10. Jahrgang Ausgabe 2 Augenblick – Wohnen im Alter · Im Juli Herr Alexandru Zarafu, WG Klee Im...

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10. Jahrgang Ausgabe 2 November 2019 – April 2020 Leben im Alter Theodor Fliedner Stiftung • Hallo liebe Leser 2 • Joyce stellt sich vor 3 • Sommerfest im Haus Bethesda 4/5 • Palliative Care für Menschen mit Demenz 6/7 • Einen Zipfel fassen vom Sinn des Lebens 10/11 • Wir mussten Abschied nehmen/Wir begrüßen10 • Magie 11 • Ausblicke 12 Unsere Themen: Wohnen im Alter Augenblick – Bethesda

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10. Jahrgang Ausgabe 2November 2019 – April 2020

Leben im Alter Theodor Fliedner Stiftung

• Hallo liebe Leser 2

• Joyce stellt sich vor 3

• Sommerfest im Haus Bethesda 4/5

• Palliative Care für Menschen mit Demenz 6/7

• Einen Zipfel fassen vom Sinn des Lebens 10/11

• Wir mussten Abschied nehmen/Wir begrüßen10

• Magie 11

• Ausblicke 12

Unsere Themen:

Wohnen im AlterAugenblick –Bethesda

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Hallo liebe Leser,

wieder haben wir einen schönen langen und heißen Som-mer hinter uns. Jetzt können wir den bunten Herbst unddie gemütliche Winterzeit so richtig genießen.

Unsere Hühner sind im Winterquartier und wir greifenstatt zum Kaltgetränk lieber mal zu einer Tasse Tee.

Die Theodor Fliedner Stiftung feiert dieses Jahr ihr 175-jähriges Bestehen.

Pünktlich zu diesem Jubiläum war das neue Leitbild fer-tig, das gemeinsam mit Mitarbeitenden aller Fachrichtun-gen modernisiert und teilweise erneuert wurde. DiesesLeitbild „Gemeinsam Perspektiven gestalten“ gilt natür-lich auch für unsere Einrichtung. Es beschreibt nicht nurdie verschiedenen Aufgabenbereiche der Stiftung, sondernauch unsere Haltung den hilfebedürftigen Menschen,deren Angehörigen und den Mitarbeitenden gegenüber.Sie können es als Aushang in den Fluren des Altbaus unddes Pavillons finden und lesen. Auf Nachfrage händigenwir es Ihnen auch gerne aus, damit Sie es in Ruhe lesenkönnen.

Wir im Haus Bethesda sind immer sehr stolz auf die offeneund wertschätzende Art, mit der die Angehörigen unsererBewohnerinnen und Bewohner mit ihren Anregungen,Sorgen und Nöten auf uns zu kommen. Das gibt uns dieMöglichkeit, auf dem sogenannten „kurzen Dienstweg“Lösungen zu finden und so für eine höhere Zufriedenheitbeider Seiten zu sorgen. Wir hoffen, dass Sie uns auchweiterhin dieses Vertrauen entgegenbringen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne und besinnliche Advents-und Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in ein glück-liches und gesundes neues Jahr.

Herzlichst Ihre

Gisela Neldner

-Einrichtungsleitung-

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Mein Name ist Joyce Renzel und ich bin 24 Jahre alt. Ichbin examinierte Altenpflegerin und bin in der Weiterbil-dung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft.

Für mich war schon früh klar, dass ich in die Pflege möchte.Mit 16 habe ich angefangen, in den Sommerferien bei derEssensausgabe im Krankenhaus zu helfen. Meine Ausbil-dung hab ich in der ambulanten Pflege begonnen. Dorthabe ich eine Vielzahl von verschiedenen Menschen kennen-lernen dürfen, bin von Wohnung zu Wohnung gefahren.Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Wünschen,Ängsten und Krankheiten.

Wie ich meinen Weg ins Haus Bethesda gefunden habe?

In meinem 3. Lehrjahr musste ich mein letztes Praktikumabsolvieren. Ich hatte schon viel in meinen Lehrbüchern vonDemenz gelesen, aber was ich kennenlernen durfte, standnicht mal ansatzweise in den Büchern.

Ich bin Teil ihres Lebens, ihres Alltags. Ich bin niemandFremdes. Man erlebt unsere Bewohner in allen ihren Lebens -lagen: Angst, Trauer, Zorn, Glück und Geborgenheit.

Keiner verstellt sich, hier herrscht pure Authentizität. Undich hab mich selten so geborgen und akzeptiert gefühlt.

So bin ich geblieben und habe im Haus Bethesda meineAusbildung beendet.

Man bekommt so viel zurück: Lebensweisheiten, Freude,Dankbarkeit, Vertrauen und Humor. Man kennt die Ange-

wohnheiten und Bedürfnisse der Menschen. Man begleitetSie durch den Alltag und bis zum Lebensende, wo schonöfter die ein oder andere Träne vergossen wurde.

Das Klima im Haus Bethesda ist sehr familiär, man fühltsich willkommen und geborgen.

In meiner Freizeit gehe ich sehr gerne auf Festivals, insKino oder verbringe meine Zeit Zuhause mit einem schönenBuch.

Ihre Joyce Renzel

Joyce stellt sich vor

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Rückblick ...

Das Vierscher Ratpack entführte unsnun schon zum zweiten Mal mit derMusik von Frank Sinatra, Dean Martinund Sammy Davis junior in die Zeitder swinging sixties. Die Stimmungwar ausgelassen und das Wetter wie-der phantastisch.

Großes Sommerfest im Haus Bethesda

am Samstag, dem 24. August 2019

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Wir mussten Abschied nehmen

Am 30. April 2019 von Rosa Wagner, WG Dürer

Am 24. Mai 2019 von Waltraud Thelen, WG Spitzweg

Am 29. Juni 2019 von Georg Schönberger, WG Monet

Am 7. Juli 2019 von Werner Vahsel, WG Dürer

Am 15. Juli 2019 von Friedrich Zimmermann, WG Klee

Am 4. August 2019 von Alois Theus, WG Klee

Am 5. August 2019 von Gertrud Wiehn, WG Klee

Die Trauer hört niemals auf, sie wird ein Teil unseres Lebens.Sie verändert sich und wir verändern uns mit ihr.

Wir begrüßen

Im Mai Frau Rosemarie Buder, WG Klee

Im Mai Frau Anneliese Ritz, WG Monet

Im Mai Frau Christel Schaaf, WG Dürer

Im Mai Frau Margarethe Schäfer, WG Klee

Im Juli Herr Gerold Kapels, WG Dürer

Im Juli Frau Eva Striepen, WG Klee

Im Juli Herr Alexandru Zarafu, WG Klee

Im August Frau Dr. Brigitte Gebele, WG Klee

Im August Frau Ingeborg Siegel, WG Klee

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7. Jahrgang November 2019Ausgabe 4/2019

plusfliedner

Theodor Fliedner Stiftung

„Einsamkeit ist so etwas wie Seelenschmerz“

Sommerfest zum 175-jährigen Jubiläum

Ausbildung: Pflegefachfrau/Pflegefachmann

5. Dezember 2019Internationaler Tag des Ehrenamtes

Tag der Seelischen Gesundheit

Fliedner Werkstätten öffneten Türen

Als Theodor Fliedner Stiftung danken wir im Namen aller Einrichtungen all unserenEhrenamtlichen, die sich mit uns um dasWohl der uns anvertrauten Menschen kümmern.

Sie begleiten, bieten und unterstützen –Es ist Ihr wichtiges Engagement, das vieleAngebote überhaupt erst möglich macht.

Dafür sagen wir DANKE!

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Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

„Wir machen nicht nur Laune. Wir machen auch Party.“ Unter dieser Überschrift haben wir unser großesSommerfest am 31. August in Mülheim gefeiert: mit Mitarbeitenden von nah und fern, Bewohnern,Klienten, Freunden, Partnern und ganz vielen Gästen aus der direkten Nachbarschaft oder Nachbar-städten.

Gemeinsam haben wir einen herrlichen Tag erlebt mit tollen Künstlern, Musik und bunten Ständen. Esgab viele tolle Begegnungen und gute Gespräche. Und nicht zuletzt haben sich bei dem Fest Menschenpersönlich kennen gelernt, die teilweise seit Jahren an verschiedenen Standorten der Stiftung mitein-ander arbeiten und sich bisher nur per Mail und Telefon kannten.

Den Abend haben wir dann gemeinsam auf der Mitarbeiterparty ausklingen lassen und mit vielen Men-schen aus fast allen Einrichtungen der Stiftung bis spät in die Nacht 175 Jahre Theodor Fliedner Stiftunggefeiert.

Nur ein paar Tage später haben wir uns vor vollbesetzten Stuhlreihen und mit hochkarätigen Referentenunter dem Motto „Grenzen sprengen – neue Wege gehen“ in der Mülheimer Stadthalle der Frage ge-stellt: „Was bringt die Zukunft für Menschen mit Hilfebedarfen?“ Mit prominenten Fachleuten habenwir über Individualität und Teilhabe in neuen Versorgungssettings gesprochen.

Bei all diesen großen und kleinen Events im Jubiläumsjahr ist es auch an uns, einmal mehr ein großesDankeschön auszusprechen an all die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an den Vorbereitungen derVeranstaltungen beteiligt waren und mit großem Engagement die Jubiläumsevents zu einem Erfolg ge-macht haben. Dazu gehört auch der Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer in der Theodor FliednerStiftung. DANKE!

Natürlich haben wir auch in den letzten Monaten nicht nur gefeiert, sondern auch in allen unserenEinrichtungen und an allen Standorten viel gearbeitet. Auch davon gibt die fliedner plus ein Bild undnimmt Sie mit in Fachthemen aus ganz verschiedenen Arbeitsbereichen der Stiftung.

Denn auch wenn sich das Jubiläumsjahr langsam dem Ende neigt, wird es doch über das kalendarischeEnde hinaus wirken: die Botschaften, Konzepte und Ideen, die im Rahmen dieses Jubeljahres entstan-den sind, werden wir weiter vorantreiben. Ein nächstes Symposium ist schon in der Planung. Auchkünftig wird es unserer Aufgabe sein, gemeinsam Perspektiven zu gestalten.

Wir freuen uns darauf und wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen der letzten Jubiläumsausgabein diesem Jahr.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre

Carsten Bräumer Sabine Halfen Claudia Ott

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Tag der Seelischen Gesundheit: Gemeinsam statt einsamTheodor Fliedner Stiftung baut auf psychiatrische Versorgungsangebote fürMenschen mit Behinderungen

Psychische Gesundheit ist einewichtige Voraussetzung für Teil-habe und Inklusion von Menschenmit geistiger Behinde rung, betontDr. Claudia Gärtner, Leiterin derForschungsabteilung in der Theo-dor Fliedner Stiftung. So trifft essich gut, dass der selbst aufer-legte Leitgedanke im 175. Jubi-läumsjahr der Stiftung beinahdeckungsgleich mit dem derWoche der Seelischen Gesundheit(10.10. – 20.10.) ist. „Gemein-sam Perspektiven gestalten“ heißtes im Jahr 2019 und darüberhinaus bei Fliedner, „gemeinsamstatt einsam“ in der Woche derSeelischen Gesundheit.

„Menschen mit geistiger Behinde-rung haben das Recht auf gleich-wertige psychiatrische Behandlung “,so Dr. Claudia Gärtner. Daher werdevor allem mit dem Fliedner Kran-kenhaus Ratingen und dem Flied-ner-Dorf, ein heilpädagogischesWohnangebot für Menschen mitgeistigen Behinderungen in Mül-heim an der Ruhr, an neuen Ange-boten und Strukturen gearbeitet.In Ratingen profitieren Menschenmit einer geistigen Behinderungschon jetzt von einer Spezialambu-lanz. „Hier behandeln wir alle un-terschiedlichen Formen psychischerErkrankungen unter Berücksichti-gung der geistigen Behinderung“,erklärt Dr. Maximilian Meessen,Chefarzt am Fliedner KrankenhausRatingen. „Durch die Vernetzungbeider Professionen, der therapeu-tischen und heilpädagogischen,konnten wir vieles voneinander ler-nen.“ Das Angebot besteht bereitsseit fünf Jahren und wird auchüberregional von Betroffenen undihren Angehörigen genutzt, 2020

soll es um eine Tagesklinik fürMenschen mit geistiger Behinde-rung und seelischem Leiden ergänztwerden. „Menschen mit einer geis-tigen Behinderung erleben oft Ge-walt, körperlich, seelisch oder auchsexuell mit den dazugehörigen Fol-gen für die Psyche“, weiß Dr. ClaudiaGärtner. So könne man beispiels-weise ganz unterschiedliche auffal-lende Verhaltensweisen auf seeli-sches Leiden zurückführen, die ineiner Therapie aufgearbeitet wer-den können. Ein Ratgeber über dieunterschiedlichen Behandlungs-möglichkeiten und Therapieange-bote – auch in leichter Sprache –ist über das Fliedner KrankenhausRatingen erhältlich.

Neues Angebot wird aktuell erarbeitet

Zugleich arbeitet man an einemganz neuen Angebot: stationsäqui-valente psychiatrische Behandlun-gen. Für Cordelia Siegmund, Pflege-dienstleitung am Fliedner Kranken-haus Ratingen, ist die strikte Tren-

nung zwischen ambulanten undstationären Versorgungssektorenunzureichend. 2018 hat der Ge-setzgeber jedoch mit der stations-äquivalenten Behandlung die Mög-lichkeit geschaffen, Betroffene auchin der Häuslichkeit, dem Lebens-umfeld oder einer Wohneinrichtungzu behandeln. „Im Sinne des pa-tientenorientierten Ansatzes wardies überfällig“, sagt Cordelia Sieg-mund. Auch hier werden zunächstmit dem Fliedner-Dorf erste Pro-zesse und Strukturen erarbeitet. Sokönne man gezielte, den individu-ellen Bedarfen der Betroffenen an-gepasste, therapeutische Angebotemachen.

Fliedner Krankenhaus Ratingen

Thunesweg 58

40885 Ratingen-Lintorf

Tel.: (02102) 303-0

Fax: (02102) 303-285

[email protected]

www.krankenhaus.fliedner.de

Ein Zeichen der Akzeptanz für seelische Erkrankungen: Die grüne Schleife, getragen von den Ver-antwortlichen aller Fliedner Kliniken und dem Krankenhaus. Die grüne Schleife ist das offizielleZeichen des Aktionsbündnis Seelische Gesundheit in Berlin. Foto: Theodor Fliedner Stiftung

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Ausbildung zur Pflegefachfrau/Pflegefachmann:Was bringt die neue generalistische Pflegeausbildung?

Fünf Fragen an Dirk Raskopf (Leiter der Pflegeschule der Theodor Fliedner Stiftung)und Cordelia Sigmund (Pflegedienstleitung im Fliedner Krankenhaus Ratingen)

Generalistische Pflegeausbildung– was heißt das eigentlich?

Dirk Raskopf: Ab 2020 regelt einneues Gesetz die Pflegeausbildun-gen. An die Stelle der bisherigenAltenpflegeausbildung tritt – nichtnur in der Theodor Fliedner Stiftung– nun die Ausbildung zur Pflege-fachfrau/zum Pflegefachmann. DieAusbildung ist generalistisch auf-gebaut, das heißt: Wer bei uns lernt,kann anschließend in allen Pflege-berufen, die bisher gesondert aus-gebildet wurden (Altenpflege, Ge -sundheits- und Krankenpflege, Ge-sundheits- und Kinderkrankenpflege)arbeiten. Und hat dazu noch dieeuropaweite Anerkennung der Aus-bildung, die es bisher nicht gab.

Wie sieht die neue Pflegeausbildung zukünftig aus?

Cordelia Siegmund: Die neue gene-ralistische Pflegeausbildung isteine dreijährige Ausbildung mitUnterricht an Pflegeschulen (zumBeispiel an der Fliedner Pflege-schule in Mülheim oder Duisburg)und praktischer Ausbildung ineiner Ausbildungseinrichtung undweiteren Einrichtungen aus denunterschiedlichen Pflegebereichen:das kann in der Theodor FliednerStiftung zum Beispiel das FliednerKrankenhaus in Ratingen oder eineunserer Altenhilfeinrichtungen inMülheim, Duisburg, Ratingen oderHaan sein. Theorie und Praxiswechseln sich dabei in Blöcken vonjeweils ca. 8-12 Wochen ab. Die

praktischen Einsätze finden vorallem beim Anstellungsträger, alsoeiner stationären oder ambulantenAltenpflegeeinrichtung oder einemKrankenhaus statt, aber auch inPsychiatrien oder pädiatrischenEinrichtungen.

Die Pflegeausbildung schließt miteiner staatlichen Abschlussprüfungab. Und es wird eine Ausbildungs-vergütung gezahlt.

Wird der Pflegeberuf nun attraktiver?

Dirk Raskopf: Ja, das wünschen wiruns. Mit dem Pflegeberufegesetzentsteht ein neues Berufsbild Pflegedurch die Zusammenführung derdrei bisherigen Pflegefachberufe inden Bereichen der „Altenpflege“,„Gesundheits- und Krankenpflege“und „Gesundheits- und Kinderkran-kenpflege“.

Im Rahmen der neuen, generalisti-schen Ausbildung lernen die Auszu -bildenden die Pflege von Men schenaller Altersstufen in allen Versor-gungsbereichen. Damit stehen ihnenauch im Berufsleben mehr Einsatz-und Entwicklungsmöglichkeitenoffen. Aufgrund der automatischenAnerkennung des generalistischenBerufsabschlusses gilt dieser auchin anderen Mitgliedsstaaten derEU. Der damit verbundene Zugangzu den verschiedenen Tätigkeitsfel-dern der Pflege – von der Akutpflegeüber den ambulanten Bereich bis zurLangzeitpflege – ermöglicht es denPflegekräften, ihre Berufstätigkeitnoch besser an ihre eigene persön-liche Entwicklung und Lebenssitua-tion anzupassen.

Welche Voraussetzungen benötigeich für die Ausbildung?

Cordelia Siegmund: Zur Ausbildungwird grundsätzlich zugelassen, wermindestens einen Hauptschulab-schluss nach Klasse 10 hat. Wirempfehlen zudem vorab ein Prak-tikum in der Pflege, das wir gern

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auch vermitteln. Natürlich sollteman sich für pflegerische und me-dizinische Aufgaben interessierenund Spaß an einem sozialen Berufhaben. In der Arbeit mit und amMenschen ist kein Tag wie der an-dere. Pflege ist ein sehr vielseitigerBeruf, der viel Nähe erfordert.

Wo kann ich mich melden, wenn ich eine Ausbildung zumPflegefachmann/zur Pflegefach-frau beginnen möchte?

Dirk Raskopf: Sie suchen sich eineambulante oder stationäre Pflege-

einrichtung bzw. ein Krankenhaus,in der/dem Sie arbeiten möchten,und bewerben sich dort. Die TheodorFliedner Stiftung bietet Ausbildungs-plätze in allen Altenpflegeeinrich-tungen und im Fliedner Kranken hausRatingen an. Die genauen Adressenfinden Sie unter: www.fliedner.de.

Alternativ können Sie sich gerneauch direkt bei der Pflegeschuleder Theodor Fliedner Stiftung

bewerben. Wir leiten Ihre Bewer-bungen dann an die Fliedner-Ein-richtungen und an unsere über 80Kooperationspartner in Mülheim,

Duisburg, Oberhausen, Ratingen,Essen und Umgebung weiter. Siewerden dann zu einem Vorstel-lungsgespräch eingeladen.

Kontakt:

Pflegeschule derTheodor Fliedner Stiftung

Kölner Str. 292

45481 Mülheim an der Ruhr

Telefon: (0208) 4843-194

[email protected]

www.pflegeschulen.fliedner.de

Ende November laden sowohl dieFliedner Werkstätten als auch dasFliedner-Dorf in Selbeck ein. Am 23.November findet der traditionelleWintermarkt am Mühlenhof statt,eine Woche später, am 30. Novem-ber erstrahlt das Fliedner-Dorf. BeimWintermarkt freuen sich alle auf diebeliebten Adventskränze und –ge-stecke, für die viele Besucher schonfrüh den Markt besuchen. Danebenwird es viele Eigenprodukte an ro-mantischen Buden geben, für Kindersteht ein nostalgisches Karussell be-reit, die Tombola ist mit vielen ver-schiedenen Preisen bestückt.

Den Weihnachtsmarkt werden dieFriends of Dixieland sowie derAbout Us Chor der New Life Churchaus Düsseldorf musikalisch berei-chern. An Verkaufsständen könnenbei besinnlicher Stimmung letzteWeihnachtsgeschenke gekauft wer-den. Natürlich wird es an beidenFesten ein breites kulinarischesProgramm geben.

Wintermarkt der Fliedner Werkstätten

23. November 2019, 11-17 Uhr

Am Mühlenhof 150, 45481 Mülheim an der Ruhr

Weihnachtsmarkt im Fliedner-Dorf

30. November 2019, 12-18 Uhr

Am Brunnen 11, 45481 Mülheim an der Ruhr

Gleich zwei Mal vorweihnachtliche Stimmung in MülheimWinter- und Weihnachtsmarkt von Fliedner in Selbeck

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Auf diesen Präsentationstaghaben beide Seiten hin gefie-bert: Die Studentinnen des Frau-enstudiengangs Maschinenbauder Hochschule Ruhr West testenihre beiden neuen Vorrichtungenim Elektrobereich der FliednerWerkstätten. Die Beschäftigtender Fliedner Werkstätten sindebenfalls ganz gespannt auf dieverbesserten Konstruktionen,mit denen sie künftig einfacherarbeiten können.

Entstanden ist die Kooperationzwischen Hochschule Ruhr Westund Fliedner Werkstätten im Februardieses Jahres: „Im 2. Semestermüssen die angehenden Maschi-nenbauerinnen eine Projektarbeitrealisieren“, erklärt Gerhard Wisch-mann, wissenschaftlicher Mitarbei-ter im HRW Institut Maschinenbau.Was liegt also näher, als eine Pro-jektarbeit, die in der täglichen Pra-xis auch tatsächlich zum Einsatzkommt. Andreas Middendorf, Ab-teilungsleitung für den Bereich Elek-tro in den Fliedner Werk stätten,freut sich über die gelungene Zu-sammenarbeit. „Unsere Beschäftig-ten haben ganz unterschiedlicheBeeinträchtigungen. Daher müssenwir unsere Maschinen und Vorrich-tungen immer wieder an die Be-darfe und Fähigkeiten anpassenund natürlich die Kundenanforde-rungen erfüllen.“ Wie beispiels-weise exakt gleich lange Kabeloder ordentlich gewickelte Kabel-ringe.

Sieben Projektideen hat er einge-reicht. Zwei davon haben die sechsangehenden Maschinenbauerinnenausgewählt und nun in die Tat –oder besser gesagt in eine Rolle –

umgesetzt. Von der Idee bis zurkonkreten Umsetzung gab es jedeMenge zu tun: berechnen, vor Ortausmessen, anpassen, ausprobie-ren,… Sowohl für die Studentinnenals auch für die Beschäftigten einspannender Prozess.

Entstanden ist zum einen eine Ka-belführung mit Rollen. „Diese solldas Durchhängen vom Kabel elimi-nieren und daraus resultierendeUngenauigkeiten in der Längen-

messung verhindern“, erklärt Stu-dentin Nadine Hortscht. Im zwei-ten Projekt wurde eine Hilfskon -struktion gebaut, um abgelängteKabelstücke zu einem Ring aufwik-keln zu können. Die Konstruktionist an einem Motor befestigt, dermittels eines Fußpedals in lang-same Rotation versetzt wird. Indas Produkt wird ein Kabel einge-legt und von Hand geführt, so dasssich ordentliche Kabelringe erge-ben, wie sie zur Weiterverarbeitungin der Industrie benötigt werden.

„Da Kabel verschiedener Stärke undLänge gewickelt werden sollen,muss der jeweilige Kern gewechseltwerden. Unser neu designter Wick el -kern ist verstellbar und besitzteinen Schnellverschluss, er mussdaher nicht mehr getauscht werdenund ermöglicht ein schnelleres Ar-beiten“, erklären und zeigen dieStudentinnen. Eine echte Arbeits-erleichterung also. Und ein Gewinnfür beide Seiten. „Denn für die Stu-dentinnen ist es natürlich schön zusehen, dass ihre Konstruktionenauch Anwendung finden und nichtnur für die Schublade gemacht

Hochschule und Fliedner Werkstätten tüfteln gemeinsamGelungenes Service-Learning-Projekt der Maschinenbau-Studentinnen

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werden. Projekte wie dieses sindBindeglied zwischen theoretischemWissen und Praxiserlebnissen undbilden somit eine Grundlage fürdas Erfahrungslernen“, erläutertStudiengangsleiterin Prof. Dr. Alex-andra Dorschu den Ansatz des Ser-vice-Learning-Projektes. Die Studen-tinnen lernen dabei den Umgangmit Kunden und Unternehmen, trai-nieren ihre fachlichen und sozialenKompetenzen und lernen mehr rundum das Thema Projektmanagement.

Kompetenz durch Engagement

Die Hochschule Ruhr West zeichnetsich seit ihrer Gründung durch ihreQualitätsansprüche in Lehre undForschung sowie die starke regio-nale Verbundenheit aus. ServiceLearning als Brückenschlag zwi-schen fachlichem Lernen und re-gionalem Engagement ist ein be -

deutsamer Ansatz der in mehrfa-cher Hinsicht die Erreichung derZiele an der HRW fördert.

Service Learning bezeichnet dieVerbindung von fachlichem Lernenund gesellschaftlichem Engage-ment. Es zielt darauf ab, dass Stu-dierende durch die Bearbeitungrealer Probleme theoretisches Wis-sen auf das praktische Handelnübertragen.

Service Learning an der HRW cha-rakterisiert sich durch folgendeMerkmale:

Studierende engagieren sich beigemeinnützigen oder öffentlichenPartnern in der Region (Sport, Kul-tur, Soziales, Kommunen) und set-zen dabei eigene Kompetenzen ein.

Das Engagement ist eingebunden ineine Lehrveranstaltung, ein Lehr-projekt oder eine Abschlussarbeit.

Es liegt eine konkrete, klar defi-nierte Fragestellung des gemein-nützigen Partners vor.

Das Engagement der Studierendenwird kontinuierlich durch Hoch-schule und Vertreter*innen der Ko-operationspartner vor Ort fachlichbegleitet und schließt mit einerReflexion ab.

Die Anerkennung des Engagementsist z. B. durch Credits, Zertifikateoder einer Aufführung im Abschluss-zeugnis möglich.

Fliedner Werkstätten

Pilgerstraße 3

45473 Mülheim an der Ruhr

Telefon: (0208) 4448-100

Telefax: (0208) 44 48-155

www.werkstaetten.fliedner.de

Neues vom Mühlenhof

An der Betriebsstätte der Fliedner Werkstätten „Am Mühlenhof“ gibt es Neuigkeiten

Zum 01.10.2019 hat Paul Schröder die Leitung der Ab-teilung Garten- und Landschaftsbau von Inken Boltenübernommen. Inken Bolten, Technikerin im Garten undLandschaftsbau und seit Frühjahr 2015 am Mühlenhofin der Leitung tätig, wird von nun an die Leitung desHofprojektes, welches mit der Anschaffung der Hühnerbegann, weiter ausführen.

Paul Schröder ist Techniker im Ga-La-Bau, 37 Jahrejung, verheiratet und Vater eines zweijährigen Sohnes.Seit vier Jahren lebt er in Mülheim. In den letzten 20Jahren arbeitete er im Bereich Privatgartengestaltung,Baumschule und Vertrieb.

Beide betonen: „Wir freuen uns auf die gemeinsame Zu-sammenarbeit und Weiterentwicklung des Mühlenhofes.“

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VIII

,Wir sind nicht nur erfahren. Wirwollen auch erfahren.‘ – so lauteteine der Botschaften, die alsImagekampagne für das Jubilä-umsjahr der Theodor FliednerStiftung in 2019 entwickelt wur-den. Die Besonderheit der Stif-tung ist auch über das Jubiläumhinaus sichtbar und erfahrbar.

„Wir sind nicht nur erfahren. Wir wollen auch erfahren.“Theodor Fliedner Stiftung bringt Experten zusammen

Wunsch- und Wahlrecht erhalten.Die Beibehaltung der Wohnung unddes sozialen Umfeldes ist für dieKlienten oft ein wichtiges Anlie-gen. Auf der anderen Seite stehenstationäre Versorgungssettings mitdem Vorteil einer hohen Qualitätund Versorgungssicherheit, abermit vorgegebenen Strukturen.

Gibt es Wege dazwischen, muss dasLeistungsrecht in seiner „Versäu-lung“ hinterfragt werden, und wobleiben die Schutzaspekte für dieBetroffenen? Wie kann man dasBeste aus der Situation machen?Welche neuen Wege müssen Trägergehen, gerade auch in der gesund-heitlichen Versorgung? Wo gibt esFallstricke und Probleme in den an-gebotenen Lösungsmodellen?

Mit Pfarrer Theodor Fliedner be-gann es 1844. Er sah die Nöte derMenschen und wollte nicht nur dieunmittelbare Situation ändern,sondern Hilfeleistungen in einenachhaltige Form bringen, TheodorFliedner dachte immer einenSchritt weiter. Die Stiftung führtden Gedanken fort, alle schaffengemeinsam eine Perspektive. Ob esdie Suche nach Fachkräften ist, ge-setzliche Veränderungen in derPflegeversicherung oder der Ein-gliederungshilfe – selten war diegesamtsoziale Situation für Trägerherausfordernder. Das hochkarätigbesetzte Symposium in der Mülh-eimer Stadthalle nahm dabei eineFrage besonders in den Fokus: Wasbringt die Zukunft für Menschenmit Hilfebedarfen? – so lautete dasThema der Fachveranstaltung mitabschließender Podiumsdiskussion.

Grenzen sprengen, gewohnte Struk -turen verlassen und neue Wegegehen: Das begegnet der TheodorFliedner Stiftung in der Altenhilfeund Eingliederungshilfe seit vielenJahren. Zum einen wünschen Klien -ten und Öffentlichkeit eine zuneh-mende Ambulantisierung der Leis -tungserbringung. Hier sollen dieNutzer so weit wie möglich jedes

„Das sehr komplexe Sozialrechtmuss niederschwelliger gestaltetwerden, wenn die Betroffenen undihre gesetzlichen Vertreter nichtüberfordert werden sollen und wirdamit riskieren, dass etwas auf dieschiefe Bahn gerät und eine Unter-versorgung entsteht“, betonte Clau-dia Ott, Fachvorstand der TheodorFliedner Stiftung. Daher müsse esauch immer gezielte Entlastungs-und Assistenzleistungen für Ange-hörige geben, so Gründerin undLeiterin der Berliner Beratungs-und Beschwerdestelle Pflege in Not,Gabriele Tammen-Parr.

Auf politischer Ebene müssten sichBetroffene und Träger allerdingsnoch stärker einbringen, meinteUdo Diel.

Das hochkarätig besetzte Symposium mit abschließender Podiumsdiskussion inder Mülheimer Stadthalle nahm eine Frage besonders in den Fokus: Was bringtdie Zukunft für Menschen mit Hilfebedarfen?

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IX

Engagement gilt der Altenhilfe, derKinder- und Jugendhilfe, der Hilfefür Menschen mit Behinderungen,der Psychiatrie und Psychotherapiesowie der Ausbildung, Forschungund Lehre.

Orientiert am Handeln TheodorFliedners, nehmen wir auch heuteöffentlich und fachlich Stellung.Wir setzen Akzente und beziehenPosition in Kirche und Gesell-schaft. Wir bringen uns in den so-zialpolitischen Dialog aktiv ein.Gemeinsam verwirklichen und for-dern wir Rechte auf Entwicklung,Therapie, Förderung, Schutz sowieumfassende Teilhabe ein. Wir ste-hen für professionelle und zukunfts-fähige Konzepte und Strukturen.

Theodor Fliedner Stiftung

Fliednerstraße 2

45481 Mülheim an der Ruhr

Telefon: (0208) 48 43-0

Telefax: (0208) 48 43-105

[email protected]

www.fliedner.de

Prof. Dr. Michael Seidel machtedeutlich, dass Selbstbestimmungkein Vorwand sein dürfe, Betreu-ungs- und Assistenzkosten einspa-ren zu können. Es gehe um Ge-rechtigkeit „und die Verwirklichungeines Rechtsanspruchs“. Ähnlichformulierte es Jürgen Dusel: „Inklu-sion und Demokratie sind zwei Sei-ten derselben Medaille. Der Staatmuss den Rechtsanspruch auf Basisder UN-Behindertenrechtskonven-tion für Menschen mit Behinderun-gen auch in allen Lebens bereichendurchsetzen.“ Für Pfarrer ChristianHeine-Göttelmann bedeutete Teil-habe von Menschen mit Behinde-rung die Verwirklichung der Mensch -lichkeit.

Fachliche Akzente zu setzen, hat inder Theodor Fliedner Stiftung einelange Tradition. „Das wollen wirauch weiterhin tun und uns in dieaktuellen Themen einbringen“,versprach der Vorstand der TheodorFliedner Stiftung.

Die Theodor Fliedner Stiftung

Wir sind 2.600 Mitarbeitende undbundesweit für Menschen da. Unser

Mit Vertretern aus Politik, Praxis,Diakonie und auch aus Betroffe-nensicht wurden die verschiede-nen Perspektiven beleuchtet. Mitdabei:

Jürgen DuselBeauftragter der Bundesregierungfür die Belange von Menschen mitBehinderungen, Berlin

Pfarrer Christian Heine-GöttelmannTheologischer Vorstand Diakoni-sches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e. V., Düsseldorf

Ulrich KuhlmannEinrichtungsleiter der stationärenPflegeeinrichtung „Wohnen im Alter“,Mülheim an der Ruhr

Udo DielAbteilungsleitung Soziales im Mini-sterium für Arbeit, Gesundheit undSoziales des Landes NRW, Düsseldorf

Prof. Dr. Michael SeidelVorsitzender der Deutschen Gesell-schaft für seelische Gesundheit beiMenschen mit geistiger Behinderung(DGSGB), Bielefeld

Gabriele Tammen-ParrGründerin und Projektleiterin vonPflege in Not, Beratungs- und Be-schwerdestelle bei Konflikt und Ge-walt in der Pflege älterer Men schen,Berlin

Claudia OttFachvorstand der Theodor FliednerStiftung, Mülheim an der Ruhr

ModerationSteffi Neu, Journalistin und WDR-Moderatorin, Uedem

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„Einsamkeit ist so etwas wie Seelenschmerz“Psychiater Mazda Adli im Gespräch über Einsamkeit

größeres Risiko haben sozial iso-liert zu sein. Dazu gehören Men-schen, die einen Migrationshinter-grund haben oder auch ältere Men-schen, wenn sie ihre Mobilität ein-büßen. Deswegen gibt es dann imhohen Alter ab 80 auch viele ein-same Menschen. Es sind aber auchdie vielen Alleinlebenden in Groß-städten betroffen. Das sind übrigensentgegen dem Klischee nicht dieurbanen Karrieristen. Großstadt-singles beziehen überdurchschnitt-lich häufig Hartz-IV-Leistungen undsind auf soziale Unterstützung an-gewiesen – das erhöht auch das Ri-siko für Einsamkeit.

Einsamkeit ist also keine Alterserscheinung?

Nein. Viele denken, dass mehr äl-tere Menschen einsam sind als jün-gere. Doch wir wissen aus neuerenStudien, dass das gar nicht so ist.Sondern dass gerade die um die30-Jährigen besonders häufig ein-sam sind. Und gerade die jüngerenAlten – die Mitte 70-Jährigen – garnicht so häufig. Erst ab dem Altervon 80 Jahren steigt die Einsam-keitsrate steil an. Das heißt, Ein-samkeit steigt nicht einfach linearmit dem Alter, sondern das Risikofür Einsamkeit verläuft in Wellen.

15% der 30-60-Jährigen in Deutschland geben an, unter Ein-samkeit zu leiden – trotzdem ist Einsamkeit ein Tabuthema un-serer Gesellschaft. Deswegen hat Großbritannien seit Januar2018 ein „Ministry of Loneliness“ und auch im Koalitionsver-trag der Bundesregierung ist Ein samkeit als eine politische Auf-gabe festgehalten worden. PD Dr. med. Mazda Adli (FliednerKlinik Berlin) erklärt, was Einsamkeit ist, wann sie krank machtund was die Gesellschaft dagegen unternehmen kann.

Macht Einsamkeit krank?

Einsamkeit zu empfinden ist für sogut wie jeden Menschen quälend.Wir sind soziale Wesen. Unser Über-leben hängt, evolutionär gesehen,davon ab, dass wir mit anderen ko-operieren und auf Unterstützunghoffen können. Wenn wir kein so-ziales Netz haben, das uns auf-fängt, fühlen wir uns einsam. Ein -samkeit ist eine Art Seelenschmerz,ein Alarmsignal, das man empfin-det, wenn man sozial isoliert ist.Und soziale Isolation ist einer derwesentlichsten Krankmacher. Dasgilt für psychische wie für körper-liche Krankheiten. Bluthochdruck,erhöhte Blutfette, Schlafstörungenoder Depressionen können die Folgensein. Einige große Untersuchungender letzten Jahre zeigen: SozialeIsolation belastet unsere Gesund-heit stärker als moderates Rauchen,Alkoholmissbrauch und Übergewicht.

Was hilft gegen Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein riesiges Tabu-thema in unserer Gesellschaft. Unddas, obwohl sie so häufig ist: Rund15 Prozent der Deutschen leiden

Was ist eigentlich der Unterschiedzwischen Einsamkeit und Allein-sein?

Alleinsein ist etwas, das viele sogarals großen Luxus ansehen: Dass manmal allein sein und sich aus der Be-triebsamkeit des Alltags ausschaltenkann. Dass man mal Zeit für sich hat.Als selbstgewählter Zustand kannuns Alleinsein auch mal gut tun. Ein-samkeit hingegen ist so etwas wieein seelischer Mangelzustand, denwir als unangenehm empfinden. Ein-samkeit entsteht dann, wenn diegewünschte Intensität von sozialerEinbindung in die Gemeinschaftnicht mit der realen Einbindungübereinstimmt und man das Gefühlhat, dass es einem an Menschenmangelt, die einen mögen, mitdenen man Zeit verbringen kannund die einem helfen, wenn man siebraucht. Das ist Einsamkeit, so etwaswie ein Seelenschmerz. Einsam istman übrigens in der Regel unterMenschen, nämlich dann, wennman das Gefühl hat, um einenherum läuft das Leben, man selbstaber gehört nicht dazu.

Wer ist denn besonders gefährdetvon Einsamkeit betroffen zu sein?

Gefährdet sind Menschen, die – auswelchem Grund auch immer – ein

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schnell mit der neuen Nachbar-schaft vertraut zu machen, sich inder eigenen Straße genau umzu-schauen, mal zu gucken, wie dieLeute heißen, die im eigenen Hauswohnen. Oder zu schauen, wer dieMenschen sind, die in den Geschäf-ten rund um den eigenen Wohnortarbeiten. So kann man sich erstmaleine kleine, übersichtliche Heimataufbauen. Das hilft.

Es ist auch hilfreich sich klarzuma-chen, ob es jemanden gibt, denoder die man jederzeit anrufenkönnte, wenn man Hilfe braucht.Sonst könnte man versuchen, je-

mandem im Umfeld diese Rolle zugeben. Und wenn man eine Personhat, hilft es, dessen oder deren Te-lefonnummer auswendig zu ken-nen. Es ist überhaupt hilfreich, daseigene Telefonbuch gelegentlichdurchzublättern und zu schauenwelche Menschen man vielleichtetwas näher an sich binden will.Und sich so ein soziales Netz auf-zubauen, Menschen, auf die manzugehen kann, wenn man Hilfebraucht – oder wenn man einfachmal Zeit mit jemandem verbringenmöchte. Das hört sich vielleichtbanal an, aber es hilft ungemein.

unter Einsamkeit. Ich stelle immerwieder fest, dass es vielen Men-schen extrem schwer fällt, beimArzt - ja selbst beim Psychiater -zu sagen, dass sie sich einsam füh-len. Deswegen ist mein Rat: Ver-trauen Sie sich jemandem an. DemHausarzt, dem Pfarrer, Angehöri-gen, Kollegen oder Nachbarn. Dasist der erste wichtigste Schritt, umEinsamkeit zu durchbrechen undUnterstützungsstrukturen aufzu-bauen.

Wenn jemand in eine fremde Stadtzieht, vielleicht das erste Mal indie Großstadt, ist es hilfreich, sich

Anja Lerch zum Dritten im Fliedner-Dorf

stattdessen konnte er nahezu alleTexte auswendig. Doch nicht nurdas, er hatte zwar selbst Geburts-tag, doch ließ es sich nicht neh-men, selbst ein Ständchen für dieAnwesenden zu halten. Aus derOperette „Der Zarewitsch“ sang erdas Wolgalied, besser bekannt als

„Wenn ich in seinem Alter noch soeine Stimme hätte, wäre ich glück-lich“, sagt Anja Lerch nach ihremdritten Gastspiel im Fliedner-Dorf.Die beliebte Duisburger Künstlerinhatte viele Heimatlieder mit im Ge-päck, über einen Beamer wurdenTexte projiziert und alle sangen mit– auch XX Bergmann. Der an demTag 96 Jahre gewordene Bewohnerdes Fliedner-Dorfes brauchte denBeamer jedoch nicht, er ist blind,

„Der Soldat am Wolgastrand“.„Seine positive Energie bereicherteuns alle“, so Anja Lerch beim ge-meinsamen Foto. Walter Bergmannwird sich die auch nicht so schnellnehmen lassen: „Ich habe be-schlossen 100 zu werden und hoffe,der da oben hat das gehört.“

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Die farbigen Wimpelketten mach-ten die Feierlaune schon von wei-tem sichtbar. Die weißen Pavillonsreihten sich – ebenfalls bunt ge-schmückt – aneinander. Die Food-trucks zogen neugierige Blicke aufund hungrige Gäste an sich. DieSonne strahlte. Feierlaune pur.

Ein buntes Straßenfest mit vielentollen Begegnungen und spannen-den Aktionen – so lässt sich dasgroße Jubiläumsfest am 31. Augustim und um das Fliednerdorf zusam-menfassen. Und tausende Besucherfolgten der Einladung nach Selbeck.Ob Social Shopping, Kunsthandwerkoder Flohmarkt – zum Stöbern,Schauen und Kaufen lockten zahl-reiche Stände.

Weiteres Highlight: Radio Mülheimsgläsernes Studio

Wer schon immer einem Radiomo-derator über die Schultern schauenwollte, hatte beim Jubiläumsfestdie Chance dazu. Radio Mülheimwar mit seinem Gläsernen Studiovor Ort und berichtete live vom

Wir machen nicht nur Laune. Wir machen auch Party.Das große Sommerfest zum 175-jährigen Jubiläum lockte tausende Gäste nach Selbeck

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Fest. Besucher hatten hier dieMöglichkeit, bei der Arbeit

zuzusehen und mehr als„nur“ die Stimme vonModerator Stefan Fal-kenberg kennenzuler-nen.

Straßenmusiker undBands, Kleinkünstlerund Installationen, bun-

bunte Stände, viel Tam-tam – ein Organisations-

team aus Mitarbeitenden hatrund ein Jahr an dem Fest geplant.

So konnte man die Vorgruppe der KellyFamily, das Folkduo Jan & Jascha, ge-winnen. Die hauseigenen Fliedner-Bands – Spirit Steps, und KokoBend –durften natürlich nicht fehlen. DieRöhrengarde machte ordentlich Stim-mung, Jason Bartsch zog die Gäste mu-sikalisch-lyrisch in den Bann. Kurzum:Künstler aus vielen Bereichen versüß-ten den Gästen den Tag.

Um es mit den Worten einer Besucherinzu sagen, die ihr Dankeschön nach demFestwochenende an die Stiftung schrieb:„Es war einfach nur schön!“ Das freutuns.

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WDR-Maus: Fliedner Werkstätten öffneten TürenBeantwortet wurde die Frage: Wie kommen Motive auf Tassen und Co.

Bereits das vierte Mal in Folge nahmen die FliednerWerkstätten mit jeweils wechselnden Betriebsstätten(dieses Jahr mit der Betriebsstätte Mühlenbergheide)am WDR-Maustag für Kinder teil. „Die Tage sind wiebunte Familienfeste zum Lernen“, berichtet DanielMöller, Leiter der Fliedner Werkstätten.

Heiße Öfen und viel Programm

„Bis zu 1000 Grad Celsius wird der Ofen aufgeheizt“, er-klärt Jürgen Auberg, Leiter der Abteilung für Transfer-druck. Die braucht es, um Bilder auf Tassen oder anderePorzellanartikel zu drucken. Nebenbei erfuhren Kinderund Familien auf spielerische Art, was Inklusion heut-zutage ausmacht. Denn in der Mühlenbergheide arbei-ten viele Menschen mit und ohne Behinderung für einegemeinsame Sache. Begleitet wurden die Einblicke inden Arbeitsbereich von einem bunten Programm. „Dasist wie ein 2. Sommerfest für uns geworden“, so JürgenAuberg. Mit seinem Team plante er, wo die Hütten auf

dem Gelände aufgestellt werden, an denen Muffins undKaffee ausgeschenkt, die Grillmannschaft positioniertund eine Hüpfburg aufgebaut wurde. Ballspiele, diehauseigene Apfelsaftpresse und Pommes zur Stärkungdurften ebenso nicht fehlen.

Die Fliedner Werkstätten sind jedoch nicht nur als undfür Teilnehmer am Maustag gefragt. Auch im Logistik-bereich brachte der Tag viele Arbeitsschritte mit sich.„Wir sind seit vielen Jahren im Auftrag des WDR zu-ständig und verschicken alle Materialien für den Tür-öffnertag an die teilnehmenden Betriebe“, sagt DanielMöller stolz. Die Zusammenarbeit sowie die Teilnahmeam Maustag verfolgt auch dem selbstgegebenen Zielim Jubiläumsjahr 2019 der Theodor Fliedner Stiftung.Zum 175-jährigen Bestehen heißt es: Gemeinsam Per-spektiven gestalten.

Mülheim an der Ruhr. Ein 1.000 Grad heißer Ofen,jede Menge Angebote für Familien und Einblicke hintersonst verschlossene Türen. Die Fliedner Werkstättenluden am 3. Oktober im Jubiläumsjahr zum MausTüröffnertag ein.

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Stiftungsjubiläum wurde auch in Brandenburg groß gefeiert

Erstes Mitarbeiterfest in der Theodor Fliedner StiftungBrandenburg gGmbH

verschiedenen Laptops abrufbarwaren. Die Mitglieder der MAVstanden Rede und Antwort. Tat-sächlich begegneten sich viele Kol-leginnen und Kollegen, die anunterschiedlichen Orten arbeiten,zum ersten Mal.

Hintergrund war die Unmöglich-keit, 140 Mitarbeitende der Bran-denburger Tochter 500 km entferntam Geschehen in Mülheim anläss-lich des Jubiläums teilhaben zulassen. Die MAV und ihre Helfernahmen alles selbst in die Hand:von der Auswahl des Ortes, über dieGestaltung der Einladungen, dieAuswahl von Band und Catering,Aufbau und Aufräumen nach demFest. Wichtige Unterstützung er-hielten die Initiatoren von der Ab-teilung Öffentlichkeitsarbeit der

Man muss die Feste feiern wie siefallen – das beliebte Motto nahmendie Mitglieder der BrandenburgerMitarbeitervertretung wörtlich undkrempelten die jährliche Mitarbei -terver sammlung kurz entschlossenum. Das Ergebnis war ein buntesFest in einer wunderschön saniertenVilla direkt am Tiefen See anläss-lich des 175-jährigen Bestehensder Stiftung in Mülheim an derRuhr. 175 Jahre Theodor FliednerStiftung: das besondere Jubiläumwurde so auch in Brandenburg großgefeiert, umrahmt von Livemusik,kleinen künstlerischen und kreati-ven Einlagen, Buffet und Tombola.Ein weiterer Schwerpunkt war einInfor - mationsstand über Aufgabenund Arbeit der MAV sowie über dieverschiedenen Brandenburger Stand-orte der Stiftung, die interaktiv an

Stiftung. Alle Mitarbeitenden, diearbeiten mussten und nicht teil-nehmen konnten, erhielten als Trost -pflaster einen eigenen kleinen Gruß.

Es hat sich gelohnt – die Mischungkam an. Sogar das Wetter spieltemit und dank der Überraschungs-tombola musste niemand mit lee-ren Händen nach Hause gehen.

Theodor Fliedner StiftungBrandenburg gGmbH

Allee nach Glienicke 83-85

14482 Potsdam

Telefon: (03 31) 6 20 37 20

Telefax: (0331) 6 20 38 40

[email protected]

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Das abschließende Kapitel schlägt

einen Kreis zur Einleitung. Es

verortet unsere Arbeit noch ein-

mal in unserer Geschichte und

Tradition.

Verantwortung übernehmen, da -

mit fassen wir noch einmal alles

zusammen. Verantwortung über-

nehmen dafür, dass in der Ge-

sellschaft Strukturen geschaffen

und erhalten werden, die Men-

schen brauchen.

Angefangen hat alles damit, dass

Theodor Fliedner genau hinge-

schaut hat und sich hat anrüh-

ren lassen, von dem was er sah.

Auch wenn die sozialen Siche-

rungssysteme heute natürlich

viel mehr Menschen erfassen, als

dieses vor 175 Jahren der Fall

war, bleibt es unvermindert

wichtig, für die Inhalte, für die

die heutige Theodor Fliedner

Stiftung steht, Position zu be-

ziehen. Sei es in unserer fachli-

chen Arbeit, indem wir stets die

richtigen Konzepte haben oder

entwickeln oder sei es, dass wir

uns in die Diskussionen in der

Gesellschaft aktiv einbringen.

Wir haben eine Stimme und wer-

den gehört. Das merken wir, wenn

wir den Kontakt zu Verantwor-

tungsträgern suchen, das mer-

ken wir, wenn wir aktive Öf-

fentlichkeitsarbeit betreiben,

das merken wir auch, wenn wir

einladen.

All diese Dinge gehören genauso

zu unserer Arbeit und unserem

Auftrag, wie die ganz konkrete

Arbeit am einzelnen Menschen,

der zu uns kommt. Das ist etwas,

was wir vielleicht manchmal eher

gedanklich in den Hintergrund

schieben und darum haben wir im

Leitbild genau zu diesen Punkten

noch einmal so deutlich Stellung

bezogen.

Und auch noch einen weiteren

Punkt sprechen wir ganz explizit

an: Das Spannungsfeld zwischen

sozialem Auftrag und Wirtschaft -

lichkeit, in dem unsere Arbeit im

Alltag stattfindet. Dieses so aus-

zugestalten, dass zum einen die

konkrete Arbeit im Alltag sicher

gestellt werden kann, wir aber

zum anderen auch die Mittel er-

wirtschaften, die wir brauchen,

um die Zukunft zu sichern, ist

genauso diakonischer Auftrag,

wie das ganz konkrete Handeln

am einzelnen Menschen, denn

das eine geht nicht ohne das an-

dere. Diese so in aller Klarheit

Wir übernehmen Verantwortung –Das Leitbild der Theodor Fliedner Stiftung, Teil 4

w w w . f l i e d n e r . d e

Impressum:

Theodor Fliedner Stiftung

Fliednerstraße 2

45481 Mülheim an der Ruhr

Telefon: (0208) 48 43-0

Fax: (0208) 48 43-105

E-Mail: [email protected]

www.fliedner.de

Redaktion: Claudia Kruszka (Leitung)

Carsten Bräumer, Katharina Hajek,

Gabriele Janßen, Niclas Kurzrock,

Laura Neumann

Fotos: Theodor Fliedner Stiftung, privat

zu benennen, ist für uns eben-

falls ein Punkt, Verantwortung

zu übernehmen.

Gemeinsam Perspektiven gestal-

ten. Das fasst zusammen, wofür

wir stehen. Das Jubiläum, das

uns noch ein wenig mehr als in

anderen Jahren in den Blick-

punkt gerückt hat, haben wir

dafür genutzt, diese Botschaft

weit bekannt zu machen und mit

dieser Botschaft die Stimme zu

erheben.

GemeinsamPerspektivengestalten,

das ist die Theodor Fliedner

Stiftung, heute und in Zukunft!

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Palliative Care für Menschen mit Demenz

Konzepte der Hospizidee und der Palliative Care berücksich-tigten in ihren Anfängen fast ausschließlich den orientiertenSterbenden. Auch Untersuchungen zu den Bedürfnissen Ster-bender befassten sich fast ausschließlich mit orientierten(alten) Menschen. Mittlerweile setzt sich die Erkenntnisimmer mehr durch, dass auch Menschen mit Demenz voneiner Palliative Care profitieren können.

Schauen wir uns z. B. den stationären Altenhilfebereich an, dennhier sterben in Ballungsgebieten 20-30% aller Menschen, so er-kennen wir, dass orientierte Bewohner die Minderheit repräsen-tieren. Viele Altenpflegeheime in Deutschland können auf einenAnteil von ca. 70% demenziell erkrankter Bewohner verweisen.Die Umstellung von Pflegestufen auf Pflegegrade hat diese Ten-denz noch einmal zusätzlich verschärft.

Auf den Punkt gebracht kann behauptet werden, dass Pflege-heime in Deutschland mittlerweile zu gerontopsychiatrischenHospizen geworden sind.

Der vorliegende Beitrag versucht etwas mehr Transparenz in dieProblemlage des mehrfacherkrankten demenziell verändertenMenschen zu bringen und Vorschläge abzuleiten, für eine pal-liative Versorgung der Betroffenen. Hier soll den Fragen nach-gegangen werden:

• Welche Bedürfnisse hat ein demenziell erkrankter Mensch, derzusätzlich multimorbid ist?

• Was kann bei demenziell erkrankten Sterbenden über die ak-tuellen Bedürfnisse ausgesagt werden?

Problemlagen bei Demenz

Bei primären Demenzen handelt es sich um einen fortschreiten-den Hirnabbauprozess, der nicht heilbar ist und mit vielen ko-gnitiven und später auch körperlichen Symptomen einhergeht.Die Gefühlsansprechbarkeit bleibt oft sehr lange erhalten, wieauch die Wahrnehmungsfähigkeit über einzelne Sinneskanäle.

Die häufigste Form der Demenzen ist die Demenz vom Alzheimer-typ, die hier nicht weiter erläutert werden soll, sondern als bekanntvorausgesetzt wird. Eine besondere Problemlage im Zuge einerDemenz ergibt sich im Bereich der Kommunikation. Denn auf-grund eines zunehmenden Sprachzerfalls kann der Demenzbe-troffene seine Bedürfnislage, seine Nöte und Wünsche nichtmehr adäquat den Begleitern mitteilen. Hier findet der Betrof-fene häufig eine eigene Form des Mitteilens, aber nicht immergelingt es uns Begleitern die Inhalte zu entschlüsseln.

Zunehmend verkürzte Verweildauer

Durch eine oftmals verkürzte Verweildauer in den Einrichtungender Altenarbeit und fehlenden biographischen Angaben, ist das

Personal auf seine Intuition oder auf sein „einfühlendes“ Ge-schick verwiesen. Besonders problematisch sind dann neue Be-wohner, wenn sie schon sterbend in eine Einrichtungen (z.B. einPflegeheim) einziehen, was immer öfter aus den oben genanntenGründen geschieht.

Eine geplante und strukturierte Palliativversorgung und Sterbe-begleitung ist so kaum noch möglich; professionelle Beziehungs-pflege weicht dann oftmals einer improvisierten oder stan -dar disierten Begleitung durch die Teams.

Unsicherheit der Pflegeprofis

Pflegekräfte schildern häufig ihre Unsicherheit in Bezug auf Be-dürfnisse und Wünsche sterbender Menschen mit fortgeschritte-ner Demenz. Oft wissen sie nicht das Verhalten des Erkranktenzu interpretieren. Ist es nun ein Verhalten, was aus der Demenzheraus entstanden ist, oder formuliert sich hier die Not einesLeidenden, der diese Not aufgrund eines Sprachzerfalls nichtausdrücken kann (z.B. bei Schmerzen, Juckreiz oder Angst)?

Fehlendes biographisches Material, mangelnde Zusammenarbeitmit Angehörigen und Hausärzten, unzureichende Vorbereitungdurch die Fachausbildung und vor allem eine bis zur Unmensch-lichkeit verdichtete Arbeitsfülle führen in der Palliativ- und Ster-besituation zu Unverständnis, Überforderung und letztendlichzu einer unangemessenen Versorgung.

Die Phänomene der Demenz beeinflussen das kognitive Sterben

Mit zunehmender Demenz lebt der demenziell Erkrankte zuneh-mend in der Gegenwart. Sein Erleben ist ein gegenwärtiges Er-leben. Sein Dasein spielt sich zunehmend im hier und jetzt ab.Dieses gegenwärtige Erleben schließt allerdings nicht aus, dassThemen, Ängste und Antriebe vergangener Zeiten in der Gegen-wart des demenziell Erkrankten erlebt werden. Auch können ge-genwärtige Personen (z. B. Mitarbeiter) in die früheren Themengegenwärtig integriert werden.

Die Vergangenheit, sofern sie sich in umgekehrter Chronologienoch nicht gänzlich aufgelöst hat, wird durch den demenziellErkrankten nicht aktiv bemüht - Bilder, Gefühle und Antriebeüberkommen ihn. Hier können äußere Impulse bestimmte Erin-nerungsleistungen anstoßen (triggern). Diesen Effekt nutzt z.B. die Erinnerungspflege, um dem demenziell Erkrankten etwasVertrautes anbieten zu können, denn Vertrautes schafft Sicher-heit und produziert somit weniger Stress.

Die Zukunftsdimension löst sich auf

Das zunehmend gegenwärtige Erleben durch den demenziell Er-krankten hat aber auch Konsequenzen für die Zeitdimension „Zu-

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kunft“. Sie geht ebenfalls verloren, weil der demenziell Erkranktesie nicht erlebt. Zukunft lässt sich nicht erleben, außer man läuftin sie in Gedanken voraus. Soll heißen, dadurch, dass wir zum Bei-spiel ein zu erwartendes negatives Ereignis gedanklich vorwegneh-men, stellt sich das Phänomen der Sorge ein. Hierfür ist diekognitive Fähigkeit des Abstrahierens und der Vorstellung nötig.

Der Tod, also das Nicht-mehr-Sein, lässt sich weder vorstellennoch fühlen. Und dennoch erfüllt der vorweggenommene Ge-danke eines etwaigen nahen Todes uns Orientierte mit Sorge.Sorge um die Hinterbliebenen, aber auch Sorge um uns, die wirin etwas Unbekanntes übergehen.

So lange wir leben, gibt es den Tod nicht!

Das gegenwärtige Erleben des Demenzbetroffenen führt zu einerAusblendung des Todes. Er (der Tod) kommt faktisch, als zu erwar-tendes Ereignis nicht im Erleben des demenziell Erkrankten vor.Der demenziell Erkrankte macht sich keine Sorgen um den Tod. Hierbekommt die Position des griechischen Philosophen Epikurs (freiübersetzt durch den Autor) einen ganz eigenen Aspekt, wenn esda heißt: So lange ich lebe, ist der Tod nicht da. Ist der Tod allerdingsda, bin ich nicht mehr. Also, was kümmert mich der Tod?

Was macht nun die Schwierigkeit aus in der Auseinandersetzungmit sterbenden Menschen mit Demenz? Es ist unsere Projektionnegativer Emotionen im Umgang mit dem Sterbenden, respektivedem nahen Tod. Wir können uns keinen Seins-Zustand im Ange-sicht des Todes vorstellen, ohne gedanklich und emotional be-rührt zu sein. Der Tod ist also nicht nur ein Problem derLebenden, sondern vor allem, der orientierten Lebenden!

Mitarbeiter müssen das Verhalten lesen lernen

Ein wesentliches Hindernis in der Begleitung demenziell Erkrankterist die Kommunikation. Zum einen durch sein Unvermögen einersinnvoll verbalen Kommunikation, durch das zunehmende Fehlenvon Begriffen und Bezeichnungen, und durch das zunehmendeUnvermögen Worte bzw. sinnvolle Sätze zu artikulieren (Aphasie).

Das veränderte Verhalten des Betroffenen muss somit zuneh-mend als nonverbaler Ausdruck seiner Befindlichkeit gelesenwerden, z. B. bei Schmerzen, Juckreiz oder Angst. Der demenziellBetroffene ist somit darauf angewiesen, dass sein Gesagtes undsein Verhalten richtig durch die Begleiter (Angehörige und Mit-arbeiter) interpretiert werden.

Die palliative Landschaft der alten Menschen

Die meisten Menschen mit Demenz sind alt. Mit Zunahme des Al-ters treten immer mehr chronische und akute Krankheiten bei denBetroffenen auf. Statistisch können bei geriatrischen Patientenje Lebensjahrzehnt eine chronische Erkrankung gemutmaßt wer-den. Das bedeutet, dass der 80-Jährige ca. 8 chronische Erkran-kungen hat. Diese machen bei ihm nicht unbedingt immer eineSymptomlast, jedoch entsteht eine palliative Landschaft, bei der

wir Außenstehende dann nicht mehr erkennen können, welche dervielen Erkrankungen beim Betroffenen ein Leiden erzeugt.

Demenz verdeckt das Leiden

Immer wieder ist zu bemerken, dass Demenzbetroffene keineweiteren Diagnosen zu haben scheinen. Plötzlich verschwindenmit der Diagnose Demenz z.B. die Erkrankungen des rheumati-schen Formenkreises, die Herzinsuffizienz, die Stoffwechselstö-rungen und weitere Krankheiten, die vermehrt im Alter auftretenkönnen. Aus Sicht der professionellen Begleiter scheint es nurnoch die Demenz bei dem Pflegebedürftigen zu geben. Hierbeiunterliegen wir Mitarbeiter einem Wahrnehmungsfehler. Dasführt dann zu dem Resultat, dass bis zu 85% der Pflegeheimbe-wohner an chronischen Schmerzen leiden, jedoch nur ca. 40-50% der Pflegeheimbewohner Schmerzmittel erhalten, weil ebender Schmerz nicht als solcher erkannt wird.

Wird nun das Verhalten eines demenziell Erkrankten nur vor demHintergrund der Demenz gelesen und interpretiert (z.B. Unruhe,bindungsuchendes Verhalten, Abwehrverhalten etc.), kann esvorkommen, dass eher der Neurologe, als der Hausarzt, verstän-digt wird. Beruhigungsmittel statt Schmerzmittel ist dann diefatale Konsequenz.

Angehörige und Mitarbeiter gemeinsam

Studien zeigen deutlich auf, dass Angehörige oftmals ein gutesGespür haben für die Not des Betroffenen mit Demenz. Hier istes unabdingbar, dass Angehörige ihren Eindruck den Mitarbeiternder Teams mitteilen. Diese wiederum haben nun die Möglichkeitmit professionellen Erhebungsinstrumenten zu überprüfen,woran der Betroffene leidet, und ob die Vermutung des Angehö-rigen zutreffend ist. Hier gehen dann Mitarbeiter auf den Haus-arzt zu, um die gemachten Beobachtungen mit ihm zu be-sprechen. Im Bedarfsfall werden dann heutzutage eher versuchs-weise z.B. Schmerzmittel verabreicht.

Fazit

Menschen mit Demenz, die ihre Not und ihr Leiden nicht mehrverbal mitteilen können, benötigen achtsame Begleiter auf Sei-ten der Angehörigen und der Mitarbeiter. Beide sind Expertenbezogen auf den zu Pflegenden mit Demenz. Nur in der Koope-ration kann daher ein guter Weg gesehen werden für eine gelin-gende Palliativversorung von Menschen mit Demenz.

Stephan Kostrzewa

• Exam. Altenpfleger und Dipl. Sozialwissenschaftler (Soziologie,Psychologie und Thanatologie)

• Chefredakteur „Palliativpflege heute“

• Fachbuchautor

Kontakt: [email protected]

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Unser Leben langSammeln wir Erinnerungen wie Schätze,

suchen stets einen neuen Anfang,kommen mit Menschen in Einklang,

fast schon fanatischund voller Hetze.Um am Ende reich

Zu sein.Doch ganz gleich

Was wir tun,vielleicht werden wir apathischund gegen das Erinnern immun.

Ihr seid unendlich verschieden,zeigt die Farben eurer Persönlichkeit.

Man wäre nie zufrieden,suchte man in euch Vollkommenheit.

Aber gerade das ist Magie.Ihr verliert zwar

Die Wörter auf der Zunge,werdet dafür zum Genie

der Neologismen, wunderschön und wahr.Unterhaltet mit den besten Geschichten,

worum es geht ist nicht klar.Trotzdem kann man euch nur beipflichten

Und stundenlang zuhören.Und auf euch schwören

Wenn Reime von GedichtenUnd Sprichwörter

Scheinbar vergessen waren.

Ihr fragt nicht nach Beistand,zeigt lieber Stärke in Höflichkeit,

gebt andern eine Handund findet darin neue Freiheit.

Gebt unerwartet schöne Komplimente,zur richtigen Zeit,

egal ob mit oder ohne Medikamente.Und auch Musik weckt

In euch die Gefühle der besten Jahre.Ihr singt und tanzt direkt

Zu Schlagern, und zwar ganz wunderbare.Nicht mit Scham, sondern mit Stolz.

Habt ihr euch vertan, was soll s, dennauch wenn

ihr den Alltag versucht zu meistern, vergebens,strahlt aus euch die Weisheit des Lebens.

Die ihr mit euch tragt, ganz leise,auch auf eure letzte Reise.

Ihr habt mir die Augen geöffnet.Dafür, dass es nochmal bergauf gehen kann,

wenn man eigentlich schon unten war.Dass uns Menschen ewig begleiten,

wie viel das beweist.Und was es heißt,

irgendwann,zu versprechen ganz klar:

In guten wie in schlechten Zeiten.

Ich weiß jetzt,dass Kuchen die Menschen verbindet,

dass man den Charmedes Lächelns unterschätzt,

dass wir gemeinsamso viel größer sind

und dass zum Glück das Kindin uns niemals verschwindet.

Was uns reich macht,und das habt ihr ganz besonders erkannt,sind die magischen Momente, allesamt.

Ein Leuchten, ein Witz, Verstehen ohne Worte,wenn ihr lacht

ist das Gänsehaut, die schönste Sorte.

Ihr habt mir die Maske abgenommen,das Beste in mir hervorgebracht,

mich demütig, dankbar und glücklich gemacht.Dank euch bin ich mir selbst ein bisschen nähergekommen

Und hab über das Leben nachgedacht.

Es gibt kein schöner LandAls im Jetzt zu sein.Doch trotz Schmerzen

Macht es den Anschein:Erinnerungen bleiben vielleicht nicht im Verstand,

dafür aber immer im Herzen.

Magie

IhreTheresa MeinckePraktikantin im FSJim Haus Bethesda

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Mein Mann, Rüdiger Breer, wurde am 5. Januar 1948 inHerne geboren. Seine ersten Jahre verbrachte er in Wanne-Eickel. Nach dem Umzug nach Essen-Kupferdreh ging erdort zur Grundschule und später aufs Gymnasium in Essen-Stadtmitte. Vor dem Abitur starb seine Mutter. Mit seinerälteren Schwester zusammen musste er viel Verantwortungzu Hause übernehmen.

Er studierte Theologie in Wuppertal, München, Bonn undBochum. Die Zeit fiel in die sogenannten 68iger Jahre, dieihn mit den gesellschaftlichen Umbrüchen und Verände-rungen nachhaltig beeinflussten.

Über die Studentengemeinde nahm er teil an einer Arbeitmit Kindern aus einer Obdachlosenunterkunft:

„Die Erlebnisse mit den Kindern damals in Wuppertal habenmir biblische Erfahrungen lebendig werden lassen:

Es gibt sie tatsächlich – nicht nur damals bei Hörern desPredigers auf dem Berg: Luxussorgen und solche, die sichwirklich lohnen.

Man lässt sich anrühren von Not und erlebt im selben Atem-zug die Wandlung zum Mit-Menschen.

Und es ist was dran: ein Kind in die Mitte gestellt, seinePerspektive eingenommen, … einen Zipfel fassen vom Sinndes Lebens.“

„… einen Zipfel fassen vom Sinn des Lebens“

Bibel und Zeitung zusammenzubringen, war für ihn einGrundverständnis seines Berufs als Pfarrer.

(Die Texte in Anführungszeichen sind von meinem Manngeschrieben aus einem Textbeitrag für: Abenteuer Leben-Was ich dir erzählen will, hg. v. Stiftung Jugend mit Zu-kunft, Mülheim an der Ruhr, Klartext Verlag. Essen 2011).

In der Studentenzeit lernte er auch mich kennen und wirheirateten 1970. Nach der 1. theologischen Prüfung wurdemein Mann Vikar in Essen Stadtmitte. Später wurde er Pfar-rer in Oberhausen Sterkrade. Immer ein Kind des Ruhrge-

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bietes, hatte er auch dort guten Kontakt zur dortigen Ar-beiterbevölkerung. Nach einer Geiselnahme im Stadtteil,bildete sich eine Kontaktgruppe, die jugendliche Strafge-fangene in Siegburg besuchte.

1980-88 leitete er die ev. Schüler- und Schülerinnenarbeitim Rheinland mit Schwerpunkt auf Tagungen mit Schulklas-sen und internationale Begegnungen in England, Schott-land (Iona), Schweden und vor allem Baltrum. In die Zeitfällt auch die Teilnahme an zwei Delegationen nach Tansa-nia und in die USA. Sehr ans Herz gewachsen waren meinemMann auch die Kinder im Graf-Recke-Stift in Wittlar. Miteiner Gruppe von Mitarbeitern wurden Jugendgottesdienstegestaltet. Manche Erzieher rauften sich im Vorfeld dieHaare: „ Das klappt nie, was Sie da vorhaben!“

Aber sie irrten sich. Mit guter Stimmung, viel Musik undauch Beteiligung der Kinder hatten alle Freude.

1989 bis 2008 war er Landesjugendpfarrer mit verschiede-nen Aufgaben: Mitarbeiterfortbildung, Gemeindeberatung,Organisation und Leitung von Großveranstaltungen auf Kir-chentagen und Jugendcamps.

Im Ruhestand war mehr Zeit für Reisen, besonders mit demWohnwagen in sein Lieblingsland Frankreich. Auch Fahrtenmit dem Canadier hat er sehr gemocht.

Mit seinen Liedern und der Gitarre hat er auf vielen Festenden Menschen Freude bereitet. Nicht zuletzt war jetzt auchvermehrt Zeit für die drei Söhne mit ihren Familien (dreiEnkelinnen und ein Enkel).

Am 20. Juni 2008 wurde mein Mann aus dem Dienst ent-lassen – am 20 Juni 2018 zog er ins Haus Bethesda ein.

Wie sich der Lebensbogen schließt, steht weitgehend nichtin unserer Hand.

Annelie Breer

Page 28: 10. Jahrgang Ausgabe 2 Augenblick – Wohnen im Alter · Im Juli Herr Alexandru Zarafu, WG Klee Im August Frau Dr. Brigitte Gebele, WG Klee Im August Frau Ingeborg Siegel, WG Klee.

Ausblicke

Feste und Veranstaltungen im Haus Bethesda

Tanz-Café mit DJ Mirco

Jeden Monat, nächste Termine:

Dienstag, den 12. November

Donnerstag, den 28. November

Dienstag, den 3. Dezember

Dienstag, den 17. Dezember

Jeweils um 15:30 Uhr in der WG Klee für alle Bewohner

Singkreis mit Brigitta Hansen

Jeden Monat, nächste Termine:

Donnerstag, den 7. November

Donnerstag, dem 21. November

Donnerstag, den 5. Dezember

Donnerstag, den 19. Dezember

Jeweils um 15:30 Uhr in der WG Klee für alle Bewohner

Clownsbesuch

Am Mittwoch, den 20. November

Mittwoch, den 4. Dezember

Große Weihnachtsfeier

Mit dem Höseler Knabenchor und DJ Mirco

Mittwoch, den 11. Dezember um 15:00 Uhr im Festsaal

Karnevalsfeier

Mit den Ratinger Tanzmariechen und DJ Mirco

Am Dienstag, den 11. Februar 2020 um 15:00 Uhr im Festsaal

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Impressum

Augenblick – Bethesda

Theodor Fliedner StiftungHaus Bethesda – Wohngemein schaften für Menschen mit Demenz

Thunesweg 58

40885 Ratingen

Tel.: (02102) 303-701

Fax: (02102) 303-733

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Gisela Neldner Einrichtungsleitung

Susanne Schmalenberg Leitung Sozialer Dienst

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