1979 Selbstbewusstsein Und Selbstbestimmung

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Tugendhat1979(First pages)

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  • Ernst Tugendhat, 1930 in Brnn geboren, ist Mitarbeiter am Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissen-schaftlich-technischen Welt in Starnberg. Von 1966 bis 1975 war er ordentlicher Professor fr Philosophie in Heidelberg. Wichtige Verffent-lichungen u. a.: Ti kata linos. Eine Untersuchung zu Struktur und Ursprung aristotelischer Grundbegriffe, Freiburg 21968; Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger, Berlin 21970; Vorlesungen zur Einfiihrung in die sprachana!Jtische Philosophie, Frankfurt 1976.

    Tugendhat wi!l die philosophische Relevanz der Selbstbeziehung reak-tualisieren, hait aber die strukturellen Modelle, an denen sich die traditio-nelle SelbstbewuBtseinstheorie orientiert, fr inadiiquat. lm Mittelpunkt seiner sprachanalytischen Interpretationen stehen deswegen drei Philoso-phen, die diese Modelle in Frage stellen und sich dabei gegenseitig ergiin-zen: Wittgenstein, der der Vorstellung von einem Ich die Verwendung des Wortes ich entgegenhiilt; Heidegger, der den Selbstbezug statt ais Reflexion ais ein Verhalten zur Existenz versteht; und G. H. Mead, dem zufolge man sich zu sich nur verhalten kann, indem man mit sich redet, und dies nur, indem man mit anderen redet. Die Auffassung des Zusam-menhangs von Selbstbeziehung, Freiheit und Vernunft, die sich heraus-stellt, fhrt am Ende des Buchs zu einer schroffen Konfrontation mit Hegel.

  • Errist Tugendhat SelbstbewuBtsein und

    Selbstbestimmung

    Sprachanalytische Interpretationen

    Suhrkamp

  • suhrkamp taschenbuch wissenschaft 221 Zweite Auflage, 6.-8. Tausend 1981

    Suhrkamp Verlag Frankfort am Main 1979 Suhrkamp Taschenbuch Verlag

    Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des offentlichen Vortrags, der Obertragung

    durdi Rundfunk und Fernsehen sowie der Obersetzung, auch einzelner Teile.

    Satz: LibroSatz, Kriftel Drud

  • Inhalt

    Vorwort 7

    I. Vorlesung Zur Einfhrung 1: erste V orkliirungen 9

    2. Vorlesung Zur Einfhrung Il: Problemstellung und Programm 27

    } Vorlesung Die traditionelle SelbstbewuBtseinstheorie in der Sackgasse l o

    4. Vorlesung Abstieg vom lch zum ich 68

    ;. Vorlesung Wittgenstein 1: die Unmglichkeit einer Privatsprache 91

    6. Vorlesung Wittgenstein Il: der Ausweg aus dem Fliegenglas 114

    7. Vorlesung bergang zum Problem der Selbstbestimmung: Freud, Hegel, Kierkegaard 137

    S. Vorlesung Heidegger ber Sichzusichverhalten I: der Ansatz 164

    9. Vor/esung Heidegger ber Sichzusichverhalten Il: die Durchfhrung 193

    IO. Vorlesung Heidegger ber Sichzusichverhalten III: Selbstwahl 22 j

    II. Vorlesung Mead 1: symbolische lnteraktion 24 j

  • 12. Vorlesung Mead Il: das Selbst 264 Anhang ber den sozialpsychologischen ldentitatsbegriff 282

    13. Vorlesung Kehraus mit Hegel 1 29 3

    14. Vorlesung Kehraus mit Hegel II 3 2 I

    Literaturverzeichnis 3 j 8

    Personenregister 3 6 I

    S achregister 3 6 3

  • Vorwort

    Bei meinen Vorlesungen zur Einfiihrung in die sprachanalytische Phi-losophie ( 1976) war die Form der Vorlesung eigentlich nur eine literarische Fiktion. Die hier vorgelegten Vorlesungen hingegen habe ich wirklich gehalten, in 14 Doppelstunden im Winterseme-ster 1974/75 in Heidelberg. Der Text ist freilich stark berarbeitet und in manchen Partien (insbesondere die Vorlesungen VII bis XII) vllig neu geschrieben.

    Die Vorlesungen zur Einfiihrung in die sprachanalytische Philosophie stellten einen Versuch dar, einen sprachanalytischen Begriff von Philosophie im Sinn einer formalen Fundamentaldisziplin zu ent-werfen. Die traditionelle Idee einer solchen Fundamentaldisziplin ais Ontologie, so war die These, kommt erst in der Idee einer , formalen Semantik zu sich selbst. Die Grenzen einer derartigen Auffassung von Philosophie waren jedoch nicht zu bersehen (S. 103 f, 127 f). Von dieser systematischen Konzeption einer sprachanalytischen Fundamentaldisziplin habe ich einen metho-dischen Begriff von sprachanalytischer Philosophie unterschie-den ( 12 7), der lediglich darin besteht, daB Beirriffe nur zu,Jdaren sind durch Aufweis der Verwendun ; re el Ckr ents ~echenden ~ Dieser met o ische Begriff von Sprachanalyse erhe t einen ber die begrenzte Konzeption einer formalen Semantik hinausreichenden Anspruch, der sich auf wie immer definierte Konzeptionen von Philosophie erstreckt, vorausgesetzt nur, daB die Philosophie es mit Begriffsklarungen zu tun hat. Die Auffas-sung, daB die sprachanalytische Methode insofern die einzige genuine philosophische Methode ist, impliziert die These, daB diese Methode auch die einzige adaquate Interpretatjonsmethode aller bisherigen Philosophie ist. Diese These wird im vorliegenden Buch am Beispiel eines Problemkreises der traditionellen Philo-sophie erprobt, der von der Sprachanalyse scheinbar weit abliegt. Meine Hoffaung (gewiB nur eine Hoffnung)jst, daB es gelunge sein_knnte, Sinn und Mglichkeiten einer konstruktiven sprach-analytischen Kritik sowett einleuchtend zu machen, daB der Leser die Mange! der Interpretationen nur dem Autor, nicht der Me-thode ais solcher anlasten wird.

    Starnberg, im Februar 1979 E.T.

  • Die meisten vergangenen Zeitalter glaubten zu wissen, was gut ist, und die philosophi-schen Systeme, die in ihnen entstanden sind, glaubten geradezu sagen zu knnen, welches die Idee des wahrhaft guten Lebens ist. Wir haben heute diese Sicherheit verloren. Aber der Verlust kaon auch ein Gewinn sein. In-dem wir nicht mehr glauben, im Besitz der Wahrheit zu sein, knnen wir die Erfahrung des Sokrates erneuern, da8 uns der Ausblick auf das Gute im Wissen des Nichtwissens gegeben ist, und in diesem Zurckgeworf en-sein auf uns selbst lernen wir es schatzen, da8 wir nach dem wahrhaft Guten fragen knnen.

    stw

    ISBN 3-51 8-0 782 1-6 < 1600 >