juden hätten in den griechischen Städten das Bürgerrecht besessen, seien :n:oÄiTat gewesen, sowohl in Alexandreia wie in Kyrene, in Antiocheia und in allen von Seleukos I. gegründeten Städten wie auch in Ephesos und den anderen Griechenstädten in Ionien (Antr 2,8. IZ, Ir ff. I4, I 88. I6,60. I 9,28 r. Ap 2,3 5 ff.). Diese Behauptung ist unrichtig, denn in keiner griechischen Stadt haben die dort ansässigen Juden, abgesehen von wenigen, die kraft besonderen Aktes Aufnahme in die Bürgerschaft ge­funden hatten, in corpore jemals das Bürgerrecht besessen. V gl. nach vielen Arbeiten mit unter­schiedlichem Ergebnis jetzt die gründliche und durchschlagende Erörterung bei Tcherikover, S. 309-332. Vgl. auch Anm. b zu IZ,3' Wenn der Verfasser dies gemeint haben sollte, so kann jedenfalls Antiochos IV. nicht der Verfasser gewesen sein. Andererseits kann schwerlich gemeint sein »seinen Mitbürgern« (und wenn dies gemeint ist, scheidet der König wiederum als Verfasser aus), denn, wo immer die Juden etwa auch Bürger im Rechtssinne gewesen sein könnten, der König ist in keiner Stadt seines Reiches :n:oÄlT1}r;. Ohne Bedeutung für die Stelle ist, daß es jedenfalls in caesarischer Zeit in Kleinasien zahlreiche Juden gab, die in griechischen Städten ansässig waren, ohne deren Bürgerrecht zu besitzen, die aber im Besitze der civitas Romana waren, daher auch als römische Bürger den Aushebungen zu den römischen Legionen in Kleinasien unterlagen (Caesar, bellum civile 3.4,I), aber aus religiösen Gründen Dispens erbaten und erhielten (Ant I4,226.232.234.235.237.240.259, diese letzte Stelle richtig beurteilt von D. Magie, Roman Rule in Asia Minor, Princeton I950, S. IZ56 und Tcherikover, S. 330. 516, Anm. 93, im Unterschied zu W. W. Tarn, Die Kultur der hellenistischen Welt, Darm­stadt I966, S. 263, Anm. 43, wofür der Vergleich mit Ant 14,235 beweisend ist). b) Zur Grußformel vgl. I,IO mit Anm. b.

20 a) Der Text von Vers 20-2I, sehr verschieden überliefert, ist nicht in Ordnung. Da sich jedoch der ursprüngliche Wortlaut nicht feststellen läßt (vgl. Abel, S. 403-404; Hanhart, Einleitung zur Ausgabe, S. 27-28), gebe ich alles Überlieferte wieder.

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mein Vater, als er in die oberen Satrapiena einmarschierte, einen Nachfolgerb benannte, 24 damit, falls etwas Unerwartetes einträte oder auch nur etwas Mißliches vermeldet würde, die Landeskinder im Wissen, wem das Reich hinterlassen wird, nicht in Aufregung versetzt würden, 25 darüber hinaus in der Erkenntnis, daß die an den Grenzen wohnenden und der Monarchie benachbarten Dynastena auf die Gelegenheit lauern und den Ausgang er­warten, habe ich meinen Sohn Antiochos zum König ernannt, den ich bei meinen Zügen in die oberen Satrapien oft den meisten von Euch zum Schutz anvertraut und empfohlen habe. Ich habe aber an ihn geschrieben, was unten in Abschrift folgtb. 26 Ich fordere Euch hiermit auf und erwarte von Euch, daß Ihr insgesamt und ein jeder für sich, eingedenk der Wohltaten, die be­stehende loyale Gewinnung gegen mich und meinen Sohn bewahrt. 27 Ich bin nämlich überzeugt, daß er, meiner Einstellung folgend, sich milde und gütig unter Euch aufführen wird.«

28 Der Mörder und Gotteslästerer endete sein Leben unter den schlimm­sten Qualen, wie er sie anderen angetan hatte, in der Fremdea, im Gebirgeb auf die elendeste Weise. 29 Den Leichnam aber überführte Philippos, sein Milchbrudera, der dann aus Furcht vor dem Sohne des Antiochos zu Ptolemaios Philometor nach Ägypten übergingb.

2.3 a) Die »oberen Satrapien« sind die östlich des Tigris gelegenen Verwaltungsbezirke des Reiches. Bengtson, S. 78-89. b) Antiochos Irr. hat zweimal, jeweils vor Feldzügen in die östlichen Satrapien, einen seiner Söhne zum Mitregenten angenommen und damit zum potentiellen Nachfolger designiert: im Jahre 2.09 Antiochos (der 193, vor dem Vater, starb), danach 189 Seleukos (IV.). Bicker­mann, Institutions, S. 2.2..

2.5 a) Die mehr oder weniger unabhängigen Dynasten innerhalb des Reiches und an seinen Grenzen waren immer ein Problem des seleukidischen Königstums. Sie nutzten jede Schwäche der Zentralgewalt, um ihre Unabhängigkeit oder ihren Einflußbereich zu vergrößern. Insofern ist hier ein historisch bedeutsamer Sachverhalt zutreffend beschrieben. V gl. Ad. Wilhelm, SAW 166, 1911, S. 48ff.; Holleaux 3, S. 357-363; Bickermann, Institutions, S. 166-169. b) Der angekündigte Brief fehlt, und man hat darin (Bevenot, S. 2.16) ein Anzeichen für die Echtheit des hier wiedergegebenen Schreibens sehen wollen. Aber vermutlich hat der Ver­fasser dieses gefälschten Briefes (Anm.a zu Vers 18) die Worte nur gedankenlos aus seiner authentischen Vorlage übernommen.

2.8 a) Zum Tod in der Fremde und zu seiner Beurteilung in jüdischer Sicht vgl. Anm. a zu 5,10, wo Jason das gleiche Schicksal erleidet. b) Was neben den Worten »in der Fremde« die weiteren »im Gebirge« sollen, ist schwer zu sagen. Sie fehlen in L, der Hauptgruppe von Hss. der Lukian-Rezension, sind mithin schon in der Antike als entbehrlich aufgefallen. Aber das reicht nicht aus, sie als spätere Zutat zu tilgen.

2.9 a) (]VVT(!OrpO~ ist an sich der mit dem König zusammen Aufgezogene. Die Übersetzung ist viel­leicht zu wörtlich für einen Sachverhalt, der wohl mit »Mitschüler« auch einigermaßen zu­treffend, wenn auch allzu banal wiedergegeben werden könnte. Der Ausdruck ist bei den Seleukiden ein hoher Rangtitel für einen kleinen Kreis der »Freunde des Königs«. Ob er ohne jede sachliche Berechtigung, nur als Titel, vergeben wurde, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Vgl. G. Corradi, Studi ellenistici, Turin 192.9, S. 2.70ff.; Bickermann, Institutions, S. 42.; Habicht, Gesellschaft, S. I 5 -16. b) Philippos wurde hiernach vom sterbenden König zum Regenten des Reiches und zum

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10,1-10,38 Die Tempelreinigung und weitere Erfolge des Judas

10.1 Judas aber und die Seinen brachten unter Leitung des Herrn das Heilig­tum und die Stadt wieder in ihre Handa. 2 Sie zerstörten die auf dem Markt­platz von den Fremden errichteten Altäre und die heiligen Bezirke, 3 rei~ nigten den Tempel und bauten einen neuen Opferaltar. Sie schlugen Feuer aus Steinen, nahmen von dem Feuer und brachten nach einer Unterbrechung von zwei Jahrena Opfer und Räucheropfer dar, fertigten Lampen und stell­ten die Schaubrote aus. 4 Danach warfen sie sich auf den Bauch und baten den Herrn, er möge sie nie mehr in solche Übel geraten lassen, sondern sie, wenn sie auch einmal sich verfehlen sollten, mit Milde erziehen und nicht den gotteslästernden und barbarischen Völkern überliefern. 5 Es traf sich aber, daß die Reinigung des Tempels am gleichen Tage erfolgte, an dem er von den Fremden geschändet worden war, nämlich am 25. desselben Monats, we~cher der Chasleu istab.

Vormund seines Sohnes eingesetzt (1 Makk 6, 14. 55. Ant 12, 36o). Sein Handicap gegenüber dem bisherigen Kanzler Lysias war, daß der junge König nicht in seiner Hand war, sondern in der des Lysias, der so den entscheidenden Einfluß auf ihn hatte. Lysias schloß nach dem Feldzug gegen Judas im Jahre 163 unter Opferung des Hohenpriesters Menelaos einen überstürzten Frieden, als Philippos tnit der Armee des Königs aus dem Osten zurückkam (IMakk6,63. zMakkI3,z3. Ant12,386). In dem sich anschließenden Krieg der beiden Würdenträger unter­lag Philippos. Während ihm nach der obigen Stelle die Flucht nach Ägypten gelang, ist er nach Ant12,386 durch Lysias hingerichtet worden. Man hat schon öfter angenommen, daß hier Josephus das Richtige bewahrt hat (vgl. P. Treves, PW Philippos fit. 66, Sp. Z551), und dies gewiß tnit Recht. Denn die Partie 12,383-388 stammt nicht, wie sonst fast der gesamte Bericht des Josephus über diese Jahre, aus IMakk, sondern aus einer anderen Quelle, die sich in vielem nahe tnit zMakk berührt. Der Quellenwert dieser Partie ist nicht geringer als der von zMakk, und vielleicht lag beiden die gleiche Quelle zugrunde. In zMakk scheint nun in der Tat, vielleicht durch Verkürzung des von Jason Berichteten, ein Versehen vorzuliegen: die im Text auf Philippos bezogenen Worte dürften tatsächlich, wie in Ant12,387, vielmehr auf Onias, den Sohn des Hohenpriesters Onias 111., zu beziehen sein, der aus Verärgerung darüber, daß nicht er der Nachfolger des Menelaos wurde, sondern der nicht aus einer hohen­priesterlichen Fatnilie stammende Al1cimos, nach Ägypten ging und dort den jüdischen Tempel in Leontopolis gründete. Wenn nicht Versehen durch Verkürzung, so ist der Fehler in zMakk als bewußtes Verschweigen des verhaßten schismatischen Tempels in Leontopolis und seines Gründers anzusehen.

10,1 a) Die hier berichtete Wiedergewinnung der Stadt war in 8,31, einem aus seinem ursprüng­lichen Ort verpflanzten Stück, schon vorausgesetzt. Vgl. Anm. a zu 8,3°.

3 a) Die Ziffer ist in einer Hs. korrigiert in »drei« nach IMakkl,54, verglichen tnit 4,52 (Ant 12,z48.319-32z), von anderen in »dreieinhalb« nach Dan 12,7 (Belh,I). Zu dem hiertnit ver­bundenen chronologischen Problem siehe Anm. b zu Vers 5.

5 a) Wellhausen, S. 131-132, weist darauf hin, daß das Fest am z5.Chasleu ursprünglich ein heidnisches Wintersonnenfest war, und er verweist auf das Fest für Dusares = Dionysos in Petra am z5.Dezember; die jüdische Sinngebung sei sekundär. Dagegen Motzo, S.138, Anm.l. b) Die Reinigung des Tempels erfolgte am Jahrestag seiner Entweihung durch das erste heidnische Opfer, am z5.Kislew. Während die Entweihung tnit großer Sicherheit auf Dezem-

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6 Und acht Tage verlebten sie in Freude nach Art des Laubhüttenfestes, eingedenk dessen, wie sie vor kurzer Zeit in den Bergen und in den Höhlen, den Tieren gleich, gelebt hattena. 7 Deshalb hatten sie mit Efeu und Wein­laub umwundene Zweige, dazu noch Palmena, und sangen dem Loblieder, der die Reinigung seiner Stätte glücklich zuwege gebracht hatte. 8 Sie bestimmten aber mit einer allgemeinen Anordnung und durch Beschluß für das ganze Volka der Judenb, diese Tage alljährlich festlich zu begehen.

9 Und so verhielt es sich mit dem Tode des Antiochos, der Epiphanes zubenannt wurdea. 10 Jetzt aber werden wir die Ereignissea zur Zeit des Antiochos Eupator darlegen, der ein Sohn dieses Gottlosen warb, indem wir die Hauptpunktee der Kriegsereignisse kurz zusammenfassen. II aAls

ber 167 datiert werden kann (Zambelli, S. 220; M0rkholm, S. 146; Hengel, S. 538; Bunge, S. 456; Schürer, History, S. 155), ist das Jahr der Reinigung kontrovers. Denn die Dauer der Entweihung wird hier mit 2 Jahren angegeben (vgl. Hanhart, Text, S. 482; Zeitrechnung, S. 79), dagegen von IMakk mit 3 Jahren und von Dan mit 3% Jahren (Anm. a zu Vers 3). Die von Daniel genannte Frist steht im Widerspruch zum Zeugnis beider Makkabäerbücher, wonach Entweihung und Reinigung am gleichen Tage des gleichen Monats erfolgten. Es ist daher offenkundig, daß Dan die wirkliche Tempelreinigung nicht mehr erlebt hat und die von ihm genannte Frist eine Prophezeiung ist (So Bickermann, Gott, S. 143-144, hierin seine Auf­fassung früherer Zeit, Makkabäerbücher, Sp. 788, korrigierend. Bunge, S. 480-481). Es bleibt der Widerspruch zwischen den 2 Jahren von 2Makk und den 3 Jahren von I Makk. Im ersten Falle fällt die Reinigung des Tempels durch Judas in den Dezember 165 v.Chr. (so Meyer, S. 209, der allerdings die Entweihung schon 168 ansetzt, mithin der Dreijahresfrist von I Makk folgt; Bunge, S. 409 und öfter), im zweiten Falle in den Dezember 164 v.Chr. (so Galling, S. 45; Zambelli, S.202 und öfter; M0rkholm, S. 157; Hanhart, Zeitrechnung, S.83-84; Hengel, S. 178.538; Schürer, History, S. 162-163). Zwingende Argumente, die eine Entschei­dung ermöglichten, ob hier 2Makk oder I Makk den Vorzug verdient, sind mir nicht bekannt.

6 a) Nach der Wiedereroberung Jerusalems wird das Laubhüttenfest in würdiger Form gleich­sam nachgeholt.

7 a) Palmen symbolisieren den Sieg: JUb12,13. I Makkt3,51 (Johnson). 8 a) Den Worten i(Joyp.aTtuav (Je w:r:a "owoif 1C(!oUTayp.aTo, "ai 1p1/rptup.aTo, entsprechen fast

wörtlich diejenigen über den späteren Beschluß, den Nikanortag zu feiern i(Joyp.aTluav (Je nav-ce, p.eTa "owoif 'P1/rp{up.a-co, in 15,36. b) Der Beschluß soll für die gesamte jüdische Nation gültig sein, d.h. auch für die Juden der Diapora. V gl. 2,17 mit Anm. b.

9 a) Es ist immer bemerkt worden, daß dieser Satz unmittelbar an 9,29 anschließt, daß mithin die Partie 10,1-8 an ihren jetzigen Platz im Zuge einer nachjasonischen Umstellung geraten ist.

10 a) In 10 folge ich Abel (S. 4°9), der mit den lateinischen Übersetzungen yev6p.eva liest und aVTa tilgt; ein Eingriff in den am besten beglaubigten Text ist jedenfalls nötig. b) Antiochos V. Eupator war bei seiner Thronbesteigung zu Ende des Jahres 164 v. Chr. neun Jahre alt. Appian, Syriake 236,352; M0rkholm, S. 48, Anm. 41; Schürer, History, S. 129. c) Das Ende von 10 ist durch Risberg, S.23-24, in Ordnung gebracht worden: "a"a ist sekundär und aufgrund eines falschen Wortverständnisses von Ta uvvExov-ca als »das darin Enthaltene« oder »die anhaltenden« in den Text gelangt. Tatsächlich bedeutet Ta UVJIExov-ca »die Hauptpunkte«, und sie will der Epitomator kurz zusammenfassen. Hier liegt mithin wie in 2,23 die ausdrückliche Aussage vor, daß er die ausführlichere Vorlage, Jason, verkürzt.

II a) Der lange Bericht Vers II-38 steht nicht an seinem ursprünglichen Platz. Er gliedert sich in drei Geschehenszusammenhänge: I. die Ersetzung des Ptolemaios Manon durch Protarchos als~Stratege von Koilesyrien und Phönikien (II-I3), 2. die Kämpfe des Judas gegen Gorgias und die Idumäer (14-23), 3. die Kämpfe gegen Timotheos (24-38). Das Wesentliche zur

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dieser das Königtum übernalun, ernannte er zum Kanzler einen gewissen Lysiasb, zum Statthalter von Koilesyrien und Phönikien jedoch Protarchosc•

12 Denna':;Ptolemaios mit dem Beinamen Makron hatte die Politik verfolgt, gegenüber den Juden das Recht zu wahren wegen des an ihnen verübten Unrechts, und hatte sich bemüht, mit ihnen in Frieden auszukommen. 13 Daher wurde er von den Freunden (des Königs) bei Eupator verklagt und hörte sich bei jeder Gelegenheit Verräter genannta, weil er das ilun von

Analyse haben Wellhausen, S. 148-151, und ZambeIli, S. 272-279, geleistet. Es war immer aufgefallen, daß insbesondere die Tradition über Timotheos in 2Makk durch Umstellungen stark deformiert ist. So sind die Erwähnungen 8,3°-33 (siehe Anm. a zu 8,30) und 9,3 ganz deplaciert, in 10,24-38 sind die letzten Kämpfe gegen ihn und sein Tod (8,3°-33 ist daraus nur eine verkürzende Dublette) zu früh berichtet, denn in 12,10-12 ist Timotheos erneut aktiv, danach wieder in 12,17-3 I (es kann nicht mehr zweifelhaft sein, daß in 2Makk immer ein- und derselbe Timotheos gemeint ist, richtig ZambeIli, S. 277)' Wellhausen sehr nahe kommend, ohne ihn zu kennen, hat Zambelli gezeigt, daß die gesamte kriegerische Auseinandersetzung des Judas mit Timotheos erst in der Zeit nach dem in Kapitel II berichteten I. Lysiasfeldzug und dem ihm folgenden Frieden stattgefunden hat und erst, nachdem mit der Ernennung des Protarchos zum Nachfolger des Ptolemaios Makron der königliche Hof unter Antiochos V. Eupator von der Friedenspolitik abging und erneut einen Kriegskurs einschlug. Mithin ist die gesamte Partie 2MakkIO,II-38 (und mit ihr 8,3°-33) nach 2Makk12,31 einzufügen. Die be­richteten Vorgänge gehören jedoch alle vor den 2.Lysiaszug, der in Kapitel 13 behandelt wird (vgl. Anm. a zu II,I, am Ende).

Ist so der ursprüngliche Aufbau von 2 Makk hinsichtlich dieser Ereignisse zurückgewonnen, so bleibt die historische Glaubwürdigkeit von Teilen des Berichts eine andere Frage. Insbe­sondere gilt dies für 2MakkIO,H-38; vgl. Momigliano, S. 74, und Levy, Ptolemee, S.695, Anm. 2 (für 10,24-31), b) Lysias ist dank seiner einflußreichen Stellung und seiner geschichtlichen Rolle wohl­bekannt (vgl. Anm. a zu II,I). c) neon:aexoll schreiben u.a. Grimm, Bevenot, Abel, KappIer, Hanhart und Johnson. Ent­sprechend verstehen dies als nähere :Bezeichnung zu crreaT1Jy611 und den ganzen Halbsatz als Apposition zu Lysias diese Autoren, ferner Kamphausen, Bickermann, Institutions, S. 202.2°4, und Hanhart, Text, S.470. Dagegen verstehen Protarchos richtig als Eigennamen Niese, S. 295; Meyer, S. 233; Levy, Ptolemee, S. 690, Anm. 5; Bengtson, S. 164; Zambelli, S. 196; Bunge, S. 430, Anm. 139. Die Gründe sind folgende: I. Als Amtsbezeichnung müßte die Form neWTtleXOlITa lauten. 2. Das oe zeigt an, daß etwas Neues, nicht eine Ergänzung folgt. 3. So­wohl das Amt des Kanzlers (Anm. a zu 3,7) wie das des Strategen für Koilesyrien und Phöni­kien sind wohlbekannt, beide werden immer unterschieden und nie miteinander kumuliert, sie sind auch von unterschiedlicher Ranghöhe. 4. Die Analogie von 13,24 (siehe Anm. c zur Stelle). Mit seiner Ernennung wurde Protarchos, wie. auch das folgende zeigt, Nachfolger des Ptolemaios Makron. Er war zugleich der letzte Inhaber dieser Strategie (vgl. Bengtson, S. 164, und Levy, Ptolemee, S. 688-699).

12 a) Das yae begründet, warum ein neuer Statthalter benannt wurde. Es läßt sich jedoch nicht sagen, ob der Selbstmord des Vorgängers Ursache oder Folge der Ernennung des Protarchos war.

13 a) Auch früher schon hatte der Undank des ptolemäischen Hofes hohe Würdenträger zum Übertritt in seleukidische Dienste veranlaßt, vor allem im Jahre 219 unter Ptolemaios IV. Philopator. Polybios 5,61,3-62,2. 70,10-1I. Vgl. auch Anm. a zu 4,45 und Walbank I, S. 587. b) Gemeint ist Ptolemaios VI. Philometor, der 181-145 König war. c) Aus der Zeit der Statthalterschaft des Ptolemaios Makron in Zypern stammen seine Er­wähnungen in den Inschriften aus Athen (W. Dittenberger, Orientis Graeci Inscriptiones Selectae I, Leipzig 1903, 1I7) und aus Gortyn (Inscriptiones Creticae 4,208). Polybios rühmt

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Philometorb anvertraute Zyperne verlassen hatte und zu Antiochos Epi­phanes übergegangen war, und daß er in unedler Weise seine Amtsbefugnis ... mißbrauchtd habe ... Daher schied er durch Gift aus dem Leben.

14 Gorgiasa jedoch, der zum Befehlshaber des Gebiets ernannt worden war, warb Söldner und widmete sich bei jeder Gelegenheit dem Kriege gegen die Juden. 15 Gemeinsam mit diesem belästigten auch die Idumäera,

im Besitz günstig gelegener Stützpunkte, die Juden, und indem sie die aus Jerusalem Verbanntenb bei sich aufnahmen, warfen sie sich auf den Krieg.

16a Judas und die Seinen aber hielten einen Bittgottesdienst, baten Gott, ihr Mitstreiter zu sein, und zogen gegen die Stützpunkte der Idumäer. 17 In machtvollem Angriff auf diese bemächtigten sie sich der Plätze, er­wehrten sich aller, die auf der Mauer kämpften, erschlugen die in ihre Hände Fallenden und töteten nicht weniger als 20000. 18 Nicht weniger als 9000

aber flüchteten sich in zwei überaus feste und mit allem, was bei einer Belage­rung dienlich ist, wohl versehene Türme. 19 Da ließ Judas Simon und J oseph zurucka, dazu auch noch Zakchaios mit seinen Leuten, die für deren Belagerung hinreichten, und begab sich selbst in ein Gebiet, das seiner drin­gend bedurfte. 20 Die um Simon aber, die das Geld liebten, ließen sich von

seine umsichtige und sparsame Verwaltung als musterhaft. Sein Übertritt zu Antiochos IV. erfolgte im Jahre 168 (Otto, S. 78; Levy, Ptolemee, S. 691; T. B. Mitford, Studi Calderini­Paribeni 2, Mailand 1957, S. 184). Seine Amtsenthebung ging jedenfalls vom Regenten Lysias aus; dabei mag neben dem Kurswechsel in der Politik gegenüber den Juden um Judas auch die bevorstehende Auseinandersetzung mit Philippos (siehe Anm. b zu 9,29) eine Rolle gespielt haben. Zur Person des abgelösten Statthalters und zu weiteren Angehörigen seiner Familie vgl. Gabba nr. 3, eine Ehrung in Delphi aus dem Jahre 188/187, Vgl. nach Levy a.a.O. zuletzt W. Peremans und E. Van't Dack, Historia 1955, S. 338-345, und Mitford, a.a.O., S. 163-187, die in ihm übereinstimmend den zweiten der in Delphi genannten Söhne sehen (darin abweichend von Levy, der den Vater für den Statthalter von Zypern hält). d) In den Worten f!~Te eVY61lij T-f}V e!;ova{av eVY61l{aar; steckt jedenfalls eine Korruptel (darum sind sie in der lateinischen Übersetzung ausgelassen worden). Richtig erscheint mir Risbergs Vermutung, S.24, daß in eVY61l{aar; ein mit den vorausgehenden Infinitiven &d TO e"Äm:eiv und "al uvaxweijaat korrespondierender weiterer Infinitiv steckt, der eine weitere Anschuldi­gung enthielt. Risberg selbst verbessert in eVY61l{aat, zustimmend Katz, Text, S. 15.

14 a) Zu Gorgias vgl. Anm. d zu 8,9. 15 a) Es sind die Edomiter des AT. Beer, PW Idumaea, Sp. 913-918.

b) Die Verbannten sind Parteigänger des Hohenpriesters Menelaos, die durch Judas und seine Leute nach der Wiedereroberung Jerusalems aus der Stadt vertrieben worden waren.

16 a) Zu 16-20 vgl. IMakk5,3-6, wo jedoch bezeichnenderweise nichts von der für Simon peinlichen Bestechungsaffäre erwähnt ist.

19 a) Es liegt auf der Hand, daß Simon und Joseph die gleichen Unterführer sind wie die in 8,23 genannten. Simon·ist mithin der Bruder des Judas (so richtig Wellhausen, S. 149; Abel, S. 4II; Bunge, S. 200). Daß das Verhalten seiner Leute auch auf ihn einen Schatten wirft, kann bei der Tendenz von 2 Makk gegenüber den Hasmonäern (siehe Einl., S. 188, 191) nicht wundernehmen und gibt keinen Grund zu der Annahme, ein anderer Simon müsse gemeint sein (so jedoch Niese, S. 306; Meyer, S. 457, Anm. 1). Eine Schlappe Simons des Makkabäers wird auch in 14,17 ganz unbefangen erwähnt.

20 a) Eine weitere Verratsepisode in 13,21.

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einigen in den Türmen mit, Silbergeld bestechen, und nach Empfang von 70000 Drachmen ließen sie einige entschlüpfena.

2 I Als dieser Vorfall dem Judas gemeldet wurde, verklagte er sie vor den versammelten Führern des Volkes, daß sie um Geld ihre Brüder verraten hätten, indem sie ihre Feinde freigaben. 22 Diese nun, die zu Verrätern geworden waren, ließ er töten, dann nahm er sogleich die beiden Türme ein. 23 Mit den Waffen bahnte er sich durch alles, was vor seinen Händen war, einen Weg und vernichtete in den beiden Türmen mehr als 20000 Manna.

24 Timotheos abera, der früherb von den Juden besiegt worden war, sammelte sehr starke Söldnerkräfte, zog zahlreiche Pferde aus ganz Asien zusammen und erschien, um Judäa mit Waffengewalt einzunehmen. 25 Bei seiner Annäherung bestreuten Judas und seine Leute in der Absicht einer Fürbitte zu Gott ihre Köpfe mit Erde und gürteten ihre Hüften mit Säcken, 26 fielen vor dem Fundament gegenüber dem Opferaltar nieder und betetena, er möge ihnen gnädig, ihren Feinden feindlich und ihren Widersachern ein Widersacher sein, wie das Gesetz verkündetb. 27 Wie sie aber von der Fürbitte kamen, nahmen sie ihre Waffen auf und rückten ein größeres Stück aus der Stadt vor. Den Feinden nahe machten sie halta.

28 Gerade bei Sonnenaufgang stießen beide Seiten aufeinander. Die einen hatten als Bürgschaft für Glück und Sieg außer ihrer Tapferkeit, daß sie zum Herrn ihre Zuflucht genommen hatten, die anderen aber machten ihre Lei­denschaft zum Führer im Streit. 29 Und als der Kampf heftig tobte, zeigten sich den Feinden vom Himmel fünf prächtige Männer auf Pferden mit gol­denen Zügeln und machten sich zu Anführern der Judena. 30 Zwei von ihnena nahmen Judas in ihre Mitte, beschirmten ihn mit ihren Rüstungen und bewahrten ihn vor Verletzungen, gegen die Feinde aber schleuderten sie unentwegt Pfeile und Blitze. Deshalb stoben die Feinde, von Finsternis

23 a) Nachdem von 9°00 in den Türmen Eingeschlossenen einige entkommen waren, erschlägt Judas gleichwohl mehr als 20000. Die gleiche, ebenso unverbindliche Zahl auch in 8,3° (wo derselbe Vorgang verkürzend dargestellt ist, siehe oben, Anm. a zu Vers II), fast die gleiche Zahl auch in Vers 3 I.

24 a) Die hier und im folgenden bis Vers 3 I geschilderte Invasion des Timotheos in Judäa ist imaginär; er verteidigte sich nur in Galaad und im Ammoniterland. Uvy, Ptolemee, S. 695. Anm.2. b) Angespielt ist auf 8,3°-33 (Anm. a zu 8,30).

26 a) Zum Ort des Gebets siehe Abel, S. 412. b) Der Text, auf den velwiesen wird, ist Ex 23,22.

27 a) Wörtlich »waren sie für sich«, eq;' eavTwv naav. 29 a) Zur Erscheinung himmlischer Helfer vgl. Einl., S. 187f. 30 a) Zur Verteidigung der Worte oE 660 vgl. Hanhart, Text, S. 450. Zwei der fünf Reiter nehmen

Judas schützend in die Mitte (was fünf, wie in Abels Text, nicht ebensogut können). Das 660 ist in vielen Hss. nur wegen des sprachlich sehr harten Anschlusses ausgeschieden worden. Ich halte für sehr wahrscheinlich, daß infolge einer Haplographie zwei Buchstaben ausgefallen sind und zu schreiben ist TWV 'Iov6alwv, (div) oE 660.

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überschüttet und voll Verwirrung, auseinander. 31 Erschlagen aber wur­den 2.0500 und 600 Reiter.

32. Timotheos selbst floh in ein Gazara genanntes Kastella, einen sehr fe­sten Stützpunkt, in dem Chatteas das Kommando führte. 33 Judas und seine Männer aber hielten den Stützpunkt vier Tage lang voller Eifer um­zingelt. 34 Die darinnen jedoch, da sie auf die unzugängliche Schroffheit des Platzes vertrauten, schmähten sie über alle Maßen und schleuderten ihnen lästerliche Worte entgegena.

35 Als aber der fünfte Tag anbrach, warfen sich zwanzig Jünglinge aus dem Heere des Judas gegen die Mauer, brennend vor Wut über die Schmä­hungen, voll Mannesmut und mit dem Grimm wilder Tiere, und sie hieben nieder, was ihnen in den Weg kam. 36 An der entblößten Stellea aber stiegen andere ebenso hinauf gegen die Eingeschlossenen, legten Feuer an die Türme, entzündeten Brände und verbrannten die Lästerer bei lebendigem Leibe. Andere aber schlugen die Tore ein, ließen die übrige Streitmacht ein und eroberten die Stadt. 37 Und den Timotheos, der sich in einer Zisterne verborgen hatte, erschlugen sie und seinen Bruder Chaireas und den Apollo­phanes. 38 Als sie dies vollbracht hatten, priesen sie mit Hymnen und Bekenntnissen den Herrn, der Israel so große Wohltat erwiesen und ihnen den Siega gegeben hatte.

11,1-11,38 Das Ende des Glaubenszwanges

11,1 Nach ganz kurzer Zeit aber zog Lysias, der Vormund und »Verwandte« des Königs und Kanzler, der das Geschehene sehr ernst nahma, 2. gegen

3Z a) Gazara (Gezer), an der Küste gelegen, ist nahezu einhellig überliefert und gegen die oft geäußerte Vermutung, gemeint sei das transjordanische Jazer (so Grimm, Niese, Kolbe), zu halten, da der Verfasser die Schlacht auf dem Boden Judäas stattfinden läßt (Bevenot, S. ZZI; Abel, S.4IS). Die historische Fragwürdigkeit der Angabe steht auf einern anderen Blatt Anm. a zu Vers z4). Tatsächlich hat erst Simon wesentlich später Gazara erobert, IMakkl3 43-48.

34 a) Die Lästerworte der sich sicher glaubenden Verteidiger, der durch sie angestachelte Mut der Juden und die Bestrafung der Lästerer sind wie hier in Vers 34-36 ganz ähnlich in IZ,13-16 geschildert.

36 a) Zur Erklärung der meistfalsch übersetzten Worte b 'np ne(!,anaaprp siehe Risberg, S. Z4-Z 5. 38 a) Für vi"o~ (vei"o~) im Sinne von vt,,"l vgl. Katz, Besprechung, S. z8z, und Walters, S. 34-36.

lI,l a) Lysias führt den Ehrentitel »Verwandter«, avyyev~, (vgl. Bickermann, Institutions, S. 4z), und kumuliert die Stellung des Reichskanzlers (Anm. a zu 3,7), die er schon unter AntiochosIV. innegehabt hatte (IMakk3,3z, AntIZ,z95), nach der erneuten Ernennung zu diesem Amt durch Antiochos V. (zMakk 10.11. Vgl. Polybios 31,17' 31,19. 3I,ZO), mit der des Vormundes, entT(!OnO, (vgl. Bickerrnann, Institutions, S. ZI; Ayrnard, S. z30ff.), für den jungen König, wozu ihn Antiochos IV. vor seinem Abmarsch in die oberen Satrapien bestellt hatte (Appian,

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80000 Mann und die gesamte Reiterei zusammen und zog gegen die Juden heran. Er hatte im Sinn, die Stadt zu einem Siedlungsplatz für die Griechen zu machen, ; den Tempel zu einer Geldquelle wie die übrigen Heiligtümer der (heidnischen) Völker und die Hohepriestetwürde zu einem käuflichen Jahresamta. 4 Dabei bedachte er in keiner Weise Gottes Macht, sondern war hochgestimmt im Hinblick auf die Zehntausende von Fußsoldaten, die Tausende von Reitern und die 80 Elefantena. 5 Er marschierte nach Judäa ein und näherte sich Bethsura, einem festen Ort, der von J erusalem etwa fünf Schoinenb entfernt liegt, und setzte diesem Platz hart zu.

6 Als aber Judas und die Seinen bemerkten, daß er die festen Plätze bela­gerte, da flehten sie unter Wehklagen und Tränen mit denMassen inständig den Herrn an, einen guten Engel zur Rettung Israels herabzusendena. 7 Judas aber ergriff selbst als erster die Waffen und bewog so die anderen, gemein­sam mit ihm die Gefahr zu bestehen und ihren Brüdern zu helfen. Vereint zogen sie voller Bereitschaft aus. 8 Als sie aber dort bei Jerusalem waren,

Syriake 2.;6. IMakk;,;;. 6,17. Ant12.,2.96. 2.Makl<:I;,2.. 14,2.). Daß Antiochos IV. auf seinem Sterbebett an seiner Stelle Philippos zum Vormund ernannt habe, berichtet I Makk 6, ~ ~ (da­nach Ant 12.,;60-;61). Das kann richtig sein, ist aber wohl eher von Philippos fingiert worden, der damit selbst den entscheidenden Einfluß auf den jungen König zu erlangen hoffte. Daß dieser sich bei Lysias befand, spricht (trotz Justin 34,;,~) gegen die Glaubwürdigkeit der Angabe, der sterbende König habe Philippos die Vormundschaft übertragen. Nachdem Lysias Sieger über Philippos geblieben war, war seine Stellung als Vormund und Kanzler unangefochten. Der von ihm ganz abhängige junge König hatre ihn schon vorher mit der gelegentlich für hochgestellte Personen verwendeten Ehrenbezeichnung »Vater« angeredet (2.MakkII,2.;). Weitere Zeugnisse für Lysias sind Appian, Syriake 2.41-2.42.. Livius, Perioche 46. Iulius Obsequens p. 1~5. IMakk;,;8. 4,2.6ff. 4,34-;~. 6,6. 7,2.. Ant. 12.,2.98. 31;.;15.;67. 379-;90. 2.MakkII,12.ff. II,17. 11,2.;. II,;~. 12.,1. 12.,2.7. 1;,4. 1;,2.6. ;Makk~,4o. Porphyrios, Die Fragmente der griechischen Historiker 2.60,F ;2.,14. 57. Eusebius I, S. 2.53-2.54. Sulpicius Severus 2.,2.1-2.2.. Zonaras 4,2.5. Daß Lysias hier, nach der Gewohnheit des Verfassers bei der ersten Erwähnung von Personen, näher gekennzeichnet wird und ihm der Ehrentitel und seine Funktionen beigelegt werden, zeigt erneut, daß die Erwähnung in 10,11 (Avalav Twa) ursprünglich derjenigen hier folgte, wie denn 10,1I-;8 hinter 12.,31 einzuordnen sind (Anm. a zu 10,1I).

; a) Zum Inhalt dieses Verses vgl. Bickermann, Institutions, S. 1I4. 4 a) Die Unterhaltung von Elefanten durch den König war ein Verstoß gegen den Friedens­

vertrag mit Rom (Polybios 2.1, 45,12.). Tatsächlich haben die Römer wenig später, unter dem Kanzler Lysias, durch die Gesandtschaft des Octavius, die Verstümmelung der seleukidischen Kriegselefanten herbeigeführt (Polybios 31,12.,11. Appian, Syriake 2.;9. Zonaras 9,2.5,5. Cicero, 9. Philippica 4). Die Könige haben jedoch alsbald eine neue Elefantentruppe auf­gestellt (Anm. a zu 14,12.).

5 a) Bethsur ist die Festung südlich von Jerusalem, heute Khirbar-Tubayqua. Schürer, History, S. 161. b) Zur Lesart axo{vovr;, die gegenüber dem gleichfalls überlieferten aTaolovr; nicht nur die leetio difficilior ist, sondern auch allein der tatsächlichen Entfernung entspricht, vgl. Abel, S. 42.;. Für die Frage, ob Jason von Kyrene in Ägypten oder in Palästina schrieb, ergibt sich aus der Verwendung dieses in beiden Ländern damals gebräuchlichen Längenmaßes nichts.

6 a) Hier und in 8-9 wieder ein himmlischer Mitstreiter der Juden; vgl. Einl., S. 187f. Zum guten Engel verweist Johnson auf Ex2.;,2.o. Jos 5,1;-15. Jdc6,1I. 2.KÖnI9,;~' Vgl. auch unten 15,2.;.

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erschien ihnen als Führer ein Berittener in weißem Gewand und goldene Waffen schwingend. 9 Da rühmten alle vereint den barmherzigen Gott und wurden im Herzen ermutigt, bereit, nicht nur Menschen, sondern auch die wildesten Tiere und eiserne Mauern niederzustrecken. 10 Sie rückten in guter Ordnung vor mit dem als Mitstreiter, den der barmherzige Herr vom Himmel gesandt hatte. II Wie die Löwena stürzten sie sich auf die Feinde, streckten II 000 von ihnen und 1600 Reiter nieder und zwangen die Gesamt­heit zur Flucht. 12 Die meisten derselben retteten sich nackta mit Ver­letzungen. Und Lysias selbst brachte sich nach schimpflicher Flucht in Sicherheit.

13 Da er aber nicht unverständig war, erwog er die empfangene Nieder­lage. Und als er erkannte, daß die Hebräera wegen der Hilfe des mächtigen Gottes unbesiegbar seienb, da sandte er zu ihnen 14 und forderte sie auf zur Aussöhnung unter billigen Bedingungena; er werde auch den König dazu bringenb, ihr Freund zu werden. 15 Judas aber stimmte allem zu, was Lysias vorschlug, indem er an den Nutzen dachte. Denn was der Makkabäer dem Lysias schriftlich als Forderung der Juden übergab, bewilligte der König. 16 An die Juden gerichtet war zunächst der Briefa des Lysias mit folgendem Inhalt: »Lysias grüßt die Menge der Judenb. 17 Johannes und Absalom, die von Euch geschickt wurden, haben das unten abgeschriebene Aktenstücka übergeben und hinsichtlich der in ihm bezeichneten Punkte einen Bescheid verlangt. 18 Was nun davon auch dem König vorgelegt

II a) ÄeoVT1)66v, ein regelmäßig gebildetes Hapleg. Vgl. 14,14 ayeÄ1)66v. 14.45 "'eo'Vll1)66v. 12. a) Gemeint ist »ohne Waffen«. 13 a) Vgl. Anm. a zu 7,31. Siehe auch 15,37·

b) Der gleiche Gedanke der Unbesiegbarkeit der Juden wird mit gleicher Begründung in 8,36 dem geschlagenen Nikanor in den Mund gelegt.

14 a) Wörtlich »auf Grund aller Rechtstitel«. Ebenso 13,2.3. b) Das Nebeneinander von nelaetV (»überreden«) und avay",dCetV (»zwingen«) ist sekundär. Das eine soll das andere erklären und ist als Glosse in den Te..'!:t eingedrungen. Sachlich ist avay",dCetV, da vom Kanzler im Hinblick auf den König gesagt, ein sehr starkes Wort. Andererseits ist netaetV neben [netae stilistisch unschön, und eine Ersetzung von avay",dCetV durch nelaetV ist leicht, das Umgekehrte schwer denkbar. Daher halte ich mit Hanhart, Text, S. 466, und gegen Katz, Text, S. 15, avay",dCetv für die ursprüngliche Lesart.

16 a) Der Artikel al ist, obwohl gut bezeugt und unentbehrlich, in Hanharts Ausgabe fortgelassen. b) Der Kanzler schreibt an TO nMiOo~ der Juden unter Vermeidung des Ausdrucks [Ovo,; (Nation) oder Äa6~ (Volk; vgl. Anm. a zu 4,48). Darin liegt, daß er die Juden nicht als einen im Sinne der Reichsgewalt ordnungsgemäß verfaßten und zu eigentlichen Verhandlungen legitimierten Partner ansieht (vgl. Bickermann, Gott, S. 179, Anm. I). Es liegt auf der gleichen Linie, daß er in 17 die Unterhändler nicht als Gesandte (neeaße:r.rral) bezeichnet, sondern nur als Übermittler einer Denkschrift.

17 a) Das beigegebene Schriftstück ist hier nicht wiedergegeben, zweifellos deshalb nicht, weil es Jason nicht vorlag. Daß der Hinweis auf die Anlage trotzdem stehenblieb, ist neben vielen anderen Momenten ein Indiz für die Authentizität des Schreibens und des mitgeteilten Wort­lauts, anders als im Falle 9,2.5, wo es sich um ein unechtes Königsschreiben handelt (Anm. b zu 9,2.5).

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werden muß, habe ich bezeichnet; was innerhalb meiner Kompetenz lag, habe ich zugestandena. 19 Wenn Ihr nun die Loyalität gegenüber dem Reich bewahrt, so werde ich auch in Zukunft versuchen, Urheber von Wohltaten für Eucha zu werden. 20 Hinsichtlich der Einzelheiten habe ich sowohl diesen wie Leuten aus meinem Stabe aufgetragen, mit Euch zu verhandeln. 21 Lebt wohl! Im Jahre 148, am 24. des Monats ... Dioskorinthlosa ••• «

22 Der Brief des Königs aber lautete folgendermaßen: »König Antiochos grüßt seinen Bruder Lysiasa. 23 Nachdem unser Vater sich zu den Göttern begeben hata, haben wir, in dem Wunschb, daß die Menschen im Königreich

18 a) Die richtige Lesart aVlJSXWe1]aa in mehreren Hss. und bei den meisten Herausgebern (Bevenot, Abel, vgl. Niese, S. 477; Laqueur, Urkunden, S. 236; Bickermann, Gott, S. 179, Anm. 3). Sie ist sachlich zwingend und wird darüber hinaus noch durch II,35-36 gesichert. Es ist unverständlich, daß KappIer und Hanhart aVlJSXwe1]asv (»hat er zugestanden«) lesen. Zur Sache vgl. das Schreiben eines hohen Funktionärs des Ptolemaios I., Aristobulos, an die Stadt Iasos in Karien, das sich ebenfalls auf Verhandlungen mit städtischen Gesandten bezieht: vnie /l& ovv TWV Ä[otnwv] aVlJs"SXWe~"a/lsv avroie;, vnie di Tije; GV'lJTCZ;SWe; ed6"st /lOt dvsvBy"at sie; TOV ßaatÄia (Annuario della Scuola archeologica in Atene e delle Missione italiane in Oriente 45-46,1967-1968, S. 439, B 12-14 mit der Korrektur von J. und L. Robert, Revue des etudes grecques 1971, S. 502).

19 a) v/liv (»für euch«) nach naealTtoe; ist nicht in allen Hss. überliefert und daher von Hanhart fortgelassen. Es ist unentbehrlich, wie zahlreiche Parallelen zeigen: dtd "al TO/l naTBea TOV f}/laSeOV .. noÄÄwv dyaOwv naealTtov v/liv ysv6/lsvOV (Welles nr. 14,4-5, Ptolemaios TI. an Milet), ferner im Brief der Scipionen an Herakleia am Latmos, 190 v.Chr. (R. K. Sherk, Roman Documents from the Greek East, Baltimore 1969, nr. 35,9-10), im Brief des Konsuls C. Livius SaIinator an Delphi, 189 v. Chr. (Sherk, a.a.a.O. nr. 38,22-23), und in dem des Octavian an Rhosos, 3I v.Chr. (Sherk, a.a.O. nr. 58,80). Abel hat daher v/liv zu Recht in den Text genommen.

21 a) Der uneinheitlich überlieferte Monatsname ist jedenfalls korrupt. Die Hss. bieten Llto;, KoewOlov, Dioscori, Dioscordi, Dioscoridi(s), Deoscolori. Es kann sich, beim Schreiben eines seleukidischen Kanzlers, nur um einen makedonischen Monatsnamen handeln (trotz Niese, S. 483, und Hanhart, Text, S.473-474). Von den in Betracht kommenden makedonischen Monaten ist Lllov (der erste Monat) wahrscheinlicher als LlvG't'eov (der fünfte) und Llatalov (der achte Monat des im Oktober beginnenden makedonischen Jahres).

22 a) Für hohe Würdenträger war von seiten der seleukidischen Könige die sonst den Königen vorbehaltene (Welles, nr. 71,2) Anrede »Bruder« nicht ungewöhnlich. Alexander Balas (I Makk 10,18) und Demetrios TI. (I MakkII,30) verwendeten sie gegenüber Jonathan. In besonderen Fällen zeichnet der König den Empfänger sogar durch die Anrede »Vater« aus, so Antio­chos III. den Zeuxis (Ant12,148), Demetrios I. den Lasthenes (IMakkII,32). Vgl. Polybios 31,12,5: Der in Rom internierte Prinz Demetrios, der spätere König Demetrios 1., redet die Senatoren als »Väter«, ihre Söhne als »Brüder« an. Bickermann, Institutions, S. 43.193. Es liegt kein Grund vor, mit Wellhausen, S. 142, und Meyer, S. 212, zu verlangen, daß Antio­chos V. seinen Vormund Lysias als »Vater« hätte ansprechen müssen. Von daher ist mithin auch nicht, unter Tilgung der Erwähnungen des königlichen Vaters in 23 und 24, der Aus­steller des Schreibens als Antiochos IV. zu erweisen, wie dies Laqueur ursprünglich wollte. Er hat späterhin (Urkunden, S. 236-237) seine Auffassung revidiert und Antiochos V. als Ab­sender anerkannt.

23 a) Die Wendung begegnet so oder ähnlich von verstorbenen Königen oft, u.a. in 4.7 (siehe dort, Anm. a). b) Die Partizipien in 23-25, ßovÄ6/lsvot, d"1]"o6T1le;, aieoV/lsvot (»In dem Wunsch, auf die Kunde, von dem Vorsatz bestimmt«), stehen parallel nebeneinander und sollen die Motive des

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sich ohne Beunruhigungc ihren eigenen Angelegenheiten widmen können, 24 sowie auf die Kunde hin, daß die Juden der von unserem Vater verfügten Umstellung auf die griechische Lebensweise nicht zustimmen, sondern ihre eigenen Lebensformen vorziehen und verlangen, daß ihnen das Herkömm­liche zugestanden werde, 25 endlich von dem Vorsatz bestimmt, daß auch diese Nation ohne Beunruhigung sein soll, verfügt, daß ihnen das Heiligtum wiederhergestellt werdea und daß sie ihr Leben gemäß den zur Zeit ihrer Vorväter bestehenden Sitten gestaltenb. 26 Du wirst mithin gut daran tuna,

wenn Du zu ihnen schickst und ihnen Garantien gibst, damit sie in Kenntnis unserer Einstellung wohlgemut sind und sich gern zur Handhabung ihrer eigenen Angelegenheiten wenden.«

27 An das Volk aber lautete der Brief des Königs wie folgt: »König Antiochos grußt den.Ä.ltestenrat der Juden und die übrigen Judena. 28 Wenn

Königs für seine Verfügung unter verschiedenen Gesichtspunkten begründen (verkannt von Bunge, S.44o). Gleichartig sind die Präambeln moderner Verfügungen und zwischenstaat­licher Verträge. c) Zu vergleichen ist der Brief Antiochos' IH. an Zeuxis, in dem er mit Bezug auf die in Lydien und Phrygien anzusiedelnden jüdischen Militärkolonisten sagt: »Sorge daher, so gut Du vermagst, für die Nation, daß sie von niemandem belästigt wird« (Antu,IB). Vg!. unten Vers 31.

2.5 a) clno"aTatnalHjvat entspricht dem lateinischen restitui und bedeutet unter Umständen mehr als die bloße Rückgabe, nämlich die volle Wiederherstellung mit allen früheren Privilegien. b) Mit dieser Verfügung werden die von Antiochos III. um 2.00 v. ehr. gegebenen Garantien (Ant IZ,2.50) erneuert, d.h. der Zustand wiederhergestellt, wie er vor dem Religionsverbot des Antiochos IV. bestanden hatte, mithin bis zur Ankunft des königlichen Bevollmächtigten Geron aus Athen (6,1). Inhaltlich ist etwa dasselbe ausgesagt wie im folgenden Königsbrief 1l,3I, der jedoch von Antiochos IV. herrührt und mithin früher ist als die hier vorliegende Urkunde. Zum Verhältnis beider Urkunden zueinander siehe Ein!., S. I82.f.

2.6 a) Die formelhafte Wendung IlV ovv :n;ot~alltl; ist die übliche Form der Höflichkeit, in der die hellenistischen Könige Anweisungen an höhere Funktionäre erteilen. V g!. Welles fit. 13, I 3-14. 38,n. Anm. c zu 2.,16.

2.7 a) Wie sich aus der Rolle des Menelaos in 2.9 und 32. ergibt, ist dieser Brief an diejenigen Juden gerichtet, die mit dem Hohenpriester verbunden waren oder wenigstens einen modus vivendi mit ihm gefunden hatten. Judas und seine Anhänger werden von diesem Schreiben des Königs nicht berührt; so richtig Tcherikover, S. 2.16-2.2.0, dessen Darlegungen von Bunge, S. 398, nicht entkräftet worden sind. Dem entsprechend ist die Gerusie der Juden ein Organ der hellenistischen Reformpartei bzw. der Stadt Antiocheia-J erusalem (vg!. oben S. 2.oIf., Anm. zum 2. Einleitungsbrief). Die in Vers 30 ausgesprochene Amnestie aber kann kaum die eigentlichen Anhänger des Menelaos meinen, sehr wohl aber die einstigen Parteigänger des früheren Hohenpriesters Jason, die an seinem Anschlag auf Jerusalem (5,5-7) teilgenommen und ihn überlebt hatten. Sie waren Reichsfeinde als Störer des inneren Friedens und in der Zeit des Krieges gegen Ägypten vom König sogar der Rebellion beschuldigt worden. Sie selbst und Menelaos sowie die Gerusie waren offenbar bereit, ihren Frieden miteinander zu machen. Soviel ist dem Königsbrief selbst, in Verbindung mit den gesicherten Tatsachen der Vor­geschichte, zu entnehmen. Der Verfasser freilich, der diesen Brief hier eingelegt hat, wiIl es so darstellen, als ob dies königliche Garantien für Judas Makkabaios und seine Anhänger gewesen wären. Eben dieser Zwiespalt zwischen der wirklichen Aussage des Briefes und seiner Auslegung im Kontext beweist dessen Echtheit.

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Ihr bei guter Gesundheit seid, so entspricht dies unserem Wunsch. Auch wir selbst sind gesunda. 29 Menelaos hat uns eröffnet, daß Ihr zurückkehren und Euch Euren eigenen Angelegenheiten widmen wollt. 30a Diejenigen nun, die bis zum 30. Xantikosbc zurückkehren, werden die Sicherheit der Straflosigkeit haben. 3 I Die Juden sollen ihrer eigenen Lebensweisea und ihren Gesetzen folgen so wie auch früherb, und keiner von ihnen wird, auf welche Weise auch immer, wegen Verfehlungen, die in Unkenntnis began­gen wurden, belästigt werden. 32 Ich habe aber auch Menelaos geschickta,

28 a) Der erste Beleg für eine formelhafte Wendung dieser Art innerhalb der Urkunden aus der seleukidischen Kanzlei begegnet im Brief des Antiochos III. an Zeuxis (Ant 12,148): elEeeWaat, eV l1.v EXOt, vYtatvw 158 ual aVTo,. Der hier vorliegenden Fassung kommen näher der Brief Attalos' 11. von Pergamon an den Priester Attis von Pessinus (Welles nr. 61,1-2): [elEeeWaat, Exotll1v ro, eydJ ßovÄop,m, vytawov 158 ual av.o, und Welles nr. 71,2-3'

30 a) Da die Indemnitätsgarantie (Vers 30) und die Gewährung der Kultfreiheit und des Lebens nach dem Gesetz (Vers 3 I) verschiedene, aber im königlichen Schreiben nebeneinander stehende Zusagen sind, kann xeijaBat nicht von dl5eta, abhängig sein (Freiheit, ihrer eigenen Lebensweise und ihren Gesetzen zu folgen). Daher ist nach dl5ela, zu interpungieren, nach xeijaBm mit der lukianischen Rezension und cod. 3II ein l5i einzufügen. Der Wechsel der Aussage von der finiten Verbform v:n;de~et zum Infinitiv xeijaBat ist in solchen Dokumenten nicht unüblich. b) Der 3o.Xantikos schließt als sechster Monat das makedonische Winterhalbjahr ab, etwa Ende März, und eröffnet die für militärische Operationen geeignete Jahreszeit. Daher ist dieser Tag auch in einern von den makedonischen Königen im Jahre 319 verkündeten Erlaß als Endtermin einer Indemnitätsgarantie genannt (Diodor 18,56,5; Wilhelm, S. 22). Die hier ein­geräumte Frist beträgt nur 15 Tage, vorn Ausstellungstag bis zum Endtermin. Vergleichbare, aber immerhin erheblich längere Fristen sind die vorn Römischen Senat im Mutinensischen Krieg im Jahre 43 v.Chr. den Anhängern des Antonius eingeräumten vier bzw. sechs Wochen für die Niederlegung der Waffen (Cicero, 5. Philippica 34. 8. Philippica 33). Die Frist erscheint hier extrem kurz (Laqueur, Untersuchungen S.39-40; M0rkholm, S.156-157; Schürer, History, S. 162), selbst wenn man das Datum in Vers 33 als Datum der Weitergabe, nicht als Datum der Ausfertigung verstehen wollte, was schwerlich angeht. Daher ist von den Daten in 30 und 33 wenigstens eines korrupt, wahrscheinlich dasjenige in 33. Vgl. Einl., S. 180. c) Der 30.Xantikos des seleukidischen Jahres ist, nach der in der königlichen Kanzlei aus­schließlich verwendeten Ara vorn Herbst 3 I 2, etwa Ende März, das in 33 gegebene Ausstel­lungsdatum mithin etwa Mitte März 164 v.Chr. Der Verfasser des Briefes ist mithin Antio­chos IV., rund sieben Monate vor seinem Tode. Als Ausstellungsort ergibt sich ein Platz im Zweistromland oder nördlich des unteren Tigris (M0rkholm, S. 167-17°)' Vgl. im ganzen Zambelli, S. 220-221.

31 a) Die Worte l5a:navf}p,aGt uat fehlen in der lukianischen Rezension, im cod. 3II und in der syrischen Übersetzung. Da sie unverständlich sind, sind sie offenbar vorsätzlich getilgt worden. Niese, S.478, wollte sie aus dem Text entfernen. Das Richtige hat Wilhelm, Anzeiger der Akademie der Wissenschaften, Wien 1920, S. 44; derselbe, ebenda 1937, S. 22, mit der brillanten Konjektur &an:f}p,aat gesehen und als richtig durch Beispiele belegt. Zustimmend Katz, Text, S. 16. Hanharts Polemik, Text, S. 467, geht in doppelter Weise in die Irre: 1. weil der Wortgebrauch der Septuaginta bei einern griechischen Original wie 2 Makk kein Maßstab sein kann, 2. weil es sich hier um einen (authentischen) Königsbrief handelt, bei dem nur der Sprachgebrauch der hellenistischen Königsbriefe, der Volksbeschlüsse und der Historiker Kriterium sein kann (aus dem Wilhelm seine Beispiele genommen hat), nicht aber das Über­setzungsgriechisch der Septuaginta. Vgl. Einl., S.193. b) Vgl. Anrn. b zu Vers 25.

32 a) Mene1aos war persönlich zum König in die oberen Satrapien gereist.

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der Euch Zuspruch geben soll. 33 Lebt wohl! Im Jahre 148, am 15. Xan­tikos.«

Ha Es sandten aber auch die Römer einen Brief mit folgendem Wortlaut: »Quintus Memmius, Titus Maniusb, die Gesandten der Römer, grüßen das Volke der Juden. 35 Hinsichtlich der Punkte, die Lysias, des Königs »Ver­wandter«, Euch zugestanden hat, sind auch wir einverstanden. 36 Was er aber dem König vorzulegen entschieden hat, so beratet hierübera und sendet sofort jemanden, damit wir auseinandersetzen können, was Euch frommt. Denn wir sind auf dem Wege nach Antiocheia b. 37 Daher beeilt Euch und sendet einige, damit auch wir erfahren, welches Euer Standpunkt ista•

38 Bleibt gesund! Im Jahre 148, am 15. Xantikosa.«

34 a) Der Brief der Römer (34-38) hat durch Niese, S. 478, zahlreiche Korrekturen erfahren, von denen nicht alle zwingend erscheinen. Diesen (und nur diesen) Brief in Kapitel II halten für unecht Wellhausen, S. 144, und M0rkholm, S. 163-164, dagegen Bunge, S. 394, Anm. 84. b) Zu den Namen der Gesandten und zu ihrer Mission vgl. neben den Kommentaren Niese, S. 478 und 485; Meyer, S. 212.-213; Bickermann, Gott, S. 180, Anm. 1-2; Münzer, PW Ser­gius nr. 16, Sp. 1692; T. R. S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic I, New York 1951, S. 440, Anm. 2; L. R. Taylor, The Voting Districts of the Roman Republic, Rom 1960, S. 230; M0rkholm, S. 163-164. Briscoe, S. 53; Bunge, S. 393, Anm. 80; Giovannini­Müller, S. 170. c) Neben MilU!> ist vom Venetus und in zwei lateinischen Hss. n.lo~08t bzw. multituJini über­liefert. Anders als im Brief des Lysias, Vers 17, ist n.lo~Oet hier nicht selbstverständlich, aber möglich. Der Verfasser selbst dagegen bezeichnet das jüdische Volk stets Init dem Wort .loao, (Anm. a zu 4,48). Daß es hier nicht steht, ist eine starke Stütze für die Echtheit des Briefes. Vgl. im übrigen auch Bunge, S. 389, Anm. 74-75.

36 a) Dem neben emuxB1jIap,wQt gleichfalls überlieferten emu",e",op,wov, woInit der erbetene Ab­gesandte zum Subjekt der Prüfung wird, geben Niese, S. 478, und Meyer, S. 214, Anm. I, den Vorzug, meines Erachtens zu Unrecht, vgl. Bickermann, Gott, S. 180, Anm. 3. b) Die Römer, die sich offenkundig auf einer größeren Mission im Orient befinden, haben von den Zugeständnissen des Lysias bereits Kunde und befinden sich auf dem Wege nach Antio­cheia, wo sie einer Audienz beim König bzw. beim Kanzler des Reiches entgegensehen. Sie wünschen, vor dieser die Haltung der Juden zu kennen. Das liegt ganz auf der Linie der damaligen röInischen Politik gegenüber dem seleukidischen Königtum. Es ist bemerkenswert, daß von dieser Gesandtschaft die erste Beziehung zwischen Rom und den Juden herrührt, die Initiative Inithin von den Senatsgesandten ausgegangen ist, die sich nicht scheuten, Init abge­fallenen Untertanen eines befreundeten Königs ohne dessen Wissen und in der Absicht, ihn politisch zu schwächen, Kontakte anzuknüpfen. Ganz ähnlich verfuhr im gleichen Jahr der Senatsgesandte C. Sulpicius Galus in Kleinasien gegenüber dem Init Rom befreundeten König Eumenes 11. von Pergamon, indem er öffentlich zu Denunziationen gegen ihn aufforderte und diese zehn Tage lang in Sardis anhörte (die Zeugnisse bei Broughton, a.a.O., S. 440).

37 a) Neben anota, ist die Lesung eni nota, des Venetus, der Niese, S.478, den Vorzug gibt, jedenfalls beachtenswert. Der Unterschied ist nur stilistischer Natur.

38 a) Das Datum stimmt Init dem der vorausgehenden Urkunde (Vers 33) überein und ist ohne jede Gewähr. Vgl. Einl., S. 180.

2.60

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lZ,l-lZ,45 Judas setzt den Krieg fort

lZ,1 Nach dem Abschluß dieser Verträge zog Lysias zum König ab, die Juden aber machten sich an die Landbestellung. 2 Von den örtlichen Be­fehlshaberna aber ließen Timotheosb und Apollonios, der Sohn des Gen­naiosc, ferner Hieronymos und Demophond, zu diesen aber noch Nikanor, der Kommandant der zyprischen Truppenef, sie nicht in Frieden gewähren und Ruhe halten. 3 Die Bürger von J oppea aber begingen folgenden großen Frevel: Sie. forderten die bei ihnen ansässigen Judenb auf, mit Frauen und Kindern die von ihnen bereitgestellten Boote zu besteigen, als gäbe es ihnen gegenüber keine böse Gesinnung. 4 Und als diese nach einem gemeinsamen Beschluß der Stadt darauf eingingen, da sie friedlich gestimmt waren und ohne Mißtrauen, da bohrten die J oppiten sie, sobald sie in See gegangen waren, in den Grund, nicht weniger als zweihundert. 5 Sobald Judas die an den Stammesgenossen begangene Untat erfuhr, machte er sie seinen Männern bekannt, 6 rief den gerechten Gott als Rich­ter an und kam über die Meuchelmörder der Brüder. Er legte bei Nacht Feuer im Hafen, verbrannte die Schiffe und erschlug die dorthin Geflüch­teten. 7 Da aber der Ort verschlossen war, zog er ab mit dem Vorsatz, wiederzukommen und das ganze Gemeinwesen von Joppe auszutilgena. 8 Als er jedoch bemerkte, daß auch die Bewohner von Jamneiaa mit den bei

IZ,2 a) Vgl. zu diesen Bickermann, Institutions, S. 65; Bengtson, S. 170ff. b) Vgl. Anm. a zu 10,II. c) Der Name des Vaters ist beigefügt, um Apollonios von anderen gleichnamigen Männern zu unterscheiden, von dem Mysarchen Apollonios (5,24; vgl. I Makk1,29) und dem im Anfang des Krieges gegen Judas gefallenen Befehlshaber in Samaria (I Makk3,10-IZ. AntIZ,26I.264. 287. Sulpicius Severus 2,2.1), sofern nicht diese beiden identisch sind. d) Hieronymos und Demophon sind sonst nicht bekannt. Eine Verkürzung der ausführlicheren Erzählung J asons ist hier daran kenntlich, daß diese Männer nicht näher charakterisiert werden und auch keinen Vatersnamen erhalten (der Fall des ApolIonios, Anm. c, liegt anders). e) Dieser Nikanor steht im Range weit unter dem gleichnamigen Patroklossohn und dem gleichnamigen Befehlshaber der Elefantentruppe, mögen die beiden letzteren identisch sein oder nicht. .Ähnlich ist die Stellung des Krates, Befehlshaber der zyprischen Truppen, als Stellvertreter des Stadtkommandanten Sostratos von Jerusalem in 4,29. f) Es handelt sich nicht um den Statthalter von Zypern (so Johnson zur Stelle mit Anm.), denn die Insel war in ptolemäischer Hand.

3 a) Siehe Anm. f zu 4,21. b) Die Worte ToV~ GVv aVToi~ ob,oiJvl:a~ , Iov~a{ov~ bringen wie die fast gleichlautenden und sich auf Jamneia beziehenden Worte in Vers 8 Toi~ :n;aeOt"OVGW 'Iov~a{ot~ klar zum Aus­druck, daß die Juden in diesen Städten nicht Bürger (:n;oÄiTat) mit den politischen und privat­rechtlichen Privilegien der Bürger waren, sondern ortsansässige Fremde, ;&Ot, :n;deOt"Ot oder /lE:rOt"Ot. Vgl. Anm. a zu 9,19.

7 a) Die Tore der Stadt waren verschlossen, die Wachen auf dem Posten, so daß keine Aussicht auf Erstürmung der Stadt bestand. Joppe ist 142 von Simon erobert worden. 1Makkl3,II. 14,5·

8 a) Jamneia das heutige Jabne.

z6r

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ihnen ansässigen Judenb auf die gleiche Weise verfahren wollten, 9 fiel er bei Nacht auch über die Jamniten her und zündete den Hafen mitsamt der Flotte an, so daß der Widerschein des· Brandes in J erusalem sichtbar war, in einer Entfernung von 240 Stadien.

IOa Von dort zogen sie auf dem Marsch gegen Timotheos neun Stadien weiter, da griffen Araber den Judas an, nicht weniger als 5000 Mann und 500 Reiter. II Heftig war der Kampf, aber dank der ihnen von Gott zu­kommenden Hilfe hatten Judas und die Seinen Erfolg. Da baten die unter­legenen Nomaden Judas um einen Vertrag, indem sie zugleich versprachen, ihnen Vieh zu geben und ihnen auch in allen übrigen Dingen nützlich zu sein. 12 Judas aber meinte, sie würden wirklich in vielem nützlich sein, und war einverstanden, Frieden mit ihnen zu halten. Sie empfingen das Ver­sprechen und rückten ab zu ihren Zeltena.

1; Er griff aber auch eine festea, mit Mauern rings umgebene und von ganz verschiedenen Nationen bewohnte Stadt mit Namen Kaspinb an. 14a Die drinnen aber, im Vertrauen auf die Festigkeit der Mauern und den Vorrat an Lebensmitteln, führten sich gegenüber den Männern des Judas ungehörig auf, mit Schmähungen, lästerlichen Reden und unziemlichen Worten. 15 Judas und die Seinen jedoch riefen den großen Herrscher der Welt an, ihn, der ohne Widder und Belagerungsmaschinen zur Zeit Josuas Jericho zum Einsturz gebracht hattea, und stürzten sich wie wilde Tiere auf die Mauer. 16 Mit dem Willen Gottes nahmen sie die Stadt ein und übten unsägliches Morden, so daß der angrenzende, zwei Stadien breite See von Blut überspült und angefüllt erschien.

17 Von dort abziehend, legten sie 750 Stadiena zurück bis zu dem Kastellb,

b) Vgl. Anm. b zu Vers 3. 10 a) Die Verse 10-IZ sind hierher aus einern anderen Zusammenhang geraten, wie er in IMakk

5,Z4-Z7 gegeben ist. Denn offenkundig befinden sich die Juden bei ihrem Marsch gegen Timotheos auf dem Boden des arabischen Königtums der Nabatäer, jenseits des Jordan, als sie angegriffen werden. Vgl. die Anm. a·zu 10,11.

U a) Strabo 16, p. 767, nennt die Nabatäer zeltbewohnende und Kamele züchtende Araber, me1jViTat ... ~ Aeaße, "al "ap1jÄoßoa"o{. Vgl. Diodor, 3.43.

13 a) Das neben dxveav stehende yeqroeovv ist jedenfalls korrupt (so übereinstimmend die Edi­tionen von Hanhart und Abel) und hier unübersetzt geblieben. b) Zur Lokalisierung des Ortes, vermutlich el-Muzeirib in der Hauranebene, auf das auch Lage und Größe des in Vers 16 genannten Sees zutreffen, vgl. Bevenot, S. ZZ8-229; Abel, S. 436.

14 a) Zu den Versen 14-16 vgl. die ganz ähnliche Schilderung 10,34-36. 15 a) Angespielt ist auf Jos 6,I-ZO. I7 a) Die Entfemungsangabe ist viel zu groß, als daß sie sich auf das zuvor genannte Kaspin

beziehen könnte; wieder fehlt der Zusammenhang, durch Umstellung oder durch Kürzung. b) Das Wort xdea~ ist sowohl Ortsname wie gleichbedeutend mit rpeove{ov, »Festung«, »Stützpunkt« (vgl. PW Charax, nr. 1-18, Sp. ZUI-ZUZ; L. Robert, Collection Froehner, paris 1936, S.1I7-118;!derselbe, Gnomon 1963, S.79; derselbe, Gnomon 1970, S. 599, Anm. 12). Wegen des bestimmten Artikels muß hier die zweite Bedeutung gemeint sein. Zur Lage des Platzes vgl. Avi-Yonah, S. 17Z, und den Plan S. 173.

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zu den Juden, die Tubienerc genannt werden. 18 Zwar trafen sie den Timo­theos in der Gegend nicht mehr an, der das Gebiet damals unverrichteter­dinge verlassen hatte, wohl aber eine sehr starke Garnison, die er an einem Platz zurückgelassen hatte. 19 Dositheos aber und Sosipatros von den Anführern um Judas marschierten aus und vernichteten die von Timotheos in dem Kastell Zurückgelassenen, mehr als 10000 Mann.

20 Judas aber teilte sein Heer in Kompanien, ernannte die Hauptleutea und bracj1. auf gegen Timotheos, der um sich 120000 Fußsoldaten und 2500

Reiter hatteb. 21 Als Timotheos den Anmarsch des Judas bemerkte, da sandte er zuvor die Frauen, die Kinder und den übrigen Troßa in den Karnionb genannten Ort; dieser aber war wegen der Enge der gesamten Örtlichkeit schwer zu belagern und schwer zugänglich. 22 Als aber die erste Kompanie des Judas erschien und Furcht die Feinde befiel und Schrecken über sie kama infolge der Epiphanie dessen, der alles überschautb, wandten sie sich zur Flucht, der eine hierhin, der andere dorthin, so daß sie oftmals durch die eigenen Leute zu Schaden kamen und von den Schwert­spitzen durchbohrt wurden.

23 Judas aber verfolgte sie eifrig, und er vernichtete, die Frevler nieder­stechend, gegen 30000 Mann. 24 Timotheosselbst jedoch, der unter die Männer um Dositheos und Sosipatrosa geriet, bat mit vielen trügerischen Worten, ihn unversehrt fortzulassen, da er die Eltern vieler, von anderen die Geschwister in der Hand habe - auf diese werde sonst niemand Rück­sicht nehmen. 25 Und nachdem er die Bedingung, diese heil zurückzu-

c) Es sind Juden, die von ehemaligen ptolemäischen Kleruchen (Militärsiedlern) abstammen, wie schon Niese, Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten seit der Schlacht bei Chäronea 3, Gotha 1903, S. :n6, Anm. I, richtig gesehen hat. Vgl. Hengel, S. 502; A. Schalit, Herodes der Große. Der Mann und sein Werk, Berlin 1969, S. 197, Anm. 180.

20 a) Grimms von Fritzsche und Abel, S. 438, gebilligte Konjektur TOV, statt a'ÖTov, ist aus sprachlichen und sachlichen Gründen unabweisbar, denn a:rr:siea, eine kleine Einheit, die der römischen cohors von regelmäßig 500 Mann etwa entspricht, kann schwerlich auf die Hälfte des Gesamtheeres angewendet worden sein. Und sprachlich kann sich aVTov, an dieser Stelle nicht mehr auf die lange zuvor genannten Kommandeure beziehen, sondern nur noch auf die 10000 erschlagenen Feinde. b) Die Zahl der Reiter des Timotheos wird in den Hss. ganz verschieden angegeben: 3700, 2700, 1700, 1500 begegnen ebenfalls.

21 a) d:rr:oa"stn7, der Troß. Vgl. Holleaux 3, S. 15-26. b) Karmon ist Karnain von I Makk 5,26 und 5,43, heute Seih-Sa'ad. Vgl. zur Lage und zum Ursprung des Namens Abel, S. 97. 102. Avi-Yonah, S. 168.

22 a) emtpavsta, yevopivTJ, und yevopevov (zu tp6ßov) sind beide gut bezeugt. Gegen Abel scheint mir mit Hanhart yevopevov den Vorzug zu verdienen wegen der wohl beabsichtigten Parallelität yevopevov l5iov, - tp6ßov ... yevopevov. b) Überliefert ist einhellig TOV Ta :rr:aVTa etpOeWVTO, (»des das All Überschauenden«). Abel tilgt Ta unter Verweis auf 7,6. Vgl. auch 7,35· 9,5.

24 a) Dositheos und Sosipattos sind zusammen genannt wie in Vers 19, daher mit ihnen identisch.

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geben, wiederholt bekräftigt hatte, entließen sie ihn um der Rettung ihrer B:rüder willen.

26 Von dort abmarschierend gegen Karnion und das Atargateiona, tötete Judas 25000 Menschen. 27 Nach dem Siege über diese und ihrer Vernich­tunga zog er auch gegen die feste Stadt Ephronb zu Felde, in der Lysias wohnte und vielerlei Volke. Vor den Mauern aber hatten starke Jünglinge Fuß gefaßt und wehrten sich kräftig. Hier gab es auch viele Vorräte an Maschinen und Geschossen. 28 Aber unter Anrufung des Herrn, der mit Macht die Wuchta der Feinde brach, bekamen sie die Stadt in ihre Gewalt und streckten von den Einwohnern gegen 25 000 hin.

29 Von dort weiterziehend marschierten sie gegen Skythopolisa, das von Jerusalem 600 Stadien entfernt ist. 30 Da aber die dort ansässigen Juden Zeugnis von der guten Gesinnung ablegten, die die Bürger von Skytho­polis ihnen gegenüber hatten, und von ihrem freundlichen Entgegen­kommen in den Zeiten des Unglücks, 3 I da dankten sie ihnen, forderten sie dazu noch auf, auch weiterhin der Nation gewogen zu bleiben, und gelang­ten nach J erusalem, als das Wochenfesta bevorstand.

32 Nach dem sogenannten Pfingstfest aber setzten sie sich gegen Gorgias in Marsch, den Statthalter von Idumäa. 33a Er rückte mit 3000 Mann Fuß­truppen und 400 Reitern aus. 34 Bei dem Zusammenstoßa fielen wenige Juden. 35 Dositheos jedocha, einer der Tubienerb, ein Berittener von

26 a) Atargateion: ein Heiligtum der Atargatis. Sie ist die aramäische Form der syrischen Göttin Astarte. Vgl. Meyer, S. 226, Anm. 3, und Abel zur Stelle. Zur Schreibung vgl. Walters, S. 56 und oben Anm. a zu 1,15.

27 a) Die Worte "al dncbllBtav (»und ihrer Vernichtung«) sind vielleicht nur Glosse zu TeO:n'ljv (de Bruyne, Traductions, S. XI. Abel, S. 440). b) 1 Makk5,46-P. Heute et-Taiyibeh. Bevenot, S. 85; Abel, S. 102; Schürer, History, S. 165, Anm.6. c) Die Überlieferung ist dreigeteilt: I. »in der Lysias (Lysanias) wohnte«. 2. »in der vielerlei in derselben Volk wohnte«. 3. »in der Lysias und vielerlei Volk wohnte«. Mit Sicherheit auszu­scheiden sind in der 2. Version die Worte lv aVTfi (in derselben), die neben lv n (in welcher) nicht stehen können (soviel gegen Hanharts Textgestaltung).

28 a) oll"cI!; (»Wucht«) hat ein Teil der überlieferung. Das ist vielleicht mit Hanhart, der auf Sir 29,13 verweist (dort ebenfalls Schwanken der Hss. 2Wischen oll,,'Ij und dll,,'Ij) als lectio dijJicilior gegenüber dIl"a~ (»Stärke«) vorzuziehen.

29 a) Heute Bethsan, mit diesem Namen (BatOaav) in der parallelen Stelle IMakk5,p. 31 a) Das Wochenfest ist, wie aus Vers 32 hervorgeht, Pfingsten. Vgl. Ex 34,22-24. Dtn 16,9-12. 33 a) Die sehr kurzen Sätze in 33-34 machen den Eindruck der Unfertigkeit oder der gewaltsamen

Verkürzung. Subjekt von 33 ist Gorgias, doch ist der Wechsel des Subjektes sprachlich hart und nur dem Sinn zu entnehmen. Auffällig, da der Gewohnheit der Schrift widersprechend, ist auch die sehr bescheidene Truppenzahl, die dem Gorgias hier gegeben wird.

34 a) Am Anfang ist :naeaTagap6vov~, das Kappier, S. 56, hält (danach Hanhart), schwerlich zu konstruieren; :naeaTagap6vOJv, wie Abel mit anderen Hss. liest, muß richtig sein.

35 a) Dieser Dositheos ist, da er besonders eingeführt und als einfacher Reitersoldat beschrieben wird, mit dem in 19 und 24 genannten Unterfeldherm des Judas nicht identisch. b) überliefert ist TWV TovPt1JvWv und TWV TOV Ba,,'ljvoeo~. Das letztere verteidigt Hanhart,

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großer Körperkraft, packte Gorgias, bekam seinen Feldherrnmantelzu fassen und zog ihn mit aller Kraft, denn er wollte den Verwünschten leben­dig fangen. Da sprengte einer der thrakischen Reiter auf ihn ein und zerhieb ihm die Schulter; so entkam Gorgias nach Marisac. 36 Als aber Esdris und seine Leutea, die längere Zeit gekämpft hatten, ermatteten, rief Judas den Herrn an, er möge als Mitstreiter und Wegbereiter des Kriegs erscheinen, 37 stimmte dann in seiner Muttersprachea das mit Hymnen wechselnde Kriegsgeschrei an, und im unerwarteten Anprall auf die Truppen des Gorgias brachte er sie zum Weichen.

38 Judas aber sammelte sein Heer und kam zur Stadt Odollama• Da aber der siebente Tag herankam, reinigten sie sich nach der Sitte und verbrachten den Sabbattag dortselbst. 39 Am folgenden Tage aber, da es schon hohe Zeit war (?)a, kamen Judas und die Seinen, um die Leichen der zuvor Gefallenen zurückzubringen und mit ihren Verwandten in die Familien­gräber zu betten. 40a Sie fanden aber unter dem Rock eines jeden Gefalle­nen Amulette der Götzen von Jamneia, von denen das Gesetzb die Juden fernhält. Allen wurde damit klar, daß sie aus diesem Grunde gefallen waren, 41 und alle rühmten das Werk des gerecht richtenden Herrn, der das Ver­borgene sichtbar macht, 42. und wandten sich sodann zur Fürbitte und baten, die begangene Verfehlung vollständig zu löschen. Der edle Judas aber ermahnte die Menge, sich ohne Fehl zu bewahren, nachdem sie mit eigenen Augen gesehen hatten, was wegen der Sünden der Gefallenen

Text, S. 469, also lectio JijJicilior, während Abe!, S. 441-442, es auf Grund weiterer abweichen­der Lesarten für eine mechanische Korrupte! hält. Für korrupt erklären diese Lesart auch Niese, S. 527; Katz, Text, S. 16. c) Marisa ist das heutige Mareshah in Idumäa. Avi-Yonah, S. 53; Schürer, History, S. 165, Anm.8

;6 a) Die unvermittelte Art, in der hier Esdris, ohne Zweifel ein Unterfe!dherr des Judas, ein­geführt wird, läßt erneut erkennen, daß hier die ursprüngliche Vorlage erheblich gekürzt ist.

37 a) Vgl. Anm. a zu 7,8. ;8 a) Odollam, wo David sich aufgehalten hatte (ISam22,I), ist 'Id-e! Mä, worin der antike

Name erhalten ist, etwa 15 km nordöstlich von Marisa. Abel, S. 44;. Vgl. auch Galling, S. 60, Anm. 2; Avi-Yonah, S. 52-53.160.

;9 a) Die Worte -xafP l)'P xeo'PO'P TO Tij~ xeela~ eYSYOvet werden von Abe! getilgt. 40 a) Zu den in 40-45 beschriebenen Vorgängen vgl. Meyer, S. 227, Anm. ;, und vor allem Levy,

Dieux, S. 65-69. Levy identifiziert mit Hilfe von Inscriptions de Delos nr. 2;08-2;09, zwei griechischen Weihungen an die Götter von Jamneia, Hauron und Herakles, diese als die kanaanäischen Gottheiten Horon und Ba'al Zebul (vgl. ebenda A. Fevrier, S. 69-71). Er hält die Episode nicht für historisch, sondern für eine in der ersten Hälfte des I. Jahrhunderts n. Chr. vom pharisäischen Bearbeiter Jasons eingefügte Episode, die das Dogma der Auferstehung verkünden und schon für Judas vindizieren sollte. Levy unterstreicht die Ähnlichkeit der Erzählung mit der 'von 2KönI und entnimmt diesem Zeugnis, in Verbindung mit MtU,24. Mk;,2, daß noch im I. Jahrhundert n.Chr. die kanaanäischen Gottheiten ernsthafte Rivalen der jüdischen Religion waren. Aber seine sehr späte Datierung von 2Makk in die Zeit um 40 n.Chr. ist anfechtbar (vgl. das Ende der Anm. a zu 9,18). b) Dtn 7,25-26.

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geschehen war". 43 a Nachdem er von Mann zu Mann eine Kollekte ver­anstaltet hatte, übersandte er gegen 2000 Silberdrachmen nach Jerusalem zur Darbringung eines Opfers wegen der Sünde. Er tat daran gut und klug, im Gedanken an die Auferstehung. 44 Denn wenn er nicht erwartet hätte, daß die Gefallenen auferstehen würden, so wäre ein Gebet für die Toten überflüssig und töricht gewesen. 45 Er sah dabei aber auch, daß denen, die in Frömmigkeit entschlafen waren, der h~rr1ichste Lohn winkt, eine heilige und fromme Überlegung. Daher verrichtete er für die Toten das Sühnopfer, damit sie von der Sünde erlöst würden.

13,1-13,26 Antiochos V. Herr über Jerusalem

13,1 Im Jahre 149a kam Judas und den Seinen zu Ohren, Antiochos Eupator sei mit starker Hand gegen Judäa herbeigekommen 2 und mit ihm Lysiasa, der Vormund und Kanzler, fernerb eine griechische Streitmacht von 110000 Fußsoldaten, 5300 Reitern, Z2 Elefantenc und 300 Sichelwagend.

42 a) Ergänzend zu ra. yeyovora »WaS geschehen war« führt Wilhelm, S. 27-28, das in Vers 43 an verschiedenen Stellen überlieferte und dort als Glosse getilgte Wort "arau"evaußara am Schluß des Satzes ein: »nachdem sie mit eigenen Augen die um der Sünde der Gefallenen willen an­gefertigten (Idole) gesehen hatten«. Er verweist für diesen Gebrauch von "arau"evaußara auf Sir 35,6und paraphrasiert: »Judas wies demnach als sichtbaren Beweis der Verfehlung der Ge­fallenen die dieser Verfehlung wegen angefertigten und getragenen Gegenstände vor.« Zu­stimmend Katz, Text, S. 16, der in "arau"evaußara eine am Rand zu niedrig notierte Korrektur sieht, nicht eine Glosse, die dann an den falschen Platz gerückt ist. Aber die Worte !5td rTjv räiv :n:eo:n:emw"orwv aßaerlav machen Schwierigkeiten, denn die Verfehlung bestand doch in der Aneignung und im Tragen der Idole, diese aber waren nicht in der Absicht angefertigt worden, ihre Träger zu kompromittieren.

43 a) Zu den sprachlichen und sachlichen Problemen der Verse 43-45 vgl. die Kommentare von Bevenot und Abel, ferner Katz, Text, S. 20-21. Sprachlich besonders anstößig sind die Worte »eine heilige und fromme Überlegung«, die Bevenot tilgt und die schon Cobet urid Niese, S. 523, Anm. 3, für eine in den Text geratene Randbemerkung gehalten hatten. Der ganze Passus ist wichtig für die Auferstehungshoffnung, wann immer diese Sätze geschrieben worden sind (Anm. a zu 40). Vgl. Einl., S. 171. Im übrigen scheinen in 44 und 45 gegensätz­liche Interpolationen vorzuliegen oder durchzuschimmern (so Bevenot, Katz).

13,1 a) Dies ist die erste derartige und neben 14,4 die einzige derartige Datierung in 2 Makk außer­halb der Urkunden von Kapitel 1 und II. Zur verwendeten Ara vgl. S. 171.

2 a) Vgl. Anm. a zu 10,II und zu seinen Funktionen im königlichen Dienst Anm. a zu II,1. b) Statt l"aUTov lxovra m5vaßw ist mit einigen Hss. zu lesen i~o~ lxoV1:a mwaßtv, was auch Abel in den Text setzt. Das auch von Bevenot angezweifelte l"aUTov würde besagen, daß der König und Lysias über zwei gleichstarke Heeresgruppen geboten hätten, was aus sachlichen Gründen, nämlich wegen der Jugend des noch unter Vormundschaft stehenden Königs und der in 1 Makk6,30 genannten Heeresstärke, ausgeschlossen ist. c) Anm. a zu IIA. d) Zur Rolle der Sichelwagen in der Armee der Seleukiden vgl. Bickermann, Institutions, S. 60 mit den Zeugnissen.

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;a Mit ihnen verband sich auch Menelaos und trieb Antiochos mit großer Verstellung an, nicht zur Rettung seines Vaterlandes, sondern weil er glaubte, in die Herrschaft eingesetztb zu werden. 4 Aber der König der Königea entfachte den Groll des Antiochos gegen den Frevler, und als Lysias unter der Hand darauf hinwies, dieser sei der Urheber aller Mißlich­keiten, da ordnete der König an, ihn nach Beroiab zu schaffen und, wie es dort üblich war, umzubringen. 5 Es befindet sich aber an diesem Ort ein 50 Ellen hoher mit Asche gefüllter Turm und eine rundherum zur Asche abschüssige Ebenea• 6 Dort pflegen sie den des Tempelraubs Schuldigen und den, der andere Missetaten im Übermaß begangen hat, hinaufzuhebena

und ins Verderben zu stürzen. 7 Durch solches Geschick sollte der gesetz­lose Menelaos sterben, indem er nicht einmal der Erdea teilhaftig wurde. 8 Und dies war nur zu gerecht, denn da er viele Verfehlungen am Altar begangen hatte, dessen Feuer und Asche rein sind, so trug er den Tod in der Asche davona•

3 a) Die Verse 3-8 beschreiben die Hinrichtung des Hohenpriesters Menelaos. Der gleichen Quelle folgt der Bericht Ant12,384-385, doch wird dort die Hinrichtung an das Ende des Feldzuges, nach dem Friedensschluß, angesetzt. Dies ist wohl richtiger (Wellhausen, S. 151; Abel, S. 450; Mölleken, S. 217, Anm. 2), denn im vorliegenden Kapitel sind die Verse 3-4 in sich nicht ganz stimmig, und Abel hat das Motiv der Umstellung in 2Makk wohl richtig in dem Bemühen des Autors gefunden, die Katastrophe des Menelaos nicht als Folge eines militärisch-politischen Scheiterns erscheinen zu lassen, sondern transzendental zu begründen. b) Menelaos konnte das Hohepriestertum, seitdem Judas die Stadt und den Tempelbezirk kontrollierte, jedenfalls nicht mehr effektiv ausüben. Richtig Schürer, History, S. 168, Anm. 71.

4 a) Der hier Gott beigelegte Titel des iranischen Großkönigs ist auffällig, aber gerade in diesem Zusammenhang, wo Gott einem König sein Verhalten eingibt, ganz passend. Vgl. 1,24 sowie 1,7 mit Anm. e. Johnson verweist auf Apc 19,16. b) Beroia ist der hellenistische Name von Aleppo, der Stadt von den Nachfolgern Alexanders gegeben und aus ihrer makedonischen Heimat entlehnt (Beroia in Makedonien, heute Venia).

5 a) Die Beschreibung des Turmes und seines Mechanismus hat Übersetzern und Kommenta­toren viele Schwierigkeiten gemacht; vgl. z.B. Bevenot: »An diesem war ein Räderwerk ange­bracht, mit dessen Hilfe man (die Leute) von allen Seiten in die Asche schleudern konnte.« oeyalloll ist alles, was etwas bewirkt, hier offensichtlich eine schiefe Ebene, auf der die Delin­quenten, ohne Halt zu finden, in die Asche rutschen. Die Hinrichtung in Asche ist eine per­sische Todesart für den Religionsfrevler. Vgl. Ktesias 48. 51.52.58 und öfter. Valerius Maxi­mus 9,2 Ext. 6. Ovid, Ibis 315-316. F. W. König, Die Persika des Ktesias von Knidos, Graz 1972, S. 85-88.

6 a) lieane. ist Konjektur Nieses, S. 527, für {inane •. Die überlieferte Lesart besagt, daß »alle« (wer?) den Missetäter hinabstürzten. Die Verbesserung ist angenommen worden von Risberg, S. 25, Anm. I; Katz, Text, S. 16, Abel und anderen. Die Lesung {inane. war, unabhängig von Niese, schon von Kamphausen beanstandet worden. Daß Hanhart, Text, S. 466, sie verteidigt, ist schwer verständlich.

7 a) Gemeint ist »eines Grabs in der Erde«, was durch Tatpij. bzw. terrae sepulturam in einigen Hss. verdeutlicht wird.

8 a) Menelaos' Ende wird wieder als Exempel für die Wirksamkeit des Vergeltungssatzes ge­nommen. Vgl. 4,26. 5,9-10. 9,6. 9,28. Die Verse 7-8 erklärt für eine Zutat des Epitomators König (siehe Anm. a zu Vers 5), S. 86, Anm. 3.

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9 Der König aber begann barbarischen Sinnesa den Juden das Schlimmste dessen anzutun, was unter seinem Vater geschehen war. IOa Sobald Judas dies merkte, riet er der Menge, bei Tag und Nacht ohne Unterlaß den Herrn anzurufen, er wolle, wenn er das jemals getan habe, auch jetzt denen zuHilfe kommen, 11 die Gefah-r liefen, des Gesetzes, des Vaterlands und des heiligen Tempels beraubt zu werden, und nicht zulassen, daß das gerade eben etwas aufatmende Volk in die Gewalt der böswilligen Heiden falle. 12 Nachdem aber alle dies gemeinsam getan und den barmherzigen Gott mit Wehklagen, Fasten und Kniefall drei Tage lang ununterbrochen ange­fleht hatten, forderte Judas sie auf, sich einzufinden. 13 Nach gesonderter Beratung mit den Ältestena beschloß er auszurücken, bevor das Heer des Königs nach J udäa einfalle und sich der Stadt bemächtige, und mit der Hilfe Gottes die Sache zu entscheiden. 14 Er gab dem Schöpfer der Welt die Ent­scheidung anheim, ermunterte seine Leute, für die Gesetze, den Tempel, die Stadt, das Vaterland und die Verfassung tapfer bis zum Tode zu streiten, und schlug dann ein Lager bei Modeina auf.

15 Den Seinen gab er als Parole »Gottes ist der Sieg« ausa und griff dann mit jungen Leuten, die er als die besten erkannt hatte, bei Nacht das könig­liche Hoflager an und erschlugb [innerhalb der Verschanzung]c gegen 2000

Mannd, auch den hervorragendsten der Elefanten mit seinem Lenkeref•

9 a) Vgl. 2,21. 4,25. 10,4 und Anm. c zu 2,21. 10 a) Den Versen 10-11 ganz ähnlich ist 10,4. 13 a) Die neerIßVTeeOt sind vielleicht die Mitglieder eines nach der Wiederemnahrne der Stadt

durch Judas konstituierten .Ältestenrates, vielleicht aber nur von Judas zu diesem Zweck frei berufene Berater.

14 a) Modein, heute el-Medieh östlich von Lydda (Avi-Yonah, S. 46ff. 167ff.; Schürer, History, S. 156, Anm. 43), ist in 2. Makk nur hier erwähnt. Der Ort war nach IMakk2.,Iff. die Heimat der hasmonäischen Familie und Ausgangspunkt der Erhebung gegen das Religionsverbot. Es ist bezeichnend für den Verfasser von 2.Makk, daß er nicht einmal hier, wo sich die Erwähnung des Ortes nicht umgehen ließ, seiner Verbindung mit den Hasmonäem gedenkt. V gl. unten Anrn. f zu Vers 15.

15 a) Zur Losung vor der Schlacht vgl. 8,23 und die Anrn. a b) Statt des überlieferten rI1Jl)s(Jrpeev geben die meisten Herausgeber Grimms Konjektur rIVVexevT7]rIe (vgl. 12.,2.3) mit Recht den Vorzug. Anders Hanhart, Text, S. 458: Er meint, die Vielzahl der Worte für Töten in 2.Makk erlaube vielleicht, trotz Grimms schöner Konjektur, am überlieferten Text festzuhalten. In der Ausgabe hatte er rIvvs07]uev noch mit dem Zeichen der Crux versehen. c) Die eingeklammerten Worte (T~V naeepßOÄ~V) lassen sich neben enl T~V ßarItÄtu~V avÄ~v nicht konstruieren, da dVeiÄev die Gefallenen zum Objekt hat. Daher ist es mir wahrschein­lich, daß sie versehentlich aus Vers 16 hier eingedrungen sind. d) In der Angabe der Zahl der Gefallenen schwanken die Hss.: 1000, 2.000, 3000, 4000, 14000. e) »Mit seinem Lenker«, rIUV T0 uaTOtUOWn (AbeI) oder rIVv T0 uaT' olulav ovn (Hanhart). Beides ist nicht ganz leicht verständlich, vgl. die Kommentare. f) Nach I Makk6,43-46 vollbrachte diese Heldentat Eleasar, der Bruder des Judas, der dabei sein Leben opferte. Bunge, S. 2.53, sieht darin, daß 2Makk seinen Namen verschweigt, ein weiteres Zeichen für die Hasmonäerfeindlichkeit von 2Makk.

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16 Und am Ende erfüllten sie das Lager mit Furcht und Verwirrung und lösten sich nach glücklichem Erfolga vom Feind, 17 als schon der Tag her­aufzoga• Dies aber hatte er vollbringen können dank des Schutzes, den ihm der Herr gewährte.

ISa Der König aber, der eine Kostprobe jüdischen Wagemuts erhalten hatte, unternahm listige Anschläge auf die Plätze. 19 Und er zog heran gegen Bethsura, eine starke Festung der Juden, wurde zurückgeschlagen, ließ heftig attackieren, holte sich eine Niederlage. zo Denen drinnen näm­lich sandte Judas alles Nötige hinein. ZI Es verriet aber ein gewisser Rodokos aus dem jüdischen Heer den Feinden die Geheimnisse. Man fahn­dete nach ihm, ergriff ihn und beseitigtea ihn. zz Der König knüpfte ein zweites Mal Verhandlungen an mit denen in Bethsur, er gab und erhielt Garantien, zog ab.

Z3 Er warf sich auf das Heer des Judas, zog den kürzeren, erfuhr, daß Philippos, der als Kanzler zurückgelassen worden war, in Antiocheia die Vernunft verloren hattea, war voller Bestürzung, rief die Juden zu sich, beugte sich, leistete den Eid auf billige Bedingungenb, söhnte sich aus und brachte ein Opfer dar, erwies dem Tempel seine Verehrung und beschenkte den Platz mit Privilegien. Z4 Und den Judas empfing er gnädiga, als Stra-

16 a) Weniger euphemistisch ist die Darstellung von IMakk,6,47. Tatsächlich hatten die Juden eine den Feldzug entscheidende Niederlage erlitten. Schürer, History, S. 166, Anm. 13.

17 a) Daß die Worte vnorpat'Pova'l'l'; [t5e] i)t5'1'} Tij~ fJp'eea~ noch zu dem Satz 16 als Schluß gehören, hat Niese, S. 527, mit Hilfe des im Vaticanus erst hinter Tomo (Vers 17) folgenden t5e erkannt. Der Gedanke wird weitaus besser. Zugestimmt haben Katz, Text, S. 17, und Bevenot. Anderer Meinung ist Hanhart, Text, S. 454-455: Erst am Morgen sei dem Feind das nächtliche Er­eignis offenbar geworden. Aber es geht nicht um das Sichtbarwerden, sondern um das Voll­bringen, und der Verweis auf 10,35 sticht nicht.

18 a) In den Versen 18-26 sind die weiteren Gefechte und der Friedensschluß berichtet. Die Verse fallen aus dem Rahmen der übrigen Erzählung heraus durch das rasche, die Ereignisse nur stichwortartig zusammenraffende und asyndetisch aneinanderreihende Tempo. Ganz gleich­artig sind 12,33-34. 14,22-25. Vgl. Niese, S. 285, der von völliger Formlosigkeit spricht. Der Grund hierfür liegt schwerlich in schriftstellerischer Unzulänglichkeit, eher in dem Bestreben, über Dinge rasch hinwegzugehen, die für die Juden keineswegs vorteilhaft oder schmeichel­haftwaren.

19 a) Vgl. Anm. a zu ll,5. 21 a) Wörtlich »er wurde eingesperrt« (uaTeuÄe{a(J'I'}), hier euphemistisch für »töten« wie 4,34

(mit Anm. b) naeeuÄetae'P. 23 a) ano'Pe'Poija(Jat. Verstanden wird darunter meist ein Aufstand des Philippos. Der sachliche

Hintergrund war der, daß Philippos darauf pochte, er sei von dem sterbenden König Antio­chos IV. zum Reichskanzler (an Stelle des Lysias) und zum Vormund des jungen Königs ein­gesetzt worden (Anm. b zu 9,29 und Anm. a zu 11,1. Zambelli, S. 233-234). Es ist bemerkens­wert, wie sich der Verfasser hier durch die Wortwahl den (ihm selbst fremden) Standpunkt des Lysias zu eigen macht; dasselbe Phänomen in 9,4 (siehe dort die Anm. a). b) Wörtlich gleich wie beim ersten Friedensschluß in ll,14 (siehe dort die Anm. a).

24 a) Dies ist eine tendenziöse Fälschung, denn Judas hatte keinen Anteil am Frieden, sondern setzte den Kampf fort. Mölleken, S. 218-219.

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tegen von Ptolemaisb bis zu den Gerrenern ließ er Hegemonides zurücke, 25 kam nach Ptolemais. Die Bürger von Ptolemais waren erzürnt über den Vertrag, lärmten gewaltiga und wollten die Vereinbarung auflösen. 26 Lysias betrat die Rednerbühne, rechtfertigte, so gut er konnte, überzeugte, besänf­tigte, stimmte sie wohlgeneigt, zog zurück nach Antiocheia. So ging es mit dem Angriff und mit dem Rückzug des Königs.

14,1-14,46 Erneuerung des Krieges unter Demetrios I

14,1 Nach Verlauf von drei Jahrena vernahm man im Kreise um Judas, daß Demetrios, der Sohn des Seleukos, mit starker Heeresmacht und Flotte in den Hafen von Tripolisb eingelaufen war, 2 daß er sich des Landes be­mächtigt und Antiochos und dessen Vormund Lysias beseitigt hattea•

3 Ein gewisser Alkimos aber, der früher Hoherpriester gewesen wara, sich

b) Ptolemais heute Akko wie in der ältesten Zeit. Von König Ptolemios II. Philadelphos (283-246) durch Ansiedlung von Griechen zur hellenistischen Polis umgestaltet und Ptolemais benannt. Der neue Name blieb auch nach der seleukidischen Eroberung Palästinas im Jahre 200 erhalten. c) Mit der Ernennung des Hegemonides wurde an Stelle der alten Strategie »Koilesyrien und Phönikien« eine kleinere Verwaltungseinheit geschaffen, die mindestens bis zum Jahre 136 bestanden hat (Bengtson, S. 176-181). Sie reichte im Süden bis zur Grenze Ägyptens zwischen Pelusium und Rhinokolura. Die Stadt der Gerrener ist Gerar, südlich von Gaza. Alle Speku­lationen, daß IJyep.ov{ij'Yjv Ergänzung zu IJTeaT'YjYov sei, mithin Judas zum königlichen Strate­gen in diesem Gebiet bestellt worden sei, oder daß Hegemonides zwar Eigenname, aber korrupt überliefert sei, sind jetzt gegenstandslos geworden. Hegemonides, Sohn des Zephyros, aus Dyme in Achaia, ist durch mehrere Inschriften bezeugt, die ihn in Beziehung zu den Königen Antiochos IV. und Antiochos V. setzen. Er ist der hier genannte neue Stratege. Ha­bicht, Hegemonides, S. 376-378. Für den vergleichbaren Fall des Protarchos vgI. Anm. c zu 10,II.

25 a) Mit Swete und Hanhart lese ich vneeayav, doch gibt auch das daneben überlieferte vnee WV einen guten Sinn, vgI. Abel zur Stelle. 1 Makk6,63 fügt noch die Rückkehr nach Antiocheia an, wo Philippos Herr der Stadt ist, den Kampf gegen ihn und die Eroberung der Stadt durch den König und Lysias. 2Makk übergeht diesen Machtkampf hier, hat aber an früherer Stelle (9,29) einen verfrühten Hinweis darauf, der zudem offensichtlich durch eine Verwechslung zwischen Philippos und Onias IV. belastet ist (Anm. b zu 9,29).

14,1 a) Gemeint ist, entsprechend antiker Zählweise, im Verlauf des dritten Jahres. Das erste war SeI. 149 (13,1), das dritte ist mithin, wie 14.4 bestätigt, SeI. 151. b) Tripolis, Hafenstadt der Phöniker, war eine gemeinsame Gründung von Tyros, Sidon und Arados, etwa 3 km von der heutigen Stadt dieses Namens entfernt bei al-Mina.

2 a) Zu den Anfängen des Demetrios I., der unter aktiver Mitwirkung des Historikers Polybios aus der Internierung in Rom hatte entkommen können (Polybios 21,12. 19-23), vgI. H. Volkmann, Klio 1925, S. 373ff.; Will, S. 306ff. Demetrios landete im Herbst 162 v.ehr. in Tripolis. Schürer, History, S. 129-13°.

3 a) VgI. Ant12,385 "AJ.,<:,p.o~ 0 '<:al 'Ia,<:,p.o~ '<:Ä1J(Jel~, »Alkimos, der auch Joachim genannt wurde« (daher auch in einigen Hss. unserer Stelle der Zusatz 0 '<:al 'Ia,<:,p.o~). Er war nach der Beseitigung des Menelaos von Antiochos V. und Lysias zum Hohenpriester eingesetzt

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aber aus freien Stücken in den Zeiten der Uneinigkeitb befleckt hatte, er­kannte bei sich, daß es für ihn auf keine Weise Rettung oder noch einmal Zugang zum heiligen Opferaltar gäbe, 4 und kam so zum König Deme­trios im Jahre I pa. Er überbrachte ihm einen goldenen Kranzb und eine Palme, dazu noch gemäß der Sitte Ölzweige des Heiligtums. Und an jenem Tage verhielt er sich ruhig. 5 Dann aber nahm er einen günstigen Augen­blick zum Helfer für seine Verkehrtheita• Von Demetrios vor den Thronratb

gerufen und befragt, in welcher Verfassung und Gesinnung die Juden sich befänden, entwortete er: 6 »Die sogenannten Asidäera unter den Juden, die der Makkabäer Judas anführt, lassen den Krieg nicht zur Ruhe kommen

worden. Er hatte somit Anlaß, nach dem Thronwechsel dem neuen König seine Aufwartung zu machen, ihn seiner Loyalität zu versichern und um die Bestätigung im Amte nachzusuchen. Aber Allcimos hatte daneben andere Gründe, die im folgenden klarwerden, an die Hilfe des Königs zu appellieren. Wesentlich sind die Ausführungen von Mölleken, S. 205-228. b) d/.u;{u ist gut beglaubigt und wird durch 14,38 garantiert. Es ist sehr verschieden über­setzt worden: »In den Zeiten der Absonderung« (Hanhart, Text, S. 463, ähnlich Johnson), »au temps de la revolte« (AbeI). Wie Risberg, S. 28ff., gezeigt hat, entspricht die oben gegebene Übersetzung der Wortbedeutung in hellenistischer Zeit am besten; sie ist auch von Bevenot übernommen worden. Gemeint sein können nicht die Jahre unter Antiochos IV. (so jedoch Abel, S. 457; die Jahre vor dem Religionsverbot nimmt Risberg, S. 30, an), da die frommen Chasidim keine Einwände gegen die Bestellung des AIkimos durch Antiochos V. erhoben haben (Anm. a zu Vers 7), dieser mithin in ihren Augen als unbescholten galt. Dann bleibt nur die Zeit der Uneinigkeit zwischen den Chasidim und Judas samt seinem Anhang, als jene zum Frieden bereit waren und der Einsetzung des Alkimos zustimmten, während diese den Krieg fortsetzten. Die Befleckung des Alkimos liegt dann in seinem Vertragsbruch und in der Hin­richtung der 60 Chasidim, und in der Tat hat dieses Ereignis der Uneinigkeit der friedens­bereiten und der militanten Frommen ein Ende gemacht (Anm. a zu 7).

4 a) Auffallend an der Jahreszahl ist, daß die Ziffern weder in absteigender Größenordnung (Hunderter, Zehner, Einer) mitgeteilt werden wie in den Einleitungsbriefen (1,7. 1,10) und in den Urkunden des 11. Kapitels (II,21.32.38) noch in aufsteigender Ordnung (wie in 13,1), sondern in der sinnwidrigen Reihung Einer, Hunderter, Zehner (in einem Teil der Hss. durch Vertauschung in eine aufsteigende Ordnung verwandelt). b) Zum goldenen Kranz als Präsent der Untertanen an einen neuen König vgI. Bickermann, Institutions, S. 112; A. Schalit, Herodes der Große. Der Mann und sein Werk, Berlin 1969, S. 285, Anm. 479.

5 a) Zur Beurteilung der Motive des AIkimos durch den Verfasser vgI. Anm. a zu 4,5. b) Zum Staatsrat, Synhedrion, der hellenistischen Könige vgI. Bickermann, Institutions, S. 188-19°. Es war das Gegebene, daß der Hohepriester, der zugleich als Ethnarch die jüdische Nation politisch vertrat, dort zu den jüdischen Angelegenheiten gehört wurde.

6 a) Die unvermittelte Einführung der Asidäer (Chasidim) läßt keinen Zweifel daran, daß Jason von Kyrene von ihnen an früherer Stelle schon gesprochen hatte, vermutlich wie 1Makk2,42 beim Ausbruch des Religionskrieges, als sie zu den Fahnen des Judas eilten. Damals werden sie als »Gemeinschaft der Frommen«, Gvvuywy.q 'AGI6u{wv, zum erstenmal überhaupt erwähnt. Zu ihrer historischen Rolle, ihrem Einfluß auf die jüdische Literatur (Dan, Hen hebr) und zu ihrem Verhältnis zu den späteren Essenern und Pharisäern siehe zusammenfassend Hengel, S. 319-381, mit der überaus reichen Literatur, ferner Schürer, History, S. 143.145.157. b) Abel, S. 459, verweist auf den gleichen und fast wörtlich gleich formulierten Vorwurf gegenüber den Juden in ZusEst2,5, sie seien verantwortlich neo, TO ",.q T.qV ßUGIÄe{uv eVGTu(Je{u, TvyxavelV, während es hier heißt oV" Ewne, T.qV ßUGlÄeluv eVGTu(Je{u, Tvxeiv.

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und leben im Aufruhr. Sie lassen nicht zu, daß das Königreich Stabilität gewinntb. 7 Mir hat man die Würde meiner Vorfahren, ich meine damit das Hohepriesteramt, entrissena, und deshalb bin ich jetzt hierher gekom­men, 8 indem ich zunächst uneigennützig an die Interessen des Königs denke, in zweiter Linie aber auch auf das Wohl der eigenen Mitbürger bedacht. Denn durch den Unverstanda der eben Genannten ist unser ganzes Volk übel dranb. 9 Wenn Du dies alles erkannt hast, König, so laß Du Dir das Land und unser unglückseliges Volk angelegen sein, wie es Deiner allen entgegenkommenden Menschenfreundlichkeita entspricht. 10 Denn so­lange Judas lebt, kann das Reich unmöglich Frieden finden.«

11 Nach solchen Worten des Alkimos hatten es die übrigen »Freunde«a, die dem Judas feindlich gesonnen waren, verhältnismäßig leicht, Demetrios weiter zu entflammen. 12 Er wählte sogleich Nikanora aus, den Befehls­haber der Elefantentruppeb, ernannte ihn zum Strategen von Judäac und sandte ihn aus 13 mit der Anweisunga, Judas selbst aus dem Wege zu räu­men, seine Leute zu zerstreuen, den Alkimos aber als Hohenpriester des größten Tempels einzusetzen. 14 Diejenigen aber in Judäa, die sich vor Judas geflüchtet hattena, liefen dem Nikanor scharenweise zu in dem Glauben,

7 a) Wie Mölleken gezeigt hat (besonders S. 2.13 ff.), gehörte zum Friedensschluß, über den 13,23 berichtet wird (und an dem Judas keinen Anteil hatte, ebenda S. 219), eine Vereinbarung, daß Alkimos Hoherpriester werden solle. Die Chasidim stimmten zu, da er »aus dem Samen Aarons« war (1Makk7,13-14). Dann folgte der Bruch dieses Vertrages durch Alkimos, der 60 Chasidim hinrichten ließ (1Makk7,15-18). Die Verse 6-7 unseres Kapitels zeigen, daß die Chasidim daraufhin erneut gemeinsame Sache mit den noch im Felde stehenden Anhängern des Judas machten und daß Alkimos gewaltsam aus dem Amt vertrieben wurde. Damit stimmt der Bericht 1 Makk7,2.1-25 recht gut zusammen. Vgl. auch Schürer, History, S. 168.

8 a) dAoyun{a. Vgl. Abel, S. 459, der schön bemerkt, daß hier wie oft bei unserem Autor ein Ausdruck der intellektuellen Sphäre einen solchen der moralischen Sphäre vertritt; so auch in 5 und in 15,33. b) Wörtlich »ist in nicht geringer Weise ohne Erbteil«, ou p,tl<.(!Wr; dl<.A'I](!ei.

9 a) tptAav(}(!Wnta, eine der Kardinaltugenden des hellenistischen Monarchen. Vgl. 13,23 und allgemein besonders L. Koenen, Eine ptolemäische Königsurkunde (P. Kroll), Klassisch­philologische Studien 19, Wiesbaden 1957·

II a) Zu den »Freunden« des Königs vgl. 7,2.4 mit Anm. a. 12 a) Vgl. Anm. a zu 8,9.

b) Wie auch 13,2.. 15,2.0 und 1 MakkII,56 zeigen, wurde auch nach der Verstümmelung der seleukidischen Kriegselefanten durch Cn. Octavius (Anm. a zu II,4) erneut eine königliche Elefantentruppe gebildet. c) Ein neuer, nur kurze Zeit bestehender Posten. Vgl. Meyer, S.2.44, Anm. 4; Bengtson, S. 184, Anm. 2..

13 a) Mit einigen Hss. und mit Abellese ich Evr:oAdr; gegenüber dem ebenfalls gut beglaubigten inunoAdr; (»mit Briefen«). Vgl. 4,2.5.

14 a) Der Text, wie ihn Abel und Hanhart drucken: oi ~e in~ -rijr; , Iov~a{ar; nerpvyadevl<.(J-rer; -rov 'Iovdav e(}v'l] ist nicht zu halten, denn das Neutrum e(}v'l] ist neben oE de weder als constructio an sensum noch als Apposition erträglich, zumal abtrünnige Juden gemeint sind. e(}v'l] wird als Glosse eines Juden zu streichen sein, der den Text nicht verstand oder ihm eine andere Deutung geben wollte. Vgl. auch Wellhausen, S. 153, Anm. 2.; Katz, Text, S. 17.

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Unglücksfälle und Katastrophen der Juden würden ihr eigenes Glück seinb. 15 Als siea aber den Anmarsch Nikanors und den Überfall der Völker er­

fuhren, bestreuten sie sich mit Erde und wandten sich flehend an den, der sein Volk für alle Zeit eingesetzt hat und der immer an seinem Teil durch persönliches Erscheinen festhielt. 16a Auf Befehl des Führersb brachen sie von dortC sogleich auf und stießen auf sied beim Dorf Dessaue. 17 Simon aber, der Bruder des Judas, war auf Nikanor getroffen und hatte wegen des plötzlichen Erscheinens der Feinde eine leichte Schlappe erlittenab. 18 Dennoch scheute sich Nikanor, der von der Tapferkeit des Judas und seiner Männer und von ihrem Mut in den Kämpfen für das Vaterland gehört hatte, die Entscheidung durch die Waffena herbeizuführen. 19 Deshalb entsandte er Poseidonios, Theodotos und Mattathiasa, um einen Vertrag zu schließen.

20 Hierüber kam es zu einer längeren Prüfung. Der Anführer machte die Menge mit den näheren Umständen vertraut, und als sich eine einstimmige Auffassunga ergeben hatte, willigten sie in den Vertrag. 2 I Man setzte

b) Vgl. die Kennzeichnung dieser Leute in IMakk7,5 als »gesetzlose und gottlose Männer aus Israel«, avt5ee, avop.ot l(ul drteßei, e; 'IGeuIjÄ, und in Ant 12,391 als »viele üble Juden und Landflüchtige«, noÄÄol Täiv 'Iovt5u{wv nOVf/eol l(ul qroyaf5e,. Wellhausen, S. IB, Anm. 2, übersetzt »jüdische Refugies«.

15 a) Subjekt sind nicht länger die gottlosen, sondern die gottesfürchtigen Juden. Der Wechsel ist nur dem Sinn zu entnehmen, nicht jedoch der Syntax: wieder ein Zeichen für Verkürzung des ursprünglichen Textes.

16 a) Die Partie 16-20 ist besonders schlecht überliefert und weist daher schon in den Hss. zahl­reiche Korrekturen auf. b) Zum erstenmal wird Judas hier (und so wenig später in 20) als ijyoop,evo, bezeichnet. Un­richtig ist Johnsons Annahme, an beiden Stellen sei vielmehr Nikanor gemeint. c) Der Ausgangspunkt des »von dort« ist nicht angegeben. d) Mit einem Teil der Überlieferung lese ich wie Abel dveCev;uv l(ul GVP",,{GYOVGIV, da sich der von Hanhart beibehaltene Singular neben dem Genetivus absolutus neocn:a;avro, t5e TOV

ijyep,6vo, nicht konstruieren läßt. e) Dessau ist sonst nicht bekannt, die Gleichsetzung mit Adasa mehr als unsicher (vgl. Bevenot, S. 239; Abel, S. 461.462; andererseits Wibbing, S. 164, Anm. 34.166).

17 a) Der Satz ist in seinen beiden Schwierigkeiten durch Risberg, S. 25-27, in Ordnung gebracht worden. Er liest ßeaxew, und konjiziert rpavraG{av (Erscheinung mit Einschluß des Gewalti­gen des Anblicks) für drpaG{av und belegt beides. Zustimmend Katz, Text, S. 17; vgl. schon Niese, S. 306, Anm. 3. Dagegen hält Hanhart sowohl an ßeat5ew, fest wie an drpaG{av, doch ist bei diesem Wort schon die Fülle der Konjekturen seit Grotius, Schleusner und Grimm ein Indiz dafür, daß es nicht verständlich, mithin nicht ursprünglich ist. b) Ungünstiges über Simon auch in 10,16-20 (Anm. a zu 10,16 und zu 10,19).

18 a) Wörtlich »durch Blut« (t5t' alp,aTwv). 19 a) Da Theodotos und Mattathias beide »der von Gott Gegebene« bedeuten, vermutet Bevenot,

es sei ein- und dieselbe Person mit ihrem griechischen und jüdischen Namen gemeint, »Theo­dotos, der auch Mattathias genannt wurde.« Wie Abel richtig bemerkt, würde das auf Grie­chisch heißen tge6t5oTov (TOV) l(ul Mana(J{av.

20 a) op,OlpljrpOV yvwp,f/', so die bessere Überlieferung, das unverständliche Op,OtOlpljrpOV (ein Hap­leg!) Gvyyvwp,f/' andere Hss. und Hanhart.

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einen Tag fest, an dem sie jeder für sich an denselben Platz kommen sollten. Von jeder Seite fuhr ein Wagen vor, man stellte Sessel auf. zza Judas hatte an günstigen Stellen Bewaffnete in Bereitschaft gestellt, damit nicht von seiten der Feinde plötzlich ein heimtückischer Anschlag erfolge. Dann führ­ten sie die Unterredung in angemessener Weise. Z3 Nikanor hielt sich in Jerusalem auf und tat nichts Ungehöriges, er entließ sogar die massenhaft zusammengelaufenen Scharena. Z4 Und er behielt Judas beständig in seiner Nähe und war dem Mann von Herzen zugetan. z 5 Er riet ihm, zu heiraten und Kinder zu zeugen. Er heiratete, lebte ruhig, nahm teil am Leben.

z6 Alkimos aber bemerkte die gegenseitige Zuneigung. Er nahm den Ver­traga, kam damit zu Demetrios und erklärte, Nikanor sinne auf Verrat an der Sache des Königs. Denn er hatte Judas, der ein Feind seines Königtums sei, zum Nachfolgerb ernannt. Z7 Der König geriet außer sich, und durch die Verleumdung des Erzbösewichts gereizt, schrieb er dem Nikanor, er mißbillige den Vertrag. Zugleich befahl er, den Makkabäer alsbald in Ketten nach Antiocheia zu schicken.

z8 Nikanor war, als er dies erhielt, bestürzt und trug schwer daran, daßa er die Abmachungen aufheben sollte, obwohl doch der Mann nichts Un­rechtes getan hatte. Z9 Da es aber unmöglich war, dem König zuwider­zuhandelna, wartete er auf einen günstigen Augenblick, dies durch List aus­zuführen.

2Z a) Die Verse 2Z-25 haben wieder den stichwortartigen, asyndetischen Stil wie 12,33-34 und 13,18-26. Der Subjektswechsel in 25 von Nikanor zu Judas ist ganz unvermittelt und kann nur dem Sinn entnommen werden, in 26 geht Alkimos unmotiviert von der indirekten in die direkte Rede über.

23 a) T01i~ aVJ/ax8ivTa~ dyeÄalov~ öXÄov~. Statt dyeÄalov~, das nichtssagend sei, vermutet Risberg, S. 27-28, unter grundsätzlicher Zustimmung von Katz, Text, S. 17, einen Hörfehler beim Diktat, durch den das ursprüngliche d"eealov~ entstellt worden wäre, d.h. »die unver­sehrten«, »die noch nicht gefochten haben, noch nicht zum Schlagen gekommen sind«. Das wären mithin königliche Truppen. Aber der Text ist in Ordnung: es handelt sich um die nach Art von Herden zur Unterstützung Nikanors zusammengelaufenen jüdischen Feinde des Judas, die in 14 genannt waren, und dem dortigen dyeÄ1]ß6v entspricht aufs beste dyeÄalov~. Diese schaffte Nikanor nach dem Vertragsabschluß sich und dem Judas vom Hals, zweifellos auf Grund einer von Judas verlangten Klausel.

26 a) Alkimos war offensichtlich in Jerusalem anwesend und Zeuge jenes Einverständnisses. Er hatte Zugang zum Archiv, dem er eine Abschrift des Vertrages entnahm. Das scheint voraus­zusetzen, daß Nikanor im Vertrag mit Judas seine Wiedereinsetzung ins hohepriesterliche Amt erreicht hatte, wie es der in Vers 13 gegebenen Anweisung des Königs entsprach. b) Zu wessen Nachfolger? Sowohl die Ernennung des Hohenpriesters wie die des Strategen ist Sache des Königs, ebenso auch die Aufnahme eines Mannes in die Gruppe der &aßoxm genannten Würdenträger (vgl. dazu Abel). Mithin liegt offenbar eine falsche Behauptung des Verfassers vor (bzw. er läßt den Alkimos diese falsche Aussage machen), denn Nikanor kann keine dieser Ernennungen ausgesprochen haben. Bunge, S. 199-200. 269, Anm. 142, meint, die Behauptung solle die Unterstellung abwehren, Judas habe Hoherpriester werden wollen.

28 a) »daß«: Für eE im Sinne von lIn vgl. Abel, S.465. Die gewählte Konjunktion druckt Nikanors Zweifel aus.

29 a) Für dvnneaTTew 00" 1jv, eif"ateov h~eet vermutet Wilhelm, S. 28, unter Zustimmung

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30 Judas bemerkte jedoch, daß Nikanor ihn mürrischer behandelte und sich beim gewohnten Umgang schroffer verhielt, und schloß daraus, die Unfreundlichkeit lasse nichts Gutes erwarten. Er zog daher zahlreiche seiner Leute zusammen und hielt sich vor Nikanor verborgen. 3 I Der andere jedoch erkannte, daß er geschickt von dem Manne überlistet worden war. Er begab sich zum größten und heiligen Tempel, während die Priester gerade die gebührenden Opfer darbrachten, und befahl, Judasa zu überge­ben. 32 Als diese unter Eid beteuerten, nicht zu wissen, wo der Gesuchte sei, 33 da streckte Nikanor die Rechte gegen den Tempel vor und schwura : »Wenn Ihr mir nicht den Judas in Banden übergebt, werde ich diese Gottesstätte dem Erdboden gleichmachen, den Opferaltar niederreißen und dem Dionysos eben hier ein ansehnliches Heiligtumb errichten.« 34 Mit diesen Worten entfernte er sich, die Priester aber streckten die Arme zum Himmel aus, riefen den an, der in allem der Fürstreiter unseres Volkes ist, und sprachen: 35 »Du Herr, der Du ohne jedes Bedürfnis bist, hast ein­gewilligt, daß bei unsa ein Tempel entsteht, in dem Du wohnst. 36 Und jetzt, aller Heiligung heiliger Herr, bewahre in alle Ewigkeit dieses soeben erst gereinigte Haus unbefleckt!«

Ha Ein gewisser Razis aber, der zu den Älteren in Jerusalem gehörte, wurde bei Nikanor angezeigt, ein Freund seiner Mitbürger, der im besten Rufe stand und den man voller Zuneigung »Vater der Juden« nannte. 38 Denn er war in den früheren Zeiten der Uneinigkeita wegen seiner

von Katz, Text, S. 17, dvrmea:r:TetV ov" l]v ev<xeee~>, "ateOV b:7jeet, da es eü"at(1ov TfJeeiv neben dem häufigen "ateOv TfJeeiv nicht gibt. Hanharts Einwand, Text, S.454, eü"ateOV im Sinne von e1i"atela sei bdegt (was auch Wilhdm wußte), schlägt nicht durch, denn verlangt wird eben ein Bdeg für eü"ateOV TfJeeiv. Ich neige dazu, Wilhdms Vorschlag für richtig zu halten, vermag aber die Richtigkeit der überlieferten Fassung nicht ganz aus­zuschließen.

3 I a) Wörtlich »den Mann«. 33 a) Die Rechte ist die Schwurhand. Die Vergdtung für diesen Schwur wird 15,32 berichtet.

b) Statt btupave~ versteht Bevenot Enupavei, »dem Dionysos Epiphanes«. 35 a) Die Worte ev lJP,iv können statt zu yevea/Jat auch zu a"fJvwaero~ gezogen werden: »In dem

Du unter uns wohnst«. 37 a) Die Erzählung von Razis und seinem Selbstmord (37-46) hat wie die anderen Legenden des

Buches (Heliodor im Tempd, Martyrien des Eleasar, der sieben Brüder und ihrer Mutter) große Wirkung ausgeübt. Auf sie haben sich u. a. die Donatisten zur Rechtfertigung des Selbst­mordes berufen, wogegen Augustin sich mit Bestimmtheit gewandt hat. Daß die Erzählung den Sdbstmord zu rechtfertigen und zu glorifizieren schien, hat mehr als alles andere dazu bei­getragen, dem Buch kanonischen Rang vorzuenthalten und ihm Inspiriertheit abzusprechen. Vgl. Bevenot, S. 242-243; Abd, S. 469; Frend, S. 19-20, verweist in diesem Zusammenhang auf das Martyrium des jungen Christen Vettius Epagathus bei Eusebius, Kirchengeschichte 5,1,10. b) Für die neBaßVTBeOt vgl. Anm. a ZU 13,13.

38 a) dp,t~la siehe Anm. b zu Vers 3. Hier ist ohne Zweifd die Zeit der Religionsverfolgung ge­meint, in der Uneinigkeit darüber bestand, ob man dem Gebot des Königs gehorchen oder sich ihm widersetzen müsse.

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jüdischen Lebensweise schwerer Prüfung unterzogen wordenb und hatte Leib und Seele mit größter Ausdauer für die jüdische Sache eingesetzt. 39 Nikanor aber, der den Haß deutlich machen wollte, den er gegenüber den Juden empfand, sandte mehr als 500a Soldaten, ihn zu verhaften. 40 Denn er meinte, ihnen mit seiner Ergreifung einen Tort anzutuna. 41 Als die Schar jedoch den Turm besetzen wollte, an die Hof türe hämmerte, Feuer herbeizubringen und die Türen anzuzünden befahl, da stürzte er sich in der Gefahr, ergriffen zu werden, ins Schwert, 42 denn er wollte lieber hochherzig sterben als in die Hände der Frevler fallen und seines eigenen Adels unwürdigen Frevel erleiden. 43 Da er aber mit dem Stoß in der Hast des Bemühens nicht den rechten Fleck traf, die Massen aber schon durch die Türen hereindrangen, da lief er mutig auf die Mauer hinaus und stürzte sich voller Mannesmut in die Menge. 44 Und da die eiligst zurückwich und ein Zwischenraum entstand, fiel er mitten in den freien Raum. 45 Noch atmend und vor Zorn brennend, stand er auf, und während das Blut wie ein Quell hervorsprudelte und die Wunden heftig schmerzten, lief er durch die Menge, machte halt auf einem schroffen Felsen, 46 riß sich, schon fast verblutet, die Eingeweide heraus, hielt sie in beiden Händen und schleu­derte sie auf die Masse, wobei er den über Leben und Atem Gebietenden anrief, er möge sie ihm einst wiedergebena; und so starb er.

15,1-15,36 Sieg des Judas über Nikanor

15,1 Als aber Nikanor erfuhr, daß Judas und seine Männer sich im Gebiet von Samariaa aufhielten, beschloß er, sie am Tage der Stilleb in aller Sicher­heit zu überfallen. 2 Da aber die Juden, die ihm unter Zwang Heeresfolge leisteten, sprachen: »Keinesfalls darfst Du sie in so roher und barbarischer Weisea verderben, sondern erweise Ehrfurcht dem Tag, der von dem, der

b) Eine andere Übersetzung der Worte x(Jtuw SlU8'P7JVSYf.lBvO' ' Iovdatuf.loV (vgl. dazu Anm. a zu 4,13) gibt Risberg, S. 30-31: »er hatte Entscheidungen über den Judaismus öffent­lich vorgetragen« (als Schriftgelehrter). Risberg bezieht die Angabe auf die Auseinanderset­zungen zwischen Reformjuden und Orthodoxen vor der Religionsverfolgung. Wieder anders Johnson: »when there was no mingling with the Gentiles«. Vgl. aber Anm. a.

39 a) Die Mehrzahl der Hss. gibt Fünftausend. 40 a) Die Begründung gleicht der in Vers 14 gegebenen. 46 a) Hier kommt erneut die Vorstellung der Auferstehung, und zwar sehr klar die einer Auf­

erstehung des Leibes, zum Ausdruck. Vgl. Anm. b zu 7,9 und Einl., S. 187.

15,1 a) Samaria, Stadt und nach der Stadt benannte Landschaft nördlich von Judäa. Im heutigen Namen der Stadt, Sebastie, ist der ihr von Herodes zu Ehren des Kaisers Augustus (griechisch Sebastos) gegebene Name Sebaste bewahrt. b) -TJf.lE(!a Tij, xaTanavusw,. Die Bezeichnung nach EX35,Z.

Z a) Vgl. Anm. c zu Z,ZI.

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alles sieht, in Heiligkeit besonders geehrt ist!«, 3 da fragte der Erzfrevlera zurück, ob im Himmel ein Herrscherb sei, der den Sabbat zu feiern ange­ordnet habe. 4a Als diese aber äußerten: »Es ist der lebendige Herr im Himmel selbst, der geboten hat, den Sabbat einzuhalten«, 5 da sprach der andere: »Und ich bin ein Herr auf Erden, der befiehlt, die Waffena aufzu­nehmen und auszuführen, was das Interesse des Königs erfordert.« Dennoch brachte er es nicht fertig, sein schändliches Vorhaben auszuführen.

6 Und zwar hatte Nikanor, der sich mit aller Prahlerei brüstete, beschlos­sen, ein gemeinsames Siegeszeichena über Judas und die Seinen aufzurich­ten, 7 Judas aber vertraute ohne Unterlaß mit ganzer Hoffnung darauf, von dem Herrn Hilfe zu erlangen. 8 Er ermunterte seine Leute, nicht furchtsam zu werden vor dem Angriff der Heiden, sondern die ihnen früher vom Him­mel zuteilgewordene Hilfe im Sinn zu haben und auch für den jetzigen Kampf zu erwarten, daß ihnen von dem Allmächtigen Siega zuteil werde. 9 Und indem er ihnen aus dem Gesetz und den Propheten Zuspruch leistete, sie dazu noch an die Schlachten erinnerte, die sie bestanden hatten, machte er sie noch bereitwilliger.

10 Und als er ihnen Mut gemacht hatte, ermahnte er sie, indem er zugleich auf den Vertragsbruch der Heiden und auf ihre Verletzung der Eidea hin­wies. I I Einen jeden von ihnen aber wappnete er nicht so sehr mit der Sicherheit eJer Schilde und Lanzen wie mit dem Zuspruch guter Worte. Weiter aber machte er alle froh, indem er einen glaubwürdigen Traum, eine Art Visiona, erzählte. 12 Es war aber sein Traumgesicht das folgende: Onias, der frühere Hohepriester, ein schöner und trefflicher Manna, beschei­den im Umgang, milde in seinem Wesen, der eine geziemende Sprache führte und von Kind auf alles, was zur Mannestugend gehört, gründlich gelernt hatteb - dieser hatte mit erhobenen Händen für die gesamte Ge-

3 a) TetUaJ.tT~elO~ wie in 8,34 von Nikanor, dem Sohne der Patroklos, mithin ein Indiz für die Identität der Personen. Vgl. Anm. a zu 8,9 und 8,34.

b) »ein Herrscher«: der in vielen Hss. eingedrungene und von Hanhart gedruckte Artikel 6 vor &vdO'T1'J~ verdirbt den Sinn.

4 a) Zu 4-5 vgl. EX20,8-II. S a) »die Waffen«: der Sinn verlangt, vor 8:nÄa den nur in wenigen Hss. überlieferten bestimmten

Artikel Ta einzufügen. 6 a) Vgl. Anm. b zu 5,6. 8 a) in allen Hss. steht T~V vlx1JV als Objekt zu :neoudoxiiv, d.h. »den ihnen demnächst zuteil

werdenden Sieg«. Unter Verzicht auf den Artikel ergibt sich ein wesentlich besserer Gedanke. 10 a) Angespielt ist auf 14,20-28. II a) Zur Lesung {J:nae TI (neben u:nie TI) vgl. besonders Abel, S. 473. 12 a) I1.vdea xaÄov xaL dyalJov. Der Verfasser übernimmt den spezifischen Terminus, mit dem die

Griechen das Bild des vollkommenen Mannes bezeichneten. b) Ein ähnlicher Katalog rühmender Beiworte wird 4,2 dem Hohenpriester Onias 111. und 6,23 (vgl. 6,18) dem Eleasar beigegeben, für Razis vgl. 13,37.38.42.

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meinde der Juden gebetetc. 13 Daraufhin sei in der gleichen Weise ein durch weißes Haar und glanzvolle Erscheinunga ausgezeichneter Mann erschienen, umgeben von bewundernswerter und großartiger Majestät. 14 Onias aber habe das Wort genommen und gesagt: »Dieser bruderliebende Mann ist der, der so oft für das Volk und die Heilige Stadt gebetet hat, Jeremia, der Prophet Gottesa.« 15 Jeremia aber habe die Rechte ausge­streckt und dem Judas ein goldenes Schwert übergeben, bei der Übergabe aber noch gesagt: 16 »Nimm das heilige Schwert als Geschenk Gottes; mit ihm wirst Du die Feinde zerschmetterna.«

17 Die Worte des Judas waren sehr schön und geeignet, zur Tapferkeit zu ermuntern und die Herzen der Jungen männlicher zu machen. Durch sie ermutigt, beschlossen sie, nicht zu lagerna, sondern sich mutig in den Kampf zu stürzen und, in ihn verwickelt, die Sache mit aller Tapferkeit zu ent­scheidenb, weil auch die Stadt, die Religion und der Tempel in Gefahr schwebten. 18 Denn die Furcht für Frauen und Kinder, Brüder und Ver­wandte kam bei ihnen erst in zweiter Linie, die größte und vordringlichste war die um den geheiligten Tempel. 19 Aber auch die in der Stadt Zurück­gehaltenen waren in nicht geringer Sorge und höchst beunruhigt hinsicht­lich des Ausganges im offenen Felde.

20a Und als schon alle die bevorstehende Entscheidung erwarteten, die Feinde schon mit ihnen zusammentrafen, die Elefanten an günstigen Stellen postiert waren und die Reiterei an den Flügeln stand, 21 da blickte Judas auf die Gegenwart der Heeresmassen, auf die vielseitige Rüstung der Waffen und auf die Wildheit der Tiere, und er hob die Arme zum Himmel und rief den wundertätigen Herrn an, denn er erkannte, daß er nicht so sehr nach dem Ausmaß der Waffen den Sieg gewähren werde, als vielmehr denen, die er für würdig erkenne. 22 Und er rief ihn mit folgenden Worten herbei: »Du, Herr, hast Deinen Engel unter Ezechiasa, dem König von Judäa, ab-

c) Bemerkenswert ist, daß das Gebet des Onias das Gebet eines Toten ist, da Onias nach 4,34 auf Grund der Machenschaften des Menelaos von Andronikos getötet worden war. Vg!. J. B. Walz, Die Fürbitte der Heiligen, 1927 (zitiert bei Bevenot).

13 a) Für t56~a in diesem Sinne vgl. 3,26, ebenfalls anIäßlich einer Epiphanie. 14 a) Von Jeremia handelt die Partie 2,1-8. 16 a) Das von Gott gesandte Schwert läßt es als ausgeschlossen erscheinen, daß Jason von Kyrene

über Niederlage und Tod des Judas berichtet haben sollte, denn zweifellos ist gemeint, daß diese Gabe ihm dauernde Sieghaftigkeit verleiht. Vg!. Ein!., S. 173f.

17 a) Überliefert sind fI1:(]aTeVErrOat (zu Felde ziehen) und fI1:(]aTonEt5eVErrOat (lagern). Nur dieses gibt einen befriedigenden Sinn. Anders Hanhart, Text, S. 464. b) Der Entschluß, sofort anzugreifen, wird als unerwartet hervorgehoben, entweder deshalb, weil es sich um einen Sabbattag handelte, oder weil das jüdische Heer vom Marsch mitgenom­men war. Die Ansprache des Judas aber hatte alle Bedenken und Ermattungserscheinungen verfliegen lassen.

20 a) In 20-21 werden nicht die Heere beider Seiten beschrieben, sondern nur das des Nikanor. 22 a) Ezechias: Hiskia.

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gesandt, und er tötete gegen 185000 aus dem Lager Sanheribsb. 23 Und jetzt, Herrscher des Himmels, sende einen guten Engela, der vor uns Furcht und Zittern schafft. 24 Vor der Größe Deines Armes mägen erschrecken, die mit Lästerungen gegen Dein heiliges Volk angetreten sind.« Und mit die­sen Worten schloß er.

25 Das Heer des Nikanor aber rückte mit Trompetenschall und Schlacht­gesängen an. 26 Judas und die Seinen jedoch stießen unter Anrufung Gottes und mit Gebeten mit den Feinden zusammena. 27 Und mit den Armen kämpfend, mit den Herzen aber zu Gott betend, streckten sie nicht weniger als 35 000 nieder, hoch erfreut über die sichtbarea Erscheinung Gottes. 28 Als sie aber nach vollbrachtem Werk unter großer Freude ab­zogen, erkannten sie den gefallenen Nikanor mit seiner vollen Rüstung. 29 Es entstand Geschrei und Verwirrung, und sie rühmten den Herrn in der Sprache ihrer Vätera.

30 Und der, der mit Leib und Seele in allema der Vorkämpferb seiner Mit­bürger war und sich die gute Gesinnung seiner Jugend für seine Landsleutec

erhalten hatte, befahl, dem Nikanor Kopf und Arm bis zur Schulter abzu­schlagen und nach J erusalem zu bringen. 31 Und als er dort war, berief er seine Landsleute zusammen, stellte die Priester vor dem Opferaltar auf und schickte nach denen von der Burg. 32 Und er zeigte den Kopf des frevelhaften Nikanor und die Hand des Lästerers, die er in seiner Großmannssucht gegen das heilige Haus des Allmächtigen ausgestreckt hattea. 33 Und die Zunge des gottlosen Nikanor ließ er abschneiden und gebot, sie den Vögeln stückweise zu geben, den Lohn seines Unverstandesa aber gegenüber vom Tempel aufzuhängen. 34 Alle aber insgesamt rühmten, zum Himmel

b) Erinnerung des Judas an das Eingreifen des Engels zur Zeit Hiskias und Sanheribs wie in 8,19 (vgl. dort Anm. a). Vgl. auch IMakk7,41, wo Judas das Heer vor der Schlacht von Adasa hieran erinnert und ebenfalls 185 000 Erschlagene nennt.

23 a) Der gute Engel, ayaOov l1.yyeJ.ov, wie in 11,6 und durch diese Stelle gegen die abweichende Lesart TOV l1.yyeJ.ov gesichert.

26 a) Der Ort der Schlacht, Adasa (1 Makk7,40), wird hier nicht genannt. Die Lage von Adasa ist strittig; siehe Wibbing, S. 164-167. Schürer, History, S. 170, Anm. 29.

27 a) bwpavelq.. KappIer liest mit A bup,eJ.elq. (»Fürsorge«). Vgl. Anm. a zu Vers 34. 29 a) Vgl. Anm. a zu 7,8. 30 a) 'XaO' änav, was Kilpatrick, S. 19, mit einigen Hss. in 'XaTa :mfna ändern möchte, da änar;

in 2Makk nirgends ursprünglich sei. b) nI]WTaywVtOT1)r;, das Wort (im Plural) auch IMakk9,II. c) eir; op,oeOveir;. Die Einfügung des bestimmten Artikels eir; TOVr; op,oeOveir; scheint mir hier unumgänglich, vgl. Vers 31 avy'XaJ.iaar; TOVr; op,oeOveir;.

32 a) Bezug genommen wird auf Nikanors Schwur 14," und auf seinen Vorsatz, ein Siegeszeichen über Judas und die Seinen zu errichten, in 15,6.

" a) Ta enlxelf!a Tijr; avolar;. Gemeint ist vermutlich der Rumpf (vgl. 35). Mit ä.vota wählt der Verfasser wie oft (vgl. Anm. a zu 14,8) einen Ausdruck aus der intellektuellen Sphäre zur Bezeichnung einer sittlich minderwertigen Handlungsweise.

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gewandt, den sichtbaren Herrna und sprachen: »Gepriesen sei, der seine Stätte unbefleckt bewahrt hat!« 3 ~ Nikanors Kopf aber ließ er an der Burg festbinden, sichtbar für alle und ein offenkundiges Zeichen für die Hilfe des Herrna. 36 Alle aber setzten in einem gemeinsamen Beschluß fest, diesen Tag keinesfalls unbeachtet zu lassen, sondern den 13. des zwölften Monats -er heißt Adara in syrischer Spracheb - als Ruhmestag zu begehen, einen Tag vor dem Mardochaitagec•

I~,37-I~,39 Schlußwort des Epitomators

37 Da nun die Sache mit Nikanor diesen Verlauf genommen hatte und seit dieser Zeit die Hebräer die Stadt beherrschtena, so will auch ich meinen Bericht hier beenden. 38 Und wenn er für gut und in der Disposition geschickt befunden wird, so wollte ich dies erreichen; wenn aber für ein­fältig und mäßig, so war mir nur dies erreichbar. 39 Denn so wie Wein allein zu trinken schädlich ist, so ist auch wiederum reines Wasser schädlich. Wie aber Wein mit Wasser vermischt lieblicha ist und den Genuß angenehm macht, so erfreut auch der Stil der Erzählung die Ohren derer, die an diese Schrift geraten. Hier aber soll der Schlußpunkt seinb•

34 a) TOV B1tupavij XVetov. Dies stützt in 27 (siehe Arun. a) die angefochtene Lesung B1nrpavetq:. Das sachliche Problem beider Aussagen liegt darin, daß in der :t>Iikanorschlacht von einer sichtbaren Erscheinung Gottes nichts gesagt wird, seine Gegenwart mithin nur indirekt, aus dem Erfolg, erschlossen werden konnte. Es ist vielleicht anzunehmen, daß mit diesen Worten auf eine von Jason berichtete, vom Verfasser jedoch gestrichene Epiphanieer2ählung Bezug genommen wird.

35 a) Vgl. ISam3I,9. JudtI4,I. IMakk7,47. 36 a) Der Adar ist der 12. Monat des babylonisch-jüdischen Kalenders, etwa dem Mär2 ent­

sprechend. b) Gemeint ist das Aramäische. c) Mardochai ist der Held des Estherbuches. Vgl. zuletzt H. Bardtke, ZusEst (JSHRZI), S. 17ff. Hier ist das Purimfest als bestehend vorausgesetzt. Das ist wichtig für die Abfassungs­zeit von 2 Makk. Vgl. Einl., S. 177.

37 a) Diese Behauptung ist unwahr. Vgl. dazu besonders Momigliano, S. 99-100. 39 a) ?jml". Weshalb Hanhart i}d1j (»schon«) in den Text genommen hat, ist unverständlich.

b) Es folgen die Subskriptionen, siehe Einl., S. 169 .

.z80

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Namenregister

(außer Jerusalem, Judäa, Judas, Juden)

Abraham . . . . . . . . . . . .. 200 Absalom ............. 256 Adar ................. 280 Ägypten .... 200,202,219,

224,226,248 Alkimos .... 27°,271,272,274 Ammonitis ........ 220,225 Andronikos, hoher W~den-~äger ........... 221,222

Andronikos, Aufseher über Garizim ............ 227

Antiocheia am Orontes 221, 227,243,260,269,27°,274

Antiocheia (Jerusalem) . 216 Antiochener ....... 216,218 Antiochis ............. 220 Antiochos IV.. 202,203,208,

215,216,219,221-227,23°, 231,233-238, 243-248,250,

252,256,25 8,260 Antiochos V ... 208,248,250,

251,257,266-27° Apollonios, Befehlshaber der

Myser .............. 228 Apollonios, S. des

Gennaios . . . . . . . . . .. 261 Apollonios, S. des

Menestheus ...... 214,219 Apollonios, S. des

Thraseas ........... 210 Apollophanes ......... 254 Araber ............ 225,262 Aretas ............... 225 Argarizin: s. Garizim Aristobul . . . . . . . . . . . .. 202 Asia .............. 209,253 Asidaioi . . . . . . . . . . . . .. 271 Atargateion . . . . . . . . . .. 264 Athener ........... 229,246 Auranos . . . . . . . . . . . . .. 223

Babylonien ........... 240 Bakchides ............ 242 Bakenor (?) ........... 264 Balgea ............... 210 Benjamin (?) .......... 210 Beroia ............••• 267 Bethsur ...•......• 255,269

Chaireas .....•.•••.... 254

Chasleu ....... 201,203,249

I>aphne .............. 221 I>avid ................ 206 I>emetrios I. ... 270-272,274 I>emetrios TI .......... 200 I>emophon ........... 261 I>essau . . . . . . . . . . . . . .. 273 I>ionysien ............ 230 I>ionysos .......... 230,275 I>ioskorinthios (?) ..... 257 I>orymenes: s. Ptolemaios I>ositheos, Unterführer des

Judas .............. 263 I>ositheos, Tubiener ... 264

Ekbatana .. .. .. .. .. ... 244 Eleasar, Märtyrer ... 231,232 Eleasar, Unterführer des

Judas .............. 241 Ephron .............. 264 Epiphanes: s. Antiochos IV. Esdris ............... 265 Eupator: s. Antiochos V. Eupolemos, S. des

Johannes ........... 217 Ezechias: s. Hiskia

Galater ............... 240 Garizim ........... 227,229 Gazara ............... 254 Gennaios: s. Apollonios Geron ............... 229 Gerrener ............. 270 Gorgias .... 239,252,264.265 Griechen: s. Hellenen

Hebräer ....... 237,256,280 Hegemonides ......... 270 Heliodor ...... 210-214,227 Hellenen .......... 222,255 Herakles .......... 218,219 Hieronymos .......... 261 Hiskia ..........•.... 278 Hyrkanos, S. des Joseph 2II

Idumäa ............... 264 Idumäer . . . . . . . . . . . . .. 252 Isaak ................ 200 Israel .•..•. 204,244,254,2H

Jakob ................ 200 Jarnneia ........... 261,265 Jamniten . . . . . . . . . . . .. 262 Jason, Hoherpriester ... 201,

21 5,216,218-220,225 Jason von Kyrene .. 208,209 Jeremia ....... 205,206,278 Jericho ............... 262 Johannes ............. 256 Johannes, Vater des

Eupolemos ......... 217 Jonathan ............. 204 Jonathan, Bruder des

Judas .............. 241 Joppe ............. 219,261 Joppiter . . . . . . . . . . . . .. 261 Joseph, Unterführer des

Judas ........... 241,252 Josua ................ 262

Kallisthenes .......... 242 Karnion ........... 263,264 Kaspin ............... 262 Kilikien . . . . . . . . . . . . .. 222 Koilesyrien und Phönikien

210,211,21 5,239,251 Krates ............... 220

Lakedämonier ......... 226 Lysias. . .. 251,254-257,260,

261,264,266,267,27° Lysimachos .... 220,222,223

Makedonen ........ 240,241 Makron: s. Ptolemaios Mallos ............... 220 T. Manius (?) ......... 260 Mardochai . . . . . . . . . . .. 280 Marisa ............... 265 Mattathias ............ 273 (2. Memmius ......... 260 Menelaos, Hoherpriester

220-227,259,267 Menestheus: s. Apollonios Modein .............. 268 Mose .....• 204,206,234,237 Myser •••.•••......... 228

Nanaia ............... 202 Nanaion. . . . . . . . . . . . .. 203

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~ehenria ......... 203-206 ~ikanor, S. des Patroklos

239-241,243,244,272- 277, 279,280

~ikanor, Befehlshaber der Zyprer ............. 261

Odollam ............. 265 Onias m., Hoherpriester

2°9-215,221,222,277,278

Patroklos: s. ~ikanor Persepolis ............ 243 Perser ................ 204 Persis ......... 202,243,247 Philippos, Befehlshaber von

Jerusalern ... 227,23°,238 Philippos, Kronprätendent

248,269 Philometor: s. Ptolemaios VI. Phönikien : s. Koilesyrien,

ferner ZI9 Phryger .. . . . . . . . . . . .. zz 7 Poseidonios .......... 273

Protarchos ........... 251 Ptolemaios VI .. 202,219,248,

25 2 Ptolemaios, S. des

Dorymenes .. 223,230,239 Ptolemaios Makron . . .. 251 Ptolemais ............ 270

Razis ............. 275,276 Rodokos ............. 269 Römer ..... ZI7,239,243,260

Salomo .............. 206 Samaria .............. 276 Sanherib .......... 240,279 Seleukos IV .. , 209,213-ZI5,

227,27° Simon, Tempelvorsteher

ZIO,ZI4,ZI 5,220 Simon, Bruder des Judas

241,25 2,273 Skythen. . . . . . . . . . . . .. 223 Skythopolis . . . . . . . . . .. 264 Skythopoliten . . . . . . . .. 264

Sosipatros ............ 263 Sostratos ..... . . . . . . .. 220 Spartaner. . . . . . . . . . . .. 226

Tarsos ............... 220 Theodotos ........... 273 Thraker . . . . . . . . . . . . .. 265 Thraseas: s. Apollonios Timotheos .... 242,244,253,

254,261-263 Tobiaden: s. Hyrkanos Tripolis .............. 270 Tubiener .......... 263,264 Tyrer ................ 224 Tyros ......... 218,2ZI,223

Xantikos .......... 259,260

Zakchaios ............ 252 Zeus Olympios . . . . . . .. 229 Zeus Xenios . . . . . . . . .. 229 Zypern ............... 252 Zyprer ............ 220,261

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Bibelstellenregister

Gen 12.,1-3 ..... 2.04,2.37 Neh 12,22 ......... 2.°4 I Makk 5,43 .....•.... 2.63 15,5-6 ....••.• 2.37 Judt 14,1 ........•. 2.80 5,46ff. . ....... 2.64 15,18 .•....... 2.00 Ps 3,9·········· . 2.41 5,52. .......... 2.64 17,4-8 ..•.•..• 2.37 1°5,47 ........ 2.°7 5,59········· . 2.39 2.2.,15-18 ...... 2.°4 13 8,13 ........ 2.36 6,lff .......... 2.44 2.6,3 .......... 2.00 145,9········ . 2. 1I 6,6 ........... 2.55 35,12. ......•.. 2.00 146,2. .••....•• 2.°4 6,14········· . 2.49

Ex 13,2.1-2.2. ...•.. 2.06 Jes 37,37 .•.... 2.4°,2.79 6,17········· . 2.55 16,10 ......... 2.06 40,12. ..•.....• 2.45 6,3° ..•....... 2.66 19,5-6 ...•. 2.07 2.40 54,7-8 .•...... 2.3° 6,43-46 .....•. 2.68 2.0,8-1I ....... 2.77 Jer 3,16 ...•...... 2.06 6,47········· . 2.69 2.3,2.0 ......... 2.55 2.3,8 ••........ 2.°4 6,55 ....... 149,2.55 2.3,2.2. ....•.... 2.53 2.9,lff. . ....... 2.°5 6,63 •...... 2.49,2.70 34,2.2.-2.4····· . 2.64 40-42.········ . 2.°5 7,2.·········· . 2.55 35,2. ........•. 2.76 Dan 3,16-18 .•..•.. 2.33 7,5 ........... 2.73

Lev 6,5-6 ......••• 2.°3 9,2.6 .......... 2.2.2. 7,13-14 •...... 2.72.

9,2.4········· . 2.06 11,20 ......... 2.15 7,15-18 ....... 2.72. 10,16-19 ...... 2.06 1I,2.5-36 .•.... 2.2.4 7,17········· . 2.2.6 19,2. ......•... 2.°4 12,2 ......... . 2.34 7,2.1-2.5 ....... 2.72.

2.6,44-45····· . 2.00 12.,7 ...•... 2.49,2.50 7,2.6ff. ........ 2.39 Num 31,2.8 ......... 2.42. I Makk 1,10 .......... 2.15 7,4° .......... 2.79 Dtn 4,3 1 ......••.. 2.00 1,1I .....••..• 2.17 7,41 .......•.. 2.79

7,2.5-2.6 ...••.. 2.65 1,14-15 •...•.. 2.17 7,47········· . 2.80 14,2. ......••.• 2.°4 1,2.0-2.4······ . 2.2.6 8,17ff. . ....... 2. 17 16,!)-12. ...•... 2.64 1,2.9 .•..•.. 2.2.8,261 9,1 ........... 2.39 28,10 ••....... 2.4° 1,54 ..•.... 2.49,2.50 9,1I ......•... 279 30,3-5 •....... 2.°4 1,56 .......•.• 2.°7 10,18 ......... 257 31,21 .•....... 2.34 2,lff. ...... 2.2.8,2.68 1I,30 ......... 2.57 32,9 •..•....•. 2.°4 2.,2.ff •..•...... 2.41 1I,56 ......... 272. 32,36 .......•. 2.34 2.,18 ...•...... 236 12.,6ff. ........ 2.2.6 32,49 •.•...... 206 2.,2.9 ff. . ....... 22.8 12.,18 ..•..•... 2°7

Jos 5,13 ff. ........ 255 2.,41 •.••...... 23° 12.,2.off. . ...... 22.6 6,1 ff •••.•..... 262. 2,42. .......... 2.71 13,1I ......... 261

Jdc 6,1I .•..•..... 2.55 2.,43········· . 22.5 13,43-48 ...... 254 I Sam 2.2,1 .......... 265 3,10-12. .•.••.. 2.61 13.51 ......... 25°

31,9········· . 2.80 3,2.8 .•..•..... 210 14,5 . ......... 261 I Kön 8,2. •....•..... 2.°3 3,32. ..•...••.. 254 14,2.0-2.3····· . 22.6

8,10 .•........ 2.06 3,33 ....•.•..• 255 3 Makk 4,14 .......... 236 8,62-64 ....... 2.06 3,38 ... 22.3,2.39,255 5,4°········· . 2.55 8,65-66 ......• 206 3,48 ••••.•.••. 2.41 4 Makk 5-7 .......... 23 1 13,22 ...•..... 226 3,56 .•..•.•... 2.4° Zus Est 2.,5 .....••.... 2.71

2.Kön I ............ 265 4,1 ..•.•..•... 2.39 7,15 .••.•..... 2.43 19,35 ...... 2.40,2.55 4,26ff. ........ 255 Sir 2.9,13 .••...... 264

I Chr 2.8,9········· . 200 4,34-35 •.•.•.. 2.55 35,6 ..•...•... 266 2.Chr 7,1 ........... 206 4,52- •.••... 2.49,2.50 Jub 12.,13 ..•...... 25°

7,8-10 ........ 206 5,3-6 ..••.•... 2.52- ApcJer .............. 2.°5 31,10 ..•.•.•.. 2.02. 5,15 •.......•. 2.24 Mt 12.,24········ . 265 32,21 ..•.•.... 24° 5,18 .•.•.••... 2.39 Mk 3,2. .......•... 2.65

Esr 7,15 ff. ........ 206 5,2.4-27 .•.••.. 2.62 9,2ff •......... 206 Neh 8,13 ff ..•••.... 2°3 5,26 •.•••.•••• 263 Act 12.,2.2.-2.3····· . 2.45

1I,1I ..•.•..•. 2.10 Apc 19,16 ....•.... 2.67

2. 83

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Liste der Abweichungen von Hanharts Text

Habicht, JSHRZ

I, I <"al> sl/Z7]V1jV I,lI na/Za:raaaopi:vcp 1,16 TOV 7/ye/-lova <"al TOll, aVv aVTqi> 1,18 Ci.Y1}Te < Td, 7//-lE/Za, Tfj,> a"1}von1}yla, I,2.I 1} /-l-y}V 2, I /-leTaY0/-lEvOV, 2, 2 /-leTaY0/-lEvOt, 2, 7 iAew, 2,25 rptAOnoVOVatV ;, 5 @/ZaaEa ;, 9 a/ZXtB/ZEWe; "al 4,2 I n/ZWTO"Alata 4,21 <IlToAe/-lalov> q,tAO/-l7]TO/ZO, 4,2; X/Z1}/-lana/-lOVe; 4,28 nOtOV/-lEVOV [6e] 4,;; <12> "al 4,34 6 6e netaffele; "al naeayevO/-levoe; inl

TOV 'Ovlav inl60Acp 5, 2 AOXOVe; 5, ; "al /-laxal/Zwv anaa /-lov, post nA7]Drj 5, 5 lrpvyev 5, 8 ly"A1}f1ele; 5,16 avaTBf1ma 5,18 "alo&oe; 5,21 [&d TOV /-leTew/Ztap,ov Tfje; "ae6lae;] 5,2; n/Zoe; TOVe; 'Iov6alove; 5,24 lne/-lV'B TOV 5,27 avaxw/Z1]aae; eie; T-Y}V l/Z1}p,ov 6, I rE/ZoVTa' Af11Jvaiov 6, 2 <iv>eTvYXavov 6, 8 "al <aV'rove; avay"aaat> anAayxvl~Btp 6,18 "aUtCJTOe; TVYXavwv, 1jvay"a~eTo 6,19-20 n/Zofjye, neOTvmoaae; lJe 6,2; TOV YEVOVe; 6,29 TWV lJ-Y} anayoVTwv /-leTaßaJ.oVTwv 7, 9 eie; aiwvlov avaßlwatp ~wfje; 7,18 [Ci.~ta f1avp,aCJ/-lov YEyove] 7,22 vrpavf11}Te 7,2; M06waBt 7,27 Tamf/V ["al T/ZOrporpo/Z1]aaaav] 7,;0 "Aen 6e TaVT1}e; "aTaA1}yoVa1}e; 7,;6 <aVT'> aevaov ~wfje; 8,15 Tfje; sn' aVTOVe; <iAOVa1},> Sm"A1]aBWe; 8,2; [h't 6e "al 'EAea~a/Zov],

naeayvove; <6e> 8,27 Ta~aVTt 8,;0 iao/-lol/Zove; amoie; "al TOVe;

iJ"tap,EvOVe; .. 6/ZrpavOVe; .. X7]/Zae; •. n/ZeaßvTE/ZOVe;

Hanhart

ele7]v1}v na/ZaTaaaO/-levot Tov'ljye/-lova Ci.Y1}TB dJe; a"1}von1}yla, 7//-l iv /-leTayevop,Evove; /-leTayevO/-lEvOt, lAeOe; rptAOrp/Zovovatp @/Zaaalov Gexte/ZEwe; neWTO"A1]ata q,tAO/-l7]TO/Zoe; vno/-lv1}t;ana,,:,ov, notov/-levov 6e "al 6 6e naeayevop,evoe; snl TOV 'Ovlav -"ai t netaf1ele; snl 60Acp . . t . Myxae; "ai /-laxa{/Zwv anua/-lOVe; initio versus irpvya6evaev . iY"AetaffE:le; avaCJTaf1ma o&oe; &d TOV p,eTew/Zta/-lov Tfj, "a/Z6lac; n/Zoe; TOVe; noJ.lTae; 'IovlJalove; lne/-lV'e 6e TOV avaxw/Z1]aae; YE/ZoVTa 'Af11Jvaiov 6TvYXavov "al anAayxvl~etp "cfJ.AtCJTO" avaxavwv 1jvay"a~eTo n/Zoafjye, n/ZonTvaae; 6e TOV y1]/Zwe; t TWV 6e ayoVTwv .. t eie; alc!JVtov avaßlwatp ~wfje; Ci.~ta 1}av/-laCJ/-lov yeyove srpaV1}Te MolJl6wCJt Tam1}V "al T/ZOrporpo/Z1]aaaav t "A/Zn lJe TaVT1}e; "amA1}yoVa1}c; t aevaov ~wfje; Tije; sn' aV'rove; Sm"A1]aeWe; ln 6e "ai 'EAea~a/Zov, na/Zayvove;

Ta~avTOe; iao/-lol/Zove; aVTOVe; "al TO ie; iJ"ta/-lEvOte; .. 6/ZrpaVOte; .. X7]/Zate; .. n/ZeaßVTE/ZOte;

Page 127: 1-3 (1976, C. Habicht) 2. Makkabäerbuch.

Habicht, JSHRZ

8,33 :rr:e<pevyora, •. beoplaavro 8,36 elvat amov, 9, IZ laoffea 10,10 yevopeva, IJTjÄwaopev[amd] 10,10 rd avvexona rwv noMpwv [:>mud] 10,1I GTearTjYov IIewraexov 10,29-30 rwv '[ovlJalwv, (div> oe 6Vo 1I,16 al yeyeappevm 1I,18 avvexweTjaa II,19 :rr:aealTLo, vpiv II,2.1 t .1to, Koew{}{ov t 1I,30-31 rij, dlJela,. xeijaffat lJe II,3 I l3tatrlJpaat IZ,20 rov, i:rr:l rwv a:rr:eteWV IZ,2.2 rou [rd] :rr:avra i<poewno, IZ,2.7 :rr:aPII'VÄa [iv awfll :rr:ÄlJffTJ 12.,34 :rr:aeara!;apevwv IZ,35 rwv Tov{ltTjvwv 13, 2 iuro, lxona IJvvaptv 13, 6 lieane, I 3, I 5 avveumTjaev 13,15 [T'/7V :rr:aeep{loÄ~v] 13,16-17 WTjpeeOÜVTe, v:rr:o<pawovaTj,

i)IJTj rij, -qpeea,. romo lJe 14.13 ivroÄd, 14, I4 [lffvTj] 14,16 uveCev!;av "al avpplayovGtv 14,17 {leaxew, 14,17 <panaalav 14,20 OfLovn1<pov yvwpTj, 15, ellGTtv iv oVeavqi IJvvaGTTj, 15, 5 aieew rd lJ:rr:Äa 15, 8 :rr:eoalJouav .. v{uTJ'v 15,II iJ:rr:ae TL 15,17 GTearo:rr:elJeveaf}at 15,30 el, rov, opoeffvei, 15,39 -qlJv,

Hanhart

t .. :rr:e<pevyora .. i"oplaaro .• t elval rov, ' [ovlJalov, v:rr:eeTJ<pava yevopevov, IJTjÄwaopev avrd rd avvexona rwv :rr:oMpwv "a"d GTearTjYov :rr:ewraexov rwv ' [ovlJalwv. oe IJvo yeyeappevat avvexweTjaev naealTLo, .110, Koewfflov rij, dlJela, xeijaf}al lJa:rr:avTJpaat avrov, i:rr:l rwv a:rr:eteWV rou rd :rr:ana e<poewno, :rr:ap<pvÄa ev avrij :rr:ÄTJf}Tj :rr:aeara!;apevov, rwv rou BauTJvoeO, l"aGTov lxona lJVvapw linavre, t avvef}Tj"ev t r~v :rr:aeep{loÄ~v eVTjpeeOVvre,. v:rr:o<pawovaTjt; (Je 1/IJTj rij, -qpeea, rouro e:rr:tGToÄd, lffvTj dvaCev!;a, avpp{ayet {lealJew, d<paatav OPOtotpTJ<pov avyyvwpTj_ ellaTLv iv oveavqi 0 IJvvaarTjt; a1eew lJ:rr:Äa :rr:eoalJouali r~v .. vtUTJV v:rr:ee rl GTeareveaf}al el, opoeffve i, 1/IJTj