10minutes Trend-Barometer
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Transcript of 10minutes Trend-Barometer
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Missing Link in der Beratung
Wie die (Markt-)Lcke zwischen Internet-Recherche und Vor-Ort-Beratung geschlossen werden kann
Trend-Barometer im Auftrag von 10minutesMai 2014
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2Impressum10minutes AGV.i.s.d.P. Dr. Florian SchmidSeidlstr. 25, ab Juli 2014 Hofmannstr. 54Mnchen
E-Mail: [email protected]
10minutes, 2014
RedaktionMaisberger Gesellschaft fr strategische
Unternehmenskommunikation mbh
Laura ThieleChristian Thomas
www.maisberger.com
GrafikMarion Kammerer
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3Inhalt
Inhalt
Vorwort von Prof. Dr. Ricardo Bttner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Knnen intelligente Suchmaschinen in Zukunft den persnlichen Expertenrat ersetzen? . . . . 4
Executive Summary . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
berblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Aktueller Markt fr Informationsbeschaffung und Beratung im Berufsalltag . . . . . . . . . . . . . . 9
Analytischer Fokus und Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Umfrageergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Groe Unzufriedenheit bei klassischem Searching und Consulting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Internetrecherche frustriert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Experten aus Fleisch und Blut sind gefragt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Telefonische und schriftliche Beratung feiert Comeback . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Vertrauen: Wie lsst sich Qualittsberatung messen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Alles was zhlt ist Erfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Die ideale Beratungszeit finden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Lcke zwischen Searching und Consulting schlieen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Handlungsempfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Experting on demand wird neuer Beratungstrend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
ber 10minutes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
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4 Vorwort
Googles Mission1, alle vorhandenen Informationen zu organisieren, zu brauchbarem Wissen zu transformieren und dieses weltweit zugnglich zu machen, ist ambitioniert. Noch visionrer klingen Ray Kurzweils (Google Di-rector of Engineering) zeitliche Ambitionen, Suchmaschinen werden in fnf
bis acht Jahren, [sinnvolle] Antworten auf lange und komplexe Anfragen ge-ben knnen.2Ich sympathisiere mit diesen Ambitionen, halte sie jedoch fr unrealistisch:
Unser Wissen ist imperfekt, unvollstndig, vage, ungewiss, also bei wei-tem nicht kohrent, teilweise sogar widersprchlich und manchmal falsch. Dieses Problem ist insbesondere in der Knstlichen Intelligenzforschung (KI)
seit langen bekannt und es gibt sicher vielversprechende Forschungsanst-ze. Wir werden jedoch noch deutlich mehr Zeit als fnf bis acht Jahre brau-chen, bis wir auch nur ansatzweise von einem General Problem Solver3 reden knnen. Kurzweils Optimismus erinnert an den frhen Enthusiasmus
der KI der 1950er Jahre. Die damals hohen Erwartungen von und an IBM und MIT wurden leider in zeitlicher Hinsicht enttuscht. Ich glaube, dass wir
eher fnfzig statt fnf Jahre brauchen, bis Suchmaschinen komplexe Fragen
wie Meine Mieter haben die Dampfbremse im Dachgeschoss angebohrt.
Muss und wenn ja, wie kann ich das beheben (lassen)? kontextbasiert ver-stehen und sinnvoll beantworten lassen. Googeln Sie diese komplexe Frage mal und urteilen Sie selbst. Als Ergebnis erhalten Sie zahlreiche Meinungen von macht nix bis komplettes Dach sanieren Tendenz der Ergebnis-Di-versitt steigend, weil unser Wissen eben nicht kohrent und obendrein oft interessenbehaftet ist. Die Frage fr uns Nutzer bleibt deshalb, sollen
wir wirklich die nchsten fnfzig Jahre die persnlichen interessensgelei-teten Meinungen manuell durchsuchen? Wie finden wir heraus, welche
1 N.N. Google Unternehmensprofil. Google. Abgerufen am 10.04.2014. http://www.google.com/about/company/.
2 Rosenbush, Steve. 2014. Googles Ray Kurzweil Envisions New Era of Search. CIO Jour-nal online. Abgerufen am 10.04.2014. http://blogs.wsj.com/cio/2014/02/04/googles-ray-kurzweil-envisions-new-era-of-search/.
3 Newell, A., Shaw, J.C., Simon und H.A. 1959. Report on a General Problem-Solving Program. Santa Monica: The RAND Corporation.
Vorwort von Prof. Dr. Ricardo BttnerKnnen intelligente Suchmaschinen in Zukunft den persnlichen Expertenrat ersetzen?
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5Vorwort
Meinung die richtige / hilfreichste in unserer konkreten Situation ist? Das
knnen Suchmaschinen erst in weiterer Zukunft bernehmen, was zu einer
relevanten mittelfristigen Technologielcke fhrt.
Zudem zeigen viele Forschungsergebnisse, dass Menschen bei komplexen /
schwierigen Problemen eher dem menschlichen Expertenrat (ver-)trauen als
einer Computerantwort. Das liegt daran, dass das fr die Lsung komple-xer Fragestellungen notwendige Wissen hufig implizit (erfahrungsbasiert)
ist und nicht so einfach explizit aufgeschrieben werden kann. Versuchen Sie einmal aufzuschreiben wie man das Gleichgewicht beim Radfahren hlt und dann einem nicht Rad erfahrenen Kind das vorzulesen in der Hoffnung,
dass dieses dadurch das Radfahren erlernt. Das Gleiche gilt frs Zhneput-zen oder Autofahren. Manche Dinge muss man eben von einem erfahrene-ren Menschen lernen. Dieses erfahrungsbasierte Expertenwissen ist heute hauptschlich nur ber teure tagessatzbasierte Trainer und Berater zugng-lich. Das kann / will sich nicht jeder leisten.
In der vorliegenden Praxisuntersuchung zeigt sich in den Antworten der Be-fragten sehr klar, dass bei komplexen Fragestellungen der Rat eines berufser-fahrenen Experten sehr hoch geschtzt wird und derzeitige Suchmaschinen
als Expertenratgeber versagen. Allerdings wnschen sich die Befragten eine Mglichkeit, Expertenwissen in kurzen limitierten Zeiteinheiten anbieten
oder nachfragen zu knnen was potentiell einen interessanten Markt nach
sich zieht.Die Herausgeber dieser Studie nennen das Experting on demand.
Ich wnsche Ihnen eine inspirierende Lektre!
Prof. Dr. Ricardo Bttner
Direktor des FOM Institute of Management & Information Systems (mis)
Professor fr Wirtschaftsinformatik, Organisation und
Personalmanagement
Hopfenstrae 4, 80335 Mnchen
www.fom.de/mis
Aufsichtsratsvorsitzender 10minutes AG
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6 Summary
Wir schauen Fernsehen on demand, kaufen unsere Bcher online und le-sen sie auf unserem E-Book-Reader, wann und wo immer wir mchten, oder gehen, dank E-Commerce, zu jeder Tages- und Nachtzeit auf groe Shop-ping-Tour Das Internet der Mglichkeiten hat unser Leben verndert
es kennt weder ein fixes TV-Programm noch unflexible ffnungszeiten und
macht unseren Alltag dadurch deutlich komfortabler. Doch nicht nur unsere Freizeit ist von diesem Transformationsprozess betroffen, auch im Job sind
wir mit Hilfe von Cloud Computing und Social Networks viel unabhngiger
und mobiler geworden.4 Wenn wir eine berufliche Frage haben, googeln wir oder surfen auf Wikipedia, anstatt einen realen Fachexperten vor Ort zu be-fragen. Doch gerade im beruflichen Umfeld gehen Flexibilitt, Schnelligkeit und Ver-fgbarkeit nicht immer Hand in Hand mit der Qualitt der recherchierten
Informationen. Wie das vorliegende Trend-Baro-meter zeigt, sind die befragten Internetnutzer mit der modernen Wissensvermittlung via Internetre-cherche (Searching) hchst unzufrieden. Obgleich
sie jede Woche durchschnittlich mehr als zwei
Stunden ihrer Arbeitszeit mit der Suche nach Fachinformationen verbringen,
sind die Rechercheergebnisse qualitativ minderwertig. Die Befragten wr-den deshalb auch wieder direkt mit einem Experten sprechen (Consulting),
scheuen aber die dabei anfallenden hohen Kosten sowie die fehlende rtli-che und zeitliche Flexibilitt.Im Umfrageverlauf wird deutlich: Der deutsche Beratungsmarkt bentigt
einen Transformationsprozess, der zur Folge hat, dass die Bedrfnisse und
Wnsche der Verbraucher strker in den Vordergrund rcken. Die funda-mentale Vernderung der Rahmenbedingungen durch das Internet verlangt danach. Beratung muss knftig strker auf die Bedrfnisse, Lebensumstn-de, Erwartungen und Mediennutzungsgewohnheiten der Kunden abge-
4 Zur knftigen Gestaltung des Arbeitsraumes vgl. N.N. 2012. Third-Place-Working. Sdtiroler Wirtschaftszeitung. Abgerufen am 01.04.2014. http://www.zukunftsinstitut.de/downloads/txt_workdesign_swz20042012.pdf.
Executive Summary
DER BERATUNGSMARKT BENTIGT
EINEN TRANSFORMATIONSPROZESS
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7Summary
stimmt sein.5 Technologien, die eine Symbiose aus dem Internet als primren
Zugang und der Wissensvermittlung durch einen persnlichen Fachexperten
ermglichen, gibt es bereits.Die zentrale Erkenntnis dieses Trend-Barometers lautet somit: Es existiert
eine Lcke zwischen Searching und Consulting! Die Herausgeber empfehlen
Experting on demand, um diese zu schlieen. Sie definieren Experting on
demand als das bedarfsorientierte, einfache und schnelle Heranziehen ei-nes Fachexperten zur Wissensvermittlung bzw. Problemlsung durch inter-netaffine Nutzer. Das Kunstwort Experting leiten sie aus den englischen
Begrifflichkeiten Expert Reaching und Expert Speaking ab.
Doch wie soll Experting on demand in der Praxis ablaufen? Und warum
sollten sich Berater auf das neue Format einlassen und die tradierten Struk-turen verlassen? Antworten auf diese und viele weitere Fragen, gibt das
vorliegende Trend-Barometer, in dessen Rahmen sowohl Beratungsanbieter als auch internetaffine Verbraucher befragt wurden.
Aus den Ergebnissen lassen sich letztlich die folgenden fnf Kernthesen ableiten und darauf aufbauende Handlungsempfehlungen geben. Diese
helfen dabei, die im Trend-Barometer aufgedeckte Lcke zwischen einer In-ternet-Recherche und der Vor-Ort-Beratung, zuknftig durch Experting on
demand schlieen zu knnen:
1. Die Informationssuche bei beruflichen Fragen im Internet ist beliebt, aber zeitraubend und wenig aussagekrftig.
2. Trotz der Transformation der Informationsbeschaffung durch das Internet ist Expertenwissen in Form von zeitlich limitierten Beratungs-einheiten gefragt!
5 Zu den Vernderungen der Arbeitswelt vgl. Walter, Norbert. Fischer, Heinz. Hausmann, Peter et al. 2013. Die Zukunft der Arbeitswelt. Auf dem Weg ins Jahr 2030. Robert Bosch Stiftung. Abgerufen am 01.04.2014. http://www.bosch-stiftung.de/flashbooks/Studie_Zukunft_der_Arbeitswelt/Studie_Zukunft_der_Arbeitswelt.html.
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8 Summary
Kosten /Aufwand
kostenfrei
allgemeinesWissen
mageschneiderteBeratung
SearchingInternetrecherche
ExpertingWissensvermittlung durch Experten
ConsultingBeratung vor Ort
DER WISSENS- UND BERATUNGSMARKT
Executive Summary
3. Sowohl Consulting-Anbieter als auch -Nutzer stehen neuen Beratungs-formaten offen gegenber bzw. sehen darin Chancen fr den Ausbau
des Beratungsmarktes.
4. Experten, denen man vertrauen kann, verfgen ber einschlgige Berufserfahrung, Bewertungen durch Fachkollegen sowie Fachver-
ffentlichungen und knnen Fragen aus dem Stegreif beantworten.
5. Fr Consulting-Nutzer sind zehn Minuten praktisch, fr die durchfh-renden Experten ist eine lngere Beratungseinheit notwendig.
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berblick 9
Wer im beruflichen Alltag nach Informationen sucht, gibt meist als erstes
Schlagworte in eine Online-Suchmaschine ein. Denn diese Art der Suche ist kostenlos und liefert auf den ersten Blick eine groe Auswahl an Ergebnissen.
Allerdings macht es die Vielzahl der Treffer dem Suchenden nicht einfach, die
wirklich passende Information gezielt herauszufiltern. Besonders bei der Su-che nach spezifischen Fachinformationen ist die Verfgbarkeit von qualitativ
hochwertigen Suchergebnissen meist berschaubar. Neben der Internetsu-che gibt es noch zahlreiche weitere Wege kostengnstig an Informationen zu
gelangen: Telefon-Hotlines, Fachforen im Internet, Soziale Netzwerke, klassi-sche Bibliotheken oder Beratungsstellen. Je nach Anliegen finden Suchende
so auf den unterschiedlichsten Wegen, unterschiedlich schnell zu den ge-wnschten Informationen.
Da aber gerade bei komplexeren beruflichen Problemstellungen, wie einer
rechtlichen Fragestellung oder einer unternehmensstrategischen Heraus-forderung, die gesuchten Informationen und Hilfestellungen sehr individuell
sind, hat sich seit den Anfngen der 1950er Jahre die Consulting-Branche in
Deutschland kontinuierlich entwickelt. Externe Experten bieten fachlich-qua-lifizierte Beratung in einem sich schnell wandelnden wirtschaftlichem Um-feld, das von zunehmender Komplexitt, Globalisierung und schnelleren Produktionszyklen geprgt ist. Eine solche externe Beratung hat natrlich
seinen Preis. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbands Deutscher Un-ternehmensberater BDU e.V. liegen die durchschnittlichen Tagesstze im Be-ratungsmarkt zwischen 1.250 und 2.200 Euro auf der ersten Fhrungsebene, auf Level von Senior Consultants zwischen 900 und 1.325 Euro.6Wer eine fachliche Information oder Beratung eines Experten sucht, die aber
nur ein gezieltes Problem betrifft findet mittlerweile einen Zwischenweg: On-line-Plattformen, die fr eine bersichtliche Beratungsleistung kostenpflich-tig Experten vermitteln. Auf diesem Weg sollen schnell mageschneiderte
Informationen verfgbar gemacht werden. Dahinter steckt die Erkenntnis,
6 Vgl. Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. 2014. BDU-Studie: Berater-honorare steigen 2014 nur moderat. BDU nexus 1-2014. Abgerufen am 07.04.2014. http://www.bdu.de/epaper-BDU_Nexus_2014-1/index.html#/4.
berblickAktueller Markt fr Informationsbeschaffung und Beratung im Berufsalltag
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10 berblick
dass immer mehr Personen auch im Internet bereit sind fr einen wertvollen Content Geld zu bezahlen.Solche Informationsvermittlungsportale gibt es bereits in den unterschied-lichsten Ausprgungen und Bereichen. Besonders erfolgreich sind Esoterik-portale, die Beratung in allen Lebenslagen versprechen, und Anwaltsportale. Allerdings zeigte ein Test des ZDF Magazins WISO auch die Schwachstellen
dieser Beratungsportale: Falsche Antworten, ein langer Bearbeitungszeit-raum und mangelnde Diskretion.7 Neben den themenspezifischen Portalen,
gibt es auch eine wachsende Anbieterzahl mit Experten unterschiedlicher Fachrichtungen.8Erste Gehversuche die offensichtliche Lcke zwischen professioneller
Consultingbranche und schneller Internetrecherche zu schieen stoen zu-nehmend auf Beliebtheit. Eine etablierte, anwenderorientierte Alternative
sind sie allerdings noch nicht.
7 Vgl. ZDF WISO. Sendung vom 28.10.2013. ZDF Mediathek. Abgerufen am 07.04.2014. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2011280/WISO-Sendung-vom-28.-Okto-ber-2013#/beitrag/video/2011280/WISO-Sendung-vom-28.-Oktober-2013.
8 Auf dem deutschen Markt haben sich bisher vor allem die Anbieter picakagenius.com, your-xpert.de, justanswer.de und flexperto.com positioniert.
berblick
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11Methodik
Analytischer Fokus und Methodik
Mit dem vorliegenden Trend-Barometer mchte 10minutes den bestehen-den Wissens- und Beratungsmarkt aus Sicht von Anbietern und Nutzern
hinterfragen. Im Fokus stehen dabei Anforderungen, Bedrfnisse und Wn-sche, welche die Befragten heute an moderne Ratgeberformate stellen. Auf der einen Seite wurden internetaffine Verbraucher unter anderem gefragt:
Welche Quellen benutzen Sie zur Informationsbeschaffung in Ihrem beruf-lichen Umfeld? Wie viele Stunden pro Woche sind Sie im Durchschnitt mit
der Suche nach Fachinformationen beschftigt? Knnten Sie sich vorstellen
mit einem kompetenten Experten direkt in Kontakt zu treten, um qualitativ
hochwertige Fachinformationen zu erhalten? Nach welchen Kriterien wr-den Sie die Kompetenz eines Experten bewerten? Welche Kommunikations-wege wrden Sie fr den Kontakt mit einem Experten am ehesten nutzen?
Auf der anderen Seite stellt sich die Frage wie ausgewiesene Experten neuen Beratungsformaten gegenberstehen. Welche Medien eignen sich aus ihrer Perspektive fr eine qualitativ hochwertige Beratungsleistung? Wieviel Zeit
ist fr ein fundiertes Erstgesprch im Durchschnitt anzusetzen? Welche tech-nischen Anforderungskriterien sollte eine entsprechende Plattform erfllen?
Und was sind fr die Experten ausschlaggebende Motive, die tradierten Be-ratungsstrukturen zu verlassen und neue Formen zu nutzen?
Aus den gewonnenen Studienergebnissen lassen sich fnf zentrale Thesen ableiten, welche Ansprche heute an ein moder-nes Wissensmanagement gestellt werden. Durch die kombinierte Befragung von Verbrauchern und Experten lassen sich zudem aussagekrftige
Rckschlsse ziehen, wo Kundenwunsch und Be-raterrealitt auseinanderklaffen. Die darauf aufbauenden Handlungsemp-fehlungen verstehen sich als Leitfaden fr die praktische Umsetzung in der
Consulting-Branche.
Fr das Trend-Barometer befragte 10minutes Ende 2013 insgesamt 448 In-ternetnutzer im Alter von 24 bis 70 Jahren anhand eines Online-Fragebo-gens. An der Umfrage nahmen 173 Frauen und 228 Mnner teil (47 Perso-nen machten keine Angaben zu ihrem Geschlecht). Das Durchschnittsalter
der Studienteilnehmer betrgt 41 Jahre. Mehr als die Hlfte (54 Prozent)
WO KLAFFEN KUNDENWUNSCH UND
BERATERREALITT AUSEINANDER?
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12 Methodik
Analytischer Fokus und Methodik
18 % 15 % 15 % 13 % 12 % 7 % 3 % 1 % 7 % 9 %
Keine Antwort
NUTZERUMFRAGE: KARRIERELEVEL
der Befragten sind in einem angestellten Verhltnis beruflich ttig. 27 Pro-zent arbeiten auf selbststndiger Basis. Rund ein Drittel der Befragten ist auf mittlerer Managementebene (Senior Fachkraft / Projektleiter / Abteilungs-leiter / Manager) in einem Unternehmen ttig (siehe Grafik). Rund 67 Pro-zent verfgen ber einen Hochschulabschluss. Davon unabhngig haben 20 Prozent der Umfrageteilnehmer Abitur.Auf Anbieterseite wurden 860, als Berater ttige Personen, befragt. Das
Durchschnittsalter der Umfrageteilnehmer betrgt 48 Jahre. Insgesamt nah-
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13Methodik
Unternehmensberater (53 %)
Wissenschaftler (13 %)
Rechtsanwalt (11 %)
IT-Berater (9,5 %)
Personalberater (6 %)
Steuerberater (4 %)
Finanzberater (3,5 %)
Softwareentwickler (2,5 %)
Immobilienberater (2 %)
Wirtschaftsprfer (1,5 %)
Sonstiges (40,5 %)
EXPERTENUMFRAGE: EXPERTENTTIGKEIT *
* Mehrfachantworten mglich
men 166 Frauen und 619 Mnner teil (75 Personen enthielten sich der Be-fragung zu ihrem Geschlecht). Die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) ist in
der Unternehmensberatung ttig. Rund 13 Prozent sind in der Wissenschaft
beschftigt (siehe Grafik). Auch bei dieser Umfrage nutzte 10minutes als Er-hebungsmethode einen computergesttzten Online-Fragebogen. Zustzlich
wurde ein Interview als Expertenrunde mit 11 Beratern durchgefhrt. Dabei wurden die gleichen Fragen wie bei der Online-Befragung gestellt.
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14 Auswertung
unbedingt eine physische Universitt. Lerninhalte
werden digitalisiert, Vorlesungen und Trainings sind online mglich. In der IT-Branche ist es heute schon normal, sich punktuell fr das jeweilige Pro-jekt bestimmtes Wissen anzueignen.10 Diese Entwicklung hin zu einer digitalen Wissens-vermittlung sttzen auch die Umfrageergebnisse
des vorliegenden Trend-Barometers. Auf die Fra-ge: Welche Quellen benutzen Sie zur Informa-tions beschaffung in Ihrem beruflichen Umfeld?,
nennen rund 96 Prozent der befragten Verbrau-cher das Internet. 43 Prozent besuchen hingegen Fachseminare oder Fachveranstaltungen und le-diglich 40 Prozent wenden sich mit ihrer Frage an einen Experten (siehe Grafik).
Die absolute Mehrheit der Umfrageteilnehmer zieht bei beruflichen Fragen damit das Internet,
dem Rat durch einen vor Ort anwesenden Fach-experten vor. Bei der Bewertung der Qualitt der Internetrechercheergebnisse zeigt sich jedoch ein
diametrales Bild. So sagen 41 Prozent: Das Inter-net bietet zwar kostenfreie Antworten, diese sind aber meist qualitativ nicht besonders gut (siehe
Grafik). Zudem ist der Zeitaufwand fr die Suche
nach Fachinformationen enorm. Knapp ein Drittel
der Befragten wendet dafr durchschnittlich zwei
Stunden pro Woche seiner Arbeitszeit auf. 28 Pro-zent sind damit sogar fnf Stunden beschftigt
und das fr kaum brauchbare Ergebnisse.
10 Groll, Tina. 2013. Die Biographien werden brchiger. Zeit On-line. Abgerufen am 25. Mrz 2014. http://www.zeit.de/karrie-re/beruf/2013-03/interview-zukunft-arbeit-al-ani/seite-2.
UmfrageergebnisseGroe Unzufriedenheit bei klassischem Searching und Consulting
Internetrecherche frustriert
Geht es nach dem Zukunftsforscher Ayad Al-Ani,
sind wir auf dem besten Weg, eine digitale Leis-tungsgesellschaft zu werden. Nach Ansicht des
Wissenschaftlers werden schon bald die klassi-schen Hierarchien in Unternehmen zugunsten der Crowd verschwinden. Die Arbeitswelt gehrt zuknftig der Produktivitt der Masse, so seine
These. Sie arbeiten dann in ihrer Freizeit an Pro-jekten, oft auf virtuellen Plattformen, gemeinsam
mit Menschen aus anderen Lndern. In solchen virtuellen Kollaborationsrumen entstehen etwa
Softwareanwendungen und Designs, Dienstleis-tungen und Produkte, die der Allgemeinheit zur Verfgung stehen, erklrt Al-Ani im Gesprch mit einer ZEIT-Journalistin.9
Fakt ist, bedingt durch technologische Entwick-lungen wie Internet, Cloud Computing und Social
Networks knnen wir schon heute flexibel und
mobil von jedem Ort weltweit, zu jeder Tages-
und Nachtzeit arbeiten. Lngst nutzen Firmen wie
Henkel das kreative Potential der Crowd fr Pro-duktdesignvorschlge oder wie das Linux-Projekt
zeigt, gar fr die Entwicklung einer kompletten
Software. Die zunehmende globale Vernetzung
und die Mglichkeit, ber das Internet schnell an Wissen zu gelangen, verndert laut Al-Ani al-lerdings auch die Art und Weise wie wir uns in Zukunft weiterbilden. Man braucht nicht mehr
9 Groll, Tina. 2013. Die Schwachen knnten untergehen. Zeit Online. Abgerufen am 25. Mrz 2014. http://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-03/interview-zukunft-arbeit-al-ani.
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15Auswertung
Ich suche im Internet
96 %64 %
59 %43 %
40 %
4 %
Ich nutze Fachb-cher oder Fachzeit-schriften
Ich gehe auf Fach-seminare
Ich frage einen Experten Sonstiges
Ich frage einen Kollegen
QUELLEN DER INFORMATIONSBESCHAFFUNG *
* Mehrfachantworten mglich
ber das Internet nde ich immer kostenfreie und qualitativ hochwertige Antwor-ten auf meine Fachfragen.
31 %
41 %Das Internet bietet mir zwar kostenfreie Antworten, diese sind aber meist qualitativ nicht besonders gut.
28 %Qualitativ hochwertige Fach-fragen lassen sich meist nur ber entsprechende Fachexperten beantworten.
QUALITT DER ANTWORTEN
Ist Wissen aus dem Internet trotz Big Data-Ana-lysen und Suchmaschinenoptimierung also nichts
wert? Sollten wir uns wieder auf den Weg zum
qualifizierten Fachexperten vor Ort begeben und
viel Geld ausgeben? Bereits an diesem frhen
Punkt der Umfrageauswertung zeigt sich zumin-dest eine Lcke zwischen dem Wunsch vieler Menschen nach einer schnellen, flexiblen und
orts unabhngigen Informationssuche ber das
Internet einerseits und den als qualitativ minder-wertig eingestuften Online-Rechercheergebnissen
anderer seits.Die erste These dieses Trend-Barometers lautet deshalb: Die Informationssuche bei beruflichen Fragen im Internet ist beliebt, aber zeitraubend
und wenig aussagekrftig.
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16 Auswertung
Experten aus Fleisch und Blut sind gefragt
Ganz ohne die qualifizierte Hilfe durch den direk-ten Kontakt mit einem Fachexperten scheint es trotz Google, Facebook, Wikipedia und Co. auch 2014 nicht zu gehen. Auf die Frage: Knnten Sie sich vorstellen mit kompetenten Experten direkt in Kontakt zu treten, um qualitativ hochwertige
Fachinformationen zu erhalten?, antworten 86
Prozent der Umfrageteilnehmer mit ja, knnte
ich mir vorstellen (siehe Grafik). Dieses eindeu-tige Ergebnis zeigt, dass Menschen heute zuneh-mend mit Problemen konfrontiert sind, fr deren
Lsung sie den Rat eines Experten aus Fleisch und Blut bevorzugen. Ein Grund knnte sein, dass es sich dabei hufig um individuelle Probleme, ver-knpft mit einer ganz spezifischen Frage handelt.
Whrend die Internetrecherche meist zu generi-schen Antworten fhrt, knnen die realen Ex-perten mit mageschneiderten und damit in der
Praxis anwendbaren Problemlsungen punkten.
Denkbar ist auch, dass dem Rat durch einen aus-gewiesenen Berater, der fr seine Leistungen eine finanzielle Entschdigung verlangt, unterbewusst
mehr Kompetenz zugeschrieben wird. Es handelt sich hierbei allerdings lediglich um Interpretatio-nen, die es wissenschaftlich zu verifizieren gilt.
Fest steht, dass die Befragten bei beruflichen Fra-gen die Internetrecherche bevorzugen, obgleich sie die generierten Antworten als wenig brauch-bar einstufen. Vor diesem Hintergrund kann sich die absolute Mehrheit der Umfrageteilnehmer vorstellen, direkt in Kontakt mit einem Fachex-perten zu treten, um an qualitativ hochwertige
Informationen zu gelangen. Was wre also, wenn
man das Internet als erste Anlaufstelle bei beruf-lichen Fragen mit dem direkten Kontakt zu einem Berater verknpfen knnte? Voraussetzung dafr
wre ein neues Beratungsformat beispielsweise ein Consulting-Paket, buchbar ber das Internet.
Doch wie stehen die Experten zu einer solchen Beratungsform? Rund 73 Prozent der Befragten
kann sich zumindest vorstellen, fr die Neukun-dengewinnung und fr Erstgesprche zeitlich limi-tierte Beratungspakete anzubieten.
Dies ist ein deutliches Signal und Baustein fr die zweite These: Trotz der Transformation der Infor-mationsbeschaffung durch das Internet ist Exper-tenwissen in Form von zeitlich limitierten Bera-tungseinheiten gefragt!14 % 86 %
KONTAKTBEREITSCHAFT ZUM EXPERTEN
Umfrageergebnisse
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17Auswertung
Telefonische und schriftliche Beratung feiert Comeback
Sowohl auf Nutzer- als auch auf Anbieterseite sind
neue Beratungsformate und -formen willkom-men. Doch ber welche Medien mchten Men-schen heute beraten werden? Welche harmonie-ren besonders gut mit ihren heutigen Lebens- und
Arbeitsgewohnheiten? Und wie sind diese Kanle
aus Expertensicht zu beurteilen? Um dies zu be-antworten wurden einerseits internetaffine Nut-zer gefragt: Welche Kommunikationswege wr-den Sie fr den Kontakt mit einem Experten am ehesten nutzen? Rund 59 Prozent mchten dafr
das Telefon nutzen. 50 Prozent sprechen sich fr ein persnliches Treffen aus. 41 Prozent wrden
sich gerne schriftlich mit einem Experten austau-schen. Im Gegensatz zu diesen klassischen Kom-munikationskanlen schneiden moderne internet-basierte Medien eher schlecht ab. So knnen sich lediglich 22 Prozent vorstellen via Online-Chat mit einem Experten in Kontakt zu treten. Nur 12 Pro-zent ziehen dafr Web-Videos in Betracht (siehe
Grafik).
Auch auf Anbieterseite erlebt das Telefon eine Renaissance: 67 Prozent der befragten Experten knnen sich grundstzlich vorstellen, neben ihren bisherigen Beratungsangeboten auch zeitlich be-grenzte und bezahlte Beratungsleistungen ber das Telefon anzubieten. Per Telefon sofort, jeder
NUTZERUMFRAGE: KOMMUNIKATIONSWEGE *
41 %Schriftlich
50 %Persnliches Treen
59 %Telefon
22 %Online-Chat Web-Video
12 %
* Mehrfachantworten mglich
hat ein Telefon. Nach meinen Seminaren biete
ich jetzt schon Telefon-Coaching bis vier Wochen
nach Seminarteilnahme an, so ein Teilnehmer der Expertenrunde, der in der Unternehmensbera-tung ttig ist. Ein Coach fgt hinzu: Per Telefon ja,
da sehr flexibel und auch unterwegs einsetzbar.
Fr eine schriftliche Beantwortung von Fragen
pldieren 66 Prozent. Interessanterweise stehen die Berater neuen Technologien wie Online-Chats oder Web-Videos weniger kritisch gegenber
als deren potentielle Nutzer. Demnach knnen
sich rund 57 Prozent der Experten vorstellen via
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18 Auswertung
* Mehrfachantworten mglich
ANBIETER: MEDIENNUTZUNG *
66 %Schriftlich 67 %
Telefon
48 %Online-ChatWeb-Video
57 %
Web-Video zu beraten. Fr immerhin 48 Prozent
kmen sogar Online-Chats in Frage (siehe Grafik).
Per Chat oder Video-Chat habe ich bisher noch keine Beratung angeboten, knnte ich mir aber sehr gut vorstellen, so ein befragter Unterneh-mensberater im Rahmen der durchgefhrten Ex-pertenrunde. Allerdings gibt es auch skeptische
Stimmen und Bedenken hinsichtlich der inhaltli-chen und technischen Umsetzbarkeit. Eine Bera-tung per Chat ist so eine Sache, nicht jede Frage
eignet sich fr den Chat, manche Fragen knnen gar nicht so leicht formuliert werden. Fr den Vi-deo-Chat verfge ich nicht ber die technischen Voraussetzungen. Allerdings hat es fr den Ratsu-chenden den Vorteil, dass er sich ortsunabhngig, vielleicht auch international Informationen be-schaffen kann. Immer mehr Menschen sind heute
im Netz unterwegs, kommentiert eine interview-te Rechtsanwltin.
Im Rahmen der Online-Befragung und der Exper-tenrunde wurden die teilnehmenden Berater zu-dem nach mglichen Motiven gefragt, die tradier-ten Beratungsstrukturen zu verlassen und neue Consulting-Formen (per Telefon, Online-Chat,
Web-Video oder schriftlich) zu nutzen. An erster
Stelle sehen rund 74 Prozent darin ein effektives
Instrument, um neue Kunden zu gewinnen. Fr 68 Prozent ist es eine Mglichkeit, zustzlich Um-satz zu erzielen. An dritter Stelle geben 64 Prozent
Umfrageergebnisse
der Befragten an, damit ihre Bekanntheit erh-hen zu wollen. Ein auf Arbeitsrecht spezialisierter Fachanwalt erklrt dies so: Viele Leute haben Angst, beim Anwalt anzurufen, weil dies so teu-er ist. Diese Hemmschwelle wollen wir mit einer kostenlosen Erstberatung senken. Unsere Motive
sind: neue Kunden gewinnen, zustzlichen Um-satz erzielen, Erreichbarkeit steigern.Aus diesen Umfrageergebnissen lsst sich These Nummer drei wie folgt ableiten: Sowohl Consul-ting-Anbieter als auch -Nutzer stehen neuen
Beratungsformaten offen gegenber bzw. sehen
darin Chancen fr den Ausbau des Beratungs-marktes.
-
19Auswertung
UmfrageergebnisseVertrauen: Wie lsst sich Qualittsberatung messen?
Alles was zhlt ist Erfahrung
Die vernderte Beratungssituation statt bei ei-nem Face to Face-Gesprch mit einem vor Ort anwesenden Experten, findet die Beratung nun
telefonisch oder schriftlich statt bringt jedoch
neue Herausforderungen mit sich. Wie sollen Nutzer zuknftig die Qualitt des Beraters beur-teilen knnen, wenn Kriterien wie der persnliche Eindruck von dem Experten und der Beratungs-einrichtung wegfallen? Denkt man etwa an eine
Internet-Plattform, auf der Experten aus verschie-denen Disziplinen ihr Fachwissen anbieten, so stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die Nutzer die Kompetenz des Anbieters bewerten
wrden. Darauf angesprochen nennen 65 Prozent
die Berufserfahrung des Experten. Fr 50 Prozent ist die Bewertung von Fachkollegen oder Fach-experten entscheidend. 44 Prozent vertrauen bei der Beurteilung des Anbieters auf vorhandene Fachverffentlichungen. Die Bewertung von Kun-den ist immerhin fr 35 Prozent ein wichtiges Kri-terium (siehe Grafik).
Wenn Beratung zuknftig nicht mehr zwingend vor
Ort zu festen Terminen stattfinden muss, sondern
nach flexibler Kontaktaufnahme ber das Internet,
telefonisch oder schriftlich erfolgt, stellt sich ne-ben dem ntigen Vertrauen in die Fachkompetenz
des Experten die Frage nach dessen Mglichkeiten zur Gesprchsvorbereitung. Ist eine Vorbereitung berhaupt erforderlich? Davon berzeugt sind zu-
BEWERTUNG DER KOMPETENZ DES EXPERTEN*
Ausbildung
Fachverentlichungen
Fachvortrge
Bewertung von Kunden
Berufserfahrung
Empfehlungen in sozialen Medien
Reputation des Arbeitgebers
Bewertung von Fach-kollegen / Fachexperten
50 %
44 %
39 %
35 %
29 %
17 %
10 %
65 %
* Mehrfachantworten mglich
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20 Auswertung
Umfrageergebnisse
mindest 38 Prozent der befragten Nutzer. Sie ge-ben im Fall einer telefonischen Beratung an: Der Experte sollte meine Frage / mein Problem vorab
kennen, damit er sich vorbereiten kann. Mit einer geringen Differenz von drei Prozentpunkten sagen
jedoch 35 Prozent, dass sie in der Regel die Ant-wort direkt und schnell bentigen (siehe Grafik).
Diese Ambivalenz sttzt die zuvor analysierten
Umfrageergebnisse, dass sich internetaffine Nut-zer bei der Suche nach beruflichen Informationen
heute einen schnellen, flexiblen und direkten Zu-gang zu einem Fachexperten wnschen. Anders als die Rechercheergebnisse von Suchmaschinen im Internet, sollten die menschlichen Experten jedoch mageschneiderte, qualitativ hochwertige
Antworten bieten. Um dies sicherzustellen bedarf
es allerdings einer optimalen Gesprchsvorberei-tung.Doch wie sehen das eigentlich die Experten? Hier
ist die Range zwischen denen, die eine intensive Gesprchsvorbereitung wnschen und jenen, die
relativ spontan antworten mchten nicht so gro
wie bei den befragten Nutzern. So gibt die Hlfte
der Umfrageteilnehmer an, telefonische Fragen in der Regel spontan beantworten zu knnen. Ledig-lich 28 Prozent sagen: Fr telefonische Fragen ist
es notwendig, vorab das Anliegen des Kunden zu kennen. Zu einem hnlichen Ergebnis kommt die
Expertenrunde. So sagen sieben von elf der be-fragten Berater, dass sie telefonische Fragen in der Regel auch spontan beantworten knnen. Kontrr dazu gibt ein Consultant an: Mir sind Vorabin-
MGLICHKEITEN ZUR GESPRCHSVORBEREITUNG
In der Regel bentige ich die Antwort direkt und schnell.
35 %
Meine Fragen sind meist komplex, so dass der Experte zur Beantwortung vorab Informationen und Dokumente bentigt.
27 %
Der Experte sollte meine Frage / mein Problem vorab kennen, damit er sich vorbereiten kann.
38 %
-
21Auswertung
formationen lieber. Es ist hilfreich, zumindest das
Thema zu kennen. Ein anderer Unternehmensbe-rater wird noch konkreter: Zu meinen Themen
bruchte man grtenteils Hintergrundinformati-onen. Es handelt sich oft um komplexe Themen,
die man nicht ohne Vorbereitung beantworten kann.Fhrt man Nutzer- und Anbieter-Meinung zusam-men, ergibt sich somit die These: Experten, denen man vertrauen kann, verfgen ber einschlgige
Berufserfahrung, Bewertungen durch Fachkolle-gen sowie Fachverffentlichungen und knnen
Fragen aus dem Stegreif beantworten.
Die ideale Beratungszeit finden
Wenn die direkte Beratung durch einen Fachex-perten flexibler und mobiler werden soll, dann
muss auch das dafr bentigte Zeitfenster dazu
passen, so die Meinung der Herausgeber dieses Trendbarometers. Nur wenn Format, Qualitt und
Anwendung ein stimmiges Gesamtpaket erge-ben, sind die Weichen fr einen Strukturwandel im Wissens- und Beratungsmarkt gestellt, so ihre These. Entsprechend wurden internetaffine Nut-zer gefragt: Welche Zeiteinheit sollte ein solches
Beratungspaket Ihrer Meinung nach haben? Ein
Drittel und damit die hufigste Antwort lautet 10
Minuten. An zweiter Stelle geben rund 23 Prozent 30 Minuten als ideale Beratungseinheit an (sie-he Grafik).
NUTZERUMFRAGE: ZEITEINHEIT FR BERATUNGSPAKET
23 %21 % 2 %9 % 12 %33 %
60min5min 20min10min 30min Sonstiges
-
22 Auswertung
EXPERTENUMFRAGE: ZEITEINHEIT FR BERATUNGSPAKET
46 %25 % 11 %2 % 16 %
5min 20min10min 30min Sonstiges
Interessanter Weise zeigt sich auf Seite der befragten Experten ein diame-trales Stimmungsbild. So sprechen sich 46 Prozent mehrheitlich fr ein Zeit-fenster von 30 Minuten aus, whrend nur 16 Prozent eine Einheit von 10 Minuten empfehlen (siehe Grafik). Die Anbieter sprechen sich also fr ein
lngeres Beratungsintervall aus, als es von den Nutzern fr ntig empfunden
wird. Trifft hier etwa das alte Sprichwort Zeit ist Geld zu oder klaffen Kun-denwunsch und Berater-Realitt mit den entsprechenden Erfahrungswerten auseinander? Darber kann an dieser Stelle nur spekuliert werden.
Die Erkenntnisse fhren aber in jedem Fall zu der fnften und letzten These
dieses Trendbarometers: Fr Consulting-Nutzer sind zehn Minuten prak-tisch, fr die durchfhrenden Experten ist eine lngere Beratungseinheit
notwendig.
Umfrageergebnisse
-
23Ausblick
DIE IDEALE BERATUNGSZEIT LIEGT
ZWISCHEN 10 UND 20 MINUTEN
Wie die vorangestellte Umfrageanalyse gezeigt hat, fehlt ein Bindeglied
oder um mit dem Titel dieses Trend-Barometers zu sprechen, ein Link
welcher die Vorteile der Internetrecherche (Searching) mit den Benefits ei-ner Vor-Ort-Beratung (Consulting) verbindet. So findet die Recherche nach
beruflichen Informationen heute fast ausschlielich im Internet statt. Die ab-solute Mehrheit (63 Prozent) wendet dafr jede Woche zwischen zwei und
fnf Stunden ihrer Arbeitszeit auf. Doch nur knapp ein Drittel (32 Prozent) ist
auch mit der Qualitt der Ergebnisse zufrieden. Rund 86 Prozent der befrag-ten Verbraucher wrden sich deshalb auch an einen realen Fachexperten wenden. Bei der Auswahl des Beraters spielt dessen berufliche Erfahrung
die wichtigste Rolle. Das Telefon ist das beliebteste Medium, um mit dem
Experten direkt in Kontakt zu treten. An zweiter Stelle stehen persnliche Treffen. Fr mehr als die Hlfte liegt die ideale Beratungszeit zwischen zehn
und 20 Minuten.Auch die befragten Experten stehen neuen Beratungsformaten grundstz-lich offen gegenber. Mehr als 60 Prozent knnen sich vorstellen, zeitlich
begrenzte Beratungsleistungen per Telefon oder schriftlich anzubieten. Aus-schlaggebende Motive sind die Neukundengewin-nung und die Generierung zustzlicher Umstze, gefolgt von der Erhhung des Bekanntheitsgrades. Anders als die Nutzer, wrden sich die Anbieter
von Beratungsservices dafr allerdings auch auf moderne Kanle wie Web-Videos oder Online-Chats einlassen. Auch bei der bevorzugten Zeiteinheit fr ein telefonisches oder schriftliches Erstgesprch
gehen die Meinungen auseinander: Statt zu zehn tendieren die Experten zu
einer 30-mintigen Beratungseinheit. Die Hlfte der befragten Berater gibt
dabei an, Fragen auch spontan am Telefon beantworten zu knnen.Was sagen uns nun diese Ergebnisse? Das Internet hat die Art und Weise
wie wir uns heute Fachwissen fr berufliche Aufgaben aneignen drastisch
verndert. Das klassische Beratungswesen kann in Punkto Flexibilitt, Kos-ten und Schnelligkeit nicht mit den Vorteilen der Online-Recherche mithal-ten. Das Internet ist deshalb fr die absolute Mehrheit der befragten Ver-braucher Anlaufstelle Nummer eins, wenn es um die Informationssuche bei
AusblickLcke zwischen Searching und Consulting schlieen
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24
Ausblick
beruflichen Fragen geht, obgleich reale Berater
deutlich hochwertigere Problemlsungen bieten
knnten. Hat die Beratungsbranche einfach das digitale Zeitalter verschlafen? Nach Abschluss
dieses Trendbarometers hat sich diese Vermutung der Herausgeber ein Stck weit besttigt. Zwar
gibt es erste Gehversuche in Richtung neuer Be-ratungsformate, die Mehrheit der Anbieter steckt jedoch noch in den tradierten Strukturen fest. Zu-dem sind einige am Markt schon heute verfgbare Lsungen noch nicht optimal ausgereift.11Wie knnte die Lcke zwischen Searching und Consulting nun geschlossen werden? Auch dazu
haben wir uns Gedanken gemacht und empfehlen Ihnen als abschlieende Lektre das nchste Kapi-tel mit unseren Handlungsempfehlungen.
Ihr Dr. Florian Schmid,
Vorstand 10minutes AG
11 Zum derzeitigen Beratungsmarkt vgl. S.9 f. dieses Trend- Barometers.
Ausblick
-
25
zen nach sich ziehen. Zudem ist er sich unsicher,
welche Beratungsstelle fr sein Anliegen in Frage kommt. Weiterhin befrchtet er einen hohen Zeit-
und Kostenaufwand dabei hat er doch nur ein
paar Fragen, die ein Experte in der Regel schnell und verbindlich beantworten msste. Er entschei-det sich deshalb fr Experting on demand.
Den fr seine Fragen passenden Experten findet er ber eine zen-trale Plattform im Internet. Diese ist nach den je-weiligen Fachgebieten der Berater gegliedert. Die entsprechenden Experten stellen sich und ihre beruflichen Referenzen vor. ber ein Profilfoto
kann sich Herr Mller einen ersten persnlichen Eindruck von dem Berater verschaffen. Er whlt
den passenden Fachexperten anhand dessen Qualifikationen und Verfgbarkeit aus. ber die
Online-Plattform bucht er ein Ticket fr eine Bera-tungseinheit von zehn Minuten, zu einem festen Preis. Anschlieend hinterlsst er seine Telefon-nummer. Der ausgewhlte Experte greift zum H-rer und ruft Herrn Mller zurck. Auf diese Weise
entstehen keine Telefonkosten fr Herrn Mller. Auf Wunsch kann er das Gesprch sogar verln-gern, indem er einfach ein weiteres Beratungsti-cket bucht. Alternativ kann Herr Mller seine Fra-gen aber auch schriftlich per E-Mail stellen.
Wie das Beispiel zeigt, ist der groe Vorteil von
Experting on demand der geringe administrative
Aufwand und die hohe zeitliche Flexibilitt sowohl fr die Beratungsnutzer, als auch fr die -anbieter.
Wie die vorangestellten Umfrageergebnisse ge-zeigt haben, existiert eine Lcke zwischen Sear-ching und Consulting. Sowohl die Beratungsan-bieter als auch deren -nutzer wnschen sich ein zeitgemes Tool, das diese schliet. Dabei sollen
Vorteile wie Flexibilitt und Schnelligkeit der On-line-Recherche mit der hohen Qualitt einer klas-sischen Vor-Ort-Beratung kombiniert werden. Die Herausgeber leiten aus diesem Status Quo Ex-perting on demand als neuen Beratungstrend ab.
Was genau ist darunter zu verstehen?
Die Definition: Experting on demand meint das
bedarfsorientierte, einfache und schnelle Heran-ziehen eines Fachexperten zur Wissensvermittlung
bzw. Problemlsung durch einen internetaffinen
Nutzer. Das Kunstwort Experting leitet sich aus
den englischen Begrifflichkeiten Expert Reaching
und Expert Speaking ab.
Doch wie knnte Experting on demand im Ide-alfall in der Praxis ablaufen? Dazu das folgende
Beispiel: Herr Mller ist als Buchhalter in einem mittelstndischen Unternehmen angestellt. Da er
sich zudem sehr gut mit steuerrechtlichen Ange-legenheiten auskennt und hufig von Bekannten
gebeten wird, deren Steuererklrung zu berneh-men, mchte er sich in diesem Bereich etwas da-zuverdienen. Doch was genau muss er fr diese selbststndige Ttigkeit, wo beantragen? Muss
er seinen Arbeitgeber darber informieren? Und
was, wenn dieser mit seinem Nebenjob nicht
einverstanden ist? Dies mgen simple Fragen
sein, fr Herrn Mller knnen unkorrekte Recher-cheergebnisse jedoch weitreichende Konsequen-
HandlungsempfehlungenExperting on demand wird neuer Beratungstrend
Handlungsempfehlungen
EXPERTING ON DEMAND BIETET EINE
DEUTLICHE EFFIZIENZSTEIGERUNG
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26 Handlungsempfehlungen
Handlungsempfehlungen
Experting on demand verspricht damit fr beide Seiten eine deutliche Effi-zienzsteigerung bei der Vermittlung von (beruflichem) Fachwissen.
Entsprechend positiv fllt das Fazit der, im Rahmen der durchgefhrten Ex-pertenrunde, befragten Berater aus, zudem werden Wnsche hinsichtlich der Anwendung formuliert: Ich bin sehr interessiert und wrde ein solches Tool gerne testen. Wichtig ist
mir jedoch, dass die Beratung etwas kostet und die Administration ber das
System abgewickelt wird. Darber hinaus gilt es, die rechtlichen Vorgaben
innerhalb meiner Beratungsfachrichtung zu beachten.
Alles was Leads generiert ist super! Ich wrde auch als Pilot zur Verfgung
stehen.
Die Idee finde ich sehr gut, da es immer mehr Internetnutzer gibt. Man kann
sich so bereits im Vorfeld ber den Experten informieren.
Doch es gibt auch Bedenken hinsichtlich der technischen Umsetzbarkeit fr bestimmte Beratungsbranchen. Ich halte die Idee grundstzlich fr eine
gute Sache, allerdings nicht fr mein Thema, da dort die Visualisierung eine entscheidende Rolle spielt und die Qualitt der Video-bertragung ber das Internet heute noch nicht gut genug ist, so eine Image-Beraterin.Es gilt demnach einige Faktoren zu beachten, damit das neue Beratungs-format von den Anbietern und Nutzern gleichermaen angenommen wird
und sich Experting on demand als Trend erfolgreich etabliert. Die folgende
Checkliste hilft Verbrauchern und Experten bei der Identifikation einer opti-malen Experting-Plattform:
> Beratung durch direkten Kontakt zu hochqualifizierten Fachexperten (Ersichtlich durch Angaben zu Berufserfahrung und Referenzen)
> Bewertungs- und Empfehlungssystem (Nutzer knnen die in Anspruch genommene Beratungsleistung bewerten)
> Vermittlung mageschneiderter Informationen
> transparentes Preismodell
> orts- und zeitunabhngige Beratung
> flexibles, innovatives Handling
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2710minutes
10minutes ist die Experting-Plattform fr berufliche wie private Fachbera-tungen. Mehr als 1.000 qualifizierte Experten stellen auf www.10minutes . de ihr Wissen zur Verfgung und geben telefonisch oder per E-Mail Auskunft
zu allen Fragen rund um Finanz-, IT-, Rechts-, Steuer- und Management-An-gelegenheiten. Durch fixe Beratungseinheiten zehn Minuten behalten die
Nutzer stets alle Kosten im Blick. 10minutes liefert ihnen Informationen on
demand durch einen berufserfahrenen Experten, unabhngig von Ort und Zeit. Damit schliet 10minutes die Marktlcke zwischen einer klassischen In-formationssuche ber Medien wie dem Internet oder Fachbchern und der
Problemlsung durch eine persnliche Beratung vor Ort.Die 10minutes AG mit Sitz in Mnchen wurde im Frhjahr 2014 von den
beiden Geschftsfhrern Dr. Florian Schmid und Patrick Reininger gegrn-det. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Prof. Dr. Ricardo Bttner. Das Unter-nehmen beschftigt derzeit acht Mitarbeiter. Weitere Informationen unter:
www.10minutes.de
ber 10minutes