10. JUNI BIS 8. NOVEMBER 2020...dieser Kommunen im späten Mittelalter und der frühen Neu-zeit bis...

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BAYERISCHE LANDESAUSSTELLUNG 10. JUNI BIS 8. NOVEMBER 2020 Aichach | Feuerhaus Friedberg | Wittelsbacher Schloss Geöffnet täglich von 9 bis 18 Uhr Verlagsveröffentlichung der vom 13. Juni 2020 · AZ Nr. 134

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BAYERISCHE LANDESAUSSTELLUNG 10. JUNI BIS 8. NOVEMBER 2020 Aichach | Feuerhaus Friedberg | Wittelsbacher Schloss Geöffnet täglich von 9 bis 18 Uhr

Verlagsveröffentlichung der vom 13. Juni 2020 · AZ Nr. 134

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Mit fünfWochenVerspätung hat die Bayerische Landesausstellung in Aichach und Friedberg

begonnen. Die Corona-Pandemie erlaubte keinen früheren Start. Trotz der noch bestehenden

Einschränkungen verspricht „Stadt befreit“ ein kulturelles Ereignis mit Bedeutungweit über

die Region hinaus zuwerden – eine eindrucksvolle Präsentation bayerischer Geschichte.2

Von der Landesaus-stellung verspreche ich

mir bei unserer hei-mischen Bevölkerungnochmehr Bewusst-

seinsbildung undIdentifikation, ja Stolzauf unsere Stadt undunsereWittelsbacher

Geschichte. Deshalb istes uns wichtig, vor allem

auch unsereBürgerinnen undBürgerjeden Alters von Beginn

an „mitzunehmen“.Es soll ein Fest sein füruns alle, nicht nur fürunsere Gäste! Ich bin

absolut überzeugt vomThema: Stadt – wie wirsie kennen – ist immer

auch eine AnsammlungvonGeschichte undGeschichten, die sichdahinter verbergen,

und als „idealtypischeWittelsbacher Gründer-stadt“ habenwir ja viel

zu erzählen!

KlausHabermann

Bürgermeister vonAichach

Bayerns ReichtumDie Bayerische Landesaus-

stellung 2020 ist die erste in ei-ner neuen Zeitrechnung: Seit Co-rona. Diese Pandemie hat unsnoch einmal verdeutlicht, dassKunst und Kultur mit ihrer sinn-stiftenden und verbindendenFunktion lebenswichtig für unse-re Gesellschaft sind. Bayern istund bleibt ein Kulturstaat! Ichfreue mich daher sehr, dass nunwieder mehr kulturelles Lebenmöglich ist – es ist Zeit für einenNeustart unter veränderten Be-dingungen!

In der Bayerischen Landesaus-stellung „Stadt befreit. Wittelsba-cher Gründerstädte“ geht es umStadtgründung und Wachstum.Ausschlaggebend dafür warendie ersten Herzöge aus dem Ge-schlecht der Wittelsbacher: Sielegten im 13. Jahrhundert dieGrundlage für das bayerischeStädtenetz, wie wir es heute ken-nen. Die junge Herzogsdynastieschloss sich damit einer allge-meinen europäischen Entwick-lung an, deshalb vereint auch dieLandesausstellung im Wittelsba-cher Schloss in Friedberg und imFeuerhaus in Aichach örtliche,regionale und europäische Per-spektiven.

Gründergeschichten sind im-mer auch Geschichten vonMenschen, die Chancen ergrei-fen – und damit Geschichteschreiben. Das sind hier zualler-erst die neuen Stadtbürger, wes-halb die Ausstellung sehr viel

vom Alltag der Menschen imSpätmittelalter erzählt. Am An-fang standen die Parzellierungdes Landes und der Bau ersterPalisadenmauern. Der Weg vondiesen schlichten Grundlagenbis zum Aufblühen und zumGlanz der neuen Städte wirdspannend und erlebnisreichnachgezeichnet.

Eine Landesausstellung ist eininternationales Großprojekt: DieLeihgaben kommen aus sechsverschiedenen europäischenLändern. An der Umsetzung wa-ren Personen nicht nur aus Bay-ern, sondern auch aus Südtirolund Österreich beteiligt. Ange-sichts von Grenzschließungen

und Quarantäne war das eineechte Herausforderung. MeinDank gilt allen, die zum Zustan-dekommen dieser Schau beige-tragen haben, dem Haus derBayerischen Geschichte, denLeihgebern, Unterstützern undnatürlich den Gastgebern imWit-telsbacher Land!

Wer beide Ausstellungsteileund auch die beiden Städte Aich-ach und Friedberg besucht, wirdvieles mitnehmen: Eindrückevon einer bunten, spannendenund abwechslungsreichen Prä-sentation, aber auch eine Vor-stellung davon, welchen Reich-tum Bayern mit seinen vielenhistorischen Städten, Märktenund Gemeinden besitzt. Ichwünsche der Bayerischen Lan-desausstellung in Aichach undFriedberg viele begeisterte Besu-cherinnen und Besucher!

Bernd SiblerBayerischer Staatsministerfür Wissenschaft und Kunst

Foto: StMWK

INHALTEineReise durchdie JahrhunderteDas Ausstellungskonzept Seite 4

Flug insMittelalterDas Feuerhaus in Aichach Seite 5

Die Stadt imSchlossDie Ausstellung in Friedberg Seite 7

Lautwar’s in der StadtWie es anno 1300 in Aichach zuging Seite 8

DieAkropolis desWittelsbacher LandesDie BurgOberwittelsbach Seite 10

Menschenhinter derAusstellungOrganisatoren, Helfer, Freiwillige Seite 11

Otto, Otto undOttoDiewichtigstenWittelsbacher Seite 12

VonderBurg zur StadtDie Anfänge Aichachs Seite 13

GrüneKuchenundderPlüsch-AichiSouvenirs aus demWittelsbacher Land Seite 16

Mit Playmobil zumKönigsmordUngewöhnlicheMarketing-Ideen Seite 17

Mit derHexedurchAichachBesondere Stadtführungen Seite 18

ZuBesuchbei derKaiserinDas Sisi-Schloss inUnterwittelsbach Seite 19

BayerischerHeimatschatzWas heimischeMuseen bieten Seite 20

DasKriegsschloss derWittelsbacherGeschichte des Friedberger Schlosses Seite 22

Wissenswertes für Besucher Seite 24

historisch und modern

Die Stadt Aichach ist stolz darauf, Schauplatz der diesjährigen Landes-ausstellung zu sein. Freuen Sie sich mit uns auf Besucher aus dem ganzen Land und entdecken Sie Aichach in einer multimedialen Zeitreise neu.

Aichach

Modernste Technik erschafft mittelalterliche Welten. Im FeuerHaus in Aichach ent-stehen dank multimedialer Inszenierung mittelalterliche Stadtwelten. Das größte Ausstellungsstück ist und bleibt jedoch die Stadt selbst: Erleben Sie, bei einem an-schließenden Rundgang, die historischen und modernen Seiten unserer schönen Stadt.

www.aichach.de

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Das Bild Bayerns wirdnicht nur durch Land-schaften undMetro-polen geprägt. Ebensotypisch für unser Landsind die vielen kleinenundmittleren Städtesowie dieMärkte, dieeine bayerische Be-sonderheit darstellen.Die Bayerische Landes-ausstellung 2020 hatdie kleineren StädtezumThema. Dabeiwird der Blick auf einigeder wichtigsten In-frastrukturentscheidun-gen gelenkt, die jemalsunser Land geprägthaben. Diese Ent-scheidungen fielen schonvor etwa 800 Jahren.Sie waren eng verknüpftmit demAufstieg derWittelsbacher. Innerhalbweniger Jahrzehnteschufen sie jenes engeNetz von Städten undMärkten, das uns bisheute vertraut ist. Einewahrhaft langfristigeInvestition in die Zu-kunft! Die Geschichteder bayerischen Städteist eine Geschichte ihrerBürgerinnen undBürger.Das Aufblühen der Ortewar der Erfolg ihresIdeenreichtums, ihrerwirtschaftlichenKraftund ihres Gemeinsinns.

Dr.Markus Söder

BayerischerMinisterpräsident

Seit Mittwoch läuft die Bayerische Landesausstellung „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“.

Auf 900Quadratmetern Fläche imWittelsbacher Schloss in Friedberg

und im ehemaligen Feuerwehrhaus in Aichach, das alsmodernesMultimediazentrum

umgestaltet ist, wird erzählt, wie undwannBayern zumheute bekannten Städtelandwurde.

Landesausstellungen:Kultur-Höhepunktein Bayern

Landesausstellungen zählen zu den kultu-rellen Höhepunkten des Jahreskalenders inBayern und wirken weit über den Freistaat hi-naus. Die Besucherzahlen liegen je nach Ver-anstaltungsort und Thema zwischen 100 000und 600 000. Als erfolgreichste kulturhistori-sche Ausstellung der Bundesrepublik nachder Wiedervereinigung firmiert noch immerdie Landesausstellung „Götterdämmerung:König Ludwig II. von Bayern“ mit 570 000 Be-sucherinnen und Besuchern.

Veranstalter der Landesausstellungen istdas Haus der Bayerischen Geschichte, das dieKonzepte dazu entwickelt und die Projektezusammen mit wechselnden meist kommu-nalen Partnern realisiert. Die Themen kom-men aus der bayerischen Kulturgeschichte,wobei die europäische Vernetzung Bayernsmit seinen traditionsreichen Verbindungennach Österreich, Italien oder Frankreich be-sonders mitgedacht wird.

Nach der Schau zummittelalterlichen Städ-tewesen in Bayern in Friedberg und Aichach2020 sind weitere Projekte 2021 in Herren-chiemsee (Götterdämmerung II: Die letztenMonarchen), 2022 in Ansbach (Typisch Fran-ken) und 2023 in Prag und Regensburg (Ba-rock Europäisch) in Planung.

Vom Mittelalter ins HeuteDie Wittelsbacher waren

nicht unbedingt beliebt in ihrenAnfangsjahren. „Sie galten alsüble Räuberbande“, erzählt Ri-chard Loibl, der Leiter des Hau-ses der Bayerischen Geschichte.So manche Bluttat ist überliefertDie bekannteste: der Königs-mord von Bamberg 1208. Geär-gert haben sich die Herzogs- undFürstenkollegen aber auch überdie recht forsche Siedlungspolitikder Wittelsbacher. Die gründetenDutzende Städte, manche davonauch auf fremdem Territorium.Und wenn die ursprünglichenLandesherren dann ihren Ein-fluss verloren hatten, kapertensie deren Insignien: Den stolzenWappen-Löwen importierten sievon der Rheinpfalz, die weiß-blauen Rauten übernahmen sievon den Herren von Straubing-Bogen. Das Ursprungswappender Wittelsbacher war eine weißeZickzacklinie auf blauem Grund,heute zu sehen als Signet des neuausgewiesenen „WittelsbacherSpuren“-Radweges.

Solch unerwartete Einsichtenvermittelt die Landesausstellung„Stadt befreit“ in Aichach undFriedberg. Sie überrascht. Zumeinen wegen der einzigartigenund jahrhundertealten Exponateim Friedberger Schloss, die Auf-schluss geben über die urbaneEntwicklung Bayerns und

Europas vom Mittelalter bis zurnapoleonischen Zeit (eine ganzeReihe dieser Exponate werdenauf den kommenden Seiten vor-gestellt). Zum anderen, weil siees versteht, Vergangenheit undZukunft zu verschränken. EinSchwerpunkt im Aichacher Feu-erhaus ist die Stadt der Gegen-

wart. In Filmen, Schautafeln undAnimationen wird gezeigt, wel-che Ideen hinter architektonischgeplanten Städten stecken undauch, welche sozialen und kultu-rellen Herausforderungen dieMenschen in Mega-Citys meis-tern müssen.

Wer das ganze Wissen imAichacher Feuerhaus verinnerli-chen will, sollte sich eine Drei-viertelstunde Zeit nehmen. Ger-ne doppelt so lange kann man imFriedberger Schloss verweilen. Inacht Räumen zeugen rund 150Exponate von der EntwicklungBayerns vom Bauern- zumStädteland, unter anderen anden Beispielen Ingolstadt, Deg-gendorf oder Landshut. Zu sehensind Ritterrüstungen und Vorder-lader zur Verteidigung der Stadt-mauern, Bücher und Münzenaus kirchlichem Besitz, Turmuh-ren und Feuertrompeten, auchgroßformatige und schwereSteinreliefs, die die Macht vonKlerus und Herrscherhaus sym-

bolisieren. Das alles wird in an-genehmer Lichtatmosphäre undkurzweilig präsentiert.

Die Erklärungen zu den Expo-naten liefern auch Comics, Ani-mationsfilme, Audio- und Video-stationen. „Es ist gelungen, Ge-schichte so darzustellen, dass sieSpaß macht“, lobte Wissen-schaftsminister Bernd Sibler beider Vernissage am vergangenenDienstag.

Die größten Exponate freilichsind die beiden Städte Aichachund Friedberg selbst. Sie habendie Gestalt der typischen bayeri-schen Landstadt im Kern bisheute bewahrt und bieten hoheLebens- und Besichtigungsquali-tät. Die kann man bei einem dertäglichen Stadtrundgänge erle-ben. In unmittelbarer Nähe be-finden sich Sehenswürdigkeitenwie die Wallfahrtskirchen MariaBirnbaum (Sielenbach) undHerrgottsruh (Friedberg) sowiedie DeutschherrenskommendeBlumenthal. Wolfgang Glas

Die mittelalterliche Stadt lebt im Friedberger Schloss wieder auf. Zu sehen sind dort auch die Waffen, mit denen die Mauern verteidigt wurden: Hellebarden, Armbrüste,Schwerter, Stangenwaffen und die Hakenbüchse, eine frühe Handfeuerwaffe. Fotos: Bastian Brummer / Wolfgang Glas

Die Stadt heute und in Zukunft wird in Aichach vorgestellt.

EineReise

durchdie

Jahrhunderte

Ins schöne Licht gerücktsind die Exponate derBayerischen Landes-ausstellung „Stadtbefreit“. Jedes einzelneAusstellungsstück er-zählt eine exemplarischeGeschichte. Die Truhelinks oben stammt ausPassau. Sie wurde imSalzstadel (Passauwarim 16. Jahrhundert einbedeutender Salz-Um-schlagsplatz) zur Auf-bewahrung vonGeldundBilanzbüchernverwendet. Der Deggen-dorfer Löwe (Bild unten)wird in Friedberg zumEntertainer: Er begleitetdie Besucher in einerVideo-Animation durchacht JahrhunderteWittelsbacher Ge-schichte. Oben rechts:eine Detailaufnahmedes Stadtmodells von1914, das imAichacherFeuerhaus steht.

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Dr. PeterWolf vomHaus der BayerischenGeschichte ist der Projektleiter der Landesausstellung.

Er hatte für „Stadt befreit“ mehrere Herausforderungen zumeistern: eine Ausstellung,

die auf zwei Standorte verteilt ist; ein Thema, das so noch nie dargestellt wurde; und schließlich

die Corona-Krise, die den Zeitplan kräftig durcheinander wirbelte.4

Mit „Stadt befreit.Wittelsbacher Gründer-städte“ projektiere ich

bereits die achteBayerische Landes-

ausstellung.Fürmich besondersspannend daran ist,

wie unterschiedlich diebeiden Ausstellungsorte

bespielbar sind:im renoviertenWittels-

bacher Schloss Friedbergmit seiner beein-

druckendenGesamt-anlage ziehen für dieDauer der Laufzeit

Originalexponate deshohen und spätenMittelalters in die

moderne Ausstellungs-gestaltung ein.

Das Feuerhaus in Aich-ach dagegen bietetFreiräume für die

neuesteMedientechnikundmultimediale In-szenierungen. Dortfasziniertemich vor

allem die Verwandlungeines ehemaligen

Feuer(wehr)hauses zueinem zeitgemäßenAusstellungsraum.

Dr. PeterWolf

Landeskonservator

Er zeichnetverantwortlich für dieinhaltliche KonzeptionundOrganisation derBayerischen Landes-

ausstellung 2020

Foto: Fred Schöllhorn/HdBG

Diese Steinrelief ist das Lieb-lingsstück von Ausstellungsku-rator Dr. Peter Wolf. Das Tympa-non stammt aus der Mitte des13. Jahrhunderts und zeigt diebiblische Geschichte der FluchtMarias, Josefs und des Jesus-kindes nach Ägypten. Gefundenwurde das Tympanon 1981 beiarchäologischen Grabungen ander Deggendorfer Stadtpfarrkir-che. Foto: Rudolf Scharf

Reise durch JahrhunderteWas erwartet die Besucherinnenund Besucher der BayerischenLandesausstellung?Peter Wolf: Mit der Landesaus-stellung wollen wir unseren Be-sucherinnen und Besuchern er-zählen, wie Bayern zum Städte-land wurde und vom weiterenSchicksal der Städte mitsamt ih-ren Bewohnern. Unsere Gäste er-wartet eine bunte und abwechs-lungsreiche Ausstellung, so wiees die zahlreichen Geschichtender Städte, ihrer Bürgerinnenund Bürger in sich haben.

Wie sind Sie als Ausstellungsma-cher herangegangen? Was war/istIhnen wichtig?Wolf : Wir versuchen, das Entste-hen des Städtelands Bayernnachzuzeichnen und dabeimanch neuen Aspekt zu be-leuchten – nicht nur aus histori-scher, sondern auch aus archäo-logischer, kunst- und literaturhis-torischer Sicht. Dabei geht es we-niger um die Aneinanderreihungvon Gründergeschichten oderStadtrechtsverleihungen als viel-mehr um das Entstehen einesvielgestaltigen Erinnerungsbilds.Die Ausstellung ist auf Vielfaltund Abwechslung angelegt, un-ser Erzählansatz reicht von derherzoglichen Politik bis zum all-täglichsten Lebensvollzug. Da-raus resultiert auch die großeSpannbreite der ausgestelltenOriginale: Sie führt von hochran-gigen Kunstwerken romanischerSkulptur oder spätmittelalterli-cher Tafelmalerei über Alltagsge-genstände wie eine Torgeldbüch-se bis hin zu archäologischenFunden wie einem prosaischenLatrinensitz. Und so zieht sichder rote Faden der Erzählung injeweils grober chronologischerOrientierung durch beide Aus-stellungsorte, die eine Einheitbilden, aber ganz verschiedeneVermittlungsstrategien nutzen.

Inwiefern unterscheiden sich dieKonzepte für Friedberg und Aich-ach?Wolf: Im Wittelsbacher SchlossFriedberg stehen für die Landes-ausstellung acht historische Räu-me zur Verfügung, die nach derRenovierung optimale musealeKonditionen für Originalexpona-te aus dem Mittelalter und derfrühen Neuzeit bieten. Die Besu-cher erleben die Gründungsge-schichte der altbayerischen Städ-te zur Zeit der frühen Wittelsba-cher, die glänzende Entwicklungdieser Kommunen im spätenMittelalter und der frühen Neu-zeit bis hin zur napoleonischenZeitenwende nach 1800. Ergän-zend erlaubt das Kombiticketnach Ende des Rundgangs aucheinen Besuch im Museum Fried-berg.

Was ist in Friedberg zu sehen?Wolf: Der Rundgang im Schlossbeginnt im sogenannten Ritter-saal, der durch sein spätgotischesGewölbe geprägt ist: der richtigeOrt, um einen Sprung in die Zeitum 1180 zu wagen, als das Her-zogtum Bayern noch nicht vonStädten, sondern von zentralenOrten wie Burgen und Klösterngeprägt war!Im von einem einzigen vonwuchtigen Pfeilern getragenenGewölberaum der Remise findetsich Abteilung 2 zur Gründungs-zeit: Zwischen 1200 und 1300entstand in Bayern eine Vielzahlneuer Städte. Dafür waren demo-grafische und gesellschaftlicheEntwicklungen verantwortlich.Zugleich spielten größere wieauch kleinere Herren und Adeli-ge in der Unterstützung und Ka-nalisierung dieser Triebkräfte ei-ne wichtige Rolle. Dazu gehörten

vor allem auch die wittelsba-chischen Herzöge, deren Amts-führung in der urkundlich-herr-scherlichen Überlieferung ihrenNiederschlag fand.Nach dem Ausflug in die städte-bauliche Gründerzeit erwartetdie Besucher die spektakuläreWelt der spätmittelalterlichenStadt. Beim Betreten des Fest-saals werden sie mit der Großzü-gigkeit und Weite des Raumskonfrontiert. Der offene histori-sche Dachstuhl lenkt den Blicknach oben, in die Vertikale. Da-rum ist dieser Raum ideal geeig-net für eine Abteilung, die sichmit dem Spätmittelalter befasst– der Zeit, in der die Städte in dieHöhe wuchsen.Vom Festsaal aus passieren dieAusstellungsbesucher ein Fens-ter, das den ‚Friedberger Blick‘ inRichtung des großen NachbarnAugsburg und in die Lechebeneermöglicht. Anschließend gelan-gen sie in die Fürstengalerie desWittelsbacher Schlosses.Die Ausstellung greift in der lang-rechteckigen Fürstengalerie dasMotiv des Antiquariums auf.Nach der Teilzerstörung im Zwei-ten Weltkrieg wurden einigeStadtveduten für den Wiederauf-bau originalgetreu auf Metallta-feln kopiert. Doch sie fanden ausunbekannten Gründen keineVerwendung und lagerten weit-gehend unbeachtet in den De-pots der Bayerischen Schlösser-verwaltung. Erstmals kann eineAuswahl davon in der Bayeri-schen Landesausstellung 2020der Öffentlichkeit präsentiertwerden.Im anschließenden Herzogin-Christina-Zimmer mit seinemeleganten Biedermeier-Stuckwechselt erneut die Perspektive:Hier geht es um den Stolz derBürger auf ihre Stadt. Deren Ab-bild wird zum Thema bürgerli-cher Selbstdarstellung und findetsich in unterschiedlichsten Ge-brauchszusammenhängen: aufliturgischen Textilien, Hand-werksbriefen, Uhrengemälden,Porzellangefäßen oder Votivre-liefs. Am Schluss des Ausstel-lungsrundgangs steht der epo-chale Wandel infolge der Franzö-sischen Revolution und der na-poleonischen Kriege.

Im letzten Raum des Ausstel-lungsrundgangs im Herzog-Lud-wig-Zimmer wird ein Fazit gezo-gen: Ausgehend von den heutemehr als 300 bayerischen Städ-ten wird ein medialer Rückblickin die Vergangenheit gestartet,der nochmals die verschiedenenStufen der bayerischen Städ-teentwicklung im Schnelldurch-lauf nachzeichnet. Erzähler istder originale Brunnenlöwe derWittelsbacherstadt Deggendorf.

Und in Aichach?Wolf: Das „FeuerHaus“ bietetseinen Besucherinnen und Besu-chern einen Parcours immerneuer Raumeindrücke und denWechsel medialer und analogerVermittlungstechniken. Gleichzu Beginn steht ein auf zwei Ebe-nen spielendes, multimedialesFilmerlebnis, das die Ortsge-schichte der Burg Oberwittels-bach mit der Entstehung der alt-bayerischen Städte verbindet.Die Rahmenhandlung bilden dieZerstörung der Burg Oberwittels-bach im Jahr 1209, der Aufstiegdes herzoglichen Zweigs der Fa-milie, deren gezielte Städtegrün-dung und –förderung zur Herr-schaftssiche-rung, schließ-lich die Stadt-rechtsverlei-hung an Aich-ach durch Kai-ser Ludwigden Bayern.Die augen-zwinkerndeDurchdringung von Real- undZeichentrickfilm verbindet dieErgebnisse archäologischer undhistorischer Spurensuche.In einer weiteren Abteilung zei-gen wir den Tagesablauf in eineridealtypischen Stadt und zu-gleich einen animierten Spazier-gang durch Stadtvorstellungendes späten Mittelalters. DieserSpaziergang führt schließlich indie Residenz München des 16.Jahrhunderts und verknüpft da-bei 3-D-Aufnahmen mit der Mo-dellbaukunst der Renaissance.Dank spezieller Kameratechnikund entsprechender Nachberei-tung erleben die Besucher virtu-elle Themenflüge durch das be-rühmte Holzmodell des Jakob

Sandtner, dessen Original imBayerischen Nationalmuseum inMünchen gezeigt wird.

Gibt es auch Mitmachstationen?Wolf: Ja, eine Art Architektur-werkstatt. Sie steht unter demLeitbegriff „Transformation“. Ge-plante Städte gibt es schon seitdem Mittelalter. Das Thema derIdealstädte und Stadtutopienzieht sich seither durch die euro-päische Geschichte. Auch diebayerischen Städte haben ihr Ge-sicht über die Jahrhunderte ver-ändert, vieles wurde zerstört,Neues ist entstanden. In unter-schiedlichen Medien werdenBeispiele aus Bayern herausge-griffen und präsentiert, manchesmag zur Diskussion anregen – et-wa die Fragen, wie sich städti-sches Leben unter den Heraus-forderungen des 21. Jahrhun-derts weiterentwickelt, oder obangesichts des Wachstums in ei-nigen Regionen und der Bevölke-rungsverluste in anderen dasThema der Neugründung vonStädten nicht wieder auf die Ta-gungsordnung gehöre.In der letzten Abteilung ermög-licht ein in 3D-Druck erstelltes

Stadtmodelldank zusätzli-cher Aufpro-jektionen dieweitere Ge-schichte einertypischen„Wittelsba-chergrün-dung“ zu er-

zählen – von den Anfängen überdie Zerstörungen des 30jährigenKriegs bis zu Bahnhofsbau undGründerzeitgürtel.

Welche Herausforderungen müs-sen die Ausstellungsmacher beider Konzeption einer Landesaus-stellung bewerkstelligen?Wolf: Wenn sich ein Ort oder ei-ne Institution für eine Landes-ausstellung bewirbt, müssen vie-len Anforderungen Rechnung ge-tragen werden: Ist genügendPlatz vorhanden, kann der Part-ner nötige Umbaumaßnahmenfinanzieren? Wir brauchen min-destens 1200 Quadratmeter Aus-stellungsfläche, Räume für muse-umspädagogische Aktionen, ein

Büro et cetrera. Wir brauchenRäume, die feuerpolizeilich füreine derartige Großveranstaltungwie es die Landesausstellung täg-lich ist, zugelassen sind. Wirmüssen unseren Objekten auchklimatisch günstige Bedingungenliefern können. Ein anspruchs-volles Spektrum also, das unserePartner erfüllen müssen.Im Fall von „Stadt befreit.Wittels-bacher Gründerstädte“ musstenzwei sehr unterschiedliche Aus-stellungs- und Spielorte und folg-lich auch zwei unterschiedlicheAusstellungsansätze „unter einenHut“ gebracht werden, denn siebilden sich jeweils ergänzend imMiteinander die Bayerische Lan-desausstellung 2020.

Und auch die Corona-Krise dürf-te Ihre Konzeption ja etwasdurcheinander gewirbelt haben?Wolf: In der Tat. Die Einschrän-kungen waren eine besondereHerausforderung. Objekttrans-porte internationaler Leihgabensind in Corona-Zeiten schwierigund vielfach teurer. Der Baumusste im Hintergrund unterstrengster Einhaltung der Sicher-heitsmaßnahmen an beidenSpielorten fertig gestellt werden,damit alles für den Einzug derExponate vorbereitet ist, wartendauf das Signal, wann es weiterge-hen kann.

Was hat Sie besonders an demProjekt gereizt?Wolf: Bei der Vorrecherche hatsich herausgestellt, dass das The-ma „Wie und wann Bayern zumStädteland wurde“, noch nie ineiner übergreifenden Ausstellungbehandelt wurden. Es erstauntauch deshalb, weil ja gerade heu-te wenige Fragen für das Lebender Menschen so aktuell sind wiediejenige: „Wo und wie lebenwir?“ Die Bayerische Landesaus-stellung begegnet dieser Fragemit historischer Tiefe und rücktdie Entstehung der heutigenbayerischen Siedlungsstrukturseit dem Mittelalter in den Blick.Das Generalthema für die Lan-desausstellung war gefunden.Mit den beiden Spielorten sindwir in zwei typischen Gründer-städten – Aichach als Verwal-tungssitz und Handelsort– Friedberg als Grenzfestung ander schwäbisch-bayerischenGrenze. An beiden Orten werdendie historischen Innenstädtezum erweiterten Raum der Lan-desausstellung, wobei besondersin Aichach die fast idealtypischewittelsbachische Stadtanlage so-zusagen als ‚Exponat‘ aus derAusstellung heraus mit Führun-gen erschlossen wird.

Haben Sie ein Lieblingsobjekt?Wolf: Das ist wirklich schwer zubeantworten, weil man sich alsProjektleiter mit allen Exponatenund Objekten intensiv auseinan-dersetzt und diese bewusst aus-wählt. Jedes für sich erzählt fürdie Gesamtschau eine wichtigeGeschichte. Besonders beeindru-ckend finde ich das romanischeTympanon aus Deggendorf auf-grund seiner Ursprünglichkeitund Archaik. Es hat übrigens alserstes Exponat Einzug in Fried-berg gehalten. Dargestellt ist dieFlucht der Heiligen Familie nachÄgypten. Im Schloss wird dasTympanon vor einer Rekonstruk-tionszeichnung präsentiert, diedas Bozener Gestalterbüro nachAngaben eines Bauforschers ent-wickelt hat. Das Steinobjekt, dassich heute im DeggendorferStadtmuseum befindet, war wohlim Giebelfeld des Mittelportalsder einstigen dreischiffigen ro-manischen Basilika „Mariä Him-melfahrt“ angebracht.´

Hofmaler Hans Donauer schuf gegen Ende des 16. Jahrhunderts 32 Städteansichten, auch eine sol-che von Aichach. Sie sind im Gewölbe des Antiquariums der Münchner Residenz zu sehen. Bei einemBombenangriff im April 1944 wurden zwölf der Malereien zerstört, weshalb man sich entschloss, alsErsatz originalgroße Kopien auf leichten Aluminiumplatten fertigen zu lassen. Die Tafeln kamen niezum Einsatz, weil es gelang, die Originale in der Residenz wieder zu restaurieren. Während der Lan-desausstellung werden die Metall-Kopien nun erstmals im Wittelsbacher Schloss Friedberg öffentlichpräsentiert. Foto: Maria Scherf und Andreas Gruber, Bayerische Schlösserverwaltung

Die Innenstadt vonAichach ist das größte

„Exponat“ derLandesausstellung

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Waspassiert

mit dem

Feuerhaus?

Wie geht es nach derBayerischen Landes-ausstellungmit demFeuerhaus weiter? SeitJahrenwird kontroversüber die künftige Nut-zung des Areals amStadtzentrumdebattiert.Busparkplatz, Er-weiterung des Spi-talheims,Wohn- undGeschäftshaus – all dasstand schon zurDebatte.Bürgermeister KlausHabermannwill dasGebäude auf absehbareZeit nicht abreißen,sondern alsMarkthallenutzen. Einen ent-sprechendenVersuchmit den Fieranten destraditionellenWo-chenmarktes amStadt-platz gab es bereits, eineVerlängerung fand keineMehrheit im Stadtrat.Der wurde nun neugewählt undwird sichspätestens imnächstenJahrmit der Thematikbeschäftigenmüssen.Mindestens bis zu denMittelalterlichenMarkt-tagen 2021 soll die Feuer-haus-Kulisse erhaltenwerden. Dahingehendwurde auch die Statikder Holzkonstruktionausgelegt. Vielleichthält sie ja freiwilliglänger. DasWasserspielamOberen Stadtplatzwar einst auch nur füreinen Sommer ausgelegt,kommt aber bis heuteals Ort zumVerweilenbestens bei Bürgern an.

Modernste Technik lädt imAichacher Feuerhaus zurmultimedialen Zeitreise ein. Dort kannman im 3-D-Flug die

mittelalterliche StadtMünchen erobern oder sich als Architekt seine eigene Stadt planen.

DenWeg zumFeuerhaus weisenweit sichtbare Türme, die aus buntemHolz gezimmert sind. Diese spektakuläre Kulisse

an der ehemaligen Feuerwehrzentrale bleibt in jedemFall bis zu denMittelalterlichenMarkttagen 2021 erhalten.

Im Flug ins MittelalterDer Zufall schreibt Geschich-

ten,wie man sie sich nicht besserhätte ausdenken können. Als klarwar, dass die Sanierung der Burg-kirche in Oberwittelsbach nichtrechtzeitig bis zur BayerischenLandesausstellung abgeschlos-sen werden kann, der eigentlicheStammsitz der Wittelsbacher da-mit nicht als zentrale Anlaufstellefür die Besucher zur Verfügungstehen würde, war guter Rat teu-er. Bei einem Rundgang durchAichach mit Vertretern der Stadtund des Hauses der BayerischenGeschichte kamman auch an deralten Feuerwehrzentrale an derMartinstraße vorbei. Seit die Flo-riansjünger in ihr neues Domizilan der B 300 gezogen sind, stehtder Betonbau zum großen Teilleer. Das Gebäude stand somitzur Nutzung zur Verfügung, dieIdee vom Feuerhaus, in der Ge-schichte mit modernster Technikmultimedial erzählt wird, war ge-boren.

Schnell entpuppte sich dieseEntscheidung aus mehrerenGründen als Glücksgriff. DasFeuerhaus ist nur einen Katzen-sprung vom historischen Stadt-platz entfernt und lässt so ganzleicht virtuellen Geschichtsun-terricht mit zentralen Orten derStadtgeschichte verknüpfen. Mitkreativem Gespür wurde zudemdafür gesorgt, aus dem schlich-ten Beton-Zweckbau ein opti-sches Highlight zu basteln. AusHolz und Streckmetall wurde dieSilhouette einer alten Stadtmau-er nachempfunden, der einstigeSchlauchtrockenturm in einenSpitzturm verwandelt. So erin-nert die Fassade nun an eine mit-telalterliche Stadt – mit Stadt-mauer und Stadttor, mit Fach-werkhäusern und Kirchtürmen.

Der früheren Fahrzeughallewurde derweil in Trockenbau-weise eine innere Hülle verpasst.Damit wurde sie zur modernenVeranstaltungshalle umfunktio-niert – aufgeteilt in sechs Einzel-räume, die vom Haus der Bayeri-schen Geschichte eingerichtetwurden. Die Garderobe mitSchließfächern für Wertgegen-stände stammt übrigens ausKloster Ettal. Dort fand 2018 zum100. Geburtstag des Freistaatesdie Bayerische Landesausstel-lung statt. Platz gefunden habenauch zwei Büros für die Mitarbei-ter des Hauses der BayerischenGeschichte.

Beim Rundgang können dieBesucher nun also abgeschottetvom Straßenlärm in aller Ruheeintauchen in die Geschichtebayerischer Städte.

■ In der Ausstellung erzählt einFilm von der Zerstörung derPfalzgrafenburg in Oberwittels-bach und dem Aufstieg der her-

zoglichen Linie der Wittelsba-cher bis hin zur Gründung Aich-achs. „Von der Burg zur Stadt“lautet der Titel der Visualisierungauf zwei Ebenen mit zeichneri-schen und realen Elementen. ImStil mittelalterlicher Aventiure-Romane erzählt der Film von derZerstörung der PfalzgrafenburgOberwittelsbach, vom Aufstiegder herzoglichen Linie der Wit-telsbacher und damit einherge-hend der Entstehung der erstenGründerstädte – wie zum Bei-spiel der Landstadt Aichach, dieAufgaben der zerstörten Pfalz-grafenburg übernimmt und vonKaiser Ludwig dem Bayern 1347das Stadtrecht verliehen bekam.

■ „Stadt ist Leben“ ist die zwei-te Ausstellungssequenz über-schrieben, die ins pralle Alltags-leben des späten Mittelaltersführt. Die Stadt ist zum zentralenOrt des Austauschs geworden,hier herrscht Bewegung, Vielfalt,Buntheit. Festgehalten wurdedies auf Hintergrundbildernbayerischer Altarretabeln desspäten 15. Jahrhunderts. Derentypischer Detailreichtum erlaubtes, wirklichkeitsgesättigte Szenenwie den Marktplatz oder dasStadttor heraus zu präparierenund den Besuchern einen exem-plarischen Spaziergang durch ei-nen malerischen Stadtkosmosdes späten Mittelalters zu prä-sentieren.

■ Ein virtuelles Erlebnis der be-sonderen Art bietet die nächsteSequenz: virtuelle Rundflüge

durch die Residenzstadt Mün-chen am Ende des 16. Jahrhun-derts. Dank eines Projekts der TUMünchen konnte das berühmteHolzmodell des StraubingerDrechslermeisters Jakob Sandt-ner, im Original im BayerischenNationalmuseum in München, in3D visualisiert werden. Erstmalsist es in der Bayerischen Landes-ausstellung 2020 möglich, in dieWelt dieses Modells einzutau-chen und die Stadt zu erleben:von den Stadtmauern zu denMühlen, zum späteren Marien-platz oder zur Frauenkirche.

■ Unter dem Motto „Transfor-mation“ beschäftigt sich dernächste Ausstellungsabschnitt ineiner Art Architekturwerkstattmit Veränderungsprozessen inStädten. Geplante Städte gibt esschon seit dem Mittelalter. DasThema der Idealstädte undStadtutopien zieht sich seitherdurch die europäische Geschich-

te. Auch die bayerischen Städtehaben ihr Gesicht über die Jahr-hunderte verändert, vieles wurdezerstört, Neues ist entstanden. Inunterschiedli-chen Medienwerden Bei-spiele aus Bay-ern herausge-griffen undpräsentiert,manches mag zur Diskussion an-regen – etwa die Fragen, wie sichstädtisches Leben unter den He-rausforderungen des 21. Jahr-hunderts weiterentwickelt, oderob angesichts des Wachstums ineinigen Regionen und der Bevöl-kerungsverluste in anderen dasThema der Neugründung vonStädten nicht wieder auf die Ta-gungsordnung gehöre.

■ Ein Stadtmodell, das Aichachim Jahr 1914 zeigt, rundet dieAusstellung ab. Das Projekt ist ei-ne Gemeinschaftsaktion des Li-

ons Clubs Schrobenhausen-Aichach und des Rotary ClubsSchrobenhausen-Aichach, diedabei mit dem Haus der Bayeri-schen Geschichte zusammenar-beiteten. Für den historischenBlick in das Jahr 1914 hat mansich aus unterschiedlichen Grün-den entschieden. „Über das Mit-telalter wissen wir zu wenig, unddie Gegenwart scheidet aus, weilnichts so schnell veraltet wie dieGegenwart“, erklärt dazu Stadtar-chivar Christoph Lang. Zum an-deren besuchte der bayerischeKönig Ludwig III. im Jahr 1914Aichach. Damals wurden dieHäuser geschmückt und derSchmuck in die Aufrisse, alsoZeichnungen der Fassaden, ein-getragen. Die sind im Stadtarchiv

vorhanden.Und das allespasst perfektzur Landes-ausstellung.Ludwig III. warder letzte Wit-

telsbacher, der Aichach besuchthat, es schließt sich so also einKreis. Das Modell wurde im 3-D-Druck hergestellt und bildete dieBasis für den Bronzeguss.

Auf das Modell, das im Feuer-haus ausgestellt ist, projizierendie Spezialisten vom Haus derBayerischen Geschichte Etappender Stadtentwicklung, die Aus-führung in Bronze – Maßstab1:600, Gewicht rund 200 Kilo-gramm – wird direkt vor der Spi-talkirche platziert und bildetdann den Startpunkt für eineStadtführung. Robert Edler

Das Feuerhaus in Aichach. Es ist als Multimediazentrum des Lan-desausstellung eingerichtet. Foto:Wolfgang Glas

Der Straubinger Drechslermeister Jakob Sandtner erstellte für Herzog Albrecht V. zwischen 1568 und 1574 Modelle seiner Residenz-städte. Mit diesen Modellen der Hauptstädte seiner Teilherzogtümer demonstrierte er seine Macht. Sie bilden heute eine wertvolle histori-sche Quelle, denn an ihnen lässt sich detailreich nachvollziehen, wie sich Städte bis zum 16. Jahrhundert entwickelt haben. Im Feuerhausin Aichach ist es nun erstmals möglich, in 3-D-Simulation virtuelle Flüge durch das Sandtnersche Stadtmodell von München zu machen.Mehrere „Flüge“ durch das Modell wurden animiert. Foto: Bastian Krack, Bayerisches Nationalmuseum

Müssen wirkünftig wiederStädte gründen?

Stadtplatz 14 · 86551 Aichach · [email protected]

Ihr Juwelier mit bester Auswahl

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Sechs Jahre dauerte es von den ersten Vorgesprächen bis zur Realisierung der Landesausstellung

„Stadt befreit“. Nicht alles lief ohne Komplikationen ab: Erst gab es keine Spielstätte in Aichach,

dann sprang Kloster Scheyern alsMitveranstalter ab, schließlich sorgte der ursprüngliche

Ausstellungstitel für heiße Diskussionen.6

Friedberg undAichach, die Festungs-stadt gegen die Reichs-stadt Augsburg und derStraßenmarkt an Fern-handelsroutenwie derOchsenstraße passenhervorragend für die

erste große Ausstellungzu den Städte-

gründungen derWittelsbacher. Sie findet

idealerweise imWittelsbacher Land

statt, heute alsbesondere schwäbische

Regionmit immernoch altbairischer

Tradition eigenwilligund lebenswert.

Dr. RichardLoibl

Leiter des Hauses derBayerischenGeschichte

in Augsburg undin Regensburg

Foto: Fred Schöllhorn/HdBG

Das bedeutetdas Logo derLandesausstellung

Das Plakatmotiv zur Bayerischen Landes-ausstellung 2020 „Stadt befreit. WittelsbacherGründerstädte“ ist eine Collage. Für die„Stadtausstellung“ wurde der Schmuckbuch-stabe „S“ als Hauptelement gewählt, der einGemälde von Jan Polack einfasst. Es handeltsich dabei um das Detail einer Altartafel ausder Münchner Franziskanerkirche. Auch dasverwendete Wappen ist ein Werk von Pollack(spätgotischer Maler, 1450 in Krakau geboren,1519 in München gestorben), zu sehen in derSchosskirche von Blutenburg. Die Collageentwarf die Gruppe Gut, Bozen.

Foto: Matthias Weniger,Bayerische Schlösserverwaltung

Ein Fensterzur Vergangenheit

Auf dem Weg zu einer Lan-desausstellung in Friedbergund Aichach gab es 2014 erst-mals Gespräche zwischen demHaus der Bayerischen Geschich-te (HdBG), dem Landkreis Aich-ach-Friedberg und der StadtFriedberg. Schnell war man sichhier einig, dass das Projekt einerLandesausstellung für Friedbergvielversprechend war. Ursprüng-lich wurden noch Gespräche mitdem Kloster Scheyern als zwei-tem Standort geführt, diesescheiterten jedoch am Rauman-gebot.

Ein alternativer Vorschlag desHdBG-Direktors Dr. RichardLoibl war: die Wittelsbacher alsStädtegründer mit zwei Standor-ten, zum einen die FestungsstadtFriedberg und zum anderen diebayerische Landstadt Aichachmit dem typischen Straßenmarkt.Zunächst schien es in Aichachaber keine Möglichkeit für eineAusstellung zu geben: die Spital-kirche zu klein, der Stadtturmnicht barrierefrei. Bis das leerste-hende Feuerwehrhaus aus den1980er-Jahren in den Blick kam:Eine Halle, in der Neues gewagtwerden kann! Zur klassischenAusstellung im FriedbergerSchloss die mediale Produktionim Feuer(wehr)haus, um dasgrößte Exponat in Aichach zu er-schließen, den mittelalterlichenStadtkern samt Markt und Toran-lagen.

Das Motiv der BayerischenLandesausstellung 2020. DemLandesausstellungsmotiv-Ent-wurf zugrunde liegen die 2017neu eingeführten Gestaltungs-

richtlinien des Hauses der Baye-rischen Geschichte. Für die„Stadtausstellung“ wurde derSchmuckbuchstabe „S“ alsHauptelement gewählt, der einGemälde von Jan Polack einfasst.Es handelt sich dabei um das De-tail einer Altartafel aus derMünchner Franziskanerkirche.Eine Besonderheit der süddeut-schen Malerei dieser Zeit undinsbesondere auch von Jan Po-lack war es, das biblische Ge-schehen vor dem Hintergrundzeitgenössischer Stadtansichtenablaufen zu lassen. So sieht Jeru-salem bei ihm etwa so aus, wiegrößere bayerische Städte der

Zeit – natürlich mit einigen Ver-fremdungen. Dass der Gemälde-charakter im Schmuckbuchsta-ben erhalten bleibt, stellt nachden Gestaltungsideen „das Fens-ter zur Vergangenheit“ dar. Dasschmuckvolle Wappen stammtebenfalls von Maler Polack undist ein Detail aus dem Hochaltarvon Schloss Blutenburg.

Entworfen hat das Motiv dieGruppe Gut aus Bozen, die auchdie Ausstellungsgestaltung fürdie Bayerische Landesausstel-lung 2020 an den beiden Spielor-ten in Friedberg und Aichachübernommen hat. Für das Hausder Bayerischen Geschichte hat

die Gruppe Gut bereits in be-währter Zusammenarbeit unteranderem die Bayerisch-tsche-chische Landesausstellung 2016/17 zu „Karl IV.“ im GermanischenNationalmuseum in Nürnbergund die Bayernausstellung „Bier-spione und Garnelenzüchter“2018 im Freilichtmuseum Glent-leiten realisiert.

Von „Stadtluft macht frei“ zu

„Stadt befreit“.Ursprünglich hät-te die Bayerische Landesaustel-lung 2020 unter dem Titel „Stadt-luft macht frei. WittelsbacherStädtegründer“ firmiert. Mit die-sem Titel wurde auch das Kam-

pagnenmotiv am 25. März 2019vorgestellt. Der Titel zur Landes-ausstellung fand allenthalbenZuspruch. Er lag gewissermaßenauf der Hand: Im 19. Jahrhundertwar diese Formel für den in denmittelalterlichen Quellen viel-fach belegten Sachverhalt gefun-den worden, dass der Aufenthaltin der Stadt binnen Jahr und Tagvon den Ansprüchen frühererLeibherren frei mache. Der be-zeichnende Unterschied zwi-schen Stadt und Land lag in die-ser Freiheit. Bis heute wird dieserSatz in den Vorlesungen und Se-minaren nicht nur der histori-schen, sondern auch der juristi-schen Fakultäten gelehrt.

Im April 2019 kommt es je-doch zu Diskussionen um denTitel der Bayerischen Landesaus-stellung. Im Zuge eines Ge-sprächs zwischen StaatsministerBernd Sibler, dem Direktor desHauses der Bayerischen Ge-schichte Dr. Richard Loibl undder Präsidentin der IsraelitischenKultusgemeinde München undOberbayern Dr. h.c. CharlotteKnobloch wird die Titeländerungin „Stadt befreit. WittelsbacherGründerstädte“ bekannt gege-ben.

Der Rechtssatz aus dem Mit-telalter wurde mit dem neuen Ti-tel modern übersetzt. DerRechtssatz wird zudem in einereigenen Abteilung der Ausstel-lung ausführlich behandelt: Da-bei werden die Begriffsgeschich-te und die grundsätzlich gegen-läufige Tradition zur Pervertie-rung des Freiheitsbegriffes durchdas NS-Regime erläutert.

Mit ihren Unterschriften vereinbarten sie 2017 die Ausrichtung der Bayerischen Landesausstellung„Stadt befreit“: sitzend von links Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, der damalige bayerischeKunstminister Ludwig Spaenle, Aichach-Friedbergs Landrat Klaus Metzger und Friedbergs Bürger-meister Roland Eichmann. Hinten stehend von links Richard Loibl vom Haus der Bayerischen Ge-schichte, Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko und der inzwischen verstorbene Altlandrat TheoKörner. Foto: Haus der Bayerischen Geschichte

Vom Kini bis Bert BrechtHaus der Bayerischen Geschichte beleuchtet in seinen Ausstellungen viele weiß-blaue Facetten

Regensburg, Ettal, Coburg,Aldersbach, Ingolstadt … dassind die Stationen der Bayeri-schen Landesausstellung desHauses der Bayerischen Ge-schichte in den letzten fünf Jah-ren. Seit über 30 Jahren ist dasHaus in jedem Jahr in einer an-deren Region Bayerns zu einembesonderen historischen Themapräsent. Eine Art Wanderzirkus,als solches zumindest bezeichnetdas Haus der Bayerischen Ge-schichte die erfolgreiche Reihegerne selbst. Heuer steht das Wit-telsbacher Land im Mittelpunktmit gleich zwei Schauplätzen:dem Wittelsbacher Schloss inFriedberg und dem Feuerhaus inAichach. Mit „Stadt befreit. Wit-telsbacher Gründerstädte“ tauchtdas Haus der Bayerischen Ge-schichte bis zum 8. November2020 in die spannende Zeit derStädtegründungen in Bayern ein,und das an für die Wittelsbacherzentralen Orten. So wird imSchloss mit vielen Objektschät-zen und einer spannenden Ar-chitektur die klassische Ausstel-lung umgesetzt. Im Feuerhaus inAichach erwarten die Besuche-rinnen und Besucher starke Mul-timediainszenzierungen, hierkann sogar virtuell durch einStadtmodell des 16. Jahrhundertsgeflogen werden.

So überlegen sich die Projekt-teams des Hauses der Bayeri-

schen Geschichte in jedem Jahrneue und besondere Präsentati-onsformen, um Geschichte le-bendig, attraktiv und dem me-dialen Geist der Zeit entspre-chend für das Geschichtspubli-kum aufzubereiten. Das kommtan.

Die Landesausstellungen ha-ben im Schnitt eine Laufzeit vonsechs Monaten und locken eineSchar von Besuchern im sechs-stelligen Bereich an. Der absolu-te Tophit war 2011 die Ausstel-lung über den Kini, „Götterdäm-merung – Ludwig I.“ mit über575 000 Besucherinnen und Be-suchern im Schloss Herren-chiemsee. Dort geht es dann imJahr 2021 auch wieder hin. Und

zwar quasi mit der Fortsetzung:„Götterdämmerung II – Die letz-ten Monarchen“. Hier wird es umLebensgefühl und Schicksale derletzten Herrschergeneration vorder Revolution 1918 gehen. Eswerden Hauptfiguren der Zeitaus Bayern und Europa darge-stellt, wie sie den überwältigen-den Umbrüchen um die Jahr-hundertwende begegneten.

Seit Juni 2019 tingelt das Hausder Bayerischen Geschichte abernicht nur von Jahr zu Jahr durchBayern, sondern hat jetzt zusätz-lich mit seinem neuen Museumin Regensburg einen festenStandort. Adresse: Donaumarkt1, in unmittelbarer Nähe zur Alt-stadt, der Dom und die Steinerne

Brücke sind Luftlinie 300 Meterentfernt. In der Dauerausstellungdes Museums geht es um die jün-gere Geschichte Bayerns, derSchwerpunkt liegt auf dem 19.bis zum 21. Jahrhundert: „WieBayern Freistaat wurde und wasihn so besonders macht“.

Auch für das Museum ist dieeinzigartige Erzählweise prä-gend. Die Zeit vom Beginn desKönigsreichs 1806 bis heute wirdauf über 2500 Quadratmetern inder Abfolge von Generationendargestellt, für die jeweils an dievier charakteristischen Themenund Geschichten inszeniert wer-den. Ein Mediaguide ergänzt dieDauerausstellung und bietetzahlreiche weitere Möglichkeitenzur Vertiefung der einzelnenThemen. Darüber hinaus legt dasHaus der Bayerischen Geschich-te auch im Museum in Regens-burg Wert auf ein abwechslungs-reiches Programm. Zuletzt warhier im Donausaal die Bayeri-sche Landesausstellung „100Schätze aus 1000 Jahren zu se-hen“, im Herbst folgt – vom 26.September 2020 bis zum 7. Feb-ruar 2021 – die Bayernausstel-lung „Tempo, Tempo – Bayern inden 1920ern“.

Über all seine Angebote, Publi-kationen und Aufgaben infor-miert das Haus der BayerischenGeschichte online unter hdbg.de.

Das neue Museum des Hauses der Bayerischen Geschichte inRegensburg. Foto: Frank Blümler

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„Wennmandie ganzeBauzeit über vor Ortist, dann steckt mannatürlich sehr viel Herz-blut in ein solches Pro-jekt. Alle Einbautenspielen eine wichtigeRolle, ob nunObjekt,Vitrine oderMedien-station. Besonders ge-freut hatmich die her-vorragende Zusammen-arbeit aller beteiligtenFirmen.

MatthiasHeld

DerDiplomingenieurkoordiniert bei derLandesausstellungzwischenWissenschaft-lern undGestaltern,allen beteiligten Firmenundweiteren Projektbe-teiligten an denAus-stellungsorten.

Warumes dieMenschen in die Stadt zog?Weil sie dort frei waren vomUnbill der schlecht

bezahlten Landarbeiter, weil sie ein Handwerk ausüben durften, sich vielleicht sogar ein eigenes

Haus leisten konnten. Und natürlich, weil sie geschützt waren vor kriegerischen Angriffen und

ungerechten Richtern. Darüber erzählt die Landesausstellung imFriedberger Schloss.

VonderBurg

zur Stadt

Andi Leitner, Lisi BlümlundVroni Brix von derFilmfirmaMoviementumausGravenwörth (Österreich)produzierten den Films„Vonder Burg zur Stadt“, der imAichacher Feuerhaus zu sehenist. Sie sagen:„BeimFilm ’Von der Burg

zur Stadt’ lag die Heraus-forderung dermedialenUmsetzung darin, eine eigeneDramaturgie undÄsthetik zuentwickeln, umdie Geschichteauf zwei Ebenen zu erzählen.Es sollte nicht zuletzt zumAusdruck kommen, dass demDargestellten eine gewisseUnschärfe innewohnt: Schließ-lich existieren kaumbildlicheBelege aus der Zeit, in der dieEpisoden spielen. Das Stilmittelder Illustration bietet denidealen Rahmen, umdiesenHerausforderungen zu be-gegnen.“

Die Architekten aus SüdtirolUli Prugger, Claudia Gruber, Matthias Krissmayr, Lorenzo Colombi,Alfons Demetz und Daniela De Fazio stehen hinter dem gestalteri-schen Konzept, der Ausstellungsarchitektur und Ausstellungsgrafikan den beiden Spielorten. Sie sind die „Gruppe Gut, Bozen“ undsagen: „Uns reizte vor allem der Gedanke, ein und dasselbe Themagrundverschieden zu erzählen und zu inszenieren: zum einen mitwertvollsten Exponaten im Schloss Friedberg mit seinen prächtigenhistorischen Räumlichkeiten und zum anderen in Aichach, in derzum Ausstellungsort adaptierten alten Feuerhalle als multimedialeInszenierung.“ Foto: gruppegut it

Die Stadt im SchlossExponate aus ganz Europa

zeigt die Landesausstellung imWittelsbacher Schloss in Fried-berg. In acht Räumen erleben dieBesucher die Gründungsge-schichte der altbayerischen Städ-te zu Zeiten der frühen Wittels-bacher und die glänzende Ent-wicklung dieser Kommune bishin zu napoleonischen Zeitwen-de nach 1800. Ein Rundgang.

■ Zentrale Orte, wenig Städte.Der Rittersaal, der durch seinelegantes, auf zwei Pfeilern ru-hendes spätgotisches Gewölbegeprägt ist, ist der richtige Ort,um einen Sprung in die Zeit um1180 zu wagen, als das Herzog-tum Bayern noch nicht von Städ-ten, sondern von zentralen Ortenwie Burgen und Klöstern geprägtwar. In der Ausstellung begegnenuns prominente Herrschergestal-ten als frühe „Städtegründer“oder Siedlungspolitiker. Als sol-che traten Friedrich Barbarossain Schwaben, Heinrich der Löwevor allem in Sachsen (Lübeck),zu Beginn seiner Herrschaft aberauch im Herzogtum Bayern(Landsberg, Kaufering oderMünchen) hervor. Mit der Her-zogswürde bekam der „lachendeDritte“ Otto von Wittelsbach dieunangefochtene Autorität, könig-liche Rechte auszuüben.

■ Gründungsfieber. Zwischen1200 und 1300 entstand in Bay-ern eine Vielzahl neuer Städte.Schwierig ist die Antwort auf dieFrage, wie man sich den Ablaufeiner Stadtgründung vorzustel-len hat. Mittelalterliche Ge-schichtsschreiber erzählten ger-ne Heldengeschichten, nichtaber von der Mühsal des Lebens,der Ingeniosität von Planern undMachern. Tatsächlich waren eswohl langwierige, oft von Zufäl-len bestimmte Entwicklungen– Stadtgründung muss als Pro-zess verstanden werden.

Im Gewölberaum der Remiseerzählt die Ausstellung von denbayerischen Herzögen. So etwavon Herzog Ludwig dem Kelhei-mer, der nach einer Nachrichtdes Geschichtsschreibers Her-mann von Niederaltaich im Jahr1204 die spätere Residenz Lands-hut errichten ließ. Das war gewis-sermaßen der Startschuss für einJahrhundert der Entstehung vonStädten in Bayern. Ebenso wirdLudwigs Gemahlin Ludmila vonBöhmen vorgestellt. Als Gründe-rin der Klosters Seligenthal beiLandshut steht sie nicht nur für

die Entwicklung eines zentralenWittelsbacher Gedächtnisorts,sondern auch für die Verbindungvon Herrschaft und kirchlichenInstitutionen. Die meisten Städteder Wittelsbacher entstanden aufkirchlichem Grund. Wesentlichwar die herrscherliche Rolle fürdie Gewährung von Stadtrechtenin Form von Privilegienbriefen,durch welche die Stadtbewohnervon fremden Gerichten befreitwurden und durch welche sieauch in den Genuss weiterer Vor-rechte kamen. Dieser „Standort-faktor Recht“ diente als Anreizfür die neu entstehenden städti-schen Siedlungen, in denen dieMenschen aus dem Umland ihreChancen suchten: „Stadtluftmacht frei“!

■ Höllische Gassen, paradiesi-sche Plätze. In die spektakuläreWelt der spätmittelalterlichenStadt treten Besucher im Festsaaldes Schlosses ein. Der offene his-torische Dachstuhl lenkt denBlick nach oben. Darum ist die-ser Raum ideal geeignet für eineAbteilung, die sich mit dem Spät-mittelalter befasst – der Zeit, inder die Städte in die Höhe wuch-sen. Leitmotiv dieser Abteilungist die Entstehung des öffentli-chen Raums. Straßen, Plätze undSeitenwege dürfen begangenwerden, die Stadtmauer als Sym-bol städtischen Selbstbewusst-seins wird erklärt und die Funkti-on der Brunnen als Raum städti-scher Öffentlichkeit und Kom-

munikation. Zur Stadt damals ge-hörten das Spital, prächtig ausge-stattete Pfarrkirchen und Bettel-ordenskirchen, in denen sich dierepräsentative Öffentlichkeit ma-nifestierte. Dort war der Platz, wodie Stadtbürger und ihre Famili-en Rang und Vermögen zeigenkonnten.

Die Stadt bot Raum für vielfäl-tiges Geschehen vom täglichenMarkt bis zu den großen Prozes-sionen des Kirchenjahrs. Die Be-sonderheiten städtischen Bauenswerden mit ungewöhnlichenOriginalen – vom mittelalterli-chen Straßenpflaster bis hin zuÜberresten einer Bohlenstube– dargestellt.

■ Die Zierden des Landes. DieFürstengalerie des WittelsbacherSchlosses verwandelt sich wäh-rend der Ausstellung in das Anti-quarium der Münchner Resi-denz. Herzog Wilhem V. ließ andiesem zentralen Ort der höfi-schen Repräsentation 102 Vedu-ten seiner Städte, Märkte undSchlösser abmalen – für viele Or-te in Bayern die frühesten Abbil-dungen überhaupt. Städte undMärkte galten nun als Zierde desLandes. Nach der Teilzerstörungim Zweiten Weltkrieg wurden ei-nige Stadtveduten für den Wie-deraufbau originalgetreu auf Me-talltafeln kopiert. Doch sie fan-den aus unbekannten Gründen

keine Verwendung und lagertenweitgehend unbeachtet in denDepots der Bayerischen Schlös-serverwaltung. Erstmals kannnun eine Auswahl davon in derBayerischen Landesausstellungder Öffentlichkeit präsentiertwerden.

Im anschließenden Herzogin-Christina-Zimmer mit seinemeleganten Biedermeier-Stuckwechselt erneut die Perspektive:Hier geht es um den Stolz derBürger auf ihre Stadt. Deren Ab-bild wird zum Thema bürgerli-cher Selbstdarstellung und findetsich nicht nur in viel gekauftengrafischen Sammelwerken, son-dern auch in unterschiedlichstenGebrauchszusammenhängen:auf liturgischen Textilien, Hand-werksbriefen, Uhrengemälden,Porzellangefäßen oder Votivre-liefs.

■ Bayern nach Napoleon. AmSchluss des Ausstellungsrund-gangs steht der epochale Wandelinfolge der Französischen Revo-lution und der napoleonischenKriege. Der staatliche Neubaudes Königreichs Bayern im Jahr1806 erfolgte im Geist rationalerStaatsverwaltung durch Staats-minister Maximilian Graf Mont-gelas. Die seit Jahrhundertenüberlieferten, von Stadt zu Stadtunterschiedlichen Sonderrechte,einst Quelle bürgerlichen Stolzes,wurden Geschichte. Aufschluss-reich ist, dass diese gezielte Zer-störung stadtbürgerlicher Selbst-verwaltung nicht lange Bestandhatte. Die traditionsfeindliche Li-nie änderte sich erneut mit demGemeindeedikt von 1818, dasden Städten unter anderem wie-der die freie Wahl der Bürger-meister erlaubte: Das Sonderbe-wusstsein der bayerischen Städtehatte gesiegt. Und so ist der letzteRaum des Ausstellungsrund-gangs im Herzog-Ludwig-Zim-mer dem Fazit gewidmet.

Diese letzte Station des Rund-gangs erfolgt unter scharfer Be-obachtung einer Marktbrunnen-figur aus der niederbayerischenDonaustadt Deggendorf, einemsteinernen bayerischen Löwensamt Rautenwappen. Diese städ-tische Brunnenfigur mag beimanchen Besuchern das Ideal-bild einer „guten alten Zeit“ he-raufrufen, wie man es oft mitdem gemächlichen Leben in klei-neren und mittelgroßen Städtenverbindet. Ob es wirklich so war?Das ist wohl eine Frage der Per-spektive.

900 Quadratmeter Fläche umfasst die Ausstellung in den historischen Räumen des WittelsbacherSchlosses in Friedberg. Dort zu sehen und zu begehen ist unter anderem eine Nachbildung des Anti-quariats der Münchener Residenz. Gezeigt werden dabei auch Ansichten der Wittelsbacher Städte.

Erschütterung, Trauer, tiefe Ergriffenheit: Diese Darstellung des„Marientods“ zeigt meisterhaft in Gestik und Mimik die Gefühle derPersonen. Der Realismus dieser spätmittelalterlichen Holzskulptu-ren ist gewollt. So mögen Bürgerinnen und Bürger vor über 500Jahren ausgesehen haben. Die Skulptur aus dem Jahr 1490 ist ei-ne Leihgabe des Stadtmuseums und Stadtarchivs Ingolstadt im Ka-valier Hepp. Foto: Stadtmuseum Ingolstadt / Rössle

Augsburger Straße 50 | 86551 Aichach

www.stahlbau-hausmann.de

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Könntenwir das Aichach desMittelalters besuchen, würdenwir die Stadt wohl an

manchmarkantemBauwerkwiedererkennen. Aber wir würden auch einige überraschende

Erfahrungenmachen. Der auffälligste Unterschied zwischen einst und jetzt wäre:

Man darf nicht ohneweiteres rein in die Stadt.8

Diese Steinsäule(vermutlich eine

Brunnensäule ausdem Jahr 1599) stammt

aus Deggendorf.Sie zeigt einen Löwen,der seine Pranken auf

zweiWappen legt – dasWittelsbacher und dasder Stadt Deggendorf.

Diese Geste symbolisiert,dass dieWittelsbacherweiterhin die Herren

der Stadt sind. Zu sehenist das Original im

Friedberger Schloss.

Foto: Rudolf Scharf

Laut war’s in der StadtAls Besucher würde man na-

türlich nicht mit dem Auto insmittelalterliche Aichach fahren,sondern mit einem hölzernenKarren, zu Pferd oder – wahr-scheinlicher noch – zu Fuß kom-men. Bei Nacht aber wären dieStadttore verschlossen. Und an-genommen, dass wir bis zu einerder beiden Toranlagen vordrin-gen könnten, ohne von Wachendaran gehindert zu werden, sowürden wir vergeblich anklop-fen. So zeichnet der Leiter desStadtmuseums Aichach, Chris-toph Lang, das Bild einer Stadtdes 12. bis 15. Jahrhunderts.

Bei Tag erginge es einem Besu-cher nicht viel besser, denn dannmüsste er sich mit den Wachenam Tor auseinandersetzen undihnen nachweisen, dass er eineBerechtigung zum Betreten derStadt besitzt. Oder zumindestklarmachen, dass er in AichachWichtiges zu erledigen hat.

Lassen wir unseren Besuchernun sich in der Stadt umsehen.Geteerte Straßen – Fehlanzeige.Bestenfalls waren sie hier und dagepflastert. Meist ging oder fuhrman über bloße Erde. Hatte esgeregnet, waren die Wege schnellschlammig und nur schwer pas-sierbar. Die Bürger pflegten Trip-pen zu tragen. Das sind Über-schuhe mit hohen Sohlen, mitdenen man nicht oder wenigerstark im Dreck versinkt. Bei denschlechten Straßen kam man oh-ne sie nicht aus.

Der erste Eindruck, der sichin der Stadt ergibt, ist der von– gelinde ausgedrückt – man-gelnder Sauberkeit. Es gab keineKanalisation, keine Wasserlei-tungen und keine Müllabfuhr.Die Leute kippten Schmutzwas-ser, Essensreste und sonstigenUnrat einfach aus den Fensternauf die Straße. Dort machten sichviele Tiere – Schweine, Hühner,Ziegen, auch Kühe und Hunde– darüber her. Sie hinterließenüberall ihre Exkremente – Hun-detoiletten waren noch nicht er-funden.

Die Geräuschkulisse war leb-haft; auch ohne Autoverkehr wares in der Stadt mindestens so lautwie heute. Die Menschen warenviel auf der Straße und erledigtendort ihre Geschäfte. Vor allemwenn Markt war, ging es hochher. Viele Handwerksbetriebewaren zur Straße hin offen, dasheißt: Man hörte viel Hämmern,Sägen, das Klappern von Müh-len, aber auch buntes Stimmen-gewirr und Gegröle aus Gastwirt-schaften. Oft läuteten die Kir-chenglocken, was auch nötig war,

denn Uhren waren noch ein sel-tener und sehr wertvoller Besitz.Die Glocken dienten auch alsSignal für viele Dinge.

Die Häuser waren meist Fach-werkbauten; die Zwischenräumezwischen den Holzrahmen wur-den mit Lehm verfüllt. Da es inder Gegend keine Steinbrüchegibt, konnten sich die wenigstenein Steinhaus leisten. Die Dächerwaren mit Stroh gedeckt. Brachein Feuer aus, so brannte nichtselten nahezu die gesamte Stadtab. Deshalb setzten sich schließ-lich nach dem 30-jährigen KriegZiegelbauten durch.

Im Erdgeschoss waren im Mit-telalter meist die Tiere unterge-bracht, die Familien wohnten imersten oder zweiten Stock – ohneElektrizität, mit nur notdürftiger

Kamin- oder Ofenheizung. Städ-te zeichneten sich im Hochmit-telalter dadurch aus, dass sie ih-ren Bürgern Freiheitsrechte bo-ten. Dass es nicht einfach war,die Stadt zu betreten, hing auchdamit zusammen, dass ihre Be-wohner von Frondiensten undanderen Verpflichtungen einemHerrscher gegenüber befreit wa-ren. Die Stadtregierung suchtesich aus, wen sie in ihren Mauernwohnen ließ. Dafür musste manzunächst eine bestimmte Zeit inder Stadt gelebt haben, oft einJahr.

Natürlich konnte auch einStadtbewohner nicht tun undlassen, was er wollte. Ganz abge-sehen davon, dass Rechtsverstö-ße wie Diebstahl oder Betrug viel

härter geahndet wurden als heu-te – die Bürger waren den Anord-nungen der Stadtregierung un-terworfen, und in ihrer berufli-chen Tätigkeit bestimmten Zünf-te und Gilden. Aber im Vergleichzu den Bauern auf dem Land, de-nen ihr Ackerland in der Regelnicht gehörte und die einen Gut-teil ihrer Ernten bei der Obrigkeitabliefern mussten, waren dieStädter deutlich besser dran.

In der Stadt waren auch Hand-werksberufe vertreten, die es aufdem Land nicht gab. So war inAichach beispielsweise ein Leb-zelter ansässig. Er verarbeitetedie Produkte, die Bienen liefern:Er zog Kerzen aus Bienenwachs,und er stellte Honig her. Der Leb-zelter in Aichach deckte also denBedarf des gesamten Altkreises.

Gleiches galt für den Paramen-tensticker.

Anfang des 15. Jahrhundertsist in Aichach eine Judengemein-de belegt. 1401 findet sich ein Ju-denbäcker, auch das ein nur inder Stadt vertretenes Handwerk.Dieser Vermerk verrät aber nochmehr: Die Juden durften im Ge-gensatz zu Christen Geld gegenZins verleihen. Die Judenge-meinde spricht also dafür, dass esin der Stadt damals einen gewis-sen Wohlstand gab – Bürger, dieGeld für ihr Geschäft brauchtenoder die es selbst anlegen woll-ten. Banken wurden erst am En-de des Mittelalters in Italien er-funden.

Vor dem 16. Jahrhundert sinddie historischen Quellen in Aich-ach generell sehr spärlich. Dafürgibt es einen Grund: Im 30-jähri-gen Krieg dürften viele Doku-mente vernichtet worden oderverlorengegangen sein. AuchAichach wurde von den Schwe-den zwei Mal eingenommen,später von kaiserlichen Truppenwieder entsetzt. Die Stadt litt je-doch unter beiden Manövern. Inder Zeit verschwinden vieleAichacher Familiennamen. DieBürger sind wohl geflohen odergetötet worden. In einer solchenAusnahmesituation erwies sichdie Stadt als zu wenig wehrhaft.

Etwas anders als in Aichachliegen die Dinge für Friedberg,die zweite Stadt der Landesaus-stellung. Gegründet wurde Fried-berg von Konradin, dem „letztenStaufer“, und kam dann erst inBesitz der Wittelsbacher. Fried-berg diente zunächst vor allemals Bollwerk gegen die freieReichsstadt Augsburg. Einerseitssollten damit dem Bischof vonAugsburg bei einer Expansionüber den Lech hinüber nach Bay-ern Grenzen gesetzt werden. An-dererseits wollten die Herren vonFriedberg auch von der Wirt-schaftskraft Augsburgs etwas ab-schöpfen (siehe Hochzoll).

Als Verwaltungszentrum spiel-te Friedberg anfangs wohl einekleinere Rolle als Aichach. BeideStädte wurden vor allem im 15.Jahrhundert von Herzog LudwigVII. ausgebaut und nahmendann damit eine vergleichbareEntwicklung. Ludwig befand sichallerdings nicht so sehr im Kriegmit Schwaben, sondern mit sei-nen eigenen Verwandten, denWittelsbachern in Landshut undauch München. Die Frontstel-lung Friedbergs gegenüber Augs-burg spielte da nicht mehr eineso große Rolle. Andreas Alt

Die ersten Städte wurden in Italien gegründet. Von dort stammen auch die ersten Gemälde (obenzwei Fresken aus dem „Zyklus der Monate“ in der Burg Triest um das Jahr 1400). Die kleinen Bilderzeigen Handwerksdarstellungen aus dem Nürnberger „Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstif-tung“: den Brauer, den Mörtelrührer und den Türmer, den es nur in den Städten gab. Fotos:Wikipedia

Das Aichacher Land in einer Darstellung von 1632. Rechts unten die Stadt mit ihren Toren und Mauern, in den Hügeln die umliegenden Bauerndörfer von Gallenbach überObergriesbach bis Blumenthal und Sielenbach. Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv

IMPRESSUM

„Stadt befreit“ ist eine Verlags-beilage der AICHACHER

ZEITUNG vom 13. Juni 2020in Zusammenarbeit mit dem

Haus der BayerischenGeschichte und dem Land-ratsamt Aichach-Friedberg.

Konzept und Produktion:Wolfgang Glas, Anzeigen:

Marlene Rabl (verantwortlich),Druck: Mayer & Söhne, alle

Oberbernbacher Weg 7,86551 Aichach

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„ZwischenMünchen,Augsburg und Ingolstadtliegt der schönste Fleck,den Bayern hat: dasWittelsbacher Land.Zur Landesausstellungin Aichach und Fried-berg hoffe ich, dass dieGäste, mit denen ichtrotz der Covid-19-Pandemie rechnenwürde, auchüber dieStädte hinaus unsereGegend erkunden undunsere schöneMarkt-gemeindemit derenFremdenzimmern undGaststätten besuchen.DieWittelsbacher selbsthaben ja seit jeher einetiefe Verbundenheit zuKühbach.

Karl-HeinzKerscher

Bürgermeister vonKühbach

Gerne hätten die Aichacher und Friedberger ihre Gästemit Glanz undGloria empfangen.

Mehr als 1000 Veranstaltungenwaren imRahmen der Landesausstellung geplant,

viele Vereine, Einzelpersonen und kulturelle Akteure hattenmonatelange Vorbereitungen

investiert. Jetzt mussmanwegen Corona leider auf viele Höhepunkte verzichten.

Leider ausgebremstWährend der Landesausstel-lung wollte das WittelsbacherLand ein abwechslungsreichesProgramm bieten. Zahlreichekulturelle Veranstaltungen warenangedacht, die Volkshochschuleund die Vereine haben sich insZeug gelegt und Programmpunk-te erarbeitet. Wegen der Ausbrei-tung des Corona-Virus fällt dasRahmenprogramm jetzt aber vielschlanker aus als eigentlich ge-plant. Denn bis Ende August sindbayernweit viele Arten von Ver-anstaltungen nicht erlaubt, einSonderrecht erhalten auch die„Landesausstellungsveranstal-tungen“ nicht. Deshalb sind be-reits viele attraktive Veranstal-tungen gecancelt worden: dieMittelalterlichen Markttage inPöttmes und Inchenhofen, derSchwabentag in Aichach, dasTreffen der Süddeutschen Kin-der- und Heimatfeste in Fried-berg, das Stereostrand-Festivaloder die Konzerte in Maria Birn-baum und Herrgottsruh, mit de-nen an die Wittelsbacher und ih-re Verehrung der Patrona Bavariaerinnert werden sollte.

Vielfach war die Vorarbeitder Vereine also umsonst. Ande-re, meist kleinere Angebote, kön-nen aber stattfinden. WolfgangMüller, Pressesprecher des Land-

ratsamts, meinte nach der Be-kanntgabe der Corona-Locke-rungen für den Kulturbereich:„Auf eine solche Ankündigunghaben wir sehnsüchtig gewartet.Jetzt gilt es noch, die Detailrege-lungen durch das Ministeriumabzuwarten. Und dann werdenwir für jede einzelne Veranstal-tung – gemeinsam mit dem je-weiligen Aus-richter – ent-scheiden, wel-che stattfindenkann, welchemöglicherwei-se räumlichoder zeitlich verlegt werdenmuss.“

Ähnliches war auch von Ange-la Kerle von der Stadt Aichach zuerfahren. Sie teilte mit: „Nach ak-tuellem Stand hat die Stadt alleVeranstaltungen bis Ende Juniabgesagt. Für Juli wollen wir dieweitere Entwicklung abwarten.Leider haben wir auch für dieMonate ab Juli schon zahlreicheAbsagen, unter anderem auchvon Vereinen. Andere wollenebenfalls noch abwarten.“

Was ist wann erlaubt? DieseFrage macht es den Verantwortli-chen in den Vereinen, die Aktio-nen während der Landesausstel-lung geplant hatten, nicht leicht.

Proben für Konzerte oder Thea-ter etwa waren aufgrund der Aus-gangs- und Kontaktbeschrän-kungen unmöglich. Kreativ zeig-ten sich daher die Aktiven desTheater Weiß. Sie probten viaSkype (siehe unten).

Der Musikverein Aichachmusste aufgrund der Pandemieseine beiden geplanten Konzerte

in Aichachund Friedbergzusammen mitder Stadtka-pelle Friedbergabsagen. Eswar geplant, in

Aichach am Eichenhain und inFriedberg am Schlossteich ge-meinsam ein Konzert zu spielen.Seite an Seite wollten die beidenMusikvereine, passend zu denWittelsbachern, den Kaiserin-Si-si-Marsch von Timo Dellweg zuGehör bringen. „Nachdem wirnun aber seit längerer Zeit nichtproben können, sahen und se-hen wir es nicht mehr für mög-lich, uns entsprechend auf dieKonzerte im Juli vorzubereiten“,sagt Simon Weiß, Vorsitzenderdes Musikvereins Aichach.

Je nachdem, wie sich die Lageentwickle, werden die Aichacherund Friedberger Musikanten eingemeinsames Standkonzert mitStücken aus dem Repertoire

spielen. Relativ spontan, dennein Termin wurde dafür nochnicht festgelegt. „Es ist sehr scha-de, dass die Konzerte im Jahr derLandesausstellung nicht wie ge-plant zustande kommen kön-nen“, bedauert Weiß. „Auf unshaben die neuen Lockerungenleider keine großen Auswirkun-gen, weil ja nach wie vor Kon-taktbeschränkungen gelten undwir somit nicht proben können“,erklärt er. „Dass 100 Gäste beiFreiluftveranstaltungen kommendürfen, bringt wohl eher kleine-ren Ensembles und Profimusi-kern etwas. Wir müssen warten,bis wir uns zum Proben treffenkönnen. Erst dann können wirAuftritte neu bewerten.“

Weitere Termine im Rahmender Landesausstellung sind lautWeiß zwar vorbesprochen, je-doch seien diese noch ungewiss.Geplant wären Auftritte der Cra-zy Oak Big Band (am 26. Juli) undder Aichacher Stadtmusikanten(am 18. Oktober). Ob und wie dieKonzerte gespielt werden kön-nen, steht in den Sternen; derFrühschoppen mit der Stadtka-pelle Aichach, der am 17. Mai ge-wesen wäre, ist schon einmal insWasser gefallen. Ines Speck

■ Einen Überblick, was geplantwar und was stattfinden kann,gibt der Online-Kalender der In-ternetseite wittelsbacherland-verein.de.

Die Stadtkapelle Friedberg (links) und die Stadtkapelle Aichach wollten zur Landesausstellung gemeinsame Konzerte spielen. Die großen Konzerte sind abgesagt, die Hoff-nung auf ein spontanes Standkonzert mit Stücken aus dem Repertoire ist aber noch nicht begraben. Fotos: Clarissa Beck (1)/Musikverin Aichach

Hoffen aufspontane

Gelegenheiten

Der Stolz der Bürger,aber auch der Hang zurPrachtentfaltung zeigtsich immittlerweileweit verstreuten Ingol-städter Ratssilber. DerLöffel aus Buchs-baummaserholzmitemailliertem Silber-beschlag, der bei derLandesausstellung zusehen ist, ist ein ein-drucksvolles Beispieldafür – nicht zuletztdurch den blau email-lierten Panther, dasWappentier Ingolstadts,auf demEnde des Be-schlags.

Foto: StadtmuseumIngolstadt/Rössle

Dreimal SisiTanzmelancholie über die österreichische Kaiserin

„Wir wollen und werdenspielen“, sagt Alexander vomStein, Vorstand und künstleri-scher Leiter des Theater Weiss.Das Ensemble probt eine „Tanz-melancholie“, die von einem Teilder kaiserlichen Persönlichkeithandelt, der oft nicht beleuchtetwerde. Im Stück tritt Sisi dreifachbesetzt auf: als stumme, trauern-de Sisi, als die in Interaktion mitHeinrich Heine stehende, den siesehr verehrte, und als die singen-de Sisi, die die lyrische Seite zei-gen soll. Die österreichische Kai-serin hat selbst unzählige Ge-dichte verfasst.

Seit 2017 entwickelte Theater-regisseur Alexander vom Steindas Stück „Sisi – Schwarz ist derKronprinz meiner Farben“ spe-ziell für die Bayerische Landes-ausstellung 2020. Die ersten Pro-ben hatten bereits stattgefunden,als der Lockdown kam. Teile stu-dierten die Akteure via Skype ein,doch eine echte Durchlaufprobegab es noch nicht.

Ende Mai hätte das Stück seineUraufführung erleben sollen.Jetzt ist die erst einmal verscho-ben. „Wir lassen die Landesaus-stellung nicht hängen“, versprichtvom Stein. Sobald Proben wiedermöglich seien, würden er undsein Ensemble loslegen.

Die voraussichtlichen Auffüh-rungstermine, die jetzt geplantsind, liegen Mitte/Ende Septem-

ber in Aichach im Pfarrzentrumund im Abraxas in Augsburg.Auftritte in Friedberg und Pött-mes seien ebenfalls vorgesehen,so vom Stein. iko

Sisi in Versen, Musik und Tanzzeigt die eigens für die Landes-ausstellung erarbeitete „Tanz-melancholie“ mit dem Titel „Sisi– Schwarz ist der Kronprinzmeiner Farbe“. Foto: Peter Zühlke.

Wir sind für Sie da im Wittelsbacher Land – digital und lokal.

Morgenkann kommen.Wir machen den Weg frei.

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Nur knapp 100 Jahre residierten dieWittelsbacher in Oberwittelsbach. Doch in dieser Zeit

krempelten sie dasMachtgefüge in Bayern gehörig um– nicht nurmit Stadtgründungen, auch

durchHochzeiten und einenMord. Die Stammburg inOberwittelsbach zählte im 12. Jahrhundert

zu den bedeutenden europäischen Familiensitzen.10

Wichtige Ausstattungs-objekte und Fragmenteder BurgWittelsbachkamen, die bei den

archäologischenGrabungen ans

Tageslicht kamen (vonoben): mittelalterliche

Bügelkanne aus derZisterne der Burg, um

1200, verzierte Knochen-leiste eines Tric-Trac-

Spiels, 12. Jahrhundert,durchbrochenerBeschlag einesBuchdeckels inDrachenform,

um1200.

Die Akropolis desWittelsbacher Landes

Burg Wittelsbach ist dieAkropolis des WittelsbacherLandes. Der Vergleich mit demberühmten Vorbild Athen hatseine Berechtigung: Auf beidenPlätzen, ursprünglich Burgberge,erhebt sich als zentrales Gebäu-de ein sakrales Baudenkmal: dortder Tempel der Schutzgöttin, hierdie Kirche der Patrona Bavariae.Im Grunde braucht Oberwittels-bach kein Gleichnis, es punktetmit seinem Rang als Stammsitzdes Wittelsbacher Adelshausesund mit seinem eigenen histori-schen Profil.

Dieses Profil gewinnt zu Be-ginn des 12. Jahrhunderts klareKonturen. Der Scheyerer Graf Ot-to I. (Vogt und damit Schutzherrdes Hofstiftes Freising) heirateteHaziga, die aus dem Hause derGrafen von Kühbach stammte.Um 1115 wurde der Hofsitz vonScheyern nach Wittelsbach ver-legt, denn die Vorgängerburg zuWittelsbach gehörte den Grafenvon Kühbach.

Zwischen 1115 und 1121 ver-lieh der Kaiser an Otto IV. daserbliche Pfalzgrafenamt in Bay-ern, wodurch dieser zu den wich-tigsten Amtsträgern im HeiligenRömischen Reich aufstieg unddie Vertretung des Königs inklu-sive einer führenden Stellung imRechts- und Gerichtsbereich aus-übte. Pfalzgraf Otto VI., wahr-scheinlich geboren auf Burg Wit-telsbach, stieg 1180 als Otto I.zum Herrscher von Bayern auf.Geheiratet hat er in Kelheim, re-sidiert in Regensburg, begrabenliegt er in Scheyern.

Die Burg musste in diesen Zei-ten repräsentativer Wohnsitz unduneinnehmbare Festung sein.Archäologische Grabungen zwi-schen 1978 bis 1981 brachten zu-tage, dass die Burganlage von an-fangs 3000 auf zuletzt 8000 Qua-dratmeter wuchs. Eine ersteWehranlage mit aufgeschüttetemErdwall und vorgelagertem Gra-ben wurde im 11. Jahrhundertmit einer 1,2 bis 1,4 Meter brei-ten Steinmauer verbessert. Alsdie Grafen von Scheyern die Burgübernahmen, dürfte darauf einachteckiger Wohnturm (Okto-gon) mit einem Durchmesservon 12,5 bis 13 Metern und einerHöhe von bis zu 20 Metern ge-standen haben, so dass der Bausicherlich vier- bis fünfgeschos-sig gewesen sein dürfte. Das er-gaben Forschungen im Jahr 2018.Burg Wittelsbach war damit ingehobener Gesellschaft mit derKaiserpfalz in Aachen und ihremnoch heute im Mauerwerk desDomes erhaltenen Oktogon. ZurInnenbebauung des Geländesgehörten im 11. Jahrhundert au-ßerdem die mechanischeMörtel-mischmaschine, der Backofenund das drei mal vier Meter gro-ße hölzerne Grubenhaus. Dabeidürfte es sich wohl die Werkstatteines mit Feuer arbeitendenSchmiedes gehandelt haben.

Als Sitz der Pfalzgrafen vonWittelsbach wurde die Haupt-burg um das Drei- bis Vierfachevergrößert. Die alte Ringmauerwurde verstärkt. Zur Innenbe-bauung gehörte damals eine Zis-terne und ein Wohnhaus, der Pa-las mit mindestens drei Räumen(18 mal acht Meter). Vermutlichgab es auch einen Bergfried; beieiner Radarprospektion 2013wurden entsprechende Funda-mente im Turmfundament derKirche sichtbar.

Nach der Ermordung desdeutschen Königs Philipp vonSchwaben am 21. Juni 1208 inBamberg durch Pfalzgraf OttoVIII., den Burgherrn von Wittels-bach, wurde am 11. November1208 die Reichsacht über den Tä-ter verhängt. Zu diesem Zeit-punkt war Otto vermutlich längstgeflohen. In Oberndorf bei Kel-heim besaß er eine zweite, kleineBurg, hier suchte er Schutz. Erwurde verraten und fiel am 7.März 1209 ReichsmarschallHeinrich von Kalden in die Hän-de, der ihn eigenhändig enthaup-tete. Erst acht Jahre später (1217)konnte die Leiche des Königs-mörders im Hauskloster Inders-dorf beigesetzt werden. SeineBurgen, auch Oberwittelsbach,wurden geschleift und nie wiederaufgebaut. Zu einer Belagerungvon Burg Wittelsbach dürfte esalso im Sommer 1208 nicht ge-kommen sein.

Ab 1209 wurden die Burgmau-ern allmählich abgetragen undals Steinbruch genutzt. Um 1250lässt sich der Neubau einer Kir-che nachweisen. Auf ähnlicheBeispiele in Bayern mit abgegan-genen Burgen sei verwiesen:Kloster Andechs in Nachbar-schaft zum Ammersee und die

Wallfahrtskirche Bogenberg ander Donau. Im 16./17. Jahrhun-dert siedelten sich auf dem Burg-areal zwei kleine bäuerliche An-wesen an. Sie mussten 1832 fürdie Errichtung des Nationaldenk-mals weichen.

Die nachgewiesenen Wohn-gebäude, die verbürgte Wehrhaf-tigkeit, ihr repräsentativer Cha-rakter und die im Museum inAichach gezeigten Kleinfundelassen daran glauben, dass dieBurg Wittelsbach als Verwal-tungszentrum funktionierte undhöfisches Rittertum erlebte. Voneinem gelegentlich „regen Partei-enverkehr“ darf man ausgehen.Häufige Besucher dürften die Mi-nisterialen gewesen sein, dieDienstmannen der Wittelsbacheraus demUmland.

Für Burg Wittelsbach ist eineVersammlung von Ministerialen(Dienstleuten) belegt. Daran hatAmelbert von Obergriesbach,Ministeriale des PfalzgrafenFriedrich II. von Wittelsbach, inden 1170er Jahren teilgenommenund so beurkundet: „In castroWintlinspach coram ministeriali-bus – Auf der Burg Wittelsbach inGegenwart der Ministerialen“.Wesentlichste Aufgabe der Mi-

nisterialen war der Kriegsdienstzu Pferde, daneben bekleidetensie wichtige Hofämter: Kämme-rer, Marschalk, Truchsess undSchenk. Im 12. Jahrhundert wardas Gebiet um die Pfalzgrafen-burg Oberwittelsbach von einemdichten Netz von Sitzen und Bur-gen umgeben, unter anderem inWalchshofen, Griesbach, Affing,Aichach, Aindling, Fuklingen(Klingen), Hollenbach, Rehling,Schiltberg, Schneitbach, Wittels-bach, Adelzhausen und Sulz-bach.

Das 12. Jahrhundert, die Blü-tezeit von Burg Wittelsbach,war auch das Jahrhundert derKreuzzüge. Am zweiten Kreuzzug(1146/48) nahmen Pfalzgraf Ottovon Wittelsbach und sein gleich-namiger Sohn teil. Von besonde-rer politischer Bedeutung war ei-ne Pilgerfahrt der PfalzgrafenFriedrich und Otto von Wittels-bach, die 1167 mit Herzog WelfVI. und vielen anderen vorneh-men Herren ins Heilige Land zo-gen.

Über mitgebrachte Heiltümeraus Palästina gibt es keine au-thentischen Nachweise. DieStadtpfarrkirche Aichach besitztzwei kleine Kreuzpartikel in ei-nem Reliquiar. Dazu besagt eineÜberlieferung, die Partikel seienzunächst in der Burg Wittelsbachverwahrt und nach deren Zerstö-rung im Jahre 1209 vom Königs-mörder Otto selbst nach Aichachgestiftet worden. Das ist wohlausgeschlossen, denn PfalzgrafOtto büßte seine Mordtat mitdem Tod. Wahrscheinlich ge-langten Kreuzpartikel mit demDeutschen Orden an die Kirche.

Zu Minnesang und Sänger-krieg,mit dem sich die Wartburgin Thüringen schmückt, bleibendie Wittelsbacher Überlieferun-gen stumm. Ein kultiviertes undkulturelles Leben erscheint je-doch aus dem archäologischenFundmaterial durchaus beweis-bar. Vorhanden sind vier figürlichgestaltete Zierbeschläge für ei-nen Buchdeckel, die zwei

schönsten in Form eines Adlersund eines Drachen. Ferner zweibronzene Griffel zum Schreibenauf Wachstafeln. Vier verzierteKnochenplättchen (Intarsien)aus einem Spielbrett für dasTrictrac-Spiel und ein Spielstein.Fragmente von Knochenflöten.Stangenförmige Beschläge ausBuntmetall. Eisenbeschläge vonHolzkästen und Truhen, Bruch-stücke von Hohlgläsern. Schließ-lich Keramik in vielen Formenund Größen.

Die Burgkirche, Symbol desWittelsbacher Landes und Be-grüßungsmotiv auf Autobahn-schildern, ist wegen der General-sanierung seit Jahren geschlos-sen und kann während der Lan-desausstellung nur von außenbesichtigt werden. Chronistenberichten, dass 1209 die Burg ge-schleift, die Burgkapelle „SanktVitus“ aber verschont blieb. Her-zog Ludwig der Kelheimer solldann zur Wiedergutmachung fürden Königsmord den Neubau ei-ner Sühnekirche – neben oderüber der ehemaligen Kapelle – inAuftrag gegeben haben. 1254 be-traute er den Deutschen Ordenin Aichach mit der priesterlichenSeelsorge. 1372 lautet der Titelder Kirche „Beatae Mariae Virgi-nis“. Seit 1418 ist die Marienwall-fahrt nachweisbar. Um 1500 trägtdie Kirche den neuen Namen„Maria vom Siege“. Sie verfügtüber eine kunsthistorisch wert-volle Ausstattung aus Gotik undBarock.

Zur Landesausstellung wurdeder Burgplatz neugestaltet. EinInfopfad erklärt den Besuchernden Burgplatz. Er beginnt am„Burgtor“ und führt zum archäo-logischen Schwerpunkt nördlichder Kirche. Die Verbindung vonBurg Oberwittelsbach mitSchloss Unterwittelsbach stelltder sogenannte Geschichtspfadher. An dem 30 Gehminuten lan-gen Weg erinnern fünf Gedenk-steine an geschichtliche Ereignis-se in Aichach und seinem Um-land . Michael Schmidberger

Diese Rekonstruktion der Burg Wittelsbach um 1200 betont sehr stark ihren wehrhaften Charakter. Ringmauer und Schildmauer sind be-sonders massiv gebaut. Die Darstellung basiert auf den Befunden der archäologischen Grabung in Oberwittelsbach von 1978 bis 1981.Das Bild wurde mit freundlicher Genehmigung der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim einem kurzen Animationsfilm entnommen, der2013 für die dortige Ausstellung „Die Wittelsbacher am Rhein“ produziert wurde. Fotos und Repro: Michael Schmidberger

Nur zwei Steine blieben übereinander, als die Burg Wittelsbach1209 geschleift wurde. Ein Geschichtspfad rund um die Burgkircheund den Burgplatz erläutert heute auf Infotafeln die Geschichte derBurg und die Funde, die bei Forschungen seit den 1970er Jahrenzutage kamen.

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„Begleitend zur Landes-ausstellung finden ver-streut über dasWittels-bacher Land ver-schiedene Aktionenstatt. Dazu gehört auchdieWittelsbacher-Spuren-Tour, auf dermanmit demRadunterwegs ist. Ich sehebesonders darin eineChance für Gäste wiefür die Bevölkerung,unseren Landkreismitseinen fast 800 Kilo-metern Rad- undWan-derwegen in einer ab-wechslungsreichenLandschaft, mit seinenhistorischwichtigenBauwerken und einerintakten Infrastrukturmit urigen Bier- undWirtsgärten, wieder alsattraktiven Aufenthalts-raumzu entdecken, derdemVergleichmitgroßen Tourismus-regionen gut Stand hält.

GertrudHitzler

BürgermeisterinvonAindling

Seit 2017 laufen die konkreten Vorbereitungen für die Bayerische Landesausstellung in Aichach

und Friedberg. Die beiden Stadtverwaltungen und der Landkreis sindmaßgebliche Akteure

dieser Großveranstaltung. Sie organisieren Räume,Mitarbeiter, ein Rahmenprogramm,

das regionaleMarketing. Mehr als 20 Frauen undMänner sind dafür imEinsatz.

Alle packen mit anSo manchen hat die Vorbe-

reitung für ein Fest schon schierzur Verzweiflung gebracht: Paa-re, die Jahre lang ohne größereKonflikte zusammengelebt ha-ben, geraten plötzlich in Streitdarüber, ob es bei ihrer Hochzeiteine Band sein muss, die fürStimmung sorgt, oder ob auchein DJ reicht. Und Tante Hilde?Die schmeißt kurz vor ihrem 70.Geburtstag hin und fährt kurzer-hand ins nächstbeste Wellness-hotel, weil ihr der Stress vor demFest zu groß geworden ist. Dochwas sollen da die Organisatorenhinter der Bayerischen Landes-ausstellung sagen, zu der ur-sprünglich über 100 000 Besu-cher erwartet wurden?

Es stecke schon jede MengeArbeit in der Vorbereitung, sagtWolfgang Müller vom Landrats-amt Aichach-Friedberg. Bei ihmals Koordinator laufen alle Fädenzusammen. Mit Mitarbeitern derKreisbehörde sowie der StädteAichach und Friedberg sorgt erdafür, dass bei der Landesaus-stellung „Stadt befreit“ im Wit-telsbacher Land alles reibungslosläuft.

Der Weg dorthin war keines-wegs leicht. Nicht nur, aber vorallem wegen der Corona-Pande-mie. Die drohte ab Mitte Märzplötzlich die komplette Veran-staltung ins Wasser fallen zu las-sen. Entmutigen ließen sichWolfgang Müller und seine Mit-streiter in den verschiedenen Or-ganisationsteams davon nicht.Müller, eigentlich Pressesprecheram Landratsamt Aichach-Fried-berg, versteht die Ausstellungnach wie vor als „einmaligeChance“, das Wittelsbacher Landund seine Vorzüge auf einer gro-ßen Bühne zu präsentieren.

Die konkreten Vorbereitun-gen starteten im Juli 2017. Dawurde zunächst festgelegt, wel-

che Aufgaben den einzelnen Be-teiligten zukommen. Im Kunst-ministerium in München wurdefeierlich ein Vertrag unterzeich-net zwischen dem Haus derBayerischen Geschichte, demVeranstalter der Landesausstel-lung, und den Städten Aichachund Friedberg sowie dem Land-kreis als Mitveranstalter. Letzterestellen die Räume und das Perso-nal zur Verfügung, sie kümmernsich um die Wegweisung, dasRahmenprogramm und die re-gionale Vernetzung.

Obwohl es einen regen Aus-tausch mit dem Haus der Bayeri-schen Geschichte gegeben habe,erinnert sichWolfgangMüller, seidie Organisation anfangs einStück weit abenteuerlich gewe-sen. Für alle Beteiligten auf Mit-veranstalter-Seite sei es ja daserste Mal gewesen, dass sie eine

derartige Großveranstaltung rea-lisieren. Anders etwa als im Klos-ter Ettal 2018, berichtet Müller.Dort hätten sich die Verantwort-liche entscheiden, „Profis“ vonaußerhalb mit der Leitung zu be-trauen.

Wolfgang Müller sieht in demWeg, den das Wittelsbacher Landgegangen ist, mit Hiesigen zu ar-beiten, den Vorteil, „dass mansich kennt und schon vorher mit-einander zu tun hatte“.

Müller selbst begleitet das Pro-jekt quasi ab ovo. Er zeichnet fürdie erfolgreiche Bewerbung desLandkreises verantwortlich undhat jeden Fort- und auch Rück-schritt hautnah miterlebt. Dasser alles koordiniert, ist deshalbnur allzu verständlich. Doch na-türlich kann er ein solches Groß-projekt nicht allein stemmen.Müller zur Seite stehen und stan-

den Mitarbeiter der beiden teil-nehmenden Städte sowie desLandratsamtes.

In der Stadt Aichach helfenunter anderem Christoph Lang,Leiter des Stadtarchivs undStadtmuseums, Carola Küspertvom Bauamt und Patrick Kamen-ka mit. Im Info-Büro liefen beiMartina Baur alle Fäden für dasMarketing, die Veranstaltungs-planung, das Rahmenprogrammsowie den Tourismus zusammen.„Genau sagen lässt es sich abernur schwer, wie viele Mitarbeiterletztendlich an der Vorbereitungbeteiligt waren“, sagt Martina

Baur. Vom Bauamt über das Info-Büro, die Personalverwaltungund IT bis hin zum Stadtmuseumseien viele Bereiche involviertgewesen.

In Friedberg lag die Feder-führung in den Händen von Co-rinna Klövekorn. Ein Team aussechs Mitarbeitern beschäftigtsich hier seit etwa eineinhalbJahren mit den Themen Touris-mus, Marketing und Rahmen-programm.

Das sind auch genau dieSchwerpunkte, zu denen regel-mäßig Gruppen zusammenkom-men, um gemeinsam das Opti-mum für das Wittelsbacher Landherauszuholen. Die Städte Aich-ach und Friedberg kümmern sichzudem um das für die Ausstel-lung nötige Personal an der Kas-se, für Aufsicht und die Reini-gung.

Die Volkshochschule, allenvoran Vhs-Chefin Susanne Gribl,die Kreisheimatpfleger, verschie-dene Fachstellen des Landrats-amtes, Gastronomen und Ge-schäftstreibende und viele mehrwurden bei den Vorbereitungenmiteinbezogen – beziehungswei-se wurde und wird versucht, sieals Multiplikatoren zu gewinnen,die die Begeisterung für die Aus-stellung quasi weitertragen.

In der Geschichte des Wittels-bacher Landes gäbe es nämlichnoch viel zu entdecken, darinsind sich alle Beteiligten einig.Im Zentrum der Vorbereitungensteht deshalb auch die heimischeBevölkerung.

Thomas Winter

Sie sorgen dafür, dass alles läuft in den Städten: hinten von links Martina Baur (Stadt Aichach), FrankBüschel (Stadt Friedberg), Koordinator Wolfgang Müller, Stefanie Schmaus (beide Landratsamt),Christoph Lang (Stadtmuseum Aichach), vorne von links Theresa Wörle (Landratsamt), David Hein(Wittelsbacher-Land-Verein) und Daniela Eder (Landratsamt). Foto:Wolfgang Glas

Helfer auf ZeitStädte Aichach und Friedberg stellen zusätzliches Personal ein

Wo finden welche Ausstellun-gen statt? Wann und wo fahrenBusse? Wo kann man schlafen?Wo sind Toiletten? Fährt ein Zugvon Aichach nach Friedberg? Alldiese Fragen werden währendder Landesausstellung den Gäs-ten, die Aichach besuchen, imInfopoint in der ehemaligenMetzgerei Haselberger am Stadt-platz beantwortet.

Auf Fragen warten nicht nurdie Damen aus dem städtischenInfobüro, deren Tagesgeschäftdies ist, sondern auch mehrereeigens für die Landesausstellungeingestellte Kräfte. Unter ihnenseien Schüler ebenso wie Haus-frauen und Rentner, so StefanHörtensteiner, der bei der Stadtzuständig ist für eben jenes Per-sonal. Zwischen 50 und 60 Köpfemit verschiedenen Aufgaben undunterschiedlicher Stundenzahlmuss er koordinieren.

Eingesetzt werden die Helferauf Zeit als Kassenkräfte undAufsicht, als Hygienepersonalund eben Ansprechpartner imInfopoint, erklärt Hörtensteiner.Ein Ansprechpartner im Info-point wird Klaus „Brugi“ Webersein – in Aichach kein Unbe-kannter, und auch andersrumgilt: Die Stadt ist für ihn keineUnbekannte. Seit der fünftenKlasse lebt der Sänger der J.J.Blues Band und ehemalige IG-Rock-Vorsitzende in der Paar-stadt. Was ihn zur Bewerbung

bewogen hat? „Das interessiertmich und reden tu ich auch ganzgern“, sagt er. Nach einer länge-ren Krankheit und der Corona-Krise habe er „gut Zeit für einenHalbtags-Job“.

Er freue sich auf die Fragen derGäste, er sei „gespannt wie einFlitzebogen“ und werde sich„freundlich lächelnd“ wahlweisein Hochdeutsch mit Aichach-Slang, Boarisch, Englisch oderFranzösisch sich der Anliegenannehmen. Ein Briefing oder ei-ne Schulung habe es zumindestbisher noch nicht gegeben. Coro-na habe da dazwischen gefunkt.Weber nimmt’s sportlich: Jetzt sei

alles in kürzester Zeit realisiertworden, seine Heimatstadt ken-ne er und „do is ja bestimmta koa Raketentechnik“. Die Gästedürfen sicher sein: Unkompli-zierte und sympathische An-sprechpartner werden sie inAichach finden.

Nicht eigens geschult, abermit Hinblick auf die Landesaus-stellung ausgebildet, wurden imzurückliegenden Sommer 18neue Stadtführer, die das Stadt-führerskript, zusammengestelltvon Konrad Cremer, für ihre Prü-fung ordentlich büffeln musstenund so Wissenswertes über Aich-ach vermitteln können. Die „nor-male Stadtführung“, so Cremer,dauert etwa eineinhalb Stunden,für den Zeitraum der Landesaus-stellung gibt es aber auch Kurz-führungen durch Aichachs Alt-stadt. Diese beginnen am Feuer-haus, enden am Rathaus unddauern etwa eine Stunde. Fürdiese Kurzführungen haben dieStadtführer ein eigenes Skript er-halten, das vom Haus der Bayeri-schen Geschichte zusammen mitKonrad Cremer erarbeitet wurde.

Auch in Friedberg kommeneine ganze Reihe zusätzlicherKräfte zum Einsatz. Der Stadtratdort hat allerdings beschlossen,dafür einen Dienstleister zu ver-pflichten. Dafür plante man ur-sprünglich rund 400 000 Euro inden Haushalt ein. Ines Speck

Klaus „Brugi“Weber freut sichschon auf die Fragen, die ihmAichach-Gäste im Infopoint stel-len werden. Foto: Archiv

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wie dem Stammsitz der Wittelsbacher und derBurgkirche

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Wiedereroffnung nach Sanierung..

Neueroffnung!..

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DieWittelsbacher residierten nicht lange imRaumAichach. Noch imMittelalter suchten sie

sich neueHerrschersitze – in Kelheim, Landshut oderMünchen. Aber der Name ist ihnen

geblieben.Wir stellen die zehn bedeutendstenWittelsbachermit Bezug zuAichach vor.12

DasWahrzeichenvon Inchenhofen istnatürlich unsere his-torischeWallfahrts-

kirche St. Leonhard imOrtskern. ImMittelalterhat sie eine große Rolle

gespielt und ist bis heuteein bekanntes und

beliebtes AusflugszielimWittelsbacher Land,

nicht nur zumLeonhardiritt imHerbst.

Von der Landesaus-stellung erhoffen wir

uns, dass auchdiejenigen, die Leahadnoch nicht kennen, den

Ort und seinegeschichtsträchtigeWallfahrtskirche er-

kunden. Hinzu kommt,dass wirmit einer sehr

guten Gastronomieaufwarten können.Wer

nun also geschichts-interessiert ist, kann

während seines Ausflugsin unseren bayerischen

Wirtshäusern oderinternationalausgerichteter

Gastronomie einkehren.

Toni Schoder

Bürgermeistervon Inchenhofen

Wichtige WittelsbacherOtto I. (um 1117 bis 1183)

brachte als treuer Gefolgsmannvon Kaiser Friedrich Barbarossanach 1155 den Wittelsbachern(die noch nicht lange aus Schey-ern umgezogen waren) erst dasPfalzgrafenamt ein, dann wurdeer 1180 Herzog von Bayern. Da-mit führte er seine Adelsfamilietrotz der konkurrierenden An-dechser, Bogener, Ebersbergeroder Ortenburger auf den Wegzur Macht in Bayern. Der Hoch-adel beäugte ihn misstrauisch,der Klerus stützte dagegen dieVerleihung des Herzogsamts anihn. Er regierte nur drei Jahre;das war nicht genug Zeit, um dieHerzogwürde den Wittelsba-chern zu sichern, aber sein SohnLudwig folgte ihm nach. Otto istim Kloster Scheyern begraben.

Ludwig I. (1173 bis 1231) hattewie sein Vater zeitweise auch dasPfalzgrafenamt inne. Sein gutesVerhältnis zu König Otto IV. zahl-te sich aus, indem sein Herzogti-tel erblich wurde. Ludwig hattesich auf die Seite Ottos gestellt,als der vorherige König Philippvon Schwaben (ebenfalls von ei-nem Wittelsbacher, nämlichPfalzgraf Otto VIII.) in Bambergermordet worden war. Ludwigwar auch ein fleißiger Stadtgrün-der: Landshut (1204), Straubing(1218) und Landau an der Isar(1224). Er könnte, so schätzt derAichacher Stadtarchivar Chris-toph Lang, den Deutschen Ordennach Aichach geholt haben. Lud-wig wurde in Kelheim ermordet.Die genauen Umstände bliebenim Dunkeln, aber Kaiser Fried-rich II. soll seine Hände im Spielgehabt haben.

Otto II. (1206 bis 1253) setztedas Werk seines Vaters Ludwig I.fort. Er übernahm die Besitzun-gen der Grafen von Bogen, An-dechs und Ortenburg, nachdemdiese Adelsgeschlechter ausge-storben waren. Er gewann auchdie Rheinpfalz, und er gründeteÄmter und Pflegegerichte. Mögli-cherweise machte er Aichach zurStadt. Probleme hatte er mit densüddeutschen Bischöfen und we-gen Österreich, auf das auch an-dere Anspruch erhoben. Als Kai-ser Friedrich II. Otto schließlichÖsterreich übergab, konnte ersich gegen Ottokar II. von Böh-men nicht durchsetzen. Auch dieGrafen von Tirol machten ihmTeile Österreichs streitig.

Ludwig IV., „der Bayer“ (1283bis 1347) zählt zu den namhaf-testen Wittelsbachern. Er wurderömisch-deutscher König undmachte sich selbst zum Kaiser

des Reichs, was den Widerspruchder Kirche hervorrief. Bekannt istvor allem, dass er sich vom des-halb durch Papst Johannes XXII.verhängten Kirchenbann nichteinschüchtern ließ, weil er die-sen Papst als nicht berechtigt an-sah, die Strafe über ihn zu ver-hängen. Johannes galt als kor-rupt und als „Verderber der Kir-che“. Ludwig der Bayer ließ sichvon führenden Intellektuellenseiner Zeit beraten, vor allemMarsilius von Padua und Williamvon Occam. Er verlieh Aichach

die abschließenden Stadtrechteund ist auf einem idealisiertenBarockgemälde im Stadtmuseumzu sehen.

Ludwig VII., „der Bebartete“oder „im Barte“ (1365 bis 1447),machte sich um den Ausbau derStadt Aichach verdient. An derSpitalkirche ist sein Herzogswap-pen angebracht. Durch klugesAgieren und zielgerichtete Hei-ratspolitik gewann er einige Ge-biete in Frankreich. Später wurdeer zunehmend in Streitigkeitenmit seinem Vetter Heinrich XVI.von Bayern-Landshut verwickelt.Sein Sohn Ludwig der Höckerigefürchtete um sein Erbe undnahm ihn daher gefangen. Alsder Sohn 1445 starb, wurde Lud-wig an Heinrich XVI. ausgeliefertund endete in dessen Gefängnisin Burghausen. Damit starb dieLinie von Bayern-Ingolstadt aus,die Landshuter Wittelsbacherübernahmen das Kommando.

Maximilian I. Joseph (1756bis 1825) war ein sehr frankreich-affiner Herrscher, der sich 1806von Napoleon zum ersten bayeri-schen König seit Jahrhundertenmachen ließ. Letztlich ordnete ersich aber den Franzosen nurdann unter, wenn es ihm nützte.So setzte er die Politik wechseln-der Koalitionen vieler seiner Vor-gänger fort. 40 000 Soldaten stell-te er für Napoleons Russlandfeld-zug zur Verfügung, von denennur 5000 überlebten und nur einpaar Hundert nach Bayern zu-rückkehrten. Als Napoleon ge-

schlagen war, wechselte Max Jo-seph rasch auf die Seite der Ko-alition. Unter Napoleons Kriegenhatte Aichach viel zu leiden, wieder Gastwirt Lorenz Alois Ger-hauser schreibt. König Max istaber zugute zu halten, dass er zu-sammen mit Berater Graf Maxi-milian Joseph Montgelas Bayernnach französischem Vorbilddurchgreifendmodernisierte.

Ludwig I. (1786 bis 1868) bau-te insbesondere München zu ei-ner Kunstmetropole aus, küm-merte sich aber auch um Aich-ach. So verbot der König, die bei-den Stadttore abzureißen. Lud-

wig geriet in die Wirren der deut-schen Revolution von 1848 undmusste abdanken. Eine Rollespielte dabei auch eine Affäre,die bis heute stark im Gedächtnisgeblieben ist: Ludwigs Beziehun-gen zu seiner Mätresse, der Tän-zerin Lola Montez, die er demVolk nie vermitteln konnte.

Maximilian II. Joseph (1811bis 1864) war derjenige König,der 1857 den Burgstall Oberwit-telsbach besuchte und darin denBoden seiner Ahnen erkannte.Max war auch kunstsinnig undan Wissenschaft interessiert. Erwar der Vater des MärchenkönigsLudwig II. 1848 trat er nach derAbdankung seines Vaters LudwigI. sein Königsamt an und ver-stand sich als konstitutionellerMonarch. Es gab nun einenLandtag, ein erweitertes Wahl-recht (für Männer) und einge-schränkte Pressezensur.

Max Joseph in Bayern (1808bis 1888) war der Vater der öster-reichischen Kaiserin Elisabeth(im Kino als „Sissi“ zur Ikone ge-worden). Er entstammte der Wit-telsbacher Nebenlinie Pfalz-Bir-kenfeld-Gelnhausen. Wie manweiß, hielten sich sowohl HerzogMax als auch seine Tochter ver-schiedentlich in Aichach auf;Max hatte 1838 das Schloss Un-terwittelsbach gekauft und reno-viert, das ihm vor allem im Som-mer als Jagdschloss diente. Ergalt im Raum Aichach als leutse-lig, weil er gern die umliegendenDorfwirtschaften aufsuchte unddort mit Vorliebe auf der Zitherspielte (deshalb wurde er auch„Zithermaxl“ genannt). Sisi solldabei als Kind mit dem Hut he-rumgegangen sein und die Gageeingesammelt haben.

Ludwig III. (1845 bis 1921)war der letzte bayerische König.Mit dem verlorenen Ersten Welt-krieg endete 1918 die Monarchiein Deutschland. Ludwig statteteim Mai 1914 der ehemaligenBurg Oberwittelsbach einen offi-ziellen Besuch ab. Damals wurdedas 800-Jahr-Jubiläum der Burggefeiert. Ludwig kam mit Familieund seinem Gefolge mit einemSonderzug nach Aichach, wohn-te einem vom Augsburger Bi-schof Maximilian von Lingg zele-brierten Gottesdienst und einerFeier bei und nahm am folgen-den Tag am Festschießen der Kö-niglich Privilegierten Feuerschüt-zen-Gesellschaft Aichach teil.Seine Frau und seine Töchter be-suchten derweil unter anderemdas Waisenhaus und das neueKrankenhaus. Ludwig notierte ineinem Erinnerungsbuch: „Alleswar schön in Aichach, nur dasWetter nicht.“ Andreas Alt

Der letzte bayerische König Ludwig III. besuchte 1914 Aichach und den Burgplatz in Oberwittels-bach. Er wurde prächtig empfangen, musste nach dem Ersten Weltkrieg aber abdanken. Foto: Stadtarchiv

Ludwig der Bayer verlieh 1347die Stadtrecht an Aichach.Stadtgründer war vermutlich Ot-to II. Ludwig der Bayer lag überKreuz mit der Kirche, wurde vonPapst Johannes XXII. sogar mitdem Kirchenbann belegt.

König Maximilian I. Josef.

Während seiner Regentschaftführte Bayern zusammen mitden Franzosen Krieg, Aichachhatte unter den massenweisenEinquartierungen der Truppenbesonders zu leiden.

Otto I. von Wittelsbach, Herzog von Bayern, machte Oberwittels-bach zum Stammsitz seiner Familie. Das Reiterstandbild steht imHofgarten in München nahe der Staatskanzlei. Foto:Wikipedia

Herzog Max in Bayern, be-kannt als Zither-Maxl, war derVater der österreichischen Kai-serin Sisi. Er sommerfrischtemit seiner Tochter im Unterwit-telsbacher Wasserschloss.

Foto:Wölffle/Stadtarchiv Aichach

Öffnungszeiten: Mo. Di. Do. 8:00-19:30 Uhr, Mi. Fr. 08:00-18:00 Uhr, Sa. 9:00-13:00Uhr

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„Die Gegend umAltomünster ist bestensvernetzt. Diverse Rad-undWanderwege sindvomZentrumaus be-schildert. Natürlich istauch der historischeMarktplatz unweit desKlosters einen Besuchwert. Inwelcher Formunsere zahlreichenGastronomen bis zurLandesausstellung auchfür die fremden Besucheröffnen können, die imZuge der Landesaus-stellung kommen, istleider noch unklar.UnserWunsch bleibtaber trotzdem, dass wirmit unsererMarkt-gemeinde von der Aus-stellung profitieren undbekannt werden, weilwir für Aktive undGe-schichtsinteressierte glei-chermaßen viel zu bietenhaben.

Michael Reiter

Bürgermeister vonAltomünster

Weniger als 100 Jahre bleiben dieWittelsbacher in Oberwittelsbach. Im Jahre 1209wurde die

Burg, ihr Stammsitz, geschleift. Nach aktuellen Erkenntnissen aber nicht von Feinden,

sondern von denWittelsbachern selbst. Sie brauchten keine Burgmehr. Ihre Städte verliehen

ihnenmehrMacht undWohlstand als siemitWaffen je erreichen hätten können.

Von der Burg zur StadtVon der einstigen Wittelsba-

cher Burg direkt oberhalb vonOberwittelsbach ist nichts mehrzu sehen. Es gibt einen ebenenBurgplatz und darum herumReste von Wallanlagen. Die Burgwurde 1209 geschleift, anschei-nend gründlich. Wie sie genauausgesehen hat, ist unbekannt,warum sie zerstört wurde, lässtsich nur vermuten. Der Leiterdes Stadtmuseums Aichach,Christoph Lang, ist jedenfallsüberzeugt: „Das Ende der Burgist der Beginn der Stadt Aichach.“

Lang sagt, die Wittelsbacherseien wohl nicht daran interes-siert gewesen, eine neue Burg zubauen. Es gab inzwischen etwas,das eine ähnliche Funktion erfül-len konnte, gegenüber einer Burgaber einige Vorteile hatte: die mitMauer, Wall und Graben um-wehrte Stadt. Dazu wurde Aich-ach, bis dahin nur ein größeresDorf, ausgebaut. Der erste ur-kundliche Beleg datiert von 1347,als Kaiser Ludwig IV. („der Bay-er“) Aichach das MünchnerStadtrecht verlieh. Doch warAichach schon einige Zeit vorhereine Stadt.

Im Frühmittelalter, nach derZeit der Völkerwanderung, gabes im deutschen Raum praktischkeine Städte mehr. Die alten Rö-merstädte waren nur noch Rui-nen. Auch wenn sie Bischofssitzewaren, sahen sie nicht viel an-ders aus. Sie waren zu Ackerstäd-ten geworden. Das heißt, in denwenigen noch verbliebenenHäusern wohnten zwar Men-schen. Ein größerer Teil der

Stadtfläche diente aber der Land-wirtschaft. Die Germanen hattennicht die Gewohnheit, hinterMauern zu leben. Neue Städtewurden also in dieser Zeit nichtgegründet. Erst als im 10. Jahr-hundert die Magyaren einfielen,begann man, wieder Schutzmau-ern zu errichten.

Mit einer Burg konnte manmi-litärische Kontrolle ausüben.Aber sie bot nur einer kleinenBesatzung und wenigen Verwal-tungspersonen Raum. Ganz ab-gesehen davon, dass sie nichtsehr wohnlich war. Eine befestig-te Stadt hatte ähnliche Vorteilewie eine Burg, aber hier fandenauch zahlreiche Hochgestellteund Reiche, spezialisierte Hand-werker und Handelsleute Hei-mat, die „Bürger“ (das lateini-sche „burgus“ steht nicht nur für„Burg“, sondern bezeichnete da-mals auch Dörfer oder Städte). Ineiner Stadt gab es auch einenMarktplatz und entsprechend ei-ne blühende Wirtschaft, von derder Fürst durch Abgaben profi-tieren konnte.

Die Hohenstaufen hatten esin Schwaben vorgemacht; dieWittelsbacher in Bayern machtenes nach: Ab dem 12. Jahrhundertwurden zahlreiche Städte ge-gründet, etwa Kelheim, Ingol-stadt, Landsberg, Dachau oderWeilheim. Rain am Lech ent-stand „auf der grünen Wiese“.Unweit lag das heute nicht mehrexistierende Dorf Brucklach. Dadie Wittelsbacher dort wenig zusagen hatten, bauten sie direktdaneben ihre Stadt auf und sorg-ten dafür, dass die Brucklachernach Rain am Lech umzogen.„Brucklach“ taucht heute nur

noch in einem Straßennamen inRain auf.

Doch zunächst zurück zur Wit-telsbacher Burg. Ende des 12.Jahrhunderts besaßen die Wit-telsbacher sowohl das Amt desPfalzgrafen als auch die Herzog-würde. Beide Fürsten hatten un-terschiedliche Interessen undwaren vielleicht auch miteinan-der verfeindet. Da beging Pfalz-graf Otto VIII. einen folgen-schweren Fehler. Sein König, Phi-lipp von Schwaben, hatte ihm ei-ne seiner Töchter zur Frau ver-sprochen, gab sie jedoch einemanderen. 1208 drang Otto vollWut in Bamberg ein, wo sich Phi-lipp gerade aufhielt, und töteteihn hinterrücks mit seinemSchwert. Knapp ein Jahr späterwurde er gefasst und enthauptet.Sein VetterLudwig, derHerzog, schlugKapital aus Ot-tos Untat. Ihmfiel dessen ge-samter Besitzzu. Es ist anzu-nehmen, dassLudwig die Burg Wittelsbach, Ot-tos Regierungssitz, als symboli-schen Akt selbst zerstörte. Damitbrachte er seine Verachtung fürden Königsmord zum Ausdruck.

Man findet auf dem Burgplatzin Oberwittelsbach jedenfallskeinerlei Spuren, die darauf hin-deuten, dass die Burg durch Ein-wirkung eines Feindes oder ei-nen Großbrand zerstört wurde.Sie wurde planmäßig niederge-legt; die Steine könnten zum Auf-bau der Stadt Aichach, insbeson-dere für die Stadtmauer, verwen-det worden sein. Christoph Langist jedenfalls davon überzeugt,

dass die Wittelsbacher kein Inte-resse daran hatten, eine neueBurg zu errichten. Sie wählten ei-ne modernere Form eines Ver-waltungszentrums, eine Stadt.

Eine Stadt brauchte einenHerrscherpalast, wo auch Rechtgesprochen wurde. In Aichachbefand der sich da, wo noch heu-te das Amtsgericht ist. Gegen-über liegt die Stadtpfarrkirche,die sogar schon vor der Stadt-gründung vorhanden war. Hiergibt es also eine Kontinuität überJahrhunderte hin.

Nötig war ein Marktplatz. Ver-mutlich lief über die Steubstraßeein alter Handelsweg zwischenAugsburg und Regensburg, derMarktplatz konnte aber dortnicht entstehen. Im Westen wäre

eine Ausdeh-nung der Stadtzumindestschwierig ge-wesen, weil dadie Paarauenliegen. Derheutige Stadt-platz mit den

beiden Stadttoren wurde alsoöstlich der ältesten BesiedelungAichachs angebaut, vermutlichauf freiem Feld oder Ackerland.Man nahm dabei in Kauf, dassder Herrschersitz in der neuenStadt nicht mehr zentral gelegenwar. Die Stadtmauer schloss denMarktplatz ein. Wo sie verlief, istauf Stadtplänen gut zu erkennen– teilweise ist sie sogar noch er-halten. Um die Stadtmauer he-rum – inzwischen weitgehendüberbaut – verliefen zwei Wälle.

Die Stadtbefestigung zu bau-en, war sicher ein Kraftakt. Die

Bürger wurden später dazu ver-pflichtet, jeweils einen Abschnittder Mauer instand zu halten. Daswurde dann Gegenstand vonVerhandlungen zwischen Bürger-schaft und dem vom Herzog ein-gesetzten Stadtoberhaupt. DieBürger beanspruchten Mitspra-cherechte und Freiheiten. Es wa-ren wohl keine harten Auseinan-dersetzungen, denn anderswo,etwa in Augsburg, hatten die Bür-ger solche Rechte bereits erstrit-ten.

Ein Indiz spricht dafür, dassAichach schon im ersten Dritteldes 13. Jahrhunderts eine Stadtwar. Es handelt sich um eine Ur-kunde von Herzog Otto II. ausdem Jahr 1235, mit der er demKloster Kühbach bestimmteRechte gewährt. Unter anderemdarf die Äbtissin Leibeigene undZinspflichtige unter ihre Gewaltzurückholen. Nun muss manrückschließen: Solche Leute wa-ren offenbar öfters aus Kühbachgeflohen – aber wohin? Nahelie-gend wäre, dass sie sich im un-weit gelegenen Aichach in Si-cherheit brachten. Wenn Aich-ach zu dieser Zeit schon eineStadt war, konnten sie dort Stadt-bürger und somit von Leibeigen-schaft oder Frondiensten freiwerden.

Interessant ist, dass zurStadtgründungszeit Ecknach einebenso bedeutendes Dorf warwie Aichach. Doch Aichach wur-de Stadt, Ecknach blieb ein Dorfund ist heute nur noch AichacherStadtteil. Vielleicht war es Zufall,vielleicht lag es auch daran, dassdie Wittelsbacher in AichachGrundbesitz hatten, in Ecknachaber nicht. Andreas Alt

Aichach im Jahr 1590 zeigt dieses Gemälde. Das Original stammt von Hans Donauer dem Älteren, Carl August Lebscheé übertrug esals Aquarell 1866 in das Antiquariat der Münchener Residenz. Das Thonauer-Bild gilt als realistische Darstellung.

Der Königsmord von Bam-

berg in einer Darstellung in der„Sächsischen Weltchronik“ An-fang des 14. Jahrhunderts. OttoVIII. von Wittelsbach stößt dem,römisch-deutschen König Phi-lipp von Schwaben das Schwertin den Hals. Die Tat führteschließlich zur Schleifung derBurg Oberwittelsbach.

Wurden die Steine derBurg-Ruine für denBau der Aichacher

Stadtmauer verwendet?

Lesestoff zur AusstellungEs ist tatsächlich ein Buch aus

dem Jahr 1985, das Stadtmuse-umsdirektor Christoph Lang alljenen empfiehlt, die sich tiefermit dem Thema der Landesaus-stellung 2020 beschäftigenmöchten. „Aichach imMittelal-ter“ ist ein Klassiker, der heutenoch aktuell ist. „Der Inhalt desBuches ist kaum überholt“, lobtLang, der den Titel als „wich-tigste Lektüre mit regionalemBezug“ zum Ausstellungsthemabezeichnet. Das Buch ist aller-dings nicht mehr im Handel zufinden, ist aber hin und wiedergebraucht sowie in Bibliothekenim Landkreis zu finden.

Lang empfiehlt daneben dieAichacher Stadtchronik: „Aich-ach einst und jetzt“. Die dritteund damit aktuellste Auflage er-schien 1997. „Der Inhalt gehtübers Mittelalter hinaus“, nennt

Lang den Vorzug der von JosefMüller verfassten Chronik.

Wer es etwas kompaktermöchte, dem rät der Museums-chef zu einer Broschüre, die dasStadtmuseum selbst vor fünfJahren herausgegeben hat. „900Jahre Wittelsbach und Aich-ach“ wird zur Landesausstel-lung neu aufgelegt. Auf 52 Sei-ten fasst sie, illustriert mit zahl-reichen Bildern, „die wesentli-chen Dinge aus der vielfachenLiteratur zu dem Thema kurzund knapp zusammen“, be-schreibt Lang.

Mehr über die Stadtgeschich-te von Friedberg erfährt man inden Büchern „Stadtbuch Fried-berg“, in dem unter anderemBeiträge von KreisheimatpflegerHubert Raab zu finden sind,oder in „Friedberg – Grenz-

stadt am Lech“. Herausgegebenhat diesen Titel im Jahr 2014 Ali-ce-Arnold Becker, die das Muse-um im Wittelsbacher Schloss inder Herzogstadt leitet. Es enthältebenfalls Beiträge mehrerer Au-toren.

Außerdem erwähnt Lang einBuch, das noch älter ist als„Aichach im Mittelalter“, näm-lich exakt 40 Jahre, und eben-falls kaum an Aktualität einge-büßt hat. „DieWittelsbacher imAichacher Land“ sei Lang zu-folge „zweifelsohne gut, im Fo-kus steht aber nicht das ThemaStadt, sondern die Wittelsba-cher“. Nichtsdestotrotz biete derTitel mit seinen vielen Kurzbei-trägen eine lesenswerte Lektüremit Lokalbezug.

Interessierte, die zum Themamittelalterliche Stadt über dieGrenzen des Wittelsbacher Lan-

des hinausblicken wollen, ha-ben die Qual der Wahl, sagtLang: „Ich habe mir kürzlichfünf oder sechs Bücher darüberaus der Bücherei ausgeliehen.Sie waren alle gut.“ Eines hebt erdann aber doch hervor, weil essich auf Augsburg bezieht und„relativ populärwissenschaft-lich“ ist – also „den Grad derwissenschaftlichen Korrektheiterfüllt und in einer lesbaren, un-terhaltsamen Schreibart verfasstist“, wie Lang präzisiert. „Hen-

ker, Huren, Handelsherren“wurde von Kay Peter Jankriftverfasst und erschien im De-zember 2008. Ansonsten ver-weist der Stadtmuseumsdirektorauf den umfangreichen Ausstel-lungskatalog. „Er beinhaltet alleObjekte und Erläuterungen, zu-dem die Essays aus dem letzt-jährigen Colloquium zur Aus-stellung.“

Einen Geheimtipp hat Langaber auch noch parat: dieKreis-und Heimatbibliothek des

Landkreises im Kreisgut in Aich-ach, Am Plattenberg 12. Nichtnur, dass die Bücherei mit ihrerüppigen Auswahl an Werken zuregionaler Geschichte und Kul-tur für alle Landkreisbewohnerzugänglich ist – „auch die Atmo-sphäre ist sehr schön“, wirbtLang für einen Besuch.

Weitere Informationen findenInteressierte im Internet unterhttps://lra-aic-fdb.de/hier-leben/kultur/kreis-und-heimatbuecherei. David Libossek

900 Jahre

Wittelsbach

und Aichach,

StadtmuseumAichach, 2015

Aichach

– einst und

jetzt, JosefMüller, 3. Auf-lage, 1997

Aichach im

Mittelalter,

Wilhelm Lieb-hart, RudolfWagner, 1985

Friedberg

– Grenzstadt

am Lech,Alice Arnold-Becker u.a.

Henker,

Huren, Han-

delsherren,

Kay PeterJankrift, 2008

DieWittels-

bacher im

Aichacher

Land, ToniGrad, 1980

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Uhren sind typischfür Städte. Bauern

brauchten keine Uhr.Sie richteten ihre Arbeitnach demnatürlichen

Tagesrhythmus und derJahreszeit aus. ObigeTürmeruhr aus der

erstenHälfte des15. Jahrhunderts istExponat der Landes-

ausstellung in Friedberg.Normalerweise hängtsie imGermanischenNationalmuseum in

Nürnberg.Die Räderuhr wurde

in späterer Zeit um einSchlagwerk ergänzt,das einmal stündlich

erklang. Danachrichtete sich dann der

Türmer, der dieTurmglocke schlug undso die Zeittaktung der

gesamten Stadt vorgab.

Foto: GermanischesNationalmuseumNürnberg

R. Schewe

Friedberg hat sich für die Landesausstellung fein herausgeputzt.

Das Schloss, für 20Millionen Euro renoviert, ist eine der beidenHauptspielstätten von „Stadt befreit“.

Die Stadt selbst hat einiges herzuzeigen. Schließlich genoss Friedberg im 17. und 18. Jahrhundert einen

weltweiten Ruf als Uhrmacherstadt. Den damaligen Reichtumder Bürger kannmannoch heute erahnen.

Touristen-Zentrum mit Pedelec-VerleihWas bleibt nach der Landes-

ausstellung? Friedbergs Bürger-meister Roland Eichmann kanndas noch gar nicht so genau sa-gen und hat dabei den Imagege-winn und die ideellen Werte imSinn. Was auf jeden Fall bleibt,sind die baulichenMaßnahmen.So hat die Stadt Friedberg ei-gens für die Landesausstellungdas sogenannte Trinkl-Anwesengekauft, in bester Lage, direktneben dem WittelsbacherSchloss. Dort findet der Ticket-verkauf für Eintritte und Veran-staltungen statt. Zudem ist dortdie Touristeninformation unter-gebracht. Früher war das Hausein Getränkemarkt mit zweiWohnungen im oberen Stock-werk, die aber schon lange nichtmehr benutzt sind und auchkünftig nicht benutzt werden.

Gut eine Million Euro inves-tierte die Stadt für Kauf undUmbau. Dem Altbau wurde einneuer, lichter Raum angebaut,der mit 160 Quadratmetern dieEmpfangshalle für die Besucherder Ausstellung bildet. Hier kön-nen sie sich Informationen überdie Stadt, Veranstaltungen undSehenswürdigkeiten holen.„Später könnte man notfalls ei-

ne Trennwand einbauen undzwei Räume daraus machen“,denkt Simon Fitz vom Bauamtschon weiter. „Das ist einephantasievolle Fläche, mankann sich vieles vorstellen, wasman nach der Landesausstel-

lung daraus machen kann“, istBürgermeister Roland Eich-mann überzeugt.

Weiter im Erdgeschoss sindRäume, in denen die Besucherihr Gepäck zur Aufbewahrungabgeben können. Sanitäranla-

gen wurden eingebaut und eineTeeküche für das Personal. Vor-ne ist eine große Fensterfront,die den Raum nicht nur hell undfreundlich macht, sondern auchfreien Blick aufs Schloss bietet.Bis auf wenige Gewerke wurde

der komplette Bau von den städ-tischen Bauhofmitarbeitern hin-gestellt, worauf Eichmann sehrstolz ist. „Das ist schon was Be-sonderes“.

Vor dem Haus entstand eingroßer Platz, 1000 Quadratme-ter, auf dem die Besucher, diemit dem Radl kommen, ihreFahrräder parken können. Au-ßerdem stellen die LEW dortE-Bikes bereit, auf denen dieGäste von Veranstaltungsort zuVeranstaltungsort kostenfrei ra-deln können – nicht nur inner-halb Friedbergs, sondern auchnach Aichach, um das Pedelecdort wieder abzugeben.

Sitzstufen laden zum Verwei-len ein. Die gesamte Gestaltungist barrierefrei, abgestimmt mitdem Behindertenbeauftragtendes Landkreises Aichach-Fried-berg, Josef Koppold. „Wir gebendas viele Geld nicht nur für dieLandesausstellung aus. Was wirhier schaffen, ist auf Dauer“, zer-streut Eichmann etwaige Be-denken.

Wie genau, steht noch nichtfest. Aber auf alle Fälle für dasGemeinwohl. Und: 350 000 Eurobekommt Friedberg von der

Bayerischen Städtebauförde-rung wieder zurück.

Direkt unterm Schloss wur-den 70 Parkplätze für Besucherangelegt, die mit dem Auto an-reisen. Sie steigen aus, gehenzum Schloss hoch oder könnenvon der Tourist-Info mit demE-Bike weiterfahren. Eine „Park-Wiese“ für 130 Autos ist UntermBerg auf der Gerber-Wiese ent-standen. Sieben Stellplätze sindfür Wohnmobile vorgesehen,mit Strom- und Wasseran-schluss. Weitere 100 Parkplätzegibt es schließlich noch in Herr-gottsruh. Bekannte Parkplätzewie am Volksfestplatz oderBahnhof wurden bewusst nichtmit ins Programm genommen.„Die sind ohnehin immer voll“,weiß Roland Eichmann. Zu gu-ter Letzt wurde der Schlossparkumgestaltet. Hier gibt es jetzt in-teressante Spielplätze für dieMädchen und Buben.

All diese baulichen Tätigkei-ten sind für Friedbergs Bürger-meister Maßnahmen, die dieFriedberger Infrastruktur auchnoch lange nach der Landesaus-stellung bereichern werden.

Alfred Haas

Das Trinkl-Anwesen hat die Stadt Friedberg eigens für die Landesausstellung erworben und für ei-ne Million Euro umgebaut. Dort werden die Tickets verkauft. Das Anwesen bleibt nach der Ausstel-lung ein Besucherzentrum und wird bei Veranstaltungen im Schloss genutzt. Foto: Bastian Brummer

Ein dauerhafterSchub für Friedberg

Die Landesausstellung ist inFriedberg Chefsache. Alle Fä-den laufen bei Bürgermeister Ro-land Eichmann (kleines Foto) zu-sammen. „Wir haben uns früh-zeitig darauf vorbereitet“, sagt er.2017 wurde das WittelsbacherSchloss erworben. Für rund 20Millionen Euro ist es umgebautund saniert worden. Nicht alleinwegen, aberauch mit Blickauf die Lan-desausstel-lung. Beratenhat dabei auchRichard Loibl,Direktor desHauses derBayerischen Geschichte.

Im Schloss sind acht Räumefür die Landesausstellung reser-viert. Rund 150 Exponate werdenin den Vitrinen und Präsentati-onsräumen gezeigt. Das sindwertvolle Leihgaben von Museenund Sammlern aus ganz Europa,die zeigen, wie im MittelalterStädte entstanden und zumWohlstand der Regionen beitru-gen. So ist beispielsweise derBayerische Löwe, das Wappender Wittelsbacher, zu sehen, wieer seine gewaltigen Prankenschützend über Deggendorf hält.Eichmann hat keine Angst, dasser geklaut wird. „Er wiegt 1,5Tonnen“.

Etwa 40 000 Übernachtungenhatte die Uhrenstadt vor Coronajährlich. Messen in Augsburgund München sind die großenMagnete. Friedberg hofft, dieseZahl auch nach Corona zu errei-chen. Zur Landesausstellung er-wartet werden allerdings in ersterLinie Tagesgäste. Wie viele dassein werden, kann derzeit nie-mand seriös sagen. Vor Coronawar man von 300 bis 500 Gästentäglich ausgegangen, insgesamtetwa 100 000 bis Anfang Novem-ber. Doch selbst Optimisten er-

warten nicht mehr, dass diesesZiel annähernd erreicht werdenkann. Nichtsdestoweniger sindHotels und Gaststätten im Rah-men der aktuellen Möglichkeitenauf die Besucher vorbereitet. Na-türlich will auch die Geschäfts-welt ihren Beitrag zur Landes-ausstellung leisten. Der „Aktiv-Ring“ gibt ein Gutscheinheft he-raus. Etwa 60 bis 80 Euro lässt derTagesbesucher in der Stadt. Da-von wollen die Geschäfte volks-wirtschaftlich profitieren.

„Empfangen“ werden die Gäs-te am Bahnhof oder an den neuerrichteten Parkplätzen auf derGerber-Wiese oder untermSchloss. Die Investitionskostenfür das Ereignis kann Roland

Eichmann nicht genau beziffern.„Sie liegen im siebenstelligen Be-reich“. Allein das Aufsichtsperso-nal im Wittelsbacher Schloss, indem 2020 nur die Landesausstel-lung stattfindet und für den nor-malen Betrieb geschlossen ist,verschlingt 400 000 Euro.

Ursprünglich hatten dieFriedberger ein umfangreicheskulturelles Rahmenprogrammzusammengestellt. Doch sämtli-che Großveranstaltungen – vomVolksfest über das Treffen derSüddeutschen Kinderfeste biszum Sonnwend-Töpfermarkt– sind abgesagt. Möglich sindhingegen Ausstellungen wie dieder Friedberger „Kunstspechte“,

Konzerte, Stadtführungen undVorträge.

Während der Landesausstel-lung arbeitet Friedberg eng mitder Stadt Aichach und demLandkreis Aichach-Friedberg zu-sammen. So gibt es beispielswei-se eine Zugverbindung im Halb-Stunden-Takt in die Paarstadt.Beide Stadtoberhäupter, KlausHabermann (Aichach) und Ro-land Eichmann (Friedberg) hof-fen, dass dieser Takt auch nochnach der Landesausstellungbleibt. „Das wäre toll“ und einbleibendes Andenken. Die Lan-desausstellung, erhofft sich Eich-mann, wirft auf Friedberg „einSchlaglicht“, das hilft, die reicheGeschichte der Stadt zu bewah-

ren. Sie soll den Tourismus nach-haltig ankurbeln und helfen zuhinterfragen „wo kommen wirher, wo wollen wir hin?“ Insge-samt ist Eichmann überzeugt,dass sie der Stadt und der Region„einen Schub geben wird, derdauerhaft bleibt“. Das alles kom-me der Bevölkerung zugute. „Wirhaben viel vorzuweisen.“

Nach der Landesausstellung– und nach Corona – wird dasWittelsbacher Schloss wieder zudem, was es nach der Sanierungkurzzeitig sein durfte: Ein reprä-sentativer Ort für Veranstaltun-gen, von der privaten Hochzeits-feier bis zumOpen-Air.

Alfred Haas

Das sanierteWittelsbacher Schloss in Friedberg. Foto: Stadt Friedberg

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Diese Silberfigur derHeiligen Katharinastammt aus dem Jahr1479. Sie ist eineLeihgabe des Spital-archivs Regensburg fürdie Landesausstellung.Katharina ist Patronindes nach ihr benanntenKatharinenspitals inder Oberpfälzer Bezirks-hauptstadt. Sie wurdevon demdamaligenSpitalmeister KonradEtteldörfer gestiftet undzeigt sichmit ihrenAttributen: der Kroneauf demKopf, demSchwert in der rechtenund dem zerbrochenenRad in der linkenHand.

Foto: Archiv derSt. Katharinenspitalstiftung

Regensburg (SandroHerbrand)

Das ist eine

Überschrift

dreizeilig

Von der Landesaus-stellung verspreche ichmir bei unserer hei-mischen Bevölkerungnochmehr Bewusst-seinsbildung undIdentifikation, ja Stolzauf unsere Stadt undBürgermeister vonAich-ach

Seit 1999 trägt der Landkreis Aichach-Friedberg offiziell den Beinamen „Wittelsbacher Land“.

Er weist auf die Historie der Region hin, soll aber auch denüber 130 000Menschen,

die hier leben, eine gemeinsame Identität geben. Die Landesausstellungwird den Zusammenhalt

imWittelsbacher Land stärken, ist sich Landrat KlausMetzger sicher.

Ohne Wittelsbacher wäreder Landkreis ein andererAICHACHER ZEITUNG: WissenSie noch, was Ihnen durch denKopf ging, als im Jahr 2017 offi-ziell wurde, dass die Bewerbungdes Landkreises Aichach-Fried-berg für die Landesausstellung2020 erfolgreich war?Landrat Klaus Metzger: Ja, ichhabe die Situation noch genauvor mir. Die Gefühle lassen sicham besten mit dankbarer Freudeumschreiben, für den Landkreisetwas Einmaliges erreicht zu ha-ben. Damit konnte man nichtunbedingt rechnen. Die Gedan-ken: Schön, die viele Arbeit imVorfeld, der Enthusiasmus vielerMenschen erfolgsgekrönt zu wis-sen; die Landesausstellung war jaimmer Herzensangelegenheit,nicht nur von mir, sondern auchetwa von Altlandrat Theo Körner.Dann natürlich der Imagege-winn, die Möglichkeiten, die sichauf vielen Ebenen ergeben, derWert für die Menschen.

Auf dem Weg hat es einigeSchwierigkeiten gegeben. Schey-ern und der Landkreis Pfaffenho-fen/Ilm fielen als Partner aus, dasThema wurde geändert und dannauch der Titel, nachdem es Kritikvon der Präsidentin der israeliti-schen Kultusgemeinde in Mün-chen gegeben hatte. Wie bewertensie das jeweils im Rückblick?Metzger: Dass Kloster Scheyernnicht mit dabei ist, bedauere ichnoch immer.Eine Ausstel-lung mit dreiOrten in zweiLandkreisenund Regie-rungsbezirkenwäre ganz au-ßergewöhnlichgewesen. Auchhistorisch hät-te das perfekt gepasst. Letztend-lich aber ist es gut so, wie es jetztist. Die Landesausstellung istnun thematisch und räumlichkonzentrierter und kompakter.

Richard Loibl, Direktor des Hau-ses der Bayerischen Geschichte,und Landeskonservator PeterWolf haben das bestens hinbe-kommen. Die Umbenennungvom historische fundierten„Stadtluft macht frei“ zum jetzi-gen „Stadt befreit“ verursacht beimir, bei allem Verständnis, im-mer noch leises Kopfschütteln.

Jetzt, drei Jahre später, wird dieAusstellung unter erschwerten Be-dingungen eröffnet: Später als ge-plant und ohne den Glanz einesFestakts mit Hunderten von gela-

denen Gästen.Können Sie derbesonderen Si-tuation trotz-dem etwas Po-sitives abge-winnen?Metzger:Großartig isterst einmal,dass das Wit-

telsbacher Land zusammen mitdem Haus der Bayerischen Ge-schichte Gastgeber sein darf. Ichbrauche keinen großen Festakt.Die Ausstellung soll schließlich

ein Fest für alle sein. Und die ver-kürzte Dauer schmälert ja nichtdie Qualität der als „gelebte Ge-schichte“ angelegten Ausstel-lung. Ich bedauere nur, dass eini-ge Termine im Begleitprogrammentfallenmüssen.

Die Geschichte der Wittelsbacher,ihres Stammsitzes, ihres Werde-gangs und ihrer großen histori-schen Bedeutung ist ein zeitlichund räumlich sehr weites Feld.Welcher Aspekt fasziniert Sie be-sonders? Und warum?Metzger: Die Ausstellung gräbtsich ein in die über 800-jährigeEntwicklung bis zum Bayern desJahres 2020. All das, was Wittels-bacher entschieden und grund-gelegt haben, ist noch heuteüberall im Freistaat erlebbar,auch in unserem Landkreis. Die-se prägende Kraft sowie die da-mit verbundenen sozialen undgesellschaftlichen Fortschrittefaszinierenmich.

Die Bedeutung des Adelsge-schlechts reicht weit über dieGrenzen Bayerns hinaus. Sie sindzwar kein Historiker, aber habenSie dennoch den Eindruck, dassder Landkreis, wie wir ihn heutekennen, ohne die Wittelsbacherein anderer wäre?Metzger: Natürlich wäre derLandkreis ein anderer, er wird jafraglos von den beiden Wittels-bacher Städten Aichach undFriedberg geprägt, die wiederumhistorisch, infrastrukturell undbaulich reich und augenfällig aufdie Wittelsbacher verweisen. Eswürden viele positive Bezugs-punkte fehlen, die wir heute ganzselbstverständlich „spielen“. Esmacht schon einen Unterschied,ob man sich mit Fug und Rechtals „Wiege Bayerns“ bezeichnenkann oder nicht.

Das führt zum Thema Identität,von der häufig behauptet wird,im „Bindestrich-Landkreis“ Aich-

ach-Friedberg gebe es zu wenigdavon, weil der Norden und derSüden der Region wenig Berüh-rungspunkte haben. Teilen Siedenn diese Auffassung, und den-ken Sie, dass die Landesausstel-lung eine gemeinsame Identitätbeflügelt?Metzger: Die überwiegendeMehrzahl der Menschen imLandkreis identifiziert sich nachmeiner Wahrnehmung durchausmit der Heimatregion. Ebenso istrichtig, dass es immer noch oderimmer wieder Abgrenzungengibt. Die beiden Städte Aichachund Friedberg sind die histori-sche Klammer, die den Binde-strich erklärenund ersetzenkann. Das Zu-sammenfüh-ren der Alt-landkreiseAichach undFriedberg waralso nicht nureine politischauferlegte„Zwangsheirat“. Vielleicht gelingtes, dieses Bewusstsein durch dieLandesausstellung zu stärken.Ich würde es mir wünschen.

Eine Landesausstellung ist immerauch die Chance, sich einem über-regionalen Publikum bekannt zumachen und deshalb auch in derZukunft mehr Touristen anzulo-cken. Denken Sie, dass es künftigwirklich mehr Besucher in der Re-gion geben wird?Metzger: Das abzuschätzen, istschwierig. Fraglos rückt derLandkreis für die Zeit der Aus-stellung ins öffentliche Interesse,das allein wird den überregiona-len Bekanntheitsgrad deutlichverbessern und sicher nicht nurfür mehr Aufmerksamkeit sor-gen. Wenn es gelingt, all die tou-ristischen Angebote, die es so-wieso gibt, und die, die neu hin-zugekommen sind, sympathischzu präsentieren, glaube ich, wer-

den künftig mehr Menschen indie Region kommen. Und werweiß, wie lange in diesen Zeiten„Urlaub dahoam“ sowieso dieerste Option zu sein hat.

Mehr Touristen wünscht mansich vor allem, um mehr Kauf-kraft in eine Region zu bekom-men. Sehen Sie Potenzial anMehreinnahmen über Hotels undGastronomie hinaus?Metzger: Mehreinnahmen indiesen Sektoren sind das eine,die im Bereich etwa der Museenoder des Einzelhandels das an-dere. Das befördert sich gegen-seitig, je mehr Museumsbesu-

cher, umsomehr Renditeetwa für Gas-tronomie; jemehr Touris-ten, umsomehr Renditefür Hotellerieund Einzel-handel undumso mehr

Besucher in öffentlichen Einrich-tungen. Je attraktiver sich dasWittelsbacher Land über dieseMonate hinweg präsentiert, um-so mehr werden alle profitieren,auch finanziell.

Nach langen Vorbereitungen unddem Corona-Rückschlag folgtjetzt endlich die Eröffnung. Trotz-dem wollen wir den Blick zumAbschluss noch etwas weiter vo-raus schicken: Was würden Sienach dem letzten Öffnungstaggerne über die Landesausstellung2020 sagen?Metzger: Wichtiger ist, was dieGäste sagen. Da würde michfreuen, wenn der Tenor wäre:Tolle Ausstellung, sympathischeGastgeber, schönes Wittelsba-cher Land. Und dem würde ichmich dann anschließen.

Das Gespräch führteCarina Lautenbacher

„Die überwiegendeMehrzahl der Menschen

im Landkreisidentifiziert sichdurchaus mit derHeimatregion“

Klaus Metzger, Landrat desLandkreises Aichach-Friedberg,der Mitveranstalter der Landes-ausstellung ist.

„Ich wünsche mir, dassdie Gäste sagen:Tolle Ausstellung,sympathische Gast-

geber, schönes Wittels-bacher Land“

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Wer in eine fremde Stadt kommt, nimmt sich gerne Andenkenmit. Zur Landesausstellung

haben sich die hiesigenGeschäfte einiges einfallen lassen, umdie Besucher zuüberraschen.

PralinenmitWittelsbacherMotiven, Kugelschreiber und Tassen stehen in den Souvenir-Regalen,

aber auchAichi, das Kindermaskottchen der Stadt Aichach.16

Heuer ist ein gutes Jahr,dasWittelsbacher Landund seine Schätzemit

demRadl zu erkunden.Mittendrin liegt unsere

GemeindeDasing, durchdie auch der Paartal-

Radweg läuft. Besondersin Zeiten vonCorona

sind viele auf demFahr-rad unterwegs, undauch anlässlich der

Landesausstellung hoffeich, dass einige BesucherdasWittelsbacher Land

auf dieseWeise be-suchen.Wenn alles nachPlan läuft, lockt unsereGemeinde bald auch

wiedermit dembeheizten Freibad

– undwer historischinteressiert ist, wird

auch hier fündig: BeiSt. Franziskus kann

man beispielsweise denBurgstall mit seinemhistorischenGewölbe

besichtigen.

AndreasWiesner

BürgermeistervonDasing

Grüne Wappenkuchenund der Aichi aus Plüsch

„Hauseigene Favoriten“ imbayerischen Design kredenzedas Café Koch in Aichach zurBayerischen Landesausstellung,sagt Geschäftsführer GerhardGranvogl. Zehn Pralinen in denbayerischen Farben weiß undblau nahm er ins Sortiment mitauf. Der Kunde hat unter ande-rem die Wahl zwischen Sisi-, Kö-nig-Ludwig-, Schloss- und Wit-telsbacher-Pralinen. „Alles, wasmit Bayern zu tun hat, läuft gutund ist gefragt“, hat Granvogl oh-nehin schon festgestellt.

Neben den Pralinen bietet erin seinem Geschäft im Herzender Paarstadt zudem ein Bayern-törtchen an, das aus BayrischCreme besteht; ein Erdbeerüber-zug rundet es ab. Oben drauf darfeines natürlich nicht fehlen: diebayerische Raute. Das Gebäck istähnlich einem Joghurttörtchenkonzipiert, erklärt Granvogl. ImCafé Koch wird es Mitbringsel imPreisrahmen zwischen 4 und 20Euro geben.

Granvogl ist gespannt, wie dieLandesausstellung angesichtsder Corona-Krise laufen wird. Erbleibt zurückhaltend mit seinenErwartungen, rechnet nicht mitdem großen Ansturm. „Wenn essich ein bisschen bemerkbarmacht, freue ich mich“, sagt derChef des Café Koch.

Im Altstadtcafé Weißgerber inFriedberg ist man auch auf dieLandesausstellung vorbereitet.Neben besonderen Pralinen, diein passend designten Schachtelnverpackt werden können, soll eszwei bis drei Spezialitäten aufder Speisekarte geben, die sichGeschäftsführer Willi Weißgerberfür die Ausstellungszeit ausden-ken wird. Was es genau sein wird,steht noch nicht fest. Von einerPraline ist Weißgerber besondersangetan: eine im Look des Wit-telsbacher-Land-Vereins in Blau-Grün, mit weißer Schokoladeüberzogen.

Die Gastgeberstädte Aichachund Friedberg haben für die Be-sucher einiges in petto, wenn esum Souvenirs und Mitbringsel

geht. Linda Kellerer vom Aich-acher Infobüro berichtet von Pa-piertüten mit Aichacher Wahr-zeichen als Aufdruck, Keramik-tassen und – was vor allem dieKleinsten besonders freuen wird– dem Aichacher MaskottchenAichi, das es pünktlich zur Lan-desausstellung als Plüschtier zukaufen geben wird. Weiter stehenKleinigkeiten wie Luftballonsund Gummibärchen mit Aichiund dem Stadtlogo versehen fürdie Jüngsten in der Stadtinfo(Schneidergasse 1) bereit.

Im Laden „Geschenke& Trends“ am Stadtplatz bietetInhaberin Hildegard Engelhartallerlei Souvenirs für Gäste an,die ein Andenken an Aichach su-chen, darunter Tassen, Schlüs-selanhänger, Ansteckbuttons,Aufkleber und Taschen.

In Friedberg hat man sichebenfalls einiges einfallen lassen:Gummibärchen, Kugelschrei-ber und Schokolade für Kinder

sowie Regenschirme, den Fried-berger Schlossgeist (ein Him-beerschnaps), passendeSchnapsgläser, einen Coffe-to-go-Becher aus Porzellan, Schlüs-selanhänger sowie Postkartenund Bücher für die Kultur- undGeschichtsfreunde. ClaudiaGlück aus der Abteilung Touris-mus bei der Friedberger Stadt-verwaltung ist guter Dinge, dasseinige Schaulustige aus der nä-heren Umgebung zur Landesaus-stellung kommen werden. Dasursprünglich ausgegebene Zielvon 100 000 Besuchern ist für sieallerdings fraglich.

Angesichts der nicht abschätz-baren Lage warten die Verant-wortlichen des Dasinger Bauern-markts erst einmal ab, bevor sieAktionen und besondere Ange-bote zur Landesausstellung ausdem Boden stampfen. „Wir wer-den spontan reagieren und ent-scheiden“, erklärt Geschäftsfüh-rerin Veronika Asam-Zigahl. Der-

zeit könne noch keiner beurtei-len, ob Tagesausflügler den Wegins Wittelsbacher Land auf sichnehmen werden.

Ähnlich verhält es sich bei derKonditorei Schenkel in Aichach,die für ihre glutenfreien Produkteweit über die Grenzen der Kreis-stadt hinaus bekannt ist. Derzeithat Inhaber Karl Schenkel nichtsgeplant. Er werde sich aber Ge-danken machen und auch kurz-fristig handeln, wenn die Landes-ausstellung anläuft.

Die Konditorei Gulden bieteteine Torte an, die das AichacherWappen, einen grünen Eichen-baum mit goldenen Eicheln,ziert. Ein Nachbau des Cremege-nusses steht bereits im Schau-fenster. Geplant ist auch eineTorte, die zudem noch das vier-farbige Friedberger Wappen miteinem roten Kreuz zeigt. Weiterwird es die Gulden-Schokoladenmit Banderolen geben, auf denenSehenswürdigkeiten aus dem

Wittelsbacher Land aufgedrucktsind, ebenso Pralinenschachtelnmit dem Logo der Landesausstel-lung. Für Kunden aus dem Um-land will Irmgard Gulden mit ih-rem Team als süßes Andenkenzudem ein Gebäck aus Honigku-chenteig anbieten, das auch wär-meren Temperaturen auf derHeimfahrt standhält.

Die Aktionsgemeinschaft Agahat zusammen mit der StadtAichach für ihre Mitglieder einPaket zusammengestellt. Zu demgehören unter anderem Flyer,Aufsteller, Postkarten und Gut-scheine für vergünstigte Eintrit-te zur Landesausstellung. Vor-standsmitglied Martin Fischersieht die Veranstaltung auch alsChance für Einheimische, sichmit ihrer Geschichte auseinan-derzusetzen. „Nachdem die Sig-nale aktuell auf Lockerung ste-hen, könnte das ganz gut wer-den“, gibt sich Fischer optimis-tisch. Tanja Maršal

Einiges einfallen lassen für die Besucher der Landesausstellung hat sich die Konditorei Gulden: Dortgibt es Schokolade mit Wittelsbacher-Land-Motiven, Pralinen mit dem Landesausstellung-Logo auf derSchachtel und sogar eine Cremetorte, die das Aichacher Wappen ziert. Sie steht bereits im Schau-fenster, vor dem Irmgard Gulden uns die Leckereien präsentiert hat. Fotos: Nayra Weber

Souvenirs aus Aichach gibt esin der Stadtinfo und im Ge-schenkeladen von HildegardEngelhart am Stadtplatz.

Im Abort findenArchäologenWissenwertes

Das Bild oben zeigt einen Abort-Sitz. Dashölzerne Relikt ist das vermutlich verblüf-fendste Exponat der Landesausstellung. Fürden Laien jedenfalls. Für Archäologen weni-ger. Für die sind die einstigen LatrinengrubenSchatzkammern: Aus den Überresten lassensich die Essgewohnheiten der Menschen, kli-matische Veränderungen und die Verbreitungvon Pflanzen rekonstruieren. Unser Latrinen-sitz hier stammt aus Landshut. Er wurde – fürmanche vielleicht ein wenig überraschend– selbst in einer mittelalterlichen Latrine ge-funden. In diese wurden nämlich auch zer-brochene oder anderweitig unbrauchbare Ge-genstände geworfen.

Foto: Museen der Stadt Landshut / Harry Zdera

Löwe führt Kinder ins MittelalterMit einem Faltblatt können junge Besucher die Ausstellung auf eigene Faust erkunden

„Servus! Ich bin ein stolzerBayer und komme aus Deggen-dorf“, begrüßt ein ziemlich lässi-ger bayerischer Löwe die kleinenBesucher der Landesausstellungin Friedberg und Aichach. Wiebei allen Bayerischen Landesaus-stellungen gibt es auch im Wit-telsbacher Land einen Kinder-führer, mit dem die jungen Besu-cher die Ausstellung auf eigeneFaust erkunden: Es gilt kleineRätsel und Aufgaben in derFriedberger Ausstellung zu lösen.So muss man beispielsweise diebayerischen Bischofsstädte su-chen, ein Kirchenfenster gestal-ten, lernt, wie man eine Stadtplant, oder sucht Fehler in histo-rischen Bildern. Begleiter sindComicfiguren, etwa der Bürgerund die Bürgersfrau, die hier ab-gebildet sind.

So lernen Kinder die Ausstel-lung und ihre Inhalte spielerischkennen, und wer alle Aufgabenrichtig löst und somit das Lö-sungswort findet, erhält am Ende

auch eine kleine Belohnung – be-vor er vom lässigen Löwen wie-der verabschiedet wird.

Der diesjährige Kinderführerenthält zum ersten Mal zwei Bei-

leger: erstens ein Blatt mit ver-schiedenen bunten Stickern, diebei den Aufgaben im Heft zumEinsatz kommen. Und dazu einegefaltete, gezeichnete Kinderkar-

te, mit der die Kinder auch imNachhinein das Land der Wit-telsbacher erkunden können.

Der Kinderführer wird an bei-den Ausstellungsorten ausgege-ben, kostet einen Euro und be-gleitet beim Rundgang durch dieLandesausstellung im Wittelsba-cher Schloss in Friedberg.

Ebenfalls an beiden Ausstel-lungsorten gibt es ein Faltblatt.Mit ihm können Kinder bei ei-nem Rundgang durch die Aich-acher Altstadt aktiv werden.Auch hier werden Aufgaben ge-stellt. So soll man zum Beispielherausfinden, welcher Vogel sichauf der Turmspitze der Spitalkir-che niedergelassen hat, odermuss das richtige Stadtwappenund das „wichtigste Haus derStadt“, das Rathaus, finden. Weralles richtig gemacht hat, findetdas Lösungswort und bekommtauch dafür eine Belohnung. DasFaltblatt kostet 50 Cent.

Dr. Berndt Herrmann

Der Stadtbürger und seine Frau gehören zu den Comicfiguren, diedie Kinder durch die Ausstellung begleiten.

Foto: Haus der Bayerischen Geschichte / Illustration: Christopher Tauber

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Aquamanile nenntmandieses Gießgefäß ausTon. Es stammt ausKösching bei Ingolstadtund ist datiert auf das14./15. Jahrhundert.Gießgefäße dieser Artwaren imMittelalterin fast jedem reicherenHaus zu finden. Be-sonders häufig sindtierähnliche Ge-staltungen – in Formvon Löwen, Pferdenoder Hunden. TeurereExemplare wurden ausBronze gefertigt.

Foto: Stadt Ingolstadt/Rössle

Plakate undHandzettel gibt es natürlich auch. Doch dieMacher der Landesausstellung

haben sich auchweit weniger traditionelleMarketing-Strategien einfallen lassen: Playmobilfiguren

erzählen die Geschichte derWittelsbacher in zeitgemäßer Jugendsprache. Die kurzen Filme

laufen auf SocialMedia, unter anderemauf Youtube, Instagramund Facebook.

Der Adel ließ sichin Stein meißeln

Ein Telamon ist eine kunstvoll gestalteteStütze aus Stein, wie sie im Mittelalter an re-präsentativen Gebäuden zu finden war. Meh-rere solcher Telamoni–Konsolen, auf denenweitere Bauteile aufgesetzt waren, sind bei derLandesausstellung zu sehen. Sie stammenvermutlich vom ältesten Rathaus der StadtBrescia. Ihrer Kleidung nach stellen die Figu-ren Angehörige der adligen Oberschicht derStadt dar. Vielleicht handelt es sich um Nota-re. Sie stehen damit stellvertretend für die Er-fahrungen, die Kaiser Friedrich Barbarossaund sein Begleiter Otto von Wittelsbach inden oberitalienischen Städtenmachten.

Foto: Archivio fotografico Musei di Brescia

Fotostudio Rapuzzi

„Das ist totaler Bullshit“Keine Sorge, weder die Ge-

schichte der Wittelsbachernoch die Filme, die das Land-ratsamt Aichach-Friedberg imZuge der Landesausstellung„Stadt befreit – WittelsbacherGründerstädte“ in Auftrag gege-ben hat, sind „Bullshit“, wie esOtto VIII. von Wittelsbach, Pfalz-graf von Bayern, in einem derFilmchen sagt. Neben Einwürfenvon „weil Du total blutrünstigbist“ bis hin zu „Du kannst meineSchwester doch nicht heiraten,weil wir zu nah verwandt sind“,bringt Ludwig I. Herzog von Bay-ern die Geschichte der Wittelsba-cher und ihrer Burg im heutigenOberwittelsbach bei Aichach lai-engerecht und amüsant auf denPunkt: als Playmobil-Figur.

Das knapp siebenminütige Vi-deo ist einer von zahlreichenClips, die das Landratsamt vorund während der Landesausstel-lung produzieren lässt, wie Land-kreissprecher Wolfgang Müllererklärt. Gestreut werden diekurzweiligen und informativenFilme in sozialen Medien wieFacebook und Instagram sowieauf der Homepage des Wittelsba-cherland-Vereins (wittelsbacherland-verein.de). Dort werden In-teressierte auch fündig, wenn esum Naherholung, Kulinarik, Se-henswürdigkeiten und sportlicheAktivitäten im Landkreis Aich-ach-Friedberg geht.

In unter zwei Minuten bewe-gen sich animierte Wanderer,

Radfahrer und Biergartenbesu-cher nebst Weideochsen mini-malistisch zwischen reduziertenfarbigen Darstellungen der Se-henswürdigkeiten des Wittelsba-cher Landes über den Bild-schirm. Unterlegt mit freudigenPfiffen und lockerer Musik machtder Landkreis nicht nur auf dieLandesausstellung aufmerksam,sondern möchte auch nachhaltigTouristen für die Radwege, Wall-fahrtskirchen, Restaurants undhistorischen Altstädte der Regionals Ausflugsziel begeistern.

„Kommt vorbei, geht radeln, be-sucht Aichach, Friedberg undden Landkreis“, bringt Müller denKern-Appell der Marketingstrate-gie des Landratsamts auf denPunkt.

Beworben werden unter an-derem der Paartal-Radweg, dieWittelsbacher Spuren-Tour oderdie Möglichkeit, sich E-Bikesauszuleihen sowie mit den öf-fentlichen Verkehrsmitteln querdurch den Landkreis zu tingeln.Die meisten Videos werden wohl

erst online gehen, während dieLandesausstellung läuft, zusätz-lich werden regelmäßig Google-und Facebook-Werbeanzeigengeschaltet, die auch weit über dieLandkreisgrenze hinaus strahlensollen. Einige Videos, so viel ver-rät der Pressesprecher, zeigenauch lokal bekannte Gesichteraus Aichach und Friedberg, dieaugenzwinkernd mit der speziel-len Beziehung zwischen denAichachern und Friedbergernspielen. „Ziel dabei ist es, dasssowohl Aichacher die Landes-

ausstellung in Friedberg besu-chen als auch umgekehrt“, meintMüller. Der ist übrigens Teil einesknapp zehnköpfigen Marketing-teams, das sich während der Aus-stellung um die regelmäßige Ak-tualisierung der Facebook- undYoutubeauftritte sowie der Inter-netseiten kümmert.

Neben dem Marketing für dasWittelsbacher Land selbst be-zieht sich der Landkreis auch aufExponate innerhalb der Landes-ausstellung, die in kurzen Filmenvorgestellt werden. „Hier span-nen wir aber immer den Bogenin die Gegenwart, um zu zeigen,wo im Landkreis noch heute Ver-bindungen zu den historischenStücken bestehen“, ergänzt Mül-ler. Im Netz wird es aber nichtnur historisch. Auch eine Umfra-ge und ein Fotowettbewerb sindgeplant, um die Leute neugierigzumachen.

Zumindest mit dem Playmo-bil-Adel ist das bereits ganz gutgelungen. Otto VIII. war übrigensder letzte Besitzer der Burg Wit-telsbach, die wohl durch seinenCousin Ludwig zerstört wurde,nachdem Otto den deutschenKönig Philipp von Schwaben ge-tötet hatte. Dieses bis dato ein-malige Ereignis ging als „Königs-mord von Bamberg“ in die Ge-schichte ein. Die mit einemSchwert ausgeführte Bluttat giltals erster Mord an einem deut-schen König. Bastian Brummer

Amüsant aufbereitet wurde die Geschichte hinter dem Bamberger Königsmord im Auftrag des Land-ratsamts Aichach-Friedberg – mit Playmobil-Figuren. Screenshot: Bastian Brummer

Von Anfang an ganz nah dranChristoph Lang, der Leiter des Stadtmuseums und des Stadtarchivs in Aichach,

und seine Rolle bei der Landesausstellung

Seine eigene Rolle bei derBayerischen Landesausstellungin Aichach? Christoph Langschmunzelt erst etwas und for-muliert dann: „ Ich war zuständigfür die Dinge, bei denen mannicht wusste, wer zuständig seinkönnte.“ Und für ein paar derDinge ist der Leiter des Stadtmu-seums und des Stadtarchivs inAichach bis zuletzt zuständig ge-wesen. Oder immer noch. Mankönnte auch sagen, er sitzt an derSchnittstelle oder besser: anmehreren Schnittstellen.

Natürlich war er als Historikereiner der ersten Ansprechpartnerin der Stadtverwaltung für dasHaus der Bayerischen Geschich-te (HdBG), er ist der Experte fürdie Aichacher Geschichte vor

Ort, für die Stadt als „Ausstel-lungsobjekt“, war aber auch beiBesprechungen dabei, wenn esum Baufragen oder Parkplätzeging. Oder wählte die T-Shirts fürdie Aufsichtspersonen aus.

„Fachfremde Aufgaben“, ob-wohl für den 44-Jährigen durchseine Arbeit in Archiv und Muse-um eigentlich nichts wirklichfachfremd ist. Anders gesagt: Erist auch sonst, wenn nicht für al-les, so doch für vieles zuständig.Keine schlechte Basis für seineRolle bei der Vorbereitung derLandesausstellung und passendzu seiner Vielseitigkeit.

Der Thierhauptener hat Volks-kunde, Bayerische Landesge-schichte und Musikwissenschaf-ten studiert, ist aber auch Haupt-

schullehrer, verbindet also diefachliche mit der didaktisch-pä-dagogischen Kompetenz. Da erauch aus der Region stammt, wardie Stelle in Aichach wie geschaf-fen für ihn. Nach einer Lehrtätig-keit an der Universität Kraguje-vac, der serbischen Partnerstadtvon Ingolstadt, übernahm er2008 Stadtarchiv und Stadtmu-seum.

Bei der Vermittlung von Ge-schichte geht Lang dabei auchneue und ungewöhnliche Wege.So gewann er den Fugger HistorySlam in Augsburg, einen Wettbe-werb, der dem leidenschaftlichenMusiker und Musikwissenschaft-ler auf den Leib geschrieben war.Aber auch für die „normale“ Mu-

seumsarbeit gilt bei ihm: „Einguter Vortrag ist besser als jedesArbeitsblatt.“ Vermeintlich lang-weilig ist Geschichte anderswo,nicht im Aichacher Stadtmu-seum.

Mehr oder weniger von An-fang seiner Zeit in Aichach an ar-beitete Lang immer wieder mitdem Haus der Bayerischen Ge-schichte zusammen, wenn es umExponate oder Katalogbeiträgeging. „Es sind viele persönlicheKontakte entstanden“, sagt er. Sowar zum Beispiel die HistorikerinSarah Schormair, amHdBG unteranderem für die aktuelle Ausstel-lung zuständig, einmal Prakti-kantin bei Lang.

An der Landesausstellung2020 war er schon von den ers-ten Überlegungen an beteiligtund war auch der erster An-sprechpartner, als es darum ging,wie sich die Historie im Aich-acher Stadtbild und seiner Stadt-geschichte niedergeschlagen hatund wie das in die Ausstellungeingebunden werden könnte.„Aus Ideen und Gedanken sindProjekte geworden“, beschreibt erdas, und die Ideen und Gedan-ken kann man nun sogar anfas-sen, wie beim Stadtmodell, dasvor der Spitalkirche aufgestelltwird, auch im Feuerhaus einewichtige Rolle spielt und an des-sen Entstehung Lang ebenfallsvon Anfang beteiligt war

In seinem Beruf lebt ChristophLang im Grunde in Vergangen-heit, Gegenwart und Zukunft zu-gleich. Deshalb ist er geradenicht nur in der Vergangenheitdes Hochmittelalters und der Ge-genwart der Landesausstellung,sondern auch in der Zukunft zufinden: bei den nächsten Projek-ten und Ausstellungen des Stadt-museums. Dr. Berndt Herrmann

Christoph Lang mit dem Siegerpokal des Fugger History Slams vor dem Aichacher „Heimatschatz“,der Bahn mit den Einquartierungszetteln aus den Napoleonischen Kriegen. Foto: Berndt Herrmann

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Über einenMeter langist das einstige Richt-

schwert der StadtStraubing. Reiche bild-

licheDarstellungenzeigen die Umsetzung

von Recht und auch dieDurchführung von

Strafen. Die Stadt warin ihrem eigenen Selbst-verständnis ein Ort derUmsetzung göttlicherOrdnung. DieWaffe

wird umdas Jahr 1667datiert. Sie ist eine

Leihgabe desGäubodenmuseums

Straubing für dieLandesausstellung.

Foto:Manfred Bernhard

Mehrere hundert Stadtführungenwird es während der Landesausstellung in Aichach geben.

Wermag, kann aber auch eine Themenführung besuchen, die übers ganze Jahr buchbar sind.

Die städtischen Führer lassen sich einiges einfallen, umdenGästen die Geschichte Aichachs

nahezubringen. Sabine Dauber ist eine von ihnen. Sie zieht als Baderin durch die Gassen.

Das ist zu entdeckenTäglich während der Lan-

desausstellung werden in Aich-ach Stadtführungen angeboten.Sie beginnen im Feuerhaus. Fol-gende Stationen werden be-sucht.

Badgässchen: Die Stadtwer-dung Aichachs lässt sich in das13. Jahrhundert datieren undhatte die Funktion, das Landwirtschaftlich zu beleben unddie Verwaltung zu organisieren.Der Bau einer Stadtmauer warsomit unumgänglich. 1331 wur-de erstmals eine Ringmauer ausBacksteinen gebaut, die den ers-ten Wall, welcher aus Holz undErde bestand, ersetzte. 1418wurde die Mauer unter Ludwigim Barte weiter ausgebaut.

Nach vielen Schlachten undBränden konnte die Befestigungkeinen Schutz mehr bieten,weshalb Teile der Stadtmauerund ihre Türme ab 1805 an pri-vate Haushalte verkauft und dieStadtgräben eingefüllt wurden.Von der Aichacher Stadtbefesti-gung ist nur ein geringer Be-stand erhalten geblieben. Zuden erhaltenen Teilen gehörendas Obere und Untere Stadttorsowie drei Türme.

Spital(kirche): Die Anfängeder Heilig-Geist-Kirche liegenim Dunkeln. Anno 1354 kam eszur grundlegenden Stiftung desSpitals in Aichach: Konrad der

Werder und seine Ehefrau Elisa-beth stifteten unter anderemden Hof zu Froschham, da siekeine Erben hatten.

Die Kirche wurde in der Ver-gangenheit sehr stark beschä-digt, vor allem im Dreißigjähri-gen Krieg von 1618 bis 1648. Ih-re heutige Erscheinungsform er-hielt die Spitalkirche überwie-gend im 17./18. Jahrhundert. Ei-ne große Besonderheit der Kir-che ist ihr zweischiffiger Grund-riss. An der Fassade zum Stadt-platz hin befindet sich derTurm, der 1734 bzw. 1789 er-richtet wurde. Der Wappensteinvon Ludwig im Barte (LudwigVII.) berichtet von wichtigenBaumaßnahmen, die der Bay-ernherzog 1418 initiierte.

Stadtplatz: Der langgestreck-te Stadtplatz wird durch das Rat-haus zweigeteilt und durch zweiTore begrenzt, dazwischen säu-men viele kleine Läden, Gast-stätten und zahlreiche Bürger-häuser die ehemalige Handels-straße. Aus dem Zusammentref-fen zweier viel befahrener Wegewurde mit der Zeit ein Markt,der im 13. Jahrhundert zur Stadtausgebaut wurde. Bis heute fin-den jeden Freitag und Samstagder Wochenmarkt und dazunoch drei Jahrmärkte statt.

Oberes Tor: Das Obere Tor isteines der bekanntesten Gebäu-

de der Aichacher Gegend. Inden Jahren um 1331 wurden diebeiden Stadttore Aichachs imZuge der Befestigungsmaßnah-men durch Herzog Ludwig zumSchutz der Stadt erbaut. Nach-dem das Tor durch den Dreißig-jährigen Krieg erheblich be-schädigt wurde, erbaute man esim Jahre 1697 in seiner heutigenForm als pilastergegliedertesOktogon mit geschwungen-halbrunder „Haube“ oberhalbdes quadratischen Unterbausneu auf. Heute ist auf der Au-ßenseite des Tores ein Gedenk-stein von 1508 angebracht. Aufder der Stadt zugewandten Seitebefindet sich eine an die Zerstö-rung Aichachs im Dreißigjähri-gen Krieg erinnernde Gedenkta-fel. Darunter hängt eine Kano-nenkugel aus dieser Zeit.

Schlossplatz: Am Schloss-platz befand sich bis 1704 dasherzogliche Pflegschloss, wel-ches in Folge des SpanischenErbfolgekrieges niedergebrannt,aber nicht wieder aufgebautwurde. Das Schloss war im Be-sitz der Landesherren, die vondort aus das Aichacher Landdurch Pfleger verwalten ließen.Das Gebäude wurde als hoher,aber schlichter Rechteckbau mitSatteldach, Treppengiebeln undgeschossübergreifendem Anbauan der Südseite beschrieben.Unter Verwendung der Mauer-

reste des Schlosses entstand von1721 bis 1724 ein neues Pfleg-amtsgebäude nach den Plänenvon Philipp Zwerger. Im 19.Jahrhundert wurde das Gebäu-de tiefgreifend verändert unddiente bis 1978 als Landratsamt.Heute befinden sich amSchlossplatz das AichacherAmtsgericht, mehrere Geschäfteund angrenzend die AichacherStadtpfarrkirche.

Stadtpfarrkirche: Die Anfän-ge der katholischen Stadtpfarr-kirche gehen mindestens bis ins13. Jahrhundert zurück. Es han-delte sich ursprünglich um ei-nen romanisch/frühgotischenBau. Die Kirche, die der MutterGottes geweiht ist, ist ein drei-schiffiges Gotteshaus mit einem49 Meter hohen Turm. Die Kir-che erhielt ihre heutige Gestaltvermutlich Anfang des 16. Jahr-hunderts. Im Laufe der Zeit gabes weitere Veränderungen, beidenen die Kirche mehrfach res-

tauriert und je nach Epocheumgestaltet wurde.

Rathaus: Seit dem Mittelalterliegt das Rathaus in zentralerLage am Stadtplatz. Der goti-sche Vorgängerbau wurde imSpanischen Erbfolgekrieg zer-stört. An gleicher Stelle wurde1705/1706 das barocke Rathausvon Baumeister Andreas Adlerund Zimmermeister BlasiusFrank errichtet. Der langge-streckte Satteldachbau mit reichgeschwungenen Volutengiebelnist bis heute noch gut erhalten.Der Turm wurde 1794 nochmalsrepariert, später aber abgetra-gen.

Im 20. Jahrhundert unterlagdas Rathaus zahlreichen Um-baumaßnahmen. Früher befan-den sich im Erdgeschoss dieSchranne, das Fleischhaus, dasBrothaus, die Stadtwaage undverschiedene Läden. Heute istdas Rathaus am Stadtplatz 48 ei-nes von mehreren Verwaltungs-

gebäuden der Stadt Aichach.

Unteres Tor: Das Untere Tor,das wie das Obere Tor um 1331erbaut wurde, besticht durchseine einfache, funktionelle undaltertümliche Bauweise. Erst imJahr 1648 erhielt der Turm seinejetzige Dachkonstruktion, nach-dem das Dach des Vorgänger-baus im Dreißigjährigen Kriegschwer beschädigt worden war.Die Außenseite des Toresschmückt ein Gemälde von1893, das die Befreiung derStadt Aichach durch General Jo-hann von Werth zeigt. Auf derInnenseite des Tores sind dieWappen des Deutschen Ordensund der Stadt Aichach abgebil-det. Heute wird das Untere Torals „Wittelsbacher Museum“ ge-nutzt, das die Grabungsergeb-nisse vom Burgplatz Oberwit-telsbach zeigt.

Quelle: Stadt Aichach, „Ent-deckungstour durch Aichach“

Stationen der Aichacher Stadtführung: Badgässchen mit symbolisierter Stadtmauer und Spitalkir-che im Hintergrund, Oberes Tor und Rathaus. Fotos: Erich Hoffmann

Mit der Hexedurch Aichach

Sabine Dauber ist Stadtfüh-rerin in Aichach. Man kennt die49-jährige Peutenhausenerinauch als Hexe Beltana und Bade-rin, zumal sie auch bei Themen-führungen in die entsprechen-den Gewänder schlüpft. Als Sara-zena erfreute sie früher mit ori-entalischem Tanz. Tanzen, zau-bern, Feuerschlucken und aufStelzen laufen? Dieser Weg warder quirligen Frau nicht vorge-zeichnet: Sie hat Physik studiert.

Da Sabine Dauber früh Mamawurde – inzwischen sind es fünfKinder, die jüngste Tochter isterst drei Jahre alt – verzichtete sieauf die Karriere im technischenBereich, um sich der Familie zuwidmen. Über ihre Leidenschaftfürs Tanzen kam sie zum orienta-lischen Tanz und über diesen zuAuftritten auf Mittelaltermärkten.„Inzwischen bin ich dafür zu alt“,sagt sie lachend. „Da wächst manirgendwann raus.“ Auch ist dieNachfrage hinsichtlich Bauch-tanz nicht mehr allzu groß.

Über die Jahre entwickelte Sa-bine Dauber die Figur der HexeBeltana. Die Szene der darstel-lenden Kunst sei offen, sagt sie,sie lernte mal hier, mal da etwasdazu, wie zum Beispiel Jonglie-ren. Sie hat außerdem die Zau-berschule in München absol-viert, ist Mitglied im magischenZirkel und hat eine Ausbildung inklassischemGesang.

2018 fanden in Aichach zumachten Mal die MittelalterlichenMarkttage statt. Niederbayeri-sche Bekannte der Peutenhause-nerin verharrten damals vor ei-nem alten Haus, begeistertensich für die Fassade: „Und ichkonnte ihnen nichts darüber sa-

gen. Das war peinlich“, berichtetsie. In der Eule, demMagazin derVolkshochschule Aichach-Fried-berg, stieß sie wenig später aufKurse, in denen man sich zuStadtführerin ausbilden lassenkonnte. Sie machte mit.

Das Lehrmaterial begeistertesie. Die mit akribischer Genauig-keit und Liebe zum Detail gestal-tete „Bibel“ der Stadtführer wur-de von Konrad Cremer und demim März vergangenen Jahres ver-storbenen Heinz Neumaier ver-fasst. „Ich musste ganz schönbüffeln“, verrät die 49-Jährige.Doch sie bestand die Prüfung.

Den neuen Stadtführern wur-de eingeschärft: „Wirf alles insRennen, was du hast.“ Also sin-ge, tanze, rezitiere ein Gedicht– oder, wie Sabine Dauber meint:„Dann kann ich auch Feuer-schlucken!“ Und sich natürlichverkleiden. So begeistert sie nundie Teilnehmer der Stadtführun-gen wahlweise als Hexe oder Ba-derin, hat Wachstäfelchen, Per-gament und Butzenglas dabei,um das Erklärte zu veranschauli-chen. Sogar Cashewnüsse gehö-ren ins Gepäck. Diese nämlichwurden einst in der ältesten Apo-theke, die Am Büchel stand, ver-kauft. Man nannte die exotischenKerne Elefantenläuse. Portugiesi-sche Eroberer brachten sie im 16.Jahrhundert nach Europa. DieBauern kauften sie, um sie Pfer-den gegen Kolik zu füttern.

Vor der Einrichtung der erstenApotheke gab es laut SabineDauber übrigens Streit unter denStadtvätern. Manche befürchte-ten, den drei Badern vor Ort wür-de dadurch ihre Geschäftsgrund-

lage entzogen. Auch sei die Apo-theke nicht notwendig, dennAichach sei quasi von Apotheken„umzingelt“: In Kühbach und Al-tomünster, das binnen ein biszwei Stunden erreichbar sei, ge-be es schließlich welche.

Sabine Dauber hat viele Anek-doten auf Lager, wie etwa vomLebzelter, der im Café Koch ar-beitete, mit rund 350 Jahren ei-nem der ältesten Häuser in Aich-ach. Dort konnte man nicht nurLeckeres mit Honig erwerben,sondern auch Votivtafeln ausWachs und Wachskröten. Manglaubte, die Gebärmutter seheaus wie eine Kröte. Frauen tru-gen die gelben oder rotenWachskröten in die Kirchen, umwegen Kindersegen oder Frauen-leiden die Heiligen anzurufen.

Die Stadtführerin klärt auchüber alte Bräuche auf. So wurdenbeispielsweise in den Rauhnäch-ten Haus und Ställe ausgeräu-chert. Es gab die Losnächte, umdas Schicksal zu erfahren: Mäd-chen warfen einen Schuh überdie Schulter. Zeigte die Spitze zurTür, hieß das, im nächsten Jahrwerde geheiratet. Hörte man inder Thomasnacht, der längstenNacht des Jahres, einen Hundbellen, dann kam aus dieserRichtung der Bräutigam. „Mandeutete vielerlei Zeichen“, weißSabine Dauber.

Hexen hat es in Aichach viel-leicht gegeben, doch es ist, an-ders als in Rain, wo „Verdächtige“stark verfolgt wurden, oder auchPfaffenhofen, Augsburg undFriedberg, keine Hexenverbren-nung überliefert, berichtet dieStadtführerin. Denn die Verfol-

gung oblag den Stadtvätern undwar ein Politikum. Allerdingswurde das Stadtarchiv im 30-jäh-rigen Krieg vernichtet, und manist auf Zufalls-funde bei-spielsweise imRahmen vonForschungenin anderenStädten ange-wiesen. Sabine Dauber hat eineAnekdote auf Lager: So bezich-tigte eine Frau aus Schönleitenihre Nachbarin, diese stehe mitdem Teufel im Bunde. Dieserhelfe ihr beim Knödelkochen.Und so ging es bei der Anzeigeangeblicher Hexen wohl oft ei-gentlich umNeid undMissgunst.

Oft ist die Stadtführerin auchzusammen mit NachtwächterFranz Gutmann unterwegs. Esgibt Gewandeten- und Erlebnis-

führungen, Kinder- und Famili-enführungen und Themenfüh-rungen. Für Gruppen werden in-dividualisierte Führungen ange-

boten. In derHalle des Feu-erhauses gibtes multimedia-le Inszenierun-gen. Die Besu-cher erleben

virtuell Stadtgeschichten ausdem Mittelalter und können die-se mit der heutigen bayerischenStädtelandschaft und ihrer eige-nen Lebenswelt verbinden. Eineneuartiges Konzept erschließt dieidealtypische „wittelsbachische“Stadtanlage Aichachs mit Füh-rungen aus der Ausstellung he-raus. Nähere Informationen,auch zu Terminen, gibt es im In-ternet unter aichach.de.

Monika Grunert Glas

Als Baderin führt Sabine Dauber Gäste durch Aichach und rei-chert die Rundgänge mit Anekdoten an. Foto: Erich Echter

In der ersten ApothekeAm Büchel gab es„Elefantenläuse“

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Rechtzeitig zur Landesausstellung haben sich die Historien- und Tourismusexperten

eine neue Führung durch die Altstadt ausgedacht: den Rundgang „Friedberg

imWandel der Zeit“. Eine kompakte Tour durch die wechselvolle Historiemit spektakulären

Ausblicken und Einblicken, die auch für Einheimische neu sein könnten.

Sehenswert in Friedberg(von oben): PfarrkircheSt. Jakob, das Rathaus,die erhalteneStadtmauer und dieMädchenschule.

Und Freiheit! Du mir abgewandt!Jährlich Tausende Menschenbesuchen das Sisi-Schloss inUnterwittelsbach. Hier sommer-frischte die österreichische Kai-serin Elisabeth, genannt Sisi, inihren Kindheitstagen zusam-men mit Papa Herzog Max inBayern.

Das ehemalige Jagdschlöss-chen lag lange Zeit im Dornrös-chenschlaf. Es war für die Öf-fentlichkeit nicht zugänglich.1999 erwarb es die Stadt undmachte daraus ein Kleinod. Je-des Jahr wird eine große Aus-stellung auf die Beine gestellt.Heuer gibt es sogar zwei: Im ers-ten Stock können Besucher dieneue Dauerausstellung über dasLeben und Wirken der populä-ren Kaiserin besuchen. Im zwei-ten Stock erfahren sie passendzur Bayerischen Landesausstel-lung Wissenswertes über dasHaus Wittelsbach und dessenBesitztümer.

Zum ersten Mal erwähnenGeschichtsschreiber das imWasser platzierte Anwesen imJahr 1126, damals noch als Burg.Sie gehörte bis 1500 den Grafenvon Sandizell, bevor sie kurzzei-tig in den Besitz der Herren vonBurgau überging, ehe sie 1533das Kloster St. Ulrich und Afra inAugsburg erwarb. Die Benedik-tinermönche, die 1537 einzo-gen, ließen das Gebäude zumSchloss umbauen, wie man esheute noch kennt. 1777 kauftees der Landesbischof vonReindl, 1811 ersteigerte Arnoldvon Link den Besitz, und er war

es, der das Schloss 1838 schließ-lich an Herzog Max in Bayernverkaufte – Sisis Vater.

Der Herzog, im Volksmundals „Zither-Maxl“ bekannt,nannte das Schloss, das ja inNachbarschaft zur Stammburgder Wittelsbacher in Oberwit-telsbach liegt, seine „Burg“. Im-merhin bot es ihm „Schutz“ vordem steifen Leben am Hof. Vondem jovialen Adligen ist be-kannt, dass er in den umliegen-den Gaststätten Zither spielte,während seine LieblingstochterSisi dazu tanzte und anschlie-ßendmit demHut herumging.

Das Schloss wechselte viel-mals die Besitzer, war ab 1940Notunterkunft für Flüchtlingeund Heimatvertriebene, späterund bis 1999 eine Einrichtungzur Erziehungshilfe für Jugendli-che.

Der damalige StadtarchivarKarl Christl war sich von An-fang an sicher: „Sisi weilte mit99,9-prozentiger Sicherheit inKindesjahren in Unterwittels-bach.“ Beweisen soll das eine Li-thografie des königlichen Hofof-fizianten Alois Flad aus demJahr 1841. Sie zeigt das Wasser-schloss, davor Herzog Max inBayern in einem Kahn und sei-ne Frau Ludovika mit einemkleinen Mädchen im Türrah-men des Schlosses. Zwei weitereKinder schauen aus den Fens-tern. Zu erkennen ist, dass dieseälter sind, also wohl Helene undPrinz Ludwig darstellen sollen.Fazit: Das Mädchen in der Tür

ist die 1841 vierjährige Sisi, spä-tere Kaiserin Elisabeth vonÖsterreich und schönste Frauihrer Zeit.

Zumal der „Sissi-Mythos“, be-feuert durch die drei Filme mitRomy Schneider, wohl niemalssterben wird, erwies sich der Er-werb des Schlosses durch dieStadt als echter Coup. Ein weite-rer war die Verpflichtung Brigit-te Neumaiers als Kastellanin.Mit viel Leidenschaft und Herz-blut machte sie das Schlösschenzu einer touristischen Attrakti-on. Neben den jährlich wech-selnden Ausstellungen rund umSisi, die stets Tausende Besu-cher anlocken (2006 gab es bei„Leben einer Legende – RomySchneider – Sissi war ihr Schick-sal“ einen Rekord von 20 000Gästen), gibt es zahlreicheMärkte und kulturelle Veranstal-tungen.

Die heuer neu installierteDauerausstellung (die Stadt in-vestierte rund 200 000 Euro in

den notwendige Umbau und dieEinrichtung) ermöglicht den Be-suchern Einblicke in das Lebender berühmten Sisi, von derenKindheit in Bayern bis zu ihrerErmordung am Genfer See. Soerkennt man, wie der Mythosentstand.

In einer multimedialen Insze-nierung erfahren die Gäste inacht Räumen des ersten Stocks,wie das Leben am von strengemZeremoniell geprägten WienerHof war, wie Sisi ihre Schönheitpflegte und was sie auf Reisenerlebte. In jedem Raum im ers-ten Stock widmet man sich ei-nem bestimmten Thema. NebenStammbaum, Einführung in dieZeit des Biedermeier und SisisKindheit sind das Heirat undEhe, Schönheit, Reise, Tod undMythos.

Viel Wert wird auf interaktiveGestaltung gelegt. Wie duftetedie Kaiserin? Man kann an Par-fumfläschchen schnuppern unddas herausfinden. Auf einemTisch zeichnet eine digitale Kar-

te ihre Reisen nach. Im nächs-ten Zimmer kann man mit ei-nem iPad eine Ich-Erzählerinzum Leben erwecken. Sie be-richtet über Kloster Banz, Maxund seine Zither, rezitiert SisisGedichte und berichtet, wie esdieser als begnadeter Reiteringing. In einem anderen Raumsteht ein magischer Spiegel, indem das Antlitz der schönenAdligen erscheint, die einststöhnte: „Ich bin die Sklavinmeiner Haare.“ Immerhin reich-te die Pracht bis zu den Knie-kehlen. Eigentlich war vorgese-hen, dass die Besucherinnen inein Kleid schlüpfen können, wieSisi es getragen hat, um derenQual nachempfinden zu kön-nen. Centa Gschoßmann ausLaimering hat es genäht. Dochwegen der Corona-Beschrän-kungen ist das nicht möglich.

Schon durch die Gestaltungeines weiteren Raums, in denein Weg führt, der sich bedrü-ckend verengt, werden die Besu-cher dann in die Lage versetzt,

sich in Sisis Empfindungen amWiener Hof hineinzufühlen:„Ich bin erwacht in einem Ker-ker und Fesseln sind an meinerHand. Und meine Sehnsuchtimmer stärker. Und Freiheit! Dumir abgewandt“, dichtete sie mit16, im Jahr ihrer Hochzeit 1854.13 Jahre später fand sie: „DieEhe ist eine widersinnige Ein-richtung.“

Die Sonderausstellung unterdem Titel „Kaiserin Elisabeth– ihr Leben, ihre Familie“ imzweiten Stock ist dem Haus Wit-telsbach und speziell Sisis Fami-lie gewidmet. Was wurde aus ih-ren vielen Geschwistern, darun-ter ein Augenarzt, dessen Klinikes noch gibt, und die „Heldinvon Gaeta“, die noch heute rundum Neapel verehrt wird? Werwaren eigentlich ihre Eltern? Ja,sogar die Frage, wie viele Tiereder Herzog in welchem Reviererlegte, wird beantwortet (eswaren knapp 1000 jedes Jahr al-lein im Revier Unterwittelsbach,darunter sogar Geier). Wer wol-le, schwärmt Kastellanin BrigitteNeumaier, der könne sich stun-denlang im Schloss beschäfti-gen. Monika Grunert Glas

■ Das Sisi-Schloss hat bis No-vember täglich von 10 bis 18 Uhrgeöffnet. Der Eintritt kostet fürErwachsene fünf Euro, für Kin-der 2,50 und für Familien elfEuro. Alle Eintrittskarten sindam selben Tag nachmittags fürdie Sonderausstellung im Stadt-museum gültig.Das Sisi-Schloss aus der Luft und im Inneren, wo kaiserliche Kleider zu sehen sind. Foto: hfm/mg

Friedberg erkundenDie Länge der Rundtour be-

trägt rund 1,8 Kilometer. Siestartet und endet am Besucher-zentrum der Landesausstellungam Friedberger Schloss. 28 Sta-tionen sind vorgesehen. Sie sindin einem übersichtlichen Flyerbeschrieben, der auf der Home-page der Stadt Friedberg (fried-berg.de) heruntergeladen wer-den kann. Mit Karte, Fotos undvielen interessanten Informatio-nen zu den architektonischenZeugnissen. Die Führung ist inweiten Teilen auch mit einemRollator oder mit einem Kinder-wagen bewältigbar, abgesehenvom Weg durch den Schlosspark(ganz am Ende) sowie von denTreppen am Eisenberg, die aberproblemlos umgangen werdenkönnen.

Als reine Gehzeit geben dieFriedberger Fachleute 40 Minu-ten an. Verweil- und Verwunde-rungsdauer nicht gerechnet,ebenso wenig wie Einkehrstoppsin den zahlreichen Cafés oderRestaurants der Stadt.

Hier eine Auswahl einiger Hö-hepunkte des Rundgangs

■ Wittelsbacher Schloss. Ur-sprünglich eine Grenzburg, dieder Wittelsbacher Herzog LudwigII., „der Strenge“, um 1257 errich-tete, um sein Territorium gegendie Reichsstadt Augsburg abzusi-chern. Heute Heimat des Muse-ums Friedberg mit seiner einzig-artigen Uhren- und Fayencen-Sammlung sowie der Landesaus-stellung „Stadt befreit“.

■ Mädchenschule, heuteGrundschule am Eisenberg 3:Das Gebäude wurde von derStadt gebaut und am 6. Septem-ber 1905 eingeweiht. Die „ArmenSchulschwestern“, ein im Jahre

1833 gegründeter katholischerFrauenorden, betrieb hier einereine Mädchenschule. Mittler-weile fungiert sie als Grundschu-le für Mädchen und Buben. Sieist nach der Gründerin des Or-dens, Maria Theresia (eigentlichKarolina) Gerhardinger benannt.

■ Pfarrkirche St. Jakob. SchonEnde des 13. Jahrhundertsscheint es an dieser Stelle eineKirche gegeben zu haben, diedem Apostel Jakob dem Älterengeweiht war. Anfang des 17. Jahr-hunderts stand hier ein dreischif-figes gotisches Gotteshaus, dasaber im Dreißigjährigen Krieggrößtenteils zerstört wurde. DerNachbau hielt bis 1868, als derübergroße 68 Meter hohe Turmeinstürzte und das Langhaus zer-schlug. Der neuromanische Neu-bau zwischen 1871 und 1873 fiel

kleiner, dafür umso farbenpräch-tiger aus.

Das rot-weiße Streifenmusterhaben sich die Friedberger übri-gens bei der Kirche San Zeno inVerona abgeschaut. Der Innen-raum hat ebenfalls ein italieni-sches Vorbild: die Kirche Sant’Apollinare in Classe bei Ravenna,die zum UNESCO-Weltkulturer-be zählt.

■ Wohn- und Geschäftshaus inder Ludwigstraße 10. Um 1653entstanden. In zwei Zimmerndes ersten Stockwerks ist eineRahmenstuckdecke erhalten.Heute residiert hier ein Caféhaus,das für seine Kuchen und Tortenberühmt ist.

■ Uhrmacherhäuser in der Alt-stadt. An zahlreichen Gebäudenfinden sich spezielle Namens-

schilder, die an das Ziffernblatteiner Uhr erinnern. Sie zeigen

an, welcherder vielenweltberühm-ten Friedber-ger Uhrenma-cher hier ge-lebt hat. ZumBeispiel am Ei-

senberg 1 Matthäus Lechner, derauch Bürgermeister war, oder inder Bahnhofstraße 16 JoannesSeiz – ihre Werke sind imSchlossmuseum zu bewundern.

■ Alter Wasserturm und Wehr-gang, Stadtmauer. Schon 1604war in den Wachturm der Stadt-mauer ein Wasserbehälter einge-baut worden, der im Dreißigjäh-rigen Krieg zerstört und erst 1789wieder errichtet wurde. Ab 1888als Wohngebäude genutzt. Direkt

daneben wurde ein hölzernerWehrgang an der Stadtmauernachgebaut, auf dem ehedem dieWachen patrouillierten.

■ Augsburger Tor. GrandioserBlick auf den Friedberger Bergund die Vorstadt sowie hinüberzur Innenstadt mit Rathaus undSt. Jakob.

■ Rathaus mit Marienbrun-nen. Der Vorgängerbau aus demJahre 1404 wurde 1632 zerstört.Neubau 1673/1674 im Stile deslegendären Augsburger Bau-meisters Elias Holl. Der Marien-brunnen daneben geht auf einGelübde während des Pestjahres1599 zurück. 1713 wurde die Säu-le mit der Figur errichtet, 1789folgte der Brunnen. Die Anlagewurdemehrfach erneuert.

■ Spittal, heute Wohnhaus, Je-suitengasse 9/11. Ein ehemaligesSpittal, direkt neben der früherenJesuitenkirche, erbaut im Jahre1676 als Armenhaus. Als Kran-kenhaus diente es ab 1785. 1967wurde das Gebäude erneuert,das inzwischen ein Wohnhausist.

■ Stadtmauer 41 und 43. TollerPanoramablick über die Lech-ebene und nach Augsburg hi-nein. Wegen dieser strategischwichtigen Aussicht gründete Her-zog Ludwig II die Stadt Fried-berg.

■ Folterturm. Ein dreiviertel-runder Turm, der vermutlich seit1409 dort steht. Er verfügte übereinen Verhörraum, in dem wohlauch gefoltert wurde. Im 19. Jahr-hundert wurde er zu Wohnzwe-cken umgebaut und 2007 außenrestauriert. Horst Kramer

Eine der Stationen beim Friedberger Stadtrundgang: das Augsburger Tor mit Blick auf die Vorstadtunterm Berg. Fotos: Horst Kramer

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Wer die Landesausstellung besucht, sollte auch in den sehenswertenMuseen in Aichach und Friedberg

vorbeischauen. ImAusstellungsticket beinhaltet ist der Eintritt für das Stadtmuseumund dasWittelsbacher

Museum imUnteren Tor in Aichach sowie dasMuseum imWittelsbacher Schloss in Friedberg. Die Aichacher

Häuser könnenmit der Eintrittskarte gerne auch an einemanderen Tag erkundet werden.20

Uhren,Münzen

undwertvolles

Porzellan

Das neu konzipierteMuseum imWittels-

bacher Schloss Friedbergpräsentiert sich in ele-gantemund zugleichraffiniertemDesign.

Mitmachstationen undMedienangebote − sowiedas neueMuseumscafé

mit Zugang zumSchloss-garten−machen denBesuch zumErlebnisfür alle Sinne. Neben

der Schloss- undStadtgeschichte warten

die prachtvollenFriedberger Uhren aufdie Besucher. Friedberg

war vom16. bis 19.Jahrhundert eine

bedeutendeUhrmacherstadtmit

Uhrenexporten in dasgesamte HeiligeRömische Reich

Deutscher Nation unddarüber hinaus. Zu denweiterenGlanzpunkten

desMuseums zählendie Abteilungen der

Friedberger Fayencensowie der Archäologie

mit überregionalenFundkomplexen, fernerdie sakrale Kunst undmoderne Friedberger

Kunst, darunterMünzenvon Reinhart Heinsdorff

(1923–2002), demGestalter des

deutschen Eurocent.

BayerischerHeimatschatz

Das Stadtmuseum bildet zu-sammen mit dem WittelsbacherMuseum im Unteren Turm unddem „Sisi-Schloss“ in Unterwit-telsbach das Aichacher „Muse-umsdreieck“. Das 1972 eröffneteund 2008 komplett umgestalteteHaus ist nicht nur mit der Lan-desausstellung 2020 verbunden.Bereits 2015, als das Haus derBayerischen Geschichte mit derAusstellung in Ingolstadt auf„Napoleon und Bayern“ blickte,stammte eines der spektakulärs-ten Exponate aus Aichach: Die 15Meter lange und einen Meterbreite Bahn mit den Einquartie-rungszetteln aus der Zeit der na-poleonischen Kriege, die Bürger-meister Aloys Gerhauser (1768bis 1832) gesammelt hat.

Nur wenige Jahrzehnte nachdem Tod Gerhausers begannauch die Geschichte des Muse-ums, zumindest des Gebäudes.Es wurde 1863/1864 als Kranken-haus umgebaut und bis in diespäten 1960er Jahre als solchesgenutzt, danach als Sonderschu-le und als Heimatmuseum. 1972fand die offizielle Eröffnung statt.

Heute befinden sich dort ne-ben einer Kindertageseinrich-tung das Stadtarchiv und das2008 komplett umgestalte undauf aktuellen museumspädagogi-schen Stand gebrachte Stadtmu-seum, beides leitet ChristophLang. Auf insgesamt 1000 Qua-dratmetern können Besucher ei-ne Reise durch Geschichte und

Kultur Aichachs und seines Um-landes machen. Die Spannereicht von der frühen Geschichteder Pfarrei und der Stadt überHandwerk und Bürgertum, dieGeschichte der Schulen, der Feu-erwehr und des Gefängnisse bishin zu bekannten Persönlichkei-ten wie dem Schriftsteller LudwigSteub und eben Gerhauser.

150 Quadratmeter im Erdge-schoss stehen für Sonderausstel-lungen zur Verfügung, von denenes jedes Jahr mehrere gibt. Wäh-rend der Zeit der Landesausstel-lung allerdings nicht.

Die „AichacherLöwen“ sind über

800 Jahre alt

Für die Besucher der Landes-ausstellung ist ein Abstecher insStadtmuseum durchaus interes-sant. Nicht nur weil es ein quali-tativ hochwertiges, vielseitigesund zeitgemäßes Museum ist,das 2018 als „Bayerischer Hei-matschatz“ ausgezeichnet wur-de. Gerade wer sich für dasHochmittelalter und die frühenWittelsbacher interessiert, solltedie wenige Schritte vom Feuer-haus rüber zum alten Kranken-haus machen. „Wir haben in derDauerausstellung einige interes-sante und bedeutsame Objektgenau aus dieser Zeit“, sagt Lang.

Ein solches Objekt sind die so-genannten „Aichacher Löwen“,

die vom mittelalterlichen Aich-ach erzählen. Genau in die Zeitder Entstehung dieses Steins fälltder Wegfall der Burg in Oberwit-telsbach und die Übertragungder Besitzungen an Ludwig denKelheimer. Dieses entstandeneMachtvakuum füllte danach derDeutsche Orden aus, als ihm diePfarrkirche durch Ludwig denKelheimer übertragen wurde.

Bei den Renovierungsarbei-ten an der Stadtpfarrkirche 1976wurde der sieben Zentner schwe-re Sandsteinblock unmittelbarunter dem Pflaster des Mittel-gangs entdeckt. Trotz des bruch-stückhaften Aussehens kannman tierartige Formen und mas-kenähnliche Reliefs an den Sei-ten des Steinblocks erkennen.Zwei löwenartige Tiere, derenKöpfe allerdings fehlen, kauernan den Längsseiten des Quaders.Die seitlichen Flügel sind zwarabgeplatzt, ihre Formen lassensich aber noch erahnen.

Mit etwas Kombinations- undVorstellungsgabe fügen sich dieerkennbaren Details so zusam-men, dass man sich die ur-sprüngliche Gestalt des gesam-ten Taufbeckens gut vorstellenkann. Für den langjährigen Aich-acher Kunstpädagogen GottfriedHecht zeigt der Stein offensicht-lich, dass das Relikt der Sockeldes altehrwürdigen mittelalterli-chen Taufsteins ist.

Dr. Berndt Herrmann

Eines der Ausstellungsobjekte im Aichacher Stadtmuseum aus der Zeit, mit der sich die Landesaus-stellung beschäftigt: die „Aichacher Löwen“. Foto: Stadtmuseum

Das dreifache AichachBesucher der Landesaus-

stellung können Aichach drei-mal erleben. Zum einen natür-lich die reale Stadt, das wichtigs-te „Ausstellungsobjekt“, in demman herumspazieren und einetypische Wittelsbacher Grün-derstadt erleben kann.

Am Ausgangspunkt der Stadt-führungen, direkt vor der Spital-kirche am Stadtplatz, ermöglichtdas dreidimensionale Stadtmo-dell aus Bronze einen Blick vonoben, wie bei einem Rundflug,auf die Stadt im Jahr 1914. EineZwischenstufe zu dem Bronze-modell, ein weißes 3-D-Modell,spielt wiederum eine wichtigeRolle im Feuerhaus. Dort wer-den mit Beamern historischeEntwicklungen auf das Modell

projiziert und so nachvollzieh-bar gemacht.

Das Bronzemodell ist ein Ge-meinschaftsprojekt des LionsClubs Schrobenhausen-Aichachund des Rotary Clubs Schroben-hausen-Aichach, die dabei mitdem Haus der Bayerischen Ge-schichte (HdBG) und dem Aich-acher Stadtmuseum zusam-mengearbeitet haben. Ausge-hend von einer Idee des Rotary-Präsidenten Dr. Gerhard Lehr-berger hat die junge HistorikerinTheresa Hauck die Grundlagenerarbeitet, indem sie unter an-derem alte Baupläne und Katas-ter auswertete. Zusammen mitDaten des Amtes für Digitalisie-rung, Breitband und Vermes-sung war das die Basis für Mi-

chael Leibl. Der Chef der techni-schen Werkstatt der TU Mün-chen hat das weiße 3-D-Modellerarbeitet, aus dem – nach meh-reren Zwischenschritten – in ei-ner Straubinger Glockengießer-werkstatt das etwa zwei mal 1,5Meter große Bronzemodell ent-stand.

Warum aber ein Modell, dasdas Aussehen Aichachs im Jahr1914 wiedergibt, wo es in derLandesausstellung doch um dasHochmittelalter geht? „Über dasMittelalter wissen wir zu wenig,und die Gegenwart scheidetaus, weil nichts so schnell veral-tet wie die Gegenwart“, erklärtdazu Stadtarchivar ChristophLang. Zum anderen besuchte

der bayerische König Ludwig III.im Jahr 1914 Aichach. Damalswurden die Häuser geschmücktund der Schmuck in die Aufris-se, also Zeichnungen der Fassa-den, eingetragen. Die sind imStadtarchiv vorhanden.

Und das alles passt auch zurLandesausstellung, die die Wit-telsbacher als Städtegründerzum Thema hat. Ludwig III. warder letzte Wittelsbacher, derAichach besucht hat.

Das fertige Modell im Maß-stab 1:600 ist etwa 200 Kilo-gramm schwer und zeigt nichtnur den Stadtkern, sondern diedamaligen Vororte mit Detailswie der heute verschwundenenPappel-Allee in der Bahnhof-straße. beh

Hinterleuchtete Fotografien vom Königsbesuch 1914 in Ober-wittelsbach sind im Aichacher Feuerhaus zu sehen. Dort gezeigtwerden auch Baupläne der Beck-Villa und Skizzen, wie die Stadtdamals strukturiert war. Foto: Bastian Brummer

Der Blick zurückWittelsbacher Museum ist neu konzipiert

Im neu gestalteten Wittelsba-cher Museum im Unteren Tor inAichach kann nicht nur weit indie Landschaft, in den Raum se-hen, sondern auch weit zurück indie Zeit. Neben den Fenstern imobersten Stock des historischenTurms hängen Bildschirme, diesogenannte Idealrekonstruktio-nen zeigen, welche eine virtuelleZeitreise ermöglichen.

Wer zum Beispiel durchs Fens-ter in Richtung alter Friedhofblickt, bekommt auf dem Bild-schirm parallel die gleiche An-sicht aus der Zeit des 30-jährigenKrieges zu sehen, wer in Rich-tung Oberwittelsbach schaut, dersieht auf dem Schirm die histori-sche Burg. Man schaut also tat-sächlich zurück in die Vergan-genheit und kann Gegenwartund Geschichte miteinander inVerbindung bringen, vergleichenund sich auch in die Historie zu-rückversetzen.

Die Idealrekonstruktionensind vielleicht die augenfälligs-ten, aber nicht die einzigen, viel-leicht die spektakulärsten, abernicht unbedingt die bedeutend-sten Veränderungen nach derNeukonzeption und Umgestal-tung des Museums. Fast auf denTag 30 Jahre nach der Eröffnung,hatte es die Stadt im Juli 2019 vonden Archäologischen Staats-sammlungen in München über-nommen – um es gleich zuschließen.

Denn klar, war dass es unbe-dingt renoviert und – so weitmöglich – umgebaut werdenmusste, und auch die Daueraus-stellung entsprach nach dreiJahrzehnten nicht mehr denStandards zeitgemäßer Muse-umsarbeit. Der Archäologe Dr.Martin Straßburger und Chris-toph Lang, der Leiter des Stadt-museums, erarbeiteten deshalbeine Neukonzeption. Unter derFederführung Straßburgers wur-de sie umgesetzt.

Bei aller – notwendigen – Mo-dernisierung haben Straßburgerund Lang aber auf Kontinuitätgesetzt. Das Wittelsbacher Muse-um bleibt ein archäologischesMuseum, und bei aller Bedeu-tung digitaler Angebote stellendie Exponate das Wichtige und

Besondere und auf ihre Art Ein-zigartige des kleinen Hauses dar.

Die vielleicht markanteste Ver-änderung: Die Zahl der gezeigtenObjekte ist von 435 auf 115 ge-sunken, der geografische Raum,den die Dauerausstellung ab-deckt, ist kleiner gefasst. Wenigerheißt dabei aber auch hier mehr.Durch die Konzentration ist dieSchau zugänglicher, übersichtli-cher und fokussierter.

Die inhaltliche Gliederungfolgt weiter den Vorgaben dervier Stockwerke. Im ersten gehtes um die Landschafts- und Sied-lungsgeschichte, außerdem wer-den wichtige Schlüsselfunde ge-zeigt. Darüber sind archäologi-sche Zeugnisse der Vor- undFrühgeschichte zu sehen, und eswird die mittelalterliche Eisen-produktion im Grubet, ein Spezi-algebiet von Straßburger, darge-stellt.

Die thematisch engste Verbin-dung zur Landesausstellung hatsicher der dritte Stock mit demSchwerpunkt auf der Burg Wit-telsbach, also den Grabungen inOberwittelsbach. Im oberstenStockwerk finden sich die schonbeschriebenen 3-D-Präsentatio-nen und Idealrekonstruktionen.

Die Neugestaltung des Wittels-bacher Museums gehört zu den„Sowieso-Projekten“ Aichachszur Landesausstellung. Dasheißt: Man hätte das sowieso ge-macht, die Landesausstellungwar der Anlass, es jetzt zu ma-chen. Knapp 400 000 Euro hat dieStadt dafür investiert, allerdingskommen 100 000 Euro davon alsEU-Zuschuss.

Was dabei nicht geändert wer-den konnte, sind die grundsätzli-chen räumlichen Voraussetzun-gen. Das Wittelsbacher Museumist und bleibt ein Museum in ei-nem mittelalterlichen Turm mitengen, steilen Treppen und rela-tiv kleinen Räumen, von Barrie-refreiheit kann keine Rede sein.

Aber es ist gerade deswegenein Museummit einem besonde-ren Charme. Bis zum viertenStock hochzusteigen, mag Mühekosten. Aber wer sie auf sichnimmt, kann von dort in die Ver-gangenheit schauen. Und wo gibtes das schon? beh

Die Eisenerz-

gewinnung

im Grubet istThema im Wit-telsbacherMuseum imUnteren Tor inAichach.

Foto:

Bastian Brummer

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Die Krümmedes Emmer-amsstabs, derenBezeichnung an denheiliggesprochenenBischof Emmeram(7.Jahrhundert) erinnernsoll, zeigt eine bildhafteDarstellung: Das Ein-horn (das Gute, amEnde der Spirale) fliehtdurch denWald (sym-bolisiert durch dieBlätter) vor demDrachen (demBösen,amAnsatz). In derchristlichen Inter-pretation steht das Ein-horn für dieMensch-werdung Christi, sodass in dieser filigranenArbeit die Botschaft derchristlichen Religionmit demMacht- undRepräsentations-anspruch der Bischöfekombiniert wird – indiesemFall also desBischofs von Regens-burg. Die KrümmedesEmmeramsstabs istEnde des 12. Jahr-hunderts in Büffelhorn,Elfenbein und Edel-metall gearbeitetworden und gehört derKirchenstiftung St.Emmeram.

Foto: Kunstsammlungendes Bistums Regensburg

Eine Kühbacherin ist schuld, dass es dieWittelsbacher gibt: Im Jahr 1070 heiratete Haziga, die

Witwe des Grafen vonKühbach, den Scheyerner GrafenOtto. Sie brachte reicheMitgift ein

– und vielleicht war sie auch der Grund, warumdie Grafen von Scheyern umzogen

auf den Burgberg des heutigenOberwittelsbach, nurwenige Kilometer vonKühbach entfernt.

Wittelsbacher Geheimnis:Bloß nicht aussterben

In der Geschichte gibt es im-mer wieder Weichenstellungen,die zu Spekulationen einladen.Was wäre gewesen, wenn Napo-leon die Völkerschlacht bei Leip-zig für sich entschieden hätte?Was, wenn der Attentäter in Dal-las Präsident John F. Kennedyverfehlt hätte? Was, wenn die Kir-che im Dorf geblieben und Ger-hard Schröder 2005 als Bundes-kanzler wiedergewählt wordenwäre?

Die Welt würde in all diesenFällen heute sicher etwas andersaussehen. Auch das über Jahr-hunderte sehr erfolgreiche baye-rische Herrschergeschlecht derWittelsbacher befand sich öfteran Krisenpunkten, und mankönnte sagen:Wäre das inder einen oderanderen Situa-tion andersausgegangen,dann würdevielleicht heute den Namen „Wit-telsbacher“ niemand mehr ken-nen – mit Ausnahme der Men-schen im Aichacher Land, diewissen, dass ihn zwei Stadtteiletragen.

So erging es stattdessen derFamilie der Grafen von Andechs-Meranien, der im 12. Jahrhun-dert unter anderem auch Meringgehörte. Als die Wittelsbacherhochkamen, waren die Andech-ser ebenso mächtig wie sie.Durchaus denkbar, dass dieserName heute eng mit Bayern ver-bunden wäre. Doch die Grafenund Herzöge von Andechs-Mera-nien starben aus.

Wichtig war natürlich auch an-haltendes Wohlwollen der Köni-ge und Kaiser im Heiligen Römi-schen Reich deutscher Nation,bis die Wittelsbacher schließlichselbst zu Königs- und Kaiserwür-den aufstiegen. „Jedem von ih-

nen gelingt es“, sagt der Leiter desStadtmuseums Aichach undKenner der Wittelsbacher, Chris-toph Lang, „sich durch lohnendeHeiraten und kluges AgierenRechte und Besitz zu sichern undinsgesamt viel Vermögen zusam-menzubringen.“

Ursprünglich waren die Wit-telsbacher in Scheyern zu Hau-se. Ihre Anfänge verlieren sich imDunkel der Geschichte. Sie selbstführten sich auf römische Kaiserund auf den Agilolfinger HerzogTassilo I. zurück, „aber das tatenalle mittelalterlichen Fürsten“, soLang. Ein erster entscheidenderSchachzug auf dem Weg zuReichtum und Macht gelang den

Ahnen derWittelsbacherum 1070. Daheiratete einOtto vonScheyern einegewisse Hazi-

ga. Während uns der Name Ottobei den frühen Wittelsbachernimmer wieder begegnet, ist derFrauenname heute nicht mehrgebräuchlich. Wichtig bei Hazigaist: Sie war die Witwe eines Gra-fen von Kühbach. Die Grafen vonKühbach gehörten in dieser Zeitzu den ersten Familien im gan-zen bayerischen Raum, aber siestarben 1056 aus. Haziga war da-mals wohl noch recht jung, siezählte aber auf jeden Fall zu denbesten Partien im Land, denn ihrneuer Gatte übernahm die ge-samte Habe derer von Kühbach.

Solche lohnenden Eheschlie-ßungen gelangen den Wittelsba-chern später immer wieder. EinEnkel von Otto und Haziga, OttoIV., nannte sich 1115 erstmals„von Wittelsbach“ – in der dama-ligen Sprache „Witilinesbac“, wasals „Bach des Witilo“, ein Verwal-ter der dortigen Burg, zu deuten

ist. Die Burg, von der bekanntlichkaum etwas übrig geblieben ist,war nicht der einzige Wohnsitzder Wittelsbacher.

Schon bald hatten sie Berüh-rungspunkte mit der „großen“Geschichte. Kaiser Friedrich I.von Hohenstaufen, besser be-kannt als Friedrich Barbarossa,hatte dem Welfen Heinrich IV.(„Heinrich der Löwe“) im Streitum die Vorherrschaft im Reichunter anderem das HerzogtumBayern überlassen. Da Heinrichrenitent blieb, nahm er ihm 1176Bayern wieder ab und machteden Wittelsbacher Otto I. (wiederein anderer Otto), der bisherPfalzgraf gewesen war, 1180 zumHerzog.

Zum Verständnis ein kleinerEinschub: Ein Pfalzgraf verwalte-te die Güter des Königs. Er hattealso darauf zu achten, dass ande-re Fürsten sich nicht auf dessenKosten bereicherten. Der König(oder Kaiser) hatte zu dieser Zeitnoch keinen festen Regierungs-sitz und reiste von einer Pfalz zurnächsten, um dort jeweils seineAngelegenheiten zu ordnen undRecht zu sprechen. Ein Herzog(ursprünglich der Oberbefehls-haber der Armee) war dagegenHerrscher seines eigenen Her-zogtums und damit eher ein Ge-genspieler des Königs, indem erseine Macht und seinen Herr-schaftsbereich zu dessen Un-gunsten zu vergrößern trachtete.

Als Otto I. anstelle von Hein-rich dem Löwen Herzog von Bay-ern wurde, hatte er möglicher-weise ein bisschen Glück. Er ge-hörte zum Kandidatenkreis undzu den Mächtigen im Land, Bar-barossa hätte sich aber auch fürjemand anderen entscheidenkönnen. Doch Otto hatte denKaiser bei einem Kreuzzug be-gleitet und mit einer kühnen mi-

litärischen Aktion dessen Alpen-überquerung gesichert. DieseLoyalität belohnte Barbarossa.

Ebenso sind die nächsten Ge-nerationen der Wittelsbacher zubetrachten. Sie mussten zwarhäufig zwischen dem Kaiser unddessen Anhängern auf der einenund den Gegenspielern, denWelfen, den Böhmen oder denÖsterreichern auf der anderenSeite, lavieren. Aber sie heirate-ten klug und ließen den Namen„Wittelsbach“ immer hellerstrahlen. Im 13. und 14. Jahrhun-dert starben zudem weitere kon-kurrierende Familien aus – etwadie bereits erwähnten von An-dechs-Meranien. Die Wittelsba-cher mehrten dagegen zielstrebigihren Besitz. Verwaiste Graf-schaften besetzten sie mit ab-hängigen Verwaltern und nicht

wieder mit Grafen, die eine neueDynastie begründen konnten. Alsdie Staufer ausstarben, sichertensich die Wittelsbacher daraufhinetwa auch Friedberg.

Ursprünglich hatte es imReich keine festen Grenzen ge-geben; dem Fürsten gehörten be-stimmte Ländereien, Dörfer, Bur-gen oder Klöster. Nun bildetensich feste territoriale Gebilde, et-wa Grafschaften oder Herzogtü-mer heraus. „Die Wittelsbacherwissen“, resümiert Lang, „dassder Adel ein Haifischbecken ist.Deshalb geben sie einmal erlang-te Besitztümer nicht wieder he-raus.“ Mit dieser Strategie be-haupteten sie sich in Bayern unddarüber hinaus mehrere Jahr-hunderte – und sie vermieden esauszusterben. Andreas Alt

Das Kloster in Scheyern

(oben). Es wurde gestiftet vonHaziga, einer verwitweten Grä-fin von Kühbach. Sie hatte denScheyerner Grafen Otto gehei-ratet. Danach zog das Adels-haus nach Wittelsbach um undbenannte sich nach diesem Ort.Ganz links: Haziga und Otto mitdem Modell einer Klosterkirche(Federzeichnung des Stiftergra-bes in der Scheyerer Abteikir-che, um 1590). Links die Urkun-de mit der Ersterwähnung desNamens Wittelsbach (Witilines-bac) aus dem Jahr 1115.

Foto: G. Freihalter/Wikipedia u.a.

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Das Kriegsschlossder Wittelsbacher

Es war eine bedeutungs-schwere Urkunde, die am 6.Februar 1264 von zwei ebensobedeutenden Fürsten unter-zeichnet wurde: Der eine war derHerzog von Schwaben, ein zwölf-jähriger Knabe namens Konrad,und der andere der 35-jährigeWittelsbacher Herzog Ludwig II.,genannt „der Strenge“. DasSchriftstück schien den Bürgernder Stadt Augsburg Schutz zuversprechen, doch tatsächlichließ sich der bayerische Herzogmit dem Schreiben verbriefen,auf dem östlichen Lechufer eineStadt gründen zu dürfen.

Ob der junge Konrad verstand,was er damals besiegelte, magbezweifelt werden, seiner MutterElisabeth war sich der Folgen si-cherlich bewusst – sie war dieSchwester des WittelsbachersLudwig. Dem war die reicheStadt Augsburg – die sogar Steu-ern von ihren Einwohnern erhe-ben durfte – ein Dorn im Auge,so wie praktisch allen Wittelsba-cher Herrschern bis zur „Einge-meindung“ der Schwaben-Me-tropole ins Herzogtum Bayern imJahre 1805, eine Folge der Napo-leonischen Kriege.

Deswegen hatte der strengeLudwig schon einige Jahre frühereine Burg auf dem Berg rechtsdes Lechs errichtet, einen Mili-tärstützpunkt: das FriedbergerSchloss, ein echtes Kriegsschlossder Wittelsbacher. Erbaut an derWestgrenze ihres Herzogtums,den Blick fest auf die alte Römer-stadt Augsburg gerichtet. Nichtzuletzt, um die wichtigen Ein-und Ausfuhr-Zolleinnahmen si-cher lagern zu können.

Die Historikerzunft geht davonaus, dass die Burg schon um 1257gebaut wurde. Dass der Wittels-bacher Herzog etwas von politi-scher Semantik verstand, siehtman an der Namensgebung– Burg und Siedlung nannte er„Fridberch“. Die Burg ist mittler-weile die Heimat eines wunder-baren Museums – und nun

Schauplatz der großen Landes-ausstellung „Stadt befreit“.

Ironischerweise mussten sichdie neu gegründete Stadt und ih-re Burg in den folgenden Jahr-hunderten genauso oft gegen An-griffe aus dem Osten wie ausdem Westen wehren. Denn dassich ständig verzweigende Wit-telsbacher Geschlecht war sichuntereinander nicht grün – waszu diversen Teilungen ihresbayerischen Territoriums und ei-ner Vielzahlvon Kriegszü-gen führte. Al-lein im 14.Jahrhundertwurde dieStadt dreimalniederge-brannt, erst von den Augsbur-gern im Jahr 1372, dann, 1388,vom „Schwäbischen Bund“, ei-nem Zusammenschluss schwäbi-scher Reichsstädte.

Im Jahre 1395 schlug derMünchner Zweig der Wittelsba-

cher zu und fackelte Friedbergab. Die Burg hielt indes wohl je-des Mal den Anstürmen stand.Im Jahre 1409 wurde es dem Wit-telsbacher Ludwig VII., Herzogvon Bayern-Ingolstadt, zu bunt:Er verstärkte in den folgendenJahren die Burgmauer und dieFriedberger Stadtmauern – wieübrigens zeitgleich die AichacherBefestigungen.

Die folgenden Jahrhunderteverliefen für Friedberg nicht

friedlicher. ImJahre 1541 zer-störte einBrand Stadtwie Schloss.Für die Bürgereine Katastro-phe, für die

Nachgeborenen ein architektoni-scher Glücksfalls. Denn der Neu-bau wurde im zeitgenössischenRenaissancestil hochgezogen,der Westflügel entstand komplettneu. Kein Wunder also, dass sichdas Bauprojekt bis 1559 hinzog.

Die Kosten trug zum großen Teildie Friedberger Bevölkerung mitständig steigenden Steuern. AlsHerzog Albrecht V. (1528 – 1579)starb, war die Abgabenlast seinerUntertanen viermal so hoch wiezu Beginn seiner Regierung, wieder Augsburger LokalhistorikerMartin Kluger ausgerechnet hat(siehe Lesetipp).

Klar, dass auch der Dreißig-jährige Krieg (1618 – 1648) sei-nen Zoll von Schloss und Stadtfordert. Zweimal schlugenschwedische Truppen zu, 1632fackelten sie beides komplett ab,drei Jahre später plünderten siedie Stadtreste erneut. Kurz vorKriegsende verwüsteten Schwe-den und Franzosen Friedberg.Das Schloss wurde ab 1652 wie-der aufgebaut, durch denMünchner Hofbaumeister Mar-kus Schinnagl, der in der Landes-hauptstadt unter anderem für dieKarmelitenkirche am Promena-deplatz verantwortlich zeichnet.

Die Grenzlage wurde Fried-berg immer wieder zum Ver-hängnis. Etwa im SpanischenErbfolgekrieg (1701 – 1714), alsdiesmal kaiserliche TruppenStadt und Schloss binnen zehnMonaten zweimal heimsuchtenund so viele Gebäude als mög-lich verfeuerten. Im nächstenKrieg, demÖsterreichischen Erb-folgekrieg (1740 – 1748), kamendie Friedberger glimpflicher da-von: Sie zahlen den durchziehen-den Truppen zwischen 1741 und1745 immer Lösegeld. Bisschließlich Stadt, Land und Herr-scher pleite waren. Das war einerder Gründe, warum Max III. Jo-seph (1727 – 1777) ab 1754 imSchloss eine Fayence-Manufak-tur ansiedelte.

„Fayence“ bezeichnet eine Ke-ramikart, die mit einer besonde-ren Zinnglasur überzogen ist. Ei-nige besonders schöne Friedber-ger Fayencen sind im Museumim Schloss zu sehen. Doch dieManufaktur erwirtschaftete kei-nen Gewinn und musste schonnach wenigen Jahren geschlos-sen werden.

Im neuen Königreich Bayernfand das Kriegsschloss ab 1806endlich eine friedlich Bestim-mung und beherbergte bis weitins 20. Jahrhundert verschiedeneBehörden sowie ab 1886 auch einkleines Heimatmuseum. Dasheutige Schlossmuseum wurde1982 eingeweiht, in den Jahren2018 und 2019 erfolgte ein auf-wendiger Umbau. Im Mittel-punkt der Dauerausstellung stehtdie Geschichte der FriedbergerUhrmacher und ihrer Produkte.Beeindruckend ist zudem die Fa-yencen-Abteilung sowie dieSammlung von Heiligen- undChristusfiguren. Horst Kramer

Lesetipp Martin Kluger: Mor-de, Macht und Mythos. Geschich-te, Denkmäler und Städte derWittelsbacher im WittelsbacherLand. Augsburg/Nürnberg, 2019.Euro 9,80.

Blick auf den Schlossgraben und das Friedberger Schloss samt einem Hinweis auf die Landesaus-stellung „Stadt befreit“.

ÖsterreichischerErbfolgekriegführt die Stadtin die Pleite

Friedberger

Geschichte

Die Exponate desFriedbergerMuseumsgeben Einblicke in die

Stadt- und Schloss-geschichte. Von oben:eine Tischuhr des Uhr-machers Elias Kreitt-mayr aus dem Jahre

1675, eine FriedbergerFingervase n-Fayence

(in jeden „Finger“ passteine Blüte) und

„Christus in der Rast“.Das Original der Figur

befindet sich in derWallfahrtskirche

Herrgottsruh.

So prächtig das Schloss heute über Friedberg thront, so oft lag es auch amBoden darnieder.

VieleMale brannte es nieder undwurdewieder aufgebaut. Denn das Schloss war vonAnfang

an die viel umkämpfte Grenzfestung derWittelsbacher gegen die Augsburger. Doch auch die

Wittelsbacher selbst griffen die Trutz der Verwandtschaft an – halt von der anderen Seite.

Diese aus Laubholzgeschnitzte Figur, dieehemals in derMünchner Frauenkirchestand, ist ganz be-sonders: die KleidungdesMannes, ein ein-facher Rock und diesogenannten „Ochsen-maulschuhe“, lassenauf einenHandwerkerschließen. Tatsächlichstellt die Person jedochauch einenHeiligendar. Vielleicht den Pa-tron der Schmiede undGoldschmiede SanktEligius. Womöglichwurde die Figur vonreichen Bürgern für dieFrauenkirche in Auftraggegeben.

Foto:Walter Bayer,

DiözesanmuseumFreising

Auf Heller und Pfennig?Aichach, Friedberg und der Landkreis investieren Millionen – und schaffen damit Nutzen für die Zukunft

Zahlenmenschen bringendie Dinge gerne eindeutig aufden Punkt. Was kostet also dieLandesausstellung? Rechnetman zusammen, was der Land-kreis sowie die Städte Aichachund Friedberg investieren,kommt man auf mehr als dreiMillionen Euro. Und trotzdemkann man nicht genau sagen,was die Landesausstellung derRegion kostet.

Das liegt schlichtweg daran,dass einige, auch größere Pro-jekte zwar zur Landesausstel-lung angegangen wurden, aberschon länger geplant warenoder sowieso gemacht werdenmussten. Und von vielem wer-den die Kommunen und vor al-lem die Bürger noch viele Jahreprofitieren, über die Zeit derAusstellung hinaus. Das gilt et-wa für die neuen Bepflanzun-gen in Aichach und an denKreisverkehren an den Kreis-straßen, für die die Stadt undder Landkreis über 70 000 Euro

ausgeben; inbegriffen sind da-rin auch neue Pflanztröge, Bän-ke und ähnliches.

In Friedberg hat alleine derKauf des sogenannten Trinkl-Anwesens neben dem Schlossmit mehr als einer Million Eurozu Buche geschlagen. Dort wirdwährend der Ausstellungsdauerdas Besucherzentrum einge-richtet, es wird aber auch da-nach als Eingangsbereich fürdas Schloss genutzt.

In Aichach gehören der Um-bau des Unteren Turms sowiedie Neukonzeption des dortigenWittelsbacher Museums undder Dauerausstellung im Unter-wittelsbacher Sisi-Schloss mitknapp 400 000 beziehungsweise200 000 Euro zu den großenAusgaben. Dabei gibt es aber je-weils 100 000 Euro an Zuschüs-sen. Mit fast 370 000 Euro(60 000 Euro Zuschuss) ist auchdie Umgestaltung des Burgplat-zes in Oberwittelsbach eines der

großen Projekte der Kreisstadtzur Landesausstellung. Auchdort war schon länger geplant,den historisch bedeutenden Ortneu herzurichten. Beileibe auchkeine Investition für nur kurzeZeit.

350 000 Euro hat die Stadt fürden Umbau des alten Feuer-wehrhauses an der Martinstraßezum historischen „FeuerHaus“ausgegeben, die Fassade gehörtzu den Hinguckern der Ausstel-lung.

Der Landkreis hat bereits imvergangenen Jahr 35 000 Eurofür Werbemaßnahmen ausgege-ben, in diesem werden es wohlmehr als 350 000 Euro. Dabeigeht es mitunter auch um klei-nere Beträge wie etwa die15 000 Euro, die der Landkreisfür „Radeln auf den Spuren derWittelsbacher“ für die Routen-findung, Beschilderung undMarketingmaßnahmen inves-tiert hat. Für die Helfer währendder Ausstellung, etwa an der

Kasse oder als Aufsicht, kalku-liert Friedberg mit etwa 400 000Euro Personalkosten, Aichachmit rund 285 000 Euro.

So schwierig es ist anzuge-ben, was die Ausstellung nungenau kostet, ist es nochschwieriger zu ermitteln, wassie an Einnahmen und „Ge-winn“ zurückgibt. Wie soll maneinen höheren Bekanntheits-grad des Wittelsbacher Landes,den Imagegewinn bilanzieren?Das sind mittel- bis langfristigeEffekte, die im besten Fall nochJahre wirken.

Geschäfte und Gastronomiehoffen auf Umsätze und Ein-nahmen, die mit Erfahrungs-werten sogar relativ genau zubeziffern sind. Bei den vergan-genen Landesausstellungen ha-ben die Besucher in der Regelzwischen 30 und 40 Euro an denVeranstaltungsorten ausgeben;und es kamen regelmäßig zwi-schen 150 000 und 200 000 Gäs-

te. So viele werden es dieses Malcoronabedingt nicht werden,wobei auch ein positiver Effektmöglich ist: Fällt der Urlaub imAusland aus, erkundet man dienähere Umgebung oder bleibtzumindest in Deutschland. Des-halb findet vielleicht der eineoder andere Besucher zur Baye-rischen Landesausstellung, dersonst nicht gekommen wäre.Aber das wird man erst wissen,wenn die Schau ihre Pfortenschließt.

Was unterm Strich bleibenwird? Das wird man auf Hellerund Pfennig nicht sagen kön-nen. Bei einer Ausstellung, dieunter denkbar schlechten Vo-raussetzungen stattfinden muss,erst recht. Aber wenn es einegute Ausstellung mit zufriede-nen Besuchern wird, die viel-leicht einmal wieder ins Wittels-bacher Land kommen, dann hates sich auf jeden Fall gelohnt.

gw, nay, al, beh

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DieWittelsbacher haben in Aichach und imAichacher Land Spuren hinterlassen.

Es gibt Denkmäler, es gibt Bauten, die auf sie zurückgehen, oder archäologische Funde,

es gibt Kunstgegenstände, diemit ihnen zu tun haben, undWittelsbacher Symbole.

Viel zu entdecken also bei einer Tour durch dasWittelsbacher Land.

Wittelsbacher SpurenDie wohl wichtigste wittels-

bachische Hinterlassenschaftsieht man auf den ersten Blicknicht: die Struktur des Wittelsba-cher Landes mit einem Zentral-ort (Aichach) und vielen umlie-genden Dörfern. Diese Struktur,so betont der Leiter des Stadtmu-seums Aichach, Christoph Lang,haben die Wittelsbacher ab dem13. Jahrhundert so geschaffen.

Die Aichacher sehen sich tra-ditionell mit dem Haus Wittels-bach eng verbunden. Das Be-wusstsein dafür, dass die Wittels-bacher aus Aichach kamen, bil-dete sich hier um das Jahr 1800neu. Mehrmals wurden große Ju-biläen gefeiert, und man bemüh-te sich, den jeweils aktuellen Kö-nig oder Regenten aus diesemAnlass nach Aichach einzuladen.Die kamen auch bisweilen undbesichtigten oder hinterließenGedenksteine, aber, so Lang, vonSeiten der Wittelsbacher dürftedie Verbundenheit mit Aichachwohl nicht so stark ausgeprägtgewesen sein. Am 9. September1857 besuchte König MaximilianII. auf dem Weg nach Ingolstadtden Burgplatz in Oberwittels-bach. Dieser Abstecher hatte kei-

nen offiziellen Charakter. VonMaximilian ist der Ausspruchüberliefert, den er an der histori-schen Stätte tat: „Also hier steheich auf dem Boden meiner Ah-nen.“ Der Monarch galt als ge-schichtsbewusst. Sein Diktumwurde auf einer Steintafel ver-ewigt.

Kurz vor Ausbruch des ErstenWeltkriegs, am 28. Mai 1914, gabsich König Ludwig III. mit der kö-niglichen Familie die Ehre, zur800-Jahr-Feier der Wittelsbachernach Aichach und auf den Burg-platz zu reisen. Man bezog sichdamals auf das Jahr 1114, als dieAdelsfamilie von Scheyern nachWittelsbach umzog. Zur Erinne-rung daran wurde nahe bei derMaximilian-Tafel eine Marmorta-fel auf dem Burgplatz ange-bracht.

In Aichach selbst weisen na-türlich die beiden Stadttore unddie erhaltenen Teile der Stadt-mauer auf die Wittelsbacher hin,die Aichach mit deren Bau zurStadt machten. Da die Befesti-gungen durch die Jahrhunderteimmer wieder ausgebaut wurdenoder repariert, sogar gänzlich

wiederaufgebaut werden muss-ten, geben sie allerdings sicherkeinen Eindruck von der Stadt-gründungszeit mehr wieder.

In der Spitalkirche ist ein Wit-telsbacher in einem Fresko por-trätiert: Herzog Ludwig VII., ge-nannt der Gebartete. Er war von1413 bis 1447 Herzog von Bay-ern-Ingolstadt (wiederholt wurdeBayern unter den Wittelsbachernaufgeteilt) und hat viel für die Be-festigung Aichachs getan. Zwarerreichte er das damals unge-wöhnliche Alter von 81 Jahren,wurde aber von seinem eigenenSohn an seinen größten Widersa-cher, HerzogHeinrich II.von Bayern-Landshut (na-türlich auchein Wittelsba-cher), ausge-liefert und beschloss sein Lebenim Kerker von Burghausen. DasFresko stammt von 1789 und gibtdaher nicht den authentischenLudwig wieder. Außerdem wür-digt ein Wappenstein an der Spi-talkirche die Bautätigkeit Lud-wigs.

Ein modernes Denkmal inForm von zwei Steinstelen erin-nert in Unterschneitbach an einwichtiges Ereignis des Hochmit-telalters: In einer Burg nahe derKirche St. Emmeran trafen sichder spätere Kaiser Ludwig IV.(„der Bayer“) und sein BruderRudolf, beide zu diesem Zeit-punkt Wittelsbacher Herzöge,mit dem regionalen Adel, hohenKirchenvertretern und begüter-ten Bürgern, um Steuerfragen zuregeln.

Damit die Herzöge ihre Agrar-steuern eintreiben konnten,mussten sie den drei Landstän-den das Recht einräumen, Steu-

ern zu bewilli-gen. Ergebniswar die„Schnaitba-cher Einung“von 1302, einerster Schritt

hin zu einer Ständeverfassungund einem Parlament als Gesetz-geber. Lang wies darauf hin, dassdieses Tauziehen auch zeigt, wa-rum die Wittelsbacher so gernStädte gründeten: Sie warenleichter zu regieren. Ermöglichteder Herzog gute Handelsgeschäf-

te, dann fügten sich die Städtemeist seinen Anordnungen.

Geschichtsträchtige Orte fürdie Wittelsbacher um Aichachherum sind das Kloster Küh-bach und Schloss Blumenthal.Das Kloster Kühbach wurde mitder Hochzeit von Otto I. und Ha-ziga wittelsbachisch. Schloss Blu-menthal war eine Gründung desDeutschen Ordens. Die Ordens-ritter hatten den Standort wegender Bedeutung Aichachs gewählt,die die Stadt den Wittelsbachernzu verdanken hatte. Zunächsthatten sie das Patronatsrecht derAichacher Pfarrkirche, dann zo-gen sie nach Blumenthal um, wasdurch eine Schenkung von Bert-hold von Schiltberg möglich wur-de, dem Hausmarschall der Wit-telsbacher.

Wappensteine mit dem wohl-bekannten weiß-blauen Rau-tenmuster („Wecken“) sind anund in vielen Gebäuden imRaum Aichach zu finden. Inte-ressant daran ist, dass diesesWappen überall bis heute mitBayern verbunden wird, aber vonden Wittelsbachern nur über-nommen wurde. Ursprünglichzierte ihr Wappen ein weiß-blau-es Zickzackmuster mit Adler. Alsdie Grafen von Bogen ausstarbenund die Wittelsbacher Landes-herren ihren Besitz übernahmen,gefiel ihnen offenbar deren Wap-pen besser, eben das Rautenmus-ter. Andreas Alt

Die Spitalkirche am AichacherStadtplatz. Ein Fresko zeigt denbayerischen Herzog Ludwigden Bebarteten. Er setzte sichstark für die Befestigung Aich-achs ein. Sein Wappenstein istan der Außenmauer zu sehen.

Fotos: Christoph Lang

Schloss Kühbach. Aus Kühbach stammte die Grafen-Witwe Hazi-ga, die den Scheyrer Grafen Otto heiratete. Danach zogen dieScheyrer nach Oberwittelsbach um. Das Kühbacher Schloss warim Besitz des Wittelsbacher Herzogs Max in Bayern, ehe es 1862von der Familie Beck-Peccoz gekauft wurde. Foto: Holger Weiss

Wittelsbacher habenweiß-blaue Rauten ausBogen übernommen

Was bleibt nach „Stadt befreit?Mit und durch die Landesausstellung hat sich das Gesicht Aichachs verändert

Wer Aichach zur Landesaus-stellung besucht, dem fällt na-türlich zuerst das Feuerhaus insAuge. Mit der spektakulären Fas-sadenholzkonstruktion hat das„alte“ Feuerwehrhaus aus den1970er Jahren einen großen Zeit-sprung gemacht und ist sozusa-gen um Jahrhunderte gealtert. Esist aber beileibe nicht die einzigeVeränderung in Aichach. DieStadt hat sich herausgeputzt undfür die Besucher hübsch ge-macht, schon länger geplanteProjekte wurden angegangen,und nicht alles wird verschwin-den, wenn die Landesausstellungihre Pforten schließt und die Be-sucher da waren. Manches bleibtund verändert dauerhaft das Ge-sicht der Stadt.

Bereits im Frühjahr war Aich-ach so bunt und hat so geblühtwie nie. Aus bisher ungenutztenGrünflächen, Randstreifen, Fuß-gängerquerungen und anderenkleinen Arealen wurden Blühflä-chen. Das neue Grün ist aber nurein Bestandteil eines umfassen-deren „Aufhübschungskonzepst“von Bauamtsleiterin Carola Küs-pert. Dazu gehören auch neueund schönere Bänke, die „Auf-enthaltsinseln“ bilden sollen, aufdenen sich die Aichacher und ih-re Gäste wohlfühlen.

Dazu kommen neue Fahnen-stangen, eine neue Beschilde-rung in der Stadt, die mit Kartenund klaren Informationen Tou-risten zu den interessanten Fle-cken und Gebäuden führt.

Vor den wichtigsten und histo-risch interessantesten neun Bau-ten gibt es nun „Stadtgeschichtli-che Stelen“, mit denen die Besu-cher und vielleicht auch mancheEinheimische sich knapp undfundiert darüber informierenkönnen, vor welchem Gebäudesie gerade stehen und welche Be-deutung es hat.

Mit viel Fingerspitzengefühlwurde der Burgplatz in Oberwit-telsbach umgestaltet. Ursprüng-lich sollte er als einer der histo-risch wichtigsten Orte Bayernsim Mittelpunkt der Landesaus-stellung stehen. Als absehbarwar, dass die komplizierte Sanie-rung der Burgkirche nicht bis2020 abgeschlossen sein würde,haben Ausstellungsmacher dasKonzept geändert. Statt der frü-hen Wittelsbacher stehen nundie Wittelsbacher als Städtegrün-der im Zentrum der Ausstellung.

Burgplatz und Burgkirchewurden dennoch aufgewertet,um sie als „Wittelsbacher Erinne-rungsorte“ für Besucher erfahr-bar zu machen. Unter anderemsind Bäume und Sträucher zu-rückgeschnitten und Geländerrückgebaut, ein Rundweg ist an-gelegt, einheitliche Info-Tafeln(wie am Grünzug an der Paar)sowie Bänke und Abfallbehälterwurden aufgestellt und der frü-here Burggraben freigelegt. Beiallem stand im Mittelpunkt, die„Aura“ des Ortes nicht zu stören.

Der Weg und „Geschichts-pfad“ von Oberwittelsbach zumSisi-Schloss nach Unterwittels-bach ist mit Naturmaterial ver-bessert. Er stellt nicht nur dieVerbindung zwischen beiden Or-ten sowie dem Schloss und derfrüheren Burg dar, sondern beideAreale sollen in Zukunft als öf-fentliche Gärten ins Bewusstseingerückt werden.

Zu den wichtigsten Orten derLandesausstellung und Aichachsbegleitet die Besucher ein neuerFührer, der Aichacher Nacht-wächter. Eine mannshohe Stahl-silhouette, die die Stadt symboli-siert und die ihren Bruder inFriedberg hat, wo diese Rolle einStadtschreiber übernimmt. AuchNachtwächter und Stadtschrei-ber werden Aichach und Fried-berg über die Zeit der Landes-ausstellung hinausbegleiten.

Und das FeuerHaus? Wird esbleiben? Zunächst wird es, eben-so wie das „Stadttor“ am Spital-heim, auch im Jahr 2021 stehen.Und wer weiß, was danach pas-siert, schließlich hat sich schonmanches Provisorium als sehrdauerhaft erwiesen.

Denn schließlich mag noch et-was anderes von der Landesaus-stellung in Aichach bleiben: Viel-leicht lassen die Besucher etwashier, ihre Sympathie, und entde-cken ihre Zuneigung für die Stadtund Altbayern.

Dr. Berndt Herrmann

DieHansestadt Lübeckist sicher der bekanntesteFall einer „Gründungs-stadt“ nördlich derAlpen. Heinrich derLöwe, Herzog nicht nurvon Bayern, sondernauch von Sachsen,gründete die Stadt imJahr 1158. Im selbenleitete er aber auch dieGründungMünchensin dieWege. Er zerstörtedazu die Isarbrücke beiOberföhring, die demBischof von Freisinggehörte, und ließ beiMünchen eine neueBrücke bauen! DasLübecker Siegeltyparist ein Exponat derLandesausstellung. Eszeigt, wie sich SeeleuteundKaufleute in einerEidgenossenschaft ver-brüdern. DieseEidgenossenschaft standamAnfang derstädtischenGemeindeund trat demLandes-herrn als solche entgegen– ein für diese Zeit un-erhörter Vorgang!

Foto: AHL, 8.5-1 Sammlungder Siegelstempel, A.I.1

SO SCHMECKT DAS WITTELSBACHER LAND

spezialitaetenwirte.de

Page 24: 10. JUNI BIS 8. NOVEMBER 2020...dieser Kommunen im späten Mittelalter und der frühen Neu-zeit bis hin zurn apoleonischen Zeitenwende nach 1800.E rgän-zend erlaubt das Kombiticket

Wie die Bayerische Landesausstellung „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“ abläuft,

kann niemand exakt voraussagen. Die Corona-Pandemie zwingt die Veranstalter,

tagtäglich neu zu planen und zu reagieren. Doch die Voraussetzungen sind geschaffen,

denGästen einen sicheren und erlebnisreichen Besuch zu ermöglichen.24

Besucher der Landes-ausstellung können sichgegen Vorlage der Ein-

trittskarte kostenlosE-Bikes ausleihen. In

Aichach und Friedbergstehen zwölf Pedelecsfür Erwachsene und

Jugendliche bereit. Mankann sie während desganzen Tages nutzen.Der Betrieb der Räderwird erklärt, Fahrrad-helmewerdenmit aus-

gegeben. Die Räderhaben eine Reichweite

von bis zu 120 Kilo-metern und bieten sichfür Fahrten durch dasWittelsbacher Landoder zumPendeln

zwischen Aichach undFriedberg an. Ein knapp

20 Kilometer langerLandesausstellungs-Radweg ist ausge-

schildert. WermehrvomUmland sehenwill, nutzt die neue

„Wittelsbacher Spuren-Tour“. Sie führt auf

knapp 60KilometernzuOrten, die von den

Wittelsbachern ge-gründet oder gefördert

wurden, unter anderemnachKühbach und

Aindling. Diese und 13weitere Rad-Touren

sind auf der Internetseitewittelsbacherland.de

inklusive Karten-material zumDownload

vorgestellt.

Reduziertes

Programm

Andie 1000 Ver-anstaltungenwaren imWittelsbacher Landrund umdie BayerischeLandesausstellung 2020geplant. Die Corona-Pandemie hat dazugeführt, dass der um-fangreiche Veran-staltungskalenderdeutlich reduziert undkomplett angepasstwerdenmuss. Erst ab15. Juni soll, lautAnkündigung derBayerischen Staats-regierung, dieWieder-aufnahme des Theater-,Konzert- undweiterenkulturellen Veran-staltungsbetriebs (biszu 50Gäste in ge-schlossenen Räumen,bis zu 100Gäste imFreien)möglich sein.Die genauen Regelungendazu standen bei Druck-termin dieser Beilagenoch aus. An die Stelledes ursprünglichen,gedruckten Veran-staltungskalenders trittdie überarbeitete Online-Version, die ständigaktualisiert wird, unterwittelsbacherland.de

Willkommen!Wann undWo10. Juni bis 8. November 2020täglich von 9 bis 18 Uhr

Friedberg | Wittelsbacher SchlossSchloßstraße 21 | 86316 Friedberg

Aichach | FeuerhausMartinstraße 17 | 86551 Aichach

AnfahrtMit dem AutoÜber die Autobahn A8, Abfahrt Dasing, dann auf derB 300 nach Aichach oder Friedberg; aus RichtungIngolstadt oder Augsburg auch direkt über die B 300

Mit Bus und BahnAichach und Friedberg liegen direkt an der BahnstreckeAugsburg-Ingolstadt. Von beiden Bahnhöfen sindes nur rund 500Meter ins jeweilige Stadtzentrum.Die Bayerische Regiobahn verkehrt halbstündlichzwischen Augsburg, Friedberg und Aichach – zurLandesausstellung auch an denWochenenden undFeiertagen. Gegen Vorlage des tagesaktuellenÖPNV-Tickets erhalten Besucher ermäßigten Eintrittin die Landesausstellung.

ParkmöglichkeitenIn beiden Städten sind Parkmöglichkeiten ausgeschildert.

InfopointsTourist-Informationen sind in Aichach am Stadtplatz(beim Oberen Tor) und in Friedberg nahe des Schlosseseingerichtet. Dort gibt es die Eintrittskarten, manerhält Erklärungen zur Ausstellung , zu Führungenund zu den Sehenswürdigkeiten in der Stadt. Eslassen sich zudem kostenlos E-Bikes mieten, umdamit das Wittelsbacher Land zu erkunden oder vonAichach nach Friedberg und umgekehrt zu gelangen.

EintrittspreiseKombikarte für Erwachsene: 12 EuroErmäßigt (z. B. Senioren, Studenten, Gruppen ab 15Personen): 9 EuroFamilienkarte: 24 EuroKinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren: 2 EuroSchüler im Klassenverband: 1 Euro

Die Kombikarte berechtigt zum Besuch von fünfAusstellungsorten:Bayerische Landesausstellung imWittelsbacherSchloss Friedberg, Bayerische Landesausstellung imFeuerhaus Aichach, Dauerausstellung des MuseumsimWittelsbacher Schloss Friedberg, WittelsbacherMuseum imUnteren Tor Aichach, StadtmuseumAichach

Die Kombikarte kann an unterschiedlichen Tagenwährend der gesamten Laufzeit eingelöst werden.Die beiden Ausstellungen imWittelsbacher Schloss(Dauerausstellung und Landesausstellung) könnennur am selben Tag besucht werden.

TiereDer Zutritt zur Bayerischen Landesausstellung 2020ist Tieren nicht gestattet (ausgenommen Blindenhunde).FotografierenAufgrund der Empfindlichkeit der ausgestelltenObjekte ist das Fotografieren in der Ausstellung nichterlaubt.

Informationen und ReservierungenFür Informationen und Reservierungen ist vonMontag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr die Buchungs-hotline 0821/450 57 457 besetzt.

AudioguideZur Bayerischen Landesausstellung 2020 wirdes einen Audioguide in deutscher, englischerund Leichter Sprache geben.

BarrierefreiheitDie Landesausstellung ist barrierefrei zugänglich.Für hörgeschädigte Besucher stehen Induktions-schleifen für den Audioguide zur Verfügung.Für sehbehinderte, taube und blinde Besuchergibt es verschiedene Angebote in der Ausstellung.

Führungen undMuseumsbesuch

Für den Besuch des Feuerhauses in Aichach unddes Wittelsbacher Schlosses gelten sowie für Stadt-führungen zur Landesausstellung gelten coronabe-dingte Hygiene- und Schutzmaßnahmen. „Es liegtuns am Herzen, den Besuchern den Aufenthalt inder Landesausstellung so angenehm wie möglich zugestalten“, erklärt das Haus der Bayerischen Ge-schichte. Es gelte aber, die geltenen Vorgaben einzu-halten. Dazu gehört im Kern das Tragen einesMund- und Nasenschutzes in der Ausstellung, dieEinhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Meternsowie die Vermeidung von Gruppenbildung.

Weiter heißt es, man versuche Wartezeiten zu ver-meiden. Wer sichergehen möchte, kontaktiert dieReservierungshotline 0821/450 57 457 und meldetsich für eine Führung an.

Online-ReservierungIn wenigen Tagen wird im Internet die auch On-

line-Reservierungsseite onlineticket.bayern freige-schaltet. Darin können Führungen im Schloss invier Zeitfenstern gebucht werden. Eine Online-Bu-chung empfiehlt sich auch für die Aichacher Stadt-führung. Zum Besuch des Feuerhauses ist keine Re-servierung nötig.

InfosFür den 15. Juni hat die Bayerische Staatsregie-

rung neue Vorschriften und Corona-Regeln ange-kündigt, die den Ausstellungs- undMuseumsbetriebbetreffen, ebenso Freiluft- und Kulturveranstaltun-gen. Erst danach kann entschieden werden, wie sichdas Angebot der Landesausstellung (beispielsweisefür Schulklassen oder Gruppen) ändert, ob Vorträgeoder Konzerte möglich sind.

Das Haus der Bayerischen Geschichte und dieMitveranstalter werden auf folgenden Internetseitenaktuell darüber informieren:

hdbg.de, wittelsbacherland.de,aichach.de, friedberg.de

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pera

tion

für T

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Gesundheitswesen

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Chefarzt Dr. med. Patrick von ParpartAllgemein- undViszeralchirurgie Telefon Sekretariat08251 909-217

Chefarzt Dr. med. Anastasios Moissidis Innere Medizin –GastroenterologieTelefon Sekretariat08251 909-216

Chefarzt PD Dr. med. Heiko Methe Innere Medizin – Kardiologie Telefon Sekretariat08251 909-216

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Chefarzt Dr. med.Norbert SchneiderAnästhesie, Intensivmedi-zin und SchmerztherapieTelefon Sekretariat0821 6004-231

Chefarzt Dr. med. Siegbert MersdorfGynäkologie und GeburtshilfeTelefon Sekretariat0821 6004-138

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Leitender Ober -arzt Dr. med. Giesbert LeissnerGefäßchirurgie Telefon Sekretariat08251 909-217

Chefarzt Dr. med. Tobias KöhlerUnfallchirurgie und Orthopädie Telefon Sekretariat08251 909-217