15 S$ ##La##Na MUSTERSEITE.% 28.11.13 16:45 S !$ 2 ......out-Syndrom ist noch nicht umfassend...

3
Themenschwerpunkt 24 Stress lass nach Wenn Leistung zum Problem und Stress zum ständigen Begleiter des Menschen wird Immer mehr Menschen sind aufgrund ihrer Ar- beitsbedingungen und ih- rer Freizeitgestaltung durch zu hohen Stress be- lastet. Doch was tun, wenn es die eigenen Mit- glieder betrifft? Befindet sich ein Mitglied bereits in der Burnout-Spirale ist häufig die Kündigung die Folge. Deshalb ma- chen Angebote zur Stress- und Burnout-Prophylaxe auch speziell im Fitness- Studio Sinn. Auf den nachfolgenden Seiten stellt Ih- nen BODYMEDIA einige Konzepte zur Stress- und Burnout-Prävention vor, die im Fitness-Studio eingesetzt werden können. Der vorliegende Einleitungsar- tikel geht, auf der Basis eines Interviews mit Ulrike Pilz-Kusch, vorwiegend auf die Ursache und die Signale von Burn- out ein und zeigt Möglichkeiten auf, diesen zu vermeiden. Die Dipl.-Pädagogin Ulrike Pilz-Kusch ist Beratungs- und Trainingsspezialistin im Wellness-, Gesundheits- und Weiterbil- dungsmarkt. Sie ist seit Jahren – auch aus eigener Erfahrung – Trainerin und Autorin zu Burnout- und Stressprophy- laxe. Ihr Anliegen ist es, Menschen kompetenter zu machen und in die ei- gene Kraft zu bringen, um die gestie- genen Anforderungen meistern zu können. Um es vorweg zu nehmen: Das Burn- out-Syndrom ist noch nicht umfassend erforscht. Es gibt zwar Definitionen, dennoch stellt sich die Frage, wo fängt Burnout an und wo hört es auf. Man- che stecken es in einen Topf mit De- pressionen. Jedoch kann jemand eine Depression ohne Burnout haben oder auch Burnout ohne Depression. Aber im letzten Stadium gehen Experten davon aus, dass Burnout in eine mani- feste Depression mündet. Daten und Fakten Auch bei den Zahlen über Betroffene herrscht noch keine völlige Klarheit, zumal es sicher eine hohe Dunkelziffer gibt. In der EU wird davon ausgegan- gen, dass mehr als 1/3 der Bevölke- rung von Stress- und Angsterkrankun- gen, Depressionen und Burnout be- troffen ist. 81 Millionen psychisch Er-

Transcript of 15 S$ ##La##Na MUSTERSEITE.% 28.11.13 16:45 S !$ 2 ......out-Syndrom ist noch nicht umfassend...

Page 1: 15 S$ ##La##Na MUSTERSEITE.% 28.11.13 16:45 S !$ 2 ......out-Syndrom ist noch nicht umfassend erforscht. Es gibt zwar Definitionen, dennoch stellt sich die Frage, wo fängt Burnout

Themenschwerpunkt

24

Stress lass nachWenn Leistung zum Problem und Stress zumständigen Begleiter des Menschen wird

Immer mehr Menschensind aufgrund ihrer Ar-beitsbedingungen und ih-rer Freizeitgestaltungdurch zu hohen Stress be-lastet. Doch was tun,wenn es die eigenen Mit-glieder betrifft? Befindetsich ein Mitglied bereitsin der Burnout-Spiraleist häufig die Kündigungdie Folge. Deshalb ma-chen Angebote zur Stress-und Burnout-Prophylaxeauch speziell im Fitness-Studio Sinn.

Auf den nachfolgenden Seiten stellt Ih-nen BODYMEDIA einige Konzepte zurStress- und Burnout-Prävention vor, dieim Fitness-Studio eingesetzt werdenkönnen. Der vorliegende Einleitungsar-tikel geht, auf der Basis eines Interviewsmit Ulrike Pilz-Kusch, vorwiegend aufdie Ursache und die Signale von Burn-out ein und zeigt Möglichkeiten auf,diesen zu vermeiden.

Die Dipl.-Pädagogin Ulrike Pilz-Kusch istBeratungs- und Trainingsspezialistin imWellness-, Gesundheits- und Weiterbil-dungsmarkt. Sie ist seit Jahren – auchaus eigener Erfahrung – Trainerin undAutorin zu Burnout- und Stressprophy-laxe. Ihr Anliegen ist es, Menschenkompetenter zu machen und in die ei-gene Kraft zu bringen, um die gestie-genen Anforderungen meistern zukönnen.

Um es vorweg zu nehmen: Das Burn-out-Syndrom ist noch nicht umfassenderforscht. Es gibt zwar Definitionen,dennoch stellt sich die Frage, wo fängtBurnout an und wo hört es auf. Man-che stecken es in einen Topf mit De-pressionen. Jedoch kann jemand eineDepression ohne Burnout haben oderauch Burnout ohne Depression. Aberim letzten Stadium gehen Expertendavon aus, dass Burnout in eine mani-feste Depression mündet.

Daten und FaktenAuch bei den Zahlen über Betroffeneherrscht noch keine völlige Klarheit,zumal es sicher eine hohe Dunkelziffergibt. In der EU wird davon ausgegan-gen, dass mehr als 1/3 der Bevölke-rung von Stress- und Angsterkrankun-gen, Depressionen und Burnout be-troffen ist. 81 Millionen psychisch Er-

15_StessLassNach_MUSTERSEITE.qxd 28.11.13 16:45 Seite 2

Page 2: 15 S$ ##La##Na MUSTERSEITE.% 28.11.13 16:45 S !$ 2 ......out-Syndrom ist noch nicht umfassend erforscht. Es gibt zwar Definitionen, dennoch stellt sich die Frage, wo fängt Burnout

25

krankter allein in Europa verursachen800 Milliarden Kosten pro Jahr. DieZahl der betrieblichen Fehltage istaufgrund von Burnout laut der Deut-schen Psychotherapeutenkammerseit 2004 um fast 1.400% gestiegen.Und der Stressreport Deutschland2012 der Bundesanstalt für Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin vermeldet,dass jeder zweite Arbeitnehmer unterstarkem Termin- und Leistungsdruckleidet.

Burnout, vom englischen „ausbren-nen“, ist eine Stressfolgeerkrankungaufgrund chronischer Überlastung.Das Besondere daran: Es handelt sich– im Gegensatz zu anderen psychi-schen Erkrankungen – um eine Leis-tungserkrankung. Die Betroffenen leis-ten über einen längeren Zeitraummehr, als ihr Körper und Geist verkraf-ten. Es wird Raubbau mit den eigenenKräften betrieben. Ulrike Pilz-Kusch:„Diese Menschen stehen seit länge-rem unter Dauerstrom. Der Organismusmobilisiert dabei permanent alle Ener-giereserven, vergleichbar mit einemAuto, das den ganzen Tag mit über-höhter Drehzahl läuft. ChronischerStress und die Missachtung eigenerGrenzen sind die Gefahren, die in dieBurnout-Spirale führen. Die Symptomeäußern sich individuell sehr unter-schiedlich.“

Burnout-SignaleLetzteres ist auch ein Grund, weshalbBurnout so schwer erkennbar ist. Signifi-kant ist die innere Unruhe und Nervo-sität der Betroffenen. Die Arbeits- undLeistungsfähigkeit lässt mehr und mehr

nach und zunehmend auch die sozia-len Kompetenzen, bei deutlich sicht-barer Erschöpfung.

Ulrike Pilz-Kusch: „Die betroffenenMenschen sehen energielos und er-schöpft aus, haben Schlaf- und Kon-zentrationsschwierigkeiten. Im Kontaktsind sie eher gereizt, ungehalten,schnell gekränkt, bekommen raschDinge in den falschen Hals. Sie könnennicht mehr richtig zuhören, da sie über-wiegend mit sich selbst beschäftigtsind. Ein weiteres Zeichen sind starkeStimmungsschwankungen. Zudem zie-hen sich Burnout-Betroffene zuneh-mend sozial zurück. Sie sind nicht mehrso offen wie zuvor. Bei Frauen kann hin-zukommen, dass sie schnell in Tränenausbrechen.

Diese Menschen sind gefangen im ne-gativen Denken, lächeln nicht mehrund sind nicht mehr zum Scherzen auf-gelegt. Die genannten Warnsignalekönnen allerdings vorübergehendauch bei kurzen Stressphasen auftre-ten, ohne dass sie in ein Burnout über-gehen, wenn die Betroffenen sich an-schließend erholen.“

Die einzelnen Phasen des Burnoutssind vergleichbar mit einer Spirale. Es istnicht eine Geschichte, die von heuteauf morgen entsteht und auch nichtinnerhalb einiger Monate. Es ist einschleichender Prozess, in der die Men-schen ständig über ihre Kräfte hinausLeistung erbringen und sie ihre Arbeitüber alles andere stellen, zu wenig anden Ausgleich denken und sich zu we-nig Entspannung gönnen.

Ursache für Dauerstress und was da-gegen getan werden kannStress per se ist nicht schädlich. Chroni-scher Stress jedoch wirkt sich negativaus und kann zu einem Burnout führen,wenn die Waage zwischen Gesamt-belastungen und Bewältigungskom-petenz kippt. Die Welt ist kompliziertergeworden und die Arbeitswelt wan-delt sich immer schneller. Ulrike Pilz-Kusch: „Darin sind sich fast alle Exper-ten einig“.

Die Anforderungen werden komple-xer. Die Globalisierung, der schnelle(technische) Wandel, der Konkurrenz-druck, eine wachsende Arbeitsdichtezwingt Menschen in der Arbeitswelt,sich flexibel immer wieder auf etwasNeues einzustellen. Das Arbeitsleben istdurch Personalabbau und Umstruktu-rierungen unsicherer geworden undRückzugbereiche, wie das Privatlebenund die Beziehung, in denen früher dieMenschen Halt gefunden haben, sta-bile soziale Strukturen, wie die Großfa-milie, sind ebenfalls weggebrochen.Hinzu kommen die stetige Erreichbar-keit und der Freizeitstress.“

Es ist längst bekannt, dass die körper-lichen Ressourcen begrenzt sind. Aberdas Bewusstsein, dass dies auch auf diepsychischen Reserven zutrifft, ist nochnicht vorhanden. Zudem ist erst wenigerforscht, wie die psychischenRessourcen aufrechterhalten werdenkönnen. Burnout ist eine totale, vor allememotionale Erschöpfung. Die Betroffe-nen haben das Gefühl, ihr Leben und ih-re Arbeit nicht mehr im Griff zu haben.

Ulrike Pilz-Kusch: „Bei hoher Stressbelas-tung ist die minimalste und am ein-fachsten durchzuführende Empfeh-lung, um nicht in die Burnout-Spirale zugelangen, mehrmals am Tag für 3-90Sekunden auszusteigen. Halten Sie alleStunde oder von einer Aktivität zurnächsten einfach einen Moment inne.Schließen Sie, wenn möglich die Au-gen, nehmen Sie freundlich den Kör-per wahr und versuchen, überflüssigeAnspannung loszulassen und einigeMale kräftig auszuatmen und erstdann wieder loszulegen. Wichtig ist,sich Mini-Erholungspausen zu gönnenund tagsüber die Energie hoch zu hal-ten, um komplexe Anforderungssitua-tionen konzentrierter und leichter zumeistern.“

15_StessLassNach_MUSTERSEITE.qxd 28.11.13 16:45 Seite 3

Page 3: 15 S$ ##La##Na MUSTERSEITE.% 28.11.13 16:45 S !$ 2 ......out-Syndrom ist noch nicht umfassend erforscht. Es gibt zwar Definitionen, dennoch stellt sich die Frage, wo fängt Burnout

Wie sollten Angebote eines Fitness-Stu-dios aussehen, um die Stressbelastungder Mitglieder zu vermindern?Ulrike Pilz-Kusch: „Zur Stresspräventionsind Angebote notwendig, die es er-möglichen, dass die Mitglieder lernen,besser abzuschalten und vor allemdem Verstand eine Erholungspause zugönnen. Dazu gehört auch Stille, alsoRäume ohne Musikbeschallung. Ruhe-zonen mit weniger Hektik und wenigerTechnik sowie Ruhezeiten, tragen zurEntschleunigung bei und dazu, bei sichanzukommen. Im Kursbereich bietensich meditative Bewegungs- und Tanz-angebote, Atementspannung undKurzmeditationen an und naturnahe,ruhige Outdoor-Programme, um dieSinne wieder zu beleben.

Auch hier sollte darauf geachtet wer-den, nicht alle Sinne auf einmal anzu-sprechen, sondern die Konzentrationauf eine Sache zu lenken. Weniger istmanchmal mehr. Eine weitere Mög-lichkeit sind Vorträge zu alltagstaug-lichen Konzepten, mit denen die Mit-glieder dem Dauerstress entkommenkönnen.

Mein Eindruck ist, dass der Fokus nochzu wenig darauf gerichtet wird, wiewichtig es ist, dass das Gehirn Erho-lungspausen benötigt. Nicht nur immeretwas tun, sondern gezielt lernen ab-zuschalten und zwar nicht nur im en-geren Sinne mit den klassischen Ent-spannungsmethoden, sondern durchrhythmisierende Angebote mit einemWechsel zwischen Anspannung, Ent-spannung, Nichtstun und Stille. Übun-gen mit einem Nachklingen.

Das wirklich Rhythmisierende ist das,was das Leben ausmacht. Anspan-nung – Entspannung – Nichtstun ist wieein Dreier-Rhythmus, wie beim Atmenmit aktivem Einatmen – Loslassen –Ausatmen. Es ist wie Raum schaffen,Ausmisten, Aufräumen. Und dann wirk-lich diese kleine Pause des Nichtat-mens, des Nichtstuns einhalten, Dingenachklingen lassen, nicht nur Ziele imAuge behalten und nach vorneschauen, denn es kann passieren, dassdiese nicht erreicht werden und dasmacht viele Menschen fertig.

Benötigt werden kürzere Varianten ne-ben Progressiver Muskelrelaxation, dieeinfach und schnell umsetzbar sind,um einen Moment in Kontakt mit sichselbst zu kommen und nicht nur imKopf und in Aktion zu sein. Stressge-plagte brauchen einfache Konzepte,mit denen sie innerhalb kurzer Zeit Krafttanken können, um danach wiederFreude zu empfinden und sich auf daskonzentrieren zu können, was wirklichwichtig ist.“

Mit Design eine entspannende Atmo-sphäre schaffenBeim Design können Erkenntnisse ausder Farb- und Wohlfühlpsychologieberücksichtigt werden, wie sie teil-weise in der Wellnessbranche einge-setzt werden, beispielsweise warmeund freundliche Farbtöne, wie ein war-mes, zartes Gelb anstatt kalter, weißerWände. Keine überfüllten Räume,auch Freiräume schaffen, z.B. in Formvon Lounge-Bereichen, so dass dasAuge und das Gehirn in Zeiten der In-formationsüberflutung, beim Betretendes Raumes nicht zusätzlich belastetwerden. Dazu gehören auch schallge-dämpfte Räume zur Geräuschmini-mierung.

Ulrike Pilz-Kusch: „Oder Wellness-Zonenschaffen, in denen die Sinne zur Ruhekommen können mit ein paar schönenund ansprechenden Dingen wie einerPflanze, einem Brunnen oder einemKamin, die für eine angenehme, wohl-tuende und entspannte Atmosphäresorgen. Bei der Gestaltung darauf ach-ten, dass die Sinne entlastet und nichtbelastet werden und die Räumlichkei-ten beruhigend wirken.“

Zur PersonDie Dipl.-Pädagogin Ulrike Pilz-Kusch istsystemisch lösungsorientierte Berate-rin, Focusing-Trainerin, krankenkassen-anerkannte zertifizierte StresstrainerinGKM, Fachbuchautorin und Inhaberinvon well-concept. Ihre Tätigkeits-schwerpunkte sind Einzel-Coachingund Fortbildungen von Führungskräf-ten, Selbstständigen, unter anderem zuBurnout-Prävention.Kontakt:www.well-concept.de

Themenschwerpunkt

26

15_StessLassNach_MUSTERSEITE.qxd 28.11.13 16:45 Seite 4