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  • 8/6/2019 1 Seite im Standard zum rechtsextremen 8.Mai Gedenken in Wien

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    DONNERSTAG, S. MAI 2011 INLAND

    Strache umwirbt wieder den rechten RandFP-Chef Strache wirdbeim "Heldengedenken"der Burschenschafter dieTotenrede halten.Beobachter sehen darinden Versuch, sich bei denextrem Rechten in seinerPartei wieder beliebterzu machen.

    Saskia JungnikJPeter MayrWien - FPChef Heinz-ChristianStrache bemht sich um Schadensbegrenzung: Seine Israel-Reise Ende des Jahres 2010 hat am extrem rechten Rand in den eigenenReihen fr Aufregung gesorgt. Am8. Mai, dem Jahrestag der Kapitulation Nazi-Deutschlands, trittStrache als Festredner bei der Heldenehrung der deutschnationalenBurschenschafter in Wien auf. EinVersuch, sich bei den Schlagenden wieder Liebkind zu machen.In d ~ r Konsolidierungsphaseder FPO - nach der Abspal[ungvon Jrg Haider und dem BZO imJahr 2005 - htten die Schlagenden viel zur Wiedergeburt" derBlauen beigetragen, bekannteStrache selbst. Nun , in de r Phasedes Aufstiegs, drohen sie zumKorsett zu werden. Das merkt derFP-Chefpersonell- die Riege derSchlagenden im Nationalratsteamist lang - und inhaltlich, wie dieharsche interne Kritik an seiner Israel-Reise zeigte.

    Die Fahrt von Strache, offenbarals Signal fr Regierungstauglichkeit gedacht, entpuppte sich alsEigentor. Da nutzte es nichts , dassder FPO-Chef - anscheinend alsSignal an seineMannen -als Kopfbekleidung fr seinen Besnch inder Holocaust-Gedenksttte YadVashem eine .Biertonne" (eineBurschenschafter-Kappe) whlte.Die Wahrnehmung in rechtenPostillen war eindeutig: .Durchsichtige Unterwerfungsgesten",eine .berraschende Liebeserkl-

    Strache bei seiner bisher letzten Rede beim Totengedenken im Jahr 2004, als er neuer Chef der Freiheitlichen wurde. In den Jahren darauf blieb er de r Veranstaltung fern, jetzt ist er wieder dabei. Foto, Fischerrung" an Israel. Whrend einigeihren Parteiaustritt erklrten undStrache als ,Haider 11' bezeichneten, wollen andere die weitereEntwicklung abwarten", schriebdie National Zeitung.Strache wird .belchelt"

    Folgerichtig sei Straches Auftritt am 8. Mai .ein Zugestndnisan die Burschenschafter", sagt Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des sterreichischenWiderstandes (DW). Die habe ernmlich .zu oft vor den Kopf gestoen". Und Strache hat nunZeit, sich um die vergrmtenRechten zu kmmern, schlielichbeschert ihm die SP-VP-Koalition ohne sein Zutun ein Um fragehoch nach dem anderen.

    zen Vermutlich wird er ber dieallgemeine Wehrpflicht reden."Der Ansicht, zwischen demFP-Chef und dem schlagendenMilieu herrsche eine Art Zweckbndnis, kann er nichts abgewinnen, denn: .Die ganz Rechtenmssen sowieso FPO whlen, denen bleIbt keine andere Partei brig. Kmpfen muss er um das brgerliche Spektrum. "

    Strache ist zwar Burschenschafter (PennlerverbindungVandalia), hat in Jugendzeiten aneiner Wehrsportbung mit demNeonazi Gottfried Kssel teilgenommen und war auch in Kontaktmit der wegen NS-Wiederbettigung verbotenen Liste "Nein zurAuslnderflut", trotzdem gilt er inder extremen Rechten nicht als einer der ihren.

    .Die Burschenschafter knnenber Strache Macht ausben,

    Wer krht danach, ob Strachein Israel war oder nicht?", fragthingegen der Historiker Lothar Hbell. Fr ihn ist dieStrache-Rede am 8. Mai SCHWERPUNKT : denn er braucht sie, umdie Kernwhlerschaftzu mobilisieren", be

    schreibt ein Schlagender, der anonym bleiben will, das Verhltnis zwischen dem FP-

    ein .einfach gestrickterSachverhalt": Der FPOChef wolle die vorprogrammierte medialeAufmerksamkeit nut-

    BlaueFeierstundenrechts auen

    Chef und den Deutsch-Nationalen. Viele wrden Strache eher belcheln, ist er doch kein Akademiker und hat auch keine Matura.Neues Parteiprogramm

    Wie schwierig der Spagat zwischen nationaler Honoratiorenpartei und populistischer Volksbewegung ist, zeigt die Debatte umein. neues Parteiprogramm derFPO. Dieses wird seit 2005 angekndigt, scheiterte bisher aber ander Umsetzung. Beim Parteitag am18. Juni soll es so weit se in , dawird das etwa zwlf Seiten dnneneue Programm prsentiert.

    Der mit de r Neufassung .beauftragte stellvertretende FPO-ChefNorbert Hofer spricht von einemguten Kompromiss: "Wir erwhnen gleichermaen, dass Osterreich mit dem deutschen Kulturgut verbunden ist wie auch dassMinderheitenrechte, etwa die derRoma, zu wahren sind - und dassAsylwerber, die nach sterreichkommen, weil sie Hilfe brauchen,diese verdienen." Hofer' ist brigens einer der Nichtbu rschenschafter im FPO-Parlamentsklub.

    DER STANDARD 9Gedenken inMauthausen undim Parlament

    Wien - Ru nd um den Jahrestag derKapitulation Hitler-Deutschlandsam 8. Mai vor 66 Jahren finden insterreich mehrere Gedenkveranstaltungen statt. Whrend dierechten Burschenschaften heuerwieder mit FP-Chef HeinzChristian Strache am Heldenplatzihr Totengedenken" abhaltenund die .Helden" ehren, wird anderswo der Opfer des Nazi-Regimes gedach .In der KZ-Gedenksttte Mauthausen in Obersterreich findetdie Internationale Befreiungsfeierstatt, an der auch Nationalratsprsidentin Barbara Prammer [SPO)und die neue Innenministerin Johanna Mikl-Leitner(VP) teilnehmen werden. Die Gestaltung desProgramms obliegt. dem Mauthausen -Komitee (MKO). Die Gedenkveranstaltung am Sonntag beginntum 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst und endet mit einem Gedenkzug ber den AppeIlplatz.Tags zuvor wird etwa in Gusenund Gunskirchen gedacht.Bereits am Donnerstag findet imParlament das Gedenken an dieOpfer des Nationalsozialismusstatl. Festrednerin der Veranstaltung im Historischen Sitzungssaalist heuer die Autorin und Literaturwissenschafterin Ruth Klger.Teilnehmen werden Vertreter desffentlichen Lebens, an der SpitzeBundesprsident Heinz Fischer,Mitglieder der Bundesregierungund Parlamentarier..Befreiungsfest"

    Mit einer Kranzniederlegungam Denkmal der Opfer der Gestapo arn Morzinplatz gedenken am6. Mai die Wiener Grnen der Befreiung von der Nazi-Herrschaft.Zu Wort kommen werden ArielMuzicant, Prsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien(IKG), sowie Vertret er des KZ-Verbandes. Am 8. Mai findet schlielich ein .Grnes Befreiungsfest"am Heldenplatz unter demMotto. Wer heute nicht feiert, hatverloren!" statt. (red)Kwww.mkoe.at

    Olympengru und Polizeischutz Geschichtsnachhilfe fr die FPVerkehrstipps fr Burschis, Programm auf Neonazi-SeiteWien - Das Programm steht, derFestredner ist gebucht , die Einladungen sind verschickt - alles istvorbereitet, wenn die Burschenschaften am Sonntag in Wien ihr.Heldengedenken" feiern.Lediglich angemeldet sei dieVeranstaltung noch nicht - sagtdie Wiener Polizeidirektion. DerWiener Korporationsring (WKR),ein Dachverband der Wiener Burschenschaften, veranstaltet jhrlich am 8. Mai, dem Jahrestag derKapitulation Hitler-Deutschlands,eine Gedenkfeier vor der Kryptaam Heldenplatz.Dieses Jahr wird das Totengedenken von der. Wiener Akademischen Burschenschaft Olympia"ausgerichtet, die derzeit dem Wiener Korporationsring vorsitzt undals rechtsextremste unter den Burschenschaften gilt. Ihr drften dieSchlagenden es verdanken, dassdas Gedenken, das zuletzt eherbescheidene Besucherzahlen verzeichnete, heuer gro am Heldenplalzgefeiert werden soll und dassFPO-Chef Heinz-Christian Straehe die Totenrede halten wird.Details zum Abend kann manper Mausklick abrufen: au f derneonazis ischen Alpen-DonauHomepage ,deren anonyme Autoren die FPO als .unsere Vorfeldorganisation" bezeichnen.Demnach startet das Gedenkenum 19.30 Uhr vor der Rampe derWiener Universitt. Von dort soll

    der Fackelzug zu r Krypta auf demHeldenplatzgehen. Nach der RedeStraches gibt es die obligatorischeKranzsegnung. .Im Anschlu(siel) daran finden etliche Ausklnge au f den verschiedenstenHusern statt", heit es auf derWebsite der Neonazis.Wie jedes Jahr drfte es zu Gegendemonstrationen kommen.Innerhalb der Burschenschaftenwurden daher Sicherheitstippsverschickt, die dem STANDARD zugespielt wurden.Sorge bei den SchlagendenIm Schreiben, das mit .Olym

    pengru zuvor!" beginnt, heit es,man werde au f dem gesamten Faekel zug . von der Polizei umfassend geschtzt". Auch diesbezglich, dass alle Burschenschafterdie Uni finden, ist ma n optimistisch: .Der Treffpunkt selbst wirdIhnen leicht ersichtlich sein."Doch warnt man: .Die Anreise zuFu knnte problematisch sein."Dafr stnden Verkehrsmittelzu r Verfgung, deren Benutzungfr die Helden-Gedenker unsereOrdner gemeinsam mit der Polizeisicherstellen". Empfohlen werden.Linie U2, Haltestelle Schottentor" oder .diverse Straenbahnlinien, Haltestelle Schotten oroder aber - wenn es ganz schnellgehen soll-ein. Taxi (Ausstieg amTaxistandplatz vor RestaurantLeupold)". (cms, nik)

    FP-Politiker bestreiten NSDAP-Mitgliedschaft von Jagdflieger - trotz klarer BeweiseMichael Mseneder

    Wien - Bei der Wiener FP legtman offensichtlich au f Erkenntnisse der Zeitgeschichte nur bedingten Wert. Schlielich investierte ma n im April gut 30.000Euro fr ein ganzseitiges Inseratder Kronen Zeitung - in dem bestritten wird, dass der 1944 abgestrzte Jagdflieger Walter Nowotny NSDAP-Mitglied war. Trot z gegenteiliger Dokumente.

    .Seine vermeintliche Mitgliedschaft in der NSDAP, die im Ubrigen von seinem Bruder bis zu dessen Tod immer bestritten wurde"findet sich in dem "Offenen Brief"an die damalige InnenministerinMaria Fekter (OVP). Der Wunschan die Politikerin: Sie solle eine imRaum stehende Umbettung Nowotnys vom Wiener Zentralfriedhof in ein anderes Grab verhindern. Dieses Bestreben wird vonder FP Rot-Grn zugeschrieben.

    Dass die ParteimitgliedschaftNowotnys gut dokumentiert ist,scheint die beiden Unterzeichnerdes Briefes, de r Wiener FP-Klubobmann Johann Gudenus und derZweite Wiener LandtagsprsidentJohann Herzog, nicht zu stren.Erkundigt ma n sich beim deutschen Bundesarchiv in Berlin, woein Teil der Akten zur NSDAP aufbewahrt wird, bekommt man eineeindeutige Antwort. Nowotnywurde als 18-Jhriger am 1. Mai1938 mit der Nummer 6.382.781Mitglied de r NSDAP. Im Jahr 1941wurde auch noch sein Umzugnach Wien in der Karteikarte derso genannten Gaukartei vermerkt.

    Whrend Johann Gudenus aufzweimalige Bitte um Rckrufnicht reagierte, zieht Johann Herzog den Befund in Zweifel. .Es istgar nicht sicher, dass Nowotny beider Partei war, schlielich hatdass sein Bruder immer verneint",sagt er.

    Noeh istdas Grab vonWalter Nowotnyauf dem WienerZentralfriedhof,wo jhrlichFeiern abgehalten werden.Foto: Newald

    Warum dann sogar ein Wohnsitzwechsel registriert wurde? . Ineiner Diktatur ist es sicher nicht sogelaufen, dass man alles selbstmachen musste", argumentiert er.Und berhaupt: .E r kann nichtgleichzeitig Wehrmachtssoldatund Parleimitglied gewesen sein."Was Oliver Rathkolb vom Institut fr Zeitgeschichte nicht sosieht. .Es gibt ein Gesetz aus demJahr 1935, in dem geregelt ist , dasswhrend des Armeedienstes dieMitgliedschaft ruhend gestellt ist.Parteimitglied ist man aber trotzdem geblieben", erklrt er. Die Daten aus Berlin wrden stimmen,betont er . Wer die NSDAP-Mitgliedschaft von Nowotny bestreitet, dem empfeh le ich einen Nachhilfekurs in Geschichte."In der Frage der mglichen Ex-humierung und Umbettung desJagdfliegers hat Herzog auch keine wirklichen Beweise, dass dieRot-Grne Stadtregierung dahintersteckt. .Sie haben'das 2003, alsder Status des Ehrengrabes aberkannt wurde. gefordert". sagl er.Im rur Soldalengrber zustndigen Innenministerium verneintman politische Interventionen ,sondern fhrt monetre Grndean. Da der Grabstein immer wieder beschdigt werde und das Innenressort die Reparatur zah lenmsse, berlege man eine Umbettung au f einen Soldatenfriedhof,erklrt Sprecher Rudolf Gonia.