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113 Decken in Stahlverbundbauweise
Bei Decken in Stahlverbundbauweise werden die Vorteile der Baustoffe Stahl und Stahlbeton optimal
ausgenutzt. Beide Materialien werden kraftschlüssig miteinander verbunden, so dass sie statisch als ein
Bauteil wirken. Durch Ausnutzung der guten Zugbelastbarkeit des Stahls in der (unteren) Zugzone und der
Druckbelastbarkeit des Betons in der (oberen) Druckzone gelingt es, Trägerhöhen und Deckenstärken auch
bei hoher Beanspruchung gering zu halten und dabei große Spannweiten zu ermöglichen.
Verbundträgerdecken und Verbunddecken werden im Hochbau in erster Linie bei Industrie- und
Gewerbebauten verwendet, oftmals in Verbindung mit einer Gesamtkonstruktion aus Stahl. Insbesondere
Verbunddecken spielen auch in der Altbausanierung eine Rolle.
Deckensystem Verbunddecke [1] Verbundträger mit Verbunddecke [2]
Verbundträger mit Ortbetondecke [3]
Verbundträger mit Elementdecke [4]
Verbundträger mit Fertigteildecke [5]
Skizze
Bauweise Verbundblech und Ortbeton
Verbundträger kombiniert mit Verbundblech und Ortbeton
Verbundträger kombiniert mit einer Ortbetondecke
Verbundträger kombiniert mit einer Elementdeckenplatte aus Stahlbeton und Ortbeton
Verbundträger kombiniert mit einer Stahlbeton-Fertigteildecke in Vollmontage
Verbundwirkung [6] Flächenverbund Trägerverbund + Flächenverbund
Trägerverbund Trägerverbund Trägerverbund
Eigenschaften geringe Aufbauhöhe, kein Schalaufwand, Bleche per Hand verlegbar, Altbausanierung
geringe Aufbau-höhen, kein Schalaufwand, große Spannweiten, geringes Eigenge-wicht, Bleche per Hand verlegbar
flexibel vor Ort betonierbar, homogene Oberfläche, geeignet für kleine, verschachtelte Flächen, hoher Schalaufwand
geringes Gewicht beim Einheben, homogene Ober-fläche, glatte Deckenunter-sicht
schneller Baufort-schritt, ohne Montageunter-stützung, kein Schalaufwand, kaum Baufeuchte, glatte Deckenunter-sicht
Hersteller und Produktbeispiele
Fischer Profil GmbH Superholorib ArcelorMittal Cofrastra 70 Reppel Hody Trapezplatte
Verbundträger: Spannverbund GmbH SBL Stahl- und Brückenbau GmbH Decke: Hoesch Bausysteme GmbH Additiv Decke ArcelorMittal Cofrastra 56
Verbundträger: Stahl + Verbundbau GmbH SEITZ Stahl- und Metallgestaltung GmbH & Co. KG
Verbundträger: Verbundhochdrei GmbH Peikko Deutschland GmbH Deltabeam Verbundträger Elementdecke: Beton-Betz SySproTEC
Verbundträger: Spannverbund Bau-systeme GmbH Temme Stahl- und Industriebau GmbH Fertigteildecke: Heidelberger Betonelemente Massivdeckenelemente
[1] Bei der Verbunddecke werden Profilbleche aus Stahl mit einer bewehrten Aufbetonschicht kombiniert. Dabei wird über Verbundmittel eine gemeinsame Tragwirkung des Blechs und der darüber liegenden Stahlbetonschicht erreicht. Das Verbundblech übernimmt die Zugbelastung im unteren, der Stahlbeton den Großteil der Druckbelastung im oberen Deckenbereich. Der Verbund wird als Flächen- bzw. Deckenverbund über die Geometrie des Blechs mit Stegen und Sicken, aber auch über Noppen, Rillen und Nieten erreicht, um eine Verschiebung beider Schichten im Belastungsfall zu vermeiden. Zudem dient das Verbundblech während des Betoniervorgangs als Deckenschalung, wobei eine Montageunterstützung in der Regel notwendig ist. Verbunddecken werden in der Praxis häufig als Druckgurt von Verbundträgern in Stahlbauten eingesetzt. Allerdings ist auch ein Einsatz im Massivbau oder bei anderen Bauarten möglich. Da die Profilbleche von Hand verlegbar sind und eine Verbunddecke im Vergleich zur reinen Stahlbetondecke leichter ist, wird sie auch oft in der Altbausanierung eingesetzt.
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Beim Auflager auf Beton oder Stahl ist laut DIN EN 1994-1-1 eine Mindestauflagertiefe des Blechs von 75 mm, beim Auflager auf andere Werkstoffe mind. 100 mm notwendig. Verbunddecken sind in Eurocode 4 geregelt. Da die Hersteller die Verbundsicherung sehr unterschiedlich bewerkstelligen, benötigen Verbunddecken eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung. [2] Dieses Deckensystem setzt sich aus Träger- und Deckenverbund zusammen. Eine Verbunddecke, bestehend aus Stahlprofilblech und bewehrter Aufbetonschicht, wird mit einem Stahlverbundträger kombiniert. Man spricht hierbei auch von klassischer Stahlverbundbauweise, da alle Bestandteile der Decke Verbundbauteile sind. Die Verbunddecke, bestehend aus Profilblech und bewehrter Aufbetonschicht, wird über Verbundmittel, in der Regel Kopfbolzen, biegesteif mit dem Stahlträger vergossen. Sie bildet so den Obergurt des Stahlverbundträgers. Bei Decken mit Durchlaufwirkung wird im Bereich des Verbundträgers zusätzliche Bewehrung eingelegt. Bei Decken ohne Durchlaufwirkung und im Randbereich der Decke ist eine Mindestauflagertiefe von 75 mm auf Stahl und Beton, bei Auflage auf andere Werkstoffe mind. 100 mm vorgeschrieben. Das Stahlprofil kann unterhalb der Stahlbetonebene sitzen, aber gegebenenfalls auch in diese eingebunden sein. Die Profilbleche, hier ohne Durchlaufwirkung, setzen in diesem Fall seitlich am Stahlprofil an. Verbundträgersysteme sind in Eurocode 4 geregelt. Verbundträger, die in Kombination mit Verbunddecken verwendet werden, benötigen eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung. Dieses Deckensystem wird in erster Linie im Gewerbe- und Industriebau verwendet. Anwendungsbeispiele sind Parkhäuser oder Stahlbauten, die große Spannweiten benötigen. [3] In diesem Deckensystem bildet eine Ortbetondeckenscheibe den Obergurt der Stahlverbundträger. Als Verbundmittel haben sich Kopfbolzendübel durchgesetzt, die auf den Stahlträger aufgeschweißt sind und mit dem Beton der Deckenplatte vergossen werden. Auf diese Weise wird ein kraftschlüssiger Trägerverbund zwischen den Werkstoffen Stahl und Stahlbeton hergestellt. Trotz der guten Möglichkeiten hinsichtlich Schall- und Brandschutz ist die Verwendung von Verbundträgen mit Ortbetondecke auf Schalung heute rückläufig, da der Schalaufwand hoch ist. Kleine, verschachtelte Flächen lassen oder sich jedoch gut in dieser Bauform realisieren. Denkbar ist auch eine verlorene Schalung unter der Ortbetondecke, z. B. in Form von Blechen. Die Verbundträger werden in Stahlwerken aus genormten Trägerprofilen individuell angefertigt. Sie sind nach Eurocode 4 zu konstruieren und zu bemessen. Die Ortbetondecke ist in Eurocode 2 und den zugehörigen Normen geregelt. [4] Dieses Deckensystem vereinigt die klassische Elementdecke aus Stahlbeton, auch als Filigrandecke bekannt, mit Stahlverbundträgern. Die Elementdecke bildet den Obergurt der Verbundträger und wird mit diesen vergossen. Als Verbundmittel haben sich Kopfbolzendübel durchgesetzt, die auf die Stahlträger aufgeschweißt sind. Auf diese Weise wird ein kraftschlüssiger Trägerverbund zwischen den Werkstoffen Stahl und Stahlbeton hergestellt. Die Halbfertigteile der Elementdecke dienen beim Betoniervorgang als Schalung. Über aus dem Bauteil ragende Bewehrung verbinden sie sich mit der Aufbetonschicht. Um die Halbfertigteilplatten auch an die Verbundträger anzuschließen, werden aus den Platten ragende Bewehrungsschlaufen über die Kopfbolzen des Verbundträgers gelegt und so mit diesen verbunden. Die Justierung dieser Schlaufen in Bezug auf die Bolzenlage kann sich in der Praxis als schwierig erweisen. Vor dem Betonieren der Aufbetonschicht ist die Oberbewehrung zu verlegen. Eine Montageunterstützung ist notwendig. Die Verbundträger werden in Stahlwerken aus genormten Trägerprofilen individuell angefertigt. Sie sind nach Eurocode 4 zu konstruieren und zu bemessen. Die Elementdecke ist in Eurocode 2 und den zugehörigen Normen geregelt. [5] Bei diesem Deckensystem werden komplette Fertigteildeckenelemente mit Stahlverbundträgern kombiniert. Vor Ort ist nur noch der Fugenverguss zwischen den einzelnen Fertigteilelementen und der Verguss im Bereich der Verbundträger zu bewerkstelligen, auf denen die Elemente aufliegen. Erst durch diesen Verguss wird der Obergurt des Stahlverbundträgers hergestellt. Als Verbundmittel haben sich inzwischen Kopfbolzendübel durchgesetzt, die auf dem Stahlprofil aufgeschweißt sind. Über sie kommt es zum sicheren und kraftschlüssigen Verbund zwischen den Werkstoffen Stahl und Stahlbeton. Um die Fertigteildecke an den Verbundträger anzuschließen, werden aus den Fertigelementen ragende Bewehrungsschlaufen über die Kopfbolzen des Verbundträgers gelegt und so mit diesen verbunden. Die Justierung dieser Schlaufen in Bezug auf die Bolzenlage kann sich in der Praxis als schwierig erweisen. Die Deckenelemente werden mit dem Kran in ihre endgültige Position gehoben und sind sofort begehbar, eine Montageunterstützung ist nicht notwendig. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrads kommt es zu kurzen Bauzeiten. Die Verbundträger werden in Stahlwerken aus genormten Trägerprofilen individuell angefertigt. Sie sind nach Eurocode 4 zu konstruieren und zu bemessen. Die Fertigteildecke ist in Eurocode 2 und den zugehörigen Normen des jeweiligen Fertigdeckentyps geregelt. [6] Im Verbundbau spricht man von Verbundwirkung, wenn zwei unterschiedliche Werkstoffe so miteinander in Verbindung stehen, dass sie statisch als ein Bauteil angesehen werden können. Geschieht dies innerhalb eines Trägers (z.B. Obergurt aus Stahlbeton, Steg und Untergurt aus Stahl) spricht man von Trägerverbund. Deckenverbund oder Flächenverbund nennt man die flächige Verbindung zweier Schichten (z.B. ein Stahlblech mit einer Stahlbetonschicht).
Planung Allgemein: In diesem Beitrag wird insbesondere auf die Planung von Verbundtragwerken in Form von
Verbundträgern und Verbunddecken eingegangen. Alle im Geschossbau üblichen Stahlbetondecken können
auch als Druckgurt von Verbundträgern verwendet werden. So werden Stahlverbundträger in der Praxis
nicht nur mit Verbunddecken kombiniert, sondern auch mit Elementdecken, Stahlbeton-Fertigteildecken
oder Ortbetondecken. Zusätzliche Informationen speziell über diese Deckenbestandteile erhalten Sie auf
der bauwion-Seite ► 110 | Stahlbetondecken.
Vorteile von Decken in Stahlverbundbauweise: Stahlverbundbau bietet die Möglichkeit zu großen
Spannweiten bei geringen Aufbauhöhen und wenig Materialverbrauch. Er stellt im Geschossbau, vor allem
im Gewerbe- und Industriebau, somit eine besonders wirtschaftliche Bauform dar.
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Gegenüber Decken in reiner Stahlbetonbauweise weisen Decken in Verbundbauweise bei gleicher
Belastbarkeit ein geringeres Eigengewicht und schlankere Querschnitte auf. Größere Spannweiten sind
möglich. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrads können Decken in Stahlverbundbauweise, abhängig vom
jeweiligen Typ, auch verkürzte Bauzeiten erreichen. Dieser Vorteil besteht insbesondere, wenn man
Verbundträger mit Fertigdeckenelementen einer konventionellen Ortbetondecke gegenüberstellt.
Verglichen mit reinen Stahlkonstruktionen weisen Decken in Stahlverbundbauweise aufgrund des hohen
Anteils an Beton einen deutlich verbesserten Schallschutz und eine höhere Wärmespeicherfähigkeit auf.
Unübersehbar aber sind die Vorteile und Möglichkeiten im Bereich des Brandschutzes, da Beton als nicht
brennbarer Baustoff eingestuft wird.
Tragwerksplanung: Standsicherheitsberechnungen von Verbundbauteilen werden vom Tragwerksplaner
nach Eurocode 4, insbesondere nach DIN EN 1994-1-1 durchgeführt. Handelt es sich um eine Decke in
Verbundbauweise, die eine Fertigteildecke als Bestandteil hat, müssen zusätzlich auch die Bauregeln dieser
Deckenart berücksichtigt werden. Siehe hierzu bauwion-Seite ► 110 | Stahlbetondecken.
Brandschutz: Im Verbundbau werden die jeweiligen Vorteile der Baustoffe Stahl und Stahlbeton optimal
ausgenutzt und das gilt insbesondere für das Brandverhalten. Die grundlegenden Brandschutz-
Bemessungsregeln dafür sind in DIN EN 1994-1-2 enthalten.
Der Werkstoff Stahl erwärmt sich ungeschützt im Brandfall durch seine gute Wärmeleitfähigkeit schnell und
verliert dabei an Festigkeit. Ist der Stahl allerdings im Verbundbauteil durch Beton geschützt, reduziert sich
seine schnelle Erwärmung im Brandfall deutlich.
Zudem sorgen im Verbundbau beide Komponenten, Stahl und Stahlbeton, gemeinsam für den Lastabtrag,
so dass bei Versagen des Stahls der Stahlbeton Lastanteile des Stahls übernimmt. So kann beispielsweise
allein eine Zulagebewehrung im Kammerbeton eines Verbundträgers bei gleicher Deckendicke eine
Erhöhung der Feuerwiderstandsklasse nach DIN 4102-4 bewirken. Auf diese Weise können Decken in
Stahlverbundbauweise auch ohne zusätzliche äußere Maßnahmen eine geforderte Feuerwiderstandsdauer
erreichen.
Stahlverbundbauteile mit sichtbaren Stahlteilen (z. B. Verbundbleche in Verbunddecken oder sichtbare
Stahlträger) können prinzipiell auf verschiedene Art gegen zu schnelle Erwärmung im Brandfall geschützt
werden:
Ausbetonieren der Profilkammern mit eigener Bewehrung (bei geeigneten Trägern)
Kastenförmige Bekleidung mit zugelassenen Brandschutzplatten
Zugelassene Brandschutzputze oder dämmschichtbildende Brandschutzbeschichtungen
Abschirmende Abhängdecken
Schallschutz: Die Schutzziele in Bezug auf den Schallschutz müssen zwischen Planer und Bauherr vorab
festgelegt werden, da mehrere Regelwerke nebeneinander existieren. Vor allem in Gebäuden mit
mehreren Einheiten gelten nach dem Stand der Technik hohe Anforderungen, die insbesondere die
Schallübertragung zwischen den Einheiten betreffen, also auch die Übertragung über Zwischendecken. Die
DIN 4109 regelt dabei den absoluten Mindeststandard, der heutzutage aber als überholt gilt. Planer sollten
die erhöhten Werte nach DIN 4109 Beiblatt 2 bzw. die VDI-Richtlinie 4100 als absoluten Mindeststandard
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zu Grunde legen. Hilfreich in dieser Hinsicht kann auch die Dega-Empfehlung 103 der deutschen
Gesellschaft für Akustik e. V. sein.
Der Schutz gegen Luftschall steigt mit Zunahme der flächenbezogenen Masse der Deckenplatte, welche
durch Stärke und Rohdichte eines Bauteils festgelegt ist. Prinzipiell liefert Beton als schwerer Baustoff sehr
gute Voraussetzungen für die Eindämmung von Luftschall. So haben besonders Decken in
Verbundbauweise mit einem hohen Anteil an Beton Vorteile bezüglich ihrer Schalldämmwirkung.
Eine Verbesserung der Trittschalldämmung wird über die Erhöhung von flächenbezogener Masse kaum
erreicht. Eine zweischalige Konstruktion ist in dieser Hinsicht weit wirkungsvoller. Besonders effektiv als
zweite Schale ist der schwimmende Estrich. Er ist durch Trittschalldämmung und Randdämmstreifen
schalltechnisch von der Decken- und Wandkonstruktion entkoppelt, siehe hierzu bauwion-Seite ► 400 |
Baustellenestriche.
Wärmeschutz: Beton besitzt ebenso wie Stahl eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit, sodass beide Baustoffe
annähernd keine wärmedämmende Wirkung besitzen.
Bei gut durchlüfteten Räumen ober- und unterhalb der Decke (z. B. offene Tiefgarage) und bei Decken, die
ausschließlich beheizte Räume voneinander trennen, kann auf Wärmedämmung verzichtet werden.
Decken in Verbundbauweise, die beheizte Innenräume gegen Außenräume abtrennen (z.B. Durchfahrten,
Flachdach), müssen nach Energieeinsparverordnung (EnEV) gedämmt werden. Auch Decken gegen Räume,
die in der Berechnung als unbeheizt berücksichtigt sind oder nicht innerhalb der Systemgrenze des
beheizten Gebäudevolumens liegen (z.B. unbeheizter Keller oder Dachraum), müssen gedämmt werden, da
sonst Tauwasseranfall nicht ausgeschlossen werden kann.
Korrosionsschutz: Um einen effektiven Korrosionsschutz der frei liegenden Stahlbauteile zu erreichen,
empfiehlt es sich zunächst die Korrosivitätskategorie und die zu erwartende Schutzdauer zu ermitteln.
Bei Schutzmaßnahmen gegen Korrosion bei Stahlbauteilen wird grundsätzlich unterschieden in
mehrschichtige organische Beschichtungssysteme (Grund-, Zwischen-, und Deckbeschichtung): Je
nach Korrosivitätsbelastung, wird die Anzahl oder Dicke der Schichten erhöht. Die Farbwahl der
Deckbeschichtung kann gestalterisch eingesetzt werden. Beschichtungssysteme sind in DIN EN ISO
12944-5 geregelt.
metallische Überzüge: In erster Linie Feuerverzinkung in sog. Zinkbädern. Das Stahlbauteil wird in
flüssiges Zink getaucht. Die Dicke des Zinküberzugs kann variieren und ist an die voraussichtliche
Schutzdauer und die zu schützende Bauteildicke anzupassen. (DIN EN ISO 1461). Eine Kombination
aus Aluminium- und Zinkbeschichtung verlängert die Schutzdauer gegenüber einer reinen
Zinkbeschichtung.
Duplex-Systeme: Kombination von Verzinkung und einer anschließenden Beschichtung mit dem
Vorteil einer deutlich längeren Schutzdauer im Vergleich zur jeweiligen Einzelkomponente.
Betonauswahl: In der Planung müssen die Druckfestigkeitsklasse (z.B. C25/30) und die Konsistenzklasse
(z.B. F3) definiert werden, auch die Expositionsklasse (z.B. XF 2), insbesondere wenn ein Bauteil mit der
Außenluft in Berührung kommt (z. B. als Deckenuntersicht in einem offenen Parkhaus). Diese Festlegungen
hat der Tragwerksplaner in Abstimmung mit dem Bauherrn und dem Architekten zu treffen.
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Verbundbleche: Bleche, die zur Konstruktion von Verbunddecken geeignet sind, unterscheiden sich von
herkömmlichen Blechen, die für Dach- oder Deckenkonstruktionen ohne Verbundwirkung hergestellt
werden.
In Konstruktionen ohne Verbundwirkung wirkt ein Blech unter einer Stahlbetonschicht entweder
ausschließlich als verlorene Schalung, sodass nach Erhärtung des Betons die Stahlbetonschicht sämtliche
statischen Kräfte übernimmt. Oder die Betonschicht über dem Trapezblech dient lediglich als Auflast des
Blechs, z.B. um Speicherfähigkeit und Schallschutz zu verbessern. In diesem Fall übernimmt alleine das
Blech in entsprechender Dimensionierung und Formgebung die Kräfte.
Um aber eine flächige Verbundwirkung zwischen Stahlblech und darüber liegendem Stahlbeton
herzustellen, muss eine Verschiebung beider Schichten untereinander ausgeschlossen werden. Die
Schichten müssen sich miteinander verzahnen und ineinander greifen, um statisch als ein Bauteil zu wirken.
Um den Flächenverbund mit einer Stahlbetonschicht herzustellen, sind die Verbundbleche in ihrer
Geometrie besonders geformt, in den meisten Fällen in Form von Trapezblechen mit hinterschnittener
Geometrie, um einen möglichst großen Reibungsverbund zu erreichen. Zudem werden für den
mechanischen Verbund Rillen, Noppen o.ä. in die Blechoberfläche geprägt oder Nieten aufgesetzt.
Zusätzlich ist in den meisten Fällen eine Form von Endverankerung notwendig. Dies sind in der Regel
aufgeschweißte Kopfbolzendübel. Bei Blechen mit hinterschnittener Geometrie kann die Endverankerung
auch in Form einer Blechverformung am Ende des Profilblechs realisiert werden. Für Verbundbleche gilt in
Deutschland die Mindestdicke von 0,7 mm. Auf Kundenwunsch werden sie im Werk auch abweichend von
Standardmaßen zugeschnitten. Um Kopfbolzen einzufädeln, ist es möglich Löcher in das Blech stanzen zu
lassen (insbesondere bei Mehrfeldwirkung).
Aussparungen, Deckendurchbrüche: Um Aussparungen in Verbunddecken zu realisieren, errechnet der
Tragwerksplaner situationsabhängig die notwendige Bewehrung rund um den auszusparenden Bereich.
Üblicherweise werden die Aussparungen vor dem Betonieren vor Ort ins Blech geschnitten und
anschließend mit speziellen Randprofilen vom jeweiligen Blechhersteller eingefasst.
Abgehängte Decken und Installationen: Bei kombinierten Systemen werden abgehängte Decken über
Verankerungen in der Stahlbetondeckenschicht befestigt. Es wird empfohlen, den Tragwerksplaner
frühzeitig in die Planung der Abhängdecke mit einzubeziehen, um ein Verletzen von Bewehrungsstahl zu
vermeiden. Bei Fertigteildecken, die aus einer Spannbetonkonstruktion bestehen, ist insbesondere Vorsicht
geboten, da Spannstähle durch Bohrungen keinesfalls durchtrennt oder verletzt werden dürfen. Die Lage
der Befestigungsanker muss unbedingt mit dem Tragwerksplaner bzw. dem Herstellwerk abgestimmt sein.
Für Verbunddecken bieten die Hersteller von Trapezblechen eigene Möglichkeiten der Verankerung von
Abhängdecken und Installationen an. Bei hinterschnittenen Blechen, deren Faltungen sich nach unten
verjüngen, können abgehängte Decken und Leitungsrohre ohne Bohrungen eingehängt werden.
Das Verlegen von Installationsleitungen in der Stahlbetonschicht einer Verbunddecke ist nicht üblich.
Ausführung Montage von Verbundblechen: Die Bleche werden nach Verlege- bzw. Ausführungsplänen verlegt, aus
denen insbesondere die genaue Lage, die Abmessungen und die Spannrichtungen der Profilbleche
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einschließlich deren Profilbezeichnung ersichtlich sind. Ebenso sollten Angaben zu Aussparungen,
Verbindungselementen, Dehnfugen und Ausbildung der Auflager inkl. zugehöriger Details enthalten sein.
Im Vorfeld des Auslegens wird die Lage der einzelnen Blechelemente auf der Unterkonstruktion markiert.
Der Tragwerksplaner gibt an wie, in welchen Abständen und auf welche Art die Bleche befestigt werden.
Die Angaben können je nach Blechgeometrie und Situation variieren.
Im Allgemeinen werden die Bleche im Bereich der Sicken auf der Unterkonstruktion fixiert, um ein gewisses
Maß an Dichtigkeit beim Betonieren zu erreichen.
Längsstöße werden in vorgegebener Breite überlappt und in gewissen Abständen miteinander verschraubt
oder vernietet.
Offene Sicken an Querstößen in Längsrichtung werden mit Montageschaum, Dichtbändern, kantigen
Profilen oder mit vom Hersteller auf das jeweilige Blechprofil abgestimmten Abdichtungsprofilen
(Profilfüller) begrenzt und abgedichtet. Je nach gewünschter Dichtheit müssen zusätzlich auch die
Längsstöße, Auflager oder Deckendurchbrüche abgedichtet werden. Eine Reinigung der Deckenuntersicht
nach dem Betoniervorgang kann trotz aller Dichtmaßnahmen notwendig sein.
Verbundbleche benötigen für den Betoniervorgang in der Regel eine Montageunterstützung. Der
Tragwerksplaner gibt an, bis zu welcher Spannweite auf diese verzichtet werden kann, ebenso legt er die
Lage und Stützweiten der Montageunterstützung fest.
Einbau von Bewehrung: Beim Einbau der Bewehrung vor Ort ist auf die Einhaltung der geforderten
Betondeckungen zu achten. Andernfalls kann die Bewehrung im Laufe der Jahre korrodieren und das
Bauwerk im Extremfall seine statischen Anforderungen nicht mehr erfüllen. Bewehrung für
Aufbetonschichten, aber eventuell auch für zu vergießende Fugen muss streng nach dem Bewehrungsplan
erfolgen. Bei Deckenkonstruktionen, deren Bestandteil eine Fertigteildecke ist, wird die Bewehrung der
Elemente bereits im Fertigteilwerk eingebaut und überwacht. Allerdings müssen aus den Fertigteilen
ragende Bewehrungsschlaufen über die Kopfbolzen der Träger gestülpt werden, was eine genaue
Justierung der Deckenelemente notwendig macht. Gleiches gilt für die Unterschale einer Elementdecke.
Betoneinbau: Angelieferter oder vor Ort hergestellter Beton für Decken ist prinzipiell schnellstmöglich
einzubauen. Dabei muss verhindert werden, dass Hohlräume im Bauteil entstehen. Dies wird durch Rütteln,
Stampfen oder Stochern verhindert. Erfolgt dies zu lange, besteht allerdings die Gefahr einer Entmischung.
Dies zeigt sich durch die Bildung einer wässrigen Schlämmschicht an der Oberfläche. Beton ist immer
lagenweise einzubringen und sollte nicht aus Fallhöhen von mehr als zwei Metern eingebracht werden. Er
wird beim Abbinden durch äußere Bedingungen beeinflusst. Bei extremen klimatischen Bedingungen wie
Hitze (über 30°C) oder Frost (unter -5°C) darf ohne geeignete Zusatzmaßnahmen nicht betoniert werden.
Insbesondere kann es bei Verbundblechen nach dem Betoniervorgang zu erhöhter Frostgefahr kommen, da
unterseitig die abschirmenden Schaltafeln fehlen.
Nachbehandlung des Betons: Den Austrocknungsprozess des Betons nennt man Hydratation. Diese führt
zur Austrocknung und Durchhärtung des Betonbauteils. Betonierte Bauteile sind während der Abbindezeit
durch geeignete Maßnahmen nachzubehandeln. Andernfalls bindet der Beton infolge von
Sonneneinstrahlung oder Wind ungleichmäßig schnell ab, so dass Risse entstehen können. Nach 28 Tagen
ist das Betonbauteil in der Regel vollständig durchgehärtet, die Hydratation ist abgeschlossen. Die
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gründliche und sorgfältige Nachbehandlung wird in der DIN 1045-2 ausdrücklich verlangt. Folgende
Maßnahmen stehen für die Nachbehandlung von Ortbetonbauteilen zur Verfügung:
Belassen der Betonbauteile in der Schalung
Abdecken der Betonbauteile mit Folien oder Matten
Abdecken mit wasserspeichernden Abdeckungen
Besprühen/Bewässern der Betonoberfläche
Aufbringen von Nachbehandlungsmitteln mit nachgewiesener Eignung
Art und Dauer der Nachbehandlung sind in DIN 1045-3 geregelt. Hilfreich in diesem Zusammenhang ist
auch das Zement-Merkblatt B8, herausgegeben vom Verein Deutscher Zementwerke (siehe Normen und
Literatur).
Wichtige Anschlussbauteile Anschluss an Außen- oder Innenwände aus Stahlprofilen: Da Stahlverbundträger in der Regel genormte
Stahlprofile als Bestandteil haben, kommen hier in vielen Fällen klassische Anschlüsse aus dem Stahlbau zur
Anwendung.
►120 | Ziegelwand einschalig ►122 | Außenwände aus Kalksandstein ►123 | Außenwände aus
Porenbeton ►126 | Außenwände aus Massivholz: Obwohl Decken in Stahlverbundbauweise in erster
Linie im Stahlbau Verwendung finden, werden sie, insbesondere die Verbunddecke, auch im Massivbau
eingesetzt.
►130 | Ziegel-Innenwände ►131 | Kalksandstein-Innenwände: Innenwände können direkt auf Decken in
Stahlverbundbauweise aufsitzen. Tragende massive Innenwände können auch als Auflager von
Stahlverbundträgern dienen.
►400 | Baustellenestriche ►401 | Fertigteilestriche: Estriche tragen in Verbindung mit einer
Trittschalldämmung und einer Decke mit hohem Anteil an Stahlbeton dazu bei, Luft- und Körperschall
zwischen den Geschossen zu minimieren.
►430 | Gipsplatten-Deckenbekleidungen und Unterdecken Abhängdecken sind grundsätzlich frühzeitig
einzuplanen. Ihre Befestigung darf die Bewehrung im Beton nicht verletzen. Hinterschnittene Trapezbleche
bieten eigene Möglichkeiten der Befestigung.
Normen und Literatur DIN 1045-2, Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton - Teil 2: Beton - Festlegung, Eigenschaften,
Herstellung und Konformität - Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1
DIN 4102-4, Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen - Teil 4: Zusammenstellung und Anwendung
klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4109, Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
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DIN 4109 Beiblatt 2, Schallschutz im Hochbau; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen
erhöhten Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN EN 206, Beton - Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN EN 1994-1-1, Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton -
Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Anwendungsregeln für den Hochbau
DIN EN 1994-1-1/ NA, Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter - Eurocode 4: Bemessung und
Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton - Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und
Anwendungsregeln für den Hochbau
DIN EN 1994-1-2, Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton -
Teil 1-2: Allgemeine Regeln - Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1994-1-2/A1, Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und
Beton - Teil 1-2: Allgemeine Regeln - Tragwerksbemessung für den Brandfall - Deutsche Fassung EN 1994-1-
2/A1
DIN EN 1994-1-2/ NA, Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter - Eurocode 4: Bemessung und
Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton - Teil 1-2: Allgemeine Regeln -
Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 13501-1, Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten Teil 1:
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten
DIN EN ISO 1461, Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken) -
Anforderungen und Prüfungen
DIN EN ISO 12944-2, Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme - Teil 2: Einteilung der
Umgebungsbedingungen
DIN EN ISO 12944-5, Beschichtungsstoffe - Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
Beschichtungssysteme - Teil 5: Beschichtungssysteme
►Bauforumstahl, 2.7 Arbeitshilfe Verbundbauweise
►DBV-Merkblatt „Betonschalung und Ausschalfristen“
►Zement-Merkblatt B8, Technische Hinweise zur Nachbehandlung von Betonbauteilen,
Herausgeber: Verein Deutscher Zementwerke
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►BetonMarketing Deutschland GmbH
Lexikon Zu nachfolgenden Fachbegriffen sind auf www.bauwion.de auf der Themenseite dieses pdf-Dokuments und
im allgemeinen Lexikon weitere Erklärungen verfügbar:
Anschluss leichter Ziegel-Trennwände an Wohnungstrennwände und Geschossdecken
Bauarten von Rohdecken, Klassifizierung gem. DIN 4102-4
Betondeckung
Bewehrung, schlaff und vorgespannt
Bewehrung, Stahlbeton
Druckfestigkeitsklasse nach DIN EN 206-1
Elementdecke
Expositonsklasse nach DIN EN 206-1
Hohlplatte
Konsistenz nach DIN EN 206-1, Beton
Kopfbolzen
Korrosivitätskategorie nach DIN EN ISO 12944-2
Ortbetondecke
Rohdichte
Schalldämm-Maße für trennende Bauteile massiver Bauart
Sicke
Spannbeton
Stahlbeton
Stahlverbundbauweise
Stahlverbundträger
Verbundbau
Verbunddecke
Verbundmittel
Verbundträger
Verbundträger mit Elementdecke
Verbundträger mit Fertigteildecke
Verbundträger mit Ortbetondecke
Verbundträger mit Verbunddecke
Verbundwirkung
Volldecke
Wärmeleitfähigkeit (λ-Wert)
Zementfestigkeitsklasse nach DIN EN 197-1
Stand: 14.05.2015