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1967 Kirche — Theologie — Politik Ausstellungsbroschüre 1967: Kirche – Theologie – Politik 2 Inhaltsverzeichnis: Zusammenfassendes Plakat 3 Der Protestantismus in Bayern und München 1967: Aufbruch und Beharrung 4 Die Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakul- tät München 11 Theologisches Wirken und Profil der Gründergenerationder Fakultät 17 Politische Geschehnisse 1967 in der Welt und Deutschland 22 Kultur 1967 – München wird moderner 29 Impressum 38

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1967 Kirche — Theologie — Politik Ausstellungsbroschüre

1967: Kirche – Theologie – Politik 2

Inhaltsverzeichnis:

Zusammenfassendes Plakat 3

Der Protestantismus in Bayern und München 1967: Aufbruch und Beharrung

4

Die Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakul-tät München

11

Theologisches Wirken und Profil der „Gründergeneration“ der Fakultät

17

Politische Geschehnisse 1967 in der Welt und Deutschland

22

Kultur 1967 – München wird moderner 29

Impressum 38

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Zusammenfassendes Plakat

1967: Kirche – Theologie – Politik 3

1967: Kirche – Theologie – Politik 4

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Der Protestantismus in Bayern und München 1967: Aufbruch und Beharrung

Nach einem groben Überblick über die Strukturen der evangelischen Kirche Bay-erns und der Landeshauptstadt Münchens werden anhand des Landesbischofs Hermann Dietzfelbinger aktuelle Themen der Zeit dargelegt. Dabei konzentriert sich die linke Hälfte des Plakats auf die Strukturen und die Organisationsformen der Landeskirche sowie auf neue Reformimpulse des Jahres 1967. Die rechte Hälfte hingegen zeigt das kirchliche Leben in diesem Jahr.

Im Hintergrund steht das Logo der ELKB, welches durch die verschiedenen Far-ben sowohl die zahlreichen Ereignisse als auch die pluralistischen Strömungen des Protestantismus im Jahr 1967 widerspiegelt. Als verbindendes Element steht das Kreuz im Zentrum und somit wird das Logo zum „Zeichen der Verbundenheit über Unterschiede hinweg“.

Fakten aus der Bayerischen Landeskirche Die evangelische Bevölkerung Bayerns konzentrierte sich 1967 regional in zwei unterschiedlichen Schwerpunkten: In den kleinen, traditionellen Landgemeinden Ober- und Mittelfrankens und in der Großstadtregion Münchens, die vor allem durch den Zuzug von überwiegend protestantischen Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg umgestaltet wurde. Die Zahl der evangelischen Bewohner Münchens hatte 1960 ihren Höhepunkt: Von den 1.055.457 Bewohnern Münchens waren 1960 275.000 evangelisch, also 26%. 1950 betrug der Anteil nur 21,4% und 1970 nur 22,9%. Heute (Stand: 31.12.2013) leben im Dekanat München 263.903 evangelische Christen, das ent-spricht nur noch 18% der Bevölkerung Münchens.

Landesbischof Hermann Dietzfelbinger (1908 Ermer shausen–1984 München) Auf der 4. EKD-Synode wurde Dietzfelbinger überraschend zum Ratsvorsitzen-den gewählt, da man sich nicht auf die Anwärter Johannes Lilje oder Kurt Scharf einigen konnte.

Auf der Herbstsynode in Bayreuth sagte er: „Ich komme nicht los von dem Wort, das nach dem Krieg der Soziologe Eugen Rosenstock-Huessy gesagt hat: ‚Vielleicht kann es künftig in Deutschland keine lebendige Kirche mehr geben, weil es dort keine Juden mehr gibt.‘“ Diese Verknüpfung von Kriegsschuld mit der gegenwärtigen Situation der Kirche beruhte auf der Wahrnehmung, gegen-sätzliche innerkirchliche Lager nicht befrieden zu können. Die Theologiekritik aus Basisgemeinden und sich formierenden Bekenntnisgruppen an Bultmanns Entmythologisierung des NTs führte bald zu offener Kirchenkritik und massiver Abgrenzung von der Universitätstheologie.

Während die Bischofskonferenz der VELKD ihre Stellungnahme im Januar im „Kranzbacher Gespräch“ veröffentlichte, gründete sich in Bayern die Bekenntnis-bewegung „Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis“ (KS). Sie sah sich als „Gewissen der bayerischen Pfarrerschaft“ und stand auf der Grundlage der

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Rummelsberger Erklärung vom Januar 1967: „Zu lange schon haben wir gezö-gert, den Stimmen in Theologie und Verkündigung zu widersprechen, die in der Gemeinde das Zutrauen zur Heiligen Schrift erschüttern, das der Erhörung ge-wisse Gebet und das persönliche Verhältnis zu Jesus, dem auferstandenen Herrn, in Frage zu stellen.“1967 drängte Dietzfelbinger die einberufene Kommission der EKD „Schrift und Verkündigung“ zur Kompromissfindung durch verstärkte exe-getische Arbeit. Doch das Treffen endete mit einem „theologischen Vietnam“, da nur Gegensätze herausgearbeitet werden konnten.

Synoden Auf der Frühjahrssynode der ELKB (26.02.-03.03.1967) in Ansbach wurden v.a. „nüchterne Fragen der Finanzen und des Personalrechts“ behandelt. Neben Ände-rungen des Kirchengesetzes und der Schulfrage standen auch die Auseinanderset-zungen von Fundamentalisten mit moderner Theologie im Zentrum. Auf der Herbstsynode (22.-27.10.1967) in Bayreuth wurde erneut die Schulfrage, aber auch die Schwierigkeit bei der Gründung der Evang. Theol. Fakultät in Mün-chen besprochen. In Bezug auf angedachte Kirchenreformen wurde betont, dass die Kirche „nicht zu einem Dienstleistungsbetrieb für die Gesellschaft reformiert werden“ dürfe. Auf der Bezirkssynode in München am 29. Januar wurde unter der Leitung des Dekans Georg Lanzenstiel die „Ordnung des kirchlichen Lebens“ behandelt, die nach mehr als 15 Jahren Bearbeitungszeit am 01.07.1967 in Kraft trat. So wurden Themen Taufe und Jugend, Ehe und Mischehe, Beichte und Abendmahl sowie verantwortliche Elternschaft diskutiert. Reformen Die sogenannten Reformgruppen waren ebenfalls ein großer Bestandteil der 1960er Jahre. Der bis heute bestehende „Arbeitskreis Evangelische Erneuerung“ war Ende der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre die aufsehenerregendste Gruppe in der bayerischen Landeskirche. Ihre Aktionen und Themen stießen auf großes Interesse und Zustimmung. Das Ziel der AEE lag in der Demokratisierung der kirchlichen Strukturen, was mit Hilfe von Arbeitsgruppen erreicht werden sollte. Durch ihr Aufbegehren weckten sie auch das öffentliche Interesse. Die AEE, wie auch andere Reformgruppen, sind heutzutage mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Die Schulfrage war 1967 ein dominierendes Thema in Bayern. Die drei großen Parteien (CSU, FDP und SPD) beantragten je ein Volksbegehren um den Art. 135 der BayVerf zu ändern. Die FDP schlug vor, die christliche Gemeinschaftsschule und die Bekenntnisschule als gleichberechtigt zu erklären, die SPD wollte die christliche Gemeinschaftsschule als Regelschule etablieren und die Bekenntnis-schule als eine auf Antrag der Eltern entstehende Schule organisieren. Die CSU jedoch, aus Angst der Antrag der SPD würde gelingen, vertrat einen Gesetzesent-wurf, der sich gegen die Trennung der christlichen Gemeinschaftsschule und Be-kenntnisschule stark machte. Letztendlich einigten sich die drei Parteien auf einen gemeinsamen Gesetzesentwurf, der anstelle der beiden Schultypen eine Volks-schule für alle Kinder vorsah, in der nach Grundsätzen der christlichen Bekennt-

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nisse unterrichtet werden sollte. Dieser Gesetzesentwurf wurde im Volksent-scheid vom 07.07.1968 angenommen und am 01.08.1968 in die Verfassung auf-genommen.

Frieden Neben der Jahreslosung (Jes 26,12) stand auch das Motto „Der Friede ist unter uns“ des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hannover (21.05-25.05.) im Zeichen des Friedens. Dies war allerdings nicht selbstverständlich, da ein Kir-chentag des Unfriedens aufgrund innerprotestantischer Kontroversen (z.B. zwi-schen Bekenntnisgemeinschaft „Kein anderes Evangelium“ und „Notgemeinschaft Evangelischer Deutscher“) befürchtet wurde. Vor allem rückte im Angesicht der Kriege im Nahen Osten und im Vietnam die Friedensethik in den Mittelpunkt des Kirchentags, zu welchen sich insbesondere der Kirchentags-präsident Richard von Weizsäcker äußerte. Auch abseits des Kirchentags beschäftigten die Kriege den Rat der EKD, der zu Frieden und Fürbitte aufrief. Beispielhaft steht hier Dietzfelbingers „Wort an evang. Gemeinden und dt. Öffentlichkeit“, in welchem er aufforderte „in diesen Tagen ernsthafter als bisher (zu) Gott um die Gabe und die Kraft seines Friedens (zu) flehen“. Als besonderes Zeichen des Friedens kann die Eröffnung der Versöhnungskirche in Dachau am 30.04.1967 angesehen werden. So wurde betont, dass diese „für alle Besucher dieses Lagers eine Stätte der Versöhnung, ein Ort des Gebets und ein Mahnmal des Friedens“ sein soll. Besonders ehemalige Häftlinge aus den Niederlanden, um Durk de Loos, bemühten sich um den Bau einer evang. Ge-denkstätte in Dachau. Diese zeichnet sich durch ihre besondere Gestaltung ohne rechte Winkel aus, wodurch sie sich von dem Aufbau des Konzentrationslagers klar abgrenzt. Reformationsjubiläum Im Zuge des 450-jährigen Reformationsjubiläums wurde in verschiedenen bayeri-schen Städten das Jubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen begangen. In Augsburg hielt Dietzfelbinger am 28.06.1967 einen Vortrag über „Reformation und Wahrheit“. Dabei war ihm die Rückbesinnung auf die „wahre“ Schrift sehr wichtig und auch die Kritik an seiner eigenen Konfession, nicht nur an den ande-ren.

Vom 24.10.-03.11. fand schließlich das Reformationsjubiläum in Wittenberg mit vielen Veranstaltungen und Festgottesdiensten statt. Erst September 1967 bestä-tigte der „Vorbereitende Ausschuss für zentrale kirchliche Veranstaltungen“ Wit-tenberg als zentralen Veranstaltungsort. Veranstaltungen der DDR wurden von einem staatlichen Komitee angeboten. Viele Gäste aus Westdeutschland konnten allerdings nicht an den Festivitäten teilnehmen, da sie keine Einreisegenehmigun-gen erhielten. Zudem war auch die Reise innerhalb der DDR für die Gäste nicht erlaubt.

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Ökumene Nach den Konzilsbeschlüssen des II. Vaticanums (1962-1965) fand Pfingsten 1967 ein „Ökumenisches Direktorium“ statt, das über Richtlinien zur ökumeni-schen Aufgabe beriet. So wurden gemeinsame Gebetsandachten vorgeschlagen, Sakrament- und Kultusgemeinschaft allerdings ausgeschlossen.

Auch die Una-Sancta-Bewegung machte sich für eine vereinigte Kirche stark und engagierte sich seit Mitte der 1960er in den neu gebildeten ökumenischen Gremi-en der Kirchen. Trotzdem hielten sich weiterhin tiefe theologische Gräben z.B. in Bezug auf die Messopfertheologie, der Marianologie und der unfehlbaren Lehrau-torität des Papstes.

Im Juli 1967 wurde ein gemeinsamer Vaterunser-Text von Vertretern der ELKB, verschiedenen katholischen Bischöfen und evangelischen Freikirchen erarbeitet. Dieser wurde am 21.12.1967 in der ELKB veröffentlicht, Anfang 1968 im Lan-dessynodalausschuss gebilligt und hat bis heute seine Gültigkeit bewahrt.

1967 wurden die Schauenburger-Gespräche abgeschlossen, bei denen die jahr-hundertealte Frage nach der Kirchengemeinschaft zwischen lutherischer, refor-mierter und vorreformatorischen Kirchen intensiv diskutiert wurde. Ziel war eine tiefere ökumenische Gemeinschaft, ohne die jeweilige konfessionelle Identität preiszugeben.

Die reformierte Gemeinde in München zählte zu Kriegsende unter 100 Mitglie-der, so dass der von Landesbischof Meiser unterstützte Neubeginn einer Neu-gründung entsprach. Pfr. Ottmann engagierte sich stark in der Arbeit mit den Batschka-Flüchtlingen, die in Lagern (wie am Waldfriedhof und Forstenried) untergebracht waren oder in südbayerischen Gemeinden verstreut lebten. Nach-dem der Oberbürgermeister von München, Dr. Vogel, den beiden Großkirchen und den Reformierten 1964 ein Grundstück in Perlach-Nordost angeboten hatte, wurde in einem langwierigen Prozess die Teilung der reformierten Gemeinde entlang der Isar beschlossen. Nachfolger des ersten Pfarrers in Neuperlach wurde 1981 Dr. Jan Rohls.

Aufbruch und Beharrung Das Jahr 1967 war innerhalb der Kirche geprägt von Aufbruch in neue Richtun-gen und Beharrung auf traditionell Bewährtes. Dies zeigt sich insbesondere in der Person Dietzfelbingers, der sich einerseits für Kirchenreformen und Einheitsbe-strebungen der EKD einsetzte, andererseits die Frauenordination ablehnte und eine Rückbesinnung auf die „wahre“ Schrift forderte. Auch die innerprotestanti-schen Konflikte spiegeln sowohl fortschrittliches als auch konservatives Denken wieder. Insbesondere ist der Aufbruch in den Zielen der verschieden Reformgrup-pen, in der Schulfrage und exemplarisch in der Ökumene wahrnehmbar.

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Der Protestantismus in Bayern und München 1967: Aufbruch und Beharrung

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gemeinde_dekanat/Statistik2013.pdf http://www.versoehnungskirche-dachau.de/all/download/

FlyerVersoehnungskirche.pdf

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Abbildungsverzeichnis: Abb. 1: Evangelisches Gemeindeblatt für München, 70. Jg. (1967), Nr. 7, Mün-

chen 1967, S.11. Abb. 2: Evangelisches Gemeindeblatt für München, 70. Jg. (1967), Nr. 16, Mün-

chen 1967, S.1. Abb. 3: Briefmarke Martin Luther 1967 aus der DDR. Abb. 4: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv. Hintergrundbild: http://zeichen.bayern-evangelisch.de/

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Die Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakultät München 1949: In seinem ersten Bericht als amtierender Dekan der Evangelisch-

Theologischen Fakultät verweist Leonhard Goppelt im Jahr 1968 darauf, dass die

Bestrebungen zur Errichtung einer Fakultät weit in die Vergangenheit zurückrei-

chen. So sei bereits 1949 eine erste Forderung nach der Fakultätsgründung laut

geworden. Als Argument einer Gründung werden wachsende protestantische Be-

völkerungsanteile in Oberbayern angeführt, die sich auf Flüchtlingsströme der

sogenannten „Heimatvertriebenen“ im Zuge des 2. Weltkrieges zurückführen

lassen. Da allerdings kurz zuvor bereits die Gründung der theologischen Ausbil-

dungsstätte „Augustana Hochschule“ in Neuendettelsau beschlossen wurde, wer-

den die auf München bezogenen Pläne zunächst nicht zielstrebig weiterverfolgt.

1964: Auf der Bayreuther Landessynode reicht der langjährige bayerische Syno-

dale und Münchener Universitätsprofessor Kurt Lentrodt im Februar einen An-

trag auf die Gründung einer Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Ludwig-

Maximilians-Universität ein, den er selbst im Rückblick als „Zusammenfassung

von heranwachsenden Wünschen und Erfordernissen“ bezeichnet.

Im gleichen Jahr folgt am 30. Juli ein entsprechender Antrag des Universitäts-

Senats an das bayerische Kultusministerium, der sich ebenfalls dezidiert für eine

an der Universität beheimatete Evangelisch-Theologische Fakultät einsetzt.

Die Landessynode ermächtigt als Reaktion darauf, dass auf ihre Absicht der Fa-

kultätsgründung auch eine universitäre Zustimmung folgt, am 22. Oktober den

Landeskirchenrat dazu, sich dem weiteren Gelingen der Fakultätserrichtung kon-

struktiv anzunehmen.

1966: Durch den Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus Ludwig

Huber wird im März ein Berufungsausschuss zusammengestellt, der Vorschläge

zur Besetzung der ersten fünf Lehrstühle erarbeiten soll. Dieser setzt sich sowohl

aus namhaften Theologen als auch aus Vertretern der Universität zusammen: Ne-

ben Gerhard von Rad, Joachim Jeremias und Georg Hofmann ist besonders der

Hamburger Systematiker Helmut Thielicke für die Arbeit des Berufungsausschus-

ses maßgeblich.

Für die theologischen Kernfachbereiche werden im Oktober aus Hamburg die

Professoren Leonhard Goppelt und Georg Kretschmar, von der Universität Mainz

Wolfhart Pannenberg und Hans-Walter Wolff sowie der Coburger Dekan Peter

Krusche angefragt. Nach der Absage Wolffs wird versucht, Hans-Joachim Kraus

aus Hamburg für die Lehrtätigkeit in München zu gewinnen.

1967: Am 20. Juni unterzeichnen Kultusminister Huber und der Bayerische Lan-

desbischof Hermann Dietzfelbinger den „Vertrag zwischen dem Freistaat Bayern

und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern über die Evangelisch-

Theologische Fakultät der Universität München“, der die Anwendung des Kir-

chenvertrages auf die Fakultät festlegt.

Der 1. Oktober 1967 geht als offizielles Gründungsdatum der Evangelisch-

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Die Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakultät München

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Theologischen Fakultät München in die bayerische Kirchengeschichte ein. Eröff-

nungsfeierlichkeiten können wegen anhaltender Studentenunruhen allerdings

nicht stattfinden.

1968: Der 2. Mai markiert mit Vorlesungen im Hörsaal 302 des Hauptgebäudes

der Universität sowie weiteren Kursen in der Georgenstraße 7 den Beginn des

Sommersemesters 1968 der Evangelisch-Theologischen Fakultät und damit zu-

gleich den Startpunkt ihres ersten Semesters überhaupt.

1974: Der Kirchenvertrag von 1924 wird dahingehend überarbeitet, dass neben

der Erlanger Fakultät auch die Münchener aufgenommen wird. Weiterhin wird

die Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern als deren Hauptziel festgeschrie-

ben.

Kurt Wilhelm Lentrodt, geboren am 24. März 1898, verstorben am 25. September

1979, jeweils in München, war approbierter Arzt und Zahnarzt, sowie Facharzt

für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Bezeichnend für ihn war sein außerorden-

tliches Engagement in kirchlichen und gesellschaftlichen Belangen, wofür er auch

mehrere Auszeichnungen erhielt.

Seine Ausbildung erfolgte am Ludwigsgymnasium und der Ludwig-Maximilians-

Universität in München und er approbierte als Arzt und Zahnarzt direkt nach sei-

nem Studium. Seine Promotion zum Facharzt für Zahn-, Mund und Kieferheil-

kunde erfolgte 1922 und die Promotion zum Doktor der Medizin im Jahre 1929.

Er trat in die Fußspuren seines Vaters, Hans Lentrodt, der selbst ebenfalls Hof-

zahnarzt und Sanitätsrat war und übernahm dessen zahnärztliche Praxis, die mitt-

lerweile in vierter Generation geführt wird.

Aufgrund seiner besonderen fachlichen Qualifikation erfolgte, neben mehreren

Rufen in repräsentative Ämter von Verbänden der Zahnmedizin und Allgemein-

medizin, 1955 auch ein Ruf als Honorarprofessor an die Ludwig-Maximilian-

Universität München. Kurt Wilhelm Lentrodt war somit stark mit München ver-

bunden und dort verwurzelt.

Neben seiner ärztlichen Tätigkeit zeichnet Lentrodt sein gesellschaftliches Enga-

gement aus. Er war von 1933 an ununterbrochen Kirchenvorstand in den Mün-

chener Gemeinden Dreieinigkeit, Stephanus und Emmaus. Er war aktives Mit-

glied der Bekennenden Kirche und ein persönlicher Freund des Schweizer Theo-

logen Karl Barth. Seit 1949 war Lentrodt ununterbrochen gewähltes Mitglied der

Bayerischen Landessynode, seit 1965 ihr Alterspräsident. Lentrodt gilt als Initia-

tor und Wegbereiter für die Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakultät an

der Universität München. Sein besonderes Interesse an der ökumenischen Bewe-

gung führte zu Begegnungen von führenden katholischen und evangelischen

Christen in seinem Haus.

Ausgezeichnet wurde er für sein herausragendes Engagement unter anderem 1958

mit dem Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik

Die Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakultät München

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Deutschland, als auch 1970 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens

der Bundesrepublik Deutschland. Zusätzlich erfolgte 1965 die Verleihung des

Bayerischen Verdienstordens und 1973 die Verleihung der Medaille „München

leuchtet“ für besondere Verdienste um die Landeshauptstadt München.

Besondere Zitate Lentrodts zur Gründung der Fakultät:

„[...] Wenn der Aufbau der Ulmer Hochschule auf eine halbe bis eine Milliarde

DM geschätzt wird und das Großklinikum auf etwa 800 Millionen DM, müßten

für die Errichtung der evangelisch-theologischen Fakultät in München, d. h. für

die Erstellung eines eigenen Gebäudes, doch 2 Millionen DM bereitgestellt wer-

den können, zumal die zu berufenden Professoren sich bereiterklärt haben, für

die ersten zwei Jahre selbst mit einer Zeltunterkunft vorlieb zu nehmen,

(Heiterkeit) wenn ihnen jetzt die schriftliche Zusage für ein eigenes Gebäude ge-

geben wird. Gelingt die Finanzierung nicht, geht unsere Generation – und das

sind wir alle – als der Totengräber dieser Idee nicht nur in die Geschichte unse-

rer Münchener Ludwig-Maximilian-Universität, sondern auch in die bayerische

Kirchengeschichte ein. [...]“

„[...] Mein Antrag auf der Bayreuther Synode vor 3½ Jahren im Februar 1964

war die Zusammenfassung von heranwachsenden Wünschen und Erfordernissen,

die nach Überwindung mancher Hürden und gewichtiger Einwände schließlich

doch allseitige Zustimmung gefunden haben. Die Errichtung einer solchen Fakul-

tät bedeutet mehr als nur eine Unterrichtsgelegenheit für junge Theologen. Die

Theologie rückt damit aus dem Ghetto in das offene Feld der Wissenschaften, zu

einem Zeitpunkt, wo ernsthaft gefragt wird nach dem Verhältnis von biblischem

Bericht und historischer Wirklichkeit. Weil das Denken als geschöpfliche Mög-

lichkeit des Menschen uns gegeben ist, muß auch christlicher Glaube immer offen

bleiben zur Wissenschaft. [...]“

Betrachtet man die Berufungspolitik im Zusammenhang mit der Neugründung,

fällt eine Verbindung nach Hamburg auf. Der spätere Dekan der Evangelisch-

Theologischen Fakultät der LMU, Leonhard Goppelt, war einer von drei Profes-

soren aus Hamburg, die nach München berufen wurden. Goppelt und Georg Kre-

tschmar folgten dem Ruf. Der nach der Absage von Hans-Walter Wolff berufene

Hans-Joachim Kraus lehnte den Ruf nach München ab. Allerdings verließ Kraus

die Universität Hamburg ebenfalls und nahm einen Ruf der Universität Göttingen

an. Goppelt fasst die Herausforderung der Neugründung in der Chronik der LMU

folgendermaßen zusammen: „So hatte die neue Fakultät am Ende des Sommerse-

mesters 1968, zwei Jahre nach Erstellung der ersten Berufungslisten durch den

Berufungsausschuß, als Glied des akademischen Lebens der Universität wie als

Bestandteil des geistigen und kirchlichen Lebens der Stadt München Gestalt ge-

wonnen, um in einer Zeit schneller geistiger, theologischer und sozialer Verände-

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Die Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakultät München

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rungen ihren Weg zu suchen und ihren Beitrag einzubringen.“

In dieser Charakterisierung wird etwas von der gesellschaftlich-politischen Atmo-

sphäre dieser Zeit deutlich, die bei der Bereitschaft, die Universität Hamburg zu

verlassen, eine Rolle gespielt haben könnte. Es war eine Zeit geprägt von großen

Umbrüchen und schnellen Veränderungen.

In den Jahren 1967/1968 gab es in Hamburg Veränderungen struktureller Natur.

Diese Veränderungen gehen auf die Studentenunruhen im Verlauf der 1960er

Jahre zurück. Genauer gesagt wurden die Partizipationsmöglichkeiten an der

Selbstverwaltung für Nicht-Ordinarien erweitert und damit zugleich die Hand-

lungsspielräume der Ordinarien beschnitten. Ferner kam es zur Umbenennung der

Evangelisch-Theologischen Fakultät, die fortan den Namen „Fachbereich 01“

trug. Darüber hinaus dürfte für den gebürtigen Münchner Goppelt auch der Stand-

ort in der Bayerischen Landeshauptstadt ein Argument gewesen sein, den Ruf

anzunehmen.

Eine weitere Verbindung nach Hamburg besteht in der Person Helmut Thielickes.

Der Professor für Systematische Theologie war im Jahr 1964 an die philosophi-

sche Fakultät der LMU berufen worden. Er sollte neben dem katholischen Theo-

logen Karl Rahner den evangelischen Part des Guardini-Lehrstuhls übernehmen.

Obwohl er den Ruf schließlich ablehnte, spielte er für die spätere Gründung eine

Rolle. Zum einen setzte er sich im Rahmen seiner Berufungsverhandlung für die

Gründung einer Evangelisch-Theologischen Fakultät in München ein, darüber

hinaus wirkte er als Mitglied des Berufungsausschusses an der Neugründung mit.

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Theologisches Wirken und Profil der „Gründergeneration“ der Fakultät

Die Evangelisch-Theologische Fakultät der LMU wurde formal am 1. Oktober 1967 eingerichtet. Der Lehr- und Forschungsbetrieb konnte sodann im Sommer-semester 1968 aufgenommen werden, nachdem in den fünf theologischen Haupt-disziplinen je eine Professur besetzt worden war. Zuerst waren die Einrichtungen der Evangelisch-Theologischen Fakultät über den gesamten Campus verstreut. Erst einige Jahre später konnten sie sich in dem neu errichteten Gebäude in der Schellingstraße 3 zusammenfinden. Aus diesem Grund wählten wir als Gruppensymbol ein Foto des Haupteinganges der Schellingstraße 3. Die Gruppe hat sich dafür entschieden, alle erstmalig besetzten Lehrstühle aufzu-führen, obwohl im Sommersemester 1968 nur fünf Lehrstühle besetzt waren. Der Grund dafür ist, dass ein möglichst vollständiges Bild gezeichnet werden soll und das theologische Profil der „Gründergeneration“ entscheidend von den „Nachzüglern“ mitbestimmt worden ist, wie etwa von J. Jeremias, der aus der alttestamentlichen Theologie und der Münchner Fakultät kaum wegzudenken ist. Anfangs nahmen ihre Lehrtätigkeit auf: der Neutestamentler Leonhard Goppelt, der Alttestamentler Klaus Baltzer, der Systematiker Wolfhart Pannenberg, der Kirchenhistoriker Georg Kretschmar und der Praktische Theologe Peter Krusche. In den darauffolgenden Semestern konnten weitere Berufungsverhandlungen zum positiven Abschluss gebracht werden: Horst Bürkle übernahm den Lehrstuhl für die Missions- und Religionswissenschaften. Die Systematische Theologie erhielt sogar zwei weitere Professuren: 1968 kam Trutz Rendtorff nach München, 1969 Jörg Bauer. Zweiter Ordinarius für die Praktische Theologie wurde Christof Bäumler. Harald Hegermann nahm den Ruf für den zweiten Lehrstuhl im Neue Testament und Jörg Jeremias denfür das Alte Testament an. Die Professoren sind in ihrer Theologie und auch in ihrer Art sehr unterschied-lich, teilweise fast gegensätzlicher Natur. Unser anfänglicher Versuch ggf. eine theologische Schule oder ein übergreifendes, theologisches Programm herauszu-stellen, führte ins Leere. Aus diesem Grund stellen wir das Zitat von Rüdiger Bar-thelmaus an den Anfang: „Es war überhaupt keine gemeinsame theologische Richtung vorhanden.“. Auch wir merkten in unserer Arbeit schnell, dass ein ge-meinsames theologisches Profil nicht einfangbar und ein gemeinsamer Anspruch kaum vorzufinden war. Sukzessive kamen wir so von einer theologischen Linien-führung auf die einzelnen Personen selbst, auf die Menschen und das „Menschelnde“. Das Plakat zeigt farbig hinterlegt Kurzbiographien dieser sog. Gründergeneration der Evangelisch-Theologische Fakultät mit dazugehörigen kleinen Portrait-Bildern, soweit diese recherchierbar waren. Um die Biogramme von den sie um-gebenden Zitaten abzuheben, sind sie nach Disziplinen geordnet farbig hinterlegt. Neben aller Harmonie gab es gerade in der Anfangszeit auch Spannungen und Reibungen – einzelne Zitate sollen diesen Umstand veranschaulichen. Die Zitate entstammen mündlich oder schriftlich geführten Interviews mit Vertretern des wissenschaftlichen Personals (Jörg Baur als Systematik-Professor und Hermann Patsch als wissenschaftlicher Assistent des er stber ufenen Neutestamentler s

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Theologisches Wirken und Profil der „Gründergeneration“ der Fakultät

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Prof. Goppelt), als auch mit studentischen Zeitzeugen (Rüdiger Bartelmus, dem ersten an der Fakultät eingeschrieben Studenten und Helmut Utzschneider, der die Gelegenheit hatte sowohl die studentische als auch die wissenschaftliche Seite der Fakultät kennenzulernen). Prägnante Aussagen der uns vorliegenden Rück-meldungen sind auf dem Plakat widergeben. Einerseits sollen sie dem Leser die Personen hinter den theologischen Profilen näherbringen, andererseits die Sicht der Zeitzeugen auf die Gesellschaft und die im Hintergrund stehenden Ereignisse der 1960er erkennen lassen. Die Zitate geben hinzu einen Einblick in die Stim-mung der Anfangszeit an der Fakultät und ermöglichen esdem Leser die Atmo-sphäre der Zeit – die Gründungsatmosphäre –nachzuspüren. Zusammengefasst finden wir in dieser Zeit kein gemeinsames theologisches Pro-gramm, höchstens einen umgreifenden theologischen Geist von einer Fakultät zwischen den Zeiten, der aus einem Komplex von gesellschaftlichem Aufbruch und Kontinuität, von wissenschaftlicher Normativität und Abweichung, von intel-lektueller Affinität und Widerstreitsowie von fruchtbarer Kollegialität und Rivali-tät gewachsen ist.

Quellenangaben:

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Theologisches Wirken und Profil der „Gründergeneration“ der Fakultät

1967: Kirche – Theologie – Politik 20

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Bild Fakultät Schellingstraße: http://www.mux.de/images/1500x1200z/object/01/1161865001/evangelisch-theologische-fakultaet-1.JPG (Letzter Zugriff: 03.04.2016)

Bild Goppelt: https://zwingliusredivivus.wordpress.com/2012/10/03/more-information-on-the-forthcoming-memorial-volume-for-leonhard-goppelt/goppelt/ (Letzter Zugriff: 03.04.2016)

Bild Baltzer: Grätz, Sebastian u.a.: Alttestamentliche Wissenschaft in Selbst-darstellungen, Göttingen 2007, S. 86.

Bild Jeremias: Hartenstein, Friedhelm: Schriftprophetie, Neukirchen-Vluyn 2004.

Bild Kretzschmar: http://www.evtheol.uni-muenchen.de/aktuelles/nachrichten/archiv/2009/kretschmar/index.html (Letzter Zugriff: 03.04.2016)

Bild Schwarz: Privatbesitz Reinhard Schwarz Bild Pannenberg: http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.vr.de/

_autoren_media/200b/1190.jpg&imgrefurl=http://www.vr.de/de/wolfhart_pannenberg/

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Theologisches Wirken und Profil der „Gründergeneration“ der Fakultät

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Bild Rendtorff: Henning, Christian u.a.: Systematische Theologie der Gegen-wart in Selbstdarstellungen, Tübingen 1998, S. 58.

Bild Baur: Henning, Christian u.a.: Systematische Theologie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Tübingen 1998, S. 40.

Bild Krusche: Stolt, Peter: An den Grenzen kirchlicher Praxis, Hamburg 1986.

Bild Bäumler: Kaiser, Chr.: Art. Christof Bäumler, in: Zeitschrift für Praxis in Kirche, Gesellschaft und Kultur 31, Heft 3 (1996), 174.

Bild Bürkle: Krämer, Klaus u.a.: Die Weite des Mysteriums. Christliche Identität im Dialog, Freiburg (Breisgau) 2000.

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1967: Kirche – Theologie – Politik 23

Politische Geschehnisse 1967 in der Welt und Deutschland

Die 1960er standen im Zeichen von Kriegsangst und Streben nach Frieden. So-

wohl die Aufrüstung in den beiden Blockstaaten, als auch verschiedene Kriege

schürten das Bedürfnis nach Frieden, das viele Menschen weltweit auf die Straße

brachte. Dabei wurde das CND-Zeichen (Peace-Zeichen) zu einem Symbol, das

hier in diesem Plakat aufgegriffen wurde und die deutschen und weltweiten The-

men verbindet.

Ein weltweit bewegendes Thema war der seit 1955 andauernde Vietnamkrieg, der

dem Betrachter des Plakats im linken oberen Kasten als erstes ins Auge fällt. In

diesem Stellvertreterkrieg standen sich der Ost- und der Westblock gegenüber.

Während die UdSSR den Nordvietnam unterstützte, halfen die USA den Südviet-

namesen. Dieser Krieg wurde von einem Großteil der Bevölkerung über die Me-

dien verfolgt und kritisiert, wiezahlreiche Demonstrationen weltweit zeigten.

Einen weiteren Grund für Proteste lieferte die weltweite Waffenaufrüstung. Der

Fokus der beiden Weltmächte lag dabei vor allem auf Massenvernichtungswaf-

fen, wie den ABC-Waffen. Auf beiden Seiten kam es beim Umgang mit diesen zu

verheerenden Unfällen.

Im Gegensatz zu diesem Wettrüsten und den kriegerischen Auseinandersetzun-

gen, standen die Bemühungen um Frieden bei der Konferenz von Glassboro, die

vom 23.6. bis zum 25.6.1967 stattfand. Bei dieser kam es zum ersten Mal seit

Beginn des Kalten Krieges zu einem diplomatischen Austausch zwischen der

UdSSR und den USA.

Zuvor gelang schon auf weltweiter Ebene bei der Expo 1967 (27.4.-29.10.1967)

ein reger ökonomischer und wissenschaftlicher Austausch.

Die Verteilung der Staaten in die Einflusszonen der beiden Supermächte wird

allgemein als Ost- Westkonflikt bezeichnet. Wir haben uns aufgrund der bereits

erwähnten Friedensversuche und friedlichen Zusammenkünfte gegen den Kon-

fliktbegriff entschieden. Treffender erschien uns die Bezeichnung der bipolaren

Welt.

In direkter Anknüpfung daran steht der erste Abschnitt des Themenbereichs „Der

Nahe Osten". Besonderes Augenmerk liegt deshalb auf den eigentlichen, sich im

Hintergrund abspielenden Ursachen des Sechstagekrieges – der Machtkampf der

Blockmächte im Nahen Osten. Die Karikatur Doshs entstand als graphische Zu-

spitzung einer Kolumne Ephraim Kishons. Dieser verfasste in den 60er Jahre

täglich Kolumnen für die israelischen Tageszeitung Ma´ariv. Auf Grund ihrer

Ausdrucksstärke und der zeitlichen Parallelität zum Thema, fasst die Karikatur

den Inhalt graphisch, wenn auch etwas überspitzt, zusammen.

Der zweite Abschnitt befasst sich konkret mit dem Sechstagekrieg. Dasowohl der

Auslöser, als auch das Ergebnis des Krieges internationalen Einfluss (vgl. UN-

Resolution 242) hatten wurde dies in besonderer Weise inhaltlich und graphisch

Politische Geschehnisse 1967 in der Welt und Deutschland

1967: Kirche – Theologie – Politik 24

erläutert.

Die weltweite Instabilität wirkte sich auch auf Deutschland aus. Das CND-

Zeichen, das in den USA als Zeichen des Friedens genutzt wurde, war auch auf

vielen Plakaten von Protestaktionen in Deutschland zu sehen.

Die Studenten waren an vielen der Demonstrationen beteiligt und entwickelten

ein politisches und soziales Bewusstsein, das sie von ihrer Elterngeneration ab-

grenzte. Sie sahen unter anderem im veralteten Hochschulsystem dringenden

Handlungsbedarf für Reformen, was sie in unterschiedlichsten Aktionen wie bei-

spielsweise der Protestaktion während der Amtseinführung des neuen Rektors der

LMU im Oktober 1967 zeigten. Große Kritik übten sie zusätzlich an dem Um-

gang der Elterngeneration und der amtierenden Regierung mit dem Nationalsozi-

alismus, denn auch in den 60er Jahren fanden sich an vielen Hochschulen, Staats-

institutionen und in hochrangingen Ämtern noch ehemalige NSDAP Mitglieder

und rechtsgesinnte Personen. Außerdem veranlasste sie der im ersten Themen-

block behandelte Vietnamkrieg und die weltweite Aufrüstung zu Ostermärschen

auf die Straße zu gehen.

Zu einem Wendepunkt der bisher gewaltfreien Studentenproteste kam es im Rah-

men des Staatsbesuchs des iranischen Schahs und seiner Frau in der BRD. Die

Ereignisse dieser Tage hatten politisch, aber auch sozial-gesellschaftlich, große

Bedeutung, daher sind sie auf dem Plakat ausführlich erläutert. An der Diktatur

des Irans entlud sich bei Demonstrationen die Kritik der jungen Generation an

Imperialismus und Kapitalismus; und gleichzeitig an der Maßlosigkeit an Maß-

nahmen, die für diesen Besuch getroffen wurden: so wurden beispielsweise inner-

halb des Besuch-Zeitraums die iranischen Studenten aus München ausgewiesen

und die Autobahnen in großem Umkreis gesperrt. Dies führte, wie auch in vielen

anderen Städten, in München zu großen Protesten und Demonstrationen gegen

den Schahbesuch.

Die ohnehin schon aufgeheizte Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als am

02.06.1967 in West-Berlin der Student Benno Ohnesorg von dem Polizisten Karl-

Heinz Kurras erschossen wurde. In der darauffolgenden Zeit heizten die unklaren

Stellungnahmen und die widersprüchliche Berichtserstattung der Medien die

Stimmung noch weiter auf. Besonders kritisch wurde hierbei die Rolle der Sprin-

ger-Presse gesehen, der aufgrund ihrer Berichterstattung manipulative Meinungs-

bildung vorgeworfen wurde.

Ein sich von den bisherigen Themenkomplexen inhaltlich abhebendes Thema war

die deutsche Wirtschaftskrise. Sie hatte Einfluss auf die Lebensumstände in

Deutschland und prägte daher den Alltag der Menschen auf unvergleichliche

Weise.

Die Entwicklung der westdeutschen Wirtschaft im Jahr 1967 kann jedoch nicht

allein für dieses Jahr angesehen werden, sondern muss in einem größeren Zusam-

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Politische Geschehnisse 1967 in der Welt und Deutschland

1967: Kirche – Theologie – Politik 25

menhang der Jahre ab ca. 1960 in den Fokus genommen werden. Deshalb greift

das Plakat zu diesem Punkt die Entwicklungen auf und skizziert sie kurz. Der

Text versucht die Entwicklung der Wirtschaft und die Reaktionen von Bundes-

bank und Regierung zu beschreiben und die jeweiligen Zusammenhänge zu erläu-

tern. Der Blick soll besonders auf die unterschiedliche Reziprozität der Ereignisse

vor und während der Konjunkturprogramme der großen Koalition unter K. G.

Kiesinger gelenkt werden.

Dabei werden die Thesen der Wirtschaftswissenschaft, denen in der Politik ge-

folgt wird, kurz und verständlich dargestellt. Da die Wirtschaft mit ihrer Schwan-

kungsbewegung keine feste Größe ist, wird der Blick am Ende der Ausführungen

auch über das Jahr 1967 hinaus gelenkt. Um die unterschiedlichen Phasen der

Wirtschaftskrise 1967 zu illustrieren wurden Zeitungsartikel aus dem Münchner

Merkur verwendet.

Natürlich war das Jahr 1967 von vielen weiteren politischen Ereignissen in

Deutschland und der Welt geprägt. Bei der Bearbeitung des Plakates wurden vor

allem die Geschehnisse in den Fokus gerückt, die eine tragende Rolle in der deut-

schen Gesellschaft gespielt haben. Orientierung bot dabei die Berichterstattung

der Zeitungen des Jahres 1967.

Quellenangaben:

Literaturverzeichnis

Allgemeiner Teil:

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Bipolare Welt:

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Münchner Merkur vom 03.06.1967.

Münchner Merkur vom 12.08.1967.

Münchner Merkur vom 21.09.1967.

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Politische Geschehnisse 1967 in der Welt und Deutschland

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Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik

Deutschland Band 1960, Wiesbaden 1960.

Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik

Deutschland Band 1961, Wiesbaden 1961.

Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik

Deutschland Band 1965, Wiesbaden 1965.

Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik

Deutschland Band 1967, Wiesbaden 1967.

Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik

Deutschland Band 1968, Wiesbaden 1968.

b.) Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: US Army Signal Corps, National Archives and Records Administration,

via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/

File:DakToVietnam1966.jpg.

Abb. 2: By U.S. Air Force [Public domain], via Wikimedia Commons, https://

upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/10/Napalm.jpg.

Abb. 3: ByYoichiOkamoto - LBJ Museum & Library http://lbjlibrary.org/collections/photo-archive/photolab-detail.html?id=1149, via Wikimedia Com-mons

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11749501.jpg Abb. 4: Kishon, E.: Pardon, wir haben gewonnen: Satiren/Ephraim Kishon. Mit Cartoons von Dosh, Frankfurt/Berlin/Wien 1985, S.77. Abb. 5: Shlaim, A./Roger Louis, W. (Hrsg.): The 1967 Arab-Israeli war: ori-ginsandconsequences, New York 2012, S. XV f. Abb. 6: http://www.un.org/depts/ger man/sr /sr_67/sr242-67.pdf (Stand: 17.01.2016). Abb. 7: ByHolger .Ellgaard (Ownwork) [CC BY 3.0 (http://

creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ATU_Berlin_1968c.jpg. Abb. 8: Ullstein Bild Ver lag. Abb. 9: Ullstein-Bild Verlag.

Abb. 10: Bundesarchiv B. 145, Foto: o. Angabe, 27.05.1967. [CC BY-SA 3.0

(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia

Commons, https://de.wikipedia.org/wiki/Schah-Besuch_1967#/media/

File:Bundesarchiv_B_145_Bild-F024827-0005,_Schlo%C3%9F_Br%C3%

BChl,_Staatsempfang_f%C3%BCr_Kaiser_von_Iran.jpg.

Abb. 11: Münchner Merkur vom 13.10.1967.

Abb. 12: Bundeszentrale für politische Bildung: Themenblätter im Unter -

richt/Nr. 86 (Konjunktur – gute Zeiten, schlechte Zeiten), Seite 8.

Abb. 13: Münchner Merkur vom 04.10.1967.

Abb. 14: Münchner Merkur vom 09.10.1967.

Politische Geschehnisse 1967 in der Welt und Deutschland

1967: Kirche – Theologie – Politik 28

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1967: Kirche – Theologie – Politik 29

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Kultur 1967 – München wird moderner Prozess und Themenfindung Für die Themenfindung zum Bereich „Kultur 1967 in München“ haben wir uns zunächst zusammengesetzt, um zu klären, was für uns überhaupt Kultur aus-macht. Mit der Berücksichtigung des Jahres 1967 und der Spezialisierung auf die Stadt München haben wir uns dann auf folgende sechs Themen geeinigt: Litera-tur, Theater, Feste, Kunst, Musik, Sport, Film und den öffentlichen Nahverkehr, also den MVV. Nach Verteilung der Themen hat jeder an seinem Teilbereich gearbeitet und geforscht. Zum Schluss mussten wir uns nur noch auf ein Logo, für unser Thema einigen und haben uns für die Theatermasken entschieden. Ein Logo, das zwar nicht speziell für München und das Jahr 1967 steht, aber klar zu erkennen und leicht mit Kultur in Verbindung zu bringen ist. Theater Die Theaterlandschaft in München im Jahr 1967 war, ähnlich wie viele andere kulturelle Bereiche, zu dieser Zeit vom gesellschaftlichen Umbruch geprägt. Eine neue, junge Generation von Regisseuren und Schauspielern revolutionierte mit stark politischen Inszenierungen die Theaterkultur. Der Regisseur Peter Stein beispielsweise war 1967 während der Intendanz von August Everding an den Münchner Kammerspielen Regieassistent. Steins erste eigene Inszenierung – „Gerettet“ von Edward Bond – erlebte am 15. April 1967 Premiere. Die sozialen Missstände und die rohe Gewalt der Protagonisten, von Stein drastisch zum Ausdruck gebracht, sorgen für erhebliches Aufsehen. Ähnlich revolutionär der Ansatz von Rainer Werner Fassbinder: die spätere Re-gielegende in Theater und Film gehört zu den Mitgründern des Münchner „Antiteaters“, das 1967 bereits als Gegenmodell zum klassischen Staatstheater fungierte. Film 1967 war ein Jahr der Neuerungen, was das Thema Film in München betraf. Im vorherigen Jahr mussten 12 Kinos schließen; diese Schließungen sind darauf zurückzuführen, dass sich der Fernseher immer mehr im Leben aller Menschen etablierte, was Kinogänge immer seltener werden lie?. Um dem entgegenzuwirken wurden ab 1967 immer mehr Spezialkinos eröffnet, in denen dann nur bestimmte Filme gezeigt wurden, beispielsweise die eines gewissen Genres. Der erfolgreichste Film im Jahr 1967 war „Das Dschungelbuch“. Zudem fanden in München vom 1. bis zum 31. August 1967 die 11. Filmkunstwochen im Rahmen des Münchner Festsommers statt, in denen sowohl viele deutsche, als auch internationale Filme, besonders amerikanische, gezeigt wurden.

Musik

Beatmusik

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Der Begriff stammt aus dem Englischen „to beat“ - schlagen. Sie entstand An-fang der 60er Jahr in England in den Sta dten Liverpool und London. Die Beatmusik wurde von den Bands meistens mit zwei bis drei E-Gitarren, einem E-Bass und einem Schlagzeug gespielt. Der Begriff „Beat“ wurde durch die amerikanische Bezeichnung „Rock Music“ im Laufe der 60er Jahre verdra ngt. Hauptsa chlich geht diese Musikrichtung aus dem Rock’n’Roll hervor, tra gt aber Elemente vom Blues, Soul, R’n’B so-wie auch Folk. Hauptvertreter waren unter anderem The Beatles, The Rolling Stones, The Who oder The Kinks.

The Beatstones The Beatstones sind eine in 1964 in Mu nchen-Pasing gegru ndete Band, die in den 60er Jahren als eine der popula rsten Beatgruppen Bayerns galt. Der Gruppenname lehnt sich an die beru hmten Bands wie „The Beatles“ und „The Rolling Stones“ an. Mehrfach traten sie im Circus-Krone-Bau auf, in dem sie auch die Ho hepunk-te ihrer Karriere feiern konnten, 1967 als Vorband von „The Kinks“. Der Circus-Krone-Bau Anfang der 60er Jahre wurde aus dem Zirkuszelt ein fester Bau. Bald wurde der Bau als Location fu r Rockkonzerte genutzt. Der Circus-Krone war pra -gend fu r die Musikszene dieser Zeit und sorgte fu r viel Aufruhr in der Stadt Mu nchen. 1965 traten „The Rolling Stones“ und 1966 „The Beatles“ auf. Im Jahr 1967 trat die Rockband „The Kinks“ auf, ebenfalls Hauptvertreter der Beatmusik. Fu r viele Jungendliche waren die Konzerte im Circus Krone eine Art Erlo -sung. Anfangs mussten sie Auftritte in zwielichtigen Clubs besuchen, um ihre großen Idole sehen zu ko nnen. Doch so konnten sich die Jugendlichen siche-rer fu hlen.

Kunst Die Münchner Kunstszene im Jahr 1967 wurde geprägt von zeitgenössischer und besonders von moderner Kunst. Diese bekam in den 60er Jahren starken Zulauf. Beispiele dafür bieten die Künstler Fritz Wotruba und Graham Sutherland, deren Werke im Jahr 1967 im Haus der Kunst ausgestellt wurden. Wotrubas Werke, besonders seine Skulpturen, zeichnen sich durch extreme Vereinfachung aus, die bereits als kubisch bezeichnet werden können. Die Werke Sutherlands sind an der Verformung von organischen Gegenständen gut zu erkennen. Der Münchner Verein „Modern Art Museum München“ machte es sich zur Auf-gabe neue Museen für diese Kunstform zu schaffen. Gunter Sachs rettete den zu scheitern drohenden Verein durch das Verleihen eines Teiles seiner eigenen Kunstsammlung. Diese wurde dann 1967 in der Villa Stuck ausgestellt.

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Auffa llig ist auch der Amerikanische Einfluss auf die Kunst und die Kultur in Mu nchen. Der Art Club sollte ein deutsches Pendant zum Playboy abgeben, scheiterte aber. Ein weiteres Beispiel fu r den amerikanischen Einfluss bietet das sich immer weiter verbreitende Tragen von Miniro cken nicht nur, aber auch im Mu nchen des Jahres 1967.

Feste Die Mu nchner lieben Feste, Bier und Feiern. Das Oktoberfest verdeutlicht dies, welches seit 1810 auf der Theresienwiese gefeiert wird. Im Jahre 1967 wird es zum 157. Mal gefeiert. Die Schauspielerin Michaela May erzählt der Süddeutschen Zeitung: “Ich erinne-re mich gut an das Oktoberfest 1967, nach dem Sechstagekrieg. Wir waren Tee-nager, trugen weiße Spitzenkleider und Blumenketten, liefen Händchen haltend über die Theresienwiese und riefen ›Peace‹! Bier war damals Nebensache. Und Dirndl haben wir ohnehin verabscheut. Leute, die Tracht getragen haben, waren für uns antiquierte Spießer. Heute gehöre ich zu denen, die ein Dirndl anziehen.” Dieses Zitat spiegelt den damaligen Geist wider. Auch die Preise damals waren ganz anders: So kostete das Maß 1967 nur 2,20 DM. Auch auf der Theresienwiese fand das Frühlingsfest 1967 zum dritten Mal statt. Weitere Feste in München waren traditionelle Umzüge, sowie verschiedene Weihnachtsmärkte.

Der Christkindlmarkt hatte im Laufe seiner Geschichte viele Standorte und 1967 war er am Hochbunker in der Blumenstraße zu finden. Die heutige Christkindltram, die durch die Innenstadt fa hrt, wurde im Jahre 1967 gebaut. Dieser Wagen mit der Nummer „2006“ hat, was man heute kaum noch kennt, Elektropneumatische Einstiegstu ren. Literatur Konkurrenz und Rationalisierung kennzeichnen 1967 das Münchner Verlagswe-sen. Der Amalthea-Verlag kauft den Langen-Müller-Verlag in der Stadt. Bertels-mann will den Münchner Rütten&Loening- Verlag in Gütersloh zentrieren. Dagegen geht es Deutschlands größten Produzenten von Kinderbüchern, dem Münchner Fritz-Schneider –Verlag 1967gut. Das Geheimnis des Verlags sind

Bücher von Onkel Franz wie: "Die wilde Hilde und der Fu nferbund" oder "Ka pt'n Konny auf hoher See" oder "Geheimnis um Reni". Sauber, solide und su ß wie ein persilgewaschenes Kinderhemd sind Schneider-Texte. Die Leser von sechs bis vierzehn bekommen im wesentlichen das geboten, was Erich Ka stner vor fast vier Jahrzehnten mit "Emil und die Detektive" ins Rollen brachte: harmlose Erlebnisse, Schul-, Familien-, Ferien- und Freundschafts-Schnulzen in Schlicht-Sprache und mit sonniger Tendenz. 1967 erschien in München ”Die Unfähigkeit zu trauern”: Das Buch, dass ”das Schweigen brach”. Alexander und Margarethe Mitscherlichs Kernthese ist, dass

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die Gesellschaft durch die Verleugnung der Verbrechen Nazi-Deutschlands meint deren Folgen nicht anerkennen zu müssen. Schuldabwehr oder Konzentration der Energien auf den Wiederaufbau sind Reaktionen auf die Geschehnisse im 3. Reich. Demgegenüber soll die Erinnerungsarbeit aufgebaut und Hilfe zur Überwindung der Abwehrmechanismen geleistet werden, so die Autoren. Mit dem Buch konnte endlich die deutsche Schuld zur Sprache kommen, so Schriftsteller Günther Franzen.

Verschiedene Zeitungen pra gten 1967 das Meinungsbild der Mu nchner. Hierbei seien die drei einflußreichsten genannt: Die Abendzeitung, der Mu nchner Merkur und die Su ddeutsche Zeitung. Die Entstehung und Ent-wicklung der Abendzeitung ist mit dem Namen Friedmann verbunden, der ihr Konzept folgendermaßen darstellt: “Die Abendzeitung mo chte eine junge, lebendige, unkonventionelle Zeitung sein, die die Schlagzeile nicht scheut, aber bei allem Temperament solide, bei allem Pfeffer intelligent gemacht ist.” (Chefredakteur Friedmann) Während der Münchner Merkur eher das Umland von München beherrscht, wird die Süddeutsche Zeitung in der Stadt Münchens gelesen. Der MM schreibt für die bürgelich- konservative Familie.

Sport Der Sport in München 1967 steht im Zeichen der Entscheidung vom 26.4.1966 Olympia nach München zu holen. 13.10.1967: Der Zeltdachentwurf des Architekturbüros Behnisch gewinnt den Wettbewerb für das Olympiastadion. Das Zeltdach sollte zu einem Symbol für ein weltoffen-liberales Deutschland werden in Abgrenzung zum Berliner Olympiastadion der Nationalsozialisten, und englischsprachige Autoren später von ” The Making of Modern Germany” sprechen lassen. Am 31.5.1967 gewinnt der FC Bayern und damit der Münchner Fußball mit dem Europokal der Pokalsieger seinen ersten europäischen Titel durch ein 1:0 gegen Glasgow Rangers in Nürnberg, auf den zehn Tage später ein 4:0 gegen den HSV im DFB-Pokalfinale folgt. 1967 gibt somit eine Vorahnung auf die 70er, in denen Zeltdach und FCB sich befruchteten. Am 30.05.1967 wird das Richtfest für den Fernseh- bzw.Olympiaturm begangen. In einer Silhouette der Stadt München fest verankert steht der Olympiaturm als Sinnbild für die Moderne ebenbürtig neben dem eigentlichen Wahrzeichen Münchens: Der Frauenkirche. Im Januar 1967 wird das Eissportstadion am Oberwiesenfeld eröffnet: Eishockey steht, trotz mancher Erfolge, für die Schwierigkeit eine zweite Sportart in München zu etablieren. Öffentlicher Nahverkehr Die Namensgeber für das Plakat „ München wird moderner“ sind Holztafeln die das Münchner U-Bahnreferat vor den vielen Baustellen anbringen lässt. In diesem Satz zeigt sich, dass der Bau der Münchner U-Bahn als Aufbruch in eine urbane Zukunft gedeutet wird. Am Beispiel der Münchner U-Bahn zeigt sich so die kul-

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turelle Bedeutung von Fortbewegungsmitteln Vor der Olympia-Entscheidung April 1966 bereits beschlossen ging es darum die U-Bahn bis zu den Spielen 1972 fertig zu stellen, mit Klaus Zimniok als Leiter des U-Bahn-Referats. 6. Juli 1967 kommt es zwischen Studentenstadt und Alte Heide zu den ersten Testfahrten der U-Bahn-Wagons, erstmals verkündet ein Lautsprecher einen Zug 1967 wird von Stadt, Land, Bund und Bahn eine Institution für die Münchner U-Bahn geplant, die 1971 als MVV das Licht der Welt erblickt Wo Neues entsteht gerät Altes in Gefahr, mit der Tram muss ein altes Münchner Kulturgut der U-Bahn teilweise weichen, 1967 gibt es Pläne die Tram abzuschaffen. Die Münchner mit ihrem Sinn für Tradition und Beharrung setzen sich erfolg-reich für ihre Tram ein, Tradition bleibt neben Moderne bestehen. Das Jahr 1967 just in Verbindung mit der geplanten Haltestelle Universität steht aber auch für die Gefahren die mit einem solchen Großprojekt verbunden sind: Pfingsten 1967 droht hier die Baugrube einzustürzen, was aber verhindert werden kann. Der U-Bahn-Bau über der Haltestelle Universität veranschaulicht auch wie die Bauarbeiten in das Stadtbild eingriffen, die Bewohner erlebten eine mehrjäh-rige Lärmbelästigung. „Der U-Bahn-Bau zu Olympia, das war schon was.“ Ein Satz, der das kollektive Münchner Gedächtnis jener Zeit wie auch die Bedeutung der U-Bahn für die Stadt wiedergibt. Quellenangaben: Theater Ohne Verfasser, Mark im Hut, In: Der Spiegel 31 (1968), S. 91, URL: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45996008.html, zuletzt aufgerufen am 25.01.2016; 12:51 Uhr Zweckel, Nicole (Münchner Kammerspiele): VIET NAM DISKURS – DIE BÜHNE ALS POLITISCHE ANSTALT, URL: http://100mk.de/viet_nam_diskurs.html, zuletzt aufgerufen am 25.01.2016; 12:52 Uhr Ohne Verfasser, Theatermasken, URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1f/HSTheatre.svg/2000px-HSTheatre.svg.png, zuletzt aufge-rufen am 25.01.2016; 12:53 Uhr Ohne Verfasser, Antitheater München, URL: https://40.media.tumblr.com/a1fe00b16144c29b25d974d216e87d21/tumblr_mjg8zjHCrG1qdfhexo1_500.jpg, zuletzt aufgerufen am 25.01.2016; 13:02 Uhr Ohne Verfasser, Große Person, In: Der Spiegel 6 (1970), S. 143, URL: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45225557.html, zuletzt aufgerufen am 25.01.2016; 13:26 Uhr Simhandl, Peter: Theatergeschichte in einem Band. 2. Aktualisierte Auflage., Herausgeber/Autoren: Beiträge von Wille, Franz; Beiträge von Dyk, Grit van; Simhandl, Peter, Leipzig: Henschel, 2014 (September 2007) Wikipedia, Antiteater: https://de.wikipedia.org/wiki/Antiteater (letzte Ansicht: 26.01.2016; 18:32 Uhr) Wikipedia, Rainer Werner Fassbinder: https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Werner_Fassbinder (letzte Ansicht: 26.01.2016; 18:33 Uhr) Musik

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Moises, Jürgen: Y eah yeah yeah, 18.06.2015, URL: http://www.sueddeutsche.de/kultur/damals-und-heute-yeah-yeah-yeah-1.2527131, zuletzt aufgerufen am 21.12.2015; 12:35 Uhr Fricke, Florian: Die wilden 60er-Jahre an der Isar, 28.07.2012, URL: http://www.br.de/radio/bayern2/bayern/bayerisches-feuilleton/muenchen-rockt-fricke106.html, zuletzt aufgerufen am 21.12.2015; 14:05 Ohne Verfasser: Beatstones, URL: http://www.beatstones.de, zuletzt aufgerufen am 24.01.2016; 10:20 Uhr Ohne Verfasser, Beatstones, URL: http://www.beatstones.de/91downloads.html, zuletzt aufgerufen am 24.01.2016; 10:27 Uhr Ohne Verfasser, Beatmusik, URL: http://www.elixic.de/beatmusik/, zuletzt auf-gerufen am 26.12.2016; 13:40 Uhr Hauke, Herbert / Eser, Arno Frank: Manege frei für Rock’n’Roll. Legendäre Rockgeschichten aus dem Circus Krone. München 2013 Ohne Verfasser, Beatstones, URL: http://protest-muenchen.sub-bavaria.de/artikel/1651, zuletzt aufgerufen am 20.12.2015; 15:23 Uhr Kunst Ohne Verfasser, Fritz Wotruba, Haus der Kunst 07.06.1967- 24.09.1967 URL: http://www.hausderkunst.de/forschen/dokumentation/dokumentation-ausstellungen/detail/fritz-wotruba/ , zuletzt aufgerufen am 11.01.2016 um 11:58 Ohne Verfasser, Graham Sutherland, Haus der Kunst, 11.03.1967- 07.05.1967 URL: http://www.hausderkunst.de/forschen/dokumentation/dokumentation-ausstellungen/detail/graham-sutherland-1/ , zuletzt aufgerufen am 11.01.2016 um 13: 04 Ohne Verfasser, Bissel was Fesches, In: Der Spiegel 38 (1967), S. 174, URL: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46462481.html, zuletzt aufgerufen am 11.01.2016 um 12:59 Ohne Verfasser, Nase im Genick, In: Der Spiegel 25 (1967), S. 58, URL: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46409358.html, zuletzt aufgerufen am 11.01.2016 um 13:09 Ohne Verfasser, Halber Meter mehr, In: Der Spiegel 28 (1967), S. 45, URL: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46214169.html, zuletzt aufgerufen am 11.01.2016 um 13:05 Film Ingrid Benedict, Film 1967, In: Süddeutsche Zeitung vom 24.01.1967, ZA 3236 Stadtarchiv München Ohne Verfasser, Das Dschungelbuch, URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Dschungelbuch_(1967) zuletzt aufgerufen am 25.01.2016 Ohne Verfasser, The Jungle Book, URL: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Jungle_Book_(1967_film)#/media/File:Thejunglebook_movieposter.jpg , zuletzt aufgerufen am 25.01.2016; 12:54 Uhr Feste Ohne Verfasser, Modelle im öffentlichen Nahverkehr - Vom Groschenwagen zum C2.11, in: Süddeutsche Zeitung, URL: http://www.sueddeutsche.de/

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Impressum: Seminarleitung: Prof. Dr. Reiner Anselm Prof. Dr. Harry Oelke Teilnehmer des Seminars (nach Arbeitsgruppen aufgeschlüsselt): Arbeitsgruppe 1: Der Protestantismus in Bayern und München 1967: Aufbruch und Beharrung: Greta Grüßing John Steven Hick Regine Plath Camilla Schneider Hannah Ullmann Sabrina Weidenbeck Arbeitsgruppe 2: Die Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakultät München Sarah Jäger Hendrik Meyer-Magister Maximilian Nowak Jonathan Rodrian Simeon Rodrian Heiko Timm Arbeitsgruppe 3: Theologisches Wirken und Profil der „Gründergeneration“ der Fakultät Eric Clark Tina Kaiser Miriam Pieczyk Alexandra Ryll Niklas Schleicher Arbeitsgruppe 4: Politische Geschehnisse 1967 in der Welt und Deutschland Elisabeth Bachhuber Timo Breuer Barbara Krauße Estelle Kunad Verena Schlacht Silvie Spackova

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Impressum

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Arbeitsgruppe 5: Kultur 1967 – München wird moderner Bettina Auerswald Marie Fürst Carla Lessenich Hannah Lucius Thomas Schultheiß Falls Sie Rückfragen oder Hinweise bzgl der Broschüre und/oder der Ausstellung haben, schreiben Sie bitte eine Mail an: [email protected]

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