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Umgehen mit Social Media Wie Menschen soziale Netzwerke nutzen

Gabriele Hooffacker

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Erweiterte Realität Was die Sozialen Netzwerke leisten, wird unter anderem

mit dem Begriff „erweiterte Realität“ (augmented reality oder AR, enhanced reality) beschrieben: eine technisch erweiterte Sinneswahrnehmung für den Menschen.

Dabei umfasst AR zusätzlich Techniken, die in die Wahrnehmung der äußeren Welt in Echtzeit eingreifen.

Ergebnis: Die Menschen rezipieren Online-Welten als wahr.

Zumindest als ähnlich wahr wie andere Medien.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erweiterte_Realit%C3%A4t

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Die Nutzung ist altersabhängig... Shell Jugendstudie 2010: „Prägend für die

aktuelle Jugendgeneration in Deutschland sind Leistungsorientierung und ein ausgeprägter Sinn für soziale Beziehungen.“

Welche Rolle spielen Internet und Soziale Netzwerke? Hier unterscheiden sich die Jugendlichen stark nach ihrer sozialen Herkunft.

Bei der Art der Nutzung des Internets zeigt sich eine soziale Spaltung.

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...aber nicht nur das. Die „Gamer“ (24 Prozent der

Jugendlichen mit Netzzugang) – vor allem jüngere männliche Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien – verbringen ihre Zeit im Netz hauptsächlich mit Computerspielen.

„Digitale Netzwerker“ (25 Prozent) – vor allem jüngere weibliche Jugendliche – nutzen vor allem die sozialen Netzwerke (Facebook, StudiVZ).

Für Funktions-User (17 Prozent) – eher ältere weibliche Jugendliche – ist das Internet Mittel zum Zweck: Sie gebrauchen es für Informationen, E-Mails und Einkäufe von zu Hause aus.

Die „Multi-User“ (34 Prozent) – eher ältere männliche Jugendliche aus den oberen Schichten – nutzen schließlich die gesamte Bandbreite des Netzes mit all seinen Funktionalitäten.

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Studie: „Sozialer Raum im Digitalen“

Die virtuelle Welt stellt eine Erweiterung und Fortsetzung des sozialen Raums im Digitalen dar. Das Mitmachen auf Netzwerkplattformen ermöglicht Heranwachsenden

sich sozial zu integrieren, über persönlich wichtige Themen zu diskutieren und damit nicht zuletzt an der (Medien-)

Gesellschaft teilzuhaben. Quelle: Studie von Bernd Schorb, Univ. Leipzig, www.medienkonvergenz-monitoring.de (2006; 2010f.)

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Bildungshintergrund und Online-Realität

Quelle: Bernd Schorb a.a.O. Nur zur Sicherheit: BH = Bildungshintergrund

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Alter und Online-Realität

Quelle: Bernd Schorb a.a.O.

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Schlechte Erfahrungen mit den Online-Netzwerken

Quelle: Bernd Schorb a.a.O.

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Fake-Profile und Identitäts-Diebstahl 8 Prozent berichteten, dass sie „auf Fakes hereingefallen“ sind. Personen sind unter falschem Namen oder mit falschen persönlichen Angaben

(Alter, Geschlecht, Aussehen) im Schutz der Internet-Anonymität mit den Jugendlichen in Kontakt getreten.

5 Prozent haben erlebt, dass eine andere Person die eigene Identität (im Wortsinn) im sozialen Netzwerk gefährdet hat:

Zum einen durch „Account-Hacking“ und „Passwortklau“: „...dass man meine Seite gehackt hat und ein paar dämliche Bilder rein gestellt hat“, „jemand hat mein Passwort geknackt und mich gelöscht sowie meinen Freunden fiese Nachrichten geschrieben!“.

Zum anderen haben andere sich als ‚sie‘ ausgegeben: „von mir gibt es vier Seiten im schülerVZ, davon sind drei nicht von mir“ berichtet z. B. einer der Jugendlichen. Ein anderer schreibt: „Ich wurde gefaked!“

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Fazit von Bernd Schorb Die soziale Realität spiegelt sich in den Sozialen Online-Netzwerken. Die Nähe von digitaler und physischer Realität zeigt sich bei der

Betrachtung sozialer Zusammenhänge: Das Repertoire an Artikulationsmöglichkeiten ist auch im Netz bei

Jugendlichen mit höherer formaler Bildung breiter und reichhaltiger. Auch die Geschlechterunterschiede reproduzieren sich in den

Sozialen Online-Netzwerken. Die Mädchen bewerten die sozial-kommunikativen Funktionen der Netzwerkplattformen höher als die Jungen.

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Gender: Unterschiedliche Selbstdarstellung Beide Geschlechter möchten sich möglichst positiv

darstellen, jedoch unterscheiden sie sich dabei in ihren Strategien.

Frauen nutzen zur Selbstrepräsentation die Profilbilder, die personenbezogenen Angaben und vor allem die Mitgliedschaft in Interessensgruppen. Frauen möchten sich eher authentisch darstellen.

Männer verbergen ihre Identität häufiger, weil sie auf sich neugierig machen möchten.

Quelle: Elisabeth Prommer, HFF Potsdam (2010)

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Pinocchio auf Facebook

Quelle: http://www.glasbergen.com/cartoons-about-social-networking/

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Warum Menschen in Sozialen Netzwerken kaum schwindeln, beantwortet Mitja Back von der Johannes-Gutenberg-Universität

in Mainz: „Zum einen, weil sie (...) ein stärkeres Bedürfnis haben, sich so

zu zeigen, wie sie sind.“ „Zum anderen ist es sehr schwierig, sich auf Online-Profilen zu

verstellen: Viele Informationen auf dem eigenen Profil kommen von anderen Personen (Pinnwand!)

Man kann nicht einfach hunderte neue Bekannte oder zahlreiche Fotoalben von Partys erfinden, um sich möglichst extrovertiert darzustellen – diese sind entweder vorhanden (weil man extrovertiert ist) oder nicht (weil man es nicht ist).“

Quelle: Studie der Persönlichkeitspsychologin Juliane Stopfer und des Psychologen Mitja Back von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (2010f.)

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Sozial-Netzwerke sind keine Spielerei „Es sind tatsächliche Beziehungen, die dort

ausgehandelt werden.“, so Mitja Back. Falsche Angaben zu machen, liege nicht im

Interesse der Nutzer. „Es gibt ein Grundbedürfnis, wahrgenommen zu

werden und sich so darzustellen, wie man ist“ sagt Back.

Achtung, diese Aussage stammt von 2010!

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Nutzerverhalten ändert sich rasch Methodischer Hinweis: Solche Aussagen sind eingeschränkt (Ort, Zeit)

gültig. Alice Ruddigkeit von der Univ. Mannheim et al. weisen darauf hin,

dass sich das Verhalten in sozialen Netzwerken im Verlauf von drei Jahren dramatisch verändert hat. („Dinge, die meine Eltern nicht sehen sollten“, in: Publizistik 58. Jg. Heft 3, September 2013, S. 306f.)

Beispiel: Als Facebook im September 2012 die Funktion der Timeline so veränderte, dass alte Einträge in der Chronik wieder sichtbar waren, glaubten viele Menschen, ihr Facebook-Profil sei gehackt worden.

Sie konnten sich nicht vorstellen, dass sie vor wenigen Jahren selbst so ungeschminkt Auskunft über sich gegeben hatten.

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Nutzertypologie (2013) von Alice Ruddigkeit Die Mitteilsame Blogger Der Netzwerker Die Gruppensortiererin Die Passive Der Bedenkenlose InternetunerfahreneQuelle: Alice Ruddigkeit von der Univ. Mannheim et al.: „Dinge, die meine Eltern nicht

sehen sollten“, in: Publizistik 58. Jg. Heft 3, September 2013, S. 316f.

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Studiendesign Online-Befragung von 684 Personen, Alter zwischen

15 und 42 Jahren 60 Prozent Frauen, 40 % Männer Faktorenanalyse in Bezug auf die Dimension

Informational Privacy, Social Privacy, Psychological Privacy, Physical Privacy.

Clusteranalyse. Ergebnis: Sechs Strategien konditionaler

Selbstauskunft in sozialen Netzwerken.

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Strategien der Selbstauskunft: 1. Die Mitteilsame (n=169)

Überdurchschnittlich hohe und zeitnahe Selbstauskunft

Ziel: Bestehende Kontakte online weiterführen

Zum größten Teil weiblich.(ähnliches Ergebnis bereits bei einer Studie von

Michael Meyen, Univ. München, 2009)

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Strategien der Selbstauskunft: 2. Blogger (n=72)

One-to-many-Kommunikation Ziel: politische Ereignisse verbreiten und

kommentieren Wenig persönliche Freunde Eher älter, formal hohe Bildung

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Strategien der Selbstauskunft: 3. Der Netzwerker (n=43)

Kommentiert viel, sammelt Kontakte Vermutung: Berufsgruppe, in der soziales

Kapital (Bourdieu) wichtig ist Überdurchschnittlich hohe Zahl von

Kontakten Zum größten Teil männlich.

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Strategien der Selbstauskunft: 4. Die Gruppensortiererin (n=183)

Arbeitet gezielt mit Sichtbarkeitsrechten Trennt soziale Sphären Erhöhte Kontrolle der Social Privacy Zum größten Teil weiblich.

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Strategien der Selbstauskunft: 5. Die Passive (n=183)

Reaktiv, keine Normbrüche Selbstauskunft wird toleriert Hohe Aktivität anderer wird als

Grenzüberschreibung empfunden Zum größten Teil weiblich.

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Weitere Strategien der Selbstauskunft

6. Der Bedenkenlose (n=36) Selbstinszenierung durch betonte Nicht-

Regulierung größten Teil männlich.

7. Internetunerfahrene (n=32) Vertrauen in das Wohlwollen anderer Nutzer Nicht für Konsequenzen sensibilisiert.

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Wenn‘s nicht wahr ist Ein klassischer Hoax

(Falschmeldung): Es gibt keinen realen Hintergrund.

Menschen verbreiten ihn aus Hilfsbereitschaft. Siehe auch Moderne Legenden.

Zum Weiterrecherchieren: www.hoax-info.de

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Informationen aus Social Media checken Social Media nutzen, aber richtig: Kontakte finden Bei Verwendung: 1. innerhalb, 2. außerhalb des

Internets gegenprüfen (Telefon, Mail, persönliches Gespräch)

Kontakte halten: aber nur die unverfänglichen. Vorsicht vor „modernenen Legenden“ bzw.

Hoaxes, vgl. www.hoax-info.de

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Social Media Guidelines Viele Unternehmen geben inzwischen eigene

Social-Media-Guidelines für ihre Mitarbeiter heraus. Sie raten:

Privat- und öffentliche Sphäre trennen. Netiquette einhalten Vertrauliches vertraulich behandeln (also:

schweigen). Privatsphäre-Tools der Social Media nutzen.

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Wenn bewusst Pseudonyme eingesetzt werden

Wikipedia erlaubt grundsätzlich Pseudonyme und schützt die Anonymität.

Das steht in Widerspruch zur angestrebten Seriosität.

Immer mehr Wikipedia-Mitarbeiter schreiben deshalb unter Klarnamen – oder legen sich Pseudonyme zu, die wie ein Klarname aussehen.

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Tipp: Pseudonyme Man kann Pseudonyme (Nicknames) nutzen. Auch hier werden reale Beziehungen

ausgehandelt! Verhalten Sie sich so, dass es kein Problem wäre,

wenn Ihr Pseudonym auffliegen würde. Tun Sie auch unter Pseudonym nur Dinge, die

Sie auch unter Ihrem richtigen Namen tun würden.

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Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache, aber richtig Nicht so wie WeTab-Chef Helmut Hoffer

von Ankershoffen. Er hat unter falschen Namen euphorische

Besprechungen seines Tablet-PCs auf Amazon geschrieben. 

Jetzt ist er den Job als Geschäftsführer los.

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Tipp: Kein „Astroturfing“ (Kunstrasen)

„Falscher Rasen“ täuscht „Graswurzelbewegung“ vor.

Tipps: Glaubwürdig sein. Auf Information setzen,

nicht auf Lobhudelei. Auf Kommunikation

setzen, nicht auf einseitiges Senden von Botschaften.

Gut vernetzen.

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Studien, Ratgeber, Tipps Für Eltern: Bayerische Landeszentrale für neue Medien,

http://www.blm.de/de/pub/medienkompetenz/total_digital/themen/soziale_netzwerke.cfm mit ausgewählten weiterführenden Links

Jugendarbeit: Sonderheft der Zeitschrift medien+erziehung 2011, teilw. online http://merz-zeitschrift.de/?HEFT_ID=112

Verbraucherschutz: Kritik an sozialen Netzwerken (fortlaufend) http://www.test.de/suche/?q=soziale+netzwerke

Für Unternehmen: Bitkom-Leitfaden (2012) http://www.bitkom.org/de/publikationen/38337_73802.aspx

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Was tun? (Version 2.0)+

Social Media ist Öffentlichkeit!

Welche Rolle spiele ich?

Glaubwürdig sein Informieren statt

werben Gut vernetzen,

Netzwerk nutzen

-

Nicht vom scheinbar persönlichen Ton verwirren lassen.

Private und berufliche Rollen nicht mischen

Was Sie im öffentlichen Raum nicht tun würden, sollten Sie auch in sozialen Netzwerken nicht tun.