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1. Brandenburger Forum Wirtschaftsschutz Wirtschaftsspionage – Risiko für Unternehmen Eine Veranstaltung des Verfassungsschutzes am 15. April 2010 in Potsdam Tagungsband Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handels- kammern des Landes Brandenburg AKUS Arbeitskreis für Unternehmenssicherheit Berlin-Brandenburg

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1. Brandenburger Forum Wirtschaftsschutz Wirtschaftsspionage – Risiko für UnternehmenEine Veranstaltung des Verfassungsschutzes am 15. April 2010 in Potsdam

Tagungsband

Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handels- kammern des Landes Brandenburg

AKUSArbeitskreis für Unternehmenssicherheit

Berlin-Brandenburg

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11. Brandenburger Forum Wirtschaftsschutz – Fachtagung am 15.04.2010

Dr. Manfred Wäsche, IHK PotsdamBegrüßungsrede ........................................................................................................... 4

Winfriede Schreiber, Leiterin Verfassungsschutz BrandenburgEröffnungsrede ............................................................................................................. 7

Rudolf Zeeb, Staatssekretär im Ministerium des Innern des Landes BrandenburgGrußwort ...................................................................................................................... 11

Gordian Meyer-Plath, Verfassungsschutz Brandenburg „Politischer und religiöser Extremismus als Bedrohung für die Brandenburger Wirtschaft“ ..................................................................................... 14

Herbert Kurek, Bundesamt für Verfassungsschutz„Wirtschaftsspionage im Zeitalter der Globalisierung – Bedrohungspotenzial für die Unternehmen“ ................................................................ 18

Dr. Jörg Treffke, Verfassungsschutz Brandenburg„Wirtschaftsschutz in Brandenburg“ ............................................................................ 20

Michael Hochenrieder, HvS-Consulting„Anatomie eines Industriespionage-Angriffs“ ............................................................... 27

Dr. Dirk Häger, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik „Gefährdungen durch Internetnutzung“ ....................................................................... 39

Pressemitteilung ........................................................................................................ 48

Presseberichte ........................................................................................................... 49

Kontaktadressen ....................................................................................................... 52

Moderation: Winfriede Schreiber, Leiterin Verfassungsschutz Brandenburg

Inhaltsverzeichnis

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Einleitung

Das Land Brandenburg ist ein wettbewerbsfähiger und zukunftsträchtiger Wirtschafts-raum und bildet gemeinsam mit Berlin ein leistungsstarkes Wirtschafts-, Wissenschafts- und Forschungszentrum in der Mitte Europas. Eine erfolgreiche Strukturpolitik und Technologieförderung haben in Brandenburg nicht nur zu einer spürbaren Belebung der Wirtschaft geführt, sondern auch zahlreiche moderne und innovative Firmen und Tech-nologiezentren zu einer Ansiedlung veranlasst. Wirtschaftlicher Erfolg weckt jedoch immer auch Begehrlichkeiten. Daher ist Branden-burg zunehmend in den Fokus fremder Nachrichtendienste gerückt, deren Ziel es ist, Firmen-Know-how, wissenschaftliche Erkenntnisse sowie das Verhalten im wirtschaftli-chen Wettbewerb auszuspähen. Um diesen Ausforschungsbestrebungen erfolgreich entgegenzuwirken, ist es notwendig, betroffene beziehungsweise bedrohte Unternehmen und Institutionen umfassend über Ziele, Akteure und Methoden der Wirtschaftsspionage zu informieren und aufzuklären. Aus diesem Grunde widmete sich das „1. Brandenburger Forum Wirtschaftsschutz“ am 15. April 2010 diesem besonderen Themenkomplex. Unter der Überschrift „Wirtschafts-spionage – Risiko für Unternehmen“ referierten Fachleute des brandenburgischen Ver-fassungsschutzes, des Bundesamtes für Verfassungsschutz und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik über Aktivitäten und Vorgehensweisen fremder Nachrichtendienste und informierten die knapp 150 Teilnehmer der Tagung über Mög-lichkeiten, sich effektiv gegen Spionageangriffe zu schützen.

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Zentrale Fragen

Inwiefern stellt Wirtschaftsspionage eine Gefahr für Brandenburger Unternehmen und Forschungseinrichtungen dar?Welche ausländischen Nachrichtendienste sind in Deutschland hauptsächlich aktiv?An welchen Informationen sind ausländische Nachrichtendienste interessiert?Wie ermittle ich den Schutzbedarf meines Unternehmens und wie schütze ich mich vor Angriffen fremder Nachrichtendienste oder Ausspähversuchen von Konkurrenten?Welche Gefahren bestehen bei Auslandsreisen?Wie kann der Verfassungsschutz helfen?Welche Gefahren werden durch das Internet verursacht?

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Dr. Manfred Wäsche, IHK PotsdamBegrüßungsrede

Das Thema „Wirtschaftsspionage“ ordnet sich in die langjährigen Bemühungen der Bran-denburger IHKs ein, die Unternehmen für das Problemfeld „Sicherheit“ zu sensibilisieren. Ich erinnere Sie an die im letzten Jahr abgeschlossene „Sicherheitspartnerschaft“ zwi-schen dem Innenministerium und den Brandenburger IHKs und an die unlängst in diesem Raum durchgeführte Fachtagung zum Baumaschinendiebstahl. Sicherheit ist für uns ein wesentlicher weicher Standortfaktor, der auch in der Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.Um es vorweg zu nehmen: Ich gehe davon aus, dass Brandenburg ein sicherer Wirt-schaftsstandort ist. Beleg hierfür sind die Kriminalstatistiken der letzten Jahre und auch die periodisch durchgeführten Kriminalitätsanalysen durch unseren Arbeitskreis für Un-ternehmenssicherheit – AKUS. Ich bin mir aber sicher, dass diese positive Sicherheits-lage auch auf die stetigen Bemühungen der Sicherheitsinstitutionen, Kriminalität aufzu-klären und präventiv wirksam zu werden, zurückzuführen sind. Gerade im Bereich der Prävention sind aber die Unternehmer selbst gefragt. Jeder Unternehmer befindet sich in einem Abwägungsprozess zwischen den Kosten für Sicherheit und dem Risiko, Opfer von Kriminalität zu werden.Sicherheit ist ein umfassendes Thema, dass durch jeden Unternehmer genauso beach-tet werden muss wie die Marktentwicklung, seine Steuerbilanz oder die Qualifikation der Mitarbeiter. Der enorme Bedeutungszuwachs in den letzten zwanzig Jahren erklärt sich aus der zunehmenden Komplexität unserer Gesellschaft, den Globalisierungs-prozessen und der damit einhergehenden Marktöffnung und den Technisierungs- und Digitalisierungsentwicklungen in wirtschaftlichen Prozessen. In den Zeiten solch gravie-

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render Umbrüche steigen zwangsläufig die Risiken, die der Einzelne und hier auch ins-besondere die Wirtschaft zu tragen hat. Die heutige Veranstaltung befasst sich mit einem wesentlichen Ausschnitt dieser Sicherheitsrisiken in modernen Gesellschaften.Wirtschaftsspionage nimmt in den Bedrohungen, mit denen sich Unternehmen ausei-nandersetzen müssen, einen besonderen Platz ein. Spionage unterscheidet sich aus unserer Sicht von der sonstigen Kriminalität, mit der die Wirtschaft konfrontiert ist, durch folgende Merkmale: wir haben es hier mit Spezialisten zu tun. Im Gegensatz zur allge-meinen Kriminalität sind die Täter bei der Spionage wesentlich qualifizierter und älter, sie sind keine Laien bei der Tatausführung. Spionagehandlungen sind weitestgehend „unsichtbar“, das heißt, es wird auf Gewalt oder das Stehlen von materiellen Dingen verzichtet. So werden in der digitalen Welt keine sichtbaren Spuren hinterlassen, die Straftat wird regelmäßig erst dann entdeckt, wenn der Technologie-Wissenstransfer be-reits stattgefunden hat und das Plagiat auf dem Markt erschienen ist.Regelmäßig sind die Täter in gut entwickelte und spezialisierte Organisationsstrukturen eingebunden, wobei sie oft arbeitsteilig und professionell vorgehen, häufig mit staatli-chen und nichtstaatlichen Organisationen im Hintergrund. Spionage ist – wieder im Ge-gensatz zur allgemeinen Kriminalität – kein Massenphänomen, das heißt es gibt kaum Erfahrungen bei den Unternehmen im Umgang damit und vor allem im Hinblick auf vor-beugende Maßnahmen.Brandenburg als ein Land in der Mitte des neuen Europas genießt zweifelsfrei die Vorzü-ge der Globalisierung und auch die Unternehmen partizipieren vom weiteren Anwachsen der Europäischen Union. Unternehmer brauchen aber auch die Gewissheit, dass sie ihre Produkte ungestört entwickeln, produzieren und letztlich exportieren können. Sie müssen die Früchte ihrer Arbeit ernten können. Mit einer Exportquote von über 25 Prozent tragen die Brandenburger Unternehmen zur Marktöffnung und -erschließung bei. Diese Quote zeigt, dass sich Brandenburger Produkte am Weltmarkt durchaus messen und sich die Unternehmen im fairen Wettbewerb behaupten können. Für diesen fairen Wettbewerb zu sorgen, ist eine wesentliche Aufgabe der IHKs, die im IHK-Gesetz beschrieben ist:„Die IHKs haben für die Wahrung von Sitte und Anstand des ehrbaren Kaufmanns zu wirken“. Das heißt, dass wir zum Wohle der regionalen Wirtschaft gegen unlautere Me-thoden vorgehen, zu denen zweifelsfrei auch Wirtschaftsspionage zählt. Je besser sich Brandenburger Produkte am internationalen Markt etablieren, desto mehr wird auch das Interesse der nationalen und internationalen Konkurrenten geweckt. In diesem Prozess geht es darum, die neu entstehenden Risiken zu minimieren. Dieser Minimierungspro-

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zess ist eng verknüpft mit technologischen Innovationen im Bereich der Kommunika-tions- und Informationsbranche. Auch unsere Unternehmen nutzen die modernen Medi-en. Sie sind sich aber der Gefahren der Kommunikation über Internet, E-Mail und offenen Funk-Netzen nicht immer bewusst. Seit Jahren bieten wir zum Beispiel die Technik der digitalen Signatur an, doch nur weni-ge Unternehmer nutzen diese Möglichkeit. Neue Kommunikationstechnologien wie RFID – ein funkbasierter Barcode – eröffnen neue und schnelle Möglichkeiten der Kommuni-kation. Sie stellen aber im gleichen Atemzug auch neue Anforderungen an die Sicherheit. Wirtschaft und Wissenschaft haben in diesem Punkt noch Nachholbedarf. Hier gilt es, die Kommunikation sicher zu organisieren und die Errungenschaften der Forschung zu schützen. Und gerade in Brandenburg gibt es – worauf wir mit Recht stolz sind – viele hochtechnologische und innovative Unternehmen, die das Interesse anderer wecken.Nennen möchte ich hier zum Beispiel die Energietechnologien, mit der sich neu entwi-ckelnden Photovoltaik, die im Bereich der Silizium- und Dünnschichttechnik Weltniveau erreicht haben und somit eine Branche mit besonderem Schutzbedürfnis darstellt. Eine weitere Hochtechnologiebranche ist die Luft- und Raumfahrttechnik mit ihren Standorten in Brandenburg. Die Zulieferer der Automobilindustrie sind darauf angewiesen, regelmä-ßig, sicher und schnell Informationen auszutauschen. Aber auch Biotechnologie oder traditionelle Branchen wie die Holz- und Papierindustrie arbeiten mit neuen innovativen Technologien, die es zu schützen gilt. Ein Punkt, der mir besonders am Herzen liegt, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind die kleinen und mittelständischen Unter-nehmen. Diese sind in Brandenburg auf einem erstaunlich hohen Innovations-Niveau.Wir als IHKs ehren jährlich diese Unternehmen, die über das ganze Land verteilt sind, mit Unternehmens-, Innovations- und Zukunftspreisen: Gestatten Sie mir, drei dieser Un-ternehmen zu nennen:• Allresist aus Strausberg entwickelt Lacke für die Chip-Produktion.• Die BGM Brandenburger Glasmanufaktur aus Tschernitz stellt Solarglas her.• Und die OD-OS GmbH aus Teltow ist im Bereich der Medizintechnik tätig.Dies sind alles Unternehmen, die darauf angewiesen sind, dass die Art und Weise der Herstellung ihrer Produkte auch wirklich Firmengeheimnisse bleiben. Ob der Schutz vor Spionage bei ihnen ebenso gut entwickelt ist wie ihre Produkte, darf mit recht bezweifelt werden. Mit einem ägyptischen Sprichwort, das meiner Meinung nach sehr gut zum eben Gesagten passt, möchte ich schließen: „Vertraue auf Allah, aber binde Dein Kamel an.“

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Winfriede Schreiber, Leiterin Verfassungsschutz BrandenburgEröffnungsrede

Ich freue mich sehr, Sie heute hier in den Räumen der IHK Potsdam zum „1. Bran-denburger Forum Wirtschaftsschutz“ begrüßen zu dürfen. Das rege Interesse an dieser Veranstaltung ist ein Beleg dafür, dass die Gefahren durch Spionage und ungewollten Know-how-Abfluss nicht länger ausgeblendet bleiben.Allerdings existiert in keinem Bereich der Wirtschaftskriminalität ein ähnlich gro-ßes Dunkelfeld wie im Bereich der Wirtschaftsspionage. Die Fallzahlen zu tat-sächlichen Spionageangriffen sind entsprechend niedrig – sei es im Bereich der Konkurrenzausspähung oder der nachrichtendienstlichen Wirtschaftsspionage.Obwohl in Umfragen regelmäßig über ein Drittel der Unternehmer angeben, dass sie bereits einmal Opfer eines Spionageangriffs geworden sind, werden die allerwenigsten Fälle tatsächlich bei den Behörden gemeldet. In den meisten Fällen befürchten die Un-ternehmer offensichtlich einen Reputationsschaden oder, dass Geschäftsbeziehungen beeinträchtigt werden. Gerade nach den jüngsten Datenschutzskandalen ist die Bereit-schaft der Unternehmen, unkontrollierten Informationsabfluss anzuzeigen, scheinbar noch geringer geworden. Vor allem im Bereich der Ausspähung durch ausländische Nachrichtendienste konn-ten die deutschen Sicherheitsbehörden in letzter Zeit verstärkte Aktivitäten feststellen. Scheinbar ist es für manche Länder zu verlockend, wirtschaftlichen Rückstand durch entsprechende Spionagetätigkeiten wettzumachen.

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Dabei ist das Bedürfnis der Mächtigen dieser Welt, ihre Gegner im In- und Ausland aus-zuspähen und strategische Vorteile zu erlangen, kein Phänomen der Moderne. Bereits die ägyptischen Pharaonen verließen sich in Kriegen keineswegs nur auf klas-sische Armeen. Zur Vorbereitung von Schlachten setzte man ganz gezielt Kundschafter ein, die sich unbemerkt dem gegnerischen Lager näherten und die Stärke und Taktik des Feindes ausspähten.Auch Alexander der Große nutzte die Spionage als wirkungsvolles Mittel, um an unbe-fugte Informationen über seine Gegner zu gelangen, die ihm auf dem Schlachtfeld Vortei-le verschaffen sollten. Zur Observierung seiner militärischen Feinde beschäftigte er eine Heerschar von Kundschaftern, die eine spezielle Ausbildung genossen, um unerkannt hinter den feindlichen Linien operieren zu können. 150 Jahre vor Alexander dem Großen – also vor über 2.500 Jahren – hatte bereits der chinesische General und Militärstratege Sunzi in seinem Werk „Die Kunst des Krieges“ die Bedeutung der Spionage beschrieben.Sunzi bezeichnete es als den größten strategischen Fehler eines Feldherrn, „über die Verfassung des Feindes im unklaren zu bleiben“. Es sei alleine das „Vorherwissen“ – wie Sunzi es nennt –, das einen guten General dazu befähige, erfolgreich zuzuschlagen und zu siegen. Und dieses „Vorherwissen“ – also die Kenntnis der genauen Pläne des Gegners – könnte nun mal nur durch Spione ermittelt werden. Es waren jedoch nicht immer nur militärische Geheimnisse auf die es die Spione abge-sehen hatten. Schon früh richtete die Spionage ihren Blick auch auf wirtschaftliche Be-lange. So gelang es im Jahr 553 zwei Mönchen, – trotz eines strengen Verbots – einige Seidenraupen in ihren Wanderstäben aus China nach Byzanz zu schmuggeln. Das byzantinische Reich war auf diese Weise nicht mehr auf den Import der wertvollen Seide aus China angewiesen und verdiente in der Folgezeit durch die florierende Seiden- industrie ein Vermögen.Auch der preußische Staat hätte ohne Wirtschaftsspionage wohl nie eine wirtschaftli-che beziehungsweise politische Führungsrolle im Reich übernehmen können. So hielt die industrielle Revolution in Preußen erst Einzug, nachdem Carl-Heinrich Bückling, ein preußischer Ingenieur, in England die Pläne für den Bau einer Dampfmaschine stahl.Es war Friedrich II. höchstpersönlich, der dem treuen Untertan den Befehl erteilte, James Watt, den Erfinder der Dampfmaschine, auszuspionieren. Nach einer offiziellen Besich-tigung der Fabriken in Birmingham und der Bestechung einiger von Watts Mitarbeitern

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hatte Bückling schließlich alle Informationen, die er benötigte, um eine Dampfmaschine in Preußen nachzubauen. Am 23. August 1785 war es schließlich soweit: Die erste preußische Dampfmaschine ging in Betrieb und läutete damit auch hier die industrielle Revolution ein. Um an dieses Kapitel brandenburgischer Spionagegeschichte zu erinnern, haben wir eine (ähnliche) Dampfmaschine als Titelbild auf der Einladung zu dieser Veranstaltung gewählt. Die zahlreichen Beispiele aus der Geschichte bestätigen die Einschätzung von Napoleon Bonaparte, dass ein Spion an der rechten Stelle 20.000 Mann an der Front ersetze. Auf den Bereich der Wirtschaftsspionage übertragen müsste man wohl besser sagen: „Ein Spion an der rechten Stelle ersetzt ein Heer von Ingenieuren und Entwicklern.“Die Zeiten, in denen sich Brandenburg der Wirtschaftsspionage bedienen musste, um den wirtschaftlichen Anschluss zu halten, sind glücklicherweise lange vorbei. Doch soll Brandenburg nun nicht in die Rolle eines Spionageopfers wechseln: Vielmehr will Bran-denburg im fairen Wettbewerb und mit wechselseitig nützlichen Kooperationen seinen Beitrag zum Wohlstand in der Welt und zu einem friedlichen Miteinander leisten. Die lange Geschichte Brandenburgs hat mehrfach bewiesen, dass es sich auszahlt, wenn man auf Toleranz und Zuwanderung von Menschen und Know-how setzt. Das beste Beispiel hierfür ist das Potsdamer Toleranzedikt von 1685. Damals begrüß-te der „Große Kurfürst“ Friedrich Wilhelm über 200.000 hugenottische Auswanderer in Preußen, nachdem diesen in ihrer französischen Heimat die Religionsfreiheit versagt wurde. Für die preußische Wirtschaft waren die größtenteils gut ausgebildeten Flüchtlin-ge aus Frankreich eine große Bereicherung. Preußen profitierte in allen Bereichen – im Handwerk, in der Landwirtschaft und auch im Handel – vom Wissen und dem Know-how der Einwanderer. Auch in der Kultur sorgten die Zuwanderer für eine Blütezeit. Theodor Fontane, ein Nach-komme hugenottischer Einwanderer, sei hier nur als ein Beispiel von vielen angeführt. Nach wie vor steht Brandenburg für Vielfalt, Freiheit und Toleranz gegenüber anderen. Diese Werte zählen ebenso zum Wesenskern einer Demokratie wie der ständige Wett-bewerb konkurrierender Ideen. Doch dieser Wettstreit muss um jeden Preis mit fairen Mitteln ausgetragen werden – das gilt in der Politik genauso wie in der Wirtschaft. Aus dieser Überlegung heraus können wir Wirtschaftsspionage und das illegale Ausspähen von Firmeninformationen in unserer Gesellschaft nicht dulden. Das heutige „Forum Wirt-schaftsschutz“ ist durchaus als Ausdruck dieser Überzeugung zu verstehen.

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Wir wollen mit dieser Veranstaltung auf die Gefahren der Wirtschaftsspionage in Bran-denburg hinweisen und über Methoden beziehungsweise die Hauptakteure der Wirt-schaftsspionage aufklären. Wir hoffen, dass wir mit solchen Veranstaltungen dazu beitragen können, dass ein entsprechendes Sicherheitsbewusstsein in den Unterneh-men entwickelt wird und Innovationen, Know-how und sensible Firmendaten besser geschützt werden.Ich wünsche der Veranstaltung einen guten Verlauf und allen Teilnehmern allzeit unter-nehmerisches Fortune. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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Rudolf Zeeb, Staatssekretär im Ministerium des Innern des Landes BrandenburgGrußwort

Ich begrüße Sie ganz herzlich zum „1. Brandenburger Forum Wirtschaftsschutz“. Es ist erfreulich, dass die erste Veranstaltung dieser Art in Brandenburg bereits auf so eine positive Resonanz gestoßen ist. Dank an die IHK Potsdam für die Gastfreundschaft. Ich freue mich, dass die Sicherheitspartnerschaft, die im vergangenen Jahr zwischen der IHK und dem Verfassungsschutz geschlossen wurde, damit weitere Früchte trägt. Es ist sicherlich nicht die letzte gemeinsame Veranstaltung.Gemeinsames Anliegen ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Brandenburg zu erhalten und auszubauen. Dies setzt voraus, dass die Unternehmen ihr Know-how und ihre Innovationen nachhaltig schützen.Das ist keine Floskel. Denn es ist schon lange kein „Rufen im Walde“ mehr, dass Bran-denburg zu den dynamischsten Wirtschaftsräumen Europas zählt. Nicht ohne Grund wurde Brandenburg vor wenigen Wochen vom Ausschuss der Regionen der Europäi-schen Union als „Unternehmerregion 2011“ ausgezeichnet. Brandenburg setzte sich da-bei gegen 35 starke andere Bewerber aus ganz Europa durch – darunter Regionen wie Baden-Württemberg, Madrid oder Mailand.Das brandenburgische Wirtschaftsleben ist zwanzig Jahre nach der Wende geprägt von einer guten Mischung: Neben unseren traditionellen Industrien aus dem Bereich der Stahlindustrie, der Feinmechanik, der Fahrzeugtechnik oder der Petrolchemie haben sich mittlerweile zahlreiche Unternehmen aus dem Bereich der Medizin- und Biotechno-logie, der Umwelt- und Energietechnologie oder der Informationstechnik angesiedelt und

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entwickelt. Die Region Berlin / Brandenburg weist zudem die größte Dichte an wissen-schaftlichen Einrichtungen in Deutschland auf. Einige tausend Wissenschaftler forschen an den drei Brandenburger Universitäten und den fünf Fachhochschulen und den weite-ren rund zwanzig Wissenschafts- und Forschungsinstituten in Brandenburg. Das macht auch diese Region und seine Wirtschaftsteilnehmer zunehmend interessant – eben nicht nur für offene und faire Geschäftskontakte, sondern auch für Ausspähun-gen durch Konkurrenten und – das ist Ihr heutiges Thema – für Wirtschaftsspionage im eigentlichen Sinn. Die verursachten volkswirtschaftlichen Schäden kann man – der Natur der Sache entsprechend – letztlich nur abschätzen. So geht man zunächst von einem Schadenspotenzial in Höhe von 50 Mrd. Euro aus. Eine aktuelle Studie aus Baden-Würt-temberg (SiFo-Studie 2009 / 2010) belegt, dass bei einer Verletzung des Urheberrechts in den Unternehmen Schäden zwischen 10.000 Euro und zwei Mio. Euro entstehen. Der durchschnittliche Verlust liegt der Studie zufolge bei 365.000 Euro. Vor diesem Hintergrund ist es – milde gesagt – verwunderlich, dass 58 Prozent der forschungsintensiven Unternehmen angaben, dass sie den besonders wichtigen Bereich „Forschung / Entwicklung“ nicht speziell gegen Industrie- und Wirtschaftsspionage schüt-zen. Ein Beispiel: Noch immer nutzen die wenigsten Unternehmen Verschlüsselungs-techniken beim Transfer von sensiblen Daten oder beim E-Mail-Verkehr. Eigene Risiko- oder Schwachstellenanalysen sind noch immer viel zu wenig verbreitet.Dabei ist einem Teil der Unternehmer die Problematik grundsätzlich bewusst. Die Mehr-zahl der Befragten gab an, dass sie in den nächsten Jahren ein Anwachsen der Fälle von Produkt- und Markenpiraterie beziehungsweise von Wirtschaftsspionage befürch-ten. Jedoch planen nur die wenigsten einen Ausbau der Sicherheitsstandards. Viele Unternehmer stehen sogar auf dem Standpunkt, dass sie von Spionage nicht bedroht seien. Häufig hört man Sätze wie: „Wer sollte sich denn schon für unsere kleine Firma interessieren?“ Dieser fragwürdigen Einstellung wollen wir, die IHK und der Brandenbur-ger Verfassungsschutz entgegentreten.Wir wollen aufklären und beraten. Im letzten Jahr hat sich die Verfassungsschutzabtei-lung intern deshalb neu fokussiert und den Bereich „Wirtschaftsschutz“ gestärkt. Wir sind dankbar, dass wir für diese Aufgabe – die Aufklärung und Beratung unserer Unternehmen – kompetente Partner gefunden haben: Die IHK, mit dem AKUS Berlin / Brandenburg und natürlich die Polizei. In der kommenden Zeit wird der Brandenburger Verfassungsschutz regelmäßig Informationsveranstaltungen rund um das Thema „Wirtschaftsschutz“ durch-

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führen. Auf Wunsch stehen die Kollegen des Verfassungsschutzes den betroffenen Un-ternehmern selbstverständlich auch für individuelle Beratungsgespräche zur Verfügung. Ein solches direktes Gespräch empfehlen wir in jedem Fall den Unternehmen, die den Verdacht hegen, dass es zu einem ungewollten Know-how-Abfluss gekommen ist. Aber auch dann, wenn bereits feststeht, dass man Opfer von Wirtschaftsspionage geworden ist, sollte man dies nicht „schamvoll verschweigen“, sondern die Nähe zu den Behörden suchen. Selbstverständlich kann man darauf vertrauen, dass alle Informationen vertrau-lich und mit besonderer Verschwiegenheit behandelt werden.

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Extremisten – ganz gleich aus welchen Gründen sie die demokratische Grundord-nung ablehnen – sind Feinde der Freiheit und des Rechts. Sie bekämpfen damit auch die Basis der sozialen Marktwirtschaft. Für die Brandenburger Wirtschaft las-sen sich grob drei Bedrohungsarten identifizieren, wobei die Aktivitäten von Extre-misten in unterschiedlicher Intensität ausgeprägt sind:• Konkrete Gefahren für die Mitarbeiter, die Liegenschaften und die Logistik von Firmen• Schädigung des Rufs des Wirtschaftsstandorts Brandenburg durch extremistische

Aktivitäten• Kritik an sozialer Marktwirtschaft als Vehikel für die SystemüberwindungDie größte Bedrohung durch terroristische Anschläge geht weltweit vom islamistischen Terrorismus aus. Die Brandenburger Wirtschaft bietet im Bereich der aus islamistischer Sicht symbolisch bedeutsamen Ziele keine Angriffsflächen. Allerdings wäre ein Anschlag von Islamisten auf Nahverkehrzüge, wie ihn die Kofferbomber in Nordrhein-Westfalen 2006 planten, auch in anderen Regionen Deutschlands denkbar und wäre mit erhebli-chen Auswirkungen auf die Wirtschaft verbunden.Für militante Linksextremisten sind – je nach thematischen Zusammenhang – Wirt-schaftsunternehmen immer wieder Ziel von Brandanschlägen und Sachbeschädigungen. Besonders im Rahmen der „Antimilitarismus-Kampagne“ werden Firmen – insbesondere deren Fahrzeuge –, die in irgendeiner Form Logistik für Bundeswehrauslandseinsätze zur Verfügung stellen, Opfer linksextremistischer Gewalt.

Gordian Meyer-Plath, Verfassungsschutz Brandenburg„Bedrohung für die Brandenburger Wirtschaft durch politischen Extremismus“

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Rechtsextremisten sind bisher – bis auf Schmierereien – nicht gegen Brandenburger Firmen vorgegangen. Allerdings können Mitarbeiter von in Brandenburg aktiven Unter-nehmen Opfer rechtsextremistisch motivierter Gewalt werden, wenn diese den typischen – insbesondere fremdenfeindlichen – Feinbildern der Täter entsprechen.Weder der Linksextremismus noch der Islamismus haben in Brandenburg eine Quali-tät erreicht, dass sie überregional als problematisch betrachtet werden und für Unter-nehmen oder deren Personal ein Hindernis für eine Standort- oder Jobentscheidung für Brandenburg darstellen.Brandenburg wurde neben anderen neuen Bundesländern seit der Wende wegen der ho-hen Anzahl fremdenfeindlich motivierter Gewalttaten immer wieder als eine vermeintliche Hochburg des Rechtsextremismus in Deutschland wahrgenommen. Dieses Image war auch der wirtschaftlichen Entwicklung nicht zuträglich. Noch immer sind einige Indikato-ren für die Virulenz des Rechtsextremismus in Brandenburg unerfreulich hoch, wie zum Beispiel die Anzahl hier beheimateter rechtsextremistischer Hassmusiker oder – nach wie vor – die Gewalttaten. Bei anderen Indikatoren hat sich die Lage verbessert, so ist es 2009 keiner rechtsextremistischen Partei mehr gelungen, in den Landtag einzuziehen, Hassmusikkonzerte werden immer seltener und neonazistische Großaufmärsche wie in Halbe konnten seit 2007 verhindert werden.

Politisch Motivierte Kriminalität (PMK) im Land Brandenburg – Fallzahlen Gewaltdelikte

Gesamt PMK -rechts-

PMK -links-

Politisch motivierte Ausländer-kriminalität

Sonstige / nicht zuzu-ordnende

Fälle2009 97 69 26 0 22008 106 71 34 1 02007 130 93 36 0 12006 122 90 32 0 0

Die von Extremisten jeder Art immer nur als „Kapitalismus“ bezeichnete soziale Markt-wirtschaft ist in ihren Augen nicht Grundlage oder Beitrag zur Lösung sozialer Probleme sondern ein oder sogar das zentrale Problem der Demokratie, weswegen diese zu über-winden und durch andere Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen zu ersetzen sei.

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Einige Islamisten sehen in der Geldpapierwirtschaft eine angeblich „unislamische“ Praxis und nutzen die Kritik, um ihre antisemitischen Ressentiments zu propagieren.Auch viele Rechtsextremisten sehen noch heute hinter der Weltwirtschaft wie schon die Nationalsozialisten eine angeblich jüdische Weltverschwörung, die neben der Weltherr-schaft auch die Zerstörung des deutschen Volkes zum Ziel habe. Sie fordern deshalb ein „raumorientiertes“ Wirtschaftsmodell, ein Steinzeit-Modell, in dem es Arbeit nur für Deut-sche gäbe und nur solche Produkte gehandelt würden, die Deutschland ohne Importe herstellen könnte. Dementsprechend lautetet der Slogan einer Neonazidemonstration in Neuruppin am 27.03.2010 „Nationaler Sozialismus statt Kapitalfaschismus“.Für Linksextremisten sind Demokratie und Rechtsstaat nur Instrumente des Kapitals und des Faschismus, um deren Interessen durchzusetzen. Insofern ist linksextremistische Kritik an Marktwirtschaft immer auch der Ruf nach politischer Systemüberwindung. Je nach Kampagnethema muss auch die Wirtschaftsordnung für Begründungsversuche herhalten, etwa mit dem Slogan „Fight Fascism, smash capitalism!“. Wer aus Sicht von Linksextremisten also Rechtsextremismus bekämpfen will, muss auch die bestehende Wirtschaftsordnung bekämpfen.Demokratie ist mehr als ein politisches System, sie ist eine Lebensform. Sie braucht das aktive Mittun ihrer Bürger. Hier setzen Extremisten an, indem sie versuchen, – wenn sie die Demokratie auch noch nicht aus eigener Kraft abschaffen können – gerade die jun-ge Generation durch ihre oft mit wirtschaftspolitischen Fragen operierende Propaganda der Demokratie zu entfremden. Der Demokratie entfremdete junge Menschen sind auch nicht der ideale Nachwuchs für eine auf innovatives Unternehmertum angewiesene Wirt-schaft in Brandenburg.

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Extremisten sind in Brandenburg nicht in der Lage, das wirtschaftliche Leben zu gefähr-den. Dennoch gehen von den verschiedenen Extremismusphänomenen Gefahren für die Brandenburger Wirtschaft aus, die die Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden, der Zivilgesellschaft und auch der wirtschaftlichen Akteure bedürfen.

USA ISRAEL

NATO

LINKSRADIKALE NEONAZIS

ISLAMISMUS

Kapitalismus

Antideutsche

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Unterschiede und Berührungspunkte der Extremisten

Quelle: Die Zeit 2004.

Zeit Grafik

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Herbert Kurek, Bundesamt für Verfassungsschutz„Wirtschaftsspionage im Zeitalter der Globalisierung –Bedrohungspotenzial für die Unternehmen“

Angriffsziele der Spionage durch fremde Nachrichtendienste sind Politik, Militär und – immer stärker – Wirtschaft und Wissenschaft.Die Bundesrepublik Deutschland als Standort zahlreicher Unternehmen der Spitzen-technologie und Forschungseinrichtungen von Weltklasse weckt naturgemäß Begehr-lichkeiten fremder Staaten und ihrer Nachrichtendienste.Im Mittelpunkt steht der Versuch, auf vielfältige Weise Wissen abzuschöpfen und Know-how zu beschaffen mit dem Ziel, sowohl der eigenen Volkswirtschaft auf den – im Zeitalter der Globalisierung – enger werdenden Märkten Wettbewerbsvorteile zu verschaffen als auch möglichst schnell in strategischen Industrien Technologielücken preiswert zu schließen. Verschiedene Staaten bekennen sich offen zur Wirtschaftsspionage und betrachten sie als legitimen Bestandteil des eigenen wirtschaftspolitischen Masterplans. Im Fokus stehen derzeit die Russische Föderation und die Volksrepublik China. Wirtschaftsspi-onage schädigt nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, sondern zugleich auch die nationalen wirtschaftlichen Strukturen und volkswirtschaftlichen In-teressen Deutschlands. Die Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder sehen sich daher in der Pflicht, gerade im Bereich der Wirtschaftsspionage auch präventiv zum Schutz der deut-schen Wirtschaft beizutragen. Spionageabwehr ist eine der Kernkompetenzen des Bun-desamtes für Verfassungsschutz (BfV). Vorhandene nachrichtendienstliche Erfahrungen

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und Analysen aus dem Gesamtspektrum der Spionageabwehr besitzen einen hohen Er-kenntniswert auch zur Abwehr von Wirtschaftsspionage. Auf dieser Grundlage werden Informationen und Sensibilisierungsmaßnahmen erarbei-tet, die zielgruppengerecht sowohl über die nachrichtendienstliche Methodik fremder Dienste aufklären als auch auf die zunehmenden Gefahren der E-Mail-basierten elektro-nischen Angriffe per Internet hinweisen und Empfehlungen ableiten. Erfahrungsgemäß basiert der wirksamste Schutz gegen Wirtschaftsspionage auf der Sensibilität (und na-türlich Integrität) aller Mitarbeiter im Unternehmen. Das BfV bietet geeignete Sensibilisierungsvorträge und Informationsgespräche an, denn Prävention ist – neben der Sicherheit der IT-Systeme – die sicherste Art, Schaden im Unternehmen zu vermeiden.

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Dr. Jörg Treffke, Verfassungsschutz Brandenburg„Wirtschaftsschutz in Brandenburg“

Im Visier der WirtschaftsspioneWirtschaftsspionage zählt neben der politischen und militärischen Ausforschung zu den klassischen Aufklärungszielen fremder Nachrichtendienste. Gerade vor dem Hintergrund der Globalisierung der Märkte hat die Bedeutung der Wirtschaftsspionage beständig zugenommen. Der Schaden, der dadurch für die deutsche Volkswirtschaft entsteht, ist immens. Da viele Fälle von Wirtschaftsspionage jedoch gar nicht erst entdeckt werden beziehungsweise Unternehmen aufgrund der Furcht vor einem vermeintlichen Reputa-tionsverlust Spionageangriffe nicht melden, lässt sich eine konkrete Schadenssumme kaum berechnen. Expertenschätzungen gehen jedoch davon aus, dass die deut-sche Wirtschaft durch Know-how-Diebstahl jährlich einen Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe erleidet.Aus diesem Grund zählt die Bekämpfung von Wirtschaftsspionage in der Bundesrepu-blik auch zu den zentralen Aufgaben der Verfassungsschutzbehörden. Für die Arbeit des Verfassungsschutzes ist es jedoch zwingend notwendig, genau zwischen Wirtschaftsspi-onage und Konkurrenzausspähung zu unterscheiden – auch wenn diese Differenzierung für ein betroffenes Unternehmen in der Regel kaum eine Rolle spielen dürfte. Eine ge-setzliche Zuständigkeit des Verfassungsschutzes besteht jedoch lediglich im Bereich der Wirtschaftsspionage, das heißt der staatlich gelenkten und von Nachrichtendiensten frem-der Staaten ausgehende Ausforschung von Unternehmen oder Forschungseinrichtungen. Konkurrenzausspähung, also die Ausforschung eines Unternehmens durch einen privaten Wettbewerber, fällt hingegen nicht in den Zuständigkeitsbereich des Verfassungsschutzes.

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Brandenburgs Wirtschaft hat viel zu bieten…und zu verlierenSchon seit längerer Zeit weisen die Sicherheitsbehörden darauf hin, dass deutsche Unternehmen aufgrund ihres großen ökonomischen Potenzials im Zentrum der Ausfor-schung durch ausländische Nachrichtendienste stehen. Auch Brandenburger Firmen und Forschungseinrichtungen sind mit dieser Gefahr konfrontiert. Schließlich zeichnet sich der Wirtschaftsraum Brandenburg durch eine ausgesprochen hohe Zahl an innova-tiven, modernen und dynamischen Unternehmen aus. Vor allem im Bereich der Hoch- und Spitzentechnologie hat sich das Land zu einem bevorzugten Produktions- und For-schungsstandort entwickelt. Nirgendwo in Deutschland besteht eine ähnlich hohe Dichte an Forschungseinrichtungen wie in der Innovationsregion Berlin / Brandenburg. Insgesamt gibt es in Brandenburg über 150.000 Unternehmen. 1.500 davon können als besonders innovativ bezeichnet werden. Mehr als 100 Unternehmen weisen wiederum internationale Spitzenleistungen in ihren Bereichen auf. Nicht ohne Grund wurde Bran-denburg kürzlich durch den europäischen Regionalausschuss als „Unternehmerregion 2011“ ausgezeichnet. Brandenburg lebt vom Ideenreichtum seiner Unternehmen. Doch gerade durch seine Innovationskraft gerät das Land auch in den Fokus von Wirtschafts-spionen. Für Brandenburg wird es daher eine der zentralen Zukunftsaufgaben sein, sei-nen Wissens- und Kompetenzvorsprung zu verteidigen.

Informationsabfl uss bleibt meist unbemerktWirtschaftsspionage konzentriert sich klassischerweise vor allem auf forschungsin-tensive und innovationsstarke Branchen. Zu nennen sind hier vor allem die Bereiche

16,3

12,5

9,8

9,1

8,6

7,8

7,1

6,7

Forschungsdichte in ausgewählten Regionen / Bundesländern(wissenschaftliche Einrichtungen / 1 Mio. Einwohner)

Berlin-BrandenburgBaden-Württemberg

SachsenMecklenburg-Vorpommern

Sachsen-AnhaltBayern

Nordrhein-WestfalenThüringen

Quelle: BMBF, Bundesbericht Forschung, 2004

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Rüstung, Maschinen- und Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrttechnik, Informations-technik, Energie- und Umwelttechnik, Biotechnologie, Optik etc. Dabei richten sich die Spionageangriffe keineswegs nur auf Global Player oder Großkonzerne. Viel häufiger werden kleine und mittelständische Unternehmen mit hoher technologischer Kompetenz Opfer von Ausspähversuchen. Gerade diese Unternehmen verfügen nämlich häufig nicht über ausreichende Sicherungsvorkehrungen, um den Diebstahl und ungewollten Abfluss ihres Firmen-Know-hows verhindern zu können. Laut Kriminalitätsbarometer 2009 der Industrie- und Handelskammern waren im ver-gangenen Jahr lediglich zwei Prozent der Brandenburger Unternehmen von Spionage betroffen. Die Zahl klingt zunächst erfreulich niedrig. Jedoch ist davon auszugehen, dass ein Informationsabfluss in den Unternehmen meist unbemerkt bleibt. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen. Darüber hinaus gaben elf Prozent der Unternehmen an, von Hackerangriffen betroffen gewesen zu sein und immerhin 5,6 Prozent berichteten von Fällen von Marken- und Produktpiraterie. Auch diese Delikte können einen unbe-merkten Spionageangriff als Hintergrund gehabt haben.

Die Problematik wird umso deutlicher, wenn man den Zahlen des Kriminalitätsbarome-ters eine Umfrage der Firma Corporate Trust aus dem Jahr 2007 gegenüberstellt. In dieser Studie äußerten immerhin über 35 Prozent der Unternehmen, dass es bei ihnen in der Vergangenheit bereits einen Verdacht auf Spionage gegeben habe. Annähernd jedes fünfte Unternehmen berichtete sogar von konkreten Hinweisen auf Spionage be-ziehungsweise einen ungewollten Informationsabfluss.

33,535,0

0%

5

10

15

20

25

30

35

40

30,1 28,7

32,0

26,925,125,8

18,216,0

12,411,39,4

8,0 7,4

13,212,210,7

5,6 6,5

2,0 1,4 1,0

4,9

1,7

6,9

1,84,4

2,0 2,62,5 1,83,05,9

7,24,2

7,4 6,54,3

Vandalis

mus /

Sachbes

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Betrug

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Brandst

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Straftate

n

2004 2006 2008

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Der Praktikant als SpionDie Informationsbeschaffung erfolgt auf unterschiedlichem Wege. Nach wie vor set-zen Nachrichtendienste auf den Einsatz klassischer Agenten, die zumeist als Tarnung in Botschaften, Konsulaten aber auch in Pressevertretungen, Fluggesellschaften oder ähnlichen Einrichtungen beschäftigt sind und auf diesem Wege sowohl offen als auch konspirativ Informationen sammeln. Vor allem die chinesischen Dienste setzen darüber hinaus verstärkt auch sogenannte „Non Professionals“ ein. Gezielt werden in Deutsch-land lebende Chinesen von den Nachrichtendiensten angeworben und als Informations-quellen ausgenutzt. Als Studenten, Gastwissenschaftler oder Praktikanten haben viele von ihnen einen hervorragenden Zugang zu deutschen Firmen oder wissenschaftlichen Einrichtungen. Daneben gehen besondere Risiken aber auch von ausländischen Wirt-schaftsdelegationen und Werksbesuchern aus, die unbeobachtet Daten kopieren oder während der Werksführung mit versteckten Minikameras Fotos machen. Darüber hinaus erweisen sich immer wieder auch Joint Ventures mit ausländischen Firmen oder gemein-same Forschungsprojekte als Einfallstore für Wirtschaftsspionage. Neben dem Abschöpfen menschlicher Quellen (Human Intelligence / HUMINT) gewinnt in der Welt der Nachrichtendienste zunehmend die technische Informationsbeschaffung (Technical Intelligence / TECHINT) an Bedeutung. Im Bereich der elektronischen Spiona-ge über das Internet hat sich die Lage in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Gezielte Angriffe auf Netzwerke und Computersysteme werden immer häufiger. Ein pro-fessioneller IT-Schutz ist leider noch immer in den wenigsten Unternehmen eine Selbst-

Kein Vorfall 81,1 %

Spionagefall 18,9 %Quelle: Corporate Trust 2007

Kein Vorfall 64,9 %

Verdacht auf Vorfall 35,1 %Quelle: Corporate Trust 2007

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verständlichkeit. Neben Attacken auf die IT-Systeme bleibt aber auch das konventionelle Abhören von Telekommunikationsmitteln oder Besprechungsräumen ein probates Mittel, um an geheimes Firmenwissen zu gelangen.„Kronjuwelen“ schützenSich gegen einen gezielten Spionageangriff zu schützen, ist schwierig, aber nicht un-möglich. Entscheidend ist, dass sich Firmen zunächst einmal darüber klar werden, welches Wissen es überhaupt zu beschützen gibt. Daher ist eine Know-how-Inventur unerlässlich. Häufig sind es nicht mehr als fünf Prozent der Firmendaten, die tatsäch-lich zu den „Kronjuwelen“ eines Unternehmens zählen. Diese sollten dann aber auch absolut sicher vor unbefugtem Zugriff geschützt sein. Es macht zudem Sinn, im Un-ternehmen stets nach dem Prinzip „Need to know“ zu verfahren. Das heißt, dass ein Mitarbeiter grundsätzlich nur Zugang zu den Bereichen haben sollte, die er tatsächlich für seine Arbeit braucht.

12,49,7

10,610,6

18,618,6

35,429,2

29,238,9

33,650,4

33,851,3

37,253,1

Sabotage

Brand / Explosion

Gefährdung von Mitarbeitern bei Auslandsreisen

Korruption / Unterschlagung /Betrug

Produktpiraterie

Hackerangriff

Diebstahl / Einbruch / Überfall

Informationsabfluss / Spionage

Quelle: Corporate Trust 2009

WeltweitDeutschland

Welche diese klassischen Sicherheitsrisiken bzw. Gefahren sehen Sie in den nächsten Jahren für Ihr Unternehmen?

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Es ist wichtig, dass bei allen Mitarbeitern ein Sicherheitsbewusstsein geschaffen wird. „Security Awareness“ sollte in den Unternehmen eine Selbstverständlichkeit sein. Dafür ist es notwendig, dass alle Mitarbeiter ausreichend geschult und für Gefahren sensibili-siert worden sind. Sicherheit sollte dabei immer Chefsache sein. Ohne den Vorgesetzen, der in Sicherheitsfragen mit gutem Beispiel vorangeht, wird kaum ein Mitarbeiter von der Notwendigkeit von Sicherheitsmaßnahmen überzeugt werden können.Prävention durch InformationUm dem Problem der Wirtschaftsspionage zu begegnen, setzen die Sicherheitsbe-hörden seit längerem verstärkt auf Präventionsarbeit. Aus diesem Grunde haben der Verfassungsschutz und die brandenburgischen Industrie- und Handelskammern im September 2009 eine Sicherheitspartnerschaft geschlossen. Diese Sicherheitspartner-schaft hat das Ziel, durch enge Kooperation und regelmäßigen Informationsaustausch das Risiko der Spionage zu verringern. Im Rahmen dieser Sicherheitspartnerschaft wird der brandenburgische Verfassungsschutz regelmäßig Informationsveranstaltungen zum Thema „Wirtschaftsschutz“ durchführen, um die Unternehmen in die Lage zu versetzen, sich besser vor Spionageattacken schützen zu können.

Quelle: SiFo-Studie 2009 / 2010

Entwenden, Kopieren von Firmenunterlagen

Sonstiges

Abgeworbene Mitarbeiter / Manager

Auswertung offener Quellen

Social Engineering

Angriffe auf IT-Systeme

Angriffe auf mobile IT-Systeme

Abhören von Telekommunikationsmitteln

Abhören von Besprechungen / Geschäftsräumen

% der berichteten, aufgeklärten und vermuteten Fälle (Mehrfachantworten)

0 10 20 30 40 50

50

31

25

25

13

13

13

6

3

Formen der Tatbegehung

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Unternehmen, die bereits von Wirtschaftsspionage betroffen waren beziehungsweise die einen entsprechenden Verdacht hegen, sollten nicht zögern, sich direkt an den Verfas-sungsschutz zu wenden. Ein vertrauensvoller Informationsaustausch zwischen Behörde und Wirtschaft ist wichtig und wird vom Verfassungsschutz gewährleistet. Im Gegensatz zu den Polizeibehörden unterliegt der Verfassungsschutz nicht dem Strafverfolgungs-zwang, das heißt er ist nicht verpflichtet, strafrechtlich relevante Erkenntnisse an die Ermittlungsbehörden weiterzugeben. Daher können alle Informationen vertraulich und mit besonderer Verschwiegenheit behandelt werden. Gerne sind die Mitarbeiter des Verfassungsschutzes auch bereit, die Unternehmen in einem persönlichen Gespräch über Ziele und Vorgehensweise der ausländischen Nach-richtendienste zu informieren und bei der Initiierung geeigneter Sicherheitsmaßnahmen zu unterstützen. Weitere Informationen zum Thema „Wirtschaftsspionage“ finden Sie auch auf der Internet-seite des Verfassungsschutzes Brandenburg „www.verfassungsschutz-brandenburg.de“.

Der damalige Innenminister Jörg Schönbohm (li.) und Potsdams IHK-Präsident Dr.-Ing. Victor Stimming (re.) bei der Unterzeichnung der Sicherheitspartner-schaft am 14. September 2009

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Michael Hochenrieder, HvS-Consulting„Anatomie eines Industriespionage-Angriffs“

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Dr. Dirk Häger, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik„Gefährdungen durch das Internet“

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Mittels JavaScript versuchen Angreifer, eigene Inhalte auf die Webseiten der ARDeinzuschleusen. In den Detailseiten konnten Links zu einer chinesischen Website hinterlegt werden, die sich wiederum Sicherheitslücken in den Browsern zunutze machte, um Trojaner auf den Computer zu hintelassen. Nachdem einem TV-Browser-Entwickler auffi el, dass es den Angreifer gelungen ist, eigene Code einzuschleusen, hat die ARD schnell reagiert und die infi zierten Links von der Seite genommen.Siehe dazu auch:

• Hundertausende Webseiten mit schädlichen JavaScript infi ziert• Mass Attack JavaScript injection, Sicherheitsmeldung von Websense• Mass SQL Injection, Sicherheitswarnung von F-Secure

(rst/c‘t)

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Pressemitteilung

Wirtschaftsspionage bedroht auch Unternehmen in BrandenburgAngesichts verstärkter Wirtschaftsspionage gegen deutsche Firmen bemühen sich die brandenburgische Wirtschaft und der Verfassungsschutz des Landes um eine stärkere Zusammenarbeit beim Schutz sensibler Informationen. „Wirtschaftsspionage ist eine Be-drohung für die Konkurrenz- und Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Branden-burg“, betonte Innenstaatssekretär Rudolf Zeeb bei der Eröffnung des ,1. Brandenburger Forum Wirtschaftsschutz’. Ein regelmäßiger Informationsaustausch zwischen Unterneh-men und Sicherheitsbehörden sei deshalb von großer Bedeutung.Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam, René Kohl, betonte: „Insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen sind oft zu wenig gewappnet, sich gegen Wirtschaftsspionage zu wehren. Produkte, neueste Technologi-en sowie Daten in elektronischen Netzwerken sind heiß begehrte aber leider oft mangel-haft geschützte Kronjuwelen.“„Es wäre fahrlässig, anzunehmen, brandenburgische Unternehmen stünden nicht im Fokus fremder Nachrichtendienste“, warnte Winfriede Schreiber, Leiterin des brandenburgischen Verfassungsschutzes. Leider zeigten viele Firmen aus Furcht vor Reputationsschäden noch immer große Zurückhaltung, wenn es darum gehe, einen er-kannten Spionagefall anzuzeigen.Die Fachtagung mit rund 150 Unternehmern und Vertretern von Wissenschafts- und For-schungseinrichtungen wurde gemeinsam vom brandenburgischen Verfassungsschutz, den brandenburgischen Industrie- und Handelskammern sowie dem Arbeitskreis für Un-ternehmenssicherheit (AKUS) veranstaltet. Erörtert wurden mögliche Aktivitäten auslän-discher Geheimdienste und Spionage von Konkurrenten, Gefährdungsanalysen, Gefah-ren bei Auslandsreisen sowie Möglichkeiten des effektiven Schutzes von Unternehmen und Einrichtungen gegen Ausspähung auch via Internet. An der Tagung nahmen auch Fachleute des Bundesamtes für Verfassungsschutz und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik teil.

Ministerium des Innern des Landes Brandenburg vom 15. April 2010

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WIRTSCHAFTSSPIONAGE: SOLARBRANCHE IM FOKUSGeheimdienste zunehmend in der Mark tätigPOTSDAM - Wirtschaftsspionage wird auch für Unternehmen in Brandenburg zuneh-mend zum Problem. Darin waren sich Experten des Verfassungsschutzes gestern bei einer gemeinsamen Fachtagung mit den Industrie- und Handelskammern (IHK) des Lan-des einig. Unter anderem die Führungsstellung in der Solarwirtschaft mache das Land demnach für Auslandsgeheimdienste attraktiv.„Wirtschaftsspionage ist eine Bedrohung für die Konkurrenzfähigkeit des Standortes“, sagte der brandenburgische Innenstaatssekretär Rudolf Zeeb bei der gut besuchten Konferenz „1. Brandenburger Forum Wirtschaftsschutz“ in Potsdam. Große Firmen hät-ten meist Vorkehrungen zum Schutz, „kleinere haben oft keine Mittel dafür und auch noch nicht das Bewusstsein für ihre Kronjuwelen“, betonte der Hauptgeschäftsführer der Potsdamer IHK, René Kohl, im Vorfeld.Genau diese wichtigsten fünf Prozent des Firmen-Know-how stünden im Visier der Ge-heimdienste, sagte Herbert Kurek vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Vor allem Russland und China lassen derzeit ihre Agenten Betriebsgeheimnisse in anderen Län-dern ausspähen. Die jährlichen Schäden der Wirtschaftsspionage würden Experten in Deutschland auf 50 Milliarden Euro schätzen, so Kurek. Zu den bevorzugten Branchen zähle die Energietechnik. In Brandenburg sei besonders die Solarindustrie ein Ziel von Spionage. Aber auch die in der Mark stark vertretene Biotechnologie und die Luft- und Raumfahrt gelten als gefährdet.Um den Risiken vorzubeugen, gibt es seit 2009 eine Sicherheitspartnerschaft zwischen den IHKs und dem Verfassungsschutz im Land. Die Schlapphüte wollen vor allem prä-ventiv tätig sein.Die Region hat aber auch als Täterin Tradition. Friedrich II. habe schon einen preu-ßischen Ingenieur nach England geschickt, um die Technologie der Dampfmaschinen auszuspähen, erinnerte die Leiterin des märkischen Verfassungsschutzes, Winfriede Schreiber. So zierte die Tagungseinladung das Bild einer erstmals in Deutschland kons-truierten Dampflok. (gd)

Märkische Allgemeine Zeitung vom 16. April 2010

Presseberichte

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WENN DER PRAKTIKANT ZUM SPION WIRD71 mal ermittelte die Staatsanwaltschaft seit 2001 wegen Wirtschaftsspionage Verfassungsschutz warnt vor AuslandsgeheimdienstenPOTSDAM/NEURUPPIN - Für die betroffenen Firmen steht im schlimmsten Fall die Existenz auf dem Spiel: 71 Fälle von Wirtschaftsspionage hat die dafür zuständige Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Neuruppin seit 2001 bearbeitet. In etwa der Hälfte der Verfahren sei es zur Anklage und Verurteilung gekommen, sagte Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher auf PNN-Anfrage. Die Fälle reichten von der einfachen Weitergabe von Kundendaten bis zum systematischen Ausspionieren von Hochtechnologie.Die Schäden für die Firmen gingen teilweise „in die Millionen“, in anderen Fällen lägen sie jedoch deutlich darunter, so Schnittcher. Besonders teuer wird es immer dann, wenn forschungsintensive Hochtechnologie geklaut wird – passiert sei das in Brandenburg zum Beispiel bei einer Methode zur Abfallvergasung und bei speziellen Granulatkörnern für die Chemiewaffen-Abwehr. Eine Schätzung über den finanziellen Gesamtschaden der bisher bekannt gewordenen Spionage-Fälle sei schwierig, so Schnittcher.Bei Überführung erwartet die Täter eine Geldstrafe und Gefängnisstrafen von drei, in besonders schweren Fällen bis zu fünf Jahren. Beim letzten spektakulären Fall war das Eisenbahn-Hersteller Bombardier mit Sitz in Henningsdorf Opfer von Technologie-Klau geworden. Der Prozess gegen die beschuldigten Spione von einer Konkurrenzfirma in Nordrhein-Westfalen endete 2006 mit zwei Jahren Haft und einer Geldstraße von 500.000 Euro. Um die Aufklärung solcher Fälle kümmert sich eine gemeinsame Ermitt-lungsgruppe von Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt.Besonders schwierig wird deren Arbeit, wenn die Drahtzieher im Ausland sitzen. Das sei in jedem dritten Verfahren der Fall, so Schnittcher. Die Verdächtigten kamen etwa aus Rumänien oder China: „Dann sind wir auf Rechtshilfe aus dem Ausland angewiesen und das ist bei einigen Ländern noch schwerfällig.“ Firmen, die einen Spionage-Verdacht ha-ben, können sich zunächst auch informell bei der Korruptionsabteilung der Neuruppiner Staatsanwaltschaft beraten lassen, betont er. Dieses Angebot bestehe unabhängig von einer späteren Anzeige.Auch der Verfassungsschutz des Landes Brandenburg warnte am Donnerstag auf einer gemeinsamen Tagung mit der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) erneut vor Wirtschaftsspionen im Land. Dabei ging es allerdings weniger um Ausspähung durch Konkurrenzfirmen, als um Spionage durch ausländische Geheimdienste. Im Fokus ste-

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hen laut Verfassungsschutz insbesondere China und die Russische Förderation, deren Geheimdienst einen gesetzlichen Auftrag zur Wirtschaftsspionage hätten.„Wir haben die Sorge, dass brandenburgische Unternehmen bereits Opfer gewor-den sind, ohne es bemerkt zu haben“, sagte Winfriede Schreiber, die Chefin des Brandenburgischen Verfassungsschutzes, am Rande der Tagung: „Die Unternehmer sind sich der Professionalität der Ausspähung gar nicht bewusst.“ Allein der chinesische Geheimdienst beschäftigt laut Bundesverfassungsschutz rund 800.000 Mitarbeiter, in Russland seien es rund 375.000. Bei Kontakt mit Gästen aus diesen Ländern, etwa Praktikanten oder Studenten, sei daher Vorsicht geboten.Bisher sei in Brandenburg allerdings noch kein solcher Fall aufgedeckt worden, räumte Schreiber ein. Sie geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Betroffene würden eine An-zeige aus Angst vor drohendem Imageverlust scheuen. Verdachtsfälle würden jedoch vertraulich behandelt, sicherte sie zu. Der Verfassungsschutz bietet außerdem Informa-tionsgespräche zur Prävention an. (Von Jana Haase)

Potsdamer Neueste Nachrichten vom 16. April 2010

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