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Edition Espresso 10 Foto-Workouts Praktische Übungen für Fotografen von Amanda Quintenz-Fiedler 1. Auflage 10 Foto-Workouts – Quintenz-Fiedler schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thematische Gliederung: Fotografie: Ausrüstung & Technik dpunkt.verlag 2012 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 89864 795 3 Inhaltsverzeichnis: 10 Foto-Workouts – Quintenz-Fiedler

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Abschnitt ASie sind klüger als Ihre Ausrüstung

Septa R8 © Michael Penn

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Die wichtigsten Voraussetzungen für ein gutes Foto sind Kenntnisse, Erfahrung und Können. Wenn Sie sich eine Kamera angeschafft haben, sollten Sie als Erstes das Handbuch lesen (im Zweifelsfall holen Sie das jetzt nach). Auch wenn die hier vermittelten Informationen helfen, einige der Standardfunktionen der Kamera gezielter einzustellen, besser zu verstehen oder sogar zu umgehen, sollten Sie doch erst einmal ver-stehen, was diese bewirken, ehe Sie versuchen, sie abzuschalten. Ich setze hier voraus, dass Sie gut mit den Funktionsweisen Ihrer eigenen Kamera vertraut sind.

Mit wachsendem Lernfortschritt stellen Sie beim Durcharbeiten der Übungen vielleicht fest, dass die Fotoausrüstung Ihre Arbeit durch tech-nische Mängel beeinträchtigt. Massenprodukte sind im Auslieferungs-zustand oft nicht exakt kalibriert. Ein Vorzug von etwas höherwertigen Modellen besteht darin, dass man sie entweder von Hand nachjustieren oder Tests durchführen kann, um sicherzugehen, dass man das Ver-halten der eigenen Kamera genau kennt.

In den beiden Übungen dieses Abschnittes wird überprüft, wie Ihre Kamera mit dem Licht umgeht, und dann machen wir uns mit dem Grundfunktionen der Objektive vertraut, um sowohl bezüglich der Aus-rüstung als auch des Fachwissens eine gesicherte Grundlage zu schaffen. Davon ausgehend sollten Sie dann herausfinden können, wie Sie mit Ihrer Kamera und der übrigen Ausrüstung die gestellten Aufgaben am besten lösen. Jedwede Kombination von Kamera und Belichtungs-messer kann unterschiedliche Resultate liefern, so dass man als Erstes seine Ausrüstung genau kennenlernen und deren Teile aufeinander abstimmen sollte, um beste Ergebnisse zu erzielen. Wenn Sie ein neues Objektiv angeschafft haben, dann probieren Sie es aus. Wenn Sie sich ein neues Kameragehäuse anschaffen, testen Sie es auf jeden Fall. Je besser Sie das Verhalten der einzelnen Ausrüstungsteile kennen, desto selbst-verständlicher können Sie damit umgehen.

Ich habe in der Einleitung erwähnt, dass Sie zur zielführenden Lektüre dieses Buches eine Kamera benötigen, an der sich (wahlweise) alles manuell einstellen lässt. Jedes modernere Modell verfügt mitt-lerweile über eine eingebaute Belichtungsmessung, mit der man an-hand des vorhandenen Lichtes die passende Belichtung für ein Motiv ermitteln kann. In späteren Abschnitten wird es darum gehen, wann man welche Art von Belichtungsmessung verwenden sollte, wenn mittenbetonte Integralmessung, Integralmessung oder Spotmessung zur Auswahl stehen.

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An modernen Digitalkameras kann die Lichtempfindlichkeit (früher Filmempfindlichkeit) in weiten Bereichen als ISO -Wert eingestellt werden, aber diese Werte sind nicht unbedingt 100-prozentig genau. Die ISO-Einstellung wird ungefähr der Empfindlichkeit des jeweiligen CDD- oder CMOS-Chips entsprechen – und die Empfindlichkeit oder der Belichtungsindex (BI, englisch EI für Exposure Index) Ihres Auf-nahmesensors kann geringfügig höher oder niedriger liegen. Wir wollen das aber nicht nur so ungefähr wissen, sondern ganz genau. Denn was nutzt eine exakte Belichtung, wenn die Kamera das Licht nicht richtig misst? Wenn Sie sicherstellen können, dass Ihre Belichtung genau das gewünschte Ergebnis liefern wird, auch wenn die internen ISO-Einstel-lungen nicht genau stimmen, würden Sie diese Möglichkeit dann nicht nutzen? Und das ist möglich, also nehmen Sie Ihre Kamera und lesen Sie weiter.

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14 AUFGABE 1

EICHEN DER AUSRÜSTUNG: EMPFINDLICHKEITSTEST

© Kevin Osborn

Welche Ausrüstung wird benötigt?Für diese Aufgabe werden jene Geräte benötigt, die Sie auch beim weiteren Durcharbeiten des Buches verwenden wollen. Wiederholen Sie diese Aufgabe jedes Mal, wenn Sie Ihre Ausrüstung ergänzen, Ihr Belichtungsmesser im Wasser gelandet ist, Sie die Kamera dem unzuver-lässigen Cousin geliehen haben oder einfach sichergehen wollen, dass die Daten stimmen. Der Vorgang ist nicht wirklich kompliziert und Sie schlafen vor (und nach) einem wirklich wichtigen Fotoauftrag besser, weil Sie sich dann nicht mehr fragen müssen, ob der »Schuss« gelungen ist oder nicht.

• AUFGABE 1

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15EICHEN DER AUSRÜSTUNG: EMPFINDLICHKEITSTEST

Meine Empfehlung: X Eine vollständig manuell einstellbare Kamera X Ein Stativ X Ein Handbelichtungsmesser X Eine Graukarte aus dem Fachhandel X Eine Graustufenkarte mit Schwarz, Weiß und mittlerem Grau

von 18 % X Ein Modell mit einem gemusterten weißen Hemd X Ein sonniger Tag (falls möglich) mit einem dunklen, gleich-

mäßigen Hintergrund X Ein Notizbuch und ein Stift X Ein Computer X Software zum Anzeigen von Bilddateien und der Auswertung

von Belichtungsdaten

ZielDer Zweck dieser Übung besteht darin, herauszufinden, mit welcher Empfindlichkeit Ihre Kamera das Licht aufnimmt. Die Belichtungseinstellungen zeigen vielleicht eine Empfindlichkeit von ISO 100 an, aber womöglich nimmt Ihre Kamera in Wahrheit mit ISO 80 oder gar nur 60 auf. In dieser Übung gleichen Sie die Anzeigewerte der Belichtungsmessung in der Kamera und des Handbelichtungsmessers mit denen an der Kamera ab. Falls also der Handbelichtungsmesser oder die Kameramessung etwas fehlerhaft sind, können Sie einen Ausgleich ermitteln, der zu einer perfekten Belichtung führt. Wenn Sie diese Kalibrierung (die Übung) durch-geführt haben, können Sie darauf vertrauen, dass Kamera und Belichtungsmesser von nun an gut zusammenarbeiten. Wenn beide bereits perfekt funktionieren, umso besser – diese Übung wird es belegen. Wenn nicht, wissen Sie hiermit, wie man den daraus resultierenden Problemen begegnen kann.

Verfahren1. Vorbereitung – Zunächst ist sicherzugehen, dass wir mit den

gleichen Voraussetzungen starten. Am einfachsten montieren Sie dazu die Kamera auf ein Stativ (obwohl das nicht nötig ist, falls Sie keines besitzen). Positionieren Sie Ihr Modell mit einem weißen Hemd in eine vollständig von der Sonne beleuchteten Szenerie (die Sonne sollte im Rücken der Kamera stehen). Lassen Sie die Person die Graukarte sowie den Streifen mit schwarzen, weißen und grauen Feldern so halten, dass die Kamera genau senkrecht draufschaut. Das Modell und die Karten sollten genau das gleiche Licht haben.

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Anders gesagt sollten Sie sich vergewissern, dass beide im direkten Sonnenlicht stehen, nicht im Schatten oder unter bedecktem Himmel. (Das Modell muss die Graukarte ruhig halten. Wenn Sie befürchten, dass es das nicht tut, verwenden Sie ein Lichtstativ und befestigen die Karte mit Klebeband daran.)

2. Achten Sie beim Einrichten der Kamera auf einen engen Bildausschnitt. Die Graukarte sollte einen Großteil des Bildes einnehmen, so dass sie in der Bildbearbeitungssoftware gut zu sehen ist und man die Helligkeits-werte problemlos ablesen kann.

Bild 1.1 Solch ein Motiv brauchen wir – etwas möglichst Einfaches mit allen notwendigen Bestandteilen. Ich habe dafür meinen Ehegatten Steve in ein weißes Hemd gesteckt und ihn gebeten, eine digitale Graukarte DGC-150 und eine QP-Karte hochzuhalten, so dass ich sowohl das mitt-lere Grau als auch die Felder in Weiß, Grau und Schwarz aufnehmen konnte. Sie können dafür jede beliebige Graukarte aus dem Fachhandel verwenden.

3. Kameravoreinstellungen – Stellen Sie den Weißabgleich in Ihrer Kamera auf »Sonne«. Mehr über den Weißabgleich später, vertrauen Sie einst-weilen darauf, dass das Sonnensymbol im Menü für den Weißabgleich dieser Szene richtig ist. Stellen Sie die Empfindlichkeit auf ISO 100.

4. Stellen Sie auch an Ihrem Handbelichtungsmesser ISO 100 ein. So ver-gleichen wir Gleiches mit Gleichem und nicht Äpfel mit Birnen.

5. Führen Sie eine Lichtmessung durch (eine Messung des Lichtes, welches auf das Motiv fällt), indem Sie mit der Diffusor-Kalotte vom Motiv aus in Richtung Kamera zielen (also der Lichtquelle entgegen, in diesem Fall der Sonne, oder in die Winkelhalbierende zwischen Kamera und Lichtquelle). Notieren Sie sich die Belichtungsdaten für die Blende (Blendenzahl) und Zeit (Belichtungszeit). (Ich empfehle unbedingt die Anschaffung eines Belichtungsmessers, denn nur so können Sie aus der Lektüre dieses Buches den maximalen Gewinn ziehen. Alternativ können Sie die interne Messung der Kamera verwenden, indem Sie die Graukarte formatfüllend ins Bild bringen und die Messwerte der Kamera als Ausgangswert verwenden. Achten Sie darauf, dass die Kamera keinen Schatten auf der Graukarte erzeugt.)

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Bild 1.2 Das ist der Lichtmesser, den ich verwende: der Sekonic L-558R. Er kann sowohl eine Lichtmessung als auch eine Objektmessung (Messung auf das Motiv) vornehmen und verfügt über zahlreiche Funktionen.

6. Stellen Sie die Kamera auf die Belichtungswerte ein, die Sie soeben notiert haben; bei mir waren es Blende 16 bei 1/125 sek.

7. Öffnen Sie die Blende gegenüber dem Messwert um zwei Stufen. »Öffnen« bedeutet, dass Sie mehr Licht auf den Sensor fallen lassen, indem Sie die Blendenöffnung vergrößern (daher »öffnen«). Dies wird auch durch ein Verlängern der Belichtungszeit bewirkt. Obwohl beides dazu geeignet ist, den Empfindlichkeitsindex zu testen, lassen Sie uns hier nur die Blendenvariante verwenden, um die Sache zu vereinfachen. Da meine Ausgangsblende 16 war (oft auch f/16 geschrieben), sollte der neue Wert Blende 8 sein.

8. Machen Sie die erste Aufnahme mit diesen Belichtungseinstellungen.

Bild 1.3 Diesen Bildeindruck erwarten wir bei der ersten Aufnahme. Diese sollte überbelichtet (zu hell) sein, was bedeutet, dass in den Weißtönen kaum Details zu erkennen sind. Wir verwenden dieses Extrem, um sicherzugehen, dass wir eine komplette Belichtungsreihe erhalten, die von Über- bis Unterbelichtung reicht, so dass wir darin die perfekte Entsprechung für unser Kamerasystem finden.

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9. Schließen Sie die Blende um eine Drittelstufe (oder um eine halbe, je nachdem, was der kleinste Blendenunterschied ist, den Sie bei Ihrem Objektiv einstellen können) und machen eine weitere Aufnahme.

10. Wiederholen Sie das mit allen Blenden, ausgehend von zwei Blenden Überbelichtung bis zu zwei Blenden Unterbelichtung (in meinem Bei-spiel bedeutet das Aufnahmen von Blende 8 bis Blende 32). Wenn Sie die Blende bei Ihrem Objektiv nicht weiter öffnen können, dann ändern Sie stattdessen die Belichtungszeit in 1/3- oder 1/2-Stufen, so dass Sie eine komplette Belichtungsreihe erhalten. Nachdem Sie diese Aufnahmen gemacht haben, sind Sie mit dem vor Ort zu erledigenden Teil der Auf-gabe fertig, können Ihre Ausrüstung zusammenpacken und sich an den Computer begeben.

11. Übertragen Sie Ihre Bilder auf den Computer, aber nehmen Sie noch keine Änderungen vor! Dies ist nicht der Moment, bereits an den Belichtungen herumzuspielen – wir wollen hier sorgfältig vorgehen.

Bild 1.4 Für die Sichtung meiner Bilder habe ich Adobe Lightroom 3 benutzt. Sie sind von der hellsten Belichtung links oben bis zur dunkelsten rechts unten angeordnet, und zwar in der Reihenfolge, in der ich sie auch aufgenommen habe. Wenn Sie den Anweisungen genau folgen, sollten Sie 13 Bilder erhalten (mit einer Kamera, die sich in 1/3-Blendenstufen einstellen lässt).

12. Sortieren Sie in Ihrer Bildbearbeitungssoftware die Bilder in der Reihen-folge der Belichtungswerte, also vom hellsten bis zum dunkelsten, so dass die Zuordnung der Bilder zu den Daten klar ersichtlich bleibt. [•  1.5]

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Bild 1.5 Zur Überprüfung der Weißtöne in jedem meiner Bilder habe ich Photoshop CS5 benutzt. Hier sehen Sie, dass die RGB-Werte 244, 244 und 246 betragen, was sehr nahe an 245, 245, 245 liegt … wonach wir suchen.

Bild 1.6 Das ist das vollständige Bild mit der korrekten Belichtung, die wir mit dem Farbaufnahmewerkzeug oder der Pipette in Adobe Photoshop er-mittelt haben. Man sieht eine Vielzahl von Tonwerten von dem weißen Hemd über Details im Schattenbereich des Gesichtes und der Haare bis hin zu dem Schatten hinter der Person. Durch diese Belichtung haben meine Bilder die größte Tiefe, ohne dass irgendeine Information in den Lichtern verloren ginge.

13. Ermitteln Sie mit Ihrer Fotosoftware (Adobe Photoshop oder etwas Ähnlichem) die Datei, in der die RGB-Werte der weißen Karte dem Wertetripel 245, 245, 245 am besten entsprechen. Öffnen Sie dazu jede Datei und bewegen Sie den Cursor über das weiße Feld der Testtafel. Die angezeigten RGB-Werte beziehen sich dann auf diesen Punkt, sie werden meistens in einem Informationsfeld rechts neben dem Bild angezeigt. Das Bild mit den RGB-Werten 245, 245, 245 ist das am genauesten belichtete. [•  1.6]

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14. Vergewissern Sie sich, dass es in dem Bild kein Clipping (Ausfressen von Lichtern) gibt, sondern alle Tonwerte auf dem Hemd des Modells unterscheidbar sind. (Clipping, also das Abschneiden von Tonwerten, entsteht, wenn man ein Motiv überbelichtet oder unterbelichtet, so dass in den hellsten Lichtern oder dunkelsten Schatten keine Details mehr zu erkennen sind. Sie können das Histogramm verwenden, um festzustellen, ob es in einem Bild einen solchen Beschnitt gibt. In einem Programm wie Photoshop können Sie eine Histogrammfunk-tion namens »Warnung zur Lichterbeschneidung« oder »Warnung zur Tiefenbeschneidung« aktivieren, um beschnittene Bereiche anzuzeigen.) Nutzen Sie die RGB-Werte, die im endgültigen Bild gerade noch nicht beschnitten werden.

15. Bestimmen Sie, wie viele 1/3- oder 1/2-Blendenstufen zwischen diesem Bild und der ersten Aufnahme liegen. Die Anzahl der Blendenschritte gibt an, wie stark die Abweichung bei Ihrer Kombination aus Kamera und Belichtungsmesser ist – der neue Belichtungsindex für Ihre Kamera beträgt demnach ISO 100 +/– diese Anzahl Blendenstufen.

KOMPENSATION BELICHTUNGSDATEN BI RGB-WERTE

Bild 1 +2 f/8 bei 1/125 25 255, 255, 255

Bild 2 +1 2/3 f/9 bei 1/125 32 255, 255, 255

Bild 3 +1 1/3 f/10 bei 1/125 40 255, 255, 255

Bild 4 +1 f/11 bei 1/125 50 255, 255, 255

Bild 5 +2/3 f/13 bei 1/125 60 255, 255, 255

Bild 6 +1/3 f/14 bei 1/125 80 244, 244, 246

Bild 7 Messwert f/16 bei 1/125 100 228, 237, 220

Bild 8 –1/3 f/18 bei 1/125 125 214, 213, 217

Bild 9 –2/3 f/20 bei 1/125 160 205, 203, 208

Bild 10 –1 f/22 bei 1/125 200 190, 189, 194

Bild 11 –1 1/3 f/25 bei 1/125 250 168, 166, 172

Bild 12 –1 2/3 f/29 bei 1/125 320 147, 145, 151

Bild 13 –2 f/32 bei 1/125 400 132, 130, 135

Tabelle 1.1 Diese Tabelle zeigt die Kompensation für jedes Bild und den finalen BI mit den korrekten RGB-Werten. Damit Sie erkennen können, wie Ihre kompletten Daten aussehen sollen, habe ich in der letzten Spalte die RGB-Werte für alle meine Belichtungen eingefügt (Ihre Werte werden davon abweichen). Wählen Sie den korrekten BI aufgrund Ihrer Werte. Auf der Basis dieses Tests ergibt sich für meinen Sensor mit dieser Kamera und diesem Belichtungsmesser ein tatsächlicher BI von 80, nicht 100.

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16. Notieren Sie den neuen Belichtungsindex (BI) für Ihre Kamera auf der Basis der vorstehenden Tabelle. Von jetzt an sollten Sie, wenn Ihr Belichtungsmesser auf ISO 100 eingestellt ist, an der Kamera den BI (bzw. ISO) auf diesen neuen Wert einstellen. Ich benutze also die Ein-stellung ISO 80 statt ISO 100. Bei manchen Kameras und Belichtungs-messern kann man von Hand den BI um bis zu zwei Belichtungsstufen in beiden Richtungen verstellen. In diesem Fall können Sie die Korrektur jetzt vornehmen und sicher sein, dass Ihr System für die Zukunft kalibriert ist. Wenn nicht, merken Sie sich einfach, dass Ihre Kamera von Ihrem Belichtungsmesser um diesen bestimmten Betrag abweicht, gleichgültig, welche ISO-Einstellung Sie verwenden.

Hinweis: Sie können diese Übung auch mit der in die Kamera einge-bauten Messung ausführen; sorgen Sie einfach dafür, dass die Karten mit den Schwarz-, Weiß- und Graufeldern das Bildformat ganz aus-füllen, um eine korrekte Messung zu erhalten. Wenn die Kamera über Spotmessung verfügt, wiederholen Sie die beschriebene Prozedur, aber erfassen Sie mit dem Spotmessbereich ausschließlich die Graukarte bzw. deren graue Fläche. Auch dann erhalten Sie ein genaues Ergebnis anhand der kamerainternen Objektmessung und können den einge-bauten Belichtungsmesser in Bezug auf die ISO-Einstellung der Kamera abgleichen.

Glückwunsch, Sie sind mit der ersten Übung fertig.

DISKUSSION: Eigentlich definiert man die Empfindlichkeit in ISO bei einer Digitalkamera anhand des mittleren Grauwertes von 18 %, der bei einer ge-normten Graukarte vorliegt. Dabei sollte sich ein RGB-Wert von 116 oder 117 ergeben. Man könnte also durch Spotmessung auf die Graukarte mit der Kamera im Vergleich mit der Lichtmessung von der Graukarte in Richtung Kamera einen Abgleich durchführen. Bei dem hier verfolgten Ansatz kommt allerdings eine zweite Eigenschaft mit ins Spiel: der Belichtungsspielraum oberhalb dieses mittleren Graus, der etwa 2–3 Blendenstufen betragen kann. Ihn müsste man eigentlich mit einer Spotmessung auf einen hellen Motivteil ermitteln und zu den Probeaufnahmen beispielsweise die Überbelichtungs-anzeige von +1 EV … +2 EV … +3 EV (eigentlich: Blendenstufen) notieren, um dann festzustellen, bis wohin dies in RGB-Werten um 245 resultiert. Al-lerdings hängen diese Ergebnisse auch sehr stark vom Bildstil ab, wenn man JPEG-Dateien fertig aus der Kamera erhalten will. Entscheidet man sich im Bildbearbeitungsprogramm für eine Raw-Entwicklung, lässt sich im Nach-hinein das Ergebnis in weiten Grenzen noch verändern und korrigieren. Die Autorin zieht hier verschiedene Sachverhalte in einem stark vereinfachten »Kochrezept« zusammen.