114 Stufen

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114 Stufen bis in den Reportage-Himmel: Reportage-Magazin von 21 Schülerinnen und Schülern des Seminarkurses "Journalismus und Mediengestaltung" am Goethe Gymnasium 2012/13 - ein Kooperations-Projekt mit dem Jugendbildungswerk Freiburg e.V.

Transcript of 114 Stufen

  • Seminarkursgoethe2013

  • ... jeden Dienstag Nachmittag, whrend alle anderen nach Hau-se fahren, steigen wir 114 Stufen in den 3. Stock des Goethe Gymnasiums Freiburg. Wir sind der Seminarkurs Journalismus und Mediengestaltung des Abiturjahrgangs 2014.

    In diesem Heft steckt ein ganzes Schuljahr Arbeit mit Hhen und Tiefen. Vom selbst ge-whlten Thema ber interessante Recherche hin zu kreativen Layout-Entwrfen entstand dieses Magazin in Eigenregie der Schler. Telefonate und Interviews wurden gefhrt, E-Mails und seitenlange Chats getippt, mit der Bahn oder dem Fahrrad durch die ganze Region gedst und einmal die Woche lieferten wir uns mit dem Kurs scharfe Debatten.

    Aber jetzt sind wir endlich im gemeinsamen Magazin angekommen. Fr die LeserInnen ist es ab hier nur noch eine Stufe durch die Tr ins Heft - mitten rein in 21 Reportagen ...

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    114 Stufen

    Editorial

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  • RUNTERFUEHRUNGUnter dem Siegesdenkmal ist ganzschoen was los.

    RURUR NUNU GNGN

  • DV

  • "WIR FueHLENUNS NOCH TOTAL IM RENNEN"

    D

  • DEin Ort mit

    kalter

    Schale aber,

    warmen

    Kern !!!

  • Arbeiten im JuKS

    Tor!!! ruft Stefanie und wirft die Arme in die Luft. Sehr gut, sagt Philipp und setzt sich erschpft auf das dicke blaue Sofa in derEcke. Ihr werdet mit der Zeit immer besser. Fr ihn bernimmtChristian die blaue Mannschaft. Es ist Montag Abend und wie jeden Montag Abend wird im JuKS Vauban Tischkicker gespielt.

    Philipp ist der Betreuer, der sich an fast jedem Abend der Wo-che um die Jugendlichen, die ins JuKS kommen, kmmert und mit ihnen den Abend geniet. Der Ball flitzt hin und her, Stefanie und Christian sind sichtlich konzentriert. Sie lassen die Spieler den Ball hin und her passen und versuchen sich gegenseitig aus-zutricksen. Philipp schaut ihnen zufrieden zu. Die meisten Jugendlichen kommen regelmig zum Tischkickern.

    Er erzhlt mir, dass jeden Montag Abend immer besonders vie-le Jugendliche zum Tischkicker spielen kommen wrden. Das gemeinsame Spiel und der gemeinsame Spa ziehen einfach besonders viele Jungs und Mdels an. Christian und Stefanie ha-ben ihr Spiel beendet und Stefanie freut sich, weil Christian den Rckstand von Philipp nicht mehr ausgleichen konnte. Beide schleppen sich zufrieden zum Khlschrank und schnappen sich eine Cola und eine Apfelschorle. Dann setzen sie sich zu Philipp auf das blaue Sofa und beginnen ihre Getrnke zu genieen. Es finden sich gleich zwei neue Spieler und der Ball rollt wieder. Die meisten Jugendlichen kommen regelmig zum Tischkickern hierher, erzhlt Philipp, aber manchmal sieht er auch einige neue Gesichter.

    Auch heute ist ein neuer Teilnehmer gekommen. Felix steht anfangs noch etwas abseits, nach ein paar Minuten ist er aber schon gut dabei und es stellt sich heraus, dass er bereits sehr gut Tischkicker spielen kann. Er erzhlt, dass bei ihm zu hau-se ebenfalls ein Tischkicker-Tisch steht und dass er einfach mal mit Leuten in seinem Alter spielen wollte und nicht immer mit seinem Papa. Philipp ist froh, weil die Anderen Felix so schnell

    akzeptiert haben. Dass er bereits gut Tischkicker spielen kann, scheint da-fr eindeutig mitverant-wortlich zu sein.

    Die Spieler streiten sich bereits darum, wer beim Spiel zwei gegen zwei in einer

    Mannschaft mit ihm sein darf. Spter frage ich Felix, wie es ihm gefallen hat, er sagt, dass ihm besonders die freundliche und offene Atmosphregefallen habe. Er pla-ne beim nchsten Mal auf jeden Fall wieder dabei zu sein.

    Um 21.30 Uhr ist Schluss.

    Man unterhlt sich noch ein bisschen und kickert noch eine Runde, aber um 21.30 Uhr ist Schluss. Dann gehen die meisten Jungs und Mdels nach Hause, oder man trifft sich spter noch mit Freunden in der Stadt. Philipp bleibt zurck und rumt auf. Er erzhlt, dass jeder Abend zwar immer wieder aufregend und schn sei, aber am Ende msse er immer noch mindestens zehn Minuten bleiben um aufzurumen. Schlielich kommen am nchsten Tag wieder neue Besucher und sie wollen ein sauberes Sofa und einen vollen Khlschrank vorfinden. Philipp ist studier-ter Sozialarbeiter und arbeitet schon einige Jahre im JuKS. Er wei noch nicht wirklich wo er arbeiten mchten, wenn er nicht mehr beim JuKS arbeiten mchte. Gelernt hat er den Beruf des Landschaftsgrtners. Er denkt darber nach spter als Erzieher zu arbeiten. Im Moment plane eraber nicht das JuKS zu verlas-sen. Dafr gefllt es ihm wohl einfach zu gut.

    Am nchsten Tag bietet das JuKS fr Jungs und Mdchen jeweils getrennt die Mglichkeit, die ganz eigenen Wnsche zu ver-wirklichen. Auch Felix ist heute wieder da. Zwar muss man sich fr die Veranstaltung eigentlich anmelden, doch einmal vorbei schauen geht natrlich trotzdem. Whrend sich die Mdchen als Schauspielerinnen ausprobieren, sollen die Jungs Poolbillard spielen lernen.

    Die Mdchen spielen Theater, die Jungs Poolbillard.

    Die Jungs stehen um den Billard Tisch herum, whrend Philipp die Regeln vorstellt. Er erklrt, dass beim Poolbillard zwei Spie-ler oder zwei Teams gegeneinander antreten. Ziel des Spieles sei es, alle Kugeln der eigenen Mannschaft zu versenken. Zu guter Letzt msse die schwarze Acht versenktwerden. Um Ku-geln zu versenken wrde man die weie Kugelverwenden. Die weie Kugel drfe nie versenkt werden. Es werde unterschieden zwischen vollen und halben Kugeln. Philipp hlt eine orange fnf hoch und sagt: Das ist eine volle Kugel, sie ist vllig einge-frbt. Alle voll eingefrbten Kugeln, also die Kugeln eins bis sie-ben, sind voll. Alle nur halb farbigen Kugeln, also die Nummern neun bis fnfzehn sind halb. Welches Team die halben Kugeln und welches die vollen Kugeln versenken muss, entscheide sich am Anfang des Spiels. Ein Spieler msse die weie Kugel gegen

    Spiel und Spa

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  • die fnfzehn in der Form eines Dreiecks auf dem Billardtisch angeordneten Kugeln spielen. Wird zuerst eine volle Kugel ver-senkt, msse das Team alle anderen vollen Kugeln versenken. Wenn eine halbe Kugel zuerst versenkt wird, msse das Team alle halben Kugeln versenken.

    Die Jungs nicken zustimmend und teilen sich zwei Teams auf. Philipp erklrt, dass in jedem Team jeder Spieler einmal stoen darf und dann der nchste Spieler des Teams stoen solle. Die Kugeln werden auf der samtig-grnen Oberflche des Poolbil-lardtisch platziert und dann geht es auch schon los. Der erste Sto wird gettigt, die weie Kugel schiet auf die anderen Kugeln zu und trifft sie mit einem lauten Klacken. Die Kugeln schieen in alle Richtungen weg. Eine halbe Kugel verschwindet

    in der linken Ecke des Poolbillardtisches. Der nchste Spieler ist an der Reihe. Nach einigen Sten und Wechseln zwischen den Teams wirken die Jungs mehr mrrisch als zufrieden. Die Hlfte von ihnen hat wohl noch nie einen Poolbillardstock in der Hand gehabt...

    Ein paar Minuten spter haben sich ein paar Jungs vom Poolbil-lardtisch gelst. Sie stehen jetzt beim Khlschrank, haben sich je ein Getrnke geschnappt und reden ber Schule, Noten und andere anstrengende Dinge. Philipp fragt sie, was sie, statt Pool-billard zu spielen, machen wollen. Nach kurzem Herumdruck-sen einigt man sich darauf, es doch noch einmal mit Poolbillard zu versuchen. Philipp sagt ihnen, sie sollen kurz warten. Dann verschwindet er in der Abstellkammer und kommt, nachdem

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    Ansto 2

    ein lautes Poltern zu hren ist, mit etwas zurck, das aussieht wie ein weiterer Poolbillardstock. Im Gegensatz zu den anderen Poolbillardstcken ist das Ende des Stockes nicht abgeflacht. Stattdessen sind an ihm zwei Sttzen angebracht. Oberhalb der Sttzen sind drei ausgehhlte Flchen, auf welchen man den ei-gentlichen Pollbillardstock absttzen kann, angebracht. Mithilfe dieses sogenannten Spiders, wie Philipp erklrt, wird es deut-lich einfacher fr die Jungs einen sicheren Sto zu setzen. Das Spiel gewinnt merklich an Fahrt und nach einer halben Stunde sind alle Spieler mit groem Elan dabei. Kurz bevor das Team mit den halben Kugeln gewinnt, stt Felix die schwarze Kugel unvorsichtiger Weise in eines der Lcher des Tisches. Nun hat das andere Team gewonnen, unzufrieden ist trotzdem niemand.

    Manchmal muss man die Jugendlichen zum Weiter-machen anhalten.

    Dann setzen sich alle auf die herumstehenden Sthle und auf das Sofa. Es wird noch etwas ber dies und das geredet, dann gehen die Jugendlichen langsam nach Hause. Philipp bleibt und rumt die Poolbillardstcke und die Billardkugeln weg. Er er-zhlt, dass man die Jugendlichen manchmal einfach zum Wei-termachen anhalten msse. Auerdem solle man immer die Mglichkeit haben, Spiele einfacher zu gestalten, damit jedem die Mglichkeit gegeben werde mitzumachen.

    Die Musik zur Party bringen die Gste selber mit.

    Am Freitag-Abend plant Philipp eine Party fr die Jugendlichen. Alle von der fnften bis zur achten Klasse sind willkommen. Phi-lipp ist natrlich schon eine halbe Stunde vor Beginn der Party ins JuKS gekommen. Er hat eingekauft und packt jetzt ein paar Ksten Fanta und Cola in den Khlschrank. Auch etwas Eis und Getrnke zum Mixen von alkoholfreien Cocktails hat er mitge-bracht. Snacks drfen natrlich auch nicht fehlen. Die Musik bringen die Gste selber mit. Aufgelegt wird zumeist Dubstep oder Rap. Das JuKS hat ein eigenes ausgeklgeltes Surround-Sound- System, dass einen durch seine satten Bsse verzaubert.

    Am Anfang stehen die Jungs und Mdels noch etwas unschls-sig herum. Als der Raum langsam beginnt sich zufllen schaltet Philipp das schon etwas angestaubte Disko-Licht ein. Die Party kommt in Fahrt und man beginnt zu tanzen. Im Gegensatz zu anderen Partys braucht es aber (glcklicherweise) noch keine Trsteher. Schlussendlich muss natrlich noch aufgerumt wer-den. Da Jeder ein wenig mithilft, muss Philipp nicht zu viel nach-helfen und das Aufrumen ist schneller erledigt als sonst. Am Ende geht jeder zufrieden nach Hause.

    Wie jeden Abend, nach einem Besuch im JuKS.

    Philipp Hser

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  • die fnfzehn in der Form eines Dreiecks auf dem Billardtisch angeordneten Kugeln spielen. Wird zuerst eine volle Kugel ver-senkt, msse das Team alle anderen vollen Kugeln versenken. Wenn eine halbe Kugel zuerst versenkt wird, msse das Team alle halben Kugeln versenken.

    Die Jungs nicken zustimmend und teilen sich zwei Teams auf. Philipp erklrt, dass in jedem Team jeder Spieler einmal stoen darf und dann der nchste Spieler des Teams stoen solle. Die Kugeln werden auf der samtig-grnen Oberflche des Poolbil-lardtisch platziert und dann geht es auch schon los. Der erste Sto wird gettigt, die weie Kugel schiet auf die anderen Kugeln zu und trifft sie mit einem lauten Klacken. Die Kugeln schieen in alle Richtungen weg. Eine halbe Kugel verschwindet

    in der linken Ecke des Poolbillardtisches. Der nchste Spieler ist an der Reihe. Nach einigen Sten und Wechseln zwischen den Teams wirken die Jungs mehr mrrisch als zufrieden. Die Hlfte von ihnen hat wohl noch nie einen Poolbillardstock in der Hand gehabt...

    Ein paar Minuten spter haben sich ein paar Jungs vom Poolbil-lardtisch gelst. Sie stehen jetzt beim Khlschrank, haben sich je ein Getrnke geschnappt und reden ber Schule, Noten und andere anstrengende Dinge. Philipp fragt sie, was sie, statt Pool-billard zu spielen, machen wollen. Nach kurzem Herumdruck-sen einigt man sich darauf, es doch noch einmal mit Poolbillard zu versuchen. Philipp sagt ihnen, sie sollen kurz warten. Dann verschwindet er in der Abstellkammer und kommt, nachdem

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    ein lautes Poltern zu hren ist, mit etwas zurck, das aussieht wie ein weiterer Poolbillardstock. Im Gegensatz zu den anderen Poolbillardstcken ist das Ende des Stockes nicht abgeflacht. Stattdessen sind an ihm zwei Sttzen angebracht. Oberhalb der Sttzen sind drei ausgehhlte Flchen, auf welchen man den ei-gentlichen Pollbillardstock absttzen kann, angebracht. Mithilfe dieses sogenannten Spiders, wie Philipp erklrt, wird es deut-lich einfacher fr die Jungs einen sicheren Sto zu setzen. Das Spiel gewinnt merklich an Fahrt und nach einer halben Stunde sind alle Spieler mit groem Elan dabei. Kurz bevor das Team mit den halben Kugeln gewinnt, stt Felix die schwarze Kugel unvorsichtiger Weise in eines der Lcher des Tisches. Nun hat das andere Team gewonnen, unzufrieden ist trotzdem niemand.

    Manchmal muss man die Jugendlichen zum Weiter-machen anhalten.

    Dann setzen sich alle auf die herumstehenden Sthle und auf das Sofa. Es wird noch etwas ber dies und das geredet, dann gehen die Jugendlichen langsam nach Hause. Philipp bleibt und rumt die Poolbillardstcke und die Billardkugeln weg. Er er-zhlt, dass man die Jugendlichen manchmal einfach zum Wei-termachen anhalten msse. Auerdem solle man immer die Mglichkeit haben, Spiele einfacher zu gestalten, damit jedem die Mglichkeit gegeben werde mitzumachen.

    Die Musik zur Party bringen die Gste selber mit.

    Am Freitag-Abend plant Philipp eine Party fr die Jugendlichen. Alle von der fnften bis zur achten Klasse sind willkommen. Phi-lipp ist natrlich schon eine halbe Stunde vor Beginn der Party ins JuKS gekommen. Er hat eingekauft und packt jetzt ein paar Ksten Fanta und Cola in den Khlschrank. Auch etwas Eis und Getrnke zum Mixen von alkoholfreien Cocktails hat er mitge-bracht. Snacks drfen natrlich auch nicht fehlen. Die Musik bringen die Gste selber mit. Aufgelegt wird zumeist Dubstep oder Rap. Das JuKS hat ein eigenes ausgeklgeltes Surround-Sound- System, dass einen durch seine satten Bsse verzaubert.

    Am Anfang stehen die Jungs und Mdels noch etwas unschls-sig herum. Als der Raum langsam beginnt sich zufllen schaltet Philipp das schon etwas angestaubte Disko-Licht ein. Die Party kommt in Fahrt und man beginnt zu tanzen. Im Gegensatz zu anderen Partys braucht es aber (glcklicherweise) noch keine Trsteher. Schlussendlich muss natrlich noch aufgerumt wer-den. Da Jeder ein wenig mithilft, muss Philipp nicht zu viel nach-helfen und das Aufrumen ist schneller erledigt als sonst. Am Ende geht jeder zufrieden nach Hause.

    Wie jeden Abend, nach einem Besuch im JuKS.

    Philipp Hser

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    Eine Sportart ben die meisten Jugendlichen aus und

    viele spielen auch ein Instrument. Der christliche Glaube

    gehrt wohl in den meisten Fllen nicht zur

    Freizeitgestaltung. Fr Ruth Schmid (16) ist aber gerade

    der wichtig und deshalb besucht sie eine Jugendgruppe

    der evangelischen Kirche in Freiburg. Neben Spa

    haben, Freunde treffen und den verschiedensten

    Aktivitten, stehen auch viele Veranstaltungen an, bei

    denen die Gruppe mithilft und mitgestaltet.

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  • WENN DIE KULTUR DER FREIHEIT IM WEG STEHTDer junge Abbas aus dem Libanon steht zwischen zwei Kulturen

  • Leben, welches Abbas leben mchte! Ich mags wie die Deut-schen Leben, sagt er oft zu seiner Mutter. Es gefllt ihm, dass hier Mdchen und Jungen die gleichen Chancen haben. Das wnscht er sich auch fr seine ltere Schwester. Sie hats nicht verdient. Es ist doch ihr Leben und nicht das meiner Eltern, meint er. Die Hochzeit seiner Schwester soll nach ihrem Schulab-schluss stattfinden. Abbas hat schon mehrmals versucht mit dem Vater darber zu reden und sie zu verschieben, doch er blockt direkt ab und beendet somit das Thema. Nicht mal mit seinen Freunden, die aus den gleichen kulturellen Kreisen kommen wie er, kann Abbas offen reden. Andere Ansichten als die, ihrer Eltern werden nicht anerkannt. Das ist nicht drin! Denkst du nicht so wie sie, dann bist du raus. Es ist normal fr mich, dass ich mich den Traditionen nicht widersetze, erzhlt der junge Libanese. Abbas passt sich den anderen an, um nicht ausgegrenzt zu wer-den.

    Er hat diese Erfahrung schon als Kind gemacht. In der Sprach-schule oder Nachbarschaft haben die Kinder wegen seiner schlechten Deutschkenntnissen nicht gerne mit ihm gespielt. Die Eltern von Abbas waren an die neue Umgebung in Freiburg noch nicht gewohnt und lieen ihre Kinder oft daheim spielen der Kontakt nach auen fehlte zum grten Teil. Die Folgen sind noch heute bei Abbas Mutter sichtbar. Ihre Sprachkenntnise in Deutsch sind mangelhaft und sie pflegt keine sozialen Kontakte mit Deutschen.

    Richtig oder Falsch? Um Streit zu vermeiden widerspricht Abbas seiner Familie nicht! Der junge Mann aus dem Libanon sagt das, was alle hren wollen, doch nicht das, was er wirklich denkt.

    Hab ich nicht Recht mein Sohn?! Abbas hlt die Luft an. Er schaut auf. Die Frage seines Vaters, kommt unerwartet. Einige Sekunden vergehen und er merkt, wie sich die Gesichter rundum aufmerksam auf ihn richten. Es geht darum, ob seine ltere Schwester mit auf Klassenfahrt darf, oder nicht. Er sieht in ihre hoffnungsvollen braunen Augen. Abbas wei, sie wird sich rich-tig verhalten. Sie will so gern mit, . was ist denn schon dabei?, denkt er sich. Er schaut zu seinem Vater, der mit strengem Blick auf die Antwort wartet. Wie gern wrde Abbas die Worte spre-chen, die ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf gehen. Doch er kennt die einzigen vier Wrter, die akzeptiert werden.

    Freiburg Haslach - ein Stadtteil mit hohem Migrantenanteil. Hochhuser und Plattenbau prgen das Bild dieses Bezirkes. Kinder toben auf Spielpltzen, Jugendliche treffen sich nach der Schule auf dem Fuballplatz und chillen dort den ganzen Tag. Darunter auch der 16-jhrige Abbas und seine Freunde. Sie reden ber die letzten Schlgereien, lstern ber die Deutschen und erzhlen, wie sie sich Mdchen klar machen. Abbas lacht mit ihnen, stimmt ihnen zu, sagt aber kaum etwas aus eigener Initia-tive. Stndig schaut er rber zu der Gruppe von Mdchen, die nur wenige Meter entfernt auf der Bank sitzt. Unter ihnen auch die 16- jhrige Tiziana, Abbas heimliche Flamme. Er findet nicht den Mut es zuzugeben, weil sie anders ist. Sie entspricht weder den Vorstellungen seiner Familie, noch denen seiner Freunde. Seit elf Jahren schon lebt Abbas mit seiner Familie in Deutsch-land. Hier erhoffen sie sich ein sicheres und besseres Leben als in ihrem Heimatland, dem Libanon. Mit diesen Hoffnungen und Wnschen ist die sechskpfige Familie G. aus dem Nahen Osten nicht alleine. Wie ihr ergeht es auch rund 16 Millionen anderen Migranten in Deutschland. Meist sind es junge Ehepaare oder junge Mnner, die die Gefahren auf sich nehmen und nach Deutschland flchten. Die Menschen haben hohe Erwartungen, wie bessere berufliche Perspektiven und eine bessere finanzielle Situationen, die nur zum Teil erfllt werden. Eins ist ihnen allen jedoch gewiss: In Deutschland werden sie ein Leben in Freiheit und Sicherheit fhren knnen.

    Abbas, der eher unauffllige Junge aus dem Libanon besucht die 10. Klasse einer Freiburger Realschule. Sein konservativ-denken-der Vater betreibt gemeinsam mit seinen Brdern eine Autowerk-statt. Er lebt streng nach den Traditionen seiner Heimat und will ein Vorbild fr seine drei Shne sein. Seine Mutter ist Hausfrau und spricht nur gebrochen Deutsch. Der Vater mchte nicht dass sie arbeitet. Abbas 18-Jhrige Schwester Zeinab trgt, genau wie ihre Mutter, ein Kopftuch. Sie geht auf das Gymnasium. Nach dem Abitur mchte sie gerne Pdagogik studieren, doch sie wei, das wird nicht mglich sein: Ihr Vater plant die baldige Heirat seiner Tochter.

    Nach der Schule hilft Abbas oft seinem Vater in der Werkstatt. Sie reden stundenlang miteinander ber die verschiedensten Themen. Fr den Vater steht die Zukunft seines ltesten Sohnes schon fest: Er wird eine libanesische Frau heiraten und eines Tages die Autowerkstatt bernehmen. Doch das ist nicht das

    "Ich mags wie die Deutschen leben"

    27Namen gendert

  • 28

  • Doch die Sprachkenntisse sind nicht das einzige Problem, mit dem die jungen Migranten zu kmpfen haben. Oftmals spielt auch das Geld eine groe Rolle. Bei Sorina C. ist das der Fall. Die 15 Jhrige Rumnin lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Deutschland. Ihre Eltern verdienen nicht gut und das bekommt Sorina deutlich zu spren.

    Ich hab kein Smartphone; ich trag auch keine Klamotten die grad In sind, meint sie. Die junge Rumnin wird deshalb von manchen Mitschlern ausgelacht und gehnselt. Sorina versucht das so weit es geht zu ignorieren, doch es fllt ihr schwer. Das Geld-Problem steht bei Abbas nicht im Vordergrund. Ihn beschftigt ein junges Mdchen, Tiziana, die im selben Viertel wohnt wie er. Weil sie nicht nicht die gleichen Wurzeln hat und keine Muslimin ist, wrde eine Beziehung mit ihr fr Unruhe in Abbas Umgebung sorgen. Meine Freunde und Cousins beleidi-gen Mdchen wie sie, weil sie feiern gehen oder sich freizgiger anziehen als zum Beispiel unsere Schwestern, sagt der Schler. Mdchen, die aus nicht-muslimischen Lndern stammen, wer-den in seinem und anderen Familienkreisen oft als Unglubige bezeichnet. Hatten sie vor der Ehe schon Geschlechtsverkehr, fllt das Wort Ehrenlos nicht selten. Demnach kann der junge Liba-nese sich eine Beziehung mit der hbschen Italienerin aus dem Kopf schlagen.

    Dieses traditionmelle Verhalten von ihm ist keine Ausnahme. Die Vter und Onkel leben es praktisch vor -, dass es von den Shnen nachgemacht wird, ist eine Selbstverstndlichkeit. Nicht immer ist

    Abbas mit den Meinungen und Entscheidungen seines Vaters ein-verstanden. Vieles was mein Vater sagt ist richtig, aber manche Sachen sind altmodisch und bertrieben. Dass meine Schwester mit ihrer Klasse nach Berlin geht, ist nichts Schlechtes. Mein Vater hat einfach nur berreagiert, erzhlt Abbas. Aus Angst vor Strei-tigkeiten in der Familie widerspricht der junge Migrant aber lieber nicht.

    Es gibt aber auch Verhaltensweisen der Deutschen, die dem lebensfrohen Jugendlichen nicht gefallen. Einmal hab ich ne Fensterscheibe beim Fussballspielen zerschlagen. Der Typ ging voll ab und wollte die Polizei holen. Am Ende konnten wir das auch anders klren. Wre das bei einem Libanesen passiert, wrde er nur auf Arabisch schimpfen. Wenn es um sowas geht sind die Deut-schen richtig minus! sagt Abbas lachend.

    Noch immer ist der ungeduldige Blick des Vaters auf den jungen Libanesen gerichtet. Er will nicht dass seine Tochter auf Klassen-fahrt geht. Abbas Mutter wird nervs und Zeinabs Augen strahlen keine Hoffnung mehr aus, sondern Verwirrung und Unsicherheit. Er schaut zu seinem Vater und sagt schlielich:Ich stimme dir zu.

    Adria Qelibari

    "Es ist normal fr mich, dass ich mich den Traditionen nicht widersetze"

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  • Jugendhilfe- Zum ersten Mal auf

    eigenen Beinen stehen

  • Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg,das was wir Weg nennen ist Zgern.

  • TeenieMtterIm Kopfnoch einKind,ein Babyim Bauch

  • Das frhe Doppelleben- ein Spagat zwischen zwei Elternteilen

  • Tim's Flugzeug nach Houston

  • Tim's Zimmer mit der Amerika-Flagge

    Tim mit Blick auf ein frheres Famil ienfoto

  • Nicht der Berg ist es,

    den man bezwingt,

    sondern das eigene Ich

    Eine Reportage ber eine junge Wettkampfkletterin,die bereit ist fr ihren Sport zu kmpfen.

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  • Rausch auf zwei Rdern

    Mountainbiken in Freiburg

  • Die Kunst im Kampfoder auch: Warum man tausende Stunden lang die Luft schlgt, um etwas zu trainieren,

    das man nie einsetzen soll.

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  • Street ArtEin Spagat zwischen Vandalismus und Kunst

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    Ein Spagat zwischen Vandalismus und Kunst

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  • Halt mal! zischt Parasit und drckt mir zwei Sprhdosen in die Hand. Ich fhle mich unwohl. Es ist stockdunkel und wir kauern vor einer Hauswand im Sthlinger. Pltzlich geht alles ganz schnell, blaues Licht ackert auf und ein Streifenwagen hlt an der Ecke. Parasit reit mich am Arm und wir rennen geduckt durch einen Hinterhof. Nach zwei Minuten Hindernis-lauf ber Zune und vorbei an Spielger-ten bleiben wir stehen. Wir sind schmut-zig, zerkratzt und auer Atem, versuchen aber mglichst leise zu keuchen. Hast du alles? fragt mich Parasit ernst, Hast du irgendetwas liegen gelassen? Erleichtert stellen wir fest, dass sich die zwei Dosen fest umklammert in meinen Hnden be nden.

    Parasit ist Street Arti st. Somit gehrt er einer Kunstbewegung an, mit deren Kreati -onen jeder von uns tagtglich konfronti ert wird. Street Art, bersetzt Straenkunst, ist Kunst im entlichen Raum, hu g ille-gal und schnell vergnglich. Dennoch ist sie fester Bestandteil des Straenbildes und in vielen Stdten kaum mehr wegzu-denken.Die Street Arti sts verstehen die Strae als Galerie, die es ihnen ermglicht jeden zu erreichen, der sich auf ihr bewegt. Zum Schutz vor Strafverfolgung und Wahrung ihrer Anonymitt arbeiten die Knstler meistens unter Pseudonymen.

    Die Entstehung der Kunstf orm Street Art lsst sich nicht genau dati eren oder loka-lisieren, klar ist nur ihre Herkunft aus der Gra ti bewegung.

    Der Begri Gra ti leitet sich aus dem grie-chischen ab und bedeutet nichts weiter als schreiben. Fr die heute allgemein bekannten Gra ti , bei denen die Schrift das Basiselement darstellt, begann die Bltezeit in den 70er Jahren in den USA. In Europa entwickelte sich die Kultur vor allem in den frhen 80ern, hier stell-ten hu g bildliche Moti ve die Basis der Werke dar. Die Illegalitt der Gra ti -Kunst frderte die Entwicklung von Beschleunigungstech-niken. So ermglichte die Verwendung von Schablonen, sogenannten Stencils einen gewissen Grad an Vorferti gung und verkrzte die eigentliche Sprhzeit vor Ort. Auerdem ergab sich ein willkomme-ner Reprodukti onse ekt. Moti ve lieen sich beliebig oft identi sch vervielflti gen, der Wiedererkennungswert wuchs erheb-lich. Berhmt wurde dieses Verfahren in

    den 80er Jahren durch Blek le Rat in Paris, Shepard Fairey alias Obey in Los Angeles und Banksy in London, drei der inzwischen bedeutendsten Knstler der Szene. Wie wichti g den Sprayern das Arbeitstempo war, brachte Banksy auf den Punkt: The holy grail is to spend less ti me making the picture than it takes people to look at it.

    Eine andere schnelle Methode bestand darin, bereits vorgeferti gte besprhte Pla-kate anzukleben. Bald darauf erschienen die ersten Aufk leber, im Fachjargon Sti -cker genannt. Diese waren noch handli-cher und einfacher anzubringen und ber-sten nach kurzer Zeit die Stdte.

    Sti cker werden per Computer gra sch gestaltet und ausgedruckt, frei Hand bemalt oder mit Einsatz von Schablo-nen besprht. Als Rohmaterial sind dafr aufgrund ihrer hohen Klebefesti gkeit die kostenlosen Paketaufk leber der Post sehr beliebt.

    Zu den eher selteneren Street Art Prak-ti ken gehren die aus der etablierten Kunstszene bekannten Videoprojekti onen oder Installati onen, raumgreifende dreidi-mensionale Kunstwerke. Weniger hu ge Techniken sind Kuriositten wie Moti ve aus Bgelperlen, bestrickte Straenschil-der oder Regenrinnen und Moosgra ti .Durch das zunehmend vielflti ge Reper-toire an Produkti onstechniken verlagerte sich der Herstellungsprozess der Werke in Ateliers und Werksttt en, die Akti vitt auf der Strae wurde verkrzt und somit ungefhrlicher.

    Die Weiterentwicklung der ursprnglichen Sprhdosenkunst durch neue Techniken und Ausdrucksformen wurde zu einem wachsenden Experimenti erfeld und zu Beginn des 21. Jahrhunderts tauchten immer mehr Werke von immer neuen Knstlern, vorwiegend in den Metropolen auf. Im Jahr 2005 setzt sich fr die neue Kunstf orm in den Medien und im allgemei-nen Sprachgebrauch der Begri Street Art durch. Als Synonyme tauchen die Bezeichnungen Post Gra ti und Urban Art auf.

    Auch Parasit arbeitet mit Schablonen, Pla-katen und Sti ckern. Manchmal kombiniert er verschiedene Arbeitstechniken und kreiert dadurch neuarti ge Ergebnisse. In seiner Kellerwerkstatt stapeln sich Dosen in allen Farben bis unter die Decke. In

    Schrnken lagern verschiedenste Mate-rialien wie Karton, Wandtapete, Folien und Wellpappe. Sprhkpfe hufen sich in Schubladen und in der Ecke lehnen Siebdruckrahmen. Es riecht nach Kunst. Auf einem Tisch ist eine groe Papier-rolle ausgebreitet. Whrend Parasit einige Farben zusammensucht, erklrt er sein Vorhaben. Er will Cut Outs sprhen, das sind bedruckte oder besprhte Plakate, bei denen das Moti v ausgeschnitt en wird. Anschlieend lsst es sich mit Kleister auf jedem Untergrund anbringen.

    Als Moti v fr sein Cut Out hat Parasit ein Kind im Batman Kostm gezeichnet. Da das Moti v vierfarbig werden soll, benti gt er vier verschiedene Schablonen, eine fr jede Farbe. Die Vorbereitung dieses Wer-kes kostet ihn mindesten drei Stunden. Auch die Materialkosten sind betrchtlich. Mit einem Preis von zirka 3,50 pro 400 ml lagert hier unten ein kleines Vermgen an Sprhdosen. Im Verhltnis zu der oft sehr schnellen Vergnglichkeit von Street Art, die abgerissen oder bermalt werden kann und den Witt erungsbedingungen ausgesetzt ist, scheinen der Aufwand und die Kosten enorm. Dennoch gibt es zahlrei-che Akteure in der Szene. Woher kommt die Moti vati on? Parasit stammt aus eher gutbrgerlichen Verhltnissen und kann sich seine Kunst leisten, er erzhlt, was Street Art fr ihn bedeutet und warum er macht, was er macht.

    Fr mich ist Street Art eine Weise, mich auszudrcken. Es ist Kommunikati on mit meinen Mitmenschen. Auf der Strae habe ich ein Publikum. Durch bildliche Moti ve benutzt Straenkunst eine Weltsprache, die auch auerhalb der Szene verstanden wird. Jeder, der die Werke sieht, kann sich mit ihnen auseinandersetzen. Dies stellt fr mich den ausschlaggebenden Unter-schied zu schrift basierten Gra ti dar, die meist Krzel oder Codes beinhalten, die nur von Insidern verstanden werden. Wenn ich auf Probleme oder Missstnde hinweisen will, installiere ich themenbezo-gene kriti sche Street Art. Manchmal geht es mir auch nur darum, den Menschen eine Abwechslung zwischen den kargen,

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    The holy grail is to spend less ti me making the picture than it

    takes people to look at it

    Ro

    bert

    Ben

    edic

    t

  • tristen Fassaden zu bieten. Mein Honorar sind die Reakti onen und Gefhle, die ich damit erzeugen kann. Wenn jemand durch die Strae luft und einer meiner Charak-tere ihm ein Lcheln entlockt und ihn kur-zeiti g auf andere Gedanken bringt, ist das fr mich mehr wert als jedes Geld.

    In Freiburg ist urbane Kunst sehr verbrei-tet und vielflti g. Das Straenbild ist ber-st von Installati onen, Postern, Sti ckern und Stencils, die sich tagtglich vermeh-ren und verndern. Bekannte Akteure der Szene sind 3ST, Beat, Disk, dust, encore, INDEX, Nestdafoe, orange, SMY und Tom Brane.

    Parasit ist relati v neu in der Szene. Er begann mit der Kunstf orm etwa vor einem Jahr. Um Street Art in Freiburg zu nden, muss man lediglich mit wachen Augen durch die Straen gehen erzhlt er. Eine riesige Bildergalerie gibt es an der Leo-

    Wohleb Brcke zu entdecken. Hier be n-det sich eine der 14 Flchen, die durch das Tiefb auamt zum legalen Besprhen und Experimenti eren freigegeben worden sind. Wer sich fr Street Art interessiert, fr den lohnt sich auerdem ein Blick ins Borso!

    Das Borso ist eine Kneipe mit dem Bei- namen Insti tut fr Straenkunst & Trink-kultur. Die Kneipe er nete Ende 2011 in der Moltkestrae. Von auen erscheint das Lokal vllig unau llig, doch im Innen-raum, ndet man sich in einer ausgefal-lenen, bunten und liebevoll detailliert gestalteten Street Art Bar wieder. Fr die Gestaltung verantwortlich sind die drei Freiburger Knstler Nestdafoe, Paprikum und SMY.

    Innerhalb von drei Wochen verliehen sie dem Laden sein besonderes Flair. Bilder unterschiedlichster Charaktere zieren die Wnde, bunte Muster, kleine Werke auf Leinwand und in der Ecke wacht die gekleisterte Variati on eines Ganesha. Die Idee zu diesem kulturellen Tre punkt hatt e Leonid Fliegauf, Pchter des Borso und wohl jngster Gastronom in Freiburg.

    Doch nicht nur hier ndet Straenkunst seinen Weg in die Hallen. Der Kunstverein Freiburg landete mit seiner Ausstellung Urban Art - The New Contemporary Art 2011 einen vollen Erfolg.

    Es war mit Abstand die erfolgreichste Ausstellung dieses Jahres mit ber 1000 Besuchern innerhalb von 2 Wochen, berichtet Caroline Kding, Direktorin des Kunstvereins Freiburg. Hinter der Aus-stellung steckte ein Jahr Vorbereitung. Kding war von der regen Freiburger Stra-enkunstszene beeindruckt und an einer Zusammenarbeit interessiert. ber den Kontakt mit der Hochschule fr Kunst, Design und Populre Musik Freiburg (hKDM) konnte sie Tom Brane, einen Frei-burger Urban Art Knstler, als Kurator fr die Ausstellung gewinnen. Er whlte 10 regionale Knstler mit unterschiedlichen Arbeitsweisen aus. Als besonderen Hhe-punkt hat Caroline Kding ein Live-Pain-ti ng an der Dreisam beim Leo-Wohleb Steg organisiert. Drei Tage lang konnte man hier den Akteuren bei der Entstehung ihrer Kunstwerke zuschauen.

    Dass diese Kunst ausschlielich fr den urbanen Raum entsteht und nur dort ihre eigentliche Wirkung entf altet, steht eher im Widerspruch zur Prsentati on in einem Museum. Doch die befrchteten Bedenken blieben aus. Im Gegenteil: Die Knstler waren total happy! berichtete

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    Kunst?Das ist purer

    Vandalismus!

    Die Knstler smy, Johannes Mundinger, Tom Brane, Dust und Disk (v.l.)

    Kunstverein Freiburg

    Kunstverein Freiburg

  • Kding. Ebenfalls berrascht war sie, dass die Knstler nicht die Wnde bemalen wollten, sondern ihre Arbeiten auf Lein-wnden mitbrachten.

    Doch nicht berall sti e die Ausstellung auf Anerkennung. Einige eher konserva-ti ve Mitglieder des Kunstvereins betrach-teten die Ausstellung mit groer Skepsis. Sie konnten den Erfolg nicht nachvollzie-hen und stellten die Frage: Ist das ber-haupt Kunst?

    Auch auf der Strae ndet die Bewegung nicht nur Anklang. Helmut Kermer, Rent-ner und Hausbesitzer aus der Wiehre schildert erregt, was er von Street Art hlt: Kunst? Das ist purer Vandalismus! Er zeigt ein Foto seiner Fassade. Auf einer etwa sieben Quadratmeter groen Flche steht in wackeligen Buchstaben Peace, Love, Unity. Darunter prangt ein Stencil eines Indianers im Schneidersitz. Herr Ker-

    mers Aufregung ist verstndlich, denn die Reinigung seiner Hauswand kostete ihn 28 pro Quadratmeter.

    Die Polizei in Freiburg hat 2007 fr Delikte dieser Art eine eigene Ermitt lergruppe eingerichtet. Wegen des Rckgangs der Anzeigen wurde sie 2011 wieder aufgelst.Ohnehin fallen einige Techniken der Street Art, wie beispielsweise Poster, Sti cker oder Installati onen unter eine rechtliche Grau-zone, da sie sich meist rckstandslos ent-fernen lassen und somit nicht als Sachbe-schdigung gelten.

    In der entlichkeit gewinnt Street Art an Akzeptanz, wie Umfragen in der Innenstadt Freiburg ergaben. Immer mehr Brger erfreuen sich an den Werken und gaben an, dass diese das Stadtbild bereichern. In greren Stdten wie Berlin bekommen Street Art Knstler immer ft er Auft rge fr Murals. Das sind legal geferti gte, bezahlte, riesige Wandmalereien, bevor-zugt an fensterlosen Brandwnden. Der kommerzielle Wert dieser Kunst steigt enorm. Werke von Banksy werden auf dem Kunstmarkt hoch gehandelt, eines seiner Stcke erzielte 2008 einen Rekord-preis von ber 1 Million Euro.

    Caroline Kding plant ein weiteres Projekt mit der Szene. Diesmal denkt sie an einen greren Rahmen und Kooperati onen mit weiteren Ausstellungssttt en Freiburgs

    wie dem E-Werk oder dem Museum fr Neue Kunst, vielleicht sogar mit einer anderen Stadt. So wie Caroline Kding haben auch Andere in Freiburg Street Art im Programm. Die Kunst der Strae ist zunehmend in Galerien, Kneipen, und Cafs zu sehen und die einst heimlichen Knstler werden salonfhig.

    Die Zukunft von Parasit und seiner Szene bleibt spannend: Kann Street Art nur in freier Wildbahn berleben, in ihrem urba-nen Umfeld, fr das sie gescha en wurde? Am Rande der Illegalitt und bestenfalls geduldet von den Eigentmern der dafr benutzten fremden Hauswnde? Wird sie irgendwann von der Strae geholt in die Sicherheit der Galerien, Sammlungen und Museen, durch den kommerzialisierten Kunstbetrieb erst recht zu einer bedroh-ten Art?

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    Parasit bei der Arbeit in seiner Kellerwerkstatt

    ELIAS HEINEL emp ehlt einen Blick

    auf www.hiphopfreiburg.de unter Gra ti fr weitere Bilder!

    Paste-Ups in Barcelona

  • Denn das wei ich, dass der Preis der Flei ist.

    Jimbo Jones, Eazy und die Freiburger Rapszene

    ssig und voller Vorfreude betritt Julius F. Heck einen kleinen und doch gut ausge-statteten Raum. Zum Mobiliar zhlt nicht

    viel: ein paar Sthle, eine Kaffeemaschine und vor allem ein gut zwei Meter langer, von Knpfen und Schaltern berster Tisch inklusive Computer. Ein Mitte 20-jhriger, freundlich wirkender, junger Mann wartet bereits auf uns, als Julius ihm seinen Mp3-Stick entgegenstreckt. Wir befinden uns in den Ton studios der Fachhochschule der populren Knste in Berlin Charlottenburg und mitten in den Auf nahmen eines neuen Songs des schon relativ bekannten Rappers Jimbo Jones, alias Julius.

    Angefangen hat alles in dem schnen 200.000 Ein-wohner Stdtchen Freiburg im Breisgau im Sd-schwarzwald. Umgeben von vielen kleinen Bergen, Bchle und dem Freiburger Mnster wuchs hier der nun schon 20 Jahre alte Hobbyrapper zusammen mit seinem jetzt 16-jhrigen Freund und Nachbarn Alexander Wallner auf. Denn auch er spielt in der Freiburger Rapszene unter dem Namen Eazy eine nicht unwichtige Rolle. Instrumente wie Saxophon und Klavier begeisterten Julius nicht sonderlich. Als aber Alexander eines Tages mit einer frisch erschie-nenen Aggro-Berlin-CD, dem damaligen Newcomer-Label der Rapszene, begeistert ankam, berzeugte ihn der Spa am Sprechgesang. Julius kaufte sich mit einem iMac nach langem Sparen das passende Equipment und der Beginn des Projekts zur Umset-zung ihres gemeinsamen Traums war geschaffen.

    Doch whrend Julius sich dem Ende der Schulzeit nherte und sein Abitur auch schon bald hinter sich hatte, musste Alexander die Konzentration auf seine Zukunft lenken: Ich wollte mich auf die Schule konzentrieren und Jimbo wollte anderes, aber ich konnte einfach nicht.

    Der Entschluss war dennoch gefasst, mit allen Konsequenzen, die dieser Weg mit sich brachte. Ob von fremden Leuten, ausgedrckt durch beilufige

    Aussagen, oder von engen Freunden anhand des fehlenden Beistands Kritik kam von berall! Alex-ander und Julius lieen sich jedoch nicht beirren, im Gegenteil: Es bewegt einen zwar, aber das Negative hat dadurch durchaus auch seine positiven Seiten, zum Beispiel diese Motivation, die daraus resul-tiert. Auerdem erkenne man seine wirklich guten Freunde und lerne diese zu schtzen, so Alexander.

    Inzwischen gibt es mit Neidern oder Hatern, wie sie in der Rapszene bezeichnet werden, kein Pro-blem mehr. Besonders Alexander hat gelernt, wie man mit Kritik umzugehen hat und zhlt auf seinen feststehenden Hrerkreis der Traum vom erfolg-reichen Rapper bleibt. In dem gemeinsamen Lied Master of Ceremony rappt Jimbeazy, wie sich beide gemeinsam nennen: Ich sitz den ganzen Tag am Schreibtisch, glaub mir kein Witz, denn ich will, dass mein Erfolg so bald wie mglich eintrifft. Ich will nach oben, will, dass alles einfach meins ist. Und glaub mir, das wei ich, dass der Preis der Flei ist. Und man merkt, sie wollen es wirklich: den Erfolg in der Rapszene.

    Doch zurck zu den Aufnahmen in Berlin. Der Mp3-Stick steckt, die Musik ist bereits fertig auf den Com-puter geladen und alles wartet auf Julius. Locker und wie ein alter Profi schlendert dieser in die benach-barte Gesangskabine. Auf den ersten Blick wirken seine Klamotten wie die jedes anderen Jungen seines Alters: Jeans, Polohemd, Collegejacke und eine soge-nannte Snapback-Cappy auf dem Kopf. Doch bei genauerem Betrachten fllt der eher unscheinbare,

    kleine Schriftzug auf den neuen, blau-wei-gelben Nike HighDunks Schuhen des 20-Jhrigen auf. Links Jimbo, rechts Jones.

    An Inspiration mangelt es ihnen nicht, auffllig ist jedoch vor allem der seltene Bezug im Inhalt der Lieder zum Privatleben der beiden Rapper. Doch was bedeutet genau rappen? Im Allgemeinen wird der Rap als Sprechgesang mit nicht allzu komplizierter Musik als Unterlegung bezeichnet. Die Texte haben keine festgelegte Thematik man spricht ber jene Dinge, die dem Knstler gerade durch den Kopf gehen oder ihn beschftigen. Dabei geht es weniger um den Inhalt, als um das Spiel mit den Worten. Diese Definition trifft auch auf Julius und Alexander zu: Meistens haben die Songs kein richtiges Thema, deshalb ist es da eigentlich eher so, dass man das Rapding noch beibehlt und einfach nur rappt, so Alexander. Es ist zwar kein direkter Bezug zu meinem Privatleben vorhanden, doch es ist wichtig, keine Lgen zu erzhlen. Auch seine Eltern bindet er nur dann mit ein, wenn es um Untersttzung und Hilfe geht. Sie wissen Bescheid ber die Plne ihres

    Sohnes und haben damit kein Problem, im Gegenteil: Selbst wenn er seinen Traum als Beruf ausben wollte, wrde ich ihn darin untersttzen, wnsche es ihm aber mehr als Hobby, nicht als Beruf, sagt Alexanders Mutter. Im Allgemeinen halte sie viel von Jugendlichen, die Musik in ihrer Freizeit machen, jedoch wenig von denen, die auch spter damit ihren Lebensunterhalt verdienen mchten, denn der Erfolg im Musikgeschft sei keine leichte Sache.

    L

    Ich sitz den ganzen Tag am Schreibtisch, glaub mir, kein Witz, denn ich will, dass mein Erfolg so bald wie mglich eintrifft.Jimbeazy

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    Der 16-jhrige Alexander Wallner als Eazy beim sogenannten Freestyle Rappen.

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  • Denn das wei ich, dass der Preis der Flei ist.

    Jimbo Jones, Eazy und die Freiburger Rapszene

    ssig und voller Vorfreude betritt Julius F. Heck einen kleinen und doch gut ausge-statteten Raum. Zum Mobiliar zhlt nicht

    viel: ein paar Sthle, eine Kaffeemaschine und vor allem ein gut zwei Meter langer, von Knpfen und Schaltern berster Tisch inklusive Computer. Ein Mitte 20-jhriger, freundlich wirkender, junger Mann wartet bereits auf uns, als Julius ihm seinen Mp3-Stick entgegenstreckt. Wir befinden uns in den Ton studios der Fachhochschule der populren Knste in Berlin Charlottenburg und mitten in den Auf nahmen eines neuen Songs des schon relativ bekannten Rappers Jimbo Jones, alias Julius.

    Angefangen hat alles in dem schnen 200.000 Ein-wohner Stdtchen Freiburg im Breisgau im Sd-schwarzwald. Umgeben von vielen kleinen Bergen, Bchle und dem Freiburger Mnster wuchs hier der nun schon 20 Jahre alte Hobbyrapper zusammen mit seinem jetzt 16-jhrigen Freund und Nachbarn Alexander Wallner auf. Denn auch er spielt in der Freiburger Rapszene unter dem Namen Eazy eine nicht unwichtige Rolle. Instrumente wie Saxophon und Klavier begeisterten Julius nicht sonderlich. Als aber Alexander eines Tages mit einer frisch erschie-nenen Aggro-Berlin-CD, dem damaligen Newcomer-Label der Rapszene, begeistert ankam, berzeugte ihn der Spa am Sprechgesang. Julius kaufte sich mit einem iMac nach langem Sparen das passende Equipment und der Beginn des Projekts zur Umset-zung ihres gemeinsamen Traums war geschaffen.

    Doch whrend Julius sich dem Ende der Schulzeit nherte und sein Abitur auch schon bald hinter sich hatte, musste Alexander die Konzentration auf seine Zukunft lenken: Ich wollte mich auf die Schule konzentrieren und Jimbo wollte anderes, aber ich konnte einfach nicht.

    Der Entschluss war dennoch gefasst, mit allen Konsequenzen, die dieser Weg mit sich brachte. Ob von fremden Leuten, ausgedrckt durch beilufige

    Aussagen, oder von engen Freunden anhand des fehlenden Beistands Kritik kam von berall! Alex-ander und Julius lieen sich jedoch nicht beirren, im Gegenteil: Es bewegt einen zwar, aber das Negative hat dadurch durchaus auch seine positiven Seiten, zum Beispiel diese Motivation, die daraus resul-tiert. Auerdem erkenne man seine wirklich guten Freunde und lerne diese zu schtzen, so Alexander.

    Inzwischen gibt es mit Neidern oder Hatern, wie sie in der Rapszene bezeichnet werden, kein Pro-blem mehr. Besonders Alexander hat gelernt, wie man mit Kritik umzugehen hat und zhlt auf seinen feststehenden Hrerkreis der Traum vom erfolg-reichen Rapper bleibt. In dem gemeinsamen Lied Master of Ceremony rappt Jimbeazy, wie sich beide gemeinsam nennen: Ich sitz den ganzen Tag am Schreibtisch, glaub mir kein Witz, denn ich will, dass mein Erfolg so bald wie mglich eintrifft. Ich will nach oben, will, dass alles einfach meins ist. Und glaub mir, das wei ich, dass der Preis der Flei ist. Und man merkt, sie wollen es wirklich: den Erfolg in der Rapszene.

    Doch zurck zu den Aufnahmen in Berlin. Der Mp3-Stick steckt, die Musik ist bereits fertig auf den Com-puter geladen und alles wartet auf Julius. Locker und wie ein alter Profi schlendert dieser in die benach-barte Gesangskabine. Auf den ersten Blick wirken seine Klamotten wie die jedes anderen Jungen seines Alters: Jeans, Polohemd, Collegejacke und eine soge-nannte Snapback-Cappy auf dem Kopf. Doch bei genauerem Betrachten fllt der eher unscheinbare,

    kleine Schriftzug auf den neuen, blau-wei-gelben Nike HighDunks Schuhen des 20-Jhrigen auf. Links Jimbo, rechts Jones.

    An Inspiration mangelt es ihnen nicht, auffllig ist jedoch vor allem der seltene Bezug im Inhalt der Lieder zum Privatleben der beiden Rapper. Doch was bedeutet genau rappen? Im Allgemeinen wird der Rap als Sprechgesang mit nicht allzu komplizierter Musik als Unterlegung bezeichnet. Die Texte haben keine festgelegte Thematik man spricht ber jene Dinge, die dem Knstler gerade durch den Kopf gehen oder ihn beschftigen. Dabei geht es weniger um den Inhalt, als um das Spiel mit den Worten. Diese Definition trifft auch auf Julius und Alexander zu: Meistens haben die Songs kein richtiges Thema, deshalb ist es da eigentlich eher so, dass man das Rapding noch beibehlt und einfach nur rappt, so Alexander. Es ist zwar kein direkter Bezug zu meinem Privatleben vorhanden, doch es ist wichtig, keine Lgen zu erzhlen. Auch seine Eltern bindet er nur dann mit ein, wenn es um Untersttzung und Hilfe geht. Sie wissen Bescheid ber die Plne ihres

    Sohnes und haben damit kein Problem, im Gegenteil: Selbst wenn er seinen Traum als Beruf ausben wollte, wrde ich ihn darin untersttzen, wnsche es ihm aber mehr als Hobby, nicht als Beruf, sagt Alexanders Mutter. Im Allgemeinen halte sie viel von Jugendlichen, die Musik in ihrer Freizeit machen, jedoch wenig von denen, die auch spter damit ihren Lebensunterhalt verdienen mchten, denn der Erfolg im Musikgeschft sei keine leichte Sache.

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    Ich sitz den ganzen Tag am Schreibtisch, glaub mir, kein Witz, denn ich will, dass mein Erfolg so bald wie mglich eintrifft.Jimbeazy

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  • Eine weitere Mglichkeit bekannter zu werden, sind sogenannte Battles und Contests. Dort bekommen gerade junge Rapper die Chance, ihr Knnen zu beweisen. Speziell in Freiburg fand erst am 16. Juni vergangenen Jahres die Nacht der Battles oder auch

    Night of Battles in dem beliebten Jugendzentrum Artik statt. In verschiedenen Kategorien, wie Rap-song Contest oder DJ Battle konnten die jungen Musiker auftreten. Als Preis gab es eine Summe an Bargeld, einen selbstgestalteten und passenden Pokal sowie die Akzeptanz in der Szene. Marc B., 28 Jahre alt und engagierter Mitveranstalter dieses Events erklrt mir begeistert: Diese Nacht war ein voller Erfolg. Abgesehen von den vielen Besuchern auch aus anderen Stdten hilft diese Veranstaltung speziell aufsteigenden Rappern. Im Zeitalter von YouTube-Videos und groer Internetaktivitt ist es wichtig, auch die Chance zu besitzen, sich als Knst-ler selbst live zu prsentieren und das Feedback direkt persnlich zu erlangen. Man lernt anhand von Erfahrungen.

    Doch Julius und Alexander sind nicht die einzigen aus Freiburg stammenden und fr diese Stadt stehen-den jungen Rapper, auch wenn dies kaum auffllt. Wenn man Glck hat, erfhrt man ber Dritte einige Neuigkeiten ber Escape, MC Prisma und Co. Vor allem Escape prsentiert sich nicht nur durch seine groe, krftige und muskulse Erscheinung selbst-bewusst und offen. Schnell wird klar: Er ist einer von jenen Newcomern in Freiburg, die es zumindest in dieser Region schon geschafft haben. Er hat schon

    smtliche Auftritte in Freiburger Nacht-

    clubs und

    Videos in genau dieser Umgebung organisiert. Jedoch speziell in Freiburg fehlt es der Rapszene an Zusammenhalt. Es gibt viele aufstei gende und auch schon mehr oder weniger erfolgreiche Rapper, doch wenige, die sich zusammen als Team einer Stadt

    zeigen. Es ist schwer mit den Freiburger Rappern in Kontakt zu treten, denn man wei nie, wie diese reagieren, erzhlt Alexander nachdenklich und auch ein bisschen Enttuschung ist ihm anzusehen. Wir haben sehr gute Knstler hier, doch ich denke das Problem ist, dass der Zusammenhalt einfach fehlt. Gerade in einer kleineren Stadt wie Freiburg sollten sich solche verbnden und versuchen, gemeinsam den Erfolg zu erlangen. Stattdessen ist zwar die Produk-tivitt vorhanden, doch das Feedback fllt berwie-gend negativ aus. Auch Marc B. berlegt nicht lange: Jeder macht sein Ding und der Austausch fehlt. Der Zusammenhalt ist verloren gegangen. Auerdem msse man sich speziell in Freiburg bestimmten Rap-Klischees anpassen, so Julius. Besonders beliebt ist hier nicht der harte Gangsterrap der dicht besiedel-ten, stickigen und eher dreckigen Grostadt, sondern

    mehr der Sprechgesang ber das grne Dasein Freiburgs. Das komme vielleicht in Freiburg gut an, aber in anderen Stdten sei man damit verloren. ber all dies macht sich Julius momentan keine Gedanken. Angekommen in der nur durch eine Glaswand getrennten Gesangskabine, beginnt auch schon der erste Technikcheck. Das Mikrofon wird justiert, die Kopfhrer getestet und die Kommuni-kation reguliert. Langsam zeigen sich die ersten Zei-

    chen einer doch vorhandenen Nervositt. Trotz-dem wirkt Julius konzentriert und ernst.

    Hier handelt es sich nicht mehr um den vor Jahren besorgten iMac

    und die qualitativ eher schwachen Aufnah-

    men von fr-her.

    Dies ist das echte, professionelle Leben eines Musi-kers. Julius steht da, das Mikrofon und den Text auf einem Notenstnder vor sich, die Kopfhrer auf dem Kopf. Und da ist es, das Nicken, welches signalisiert Ich bin bereit. Schon wird der rot leuchtende Knopf mit dem Titel Aufnahme gedrckt.

    Whrend Julius fr einen Moment alle Probleme vergisst, ist der fehlende Zusammenhalt nicht das einzige Problem des Raps. Nicht nur in Freiburg wim-melt es von Vorurteilen: Bei HipHop und Rap handele es sich doch nur um das Abladen von Aggressionen, Beschimpfungen und schlechter deutscher Sprache. Man kann es mit einer Karikatur vergleichen, einem Bild im Kopf der Menschen. Doch es ist einfach eine Form von Kultur, die prsentiert werden muss. Zwar helfen bekanntere Rapper wie Cro und Sido gerade jetzt, diese ein bisschen zu verringern, aber es wird immer schwieriger, gegen die breite Masse anzu-

    kmpfen. Das merkt auch Alexander hufig: Die Vorurteile gegen Rap werden immer krasser.

    Wrden sich mehr Leute auf diese Musik einlassen, dann wre sie auch mehr ver-

    breitet und vor allem auch gewollter.

    Ich will nach oben, will, dass alleseinfach meins ist.Jimbeazy

    Es geht wieder los, wieder Jones? Nein, diesmal alleine.Eazy

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    Mit diesen Vorurteilen mssen sich besonders New-comer sowohl in der Rapszene als auch im Privat-leben auseinandersetzen. Denn nicht immer gelingt es ihnen, damit umzugehen und den Weg zum erfolgreichen Rapper zu beenden. So ging es auch dem 18-jhrigen Thomas R., der seinen Traum einer Rapkarriere gerade aus diesen Grnden vorerst abbrach: Es wurde einfach zu viel. Dieser perma-nente Druck, der von der Gesellschaft ausgebt wird, nur weil man ihr nicht die typische Radiomu-sik liefert, ist mir zu hoch geworden. Zusammen mit dem Schulstress war es kaum auszuhalten, so Thomas. Denn nicht nur die gehufte Kritik, auch die minimalen Chancen, als Rapper akzeptiert zu werden, erschweren den Wunsch nach Erfolg. Eine genaue Angabe von verkauften Tontrgern gibt es nicht der Rap lebt von der Liveperformance und dem Freestyle. Eins wurde jedoch auch Thomas R. schnell bewusst: Mchte man zu den ganz Groen gehren, muss wirklich alles passen da gibt es keine halben Sachen.

    Auch in Berlin Charlottenburg passt alles. Voller Energie rappt Julius ins Mikrofon: Whrend ich mein Talent in Tracks zum Besten gebe, scheitern die Neider und ich bleibe dann als Letzter stehen. Obwohl sein Gesicht ausdruckslos ist, unterstrei-chen die Hnde das Gesagte. Man sprt frmlich die Leidenschaft und Freude des 20-Jhrigen. Doch whrend Julius sich selbst nicht hrt, sondern nur

    den Beat, fgt sich auf der anderen Seite der Glas-scheibe alles zusammen. Es scheint fast schon wie auf einem ganz persnlichen Livekonzert.

    Whrend Julius schon grere Plne schmiedet und auch die Chance einer Battleveranstaltung bald nut-zen mchte, konzentriert sich Alexander zunchst auf seine eigene Karriere als Rapper. Er hat andere Plne, wie sie in einem von seinen zwei Solo-Tracks Meine Zeit deutlich werden: Es geht wieder los, wieder Jones? Nein, diesmal alleine. Er plant eine EP. Ein bestimmtes Releasedate steht jedoch noch nicht. Mir ist es wichtig, dass ich mich nicht verbiege. Auch wenn es klischeemig klingt, aber wenn ich rappe, vergesse ich fr einen Moment einfach alles um mich herum, und genau das will ich weitermachen. Zu den ersten Erfolgen der beiden Jugendlichen zhlt ein Auftritt als Vorband der Gruppe The Doppelgang-az in dem Freiburger Club Crash sowie mehrere Interviews.

    Auch der 31 Jahre alte Markus Winter, besser bekannt unter dem Knstlernamen Maeckes, begann als Newcomer und entschied sich nach langem Zgern fr diesen Weg. Erfolgreich, denn heute rappt er seine Lines entweder solo oder als Mitglied der Band

    Die Orsons vor groem Publikum. Mit Alben wie Das Chaos und die Ordnung gelingen ihm sogar Platzierung bis auf Rang 12 in den deutschen Charts.

    Zur Besonderheit machen ihn sein Ehrgeiz und die lockeren, vom normalen Rap abfallenden Texte, in denen es mal recht pessimistisch, mal optimistisch zugeht. Erschpft, verschwitzt und mit zerzausten Haaren, eine lssige Mtze auf dem Kopf und den momentan sehr modernen Drei-Tage-Bart im Gesicht rt er all denen, die den gleichen Traum verfolgen wie er: Seid dankbar fr jede Stufe, die ihr erreicht. Auch die Expansionswut des Knstlers kennt keine Grenzen. Bleibt kompromisslos.

    Diese Kompromisslosigkeit macht auch Julius aus. Wenn er an etwas arbeitet, dann mglichst genau und perfekt. Es muss alles stimmen, genau wie bei den Tonstudioaufnahmen seines bald erschei-nenden Liedes. Julius ist fertig mit Rappen, die Aufnahmen neigen sich dem Ende zu und eine allgemeine Zufriedenheit breitet sich aus. Denn wieder hat er es geschafft, seinem Traum ein Stck nher zu kommen.

    Kim Brinkmann

    Ich bin weder Backpack noch Gangster.Jimbeazy

    Es gibt auch eine Mitte zwischen Gangster- und Ecorap, so Alexander.

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  • Eine weitere Mglichkeit bekannter zu werden, sind sogenannte Battles und Contests. Dort bekommen gerade junge Rapper die Chance, ihr Knnen zu beweisen. Speziell in Freiburg fand erst am 16. Juni vergangenen Jahres die Nacht der Battles oder auch

    Night of Battles in dem beliebten Jugendzentrum Artik statt. In verschiedenen Kategorien, wie Rap-song Contest oder DJ Battle konnten die jungen Musiker auftreten. Als Preis gab es eine Summe an Bargeld, einen selbstgestalteten und passenden Pokal sowie die Akzeptanz in der Szene. Marc B., 28 Jahre alt und engagierter Mitveranstalter dieses Events erklrt mir begeistert: Diese Nacht war ein voller Erfolg. Abgesehen von den vielen Besuchern auch aus anderen Stdten hilft diese Veranstaltung speziell aufsteigenden Rappern. Im Zeitalter von YouTube-Videos und groer Internetaktivitt ist es wichtig, auch die Chance zu besitzen, sich als Knst-ler selbst live zu prsentieren und das Feedback direkt persnlich zu erlangen. Man lernt anhand von Erfahrungen.

    Doch Julius und Alexander sind nicht die einzigen aus Freiburg stammenden und fr diese Stadt stehen-den jungen Rapper, auch wenn dies kaum auffllt. Wenn man Glck hat, erfhrt man ber Dritte einige Neuigkeiten ber Escape, MC Prisma und Co. Vor allem Escape prsentiert sich nicht nur durch seine groe, krftige und muskulse Erscheinung selbst-bewusst und offen. Schnell wird klar: Er ist einer von jenen Newcomern in Freiburg, die es zumindest in dieser Region schon geschafft haben. Er hat schon

    smtliche Auftritte in Freiburger Nacht-

    clubs und

    Videos in genau dieser Umgebung organisiert. Jedoch speziell in Freiburg fehlt es der Rapszene an Zusammenhalt. Es gibt viele aufstei gende und auch schon mehr oder weniger erfolgreiche Rapper, doch wenige, die sich zusammen als Team einer Stadt

    zeigen. Es ist schwer mit den Freiburger Rappern in Kontakt zu treten, denn man wei nie, wie diese reagieren, erzhlt Alexander nachdenklich und auch ein bisschen Enttuschung ist ihm anzusehen. Wir haben sehr gute Knstler hier, doch ich denke das Problem ist, dass der Zusammenhalt einfach fehlt. Gerade in einer kleineren Stadt wie Freiburg sollten sich solche verbnden und versuchen, gemeinsam den Erfolg zu erlangen. Stattdessen ist zwar die Produk-tivitt vorhanden, doch das Feedback fllt berwie-gend negativ aus. Auch Marc B. berlegt nicht lange: Jeder macht sein Ding und der Austausch fehlt. Der Zusammenhalt ist verloren gegangen. Auerdem msse man sich speziell in Freiburg bestimmten Rap-Klischees anpassen, so Julius. Besonders beliebt ist hier nicht der harte Gangsterrap der dicht besiedel-ten, stickigen und eher dreckigen Grostadt, sondern

    mehr der Sprechgesang ber das grne Dasein Freiburgs. Das komme vielleicht in Freiburg gut an, aber in anderen Stdten sei man damit verloren. ber all dies macht sich Julius momentan keine Gedanken. Angekommen in der nur durch eine Glaswand getrennten Gesangskabine, beginnt auch schon der erste Technikcheck. Das Mikrofon wird justiert, die Kopfhrer getestet und die Kommuni-kation reguliert. Langsam zeigen sich die ersten Zei-

    chen einer doch vorhandenen Nervositt. Trotz-dem wirkt Julius konzentriert und ernst.

    Hier handelt es sich nicht mehr um den vor Jahren besorgten iMac

    und die qualitativ eher schwachen Aufnah-

    men von fr-her.

    Dies ist das echte, professionelle Leben eines Musi-kers. Julius steht da, das Mikrofon und den Text auf einem Notenstnder vor sich, die Kopfhrer auf dem Kopf. Und da ist es, das Nicken, welches signalisiert Ich bin bereit. Schon wird der rot leuchtende Knopf mit dem Titel Aufnahme gedrckt.

    Whrend Julius fr einen Moment alle Probleme vergisst, ist der fehlende Zusammenhalt nicht das einzige Problem des Raps. Nicht nur in Freiburg wim-melt es von Vorurteilen: Bei HipHop und Rap handele es sich doch nur um das Abladen von Aggressionen, Beschimpfungen und schlechter deutscher Sprache. Man kann es mit einer Karikatur vergleichen, einem Bild im Kopf der Menschen. Doch es ist einfach eine Form von Kultur, die prsentiert werden muss. Zwar helfen bekanntere Rapper wie Cro und Sido gerade jetzt, diese ein bisschen zu verringern, aber es wird immer schwieriger, gegen die breite Masse anzu-

    kmpfen. Das merkt auch Alexander hufig: Die Vorurteile gegen Rap werden immer krasser.

    Wrden sich mehr Leute auf diese Musik einlassen, dann wre sie auch mehr ver-

    breitet und vor allem auch gewollter.

    Ich will nach oben, will, dass alleseinfach meins ist.Jimbeazy

    Es geht wieder los, wieder Jones? Nein, diesmal alleine.Eazy

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    Mit diesen Vorurteilen mssen sich besonders New-comer sowohl in der Rapszene als auch im Privat-leben auseinandersetzen. Denn nicht immer gelingt es ihnen, damit umzugehen und den Weg zum erfolgreichen Rapper zu beenden. So ging es auch dem 18-jhrigen Thomas R., der seinen Traum einer Rapkarriere gerade aus diesen Grnden vorerst abbrach: Es wurde einfach zu viel. Dieser perma-nente Druck, der von der Gesellschaft ausgebt wird, nur weil man ihr nicht die typische Radiomu-sik liefert, ist mir zu hoch geworden. Zusammen mit dem Schulstress war es kaum auszuhalten, so Thomas. Denn nicht nur die gehufte Kritik, auch die minimalen Chancen, als Rapper akzeptiert zu werden, erschweren den Wunsch nach Erfolg. Eine genaue Angabe von verkauften Tontrgern gibt es nicht der Rap lebt von der Liveperformance und dem Freestyle. Eins wurde jedoch auch Thomas R. schnell bewusst: Mchte man zu den ganz Groen gehren, muss wirklich alles passen da gibt es keine halben Sachen.

    Auch in Berlin Charlottenburg passt alles. Voller Energie rappt Julius ins Mikrofon: Whrend ich mein Talent in Tracks zum Besten gebe, scheitern die Neider und ich bleibe dann als Letzter stehen. Obwohl sein Gesicht ausdruckslos ist, unterstrei-chen die Hnde das Gesagte. Man sprt frmlich die Leidenschaft und Freude des 20-Jhrigen. Doch whrend Julius sich selbst nicht hrt, sondern nur

    den Beat, fgt sich auf der anderen Seite der Glas-scheibe alles zusammen. Es scheint fast schon wie auf einem ganz persnlichen Livekonzert.

    Whrend Julius schon grere Plne schmiedet und auch die Chance einer Battleveranstaltung bald nut-zen mchte, konzentriert sich Alexander zunchst auf seine eigene Karriere als Rapper. Er hat andere Plne, wie sie in einem von seinen zwei Solo-Tracks Meine Zeit deutlich werden: Es geht wieder los, wieder Jones? Nein, diesmal alleine. Er plant eine EP. Ein bestimmtes Releasedate steht jedoch noch nicht. Mir ist es wichtig, dass ich mich nicht verbiege. Auch wenn es klischeemig klingt, aber wenn ich rappe, vergesse ich fr einen Moment einfach alles um mich herum, und genau das will ich weitermachen. Zu den ersten Erfolgen der beiden Jugendlichen zhlt ein Auftritt als Vorband der Gruppe The Doppelgang-az in dem Freiburger Club Crash sowie mehrere Interviews.

    Auch der 31 Jahre alte Markus Winter, besser bekannt unter dem Knstlernamen Maeckes, begann als Newcomer und entschied sich nach langem Zgern fr diesen Weg. Erfolgreich, denn heute rappt er seine Lines entweder solo oder als Mitglied der Band

    Die Orsons vor groem Publikum. Mit Alben wie Das Chaos und die Ordnung gelingen ihm sogar Platzierung bis auf Rang 12 in den deutschen Charts.

    Zur Besonderheit machen ihn sein Ehrgeiz und die lockeren, vom normalen Rap abfallenden Texte, in denen es mal recht pessimistisch, mal optimistisch zugeht. Erschpft, verschwitzt und mit zerzausten Haaren, eine lssige Mtze auf dem Kopf und den momentan sehr modernen Drei-Tage-Bart im Gesicht rt er all denen, die den gleichen Traum verfolgen wie er: Seid dankbar fr jede Stufe, die ihr erreicht. Auch die Expansionswut des Knstlers kennt keine Grenzen. Bleibt kompromisslos.

    Diese Kompromisslosigkeit macht auch Julius aus. Wenn er an etwas arbeitet, dann mglichst genau und perfekt. Es muss alles stimmen, genau wie bei den Tonstudioaufnahmen seines bald erschei-nenden Liedes. Julius ist fertig mit Rappen, die Aufnahmen neigen sich dem Ende zu und eine allgemeine Zufriedenheit breitet sich aus. Denn wieder hat er es geschafft, seinem Traum ein Stck nher zu kommen.

    Kim Brinkmann

    Ich bin weder Backpack noch Gangster.Jimbeazy

    Es gibt auch eine Mitte zwischen Gangster- und Ecorap, so Alexander.

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  • Mehr als

    nur Musik

    in der

    alten

    To ilette

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  • Wie d ie To ilette den Bandprojekten

    weichen musste

    E

    D

    i

    M

    E

    kle in , e infach ,

    da habe ich Bock

    drauf: Das will

    ICH MACHEN . "

  • SW

    74

    Angebote des Jugendb ildungswerks auf e inen Blick :

    www.jbw.fre iburgxtra.de

    Lust auf e in e igenes Bandprojekt bekommen?

    E infach e ine Mail an Tilo schre iben !

    t ilo .fierravant i@ jbw.de

    We Exist :

    Youtube :

    www.youtube .com/user/WeExistOffic ial

    Facebook :

    www.facebook .com/WeExistOffic ial

    Fuderesisr B ilder und zum Download des Albums Words :

    www.weexist .bplaced .de

    M7dchen s ind in

    Bands unterre-

    pr7sent iert . "

  • WE

    U

    75

    Ich habe schon

    Respekt vor dem

    Auftr itt . "

  • 76

  • 77

  • 78

    Viele Fanszenen machen wie

    hier in Stuttgart gerne mit

    Aufklebern auf sich

    aufmerksam.

  • 79

    von Lennart Kersting

  • Fhrerscheinschon mit Siebzehn?Kein Problem!

  • Licht und SchattenGetrennt von Zuhause

    Die ersten Trnen kullern ber die Wangen, als die ge-packten Koffer ber die Schwelle getragen und im Kof-ferraum des Autos verstaut werden. Es wird die letzte gemeinsame Autofahrt fr einen lngeren Zeitraum fr Jessica*( dieser und die folgenden Namen wurden von der Redaktion gendert) mit ihrer Familie sein. Die Stimmung wh-rend der Fahrt ist angespannt. Veronika*, die 4 Jahre jngere Schwester von Jessica, krallt sich um Jessicas Arm, whrend diese mit einem stummen Blick die Gegend beobachtet. Wenn ich alt genug bin, komme ich nach, dann bist du nicht so alleine. , flstert Veronika Jessica mit Trnen gefllten Augen ins Ohr. Die Eltern versuchen die traurige Tochter aufzumuntern: Jessica wird dort nicht alleine sein, sie wird schnell Freunde finden. Und sie wird uns sicher oft anrufen und uns in den Ferien sogar mal besuchen kommen, nicht wahr Schatz?

    Der Schulwechsel von einer normalen Schule auf ein Internat bringt einen Umzug und somit das Verlassen der Familie, der Freunde und der gewohnten Umgebung mit sich. Zur Anreise muss der Ausweis, der Reisepass und der Impfpass des jeweili-gen Schlers mitgebracht werden. Der Birklehof ist ein traditi-onsreiches privates Internat, welches ein staatliches anerkanntes Gymnasium ist, etwas abgelegen und von Natur umgeben in Hin-terzarten liegt. Hier wird den Schlern ein ganzheitliches Erzie-hungsprogramm und eine anspruchsvolle Schulbildung geboten, in der sie die Chance erhalten, ihre Persnlichkeit, ihre vielflti-gen Interessen und Begabungen umfassend zu entwickeln und ihren eigenen Weg finden.

    Schon nach nur wenigen Monaten kann Jessica von sich behaup-ten, sich eingelebt zu haben und Anschluss gefunden zu haben. Ich habe mich auf Anhieb gut mit allen verstanden, was sehr wichtig ist, weil man ja auch auf kleinem Raum zusammenlebt und der andere so ziemlich alle Facetten und auch peinliche und intime Dinge von einem mitbekommt. Aber da man sich ebenso gut kennt, kann man mit ihnen ber alles reden und sie kenneneinen nach einer Zeit zum Teil besser als man sich selbst kennt, fgt Jessica mit einem Grinsen hinzu, als die anderen Mitbewoh-nerinnen den Aufenthaltsraum betreten.

    Auch zur Hauserwachsenen Frau Drum hat Jessica ein gutes Ver-hltnis. Diese ist im Petersbau fr die Mittelstufenmdchen ver-antwortlich. Zum einen bernehmen die Hauserwachsenen die Aufsichtspflicht der Schler und Schlerinnen, zum anderen er-ziehen sie diese. Diesen Aufgaben knnen die Hauserwachsenen nur nachkommen, da sie ihre eigene Wohnung anschlieend an das jeweilige Wohnhaus, fr das sie verantwortlich sind, haben. Hier haben sie eine extra Tre, die man nur von der Wohnung aus abschlieen kann, die direkt in die Gnge des Wohnhauses fhrt.

    86

    Die Schler werden den Hauserwachsenen zugeteilt, drfen je-doch gleichzeitig einen sogenannten Mentor (Lehrer) whlen, mit dem sie ber ihre Probleme und ihre Sorgen sprechen knnen.Ich mag meine Mitbewohnerin, sie ist meine beste Freundin ge-worden, aber ab und zu htte ich gerne ein Einzelzimmer. spru-delt es aus Jessica heraus, als die Hauserwachsene endlich den Raum verlsst. Denn auch ein Internat hat einige Schattenseiten. Ein Einzelzimmer wre praktischer zum Lernen und manchmal braucht man Zeit fr sich, um runterzukommen. Man kann ja den Mitbewohner nicht einfach aus dem gemeinsamen Zimmer schmeien.

    Ein weiterer Punkt, der von den 8. Klsslerinnen kritisch ange-sehen wird, sind die Regeln zum Umgang mit den Handys und Laptops. Die Personen, die am hufigsten vermisst werden und von denen es am schwersten war, sich zu verabschieden, sind die Freunde. Wir mssen jeden Abend das Handy und die Laptops an die Hauserwachsenen abgeben und das nervt! Es ist die ein-zige Mglichkeit mit den Freunden in Kontakt zu bleiben, die wir zu Hause haben.

    Dieses Eingreifen in die Privatsphre der Schler und Schlerin-nen wird veranlasst, da man ihre Kommunikation frdern und

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  • Licht und SchattenGetrennt von Zuhause

    Die ersten Trnen kullern ber die Wangen, als die ge-packten Koffer ber die Schwelle getragen und im Kof-ferraum des Autos verstaut werden. Es wird die letzte gemeinsame Autofahrt fr einen lngeren Zeitraum fr Jessica*( dieser und die folgenden Namen wurden von der Redaktion gendert) mit ihrer Familie sein. Die Stimmung wh-rend der Fahrt ist angespannt. Veronika*, die 4 Jahre jngere Schwester von Jessica, krallt sich um Jessicas Arm, whrend diese mit einem stummen Blick die Gegend beobachtet. Wenn ich alt genug bin, komme ich nach, dann bist du nicht so alleine. , flstert Veronika Jessica mit Trnen gefllten Augen ins Ohr. Die Eltern versuchen die traurige Tochter aufzumuntern: Jessica wird dort nicht alleine sein, sie wird schnell Freunde finden. Und sie wird uns sicher oft anrufen und uns in den Ferien sogar mal besuchen kommen, nicht wahr Schatz?

    Der Schulwechsel von einer normalen Schule auf ein Internat bringt einen Umzug und somit das Verlassen der Familie, der Freunde und der gewohnten Umgebung mit sich. Zur Anreise muss der Ausweis, der Reisepass und der Impfpass des jeweili-gen Schlers mitgebracht werden. Der Birklehof ist ein traditi-onsreiches privates Internat, welches ein staatliches anerkanntes Gymnasium ist, etwas abgelegen und von Natur umgeben in Hin-terzarten liegt. Hier wird den Schlern ein ganzheitliches Erzie-hungsprogramm und eine anspruchsvolle Schulbildung geboten, in der sie die Chance erhalten, ihre Persnlichkeit, ihre vielflti-gen Interessen und Begabungen umfassend zu entwickeln und ihren eigenen Weg finden.

    Schon nach nur wenigen Monaten kann Jessica von sich behaup-ten, sich eingelebt zu haben und Anschluss gefunden zu haben. Ich habe mich auf Anhieb gut mit allen verstanden, was sehr wichtig ist, weil man ja auch auf kleinem Raum zusammenlebt und der andere so ziemlich alle Facetten und auch peinliche und intime Dinge von einem mitbekommt. Aber da man sich ebenso gut kennt, kann man mit ihnen ber alles reden und sie kenneneinen nach einer Zeit zum Teil besser als man sich selbst kennt, fgt Jessica mit einem Grinsen hinzu, als die anderen Mitbewoh-nerinnen den Aufenthaltsraum betreten.

    Auch zur Hauserwachsenen Frau Drum hat Jessica ein gutes Ver-hltnis. Diese ist im Petersbau fr die Mittelstufenmdchen ver-antwortlich. Zum einen bernehmen die Hauserwachsenen die Aufsichtspflicht der Schler und Schlerinnen, zum anderen er-ziehen sie diese. Diesen Aufgaben knnen die Hauserwachsenen nur nachkommen, da sie ihre eigene Wohnung anschlieend an das jeweilige Wohnhaus, fr das sie verantwortlich sind, haben. Hier haben sie eine extra Tre, die man nur von der Wohnung aus abschlieen kann, die direkt in die Gnge des Wohnhauses fhrt.

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    Die Schler werden den Hauserwachsenen zugeteilt, drfen je-doch gleichzeitig einen sogenannten Mentor (Lehrer) whlen, mit dem sie ber ihre Probleme und ihre Sorgen sprechen knnen.Ich mag meine Mitbewohnerin, sie ist meine beste Freundin ge-worden, aber ab und zu htte ich gerne ein Einzelzimmer. spru-delt es aus Jessica heraus, als die Hauserwachsene endlich den Raum verlsst. Denn auch ein Internat hat einige Schattenseiten. Ein Einzelzimmer wre praktischer zum Lernen und manchmal braucht man Zeit fr sich, um runterzukommen. Man kann ja den Mitbewohner nicht einfach aus dem gemeinsamen Zimmer schmeien.

    Ein weiterer Punkt, der von den 8. Klsslerinnen kritisch ange-sehen wird, sind die Regeln zum Umgang mit den Handys und Laptops. Die Personen, die am hufigsten vermisst werden und von denen es am schwersten war, sich zu verabschieden, sind die Freunde. Wir mssen jeden Abend das Handy und die Laptops an die Hauserwachsenen abgeben und das nervt! Es ist die ein-zige Mglichkeit mit den Freunden in Kontakt zu bleiben, die wir zu Hause haben.

    Dieses Eingreifen in die Privatsphre der Schler und Schlerin-nen wird veranlasst, da man ihre Kommunikation frdern und

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  • das nchtelange am Handy sein verhindern mchte. Auch beim Essen sind Handys nicht gestattet, hier jedoch nicht nur fr die Unter -und Mittelstufe, sondern fr jeden Anwesenden. Beim Es-sen mssen alle Schler und Schlerinnen jeder Stufe anwesend sein, da nach dem Essen meist wichtige anstehende Termine oder Dinge angekndigt werden.

    Eine weitere Regel ist, dass jeder Schler um 17.30 Uhr im Haus sein muss zur sogenannten Arbeitsstunde. Die Arbeitsstun-de betrgt 90 Minuten, in denen die Schlerinnen und Schler sich Zeit fr ihre Hausaufgaben oder zum Lernen nehmen sollen. Selbst wenn dies schon erledigt ist, muss man in diesem Zeitraum anwesend sein. Hier kontrollieren die Hauserwachsenen die An-wesenheit, indem sie den Gang auf und ab gehen, um zu sehen, ob die Schler auch fleiig am Arbeiten sind. Der zweite Rund-gang der Hauserwachsenen findet jeden Abend um 22.00 Uhr statt, indem berprft wird, ob jeder Schler wieder im Haus ist, und sie den Eingang abschlieen knnen.

    Mit Eintritt in die elfte Klasse hat sich fr die langjh-rige Birklehof Schlerin Alexandra* einiges im In-ternatsleben gendert. So darf sie beispielsweise, im Gegensatz zu den jngeren Schlern, ihr Handy und ihren Laptop auch ber Nacht in ihrem Zimmer behalten. So kann ich auch endlich lnger mit meinen Freunden zu Hause sch-reiben. Auch hat sie seit diesem Schuljahr ein Zimmer fr sich alleine, das Schlerinnen und Schler ab der 11. Klasse zusteht, um sich besser auf das Abitur vorbereiten zu knnen. Kritisch betrachtet Alexandra jedoch den Samstags-Unterricht, sowie die Regelung der Ankunft um 22.00 Uhr im Wohnheim. Frher war ich jedes Wochenende unterwegs, aber hier geht das nicht mehr, weil wir schon um 22.00 Uhr wieder im Wohnhaus sein mssen. Deswegen nutze ich jedes Wochenende zu Hause um mit meinen Freunden feiern zu gehen.

    Auch die Abgeschottetheit ist ein Thema, das die lteren Sch-ler beschftigt, weil man als interner Schler kein eigenes Fahr-zeug besitzen darf, da von dem Internat aus kleine Busse gestellt werden.

    Obwohl durch die engen Regeln einige Freizeitaktivitten un-terbunden oder unmglich auszufhren sind, sind die Schler versorgt. Im Internat gibt es viele verschiedene Angebote zur Freizeitgestaltung, die durch AGs umsetzbar gemacht werden. In den AGs finden sich Schler, um ihrem gemeinsamen Hobby zusammen nachzugehen. Wer einer AG beitritt, ist verpflichtet regelmig daran teilzunehmen, sprich jede Woche zum verein-barten Termin zu erscheinen. Das Internat lsst den Schlern je-doch auch die Mglichkeit, ihre Freizeitaktivitten auerhalb des Internates absolvieren.

    Man hat hier nie Langeweile, da stndig was zu tun ist. Ob es Dienste sind, die wir zu tun haben, oder wir uns einfach nur bei jemandem im Zimmer treffen, hier ist man nie alleine., erzhlt Jessica. Im Internat lernt man ein intensives Zusammenleben mit anderen Menschen, was die soziale Kompetenz untersttzt. Auch zu den Lehrern entsteht ein gutes Verhltnis, da die Klassen klei-ner sind und man den Lehrer dadurch besser kennenlernen kann. Auerdem stehen die Lehrer den Schlern bei Fragen und Unklar-heiten rund um die Uhr zur Verfgung.

    88

    Ich habe auch noch nichts fr die Prfung morgen gemacht. Aber ich frage mich eher, wer hat schon was dafr gemacht? hrt man in den Gngen des Birklehofs von vorbei huschenden Schlern. Die Arbeitsmoral zeigt keine Unterschiede zu ffent-lichen Schulen. Unsere Stufe ist ziemlich faul. Wir machen die Sachen meistens auf den letzten Drcker, also einen Abend vor Abgabetermin. erzhlt Anke, die kurz vor ihrer Seminarkurspr-fung steht. Auch Grppchenbildungen findet man am Birklehof wieder. Es gibt Gruppierungen zwischen denen, die sich durch ihren Besitz definieren und denen, die sich eben nicht durch den Besitz definieren. Wenn man neu ist und seine Meinung sagt und man selbst bleibt, wird man schnell integriert. Wenn man sich aber anderen und deren Meinung stndig anschliet, wird man nicht ernst genommen. erzhlt Sandra, ebenfalls eine 11. Klsslerin, die ein Stipendium bekommen hat, um das Internat besuchen zu knnen.

    Das Internatsleben unterscheidet sich in vielen Hinsichten von normalen ffentlichen Schulen, der Charakter der Schler und Schlerinnen bildet sich jedoch unabhngig davon. Ich bereue es nicht, ins Internat gegangen zu sein, weil es eine Erfahrung ist, ohne die bekannten Freunde und die Familie auszukommen. er-klrt Jessica, whrend sie ihre kleine Schwester, die sie besuchen kam, vor dem Internatseingang in den Armen hlt und fgt Die Kilometer zwischen mir und meiner Familie trennen uns nicht, sie schweien uns umso mehr zusammen! lchelnd hinzu.* Namen von der Redaktion gendert

    Nicoletta Cavallaro

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  • das nchtelange am Handy sein verhindern mchte. Auch beim Essen sind Handys nicht gestattet, hier jedoch nicht nur fr die Unter -und Mittelstufe, sondern fr jeden Anwesenden. Beim Es-sen mssen alle Schler und Schlerinnen jeder Stufe anwesend sein, da nach dem Essen meist wichtige anstehende Termine oder Dinge angekndigt werden.

    Eine weitere Regel ist, dass jeder Schler um 17.30 Uhr im Haus sein muss zur sogenannten Arbeitsstunde. Die Arbeitsstun-de betrgt 90 Minuten, in denen die Schlerinnen und Schler sich Zeit fr ihre Hausaufgaben oder zum Lernen nehmen sollen. Selbst wenn dies schon erledigt ist, muss man in diesem Zeitraum anwesend sein. Hier kontrollieren die Hauserwachsenen die An-wesenheit, indem sie den Gang auf und ab gehen, um zu sehen, ob die Schler auch fleiig am Arbeiten sind. Der zweite Rund-gang der Hauserwachsenen findet jeden Abend um 22.00 Uhr statt, indem berprft wird, ob jeder Schler wieder im Haus ist, und sie den Eingang abschlieen knnen.

    Mit Eintritt in die elfte Klasse hat sich fr die langjh-rige Birklehof Schlerin Alexandra* einiges im In-ternatsleben gendert. So darf sie beispielsweise, im Gegensatz zu den jngeren Schlern, ihr Handy und ihren Laptop auch ber Nacht in ihrem Zimmer behalten. So kann ich auch endlich lnger mit meinen Freunden zu Hause sch-reiben. Auch hat sie seit diesem Schuljahr ein Zimmer fr sich alleine, das Schlerinnen und Schler ab der 11. Klasse zusteht, um sich besser auf das Abitur vorbereiten zu knnen. Kritisch betrachtet Alexandra jedoch den Samstags-Unterricht, sowie die Regelung der Ankunft um 22.00 Uhr im Wohnheim. Frher war ich jedes Wochenende unterwegs, aber hier geht das nicht mehr, weil wir schon um 22.00 Uhr wieder im Wohnhaus sein mssen. Deswegen nutze ich jedes Wochenende zu Hause um mit meinen Freunden feiern zu gehen.

    Auch die Abgeschottetheit ist ein Thema, das die lteren Sch-ler beschftigt, weil man als interner Schler kein eigenes Fahr-zeug besitzen darf, da von dem Internat aus kleine Busse gestellt werden.

    Obwohl durch die engen Regeln einige Freizeitaktivitten un-terbunden oder unmglich auszufhren sind, sind die Schler versorgt. Im Internat gibt es viele verschiedene Angebote zur Freizeitgestaltung, die durch AGs umsetzbar gemacht werden. In den AGs finden sich Schler, um ihrem gemeinsamen Hobby zusammen nachzugehen. Wer einer AG beitritt, ist verpflichtet regelmig daran teilzunehmen, sprich jede Woche zum verein-barten Termin zu erscheinen. Das Internat lsst den Schlern je-doch auch die Mglichkeit, ihre Freizeitaktivitten auerhalb des Internates absolvieren.

    Man hat hier nie Langeweile, da stndig was zu tun ist. Ob es Dienste sind, die wir zu tun haben, oder wir uns einfach nur bei jemandem im Zimmer treffen, hier ist man nie alleine., erzhlt Jessica. Im Internat lernt man ein intensives Zusammenleben mit anderen Menschen, was die soziale Kompetenz untersttzt. Auch zu den Lehrern entsteht ein gutes Verhltnis, da die Klassen klei-ner sind und man den Lehrer dadurch besser kennenlernen kann. Auerdem stehen die Lehrer den Schlern bei Fragen und Unklar-heiten rund um die Uhr zur Verfgung.

    88

    Ich habe auch noch nichts fr die Prfung morgen gemacht. Aber ich frage mich eher, wer hat schon was dafr gemacht? hrt man in den Gngen des Birklehofs von vorbei huschenden Schlern. Die Arbeitsmoral zeigt keine Unterschiede zu ffent-lichen Schulen. Unsere Stufe ist ziemlich faul. Wir machen die Sachen meistens auf den letzten Drcker, also einen Abend vor Abgabetermin. erzhlt Anke, die kurz vor ihrer Seminarkurspr-fung steht. Auch Grppchenbildungen findet man am Birklehof wieder. Es gibt Gruppierungen zwischen denen, die sich durch ihren Besitz definieren und denen, die sich eben nicht durch den Besitz definieren. Wenn man neu ist und seine Meinung sagt und man selbst bleibt, wird man schnell integriert. Wenn man sich aber anderen und deren Meinung stndig anschliet, wird man nicht ernst genommen. erzhlt Sandra, ebenfalls eine 11. Klsslerin, die ein Stipendium bekommen hat, um das Internat besuchen zu knnen.

    Das Internatsleben unterscheidet sich in vielen Hinsichten von normalen ffentlichen Schulen, der Charakter der Schler und Schlerinnen bildet sich jedoch unabhngig davon. Ich bereue es nicht, ins Internat gegangen zu sein, weil es eine Erfahrung ist, ohne die bekannten Freunde und die Familie auszukommen. er-klrt Jessica, whrend sie ihre kleine Schwester, die sie besuchen kam, vor dem Internatseingang in den Armen hlt und fgt Die Kilometer zwischen mir und meiner Familie trennen uns nicht, sie schweien uns umso mehr zusammen! lchelnd hinzu.* Namen von der Redaktion gendert

    Nicoletta Cavallaro

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  • Vom Hobbykicker zum Fuballprofi Ichgebe alles fr meinen Traum!

    Das Leben als Nachwuchsfuballers ist hart, dennochscheint ihnen ihr Hobby wichtiger als alles andere zu

    sein.

  • Regeln und Umgang im Internat

    Keine Zeit fr Freizeit

  • Kritik, Niederlagen und Verletzungen

  • Unersetzliche Erfolge und Niederlagen

  • D i e Zukun ft l i eg t i n unserer Hand

  • AutorInnen:

    Adria

    Annabel

    Charlotte

    Jannis

    Kim

    Anja

    Anna-Lena

    Elias

    Kathrin

    Lennart

    ...ist selber ein Kulturschock

    Schreibt berMigranten in Freiburg

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    Seite 38

    Seite 93

    Seite 76

    ...bleibt am Ball

    Schreibt berSC-Jugend

    ...will sechs Kinder haben

    Schreibt berTeenieschwangerschaften

    ...macht die Straen unsicher

    Schreibt berden Fhrerschein mit 1 7

    ...freut sich aufs Studentenleben

    Schreibt berSchlerstudenten

    ...kann kein Fuball spielen

    Schreibt berFankultur bei Jugendlichen

    Earth without art is just eh

    Schreibt berStreet Art

    ...ist unzertrennlich

    Schreibt berScheidungskinder

    ...rappt unter der Dusche

    Schreibt berRapnewcomer in Freiburg

    ...ist eine berfliegerin

    Schreibt berdas Fliegen

  • Leonie

    Luca

    Milena

    Nora

    Philipp

    Lorin

    Manuel

    Nicoletta

    mer

    Sophia

    Sophia

    Seite 72

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    Seite 94

    ...hat immernoch respektvor kleinen Kindern

    Schreibt berJugendleiterausbildung

    ...ist ein Adrenalin Junkie

    Schreibt berMountain Biken

    ...kommt schon nach dem ersten berhang ins schwitzen

    Schreibt berWettkampfklettern

    ...hrt gerne regionale Bands

    Schreibt berBandprojekte

    ...Jux im JuKS

    Schreibt berdas JuKS im Vauban

    ... musste beim Krippenspiel immer den Josef spielen

    Schreibt berChristliche Jugendgruppen

    ...hat noch keinen Plan fr die Zukunft

    Schreibt berBerufswnsche Jugendlicher

    ...chillt sein Leben

    Schreibt berdas Artik

    ...will frei sein

    Schreibt berLeben und lernen im Internat

    ...verhaut nicht nur Trommeln

    Schreibt berKampfkunst

    ...musste sich selbererstmal schlau machen

    Schreibt berJugendhilfe

  • IMPRESSUM

    PostanschriftRedaktion 114 STUFENGoethe-Gymnasium FreiburgHolzmarkt 579098 Freiburg im Breisgau

    Redaktion und LayoutAnna-Lena Arwinski, Kim Brinkmann, Nicoletta Cavallaro, Anja Eichin, Jannis Gohlke, Elias Heinel, Philipp Hser, Lennart Kersting, Milena Konrad, Manuel Kretz, Nora Kretzschmar, Luca Langhorst, Lorin Morad Bammerni, Annabel Morch, mer Kocdl, Adria-Joanna Qelibari, Sophia Scheurer, Kathrin Schwrer, Leonie Sturm, Sophia Vgtle, Charlotte Wagner

    ViSdP.Marianne Szulyovszky, Tilman Bulling (Goethe-Gymnasium) und Jrgen Messer (Jugendbildungswerk Freiburg)

    PartnerJugendbildungswerk Freiburg e.V.Projektleitung: Jrgen MesserUhlandstrae 279102 Freiburg0761 / 79 19 79 - 0

    114 STUFEN ist das Magazin des Seminarkurses Journalismus und Mediengestaltung am Goethe-Gymnasium Freiburg im Schuljahr 2012/2013. Der Kurs ist ein Kooperations-Projekt von Jugendbildungswerk und Goethe-Gymnasium.

    114 STUFEN im Internet: go.17einhalb.com

    Centro de Apoyo de Ninos y Adolescentes

    C.A.N.A. ist das Sozialprojekt des Goethe-Gymnasiums Freiburg fr Kinder in Peru und hat seinen Sitz im Stadtteil Principe de As-turias (Villa El Salvador) am Rande der 10-Millionenstadt Lima. Die Kinder in diesem Stadtteil gehren den rmsten Bevlkerungs-gruppen Limas an. Meistens sind die Kinder sich selbst berlassen, da die Eltern, sehr hufig alleinerziehende Mtter, den ganzen Tag abwesend sind und nicht genug fr ihre Kinder sorgen knnen.

    Um dem entgegenzuwirken, untersttzt und betreut C.A.N.A.Kinder zwischen 6 und 17 Jahren. Vor Ort organisieren Helfer unter anderem Ganztagsbetreuung mit gemeinsamen Essen,Lernhilfen und bungen, Hausaufgaben, Tanz und Spiele,Projekte und Ausflge.

    Durch gemeinsames Engagement von Schlern, Lehrern und Eltern sammelt das Goethe-Gymnasium Geld, welches dann im Rahmen eines Projektvertrags durch das Kindermissionswerkdirekt und in vollem Umfang C.A.N.A. zugute kommt.

    Spendenkonto:Kindermissionswerk Aachen, Kto. Nr. 299Sparkasse Aachen (BLZ 39050000)Pr