1. Jahrgang . 5/6 Mai/Juni 2010 Zeitschrift für ... · VDI-Preis für Technikgeschichte 22...

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1. Jahrgang . 5/6 Mai/Juni 2010 Stabilität – von Anfang an 125 Jahre gesetzliche Unfallversicherung Förderpreis 2010: Die prämierten Arbeiten 107. Technische Jahreskonferenz der Chemieindustrie IGF – Institut für Gefahrstoff-Forschung der BG RCI Zeitschriſt für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der Berufsgenossenschaſt Rohstoffe und chemische Industrie BAUSTOFFE-STEINE-ERDEN . BERGBAU . CHEMISCHE INDUSTRIE . LEDERINDUSTRIE . PAPIERHERSTELLUNG UND AUSRüSTUNG . ZUCKER

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1. Jahrgang . 5/6 Mai/Juni 2010

Stabilität – von Anfang an 125 Jahre gesetzliche Unfallversicherung

Förderpreis 2010: Die prämierten Arbeiten107. Technische Jahreskonferenz der ChemieindustrieIGF – Institut für Gefahrstoff-Forschung der BG RCI

Zeitschrift für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie

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BG RCI: Wir verbinden Kompetenzen!

editorialLiebe Leserin, lieber Leser,

ist eine Regierung neu im Amt, wird nach 100 Tagen erstmals Bilanz gezogen. Die neue Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie hat es inzwischen schon auf zweimal 100 Tage gebracht. Wie könnte ein Zwischenresümee aussehen?

Um es in einem Satz zu sagen: Für einen Verbund aus sechs vormaligen Einzelbe-rufsgenossenschaften ist es in bemer-kenswerter Schnelligkeit gelungen, neue Organisationsstrukturen zu schaffen. Sie

ermöglichen es, Ihnen als Mitgliedsun-ternehmen und Versicherte die gewohn-ten Leistungen und den gewohnten Ser-vice noch effizienter anbieten zu können als zuvor.

Das gilt für alle Leistungsbereiche: für die Arbeitssicherheit und den Gesundheits-schutz ebenso wie für die Rehabilitation von Unfallverletzten und Berufserkrankten. Unsere Leistungen im Bereich der Renten und Entschädigungsleistungen erbringen wir ohne jede Einschränkung im gesetzlich festgelegten Umfang.

Die Schaffung neuer Organisationsstruktu-ren ist auch für die neue BG RCI eine kon-tinuierliche Aufgabe. Wichtige Stichworte sind in diesem Zusammenhang: New Public Management (die Verwaltung als Dienst-leistungsanbieter) und Electronic Govern-ment (der Einsatz zukunftsweisender Infor-mationstechnologien). Für die gesetzliche

Unfallversicherung insgesamt wird zudem die Reform der Unfallrenten das bestim-mende Thema der nächsten Jahre sein.

Zweimal 100 Tage BG RCI – das ist aller-dings nur eine sehr verkürzte Sicht der Dinge. Dahinter verbirgt sich für jede der sechs vormaligen Berufsgenossenschaften eine 125-jährige Tradition. 2010 ist für die Berufsgenossenschaften ein großes Jubi-läumsjahr. Erst die Rückschau über solch große Zeiträume zeigt, welche Entwicklung die Arbeit der Unfallversicherungsträger zum Wohl der Beschäftigten und der Unter-nehmen und Betriebe über die Jahrzehnte genommen hat. Hier gibt es wenig Überzeu-genderes als der Blick auf einige Kennzah-len der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland.

So hat sich die Zahl der Neurenten aufgrund von Arbeitsunfällen seit ihrem Höchststand von 75.370 im Jahr 1907 um 80 Prozent auf 15.378 Neurentenfälle im Jahr 2008 verrin-gert. Die Zahl der tödlich verlaufenen Ar-beitsunfälle ging seit ihrem Höchststand von 7.964 im Jahr 1912 um 93 Prozent auf 527 im Jahr 2008 zurück.

Diese wenigen Zahlen sagen mehr als alles andere, wie sehr sich unsere Arbeitswelt unter den Gesichtspunkten der Arbeits- sicherheit, des Gesundheitsschutzes und der medizinischen Versorgung ge-wandelt hat. Unternehmen, Betriebe, die Beschäftigten und die Berufsgenos-senschaften haben allen Grund, auf die-se gemeinsame Leistung stolz zu sein– eine Bilanz, die auch in Zukunft Maßstab unserer gemeinsamen Arbeit sein wird. Ihr

Theodor BülhoffMitglied der Geschäftsführung

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BlickpunktStabilität – von Anfang an 125 Jahre gesetzliche Unfallversicherung 4

Staub und Aerosole Das IGF – Institut für Gefahrstoff-Forschung der BG RCI 8

4. und 5. Oktober 2010Intelligente Strategien für ein sicheres Design von Nanoobjekten Internationales Kolloquium der IVSS Sektion Chemie 11

Aus den BranchenFörderpreis Arbeit – Sicherheit – Gesundheit 2010 „Arbeitssicherheits-Oscar“ für kluge Köpfe Die prämierten Arbeiten 12

107. Technische Jahreskonferenz der Chemieindustrie 20

„Guidelines for Laboratories“ updated Standardwerk für Arbeitssicherheit im Labor ins Englische übersetzt 22

VDI-Preis für Technikgeschichte 22

Staubexplosionsrisiko an Mischern mit bewegten Werkzeugen 23

„Innerorts – Gemeinsam sicher leben!“ Raumausstatter Christoph Kühn zählt zu den Gewinnern des DVR-Preisausschreibens 24

Freudenberg Vliesstoffe KG, Weinheim Erfolgreich auf dem Weg zu „Null Unfällen“ 25

Aus den BranchenGerd Holtgrefe – 65 Jahre 25

Info-Sifa 2010 Fortbildung für Fachkräfte für Arbeitssicherheit der Branche Papierherstellung und Ausrüstung 26

Sicherheit und Gesundheitsschutz aktuell 27

Rübensaft für Motorkraft fuel 21 produziert aus Zuckerrüben den Kraftstoff Bioethanol 28

Berichte und Informationen

Jutta Kleinschmidt Rallye-Siegerin gibt Tipps beim „Risiko raus!“- Kampagnentag der BG RCI 30

Stefan Weis – 50 Jahre 32 BG RCI mit weiteren Partnern auf der Bauma 2010 in München 32

Effektive Sekundärprävention durch ODIN 33

„Verbotswidriges Handeln schließt die Annahme eines Arbeitsunfalles nicht aus“ 34

Fachtrainer für die Arbeitsschutzpraxis 36

Arbeitsschutz gekonnt vermarkten 36

Impressum 36

Titelbild: Die mobile Reparaturplattform für Förderbänder ist eine der prämierten Entwicklungen des Förderpreises Arbeit – Sicherheit – Ge-sundheit 2010 der Branchen Baustoffe-Steine-Erden und Bergbau der BG RCI. Mehr dazu ab Seite 12. Foto: bgrci/So

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125 Jahre gesetzliche Unfallversicherung – ein Rückblick

Stabilität – von Anfang an

Mit der Gründung einer Versicherung gegen Arbeitsunfälle und – in einem zweiten Schritt – auch gegen Berufskrankheiten betrat Deutschland im Jahr 1885 Neuland. Die gesetzliche Unfallversicherung erwies sich als erstaunlich belastbare Institution, die selbst in turbulenten Zeiten ihren gesetzlichen Auftrag erfüllt.

kaiserreich und industrielle RevolutionDie Geschichte der gesetzlichen Unfallver-sicherung beginnt in der zweiten Hälfte des

19. Jahrhunderts. Rasant verändert die Industrialisierung das

ehemals landwirtschaft-lich geprägte Land. Fa-

briken schießen aus dem Boden. Einer-

seits bieten sie neue Arbeitsplät-ze, und die wer-den auf g r und d e s B e v ö l ke -rungswachstums

auch dringend ge-braucht. Gleichzei-

tig verändern sie aber auch die bestehende

Sozialordnung. Immer mehr Menschen wandern aus

Landwirtschaft und Handwerk ab und verdingen sich als Arbeiter in den Fabriken. Dort haben sie zunächst kaum Rechte: Die Löhne sind gering, die Arbeitszeiten lang, die Arbeitsbedingungen oft katastrophal. Ein Bericht des Pädagogen Adolph Dies-terweg (1790 – 1866) über die Kinderarbeit in Textilfabriken vermittelt einen Eindruck von den damals herrschenden Verhält-nissen:

„… nach kurzer Zeit spinnt, spult, klopft und hämmert es maschinenmäßig fort, von Minute zu Minute und von Stunde zu Stun-de, bis die Mittagglocke die Arbeiter eine Stunde entlässt. Das Kind eilt nach Hause, verzehrt sein mageres Mittagsbrot, wan-dert um 1 Uhr wieder seinem Kerker zu (…) und setzt seine Thätigkeit von Minute zu Minute und Stunde zu Stunde, bis 7 oder 8 Uhr am Abend fort.“ 1

In Folge dieser schlechten, ungesicherten Arbeitsbedingungen erreicht die Zahl der Arbeitsunfälle schwindelerregende Hö-hen. Die wenigen „Fabrikinspektoren“ – Vorgänger der Gewerbeaufsicht – , die es seit 1854 gibt, können den Mängeln kaum Einhalt gebieten. Erleidet ein Arbeiter einen Unfall, hat er keinerlei Absicherung: Auf ihn warten oft nur noch Kündigung und Armut. Auch das 1871 erlassene Haftpflichtgesetz für Unternehmer ändert daran wenig. Denn die verunfallten Arbeiter müssen ihrem Ar-beitgeber ein schuldhaftes Verhalten nach-weisen. Für die meisten ist das schon allein aus finanziellen Gründen eine unmöglich zu erfüllende Bedingung.

Die elenden Lebensbedingungen einer rasch wachsenden Arbeiterschaft werden zur beherrschenden sozialen Frage der Zeit. Lange zieht der Staat sich auf die Position zurück, dass der Interessenausgleich zwi-schen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine privatrechtliche Angelegenheit sei. Doch aus unterschiedlichen Gruppen der Gesell-schaft werden Forderungen laut, die unge-sicherte Existenz der Arbeiter nicht länger hinzunehmen und sie in einer „Arbeiter-versicherung“ abzusichern. Reichskanzler Otto von Bismarck ist sich des Handlungs-bedarfs wohl bewusst: „Verfällt er (der Ar-beiter) aber der Armut auch nur durch eine längere Krankheit, so ist er darin nach sei-nen eignen Kräften vollständig hilflos und die Gesellschaft erkennt ihm gegenüber bisher eine eigentliche Verpflichtung au-ßer der ordinären Armenpflege nicht an, auch wenn er noch so treu und fleißig die Zeit vorher gearbeitet hat.“ 2

Bismarck favorisier t eine öf fentlich-rechtliche Unfallversicherung, die den

Betroffenen unabhängig von der Ver-schuldensfrage entschädigt. Die Kos-ten sollen nach seinen Vorstellungen allein die Arbeitgeber und der Staat tra-gen. Viele Unternehmer fürchten stei-gende Kosten, einige aber, wie der Stahl- industrielle Louis Baare weisen darauf hin, dass eine wachsende Industrie auf zufrie-dene und gesunde Arbeiter angewiesen ist.Bismarck erhofft sich jedoch noch einen ganz anderen Gewinn. Jenseits des Sozia-listengesetzes „gegen die gemeingefähr-lichen Bestrebungen der Sozialdemokra-tie“ sucht er nach einem Mittel, die soziale Frage zu entspannen. Er will die unzufrie-denen Arbeiter mit dem Staat versöhnen und weiterem Aufruhr zuvorkommen. Diese Überlegung wird auch in der „Kaiserlichen Botschaft“, mit der Kaiser Wilhelm I. 1881 die Sozialversicherung begründet, deut-lich: „Schon im Februar dieses Jahres ha-ben Wir Unsere Überzeugung aussprechen lassen, dass die Heilung der sozialen Schä-den nicht ausschließlich im Wege der Re-pression sozialdemokratischer Ausschrei-tungen, sondern gleichmäßig auf dem der positiven Förderung des Wohles der Arbei-ter zu suchen ist.“

Strukturen und AufgabenIn nur sechs Jahren, von 1883 bis 1889, legt der Reichstag mit drei neuen Gesetzen den Grundstein für die moderne Sozialversi-cherung: die Kranken-, die Unfall- und die Rentenversicherung.

Im Kern enthält das Unfallversicherungs-gesetz vom 6. Juli 1884 viele Elemente, die bis heute Bestand haben: Von Anfang an obliegt die Finanzierung der Versiche-rung allein den Unternehmern. Im Gegen-zug werden sie von ihrer zivilrechtlichen Haftpflicht befreit. Auch das Prinzip der Einstufung der Betriebe und ihrer Beiträge nach Gefahrklassen wird bereits mit der Gründung der Berufsgenossenschaften eingeführt. 55 sind es, die das Reichsver-sicherungsamt in seiner Bekanntmachung vom 5. Juni 1885 anerkennt. Im gleichen

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Jahr kommt es auch zur Einrichtung soge-nannter Ausführungsbehörden des Reichs und der Bundesstaaten für die Unfallversi-cherung in staatlichen Betrieben, es sind die Vorgänger der heutigen Unfallkassen.

Geführt werden die Berufsgenossenschaf-ten von einer Selbstverwaltung der Unter-nehmer. Für eine Beteiligung der Arbeitneh-mer, die einzelne Stimmen fordern, gibt es keine Mehrheit. Die Parität in der Selbst-verwaltung wird erst 1951 verwirklicht werden. Versichert gegen die Folgen von Arbeitsunfällen sind zunächst allerdings nur Beschäftigte aus „gefährlichen“ Be-trieben. Zwar wird diese Definition in den folgenden Jahren beständig ausgeweitet, der Versicherungsschutz für alle Arbeitneh-mer kommt jedoch erst 1942.

Unfallverhütung ist neben der Rehabili-tation und Entschädigung von Arbeitneh-mern, die einen Arbeitsunfall erlitten ha-ben, das zentrale Anliegen der gesetzlichen Unfallversicherung. Bereits 1886 – nur ein Jahr nach der Gründung – wird die erste Unfallverhütungsvorschrift von einer Be-rufsgenossenschaft erlassen. Bis ins Jahr 1900 haben die Berufsgenossenschaften

lediglich das Recht, Unfallverhütung in den Betrieben zu betreiben. Danach wird es zu ihrer Pflichtaufgabe. Das schlägt sich auch in der Zahl ihrer Technischen Aufsichtsbe-amten nieder: 1910 sind es immerhin schon 339.

Weimarer RepublikIn der schrittweisen Erweiterung des Un-fallversicherungsrechts ist das Jahr 1925 von Bedeutung: Nach heftigen politischen Auseinandersetzungen wird die Unfallver-sicherung erstmals auf Berufskrankheiten ausgedehnt. Das sind damals Erkrankun-gen durch Blei, Phosphor, Quecksilber, Ar-sen, Benzol, Schwefelkohlenstoffe, Paraf-fin, Teer, Anthrazen und Pech, aber auch die Wurmkrankheit der Bergleute, Erkran-kungen durch Röntgenstrahlen, der graue Star bei Glasmachern und die Schneeber-ger Lungenkrankheit. Im Laufe der Jahr-zehnte wird die Liste der Berufskrankhei-ten beständig erweitert, heute umfasst sie 73 Krankheitsbilder.

Hinzu kommen 1925 auch die Wegeunfälle, die in den Versicherungsschutz mit einbe-zogen werden. Außerdem wird der gesetzli-che Präventionsauftrag deutlich erweitert:

Die Berufsgenossenschaften sollen dem-nach dafür sorgen, dass „soweit es nach dem Stand der Technik und der Heilkunde und nach der Leistungsfähigkeit der Wirt-schaft möglich ist, Unfälle verhütet werden und bei Unfällen dem Verletzten eine wirk-same erste Hilfe zuteil wird“ (§ 848 RVO), denn: „Drohenden Schaden verhüten ist besser und vorteilhafter als entstandenen Schaden zu heilen.“3

Um diesem Auftrag gerecht zu werden, setzen Berufsgenossenschaften und Un-fallkassen in dieser Zeit auch erstmals moderne Medien wie Bild und Film ein, um Arbeiter und Unternehmer zu sensibi-lisieren. Trotz Kriegsfolgen und Weltwirt-schaftskrise macht die Unfallverhütung in der Weimarer Republik damit Fortschritte. Finanziell allerdings leidet die Unfallversi-cherung unter dem Niedergang der Wirt-schaft. Viele Betriebe können ihre Beiträge nicht mehr zahlen, die Rückstände belau-fen sich zeitweise auf bis zu 60 Prozent der Jahresumlage. Mit einer Notverordnung kürzt die Regierung deshalb 1932 Renten und Gehälter. Gleichzeitig stützen stabile Berufsgenossenschaften die schwächeren. Die Selbstverwaltung lehnt jegliche staat-

Blick in die Wanderausstellung „125 Jahre Gesetzliche Unfallversicherung“. Foto: dguv

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liche Einmischung ab. Und letztlich kön-nen die finanziellen Probleme auch ohne staatliche finanzielle Hilfen überwunden werden.

drittes ReichIn der Zeit des Dritten Reiches bleibt die Un-fallversicherung in ihrer Organisationsform und ihren Aufgaben im Kern unbeeinträch-tigt. Stärkster Eingriff ist die Absetzung der Selbstverwaltung und die Implementierung des „Führerprinzips“. Der Nationalsozia-lismus hatte ein eigenständiges Interes-se an der Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Sein Ziel war die Stärkung der „Volksgesundheit“ als Vor-aussetzung für die wirtschaftlichen und militärischen Pläne des Regimes. Der ers-te deutliche Einfluss der nationalsozialis-tischen Ideologie auf die Verwaltungen der Unfallversicherung ist in der Vertreibung jüdischer Unternehmer aus ihren Ehren-ämtern in den Berufsgenossenschaften zu sehen. Widerstand haben die Verantwort-lichen der Unfallversicherung dem neuen Regime wohl nur an wenigen Stellen entge-

gengebracht. Die Stimmung schwankt eher zwischen Anpassung und Begeisterung. So wird in einem Protokoll der Großhan-dels- und Lagerei-Berufsgenossenschaft vom August 1939 die Flucht jüdischer Un-ternehmer nur insoweit erwähnt, als man sich Sorgen machte um die „Sicherung der jüdischen Beiträge“. Dennoch fällt 1942 einer der wichtigsten Fortschritte im Unfallversicherungsrecht gerade in diese Zeit: die Ausdehnung des Versicherungsschutzes auf alle Arbeitneh-mer – ohne Ausnahme.

nachkriegszeitNach dem Krieg wird die Unfallversicherung ebenso wie das Land zerrissen: In der DDR gibt es nur noch eine Einheits-Sozialver-sicherung, der Arbeitsschutz wird allein von staatlichen Stellen ausgeübt. In der neuen Bundesrepublik revidieren die po-litisch Verantwortlichen die strukturellen Veränderungen der NS-Zeit: 1951 wird die paritätische Selbstverwaltung eingeführt. In dieser Zeit werden auch die meisten be-

rufsgenossenschaftlichen Kliniken gebaut, um den Versicherten eine optimale Versor-gung bieten zu können. Parallel zur medi-zinischen Rehabilitation wächst auch die Bedeutung der Prävention. In den 60er Jah-ren bekräftigt die Politik das Prinzip der Unfallversicherung durch den gesetzlichen Auftrag, Unfälle „mit allen geeigneten Mit-teln“ zu verhüten.

Eine große Ausweitung ihrer Verantwor-tung erfahren die Unfallversicherungsträ-ger der öffentlichen Hand dann 1971 mit der Gründung der Schülerunfallversiche-rung. Seither genießen auch alle Schüler, Studenten, Hort- und Kindergartenkinder Versicherungsschutz bei Unfällen, die ih-nen in ihrer Bildungsstätte oder auf dem Weg dorthin zustoßen. Im Übrigen sind bei den Unfallkassen viele im öffentlichen Inte-resse selbstlos tätige Personen versichert, zum Beispiel Lebensretter und – unter be-stimmten Voraussetzungen – auch ehren-amtlich Tätige.

die einheitDie nächste große Herausforderung für die gesetzliche Unfallversicherung wird wiede-rum von einem bedeutenden politischen Einschnitt markiert: der deutschen Eini-gung. Alle Unfallversicherungsträger be-teiligen sich in vielfacher Form am „Aufbau Ost“. Sie schaffen neue Strukturen, stellen Mitarbeiter ein, planen weitere Kliniken. Zwar wird nicht – wie 1992 von der Födera-lismuskommission gewünscht – die Haupt-verwaltung einer Berufsgenossenschaft in die neuen Bundesländer verlagert, dafür entsteht am Standort Dresden die neue Akademie für Arbeitssicherheit und Ge-sundheitsschutz. Ihre Aufgabe ist es, der immer wichtiger werdenden Qualifizierung von Mitarbeitern und externen Fachkräften ein Forum zu bieten. Gleichzeitig wird es nötig, zusätzlich zu den bereits bestehen-den Forschungsstätten neue Kapazitäten zu schaffen. Denn das industrielle Erbe der DDR, wie der Uranbergbau Wismut,

Im Kern enthält das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 viele Elemente, die bis heute Bestand haben. Foto: dguv

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verlangt nach angemessenen Lösungen für die ehemals dort Beschäftigten.

Hinzu kommen weitere neue Aufgaben: Mit dem 1996 abgeschlossenen Siebten Sozialgesetzbuch (SGB VII) und dem Ar-beitsschutzgesetz wird der Präventions-auftrag der Unfallversicherung noch ein-mal erweitert. Er umfasst jetzt zusätzlich zu der Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten auch die Abwehr arbeits-bedingter Gesundheitsgefahren – wie Rü-ckenleiden oder psychische Belastungen. Um auch auf diesem neuen Arbeitsfeld ef-fektiv zu sein, sucht die Unfallversicherung eine engere Kooperation mit den Kranken-kassen. Darüber hinaus bestätigt das SGB VII die bewährten Prinzipien der gesetzli-chen Unfallversicherung.

neueste entwicklungenIm Kern lässt sich das auch noch für das politisch heiß umkämpfte Unfallversiche-rungsmodernisierungsgesetz (UVMG) sa-gen, das 2008 in Kraft tritt. Trotzdem bringt das UVMG einschneidende Veränderungen: Das System des Lastenausgleichs4 wird dem wirtschaftlichen Strukturwandel an-gepasst, der jährliche Lohnnachweis der Un-ternehmer wird abgeschafft, die Zusammen-arbeit der Unfallversicherungsträger und des staatlichen Arbeitsschutzes wird in der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutz-strategie (GDA) weiter entwickelt.

Große Anforderungen an alle Unfallversi-cherungsträger stellt auch der politische Auftrag zu fusionieren. In der Geschichte der Unfallversicherung gab es schon früher Fusionen, um das System dem Strukturwan-del in der Wirtschaft anzupassen. Auch die Fusion der beiden Spitzenverbände von Be-rufsgenossenschaften und Unfallkassen zur Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) beschloss die Selbstverwaltung aus eigener Initiative. Politik und Selbstverwal-tung einigten sich schließlich darauf, dass von den 2004 existierenden 35 gewerbli-

chen Berufsgenossenschaften 2010 nur noch neun übrig bleiben sollen. Im Bereich der öffentlichen Hand ist das Ziel: möglichst nur noch eine Unfallkasse pro Bundesland und eine auf Bundesebene. Größtes Anlie-gen der Unfallversicherungsträger ist es da-bei, ihre erfolgreiche branchenspezifische Präventionsarbeit fortführen zu können.

Nach 125-jährigem Bestehen ist die Unfall-versicherung zu Beginn des neuen Jahrtau-sends mitten in einem Prozess der Verän-derung und Restrukturierung. Wie immer in ihrer Geschichte ist sie damit auch ein Spiegel der Umbrüche und des Wandels der Arbeitswelt, in der und für die sie tätig ist. Am Kern ihres Auftrags jedoch hat sich seit ihrer Einführung kaum etwas verändert. dguv

Anmerkungen/Quellen

1 Zitiert nach: Kampf für eine bessere Arbeitswelt. Die Geschichte des Arbeitsschutzes, Hg: DASA, Dortmund, 2003, S. 11

2 Zitiert nach: Heinrich Braun, Industrialisierung und Sozialpolitik in Deutschland, Köln/Berlin, 1956, S.76

3 Zitiert nach: Wolfgang Ricke, MS (Kapitel 2, S.4)

4 Der Branchenbezug und das Umlageprinzip der gewerblichen Unfallversicherung führen dazu, dass die Beitragsbelastung der Branchen mit zurückgehender Bedeutung ansteigt, da weniger Beitragszahler die in der Vergangen-heit begründeten und lebenslang laufenden Rentenzahlungen aus „besseren Tagen“ finan-zieren müssen. Der bisherige Lastenausgleich bewirkte, dass derartige „Rentenaltlasten“ ab einem bestimmten Ausmaß von den übrigen Branchen solidarisch mitgetragen wurden. Dieses Prinzip wird seit dem UVMG (2008) schrittweise von der „Lastenverteilung“ abge-löst. Sie beinhaltet, dass alle alten Rentenlasten gemeinsam getragen werden. Maßstab für den Anteil einer jeden Berufsgenossenschaft ist de-ren aktuelles Unfall- und Berufskrankheitenge-schehen.

Auf einen BlickEntwicklung 1886 bis heute

1) Ein Vollarbeiter entspricht der durchschnittlich von einer vollbeschä igten Person im produzierenden Gewerbe undDienstleistungsbereich tatsächlich geleisteten Arbeitsstundenzahl pro Jahr. 1986 wurde für die Berufsgenossenscha enein einheitlicher Vollarbeiter-Richtwert eingeführt.

2) Die statistische Erfassung erfolgt seit 1994, wenn der Tod im Berichtsjahr innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfalleingetreten ist. Bis 1993 wurde die erstmalige Feststellung von Sterbegeld oder Hinterbliebenenrente gezählt.

3) Für die Zeit des Dritten Reiches und des zweiten Weltkrieges liegen keine belastbaren Gesamtzahlen vor.

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1) Ein Vollarbeiter entspricht der durchschnittlich von einer vollbeschä igten Person im produzierenden Gewerbe undDienstleistungsbereich tatsächlich geleisteten Arbeitsstundenzahl pro Jahr. 1986 wurde für die Berufsgenossenscha enein einheitlicher Vollarbeiter-Richtwert eingeführt.

2) Die statistische Erfassung erfolgt seit 1994, wenn der Tod im Berichtsjahr innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfalleingetreten ist. Bis 1993 wurde die erstmalige Feststellung von Sterbegeld oder Hinterbliebenenrente gezählt.

3) Für die Zeit des Dritten Reiches und des zweiten Weltkrieges liegen keine belastbaren Gesamtzahlen vor.

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AUS den BRAnChenBLICkPUnkt

Staub und AerosoleDas IGF – Institut für Gefahrstoff-Forschung der BG RCI

Von Dr. Dirk Dahmann

AuftragDas Institut für Gefahrstoff-Forschung (IGF) in Bochum ist mit der Gründung der Berufs-genossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie eines der sieben Kompetenz-Cen-ter im Bereich Prävention dieser Berufsge-nossenschaft. Schwerpunkt der Aktivi-täten des Instituts sind Gefahrstoffe, die sich staubgebunden oder staubförmig in der Luft am Arbeitsplatz befinden. Das IGF arbeitet in diesem Zusammenhang inten-siv mit anderen Einrichtungen der BG RCI zusammen, so mit dem Fachbereich „Ge-fahrstoffe und biologische Arbeitsstoffe“, der das Analysenlabor Leuna betreibt und sich vorzugsweise auf gasförmige Gefahr-stoffe, zum Beispiel aus dem Bereich der organischen Chemie, konzentriert. Im IGF sind zwei Fachbereiche angesiedelt. Es han-delt sich dabei um den Fachbereich „Staub und Aerosole: Forschung und Entwicklung“ (SAFE) und den Fachbereich „Staub und Ae-rosole: Messtechnik und betriebliche Bera-tung“ (SAM). Das IGF ist ferner messtech-nischer Dienst der Branchen Bergbau und Baustoffe, Steine und Erden mit besonde-rer Kompetenz für untertägige Messungen.

Das Institut berät in allen Fragen, die sich mit Stäuben und Aerosolen am Arbeitsplatz beschäftigen. Auftraggeber sind alle Berei-che der BG RCI. Mitgliedsunternehmen kön-nen sich direkt an das Institut wenden. Ver-sicherte der Berufsgenossenschaft werden im Rahmen spezieller Lehrgänge geschult und beraten.

Das IGF ist ein Eigenbetrieb der BG RCI, ver-fügt über einen eigenen Wirtschaftsplan und kann in diesem Zusammenhang in be-grenztem Umfang auch aus Eigeninitiative in bestimmten wissenschaftlichen Fragen aktiv werden, um rechtzeitig auf neuere An-forderungen reagieren zu können. Als Be-sonderheit ist festzuhalten, dass Dienstleis-tungen des IGF auch Dritten kostenpflichtig angeboten werden. So werden die Kapazitä-ten des Instituts optimal genutzt. Die Arbeit der BG RCI – die Verhütung von Berufskrank-

heiten und berufsbedingten Erkrankungen mit allen geeigneten Mitteln– wird durch diese Aktivitäten sinnvoll unterstützt.

RessourcenAm Institut sind derzeit zwölf Ingenieure und Chemiker tätig, ein Feinmechaniker-Meister und vier Laborfachkräfte. Insge-samt arbeiten 30 Personen. Im Gebäude der Bezirksdirektion Bochum der BG RCI ist ein Analysenlabor und die Institutsverwaltung beheimatet. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Feinmechanische Werk-statt. In Dortmund ist das Technikum in ei-nem früheren Zechengebäude der Schacht-anlage Germania untergebracht, das heute für Großversuche, Wartung und Pflege von Probenahmegeräten und für Seminare ge-nutzt wird.

Im Analysenlabor in Bochum finden sich die Einrichtungen für die chemische Analytik von staugebundenen und staubförmigen Gefahrstoffen, wie etwa die Coulometrie, die Atomabsorptionsspektroskopie, die Rönt-genfluoreszenz, die Röntgendiffraktomet-rie und die Infrarotspektroskopie. Auch die Probenpräparation und die Kalibrierung von Messgeräten bilden einen Schwerpunkt die-

ser Arbeit. Nach derzeitigem Stand werden pro Jahr ca. 6.000 Einzelanalysen durchge-führt. Seit 2002 ist das Labor als Prüflabor akkreditiert. Derzeit gilt die Akkreditierung für Dieselmotoremissionen, kristalline Kie-selsäure, Diisocyanate, Aldehyde und Keto-ne sowie Anästhetika. Als Vertragspartner privater Messstellen führt das Labor eine Vielzahl von Auftragsanalysen für ihrerseits akkreditierte Messstellen durch.

Das Technikum in Dortmund ist Standort mehrerer großer Prüfstände. Besonders hervorzuheben sind die Staubkanäle für die Entwicklung und Prüfung von Staubmess-verfahren, aber auch für die Prüfung von partikelfiltrierenden Atemschutz-Masken. Zukunftsweisend ist der große Nanoparti-kelprüfstand. In vier großen, teilweise inter-nationalen Forschungsvorhaben wird diese Einrichtung genutzt, um für die Kalibrierung und Qualitätssicherung von Probenahme-geräten ultrafeiner Partikel eine Grundlage zu erarbeiten. Daneben existiert noch ein Bohrhammerprüfstand. Im Seminartrakt des Technikums stehen Seminarräume nach dem Stand der Technik zur Verfügung. Sie sind geeignet für alle modernen Unterrichts-formen, auch in Gruppenarbeit.

BG RCI.magazin 5/6 2010

Röntgendiffraktometer zur Quarzbestimmung. Auf der Koksofendecke.

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Das Technikum dient schließlich als War-tungzentrum für den Messgerätepool des Instituts.

historie Das IGF blickt auf eine langjährige Geschich-te zurück. Im Jahr 1929 erfolgte die Grün-dung und Errichtung einer „Hauptstelle für den Bohrstaubschutz“ durch die Bergbau-Berufsgenossenschaft in Bochum. 1936 wurde sie in „Hauptstelle für die Staubbe-kämpfung im Bergbau“ umbenannt. Im Jahr 1944 wurde dieser Institution die Silikose-forschungsstelle in Siegen eingegliedert. 1947 erfolgte schließlich die Umbenennung in den sehr gut eingeführten Namen „Siliko-se-Forschungsinstitut“ der Bergbau-Berufs-genossenschaft (SFI), das im Laufe der Zeit in einen technisch-naturwissenschaftlichen und einen medizinischen Bereich aufgeglie-dert wurde.

Der medizinische Bereich ist 1989 umbe-nannt worden in „Berufsgenossenschaftli-ches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin“, BGFA. Dieses Schwesterinstitut hat inzwi-schen abermals seinen Namen den neuen Anforderungen angepasst und heißt jetzt „Institut für Prävention und Arbeitsmedizin“,

IPA. Es ist ebenfalls in Bochum, auf dem Ge-lände der Berufsgenossenschaftlichen Uni-versitätsklinik Bergmannsheil GmbH, ange- siedelt.

Der jetzige Name IGF wurde im Jahr 1990 für den technisch-naturwissenschaftlichen Bereich des SFI eingeführt. Damit sollte der Tatsache Rechnung getragen werden, dass mittlerweile nicht mehr nur Stäube, sondern alle möglichen Gefahrstoffe in der Atemluft an Arbeitsplätzen registriert wurden.

Im Jahr 2002 erlangte das Institut den Status als Institut an der Ruhr-Universität Bochum. Als „An-Institut“ ist das IGF auch in die aka-demische Ausbildung von Masterstudenten und Doktoranden der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität eingegliedert.

tätigkeits- und LeistungsfelderDas Institut ist in folgenden Bereichen aktiv:

• Gefahrstoffmessungen im Betrieb

• Gefahrstoffmessungen auf dem Prüfstand im Labor und Forschungstätigkeiten im Hinblick auf die Entwicklung neuer Ver-fahren

• Materialuntersuchungen und Begutach-tungen

• Schulung und Beratung

• Gremientätigkeit

Wie bereits erwähnt, werden Messungen in den Mitgliedsbetrieben für die Branchen Baustoffe, Steine und Erden sowie Bergbau durchgeführt. Für diese beiden Branchen ist das IGF messtechnischer Dienst der BG RCI. Daneben werden betriebliche Messungen auch Dritten, dann jedoch kostenpflichtig, angeboten. Durchschnittlich werden pro Jahr 70 bis 100 größere Gefahrstoffunter-suchungen (sogenannte „A-Berichte“) vor-genommen.

Naturgemäß besteht eine besondere Ex-pertise bei Messungen im untertägigen Bereich. Für diesen speziellen Arbeitsbe-reich ist das IGF besonders qualifiziert. Im Rahmen des derzeit gültigen gesetzlichen Regelwerkes bestehen bergbehördlich be-

Auf der Koksofendecke. Internationaler Ringversuch Dieselmotoremissionen. Fotos: bgrci/igf

Konimeter.

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sondere Anerkennungen für die Tätigkeit im untertägigen Umfeld.

Betriebliche Messungen erfolgen jedoch nicht nur im Rahmen der Tätigkeit des mess-technischen Dienstes. Das IGF bringt sol-che Messungen auch in Forschungsprojekte ein. Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die unlängst erfolgreich durchgeführte Kampagne mit der Bundesan-stalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Kalibergwerken. Hier konnte eine vollständige Expositionserhebung für diese speziellen Arbeitsbereiche erstellt werden, die inzwischen auch auf internationaler Ebe-ne publiziert wurde. Diese Messkampagne gilt als eine der umfangreichsten weltweit.

Da valide Expositionsdaten Grundlagen für die Grenzwertfindung bzw. Grenzwertbe-wertung sind, ist es erforderlich, auch die Expositionen im internationalen Bereich aufmerksam zu beobachten. In diesem Zu-sammenhang pflegt das IGF mit befreunde-ten Einrichtungen weltweit eine intensive Zusammenarbeit. Hier ist die Tongji Univer-sität in Wuhan zu nennen, mit der über viele Jahre ein personeller Austausch stattgefun-den hat. In einem speziellen Fall erfolgte durch Mitarbeiter des IGF sogar bereits eine Expositionsmessung in einem chinesischen Bergwerk. Die erhobenen Expositionsdaten werden – so ist zu hoffen – die Qualität der deutschen Grenzwertfindung verbessern. Insbesondere im Hinblick auf Stäube, hier vor allen Dingen kristalline Kieselsäure, ist es erforderlich, die Expositionslage nicht nur im deutschen Umfeld zu bewerten, son-dern auch zu ermitteln, wie international publizierte Expositionsdaten zustande ge-kommen und wie plausibel sie sind.

Ein Schwerpunkt der Forschungs- und Ent-wicklungstätigkeit sind die Mess- und Prüf-stände im Technikum des IGF. Zu erwähnen sind hier vor allem die ultrafeinen Partikel bzw. Nanopartikel. Seit mehreren Jahren zeichnet sich in diesem Bereich ab, dass im Vorfeld von Grenzwertfindungen und der Bewertung der toxischen Eigenschaf-ten solcher Stäube dringend valide Expo-sitions- und Bewertungsdaten erforderlich sind. Das IGF hat in diesem Zusammenhang einen weltweit einmaligen Prüfstand kon-

struiert und betreibt diesen mit Erfolg. Er bietet die Möglichkeit, vorhandene Mess-technik im Hinblick auf Vergleichbarkeit und Wiederholbarkeit zu validieren. Entspre-chende Kapazitäten wurden inzwischen in ein europäisches und zwei große deutsche Forschungsvorhaben eingeführt. Das IGF ist in diesem Kontext ein namhafter Partner internationaler Forschungseinrichtungen. Die hier erzielten Ergebnisse wurden auf in-ternationaler Ebene zur Verfügung gestellt. Vielfach ist der internationalen Publikati-on aus dem berufsgenossenschaftlichen Umfeld über viele Jahre zu wenig Aufmerk-samkeit gewidmet worden. Deshalb ist in einigen Bereichen festzustellen, dass die Stimme der Berufsgenossenschaften inter-national zu wenig zu vernehmen ist, obwohl wertvolle Erkenntnisse vorliegen.

Die Prüfstände stehen aber nicht nur für gro-ße Forschungsvorhaben zur Verfügung. Es besteht auch die Möglichkeit, Geräte und Verfahren zur Entstaubung von Maschinen und Anlagen auf ihre Eignung zu überprü-fen. Insbesondere wurde zuletzt die Wirkung von Entstaubern für Arbeitsplätze des Stein-metzgewerbes untersucht. Vielfach ist es erforderlich, im Hinblick auf die Einhaltung von Grenzwerten (d. h. auf die „Unschädlich-keit“ der entsprechenden Arbeiten) verglei-chende Messungen durchzuführen.

Das IGF führt auch Materialbewertungen durch. Das wichtigste Tätigkeitsfeld in die-sem Zusammenhang ist die Bewertung so-genannter Versatzmaterialien und Baustoffe für den Einsatz unter Tage. Es ist in vielen Bergwerken mittlerweile gute Praxis, die vorhandenen Hohlräume auch für die stoff- liche Wiederverwertung von gering belas-teten Abfällen zu nutzen. So wird einerseits ein bergtechnischer Zweck erfüllt (die Scho-nung der Lagerstätte und die Sicherung ge-gen Einsturz des Bergwerkes), aber auch ein wirtschaftlicher Erfolg erzielt. Die ein-gebrachten Abfälle belasten zudem über-tägige Deponien nicht. Natürlich ist neben der Prüfung der ökologischen Verträglich-keit sicherzustellen, dass die Einlagerung der Materialien unter Tage nicht mit Gefah-ren für die Beschäftigten verbunden ist. Hier hat das IGF ein Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe auf Grund der stofflichen

Zusammensetzung der einzubringenden Materialien bewertet werden kann, ob im Hinblick auf die Exposition gegenüber staub-förmigen Bestandteilen der Produkte eine Gefahr für die Gesundheit der Beschäftigten zu erwarten ist. Das Institut bewertet die stoffliche Zusammensetzung der Materiali-en, um im Anschluss eine Prognose unter ge-nauer Kenntnis der technischen Details des Einlagerungsverfahrens zu geben, die eine Aussage darüber ermöglicht, ob die Grenz-werte für staubförmige Gefahrstoffe an den Arbeitsplätzen des betreffenden Versatz-bergwerkes eingehalten werden können. Die vorgelegten Gutachten dienen den zuständi-gen Behörden als Genehmigungsgrundlage. Damit wird einerseits den Bergwerken eine vernünftige wirtschaftliche Tätigkeit eröff-net, andererseits ein ökologisches Problem gelöst, und drittens wird sichergestellt, dass bei den Arbeiten die Gesundheit nicht ge-fährdet wird.

Die betrieblichen Erfahrungen des IGF und die Kenntnisse aus den Forschungsvorha-ben werden nach Möglichkeit auch in natio-nale und internationale Gremien eingeführt. Es ist immer das Ziel der Arbeit, auch prakti-sche Umsetzungen der Erkenntnisse zu er-möglichen. Sowohl die mit der Gefahrstoff-Verordnung und die mit der Verordnung für arbeitsmedizinische Vorsorge verbundenen technischen Regeln werden, ebenso wie ent-sprechende bergrechtliche Bestimmungen, nach Kräften unterstützt. Darüber hinaus erfolgt auch die Überführung der Erkennt-nisse und entwickelten Verfahren in das na-tionale oder internationale Regelwerk (DIN, EN und ISO).

AusblickDas IGF blickt auf eine über 80-jährige Ge-schichte zurück. Mit der Gründung der Be-rufsgenossenschaft Rohstoffe und chemi-sche Industrie wird die Basis für die Arbeit des Instituts wesentlich erweitert. Es be-steht darüber hinaus die Möglichkeit, durch Konzentration auf die Kernkompetenzen „Stäube und Aerosole“ bedeutende Syner-gien für die neue Berufsgenossenschaft und ihre Mitgliedsbetriebe zu mobilisieren.

Dr. Dirk DahmannInstitut für Gefahrstoff-Forschung der BG RCI, Bochum

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!

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Die zunehmende Bedeutung der Nanotechnologie stellt neue Herausforderungen an den Arbeits- und GesundheitsschutzDieSektionChemiederIVSSwillmitdiesemKolloquiumsowohlaufdieChancenderNano­technologieimindustriellenundmedizinischenBereichalsauchaufdieRisikenundGefahrenhinweisen.ZudemwirdüberzukunftweisendewissenschaftlicheErkenntnisseundgesetzlicheRegelungenimnationalenundinternationalenRahmeninformiert.

DiesesKolloquiumbietetallenBetroffenenausherstellenderundverarbeitenderIndustrie,Gewerkschaften,ArbeitgeberverbändenundMitarbeiternausdemArbeits­undGesundheits­schutzdenRahmenfüreineninternationalenDialog.DieVortragendensindanerkannteExperten,dieauchindieEntscheidungsprozesseaufnationaler,europäischerundinternationalerEbeneeingebundensind.

DieKonferenzsprachensindDeutsch,EnglischundFranzösisch,dieallesimultanübersetztwerden.FürweitereInformationwendensiesichbitteanDr.H.Uhlenhaut,e­mail:[email protected],e­mail:[email protected]

Nanotechnologie – Chancen und Risiken Eine Herausforderung für den Arbeitsschutz KKLLuzern,Schweiz,4.und5.Oktober2010

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4. und 5. Oktober 2010

Intelligente Strategien für ein sicheres design von nanoobjektenInternationales Kolloquium der IVSS Sektion Chemie in Luzern, Schweiz

Die IVSS Sektion Chemie veranstaltet am 4. und 5. Oktober 2010 im Kultur- und Kongresszentrum (KKL) in Luzern ein internationales Kolloquium zum Thema „Nanotechnologie – Chancen und Risiken. Eine Herausforderung für den Arbeits- und Gesundheits-schutz.“

In vier Themenblöcken wird näher auf die Nanotechnologie eingegangen:

• Einführung in die Problematik; Herstellen und Verarbeiten von Nanomaterialien

• Physiko-chemische Eigenschaften; Be-stimmungsmethoden; Exposition am Ar-beitsplatz

• Toxikologie und Gesundheitsschutz; Ar-beitsmedizin; Informationsbeschaffung

• Risikobewertung und Schutzmaßnahmen

Eine politische Bewertung aus internationa-ler (OECD), europäischer (EU) und nationaler Sicht (Schweiz) beendet das Kolloquium.

Ultrafeine Stäube (Nanomaterialien, die na-türlichen Ursprungs sind oder ungewollt bei

Prozessen des täglichen Lebens entstehen) begleiten den Menschen schon immer. So stoßen Vulkane unglaubliche Mengen nano-skaliger Partikel aus, ebenso jede Kerzen-flamme. Nanotechnologie wird seit vielen Jahrhunderten genutzt. Töpfer in Mesopota-mien konnten bereits mit Kupfer- und Silber-Nanopartikeln einen besonderen Glanzeffekt ihrer Krüge erzeugen. Natürlich war auch dem mittelalterlichen Glasmacher weder der Be-griff Nanotechnologie bekannt, noch kannte er die physikalisch-chemischen Hintergrün-de. Aber er konnte in der Glasschmelze mit nanoskaligen Goldpartikeln sein feuriges Rubinglas herstellen.

Gleichwohl sind in den letzten Jahren Nano-materialien entwickelt worden, die eine Viel-zahl neuer Eigenschaften aufweisen. Die Nanotechnologie gewinnt zunehmend Ein-fluss auf den Verbraucher und damit auch auf Herstellung und Weiterverarbeitung, auf Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz. Neben den Nutzeffekten darf allerdings der Umstand nicht verschwiegen werden, dass unsere Kenntnisse für eine fundierte Beurtei-lung der Risiken nicht ausreichen. Ergebnisse aus der Human- und der Umwelttoxikologie zeigen, dass die Effekte mit hoher Wach-samkeit weiter untersucht und präventive Schutzmaßnahmen ergriffen werden müs-sen. Daneben müssen auch die Einflüsse auf das Brand- und Explosionsverhalten berück-sichtigt werden.

Die IVSS Sektion Chemie will mit diesem Kolloquium sowohl auf die Chancen der Na-notechnologie im industriellen und medizi-nischen Bereich, als auch auf Risiken und Gefahren hinweisen. Weiterhin wird über zu-kunftweisende wissenschaftliche Erkenntnis-se und gesetzliche Regelungen im nationa-len und internationalen Rahmen informiert.

Das Kolloquium bietet allen Betroffenen aus der herstellenden und verarbeitenden In-

dustrie, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbän-den und Mitarbeitern aus dem Arbeits- und Gesundheitsschutz den Rahmen für einen in-ternationalen Dialog. Die Vortragenden sind anerkannte internationale Experten, die in die Entscheidungsprozesse auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene ein-gebunden sind.

termin Beginn am 4. Oktober: 9:30 UhrEnde am 5. Oktober: 17:30 UhrKKL (Kultur- und Kongresszentrum), CH-6005 Luzern, Europaplatz 1

Die Konferenzsprachen sind Deutsch, Eng-lisch und Französisch in simultaner Über-setzung.

Im Rahmen des Kolloquiums haben Fachfir-men die Möglichkeit, sich auf Ausstellungs-flächen zu präsentieren, am internationalen Erfahrungsaustausch teilzunehmen und Teil-nehmern des Kolloquiums Hilfestellungen für Problemlösungen anzubieten.

Anmeldung IVSS Sektion Chemiewww.issa.int/prevention-chemistry oder BG RCIwww.bgrci.deHinweise (Flyer und Programm) finden Sie unter der gleichen Internetadresse.

teilnehmergebühren Frühbucher (bis 14.8.2010): 800 CHF (540 Euro)Spätbucher (ab 15.8.2010): 950 CHF (630 Euro)Mitglieder der IVSS Sektion Chemie: 730 CHF (480 Euro)Bei Fragen wenden sie sich bitte an:Dr. Henning Uhlenhaut, E-Mail: [email protected]

Dr. Henning Uhlenhaut

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Der Tagungsort: das Kultur- und Kongresszen-trum in Luzern. Foto: KKL

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BAUStoffe-SteIne-eRden

Baustoffe-Steine-Erden: Förderpreis 2010 – Kategorie „Technik“

„Vertikalplattenlager zur sicheren Zwischenlagerung von großformatigen Betonelementen“

In vielen Betonwerken werden großforma-tige Fertigteile hergestellt, die in Länge, Höhe und Breite sehr stark variieren. Bis zum endgültigen Versand auf die Baustel-le müssen die Betonelemente zwischenge-lagert werden. Allerdings sind die auf dem Markt erhältlichen Lagersysteme aufgrund ihrer starren Bauweise häufig nicht flexibel genug, um die unterschiedlich großen Pro-dukte sicher lagern zu können. Damit sind die mit diesen Arbeiten betrauten Mitarbei-ter einer erhöhten Unfallgefahr ausgesetzt.

Michael Kerber von der F. C. Nüdling Fertig-teiltechnik GmbH & Co. KG, Fulda, hat ein Lagersystem entwickelt, das den betrieb-lichen Anforderungen umfassend gerecht wird. Basis des Systems sind die Stützpfeiler der Kranbahn. Daran angebrachte Querträ-ger sind höhenverstellbar und ermöglichen so ein sicheres Einlagern unterschiedlicher Plattengrößen. Die Querriegel sind mit Öff-nungen für Steckhülsen versehen, die wie-derum so dimensioniert sind, dass die Fertigteile sicher positioniert und von den Mitarbeitern außerhalb des Lagers leicht in die Öffnungen eingesetzt und verriegelt wer-den können. Damit ist der unfallträchtige Aufenthalt im Lagerbereich während der mit Kränen durchgeführten Transportvorgänge nicht mehr notwendig.

Die Jury hat den Förderpreis in der Kategorie „Sicherheitstechnik“ an Michael Kerber von der F. C. Nüdling Fertigteiltechnik GmbH & Co. KG verliehen, weil seine Idee einen we-sentlichen Beitrag zur sicheren und effekti-ven Einlagerung von unterschiedlich dimen-sionierten Betonelementen darstellt. Ohne

Förderpreis Arbeit – Sicherheit – Gesundheit 2010

„Arbeitssicherheits-oscar“ für kluge köpfeVon Jörg Nierzwicki, Gerold Soestmeyer und Norbert Ulitzka

Details des von Michael Kerber (F.C. Nüdling Fertigteiltechnik) entwickelten Lagersystems. Die sehr schweren Platten stellen ohne seine aktuelle Sicherheitstechnik ein hohes Unfallrisiko dar. Fotos: bgrci/Plöger

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Im BG RCI.magazin Ausgabe 3/4-2010 haben wir von der diesjährigen Verleihung des Förder-preises Arbeit – Sicherheit – Gesundheit berichtet. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir die prämierten Arbeiten aus den Branchen Baustoffe-Steine-Erden und Bergbau vor. Die Son-derpreise präsentieren wir Ihnen in der Ausgabe 7/8 des BG RCI.magazins.

zitäten. Die Förderpreis-Jury betont: Einmal mehr ein Beitrag, bei dem Arbeitssicherheit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen.

Zweifel trägt das entwickelte Lagersystem zu einer nachhaltigen Reduzierung hoher Unfallrisiken bei und sorgt zudem für eine hohe Ausnutzung vorhandener Lagerkapa-

Da fällt ganz sicher nichts mehr um: Michael Kerber (F.C. Nüdling Fertigteiltechnik) entwickelte das Lagersystem.

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Baustoffe-Steine-Erden: Förderpreis 2010 – Kategorie „Organisation/Motivation“

„Integration des Arbeitsschutzes in die betriebliche entlohnung“

In vielen Unternehmen des produzieren-den Gewerbes ist es nicht unüblich, dass Mitarbeiter nach Akkord bezahlt werden. So auch bei der Firma Mönninghoff Be-tonfertigteile GmbH & Co. KG in Senden. Dieses Entlohnungssystem birgt aber die Gefahr, dass wesentliche betriebliche Fak-toren wie Qualität, Arbeitssicherheit oder Umweltschutz zu wenig Berücksichtigung finden. Bei Mönninghoff sind aber genau diese Punkte wichtiger Bestandteil in der Unternehmensstrategie.

Dirk Hasekamp und Karsten Redeker haben eine Lösung entwickelt, den Arbeits- und Gesundheitsschutz mit Hilfe des bestehen-den Prämienlohnsystems verstärkt in die betriebliche Entlohnung zu integrieren. Zu-sätzlich kann der Mitarbeiter durch Kriteri-en wie Arbeitsqualität, Umweltschutz und Teamfähigkeit die Höhe seines Prämienloh-nes beeinflussen. Differenziert gestaltete Bewertungskriterien stellen sicher, dass es bei vorhandenen Schwächen zu keiner star-ken Lohnreduzierung kommt. Gleichzeitig sind bei optimaler Bewertung Vergütungen von 50 Prozent über Tariflohn möglich.

Der Förderpreis 2010 in der Kategorie „Or-ganisation – Motivation“ geht an Dirk Ha-sekamp und Karsten Redeker von der Mön-ninghoff GmbH & Co. KG in Senden für die innovative Integration des Arbeitsschutzes in ein betriebliches Entlohnungssystem, welches diesen gleichberechtigt neben den bekannten Faktoren berücksichtigt.

Sie machen damit deutlich, dass über ein ausgeklügeltes Entlohnungssystem nicht nur Produktqualität und Ordnung sowie Sauberkeit im Betrieb positiv beeinflusst, sondern auch Arbeitssicherheit, Gesund-heitsschutz und Mitarbeiterzufriedenheit gesteigert werden können. Seit Einfüh-rung des Prämienlohnsystems ist im Un-ternehmen Mönninghoff die Schwere der Verletzungen aufgrund nicht getragener Persönlicher Schutzausrüstung und die da-mit verbundene Anzahl der Ausfallstunden deutlich zurückgegangen.

Seit Einführung des Prämienlohnsystems ist die Zahl der Arbeitsunfälle und die Anzahl der Aus-fallstunden bei der Mönninghoff Betonfertigteile GmbH deutlich zurückgegangen.

Sie denken an Arbeits-sicherheit – auch bei der Entlohnung: Kars-ten Redeker (r.) und Dirk Hasekamp entwi-ckelten das Prämiensy-stem bei der Mönning-hoff Betonfertigteile GmbH in Senden.

Auch bei Mönninghoff wird im Akkord gearbei-tet. Das Prämienlohnsystem beeinflusst Ge-sundheitsschutz und Mitarbeiterzufriedenheit positiv.

Das ausgeklügelte Prämienlohnsystem inte-griert den Arbeitsschutz als wichtigen Bestand-teil. Fotos: bgrci/Plöger

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Baustoffe-Steine-Erden: Förderpreis 2010 – Kategorie „Gesundheitsschutz“

„Polymerbeton – schädliche emissionen erfolgreich reduzieren“

Da herkömmliche Betonrohre gegen aggressi-ve Abwässer nicht resistent genug sind, wer-den in Deutschland Abwasserrohre häufig aus Polymerbeton hergestellt. Dieser besteht aus den Füllstoffen Sand, Kies und verschiedenen Reaktionsharzen als Bindemittel. Der Polymer-beton ist sehr chemikalienbeständig und hat eine glatte und abriebfeste Oberfläche. Die zur Herstellung von Polymerbeton verwendeten ungesättigten Polyesterharze sind lösemit-telhaltig und damit gesundheitsgefährdend und umweltbelastend.

Auf Initiative der Meyer Rohr + Schacht GmbH, Stendal, begann die Firma Wienhold Consult, Magdeburg, mit Unterstützung des Instituts für Fertigteiltechnik und Fertigbau Weimar e.V. (IFF) einen Polymerbeton auf Bioölbasis zu entwickeln. Im Ergebnis wurde ein Produkt geschaffen, welches die gleichen mechani-schen und chemischen Eigenschaften wie her-kömmlicher Polymerbeton hat, aber bei der Produktion frei von gesundheitsschädlichen Auswirkungen ist. Der Förderpreis 2010 der Branche Baustoffe-Steine-Erden der BG RCI in der Kategorie „Gesundheitsschutz“ geht an Karsten Volkmann, Thomas Meyer, Martin Prigge, Edelgard Becker und Patrick Welzel von der Meyer Rohr + Schacht GmbH, Sten-dal, an Dr.-Ing. Barbara Leydolph, Dr.-Ing. Ulrich Palzer, Dr.-Ing. Simone Palzer, Stef-fen Schicke, Thorsten Hagedorn und Alrik Badstübner vom Institut für Fertigteiltech-nik und Fertigbau Weimar e. V. (IFF) und an Dr. Uwe Wienhold von Wienhold Consult, Magdeburg, für die Entwicklung eines auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Polymerbetons. Dieser weist ein vergleichbares Eigenschaftsniveau auf

wie der petrochemische Polymerbeton, ent-wickelt jedoch bei der Verarbeitung kein ge-sundheitsgefährdendes Potential. Die För-derpreis-Jury hebt hervor, dass durch die Arbeit der Preisträger nachgewiesen werden konnte, dass die bisher als Bindemittelmat-

Dipl.-Ing. Karsten Volkmann und Dr. Uwe Wien-hold bei der Modifikation der Werkstoffrezep-tur des Polymerbetons.

Das Projektteam des Instituts für Fertigteiltech-nik und Fertigbau: Dipl.-Ing. Karsten Volkmann (Firma Meyer Rohr+Schacht), Dr.-Ing. Barbara Leydolph, Dipl.-Ing. Steffen Schicke, Dipl.-Ing. Alrik Badstübner, Dipl.-Ing. Thorsten Hagedorn, Dr.-Ing. Simone Palzer und Dr.-Ing. Ulrich Pal-zer (v. l.).

Alles ohne gesundheitsgefährdende Lösungsmittel: Das imposante Lager mit den fertigen Röhren bei der Firma Meyer Rohr+Schacht GmbH. Fotos: bgrci/Plöger

Das Projektteam der Meyer Rohr+Schacht GmbH, Sten-dal, mit Dipl.-Ing. Karsten Volkmann, Thomas Meyer, Edelgard Becker, Dr. Uwe Wi-enhold (v.l.) vor den Polymer-betonröhren.

rix verwendeten ungesättigten Polyesterhar-ze nunmehr durch Umwelt- und gesundheits-freundliche epoxidierte Pflanzenöle ohne Qualitätseinbußen bei der Herstellung von Polymerbeton ersetzt werden können.

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Baustoffe-Steine-Erden: Förderpreis 2010 – Kategorie „Hersteller“

„trainieren – bevor es eng wird!“

Reparaturen, Inspektionen, Wartungs- und Reinigungsarbeiten in Behältern, Silos, Schächten und engen Räumen gehören zu den risikoreichsten Tätigkeiten in der Bau-stoff-Industrie. Immer wieder ereignen sich dabei schwere und auch tödliche Unfälle. Fundiertes Wissen über mögliche Gefahren und deren Vermeidung oder Bewältigung sind unerlässlich. Doch häufig beschränkt sich dieses auf theoretische Schulungen, denn nicht überall sind Voraussetzungen für ein notwendiges praktisches Training gegeben.

Katharina Nadolny und Werner Ochse von der Dräger Safety AG & Co. KG aA in Lübeck haben eine auf einem PKW-Anhänger ins-tallierte mobile Trainingsanlage entwickelt. Das in der Theorie vermittelte Wissen kann damit in der Praxis unmittelbar geübt wer-den. Dazu gehören unter anderem das Ein-steigen in Silos, Tanks oder Schächte oder das Retten von Personen. Auch können ver-schiedenste Einsatzbedingungen wie Hitze, Nebel, Teilbeflutung, verschiedene Einstie-ge und Rohrsysteme simuliert werden. Mit einem Flächenbedarf von 10 mal 10 Metern kann die mobile Anlage praktisch überall eingesetzt werden.

Die Förderpreis-Jury hat Katharina Nadol-ny und Werner Ochse von der Dräger Safety AG & Co. KG aA den Förderpreis 2010 in der Kategorie „Hersteller“ zuerkannt, weil mit der von ihnen entwickelten mobilen Trai-ningseinheit „CSE“ vielen Unternehmen die Möglichkeit gegeben wird, Schulungsmaß-nahmen in einem sicherheitstechnisch und organisatorisch kritischen Arbeitsbereich für die Mitarbeiter so durchzuführen, dass die vermittelten Kenntnisse direkt und systema-tisch in die Praxis umgesetzt und trainiert werden können.

Durch den regelmäßigen Einsatz dieses Übungsgerätes wird ein einheitlicher Wis-sens- und Trainingsstand der Mitarbei-ter gewährleistet, so dass Reparatur- und Wartungsarbeiten sowie eventuelle Ret-tungsmaßnahmen auch unter erschwer-ten Bedingungen jederzeit sicher und ef-fektiv ausgeführt werden können. Dieses innovative Trainingskonzept leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Ar-beitssicherheit und des Gesundheitsschut-zes in der Baustoff-Industrie.

Platz ist auf dem kleinsten Werksgelände: 100 Quadratmeter benötigt die mobile Trainingseinheit von Dräger. Trainer Michael Bergold (l.) weist die Teilnehmer ein.

Katharina Nadolny, Portfoliomanagerin bei Drä-ger, und ihr Kollege Werner Ochse, Geschäfts-bereich Bergbau und Versorger, hatten die Idee zur mobilen Trainingseinheit. Fotos: bgrci/Plöger

Für Wartungs- und Reinigungsarbeiten in Behältern und Silos müssen die Beschäftigten durch enge Einstiege. Mit der mobilen Trainingseinheit von Dräger lässt sich auch das Retten an solchen Stellen erfolgreich üben.

Drei für die Prävention wichtige Themen kön-nen mit der mobilen Anlage geübt werden: Das Freimessen, der Test, ob genügend Sauerstoff im Behälter ist, der gefährliche Einstieg und zum Schluss die richtige Rettung von Verun-glückten.

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Bergbau: Förderpreis 2010 – Kategorie „Technik“

„mobile Reparaturplattform für förderbänder“

Mit einer Förderung von 40 Millionen Tonnen Braunkohle pro Jahr ist der Tagebau Ham-bach der RWE Power AG einer der größten Tagebaue Europas. Die gewonnene Braun-kohle wird über Bandanlagen zu Fabriken und Braunkohlekraftwerken gefördert. 100 Kilometer Bandstrecke sind dafür erforder-lich und müssen gewartet und instandge-setzt werden.

Reparaturen der Bänder erfolgen in einer stationären Reparaturstation. Hier können die Arbeiten sicher durchgeführt werden. Dazu muss allerdings die beschädigte Stelle des Bandes zur Reparaturstation verfahren werden. Dies hat zur Folge, dass während der festgesetzten Instandsetzungszeiten bisher nur eine Schadstelle bearbeitet wer-den kann. Die Behebung von Schäden an anderen Stellen musste zurückgestellt wer-den oder konnte nur mobil an den jeweiligen Schadstellen erfolgen. Solche mobilen Ar-beiten sind körperlich besonders anstren-gend, ergonomisch belastend und sicher-heitlich risikoreich. Das gilt insbesondere für das Aufrauen der Unterseite des Obergurtes mit handgeführten, drehenden Werkzeugen über Kopf. Deshalb waren solche mobile In-standsetzungen im Tagebau Hambach zu-letzt nicht mehr zugelassen.

Dies führte zu der Entwicklung einer mobilen Reparaturplattform. Um sie zu installieren, hebt ein Kran den Obergurt an. Ein Kopf-lader setzt die Reparaturplattform nun auf dem Bandgerüst ab. Der Obergurt wird auf der Reparaturplattform abgelegt und bie-tet damit eine sichere, ebene Arbeitsfläche. Anschließend wird unterhalb des Bandes eine weitere Arbeitsbühne eingehängt. An

der Unterseite der oberen Arbeitsplattform kann nun eine Aufraumaschine in eine spe-zielle Halterung eingebaut werden. Dabei wird das Fräswerkzeug so geführt, dass nur die Vorschub- und Anpresskraft durch den Mitarbeiter über ein Hebelsystem auf-gebracht werden muss. Dies gewährleistet eine sichere und ergonomische Arbeitsweise bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität.

Während der Arbeiten bieten Geländer Schutz gegen Absturz. Spezielle Abde-ckungen überdecken den Spalt zwischen Obergurt und Laufsteg. Fest installierte Leuchten sorgen bei Dunkelheit für eine gute Ausleuchtung. Bei schlechtem Wet-

Benjamin Ebel, Frank Stamm, Hubert Klütsch und Hans-Jürgen Scholl (v. l.) von der RWE Power AG, Tagebau Hambach, erhalten den Förderpreis 2010 der Branche Bergbau der BG RCI in der Katego-rie „Technik“ für ihre Entwicklung einer mobilen Reparaturplattform für Förderbänder im Braunkoh-lentagebau. Foto: bgrci/So

ter kann die Plattform mit einem Zeltdach ausgestattet werden. Sie kann an jeder ge-wünschten Stelle der Bandanlage eingesetzt werden. Die Arbeitssicherheit ist deutlich erhöht, besonders mit Blick auf den Aufrau-vorgang an der Bandunterseite. Hier ist das Arbeiten jetzt in aufrechter statt in gebückter oder kniender Haltung möglich.

Für diesen wertvollen Beitrag zur Verbesse-rung des Arbeits- und Gesundheitsschut-zes verleiht die Branche Bergbau der BG RCI den Förderpreis in der Kategorie „Technik“ in Höhe von 10.000 Euro an Benjamin Ebel, Hu-bert Klütsch, Hans-Jürgen Scholl und Frank Stamm.

Der schematische Aufbau der RWE-Power-Reparaturplattform für die Beseitigung von Bandschä-den. Gut zu erkennen sind die sicheren Standflächen für die Arbeiten am Ober- sowie am Unter-gurt. Abb.: RWE Power

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Bergbau: Förderpreis 2010 – Kategorie „Gesundheitsschutz“

„Schlaucheinbaugerät für die tiefbrunnen-entwässerung“

Die Lagerstätten des rheinischen Braun-kohlenreviers liegen bis zu 300 Meter un-ter dem Meeresspiegel. Um sie abzubauen, muss der Grundwasserspiegel großräumig abgesenkt werden. 1.500 Brunnenanlagen dienen der Entwässerung. Sie fördern 550 Millionen Kubikmeter Wasser. Herzstück der Entwässerung sind Tauchmotorpumpen. Sie müssen in der Regel zweimal im Jahr für War-tungsarbeiten ausgetauscht werden.

Die Tauchmotorpumpen befinden sich am Ende eines Steigleitungsstranges aus Stahlrohren. Bei einer Brunnentiefe von 150 Metern sind zum Heraufziehen der Pumpen etwa 16 Rohrverbindungen zu lösen. Zum Trennen der Verbindungen werden Schlag-

schrauber eingesetzt. Sie sind schwer, laut und führen zu Hand-Arm-Vibrationen. Wird die Rohrverbindung getrennt, ergießt sich das Wasser aus der Steigleitung über den Brunnenplatz. Dies erhöht die Gefahr, aus-zurutschen. Im Winter besteht zusätzlich die Gefahr der Bodenvereisung. Beim Lösen und Ablegen der Rohre befinden sich die Mitar-beiter zudem im Bereich schwebender Las-ten. Und der Untergrund, auf dem sie sich bewegen, ist extrem uneben.

Bei dem neu entwickelten Verfahren tritt an die Stelle der Stahlrohre eine Schlauch-steigleitung aus einem flexiblen, hochbe-

lastbaren, korrosionsfreien und wasserun-durchlässigen Druckschlauch. Er wird auf die Schlauchwinde eines geländegängigen LKW aufgewickelt. Vor dem Aufwickeln muss auch der Schlauch entleert werden. Das er-folgt mittels eines Schlaggewichtes, das am Ende der Schlauchleitung eine Entwässe-rungshülse öffnet. Das Wasser bleibt somit im Brunnen.

Mit der neuen Schlauchleitung konnte RWE Power die Belastungen und Gefährdungen für die Mitarbeiter deutlich reduzieren. Die Handhabung und das Bewegen schwerer und sperriger Lasten sind kaum noch not-

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Armin Emmerich, Dr. Lothar Lueg, Hans-Joa-chim Teichmeier, Heinz Peter Honnef, Franz Schmitten und Uwe Brehl (v. l.) von der RWE Power AG, Wasserwirtschaft, erhalten den För-derpreis 2010 der Branche Bergbau der BG RCI in der Kategorie „Gesundheitsschutz“ für ihre Entwicklung eines Schlaucheinbaugerätes für die Tiefbrunnenentwässerung im Braunkohlen-tagebau. Foto: bgrci/So

Beschwerlich und gefahrvoll: Das Herausziehen der Entwässerungspumpen unter Einsatz von Steigleitungen aus Stahlrohren. Foto: bgrci/So

wendig. Auch die Belastungen durch den Schlagschrauber sind minimiert. Der Ar-beitsplatz wird nicht mehr durch austreten-des Wasser beeinträchtigt. Das neue System verbessert die Ergonomie und steigert die Effizienz.

Für diesen wertvollen Beitrag zur Verbesse-rung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes verleiht die Branche Bergbau der BG RCI den Förderpreis in der Kategorie „Gesundheits-schutz“ in Höhe von 10.000 Euro an Uwe Brehl, Armin Emmerich, Heinz Peter Honnef, Dr. med. Lothar Lueg, Franz Schmitten und Hans-Joachim Teichmeier.

Aufwickelbare Druckschläuche statt Steigleitungen aus Stahlrohren: Belastungen und Gefahren für die Mitarbeiter sind deutlich reduziert. Foto: RWE Power/Wasserwirtschaft

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Bergbau: Förderpreis 2010 – Kategorie „Organisation/Motivation“

„Alltagswissen Arbeitssicherheit“

Das Werk Bad Wimpfen der Solvay Fluor GmbH hat eine Konzeption entwickelt, um sicheres Arbeiten als „Alltagswissen“ in den Köpfen der Mitarbeiter zu verankern. So soll ein vertieftes Bewusstsein für das täglich sichere Arbeiten geschaffen werden. Dabei ist ausdrücklich gewünscht, dass sich die Mitarbeiter selbst Gedanken über Arbeitssi-cherheit machen und dies mit den Kollegen diskutieren.

Die Konzeption sieht drei Komponenten vor: Die Kurzbesprechung ausgewählter Themen, die Vorbesprechung von Arbeiten außerhalb der Routine und die Durchführung von Rund-gängen. Bei der Kurzbesprechung (max. 10 Minuten) diskutieren die Arbeitsteams mög-lichst direkt nach Schichtantritt ein allgemei-nes oder betriebsspezifisches Arbeitssicher-heitsthema. Die Themenauswahl erfolgt über eine vorbereitete Themenkarte. Alternativ be-sprechen die Mitarbeiter eigene Themen, zu denen ebenfalls eine Themenkarte zur späte-ren erneuten Diskussion erstellt wird. Durch die Diskussion werden Wissensdefizite inner-halb der Gruppe ausgeglichen. Normative Vorgaben werden durch Gruppenkonsens verstärkt und wirken verhaltensbestimmend. Bei Tätigkeiten außerhalb der Routine erfolgt die Unterweisung durch den Vorgesetzten. Zusätzlich machen sich die Mitarbeiter vor Aufnahme der Arbeit in einer Vorbespre-chung eigenständig Gedanken über die zu erwartenden Gefahren und was zu ihrer Ab-wendung getan werden kann. Die Gesprächs- und Arbeitsergebnisse werden dokumentiert.

Rundgänge mit dem alleinigen Fokus auf Gesundheitsschutz, Arbeitssicherheit und Umweltschutz werden in täglich wechseln-der Besetzung von den Mitarbeitern selbst durchgeführt. Dabei werden kleinere Män-gel dokumentiert und sofort behoben. Grö-ßere Mängel werden mit dem Vorgesetzten besprochen. Verbesserungsvorschläge, die sich aufgrund der Rundgänge ergeben, kön-nen in das betriebliche Vorschlagswesen eingebracht werden. Das Programm ist von den Solvay-Mitarbeitern mit großer Zustim-mung aufgenommen worden. Es soll nach Abschluss der Pilotphase auf das gesamte Werk ausgeweitet werden.

Für diesen Beitrag zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes verleiht die Branche Bergbau der BG RCI den Förderpreis in der Kategorie „Organisation/Motivation“

in Höhe von 10.000 Euro an Dr. Achim Diehl-mann, Dieter Friedrich, Tilo Gänger, Matthias Horvath, Harald Krüger, Walter Oßwald, Chris-toph Sommer, Oliver Steinacker und Bernd Zimmermann.

Wollen sicheres Arbeiten als „Alltagswissen“ in den Köpfen der Mitarbeiter verankern: Harald Krüger, Dieter Friedrich, Matthias Horvath, Dr. Achim Diehlmann, Tilo Gänger, Bernd Zimmermann, Walter Oßwald, Christoph Sommer und Oliver Steinacker (v. l.) von der Solvay Fluor GmbH in Bad Wimpfen erhalten den Förderpreis 2010 der Branche Bergbau der BG RCI in der Kategorie „Organisation und Motivation“. Fotos: bgrci/So

Unterwegs beim täglichen Rundgang: Der Mit-arbeiter einer Fremdfirma wird darauf aufmerk-sam gemacht, eine Schutzbrille zu tragen.

Bei der täglichen Kurzbesprechung diskutieren die Arbeitsteams ein Sicherheitsthema anhand einer vorbereiteten Themenkarte.

Neben der Unterweisung sind die Mitarbeiter aufgefordert, sich eigenständig Gedanken über die zu erwartenden Gefahren zu machen.

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Eifrig bei der Sache: Schüler trainieren die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Fotos: MIBRAG

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Bergbau: Förderpreis 2010 – Kategorie „Innovationen von und für Auszubildende“

„mIBRAG-Schülerprojekt“

Die Mitteldeutsche Braunkohlengesell-schaft mbH (MIBRAG) hat sich zum Ziel gesetzt, Schulen bei der Sicherheits- und Verkehrserziehung zu unterstützen. Dabei sollen die Schüler eigenständiges und ver-antwortungsbewusstes Verhalten erlernen. Die Themen sind Verkehrssicherheit, Lärm, Brandbekämpfung und Erste Hilfe.

Bereits seit mehreren Jahren ermöglichen die MIBRAG-Abteilungen Arbeitssicherheit, Arbeitsmedizin und Feuerwehr der Sekun-darschule im sächsischen Reuden einen Verkehrssicherheitstag jeweils in der letz-ten Schulwoche vor den Sommerferien.

Mit einem neu entwickelten Konzept will die MIBRAG die Schüler für Sicherheitsthemen begeistern und gleichzeitig die Möglichkeit eröffnen, das Erlernte selbstständig anzu-wenden. Hierfür wurde ein Wettbewerb für die Klassen 7 bis 9 konzipiert. Kleingrup-pen von 2 bis 3 Schülern müssen folgende Stationen bewältigen:

• schriftliches Quiz zu Gesundheitsfragen• stabile Seitenlage• simulierter Fahrradunfall zur Überprü-

fung der Rettungskette• Herz-Lungen-Wiederbelebung am Phan-

tom• Kontrolle Verkehrssicherheit an Fahrrad/

Moped der Schüler• Helmabnahme bei Bewusstlosen

Parallel dazu werden den Schülern die Ge-fahren des Lärms und die Notwendigkeit des Brandschutzes nahegebracht. Die bestplat-zierten Gruppen werden mit Preisen ausge-zeichnet. Außer dem Fachwissen werden die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team besonders bewertet.

Das MIBRAG-Schülerprojekt ist geeignet, jungen Menschen – darunter sicher auch künftige MIBRAG-Azubis – gesundheits- und sicherheitsbewusstes Verhalten spie-lerisch zu vermitteln und findet bei Lehrern und Schülern großen Anklang. Die Schüler beweisen ein hohes Maß an Fachwissen, das unabhängig vom Alter gut und selbst-

bewusst präsentiert wird. Das Konzept ist auf andere Schulen übertragbar. Für die-sen Beitrag verleiht die Branche Bergbau der BG RCI den Förderpreis in der Kate-gorie „Innovationen von und für Auszu-bildende“ in Höhe von 10.000 Euro an Dr. Gunter Baldermann, Uwe Gürtler, Dr. Eike Hofmann und Annett Hüttenrauch.

Jörg Nierzwicki, Gerold Soestmeyer, Norbert Ulitzka, BG RCI, Langenhagen und Bochum

Zum MIBRAG-Schülerwettbewerb gehört auch ein schriftliches Quiz zu Gesundheitsfragen.

Sicherheit gehört von Anfang dazu: Der Fahr-radcheck.

Bringen mit ihrem neuen Konzept Sicherheits-bewusstsein in die Schule: Dr. Gunter Balder-mann, Annett Hüttenrauch, Dr. Eike Hofmann und Uwe Gürtler (v. l.) von der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH im sächsischen Theißen. Foto: bgrci/So

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Aktuelle Entwicklungen in Arbeitsschutz und Prävention waren Thema der Jahreskonferenz der Chemieindustrie: Michael Koll, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Thomas Köhler, Sprecher der Geschäftsführung der BG RCI und Manfred Rentrop, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (v. l.). Fotos: bgrci

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ChemISChe IndUStRIe

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107. technische Jahreskonferenz der ChemieindustrieArbeitsschutzexperten trafen sich zum Erfahrungsaustausch in Lüneburg

Seit 1903 finden die Technischen Jahreskon-ferenzen (TJK) der Chemieindustrie regelmä-ßig statt. Für Thomas Köhler, Sprecher der Geschäftsführung der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), ist die TJK daher die „Mutter aller Präven- tionstagungen“. Von der BG Chemie begrün-det, wird die TJK jetzt von der Branchenprä-vention Chemie der BG RCI durchgeführt. Tragende Säule ist die Technische Sachver-ständigenkommission der Berufsgenossen-schaft, ein hochrangiges Beratergremium aus der Chemieindustrie unter Leitung von Dr. Uwe Müller von der Henkel AG & Co. KGaA.

Die Grundidee der TJK ist nach den Worten Köhlers heute so überzeugend wie bei ihrer Gründung. Sie ermöglicht den intensiven Er-fahrungsaustausch zwischen den Aufsichts-personen der Chemiebranche und den Teil-nehmern aus den Mitgliedsbetrieben, aus Wissenschaft, Politik und Behörden. Mit da-bei sind regelmäßig Vertreter des Bundes-ministeriums für Arbeit und Soziales, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt.

Dieser Erfahrungsaustausch ist der Garant dafür, dass die Maßnahmen zur Arbeits-

sicherheit und zum Gesundheitsschutz im-mer auf dem neuesten Stand sind.

Köhler begrüßte aus der Selbstverwaltung besonders die Mitglieder des für Präventi-on zuständigen Branchenbeirats Chemie. Er konnte unter dem Blickwinkel der Präven-tion auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2009 verweisen. Mit rund 13 meldepflichtigen Ar-beitsunfällen auf 1.000 Vollbeschäftigte war dies die historisch niedrigste Unfallquote der Chemiebranche. Zur Fusion der bisher sechs selbständigen Berufsgenossenschaften ver-wies er auf die Gestaltungskraft der Selbst-verwaltung: „Sie hat diesen Prozess aktiv in die eigenen Hände genommen und mit der BG RCI einen Unfallversicherungsträger geschaffen, der in Prävention und Rehabili-tation durch eine hohe Qualität der Arbeit überzeugen wird.“ Michael Koll (BMAS) betonte, dass der Koali-tionsvertrag der neuen Bundesregierung eine Reihe von Punkten enthält, die für den Ar-beitsschutz bedeutsam sind. Dazu gehören die Herausforderungen des demografischen Wandels für das Beschäftigungssystem, der Gesundheitsschutz älterer Beschäftigter so-wie die Vorhaben zur Entbürokratisierung des Rechts der gesetzlichen Unfallversicherung. Als weitere Zukunftsthemen stellte er die ak-

tuellen Entwicklungen im Gefahrstoffrecht, der Europäischen Richtlinie für elektroma-gnetische Felder, der Richtlinie zur künstli-chen optischen Strahlung sowie die geplan-ten Rechtsetzungsaktivitäten im Geräte- und Produktsicherheitsgesetz vor.

Anfang Januar 2011 soll die „Vorschrift 2“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) in Kraft treten. „Mit dieser neuen Vor-schrift werden die grundsätzlichen Anforde-rungen an die sicherheitstechnische und ar-beitsmedizinische Betreuung der Betriebe auf eine neue Grundlage gestellt“, erläuterte Manfred Rentrop von der DGUV. Die Unfall-verhütungsvorschrift (UVV) für Betriebsärz-te und Fachkräfte für Arbeitssicherheit be-steht aus einer Grundbetreuung und einem betriebsspezifischen Teil, beide zusammen bilden die Gesamtbetreuung. Die UVV wurde den Genehmigungsbehörden vorgelegt und soll im Sommer 2010 von den Vertreterver-sammlungen der Unfallversicherungsträger beschlossen werden. Wie die nebenstehen-de Themenübersicht zeigt, war das Spektrum auch diesmal wieder breit gefächert. Kurz-fassungen aller oder einzelner Vorträge sind erhältlich bei Nicole Hanser, BG RCI, Kurfürs-ten-Anlage 62, 69115 Heidelberg, Tel.: 06221/ 523-405, E-Mail: [email protected]. Dr. Berthold Dyrba

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ChemISChe IndUStRIe

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Technische Jahreskonferenz der Chemieindustrie 2010 in Lüneburg Themen und Referenten

Arbeitsschutzpolitik

Arbeitsschutz und Prävention in der 17. Legislaturperiode – Kontinuität oder Umbruch? Michael Koll, BMAS, Bonn

DGUV V 2 – Unfallverhütungsvorschrift „Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“ Manfred Rentrop, DGUV, Sankt Augustin

Gemeinsame Deutsche ArbeitsschutzstrategieDr. Volker Wittneben, BG RCI, Heidelberg

Neue Wege gehen – Prävention in der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie Helmut Ehnes, BG RCI, Langenhagen

Arbeitsschutz in der betrieblichen Praxis

Ergebnisse einer Anwendungsstudie zu optoakustischen Methoden bei der Lärmprävention in der Baustoff-IndustrieMarkus Walter, IFF Weimar e.V., Weimar

Ladungssicherung – ein Problem nur für den Spediteur?Franz Hake, BG RCI, Mainz

Wirkt sich GHS auf den Arbeitsschutz im Betrieb aus?Antje Ermer, BG RCI, Heidelberg

Das neue Grenzwertkonzept für Tätigkeiten mit krebserzeugenden ArbeitsstoffenDr. Harald Wellhäußer, BG RCI, Heidelberg

Arbeitsschutz-Fremdfirmen-Management – Steigerung des Arbeitsschutzes bei PartnerfirmenHarald Gröner, RWE Power, Essen

Die Gefährdungsbeurteilung ist überall – aktuelle Arbeitshilfen nicht nur für die Chemie-Branche Dr. Bernd Scheel, BG RCI, Nürnberg

Gesund bleiben, auch beim KnienHarald C. Kiene, BG RCI, Mainz

forschung für den Arbeitsschutz

Zündtemperatur in Abhängigkeit von der UmschließungProf. Dr. Heino Bothe, PTB, Braunschweig

Arbeiten in sauerstoffreduzierten Atmosphären – aktuelle arbeitsmedizinische Forschungs-ergebnisseDr. Andreas Rickauer, BG RCI, Nürnberg

Lernen aus Störungen

Neuausrichtung des Sicherheitskonzeptes für diskontinuierlich betriebene Zucker-ZentrifugenWinfried Harren, BG RCI, Mainz

Eine scheinbar unmögliche StaubexplosionRudolf Kappelmaier, Wacker Chemie AG, Burghausen

Staubexplosion in einem KleinunternehmenRoland Stiegler, BG RCI, Berlin

Tödliche Verletzungen bei RangierarbeitenDr. Norbert Graf, BG RCI, Halle

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„Guidelines for Laboratories“ updatedStandardwerk für Arbeitssicherheit im Labor ins Englische übersetzt

Berufsgenossenschaftliche Schriften ori-entieren sich üblicherweise am Kreis der Kunden – und der ist deutschsprachig. Ausnahmen gibt es dort, wo Englisch zum Umgangston gehört und ausländische Mit-arbeiter beschäftigt sind. Dies gilt insbe-

sondere für die Bereiche Forschung und Wissenschaft.

Als Standardwerk der Arbeitssicherheit er-möglichen es die „Guidelines for Laborato-ries“ (BGR 120 e) einem Gastwissenschaftler bereits seit Jahren, sich darüber zu informie-ren, wie Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren in Laboratorien vermieden werden können. Nachdem die Laborrichtlinien Anfang letz-ten Jahres in die Schriftenreihe „Sicheres Arbeiten“ mit dem Titel „Sicheres Arbeiten in Laboratorien – Grundlagen und Hand-lungshilfen“ (BGI/GUV-I 850-0) überführt wurden, lag es nahe, auch diese in die eng-lische Sprache zu übersetzen.

Seit Anfang 2010 steht nun die englische 1:1-Übersetzung der Laborrichtlinien mit dem Titel „Working Safely in Laboratories – Basic Principles and Guidelines“ (BGI/GUV-I 850-0 e) zur Verfügung. Sie ist in der Schriftenreihe „Sicheres Arbeiten“ (eng-lisch: „Working Safely“) als Buch mit der systematischen Nummer BGI/GUV-I 850-0 e erschienen. Das Buch stellt eine Fortschrei-

Seit Anfang 2010 ist „Sicheres Arbeiten in Laboratorien – Grundlagen und Handlungshilfen“ (BGI/GUV-I 850-0) als englische Übersetzung erhältlich.

Working Safely in

LaboratoriesBasic Principles and Guidelines

Fachausschuss Chemie

Der VDI Verein Deutscher Ingenieure lobt zum dritten Mal den Conrad-Matschoß-Preis für Technik geschichte aus. Er ist mit 3.000 Euro dotiert und soll auf der Tech-nikgeschichtlichen Tagung im März 2011 in Bochum verliehen werden. Mit dem Preis will der größte Ingenieurverein Europas das Interesse für Technikgeschichte stärken, Beiträge zur besseren Verständlichkeit der Technikgeschichte fördern und die technik- historische Forschung unterstützen. Vor-schläge und Eigenbewerbungen werden bis

zum 31. Juli 2010 erbeten. Prämiert werden deutschsprachige Beiträge in Print- und elektronischen Medien, die seit 2008 ent-standen sind. Conrad Matschoß (1871 – 1942), Ingenieur und einstiger VDI-Direktor, gelang es, die Technikgeschichte als wissenschaftliche Disziplin zu begründen. Der Preis soll im Sinne des Namensgebers die historische Analyse und Darstellung der Technik und der Ingenieure fördern.

VdI-Preis für technikgeschichteConrad-Matschoß-Preis 2011 ist mit 3.000 Euro dotiert/Bewerbungsfrist: 31. Juli 2010

bung der „Guidelines for Laboratories“ (BGR 120e) dar und wird diese ersetzen. Es ist im Buchhandel unter ISBN 978-3-86825-139-5 erhältlich und kann auch direkt beim Jeder-mann-Verlag in Heidelberg über die Adresse des Medienshops der Branche Chemie der Berufsgenossenschaft Rohstoffe un chemi-sche Industrie (www.bgchemie.de/medien-shop) bestellt werden.

Im Internet findet sich der Text der BGI/GUV-I 850-0 e – ebenso wie die deutsche Versi-on – unter www.laborrichtlinien.de.

Zielgruppe sind die Planer und Betreiber von Laboratorien. Aber auch den dort Be-schäftigten erklärt das Buch in verständ-lichem Englisch und mit vielen Erläute-rungen, Hilfsmitteln und Abbildungen die deutschen Ansichten zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz im Labor. BGI/GUV-I 850-0 e enthält die abgestimmte Mei-nung der Fachleute über die sichere Aus-stattung und den sicheren Betrieb von Laboratorien und beschreibt somit den allgemein anerkannten Stand der Technik. Dr. Michael Glück

Die Jury aus führenden Technikhistorikern legt gleichermaßen Wert auf die fachliche Qualität wie auf gute allgemeine Verständ-lichkeit auch für Fachfremde. Weitere Informationen und Bewerbung: Verein Deutscher Ingenieure e. V. – Be-reich Technikgeschichte, Michael Kuss-mann, Postfach 10 11 39, 40002 Düssel-dorf, Tel. 0211/6214-205, Fax 0211/6214-148, E-Mail [email protected] oder unter www.vdi.de/matschoss-preis. bgrci

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„Sicheres Arbeiten in Laboratorien“ jetzt auch in englischer Übersetzung.

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„Guidelines for Laboratories“ updatedStandardwerk für Arbeitssicherheit im Labor ins Englische übersetzt

Staubexplosionsrisiko an mischern mit bewegten WerkzeugenBG RCI fördert Forschungsvorhaben

Im Rahmen des Forschungsvorhabens „Ex-plosionsdrucktechnische Untersuchungen in Mischern mit unterschiedlichen explosions-fähigen Stäuben und einem Befüllgrad von 70 Vol.-%“ wurde die vorbeugende Explosi-onsschutzmaßnahme der Vermeidung des Auftretens explosionsfähiger Atmosphäre durch einen Mindestfüllgrad von 70 Vol.-% untersucht. Als Ergebnis des Forschungs-vorhabens zeigte sich, dass der Eintritt von Explosionsereignissen bei einem hohen Befüllgrad nicht mit hinreichender Wahr-scheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. Aufgrund dieser Ergebnisse besteht nach ge-gebenem Wissensstand der Bedarf nach ei-ner strukturierten und umfassenden Unter-suchung der Explosionsrisiken an Mischern.

Zur Deckung dieses Bedarfs wird von der DEKRA EXAM, Fachstelle für Explosionsschutz – Bergbau-Versuchsstrecke, unterstützt durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie, die Berufsgenos-senschaft Nahrungsmittel und Gaststätten so-wie Sponsoren aus der Industrie, die übliche Mischpraxis branchenübergreifend nach den häufigsten Mischerbauformen und Mischver-fahren klassifiziert. Gegenwärtig findet hierzu die sicherheitstechnische Bewertung der an-gewandten Standards der Mischtechnik statt.

Die dazu durchgeführten Gefährdungsbeur-teilungen stellen die auftretenden Konzen-trationsverhältnisse, die möglichen Zünd-gefahren und die daraus resultierenden notwendigen Schutzmaßnahmen heraus.

Je nach Anlagen-, Produkt- und Verfahrens-parameter lassen sich auf der Basis von Mus-tergefährdungsbeurteilungen die anzuwen-denden Explosionsschutzkonzepte, die sich grundsätzlich in das Vermeiden wirksamer Zündquellen, Inertisierungsmaßnahmen und konstruktive Schutzmaßnahmen gliedern, ableiten. Die nachstehende Tabelle veran-schaulicht die Mustergefährdungsbeurteilung eines horizontalen Zwangsmischers, wie er in der Nahrungsmittelindustrie zum Einsatz kommt (Abb.). Als Explosionsschutzmaßnah-me kommt hierbei maßgeblich die Vermei-dung wirksamer Zündquellen zum Tragen. Da-bei werden neben den anlagenspezifischen Zündquellen, wie die Ausführung der Be-triebsmittel, die Vermeidung statischer Elek-

trizität sowie die Temperatur-Überwachung und Spülung der Lager als auch Wellendurch-führungen, ebenso produktspezifische Eigen-schaften, wie die Mindestzündenergie und das Ausschließen eines Fremdkörper- und Glimmnesteintrages, berücksichtigt.

Nach Durchführung der branchenspezifi-schen Gefährdungsbeurteilungen sind prak-tische Untersuchungen zur notwendigen Auslegung der konstruktiven Explosions-schutzmaßnahmen an Mischern geplant.

Weitere Informationen: www.exinfo.deUte Hesener, Matthias Reinecke DEKRA EXAM GmbH, Bochum. Dr. Berthold Dyrba

In der industriellen Produktion werden Mischer überall dort eingesetzt, wo mehrere Komponenten homogenisiert wer-den müssen. Eine große Anzahl der Ausgangsstoffe ist dabei staubexplosionsfähig, was die Notwendigkeit der Ein-schätzung des Staubexplosionsrisikos für den Prozess des Mischens und der Anwendung von Explosionsschutzmaß-nahmen bedingt.

Zündquellen Ursache Maßnahme

Heiße Oberflächen

Heißlaufende Lagerung, schlei-fende Fremdkörper, Stopfbuchs-packungen, elektrische Betriebs-mittel

Temperaturüberwachung, Lager-luftspülung, Betriebsmittelaus-wahl unter Berücksichtigung der Stoffkenngrößen Glimm- und Zündtemperatur

Mechanisch erzeugte Funken Fremdkörpereintrag

Vorgeschaltete Sieb- und/oder Magnetabschneider, keine lösbar verschraubten Werkzeuge im Mischer

Elektrische Zündquellen Ungeeignete elektrische Betriebs-mittel

Betriebsmittelauswahl unter Berücksichtigung des möglichen Kontaktes zu gefährlicher explosi-onsfähiger Atmosphäre

Statische Elektrizität Isoliert gelagerte leitfähige Anlageteile

Potenzialausgleichs- und Erdungs-maßnahmen

Eintrag von Glimmnestern Entstehung von Glimmnestern in vorgeschalteten Anlagenteilen

Keine vorgeschalteten Anlageteile, wie Trockner, Mühle, schnelllau-fende Fördereinrichtung etc.

Potenzielle Zündquellen an einem Mischer (Mustergefährdungsbeurteilung)

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Horizontaler Zwangsmi-scher, wie er in der Nah-rungsmittelindustrie zum Einsatz kommt. Foto: bgrci

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„Innerorts – Gemeinsam sicher leben!“Raumausstatter Christoph Kühn zählt zu den Gewinnern des DVR-Preisausschreibens

Wer sich im Straßenverkehr bewegt, ohne die Regeln zu kennen, geht große Risiken ein und gefährdet sich und andere. Deshalb wid-meten sich die Berufsgenossenschaften und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) dem Thema „Innerorts – Gemeinsam sicher leben!“ Mit Hilfe von Schulungsmedien und Informationsmaterialien wollte die Aktion den Verkehrsteilnehmern nahebringen, wie den Konfliktzonen im innerstädtischen Stra-ßenverkehr zu begegnen ist. Denn nirgend-wo bewegen sich so viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer auf so engem Raum wie in Ortschaften. Fußgänger, Radfahrer, Pkw- und Lkw-Fahrer, Busse und Motorradfahrer teilen sich diesen Verkehrsraum. Neben Stress, Lautstärke und Ablenkung machen

ihnen insbesondere Straßenkreuzungen und Einmündungen zu schaffen. Trotz Ampel- regelungen, Schildern und klarer Vorfahrtsre-geln ereignen sich 60 Prozent aller Innerorts-unfälle an Kreuzungen. Meist passieren sie, weil die Situation falsch eingeschätzt wird.

Bei dem mit der Aktion verbundenen Preis-ausschreiben hat der selbstständige Raum-ausstattermeister Christoph Kühn aus Bad Laasphe den 5. Preis, einen MP3-Player, gewonnen.

Kühn ist als Raumausstatter oft mit seinem Transporter unterwegs. Täglich müssen Pol-stermöbel, Gardinendekorationen, Boden-beläge und Werkzeuge zum Kunden oder zur

Der DVR-Beauftragte Georg Wörsdörfer gratuliert Raumausstattermeister Christoph Kühn aus Bad Laasphe und übergibt ihm den Gewinn und die Anerkennungsurkunde zur DVR-Jahresaktion „Innerorts – Gemeinsam sicher leben!“.

Auch Antirutschmatten im Transporter sind für Christoph Kühn selbstverständlich. Foto: gw

Baustelle gebracht werden. „Oft muss es schnell gehen“, sagt Kühn, „aber ich lasse mich nicht hetzen. Die Transportsicherheit geht bei mir vor. Und wie es dahinten aus-sieht, ist mir nicht egal, denn ich weiß, wie schnell bei einem Bremsmanöver die Masse ins Rutschen kommen und zu einem unkon-trollierten Geschoss werden kann.“ Kühn hat in seinem Lieferfahrzeug eine stabile Blechtrennwand zur Fahrerkabine einbauen lassen. Beim Transport benutzt er stets Zurr-gurte, Antirutschmatten und andere Trans-portsicherungshilfsmittel. Auch das richti-ge Verhalten am Zebrastreifen, angepasste Geschwindigkeit und das Gurtanlegen sind für den Raumausstattermeister eine Selbst-verständlichkeit. Georg Wörsdörfer

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Die Freudenberg Vliesstoffe KG in Wein-heim, ein Unternehmen der weltweit tätigen Freudenberg Gruppe, verzeichnete bereits 2006 ein sehr hohes Arbeitsschutzniveau und konnte damit den Stellenwert von Si-cherheit und Gesundheitsschutz im Unter-nehmen eindrucksvoll demonstrieren. Die 1.000-Mann-Quote lag zu diesem Zeitpunkt bei vier. Die weltweit agierende Unterneh-mensgruppe hat sich „Null Unfälle“ als Ziel gesteckt. Um diesen hohen Anspruch zu erfüllen, hat die Geschäftsleitung der Freudenberg Vliesstoffe KG als erste in der Unternehmensgruppe ein Führungskräfte-training beschlossen, welches in allen Hie-rarchieebenen ein fundiertes Grundwissen im Arbeitsschutz vermitteln soll.

Mit diesem Vorhaben hat sich das Unter-nehmen an seine zuständige Berufgenos-senschaft, die jetzige BG RCI – Branche Lederindustrie, gewandt. Gemeinsam mit dem Institut für Arbeit und Gesundheit in

Dresden (IAG) und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen wurde ein Konzept entwickelt. Ein von der Berufsge-nossenschaft finanziertes Pilotprojekt Füh-rungskräftetraining wurde gestartet und fe-derführend vom IAG umgesetzt.

PräventionsaktivitätenDas Führungskräftetraining wird in drei Teilen durchgeführt. Im ersten Teil sind die Vermittlung eines Grundverständnisses für einen ganzheitlichen Arbeitsschutz, die Ent-stehung und Vermeidung von Gesundheits-schäden, Verantwortung im Arbeitsschutz und das Basiswissen zu ausgewählten Ge-fährdungsfaktoren der Schwerpunkt.

In der anschließenden mehrwöchigen Selbstlernphase befassen sich die Füh-rungskräfte überwiegend mit Basiswissen zu weiteren Gefährdungsfaktoren. Hierbei werden sie unterstützt von den Fachkräften für Arbeitssicherheit, die Tutorien durch-führen. In einem zusätzlichen Workshop der Berufsgenossenschaft werden offene Fragen behandelt sowie Informationen zur Prüfung gegeben. Zu Beginn des dritten Teils des Führungskräftetrainings wird das erworbene Wissen überprüft. Anschließend werden die Methodik zur Beurteilung der Ar-beitsbedingungen anhand betrieblicher In-strumente und Arbeitssituationen geübt und die Grundlagen von Kommunikation und Un-terweisung behandelt.

Freudenberg Vliesstoffe KG, Weinheim

erfolgreich auf dem Weg zu „null Unfällen“Führungskräftetraining auf allen Führungsebenen

Für ihr mehrstufiges Führungskräftetraining hat die Produktionsleitung der Freudenberger Vliesstoffe KG in Weinheim den 1. Preis des gruppenweiten Arbeitssicherheitspreises er-halten. Fotos: wb

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Innerhalb der Unternehmensgruppe Freu-denberg war diese Projektidee bisher ein-zigartig und wurde deshalb von einer Unter-nehmens-Jury mit dem ersten Preis des im gesamten Konzern jährlich durchgeführten „We all take care!“-Wettbewerbs ausgezeich-net und als vorbildlich herausgestellt. Die Auszeichnung zeigte unmittelbar ihre Wir-kung, denn weitere Standorte der Unterneh-mensgruppe haben das erfolgreiche „Trai-ning“ für ihre Führungskräfte übernommen.

ergebnisse und nutzenIn einem späteren Workshop, in dem die Auswirkungen in der praktischen Umset-zung des Führungskräftetrainings reflektiert wurden, haben die Führungskräfte einhel-lig bekräftigt, dass sie sowohl im Unterneh-men als auch im privaten Bereich wesentlich bewusster auf Sicherheit und Gesundheits-schutz achten. Der Freudenberg Vliesstof-fe KG ist es mit den Führungskräftetraining und weiteren zielgerichteten Maßnahmen gelungen, ihre 1.000-Mann-Quote auf zwei zu halbieren. Damit ist das Unternehmen dem gemeinsamen Ziel „Null Unfälle“ wie-der ein Stück näher gekommen.

Das Bespiel hat im gesamten Unternehmen Freudenberg Schule gemacht und wird jetzt an weiteren deutschen Standorten der Grup-pe eingeführt. Da sich das Führungskräfte-training mit elementaren Grundlagen von Sicherheit und Gesundheitsschutz befasst, ist es problemlos auf andere Unternehmen übertragbar. Entscheidend ist jedoch, dass das Konzept auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten wird; die Führungskräfte müs-sen ihren betrieblichen Alltag auf allen Füh-rungsebenen wiedererkennen. Mittlerweile hat auch die Merkel Freudenberg Fluidtech-nic GmbH in Schwalmstadt das Führungs-kräfte-Training absolviert und wurde eben-falls mit dem „We all take care!“-Award ausgezeichnet. Willi Bauer

Am 26. März 2010 feierte Gerd Holtgrefe seinen 65. Geburtstag. Holtgrefe war von 1995 bis 2005 Mitglied der Selbstverwaltung der Leder-Berufsgenossenschaft. Ab 1995 war Holtgrefe Mitglied der Vertreterver-sammlung und übernahm von 1999 bis 2005 deren Vorsitz. Er gehörte dem Verwaltungsausschuss, dem Ausschuss Sicherheit und Gesundheit, dem Rechnungsprüfungsausschuss und dem Widerspruchs- und Einspruchsausschuss der Leder-Berufsgenossenschaft an. K. Vogt

Gerd holtgrefe – 65 Jahre

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Info-Sifa 2010Fortbildung für Fachkräfte für Arbeitssicherheit der Branche Papierherstellung und Ausrüstung

Auch in der neuen Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) hat die Aus- und Fortbildung der in-nerbetrieblichen Fachleute für den Arbeits-schutz große Bedeutung. Die Branchenprä-vention Papierherstellung und Ausrüstung der BG RCI setzt auch im Jahr 2010 auf meh-rere, auf je etwa 30 Teilnehmer begrenzte Fortbildungsveranstaltungen für ihre akti-ven Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Ver-teilt über das gesamte Bundesgebiet und einen Zeitraum von vier Monaten, hat prak-tisch jede Fachkraft für Arbeitssicherheit dieser Branche Gelegenheit zur Teilnahme.

Standardelemente wie Statistiken und Un-fallberichte dürfen im Informationsange-bot der Fortbildungsveranstaltung natür-lich nicht fehlen. Die erfreuliche Nachricht dabei: ein Rückgang der meldepflichtigen Arbeitsunfälle gegenüber 2008 um 39 Pro-zent und der Wegeunfälle um 33 Prozent. Dieser deutliche Rückgang der Unfallzah-len lässt sich auf drei Ursachen zurückfüh-ren, die in ihrer Wirkung unterschiedlich ausgeprägt sind:

• weniger geleistete Arbeitsstunden (Kurzarbeit),

• das seit Anfang 2009 modifizierte Ver-fahren der Fallkategorisierung inner-halb der BG RCI: Unklare Fälle hinsicht-lich der Dauer der Arbeitsunfähigkeit werden nicht wie bisher automatisch als „meldepflichtig“, sondern als „nicht meldepflichtig“ eingestuft, und die betroffenen Unternehmen werden um Mithilfe bei der Kategorisierung ge-beten,

• die rückläufige Tendenz der„1.000-Mann-Quote“, die sich dank der Prä-ventionserfolge der Unternehmen auch 2009 fortsetzte.

So war erstmals in der Geschichte der bis-herigen Papiermacher-Berufsgenossen-schaft im Jahr 2009 kein tödlicher Unfall im Betrieb und auf dem Weg von und zur Arbeitsstätte zu beklagen.

erfahrungsaustauschDer Erfahrungsaustausch der Teilnehmer

kommt in der jeweils anderthalbtägigen Veranstaltung nicht zu kurz. So ist jeder Teilnehmer aufgerufen, über seine Arbeit und besondere Aktionen oder Ereignisse zu berichten. Diese Kurzberichte sind das „Salz in der Suppe“ und eine gute Mög-lichkeit, eigene Erfahrungen vorzustellen und zu diskutieren. Vorgestellt und disku-tiert werden u.a.:

• elektromagnetische Felder in der Pa-pierproduktion und deren Einfluss auf Implantate. Am Beispiel der gelunge-nen Integration eines Defibrillatorträ-gers wurde die Vorgehensweise prak-tisch erläutert.

• Die neue, ohne Übergangsfrist gelten-de EU-Maschinenrichtlinie. Geltungs-bereich, zugehörige Normen und vor allem die Frage, welche Veränderun-gen als „wesentlich“ einzustufen sind, sowie die rechtlichen und betriebli-chen Konsequenzen beim Kauf neuer Maschinen oder dem Umbau beste-hender Anlagen bildeten die Schwer-punkte.

Andere aktuelle Themen waren die neue Kampagne „Risiko raus!“ zum sicheren Transportieren und Fahren, ein Bericht über den sicheren Einsatz von Hubar-beitsbühnen sowie die Vorstellung spe-zieller persönlichen Schutzausrüstungen für den Einsatz an wärmebelasteten Ar-beitsplätzen.

GesundheitsschutzDr. Helmut Nold, Leiter des Kompetenz-Centers „Gesundheitsschutz“ der BG RCI, nutzte gemeinsam mit seiner Mitar-beiterin Manuela Östreich die Info-Sifa zur Vorstellung des neuen Beratungsan-gebotes. Das in Mainz angesiedelte Kom-petenz-Center bietet den Mitgliedsbe-trieben der BG RCI kompetente Beratung und Unterstützung mit den Schwerpunk-ten „Betriebliche Gesundheitsförde-rung“, „Ergonomie“ und „Neue Formen der Arbeit/Demograf ischer Wandel“. Nold machte deutlich, dass erfolgreicher Gesundheitsschutz nur durch eine gelun-gene Kombination von Verhältnis- und Verhaltensprävention zu erreichen ist.

„erlebnis mit ergebnis“Eine Lernerfahrung besonderer Art wurde den Fachkräften für Arbeitssicherheit vom „Theater interaktiv“ geboten.

Unter dem Motto „Erlebnis mit Ergebnis“ wurden kreative und interaktive Methoden zur Unterweisung gemeinsam eingeübt. Alle Teilnehmer zeigten sich überzeugt, neues und auch im täglichen Umgang mit den Kol-legen nutzbares Wissen über verbale und nonverbale Kommunikation gelernt zu ha- ben.

„Risiko raus!“Das Risikomobil der BG RCI hatte Anfang Mai im Papierzentrum Gernsbach seine Pre-

Blick in den neu gestalteten Seminarraum „Mainz“ im Pa-pierzentrum Gernsbach während der Info-Sifa-Tagung 2010. Fotos: Dagmar Konermann/Manfred Bucher

Wärmebelastete Arbeitsplätze – ein Dauerbrenner, der Fach-kräfte für Arbeitssicherheit jedes Jahr aufs Neue beschäf-tigt.

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Sicherheit und Gesundheitsschutz aktuell Betriebsanweisungen, Schulungsunterlagen, Broschüren und vieles mehr

Die Branchenprävention Papierherstellung und Ausrüstung der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie unter-stützt ihre Mitgliedsunternehmen mit einer Reihe von Veröffentlichungen und Informa-tionen bei ihren Aktivitäten zur Verbesse-rung des betrieblichen Arbeitsschutzes. Mit der neuen CD „Sicherheit und Gesund-heitsschutz“ bieten wir auch 2010 eine umfassende Informationsquelle zu vielen Aspekten der Arbeitssicherheit und des Ge-sundheitsschutzes. Der Nutzen für den An-wender ist groß: Die branchenspezifische Auswahl verkürzt den Zeitaufwand bei der Suche nach Informationen zum Thema Ar-beit und Gesundheit erheblich.

Die CD 2010 wurde gegenüber der Vorjahres-ausgabe aktualisiert, erweitert und mit einer verbesserten Benutzerführung ausgestattet. Die bewährte Symbolbibliothek enthält jetzt

auch die GHS-Symbole, alle Schulungsun-terlagen befinden sich auf dem neuesten Stand, die Broschürenauswahl wurde durch neue Angebote noch attraktiver.

Neu hinzugekommen sind elf Lernmodule der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse. Die Themen reichen dabei vom „Umgang mit Gabel-staplern“ über „Lärmschutz“ bis hin zu „Elektromagnetische Felder“. Jedes Lern-modul vermittelt in 15 bis 20 Minuten die wesentlichen Informationen. Hinzu kommt eine Wissensabfrage mit mindestens zehn Fragen – als Selbsttest für den Lernenden.

Die seit März 2010 verfügbare CD ist server-geeignet und kann somit auf einfache Weise allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden. Die aktuelle CD wird anlässlich der jährlichen Informations-

veranstaltung für Fachkräfte für Arbeitssi-cherheit der Branchenprävention Papierher-stellung und Ausrüstung an die Teilnehmer ausgegeben. Einzelne Exemplare können auch bei Peter Schmitt, Tel.: 06131 785-416, Fax: -577, E-Mail: [email protected] angefordert werden. Reinhard Seger

miere. Die Teilnehmer der Info-Sifa hatten als erste in der Papierindustrie Gelegen-heit, dieses Exponat der „Risiko raus!“-Kampagne der BG RCI auf Herz und Nie-ren zu prüfen. Vom interaktiven Sehtest am

Extreme Klimabedingungen erfordern spezielle Schutzausrüstungen. Hier wird der Einsatz ei-ner Kühlweste – wie sie auch bei der Brandbe-kämpfung zum Einsatz kommt – demonstriert.

Bildschirm über einen speziellen Fahrsi-mulator, der jedem die Tücken der Ablen-kung beim Autofahren vor Augen führt, bis hin zur Geschicklichkeitsprüfung mit Hilfe eines funkferngesteuerten Modell-Gabel-

Was wie eine Pause aussieht, ist pure Lerner-fahrung: Ralph Willmann (M.) vom „Theater in-teraktiv“ beobachtet die Teilnehmer bei einer Übung zur Gesprächsentwicklung.

Die Grund-lage für den s i c h e r e n K r ant r ans -port sind gut ausgebildete und unter wie-sene Mitarbeiter. Die Informationen auf der neuen CD „Si-cherheit- und Gesundheits-schutz 2010“ helfen bei dieser Aufgabe. Foto: Claus Beier

Mobil und damit ideal für mittlere und kleinere Unternehmen, die eine betriebliche Aktion zur Kampagne „Risiko raus!“ gestalten wollen: Das Risikomobil der BG RCI.

staplers hatte jeder Gelegenheit, sich mit dem Thema „Sicher fahren und transpor-tieren“ auseinanderzusetzen. Reinhard Seger

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Rübensaft für motorkraftfuel 21 produziert aus Zuckerrüben den Kraftstoff Bioethanol

Schmeckt Kraftstoff süß, wenn er statt aus Erdöl aus Zuckerrüben hergestellt wird? „Bioethanol lässt sich mit den üblichen Analysemethoden nicht von indus-triellem Alkohol unterscheiden“, weist Dr. Albrecht Schaper die unbedarft geäußerte Vermutung zurück. Schaper muss es wissen. Er ist Mitglied der Geschäfts-leitung der fuel 21 GmbH in Klein Wanzleben bei Mag-deburg. In dem zur Nordzucker AG gehörenden Betrieb werden seit 2007 Zuckerrüben zu Bioethanol verarbei-tet, der als Kraftstoff für Ottomotoren genutzt wird.

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Zur Produktion des Bioethanols wird aus den angelieferten Zuckerrüben zunächst ganz konventionell Zuckersaft extrahiert. Während in der benachbarten Zuckerfabrik der größte Teil davon zu Zucker kristallisiert wird, erfolgt bei fuel 21 in einem mehrstufi-gen Prozess die Veredelung zum Kraftstoff. „Während der Zuckerrübenkampagne von September bis Dezember wird hierfür di-rekt der sogenannte Rohsaft verwendet, außerhalb der Kampagne kommt Dicksaft zum Einsatz, der teilweise auch von ande-ren Betrieben der Nordzucker AG angeliefert wird“, erläutert Udo Harten, Werkleiter der Zuckerfabrik.

Der zentrale Schritt der Umwandlung ist die Fermentation, bei der die Zuckermo-leküle mittels Hefe zu Ethanol aufgespal-ten werden. „Bei den Hefen gibt es große Unterschiede, sodass wir einige Zeit expe-rimentieren mussten, um den optimalen Hefestamm für unsere Zuckerrüben heraus-zufinden“, verrät Schaper. Wichtig für das Hefewachstum ist, dass Zuckersäfte auch mineralische und organische Bestandteile enthalten, beispielsweise Phosphor- und Stickstoffverbindungen. „Als Rohstoff wä-ren auch Melasse oder stärkereiche Getrei-desorten geeignet. Aber da die Nordzucker AG als Muttergesellschaft über 100 Jahre Er-fahrung in der Verarbeitung von Zuckerrüben hat, nutzt fuel 21 dieses Know-how.“

Die Fermentation erfolgt in Klein Wanzle-ben in drei Vor- und sechs Hauptfermentern. Die Vorfermenter dienen als Hefeanzucht-tanks, um die für die Gärung notwendige Hefezellkonzentration zu erreichen. Ist diese

erreicht, wird der Ansatz in die Maische des Hauptfermenters gepumpt. Dort setzt unter starker CO2-Bildung eine intensive Alkohol-bildung ein, wodurch die Hefevermehrung nachlässt und schließlich ganz zum Erliegen kommt. Nach Beendigung der Gärung be-trägt die Alkoholkonzentration je nach Hefe zwischen 12 und 15 Prozent. Um die Konzen-tration des Alkohols zu erhöhen, schließt sich an die Fermentation eine Destillation an. Mit diesem thermischen Trennprozess lässt sich Alkohol aufgrund des im Vergleich zu Wasser niedrigeren Siedepunktes bis auf 96 Prozent aufkonzentrieren.

„Vier Prozent Wasser im Tank sind immer noch zuviel“, weiß Schaper. „Die Spezifi-kation für Kraftstoffe erfordert einen gerin-geren Wasseranteil.“ Um dieses Restwasser dem Alkohol zu entziehen, verwendet man in Klein Wanzleben Molekularsiebe. Diese

sind mit Zeolite gefüllt, die selektiv Was-serdämpfe adsorbieren. Das entwässerte Bioethanol hat schließlich eine Reinheit von 99,9 Prozent.

Rund 130 Millionen Liter Alkohol werden pro Jahr in Klein Wanzleben hergestellt und überwiegend mit Bahnkesselwagen an Raffinerien geliefert. Ethanol wird dort beispielsweise zur Herstellung des Oktan-zahlverbesserers ETBE (Ethyl-Tertiär-Butyl-Ether) verwendet. Ein weiterer Kundenkreis sind Mineralölfirmen, die Ethanol als Zu-schlagstoff dem Normal- und Superbenzin aufgrund des Biokraftstoffquotengesetzes beimischen müssen. „Da diese Kraftstof-fe in Fahrzeugen mit Ottomotor eingesetzt werden, spricht man hierbei auch von Otto-kraftstoffen“, erklärt Schaper. Europäische Normen erlauben zurzeit einen Gehalt von 5 Prozent Bioethanol, demnächst von 10 Pro-zent. „Ethanol verbrennt deutlich sauberer als Benzin. Und durch die Verwendung nach-wachsender Rohstoffe wie der Zuckerrüben unterstützen wir das Ziel der Europäischen Union, bis 2020 den Ausstoß an Treibhaus-gasen um mindestens 20 Prozent zu sen-ken“, wirbt Schaper. Als eigene Marke ver-treibt das Unternehmen den Kraftstoff E85, der bis zu 85 Prozent aus Bioethanol und nur zu 15 Prozent aus Ottokraftstoffen be-steht. Aus Zuckersaft wird so geballte Kraft für Motoren: Ethanol hat eine Oktanzahl von mindestens 104. Dr. Joachim Sommer

Bioethanol und Biodiesel

Im Gegensatz zu dem beschriebenen Bio-ethanol, das aus Zucker oder Getreide hergestellt und als Zusatz zu Normal- und Superbenzin verwendet werden kann, wird Biodiesel aus Ölpflanzen wie Raps hergestellt. Das gewonnene Öl wird che-misch mit Methanol zu Rapsmethylester umgesetzt und ist in der Verwendung ähn-lich dem Dieselkraftstoff.

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In einem mehrstufigen Prozess wird Zuckersaft zum Kraftstoff Bio-ethanol veredelt. Foto l.: fuel 21

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Jutta Kleinschmidt wirbt für Reduzierung der Unfallzahlen

Rallye-Siegerin gibt tipps beim „Risiko raus!“-kampagnentag der BG RCI

Vor der Kulisse historischer Autos und Lastwagen informierte die Berufsge-nossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie Vertreter ihrer Mitgliedsun-ternehmen und Auszubildende über die neue Verkehrssicherheitskampagne „Risiko raus!“ der gesetzlichen Unfallversicherer. Rund 400 Gäste kamen ins Auto&Technik Museum im badischen Sinsheim. Spannende Vorträge und eine Halle voller praktischer Modelle und Exponate zum Thema „Sicher Fahren und Transportieren“ erwarteten sie.

Unfälle beim innerbetrieblichen Transport sowie auf dem Weg zur Arbeit entstehen einerseits durch mangelnde Organisation und andererseits durch Unachtsamkeit des Fahrers. Als Profi, für den Sicherheit über-

lebenswichtig ist, lässt Jutta Kleinschmidt beides nicht durchgehen. Bei einem Sprung mit dem Motorrad über eine Düne in der Sahara wäre ihr die laxe Auslegung einer Wegbeschreibung fast zum Verhängnis ge-worden. „Anweisungen sind unbedingt zu beachten, ob bei der Rallye Paris-Dakar oder im täglichen Arbeitsleben“, appellierte die Rennfahrerin an die Gäste im Kino des Sins-heimer Museums. Einem Werksteam kehrte sie den Rücken, weil Mechaniker eingespart wurden. Die Organisation einer verlässli-chen Wartung des Autos war nicht mehr gewährleistet, Unfälle drohten.

Zwölf Wegeunfälle im Zuständigkeitsbe-reich der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) endeten 2009 tödlich. 4.700 Arbeitsunfälle ereig-neten sich im gleichen Zeitraum beim in-nerbetrieblichen Transport und Verkehr. „Die Unfälle beim Fahren und Transportie-ren sind schwerwiegender als in anderen Bereichen“, erläuterte Helmut Ehnes. Der Leiter der Prävention der BG RCI stellte die Schwerpunkte der Kampagne vor. So ge-hören zum Thema sicheres Fahren und Ge-schwindigkeit eine vernünftige Zeitplanung und sinnvolle Verkehrslenkung im Betrieb. „Sehen und gesehen werden“ erfordere Dis-

kussionen über Systeme zum Ausgleich von Sichtbeeinträchtigungen sowie eine gute Beleuchtung.

Wissensdefizite müssten beim Thema La-dungssicherung ausgeglichen und geeig-nete Zurrmittel eingesetzt werden. Die von Ehnes geforderte Ausrüstung aller Fahrzeu-ge mit Rückhaltesystemen und die konse-quentere Nutzung von Sicherheitsgurten sind ein weiterer Schwerpunkt der mehr-jährigen Kampagne.

„Jeder Unternehmer ist verpflichtet, Gefähr-dungsbeurteilungen für betriebliche Abläufe zu erstellen. Leider hält sich nicht jeder da-ran, oder die Vorgaben werden ignoriert. Das muss sich ändern!“, mahnte Ulrich Mees-mann, Mitglied der Geschäftsführung der BG RCI. Ein Ziel der Kampagne sei es, die Akzeptanz der Sicherheits- und Unfallver-hütungsvorschriften zu erhöhen. „Mit »Ri-siko raus!« wollen wir die Risiken bewusst machen und zu mehr Aufmerksamkeit beim betrieblichen Transport, im Straßenverkehr und bei der Ladungssicherung anregen“, so Meesmann.

Kurzfristig auf Risiko zu setzen, um sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen, zahlt sich nie aus. Diese Erfahrung hat Jutta Kleinschmidt im Laufe ihrer Karriere öfter gemacht. Sie sah Kollegen, die ihr Limit überschritten – und schnell wegen eines Crashs oder technischen Defekts ausschie-den. „Rallyes wie die Paris-Dakar sind auf langfristiges Durchhalten angelegt, da hat Risiko nichts zu suchen.“ Kleinschmidt stand auch später beim praktischen Teil in der Aus-

Für den Profi ist Sicherheit überlebenswichtig: Rallye-Paris-Dakar-Siegerin Jutta Kleinschmidt lässt Unachtsamkeiten nicht durchgehen.

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stellungshalle unter dem Flugzeugveteran Ju 52 Fragestellern mit Tipps und Tricks zur Verfügung. Neben einem Pkw-Überschlag-simulator und der „Operation Safety“, einer dreidimensionalen Simulation der realen Arbeitswelt mit ihren Gefahren, standen in der Halle die Aktionsmedien, die zur Um-setzung der Kampagne von der BG RCI an die Betriebe ausgeliehen werden können. Dazu gehören das „Wiener Testsystem“ zum Stressverhalten ebenso wie ein Ladungs-sicherungsmodell. Zusätzlich bietet die BG

RCI die Wanderausstellung „Risiko raus!“ an. Sie richtet sich an Führungskräfte und Mitarbeiter in Mittel- und Großbetrieben. Mit praktischen Modellen wie einem fern-steuerbaren Gabelstapler und Simulatio-nen werden die Besucher auf Präventions-schwerpunkte hingewiesen.

Die BG RCI-Präventionsberater stehen allen Interessenten zur Verfügung, um mit ihnen passgenaue Vorschläge zur Kampagne für Groß-, Mittel- und Kleinbetriebe zu entwi-

Rallye-Fahrerin Jutta Kleinschmidt auf der Pressekonferenz zum Thema „Sicher Fahren und Transportieren“. Auf unserem Foto mit Moderatorin Gudrun Loeb, Präventionsleiter Helmut Ehnes (l.) und Ulrich Meesmann, Mitglied der BG RCI-Geschäftsführung (r.).

SWR4-Interview mit Jutta Kleinschmidt, Helmut Ehnes und Ulrich Meesmann. Fotos: bgrci/jn

ckeln. Beim Bildungs- und Seminarangebot gibt es eine Neuerung: Verkehrssicherheits-trainings werden nun für alle Branchen der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und che-mische Industrie mit 100 Euro pro Teilneh-mer bezuschusst.

Informationen zur „Risiko raus!“-Kampagne der BG RCI gibt es unter www.risiko-raus-kampagne.de. Die Exponate können unter www.aktionsmedien-bg.de angesehen und gebucht werden. Jörg Nierzwicki

Gut besucht: Die Exponatehalle der BG RCI zur Verkehrssicherheitskampa-gne „Risiko raus!“.

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BG RCI mit weiteren Partnern auf der Bauma 2010 in münchen

Kirsten ist zum x-ten Mal wohlbe-halten auf den Boden der Halle B5 auf der BAUMA in München zu-rückgekehrt. Die Höhenretter ha-ben ganze Arbeit geleistet. Sie klin-ken die in schwarz-gelb gekleidete Frau mit ihrer Persönlichen Schutz-ausrüstung (PSA) aus dem Stahl-seil. Applaus vom Publikum für die Männer der Grubenrettung der Be-rufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie der Branche Bergbau aus Leipzig.

Die Grubenretter zeigten sichere Wartungsarbeiten in und professio-nelle Rettung aus der Höhe. Präsen-tationen wie diese zählten zu den Highlights auf dem Gemeinschafts-stand der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), der Be-rufsgenossenschaften Bau, Roh-stoffe und chemische Industrie, Verkehr und des Deutschen Ver-kehrssicherheitsrats (DVR) auf der diesjährigen BAUMA in München.

Peter Kloner von der Vereinigung der Metall-Berufsgenossenschaf-ten (VMBG) hatte die Reaktionen auf die Vorführungen beobach-tet: „Jeder benutzt PSA, aber viele wissen nicht, wie man im Ernstfall mögliche Opfer retten kann.“ Eini-ge seiner Gesprächspartner haben den Profis deshalb sehr aufmerk-sam zugesehen. So kamen am Ge-meinschaftsstand schnell bran-

Seinen 50. Geburtstag feierte am 13. April 2010 der Vorsitzende der Vertreter-versammlung der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie, Stefan Weis. Bereits seit 2001 war Weis als Mitglied der Selbstverwaltungsorga-ne bei der früheren Steinbruchs-Berufsgenossenschaft wie auch bei der frühe-ren Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie tätig. In Ausschüssen und Vereinen nimmt er vielfältige Aufgaben wahr. Am 20. Januar 2010 war Weis zum Vorsitzenden der Vertreterversammlung der BG RCI gewählt worden. K. Vogt

Stefan Weis – 50 Jahre

chenübergreifende Gespräche in Gang. Ralf Brandau beantwortete für die BG Verkehr Fragen nach An-tirutschmatten für die Ladungssi-cherung, Lorenz Egerer und seine Kollegen von der BG Bau zeigten das Kamera-Monitor-System am Telehandler und Katrin Ilhan vom DVR verknüpfte mit ihrer professi-onellen Moderation die Inhalte der Standpartner.

Auf einem als Anschlagpunkt für die Höhenrettung dienenden Gra-nitblock hatte Holger Schäler vom Institut für Fertigteiltechnik und Fer-tigbau Weimar seinen Laptop mit dem Lärm-Simulationstool DeSi aufgebaut. Insbesondere Berufs-schullehrer interessierten sich für die Möglichkeit, ihren Schülern per Software zu demonstrieren, wie sich Lärmschutzmaßnahmen in konkreten Situationen auswirken.

Spielerische Lernerfolge verbuch-ten Patrick Staack und Felix Wa-niek mit dem DVR-Geländewagen-Parcours und den ferngesteuerten Modellautos. Hier ist ein Trainings-gelände im Maßstab 1:30 nachge-bildet, um Arbeiter großer Baustel-len, im Minenbetrieb oder Tagebau für die Risiken zu sensibilisieren, die meist nur über unbefestigte Wege zu ihrem Arbeitsplatz kom-men. Jörg Nierzwicki

Die Berufsgenossenschaften auf der Bauma 2010 in München. Foto: bgrci/jn

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effektive Sekundärprävention durch odIn

Eine nicht unerhebliche Anzahl von Be-schäftigten in vielen Betrieben, Instituten und anderen Bereichen vieler Branchen füh-ren auch heute noch Tätigkeiten mit krebs- erzeugenden oder erbgutverändernden Stoffen und Zubereitungen durch. Zwischen der Tätigkeit mit dem Gefahrstoff und dem eventuell Auftreten einer Berufskrankheit vergehen unter Umständen Jahrzehnte. Häu-fig kann der Betroffene deswegen keinen ursächlichen Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit und der Exposition ge-genüber dem krebserzeugenden Gefahr-stoff herstellen.

Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchun-gen können zwar die Entstehung eines Be-rufskrebses nach Tätigkeiten mit krebser-zeugenden Gefahrstoffen nicht verhindern. Jedoch kann die regelmäßig durchgeführte arbeitsmedizinische Untersuchung, unter Umständen eine lange Zeit nach der Tätig-keit mit krebserzeugenden Gefahrstoffen, entstehende bösartige Erkrankung im Früh-stadium entdecken. Wird eine Krebserkran-kung im Frühstadium entdeckt, bestehen in der Regel bessere Behandlungsoptionen.

In Deutschland ist in der Verordnung zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge festge-schrieben, dass der Arbeitgeber den Be-schäftigten sowie ehemals Beschäftigten nachgehende Untersuchungen anzubieten

hat, wenn sie Tätigkeiten mit Exposition ge-genüber krebserzeugenden oder erbgutver-ändernden Stoffen und Zubereitungen der Kategorie I oder II durchgeführt haben. Na-türlich gestaltet sich die Organisation sol-cher nachgehenden Untersuchungen für den Unternehmer nach dem Ausscheiden der Beschäftigten aus dem Unternehmen nicht immer leicht. Vielleicht genießen die ehemaligen Beschäftigen ihren Ruhestand weit weg vom Unternehmensstandort oder haben mehrere Umzüge hinter sich, sodass die aktuelle Wohnadresse nicht ohne Auf-wand zu ermitteln ist. Es ist unter bestimm-ten Voraussetzungen möglich, dass der Unternehmer seine Verpflichtung zum An-gebot nachgehender Untersuchungen auf den Träger der gesetzlichen Unfallversiche-rung überträgt. Für diesen Fall übernimmt der Organisationsdienst für nachgehende Untersuchungen (ODIN) in Heidelberg die Organisation der nachgehenden Untersu-chungen.

Schon 1987 wurde ODIN als zentrale Dienst-leistungseinrichtung der gesetzlichen Un-fallversicherungsträger und als Gemein-schaftsprojekt ins Leben gerufen. ODIN stellt mit seinem Angebot sicher, dass die-jenigen ehemaligen Beschäftigten, die es wünschen, bis ins hohe Alter regelmäßig ar-beitsmedizinisch untersucht werden, ohne dass der Krankenkasse dabei Kosten ent-

stehen. Derzeit ist ODIN für 20 gewerbliche Berufsgenossenschaften und ebenso viele Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand zuständig. Knapp 50.000 Personen sind bei ODIN erfasst. Ungefähr 30.000 von ihnen sind bereits aus dem Unternehmen ausgeschieden, sodass sie Anspruch auf nachgehende Untersuchungen haben.

In den vergangenen Jahren wurden mehr-fach die rechtlichen Voraussetzungen für das Angebot der nachgehenden Unter-suchungen verändert. Vorgaben für das Angebot gab es in der Unfallverhütungs-vorschrift „Arbeitsmedizinische Vorsorge (BGVA 4)“, in der „Gefahrstoffverordnung“ und aktuell in der „Verordnung zur Arbeits-medizinischen Vorsorge“. Aufgrund dieser historischen Rechtsentwicklung ist es für den Unternehmer nicht immer leicht, bei unterschiedlichen Fallgestaltungen zu ent-scheiden, welchen Beschäftigten ein An-gebot für die nachgehende Untersuchung gemacht werden muss und welchen nicht. Um die Unternehmer in diesem komplexen Themenfeld zu unterstützen, hat ODIN eine eigene Homepage gestaltet, die vielfältige Informationsmöglichkeiten für Unterneh-mer, Arbeitnehmer und Ärzte beinhaltet. Die Homepage bietet anwenderfreundli-che Fallgestaltungen, Powerpoint-Präsen-tationen, Zahlen rund um den Organisati-onsdienst nachgehender Untersuchungen, weitergehende Informationen für Ärzte und stellt den Meldebogen im Netz bereit: www.odin-info.de. Auch in Zukunft ist es das oberste Ziel des Organisationsdienstes für nachgehende Untersuchungen im Rahmen der Sekundärprävention, berufsbedingte Krebserkrankungen so früh wie möglich durch nachgehende Untersuchungen zu entdecken. Dr. Matthias Kluckert

Auch Jahrzehnte nach Beendigung einer Tätigkeit mit krebserzeugenden bzw. erbgutverändernden Gefahrstoffen können noch Berufskrankheiten auftre-ten. Regelmäßige Nachuntersuchungen nach Beendigung der Tätigkeit mit diesen Gefahrstoffen können dazu beitragen, eine sich evtl. entwickelnde be-rufsbedingte Krebserkrankung frühzeitig zu entdecken. Dadurch werden die Heilungschancen vergrößert. Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen nach Beendigung der eigentlichen Tätigkeit werden als „nachgehende Unter-suchungen“ bezeichnet.

Das Team von Odin stellt sich vor (v.l.): Reinhard Detzner (Leiter der Abteilung), Jürgen Meier, Heike Potztave und Jutta Krambs. Foto: bgrci/Doris Keller

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Da werden zum Zweck der Unfallverhütung Vorschriften von unternehmensinternen Anweisungen bis zu EU-Richtlinien in auf-wendigen und langwierigen Verfahren – oft sogar unter Einbeziehung wissenschaftli-cher Forschungsergebnisse – auf den Weg gebracht … und mitten im Sozialgesetz-buch steht dann ein Satz wie dieser: „Ver-botswidriges Handeln schließt die Annahme eines Arbeitsunfalles nicht aus.“

Wieso nimmt jemand bei verbotswidrigem Handeln zusätzlich das Risiko einer Ver-letzung billigend in Kauf? Weil er davon ausgeht und darauf vertraut, dass schon nichts passieren wird? Das Wissen um die Gefahr allein reicht meist nicht aus, um das eigene Handeln so anzupassen, dass die Vorschriften eingehalten werden. Wird z. B. die Schutzeinrichtung an einer Ma-schine entfernt, um schneller arbeiten zu können, weiß der Betreffende in der Re-gel, dass ihn dieses Verhalten den Ver-lust eines Körperteils kosten kann. Wider besseren Wissens wird das Risiko als so gering eingeschätzt, dass die Risiko-Nut-zen-Abwägung zum verbotswidrigen Han-deln verleitet. Die Gefahr wird theorisiert. Auch bei der Missachtung von Geschwin-digkeitsbeschränkungen wird in der Regel davon ausgegangen und darauf vertraut, dass man weder erwischt wird noch dass es zu einem Unfall kommt.

„ … und außerdem besteht im Schadens-fall kein Unfallversicherungsschutz“ ist in diesem Zusammenhang kein zugkräftiges Argument, um das Handeln in die richti-ge Richtung zu bewegen. Da die verbots-widrig Handelnden mehr oder weniger da-von überzeugt sind, dass nichts passieren wird, empfinden sie den Verlust des Un-fallversicherungsschutzes nicht als pro-blematisch.

Hier ist jedoch der genaue Wortlaut des § 7 Abs. 2 SGB VII zu beachten: „Verbots-widriges Handeln schließt die Annahme ei-nes Arbeitsunfalles nicht aus“ heißt nicht, dass jedes verbotswidrige Handeln versi-chert ist. Vielmehr ist auf die Handlungs-tendenz abzustellen. Warum wird verbots-

widrig gehandelt? Aus betrieblichen oder rein privaten Motiven? Wird die Geschwin-digkeitsbegrenzung erheblich überschrit-ten, um noch rechtzeitig zu einem Sitzungs- termin oder zu einem Kundenbesuch zu kommen oder um die Blondine an der Am-pel zu beeindrucken?

§ 7 Abs. 2 SGB VII

„Verbotswidriges handeln schließt die Annahme eines Arbeitsunfalles nicht aus“

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Wird – weil gerade keine Leiter greifbar ist – halsbrecherisch am Regal herumgeklet-tert, um dem Chef schnell die Unterlagen bringen zu können?

Mit anderen Worten: Handelt jemand „be-triebsdienlich“ – wenn auch im Schadens-fall nur vermeintlich –, also in dem Glauben, der leichtsinnige Einsatz führe zur leichte-ren oder schnelleren Erledigung der (versi-cherten) Tätigkeit, so greift § 7 Abs. 2 SGB VII. In der Rechtsprechung wird selbst das Überschreiten eines Bahnkörpers oder der Absprung vom fahrenden Zug, um rascher den Arbeitsplatz zu erreichen, nicht als „selbstgeschaffene Gefahr“ angesehen. Das leichtsinnige und gefährliche Verhal-ten resultiere nicht aus privaten Motiven, so dass der innere Zusammenhang mit der betrieblichen Tätigkeit nicht beseitigt wor-den sei, heißt es.

Solange es die Intention des Verkehrsteil-nehmers ist, die Arbeitsstätte schnellstmög-lich zu erreichen, wird der Unfallversiche-rungsschutz auf dem Weg dorthin selbst dadurch nicht ausgeschlossen, dass der Versicherte aufgrund seiner Fahrweise we-gen fahrlässiger Straßenverkehrsgefähr-dung verurteilt und bestraft wird. Selbst der anschließend als Strafe verhängte Entzug der Fahrerlaubnis ist für den gesetzlichen Unfallversicherungsschutz unschädlich. Das rücksichtslose Überholen mehrerer Fahrzeu-ge mit einem Motorrad in einer langgezo-genen, unübersichtlichen Rechtskurve und der daraus resultierende Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Pkw führte in einem Fall beispielsweise nicht zum Verlust des Versicherungsschutzes. Dies, obwohl der Motorradfahrer sich anscheinend nicht auf seine Pflichten als Fahrer besonnen hat-te und unbekümmert um die Folgen drauflos gefahren war. Zwar ist das vom Wegeunfall-versicherungsschutz umfasste straßenver-kehrstypische Risiko durch sein Verhalten beim Überholen erhöht gewesen, jedoch hat es sich dabei nicht um ein neues, verkehrs-fremdes Risiko gehandelt. Die augenschein-liche Rücksichtslosigkeit wurde nicht mit ei-gensüchtigem Verhalten gleichgesetzt, das

als privates Motiv für den Überholvorgang als alleinige Unfallursache für den Unfall zur Lösung von der betrieblichen Tätigkeit und zum Haftungsausschluss geführt hätte. Ein hohes Maß an Selbstverschulden gefährdet den Versicherungsschutz erst dann, wenn private Interressen die betrieblichen in den Hintergrund drängen. Dies wäre zum Bei-spiel der Fall, wenn der Zeitgewinn durch Rasen, riskante Überholmanöver oder an-dere verbotswidrige Verkehrsgefährdungen zu einer auf dem Weg zur Arbeitsstätte ein-geschobenen Erledigung privater Einkäufe genutzt worden wäre.

Das Sozialgesetzbuch sieht bei Anerken-nung als Arbeits-/Wegeunfall jedoch auch Leistungsbeschränkungen im Hinblick auf Extremfälle verbotswidrigen Handelns vor. Leistungen können nach § 101 Abs. 2 SGB VII ganz oder teilweise versagt oder entzo-gen werden, wenn der Versicherungsfall bei einer von Versicherten begangenen Hand-lung eingetreten ist, die nach rechtskräfti-gem strafgerichtlichen Urteil ein Verbrechen oder vorsätzliches Vergehen ist, z.B. auch bei vorsätzlicher Straßenverkehrsgefähr-dung in Tateinheit mit fahrlässiger Körper-verletzung.

In Fällen, die zwar als Arbeits- bzw. Wege-unfall anerkannt werden, weil keine Lösung von der betrieblichen Tätigkeit eingetreten ist – diese also immer noch Handlungsten-denz war –, sind hinsichtlich der zu gewäh-renden Leistungen Ermessenserwägungen zu treffen. Hier wird ein Ausgleich geschaf-fen zwischen dem Grundsatz, dass das

Sozialrecht keine strafrechtlichen Funkti-onen wahrzunehmen hat, und dem sozial-ethisch nicht tolerierbaren Ergebnis, dass schwere Strafverstöße durch Sozialleistun-gen „belohnt“ würden. Bei pflichtgemäßer Ermessensausübung sind alle Umstände des Einzelfalls wie Art und Ausführung der Straftat, ob sie auf eine bewusste Schädi-gung anderer angelegt war, inwiefern Hand-lungsdruck (des Arbeitgebers) die Situation beeinflusste, Verschuldensgrad, Ausmaß der Schädigung sowie die Auswirkung der Entscheidung auf die persönlichen Verhält-nisse zu berücksichtigen.

Was kann getan werden, um Fälle, wie sie mit § 7 Abs. 2 SGB VII angesprochen wer-den, zu vermeiden? Einziger Ansatz ist hier die Einflussnahme auf das Risikobewusst-sein der Versicherten. Unabhängig von der Frage des Unfallversicherungsschutzes und der Leistungsgewährung muss die Unfall-gefahr so bewusst gemacht werden, dass die gewonnene Einsicht dazu bewegt, sich in entsprechenden Situationen gegen das verbotswidrige und für das sichere Handeln zu entscheiden. Das Ergebnis der individu-ellen Risikoabwägung muss eine Verspätung billigend in Kauf nehmen,nicht die Gefahr.

Beispiel für eine Präventionskampagne im vorbeschriebenen Sinne sind die „Runter vom Gas“-Autobahnplakate, die Rasern verdeutlichen, was passieren kann, wenn durch überhöhte Geschwindigkeit die Kontrolle über das Fahrzeug verloren geht. Anne Treppner/Klaus Münch

Einflussnahme auf das Risikobewusstsein: Die „Runter vom Gas“-Autobahnplakate. Sie verdeutli-chen die Folgen überhöhter Geschwindigkeit. Fotos: dvr

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Impressum BGRCI.HerausgeberBerufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie, Kurfürsten-Anlage 62D-69115 Heidelberg

VerantwortlichThomas Köhler, Theodor Bülhoff, Ulrich Meesmann

ChefredaktionUlrike Jansen

RedaktionsleitungNorbert Ulitzka

RedaktionsassistenzMarina Prelovsek, Martina Gindler

Kontakt Redaktion BG RCI.magazin Postfach 10 04 29, D-44704 Bochum Hunscheidtstraße 18, D-44789 Bochum Telefon 02 34/3 16-3 54, Telefax 02 34/3 16-3 78 E-Mail [email protected] www.bgrci.de

RedaktionManfred Bucher, Dr. Michael Glück, Doris Keller, Dr. Matthias Kluckert, Jörg Nierzwicki, Klaus-Peter Pfingsten, Reinhard Seger, Hanns-Henrick Sternke, Georg Wörsdörfer

GrafikLaupenmühlen Druck GmbH & Co. KG, Bochum

Druck und Versandte Neues Druckereigesellschaft mbH & Co. KG, Kempen

Auflage95.000

Erscheinungsweise 6 Ausgaben jährlich

Für unverlangte Einsendungen keine Gewähr. Mit Autorennamen oder Namenszeichen versehene Beiträge geben ausschließlich die Meinungen der jeweiligen Verfasser wieder. Personenbezeichnungen beziehen sich gleicher- maßen auf Frauen und Männer, auch wenn dies in der Schreibweise nicht immer zum Ausdruck kommt. Zitierweise: BG RCI.magazin, Heft, Jahrgang, Seite

© BG RCI, HeidelbergAlle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.

ZkZ-nr.: 57433

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Die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) bietet eine neue Fortbildung für Fachkräfte für Arbeits-sicherheit, Ausbilder und andere Fach- und Führungskräfte, Personalentwickler und Re-ferenten betriebsbezogener Seminare an, die betriebliche Arbeitsschutz-Veranstaltungen organisieren und durchführen. In fünf Qua-lifizierungsstufen werden die Absolventen befähigt, kompetenz- und transferorientiert Weiterbildungsmodule und Veranstaltungen im Arbeitsschutz zu planen, durchzuführen und nachzubereiten. Die Fortbildung vermit-telt den Teilnehmern, wie sie Weiterbildungs-bedarf im Unternehmen ermitteln, internen Unterricht planen und durchführen. Ein wei-terer Baustein ist die Transfersicherung, die Evaluation und das Controlling des Weiter-bildungserfolgs bzw. die Nachhaltigkeit der Unterweisung. Die Teilnehmer erhalten fun-diertes Rüstzeug zur Gestaltung von Unter-richtsmedien wie z.B. Flipchart oder Power-point und wie diese wirkungsvoll eingesetzt werden können.

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Informationen zur Teilnahme am Workshop sind außerdem erhältlich bei Angelika Platz, Tel. 06321/588-411, im Zentrum für Arbeitssicherheit „Haus Maikammer“ oder per E-Mail unter [email protected]. Gunda Hundeborn

weisungssystems im Unternehmen erhalten die Teilnehmer in den Seminaren „Mitarbeiter wirksam unterweisen“ (Grundlagenseminar und Methodentraining), „Sicherheit erfolg-

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