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___pinakothek der moderne schaustellefreitag, 19. juli 2013 samstag, 20. juli 2013

performativeurbanism

symposium

generating and designingurban space

Technische Universität MünchenFakultät für Architektur Lehrstuhl für Städtebau und RegionalplanungProf. Sophie Wolfrum

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Was Lefébvre in seiner komplexen Raumtheorie l`espace vécu nennt, entspricht in etwa dem Begriff des gelebten Raumes, der den aktiven Prozess von Wahrnehmung und Produktion zugleich beschreibt. Raum entsteht in einem Prozess des Handelns zwi-schen Personen, in einem Prozess des Gebrauchs von Dingen, in einem Prozess täglichen und alltäglichen Lebens. Während wir in der Stadt gehen oder fahren oder skaten, haben wir nicht nur unterschiedliche Erfahrungen, je individuelle Sichtweisen, sondern die „Spiele der Schritte“ (de Certeau) schaffen den Raum.

Die Architekturtheorie pfl egt ebenfalls eine Diskurslinie, die den performativen Aspekt des Architektonischen hervorhebt. Architek-tur unterscheidet sich darin grundsätzlich von andern gestalten-den Kulturtechniken: Wir selbst sind in Architektur Bestandteil der ästhetischen Realität, denn wir sind mit unserem Körper Teil des architektonischen Raumes, den wir erfahren, und des Raumes, den wir erzeugen. „In der Architektur sind wir Mitspieler.“ (Frey)Es ist immer eine komplexe architektonische Situation, in der wir uns befi nden, in der man Architektur erlebt und in der Architektur sich überhaupt erst als solche entfaltet.

Architektur wird als „die Kunst, Raum zu artikulieren“ (Eco) in der Urbanistik wieder aktuell, seit wir unsere Zeit als eine des Raumes begreifen (Foucault, Latour). Performativer Urbanismus begreift die Architektur der Stadt weit über ihre objekt- oder bildhaften Eigen-

Performativer UrbanismusProlog

schaften hinaus. Situation, Gebrauch, Prozess, Mitspieler sind die Schlüssel zu einem performativen Verständnis von Architektur, die Architektur der Stadt eingeschlossen. Der Begriff des Performati-ven geht zudem auf die Sprachphilosophie zurück, in die John L. Austin eine Differenzierung zwischen performance und performati-ve einführte. Während performance lediglich die Ausführung einer Handlung ist, bezeichnet performative eine Situation, in der eine neue Wirklichkeit generiert wird. Die Spiele der Schritte …

Im Vordergrund dieses Verständnisses von Architektur und Stadt stehen die Prozesshaftigkeit der räumlichen Erfahrung, die Er-eignisstruktur von räumlichen Zusammenhängen, die Offenheit von räumlichen Strukturen, die Differenz der Räume. Dabei ist die materielle Struktur, das Ding, Haptik und Atmosphäre nicht nebensächlich. Die architektonische Substanz ist vielmehr Vor-aussetzung und Komponente von Ereignissen. Aber in performa-tiven Akten erst kommt sie zur Entfaltung, erst dann bekommt sie soziale und ästhetische Relevanz. Performativer Urbanismus bleibt nicht bei einer psychogeografi schen Rezeption von Stadt stehen, sondern sieht die Dringlichkeit von architektonischem Entwurf.

Ergeben sich vor diesem Hintergrund spezifi sche Anforderungen an das Entwerfen und den Entwurf? Ist Architektur eine performa-tive Kulturtechnik par excellence oder muss sie ihre Entwurfsprak-tiken ändern? Diesen Fragen will diese Tagung nachgehen.

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Freitag, 19. Juli // 20.00 Uhr

AbendvortragWerner von Siemens AuditoriumPinakothek der Moderne

Edward W. Soja // UCLA, Los Angeles

GrußworteProf. Sophie Wolfrum // Prof. Andres Lepik

Samstag, 20. Juli // 9.00 - 9.30 Uhr

Einführung // BegrüßungSchaustelle // Pinakothek der Moderne

Prof. Sophie WolfrumLehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung // TUM

Christopher DellGastprofessor 2012/2013 // TUM

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Samstag, 20. Juli // 9.30 Uhr - 11.15 Uhr

Plenum IPerformativität // Stand der Dinge

Panelists //Prof. Erika Fischer-Lichte // FU BerlinProf. Patrick Primavesi // Universität LeipzigProf. Dieter Mersch // Universität Potsdam

dazu als Diskussionsteilnehmer:Malte Jelden // Kammerspiele, München (angefr.)

Moderation // Nikolai Frhr. v. Brandis, TU München

In den Theaterwissenschaften wird Performativität bereits seit Längerem konzeptualisiert. Für Architektur und Städtebau ist ein vergleichbarer Diskurs bisher weniger explizit, er wird meist mit den Begriffen des Szenischen oder des Situativen verbunden. „ [...] szenischer Raum, ohne den, wie wir wissen, die Gebäude nur Konstruktion wären und die Stadt nur eine Agglomeration.“ (Baudrillard)

Zwar ist der Topos von Stadt als Bühne oder als Drama (Bacon, Bahrdt, Mumford, Sebald, Sennett etc.) oder von Stadt als Text verbreitet, uns geht es aber nicht um die klassische Analogie von Stadt und Theater im Sinne einer Metapher. Vielmehr suchen wir den Dialog mit der Theaterpraxis, deren Interventionen im urbanen Raum, und der Theaterwissenschaft, die das Verhältnis von Text und Situation zugunsten der Aufführung und deren performativen Potential gewichtet. Auch für Architektur ist eine Ästhetik des Performativen grundlegend. Diesen Ansatz zu schärfen und zu entfalten kann nur im Kontext der kulturwissenschaftlichen Perfor-mativitätsforschung gelingen.

Samstag, 20. Juli // 11.30 Uhr - 13.00 Uhr

Plenum IIRelationaler Raum //Wahrnehmung // Vergegenwärtigung

Panelists //Tim Rieniets // Landesinitiative BauKultur NRW, GelsenkirchenTheo Deutinger // Architekt, Flachau/AmsterdamAss. Prof. Aslihan Senel // ITÜ Istanbul

Moderation // Markus Lanz, Gastdozent TU München

Entwickeln sich die gesellschaftlichen Verhältnisse zunehmend in Richtung der Produktion eines differentiellen Raumes - mit einer großen Unvorhersehbarkeit, mit seinen Zufälligkeiten und seiner großen Heterogenität statt Homogenität – so ergeben sich hieraus neue Problematiken für die Architektur. Wenn wir davon ausgehen, dass urbane Räume nicht statisch, sondern dynamisch in Echtzeit ständig neu erzeugt, durch ständiges Enactment neu erhandelt werden müssen und mitunter äußerst instabil und volatil sind, dann erweisen sich die tradierten Methoden der Architekten und Planer als unzureichend. Dieses Handeln aller Akteure dar-zustellen, diese Prozesse – die nebeneinander her, parallel sowie überschneidend und sich gegenseitig beeinfl ussend, ablaufen – begreifl ich zu machen stellt eine große Herausforderung dar. Ästhetische Praktiken, wie derivé, walking etc., führen nicht nur dazu, Stadt anders zu erfahren oder zu bespielen. Sondern „die Spiele des Schritte“ generieren Raum. Eine unserer Interessen gilt der Fragestellung, wie eine Vergegenwärtigung dieser Prozesshaf-tigkeit der räumlichen Erfahrung, der Subjektzentrierung raum-bildender Prozesse, der Ereignisstruktur von räumlichen Zusam-menhängen erfolgen kann. Und wie dies alles für den Prozess des architektonischen Entwurfs verfügbar gemacht werden kann.

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Samstag, 20. Juli // 14.00 Uhr - 16.45 Uhr

Plenum IIICase Studies // Architektonische Perspektive

Panelists //Prof. Bernd Kniess // HCU HamburgTon Matton // MattonOffi ce, Wendorf/RotterdamAnne-Julchen Bernhardt, Jörg Leeser // Bel Architekten, KölnMathew Leung, Giles Smith // assemblestudio, LondonKatharina Forster // non conform, Wien

Moderation // Christopher Dell, Berlin

Stadt interpretieren, die Räume der Städte in ihrer Widersprüch-lichkeit als gesellschaftlich produziert verstehen und angemessen repräsentieren, ist das eine. Aber wie verändern Notwendigkeiten wie Improvisation oder die Planung des Unplanbaren die Praxis des Städtebaus, des Stadt Entwerfens, die Seite des Produzen-ten? Und wie kann Gebrauch, die Seite des Rezipienten, mit den Mitteln der Architektur konzeptualisiert werden? Lassen sich Produzent und Rezipient überhaupt trennen? Ist der Entwurf das Eine, und Aktualisierung von Architektur im performativen Ereignis das Andere?

Gehen wir im Alltag mit Architektur um, erfahren wir sie nicht im distanzierten Betrachten, sondern beiläufi g in einer konkreten Situation. Wir sind dann schon auf dem Weg, auf der Schwelle, durch die Tür, jeweils in dieser Betrachtung selbst enthalten. In der Architektur sind wir Mitspieler (Frey), Raum wird produziert, in dem Architektur in Gebrauch ist. Welchen Raum lassen die Mitspieler (Frey), die Co-Akteure (Fischer-Lichte) der Architektur, welchen Raum gibt ihnen die Architektur? Es stellt die Frage nach dem Verhältnis von Entwurf und Gebrauch diskutiert an Hand konkreter Architekturprojekte.

Samstag, 20. Juli // 17.15 Uhr - 19.00 Uhr

Plenum IVAbschlussplenum // Performing the Cityanschließend // Ausklang mit Christopher Dell / Vibraphon

Panelists // alle Teilnehmer der Konferenz

ergänzende Diskussionsteilnehmer //Alban Janson // Universität KarlsruheMarkus Schäfer // Hosoya Schäfer Architekten, ZürichDr. Heinz Schütz // Kurator, München (angefragt)

Moderation // Prof. Sophie Wolfrum, TU München

Gesellschaft und Wirtschaftssystem produzieren ihre Räume - auch ohne Architekt und übergeordneter Planung. Einhergehend mit diesem aus-dem-Spiel-genommen-sein, kann gleichzeitig be-obachtet werden, dass die Architektur ihr angestammtes Feld zu-nehmend verlässt. Architekten operieren in Feldern außerhalb der klassischen Disziplin und nutzen dort ihre Entwurfs-Kompetenz.

Folgt man Umberto Eco und sieht Architektur als eine Kunst an, die widersprüchliche Codes in eine gestalterische Einheit zu fassen kann, dann wird genau diese Kompetenz des Entwerfens angesprochen. Wie kann dem Problem begegnet werden, dass die Systemgrenzen, in den man Einfl uss geltend machen und Verantwortung übernehmen kann, sich ständig verschieben und wandeln? Im letzten Plenum wollen wir die Debatte darauf fokus-sieren, wie das Urbane prozessorientiert und in seinen relationalen Verknüpfungen gedacht werden kann und wie dies in die Konzep-tion der Architektur urbaner Räume einfl ießen kann. Performativer Urbanismus will mehr als Stadt deuten. Die Performativität von Architektur könnte der Schlüssel zu einer städtebaulichen Entwurf-spraxis sein, die einem Verständnis von relationalen Raum gerecht wird.

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Literatur

Prolog //

Baudrillard, Jean // Architektur. Wahrheit oder Radikalität? Graz/Wien 1999

Careri, Francesco // Walkscapes. Walking as an Aesthetic Practice, Barcelona 2002

Certeau, Michel de // Gehen in der Stadt,in: Ders., Kunst des Handelns, Berlin 1988, S. 179–209

Eco, Umberto // La struttura assente, Mailand 1968;Einführung in die Semiotik, München 1972

Fischer-Lichte, Erika // Ästhetik des Performativen, Frankfurt a. M. 2004

Fischer-Lichte, Erika // Performativität. Eine Einführung. Bielefeld 2012

Frey, Dagobert // Wesensbestimmung der Architektur, (1926), in: Kunstwissen-schaftliche Grundfragen – Prolegomena zu einer Kunstphilosophie, Baden bei Wien 1946, S. 93–106

Hempfer, Klaus // Performance, Performanz, Performativität.In: Hempfer, Klaus; Volbers, Jörg; Theorien des Performativen. Sprache – Wissen – Praxis. Eine kritische Bestandsaufnahme. Bielefeld 2011, S. 13-43

Latour, Bruno // Von der Realpolitik zur Dingpolitik. Berlin 2005

Lefèbvre, Henri // La production de l’espace. Paris 1974, London 1991

Leibniz, Gottfried Wilhelm // Briefwechsel mit Samuel Clarke (1715/16).In: Dünne, Jörg; Günzel, Stephan (Hg.)

Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften.Frankfurt am Main 2006, S. 44-58

Situativer Urbanismus, Arch+ Nr. 183, 2007

Soja, Edward W.// Thirdspace, Blackwell 1996

Bilder //

Titelbild // Paris / Markus LanzSeite 6/7 // Kopenhagen / Francesca FornasierSeite 8/9 // Paris / Markus LanzSeite12/13 // Istanbul / Aslihan SenelSeite 16/17 // New York / Sophie Wolfrum

Das Symposium wird ausgerichtet von:

Lehrstuhl für Städtebau und RegionalplanungUniv.-Prof. Sophie Wolfrum

Christopher Dell // Gastprofessor 2012/2013, TU München

in Kooperation mit der Schaustelle und demArchitekturmuseum der Technischen Universität MünchenProf. Andres Lepik

Organisation und Kontakt:Nikolai Frhr. v. Brandis // [email protected]

Wir danken dem Bund der Freunde der TUM e.V.für die großzügige Unterstützung dieser Konferenz.

Technische Universität MünchenFakultät für ArchitekturArcisstrasse 21 D-80333 München

Aktuelle Informationen fi nden Sie auf unserer Homepage //www.stb.ar.tum.de© 2013

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