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1 Arbeitsmarktpolitische Positionen des Deutschen Caritasverbandes Bad Honnef, 21. Oktober 2005 Prof. Dr. Georg Cremer

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Arbeitsmarktpolitische Positionen des Deutschen Caritasverbandes

Bad Honnef, 21. Oktober 2005

Prof. Dr. Georg Cremer

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Zur Aktualität des ThemasGroßen Koalition: Welche Arbeitsmarktpolitik?

Der Souverän will beides: Wirtschaftliche Dynamik und Soziale Sicherheit

Keine Mehrheiten für Radikalprogramme

Suche nach lagerübergreifenden Ansätzen

Eine neue Chance für eine breite gesellschaftliche Debatte?

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Rollen der CaritasMitwirkung bei der anwaltschaftlichen Vertretung

Hilfen für Arbeitslose mit Vermittlungshemmnissen

Verantwortung als Arbeitgeber

Mitgestalter des Sozialstaats

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Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote1)

1) Arbeitslose in % aller zivilen Erwerbspersonen (ohne Auszubildende) gleicher Qualifikation, Männer und Frauen, ifoWestdeutschland. 2) Berufsabschluss: betriebliche Ausbildung, Berufsfachschule, Fachschule-, Meister- undTechnikerausbildung. Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit.

75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 010

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25%

0

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25%

ohne Ausbildung

Hochschulabschluss

Berufsabschluss2)

19,8

6,4

3,3

2002

24. Nov., 2003

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Arbeitslosenquote nach Qualifikation

1975 – 2004 (Werte für Westdeutschland)Ohne Berufsausbildung: 6,1 ► 21,7

Lehr- oder Fachschulabschluss: 2,7 ► 7,3

Hochschulabschluss: 1,7 ► 3,5

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Arbeitslosenquote:

Insgesamt und für Ausländer 2003Deutschland insgesamt: 10,5% ► 20,4%

Westdeutschland: 8,4% ► 18,9%

Ostdeutschland 18,5% ► 39,8%

ALQ für Ausländer September 2005: 25,0%

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Fokus: gering QualifizierteVorrangig kein konjunkturelles Problem

Kontinuierlicher Personalabbau

Auch Folge der Lohnstruktur

Anderen Ländern gelingt die Integration besser!

Das Problem verschwindet auch nicht durch den demographischen Wandel

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Beschäftigungsquoten der 55-64-Jährigen 2002, in %

68,4 68,364,8 63,4 61,9

59,557,3

53,350,9 50,4

48,3 48 47,8

41,839,7

34,2

28,9 28,125,8

38,4

0

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Norweg

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reich

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Diskriminierung älterer ArbeitnehmerHerausdrängen in die Frühverrentung

Hohe Arbeitslosigkeit bei der Gruppe der Älteren

Personalabbau auf Kosten der Sicherungssysteme

Hartz IV: ältere Arbeitsnehmer

Lebensaltersstufen: Bevorzugung jüngerer Bewerber

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Geht uns die Arbeit aus?Gegen den Wettlauf pessimistischer Szenarien

Die Kuchentheorie hilft nicht weiter

Andere Länder haben deutlich niedrigere Arbeitslosigkeit

Wir produzieren pro Kopf weniger als Österreich oder Irland

Die Beschäftigung kann gesteigert werden!

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11,3

9,49,0

8,68,1

7,6

6,46,1 6,0

5,6 5,6 5,35,0

4,7 4,6 4,5 4,44,1

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2003

Differenz zu 2001

Standardisierte Arbeitslosenquote, 2003 (in %)

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Hartz IV: proZusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe

grundsätzlich richtig

Kontraproduktive Wirkungen

Arbeitsgemeinschaften müssen jungen Arbeitslosen Angebote machen

Besserstellung von Sozialhilfeempfängern

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Hartz IV: contraVermögensfreistellung sind niedrig

Kein nennenswerter Abbau der Armutsfalle

Kein Reformansatz bei der Kostenseite der Arbeit

Zu wenig Beschäftigung in Ostdeutschland

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Defizite in der UmsetzungFallmanagement noch nicht ausreichend ausgebaut

Qualifikation der Fallmanager

Eingliederungsvereinbarung häufig nur Textbausteine

SGB II zu unflexibel bei besonderen Lebenslagen

Zwang zu Umzügen in einem Teil der Kommunen

Sanktionen für Jugendliche teilweise zu rigide

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Arbeitsgelegenheiten: Kriterien der CaritasQualifizierung: passgenaue Hilfe

Zusätzlichkeit: Keine Verdrängung regulärer Arbeit

Freiwilligkeit: Vereinbarung zwischen ALG II-Empfänger und Einrichtung

Kein Einsatz zu Lasten der Qualität

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Wurden die Kriterien eingehalten?Caritas: 17.000 angeboten – 70% besetzt

Qualifizierung: muss von den Caritasträgern geleistet werden

Fallmanagement nicht genügend einzelfallbezogen

Wahlfreiheit: die meisten werden geschickt

Zusätzlichkeit: Keine Konflikte mit den MAV

Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt: derzeit 5% (Frankf. 20%)

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Erwartungen an eine Reform nach Hartz IVMehr Arbeit für gering Qualifizierte

Entlastung der Lohnnebenkosten für Geringverdiener

Sicherung des soziokulturellen Existenzminimums

Überprüfung der Minijob-Regelung

Keine Verdrängung von gering Qualifizierten durch öffentlich organisierte Beschäftigung

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1

2

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5

6

Wie viel Wertschöpfung müssen Sie erzeugen, damit ihr Handwerker ein Euro netto erhält?

Wenn Sie und der Handwerker legal

arbeiten

Wenn Sie schwarz und der

Handwerker legal arbeitet

Wenn beide schwarz arbeiten

Quelle: Schöb, Weimann

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Erwartungen an eine Reform nach Hartz IVQualifizierungsoffensive

9% eines Jahrgangs ohne Hauptschulabschluss

15% eines Jahrgangs ohne Berufsausbildung

Verfehlte Integration von Menschen mit Migrationshintergrund

Auch „einfache“ Jobs: Sozialkompetenz

Qualifizierung: Ökonomische Vernunft und soziale Notwendigkeit

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Erwartungen an eine Reform nach Hartz IVÜberwindung der Armutsfalle - bei Erhalt des soziokulturellen

Existenzminimums

„Arbeit muss sich für alle lohnen“: Zuverdienstregelungen

Unterschiedliche Modelle

Lohnkostensubventionierung

Negative Einkommenssteuer

Zeitlich befristetes Einstiegsgeld

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Dauerhafter zweiter ArbeitsmarktAuch bei einer erfolgreichen Qualifizierungsoffensive notwendig

Breite Erfahrungen der Caritas

Sicherung der Teilhabe: Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt ist nicht das alleinige Ziel

Zweiter Arbeitsmarkt als notwendige Ergänzung

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

Und die Caritas?Können wir gering(er) Qualifizierten eine Chance geben?

Neue Dienstleistungen, die auch den Hilfebedürftigen zugute kommen?

Was muss sich dafür in den AVR ändern?

Mehr Mitarbeitende mit Migrationshintergrund

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Arbeitsmarktpolitik: Positionen des DCV

BefähigungsinitiativeMehr Praktikums- und Ausbildungsplätze

Ganzheitliche Sprachförderung in Kindertagesstätten

Neue Berufsbilder für geringer Qualifizierte

Abbau rechtlicher Hemmnisse bzg. Ausbildungsbeteiligung von Jugendlichen in Asylverfahren und Duldung

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Arbeitsmarktpolitik für gering Qualifizierte

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