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In Italien war es ein sehr langwieriger Prozess, der zu einer gemeinsamen Sprache, einer Nationalsprache, als Trägerin einer gemeinsamen Kultur, geführt hat.
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Als erster erkannte Dante Alighieri dieses Problem in Italien.
Er begründete die Absage des Lateins durch eine Sprache, die der gesellschaftlichen Realität seiner Zeit gerecht werden sollte.
Diese Sprache, das sog. „Volgare illustre“ war allerdings keine Sprache des Volkes, sondern die Sprache einer intellektuellen Schicht, der auch Dante angehörte.
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Italienische Gelehrte suchten seit dem 16. Jahrhundert nach verschiedenen Sprachmodellen (höfische Sprache, modernes Florentinisch oder andere moderne Dialekte oder die Literatursprache des Trecento).
Dem Trecento-Modell hat nicht zuletzt der Venezianer Pietro Bembo zum Durchbruch verholfen.
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Im 16. Jh. erkannten Wissenschaftler aus Florenz das Problem der Sprache und gründeten die „Accademia della Crusca“.
Ende 17. Jh. und Anfang des 18.Jh. wurde das Problem der Sprache in Italien weiterhin diskutiert und von dem Lombarden Alessandro Manzoni gelöst.
Er räumte dem Florentinischen auf literarischer Ebene eine führende Rolle ein.
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Nach der Einigung im Jahre 1861 war die sprachliche Einheit allerdings noch keine Realität. Nur 2% der Bevölkerung beherrschte zu dieser Zeit das Italienische.
Erst im Zeitalter der Massenmedien wurde Italien auch zu einer sprachlichen Einheit.
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Dante Alighieri und die Entdeckung der Muttersprache
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Dass sich Dante überhaupt mit den italienischen Dialekten befasst, ist seiner expliziten Bevorzugung der spontan gebrauchten, natürlichen Muttersprache gegenüber dem künstlichen Lateinischen zu verdanken (nobilior est vulgaris), die sich langsam bei ihm herausgebildet hat.
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Dante liefert Proben verschiedener Mundarten und versieht sie mit mehr oder minder negativen Kommentaren.
Das Römische (Messure, quinto dici?) wird als Schauersprache bezeichnet.
Das Anconische (Chignamente state siate?) und Lombardische (Enter l’ora del vesper, ciò fu del mes d’ochiover) hingegen werden nicht weiter kommentiert.
Sardinien spricht Dante gar die Existenz einer eigenen Volkssprache ab, da hier lediglich das Lateinische nachgeäfft werde (domus nova; dominus meus).
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Dem Sizilianischen (Ancor che l’aigua per foco lassi; Amor, che lungiamente m’hai menato; Tragemi d’este focora se t’este a bolontade) schreibt er eine ehrwürdige Dichtung zu, wobei die gesprochene Sprache eher schwerfällig sei.
Das gesprochene Apulische (Bòlzera che chiangesse lo quatraro; Madonna dir vi voglio) sei trotz einer zierlichen Dichtung barbarisch.
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Beim Toskanischen, einer Schauersprache, die jedoch große Dichtung hervorgebracht hat, wird zwischen dem › Florentinischen (Manichiamo, introcque che
noi non facciamo altro), › Pisanischen (Bene andono li fatti de Fiorensa
per Pisa), › Lucchesischen (Fo voto a Dio ke in grassarra
eie lo comuno de Lucca), › Sienesischen (Onde renegata avess’io Siena.
Ch’ee chesto?) › sowie dem Aretinischen (Vuo’ tu venire
ovelle?) unterschieden.
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Dem Genuesischen wirft Dante ohne Nennung von Beispielen den exzessiven Gebrauch von z vor. Das Romagnolische wird als weich und weiblich bezeichnet. Lediglich für Forlì (deuscì; oclo meo; corada mea) und Parma (monto) führt Dante Beispiele an, nicht aber für Bologna, dessen Dialekt zugleich weich und rauh sei.
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Die Dialekte des Veneto hingegen bezeichnet er als rauh und struppig. Kritisiert werden Lautkürzungen von -tus und -tas sowie der Wandel von v zu f im Auslaut. Lediglich für Brescia (magara, mercò, bontè, nof; vif) und Venedig (Per le plaghe di Dio tu no verras) werden Beispiele genannt, nicht aber für Verona, Vicenza, Treviso und Padua.
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•Informationen zu Dante– Geb. 1265 in Florenz– Gest. 1321 in Ravenna– Dichter, Philosoph, Politiker• Wichtige Werke – Vita nuova– Convivio– Divina Commedia– De vulgari eloquentia– De Monarchia
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Convivio und De vulgari eloquentia
Die Bücher sind wahrscheinlich zwischen 1304 und 1308 entstanden.
Nur vier von 15 geplanten Büchern sind beendet worden.
Philosophisch-wissenschaftliche Fragen stehen im Vordergrund.
Es ist auf Italienisch geschrieben, dies rechtfertigt Dante eine gute Hälfte des ersten Buches (Kap. V-XIII).
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Das Werk ist wahrscheinlich zwischen 1303/4 und 1305 entstanden.
Lediglich zwei von vier geplanten Büchern sind zumindest teilweise verwirklicht worden.
Sprachlich-ästhetische Fragen stehen im Vordergrund.
Das Werk ist auf Latein geschrieben. Das Werk ist in nur fünf
Handschriften überliefert.
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(1) Grammatik als Wissenschaft der Sprache, relativ nah am antiken und modernen Grammatik-Verständnis
(2) Grammatik als regelmäßige, stabile, künstliche und konventionelle Kultursprache
(3) Grammatik als Synonym von ‚Latein‘
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« [...] la sua [della canzone] bellezza, ch’è grande sì per costruzione, la quale si perviene a li gramatici […] »
(Convivio II, XI, 9)
« A li sette primi rispondono le sette scienze del Trivio e del Quadruvio, cioè Gramatica, Dialettica, Retorica, Arismetrica, Musica, Geometria e Astrologia. »
(Convivio II, XIII, 8) 20
« Dico che 'l cielo de la Luna con la Gramatica si somiglia [per due proprietadi], per che ad esso si può comparare. Che se la Luna si guarda bene, due cose si veggiono in essa proprie, che non si veggiono ne l'altre stelle: l'una sì è l'ombra che è in essa, la quale non è altro che raritade del suo corpo, a la quale non possono terminare li raggi del sole e ripercuotersi così come ne l'altre parti; l'altra si è la variazione de la sua luminositade, che ora luce da uno lato, e ora luce da un altro, secondo che lo sole la vede. E queste due proprietadi hae la Gramatica: ché, per la sua infinitade, li raggi de la ragione in essa non si terminano, in parte spezialmente de li vocabuli; e luce or di qua or di là in tanto quanto certi vocabuli, certe declinazioni, certe construzioni sono in uso che già non furono, e molte già furono che ancor saranno: sì come dice Orazio nel principio de la Poetria quando dice: Molti vocabuli rinasceranno che già caddero ».
(Convivio II, XIII, 9-10) 21
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‘Konventionelle Kultursprache’ ist im Gegensatz zu einer anderen Art von Sprache zu verstehen.
« […] anticamente non erano dicitori d'amore in lingua volgare, anzi erano dicitori d'amore certi poeti in lingua latina […] »
(Vita Nova XXV, 3)23
« […] per lingua volgare intendiamo quella cui i bambini vengono abituati da chi sta loro accanto quando per la prima volta cominciano ad articolare distintamente le parole. Ma è anche possibile definire più brevemente e affermare che la lingua volgare è quella che, senza bisogno di alcuna regola, si apprende imitando la nutrice. Abbiamo poi anche, oltre a questa, una seconda lingua che fu chiamata dai Romani «gramatica». Questa seconda lingua è posseduta anche dai Greci e da altri popoli, ma non da tutti. Poche sono d’altronde le persone che giungono alla padronanza di essa, perché non si apprendono le sue regole e non ci si istruisce in essa se non col tempo e con l’assiduità dello studio.
La più nobile di queste due lingue è il volgare, sia perché fu la prima a essere usata dal genere umano, sia perché tutto il mondo ne fruisce (pur nelle diversità di pronuncia e di vocabolario che la dividono), sia perché ci è naturale, mentre l’altra è piuttosto artificiale. »
(De vulgari eloquentia I, 7-8)24
erste Sprache (prima fuit humano generi usitata)
naturgegeben (naturalis)
universell (totus orbis ipsa perfruitur)
regellos (sine omni regola) durch Imitieren der
Amme zu erlernen (nutricem imitantes accipimus)
zweite Sprache (locutio secondaria)
künstlich (artificalis) von wenigen
gesprochen (ad habitum vero huius pauci perveniunt)
regelhaft (regulamur et doctrinamur in illa)
durch langes, schwieriges Studium zu erlernen (per spatium temporis et studii assiduitatem)
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Ursprüngliche gottgegebene Spracheinheit Nach der babylonische Sprachverwirrung:
Verschiedene Sprachen unterliegen nun zeitlich und örtlich bedingtem Wandel.
Natürliche Sprache hat zuerst existiert Notwendigkeit von stabiler Sprache: « Hinc
moti sunt inventores gramatice facultatis »
(De vulgari eloquentia I, IX, 11)
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Von Menschen erfundene Sprache (inventores) Durch die Übereinkunft vieler Völker
entstanden Es wurden Regeln fixiert. Die Sprache ist so
nicht von der Willkür des Einzelnen abhängig und unterliegt deshalb auch keiner Wandlung.
Grammatik als ein Genus von Sprache, das in Zeit und Ort unwandelbar, also stabil ist, erlaubt etwas durch Ort und Zeit hindurch zu konservieren.
Nach der natürlichen Sprache entstanden
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erste Sprache (prima fuit humano generi usitata)
naturgegeben (naturalis)
universell (totus orbis ipsa perfruitur)
regellos (sine omni regola) durch Imitieren der
Amme zu erlernen (nutricem imitantes accipimus)
zweite Sprache (locutio secondaria)
künstlich (artificalis)
von wenigen gesprochen (ad habitum vero huius pauci perveniunt)
regelhaft (regulamur et doctrinamur in illa)
durch langes, schwieriges Studium zu erlernen (per spatium temporis et studii assiduitatem)
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In allen anderen Fällen hat der Terminus ‚gramatica‘ immer die spezielle Bedeutung von ‚Latein‘.
Diese dritte Bedeutung erschließt sich aus der vorigen Bedeutung von Grammatik als konventioneller Kultursprache, da Latein in Dantes Konzeption die konventionelle Kultursprache der meisten europäischen Völker ist.
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« gramatice positores inveniuntur accepisse ‘sic’ adverbium affirmandi »
(De vulgari eloquentia I, X, 1)
Die Erfinder der Grammatik hätten das Bejahungspartikel sic gewählt.
« magis videntur inniti gramatice que comunis est » (De vulgari eloquentia I, X, 4)
Die Italiener stützten sich mehr auf die Grammatik, die allen gemeinsam sei, als die anderen Völker.
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« Sardos etiam eiciamus, quoniam soli sine proprio vulgari esse videntur, gramaticam tanquam simie homines imitantes »
(De vulgari eloquentia I, XI, 7) Die Sarden hätten keine eigene
Volkssprache, sie imitierten nur die Grammatik wie die Affen die Menschen.
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« […] est illud honorificabilitudinitate, quod duodena perficitur sillaba in vulgari et in gramatica tredena perficitur in duobus obliquis. »
(De vulgari eloquentia II, VII, 6)
Das Wort honorificabilitudinitate habe in der Volkssprache zwölf Silben und in der Grammatik dreizehn Silben in zwei obliquen Kasus.
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« sono chiamati ne la gramatica ‚amenti‘ e ‚dementi‘, cioè senza mente »
(Convivio III, II, 18) Dante nennt die lateinischen
Bezeichnungen für mental kranke Menschen.
« uno verbo molto lasciato da l’uso in gramatica »
(Convivio IV, VI, 3) Dante bezieht sich auf ein lateinisches
Verb.
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Dante Alighieri
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Sprachhistorisches Gedankengut in De vulgari eloquentia im Überblick Latein ist unveränderlich
(Latein wird als Kunstsprache betrachtet, die sich natürlichen Veränderungen entzieht)
Alle (natürlichen) Volkssprachen verändern sich in Zeit und Raum
Hebräisch ist die Ursprache aller Menschen
Turmbau zu Babel (Verwirrung) Entstehung verschiedener
Sprachfamilien mit zunehmender Diversifizierung(…)
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• Die Unbständigkeit des Menschen hat eine Unbeständigkeit der Sprache zur Folge– „ Non etenim admiramur si
extimationes hominum qui parum distant a brutis, putant eandem civitatem sub inmutabili semper civicasse sermone, cum sermonis variatio civitatis eiusdem non sine longissima temporum successione paulatim contingat et hominum vita sit etiam ipsa sua natura brevissima.“
– De vulgari eloquentia Liber I Capitulum ix
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Gemeinsamer Ursprung der romanischen Sprachen, der allerdings nicht mit dem Lateinischen identifiziert wird› „…tertium tenuit ydioma, licet
nunc tripharium videatur; nam alii oc, alii oïl , alii sì affirmando locuntur; ut puta Yspani, Franci et Latini. Signum autem quod ab uno eodemque ydiomate istarum trium gentium progrediantur vulgaria, in promptu est, quia multa per eadem vocabula nominare videntur, ut Deum, celum, amorem, mare, terram, est, vivit, moritur, amat, alia fere omnia.“ De vulgari eloquentia Liber I Capitulum
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Latein = gramatica [sic]› unveränderlich
(inalterabilis) in Zeit und Raum „Hinc moti sunt
inventores gramatice facultatis; que quidem gramatica nichil aliud est quam quedam inalterabilis locutionis idemptitas diversis temporibus atque locis. “ (De vulgari eloquentia Liber I
Capitulum ix)
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“…perché lo latino è perpetuo e non corruttibile, e lo volgare è non stabile e corruttibile.”› Convivio Trattato I Capitolo v
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„Fuit ergo hebraicum ydioma illud quod primi loquentis labia fabricarunt.“
• Variationslinguistik ante litteram– Sprache verändert sich in
Zeit und Raum– Die von den Menschen
verwendete Sprache ist raschen Veränderungen unterworfen (in Abhängigkeit von der menschlichen Unbeständigkeit)
– Als unveränderliche Sprache wurde daher das Lateinische (= Grammatik) erschaffen
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Komparatistik ante litteram› Sprachvergleich
Die Ähnlichkeit der romanischen Sprachen (lingua oc, lingua oil, lingua si) lässt darauf schließen, dass sie einen gemeinsamen Ursprung haben
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Die Diskussionen der italienischen Humanisten
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Der soziokulturelle Kontext
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Das Hauptziel des frühen italienischen Humanismus bestand in einer Wiederbelebung der geistigen Errungenschaften der klassischen Antike.
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Das philologische Interesse der Humanisten des späten 14. sowie des frühen 15. Jahrhunderts beschränkte sich auf die Suche nach verschollenen lateinischen Schriften in den europäischen Bibliotheken.
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P. Bracciolini
Poggio Bracciolini (1380-1459) entdeckte z.B. die › Institutio oratoria von
Quintilian, › De rerum natura von
Lukrez, die Silvae von Statius,
› De re architectura von Vitruv, die Punica von Silius Italicus,
› die Argonautica von Valerius Flaccus
› sowie zehn Reden Ciceros.
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Lorenzo Valla
Im Mittelpunkt sprachplanerischer Bemühungen stand die Wiederherstellung des klassischen Lateins und seine Reinigung vom innovativen Elementen des Mittelalters.
In diesem geistigen Klima sind Werke wie Lorenzo Vallas Elegantiarum Latinae Lingue libri sex (1435-1444) entstanden.
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In sprachgeschichtstheoretischer Hinsicht interessierten sich die Gelehrten vor allem für die Beschaffenheit und Entwicklung des Lateinischen, während die Geschichte der italoromanischen Volkssprachen allenfalls indirekt im Zusammenhang mit der lateinischen Sprachgeschichte behandelt wurde.
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Leonardo Bruni
Flavio Biondo
Im März 1435 diskutierten Leonardo Bruni und Flavio Biondo im Vorzimmer des Papstes Eugen IV. über die Beschaffenheit der lateinischen Sprache in der Antike und Spätantike.
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• Flavio Biondo gilt als der Begründer der archäologischn Wissenschaft– 1432 ernannte Papst Eugen IV.
Biondo zu seinem Kanzleisekretär.– Als großer Kenner der Antiquitäten
widmete der Aufgabe des Sammelns der Materialien für seine historischen, archäologischen und topographischen Arbeiten zu.
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Flavio Biondo richtete seine Streitschrift De verbis romanae locutionis an Leonardo Bruni.› Ausgangspunkt war die in
Brunis Schrift An vulgus et literati eodem modo per Terentii Tullique tempora Romae locuti sint vertretene Auffassung, dass bereits in der Antike von den Ungebildeten ein volgare gesprochen wurde, das dem des Quattrocento nicht unähnlich war.
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Das Bewusstsein, dass die Germaneneinfälle im spätantiken Italien bei der Herausbildung der italienischen Sprache bzw. der italienischen Dialekte eine entscheidende Rolle gespielt haben könnten, ist zuerst von Flavio Biondo zu einer Sprachursprungstheorie entwickelt worden.
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Poggio Bracciolini setzte sich ebenfalls mit dem Einfluss von Sprachkontakt auf die Herausbildung des Italienischen auseinander.
Er verweist wie Francesco Filelfo (1398-1481) zusätzlich auf Ereignisse wesentlich älteren Datums, nämlich aus der Zeit der römischen Eroberungen.
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In Begriffen der modernen Linguistik kann man von einem Konflikt zwischen Anhängern der Substrattheorie (Etrusker, Kelten etc.) auf der einen Seite und von Vertretern der Superstrattheorie (Goten, Langobarden etc.) auf der anderen sprechen.
Latein
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Certame coronario (1441)
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Blüte des lateinischen Humanismus› Intensive
Beschäftigung mit der klassischen röm. Antike (Architektur, Kunst, Wissenschaft, Literatur, Sprache)
› Gelehrtendiskussion über die Entstehung des volgare aus dem Lateinischen
Leon Battista Alberti› Grammatichetta (MS,
ca. 1435) Erkenntniss: auch das
volgare besitzt eine Grammatik
Synchrone Beschreibung des Toskanischen
Orientierung am Modell der Latein-Grammatiken von Donatus und Priscianus
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• Der kulturelle Kontext– Nach einer Zeit der
Vernachlässigung durch die intellektuelle Elite zunehmende Hinwendung zur volkssprachlichen Literatur
• Revolutionierung im medialen Bereich– Erfindung des
Buchdrucks mit beweglichen Lettern
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- Der Buchdruck und seine Konsequenzen -
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Erfindung des Buchdrucks in Deutschland (um 1450)
Einführung des Buchdrucks in Italien (1469)
Erste Druckerzeugnisse› Lat. Klassiker› Ital. Autoren des
14. Jahrhunderts
Druckausgaben der ital. „Klassiker“› Dante-Ausgabe
Cristoforo Landinos (1494)
› Bembo und Manuzio geben zwischen 1500 und 1502 ebenfalls Dante- und Petrarca-Ausgaben heraus Entstehung einer an
den Klassikern orientierten italienischen Grammatikographie und Lexikographie
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Untersuchung und Wertung der grammatischen Strukturen von› Dante, Divina Commedia› Petrarca, Canzoniere› Boccaccio, Decamerone
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Auf Einladung des spanischen Kardinals Juan de Torquemada kamen die deutschen Drucker Conrad Sweynheym und Arnold Pannartz im Jahre 1463 oder 1464 nach Subiaco bei Rom.
Sie drucken dort Ciceros De Oratione (1465) und Epistolae familiares (1467).
Von 1468 bis 1473 brachten Sweynheym und Pannartz nicht weniger als 48 lateinische Klassiker heraus.
Zwischen 1470 und 1472 gab es in Italien bereits in sechzehn Städten Druckereien.
Bis 1479 kamen dreißig weitere hinzu. 63
Die überwiegende Mehrheit der Buchdrucke war zunächst in lateinischer Sprache, doch auch die toskanischen Klassiker des Trecento waren praktisch vom Beginn an im Programm der italienischen Verlage.
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• Im Jahre 1472 brachten der Gutenberg-Schüler Johannes Numeister und Evangelista Angelini in Foligno die Divina Commedia heraus.
• In Neapel erschien 1477 ebenfalls eine Ausgabe von Dantes Hauptwerk sowie von Boccaccios Filocolo (1478).
• Bereits 1470 kam in Venedig eine Ausgabe von Petrarcas Sonetti e canzoni heraus.
• Alle Druckausgaben des Quattrocento zeigen allerdings deutliche Spuren der humanistischen Schreibtradition, so etwa die venezianische Petrarca-Ausgabe von 1470 sowie die neapolitanische Ausgabe von Dantes Divina Commedia aus dem Jahre 1477.
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An der Entstehung einer standardisierten italienischen Schriftsprache zu Beginn des Cinquecento hatte der Druckereistandort Venedig einen entscheidenden Anteil.Dies ist nicht zuletzt das Verdienst zweier Gelehrter, die dort wirkten, und zwar der Verleger und Typograph Aldo Manuzio (1449 – 1515) sowie der humanistisch interessierte Kardinal Pietro Bembo.
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Aldo Manuzio ließ sich um 1490 in Venedig nieder und eröffnete dort 1494 eine Druckerei.
Ab 1501 wandte er sich verstärkt lateinischen und italienischen Klassikern zu.
So gab er zusammen mit Pietro Bembo Petrarcas Canzoniere heraus.
Im Jahre 1502 folgte eine Ausgabe von Dantes Divina Commedia, in der zum ersten Mal die Kursivschrift zum Einsatz kam, die sich an der damaligen Schreibschrift der Kanzleien orientierte.
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• Die bis dahin wichtigste Edition von Dantes Hauptwerk stammte von Cristoforo Landino, die allerdings starke Einflüsse des zeitgenössischen volgare zeigte.
• Bembo umging die korrumpierten Dante-Ausgaben des Quattrocento, indem er für seine Ausgabe der Divina Commedia ein Manuskript (Vat. lat. 3199) des 14. Jahrhundert heranzog, welches Boccaccio Petrarca geschenkt hatte und das in die Bibliothek von Pietro Bembos Vater, Bernardo Bembo, gelangt war.
• Pietro Bembo fertigte eine Abschrift (Vat. lat. 3197) an, welche Aldo Manuzio für seine Edition verwandte.
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• Abgesehen von einigen lexikalischen Abweichungen (Ahi quanto vs. Et quanto; Tanto era amara, Tant’è amara), zeichnet sich die Ausgabe Bembos vor allem durch eine umfassende Interpunktion auf.
• Die Wortgrenzen werden bei Bembo mehr oder minder konsequent durch Apostroph markiert (ch'i u' ho vs. chío uho; m'hauea vs. mauea).
• Während Landinos Edition reich an Abkürzungen ist, erscheinen die Wörter bei Bembo in ihrer vollen Form (dũ colle vs. d'un colle; p ogní calle vs. per ogne calle).
• Landino bedient sich einer etymologisierten Graphie, Bembo hingegen bevorzugt ein weitgehend phonetisches Schriftsystem (obſcura vs. oſcura; diricta vs. diritta; tractar vs. trattar; cŏponcto vs. compunto; nocte vs. notte).
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• Die Ausgaben der toskanischen Klassiker des Trecento bilden den Ausgangspunkt des venezianischen Einflusses auf die Etablierung des alttoskanischen Sprachmodells als gesamtitalienischer Schriftsprache.
• Bembo begnügte sich nicht mit der Herausgabe alter Texte, sondern imitierte bewusst deren Sprache.
• Besondere Beachtung verdienen hierbei die zwischen 1497 und 1502 verfassten Asolani, die 1505 von Aldo Manuzio erstmals veröffentlicht worden sind.
• Es handelt sich um einen philosophischen Dialog über die platonische Liebe im Stile Boccaccios.
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• Bembos Anstrengungen auf dem Gebiet der Textkritik, der Textedition sowie der Dichtung ebneten dem Trecento-Modell den Weg.
• Bembos sprachliches und literarisches Reformprojekt gipfelte in den programmatischen Le prose della volgar lingua (1525), in denen Petrarca and Boccaccio als volkssprachliche Vorbilder für Dichtung und Prosa vorgeschlagen wurden, in Analogie zu Virgil und Cicero, die modellhaften Charakter für die humanistische Latinität besaßen.
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• Während Pietro Bembo dem literarischen Kanon des toskanischen Trecento auf gesamtitalienischer Ebene zum Durchbruch verhalf, hatte Aldo Manuzio hat eine Reihe von Neuerungen in das italienische und internationale Druckereiwesen eingeführt, die sich teilweise bis heute erhalten haben.
• Der wichtigste Beitrag zur modernen Schriftsprache bestand in der Systematisierung der Interpunktion.
• Er setzte Punkt, Komma, Semikolon, Apostroph und Akzente als allgemeinen Standard durch.
• In Pietro Bembos 1494 erschienenem lateinischem Werk De Aetna kam z.B. das Semikolon erstmals zum Einsatz.
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Bembo, Prose della volgar lingua (1525)
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• Pietro Bembo (* 1470 in Venedig - † 1547 in Rom) war die große Galionsfigur der Befürworter des Trecento-Florentinischen
• Bembo war jedoch nicht nur Anhänger des volgare, sondern auch ein Experte für klassische Philologie, der das ciceronianische Latein gegenüber eklektischen Varietäten verteidigte.
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Sein erstes Werk, De Aetna (1496), verfasste er in lateinischer Sprache, ebenso seinen Traktat De imitatione (1513), der an Giovan Francesco Pico (1469-1533) gerichtet war.
Der aus Venedig stammende Kardinal propagiert in seinen Prose della volgar lingua (1525) explizit Petrarcas Sprache als Norm für die Lyrik, und Boccaccios Sprache als Modell für die Prosa.
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LATEIN VOLGAREPROSA Cicero Boccaccio
LYRIK Vergil Petrarca
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Der italienische Humanismus› Der Humanismus-Begriff› Humanistische Philologie und
Rekonstruktion der klassischen Latinität Die Sprachdiskussion der
Humanisten› Welche Sprache sprachen die alten Römer?
Leonardo Bruni vs. Flavio Biondo
80
Die Humanisten und das volgare zwischen Verdrängung und Wiederaufwertung1. Das volgare zwischen Tradition und
Gegenwart Leonardo Bruni Leon Battista Alberti
2. Die Förderer des volgare Lorenzo il Magnifico Cristoforo Landino
3. Die Humanisten und die Dialekte81
Mirko TAVONI: Storia della lingua italiana. IL Quattrocento. Bologna 1992, S. 57-83.
Claudio Marazzini: Da Dante alla lingua Selvaggia. Sette secoli di dibattiti sull‘italiano. Roma 1999, S. 27-35.
82
Das Trecento-Modell› Pietro Bembo, Prose della volgar lingua
(1525) – Struktur und Wirkung Das Modell des zeitgenössischen
Florentinischen› Niccolò Machiavelli, Discorso intorno alla
nostra lingua
83
Die lingua cortigiana› Giovan Giorgio Trissino und die
Wiederentdeckung von Dantes De vulgari eloquentia
Sprachhistorische Ideen› Die Herausbildung des volgare und die
Völkerwanderung› Der Einfluss des Etruskischen
84
Benedetto Varchi, L‘Ercolano Lionardo Salviati und die Accademia
della Crusca
85
Paolo Trovato: Storia della lingua italiana. IL Quattrocento. Bologna 1992, S. 57-83.
Claudio Marazzini: Da Dante alla lingua Selvaggia. Sette secoli di dibattiti sull‘italiano. Roma 1999, S. 37-74.
86
Das Wörterbuch der Accademia della Crusca (1612)
Kritik am Crusca-Wörterbuch (Paolo Beni, L‘anticrusca)
Kritik aus Siena am Primat des Florentinischen
87
Die Grammatik Benedetto Buonmatteis Carlo Dati, Discorso dell‘obbligo di ben
parlare la propria lingua (1657)
88
Claudio MARAZZINI: Storia della lingua italiana. Il secondo Cinquecento e il Seicento. Bologna 1993, S. 169-202.
Claudio MARAZZINI: Da Dante alla lingua Selvaggia. Sette secoli di dibattiti sull‘italiano. Roma 1999, S. 90-102.
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