1000 + Jahre Schloss Steinabrunn · 2018. 1. 17. · Das Schloss Steinabrunn dürfte zu dieser Zeit...

17
1000 + Jahre Schloss Steinabrunn Vorgeschichte und der Weg vom Wehrhof über Flucht– Schutzburg zum Schloss – Jagdsitz – Landgut und Residenz Alfred Tiefenbrunner in persönlicher Abstimmung mit dem Heimatforscher Monsignore Keck, Seelsorger und Pfarrer zu Sierndorf

Transcript of 1000 + Jahre Schloss Steinabrunn · 2018. 1. 17. · Das Schloss Steinabrunn dürfte zu dieser Zeit...

  • 1000 + Jahre Schloss Steinabrunn

    Vorgeschichte und der Weg vom Wehrhof über Flucht– Schutzburg zum Schloss – Jagdsitz – Landgut und Residenz

    Alfred Tiefenbrunner in persönlicher Abstimmung mit dem HeimatforscherMonsignore Keck, Seelsorger und Pfarrer zu Sierndorf

  • Die Ortschaft Steinabrunn liegt ca. 45 Kilometer nordwestlich von Wien auf halbem Weg zwischen Stockerau und Hollabrunn, und zwei Kilometer nördlich von Großmugl mit seinem Tumulus, der als etwa 2500 Jahre altes Monument Zeuge der Besiedelungs- und Kulturgeschichte des Gebietes ist. Als "Großer Mugl" hat er den Namen der Großgemeinde geprägt, zu der Steinabrunn gehört. Umgeben von den Schlössern Göllersdorf im Westen, Ernstbrunn im Norden und Sierndorf im Süden, war Steinabrunn Teil der Kette von Wehranlagen, die der deutschstämmigen Bevölkerung entlang dieser über 1000 Jahre alten Grenze zwischen Ost und West als Schutz- und Trutzburgen vor den Einfällen kriegerischer Völker (Hunnen, Awaren, Magyaren, Hussiten, Türken, Schweden, Franzosen und Preussen) Schutz boten.

    Der Name Steinabrunn kommt von einer auf einem Hügel über dem Schloss sprudelnden artesischen Quelle die auch heute noch das Schloss und die Ortschaft mit reinstem Wasser aus ca. 600 Metern Tiefe versorgt. Das Wasser hat einen sehr hohen Kalkanteil und ein altes Dokument besagt: "...so man ein Eisen hinein leget, ist es in einigen Monaten versteinert...", was heute noch, besonders in der Küche und im Bad, bestätigt werden kann.

    Die Gegend wird erstmals in der Eisenzeit (Hallstadt Kultur, 800-400 v.Chr.) erwähnt. Das Land war Teil des Keltenreiches, das von England über die Iberische Halbinsel bis Griechenland reichte. Aus dieser Zeit stammt der große Mugl, die Begräbnisstätte eines keltischen Stammesfürsten. Ur-sprünglich war der Mugl 45m hoch. Es wird angenommen dass der Tumulus ein männliches Skelett und Grabbeigaben aus Eisenwaffen (Schwert, Lanzen, und Pfeilspitzen), sowie Schmuck aus Glanz- und Glasflussperlen, und Tongeschirr beinhaltet. Da das Grab nie geöffnet wurde, basiert diese An-nahme aus Kenntnis anderer, geöffneter Gräber dieser Art der Umgebung.

    Aus derselben und späterer Zeit stammt ein Siedlung- und Gräberfeld, das direkt nördlich des Schlosses Steinabrunn 1937/1938 freigelegt wurde . In einer Senke gelegen, ist diese Stelle sehr wasserreich; noch heute befinden sich fünf Brunnen im Schlossgebiet. Es darf somit angenommen werden, dass es hier schon ab der jüngeren Steinzeit (400-300 v.Chr.) eine Befestigung beziehungs-weise einen Wehrhof mit Wassergraben und Stockpalisade gab.

    Um 200 v.Chr. vereinten sich die Kelten und Illyrer, bekannt unter dem römischen Begriff "Taurisci". Die Wehrhöfe wichen Fluchtburgen mit dörflichem Charakter, mit bis zu vier Metern hohen und dick-en Wällen. Es gab Stahlwaffen und Ziegelbrennereien. Eine Ziegelbrennerei in der Nähe des Nach-barorts Großmugl blieb bis 1940 aktiv. Die Ziegel, die das Hauptbaumaterial des Schlosses waren, wurden dort gebrannt.

    Während der Pax Romana (ab 100 v.Chr.) mit der Donau als nördliche Grenze des Römischen Reiches, kam es zu regen Handelsbeziehungen. Germanen, Markomannen und Quaden siedelten sich im Gebiet nördlich der Donau an und es entstand eine Übervölkerung mit begleitendem Land-mangel so dass einzelne Stämme abziehen mussten.

    Beginnend mit der Jahrtausendwende kam es zu einer frühen Christianisierung und der römische Kaiser Probus erlaubte die Veredelung des schon lange in der Gegend vorhandenen, autochthonen Weines.

  • Um 375 A.D. fielen die Hunnen ein und Awaren begannen das Land nördlich der Donau zu besie-deln. Gegen 400 A.D. zogen die Römer ab und es kam zur größten Ausdehnung des Avaren - Hun-nenreiches.

    Um 600 A.D. begannen die Bayern die Römischen Siedlungsgebiete zu übernehmen. König Samo schaffte es Awaren und Slawen zu einem Reich zu vereinen.

    Die große Wende in der Besiedelung begann 791 A.D. als Karl der Große und sein Sohn und Beauftragter Pippin Pannonien besetzten und die Slawen bis an die Raab zurück drängten. Die erste Weinkultur Karl des Großen in der Wachau und im Burgenland (Blau-Fränkisch) war Teil der Kolo-nialisierung des Donauraums durch Bayern und Franken. Hand in Hand ging die Christianisierung dieser Region durch die Klöster Passau, Regensburg und Kremsmünster voran.

    Im Jahre 955 wurden die wieder eingedrungenen Slawen am Lechfeld bei Augsburg unter König Otto I. geschlagen und in der Folge die Magyaren nach Ungarn verdrängt. König Otto II. trennte die Östliche Mark von Bayern und gab sie den Babenbergern. Das eroberte Land „Ostarichi“ wurde als Reichsgut den Adeligen, Klöstern und Bistümern zum Lehen gegeben, welche es zur Landnahme an Siedler freigaben.

    Das Kloster Seitenstätten (1112), die neue Pfalz Klosterneuburg (1113), Heiligenkreuz (1133), und das Benediktinerkloster Melk (1198) wurden gestiftet. Diese Klöster waren zwar als Orte geistlicher Zurückgezogenheit und Besinnung zu sehen, aber auch eher als logistische Ankerpunkte der Kolo-nialisierung und Missionierung des neu erworbenen Landes. Sie waren Sitz des Wissens auf allen Gebieten der Landwirtschaft und der Medizin, sowie schulischer und handwerklicher Fähigkeiten.

    Ermutigt durch das deutsche Interregnum um 1220 kam es zu Machtkämpfen zwischen Ungarn und Böhmen die auf österreichischem Boden ausgetragen wurden. Um 1246 zog König Ottokar II Przemysl in Wien ein. Diese wirre Zeit wurde durch König Rudolf I. Habsburg bei der größten Ritter-schlacht der Geschichte (mit ca. 60.000 Rittern), bei Dürnkrut und Jedenspeigen entschieden.Quellen: Walter Kaindl: Daten zur Österreichischen Kulturgeschichte. Heimatbuch v. Korneuburg 1, S. 481, Binder 2, S. 110, Blätter1868 S. 78, 87, Dehio S. 336, Schweickhart VI, S. 221, Monsignore Karl Keck, Geistlicher Rat und Pfarrer zu Senning: aus 20 Jahren persönlicher Zusammenarbeit und handschriftlichen Aufzeichnungen, Franz Zeisel: Die Weh-rbauten unseres Bezirkes.

    Zu dieser Zeit scheinen in einer den Ritterorden betreffenden Urkunde die Herren von Steinep-run auf. Steinabrunn wurde als Lehen des Regensburger Bischofs erwähnt, später als Lehen der Regensburger Landesfürsten. Als Besitzer wurde Dietrich (Theoderich) von Steineprun angeführt (03.03.1293 und 15.08.1293). Zur selben Zeit schied Steinabrunn aus der Pfarre Stockerau aus da eine eigene Schlosskapelle erbaut wurde. Quelle: Pettenegg: Diözesan Archive Wien und Grossmugl.

    Kurz danach verließen die Besitzer, Dietrich und Chunrad, 1317 Konrad mit Sohn Otto, (Zessions Briefe) 1341 Martin mit den Söhnen Ulrich, Otto und Veit von Steinabrunn das Schloss, und zogen in die von ihnen um 1300 erbaute Burg Steinebrunn bei Drasenhofen, Bezirk Mistelbach, knapp an der Tschechischen Grenze. Um 1600 galt diese Burg als verfallen und heute zeugen nur mehr Mauer-reste von ihrer Existenz .

  • 1358 folgte als Besitzer das Geschlecht der Floyt, im Wappen eine silberne Flöte auf blauem Grund, (Siebmacher: Der N. Ö. Ständeadel) mit Otto und Jörg Floyt . (Archiv und Urbarium Steinabrunn Folio VI) Ihnen folgten Bruder Jörg der Floyt im Jahre 1371 , (Archiv Steinabrunn, Fontes II, S. 337.) beziehungsweise Niklas Floyt und Tybolt (Theobald) Floyt im Jahre 1399 . (N. Ö. Landesarchiv,Urkunde 1388 und Archiv Schön-born, Wien, 1396/97). Während ihrer Herrschaft wurde 1410 das Schloss renoviert. Es gibt jedoch keine Überlieferung über Art oder Umfang der Renovierung. Es wurden bei Umbauarbeiten im Südost-Turm lediglich Ziegelsteine mit dem Floyt'schen Wappen gefunden. (Weitere Quellen zur Geschichte der Floyt: Belehnt mit Schloss und Herrschaft von Steinabrunn zuerst vom Bischof von Regensburg, dann vom Landesfürsten. Fontes II, 18, S. 267, 326, 327, 412, 467, Blätter 1879, S. 258, Notizblatt 1875, S.112)

    In dieser Zeit kam es zur ersten Hussiten Belagerung mit häufigen Einfällen während der Jahre 1419 bis 1450. Um 1426 erstürmten die Hussiten die Stadt Stockerau und den benachbarten Ort Nieder-russbach. Um 1450 wurde Göllersdorf überfallen. Steinabrunn hielt der Hussitenbelagerung stand und bot der Bevölkerung ausreichend Schutz . (Mitteilung des Archivs für Österreichische Geschichte 52, S. 207/208)

    Von 1411 bis 1414 saß Hans Missingdorfer auf Steinabrunn. (Notizenblatt 1854, S. 185, Blätter 1877, S. 261, Topographie N. Ö. VI, 602b, Aufsatz Missingdorf, Staatsarchiv MS W 722, Fol 9.) Im Jahre 1423 wurde Stephan Missingdorfer von Albrecht V. mit Steinabrunn belehnt. (Notizenblatt 1895 – 8 – 15) 1455 wurden "Wolf-gang und sein Bruder für sich und die Söhne des Stephan: Wilhelm, Leopold und Stephan" belehnt. 1480 folgte Hans von Missingdorf, mit dessen Tod 1513 das Geschlecht der Missingdorfer ausstarb. Das Lehen fiel darauf hin an den Kaiser zurück .

    Stephan Volkra, aus oberösterreichischem Uradel, heiratete 1509 die Erbtochter der Missingdorfer. Am 06.06.1511 wurde er und sein Bruder Hans mit Steinabrunn und anderen Gütern belehnt. (Kopie der Belehnungsurkunde: Archiv Steinabrunn.) Am 11.09.1513 ging das Lehen auf Wolfgang (Oberster Hof-marschall, +1531) und Agapit Volkra über. Im Jahre 1538 schrieb Joachim Volkra in einem Brief an Graf Julius Hardegg: "...muss wieder mein und meiner Brüder arm, elend und zerrissen Häusel Steinab-runn besuchen..." . (Archiv Stetteldorf, Volkra Briefe). Das Schloss Steinabrunn dürfte zu dieser Zeit wieder einmal in bemitleidendem Zustand gewesen sein.

    1538 wird sein Bruder Wolf Christoph im Totengewölbe unter dem „Glockenturm“, jetzt Mittelturm des westlichen Schüttkasten und Stalles, beigesetzt. Seine Frau Christine Windischgrätz folgt ihm 1651. Die Brüder Andreas und Agapitus Volkra lebten hier ab 1559. Am 19.05.1589 erhielt Ferdinand Volkra (+1631) die Landesgerichtsbarkeit über Steinabrunn und die benachbarten Ortschaften Füllersdorf, Ringendorf, Geizendorf, Großmugl, Ottendorf, Roseldorf und Streitdorf. Damit entstand das Archiv Steinabrunn, das die Russenbesatzung und auch die Heimsuchungen durch die österreichischen Russen zum Teil überlebte, da Pergament und altes Papier halt einen geringen Heizwert hat und so in das Niederösterreichische Landesarchiv überführt werden konnte.

    Wolfgang Christoph Volkra renovierte1630 das "neue" befestigte Schloss. Der Neubau bestand aus einem Innenschloss mit drei Rundtürmen, einem 45 Meter hohen Hauptturm gekrönt von einem Holz- und Blechtürmchen mit Glocke. Im Schloss gab es ein Tafelzimmer, ein Nebenzimmer und ein Rentschreiberzimmer, sowie "die blauen Rundeln" benannten Zimmer in den drei Rundtürmen. Die anderen zwei Rundtürme waren bekannt als der Cabinets- bzw. Apothekerturm. Im Apothekerturm befanden sich die Hellebarden- und Waffenkammer, ein Direktoren- und ein Grundbuchzimmer, sowie das Schulzimmer und ein Vorhaus. Im 45 Meter hohen Hauptturm, auch Schopfenbergerturm,

  • auf der Westseite der Anlage, sind von den ursprünglich sechs Geschossen nur mehr drei, als Schüt-tkasten, vorhanden. Darin befanden sich der Zigeunerkotter und die Pflegerwohnungen mit vier Zimmern, Küche und Kammern. In diesem Turm befanden sich noch die Maierstube, die Kapuziner Kammer, und der Wollraum. Ein Keller mit zwei Eingängen führt zu dem Weinkeller für ca. 4.000 Ei-mer, umgerechnet ca. 250.000 Liter. Um das Innenschloss wurden vier 36 Meter hohe Verteidigung-stürme mit Kanonenbastionen im ersten Geschoß so angelegt, dass sie einen umfassenden Feuer-schutz 360 Grad um das Schloss geben konnten. Die Türme wurden auf mächtigen Fundamenten im Schlamm des Burgrabens stehend, errichtet.

    Da es keine Angaben über das genaue Baualter der westlich des Schlosses befindlichen Meierei gibt, sie aber im Vischer Stich von 1672 dargestellt ist, kann angenommen werden, dass die Meierei im Zuge des Neubaus des Schlosses errichtet wurde. Der gesamte Wirtschaftsbereich wurde dorthin ausgelagert.

    Wolfgang Christian Volkra, + 06-04-1711 wurde in den Grafenstand von Heidenreichstein erhoben. Sein Besitz bestand aus den Gütern Steinabrunn und Streitdorf: "446 Joch (257.565 ha) Hofbreiten, 50 Viertel und ein Achtel Weingärten (14.529 ha), 77 und 3 Viertel Wiesentagwerk (12.312 ha) und ein Wald von 1650 Joch (952.875 ha) .An Untertanen gab es im Dorf Steinabrunn 5 Ganzlehen mit fünf Bauern, 13 Halblehen mit 13 Halbbauern, einen Weinhauer, vier Hofstettern, drei Viertellehen, eine verpachtete Mühle (derzeit noch vorhanden und renoviert), ein Wirtshaus und ein Halterhaus.

    Während der Herrschaft des Volkra Geschlechts erfüllte Steinabrunn seine Aufgabe als Schutzburg während der Belagerung durch die schwedischen Truppen, die 1645 die Nachbarortschaft Füllersdorf zerstörten und die Einwohner massakrierten. Im Zusammenhang mit der Belagerung Wiens ab 1683 wurde die Gegend mehrfach von Tartaren und anderen berittenen türkischen Hilfstruppen verwüstet. Auch die zum Entsatz des belagerten Wien heraneilenden Polen von König Sobiesky stellten eine große Gefahr für die Bevölkerung dar, da sie sich vom Land ernähren mussten.

    Im Jahre 1685 übernahm Theodor Graf Sinzendorf von Ernstbrunn Steinabrunn wegen der Schulden des Georg Andrae Volkra und kaufte 1711 auch Streitdorf. In diesem Jahre starb Wolfgang Christian Volkra. 1732 gab Sigmund Rudolf Sinzendorf (Bruder des Theodor) einen Revers betreffend die Er-haltung der vor dem Schloss stehenden Statue des Heiligen Johann Nepomuk (steht heute noch) ab. Die Statue war von dem Pressburger Bischof Otto Johann Volkra gestiftet worden. „ um die Untaten seiner Vorfahren gutzumachen“ Wie viele Adelige waren sie zum protestantischen Glauben überget-reten. Am 22.11.1746 starb Graf Sigmund Rudolf Sinzendorf ohne männliche Erben und der Besitz ging an Wenzel Graf Sinzendorf, einen Verwandten, der 1762 das Jagdschloss Glaswein bauen lies.

    Im Jahre 1756 wurde die, um die ärmere Bevölkerung zu schonen, mit der Dachfläche progressiv ansteigende „Dach Steuer“ von Maria Theresia erlassen. Wie bei vielen Schlössern und Burgen, wurden auch in Steinabrunn die Dächer des Innenschlosses entfernt. An dieses Schloss erinnert nur mehr der Brunnen im Hof, ein Zugang zum Keller und fallweise durch den Frost aufgefrorene Steine. Die Familie Sinzendorf zog sich auf ihr 12 Kilometer entferntes Hauptanwesen Schloss Ernstbrunn zurück. Teile von Steinabrunn (Marmorteile, Säulen, behauenen Leibungen und Steine) wurden abgetragen und für Ernstbrunn verwendet. Auch die zwischen den Verteidigungstürmen befindlichen viergeschossigen Zwischentrakte im Süden, Westen und Norden, sowie das eigentliche „Schloss“ fielen zu Gunsten der Renovierung von Schloss Ernstbrunn zum Opfer. 1764 verlor das Schloss seine Funktion als Hauptresidenz, Schloss und Schutzanlage und wurde

  • zum Landgut bzw. Jagdsitz mit Wohnturm. Am Südost-Turm wurde ein außen liegendes Treppen-haus angebracht um die Turmzimmer für Jagdgäste nutzbar zu machen. Der Westtrakt wurde zu Stallungen mit Schüttböden umgebaut. Die Umbauten wurden 1828 beendet. Die Herrschaft Stein-abrunn-Ernstbrunn wurde aufgelöst und das Landgut an den Reichsfreiherrn Johann Bartenstein und seine Söhne verkauft. 1848 wurden die Leibeigenschaft und damit das Lehensverhältnis der Bev-ölkerung aufgehoben.

    1851 erwarb Freiherr Maximilian Josef Vrints Steinabrunn und das Schloss Glaswein. Am 05.07.1860 wurde er in den Grafenstand erhoben. Ihm folgten Maximilian Alexander Vrints 1870 und Alexander Vrints 1896.

    1910 verkauften Vrints an Karl und Hildegard Ruthammer , behielten jedoch Schloss Glaswein . In der Zeit bis 1938 erfolgte der Abverkauf der Grundstücke der ehemaligen Herrschaft einschließlich des Ziegelwerks in Großmugl.

    Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich Steinabrunn in der Hauptkampflinie, später wurde es Sitz der russischen Kommandantur. Es folgten kalte Winter und die Einrichtung des ehemaligen Schloss-es wurde als Brennholz verwendet. Nachdem die Witwe Ruthammer in die Meierei zog, stand das Schloss leer und der 4000 m2 große Innenhof wurde zum billigsten Müllablagerplatz der Gegend.

    Steinabrunn: Die Ära Familie Tiefenbrunner, 1970 bis 2010. 1970 wurde das Schloss von Alfred und Betsy Tiefenbrunner erworben, und Renovierungsarbeiten begonnen. Die Arbeiten beschränkten sich anfangs auf die Südost-Ecke der Anlage mit dem mächti-gen, fünfgeschossigen Wehrturm, mit einer Fläche von ca. 136 m2 pro Geschoß. Erste Aufgabe war das Entfernen des Mülls; 14 Anhänger je 20 Tonnen Kulturschutt wurden aus den Räumen und dem Hof entfernt. Bei dem Ausforsten des Innenhofes von meterhohen Brenn-Nesseln, Eschenbäumen und Hollunderstauden, deren Wucherungen vor der baulichen Substanz nicht halt gemacht hatten war die unerwartete Hilfe von Dorfbewohnern, die halfen den Hof mit ihren Maschinen zu Schlägern, sehr willkommen. Weiters wurde die Sanierung der Dächer begonnen, um eine weitere Schädigung der Gebäude zu vermeiden.

    Trotz der Öl-Heißluft bzw. Holz-Pufferspeicher Heißwasser- und Fußbodenheizung, wurde Schloss Steinabrunn während der Wintermonate, außer an Wochenenden und Feiertagen, wenig bewohnt. Es gab zwei vollwertige Wohnungen, eine mit zwei Schlafzimmern und großer Wohnküche, angren-zend an den Weinkeller (unterster Raum des Turms, ehemals Pulvermagazin), die andere mit einem Schlafzimmer, einer Küche und einem kleinen Wohnzimmer mit angrenzendem Wintergarten.

    Das Schloss stand der Bevölkerung für festliche und kulturelle Anlässe zur Verfügung. Bauernmärk-te, Kunstausstellungen und Musikwettbewerbe wie z.B. das Wettsingen der Niederösterreichischen Chöre wurden veranstaltet. 60 Horn- und Jagdbläsergruppen machten sich die hervorragende Akus-tik des Innenhofes zu Nutzen. Ein zweitägiger Wettstreit mit knapp einhundert freiwilligen Feuerweh-ren mit geselligem Beisammensein, Frühstück und einem Festgottesdienst im Turmzimmer (1. Stock) fanden hier statt. Konferenzen der Bezirksbürgermeister fanden auf der überdachten Terrasse statt,

  • sowie Konzerte, die mit 180 Besuchern den Gemeindesaal überfordert hätten. Diese Veranstaltun-gen erfreuen Gäste die aus dem Dorf, der Umgebung und aus Wien kamen.Das jährlich veranstaltete Schlossfest der LFW-Landjugend zog bis zu 3.500 Besucher an, die bei Bier, Wein, "Schlossherrenplatte", gegrillten Koteletts und Grillhendel zur Musik von Konzert- und Tanzkapellen ein Wochenende lang gut unterhalten wurden. Die Einnahmen standen karitativen Zwecken zur Verfügung. Ein herbstliches Preisschnapsen brachte die Gendarmerie Postenkomman-danten mit den Filialleitern einer Bank des Bezirks in schöner Eintracht zusammen.

    Wirtschaftstrakte um 1912

    Nordostturm um 1970

  • Südost Turm um 1970

  • Haupteingang (SO) um 1970

    Stallungen um 1970

    Nordwest Turm

  • Wohntrakt des Südost Turms um 1973

    Betondecke ist um 1974 geschlossen

  • 1985 stellt Porsche seine neuen Modelle vor. Sogar die Dächer sind dicht!Steinabrunn, aus der Luft mit dem Schloss im Hintergrund.

    1994 wurde das Nebengebäude, aus 1410, zur teilweise überdachten Terrasse.Der Burggraben wurde saniert und diente auch der Gemeinde als Auffangbecken.

  • Die Landjugend veranstaltete hier ihre jährlichen Heurigenfeste.

    Mit dem immer gemähten Innenhof erstrahlt Steinabrunn in sattem Grün. Hier fanden Konferenzen, Preisschnapsen, Weinverkostungen,, Hochzeiten statt...

  • Im Turmzimmer wurde gefeiert, Hochzeiten, Konferenzen, Clubtreffen... ...oder zu kulturellen Veranstaltungen der Gemeinde geladen.

    Auch wenn es regnet, finden sich Mutige, die trotz des Wetters ausharren. Die “Mühlbachtaler Buam” spielten gekonnt auf!

  • Im Wohnzimmer der großen Wohnung...

    An der Küchentheke

    Gastfreundschaft blüht beim intimen Esssen in der Kaminnische...

    und beim Donnerstag Jour fix im Freundeskreis.

  • Ein Paradeiser aus dem Garten wiegt mit 46 dkg ein... die Kürbisse aber mit 35kg.

    Der Fuhrpark: aus der Garage schaut der alte MB 300 SEL ...der ‘72 VW 181 aber läuft und läuft noch heute in und um Steinabrunn.

  • Im Winter war es zwar kalt, aber immer besonders schön.

  • Es war herzerwärmend, erleben zu dürfen, dass von 1970 bis 2010, die Nachbarn im weitesten Sinne wieder in ihre 1000 Jahre alte Flucht – und Schutzburg strömten, nicht bedroht und in panisch-er Angst, sondern um gemeinsame Feste zu feiern, Gastfreundschaft, Kunst und Kultur zu erleben.

    Danke, Steinabrunn und all unseren Freunden und Besuchern.

    PS: Quo vadis, Steinabrunn?

    Text und Bild: Alfred Tiefenbrunner Design und Layout: Dipl.-Ing.Andreas Tiefenbrunner