100% Holz

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Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft Vom Jungbaum zur Designerliege Die Berner Fachhochschule zelebriert den Rohstoff Holz vom Keim bis zur Avantgarde-Villa!

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Internationales Jahr des Waldes 2011. Die Berner Fachhochschule zelebriert den Rohstoff Holz vom Keim bis zur Avantgarde-Villa!

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Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau

Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft

Vom Jungbaum zur Designerliege

Die Berner Fachhochschule zelebriert den Rohstoff Holz vom Keim bis zur

Avantgarde-Villa!

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Inhalt

1. Einleitung 4 2. Lehre 6 3. Projekte aus der Lehre 28 4. Weiterbildung 29 6. Forschung und Entwicklung 35 7. Auszug aus einer aktuellen Publikation Studierender der Berner Fachhochschule 43 8. Kontakt 49 9. Impressum 49

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1. Einleitung

Holz nutzen für einen nachhaltigeren Gebäudepark

In Zukunft gilt es das Potential des nachwachsenden Baustoffs Holz konsequent zu nutzen. Eine Nachhal-

tigkeits-Perspektive, die nur bis zum Waldrand reicht, genügt nicht.

Der Schweizer Wald ist gesund. Er wächst laufend. Und der Rohstoff Holz wird in der Schweiz unter einem

der weltweit strengsten Waldgesetze gewonnen. Holz benötigt zu seiner Herstellung weder teuer importier-

te fossile Energie noch risikoreiche Kernkraft, sondern wächst allein mit Sonnenenergie. Zudem speichert

das Material in seinem Wachstum grosse Mengen an CO2.

Im Bau erreicht das Material heute einen Anteil von etwa 15%. Mehrgeschossige Gebäude im Holzbau wie

Wohnsiedlungen sind ohne rigide Einschränkungen erst seit gut fünf Jahren möglich. Seither hat Holz beim

Bauen von neuen Mehrfamilienhäusern 5% Marktanteil gewonnen.1

Die Nutzung erneuerbarer Rohstoffe ist also aktueller denn je: Die einheimische Ressource Holz gewinnt

gesellschaftlich und politisch zunehmend an Bedeutung. Wald und Holz in Zusammenhang mit der allge-

meinen Verknappung der Rohstoffe stehen vorbedeutenden Herausforderungen. Das Ausbildungskonzept

der Berner Fachhochschule umfasst ein breites Spektrum: Dieses reicht vom Rohstoff über Halbfabrikate

bis zu Tragwerken, Möbeln oder energieeffizienten Verfahrens- und Fertigungstechnik, Tragwerkslehre,

Oberflächentechnik, Bauphysik, Betriebsorganisation, Produktentwicklung sowie Energie- und Umwelt-

technik.

Dr. Andreas Hurst

Dipl. Ing. ETH

Abteilungsleiter Bachelor Holz (Biel)

Die seit über 20 Jahren erfolgreich durchgeführte Holzingenieurausbildung in Biel umfasst alle Bereiche der

Produktionskette Holz. Sie ist in der Schweiz einzigartig. Die Ausbildung wird kontinuierlich und in Abspra-

che mit der Holzwirtschaft und ihrer angrenzenden Branchen weiterentwickelt. Alle Vorgaben der Bologna-

reform werden positiv genutzt. Das Bachelorstudium basiert auf den Erkenntnissen der bisherigen Ausbil-

1 Quelle Lignum 2011.

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dung "Holzingenieur/-in FH". Eine wichtige Rolle spielt das Praktikum, das die Studierenden weltweit in

Unternehmen und Institutionen der Holzwirtschaft absolvieren.

Der Start für die Ausbildung von Holzingenieurinnen und -ingenieuren auf Stufe Höhere Technische Lehr-

anstalt (HTL) erfolgte in der Schweiz im Jahre 1986. Zuvor existierte ein vergleichbares Studium nur in

Deutschland und Frankreich. Das Bewusstsein, dass auch in der Schweiz die Nachfrage nach einer adä-

quaten Ausbildung für hochqualifizierte Kaderleute der Holzwirtschaft besteht, entstand im Rahmen des

«Nationalen Forschungsprogramms 12» (Holz, erneuerbare Rohstoff- und Energiequelle 1983–1991) und

der Vorbereitungen zum «Impulsprogramm Holz» (nationales Aus- und Weiterbildungsprogramm für Inge-

nieure, Planer und Architekten, 1986–1992). Nach wie vor ist das Bachelorstudium zur Holzingenieurin,

zum Holzingenieur in der Schweiz einzigartig.

Christoph Rellstab

Dipl. Ing. HTL

Leiter Technikerschulen HF Holz Biel

Die Lehre an den Technikerschulen HF Holz Biel befähigt die Absolventinnen und Absolventen von heute,

auch morgen ihr Wissen und Können zu erweitern und flexibel zu reagieren. Die Studierenden profitieren

von kompetenten Dozentinnen und Dozenten, der gut ausgebauten Infrastruktur an der Schule sowie vom

direkten Zugang zu Forschung und Entwicklung der Berner Fachhochschule. Sowohl die guten Kontakte

zu Berufskommissionen, -verbänden und Politik als auch zur (Holz-)Wirtschaft unterstützen uns bei der

kontinuierlichen Weiterentwicklung des Aus- und Weiterbildungsangebots.

Die Absolventinnen und Absolventen der Technikerschulen HF Holz Biel übernehmen in der Holzwirtschaft

im mittleren und oberen Kader verantwortungsvolle Aufgaben. Sie unterstützen die Geschäftsleitung mit

Weitblick. Die Ausbildung beinhaltet nebst einer guten Allgemeinbildung branchenspezifische und be-

triebswirtschaftliche Bereiche. Die fächerübergreifenden und vernetzenden Unterrichtsbestandteile sowie

ein Praktikum in der Holzwirtschaft schaffen einen hohen Praxisbezug.

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2. Lehre

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10 Fragen an …

Melanie Salzgeber: Bsc in Holztechnik

5 spontane Assoziationen (Ideen) zu «Wald»: Erholungsgebiet. Natur, Tiere, Frisch. Schön.

Welche Beziehung haben Sie zum Wald?

In beruflicher Hinsicht sehe ich Holz als massgebenden Rohstofflieferanten. Und auch im Bereich

der Freizeit bedeutet mir der Wald sehr viel. Er ist für mich wichtig als Erholungsgebiet.

Sie wählen einen Beruf, der einem der wichtigsten Schweizer Rohstoffe Rechnung trägt. Was sind die

Berufsmöglichkeiten, die Sie nach Ende des Studiums zum Bachelor in Holztechnik erwarten?

Das Gebiet ist sehr breit. Von der Arbeit in der Sägerei reicht das Spektrum bis zur Produktent-

wicklung und zum Möbeldesign. Künftig liegen die Schwerpunkte auch vermehrt bei der Nachhal-

tigkeit und bei Minergiestandards, Der Rohstoff Holz kann vielfach eingesetzt werden. Das Berufs-

feld ist daher enorm breit und vielschichtig.

«Von der Arbeit in der Sägerei reicht das Spektrum bis zur Produktentwicklung und zum

Möbeldesign. Künftig liegen die Schwerpunkte auch vermehrt bei der Nachhaltigkeit und

bei Minergiestandards.»

Wissen Sie schon, in welcher Richtung Sie sich engagieren möchten?

(Lacht) Ich habe bereits den Arbeitsgeber. Ich widme mich der industriellen Fertigung von Kü-

chenmöbeln. Es geht bei meiner künftigen Arbeit vor allem um die Optimierung von Prozessabläu-

fen. Und wie der Werkstoff Holz als erneuerbare Ressource in der industriellen Fertigung einge-

setzt werden kann. Meine Vertiefungsrichtung im Studium ist Prozessmanagement. Hier liegen

auch meine Stärken.

Wie ist das Holz-Image in der Schweiz? Und wie beurteilen Sie es in internationaler Hinsicht?

Ich glaube, dass das staubige Image zur Vergangenheit gehört. In Hinsicht Ökologie und Nachhal-

tigkeit passiert zurzeit sehr viel in der Holzbranche und beim Bund. Die Gesellschaft merkt lang-

sam, wie vielfältig der Bau- und Werkstoff Holz ist. Er ist nicht nur zum Verbrennen geeignet. Die

Branche wird innovativ. Schweizweit und international findet langsam eine konsequente Vernet-

zung einzelner Bereiche der Branche statt. Ich denke hier an die Herkunftsdeklaration in der

Schweiz sowie im EU-Raum, wo ähnliche Deklarationen künftig ausgewiesen werden müssen. Ich

finde es richtig, dass Rohstoffe ausgewiesen werden müssen, damit man sieht, woher ein Baum

z.B. kommt. Es ist auch eine Forderung, die den Schwarzabholzungen entgegenwirkt. Man darf

nicht sinnlos abholzen, ohne Nachhaltigkeit zu generieren. Die Gesellschaft muss sich bewusst

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sein, dass man nicht hektarweise Holz abholzen kann, ohne negative Folgen. Das wird zum Glück

nun auch international angestrebt.

Die Holzkette gewann in den letzten Jahren an Innovationskraft und Wertschöpfung. Sind wir auf dem

richtigen Weg? Warum oder warum nicht?

Holz ist zwar ein nachwachsender Rohstoff; aber er ist trotzdem nicht endlos vorhanden. Wichtig

ist deshalb, ihn sinnvoll einzusetzen. Heute mischt sich zunehmend auch moderne Architektur mit

Holz. Moderne Bauwerke, die verschiedene Materialien mit Holz kombinierten, waren noch vor

wenigen Jahren nicht häufig anzutreffen. Holz integriert sich also auch immer mehr in Design und

Gestaltungselemente. Und zwar als moderner Werkstoff in Kombination mit ganz anderen Werk-

stoffen.

«Wir haben zwar Vertiefungsrichtungen, diese können in der Masterausbildung zusätzlich

spezifisch weiter vertieft werden. Zusätzlich wird zwischen dem 5. Und 6. Semester ein

einjähriges Praktikum zum Erarbeiten der Bachelor-Arbeit ermöglicht. Dieses Praxisjahr ist

enorm wichtig. Hier findet der Kontakt zu Praxis intensiv statt.»

Sie studieren im 6. Semester Holzingenieurwesen. Wie wird die Ausbildung den Bedürfnissen der Praxis

gerecht?

Weil der Werkstoff Holz so vielfältig und breit im Spektrum ist, muss auch die Ausbildung eher generalis-

tisch sein. Wir haben zwar Vertiefungsrichtungen, diese können in der Masterausbildung zusätzlich spezi-

fisch weiter vertieft werden. Zusätzlich wird zwischen dem 5. Und 6. Semester ein einjähriges Praktikum

zum Erarbeiten der Bachelor-Arbeit ermöglicht. Dieses Praxisjahr ist enorm wichtig. Hier findet der Kontakt

zu Praxis intensiv statt. Ich arbeitete zum Beispiel bei Umdasch Shop-Concept AG in der Ladeneinrich-

tung. Da war ich Assistentin des Technischen Leiters. Mein Aufgabenfeld war sehr, sehr vielfältig. Ich konn-

te in den verschiedensten Bereichen eines grossen Unternehmens mitwirken. Die Firma hat immerhin 180

Mitarbeitende. Bei der Diplomarbeit widmete ich mich der „Optimierung der Vorfertigung“. Ich finde schön,

dass die Ausbildung zur Holzingenieurin/zum Holzingenieur jeder/jedem etwas bietet, der sich für die Mate-

rie interessiert. Wir sind momentan 35 Studierende in Biel, im gesamten Lehrgang. Elf studieren Prozess-

management, elf Produktdesign, und der Rest bildet sich Richtung Bau aus.

Die Ressource Holz wird mehrfach genutzt. (Kaskade: Bau-, Werkstoff, Energie). Welchen Bereich finden

Sie persönlich den spannendsten. Und warum?

Für mich ist der Werkstoff der naheliegendste. Da kenne ich mich am besten aus. Zunehmend ist

auch Energie ein spannendes Thema. Hier wird sich künftig noch einiges tun.

Der Bund hat das Nationalfondsprojekt «Ressource Wald» – NFP 66 – initiiert. Was erhoffen Sie sich da-

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von?

Das ist ein ganz neues Projekt. Es ist sicher eine gute Sache, Holz als Substitutionsmaterial ganz-

heitlich ausschöpfen. Gerade wenn wir die 2000-Watt-Gesellschaft anstreben, muss Energie rich-

tig einsetzt werden. Darum muss der Bund Massnahme setzen. Sonst wird die Problematik zwar

wahrgenommen aber nicht umgesetzt.

National und international gibt es unzählige Projekte mit dem Bau- und Werkstoff Holz. Welches der Ihnen

bekannten ist das spannendste?

Mich fasziniert zum einen das Holzschweissen. Es ist zwar nicht brandneu: Als ich an die Schule

kam, war das DIE Innovation. Ich finde spannend, was damit alles möglich wird. Den Infotag am

Departement Architektur, Holz und Bau in Biel besuchte ich nicht zuletzt, weil mir diese Idee vom

klebestofffreien Zusammenfügen von Holz nicht mehr aus dem Kopf ging. Danach schnupperte ich

eine Woche lang – beides brachte mich dazu, in Biel zu studieren.

Ausserdem versucht man heute RFID in Prozesse zu integrieren, um Produktionen besser verfol-

gen zu können. Das interessiert mich aktuell, Damit lässt sich besser analysieren, wie die Material-

flüsse funktionieren; und es gelingt, diese entsprechend zu optimieren. Ich hoffe, dass ich bei mei-

ner künftigen Arbeit damit konfrontiert werde. RFID ist noch eine sehr junge Technologie in der

Holzbranche. An der Berner Fachhochschule laufen einige Projekte hierzu.

Allgemein gesagt: es gibt unzählige Projekte, die aufzuzeigen, dass die Arbeit mit Holz unwahr-

scheinlich vielfältig und innovativ ist.

Name: Salzgeber

Vorname: Melanie

Wohnort: Bassersdorf/ZH

Werdegang: 4 Jahre Ausbildung zur Schreinerin, Ausbildungsrichtung: Möbel und Innenausbau; 3 Jahre

Berufsbildnerin für das erste Lehrjahr; 1 Jahr Arbeit als CNC-Maschinistin und Stv. Werkmeisterin; Studium

zur Holzingenieurin (Bachelor of Science in Woodengineering)

Angestrebter Beruf: Bachelor of Science in Woodengineering.

Wo würde ich investieren? Richtung Umwelt und Nachhaltigkeit! Ziel 2000-Watt-Gesellschaft.

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… Ivo Tognella: Technikerschulen HF Holz Biel Spontane Assoziationen (Ideen) zu «Wald»:

Energiebringer zum Heizen

Arbeitsplatz

Naherholungsgebiet zum Energie tanken

Natur

Welche Beziehung haben Sie zum Wald?

Meine Familie hatte eine Sägerei. Ich bin also bereits früh mit der Branche bekannt gemacht wor-

den. Darum habe ich mich zunächst vielleicht auch zum Säger und Zimmermann ausgebildet.

Auch mein Bruder hat eine Affinität zu Holz und Wald. Er arbeitet als Förster. Heute ist er zu 95%

mein Holzlieferant in Schaffhausen. Ich wählte den Beruf auch, weil er mir bei der Berufswahl am

besten gefiel. Mir gefiel das Arbeiten mit Beton nicht, deshalb wählte ich Holz als Arbeitsmaterial.

Der Wald ist enorm wichtig, weil er Rohstofflieferant ist – Rohstoff, den ich täglich versuche den

Leuten zu verkaufen. Ich arbeite neben der Ausbildung als Geschäftsführer eines Holz-

Unternehmens. Die Arbeitsbelastung beträgt rund 30% unter der Woche; zusätzlich arbeite ich

auch am Samstag und Sonntag. Es ist relativ hart, neben dem Studium einem anspruchsvollen

Job nachzugehen. Während des ersten und zweiten Semesters ist dies aufgrund des intensiven

Grundstudiums nicht möglich gewesen.

Sie wählen einen Beruf, der einem der wichtigsten Schweizer Rohstoffe Rechnung trägt. Was sind die

Berufsmöglichkeiten, die Sie nach Ende des Studiums erwarten?

Die Arbeitsmöglichkeiten im Bereich des Holzbaus sind enorm breit. Technischen Bereich ist die

Vielfalt in einem KMU der Branche schier grenzenlos.

Wissen Sie schon, in welcher Richtung Sie sich engagieren möchten?

Ich werde in der Geschäftsführung bleiben und leite das Unternehmen, in dem ich arbeite, weiter.

Wie ist das Holz-Image in der Schweiz? Und wie beurteilen Sie es in internationaler Hinsicht?

Wir sind in der Schweiz auf dem richtigen Weg, ein gutes Image zu erreichen. Das erlebe ich in

meinem Umfeld. International sind die Ziele aber noch lange nicht erreicht. In der Schweiz, Öster-

reich, Norditalien und Deutschland zum Beispiel hat Holz und das Bauen mit Holz eine relativ hohe

Akzeptanz. Global gesehen eher noch nicht.

«Das Studium bietet einen prallen Rucksack an Grundwissen»

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Sie studieren im 4. an den höheren Fachschulen. Wie wird die Ausbildung den Bedürfnissen der Praxis

gerecht?

Das Studium ist ein sehr guter Rucksack mit dem Wesentlichen an Basiswissen. Wenn wir fertig

sind, erwartet uns allerdings noch eine Menge Know-how, das wir uns aneignen müssen. Es gibt

in jedem Sektor noch Zusatzwissen, das im Grundstudium nicht Platz hatte. Dies wurde uns wäh-

rend des Praktikums bewusst, wo jeder von uns mit Neuem konfrontiert wurde. Im Studium wird

der Grundstein gelegt. In drei Jahren kann nicht die komplette Kompetenz für eine Unternehmens-

führung inklusive Spezialwissen im Fachbereich erarbeitet werden.

Die Holzkette gewann in den letzten Jahren an Innovationskraft und Wertschöpfung. Sind wir auf dem

richtigen Weg?

Ich finde den Einsatz von Holz sinnvoll, wenn es darum geht, Wärme zu dämmen und Energie zu

sparen. Mit den neuen Heizungssystemen kann Holz heute sehr gute Resultate erzielen. Für mich

ist ein Holzhaus, das mit natürlich nachwachsenden Rohstoffen beheizt wird spannend. Ähnliches

ist mit Beton nicht möglich.

«Mit Holz ist enorm viel machbar.»

Der Bund hat das Nationalfondsprojekt «Ressource Wald» – NFP 66 – initiiert. Was erhoffen Sie sich da-

von?

Es ist absolut sinnvoll, dass man Möglichkeiten sucht, um Holz variabel zu verwerten und einzu-

setzen. Ich meine, herauszufinden, was man mit Holz alles machen kann. Der Wald muss gepflegt

werden, sonst geht er kaputt. Das Holz, das gewonnen wird, muss irgendwie bearbeitet werden.

Es gibt bereits eine Vielzahl an Projekten, die am Laufen sind. Zum Beispiel bei der Laubholznut-

zung. Man darf diese – auch wenn sie regional und auf den ersten Blick nicht aufsehenerregend

sind – nicht vergessen.

National und international gibt es unzählige Projekte mit dem Bau- und Werkstoff Holz. Welches der Ihnen

bekannten ist das spannendste?

Ich finde schöne Bauwerke sehr gut. Unsere Schule zum Beispiel oder die Eishalle Davos. Das

sind Gebäude, die vom architektonisch sehr schön sind. Energietechnisch interessieren mich die

Dörfer in Süddeutschland, die mit Holzschnitzel oder Biogasanlagen heizen. Die ganze Energiever-

sorgung der Dörfer läuft über ein einziges Heizsystem. Natürlich ist das jetzt wieder interessanter,

da die Energiefrage gerade sehr aktuell ist. Nehmen wir die Enklave Büsingen am Hochrhein, nahe

von Schaffhausen. Das ganze Dorf heizt mit einem gemeinsamen Wärmenetz, an das privaten,

kommunalen und gewerblichen Gebäude kostenlos anschließen können.

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Name: Tognella

Vorname: Ivo

Wohnort: Merishausen/SH

Werdegang: Ausbildung zum Säger/Zimmermann, danach Studium an den Technikerschulen HF Holz Biel,

Fachrichtung Holzbau.

… Pascal Huber; Technikerschulen HF Holz Biel

5 spontane Assoziationen (Ideen) zu «Wald»:

Grün

vier Jahreszeiten

Rohstofflieferung

Freizeit

Erholung

Welche Beziehung haben Sie zum Wald?

Ich komme aus einer ländlichen Region; der Wald war immer in meiner Nähe. Wenn mein Umfeld

etwas vom Wald bezog, war das vom Säger oder dem Holzhändler. Ohne Wald würde mir etwas

fehlen. Wir haben auch einen elterlichen Betrieb, der mit Holz im weiteren Rahmen zu tun hat – ei-

nen Fensterbaubetrieb. Die Arbeit mit Fenstern sprach mir immer zu. Ich kannte die Arbeit, sah sie

von klein auf und hatte das Gefühl, dass ich das am besten kann. So bin ich hinein gerutscht.

Sie wählen einen Beruf, der einem der wichtigsten Schweizer Rohstoffe Rechnung trägt. Was sind die

Berufsmöglichkeiten, die Sie nach Ende des Studiums in Holztechnik erwarten?

Man kann mit der Ausbildung in Ingenieurbüros als Techniker arbeiten oder im Aussendienstals

Verkäufer verschiedenster Produkte und Dienstleistungen. Auch die Beratung ist eine Sparte, in

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der wir arbeiten können. Zum Beispiel für die Unternehmensstruktur oder die Geschäftsleitung ei-

nes Betriebs in der Branche – oder auch einer anverwandten. Im Praktikum wechselte ich die

Branche: ich ging nach Italien und war in der Maschinenindustrie tätig. Da war ich die Schnittstelle

zwischen Kunden und Unternehmen. Das Angebot nach der Ausbildung ist enorm breit im techni-

schen Bereich. Das ist wirklich grossartig.

Wissen Sie schon, in welcher Richtung Sie sich engagieren möchten?

Ich möchte noch einmal nach Italien gehen. Und dann möchte ich den Betrieb übernehmen. Zu-

erst werde ich mich aber wie gesagt weiterbilden respektive meine Hörner abstossen.

Holzimage

«Das Image von Holz in der Schweiz ist ambivalent. Viele wissen nicht, was ein Schreiner

oder Zimmermann alles baut.»

Wie ist das Holz-Image in der Schweiz? Und wie beurteilen Sie es in internationaler Hinsicht?

In der Schweiz ist das Bild ambivalent. Wenn man die Leute fragt, was ein Schreiner oder Zim-

mermann macht, wissen sie dies oft nicht genau. Ich finde es schade, dass viele Menschen in der

Schweiz nicht wissen, dass nicht nur Architekten Gebäude konzipieren und planen, sondern auch

Schreiner. Bei Leuten, die nicht aus der Branche sind, denken immer noch in verstaubten Gedan-

ken. Wir müssten noch Werbung machen für die Holzberufe.

Sie studieren im 4. Semester Holztechnik. Wie wird die Ausbildung den Bedürfnissen der Praxis gerecht?

Ich finde die Grundausbildung gut. Spezialwissen eignen wir uns im Praktikum an. Das Praktikum

bestimmt in den meisten Fällen auch die Richtung für die Zukunft. Im Studium wird der Grund-

stein gelegt.

Die Holzkette gewann in den letzten Jahren an Innovationskraft und Wertschöpfung. Sind wir auf dem

richtigen Weg?

Das Bauen mit Holz am Bau, also dem Holzbau und auch im Möbelbau ist heute im Vergleich zu

vor zehn Jahren massiv attraktiver. Ich finde die Kunst liegt im Finden eines spannenden Mix‘.

Enorm spannend ist auch die Vielschichtigkeit des Materials; wir können heute sogar Plastikeigen-

schaften erzielen; Holz kann sogar zu Formen gegossen und filigran gebogen werden.

Der Bund hat das Nationalfondsprojekt «Ressource Wald» – NFP 66 – initiiert. Was erhoffen Sie sich da-

von?

Die Überproduktion von Holz im Walde muss irgendwie genutzt werden. Um neue Sachen zu

entwickeln, brauchen wir allerdings Geld. Hier beginnt das Nationalfondsprojekt. Darum finde ich

es gut, dass immer wieder neu dazu aufgefordert wird, innovative Produkte mit Holz zu entwickeln.

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Für den Anfang sehe ich es aber eher so, einen Weg zu finden, einheimisches Holz stärker zu nut-

zen, um die jährliche Überproduktion an Holz in der Schweiz anzugehen.

«Kostengünstige organische Solarzellen im Baumarkt»

National und international gibt es unzählige Projekte mit dem Bau- und Werkstoff Holz. Welches der Ihnen

bekannten ist das spannendste?

Da kommt mir ein Beispiel aus dem Fensterbau in den Sinn: nämlich die Energiegewinnung mit

Folien an Fenstern. Diese Folien bestehen aus organischen Solarzellen. Das Projekt ist revolutio-

när. In 10 bis 20 Jahren sollen Halbleiter-Plastikfolien, die Sonnenenergie in elektrische Energie

umwandeln, für wenig Geld auf dem Markt erhältlich sein. Diese Photovoltaiktechnologie soll mit-

tels verbesserter Effizienz auf der Basis einer druckbaren Polymersolarzelle eine kostengünstige

und grossflächige Versorgung mit Sonnenenergie ermöglichen. Das Projekt wird mit 1.6 Millionen

Euro von der Europäischen Kommission für drei Jahre unterstützt.

Name: Huber

Vorname: Pascal

Wohnort: Herisau/AR

Werdegang: Ausbildung zum Möbelschreiner, Studium an den Technikerschulen HF Holz Biel in Holztech-

nik.

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…Patrick Fehlmann; BSc in Holztechnik

5 spontane Assoziationen (Ideen) zu «Wald»:

Grün

Erholungsgebiet

Frühling – mir gefällt, wenn die Pflanzen wachsen und die Knospen spriessen – und Herbst,

Velofahren

Wasser.

Welche Beziehung haben Sie zum Wald?

Ich finde den Wald ein angenehmes Gebiet zum Arbeiten. Die Natur ist schön anzufassen. Holz ist

ausserdem ein sehr spannender Werkstoff. Im Gegensatz zu Stahl, der kalt ist, fühlt sich Holz

warm und lebendig an.

Sie wählen einen Beruf, der einem der wichtigsten Schweizer Rohstoffe Rechnung trägt. Was sind die

Berufsmöglichkeiten, die Sie nach Ende des Studiums zum Bachelor in Holztechnik erwarten?

Da gibt es viel zu viel. Aber: zum Glück nur schöne. Mir gefällt vor allem das Bauen und Kon-

struieren. Da komme ich zum Glück auf die Rechnung. Und sogar noch mit einem tollen natürli-

chen Werkstoff.

Wissen Sie schon, in welcher Richtung Sie sich engagieren möchten?

Ich will in der Projektierung und Planung von Häusern – zum Beispiel Mehrfamilienhäusern – und

bei Umbauten und Renovierungen mitarbeiten. Ich besuche an der Fachhochschule die Vertiefung

Holzbau (Timber Structures and Technology). (Lacht) Ich baue überhaupt sehr gern.

«Viele Innovationen liegen in der Art, wie man mit Holz baut. Mir kommt da zum Beispiel

das Centre Pompidou in Metz in den Sinn. Der Architekt – es überrascht nicht, dass es ein

Japaner war – wagte sich an ein extrem komplexes Holzprojekte heran. Überhaupt wird

heute mit Holz mutiger gebaut als früher. Das Vertrauen in Holz steigt – sicher ist auch das

eine Imagefrage.»

Wie ist das Holz-Image in der Schweiz? Und wie beurteilen Sie es in internationaler Hinsicht?

Ich glaube, dass Holz in der Gesellschaft heute ein positives Image hat – im Moment sowieso mit

dem Nachhaltigkeitsaspekt. Aber es gibt immer noch Vorurteile gegenüber Holz und dessen Ver-

arbeitung. Physikalische Veränderungen wie das Verfaulen fördern solche Vorurteile. Bauphysika-

lisch sind halt Veränderungen in einem Naturprodukt schneller zu sehen als bei anderen Baumate-

rialien. Bei uns in der Schweiz, den Nachbarländern und im Norden gehört Holz aber schon zu

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Int. Jahr des Waldes Seite 16

den verbreiteten Baustoffen. Südlicher wird eher mit anderen Baustoffen gearbeitet. Holz ist sehr

an lokale Regionen gebunden – Japan hat zum Beispiel eine sehr lange Tradition beim Bauen mit

Holz –, und ist für uns hier in Mitteleuropa ein massgebender Werkstoff. Es ist auch davon abhän-

gig, wie die Kulturen damit umgehen und umgingen. Immerhin ist Holz der älteste Werkstoff über-

haupt.

Die Holzkette gewann in den letzten Jahren an Innovationskraft und Wertschöpfung. Sind wir auf dem

richtigen Weg? Warum oder warum nicht?

Das Gebiet der Holzverarbeitung ist sehr komplex. Ich finde, dass jeder Bau- und Rohstoff so ein-

gesetzt werden muss, dass er optimale Wirkung hat.

Viele Innovationen liegen in der Art, wie man mit Holz baut. Mir kommt da zum Beispiel das Centre

Pompidou in Metz in den Sinn. Der Architekt – es überrascht nicht, dass es ein Japaner war –

wagte sich an ein extrem komplexes Holzprojekte heran. Überhaupt wird heute mit Holz mutiger

gebaut als früher. Das Vertrauen in Holz steigt – sicher ist auch das eine Imagefrage.

«Der Ausbildungsbereich ist breit; so dass jeder sich persönlich weiter vertiefen muss.

Aber mit dem Bachelor hat man eine gute Grundlage für die Praxis. Wie gut wird sich bei

mir dann definitiv in einem halben Jahr herausstellen. Da beginne ich meine Arbeitsanstel-

lung bei der Firma Volery Frères SA zu.

Sie studieren im 6. Semester Holzingenieurwesen. Wie wird die Ausbildung den Bedürfnissen der Praxis

gerecht?»

Ja. Das finde ich schon. Sich weiterzubilden und in das Thema einzuarbeiten, liegt dann an jedem

einzelnen. Der Ausbildungsbereich ist breit; so dass jeder sich persönlich weiter vertiefen muss.

Aber mit dem Bachelor hat man eine gute Grundlage für die Praxis. Wie gut wird sich bei mir dann

definitiv in einem halben Jahr herausstellen. Da beginne ich meine Arbeitsanstellung bei der Firma

Volery Frères SA zu. Natürlich vor allem in der Planung und Projektierung von Bauprozessen

(lacht).

Die Ressource Holz wird mehrfach genutzt. (Kaskade: Bau-, Werkstoff, Energie). Welchen Bereich finden

Sie persönlich den spannendsten.

Natürlich den Bau. Das ist halt meine Leidenschaft. Beim Bauen sieht man deutlich, was man gemacht

hat.Der Bund hat das Nationalfondsprojekt «Ressource Wald» – NFP 66 – initiiert. Was erhoffen Sie sich

davon?

Das Projekt ist ganz neu. Hier müssen noch die Teilprojekte gesprochen werden. Persönlich finde

ich das Projekt «Laubholz» des Bundesamts für Umwelt BAFU interessant. Hier startete ein Wett-

bewerb, der die Laubholznutzung vorantreiben will. Dass man Laubholz auch im Bau nutzt und

fördert, ist gut. Dank der Entwicklung und Förderung neuer Verwertungs- und Anwendungsmög-

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lichkeiten für Laubholz will der Bund neue Absatzmärkte erschliessen.

National und international gibt es unzählige Projekte mit dem Bau- und Werkstoff Holz. Welches der Ihnen

bekannten ist das spannendste?

Ich habe von einem Projekt in Sevilla gehört, das die Umnutzung römischer Überreste plant. Wie

es scheint, wird beim Umbauen viel Holz eingesetzt. Die Kombination von Altem und Historischem

mit neuen Elementen respektive die Umnutzung unter Erhaltung des Alten finde ich sehr innovativ.

Name: Fehlmann

Vorname: Patrick

Wohnort: Aumont/FR

Werdegang: Gymnasiale Matura; Zimmermannslehre, Zimmerpolier und jetzt Studium zum Holzingenieur

(Bachelor of Science in Woodengineering)

Angestrebter Beruf: Eventuell einmal Unternehmer?

Wo würde ich investieren? In Wasser als Ressource.

Bachelor of Science in Holztechnik

Bachelors of Science in Holztechnik (Wood Engineering) sind Ingenieurinnen und Ingenieure, die mit dem

Werkstoff Holz Bauwerke, Räume und Möbel entwerfen und entwickeln. Sie verfügen über praktische und

theoretische Kompetenzen in der Herstellung von Halbfabrikaten (Sägereien, Holzwerkstoffproduzenten)

und von Produkten (Schreinerei, Möbelindustrie, Zimmerei, Ingenieurholzbau). Die in der Schweiz einmalige

Ausbildung orientiert sich an den Anforderungen und Bedürfnissen der Holzwirtschaft und ihrer verwandten

Branchen. Aufgrund der Fachkompetenz und kommunikativen Fähigkeiten arbeiten unsere Abgängerinnen

und Abgänger international in verschiedensten Bereichen der Verarbeitungskette von Holz.

> Weiter

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Projekte aus der Lehre

Aus einem anderen Blickwinkel: die Schweiz aus der Vogelperspektive

Im Juni 2010 wurde der Chutzenturm bei Frienisberg eingeweiht. Studierende der BFH-AHB waren bei der

Projektentwicklung massgeblich beteiligt: Unter der Leitung von Christophe Sigrist entwickelten die Studie-

renden 2008 diverse Projektentwürfe. Ausgesucht wurde das Projekt «Stage», das mit den Faktoren Sym-

pathie, Holzart und Bearbeitung überzeugte. Der rund 40 Meter hohe Turm ist frei zugänglich und ermög-

licht den Besucherinnen und Besuchern einen einmaligen Rundumblick.

Die Realität spielt Schiedsrichter

Türme sind «in». Früher wurden sie in erster Linie zu strategischen Zwecken gebaut. Heute sind sie wieder

Mode, um Freizeitgenüssen zu frönen und sich in luftigen Höhen zu erholen. Angehende Holzingenieurin-

nen und Holzingenieure der Berner Fachhochschule konzipierten für drei Schweizer Gemeinden Turmpro-

jekte, die künftig Erholungs- und Abenteuerhungrigen neue Ausblicke gewähren sollen. Der Chutzenturm

bei Seedorf (BE) ist eines dieser Projekte und dient hier als Beispiel zur Beschreibung der Projektarbeit der

Studierenden.

Vertiefende Ausbildung an reellen Projekten

Die Projektarbeiten, die den Studierenden des 5. und 6. Semesters der Studienrichtung Holztechnik zur

Bearbeitung vorliegen, stellen eines der wichtigsten Module der Ausbildung dar. An wirklichkeitsnahen

Aufgaben wird der Ablauf einer Projektierung geübt. Die Aufgabenstellung kommt ausschliesslich von ex-

ternen Auftraggebern. Die Projektarbeiten sind interdisziplinär, werden wenn möglich in Zusammenarbeit

mit den Architektur- und den Bauingenieurstudierenden durchgeführt und vom Auftraggeber selbst sowie

von fachkundigen Assistierenden und Dozierenden betreut.

In spezifischen Modulen entwickeln die Studierenden verschiedene Inhalte (z.B. Tragwerksentwurf, Nor-

menkenntnisse, Materialkenntnisse, methodisches Arbeiten, usw.). Das Erarbeiten eines «reellen» Baupro-

jektes fördert neben der Vertiefung der Fachkenntnisse kursübergreifende Kompetenzen wie z. B. das

Perfektionieren der persönliche Arbeitstechnik, die Entwicklung der Analyse- und Kritikfähigkeit oder die

mündliche und schriftliche Vermittlungsfähigkeit von Ergebnissen.

Üblicherweise zielt die Aufgabenstellung auf die Ideenfindung und die Abklärung der Machbarkeit eines

konkreten Projekts ab. Dies war auch beim Chutzenturm der Fall. Den Studierenden steht zur Durchfüh-

rung der Arbeiten der zeitlich beschränkte Rahmen von 16 Wochen zu 4 Lektionen pro Woche zur Verfü-

gung. Für das Erarbeiten eines Projekts in einer Zweiergruppe ergibt dies 128 Stunden, wobei die Studie-

renden letztlich meist das Doppelte leisten.

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Im Allgemeinen bearbeiten die Studierenden im 5. Semester eher einfachere Aufgabenstellungen, im 6.

Semester werden öfter komplexere Aufgaben zum Studium vorgelegt. In den seltensten Fällen handelt es

sich bei den Projekten um Standardprojekte. Üblicherweise sind es anspruchsvolle Bauaufgaben, unge-

wohnte Problemstellungen oder Aufgaben, bei denen Holz in spezieller Art und Weise eingesetzt wird.

Auch bei einfacheren oder traditionelleren Lösungsansätzen werden die Studierenden dazu ermuntert,

innovative Komponenten in den Entwurf einzubringen. Das Gefäss der Projektarbeiten ist als «Ideenküche»

zu verstehen. Zur Umsetzung fliessen die Projektideen in die Praxis zurück. Ein oberstes Ziel solcher Auf-

gabenstellungen ist, Alternativen zum Einsatz von Holz und Holzwerkstoffen aufzuzeigen, überraschende

Materialkombinationen zu entwickeln und erste Lösungsansätze aufzuzeigen.

Projektierungsschritte

Das Vorgehen wird in Abhängigkeit mit der Aufgabenstellung festgelegt. So darf bei architektonisch und

ingenieurtechnisch anspruchsvollen Aufgabenstellungen, wie z.B. dem Chutzenturm, die Phase des Ent-

wurfs mehr Zeit einnehmen. Bei Aufgaben, bei denen die Bauteil- und Materialoptimierung im Vordergrund

stehen, liegt der Schwerpunkt bei der Berechnung und Bemessung.

Im Rahmen des Variantenstudiums und des Entwurfs legen die Studierenden in der Nutzungsvereinbarung

und Projektbasis fest, was das zu planende Objekt leisten muss und welche Randbedingungen für das

Projekt gelten. Der Entwurf erfolgt wenn immer möglich interdisziplinär, in Zusammenarbeit mit den Archi-

tekturstudierenden der Berner Fachhochschule. Jedes Projektteam erarbeitet in einer ersten, kreativen

Phase unzählige Projektvorschläge, Entwürfe und Ideen. Diese werden analysiert, diskutiert und gruppiert.

Oft eignen sich einfachste, kleine Arbeitsmodelle bestens, um eine «zündende» Idee zu kommunizieren.

Im Rahmen von Vorprojekten wird die Tragwerksanalyse durchgeführt. Die statische Modellierung der

Tragwerke stellt in dieser Phase eine wichtige Arbeit des Ingenieurs dar und muss geübt werden. Ebenso

erstellen die Studierenden Konzepte für Anschlüsse und studieren Montageabläufe, da diese einen we-

sentlichen Einfluss auf den Tragwerksentwurf haben können. Die Berechnung und die Bemessung der

verschiedenen Bauteile und Anschlüsse erfolgt in Anlehnung an die aktuellen Konstruktionsnormen.

Der technische Bericht fasst die Grundlagen zum Projekt, Erklärungen zu verschiedenen Konzepten sowie

die hauptsächlichen Ergebnisse der Untersuchungen zusammen. Um eine Umsetzung des Projekts zu

ermöglichen, erhalten die Auftraggeber auch erste Zeichnungen und Pläne. Im Allgemeinen wird im Rah-

men der Projektarbeiten auf eine Kostenschätzung verzichtet und lediglich der Materialaufwand geschätzt.

Richtwerte bezüglich der Kosten von Holz und Holzwerkstoffen, der Verbindungsmittel sowie die Kosten

für den Abbund der Bauteile sind bekannt und werden auch eingesetzt – solche Richtwerte können bei

üblichen Bauwerken zu einer vernünftigen Kostenschätzung führen.

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Int. Jahr des Waldes Seite 20

Abenteuer Chutzenturm: Die Aufgabenstellung

Die Entwürfe für den Chutzenturm mussten strenge Kriterien erfüllen: Sie sollten originell, funktional und

auffallend sein und sich trotzdem gut in die Natur integrieren. Der Turm sollte auf dem höchsten Punkt,

mitten im Wald auf dem Chutzen bei Seedorf (BE) zu stehen kommen. Weiter durften sie den vorgegebe-

nen Kostenrahmen nicht überschreiten, mussten begehbar sein und das Wohlwollen der Gemeinden fin-

den. Ab Betonfundament wurde eine reine Holzkonstruktion verlangt, welche über die höchsten Baumwip-

fel ragt und eine uneingeschränkte 360° Rundsicht erlaubt. Wichtig war auch die Verwendung von Holz

aus der Region und wenn möglich die lokale Verarbeitung.

«Stage», «Triangolo», «Flügel», «Tour de Plier» und mehr

Progressiv, ästhetisch oder naturverbunden? Mit diesen drei Worten lassen sich die drei Projekte der

sechs Studierenden der BFH-AHB in Biel umschreiben, die der Fachgruppe von Seedorf vorgestellt wur-

den.

Daniel Koller und Erwann Winkler präsentierten mit «Stage» den konventionellsten der drei Türme. Mächti-

ge Eckpfosten, die über Windverbände in Stahl miteinander verbunden und auf Plattformhöhe gestossen

sind, stabilisieren das Tragwerk und den Treppenturm. Dank grosszügigen Abmessungen dieses Haupt-

tragwerks können die riesigen Windkräfte über einigermassen wirtschaftliche Verbindungen in die Funda-

mente eingeleitet werden. Eine Wendeltreppe war gemäss Vorgabe der Bauherrschaft zwar zu vermeiden,

bietet aber einen platzsparenden Aufgang zu den fünf Plattformen. Der Treppenturm kann optimal und mit

wenig Materialaufwand vor der Witterung geschützt werden und bietet den Besucherinnen und Besuchern

Sicherheit in luftiger Höhe. Die Zwischenplattformen weisen minimale Flächen auf und begrenzen die Las-

ten. Der Entwurf wirkt leicht, das Holz wird sparsam eingesetzt und optimal genutzt. Der Turm sollte unter

Verwendung von nicht handelsüblichem Material (Douglasie) und Querschnitten (teilweise Rundholz) reali-

siert werden. Verbindungen mit Rundholz sind erfahrungsgemäss schwierig auszuführen. Die Abholzigkeit

bei Verwendung von gewachsenem Rundholz führt bei jedem Anschluss zu Anpassungen, zu einem

Mehraufwand von Stahl und aufwändigen, konstruktiven (Schutz)Massnahmen. Die Bauherrschaft wählte

diese Variante zur Ausarbeitung aus. «Stage» wurde vor der Realisierung aus verschiedenen Gründen in

einigen Punkten überarbeitet.

Weitaus progressiver war der «Tour de Plier» von Dennis Thommen und Reto Honegger. Er erinnert ent-

fernt an einen Faltkatalog und beinhaltet moderne Holzbautechniken und Werkstoffe. Der Ansatz ist völlig

neu und entwickelt das Einsatzgebiet von Massivholzplatten (Brettsperrholz) oder Furniersperrholz weiter.

Die grossformatigen Platten können, je nach Windrichtung, als Diagonale des Windverbands oder als

Scheiben zur Stabilisierung des Tragwerks herangezogen werden. Dies bedarf aber einigen Überlegungen

und Berechnungen. Die Scheiben sind untereinander über eine Kante linienförmig verbunden. Die gefräs-

ten Rundstützen durchdringen die Platten und könnten gegen oben im Durchmesser eigentlich reduziert

werden. Konstante Abmessungen führen aber zu identischen Anschlüssen an jedem Schnittpunkt, was

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Int. Jahr des Waldes Seite 21

kostengünstiger ist. Das Tragwerk ist auf ein Minimum reduziert, die Studierenden wollten aus ästhetischer

und holzbautechnischer Sicht an die Grenzen des heute Machbaren gehen. Der Besucher durchquert auf

dem Weg nach oben mehrmals die Platten und findet auf kleinen Kanzeln Erholung, bevor er über die ex-

ponierte Treppe weiter nach oben steigt. Die technische Herausforderung stand in diesem Projekt klar im

Vordergrund.

Einen dritten, nochmals gänzlich unterschiedlichen Ansatz wählten Marco Affolter und Reto Blätter. Sie

verbanden ihre Entwürfe «El Triangolo» und «Flügel» zu einer neuen Projektidee. Bei der ersten Präsentati-

on der Entwürfe begeisterten diese Projekte durch das Nachempfinden eines Flugzeugflügels und durch

die günstige Geometrie, die das Projekt «El Triangolo» den Windkräften entgegenstellte. Bei der exponier-

ten Lage auf dem Chutzen muss allerdings mehr als nur eine Windrichtung betrachtet werden. Die auf-

wändige Bekleidung schützt die Tragkonstruktion vollständig vor der Witterung. Die Lebensdauer wird

dadurch bedeutend länger und die eingesparten Folgekosten in den nächsten Jahren machen die erhöh-

ten Erstellungskosten wett. Die Bekleidung führt ebenfalls dazu, dass sich die Besucherinnen und Besu-

cherwährend der Turmbesteigung sicher fühlen und an jeder Stelle Sicht in die Bäume und die Umgebung

haben. Genauere statische Untersuchungen zeigten allerdings, dass der umlaufende und gut geschützte

Treppenaufgang nicht optimal mit der tragenden Struktur verbunden werden kann. Auch werden durch

diese Massnahme die statisch grossen Abmessungen weiter vergrössert, was zum Schluss zu riesigen

Holzvolumen führt und die Kosten unnötig erhöht. Die Vorschläge wirken deshalb trotz luftiger Bekleidung

mächtig.

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Int. Jahr des Waldes Seite 22

Stage Triangolo Flügel Tour de Plier

Knotendetail Hauptknoten «Stage»

Anschluss Podest Plattform «Stage»

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Int. Jahr des Waldes Seite 23

Ansicht Treppenturm «Stage»

Anschlussdetails «Flügel»

Master of Engineering in Holztechnik

Die Berner Fachhochschule bietet mit dem Master of Engineering in Holztechnik einen internationalen Mas-

terstudiengang an. Der Studiengang wird gemeinsam mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften

Fachhochschule Rosenheim (Deutschland) durchgeführt. Indem sie Hochschulabsolventinnen und -

absolventen ausbilden, die sich mit neuen Technologien im internationalen Umfeld auskennen, unterstüt-

zen die beiden Hochschulen Unternehmen der Wirtschaft mit aktuellem Wissen für die Praxis. Massgeben-

de Bausteine der Ausbildung sind vertiefte Studien in einer von acht möglichen Master Research Units

(Vertiefungsrichtungen).

> Weiter

Page 24: 100% Holz

Int. Jahr des Waldes Seite 24

10 Fragen an …

… Andreas Kramer: Master of Engineering in Holztechnik

5 spontane Assoziationen (Gedanken) zu «Wald»:

Der Wald liefert einen nachhaltigen Roh- und Werkstoff für Möbel, wie sie in jedem Haushalt oder

Büro stehen.

Der Wald ist auch ein wichtiges Freizeit- und Erholungsgebiet. Als Kind war ich dauernd im Wald

und baute zahlreiche Baumhäuser.

Heute habe ich leider nicht mehr so viel Freizeit, aber um Sport zu treiben, gehe ich noch immer

am liebsten in den Wald.

Für Tiere ist der Wald ein wichtiger Lebensraum.

Uns Menschen bietet er ausserdem einen willkommenen Lawinen- und Hochwasserschutz.

Welche Beziehung haben Sie zum Wald?

Seit Jahren schätze ich den Wald sehr als Werkstofflieferanten. Als ich überlegte, wo ich meine

Schreinerlehre machen sollte, suchte ich bewusst einen Betrieb aus, in dem ich viel mit dem Na-

turprodukt Massivholz arbeiten konnte. Mir wurden mehrere Lehrstellen angeboten, und schliess-

lich sagte ich einigen Küchenbauern ab und verpflichtete mich bei einem Fensterbetrieb.

«Holz ist ein wichtiger Roh- und Werkstofflieferant»

Sie wählen einen Beruf, der einem der wichtigsten Schweizer Rohstoffe Rechnung trägt. Was sind die

Berufsmöglichkeiten, die Sie nach Ende des Studiums zum Master of Engineering in Holztechnik erwarten?

Der ganz grosse Vorteil des Studiums ist die Breite der Möglichkeiten. Die Studierenden vertiefen

sich zwar in eine Richtung, aber diese schliesst andere Spezialisierungen in der Regel nicht aus.

Von der Technik über das Produktmanagement bis zum Marketing gehört alles dazu, was man

benötigt, um im künftigen Beruf erfolgreich zu sein.

Im Bachelorstudium lernen wir vor allem, selber Probleme zu lösen und flexibel zu denken – in ana-

lytischer und methodischer Hinsicht. Im weiterbildenden Masterstudium wird dieses Know-how

verfeinert. So sind wir sehr gut auf die Praxis vorbereitet.

Die Erfahrung zeigt aber auch, dass sich erlerntes Fachwissen in der Praxis selten eins zu eins an-

wenden lässt. Jede Firma hat eigene Rahmenbedingungen und unterschiedliche Bedürfnisse, die

erfüllt werden müssen. Und neben dem Fachwissen werden von einem Mitarbeiter ja zu Recht

auch Engagement und Sozialkompetenzen erwartet. All dies wurde mir bereits in meinem Bache-

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Int. Jahr des Waldes Seite 25

lor-Praktikum bei der Girsberger AG in Bützberg bewusst. Ich arbeitete damals knapp ein Jahr

lang in der Produktionsplanung und -organisation. Die Arbeit war herausfordernd und geprägt von

den damaligen wirtschaftlichen Bedingungen, machte mir aber viel Freude und war sehr lehrreich.

Wissen Sie schon, in welcher Richtung Sie sich engagieren möchten?

Ich arbeite immer noch bei Girsberger (lacht). Ich hatte das grosse Glück, nach Abschluss des

Praktikums bleiben und berufsbegleitend das Masterstudium absolvieren zu können. Ich konnte

sogar im Marketing einsteigen, wo es mir richtig gut gefällt. Wenn ich ehrlich bin, dann wünschte

ich mir schon seit längerem, im Produktmarketing und -management zu arbeiten. Dass ich diese

Chance unmittelbar nach dem Bachelorstudium und erst noch in einem Vorzeigebetrieb der Mö-

belbranche erhielt, ist natürlich umso schöner.

Meine Tätigkeit im Marketing der Girsberger Holding AG bestand letztes Jahr hauptsächlich darin,

unseren Messeauftritt an der Büromöbelmesse Orgatec in Köln zu organisieren. Dazu gehörte die

gesamte Projektorganisation, die Budgetüberwachung, die Erarbeitung von Verkaufsunterlagen,

die Schulung der Verkaufsmannschaft und das Coaching der Hostessen-Crew. Das Team zählte

rund 30 Personen, und unsere Ausstellungsfläche war knapp 400 Quadratmeter gross. Ich hatte

also einiges zu tun! Zurzeit erarbeite ich den Mediaplan 2011 und bin für verschiedene Marketing-

projekte verantwortlich.

«Ich hatte das grosse Glück, nach Abschluss des Praktikums im Betrieb bleiben und be-

rufsbegleitend das Masterstudium absolvieren zu können. Ich konnte sogar im Marketing

einsteigen, wo es mir richtig gut gefällt. Wenn ich ehrlich bin, dann wünschte ich mir

schon seit längerem, im Produktmarketing und -management zu arbeiten.»

Wie ist das Holz-Image in der Schweiz? Und wie beurteilen Sie es in internationaler Hinsicht?

Die Schweizer Designszene hat mit Holzprodukten weit über die Landesgrenzen hinaus gute Refe-

renzen. Für mich ist das aber nur ein Teil der Reputation. Mit dem steigenden Ökologiebewusst-

sein der Gesellschaft nimmt auch der schonende Umgang mit dieser wertvollen Ressource an Be-

deutung zu.

Leider haftet der holzverarbeitenden Branche noch immer ein etwas konservativer Hauch an. Die

Metallbranche und andere Industrien werden national und international oft als innovativer wahrge-

nommen.

International betrachtet hat das Holz kein einheitliches Image. In Kanada und Skandinavien, wo es

weite Flächen mit Wäldern gibt, gehört Holz zu den wichtigen lokalen Rohstoffen und wirtschaftli-

chen Treibern. In anderen Ländern ist die Holzbranche durch illegale Rodungen mit einem eher

negativen Image besetzt.

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Int. Jahr des Waldes Seite 26

Die Holzkette gewann in den letzten Jahren an Innovationskraft und Wertschöpfung. Sind wir auf dem

richtigen Weg?

Absolut. Ideen alleine genügen aber nicht. Aus wirtschaftlicher Sicht muss man Innovationen letzt-

lich auch nutzbringend umsetzen können. Deshalb ist die Wertschöpfung genauso wichtig wie die

Innovationskraft. Idealerweise entwickeln sich beide über Jahre hinweg.

«Die Ausbildung ist zum Glück nicht nur ingenieurtechnisch ausgerichtet. Wir befassen

uns auch mit wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen oder gestalterischen Aspekten.»

Sie studieren im 4. Semester Master of Engineering in Holztechnik. Wie wird die Ausbildung den Bedürf-

nissen der Praxis gerecht?

Die Ausbildung ist zum Glück nicht nur ingenieurtechnisch ausgerichtet, auch wenn der Titel Holz-

ingenieur oder Holztechnik das impliziert. Wir befassen uns auch mit wirtschaftlichen, ökologi-

schen, sozialen oder gestalterischen Aspekten. Diese sind genauso wichtig wie das Technische

und werden von der Wirtschaft je länger, je mehr gefordert.

Die Ressource Holz wird mehrfach genutzt. (Kaskade: Bau-, Werkstoff, Energie). Welchen Bereich finden

Sie persönlich den spannendsten?

Die Kaskadennutzung ist schön und gut, aber auch ein wenig theoretisch. Oft wird die Rechnung

ohne die wirtschaftlichen Mechanismen gemacht. Um den Erlös zu erhöhen, wird die Ressource

Holz manchmal direkt einem niedrigeren Verwendungszweck zugeführt. So kommt es, dass statt

Baulatten z.B. Brennholz produziert und verkauft wird.

Für mich persönlich spielt das Massivholz als Werkstoff im Möbelbereich eine zentrale Rolle. In

meinen Augen bringt man dem Holz in Form von Möbeln die grösste Wertschätzung entgegen.

Der Bund hat das Nationalfondsprojekt «Ressource Wald» – NFP 66 – initiiert. Was erhoffen Sie sich da-

von?

Ich wünsche mir grundsätzlich, dass der Baum als Rohstoff sorgfältig behandelt wird. Das Natio-

nalfondsprojekt wird hoffentlich die Wertschätzung gegenüber der nachhaltigen Ressource weiter

fördern. Es gibt bereits einige gute Projekte, die in diese Richtung zielen.

National und international gibt es unzählige Projekte mit dem Bau- und Werkstoff Holz. Welches der Ihnen

bekannten ist das spannendste?

Für mich persönlich ist natürlich das Engagement schweizerulme.ch am spannendsten, das Girs-

berger letztes Jahr (2010) initiierte. Für jeden verkauften Ulmentisch wird eine junge Ulme aufge-

forstet. Damit wollen wir dazu beitragen, dem Ulmensterben Einhalt zu gebieten. Diese Idee, ver-

bunden mit der Bereitschaft, die wissenschaftliche Ulmenforschung zu fördern, stiess bei mehre-

ren Partnern auf Interesse. Regionale Forstbetriebe pflanzen die Schweizer Ulmen, und verschie-

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Int. Jahr des Waldes Seite 27

dene öffentliche Forschungs- und Bildungsinstitute stellen Informationen rund um diese einheimi-

sche Holzart bereit.

Name: Kramer

Vorname: Andreas

Wohnort: Courlevon

Werdegang: Schreinerlehre und Zusatzlehre als Innenausbauzeichner, dann Studium zum Bachelor of

Science in Holztechnik (Vertiefungsrichtung Produktmanagement), seit 2009 berufsbegleitende Weiterbil-

dung zum Master of Engineering in Holztechnik mit Vertiefungsrichtung Management.

Angestrebter Beruf: Ich arbeite eigentlich bereits dort, wo ich hin wollte (lacht). Mir gefällt es im Marketing

und Produktmanagement sehr gut. Zurzeit fasziniert mich auch das Wesen der Marke.

Vielleicht schreibe ich meine Masterarbeit zum Thema Markenführung…

Wo würde ich investieren? In die Weiterbildung, also in Wissen. Und irgendwann einmal vielleicht in ein

eigenes Business.

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Int. Jahr des Waldes Seite 28

3. Projekte aus der Lehre

Holzschweissen

Die Anwendung der linearen Vibrationsschweisstechnologie ist zwar äusserst verbreitet in der Automobilin-

dustrie – dort wird schon lange Metall mit Kunststoff verschweisst. In der Holzindustrie kommt die Techno-

logie jedoch noch kaum zum Einsatz. So kam es, dass ein Forscherteam des Departements Architektur,

Holz und Bau vor rund zehn Jahren die Technologie zum Verbinden von Holz mit Holz zu untersuchen

begann. Impulsgeber für diesen Forschungszweig waren Dr. Balz Gfeller (BFH) und Dr. Tony Pizzi

(ENSTIB/INRA Institut National de la Recherche Agronomique). Daraus haben sich in den vergangenen

Jahren mehrere Forschungsprojekte ergeben, die heute unter der Leitung von Dr. Frédéric Pichelin und Dr.

Christelle Ganne-Chédeville stehen.

In den Anfängen haben die Forschenden Kunststoffe als Verbindungsmittel eingesetzt. Mittlerweile gelingt

das Holzschweissen indes auch ohne Verbindungsmittel. Mittels Reibschweissen wird Holz direkt mit Holz

verbunden. Das Verfahren wird gegenwärtig weiter entwickelt. Der Vorteil gegenüber anderen Techniken

ist, dass beim Reibschweissen von Holz mit Holz die maximale Festigkeit bedeutend schneller erreicht ist.

> Holzschweissen 1

> Holzschweissen 2

> treep

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Int. Jahr des Waldes Seite 29

4. Weiterbildung

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Int. Jahr des Waldes Seite 30

Gut funktionierende eigenwirtschaftliche Waldwirtschaft mit unternehmeri-

schem Handlungsspielraum in der Holzproduktion

Bauen mit Holz ist heute wieder mehr denn je gefragt. Die Holzwirtschaft ist im Aufschwung und gilt als

stark wachsender Wirtschaftszweig. Personen aus der Architektur, dem Ingenieurwesen und artverwand-

ten Berufsfeldern eignen sich mit dem Master of Advanced Studies (MAS) Holzbau das Wissen und die

Kompetenzen für die vielfältigen Möglichkeiten an, die das Bauen mit Holz bietet. Die spezifische Ausrich-

tung auf den Holzbau umfasst die Bereiche Holzhausbau, Ingenieurholzbau sowie Verfahrens- und Ferti-

gungstechnik. Das international anerkannte Studium vermittelt zudem fundierte Kenntnisse über den Bau-

und Werkstoff Holz, seine Biologie und die Möglichkeiten des technischen Einsatzes. Behandelt werden

auch Fragen der zeitgemässen Gestaltung und der qualitätssichernden Konstruktionen mit System.

> MAS in Holzbau

> DAS Holzhausbau

> CAS Holzbausysteme

> Holztragwerke

> NDS Unternehmensführung

10 Fragen an …

… Sebastian Lanker: BSc Forstwart

Fünf Assoziationen zu «Wald»?

Natur und Erholung (Biken)

Arbeit

Jahreszeiten (vor allem Frühling, Herbst)

Sukzession und Wandel (Natürlicher Aufbau und Abbau des Waldes)

Vielfalt an verschiedenen Wälder

Welchen Bezug haben Sie zum Wald?

Meine Eltern besitzen direkt hinter dem Haus ein Stück Wald, mit dem Holz wird unser Wohnhaus

geheizt. Da mein Vater das benötigte Holz selbst aufgerüstet hat und ich ihm dabei oft geholfen

habe, kam ich schon früh mit dem Wald in Kontakt. Der Wald war mein Spielplatz, ich fühlte mich

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Int. Jahr des Waldes Seite 31

darin geborgen. Durch die Ausbildung zum Forstwart und nun zum Forstingenieur, lernt man den

Wald aus verschiedenen Perspektiven kennen womit einem auch die Wichtigkeit des Waldes be-

wusst wird. Zudem geniess ich es auch einfach, den Wald zu Fuss oder auf dem Mountainbike zu

durchstreifen.

Was war Ihre Motivation sich zum Forstwart ausbilden zu lassen und nun das Studium Forstwirtschaft

anzupacken?

Dass ich Forstwart wurde, ist eigentlich mehr ein „Zufall“. Ich wollte in erster Linie einen praxisori-

entierten Beruf erlernen, bei dem man oft draussen an der frischen Luft ist. Durch eine Schnupper-

lehre im Gemeindeforstbetrieb wurde mir schnell klar, dass dies genau das richtige für mich wäre.

In der Lehre hat mich dann vor allem die Vielfalt im Betrieb fasziniert. Wir haben von Bachverbau-

ungen, über Strassenunterhalt, Pflanzungen bis zur klassischen Waldpflege alles gemacht. Span-

nend fand ich auch der Umgang mit den Maschinen und die Holzbildhauerei.

Während der Lehre konnte ich bereits viel Verantwortung übernehmen und die Zusammenarbeit

mit meinem Unterstift gefiel mir sehr. So wurde mir bewusst, dass ich nicht ewig Forstwart bleiben

möchte und gerne mehr Verantwortung übernehmen würde. Da ich während der Lehre die Auf-

nahmeprüfung zur BMS bestanden habe war klar, dass ich diese absolvieren werde. Zu Beginn

der BMS war für mich jedoch noch nicht klar, ob ich nach dem Abschluss der BMS ein Studium

absolvieren soll. Gründe für das Studium waren schlussendlich die Interesse am Wald und seinen

Stakeholdern sowie die Tatsache, dass man direkt nach dem Abschluss der BMS noch alle

Grundlagenfächer im Kopf hat.

Was interessiert Sie speziell im Studium Forstwirtschaft?

Mich faszinieren unter anderem die Module zum Schutzwaldmanagement, sowie die Naturgefah-

renprozesse im Gebirge. Das Thema ist sehr praxisnah. Besonders die Exkursionen finde ich lehr-

reich. So schreibe ich denn auch meine Bachelorarbeit zu diesem Thema. Ziel der Arbeit ist es ein

Waldinformationssystem (WIS.2), welches für die Waldplanung im Mittelland entworfen wurde, an

die Anforderungen im Gebirgswald anzupassen. Spannend und lehrreich sind zudem die Synthe-

semodule im dritten Studienjahr, in denen das gesamte Erlernte in einem Wochenmodul ange-

wendet wird (z.B. die Erarbeitung eines Betriebsplanes).

Im Studium allgemein schätze ich vor allem das Familiäre und den guten Klassengeist, der uns

schon so zu manch lustigen Ausflügen verholfen hat.

Wie sehen Sie den Wald, die Waldwirtschaft in der Zukunft? Wohin geht der Trend?

Eine Herausforderung wird sein, die Ansprüche der Gesellschaft mit der Wirtschaft in Einklang zu

bringen. Von der Gesellschaft wünschte ich mir mehr Verständnis für die Holznutzung. Schliesslich

bringt die Wertschöpfungskette – vom CO2-Speicher bis zum Holzbau – uns allen etwas. So be-

grüsse ich die Förderung von regionalen Produkten mittels einem Label sehr (z.B. Schweizer Holz).

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Int. Jahr des Waldes Seite 32

Eine Veränderung von den jetzig sehr kleinstrukturierten Waldeigentümerverhältnissen hin zu grös-

seren Strukturen, würde der Schweizer Forstwirtschaft und somit der Vermarktung vom Holz

ebenfalls vieles erleichtern. Weitere Herausforderungen sehe ich auch bei der Anpassung der Be-

wirtschaftung an den Klimawandel und einer Bewirtschaftung, die die Biodiversität im Wald nicht

vernachlässigt.

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5. Wissenschaftstransfer

Interior Days

Die Berner Fachhochschule initiiert mit den InteriorDays eine Plattform für Fachleute aus dem Bereich der

Innenarchitektur sowie des Möbel- und Innenausbaus. Die erste Veranstaltung, die vom 16.–17. Septem-

ber 2010 stattfand, übertraf die Erwartungen. Mehr als 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden den

Weg nach Biel.

Die nächsten InteriorDays finden voraussichtlich im September 2012 statt.

> weiter

10 Fragen an …

… Michael Gloor

Haben Sie fünf spontane Assoziationen zu «Wald»?

Holzproduktion: Der Wald liefert wertvollem Rohstoff, dabei wird gleichzeitig der Wald verjüngt

Schutzleistung: da ich selber aus dem Berggebiet komme weiss ich den Wald als lebendige Ver-

bauung sehr zu schätzen

Umwelt: Herausragende Leistung als Luftfilter und Wasserspeicher und erst noch CO2 neutral

Erholungsraum: beherbergt ein unglaubliches Angebot an Freizeitaktivitäten und Erholungsleistun-

gen

Seelenbalsam: die wunderbaren vielfältigen Waldbilder machen Freude - gut für die Seele und die

innere Ruhe

Welchen Bezug haben Sie zum Wald?

Schon als Kind war ich immer gerne draussen in der Natur. Kletterte auf Berge und machte den

Wald zu meinem „Spielzimmer“. Für mich war immer klar, dass ich irgendwann mal dort arbeiten

werde. Ich könnte mir somit keinen schöneren Arbeitsort vorstellen. So verwundert es auch nicht

weiter, dass auch die Hobbies, im speziellen die Jagd, draussen in der Natur stattfinden.

Was war Ihre Motivation, sich zum Förster ausbilden zu lassen und nun die Weiterbildung

Forstmanagement anzupacken?

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Primär wollte ich nach der Forstwartlehre mit der Försterschule zusätzliches Wissen erwerben. Ich

wollte aber auch Verantwortung übernehmen, selber aktiv Einfluss auf die Geschehnisse im Wald

nehmen und Wirkung auf der Fläche erzielen. Zudem hat mir das Führen von Mitarbeitern immer

Freude bereitet. Das neue Angebot Zertifikatslehrgang Forstmanagement kam eigentlich wie geru-

fen. Es war für mich genau der richtige Zeitpunkt das in der Praxis erworbene breite Wissen weiter

zu vertiefen, bzw. zu erweitern.

Welches sind die aktuellen Herausforderungen bei Ihrer Arbeit und rund um das Thema

«Wald»?

Die Herausforderungen sind wahrscheinlich an den meisten Orten, bzw. Betrieben ähnlich oder

gleich. Die Wirtschaftlichkeit der Forstbetriebe ist immer ein zentrales Thema. Dabei hilft sicher,

wenn zukünftig auch die Nutzniesser vermehrt (auch finanziell) beigezogen werden. Damit wird

auch das Bewusstsein für die Leistung des Waldes gefördert. Weiter ist auch der stets steigende

Druck der Öffentlichkeit, Nutzungen in jeglicher Form, auf den Wald verstärkt spürbar. Mangels

Bauzonen wächst der Druck auf den Wald – es gibt Bestrebungen, dass Gesetze gelockert wer-

den sollen. Nicht zu vergessen die Ungewissheit über die Auswirkungen der Klimaveränderung.

Wie sehen Sie den Wald, die Waldwirtschaft in der Zukunft? Wohin geht der Trend?

Der wirtschaftliche Druck auf die Forstbetriebe wird wahrscheinlich weiter zunehmen. Auf optimier-

te Holzernteverfahren kann nicht mehr verzichtet werden. Mit stark steigenden Holzpreisen ist zu-

dem nicht zu rechnen. Zudem wird der Druck auf den Wald als „noch unverbaute, freie Fläche“ vor

allem in der Nähe von Siedlungsgebieten automatisch zunehmen. Auch die Forderung nach mehr

Biodiversität (Reservate etc.) wird zunehmend lauter. Im Konflikt Holznutzung versus Nutzungsver-

zicht wird man Lösungen suchen müssen.

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6. Forschung und Entwicklung

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Qualifutura – Entwicklung von mobilen Leichtbaumodulen

Im Auftrag der Stiftung Qualifutura – entwickelt ein Forschungsteam mobile Unterkünfte. Eine Herausforde-

rung, die innovatives Denken voraussetzt: So sind pro Element und Stück klare Gewichtsvorschriften – ein

Modul darf nicht mehr als 800 Kg wiegen – und Grössenvorgaben gegeben. Die Entwicklung der Module

beinhaltet alles vom architektonischen Entwurf bis zur Nachevaluation

und Optimierung der Prototypen. Die mobilen Hotelzimmer sollen ab Sommer 2011 bereits im Einsatz

stehen – Präsenz Schweiz wird’s freuen.

Bauplatten aus Abfall – Naturfasern contra Zement

Nachhaltigkeit im Sinne von wiederverwertbarem Material manifestiert ein Recycling-Projekt in Nigeria:

Zusammen mit nigerianischen Bauspezialisten und Ingenieuren verwertet Charles Job – an der BFH-ABH

Professor für Entwurfstheorie – zusammen mit der Forschungseinheit von Frédéric Pichelin landwirtschaft-

liche Reststoffe in Bauplatten.

In Nigeria wird heute fast ausschliesslich mit Zementblöcken gebaut. Dieses Sand-Zement-Gemisch ist

meist von schlechter Qualität und hat eine relativ kurze Lebensdauer. Ausserdem muss es teuer importiert

werden. Das Ziel war, aus den im westafrikanischen Land vorhandenen Rohstoffen ein neues

Baumaterial herzustellen. Die Forschenden der Fachhochschule suchten nach Möglichkeiten,, aus den

vielen Abfällen, die in Nigerias Landwirtschaft anfallen, eine umweltverträgliche und günstige Alternative zu

den Zementblöcken herzustellen. Das Forschungsteam erteilte zwei Universitäten in unterschiedlichen

geografischen und kulturellen Regionen des Landes den Auftrag, herauszufinden, welche landwirtschaftli-

chen Produkte uns geeignetes Material liefern würden. Der Auftrag ging an die Ahmadu Bello University in

Zaria im Norden und den Enugii Campus der University of Nigeria im Süden.

In der Landwirtschaft Nigerias werden vor allem Erdnüsse, Reis und Mais angepflanzt, wobei sehr viel or-

ganischer Abfall entsteht, der einfach verbrannt wird. Die Partner sammelten diese Materialien

und brachten sie in die Schweiz.

Zurzeit arbeitet das Team um Frédéric Pichelin, Charles Job und Andreas Rosenkranz an einem Prototyp.

Ein neues Produkt lässt sich am besten einführen, wenn man etwas Handfestes vorweisen kann. Wenn die

Menschen sehen, dass es funktioniert und sie damit auch Geld verdienen können, sind sie bereit mitzuma-

chen. Die Werkstatt soll dann auch für alle offen sein, sodass die Handwerker

das Potenzial des Werkstoffs sehen und die Bauern erkennen, dass sie bis jetzt wertvolle Rohstoffe ver-

brannt haben.

Waldbewirtschaftung mit zukunftsweisendem Navigationssystem

Ein Dozent der SHL hat eine neue Software für eine umfassende und nachhaltige Lenkung der Waldöko-

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systeme entwickelt. Der Prototyp steht schon im praktischen Einsatz.

Waldbewirtschaftung verlangt Flexibilität

Wälder haben ihren eigenen Rhythmus, das Wachstum der Bäume braucht Jahrzehnte. In der Schweiz

spiegelt sich dieses Naturgesetz in der Waldbewirtschaftung wieder, die auf naturnahe Eingriffe und Nach-

haltigkeit setzt. Im Kontrast zu dieser Langsamkeit stehen Ereignisse – wie ein Sturm, Schwankungen auf

dem Holzmarkt, die Änderung von gesellschaftlichen Erwartungen – welche einen unmittelbaren Einfluss

auf die Bewirtschaftung des Waldökosystems haben können. Grosse Flexibilität ist also gefragt. Die Be-

wirtschaftung der Wälder kann mit der Steuerung eines Hochseeschiffes verglichen werden. Kursänderun-

gen brauchen Zeit. Umso wichtiger ist deshalb, dass Waldbewirtschafter auf leistungsfähige Informatiktools

zurückgreifen können. Die Software WIS2 ist eines davon. Sein Entwickler, Christian Rosset, präsentiert es

als «Informations- und Entscheidungsunterstützungs-System». Der informatikversierte Forstingenieur hat

WIS2 im Rahmen seiner Doktorarbeit an der ETH Zürich entwickelt. Allerdings braucht man kein Ass in

Informatik zu sein, um WIS2 zu benutzen: schon nach wenigen Mausklicks ist man mitten im Thema …

Modellierung der Waldentwicklung

Christian Rosset vergleicht den Wald gerne mit einem Mosaik. Ein Mosaik aus Baumbeständen, aber auch

aus unterschiedlichen Interessen und Erwartungen. WIS2 verschafft einen allgemeinen Überblick und er-

laubt die Integration verschiedenster Faktoren in die Planung. Konkret besteht WIS2 aus mehreren An-

wendungen, welche die Hauptaufgaben der Waldbewirtschaftung abdecken:

- Die Anwendung «Analyse» gibt eine Übersicht des betrachteten Waldgebiets und seiner Merkmale

(standörtliche Bedingungen, zu berücksichtigende Waldfunktionen, etc.). Sie ermöglicht auch einen Blick in

die verschiedenen Bestände, um z.B. eine genauere Beschreibung der vorkommenden Arten oder der

Entwicklungsstufe zu erhalten.

- In der Planungs-Anwendung kann gemäss den ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Er-

wartungen ein Zielzustand definiert werden. In der Folge werden Strategien erstellt, um diesen zu errei-

chen. Die Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen werden vom Programm simuliert. Der Benutzer

kann so langfristig und vorausschauend planen, gleichzeitig aber auch jederzeit seine Strategie anpassen.

- Eine weitere Anwendung erlaubt es, Informationen fortwährend zu aktualisieren und insbesondere Daten

aus Luftaufnahmen und Felderhebungen zu integrieren.

Ein vielversprechendes Werkzeug

WIS2 ist momentan im Prototyp-Stadium und wird in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro in ver-

schiedenen Forstbetrieben getestet. So auch in Winterthur, der Stadt im Schweizer Mittelland mit der

grössten Waldfläche. Aufgrund seiner Simulationsfunktionen wird WIS2 auch im Unterricht eingesetzt. Die

Studierenden der SHL können so verschiedene Bewirtschaftungsvarianten durchspielen und ihre Konse-

quenzen sofort überprüfen.

Werden die Wälder in Zukunft also per Computer gemanagt? Christian Rosset relativiert: «Dieses Pro-

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gramm erlaubt eine gezielte Analyse des Waldökosystems. Die Beobachtung vor Ort bleibt jedoch not-

wendig. WIS2 ist eine Art Cockpit, das den Bewirtschafter unterstützt, ihn aber keinesfalls ersetzt.» Auch

mit der wertvollen Unterstützung von WIS2 bleibt der Waldbewirtschafter also Kapitän seines Schiffes,

jedoch mit der Möglichkeit, über den Horizont hinauszublicken …

Schutzwald – Management auf höchstem Niveau

Intakte Schutzwälder schützen Leben und Infrastrukturen. Sie nachhaltig zu pflegen und effizient zu nut-

zen, erfordert besonderes Fachwissen. Die SHL vermittelt dieses.

Von A bis Z unbewohnbar

Intakte Schutzwälder sind für die Schweiz von nationaler Bedeutung, von A wie Andermatt bis Z wie Zer-

matt: Die meisten Berggemeinden wären ohne Schutzwälder nämlich schlicht unbewohnbar. Der Wald

schützt vor Lawinen und vielen anderen Naturgefahren wie Erdrutschen, Erosion, Murgängen, Steinschlä-

gen und Hochwasser. Schutzwälder gibt es nicht nur in den Alpen, auch im Jura und im hügeligen Mittel-

land kommen ihre Funktionen zum Tragen. Infolge der immer intensiveren Nutzung unserer Landschaft –

auch durch den Tourismus – nimmt das Schadenpotenzial zu. Gleichzeitig erhöht sich mit der Klimaer-

wärmung tendenziell die Dynamik der Naturgefahren. Nicht jeder Schutzwald erfüllt indessen die erforderli-

chen Funktionen immer gleich gut: Abhängig von den menschlichen Einflüssen und der teilweisen Über-

oder Unternutzung in der Vergangenheit gibt es gut und weniger stabil strukturierte Wälder, zu alte und zu

junge Bestände, eine zu dichte oder zu lockere Stammzahl. Es benötigt viel spezifisches Fachwissen, um

jede Situation für sich zu analysieren – und erst recht, wenn es gilt, die Entwicklungsszenarien auf Jahr-

zehnte hinaus abzuschätzen.

NaiS: hier zählt die Nachhaltigkeit

Das Schweizer Standardwerk zur Schutzwaldpflege heisst «Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutz-

wald (NaiS)», ein dicker Bundesordner mit vielen Hundert Seiten Text, Grafiken und Checklisten, herausge-

geben vom Bundesamt für Umwelt. Jean-Jacques Thormann und Kaspar Zürcher vom Ressort Gebirgs-

wald und Naturgefahren haben massgeblich bei dessen Erarbeitung mitgewirkt. Der Ordner vereint bestes

Fachwissen und viele Jahrzehnte Erfahrung. Wesentliche Errungenschaften sind die konsequente Ausrich-

tung auf die Schutzfunktion; Wirksamkeit und Verhältnismässigkeit der Massnahmen werden konsequent

abgewogen, Entscheide nachvollziehbar dokumentiert. Auch die Erfolgskontrolle ist genau beschrieben.

Die Schutzwaldpflege hat dank dem bewährten Instrument in den letzten fünfzehn Jahren landesweit einen

hohen Standard erreicht. Um diesen zu halten, sind die Aus- und Weiterbildung gefordert. Die SHL enga-

giert sich auf zwei Ebenen: in der Ausbildung in Zollikofen und in Weiterbildungskursen für Forstfachleute.

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Projektieren und Kalkulieren in Hanglage

Mit der beschriebenen Wegleitung und viel Fachwissen kann also der Handlungsbedarf für einen Schutz-

wald klar ermittelt werden. Für die eigentliche Umsetzung, die Nutzung und Pflege eines bestimmten

Schutzwaldes benötigt es aber ebenso umfangreiche Kenntnisse in der Verfahrenstechnik. Sie sind eine

Kernkompetenz der SHL und werden in den Modulgruppen «Forstliche Produktion» und «Forstliche Be-

triebswirtschaft» unter Professor Bernhard Pauli vermittelt.

Die Planung und das Arbeiten in steilen Hanglagen sind anspruchsvoll; in Schutzwäldern sind die techni-

schen Möglichkeiten zudem durch die Anforderungen von NaiS weiter eingeschränkt. Von Fall zu Fall muss

sorgfältig abgewogen werden: Lohnt sich die Nutzung überhaupt oder lässt man das Holz besser liegen?

Können kostengünstige, bodengestützte Verfahren zum Einsatz kommen oder sind Tragseilinstallationen

oder gar Helikoptereinsätze notwendig? Meist sind Holzernteverfahren mit Tragseilinstallationen am besten

geeignet. Für die Projektierung und Kalkulierung dieser Verfahren ist allerdings hohe Ingenieurskunst ge-

fragt: Nachdem in der Grobplanung das grundsätzliche Verfahren bestimmt ist, müssen die Maschinen-

standorte festgelegt und die optimalen Abstände der Seilgassen sowie deren Anordnung ausgetüftelt wer-

den. In der Detailplanung messen die Fachleute die Geländegegebenheiten aus und legen die exakten

Linienführungen mitsamt Stützen und Umlenkungen fest, dann wird alles im Gelände markiert. – Das

Grundlagenfach Physik des ersten Studienjahres lässt grüssen. Am Schluss gilt es noch die Arbeitsorgani-

sation festzulegen und eine Vorkalkulation durchzuführen. Dabei werden eine Reihe von Fragen beantwor-

tet: Wie kann die Unfallgefahr minimiert werden? Wie viele Personen und Arbeitsstunden sind zu budgetie-

ren und, welcher Erlös kann mit dem Holz erzielt werden?

Eine kostendeckende Holzernte ist im Schutzwald oft nicht möglich. Deshalb fördern Bund und Kantone,

basierend auf dem aktuellen Waldgesetz, die Pflege mit öffentlichen Geldern. Doch der allgemeine Spar-

druck wirkt auch hier: Forstleute werden künftig noch ökonomischer denken und handeln müssen.

Im Modul FW-34 geht es ums Ganze

Früher oder später stehen die Absolvierenden als Forstingenieurinnen oder -ingenieure draussen im Ge-

birgswald und haben wichtige Entscheide zu treffen. Dann sind sowohl die erworbenen Grundkenntnisse

der Schutzwaldpflege als auch die technischen und ökonomischen Kenntnisse für die Umsetzung gefragt.

Das Abwägen zwischen Schutzzielen, Verfahren, Abläufen und Kosten erfordert in den speziellen Rah-

menbedingungen des Schutzwaldes besonderes Geschick und Erfahrung. In der konkreten Praxis alle

Aspekte unter einen Hut zu bringen, genau das ist das Ziel des Synthesemoduls FW-34 «Gebirgswald und

Verfahrenstechnik», das am Ende des Studiums durchgeführt wird. Die Klasse verbringt eine intensive

Projektwoche im Muotathal, im grössten Schweizerischen Gebirgsforstbetrieb der Oberallmeindkorporation

Schwyz. In Gruppen führen die Studierenden für ausgesuchte Schutzwaldparzellen den ganzen Planungs-

prozess durch: Mit Hilfe der Wegleitung analysieren sie Gefahren- und Schadenpotenzial, die Wirkung des

Waldes und dessen künftige natürliche Entwicklung. Aufgrund dieser Faktoren leiten sie den waldbaulichen

Handlungsbedarf her. Dann werden die Holzernte- und -rückeverfahren gewählt, geplant und kalkuliert

mitsamt Maschinen- und Personaleinsatz. Die Studierenden üben sich in der Schlaganzeichnung und prä-

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sentieren ihre Resultate am Schluss vor den lokalen Verantwortlichen und dem Betriebsleiter Felix Lüscher.

Wer diese Praxiswoche erfolgreich absolviert hat, besitzt das Rüstzeug zur nachhaltigen Pflege der

Schutzwälder – im Interesse von Natur und Gesellschaft.

Projekt Steinschlag

Wie ausgedehnt muss ein Waldstück an einem Hang mindestens sein, damit es vor Steinschlag schützen

kann? In den NaiS-Grundlagen fehlen diesbezüglich noch differenzierte Aussagen. Im Auftrag des Bundes-

amts für Umwelt BAFU wird die SHL deshalb im Sommer 2009 genauere Daten über den Steinschlag-

Rückhalt in Abhängigkeit von Hangneigung, Hanglänge und Blockgrössen ermitteln. Ein Projekt bei dem

auch Studierende mitwirken und interessante praktische Erfahrungen sammeln können.

Bildlegenden (Bilder J.-J. Thormann, SHL):

«Alles grün bedeutet nicht alles okay: die Alters- und Baumartenmischungen sind für die nachhaltige

Schutzwirkung entscheiden»

«Studierende untersuchen den Einfluss der Schneedecke auf den Jungwuchs»

Eichen braucht das Land

Eine Studie der SHL zeigt auf, wie selten die Eichen in der Schweiz vorkommen und wo sie sinnvoll geför-

dert werden könnten. Ihre Bedeutung wird mit dem Klimawandel wieder zunehmen.

In der Bevölkerung ist die Eiche bekannt und beliebt, der Baum-Promi schlechthin. In den Schweizer Wäl-

dern sind die Eichen indessen ziemlich rar; sie haben gerade mal noch zwei Prozent Anteil. Dabei gibt es

gute Gründe, sie zu schützen und zu fördern.

Der Ökostar

Auf keinem anderen Waldbaum leben annähernd so viele Tierarten, wie auf der Eiche. Hunderte Insekten

wurden gezählt und der seltene Mittelspecht kommt bei uns nur in Eichenwäldern vor. Wegen ihres lang-

samen Wachstums ist die Eiche ökonomisch ins Hintertreffen geraten. Immerhin nimmt aber die Nachfrage

nach Eichenholz zur Herstellung von exklusiven Möbelstücken und von Weinfässern in letzter Zeit wieder

etwas zu. Die Eiche mag mildes Klima und sie erträgt Trockenperioden besser als zum Beispiel die Buche.

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Schreitet der Klimawandel weiter wie befürchtet voran, dürfte die Eiche besonders gut an die veränderten

Bedingungen angepasst sein und somit zur Stabilisierung der Waldökosysteme beitragen. Aus diesen

Gründen hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) die SHL beauftragt, Grundlagen für ein Konzept zur natio-

nalen Eichenförderung zu erarbeiten. Die Studie wurde letztes Jahr abgeschlossen und publiziert.

Acht Eichen-Kantone

Das Eichenprojekt hatte zum Ziel - zusammen mit Fachleuten der Praxis - die aktuelle Ausdehnung wert-

voller Eichenwälder zu dokumentieren und die potenziellen Eichenwuchsgebiete wissenschaftlich zu eruie-

ren; die Resultate sind in den beiden Grafiken teilweise dargestellt. Würden alle Wälder sich selbst überlas-

sen, entstünden vor allem im Tessin und an sonnigen Hängen in Grau bünden grössere Eichenwälder. Mit

gezielter Pflege im Nutzwald könnten aber rund ein Viertel der Schweizer Wälder zu reichhaltigen Eichen-

mischwäldern entwickelt werden. Sie liegen alle in Lagen bis 1000 m ü.M. des Mittellandes, des Juras und

der Voralpen. Das BAFU ist bereit, die Pflege zu subventionieren, will aber die sehr beschränkten Mittel

nicht flächendeckend sondern möglichst effizient einsetzen. Die Studie hat hierzu die acht geeignetsten

Kantone ermittelt: Aargau, Zürich, Solothurn, Thurgau, Waadt, Baselland, Tessin und Schaffhausen.

Plädoyer für eine Verdoppelung

Die SHL-Studie hat die Grundlage geschaffen, die es erlaubt, die verfügbaren Fördermittel von Bund und

Kantonen gezielter einzusetzen. Projektleiter und SHL-Dozent Urs Mühlethaler geht aber noch einen Schritt

weiter: Er plädiert für eine Verdoppelung der Eichenstammzahl von heute zwei auf vier Prozent innert dreis-

sig Jahren. Alteichen sollen individuell geschützt werden, in bestehenden Mischbeständen soll der Eichen-

anteil durch positive Auslese erhöht werden und schliesslich sollen die Eichenwälder durch Neupflanzun-

gen und Pflege ausgedehnt werden. Mühlethaler berechnet die Gesamtkosten für ein solches Massnah-

menpaket auf rund zwanzig Millionen Franken pro Jahr. Geld, das leider in keinem Budget vorhanden ist.

Aber aufgeteilt unter Bund, Kantonen und Waldbesitzern, müssten uns die Eichen eigentlich soviel wert

sein.

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Bildlegenden (Bilder U. Mühletaler, SHL):

«Eichenwälder sind in der Romandie weiter verbreitet als in der Deutschschweiz»

«Verbleibende grossflächige Eichenmischwälder»

«Potenzielle Eichenwuchsgebiete»

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7. Auszug aus einer aktuellen Publikation Studierender der Berner Fachhochschule

Bio-Materialien für den Bau

Maximilien Rouer und Anne Gouyon schätzen, dass im Bau- und Wohnsektor ein Anteil von 20 % der Ge-

samtmenge an treibhauswirksamen Gasen emittiert wird.2 Dabei bilden Heizen und Klimatisierung die Hälf-

te der Emissionen. Der Rest stammt zu 30 % aus der Beleuchtung und Haushaltsgeräten resp. zu 20 %

aus dem Bauprozess selber. Solche Werte sind alarmierend. Heute gibt es viele Möglichkeiten, diese Miss-

stände praktisch anzupacken und schonender zu bauen.

Die Publikation der Berner Fachhochschule «Bio-Materialien für den Bau» bündelt 39 Porträts von natürli-

chen Bau- und Werkstoffen, die heute erfolgreich eingesetzt werden, zu einem übersichtlichen Gesamt-

werk. Die Texte wurden von angehenden Holzingenieurinnen und Holzingenieuren im ersten Studienjahr

erarbeitet.

Umwelt- und klimafreundliches Bauen und Wohnen

Mit der Wahl geeigneter Baumaterialien können wir die Grösse unseres «ökologischen Fussabdrucks»

massgeblich mitbestimmen. Sowohl bei den Tragstrukturen und Fassaden wie auch bei der energetischen

Dämmung und im Innenausbau lassen sich diese Potenziale verwirklichen.

Vier Hauptziele bestimmen heute die Anstrengungen der Bauwirtschaft, mit intelligenten Massnahmen

einen wirksamen Beitrag zu einem umweltbewussteren und zukunftsorientierten Bauen und Wohnen zu

leisten:

• Gebäude und Wohnräume energieeffizient konstruieren und gestalten,

• bei jedem Arbeitsprozess den Kohlendioxidausstoss (CO2) möglichst gering halten,

womöglich sogar teilweise rückgängig machen,

• Baustoffe verwenden, welche eine möglichst geringe Umweltbelastung an den Schutzgütern

Boden, Wasser und Luft verursachen und dies über ihren gesamten Lebenszyklus:

vom Rohstoffabbau bis zur Entsorgung resp. einem Recycling

• darüber hinaus wird immer deutlicher, dass Bau- und Werkstoffe den Charakter der

Biokompatibilität aufweisen müssen, besonders für den Menschen, der im Bauobjekt

über längere Zeiträume arbeiten oder wohnen wird.

Heute wissen wir, wie wir mit geeigneten Baumaterialien die nachhaltige Wirtschaftlichkeit des Bauprozes-

ses verbessern können. Wir arbeiten damit gleichzeitig konstruktiv an der Umweltproblematik, die mit der

Zunahme von Treibhausgasen als Klimaerwärmung immer akuter in Erscheinung tritt. Man kennt zudem

2 M. Rouer, A. Gouyen, Réparer la Planète. La Révolution de l’économie positive, 2007.

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Werkstoffe, die Wohnräume behaglicher gestalten, da sie die Belastung der Raumluft senken und den

thermischen Komfort fördern. «Bio-Materialien»: nachwachsende Rohstoffe – ökobiologische Materialien?

Der Begriff «Biomaterialien» wird heute nicht in erster Linie auf dem Gebiet des Bauens und Wohnens ver-

wendet, sondern vor allem in medizinischem Kontext, z.B. für Prothesen und Implantate. Die meisten hier

vorgestellten Werkstoffe könnten auch als nachwachsende Rohstoffe bezeichnet werden, sofern sie direkt

von der pflanzlichen Photosynthese stammen. Dieser Prozess basiert nämlich auf der chemischen Um-

wandlung der Sonnenenergie – im Gegensatz zu vielen unserer industriellen Synthesen, die zum grössten

Teil mit Hilfe von limitierten und umwelt- und klimaproblematischen fossilen Energieträgern wie Erdöl, Koh-

le, Gas oder Uran stattfinden.

Bestimmung ökologischer Kennzahlen

Möchte ein Bauherr sein Bauvorhaben auf nachhaltige Weise realisieren, so gilt es, verschiedene Aspekte

zu beachten. Übergeordnete Ziele sind gute Verfügbarkeit, möglichst kurze Transportwege, unproblemati-

scher Lebenszyklus des Baumaterials vom Rohstoffabbau bis zur Entsorgung oder Recyclingfähigkeit,

Langlebigkeit, Reparierbarkeit oder geringer Unterhaltsbedarf. Weiter sollten die Baumaterialien keine um-

weltbelastenden Bestandteile enthalten und keine negativen Auswirkungen gegenüber der Umwelt und

dem Innenraum verursachen. Ein weiterer Aspekt ist die funktionelle Effizienz des Materials. Kann es die

Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz, den Feuchteschutz, den Schutz vor Kälte im Winter,

den Schallschutz usw. wirksam erfüllen? Um Anwenderinnen und Anwendern die Bilanzierung von Um-

weltaspekten in differenzierter Form zu ermöglichen, stehen verschiedene Bilanzierungsmethoden und

Materialdatenbanken zur Verfügung, wie zum Beispiel das Global Warming Potential (GWP), der Eco Indi-

cator (Ecoinvent) oder die Umweltbelastungspunkte (UBP). Je nach System können die Ergebnisse erheb-

lich auseinanderliegen. Die UBP zum Beispiel quantifizieren dabei die Umweltbelastungen von Land und

Süsswasser, die Emissionen in Luft, Gewässer und Boden sowie die Beseitigung von Abfällen. Der Primär-

energieinhalt (PEI) quantifiziert den kumulierten Energieverbrauch an erneuerbaren und nicht erneuerbaren

Energieträgern, der zur Herstellung eines Baustoffs erforderlich ist. Demgegenüber gilt die graue Energie

als die Summe nicht erneuerbarer Primärenergieträger, die für eine bestimmte Tätigkeit aus nicht nachhal-

tigen Quellen bereitgestellt werden muss. Diese Grösse wird als vereinfachende Bewertungsgrösse für

Umweltauswirkungen verstanden. Die Angaben erfolgen in Megajoule (MJ), wobei ein MJ 0,278 kWh ent-

sprechen. Ein Liter Heizöl z. B. enthält rund 36 MJ Energie. Mit der CO2-Äquivalenz werden die

Treibhausgasemissionen anhand der Leitsubstanz CO2 kumuliert ausgewiesen. Diese Ökobilanzdaten

werden oft für ein Kilogramm eines Materials angegeben. Für einen der Anwendung entsprechenden Mate-

rialvergleich ist es wichtig, zu berechnen, wie viele Kilogramm eines Materials für eine jeweilige Anwendung

pro Quadratmeter eingesetzt werden. So benötigt man beispielweise viel mehr Masse, um einen Quadrat-

meter Marmorboden einzubauen als einen Quadratmeter Parkettboden.

Sobald ein Baumaterial eine weitere technische Leistung oder Kenngrösse erfüllen muss, ist diese als Be-

zugsgrösse zu nehmen. Bei einer Wärmedämmung als Beispiel stellt sich somit die Frage: Wie viele Kilo-

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gramm eines Materials A benötige ich um einen U-Wert von x (Wärmedämmwert) zu erhalten und wie viele

Kilogramm sind es für denselben U-Wert beim Material B? Als letztes sollte wenn möglich die Lebensdauer

mitberücksichtigt werden. Bei der Annahme, dass ein Laminatfussboden 15 Jahre und ein Parkett 45 Jah-

re genutzt werden, so sind die Ökobilanzwerte des Laminats durch 15 und des Parketts durch 45 zu divi-

dieren. Das Resultat eines solchen Materialvergleichs weist schlussendlich aus, wie viele UBP, MJ Primär-

energie oder kg/CO2 Eq. Pro Quadratmeter und Jahr für ein Material benötigt werden. Bauherrinnen und

Bauherren können beim Entscheid für eine nachhaltige Materialwahl weitere qualitative Indikatoren mitbe-

rücksichtigen. Falls dieses Vorgehen zu aufwändig ist, können bereits erstellte Materialempfehlungen, ge-

ordnet nach Baugewerken, beigezogen werden. Dabei ist je nach Quelle auf eventuell tendenziöse Anga-

ben acht zu geben.

Einzelne Werkstoffe im Vergleich Einzelne ökobiologische Werkstoffe weisen hervorragende Eigenschaften

auf, im Vergleich zu den konventionellen, die bisher systematisch Vorrang hatten. Folgende Tabelle zeigt

anschaulich, wie leistungsfähig organische verholzte Faserstrukturen eigentlich sind. Zum Beispiel mit dem

Faktor «Spezifische Zugfestigkeit» (Zugfestigkeit pro Dichteeinheit): Da liegen Werte vor von 0,15 (Balsa) bis

0,57 (Bambus), während für Metalle, Beton und Glas die spezifische Zugfestigkeit deutlich unter 0,10 liegt.

Ein solcher Faktor besitzt nicht nur eine technische, sondern auch eine wirtschaftliche Dimension, weil

eingesetzte Werkstoffe direkt oder indirekt nach Gewicht verrechnet werden.

Grafik: Spezifische Zugfestigkeit in Funktion der Dichte. Ein weiterer Vergleich illustriert die zunehmende

Bedeutung, die organischen Werkstoffen zukommt. Während Normalbeton (C25/30, ohne Armierung) für

die Herstellung eine Energiemenge von ca. 0,70 MJ/kg beansprucht (davon sind 9/10 nicht erneuerbar),

enthält (speichert) zum Beispiel ein Nadelholzbalken mit dem Einbau eine Energiemenge von ca. 15 MJ/kg.

Für die Aufzucht, Bewirtschaftung, Ernte, mit anschliessendem Einschnitt und technischer Trocknung des

Holzes schätzt man einen mittleren Energiebedarf von ca. 15 % des eigenen Energiegehaltes. Somit stellt

der Balken einen Netto-Energiegehalt von noch ca. 13 MJ/kg zur Verfügung. Anders

ausgedrückt: Dieses Material kann nach Abschluss des konstruktivem Einsatzes noch für energetische

Zwecke verwendet werden.

Diese verbrauchten oder gespeicherten Energiemengen lassen sich auch in Treibhauseffekt, bzw. in Koh-

lenstoffsenken umrechnen. Während für die Herstellung von 1 kg Normalbeton (ohne den Stahl mit einzu-

beziehen) eine Menge von 0,11–0,16 kg CO2 -Äquivalenten emittiert wird, fixiert jedes Kilo trockenes Holz

1,85 kg CO2, das durch die Photosynthese der Atmosphäre entzogen wurde. Nach Berücksichtigung des

Herstellungsbedarfs bleibt im Balken während seiner Einsatzzeit netto 1,55 kg zurückgebundenes CO2 pro

Kilo Balken. Somit steckt in einem modernen Haus mit Wänden aus mehrschichtigem Massivholz, mit

einem Materialvolumen von ca. 100 m3 Holz, die beträchtliche Menge von ca. 80–90 t CO2.

Böden aus der am schnellsten wachsenden Pflanze, dem Bambus In Asien spielt Bambus eine überragende Rolle in Religion, Philosophie, Kunst und im alltäglichen Leben.

Als Symbol für die chinesische Wesensart steht der Bambus für Elastizität, Ausdauer und Hartnäckigkeit,

für Nachgeben, Zurückweichen und doch stark Bleiben. Mit einem maximalen Wachstum von 1,2 m in

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24 Stunden zeigt der Bambus das schnellste Wachstum aller Pflanzen. Der traditionelle Baustoff erreicht

durch seine weite Verbreitung, die einfache Beschaffung, günstige Materialeigenschaften wie geringes

Gewicht, hohe Belastbarkeit auf Zug, Druck und Biegung und die leichte Verarbeitbarkeit eine grosse Be-

deutung.

Vorkommen und Wachstum

d:Bambus, e:bamboo, f:bambou, i:bambù

Familie: Süßgräser (Poaceae)

Unterfamilie: Bambusgewächse (Bambusoideae)

Tribus: Bambus (Bambuseae)

Unter Bambus verstehen wir baum- oder sträucherartige Gräser mit ausdauerndem, verholztem, manch-

mal verzweigtem Stamm. Es gibt etwa 1 000 verschiedene Bambusarten. Das Hauptverbreitungsgebiet

sind die Tropen. Nur wenige Arten sind dank ihrer Vitalität in subtropische oder gemässigte Zonen vorge-

drungen. Indien, Burma und die asiatischen Inselgruppen könnten die ursprüngliche Heimat des Bambus

sein, weil 65 % aller beschriebenen Arten dort zu finden sind. In ganz Nordamerika ist nur eine Bambusart

heimisch, in Europa keine einzige. Das grösste und umfangreichste Bambusreservoir der Welt befindet

sich mit 7,2 Mio. Hektaren und über 500 Arten in China. Weltweit wächst der Bambus auf über 20 Mio.

Hektaren, wobei jährlich etwa 20 Mio. Tonnen Bambus geerntet werden. Der Bambus wächst überwie-

gend auf sandigen Lehm- bis lehmigen Tonböden. Er gedeiht auch auf nassen bis sumpfigen Standorten,

zieht jedoch trockene Böden vor. Der Bambus besitzt mit maximal 1,2 m und durchschnittlich 25 cm in

24 Stunden das schnellste Wachstum aller Pflanzen. Bambuspflanzen können eine Höhe von 30 m und

einen Stammdurchmesser von 30 cm aufweisen, wobei einige Arten nur alle 60 bis 120 Jahre blühen. Die

Mutterpflanze produziert aus dem Wurzelstock jährlich mehrere neue Sprossen, so dass die ausgewach-

senen Stämme alle fünf Jahre geerntet werden können, ohne dass die einzelne Gruppe oder der Wald an

Umfang verliert.

Materialbeschaffenheit

Der Zellaufbau des Bambusgewebes ist für diese Arten spezifisch, jedoch sind seine technischen Eigen-

schaften dem eigentlichen Holzgewebe sehr ähnlich. Bambus wird daher ebenfalls als verholzende Pflanze

bezeichnet. Ein wichtiger eingelagerter Bestandteil, die Kieselsäure, gibt dem Bambus die dauerhafte Fes-

tigkeit und Härte. Weitere Substanz bildende Bestandteile sind wie beim Holz Cellulose, Hemicellulose und

Lignin. Die Anteile des chemischen Aufbaus sind je nach Rohrwandzone jedoch sehr unterschiedlich. Im

Querschnitt vom Bambus fällt zunächst auf, dass der Stamm hohl ist, wie bei jedem Grashalm. Die mehre-

re Millimeter dicke Wand besteht aus Leitbündeln, welche in einer Fasergrundmasse verteilt sind. Von in-

nen gegen aussen nimmt die Dichte des Materials zu. Laubbäume haben eine Fasernlänge von nur zwei

Millimetern, die Fasern von Bambuspflanzen hingegen sind bis zu einem Zentimeter lang. Der Bambus

besitzt jedoch kein Kambium und hat auch kein Dickenwachstum wie Bäume. Der Trieb kommt in der

Dicke aus dem Boden, die das Bambusrohr sein Leben lang beibehalten wird. In diesem Sinn wird hier

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nicht zwischen Jahrringen bzw. Früh- und Spätholz unterschieden. Vom dritten Lebensjahr an verholzen

die Halme langsam. Erst dann werden sie als Bauholz für tragende Teile vollwertig.

Historisch-kulturelle Bedeutung

Bambus ist eines der ältesten Baumaterialien. Im Lauf der Jahrhunderte sind raffinierte Methoden der Ver-

arbeitung entwickelt worden. Die unterschiedlichsten Bauaufgaben werden mit Bambuskonstruktionen

gelöst. Vielerorts kann jedoch beobachtet werden, dass durch den Einsatz moderner Werkstoffe die tradi-

tionelle Bedeutung von Bambus als Baumaterial abnimmt. Bambus spielte in der Kultur der asiatischen

Völker eine grosse Rolle, teilweise bis heute. In Asien begleitet diese Pflanze die Menschen in allen Berei-

chen des Lebens. Bambus dient als Baumaterial für Häuser, Baugerüste und Hängebrücken, aber auch als

Behälter für Essen und Trinken. Zudem sind im asiatischen Raum die Sprossen ein weit verbreitetes Nah-

rungsmittel für Mensch und Tier. In der chinesischen Medizin kommt Bambussaft zur Heilung verschiede-

ner Geisteskrankheiten zum Einsatz. Die Wurzeln stärken die Lebenskraft, wirken Durst löschend und för-

dern das Stillen. Einige traditionelle chinesische Musikinstrumente wie das Sheng, ein Rohrblattinstrument,

werden speziell aus Bambus gefertigt. Über Jahrhunderte hat Bambus Künstler inspiriert. Ihre Bewunde-

rung für dessen Schlichtheit und Eleganz brachten sie in Poesie und Prosa zum Ausdruck. Berühmte Maler

machten den Bambus zum Thema ihrer Werke.

Verarbeitung und Produkte

Der Bambusstamm wird in Längsrichtung in schmale Lamellen gesägt. Auf einer speziellen Hobelmaschine

wird die äussere grüne Rinde des Stammes entfernt. Es bleibt die weisslich-gelbe Innenseite übrig. Nach

dem Trocknen werden die Lamellen ein zweites Mal gehobelt. Die Lamellen können gedämpft werden,

wodurch der enthaltene Zucker umgewandelt wird und das Material eine braune Farbe erhält. Die Bam-

buslamellen werden horizontal aneinandergepresst und unter hohem Druck verleimt. Das Ergebnis ist ein

Brett mit den charakteristischen Bambusknoten. Die Lamellen können aber auch vertikal gepresst werden,

wodurch ein schmaleres Linienspiel mit etwas schwächer hervortretenden Bambusknoten entsteht. Das

Angebot von Parkettböden aus Bambus besteht aus unterschiedlichen Verbindungen der Riemen mit Nut

und Feder, welche in der Verbindung geleimt werden müssen, oder mit Klicksystem ohne Verleimung. Der

Aufbau der Schichten kann aus zwei oder drei Lagen bestehen. Riemen mit drei Schichten können aus

drei Bambuslagen mit querverleimter Mittelschicht sein oder nur mit der Oberschicht aus Bambus und den

Unterschichten aus abgesperrtem Nadelholz. Der Aufbau zweischichtiger Riemen besteht aus einer Ober-

schicht aus Bambus, die mit einer Unterschicht aus Multiplex oder mit einem querverleimten Gegenzug

aus Bambus kombiniert ist.

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Ökologie

Graue Energie

Bodentyp Format

[mm]

Sägewerk und

Parkettherstellung

[MJ/m2]

Transport per Schiff

(Shanghai–Rotterdam) [MJ/m2]

Stabparkett,

Riemenparkett

360/60/22 96–107 90

Fertigparkett

2-schichtig

500/70/11 194–206 45

Fertigparkett

3-schichtig

2340/140/15 227–239 62

Gedämpfte Parkettböden aus Bambus der Art Phyllostachys pubescens besitzen mit 730 kg/m3 eine hö-

here Rohdichte als ungedämpfte Böden mit 670 kg/m3. Als Grund für diese Rohdichtenerhöhung nimmt

man eine Verdichtung beim Pressen der durch Dämpfbehandlung vorübergehenden Erweichung des Ma-

terials an. Die Brinell-Härte von gedämpftem (31,7 N/mm2) und ungedämpftem (29,9 N/mm2) Bambus ist

verglichen mit derjenigen von Eiche (22,9 N/mm2) deutlich höher. Die Wärmeleitfähigkeit beträgt im

0,17 W/mK und der Wärmedurchlasswiderstand beträgt bei einer Stärke von 15 mm 0,088 m²K/W. Bam-

bus quillt und schwindet im Gegensatz zu Holz in radialer stärker als in tangentialer Richtung, was eine

kleinere prozentuale Massänderung der Breite gegenüber der Dicke der Elemente zur Folge hat. Dies ist

ein Vorteil von Bambus gegenüber Vollholz. Wegen der harten Silikatschicht der äusseren Oberfläche ist

Bambus gegen chemische und mechanische Angriffe sowie gegen Feuer sehr widerstandsfähig. Dank

diesen Eigenschaften ist Bambus ein ideales Material für Parkettböden mit hohen technischen und ästheti-

schen Ansprüchen.

Die Publikation kostet CHF 20. Sie kann online auf der Webseite ahb.bfh.ch unter BFH-AHB/Publikationen

oder per Telefon +41 32 344 02 04 bestellt werden.

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8. Kontakt

Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft

Urs Wehrli

Leiter Kommunikation

Länggasse 85

3052 Zollikofen

Tel.: +41 31 910 21 15

[email protected]

Berner Fachhochschule

Architektur, Holz und Bau

Claudia Graber

Leiterin Kommunikation

Pestalozzistrasse 20

3401 Burgdorf

Tel: +41 34 426 42 42

Mobile: +41 79 709 82 64

[email protected]

9. Impressum

Fotonachweis: Lukas Wassmann