#16 Die Predigt

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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · #16 · 3/2014 Die Predigt „Die Kirche steht und fällt mit ihrer Predigt.“ + Hörst du richtig? Deine Verantwortung als Zuhörer S. 4 + Die Predigt der Urchristen Die Rolle der Predigt im ersten Jahrhundert S. 32

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#16 — 03/2014

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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · #16 · 3/2014

Die Predigt

„Die Kirche steht und fälltmit ihrer Predigt.“

+Hörst durichtig?

Deine Verantwortungals Zuhörer

S. 4

+Die Predigt

der UrchristenDie Rolle der Predigtim ersten Jahrhundert

S. 32

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Editorial#16 Die Predigt - 03/2014

Liebe Leserin, lieber Leser,der evangelische Pfarrer Wilhelm Busch sagte einmal: „Ich bin gewiss, dass die evangelische Kirche steht und fällt mit ihrer Predigt.“ Diese radikale Aussage bringt ziemlich genau auf den Punkt, was uns die Bibel über die Predigt sagt. Ohne Predigt gibt es keinen Glauben, keine Einheit und keine Gemeinde. Von der Predigt hängt sehr viel ab. Gott hat nicht nur Menschen zum Glauben erwählt, sondern auch den Weg, durch den sie zum Glauben kommen sollen: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Chris-ti“ (in Römer 10,17 nach Luther 1984). Im Laufe der Jahrhunderte war die Predigt mehr oder weniger wichtig und einflussreich.

Es gab sogar Zeiten, in denen bibeltreue Predigten einen weitreichenden Einfluss auf die weltliche Gesell-schaft hatten. Man denke nur an die Reformatoren, die britischen Puritaner oder an C.H. Spurgeon, dessen Pre-digten in Zeitungen abgedruckt oder rezensiert wurden. Obwohl dies kein echter Bewertungsmaßstab für eine gute Predigt ist, sind diese Zeiten offensichtlich vor-bei. Die Predigt spielt allerdings trotzdem in fast jedem christlichen Gottesdienst, unabhängig von Denominati-on, Kultur oder Prägung noch immer eine Rolle. Ganz nüchtern betrachtet, ist jedoch trotz der zunehmenden Professionalisierung der Verkündigung ein deutlicher Verfall der Predigtkultur zu beobachten.

Nicht nur die Darbietungsform lässt oft am Inhalt zweifeln, auch der Inhalt selbst bewegt sich immer wei-ter vom eigentlichen Evangelium weg. Auch wird sie im Gottesdienst selbst mehr und mehr von anderen Darbie-tungsformen wie Musik, Schauspiel und Film verdrängt (nicht das Musik, Schauspiel und Film per se „schlecht“ wären). An Stelle einer gründlichen und nüchternen Betrachtung der bi-blischen Wahrheiten ist ein weltlicher Pragmatismus getreten, gemäß dem Motto „wenn es funktioniert, ist es „biblisch“ und gut“. Doch es wäre nur zu leicht auf den derzeitigen evange-likalen Zustand einzudreschen und lieblose Kritik zu üben. Das wollen wir in jedem Fall vermeiden. Das Ziel

dieses Heftes ist lediglich aufzuzeigen, welcher Status der Predigt in der heiligen Schrift wirklich zukommt. Darüber hinaus richtet sich das Heft auch und vor al-lem an Nicht-Prediger. Die Predigt bleibt leer verhallt im Raum zurück, wenn sie nicht vom Hörer in der Pra-xis angewendet oder zumindest im Herzen bewegt wird. Der Hörer muss genauso wie der Prediger wissen, was die biblischen Prinzipien der Verkündigung sind. Nur so kann er im Zweifel einen Irrlehrer ausmachen und Recht von Unrecht unterscheiden. Es ist längst nicht al-les „fromm“ was „fromm“ klingt. Es ist längst keine gute Predigt, wenn sie gut unterhält und es ist längst keine schlechte Predigt, wenn sie dich gelangweilt hat.

Letztlich wurde das Predigtamt von Gott selbst ins Leben gerufen. Daraus folgt eine enorme Verantwor-tung für den Prediger und den Zuhörer. Am Ende ist die Predigt kein Selbstzweck, sondern das Mittel zur Verbreitung der besten Botschaft der Welt, dem Evan-gelium. In diesem Sinne,

viel Freude beim Lesen und herzliche Grüße,Die Redaktion

PS: Wir freuen uns über deine Meinung oder Fragen zum Heft. Melde dich per Email (siehe Impressum) oder die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Jede Rückmeldung ist wichtig und hilft uns das Magazin weiter zu verbessern. Besuche auch unsere neu gestaltete Webseite www.timotheusmagazin.de. Vielen Dank!

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Auf dem Cover„Der Prediger“

Luba Siemens (*1990) ist

eine junge Grafik- und

Ko m m u n i k a t i o n s d e s i g -

nerin. Illustration ist ihre

Leidenschaft. Das Cover

entstand größtenteils im

anaologen Verfahren.

Ohne Predigt gibt es keinen Glauben, keine Einheit und keine Gemeinde. Von der Predigt hängt sehr viel ab.

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Inhalt

4 Hörst du richtig?T H O M A S R E I N E R

Warum der Hörer ein wichtiger Teil der Predigt ist und eine enor-me Verantwortung trägt.

8 Wie predigten die Apostel?D A N I E L F A C I U S

Anhand der Apostelgeschichte se-hen wir deutlich wie die Apostel predigten. Ein Vorbild für uns.

12 Predige auslegend!T H O M A S H O C H S T E T T E R

Warum der Mangel an Ausle-gungspredigten zur „Hungersnot“ in der Gemeinde führt.

18 Warum ist geistlicheUnterweisung wichtig?W A L D E M A R D I R K S E N

Geistliche Unterweisung ist nicht modern, aber trotzdem biblisch.

20 Die berühmteste Predigt aller Zeiten!L U D W I G R Ü H L E

Eine Reflektion der wohl be-rühmtesten und „perfektesten“ Predigt aller Zeiten.

24 Predigt im Alten TestamentA N D R E A S M Ü N C H

Die Predigt existierte bereits im Alten Testament und weist einige grundlegende Prinzipien auf.

28 Wahre Reformation ... führt zu echtem Gottesdienst!J O C H E N K L A U T K E

Auch über den „echten“ Gottes-dienst lernen wir von König Josia.

32 Die Predigt der UrchristenB R I A N H . E D W A R D S

Warum die Umstände der Urchristen den unsrigenfrappiernd ähneln.

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I M P R E S S U M

Redaktion Waldemar Dirksen,

Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,

Peter Voth, Hans-Werner Deppe

Art Direktor Peter Voth ∙ [email protected]

Lektorat Tanja Mirau

Abo-Service Michael Töws ∙ [email protected]

Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38

D-32832 Augustdorf ∙ [email protected]

Online www.timotheusmagazin.de

Shop www.cbuch.de/timotheus

Erscheinungsweise Erscheint als

Quartalsmagazin seit Oktober 2010

alle drei Monate: Januar (Winter) · April

(Frühling) · Juli (Sommer) · Oktober (Herbst).

Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)

Jahresabo ∙ €11,60 (D) (zzgl. Versand)

Inhalt

Warum ist geistliche

Unterweisung wichtig? S. 18

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Text: Thomas Reiner — Foto: Death to Stock

Die meisten Gottesdienstbesucher haben sich schon Gedankendarüber gemacht, was eine gute Predigt ausmacht. Hast du schon

einmal darüber nachgedacht, ob du ein guter Hörer bist?

Hörst durichtig?

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in der Offenbarung (Offenbarung 2–3) schließen mit den Worten: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ Eine Predigt ist eine geistliche Angelegenheit. Der Hörer soll nicht menschli-che Gedanken, Ansichten und Lebensweisheiten zu hö-ren bekommen, sondern das, was Gottes Geist sagt (1. Korinther 2,3-5). Darum schreibt der Apostel Paulus (1. Korinther 2,14): „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden.“ Der natürliche Mensch ist der Mensch, der ohne Gott leben will. Sein natürliches Interesse an der Bibel und an einer Predigt ist gering. Jeder Mensch wird in diesen natürlichen Zustand hineingeboren. Um von einer Predigt profitieren zu können, musst du ein geist-licher Mensch werden. Geistlich sind all die Menschen, die sich Gott zuwenden und erkennen, dass Christus die Strafe für ihre Rebellion gegen ihren Schöpfer auf sich genommen hat. Sie sind geistlich, weil Gottes Geist in ihnen wohnt (Römer 8,9).

• Prüfe dich, ob du im Glauben stehst (2. Korinther 13,5) und Gott dir seinen Geist geschenkt hat (1. Korinther 2,12).

• Gib dich nicht mit einer Ahnung zufrieden (Hiob 42,5), sondern bitte Gott darum, dass er dir durch seinen Geist die Gewissheit schenkt, dass du von deiner Sünde erlöst bist (Römer 8,14–16).

• Frag deinen Prediger um Rat, wenn du dir in dieser Sache unsicher bist.

Bete, um zu hören!Weil eine Predigt eine geistliche Angelegenheit sein soll, kann sie nicht ohne Gebet vorbereitet werden. Wir er-warten, dass der Prediger darum bittet, dass er Gottes Wort verstehen kann und dass es ihm gelingt, es richtig an die Gemeinde weiterzugeben.

Diese Arbeit ist schwer für einen einzelnen Mann. Es ist nötig, dass du dich dem Gebet deines Predigers anschließt. Selbst der Apostel Paulus bat die Empfänger seiner Briefe um Gebet (Kolosser 4,3): „Betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auf-tue und wir das Geheimnis Christi sagen können.“ Dein Prediger braucht eine offene Tür, damit er das Wort Gottes verstehen kann. Und ebenfalls genau wie Paulus braucht er eine offene Tür, damit das Wort, das er von seinem Herrn erbeten hat, von den Hörern angenom-men wird.

Eine Tür ist bei dir und deinem Herzen. Gott spricht durch die Predigt zu dir. Auch dein Herz soll durch das Gebet vorbereitet werden. Du musst bereit werden, von Gott und seinem Wort verändert zu werden. Gott will ein herrliches Werk an dir tun. Der Apostel Paulus be-schreibt es folgendermaßen (Römer 8,29): „Die er aus-ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Du wirst dich niemals selbst so verändern können, dass du ge-nauso wie Jesus bist. Bete darum, dass Gott dir seinen Geist gibt (Lukas 11,13), der dieses gute Werk an dir tut (Titus 3,4–7).

Der junge Samuel ist ein Beispiel dafür, dass Menschen zwar Gottes Wort hören, aber doch nicht verstehen, was ihr Schöpfer von ihnen erwartet. Der Knabe musste lernen, dass Gott zu ihm spricht und wie er auf

diese Stimme reagieren soll (1. Samuel 3). Du täuschst dich, wenn du meinst, dass Hören eine leichte Sache sei, die jeder ganz selbstverständlich beherrscht. Du täuschst dich, wenn du meinst, der Prediger trage alleine die Ver-antwortung dafür, dass du Gottes Wort verstehst und im Glauben wachsen kannst. Du täuschst dich, wenn du meinst, dass bloß der Mann hinter der Kanzel üben muss, seine Aufgabe gut zu erfüllen. Es reicht nicht, wenn du bloß im Gottesdienst anwesend bist und da-rauf wartest, dass jemand etwas für dich tut. Gott will, dass du genau hinhörst und darauf achtest, was er dir zu sagen hat.

Sicher hast du eine ziemlich genaue Vorstellung da-von, was eine gute Predigt ist. Du nimmst an, dass sie sorgfältig vorbereitet werden muss. Der Prediger hat die Bibel gründlich zu studieren. Nach dem Studium muss darauf geachtet werden, dass die biblische Botschaft nicht in der Vergangenheit bleibt. Menschen sollen direkt angesprochen werden. Im Internet finden sich viele lebendige Predigten. Da gibt es Videos von Paul Washer, der Gott beim Wort nimmt und wie kein an-derer von Gottes Heiligkeit zu reden weiß. John Piper legt sein ganzes Herz in seine Botschaft und lässt seine Hörer spüren, wonach sie sich im Innersten sehnen. R. C. Sproul legt biblische Wahrheiten in einer eindrück-lich logischen Art und Weise dar. Leider – so magst du bei diesen Zeilen denken –  schafft es der Prediger meiner Gemeinde nicht, mir Gottes Heiligkeit vor Au-gen zu stellen. Er trägt seine Predigt so vor, dass man meint, sein Herz sei unendlich weit von seinen Worten entfernt. Seiner Predigt fehlt jede Logik und es fällt dir schwer, seinen Gedanken zu folgen. So kommt es, dass du am Sonntag statt gestärkt und ermutigt, enttäuscht oder bestenfalls unberührt vom Gottesdienst nach Hau-se gehst. Es scheint, als ob dein Prediger eine Schulung braucht, damit sein Vortrag besser werden kann.

In diesem Artikel will ich mich nicht deiner Klage anschließen, sondern mit dir darüber nachdenken, wie du durch die Botschaft, die du am Sonntag zu hören be-kommst, gestärkt und ermutigt werden kannst. Ich will dir zeigen, dass die Erwartungen, die du an deinen Pre-diger hast, eigentlich auch dir gelten. Wenn der Hörer nicht vorbereitet ist, wird er kaum regelmäßig Gewinn aus einer Predigt schöpfen können. Bleib nicht passiv, sondern mach dich wie Samuel auf und lerne, auf Gott zu hören!

Glaube, um zu hören!Ganz selbstverständlich erwarten wir, dass der Prediger an Christus glaubt. Er soll Zeuge sein und davon erzäh-len, was er wirklich kennt. Wer Gott nur vom Hörensa-gen kennt, hat kaum etwas zu berichten.

Was auf den Prediger zutrifft, gilt auch für den Hörer. Gott richtet sein Wort an dich. Wenn Gott dir fremd ist, kannst du genau wie der junge Samuel nicht verstehen, wovon in der Predigt geredet wird. Alle Sendschreiben

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te Anweisungen weitergibt. Manchen Predigern fällt es schwer, eine Anwendung zu finden. Trotzdem ist es nicht vergebens, ihnen zuzuhören. Das Wort, das du von Gott hörst, soll dein Herz erreichen und dich verändern. Das gelingt dir besser, wenn du bereits gewohnt bist, Bi-beltexte auf dein Leben anzuwenden. Gottes Wort will mehr an dir tun, als dein Wissen zu vergrößern. Davon schreibt Paulus an Timotheus (2. Timotheus 3,16–17): „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erzie-hung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes voll-kommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ Das Ziel von Gottes Wort ist dein Tun. Darum musst du dich selbst an diesem Wort prüfen und ihm entsprechend handeln. Erst was du tust, hast du wirklich begriffen. Erst wenn du es tust, gehört das, was du erkannt hast, wirklich zu deinem Leben (Matthäus 7,24–27).

• Frage dich bei jedem Bibeltext, wie du ihn auf dein eigenes Leben anwenden kannst (Psalm 111,10).

• Mache dir Notizen während der Predigt. Statt aufzuschreiben, was der Text bedeutet, notiere dir, wie du den Abschnitt in der kommenden Woche anwenden kannst.

• Rede mit anderen Christen darüber, wie Gottes Wort, das ihr gehört und gelesen habt, euer Leben verändert.

Sei begeistert, um zu hören!Viel lieber hören wir einem Prediger zu, der ganz in sei-ner Botschaft lebt, als einem, der seine Predigt trocken vorträgt. Wie herrlich ist es, wenn man spüren kann, dass es für jenen Mann in diesem Augenblick nichts Bes-seres gibt, als die Botschaft, die er vorbereitet hat, an seine Gemeinde weiterzugeben.

Mit der gleichen Haltung wirst du als Hörer den größten Gewinn aus einer Predigt ziehen. Wenn du dir nichts Besseres vorstellen kannst, als auf Gottes Wort zu hören und mit ganzem Herzen dabei bist, wirst du be-stimmt nicht ohne eine Ermutigung, ohne einen Trost oder ohne eine Erkenntnis nach Hause gehen, für die du Gott danken kannst (Psalm 119,162). Es ist nicht leicht, jeden Sonntag mit einer solchen Haltung in den Got-tesdienst zu kommen und sie während der ganzen Pre-digt zu behalten. Leicht werden Hörer von Gedanken abgelenkt, die sie schon lange beschäftigen. Leicht gehen die Blicke zu anderen Gottesdienstbesuchern und man denkt an die letzte Begegnung, die man mit ihnen hatte. Leicht übermannt die Hörer die Müdigkeit und die Au-gen fallen zu, weil sie in der vorangegangenen Nacht zu wenig geschlafen haben oder von einer anstrengenden Arbeitswoche erschöpft sind. Weil alle diese Dinge ganz leicht passieren, musst du gegen sie ankämpfen. Denk daran, was du verpasst, wenn du abgelenkt bist. Der Herr von Himmel und Erde richtet sein Wort an dich. In diesem Moment gibt es nichts Besseres, als aufmerk-sam zuzuhören.

• Danke Gott, dass du sein Wort zu hören bekommst (Römer 10,14–17).

• Bete täglich für deinen Prediger und seinen Dienst (2. Thessalonicher 3,1).

• Bete darum, dass du Gottes Wort in der Predigt hören kannst und dass du dadurch zu Gottes Ehre verändert wirst (1. Thessalonicher 2,13).

Studiere die Schrift, um zu hören!Ein Prediger muss die Bibel gründlich studieren. Damit er nicht einfach seine eigenen Gedanken an seine Hö-rer weitergibt, muss er sich wirklich mit Gottes Wort beschäftigen und darin Gottes Willen erkennen lernen.

Vielleicht erwartest du, dass der Prediger diese Ar-beit für dich übernimmt. Er ist doch dazu da, dass er dir Gottes Wort auslegt und erklärt. Wenn du mit die-ser Haltung einen Gottesdienst besuchst und dich selbst die ganze Woche nicht mit der Bibel beschäftigt hast, gleichst du einem ausgetrockneten Schwamm. Wenn ein solcher Schwamm mit Wasser übergossen wird, perlt es von ihm ab. Um Wasser aufnehmen zu können, muss der Schwamm zuerst angefeuchtet werden. Am meisten Gewinn aus einer Predigt kannst du dann ziehen, wenn du dich mit dem, wovon der Prediger redet, bereits be-schäftigt hast und wenn du an Gedanken anknüpfen kannst, die du bereits bewegt hast. Jesus sagte zu sei-nen Jüngern (Lukas 8,18): „So seht nun darauf, wie ihr zuhört; denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er meint zu haben.“ Wer sein Herz mit Gottes Wort vorbereitet, wird noch mehr Trost, Stärkung und Ermutigung aus der Predigt erhalten. Wer aber ausgetrocknet hören will, wird enttäuscht werden.

• Lies regelmäßig in der Bibel. Bring dabei nicht ein-fach die Kapitel hinter dich, die du dir vorgenom-men hast, sondern sei mit Kopf und Herz dabei (Apostelgeschichte 8,30).

• Verwende Hilfsmittel (Kommentare, Lexika, Inhalte aus dem Internet), um zu verstehen, was du gelesen hast. Dein Prediger wird dir sicher gerne entsprechende Hilfen empfehlen.

• Lies den Predigttext bereits vor der Predigt. Notiere dir, was dir nicht klar ist und was dich besonders freut.

Wende an, um zu hören!Der Prediger soll nicht nur erklären, wie ein Text der Bi-bel zu verstehen ist, sondern soll zeigen, was diese Worte mit unserem Leben zu tun haben. Eine Predigt soll nicht bloß ein Vortrag sein, sondern eine Botschaft, die mitten in unser Leben spricht.

Wieder kannst du erwarten, dass der Prediger diese Arbeit für dich tut. Aber sieh dich im Gottesdienst um. Neben, vor und hinter dir sitzen weitere Hörer. Sie alle haben ihre eigenen Zweifel und haben mit ihren eigenen Sünden zu kämpfen. Es ist schlicht unmöglich, dass der Prediger in einer Botschaft für alle seine Hörer konkre-

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Thomas Reiner (*1970) ist verheiratet und Vater von vier

Kindern. Pfarrer der ERKWB (Evangelisch-reformierte Kirche

Westminster Bekenntnisses) Winterthur in der Schweiz.

• Überlege dir, was dich daran hindert, der Predigt aufmerksam zuzuhören – suche den Grund bei dir – und wie du die Ablenkung in Zukunft überwin-den kannst.

• Nimm es nicht einfach hin, dass deine Gedanken beim Zuhören abschweifen. Übe dich darin, dich immer besser auf die Predigt zu konzentrieren.

• Sorge dafür, dass du ausgeruht bist, um der Predigt aufmerksam folgen zu können.

Liebe, um zu hören!Der Prediger muss sich darum bemühen, dass sein Han-deln nicht sein Verkündigung zunichte macht. Darum soll er ein vorbildliches Leben führen, an dem man se-hen kann, dass er seinen Herrn und die Menschen liebt.Auch dein Verhalten beeinflusst, ob du aus einer Predigt etwas lernen kannst. Wenn du wenig von deinem Predi-ger hältst, wirst du bestimmt wenig von ihm erhalten. Wenn du dich über ihn geärgert hast, wirst du ihm nicht mit der gleichen Aufmerksamkeit und mit dem gleichen Wohlwollen folgen können, wie wenn er dir eine Freude gemacht hätte. Nun magst du einwenden, dass gerade diese Dinge etwas mit dem Verhalten des Predigers zu tun haben. Wenn du davon ausgehst, dass Gott durch diesen Mann zu dir sprechen will, ist es klug, alles daran zu setzen, dass du ihm zuhören kannst. Sprich ihn an, wenn er dich geärgert hat und schaff die Unstimmigkeit aus der Welt (Epheser 4,26–27; Matthäus 5,23–24).

Sag deinem Prediger, wenn ein Teil seiner Predigt dich besonders ermutigt oder herausgefordert hat. Es ist gut für dich, wenn er weiß, dass er dir helfen konnte. Er wird seinen Dienst mit mehr Freude tun. Von diesem Effekt ist im Hebräerbrief die Rede (Hebräer 13,17): „Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wa-chen über eure Seelen – und dafür müssen sie Rechen-schaft geben –, damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch.“

• Prüfe, ob deine Haltung, die du deinem Prediger gegenüber hast, der Bibel entspricht (1. Thessaloni-cher 5,12–13; 1. Timotheus 5,17).

• Überlege dir, wie du deine Beziehung zu deinem Prediger verbessern kannst (Römer 13,8).

• Sag deinem Prediger, wenn seine Botschaft dir ge-holfen hat. Das ist der wahre Lohn für seine Arbeit (1. Timotheus 5,18).

Nimm es nicht einfach hin, dass deine Gedanken beim Zuhören abschweifen. Übe dich darin, dich immer besser auf die Predigt zu konzentrieren.

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Text: Daniel Facius — Foto: Joe Alblas

Wenn, wie die Bibel sagt, der Glaube aus der Predigt kommt, dann kann es kaum etwas Wichtigeres geben als die Frage, wie und

worüber wir eigentlich predigen sollen. Wie die ersten Christen und Apostel diese Frage beantwortet haben, das hat Lukas in seiner

Apostelgeschichte aufgezeichnet.

Wie predigtendie Apostel?

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die Heiden-mission schon mehr ins Blick-feld geraten, als Paulus von seiner Heimat-gemeinde auf eine Missions-reise ausgesandt wird. Anknüp-fungspunkt für seine Predigt in Antiochia in Pisidien ist allerdings wie-derum die Syn-agoge, wo er zu-nächst zu Juden spricht, bevor er sich den Heiden zuwendet. In Apg. 17 ist es dann ein nahezu ausschließlich heidni-sches Publikum, mit dem es Pau-lus in Athen zu tun bekommt. Mit der Predigt des Paulus in Apg. 26 erfüllt sich schließlich erstmals die Ankündigung Gottes, dass Paulus dazu ausersehen ist, das Evangeli-um auch „vor Könige“ zu bringen (Apg. 9,15). Hier predigt er vor dem König Judäas, Herodes Agrip-pa dem Zweiten sowie dem römi-schen Statthalter Festus. Während Agrippa offenbar sehr gut über die Vorgänge um Jesus informiert und im jüdischen Glauben verwurzelt ist (Apg. 26, 3 und 27), hat Festus, der sein Amt erst vor kurzem an-getreten hatte, keine Kenntnis von den Vorgängen, die zur Anklage des Paulus geführt haben.

So unterschiedlich die Anlässe der Predigten und so ungleich das Publikum der beiden Apostel ge-wesen sind, so lassen sich doch ei-nige Gemeinsamkeiten finden, die einen Hinweis darauf geben kön-nen, was eine christliche Predigt ausmacht.

Verankerung in der Heiligen SchriftDer erste Punkt: eine christliche Predigt ist gegründet in der Hei-ligen Schrift. Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Apostel nie für sich in Anspruch nahmen, et-was völlig Neues zu verkünden. Zwar war der Tod Jesu am Kreuz

Alle Christen sind Prediger

Dabei muss gleich zu Anfang vor einem Missverständnis gewarnt werden. Unter „Predigt“ sollte nämlich nicht nur die sehr spezielle Form der Unterweisung im Got-tesdienst verstanden werden, sondern viel

allgemeiner die Verkündigung des Evangeliums. Dann nämlich sind nicht nur Pastoren und theologische Ex-perten angesprochen, sondern alle Christen. Wenn Jesus sagt: „Geht in die ganze Welt und verkündigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“ (Markus 16,15), dann sind nicht nur die damaligen Jünger gemeint, sondern auch die heutigen. Wie sieht sie nun aber aus, diese Verkündi-gung des Evangeliums? Lukas, der Arzt und Reisebeglei-ter des Apostels Paulus, hat in seiner Apostelgeschichte dokumentiert, wie die ersten Jünger und Apostel diesen Befehl Jesu verstanden haben. Daraus folgt nun nicht, dass wir die Art und Weise, wie Petrus und Paulus ge-predigt haben, heute exakt kopieren müssen. Wohl aber kann es nützlich sein, sich an den Schwerpunkten zu orientieren, die der Heilige Geist den Aposteln eingab und Lukas hat aufzeichnen lassen.

Die Predigten in der ApostelgeschichteDer Dienst der frühen Apostel bestand nicht nur in der Mission. Wir erfahren, dass die ersten Gemeinden „beständig in der Lehre der Apostel blieben“ (Apostelge-schichte 2,42, im Folgenden „Apg.“) und dass Paulus im Rahmen seiner Missionsreisen immer wieder in die von ihm gegründeten Gemeinden zurückkehrte, um sie im Glauben zu stärken. In Korinth verweilte Paulus 18 Mo-nate, um die Gemeinde zu lehren, in Ephesus sogar zwei Jahre. Lukas überliefert uns von dieser Lehrtätigkeit des Paulus keine Inhalte, dafür aber umso mehr Missions-predigten, zum Beispiel die Pfingstpredigt des Petrus (Apg. 2,14-40), die Predigt in der Halle Salomos (Apo-stelgeschichte 3,12-26), die Predigt im Haus des Kor-nelius (Apg. 10, 34-43), die Predigt in der Synagoge in Antiochia (Apg. 13,16-41), die Predigt auf dem Areopag (Apg. 17,22-32) und die Predigt vor Agrippa und Festus (Apg. 26). Anlass und Publikum dieser Predigten sind dabei höchst unterschiedlich.

Die Pfingstpredigt des Petrus ist die erste uns über-lieferte christliche Predigt. Hier predigt Petrus zu den Ju-den und zu allen, die in Jerusalem wohnen (Apg. 1,14). Anlass ist schlicht und einfach die Sendung des Heiligen Geistes, deren Folgen so erstaunlich sind, dass sie einer Erklärung bedürfen. In eine ähnliche Kategorie fällt die Predigt in der Säulenhalle Salomos. Hier ist die Heilung eines seit seiner Geburt gelähmten Mannes der Anlass, den Petrus zu einer Verkündigung des Evangeliums nutzt. Sein Publikum dürfte vornehmlich aus Juden be-standen haben, wie die Anreden in Apg. 3,17 und Apg. 3,25 nahelegen. Erstmals stehen in Apg. 10 Heiden im Mittelpunkt. Hier predigt Petrus dem gottesfürchtigen römischen Hauptmann und seinem Haus das Evange-lium, eine Ungeheuerlichkeit in jüdischen Augen, zu der es nur kam, weil Gott Petrus durch eine Vision und einen direkten Befehl dazu aufforderte. In Apg. 13 ist

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Es ist von zentraler

Bedeutung, dass die

Apostel nie für sich in Anspruch

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meinsame Geschichte Gottes mit seinem Volk Bezug nimmt. Als die Juden seine Botschaft ablehnen, betont er dagegen mehr die Beru-fung der Heiden: „Denn so hat uns der Herr geboten: ‚Ich habe dich zum Licht der Heiden gemacht‘“ (Apg. 13,47). Das beste Beispiel für diese Methode der Apostel, sich bei der Vermittlung ihrer – immer glei-chen(!) – Botschaft an ihre Zuhörer anzupassen, ist die Predigt auf dem Areopag in Athen. Hier hat es Pau-lus mit Heiden zu tun, die völlig andere Weltbilder besaßen, sei es, weil sie im Glauben an die heidni-schen Gottheiten um Zeus verharr-ten, sei es, weil sie philosophischen Lehren wie denen Epikurs1 oder Zenons2 anhingen. Als Anknüp-fungspunkt für seine Predigt wählt Paulus hier den Altar für den unbe-kannten Gott und beginnt mit An-sichten, von denen er annehmen konnte, dass sie auch von seinen Zuhörern geteilt wurden, wenn er etwa von der Schöpfung der Welt und der Menschen spricht. Zudem scheut er sich nicht, griechische Dichter zustimmend zu zitieren: „Denn in ihm leben, weben uns sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts“ (Apg. 17,28).3 Bei seiner Predigt vor Agrippa und Festus schließlich knüpft Paulus erstaunlich direkt an die Kennt-nisse und den Glauben Agrippas an: „Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, dass du glaubst“ (Apg. 26,27 und vorher Vers 3). Auch wir sollten uns be-mühen, unsere Zuhörer zu kennen und die Weltbilder, denen sie an-hängen, zu verstehen, damit wir verständlich mit ihnen reden und es vermeiden können, unnötigen(!) Anstoß zu erregen.

1 Epikur ging von der Sterblichkeit der Seele aus und lehrte die Erreichung von Lust als höchstes Lebensziel, wobei hier nicht nur Sinneslust, sondern auch Ge-mütsruhe gemeint war, die etwa durch philosophische Überlegungen gewon-nen werden konnte.

2 Zenon ist der Begründer der „Stoa“, ei-ner philosophischen Richtung, für de-ren Anhänger Selbstbeherrschung und Gelassenheit die Mittel auf dem Weg zu einer angestrebten Ruhe der Seele wa-ren.

3 Hier zitiert Paulus aus dem Gedicht „Cretica“ des Kreters Epimenides und aus dem Werk „Phaenomena“ des ki-likischen Dichters Aratus.

und seine Auferstehung natürlich etwas völlig Unerhörtes, nie Da-gewesenes, absolut Einmaliges. Was die Apostel jedoch betonen, ist die Gründung dieser Ereignisse in der Heiligen Schrift der Juden, unserem Alten Testament. Die Pfingstpredigt des Petrus beginnt mit einem Schriftzitat: „Das ist’s, was durch den Propheten Joel ge-sagt worden ist“ (Apg. 2,16). Petrus betont den Ratschluss Gottes, der hinter den aktuellen Geschehnissen steht, und zitiert Psalmen Davids, um die Mission Jesu zu beschrei-ben: „Da er nun ein Prophet war, hat er’s vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus“ berich-tet (Apg. 2, 30 +31). Als Petrus die Heilung des Gelähmten erklären soll, redet er von der Kreuzigung Christi auf diese Weise: „Gott aber hat erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor ver-kündigt hat: dass sein Christus lei-den sollte“ (Apg. 3,18) und zitiert aus den Schriften des Mose, der das Kommen Jesu bereits tausen-de Jahre zuvor angekündigt hatte. Bei der Predigt im Haus des Kor-nelius überliefert Lukas uns keine direkten Schriftzitate, was damit zusammenhängt, dass Petrus es mit überwiegend heidnischen Hörern zu tun hatte. Gleichwohl ist auch hier der Versuch erkennbar, auf die Schrift hinzuweisen, wenn Petrus von Jesus sagt: „Von diesem be-zeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glau-ben, Vergebung der Sünden emp-fangen sollen“ (Apg. 10, 43).

Auch der Apostel Paulus geht nicht anders vor. Seine Predigt in Antiochia in Pisidien ist durchzo-gen von Schriftzitaten. „Wir ver-kündigen euch“, sagt Paulus, nichts Neues, sondern „die Verheißung, die an die Väter ergangen ist, dass Gott sie uns, ihren Kindern erfüllt hat, indem er Jesus auferweckte“ (Apg. 13, 32). Bei seiner Predigt in Athen, die sich an ein heid-nisches Publikum richtet, ist die Verankerung in der Schrift etwas schwerer zu erkennen, da Paulus auf direkte Zitate verzichtet. Dem Inhalt nach aber referiert er etwa aus dem ersten Buch Mose, wenn er davon berichtet, dass Gott „die Welt gemacht“ (Apg. 17,24) und

„aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht hat“ (Apg. 17,26). Und vor Agrippa und Festus fehlen zwar direkte Zi-tate aus der Thora, der inhaltliche Bezug ist aber unverkennbar: „Nun stehe ich hier und werde angeklagt wegen der Hoffnung auf die Ver-heißung, die unsern Vätern von Gott gegeben ist“ (Apg. 26,6). Zu-sammengefasst: die Apostel sagen „nichts, als was die Propheten und Mose vorausgesagt haben“ (Apg. 26,22). So sollten auch wir nichts anderes sagen als das, was geschrie-ben steht.

Anknüpfungspunkte im Leben der ZuhörerDie Apostel sind bemüht, An-knüpfungspunkte für ihre Predigt zu finden, seien es Dinge, die sich gerade vor aller Augen ereignen, seien es Erkenntnisse, zu denen die Zuhörer bereits gekommen sind. Soweit es der Form nach möglich ist, stellen sie sich auf ihre Zuhö-rer ein. Das ist es, was Paulus im 1. Korintherbrief beschreibt, wenn er sagt, dass er den Juden wie ein Jude, denen ohne Gesetz wie einer ohne Gesetz, den Schwachen ein Schwacher, letztlich „allen alles ge-worden“ ist (1. Korinther 9,20-22). So nimmt Petrus die Ausgießung des Geistes und die Heilung des Gelähmten zum Anlass, um über das Evangelium zu reden, und er tut das seinem jüdischen Publikum gemäß mit vielen Zitaten und einer Betonung der Abstammung seiner Zuhörer (zum Beispiel, wenn er sie als „Söhne der Propheten und des Bundes“ bezeichnet). Im Haus des Heiden Kornelius wählt Petrus weder direkte Schriftzitate, noch spricht er über die Erwählung Is-raels, sondern geht auf sein Pub-likum wie folgt ein: „Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm“ (Apg. 10,34f.).

Auch Paulus spricht zunächst zu seinen jüdischen Zuhörern durch Schriftzitate und betont den jüdischen Hintergrund des Evan-geliums, wenn er Gott etwa als den „Gott dieses Volkes Israel“ (Apg. 13,17) bezeichnet und auf die ge-

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Persönliches ZeugnisGerne übersehen und häufig un-terschätzt wird die Rolle des per-sönlichen Zeugnisses. Die Grün-dung in der Schrift ist zentral, die historischen Fakten sind wichtig, aber die glaubwürdig vermittelte persönliche Betroffenheit kann von erheblicher Bedeutung sein. Einen Hinweis auf diese Tatsache liefert bereits die Nachwahl des zwölften Apostels. Kriterium für die Wahl war es nämlich, dass der Kandidat „die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausge-gangen ist“, persönlich miterlebt hat (Apg. 1,21). So verwundert es nicht, dass sich die Apostel auch darauf berufen, den Inhalt ihrer Verkündigung persönlich bestä-tigen zu können. Petrus spricht nicht lediglich von der Auferste-hung Jesu, er sagt: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen“ (Apg. 2,32, und fast wortgleich im Tempel in Apg. 3,15). Gegenüber Kornelius erklärt er: „Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem“ (Apg. 10,39; sie-he auch Vers 41 in Bezug auf die Auferstehung).

Paulus befindet sich, was die Zeugenschaft angeht, in einer etwas anderen Situation als Petrus, da er das Leben Jesu nicht direkt miter-lebt hat. Deswegen beruft sich Pau-lus in Antiochia zunächst auf das Zeugnis der Apostel: „Aber Gott hat ihn auferweckt von den Toten; und er ist an vielen Tagen denen er-schienen, die mit ihm von Galiläa hinauf nach Jerusalem gegangen waren; die sind jetzt seine Zeugen vor dem Volk“ (Apg. 13,31). Auf dem Areopag wird Paulus unter-brochen, als er auf die Auferste-hung Jesu zu sprechen kommt, wo-bei man davon ausgehen kann, dass er die dennoch Interessierten später auf die zahlreichen Zeugen für sei-ne Botschaft hingewiesen hat. Vor Agrippa schließlich berichtet Pau-lus von seiner eigenen Begegnung mit dem auferstandenen Jesus, so dass er zusammenfassen kann: „Ich stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein“ (Apg. 26,22).Am Beispiel des Paulus lässt sich schön ersehen, dass das persönli-

che Zeugnis nicht auf die Jünger beschränkt ist, die das irdische Leben Jesu mitverfolgt haben. Na-türlich können wir weder die Berg-predigt noch die Kreuzigung aus erster Hand bezeugen. Was aber, wie Paulus, alle Christen bezeugen können, ist die eigene, persönliche Begegnung mit dem auferstande-nen Jesus. Wir sollten nicht nur die Berichte der Evangelien referieren und die Lehren der apostolischen Briefe entfalten, sondern selbst bezeugen, wie uns Jesus begegnet ist, wie Er uns Licht geschenkt hat, wie Er uns reinigt und verändert in sein Bild hin, wie Er täglich gegen-wärtig ist und welche zahlreichen Wunder Er in unserem Leben tut. Christus hat uns als Zeugen beru-fen, nicht als Geschichtsdozenten.

Die Botschaft von JesusEs versteht sich eigentlich von selbst, und wird doch häufig mis-sachtet: zentraler Inhalt unserer Predigt muss die Botschaft von Jesus sein. Und um das noch et-was präziser zu formulieren: die Botschaft des menschgewordenen Gottessohns, der für unsere Sün-den am Kreuz gestorben ist und so die Versöhnung mit Gott möglich macht. Die Botschaft des aufer-standenen Christus, der uns zur Umkehr ruft und im Glauben an ihn ewiges Leben verheißt. Die Botschaft eines tragisch gescheiter-ten Wanderpredigers mit einer re-volutionären Liebesethik ist nicht die Botschaft über den biblischen Jesus, ist nicht das Evangelium, das die Apostel verkündigt haben. Die Apostel haben nicht zur Be-endigung der (zahlreichen) Kriege aufgerufen. Sie haben nicht die Befreiung der Sklaven und die Be-seitigung sozialer Missstände ver-langt. Sie haben nicht einmal die abenteuerliche Korruption und Willkür der römischen Herrschaft angeprangert. Petrus predigt zu Pfingsten vielmehr über Kreuz (Apg. 2,23) und Auferstehung (V. 24) und ruft zu Buße und Umkehr auf (V. 38). Im Tempel predigt er über Kreuz und Auferstehung (Apg. 3,15) und ruft zu Buße und Umkehr auf (V. 26). Im Haus des Kornelius predigt Petrus über

Kreuz und Auferstehung (Apg. 10,39f.) und redet vom kommen-den Gericht und der Vergebung der Sünden (V. 42f.). Paulus hingegen predigt in Antiochia, genau, über Kreuz und Auferstehung (Apg. 13,29f.) und warnt vor den Folgen fehlender Buße (V. 40f.). In Athen läuft seine Predigt auf einen zentra-len Punkt zu – auf Kreuz und Auf-erstehung (Apg. 17,31), wobei er zur Buße aufruft (V. 30). Und vor Agrippa redet Paulus zu guter Letzt – über Kreuz und Auferstehung (Apg. 26, 23) und ruft zu Buße und Bekehrung auf (V. 20). Diese klaren Schwerpunkte der apostoli-schen Predigt sollten wir nicht aus dem Blick verlieren. So berechtigt das Anprangern bestimmter Miss-stände im Einzelfall auch sein mag: eine Predigt ohne die Botschaft von Kreuz und Auferstehung Jesu kann sich kaum auf die Apostel berufen.

Daniel Facius (*1981) ist Ehemann, Vater

von zwei Kindern und setzt sich im Stän-

digen Ausschuss des Bibelbundes für die

Zuverlässigkeit der Bibel ein. Er is als

Jurist tätig.

Page 12: #16 Die Predigt

Text: Thomas Hochstetter — Portrait: William Hamilton (1751-1801)

Die westlichen Gemeinden stehen vor einer Hungersnot. Gottes Wort ist kaum noch zu

hören! Dadurch bedingt ist das Lebenvieler Christen „hin- und hergeworfen und

umhergetrieben von jedem Wind der Lehre“ (Epheser 4,14). In dem Artikel wollen wir die

Frage beantworten: Was benötigen wir, um diese geistliche Hungersnot wieder

abzuwenden?

Predigeauslegend!

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gung aber auch in der Apostelgeschichte. Die Gemeinde Christi fängt mit einem lauten Knall an, als an Pfings-ten 3000 Leute auf einen Schlag zum Glauben kommen (siehe Apostelgeschichte 2,41). Was ging dem voraus? Eine Predigt von Petrus (Apostelgeschichte 2,14-36). Was Petrus hier tat, war lediglich das, was er bei Jesus gesehen hatte. Es ist der Modus Operandi der Verkün-digung. Es ist die erste Aufgabe der großen Aufgabe mit der uns Jesus zurück gelassen hat:

„So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe“

Matthäus 28,19-20

Wie sollen wir gehen und zu Jüngern machen? Indem wir alle Welt lehren, das zu halten, was Jesus befohlen hat! Jesus predigte. Petrus predigte. Paulus predigte. Ja-kobus predigte. Barnabas predigte. In fast jedem Kapi-tel der Apostelgeschichte hören wir von jemandem, der predigt. Es ist der Auftrag, den die Gemeinde von Gott bekommen hat. Es gibt auf dieser Welt keinen höhe-ren Ruf als sich voller Mut und voller Geist vor Men-schen mit „empfindlichen Ohren“ zu stellen, um Gottes Wahrheit zu verkündigen! Es ist Gottes Lösung zu jeder geistlichen Hungersnot, auch in diesem Land! Wenn also die Verkündigung von Gottes Wort durch die Pre-digt so notwendig und primär ist, stellt sich sogleich die Frage, wie diese Verkündigung aussehen soll.

VoraussetzungenEs gibt nun einige Voraussetzungen, damit wir eine Verkündigung biblisch nennen können. Die offensicht-lichste davon ist, dass der Inhalt dieser Predigt Gottes Worte wiedergibt. Es ist das Predigen von Seinem Wort, welches in den 66 Büchern der Bibel festgehalten ist. Das mag als überflüssige Erinnerung klingen. Ist es aber nicht. Wir leben in einer Zeit, in welcher die Predigt oft dazu missbraucht wird, Ideen und Philosophien von Menschen weiterzugeben. So finden wir politische Themen, psychologische Gedankenspiele, „Pep Talks“, persönliche Meinungsoffenbarungen, Lehrstunden in Dogmatik oder (wie schon persönlich erlebt) Vorträge aus dem Gemeindegästebuch. Aber das alles ist keine biblische Predigt, denn es gibt nicht Gottes Worte wie-der, sondern bestenfalls einen Schatten davon. Es ist wie bei der Ernährung durch Fastfood: man ist mit Essen beschäftigt, aber man ernährt sich sehr einseitig und feh-lerhaft. Welches Predigen gibt dann Gottes Worte wie-der? Wie können wir für eine nahrhafte und ausgewo-gene Ernährung durch Gottes Wort sorgen? Das bringt uns nun zu dem Kern unseres Themas.

Ein Hunger nach Gottes Wort„Siehe, es kommen Tage, spricht Gott, der Herr, da werde ich einen Hunger ins Land senden; nicht einen Hunger nach Brot, noch einen Durst nach Wasser, sondern danach, das Wort des Herrn zu hören. Da wird man hin und her wanken von einem Meer zum anderen und umherziehen vom Norden bis zum Osten, um das Wort des Herrn zu suchen, und wird es doch nicht finden“

Amos 8,11-12

Wir leben in einer Fastfood-Gesell-schaft. Das „goldene M“, die Kette mit der Krone oder auch (für mich ganz lokal) die Dönerbude stehen für schnelles Essen aus der Retorte.

Ernährungstechnisch ist aber nicht viel goldenes oder königliches an dieser Art der Ernährung, wie auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2003 schon be-sorgt meldete. Es gibt nun eine schockierende Parallele zwischen der Fehlernährung durch Fastfood & Co. und dem, was Gott durch Seinen Propheten Amos hat vo-raussagen lassen, nämlich: eine geistige Fehlernährung von Seinem Volk. Gott sagte für Israel eine geistliche Hungersnot voraus, in der sie Gottes Wort suchen, aber nicht finden werden. Wir leben in dieser Hungersnot. Gottes Wort ist in den Kanzeln der westlichen Welt im-mer weniger zu hören. Es gibt immer weniger Gemein-den, die eine klare Stellung zu Gottes Offenbarung be-ziehen. Dort hört man dann alles Mögliche. Aber nicht Gottes Wort.

Die Notwendigkeit der PredigtHeutzutage hat das Verb „predigen“ einen faden Beige-schmack bekommen. Wenn ich jemandem „predige“, dann hat das etwas negatives, etwas herrisches. Das Predigen ist nicht mehr im Trend der Zeit. Wir sollen die Menschen doch lieber mit Medien, Musik, Schau-spiel und gesellschaftsrelevanten Aktionen erreichen. Aber bitte nicht predigen, ja? Das ist so alt. So ineffek-tiv. So autoritär. Es passt einfach nicht mehr in unsere Zeit. Wenn eine Predigt zumutbar ist, dann bitte nur als 5-Minuten-Ausschnitt auf YouTube. Im Gegensatz zu dieser Entwicklung steht Gottes Offenbarung. Gott hat das „Verkündigen der Torheit“ (1. Korinther 1,21) als primäres Transportmittel für die Wahrheit eingesetzt. Es fängt bei der wichtigsten Aufgabe an, nämlich der Errettung zum Glauben:

„Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen Verkündiger? Wie sollen sie aber verkündigen, wenn sie nicht ausgesandt werden? Wie geschrieben steht: »Wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die Gutes verkündigen!“

Römer 10,14-15

In dem Abschnitt alleine kommt das Wort „verkündi-gen“ schon viermal vor (3x als Verb, 1x als Nomen)! Wir sehen die Notwendigkeit und den Rang der Verkündi-

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Auslegungspredigt beschreibt. Es geht dabei darum, den ursprünglichen Sinn so zu erklären, dass er verstanden wird. Diese Passage ist sehr lehrreich, da wir sehen, dass eine Predigt nicht nur eine Informationsschleuder sein soll. Vielmehr soll sie darauf abzielen, dass Menschen Gottes Wort besser verstehen, um es zu befolgen. Das war Esras Anliegen. Und um das zu erreichen, musste er dem Volk Gottes Gesetz lehren und zwar so, dass sie verstehen konnten, wie sie es befolgen sollten.

Auslegung im Neuen TestamentDas herausragende Beispiel eines auslegenden Predigers finden wir aber in Jesus. Wir sehen zwar nicht, dass Jesus sich für drei Jahre hinsetzte und durch diverse AT Bü-cher, Vers für Vers, predigte. Seine Zeit war knapp. Sein Dienst weit verteilt. Seine Aufgabe klar. Und dennoch sehen wir in Seinen Predigten das Muster einer Ausle-gungspredigt, die fest auf Gottes Offenbarung beruht. Belege dafür können wir zum Beispiel in der Bergpre-digt finden, in welcher Jesus keine neuen Gesetze er-lässt, sondern die schon existierenden auslegt und allen aufzeigt, welche Bedeutung diese schon immer hatten. Ein weiteres Beispiel finden wir in Lukas 4, als Er in der Synagoge Jesaia 61:1-2 vorlas. Nach der Auffassung zahlreicher Ausleger1 griff Lukas hier nur den Beginn einer Lehrstunde auf, da es klar war, dass Er dort auch den Text auslegte. Wir wollen uns aber mit einem drit-ten Beispiel ein wenig detaillierter beschäftigen, nämlich mit Lukas 24,25-27. Am Ende dieses Abschnittes, in dem Jesus Kleopas und seine Mitreisenden dafür tadelt, dass sie nicht beide Seiten der Messianischen Prophetie erkennen konnten, begann Er „bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht“ (Lukas 24,27).2 Jesus tat das, was auch schon Esra tat: Er erklärte den Menschen, ausge-hend von den Schriften, Gottes Worte. Das ist, was eine Auslegungspredigt ausmacht.

Auslegung und InspirationFrage: Weshalb ist es wichtig, dass wir den Hauptgedan-ken des ursprünglichen Autors zum Hauptgedanken un-serer Predigt machen? Oder anders gefragt: Wieso ist ein auslegendes Predigen der einzige Weg, der den gesamten Ratschluss Gottes an die Gläubigen bringen kann?

Antwort: Weil die Auslegungspredigt der einzige Weg ist, um ernsthaft mit der Inspiration der Schrift umzugehen. Tim Kelly schreibt dazu Folgendes: „In der Auslegungspredigt kommt Gott zu Wort! Nur die Auslegungspredigt bleibt bei dem Vorhaben Gottes in dem Text. Gott allein weiß, was wir benötigen. Gott weiß, was für ihn wichtig ist. Wir wollen den Text unse-re Botschaft für heute bestimmen lassen und nicht un-sere Gefühle oder menschliche Weisheit. Denn bei der Auslegungspredigt werden Gottes Gedanken und seine Weisheit weitergegeben (Jesaia 55,8-11; 2. Petrus 3,15-

1 Abendroth, 146-1472 Ibid., 149

Die Notwendigkeit der AuslegungspredigtPredigtstileDie Verkündigung von Gottes Wort kann verschiedene Formen annehmen, wobei eine davon am Ende klar als erhaben hervorsticht. Tim Challies macht 5 grundlegen-de Predigtstile aus:

• Anekdotisch – das Predigen basiert hauptsäch-lich auf Geschichten, um einen moralischen Punkt zu setzen

• Biographisch – die Predigt zeigt das Leben eines Gläubigen auf und zieht moralische Lehren aus dessen Beispiel

• Thematisch – der Prediger hat ein Thema vor Augen und sucht sich dann die dazugehörigen Bibelstellen aus

• Textbasierend – die Predigt benutzt einen Text aus der Bibel, ist aber nicht auf die Hauptaussage des Textes aufgebaut

• Auslegend – der Prediger macht die Hauptaussa-ge des Textes zur Hauptaussage der Predigt

Wir können jetzt nicht jeden dieser Stile besprechen, aber wir wollen doch eine wichtige Frage stellen: wie haben denn die Prediger in der Bibel Gottes Wort ge-predigt? Gibt es überhaupt Beispiele? Ich denke ja. Und wir werden sehen, dass diese Prediger (inkl. Jesus selbst) im Grunde auslegend gepredigt haben.

Auslegung im Alten TestamentEin Beispiel aus dem Alten Testament finden wir mit Esra in Nehemiah 8:

„Und sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich vor und erklärten den Sinn, sodass man das Gelesene verstand“

Nehemiah 8,8

An der Spitze dieser Ausleger stand Esra, ein Mann, der Jahre zuvor eine zweite Gruppe aus dem babylonischen Exil wieder zurück nach Jerusalem geführt hatte (Esra 7-10). Durch sein Wirken brach eine große Erweckung unter den Hebräern aus. In Esra 7,10 lesen wir, wie Esra beschaffen war:

„Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu tun, und in Israel Gesetz und Recht zu lehren“

Esra 7,10

Die Erweckung in Jerusalem hatte einen Prediger zur Grundlage, der Gottes Wort sehr ernst nahm. Sein Leben bestand daraus, Gottes Wort zu erforschen, zu tun und zu lehren. Esra studierte Gottes Wort, lebte es aus und lehrte das Resultat seines Studiums. In Nehemia 8 steht nun das Volk vor den Priestern und will Gottes Wort hören. Wen rufen sie? Esra natürlich. Denn Esra war mit seinem gesamten Leben für diesen Moment vorbereitet. Was Esra und die Leviten dann taten, ist das, was die

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16).“ Die Prediger des Alten und des Neuen Testaments predigten auslegend, weil sie völlig überzeugt waren, dass Gottes Wort irrtumslos und im Ganzen völlig Sein Wort ist:

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüs-tet.“

2. Timotheus 3,16-17

Zuerst ist es „alle Schrift“, die von Gott eingegeben ist (das griechische Wort beschreibt ein „Einhauchen“). Dazu ist diese eingehauchte Offenbarung noch „nütz-lich“. Wozu ist Gottes Wort nützlich? Damit jeder Gläu-bige zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet ist! Jedes Werk. Völlig ausgerüstet. Wessen bedarf es mehr? Petrus beschreibt in seinem zweiten Brief die Sicherheit, Allge-nügsamkeit und Fehlerlosigkeit dieser Offenbarung, in-dem er es mit seiner außergewöhnlichen Erfahrung auf dem Berg der Verklärung (Matthäus 17:1-6) vergleicht, um dann zu dem noch erstaunlicheren Schluss zu kom-men:

„Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen pro-phetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrie-ben haben die heiligen Menschen Gottes geredet“

2. Petrus 1,19-21

Diese Einstellung beschreibt die Prediger im Neuen Tes-tament. Sie waren unumstößlich davon überzeugt, dass Gottes Worte tatsächlich Seine eigenen Worte sind; dass diese ohne Fehler durch den Geist niedergeschrieben wurden und dass diese Worte fester stehen als selbst die außergewöhnlichsten Erfahrungen.

Vorteile der AuslegungspredigtEine auslegende Methodik bringt auch viele Vorteile mit sich:

• Sie schützt den Prediger davor, seine eigenen Ge-danken und Vorhaben in den Text zu importieren.

• Sie ermöglicht es dem Zuhörer, die Botschaft an Hand des Textes zu prüfen.

• Sie hat Autorität, da die Botschaft klar aus dem Text kommt.

• Sie zwingt einen Prediger dazu, den ganzen Rat-schluss Gottes zu predigen.

• Sie motiviert den Leib Christi dazu, selbst die Schrift zu lesen und zu bewerten.

AufrufWas benötigen wir dann, um diese geistliche Hungers-not wieder abzuwenden? Was müssen wir tun, „damit

der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet“? Was bringt geistliche Reife und Wachstum im Glauben? Wie können wir als Pre-diger zusammen mit Paulus sagen: „Ich habe nichts ver-schwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt“? (Apostelgeschichte 20,27). Der ein-zige Weg dahin ist durch eine sorgfältige, in Gebet ge-tränkte, auslegende Herangehensweise, welche Kontext, Grammatik, historischen Hintergrund und ursprüngli-che Bedeutung als führendes Geländer benutzt. Es ist eine Predigt, die darauf aus ist, Gottes Gedanken – und nicht unsere – zu Gehör zu bringen.

„Daher bezeuge ich dir ernstlich vor dem Angesicht Gottes und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches willen. Verkündige das Wort!“

2. Timotheus 4,2

Aufgaben zum Bibelstudium• Schau dir noch einmal den Missionsbefehl in Mat-

thäus 28,19-20 an und schreibe alle Befehle auf. Was ist das Ziel der ganzen Befehle (und somit des großen Auftrags)?

• Such dir in der Apostelgeschichte alle Worte, die mit Verkündigung zu tun haben, heraus und liste sie (inkl. Versreferenz und die involvierten Perso-nen) in einer Tabelle auf.

• Lies dir Jesaia 55,8-11 durch und achte besonders auf die Verse 8 und 11. Was sagen diese Verse über unsere Art der Verkündigung aus?

• Lies dir Nehemiah 8 durch und achte darauf, was Esra und die Leviten alles erklären konnten. Welche 3 Eigenschaften machten das Leben Esras aus (siehe Esra 7)?

Bibliographie

Abendroth, Mike. Jesus Christ: The Prince of Preachers. 1st ed. Leo-minster: Day One Publications, 2008.

Azurdia, Art. “Spirit Revived Community,” 2014. http://trinityport-land.com/resources/trinity-portland-sermons/?sermon_id=373

Challis, Tim. “Expository Preaching”, 2004. http://www.challies.com/general-news/expository-preaching.

Lawson, Steven J. Die Hungersnot - Ein Leidenschaftlicher Ruf Nach Auslegungspredigt. Dübendorf: Verl. Mitternachtsruf, 2007

MacArthur, John. Biblisch Predigen: Eine praktische Anleitung zur Auslegungspredigt. Auflage: 1. Oerlinghausen: Betanien, 2008.

“Preaching Jesus of Nazareth,” 2014. http://www.gty.org/resour-ces/sermons/44-9/preaching-jesus-of-nazareth.

Robinson, Haddon. Predige das Wort: Vom Bibeltext zur lebendigen Predigt. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2013.

Thomas Hochstetter (*1977) ledig, arbeitet derzeit im

Europäischen Bibel Trainings Centrum (EBTC) als Dozent

(Hermeneutik, Homiletik) und Administrator.

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Warum istgeistliche

Unterweisungwichtig?

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Text: Waldemar Dirksen — Gemälde: Rembrandt van Rijn (1606-1669)

Geistliche Unterweisung durch die Auslegung der Schrift ist derbewährte Weg, um geistliches Feuer in den Herzen der Gläubigen zu entfachen. Strebe danach, im Wort Gottes unterwiesen zu werden!

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serem Inneren zeigen, wie sehr uns an Gottesfurcht mangelt. James I. Packer schreibt dazu: „Wir müssen lernen, uns selbst recht zu beurtei-len, nicht im Blick auf unser Wis-sen über Gott, nicht in Bezug auf unsere Gaben und unsere Stellung in der Gemeinde, sondern im Blick auf unser Gebetsleben und auf das, was in unserem Herzen vorgeht. Ich fürchte, dass viele von uns kei-ne Vorstellung davon haben, auf welch niedrigem Niveau wir hier leben. Lasst uns den Herrn bitten, uns hierfür die Augen zu öffnen.“1

Hiob erkannte am Ende sei-ner Leidenszeit, wie unzureichend er Gott kannte, obwohl er vor seinem schweren Leiden als ein untadeliger und rechtschaffener „Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet“, galt (Hiob 1,8). Er beugte sich ehrfürchtig vor Gott mit folgenden Worten: „Von Hö-

rensagen hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gese-hen“ (Hiob 42,5). Es ist wunder-bare Gnade, wenn sündige Men-schen einen tiefen Einblick in die Weisheit, Macht und Souveränität Gottes erhalten. Ich vermute, dass die meisten von uns Gott nur von Hörensagen kennen. Sollen wir uns damit abfinden? Nein! Lasst uns mit Eifer und Ernst nach wahrer Gotteserkenntnis streben.

Der Ausweg aus der geistlichen NotDie Emmausjünger befanden sich offenkundig in einer geistlichen Not. Jesus hat ihre geistliche Not nicht nur diagnostiziert, sondern auch mit einer ausführlichen Un-terweisung darauf reagiert: „Muss-te nicht der Christus dies erleiden

1 Packer, James I., Gott erkennen, Heroldverlag, 2014, S. 36

Als zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus waren, nahte sich Jesus ihnen und kam mit ihnen ins Gespräch,

ohne dass sie ihn erkannten. Bei-de Jünger waren tief betrübt. Ihre Hoffnung auf die Befreiung Israels von der Herrschaft der Römer hat sich in Luft aufgelöst. Jesus reagier-te auf ihre Betrübnis nicht mit trös-tenden Worten, sondern mit einer scharfen Zurechtweisung, indem er das Problem ihrer Betrübnis an der Wurzel packte: „O ihr Unver-ständigen, wie ist doch euer Herz träge, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben“ (Lukas 24,25). Mangelndes geistliches Verständnis und schwacher Glau-be im Herzen waren die Ursache ihrer Betrübnis. Die Kreuzigung Jesu war nur ein Anlass ihrer Trau-er. In seiner aufrüttelnden Ermah-

nung verknüpft Jesus scheinbare Gegensätze: Verstand und Glaube. Rechtes Verständnis und gesun-der Glaube gehören zusammen. Schriftgemäßer Glaube schaltet das Denken nicht aus. Im Gegenteil: Gesunder Glaube erfordert geist-lich klares Denken.

Im Alten Testament wird mehr-fach prophezeit, dass der Messias leiden, sterben und auferstehen wird. Außerdem hat Jesus dies mehrfach angekündigt. Lukas be-richtet in seinem Evangelium, wie Jesus dreimal den Jüngern sein Lei-den ankündigte. Zudem beschreibt Lukas die Wirkung dieser Ankün-digungen auf die Jünger: „Und sie verstanden nichts davon, und die-ses Wort war ihnen zu geheimnis-voll, und sie begriffen das Gesagte nicht“ (Lukas 18,34). Also nicht nur die Emmausjünger, sondern auch die zwölf Jünger waren geist-lich unverständig. Sie waren nicht

in der Lage, Jesu Worte in ihrer Bedeutung zu erfassen. Diese geist-liche Verblendung ist nicht außer-gewöhnlich, sondern für den na-türlichen Menschen normal. „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss“ (1. Korinther 2,14).

Wir sollten uns heute nicht an-maßen, in einer geistlich besseren Verfassung zu sein als damals die Emmausjünger. Wir mögen die Bedeutung des Kreuzes verstehen, aber das heißt noch lange nicht, dass wir geistlich verständige Men-schen sind und über einen gesun-den Glauben verfügen. Man mag an dieser Stelle einwenden, dass die Begegnung Jesu mit den Emmaus-jüngern noch vor Pfingsten statt-fand und daher die geistlich klare

Sicht fehlte. Aber nach Pfingsten schreibt zum Beispiel Paulus an die Gläubigen in Galatien: „O ihr un-verständigen Galater, wer hat euch verzaubert, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht, euch, denen Jesus Christus als unter euch gekreuzigt vor die Augen gemalt worden ist? ... Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen und wollt es nun im Fleisch vollenden?“ (Ga-later 3,1 und 3). Christen können nach Pfingsten wie die Emmaus-jünger geistlich verblendet sein. Aus diesem Grund sollten wir uns hüten, zu meinen, dass unser geist-licher Zustand besser ist als der der Emmausjünger nach der Auferste-hung Jesu. Unsere Sorgen und Be-trübnisse sind doch meist auf eine geistlich verschwommene Sicht zurückzuführen. Unsere geistlichen Niederlagen zeugen doch von ei-nem erbärmlichen Glauben. Und die verderblichen Vorgänge in un-

„Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, und

als er uns die Schriften öffnete?“ Lukas 24,32

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und in seine Herrlichkeit einge-hen? Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ih-nen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht“ (Lukas 24,26-27). Ausgehend von den Schriften hat er dargelegt, dass das, was in den letzten Tagen geschah, von Gott gewollt war.

Es war nicht das erste Mal, dass Jesus auf die geistliche Not von Menschen mit geistlicher Unter-weisung reagierte. Vor der „Spei-sung der Fünftausend“ war Jesus wegen der geistlichen Not des Vol-kes bekümmert: „Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten ha-ben. Und er fing eine lange Predigt an“ (Markus 6,34). Er sorgte für das geistliche Wohl einer großen Volksmenge durch geistliche Un-terweisung.

Die Emmausjünger beschrei-ben mit eigenen Worten die Wir-kung der Unterweisung auf ihre Herzen: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, und als er uns die Schriften öffnete?“ (Lukas 24,32). Jesus hat durch die Auslegung der Schriften ein Feuer in ihren Herzen ange-zündet. Geistliche Empfindungen entstehen durch Erleuchtung des Verstandes. Wir müssen nicht neue Methoden zur Anregung von geist-lichen Emotionen erfinden. Geist-liche Unterweisung in Form der Schriftauslegung ist der bewährte Weg, um beim Volk Gottes geist-liches Feuer zu entfachen. Heilige Empfindungen in der Gemeinde Gottes können nicht per Knopf-druck hervorgerufen werden und sollen auch nicht künstlich erzeugt werden. Geistlich wirksame Unter-

weisung führt Gläubige zum Frie-den und zur Freude in Gott.

Nachdem die Israeliten aus ih-rer Gefangenschaft heimgekehrt waren, haben die Leviten das Volk ebenfalls unterwiesen und zwar im Gesetz, indem „sie [...] das Buch des Gesetzes Gottes klar und ver-ständlich aus[-legten], so daß man verstand, was gelesen worden war“ (Nehemia 8,8). Wie reagierte das Volk auf die Auslegung des Ge-setzes? Es heißt im nachfolgenden Vers: „alles Volk weinte, als sie die Worte des Gesetzes hörte“ (Vers 9). Geistliche Betrübnis war die Wir-kung der Unterweisung. Während dieser heilsamen Betrübnis ermun-terte Nehemia das Volk mit den be-kannten Worten: „Und seid nicht bekümmert; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“ (Vers 10). Im Anschluss feierte das Volk ein Freudenfest (Vers 11). Die Schrif-tauslegung darf nicht unterschätzt werden. Sie war in der Vergangen-heit ein Mittel, um Menschen auf den rechten Weg zu führen. Heute soll sie denselben Stellenwert ha-ben. Die klare Schriftauslegung ist von Gott gewollt. Die Urgemeinde blieb beispielsweise beständig in der Lehre der Apostel (Apostelge-schichte 2,42).

Ausgehend von der Erfahrung der Emmausjünger können wir festhalten: Der Ausweg aus einer geistlichen Notlage ist geistliche Unterweisung. Wenn geistlich wirksame Unterweisung unter-bleibt, verkümmert das Volk Got-tes. Schon im Alten Testament heißt es: „Mein Volk geht zugrunde aus Mangel an Erkenntnis“ (Hosea 4,6). Jemand sagte auch: Eine Ge-meinde steht und fällt mit der Pre-digt. Die geistliche Not in unseren

Gemeinden ist groß. Gläubige sind oft geistlich unterernährt. Die Aus-legung der Schrift, wie Jesus und die Leviten es taten, ist der Weg aus dieser Notlage.

Lieber Leser, bleib niemals in deiner geistlichen Not einfach stecken! Lass dich geistlich unter-weisen im Wort Gottes! Höre auf-merksam zu, wenn Gottes Wort ausgelegt wird! Lies selbst regel-mäßig Gottes Wort! Denk darüber nach! Wende es auf dein Leben an! Sei nicht gleichgültig, wenn man-gelndes geistliches Verständnis und schwacher Glaube dein geistliches Leben kennzeichnen. Geistliche Unterweisungen vermitteln uns ein geistliches Verständnis und stärken unseren Glauben.

Fragen• Nenne weitere Beispiele aus

der Bibel, die die Wirkung der Schriftauslegung veranschau-lichen.

• Welche Rolle spielt der Heilige Geist für das Verständnis der Heiligen Schrift?

• Was unternimmst du, wenn du wie die Emmausjünger in einer geistlichen Not steckst?

Waldemar Dirksen (*1982) ist Lehrer

an einem Berufskolleg in Bonn. Als Mit-

gründer, Mitherausgeber und Redakteur

gehört er zu den regelmäßigen Autoren

von Timotheus.

Rembrandts Bildnis des Mennonitenpredigers Cornelis Claesz Anslo und seiner Frau.

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Text: Ludwig Rühle — Gemälde: Carl Bloch (1834-1890)

Jesus Christus ist das fleischgewordene Wort Gottes. Wir könnendarum davon ausgehen, dass Jesus nicht nur sehr wortgewandt,sondern dass er der größte Prediger aller Zeiten war. In diesem

Artikel wollen wir uns die berühmteste Predigt des größten Predigers aller Zeiten ansehen, die Bergpredigt.

Die berühmteste Predigt aller Zeiten!

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Bergpredigt erster Teil Lukas 6,20-26 - Deine Beziehung zu GottJesus spricht im ersten Teil der Bergpredigt, in den Se-ligpreisungen und Wehrufen, von Reichen und Armen. Doch es geht ihm nicht nur um materiellen Reichtum, nicht nur um das Leben in dieser Welt, sondern um die ewige Seligkeit und Verdammnis. Glückselig zu sein be-deutet, von Gott gesegnet und gerettet zu sein. Unter dem Wehruf zu stehen bedeutet, unter Gottes Zorn zu sein.

Zu Jesu Zeit ging man davon aus, dass reiche Men-schen besonders von Gott gesegnet sind und deshalb auch unter seiner Gnade stehen. Es herrschte das Reich-tumsideal. Heute ist eher das Armutsideal verbreitet. Jesus schlägt sich mit seinen Seligpreisungen nicht auf die eine oder andere Seite. Er will vielmehr deutlich ma-chen, dass es eben nicht um arm oder reich geht, nicht um deine Stellung in der Gesellschaft, sondern um deine Stellung zu Christus. Das war damals und ist auch heute radikal. Es kommt nicht auf deine äußeren Umstände, sondern auf dein Herz an. Armut und Reichtum haben deshalb hier auch eine tiefere geistliche Bedeutung. Arm und Reich sind mit einer bestimmten inneren Einstel-lung zu Gott verbunden. Es geht um die Armut vor Gott. Das heißt, gerade nicht auf sich, seine Stellung und sein Geld zu vertrauen, sondern seine Abhängigkeit von Gott zu erkennen und alles von ihm zu erwarten. Im Zentrum der Seligpreisungen und Wehrufe wird diese tiefere Bedeutung am deutlichsten. Hier wird die neue Grundlage deiner Beziehung zu Gott und des Se-gens in Deinem Leben verkündet:

„Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen has-sen, und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als einen lasterhaften verwerfen um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten ge-macht“ (Lukas 6,22-23).

Diese Verse sind das Zentrum unseres Abschnittes. Alle anderen Aussagen führen darauf hin. Das heißt,

Die Menschen hörten Jesus gerne, so berich-tet uns die Bibel, weil er mit Vollmacht, das heißt mit sehr großer Autorität zu ihnen sprach. Nicht so, wie sie es von den Schrift-gelehrten gewöhnt waren. Jesus war ganz

anders (Matthäus 7,29). Viele denken vielleicht, dass so gewaltige Massen zu Jesus strömten, weil er Wunder tat und Kranke heilte. Ja, deshalb kamen sie auch. Aber der erste Antrieb war, dass sie Jesus hören wollten (Lu-kas 6,17). Die Bergpredigt, die tausende von Menschen hörten, wird uns von Matthäus und Lukas überliefert. Aufgrund der Unterschiede zwischen den beiden Evan-gelien kann man darauf schließen, dass Jesus entweder diese Predigt in ähnlicher Weise mehrfach gehalten hat oder dass die beiden Evangelisten verschiedene Schwer-punkte beim Aufschreiben gesetzt hatten. Diesem Arti-kel liegt die Bergpredigt im Lukasevangelium zugrunde. Den Menschen damals oder uns heute verkündet Jesus durch seine Predigt sehr deutlich, dass in seiner Nach-folge oberflächliche Begeisterung nicht ausreicht. Hier geht es um mehr. In der Nachfolge geht es um alles! Um dein ganzes Leben. Um deine innerste Gesinnung, deine Entschiedenheit, deine Liebe, deine Taten. Es geht nicht nur um deine Beziehung zu Gott, sondern auch zum Nächsten. Es geht nicht nur darum, Jesu Worte zu ken-nen, sondern auch zu tun.

Und noch etwas macht Jesus in jedem Teil der Berg-predigt deutlich: das Leben in der Nachfolge basiert auf ganz anderen Grundsätzen als das Leben in der Welt. Jesus hat dies seinen Gegnern schon vorher anhand des Gleichnisses von neuen Flicken und neuem Wein erklärt (Lukas 5,33.39). Er ist nicht gekommen, um das beste-hende Glaubens- und Wertesystem der Pharisäer und Schriftgelehrten zu flicken und zu verbessern, sondern um etwas ganz Neues zu bringen. Mit ihm kommt das Reich Gottes: wahre Befreiung von Sünden und Ge-meinschaft mit dem dreieinigen Gott. In diesem Licht müssen wir die Seligpreisungen und Wehrufe lesen.

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(Lukas 6,41-42)? Wie schwer ist es, dem etwas Gutes zu sagen, der schlecht über dich spricht (Lukas 6,28)? Wir müssten an diesen Geboten verzweifeln, wenn die Berg-predigt nicht mit den Seligpreisungen beginnen würde. Jesus macht uns armen und elenden Menschen deutlich, dass Gott uns zuerst beschenken will, dass er barmherzig zu uns ist. Aus dieser Barmherzigkeit müssen wir leben. Mit anderen Worten ausgedrückt heißt das, dass wir aus der Liebe Jesu leben müssen, aus dem, was er für uns ge-tan hat. Wir können vergeben, weil uns vergeben wurde, schenken, weil wir beschenkt wurden und Menschen zu Christus führen, weil wir ihn erkennen durften (Lukas 6,37-39).

Doch dieser Umstand befreit uns nicht von unserer Verantwortung. Im Gegenteil! Weil Christus uns reich beschenkt, haben wir umso größere Verantwortung, ihm zu folgen. Weil wir das Evangelium der Liebe, Barmher-zigkeit und Vergebung kennen, haben wir umso größe-re Verantwortung, dieses Evangelium auszuleben. Und darum beendet Jesus seine Bergpredigt mit einem sehr ernsten Wort: „Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage?“ (Lukas 6,46).

Bergpredigt dritter Teil Lukas 6,43-49 – Deine Beziehung zu Gott bestimmt deine Beziehung zum NächstenIm dritten Teil der Bergpredigt verbindet Jesus die ers-ten beiden Teile und schlussfolgert: Deine Beziehung zu Gott muss deine Beziehung zum Nächsten bestimmen. Mit anderen Worten: deine innere Haltung zu Gott be-stimmt dein äußeres Handeln. Wenn Christus wirklich dein Herr ist, dann muss sich das in deinem Leben zei-gen!

Jesus vergleicht uns mit Bäumen und unsere Taten mit den Früchten der Bäume. So wie die Frucht Auf-schluss über die Art und Qualität des Baumes gibt, so geben unsere Taten Aufschluss darüber, wie unser Inne-res, unser Herz beschaffen ist: „Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz sei-nes Herzens das Böse hervor“ (Lukas 6,45). Deine inne-re Haltung bestimmt deine äußere Handlung. Vielleicht kannst du eine ganze Weile den Schein wahren, doch wenn du unter Druck gerätst, dann wird genau das he-rauskommen, was in dir ist. Wie bei einer Orange, die zerdrückt wird. Ist sie voll süßen Saftes, fließt süßer Saft heraus. Ist sie voll sauren Saftes, fließt saurer Saft heraus. „Denn wovon sein Herz voll ist, davon redet der Mund“ (Lukas 6,45). Womit ist dein Herz gefüllt? Was kann aus deinem Herzen überlaufen? Ist es Christus und sein Wort?

Im abschließenden Gleichnis vom klugen und tö-richten Baumeister fordert uns Jesus eindringlich dazu auf, seine Worte nicht nur zu hören, sondern auch zu tun. Doch das müssen wir beachten: Es geht ihm auch hier in erster Linie nicht um dein Handeln, sondern um dein Herz. Nicht dein Handeln bestimmt dein Herz, sondern dein Herz bestimmt dein Handeln! Doch das wird durch Jesu Worte offensichtlich, dein Handeln zeigt, womit dein Herz gefüllt ist.

dass wir alle bisherigen mit dieser Aussage verbinden müssen: Auch wenn du arm bist, wenn du jetzt hungern musst, wenn du weinst, ja wenn du gehasst wirst – bist du glückselig, wenn es um des Menschensohnes, um Christi willen geschieht!

Es kommt nicht auf deine Armut oder deinen Reich-tum noch auf sonstige Äußerlichkeiten an, sondern auf Christus !

Durch diese Verse wird auch offensichtlich, dass Christen mit Widerstand rechnen müssen, und der Grund dafür ist ganz einfach. Sie wollen nicht mehr nach den Grundsätzen dieser Welt, sondern nach denen des Reiches Gottes leben. Doch trotz allem Leid, Verfol-gung und Verführung, die Christen deswegen erfahren, dürfen, ja sollen sie sich mit aller Kraft freuen. Sie sollen sogar vor Freude in die Luft springen (Lukas 6,23), denn sie gehören zu Christus und werden von ihm reichen Lohn empfangen.

Und das ist nicht nur eine dieser Vertröstungen auf das Jenseits. Jesus sagt: „glückselig seid ihr!“ Christen dürfen den Segen und den Lohn Gottes schon in dieser Welt schmecken. Damit meine ich, dass wir schon hier Gemeinschaft in der Familie Gottes, Sündenvergebung und Befreiung erfahren. Wir sind befreit dazu, Jesus zu folgen und den Nächsten, ja sogar unsere Feinde zu lie-ben. Wir müssen nicht mehr nach den Dingen streben, die in dieser Welt als Glück verkauft werden wie Schön-heit, Reichtum und Selbstverwirklichung, sondern dür-fen darauf vertrauen, dass Gott uns annimmt, versorgt und glückselig macht, wie auch immer unsere äußeren Umstände aussehen. Diese neue Einstellung zu Gott führt deshalb zu einer neuen Einstellung zum Nächsten.

Bergpredigt zweiter Teil Lukas 6,27-42 – Deine Beziehung zum NächstenJesus will uns im zweiten Teil der Bergpredigt kein mo-ralisches Regelwerk zum Leben geben, sondern wieder-um deutlich machen, dass wir als seine Nachfolger nach neuen Grundsätzen leben müssen. Der Maßstab für un-ser Handeln ist die Barmherzigkeit Gottes, die Er uns in Christus gezeigt hat. Christus hat uns nicht nur in Worten geliebt, sondern in Taten. Er ist Mensch gewor-den und für unsere Schuld ans Kreuz gegangen. Er hat dieses Erlösungswerk für uns getan, ohne Bedingungen zu stellen. Er ist für uns gestorben, als wir noch seine Feinde waren. Diese Liebe soll auch unsere Einstellung zum Mitmenschen prägen. Jesus verlangt nicht in erster Linie, dass wir Liebesgefühle entwickeln, sondern dass wir etwas für unseren Nächsten tun sollen. Wir haben die Pflicht, Gutes zu tun, zu segnen, zu geben und zu vergeben. Und das selbstlos und bedingungslos, ohne darauf zu hoffen, etwas zurückzubekommen. Diese selbstlose Liebe kommt nicht aus uns selbst, sie muss uns von Gott geschenkt werden. Wir können allein aus Gottes Barmherzigkeit barmherzig sein: „Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Das ist der zentrale Vers aus dem zweiten Teil der Bergpredigt.

Wie schwer ist es, deinen Mitmenschen nicht zu verurteilen, sondern ihm aus Liebe zu vergeben (Lukas 6,37-38)? Wie schwer ist es, mit dir selbst ins Gericht zu gehen, dem anderen aber barmherzig zu begegnen

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Page 23: #16 Die Predigt

• Richtige Verantwortung: Wer Jesu Worte kennt, trägt nun die Verantwortung, sie zu tun! Hörer des Evangeliums können nicht neutral gegenüber Jesus bleiben.

In der berühmtesten Predigt aller Zeiten, der Bergpre-digt Jesu, liegt für Christen ein zweifacher Auftrag. Sie sollen selber die Botschaft Jesu ausleben, und sie sollen sie durch ihr Zeugnis in Tat und Wort weitergeben.

Aufgaben zum Bibelstudium• In der Bergpredigt geht es offensichtlich um mehr

als um Lebensregeln zu Sitte und Moral. Was bedeutet es, Jesus als Herrn zu haben in deiner Be-ziehung zu Gott und zum Nächsten? (1. Johannes 2,1-17).

• Die Grundlage der Bergpredigt bilden Jesus und sein Heilswerk. Wie sieht die konkrete Verbindung zu seinem Tod und seiner Auferstehung aus? (Lukas 9,20-27).

• Lies zum Vergleich andere Predigten von Jesus und prüfe, ob und wie auch dort Jesus selbst das Zen-trum der Botschaft bildet! (Lukas 12,1-59; 14,25-34; 21,8-36; 24,25-27).

Ludwig Rühle (*1979) ist Pastor der BEG Osnabrück

(www.beg-os.de). Er studierte an der ART in Hannover. Mit seiner

Frau Katharina hat er zwei und während Du diese Ausgabe liest

wahrscheinlich schon drei Kinder. Regelmäßiger Blogger für

www.josiablog.de.

Unsere Taten sind folglich kein Gegenpol zur Gnade, auch kein Zusatzprogramm, um wirklich gerettet zu werden. Die Taten sind das Prüfsiegel unserer Herzens-haltung, unseres Glaubens.

Wer Jesus wirklich von Herzen folgt, wessen Herz mit seinen Worten und seinem Geist erfüllt ist, der wird nicht mehr nach den Maßstäben dieser Welt leben, son-dern wird die Maßstäbe der Bibel zu seinem Ziel setzen. Er wird alles daransetzen, um Jesu Worte umzusetzen!

Und wer nur hört und nicht tut, was Jesus sagt, dessen Glaube wird auf Dauer und vor allem unter den Stürmen des Lebens keinen Bestand haben, weil es kein wahrer Glaube, keine wahre Herzensüberzeugung ist. Es geht hier nicht darum, dass du perfekt sein musst. Keiner ist perfekt, keiner lebt, ohne zu sündigen (1. Jo-hannes 1,8). Es geht hier nicht um Gesetzlichkeit oder Heiligungsstress! Es geht darum, ob du wirklich von Herzen Jesus folgst. Wenn es so ist, muss es immer mehr von außen erkennbar werden. Auch als Christ wirst du immer wieder sündigen. Aber Christus vergibt dir dei-ne Sünden und hilft dir immer wieder auf den rechten Weg.

Jesus beendet seine Predigt mit dem Gleichnis vom klugen und törichten Baumeister. Die Botschaft ist eindeutig: Wir dürfen seine Lehre nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das hätte katastrophale Folgen. Im Glauben geht es nicht nur darum, Jesus super zu finden, es geht darum, ihm mit seinem ganzen Leben zu folgen.

Von dieser gewaltigen Predigt können wir nicht nur lernen, wie wir Jesus nachfolgen, sondern auch, wie wir selbst das Wort Gottes weitergeben und verkündigen sollen:

• Richtige Reihenfolge: Erst die Beziehung zu Gott, dann zum Nächsten! In der Nachfolge Jesu und im Reich Gottes kommt es zu allererst auf die Bezie-hung und Einstellung zu Gott an. Worauf vertraut man, worauf baut man? Auf menschliche Kraft, Weisheit, Reichtum und Ansehen oder auf Jesus und das, was er für uns getan hat? Wer seine Armut vor Gott erkennt und von ihm gesegnet wird, der ist in der Lage, diesen Segen seinem Mitmenschen weiterzugeben.

• Richtiges Zentrum: Es geht immer um Jesus! Wer um Jesu Namen willen leidet, empfängt reichen Lohn. Wer seine Liebe erfahren hat, kann seinen Nächsten, ja sogar seinen Feind lieben. Wessen Herz mit ihm und seinen Worten gefüllt ist, kann diese Worte auch tun. Die Bergpredigt ist nicht nur eine berühmte Predigt von, sondern auch über Jesus. Kein einziges Wort dieser Predigt ist ohne das Evangelium zu denken. Christus bildet die Grund-lage und den Inhalt unseres Glaubens. Deshalb dür-fen wir die Bergpredigt oder jede andere Stelle der Bibel und das Werk Jesus am Kreuz nicht getrennt voneinander betrachten.

• Richtiges Ziel: Es geht um das Herz! Bei Gott kommt es nicht auf den sozialen Stand, Reichtum oder Ansehen an. Ja, es kommt nicht mal auf die Taten eines Menschen an. Es geht um sein Herz.

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Page 24: #16 Die Predigt

SCHRIFTGELEHRTDie Rubrik zum

Alten Testament.

Text: Andreas Münch — Foto: Joe Alblas

Weltweit wird jeden Sonntag Gottes Wort gepredigt. Je nach Kultur sind Länge, Aufbau und Beispiele einer Predigt ganz unterschiedlich. Doch die fundamentalen Prinzipien biblischer Verkündigung ent-springen direkt dem Alten Testament. In diesem Artikel möchte ich dir gerne die „Geschichte der Predigt“ anhand des ersten Teiles der Bibel aufzeigen.

Predigt imAlten Testament

Page 25: #16 Die Predigt

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Der Predigtdienst der Priester

Gott überließ die Predigt Seines Wortes nie dem Zufall. Durch Mose, den ers-ten großen Prediger (das ganze 5. Buch Mose könnte man als eine große Predigt betrachten), gab Gott Israel Sein autorita-

tives Wort. Da Mose, der geistliche Führer Israels, kurz vor seinem Tod stand, wurde die Verantwortung der Lehre und Predigt in die Hände der Priester gegeben. So lesen wir in 5. Mose 31,9: „Und Mose schrieb dieses Gesetz auf und gab es den Priestern, den Söhnen Levi, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, und allen Ältesten von Israel“.

Die Aufgabe der Predigt für die Zukunft im verhei-ßenen Land war also die Verantwortung des Stammes Levi und insbesondere die der Priester, die aus der Fami-lie von Aaron hervorgingen.

Dreimal im Jahr sollte jeder männliche Israelit vor dem Angesicht des HERRN erscheinen (vgl. 2. Mose 23,17; 34,23 und 5. Mose 16,16), das heißt, er sollte bewusst zur Stiftshütte und später zum Tempel pilgern, um sich an die Weisungen Gottes zu erinnern. Alle sie-ben Jahre sollte dann das ganze Volk ohne Ausnahme vor Seinem Gott erscheinen: „Und Mose befahl ihnen

[den Priestern] und sagte: Am Ende von sieben Jah-ren, zur Zeit des Erlassjahres, am Fest der Laubhütten, wenn ganz Israel kommt, um vor dem HERRN, deinem Gott, an der Stätte zu erscheinen, die er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel ausrufen lassen, vor ihren Ohren. Versammle das Volk, die Männer und die Frauen und die Kinder und deinen Fremden, der in deinen Toren wohnt, damit sie hören und damit sie lernen und den HERRN, euren Gott, fürchten und da-rauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun! Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen zuhören, damit sie den HERRN, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die ihr in dem Land lebt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen“ (5. Mose 32,10-13).

Hier finden wir bereits wichtige Prinzipien bibli-scher Verkündigung: 1) Die Grundlage der Predigt ist das ganze Wort Gottes 2) Gott beruft Menschen zum Predigen 3) Jeder aus Gottes Volk soll sich ohne Ausnah-me unter die Predigt von Gottes Wort begeben 4) Das Ziel der Verkündigung ist ein Leben in der Furcht Got-tes. Als der Apostel Paulus an Timotheus die bekannten Worte aus 2. Timotheus 3,16-17 schrieb: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur

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Page 26: #16 Die Predigt

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Gottes zu verkündigen 3). Gottes Wort muss den Menschen gepre-digt werden, damit sie gerettet wer-den können. Jedoch gab es einige erwähnenswerte Erweckungsbewe-gungen unter dem Volk.

Zeiten der ErweckungSo lesen wir von dem gottesfürch-tigen König Joschafat, dass er die geistliche Obrigkeit des Volkes zum Predigen im Südreich Juda losschickte: „Und sie lehrten in Juda, und sie hatten das Buch des Gesetzes des HERRN bei sich und zogen in allen Städten Judas umher und lehrten das Volk“ (2. Chronik 17,9). Die Folge davon war, dass Gott Seinen Segen über diese Ge-neration brachte und ihr den Sieg über ihre Feinde schenkte. Unge-fähr zweihundert Jahre später gab es eine ähnliche Erweckung, bei der die Predigt eine entscheidende Rolle spielte.

Während der Regierung des jungen Königs Josia fand man bei Ausbesserungen am Tempel in Je-rusalem Abschriften vom Gesetz Mose. Anscheinend war der Inhalt zum größten Teil neu für die da-malige Generation, denn sie waren erschüttert über die Dinge, die sie dort geschrieben fanden. Josia er-kannte den Ernst der Lage und sorgte dafür, dass Gottes Worte wieder dem Volk gepredigt wurde: „Und der König sandte hin und versammelte alle Ältesten von Juda und Jerusalem. Und der König ging hinauf in das Haus des HERRN, und alle Männer von Juda und die Einwohner von Jerusalem und die Priester und die Leviten und alles Volk, vom Größten bis zum Kleinsten. Und man las vor ihren Ohren alle Worte des Bundesbu-ches, das im Haus des HERRN gefunden worden war. Und der König stand auf seinem erhöhten Standort und schloss den Bund vor dem HERRN, dem HERRN nachzufolgen und seine Gebo-te und seine Zeugnisse und seine Ordnungen zu bewahren mit gan-zem Herzen und mit ganzer Seele, um die Worte des Bundes zu tun, die in diesem Buch aufgeschrieben sind (2. Chronik 34,29-31). Josias Bemühungen trugen reiche Früch-te, denn wir lesen als Ergebnis

Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerech-tigkeit, damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet“, dann hatte er dabei vor allem die Schriften des Alten Testamentes im Sinn, weil sie die Bibel der ersten Christen war, bis der Kanon – d.h. die autoritativen Schriften – des Neuen Testamentes fertiggestellt wurde.

Leider ist das biblische Zeugnis über die rechtmäßige Predigt für die darauffolgenden Jahrhunderte recht finster. Obwohl die Priester Gottes Wort hatten und es ihre Ver-antwortung war, das Volk darin zu unterweisen, so scheinen sie – bis auf wenige Ausnahmen - ihrer Ver-antwortung nicht gerecht gewor-den zu sein. Denn Gott erweckte eine weitere Gruppe von Predigern, die dem Volk kompromisslos den Spiegel von Gottes Wort vor Au-gen hielt – die Propheten des Alten Testaments.

Der Predigtdienst der ProphetenÜber die Jahrhunderte hinweg war Gott Seinem Volk gnädig, indem Er sie durch berufene Propheten an Seinen Bund erinnerte. Die Propheten mussten die Priester im-mer wieder daran erinnern, dass sie ihren Job als Lehrer und Prediger versäumt hatten. So lesen wir in 2. Chronik 15,3: „Und Israel war lan-ge Zeit ohne den wahren Gott und ohne belehrende Priester und ohne Gesetz“.

Einer von Israels größten Pro-pheten, Jeremia, schrieb ganz zu Anfang seines Buches: „Die Pries-ter sagten nicht: Wo ist der HERR? Und die das Gesetz handhabten, kannten mich nicht; und die Hir-ten haben mit mir gebrochen“ (Je-remia 2,8a).

Auch der Prophet Hosea pre-digte gegen die Priester und bringt dabei das Hauptresultat ihres Ver-säumnisses auf den Punkt: „Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis. Weil du die Erkennt-nis verworfen hast, so verwerfe ich dich, dass du nicht mehr als Priester dienst. Du hast das Gesetz deines Gottes vergessen, so vergesse auch ich deine Kinder“ (Hosea 4,6). Die Priester hatten die wundervolle

Aufgabe erhalten, Gottes Volk über Sein Wesen und Seine Ordnungen zu unterrichten. Doch sie taten es nicht und damit brachten sie eine geistliche Hungersnot über Israel.

Leider war das Volk durch jahrhundertelangen Götzendienst zum Großteil soweit abgestumpft, dass sie nicht mehr für die Predigt der Propheten empfänglich wa-ren. So ermahnte Gott durch den Propheten Sacharja: „Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten predigten und sprachen: „So spricht der HERR Zebaoth: Kehrt um von euren bösen Wegen und von eurem bösen Tun!“, aber sie gehorchten nicht und achteten nicht auf mich, spricht der HERR“ (Sacharja 1,4 Luther 1984).

Es mangelte dem Volk also nicht an berufenen Predigern, doch im Großen und Ganzen stieß ihre Predigt auf taube Ohren. Interes-sant dabei ist, dass Gott bereits im Alten Testament seine Propheten als Prediger zu anderen Völkern schickte, die keine Israeliten waren. Das bekannteste Beispiel dürfte der Prophet Jona sein.

Anfangs hatte dieser wenig Lust an seinem Auftrag, doch Gott ließ nicht locker. Schließlich fand sich Jona in einer der größten Metro-polen des alten Vorderen Orients – Ninive – wieder und predigte dort die Worte Gottes. Die Bewohner von Ninive taten daraufhin Buße (vgl. Jona 3). Jesus verweist auf die-se Generation und stellt ihre Re-aktion der Seiner Zuhörer gegen-über: „Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdam-men, denn sie taten Buße auf die Predigt des Jona; und siehe, mehr als Jona ist hier“ (Matthäus 12,41).

Auch hier gibt es wieder einige Prinzipien für uns zu entdecken: 1). Wenn Gottes Volk - sei es Israel zur Zeit des Alten Testaments oder die neutestamentliche Gemein-de – nicht Gottes Wort gepredigt bekommt, dann wird es geistlich zugrunde gehen 2). Auch wenn viele Prediger ihrer Verantwortung nicht nachkommen, so wird Gott doch immer dafür sorgen, dass es eine kleine Minderheit unter Seinen Leuten gibt, die den Mut aufbringt, den ganzen Ratschluss

Page 27: #16 Die Predigt

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dieser Erweckung: Alle seine Tage wichen sie nicht von der Nachfolge des HERRN, des Gottes ihrer Vä-ter ab“ (2. Chronik 34,33b).

Diese Situationen haben sich auch in der christlichen Kirche wie-derholt. Gottes Volk erlebte dann eine Erweckung, wenn die Wahr-heiten der Bibel im Mittelpunkt des Gemeindelebens standen.

Nichtsdestotrotz wandte sich das Volk mit der Zeit wieder von Gott ab, so dass dieser das Strafge-richt in Form des babylonischen Exils sandte. Israel musste für sieb-zig Jahre in die Gefangenschaft zie-hen. Doch dabei blieb es nicht.

Ein NeuanfangEin Großteil der Juden durfte auf-grund der Gnade Gottes wieder in die Heimat ziehen. Unter ihnen war auch ein Priester namens Esra. Von ihm lesen wir: „Und er war ein kundiger Schriftgelehrter im Gesetz des Mose, das der HERR, der Gott Israels, gegeben hatte“ (Esra 7,6a). Was Esra besonders im Alten Testament hervorhebt, ist seine Einstellung in Bezug auf das Wort Gottes. Denn wir le-sen weiter: „Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des HERRN zu erforschen und zu tun und in Israel die Ordnung und das Recht des HERRN zu leh-ren“ (Esra 7:10). Diese Lebensaus-richtung brachte seit jeher große Prediger hervor wie etwa George Whitefield, Charles Haddon Spur-geon, Martyn Lloyd-Jones und vie-le weitere mehr. Gottes Volk fing nach dem Exil in jeder Hinsicht neu an. Sie mussten ihre Häuser neu bauen und ihre Felder neu be-stellen. Doch am wichtigsten für ihr Überleben war ein geistlicher Neuanfang. Und Esra spielte dabei eine Schlüsselrolle.

Ein gewisser Arthur T. Pierson hat einmal folgende Aussage ge-macht: „Ein Menschenleben, erfüllt mit der Gegenwart und Kraft Got-tes, ist eine der kostbarsten Gaben Gottes an seine Gemeinde und an die Welt.“1 Auf Esra, vielleicht der erste große Auslegungsprediger der

1 Arthur T. Pierson, Georg Müller – Sein Leben und Werk, TELOS-Bücher, 1985, S.9.

Geschichte, traf dies ohne Zweifel zu. Von seinem Predigtdienst lesen wir in Nehemia 8. Nehemia war ein Zeitgenosse Esras und war der politische Führer zu dieser Zeit. Gemeinsam versammelten sie das Volk in Jerusalem und Esra begann zu predigen. „Und er las daraus vor auf dem Platz, der vor dem Was-sertor war, vom ersten Tageslicht bis zum Mittag in Gegenwart der Männer und Frauen und aller, die es verstehen konnten. Und die Ohren des ganzen Volkes waren auf das Buch des Gesetzes gerich-tet. Und Esra, der Schriftgelehrte, stand auf einem Holzgerüst, das man zu diesem Zweck hergestellt hatte“ (Nehemia 8,3-4). Hier war nun wieder ein Priester, der Seine Verantwortung vor Gott und dem Volk wahrnahm. Gottes Volk hörte wieder Worte Gottes. Unterstützt wurde Esra dabei von verschiede-nen Leviten: „...die Leviten, be-lehrten das Volk über das Gesetz. Dabei stand das Volk an seiner Stelle. Und sie lasen aus dem Buch, aus dem Gesetz Gottes abschnitts-weise vor und gaben den Sinn an, sodass man das Vorgelesene ver-stehen konnte“ (Nehemia 8,7-8). Das war deswegen nötig, weil Esra sehr wahrscheinlich auf Hebräisch vorlas. Das Volk hatte im babylo-nischen Exil hauptsächlich sein Hebräisch gegen Aramäisch einge-tauscht, so dass die Leviten die Pre-digt Esras übersetzten. Wir können jedoch davon ausgehen, dass die Leviten zusätzlich zur Übersetzung noch den Praxisbezug herstellten.

Hier sehen wir ein weiteres Prinzip für uns: Eine Predigt muss verständlich sein! Das heißt, dass Gottes Volk Sein Wort in einer ver-ständlichen Sprache zur Verfügung haben muss und dass sie Gottes Wort so ausgelegt bekommen, dass sie verstehen, was es für ihren All-tag bedeutet.

ZusammenfassungIm Alten Testament finden wir nicht nur Prinzipien des Predigt-dienstes, sondern auch Vorbilder dafür, was einen Prediger aus-zeichnen sollte. Insbesondere Esras Hingabe an das Studium der Bibel mit der Absicht, es kompromisslos zu predigen ist dabei von großer

Bedeutung. Wenn du das nächste Mal eine Predigt hörst, dann ach-te einmal darauf, ob der Prediger eine Begeisterung für Gottes Wort ausstrahlt oder nicht. Wer nicht von Gottes Wort ergriffen ist, sollte sich nie anmaßen auf eine Kanzel zu steigen.

Doch die wichtigste Lektion für uns heute ist diese, dass das Alte Testament selber gepredigt wer-den will, angefangen von Genesis bis Maleachi. Das Alte Testament scheint für viele Gemeinden wie ein Löwe zu sein, der zu mächtig brüllen könnte, als dass wir es er-tragen würden. Und so lässt man den Löwen lieber schlafen. Es braucht wieder mutige Männer, die sich als Werkzeuge gebrauchen las-sen, damit die Verheißung aus Joel 4,16 in unseren Gemeinden Reali-tät wird: „Wie Löwengebrüll, wie Donnergrollen schallt vom Zions-berg in Jerusalem die Stimme des Herrn und lässt Himmel und Erde erzittern. Doch für sein Volk Israel ist der Herr eine sichere Zuflucht und eine schützende Burg“ (Gute Nachricht Bibel).

Für die Praxis• Lies dir Nehemia 8 in Ruhe

durch. Welche Parallelen findest du dort zu unseren Gottesdiensten?

• Schlage vor, im Hauskreis mal ein alttestamentliches Buch durchzunehmen. Die kleinen Bücher eignen sich oftmals besonders dafür.

• Es ist Gott wichtig, dass du re-gelmäßig Sein Wort gepredigt bekommst. Ist das bei dir der Fall? Wenn nicht, was hindert dich?

Andreas Münch (*1984) ist Ehemann,

Pastor der MBG Lage und Autor des viel-

beachteten Buches ‚Der Wahre Gott der

Bibel ‘. Schreib Andreas auf Twitter:

@AndreasMuench

Page 28: #16 Die Predigt

JOSIADie Rubrik für

junge Leute.

Text: Jochen Klautke — Illustration: Luba Siemens

Wahre Reformation ... führt zu echtem

GottesdienstIm letzten Artikel der Serie über den jungen König Josia und sei-

ne Reformbewegung hatten wir gesehen, wie das Buch des Gesetzes bei Ausbesserungsarbeiten am Tempel wiedergefunden worden war.

Josia hatte sich aus dem Buch vorlesen lassen und sofort danach Maßnahmen ergriffen, um das Gesetz Gottes im Leben seines Volkes umzusetzen. Dabei musste er verkraften, dass Gott ihm durch eine Prophetin verkündigen ließ: „Es gibt vorerst keine Hoffnung mehr

für das Volk.“ Das Gericht würde also unvermeidlich kommen. Doch auch davon ließ Josia sich nicht von seinem Eifer für Gott abbringen, sondern arbeitete unbeeindruckt weiter an einer Reformation, einer

Neuausrichtung auf den einzig wahren Gott. Was er danach tat, lesen wir heute in 2. Chronik 34,31-35,19 und 2. Könige 23,3.21-22.

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Einflüsse irgendwann auch unsere Gottesdienste prä-gen. Spielt jedoch das Wort des lebendigen Gottes eine zentrale Rolle in unserem Leben, dann werden unsere Gottesdienste dieselbe Grundlage haben wie damals bei Josia.

Der Ablauf des Gottesdienstes: Eine Ordnung nach den Anweisungen GottesBevor Josia anfing, den Gottesdienst zu feiern, ließ er ihn in allen Einzelheiten vorbereiten. Die ersten zehn Verse von 2. Chronik 35 berichten uns ausschließlich von den Vorbereitungen für die Feier, um sicher zu ge-hen, dass alles so ablief, wie Gott es haben wollte. Das Fazit des siebentägigen Gottesdienstes ist dann auch we-nig überraschend: „Der Dienst des Herrn vollzog sich in Ordnung“ (2. Chronik 35,16 –Schlachter 51).

Anders als im Alten Testament haben wir heutzutage keine detaillierte Vorschrift mehr, wie wir Gottesdienst feiern sollen. Das heißt aber nicht, dass wir deswegen heute so feiern können, wie es uns gefällt. Stell dir vor, du bereitest eine Überraschungsfeier für deinen besten Freund oder deine beste Freundin vor. Ist es dann wich-tiger, dass die Feier dir gefällt oder dass sie ihm oder ihr gefällt? Die Antwort ist klar: Es zählt das, was die Person will, um die sich die Feier dreht.

Wenn wir eine Feier veranstalten, um zu feiern, wer Gott ist und was er für uns getan hat, dann gilt das na-türlich noch viel mehr. Viele Christen sind heute der Meinung, dass es egal ist, wie wir Gottesdienst feiern. Hauptsache Gott steht im Zentrum und wir sind von ganzem Herzen dabei. Das ist zwar insofern richtig, dass es tatsächlich absolut zentral ist, mit welcher Herzens-haltung wir Gott begegnen. Aber dennoch sollte auch die äußere Form so gestaltet sein, dass sie in erster Linie Gott gefällt. Und auch wenn das Neue Testament uns nirgends eine genaue Liste von Dingen gibt, die zu ei-nem echten Gottesdienst gehören, können wir doch aus dem Neuen Testament herauslesen, was Gott gefällt.

Zentral steht das Wort Gottes beziehungsweise die Predigt (2. Timotheus 4,2). Wir haben das unter dem ersten Punkt bereits gesehen. Daneben möchte Gott, dass wir zusammen singen (Kolosser 3,16), taufen (Mat-thäus 28,19), Abendmahl feiern (1. Korinther 11,23-26), beten (1. Thessalonicher 5,17) und Gemeinschaft als Christen haben (Hebräer 10,24-25), wo wir einan-der dienen (1. Korinther 14,26). Apostelgeschichte 2,42 gibt uns eine gute Zusammenfassung über die Gottes-dienste der ersten Gemeinde: „Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten.“

Wenn wir das vor Augen haben, dann fällt uns auf, wie ähnlich die Gottesdienste im Neuen Testament dem Gottesdienst Josias waren. Gott ist heute noch derselbe, der er damals war. Und deswegen wird Josia nicht nur für seinen ordentlichen Gottesdienst gelobt (2. Chro-nik 35,16), sondern Paulus ermahnt viele Jahre später die Gemeinde in Korinth: „Lasst alles anständig und or-dentlich zugehen!“ (1. Kor 14,40).

Was tun Menschen, wenn sie Gott erkannt haben - wenn sie begriffen haben, wie groß, mächtig, gnädig, gerecht, liebevoll, zornig, heilig, gü-tig und wunderbar er ist?

Sie feiern Gottesdienst.Das heißt sie nehmen sich ganz bewusst Zeit, um

auf der einen Seite von Gott zu lernen und ihm auf der anderen Seite die Ehre zu geben. In dieser Zeit hören sie auf sein Wort, feiern seine Feste, beten ihn an, singen und dienen den Menschen, die mit ihnen Gottesdienst feiern. Genau das tat Josia hier.

Der Gottesdienst, den Josia damals mit dem Volk feierte, war so vorbildlich, dass der Heilige Geist dem Schreiber der Chronikbücher den Auftrag gab, diese Feier sehr ausführlich in allen Einzelheiten aufzuschrei-ben (2. Chronik 35,1-17). Das ist sehr hilfreich für uns, denn dadurch können wir einiges darüber lernen, was es auch heute heißt, Gottesdienst zu feiern. Wir müs-sen zwar immer wieder bedenken, dass Josia im Alten Bund lebte und es dort teilweise andere Vorschriften und Handlungen gab als wir das heute aus dem Neuen Testament und unseren Gemeinden kennen. Aber trotz-dem sind die Prinzipien des Gottesdienstes über all die Jahrhunderte dieselben geblieben. Aus diesem Grund können wir als junge Christen auch für unsere Gottes-dienste im 21. Jahrhundert einiges von Josia lernen.

Ganz konkret lernen wir von Josia 6 Prinzipien über echten Gottesdienst.

Die Grundlage des Gottesdienstes: Das Wort Gottes Nachdem Josia sich aus dem Wort Gottes hatte vorlesen lassen, waren seine Anweisungen unmissverständlich: „Feiert dem Herrn eurem Gott das Passah, wie es in die-sem Bundesbuch geschrieben steht“ (2. Könige 23,21). Der Gottesdienst war die logische Folge einer tiefen Gotteserkenntnis aus dem Wort Gottes heraus. Aber wenn wir Gott erkannt haben, sollen wir nicht einfach Gottesdienst feiern, so wie es uns in den Sinn kommt oder wie wir uns gerade fühlen. Denn auch für die Art und Weise wie wir Gottesdienst feiern, muss die Bibel die Grundlage sein.

Josia und das Volk feierten den Gottesdienst ganz genau so, wie es in den fünf Büchern Mose angeordnet war. Dieser Punkt ist so wichtig, dass die Bibel ihn gleich drei Mal wiederholt (2. Chronik 34,31; 35,6; 35,12). Wie schon gesagt, haben sich für uns Christen seitdem einige äußere Formen geändert. Wir opfern nicht mehr und feiern auch nicht das Passahfest. Aber eine Sache ist auf jeden Fall gleich geblieben: Das Wort Gottes war und ist die prägende Grundlage der Gottesdienste. Des-wegen ist es auch heute so schade, wenn in einem Got-tesdienst von 60 bis 90 Minuten Länge oft nur wenige einzelne Bibelverse vorgelesen werden. Paulus ermahnte seinen Schüler Timotheus: „Bis ich komme, fahre fort mit Vorlesen…!“ (1. Timotheus 4,13). An anderer Stel-le sagt er: „Demnach kommt der Glaube aus der Ver-kündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Römer 10,17). Wenn wir uns nur von den Einflüssen der gottlosen Umgebung prägen lassen, werden diese

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Der Rahmen des Gottesdienstes: Der Bund mit GottWenn wir im Gottesdienst Gott begegnen, dann ist das nicht so, als würden wir einem guten alten Bekannten über den Weg laufen. Die Bibel beschreibt unsere Be-ziehung zu Gott als eine Bundesbeziehung. Der Unter-schied zwischen einer „normalen“ Beziehung und einer Bundesbeziehung ist so ähnlich, wie der Unterschied zwischen einer platonischen Freundschaft und einer Ehe. Bei einer gewöhnlichen Freundschaft basiert die Bezie-hung auf der gegenseitigen Sympathie oder Zuneigung. Lässt das nach, dann endet oft auch die Freundschaft. Das ist zwar schade, aber so funktionieren menschliche Freundschaften sehr oft.

Unsere Beziehung zu Gott ist anders. Sie wird in der Bibel oftmals mit einer Ehe verglichen (Epheser 5,22-33). Denn Gott hat sich durch ein Versprechen ver-pflichtet, uns treu zu sein und uns zu erretten, zu beglei-ten, zu tragen, zu heiligen und schlussendlich zu sich zu nehmen. Das kann er nicht einfach rückgängig machen, er hat einen Bund gemacht und sich damit an sein Wort gebunden. Deswegen kann niemand uns Christen von der Liebe Gottes trennen (Römer 8,35-39).

In dieser Bundesbeziehung, die wir als Gottes Kin-der mit Gott haben, haben wir nicht nur Rechte und Vorteile, sondern es werden auch Dinge von uns ver-langt. Auch darum geht es in der Schriftrolle, im fünften Buch Mose (5. Mose 29-30). Josia hatte das verstanden. Und deswegen erneuert er den Bund mit Gott, indem er ganz neu mit dem gesamten Volk verspricht, Gott treu zu sein. So hatten es vor ihm schon andere große Män-ner Gottes gemacht: Josua, David und auch sein Ur-großvater Hiskia. Aber wie wir beim letzten Mal schon gesehen haben: Der Bund mit Gott hatte einen großen Haken. Denn der Segen kam nur über das Volk, solange sie gehorsam waren (5. Mose 30,16). Für Ungehorsam waren schlimme Strafen angedroht worden (5. Mose 30,17-18). Das Volk verpflichtete sich zum Gehorsam, aber wenn wir aus der Vogelperspektive darauf blicken, merken wir, dass das Volk dabei war, sich das Gericht Gottes selbst zuzuziehen. Denn das Volk war nie gehor-sam gewesen. Der Ungehorsam unter Josias Großvater Manasse war sogar so schlimm gewesen, dass Gott an-kündigte, dass die Bundesflüche nicht mehr vom Volk abgewendet werden konnten (2. Könige 21,12-15). Und Josia wusste das, denn Gott hatte das unwiderruf-lich bestätigt (2. Chronik 34,24-25).

Es brauchte jemanden, der diesen Bund für die Menschen halten würde. Es brauchte jemanden, der es irgendwie möglich machen würde, dass die Flüche doch noch vom Volk abgewendet werden würden. Josia war klar, dass er selbst das niemals tun könnte. Und deswe-gen versammelte er das Volk, das mit Gott in diesem Bund stand (2. Chronik 35,3) und feierte einen Got-tesdienst mit der Person im Zentrum, die viele hundert Jahre später der Gnade Gottes zum Durchbruch ver-helfen würde. Das bringt uns zum sechsten und letzten Punkt.

Die Teilnehmer des Gottesdienstes: Menschen nach dem Herzen Gottes Trotz seiner genauen Ordnung und Planung war der Gottesdienst kein Programm, das einfach vor den Leuten abgespult wurde. Der Gottesdienst wurde von Menschen gefeiert, die auf Gott ausgerichtet waren und ihm dienen, ihn loben und anbeten wollten. Nun kann man das nicht äußerlich sehen, ob jemand wirklich von Herzen dabei ist, denn im Gegensatz zu Gott können wir nicht in das Herz eines Menschen hineingucken. Aber aus ihren Taten kann man oft ablesen, wie sie zu Gott stehen, und ob es ihnen wirklich wichtig ist oder ob sie einfach nur Gottesdienst feiern, weil es eben die Freunde oder die Familie tun. Über die Teilnehmer die-ses Gottesdienstes wird berichtet, dass sie „freiwillig Ga-ben stifteten“ (2. Chronik 35,8). „Freiwillig“ heißt hier nicht, dass man zum Gottesdienst geht oder eben auch nicht nach dem Motto: „Komm ich heut‘ nicht, komm ich morgen.“ „Freiwillig“ heißt, mit ganzem Herzen da-bei zu sein. Hinzu kam, dass die Mitglieder des Volkes durch ihre Ausrichtung auf Gott aufeinander ausgerich-tet wurden. Das klingt vielleicht erst einmal verwun-derlich. Aber je mehr wir uns auf Gott ausrichten und von der Selbstlosigkeit und Liebe Gottes geprägt wer-den, desto mehr wachsen wir in der Liebe zu unserem Nächsten. Der Gottesdienst drehte sich um Gott und deswegen waren die Menschen füreinander da (2. Chro-nik 35,13-15).

Der Leiter des Gottesdienstes: Ein Mann GottesJeder Gottesdienst - damals wie heute - braucht einen Leiter. Das ist ein Mann, der ganz genau weiß, was es be-deutet, Gott zu begegnen und der andere dabei anleiten kann. Bei diesem Gottesdienst war der König Josia selbst der Leiter. Er stammte zwar nicht aus einer Priesterfa-milie und somit durfte er selbst nicht die verschiedenen gottesdienstlichen Handlungen im Tempel durchfüh-ren. Und trotzdem hatte er die Gesamtleitung und auch die Gesamtübersicht über den Gottesdienst. Zuerst trat er vor allen anderen in den Bund mit Gott ein (2. Chro-nik 34,31). Anschließend erklärte er den Priestern und den Leviten, wie der Gottesdienst ablaufen sollte. Er er-mutigte. Er richtete die Menschen auf Gottes Wort aus. Er ging mit gutem Beispiel voran. (2. Chronik 35,1-7).

Hirten prägen ihre Schafe zum Guten oder zum Schlechten. Über die Zeit Josias heißt es: „Solange er lebte, wichen sie nicht von dem Herrn, dem Gott ihrer Väter“ (2. Chronik 34,33). Ziemlich bald nachdem Jo-sia einige Jahre später gestorben war, fiel das Volk zurück in alte Verhaltensmuster (2. Könige 23,31f; 2. Chronik 36,14). Aus diesem Grund ist es auch heute noch so un-glaublich wichtig, dass es in unseren Gemeinden gute Hirten gibt. Paulus schreibt an seinen Schüler Titus, der selbst Gemeindeleiter war: „In allem mache dich selbst zu einem Vorbild guter Werke. In der Lehre erweise Un-verfälschtheit, würdigen Ernst, Unverderbtheit, gesun-de, untadelige Rede, damit der Gegner beschämt wird, weil er nichts Schlechtes über euch sagen kann“ (Titus 2,7-8).

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Das Zentrum des Gottesdienstes: Das Evangelium vom Lamm Gottes Auf uns Christen heute im 21. Jahrhundert wirkt Josias Gottesdienst von der Form her etwas gewöhnungsbe-dürftig. Aber es war trotz allem ein Gottesdienst, in dem eine Person im Mittelpunkt stand: Jesus Christus.

Bestimmt fragst du dich jetzt, wie das sein kann. Schließlich dauerte es von Josia bis zu Jesus noch mehr als 600 Jahre. Aber Jesus selbst machte immer wieder deutlich, dass es auch schon im Alten Testament um ihn ging. Kurz nachdem er gestorben und wieder auferstan-den war, war er mit zweien seiner Jünger unterwegs. Die beiden hatten keine Ahnung, wer das war, der da neben ihnen lief. Und Jesus gab sich ihnen zunächst auch nicht zu erkennen. Stattdessen erklärte er ihnen, dass das ge-samte Alte Testament schon von ihm und seinem Tod am Kreuz für die Menschen berichtete (Lukas 24,26-27).

In diesem Gottesdienst sehen wir das sehr deutlich. Denn in seinem Zentrum standen zwei Handlungen, die uns das Evangelium von Jesus Christus schon Jahr-hunderte im Voraus sehr deutlich vor Augen malen: Das Brandopfer (2. Chronik 35,12.16) und das Passahfest (2. Chronik 35,1.11.13.17).

Beim Brandopfer ging es darum, dass ein Tier ge-tötet, gehäutet und anschließend vollständig verbrannt wurde. Dadurch bekannte die Person, die opferte, dass sie schuldig vor Gott war und dass jemand den Fluch, der auf der Sünde und dem Ungehorsam liegt, auf sich nehmen muss (3. Mose 1,4). Ähnlich war es beim Pas-sahfest. Dort wurde ein Lamm geschlachtet und geges-sen, um daran zu erinnern, dass Gott damals in Ägypten nur die erstgeborenen Söhne der Ägypter getötet hatte und an den Häusern der Israeliten vorbeigegangen war (2. Mose 12). Das hatte er nicht getan, weil die Israeliten bessere Menschen waren, sondern weil ihre Sünde auf dem Lamm lag.

Was hat das nun mit dem Evangelium von Jesus Christus zu tun? Im Hebräerbrief lesen wir: „Denn un-möglich kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen!“ (Hebräer 10,4). Das heißt, dass alle Opfer und Passahfeste im Alten Testament nur Symbole waren für das wahre Passahlamm und das wahre Brand-opfer Jesus Christus. Er ist der, der nicht nur für uns, sondern auch für Josia und seine Zeitgenossen am Kreuz ein für alle Mal die Schuld auf sich nahm.

Zu einer Zeit, als Jesus gerade angefangen hatte, in Israel zu predigen, sagte Johannes der Täufer über ihn: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hin-wegnimmt!“ (Johannes 1,29). Und Paulus schreibt eini-ge Jahre später: „Denn unser Passahlamm ist ja für uns geschlachtet worden: Christus“ (1. Korinther 5,7).

Was heisst das für dich?Zusammengefasst kann man sagen: Gegründet auf das Wort Gottes organisierte Josia einen Gottesdienst, der gut geplant und strukturiert war, der das Evangelium im Zentrum hatte und der von Menschen gefeiert wurde, die von ganzem Herzen dabei waren. Auch heute - mehr als 2500 Jahre später - gehören diese Dinge zu den ab-

solut wichtigsten biblischen Prinzipien für das Feiern von Gottesdiensten! Nun sind die meisten Leute in der Gemeinde keine Leiter, sondern ganz normale Christen, die Sonntag für Sonntag Gottesdienst feiern und unter der Woche ein ganz normales Leben führen. Dabei ste-hen wir immer wieder vor der Herausforderung, auch in unserem Alltag Jesus die Ehre zu geben. Aber viel-leicht fragst du dich: Was heißt all das jetzt praktisch für mich als ganz normalen Christen, wenn ich in meiner Gemeinde doch sowieso nichts am Gottesdienst ändern kann?

Deine Aufgabe ist es ganz sicher nicht, den ganzen Gottesdienst deiner Gemeinde zu verändern. Das ist die Aufgabe deiner Gemeindeleiter, falls der Gottesdienst nicht schon nach biblischen Kriterien durchgeführt wird. Aber es ist trotzdem wichtig, dass du dir immer wieder Gedanken machst, was echter Gottesdienst ei-gentlich ist, damit du dir selbst darüber klar wirst, was du Sonntagsmorgens da eigentlich machst. Deine Hauptaufgabe ist es nämlich, dass du selbst mit einer Einstellung Gottesdienst feierst, die Gott Ehre macht. Denk dran: Wahre Reformation beginnt immer erst ein-mal bei dir selbst!

Der Gottesdienst von Josia und dem Volk war ein Gottesdienst, den wir uns zum Vorbild nehmen sollten. Die Bibel bewertet diesen Gottesdienst dann auch fast begeistert:

„Es war aber kein derartiges Passah in Israel gefeiert worden seit der Zeit des Propheten Samuel; und keiner der Könige von Israel hatte ein solches Passah veranstal-tet, wie Josia es hielt mit den Priestern und Leviten und mit ganz Juda und mit allen, die von Israel anwesend waren, auch mit den Einwohnern von Jerusalem“ (2. Chronik 35,18).

Das Volk hatte zu Gott zurückgefunden. Es hätte alles so gut sein können. Aber Josia wusste ganz genau, dass das Gericht Gottes nicht mehr aufzuhalten war. Gott hatte es klipp und klar gesagt (2. Chronik 34,25-28). Und so war Josia mit seinen erst 26 Jahren zwar auf dem Höhepunkt seiner Macht, doch auch ihm war wahrscheinlich nicht entgangen, dass die politische Lage um sein kleines Königreich herum immer bedrohlicher wurde. Sowohl im Süden als auch im Norden rüsteten mächtige Könige und Pharaonen ihre Truppen auf, die mehr als zehnmal so groß waren wie das Heer Josias. Was das für Gottes Volk bedeutete und welche Rolle der junge König dabei spielte, das sehen wir im nächsten und gleichzeitig letzten Teil der Serie.

Jochen Klautke (*1988) ist Referendar in Gießen. Nebenbei

Theologiestudent an der ART in Hannover. Regelmäßiger Blogger

für www.josiablog.de.

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NACH CHRISTUSRubrik für Biografien& Kirchengeschichte

Dieses Gemälde des polnischen Malers Henryk Siemiradzki trägt den bezeichnenden Titel »Die zukünftigen Opfer des Kolosseums«. Es zeigt Urchristen zur Zeit des römischen Reiches(Bild: Gemeinfrei).

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Text: Brian H. EdwardsGemälde: Henryk Siemiradzki (1843-1902)

Die Predigtder Urchristen

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offene oder verdeckte Ob-szönitäten. Korinth war das pralle Leben par excel-lence und das wahre Zent-rum des Lebens. Die Stadt rühmte sich eines Theaters, eines Odeums und eines Amphitheaters. Und diese alle wetteiferten um deine Denare. Das Amphitheater mit seiner großen Arena fachte eine sadistische und brutale Blutrünstigkeit an. Vor Zigtausenden Zu-schauern kämpften dort Raubtiere gegeneinander und gegen Gladiatoren und oft wurden Christen von Löwen in Stücke zer-rissen. Die Menge liebte es; je blutiger desto besser. Doch auch in den Thea-tern gab es diesen Realis-mus und, so wurde bei der Aufführung von »Der Tod des Herkules« der Held tatsächlich vor den Augen des Publikums verbrannt.

Wer das jedoch nicht verkraften konnte, für den

gab es eine Fülle von Alternativen. Man ging zu den Rennen und setzte Wetten ein. Man wurde von den Händlern auf dem Jahrmarkt ausgebeutet, bestaunte die dressierten Zirkustiere, interessierte sich intensiv für die Stars, befasste sich mit Magie, las die kursierende Por-nografie und besuchte die Nachtclubs der Innenstadt. Tanz, Theater und Musik wurde im Überfluss angebo-ten. Es war eine Gesellschaft der Reichen und Unbesorg-ten und der Armen und Ungebildeten. Im Allgemeinen lebte jeder für seine momentanen sinnlichen Vergnü-gungen.

Hinter jeder Lebensweise steht eine Denkweise. Was also dachte Rom, als die ersten Christen ins Reich strömten und ihr Evangelium vom gekreuzigten Chris-tus mitbrachten? Wo immer das Banner des Evangeli-ums gehisst wurde, geschah das in einer Gesellschaft, die einen von drei Wegen beschritt bzw. eine Mischung aus allen dreien. Das Römische Reich konnte unterteilt werden in Heiden, Philosophen und Juden; obwohl die Teilung oft nicht so klar war; Heiden und Philosophen überschnitten sich und auch die Juden waren unter den beiden anderen Gruppen vermischt.

Unter dem Heidentum verbargen sich eine Menge von Glaubensrichtungen und Bräuchen, angefangen vom ländlichen Animisten, der in jedem Stein und Baum seinen Gott sah, bis zum angesehenen und kulti-vierten Polytheisten, dessen zahlreiche Götter und Hun-derte von Legenden alle seinem Standesdünkel dienten. Sogar die Kaiser riefen sich selbst als Götter aus. Magie und alle Formen des Okkultismus waren weit verbreitet. Abergläubische Zaubersprüche und Talismane waren

Die Welt des ersten Jahrhunderts

Die Gemeinde des 1. Jahr-h u n d e r t s wuchs in einer Gesel lschaft

heran, die ihre großen technischen und kultu-rellen Errungen- schaften durch eine unersättliche Lust nach Macht und Ver-gnügen verprasste. Rom war ein blühendes Reich, dessen Frieden, Wohlstand und Glanz den halben Erd-kreis prägte. Die Macht des Römischen Reiches bestand fast tausend Jahre, und als die Barbaren sein Licht beinahe auslöschten, überlebte der Einfluss des römischen Gedanken- und Kulturguts die tausend Jahre des finsteren Mit-telalters, um dann in der Renaissance im 14. Jahr-hundert wiederbelebt zu werden. Als Petrus und Paulus das Evangelium verkün-digten, war bereits offensichtlich, dass etwas mit dem großen Reich Rom nicht stimmte. Politische Intrigen und Unsicherheit wurden als Preis des Fortschritts ak-zeptiert, und Krieg, Rebellion und Gewalt waren der tägliche Tratsch auf dem Marktplatz. Die verbreitetste Religion war der Aberglaube, was zu einem schlimmen Verfall der Moral führte.

Es war eine Generation der Freizeit. Roms ständige militärische Erfolge sorgten dafür, dass der Markt regel-mäßig mit Sklaven beliefert wurde. Warum selber arbei-ten, wenn es andere billig für dich tun? Die Politiker, vom Kaiser angefangen, führten immer mehr Feiertage ein und veranstalteten häufig kunstvolle Shows, um po-litische Anerkennung zu erlangen. Im 2. Jahrhundert n. Chr. nahmen öffentliche Festtage bis zu 135 Tage im Jahr ein!

Für die, die lesen konnten, gab es reichlich Litera-tur. Während Paulus über das Kreuz predigte, las das Reich die Äneis von Vergil, die Gedichte des Horaz, die Geschichten Ovids und die Dramen Senecas. Die Satiriker und Novellendichter waren sehr gefragt. Wer nicht gern las, besuchte lieber die Pantomime, und wer musikalische Abende vorzog, für den gab es das The-ater und ihre kleine Schwester, das Odeum, wo regel-mäßig Orchester- und Chor-Konzerte mit Rezitationen und Schauspielen angeboten wurden. Allerdings sollte man sich zuerst die Probevorstellung ansehen, da man-che ausschweifenden Szenen und lustvollen Gewaltakte auf der Bühne nicht jedermanns Geschmack waren. Es war tatsächlich schwierig ein Schauspiel zu finden ohne

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Oft wird behauptet, die Welt im 1. Jahrhundert, das Umfeld der

Urgemeinde, sei derart anders als die Welt von heute, dass wir eine

völlig neue Art und Weise der Evangelisation und Anbetung

entwickeln müssten. Mit dieser Annahme werden oft ausgefalle- ne neue Ideen gerechtfertigt. Wir können fast alles tun, und wenn man uns auffordert, eine bibli-sche Begründung vorzuweisen, können wir uns bequem auf das Argument stützen, dass »heute alles anders ist«. Diese Behaup-tung wollen wir jetzt unter die Lupe nehmen. Das geht schnell und wird uns zu einer unbeque-men Schlussfolgerung führen.

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beliebt. Die Philosophen liebten Menschenweisheit und setzten voraus, der Mensch sei – mit oder ohne die Göt-ter – imstande, den Sinn des Lebens zu finden und sein eigenes Schicksal zu meistern. Die Philosophen des Rö-mischen Reiches wetteiferten darin, einander zu wider-sprechen und haben heute alle ihr neuzeitliches Gegen-stück. Die Kyniker, inspiriert von Antisthenes, hatten alle überkommenen Konventionen und Traditionen ver-worfen und lebten einen ungehobelten Individualismus (z.B. der in einer Tonne lebende Diogenes). Sie gingen ihren eigenen Weg und scherten sich wenig darum, was andere dachten. Sie schockierten die ältere Generation.

Die Anhänger Platos waren Intellektuelle, die darauf vertrauten, dass ihre eigene Weisheit und Intelligenz sie erlösen werde. Die Gnostiker rühmten sich ihrer spe-ziellen inneren Erleuchtung und Einsicht, während die Skeptiker alle Moralmaßstäbe dem letztgültigen Test der persönlichen Erfahrung unterzogen. »Wenn es dir Spaß macht, ist es o.k.«, lautete ihr Motto. Das ganze Reich war ein Gewirr von Stimmen und Ideen. Man konnte an einem x-beliebigen Tag aufs Forum gehen, wie z.B. auf den Areopag in Athen, und den Philosophen zuhören, die ihre Weisheiten öffentlich verkündeten und ihre Un-wissenheit verbreiteten.

Die Juden waren gespalten. Natürlich warteten die meisten Juden auf einen Messias und die meisten glaubten an die Auferstehung und an Geistwesen, aber die Sadduzäer verwarfen alles Übernatürliche als unver-nünftigen Unsinn. Die meisten glaubten an die Gnade Gottes und an Sündenvergebung, doch die Pharisäer hatten Religion reduziert auf Rechtfertigung durch Ge-horsam gegenüber ihren pedantischen Auslegungen des Gesetzes. Für sie kam es an auf eine strenge Einhaltung der Regeln – ihrer Regeln – aus eigener Kraft. Die Ju-den waren sich noch nicht einmal über die Schriften einig. Neben dem Alten Testament studierten die Pha-risäer mit großer Verehrung die Lehren ihrer Väter. Die Sadduzäer hingegen akzeptierten das Alte Testament nur zum Teil (das Gesetz) als endgültige Autorität und lehnten den Rest (die »Schriften« und die Propheten) als wenig wertvoll ab. Einige Juden, wie z.B. die Essener, kapselten sich von der Gesellschaft ab und andere, wie z.B. die Zeloten, operierten als extremistische Terror-gruppen. Die Zeloten waren völlig gegen die Sadduzäer, die Hand in Hand mit der römischen Besatzungsmacht kooperierten. Das Judentum des 1. Jahrhunderts war eine komplexe Mischung aus Tradition und Philoso-phie, von Konservativen und Liberalen.

Wie in aller Welt sollten die ersten Christen das Evangelium in einer solchen Gesellschaft verbreiten? Ein heute beliebter Ausdruck ist das Wort »Kommunikati-on«. Wenn einer Gemeinde geistliche Kraft fehlt, liegt das angeblich immer an ihrer Unfähigkeit, das Evange-lium auf relevante und effektive Weise zu vermitteln; sie kann ihre Botschaft nicht »kommunizieren«. Dar-auf reagiert die Gemeinde mit einer aufgeregten Suche nach neuen Methoden. Dabei treten leider oft zwei Ex-treme zutage. Einerseits wird der Inhalt der Botschaft abgewandelt und so verwässert, dass sie für Leute von heute schmackhaft ist. Als Ergebnis stehen Männer auf der Kanzel, die etwas sagen, aber nichts zu sagen haben.

Sünde und Jenseits, Buße und Versöhnung, Heiligkeit und Hölle bekommen entweder eine neue Bedeutung verliehen oder werden stillschweigend unterschlagen. Auf der anderen Seite – und das ist die besondere Tragö-die der Evangelikalen heute – wird Predigt nahezu über Bord geworfen. Sie wird reduziert auf ein kurzes Nach-wort am Ende eines glanzvollen Spektakels mit Musik, Theater, Show und Tanz. An die Stelle der Predigt treten Programme, Konzerte, Aufführungen, Beschallungsan-lagen, Aktionsgruppen, Scheinwerfer und ein blenden-des Drumherum. Unter dem brillanten Glanz der Dar-bietungen ist das Evangelium an sich oft wie verborgen.

Im 1. Jahrhundert gelang es einer kleinen unbedeu-tenden Gruppe nicht besonders gebildeter Leute, mit ihrer offensiven Botschaft der Auferstehung eines als kri-minell verurteilten Gekreuzigten sowohl gebildete Juden als auch intellektuelle bzw. traditionsversessene Heiden zu erreichen! Sie sprachen noch nicht einmal die Spra-che ihrer ersten Zuhörer. Paulus gab zu, dass die ganze Sache eine törichte Unmöglichkeit war (1Kor 1,23). Doch sie machten es und stellten die Welt auf den Kopf. Der gesamte Lauf der Geschichte wurde damals aus den Angeln gehoben.

Kommunikation war nicht ihr Problem und sollte nicht das Problem der Gemeinde von heute sein. Kom-munikation war nie ein Problem für eine geistlich le-bendige und evangelistisch eifrige Gemeinde. Bei all unseren heutigen Bemühungen erreichen wir kaum den Enthusiasmus und die Effektivität der Gemeinde des 1. Jahrhunderts. Die Gesellschaft von heute gleicht der damaligen in bemerkenswerter Weise, was Herz und Denken betrifft, nur das äußere Bild hat sich gewandelt. Und unsere Botschaft sollte sich überhaupt nicht gewan-delt haben, denn noch immer gilt: »Kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden müssen« (Apg 4,12). Irgendwie wa-ren es offenbar sie, die die bessere Kommunikationsme- thode für das Evangelium hatten, und diese Methode steht auch uns noch zur Verfügung. Die ersten Christen evangelisierten das Römische Reich mit der effektivsten Waffe des Predigens, und sie beeinflussten die Gesell-schaft so enorm, dass sie das Gesicht des ganzen Reiches veränderten. Die Gefahr heute besteht darin, dass die Welt das Gesicht der Gemeinde verändert!

Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Wenn die Show das Wort erschlägt“ (Originaltitel: Shall We Dan-ce?) von Brian H. Edwards. Der Titel ist im Betanien Ver-lag erschienen und u.a. auf www.cbuch.de erhältlich.

Brian H. Edwards ist ein britischer Autor, Lektor und Prediger,

der vor allem für seine historischen Biografien und

theologischen Werke bekannt ist. Er ist mit Rosie verheiratet.

Page 36: #16 Die Predigt

Eine Botschaft,die alles ändert!

Josia Konferenz 2014

Es ist wieder soweit: Josia geht in die zweite Runde!Im heutigen Informationssturm muss man wichtige, weniger wichtige und unwichtige Botschaften voneinander unter-scheiden. Die 2. Josia-Konferenz bringt euch ganz analog die wichtigste Botschaft der Welt – Eine Botschaft die alles ändert!

Thema: EinE Botschaft, diE allEs ändErt

Quelle: römErBriEf

Hauptredner: Pastor matthias lohmann

Ort: august-hErmann-franckE schulE giEssEn

Datum: 2. Bis 4. oktoBEr 2014

Die Anmeldung ist ab sofort über www.josiablog.de möglich! Auch alle weiteren Infos zur Konferenz und eine kom-plette Liste der Workshops und Infos zu den Referenten sind über die Websieite in Erfahrung zu bringen!

Diesjährige WorkshopsWir haben auch dieses Jahr wieder einige richtig spannende Themen für euch zusammengestellt und tolle Referenten gewinnen können, die sich eingehend damit auseinandergesetzt haben. Im folgenden detaillierte Infos zu jedem Work-shop.

Gemeindemitgliedschaft – “Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“Die Frage nach dem Sein oder Nichtsein stammt aus William Shakespeares Tragödie „Hamlet“. In diesen Worten of-fenbart sich die Unentschlossenheit Hamlets, seiner Todessehnsucht nachzugeben. Wir als Christen hingegen können entschlossen sein, denn wir sind schon längst unserem alten, von der Sünde regierten Leben gestorben. Wir gehören nun Christus – dem Haupt – und sind Glieder an seinem Leib. Eine zwangsläufige und von Gott als Segen geplante Konsequenz davon ist es, dass wir als Kinder Gottes Mit-Glieder aneinander sind – wir gehören zusammen. Das sollte dadurch sichtbar werden, dass wir uns einer lokalen Gemeinde als „Mitglied“ anschließen – genau diese These soll im Workshop biblisch belegt werden.

Matthias Lohmann

Page 37: #16 Die Predigt

Als Christ lebenAls Christ sind wir vor Gott heilig und tadellos. Wir können mit Sicherheit wissen, dass wir nicht mehr verdammt werden. Dennoch sündigen wir ständig; die kleine Notlüge hier, ein bisschen Lästern dort. Manchmal sind es auch nur unsere Gedanken. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht einen anderen Bruder oder eine andere Schwester zu haben? In diesem Workshop wollen wir uns die Frage stellen, wie das beides zusammen passt. Wie kann ich auf der einen Seite vor Gott heilig seindas und auf der anderen Seite immer noch sündigen? Wie soll ich damit umgehen? Gibt es eine Lösung dafür?

Johannes Müller

Persönliche EvangelisationZum Thema: In diesem Workshop werden folgende Fragen behandelt:Was ist persönliche Evangelisation (und was nicht)? Was ist das Evangelium (und was nicht)? Wer soll evangelisieren? Warum sollen wir evangelisieren? Falsche anschauliche „Motivationshilfen“ entlarvt. Warum evangelisieren wir nicht? Mehr als 10 Ausreden samt Lösungshilfen. Wie sollen wir evangelisieren? Wie messe ich (meinen) Erfolg? Was ist nach der Evangelisation zu tun?Der Blickwinkel und die Autorität des „Workshops“ soll biblisch sein, da der Referent nicht hauptsächlich mit eigenen Erfahrungen überzeugen will (und kann). Es handelt sich um einen Vortrag ohne Gruppenarbeiten oder Praxisübun-gen.

Benedikt Mankel

Aus der Wohlfühlzone in die Herausforderung – Do Hard Things!Jugendzeit ist Schonzeit – Du bist zwar kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Du musst nicht mehr tun, was Deine Eltern von Dir wollen, aber Du musst auch noch nicht richtig gerade stehen für das, was du tust. Die Ge-sellschaft und oft auch Deine Gemeinde erwarten nicht viel von Dir und sie trauen Dir auch nicht viel zu. Du wirst einfach nicht für voll genommen. Vielleicht hast Du Dich damit abgefunden, vielleicht genießt du sogar diese Unver-bindlichkeit und es ist ganz ok für Dich – Für Jesus ist es nicht ok! In diesem Workshop soll es darum gehen, was Jesus von Dir erwartet und wie Du diese Herausforderung annehmen kannst.

Ludwig Rühle

Biblisch BetenChristen beten. Sollten sie zumindest. Gerade erinnere ich mich an die Worte eines älteren Bruders: “Ich kenne kei-nen, der nicht Probleme mit seiner stillen Zeit hat.” Warum ist das so? Warum beten wir so wenig? Wie kann sich das ändern? Was macht überhaupt ein gutes Gebet aus? Am Ende des Workshops wollen wir Antworten auf diese Fragen haben und mit einem Hunger nach Gebet weiterziehen.

Außerdem finden folgende Workshops statt: „‚Mein Reli-Lehrer hat gesagt die Bibel sei ein Mythos‘– Wie wir der Bibelkritik begegnen können“ (Mario Tafferner), „Worship hart – oder: Musik im Gottesdienst“ (Jörn Hä-gele), „Ponyhof, Mr. Darcy und andere Lügen – Identität zwischen Erwartungen & Misserfolgen (Seminar für Frauen)“ (Elke Rühle), „Mann-sein nach dem Herzen Gottes – Teil 1 (Freitag): Zur Freiheit befreit“ (Benjamin Tom), „Mann-sein nach dem Herzen Gottes – Teil 2 (Samstag): From boys to men – „… als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war …“ (Tobias Glaum), „Wie erkenne ich den Willen Gottes für mein ganz persönliches Leben?“ (Gottfried Rühle), „Allein aus Glauben…oder gehört mehr dazu?“ (Jochen Klautke) und weitere. Mehr Infos: www.josiablog.de

Lars Reeh

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N E U H E I T E N & S O N D E R A N G E B OT E J E T Z T O N L I N E B E S T E L L E N C B U C H . D E

Der standhafte Prediger Martin LutherSTEVEN LAWSON

Durch die Jahrhunderte hinweg hat Gott immer wieder gottgefällige Männer erwählt, die er auf mächtige Art und Weise in entscheidenden Momenten der Kirchengeschichte gebraucht hat. Diese Vorbilder sind es

wert nachgeahmt zu werden, weil sie selbst treue Nachfolger Christi waren. Der berühmte, deutsche Reformator Martin Luther steht im Blickpunkt dieser Ausgabe. In einer Zeit, als die Kirche so dringend die Wahrheit hören musste, erschallte Luthers Stimme mit standhaftem Freimut durch ganz Europa. Inmitten dieser Zeit des Abfalls von der rechten Lehre, schwieg Luther nicht, sondern erklärte laut und deutlich seine treue Verbundenheit zur alleinigen Autorität der Heiligen Schrift.863948 – PAPERBACK, 158 SEITEN – € 12,50

Mit Ausharren laufenTHOMAS SCHREINER & ARDEL CANEDAY

GIBT ES HEILSGEWISSHEIT OHNE HEILIGUNG?

Dieses hochinteressante und wertvolle Buch wird die klassischen Diskussionen sowohl um die Sicherheit oder Verlierbarkeit des Heils

als auch um “Lordship Salvation” versus angeblicher “freier Gnade” nicht nur neu aufleben lassen, sondern viel Licht in alte Denkstrukturen bringen. Vor allem aber wird es den ernsthaften Christen ermutigen, durch Gottes Gnade im Glauben auszuharren und ihm helfen, Gottes Heil und Gnade in Christus tiefer zu verstehen und wertzuschätzen.

175990 – PAPERBACK, 350 SEITEN – € 7,90

Weitere Schnäppchen unter: www.cbuch.de/guenstig

Gott erkennenJAMES I. PACKER

DEUTSCHE AUSGABE DES KLASSIKERS “KNOWING GOD”.

Endlich ist der Klassiker, der sich weltweit über 1 Millionen mal verkaufte, in einer neuen Übersetzung wieder erhältlich. Die Bibel wird auch heute noch gelesen. Doch immer mehr Bibelleser

verstehen immer weniger Bibelverse. Das Ergebnis ist eine geistliche Hungersnot, denn wie kann der Glaube stark und fest sein, wenn es an Gotteserkenntnis mangelt? Dieses Buch entfaltet systematisch die Grundaussagen der Bibel über Gott. Es weist seelsorgerlich falsche Sicht- und Verhaltensweisen von heute auf und ermuntert, Gottes Wort als Leitfaden unseres Lebens anzuerkennen und ihm zu vertrauen.

072075 – PAPERBACK, 370 SEITEN – € 12,90

Der erste JohannesbriefJÖRG WEHRENBERG

AUSLEGUNGS-PREDIGTEN

Jesus aus Nazareth ist wirklich der menschgewordene Sohn Gottes, der mit Seinem Tod die Strafe für unsere Schuld auf sich genommen hat. Wer an Ihn glaubt erfährt Gottes Liebe

und empfängt ein neues Leben. Er wird dazu befreit, Gott und den Mitmenschen zu lieben.Johannes beharrt im Ersten Johannesbrief auf diese zentralen Wahrheiten des Evangeliums. Er fordert die Christen seiner Zeit und uns heute dazu auf, an diesen Wahrheiten über Jesus festzuhalten. Wir sollen bei dem Jesus bleiben, wie er im Evangelium der Apostel verkündet wird. Denn mit ihm, dem Sohn Gottes, stehen wir in unverbrüchlicher Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.

875303 – MP3-CD, 276 MIN. – € 6,90

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T E L 0 5 2 3 7- 8 9 9 0 9 0 E M A I L I N F O @ B E TA N I E N . D E O N L I N E C B U C H . D E V E R L A G S I N F O B E TA N I E N . D E

Erlöst in ChristusTREVOR MCILWAIN & NANCY EVERSON

AUF FESTEN GRUND GEBAUT 4

Wie können Christen überzeugend in Familie und Beruf leben?Wie sieht ein Leben im Heiligen Geist

aus? Was ist die Gemeinde, und wie ist die Beziehung der Gläubigen zueinander? Diese und andere Fragen beantwortet der Epheserbrief.Entdecken Sie in 13 Lektionen die Segnungen in Jesus Christus, die Ihnen im Alltag helfen und Sie ermutigen wollen. Lernen Sie die Kraft kennen, die wir in Jesus Christus zum Leben und zum Sieg im Kampf gegen Welt, Sünde und Teufel haben!

682008 – PAPERBACK GROSSFORMAT, 136 SEITEN€ 15,95

Revidierte Elberfelder Bibel - mit Schreibrand ITAL. KUNSTLEDER DUNKELBLAU

Die Heilige Schrift in der exaktesten deut-schen Übersetzung und besonderer Gestaltung. Der Text ist einspal-tig in angenehmer Schriftgröße gesetzt,

der Verweisstellenapparat erscheint in dieser Ausgabe am Seitenende. Der 37 mm breite Schreibrand bietet Raum für eigene Anmerkungen. Diese Ausgabe ist in italienischem Kunstleder gebunden. Eine Bibel zum persönlichen Studium, die keine Wünsche offen lässt.

271201 – KUNSTLEDER, 1728 SEITEN – € 49,90

Ungeküsst und doch PrinzessinCAROLYN MCCULLEY

SINGLESEIN MIT GOTTES HOFFNUNG

Wie kann eine unverheiratete Frau zur Ehre Gottes le-ben? Sollte sie hoffnungsvoll die Ehe anstreben oder in welcher anderen Weise kann sie ihre von Gott gegebene Weiblichkeit ausleben? Was ist mit Bildung, beruflicher Qualifikation oder gar Karriere? Wie kann sie sich am besten in der Gemeinde einbringen und ihre Begabun-gen ausüben wie z.B. in Form von Gastfreundschaft, Dienst an Kindern oder seelsorgerlichen und sozialen Aufgaben?

Carolyn McCulley, selbst langjährige Singlefrau, gibt biblische Wegweisung gepaart mit praktischer Weisheit und einem feinen Humor. Mit ihrem Bibelstudium hilft sie, den Willen Gottes für unser Leben zu erken-nen und vermittelt viel Gnade und Hoffnung. Dabei listet sie nicht nur eine Reihe Ratschläge aneinander, sondern zeigt Gottes großen Gesamtplan für unser Leben auf, ob wir nun (noch) Single sind oder nicht.

„Carolyns offenes, einfühlsames und wunderbar hoff-nungsvolles Zeugnis von Gottes freigiebiger Liebe wird jede Frau ermutigen, die den Segen und die Freude Gottes in ihrem Leben als Single entdecken möchte.“ (Ken Sande, Peacemaker Ministries)

175938 – PAPERBACK, 292 SEITEN – € 14,90

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„Ich bin gewiss, dass dieevangelische Kirche steht und

fällt mit ihrer Predigt.“

Wilhelm Busch