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Besonderheiten bei Rauch-stopp-Kursen für Migrantinnen

Dr. Corina Salis Gross Serhan CangatinEmine Sariaslan

Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung, Zürich

[email protected]

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Ausgangslage

• Rauchstopp-Programm für Migrantinnen und Migranten aus der Türkei entwickelt und getestet (Pilotstudie im Auftrag TPF)• Türkei liegt weltweit unter den 10 Ländern mit

dem höchsten Zigarettenkonsum. Rate der Rauchenden beträgt 57.8% bei den Männern, 19.2% bei den Frauen (Istanbul Directorate of Health 2006)

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Ausgangslage

• Migrationsbevölkerung aus der Türkei weist höchste Prävalenz in der Schweiz auf (m:53%,f:42% / CH:m:37%,f:30%). (GMM 2004)

• Vor Programm-Entwicklung keine migrations-sensitiven Rauchstopp-Programme in CH vorhanden

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Gesundheitsmonitoring Migration 2004: Tabakkonsum

37%39%

34%

41%

35%

53%

20%

32%

25%

30% 29%

33%

27%

42%

0%

24%

0%

26%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%Männer

Frauen

Schweiz Italien D/A/F Portugal Sri Lanka KosovoEhemaliges Türkei Sri LankaJugoslawien

Ansässige Asyl-suchende

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Pilot quantiativ• Programm hat sich im Pilot als erfolgreich

erwiesen (Akzeptanz, Rauchstopp-Quote), n= 61):

• Rauchstopp während Therapie: 67.2%

• Rauchfrei bei Therapieende: 55%

• Rauchfrei bei Postbefragung (3 Mte nach Rauchstopp): 47.5%

• Rauchfrei bei Follow-up 12 Mte: 37.7%

• Akzeptanz hoch

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Pilot qualitativ• Verbesserung der funktionellen health

literacy (v.a. im Hinblick auf sachgemässe Anwendung von Nikotinkaugummis, Infos verstehen) und der interaktiven HL (Selbstverantwortung, aktives Lernen)

• Zielgruppenspezifisches Angebot erhöhte Motivation für Teilnahme und Vollendung der Therapie (Sprache, sozio-kultureller Rahmen, „strong ties“)

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Aktuell

• Implementierung in das Nationale Rauchstopp-Programm• 10 Kurse pro Jahr (2010-2012)• Zusätzliche Nationale Kampagne:

TİRYAKİ KUKLA, www.tiryakikukla.ch• Vorbreitung zur Multiplikation für die

Bevölkerung aus dem ehemaligen Jugoslawien

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Besonderheiten des Angebots I• Zugang zur Zielgruppe und Rekrutierung der

Teilnehmenden durch beziehungsgeleitete und aufsuchende Arbeit• Informelle und persönliche Kontaktaufnahme mit

Schlüsselpersonen• Einbezug von offiziellen türkischen Stellen• Koordination mit Tyriaki Kukla (Präventions-projekt)

hinsichtlich Mediennutzung, Information der Regelversorgung, Rekrutierung TN

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Besonderheiten des Angebots II• Sprachliche Anpassung

• Kursleitung ist mit Sprache und Verkehrsformen der Zielgruppe vertraut

• Anpassung des Therapiemanuals an das kommunikative und symbolische Referenz-system der Zielgruppe• Der sozio-ökonomische und geschlechtsspezifische

Hintergrund sowie die Altersklassen sind berücksichtigt

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Besonderheiten des Angebots III

• Setting-Ansatz für Durchführung der Therapien• Gruppentherapie statt Einzeltherapie• „Starke Beziehungen“ als wesentlicher Teil der

Gruppendynamik

• Keine Kostenbeteiligung• Spezifische Zielsetzungen• Verbesserung der funktionellen health literacy• Verbesserung der interaktiven health literacy• Verhältnisprävention bewirken

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Besonderheiten der Zielgruppe• Starke Marginalisierung (hohe Vulnerabilität,

tiefes Integrationsniveau, soziale Isolation etc.)• Tiefer SES (Bildung, Erwerb, Einkommen)• Tiefe health literacy:

• Lesen und Schreiben, Verstehen, Körperkonzepte• Gesundheitssystem wenig bekannt, Zugang

erschwert• Passiv-rezeptive Lernformen überwiegen• Selbstverantwortung für Gesundheit tief

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Besonderheiten bei Frauen• Häufiger Analphabetinnen

mündliche und visuelle Informationen• Alltagsorganisation

Zugang zu Kursen/Veranstaltungen eröffnen, spezifische Settings

• Unregelmässige Arbeit flexible Kursangebote

• Sprechen über den Körper, die Sucht

-> Frauen unter Frauen

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Besonderheiten bei Frauen• Sorge um die Kinder -> Verhältnisprävention• Sozialer Körper muss berücksichtigt werden

-> kein „fremdes Territorium“• Respektvoller Umgang mit religiösen Aspekten

(z.B. Bedeckung)• Bedürfnis nach „umfassender Annahme“ unter

Freundinnen

-> informelle Vertrauensbeziehung pflegen

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Weiterführende Literatur• Schnoz D., Schaub M., Cangatin S., Salis Gross C.

(2008) Rauchstopp-Kurse für türkeistämmige Migrantinnen und Migranten in der Schweiz. Bericht zur Wirksamkeit der Kurse. Teilbericht II zum Präventionsprojekt „Rauchstopp-Therapie bei türkeistämmigen Migrantinnen und Migranten in der Schweiz“. Zürich: Forschungsbericht aus dem Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung, Nr. 263.

• Salis Gross C., Schnoz D., Cangatin S. (2009) (Nicht-)Rauchen wie ein Türke?, Suchtmagazin 4/2009.

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• Schnoz D., Salis Gross C., Cangatin S. (2008) Rauchstopp-Kurse für türkeistämmige Migrantinnen und Migranten in der Schweiz. Bericht zur Durchführung der Kurse. Teilbericht I zum Präventionsprojekt „Rauchstopp-Therapie bei türkeistämmigen Migrantinnen und Migranten in der Schweiz“. Zürich: Forschungsbericht aus dem Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung, Nr. 264.• Salis Gross C. (2010) Nachhaltigkeit bei Suchtausstieg und Prävention durch starke Beziehungen. Suchtmagazin 1/2010.• Schnoz D., Schaub M., Schwappach DL., Salis Gross, C. (2010) Developing a smoking cessation program for Turkish-speaking migrants in Switzerland: Novel findings and promising effects. Nicotine & Tobacco Research (accepted).

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