2/2015 · 8/10 Ein Autist mit Savant-Syndrom wird von seinem Bruder auf eine Reise durch die USA...

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2/2015 Die Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. Seite 10 Seite 9 Seite 6 Zwangsstörungen nach DSM-5 Rückblick Selbsthilfegruppen-Bundestreffen 2015 Körperdysmorphe Störung Seite 3 Zwänge in Filmen, Serien und im Theater MONK

Transcript of 2/2015 · 8/10 Ein Autist mit Savant-Syndrom wird von seinem Bruder auf eine Reise durch die USA...

2/2015

Die Zeitschr i ft der Deutschen Gesel lschaft Zwangserkrankungen e.V.

Seite 10

Seite 9

Seite 6

Zwangsstörungen nach DSM-5

Rückblick Selbsthilfegruppen-Bundestreffen 2015

Körperdysmorphe Störung

Seite 3Zwänge in Filmen, Serien und im Theater

M O N K

Liebe Leserinnen,

liebe Leser!

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Die Redaktion der Z-aktuell freut sich auf Ihre Beiträge und Leserbriefe für unsere nächsten Ausgaben, die wir gerne per Mail an [email protected] oder per Post an die DGZ e.V., Postfach 70 23 34, 22023 Hamburg, entgegen nehmen.

Zwangsstörungen in den Medien ist die Titelgeschichte dieser Ausgabe. Alexander Graetz und Ulrich Vorderholzer haben uns eine ausführliche Übersicht erstellt, in welchen Filmen, Serien und Theaterstü-cken Zwangsstörungen ein Thema sind. Die Übersicht wirkt beachtlich, es können aber gerne noch viele weitere Produktionen hinzukommen.

Mit dem zweiten Beitrag dieser Ausgabe blicken wir noch mal auf das Spektrum der Zwangsstörung. Körperdysmorphe Störung – psychische Erkrankung oder doch nur Eitelkeit? lautet die Überschrift des Beitrags von Anja Grocholewski und Christian Stierle.

Anschließend blicken wir unter der Überschrift: „Hier kann ich so sein, wie ich bin“ auf unser Selbsthilfegruppen-Bunde-streffen am 2. und 3. Mai 2015 in Hamburg zurück.

In einem ausführlichen Beitrag in der zweiten Hälfte des Heftes beschreibt Michael Zaudig den neuen DSM-5, der neben dem ICD-10 ein maßgebendes Werk zur Diagnostik und Typisierung von Störungsbildern ist.

Am Ende des Heftes finden Sie die Einladung zu unserer Mit-gliederversammlung, die am Freitag, 25. September 2015, im Rahmen unserer Jubiläumstagung in Prien am Chiemsee stattfindet. Sie, liebe Mitglieder, sind herzlich eingeladen, in der Schön Klinik Roseneck am 25. und 26. September 2015 den 20. Geburtstag der Deutschen Gesellschaft Zwangser-krankungen e.V. mit zu feiern.

Bis dahin wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine schöne Sommerzeit.

Mal Urlaub machen von Verpflichtungen und Arbeit. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Zeit haben für Freunde und Familie. Und vielleicht mal ein Freiluftkino besuchen.

Herzlichst

Ihre

Antonia Peters

Seite 2 Editorial

Seite 3 Darstellung von Menschen mit Zwängen in Filmen, Serien und in Theaterstücken

Seite 6 Körperdysmorphe Störung – psychische Störung oder doch nur Eitelkeit?

Seite 9 Hier kann ich so sein, wie ich bin – Rückblick auf das Selbsthilfegruppen-Bundestreffen 2015 in Hamburg

Seite 10 Ein Überblick über das Zwangsspektrum – Zwangsstörungen und Verwandte Störungen“ nach DSM-5

Seite 15 Einladung zur Mitgliederversammlung 2015

Seite 16 Jahrestagung 2015, Impressum

Z aktuell 2/2015

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Zwänge

Suchen Sie einen erfahrenen Therapeuten,

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Möchten Sie wissen, wie Sie und Ihre Angehörigen den Alltag mit den Zwängen

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Sie erreichen uns montags bis freitags in der Zeit von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr unter der Rufnummer: (040) 689 13 700.

Ihre Deutsche Gesellschaft Zwangerkrankungen e.V.

Seit jeher sind psychische Erkrankungen ein weit verbreitetes Motiv in Film und Fernsehen. Die Darstellung von Menschen mit Wahnstö-rungen oder Psychosen, verwirrten, gewalttätigen oder depressiv-

suizidalen Menschen fällt dabei jedoch oftmals stark übertrieben und überzeichnet aus. Es ist zu befürchten, dass eine bloße Fokussierung auf die negativen, abstoßenden oder gefährlichen Aspekte psychisch Kranker und der damit verbundene Versuch, das Publikum auf möglichst drastische und plakative Art und Weise zu schockieren, eine Stigmatisierung psychischer Erkrankungen zur Folge haben.

Andererseits bietet die Darstellung psychischer Störungen in Filmen und Serien eventuell eine immense Chance. Der Psychotherapeut Manfred Lütz hat in seinem Buch „Irre – Wir behandeln die Falschen!“ in überspitzter Form darauf hingewiesen, dass psychische Erkrankungen zu Unrecht einen schlechten Ruf haben und die Notwendigkeit der vorurteilsfreien Anerken-nung des Liebenswerten an psychisch Kranken auf schöne Art und Weise betont (Lütz, 2009). Ähn-lich könnte eine ganz-heitliche, behutsame und positiv motivierte Darstellung psychischer Erkrankungen in Filmen und Serien im Sinne ei-ner Entstigmatisierung sowohl das Maß an Ver-ständnis und Toleranz in der Bevölkerung steigern, als auch Betroffenen Mut spenden und vorhandene Tabus brechen.

Aus Sicht von uns Wis-senschaftlern und Thera-peuten ist daher die Frage von Bedeutung, ob die Darstellungen psychischer Krankheitsbilder in Filmen einerseits realistisch sind und inwiefern es ihnen andererseits gelingt, ein ausgewogenes und mit dem nötigen Fingerspit-zengefühl angefertigtes Bild psychischer Stö-rungen zu zeichnen; eine ganzheitliche Darstellung, die auch liebenswerte und sympathische Wesenszüge der Charaktere ausleuchtet und einen Blick hinter die Fassade der Krankheit wirft, um sich mit Themen wie zugrunde liegenden Ängsten, Sorgen und Entstehungsfaktoren auseinanderzuset-zen. Gibt es bezüglich dieser Darstellungen einen Wandel über die Zeit und inwiefern ist dieser durch eine Verbesserung der Kenntnisse und der Diagnostik der Störungsbilder bedingt?

Erstmals wurde die Frage, ob ein Filmcharakter zur Entstigmatisierung eines Krankheitsbildes beitragen kann, im Rahmen einer Online-Umfrage zu der TV-Serie Monk (2002-2009) wissenschaftlich untersucht (Hoffner & Cohen, 2014). Die preisgekrönte US-amerikanische Serie handelt von einem Privatdetektiv, der unter zahlreichen Phobien und einer stark ausgeprägten Zwangserkrankung leidet. Die Umfrage untersuchte den Einfluss der Serie auf die Wahrnehmung der Zuschauer und deren Einstellungen gegenüber psychischen Krankheiten. Probanden, die eine Art „parasoziale Beziehung“ zur Hauptfigur Adrian Monk empfanden, zeigten dabei weniger Vorurteile gegenüber der Zwangsstörung. Darüber hinaus ergab sich ein Zusammen-hang zwischen dem subjektiv wahrgenommenen Einfluss der Serie auf die Versuchsteilnehmer und der Bereitschaft, sich im Falle einer Erkrankung Hilfe zu suchen. Dieser Befund kann im Sinne einer Entstigmatisierung des Krankheitsbildes interpretiert werden (Hoffner & Cohen, 2014).

Die Zwangsstörung ist ein besonders eindrucksvolles Krankheitsbild und ist vielfach in Filmen por-trätiert worden. Die bei-liegende Auflistung soll einen chronologischen Überblick über diese Darstellungen geben. Die Fragen nach wissen-schaftlicher Fundiertheit sowie Feinfühligkeit sind hierbei von großem kli-nischem Interesse. Tragen die Darstellungen der Zwangsthematik in Film und Fernsehen zu einer Stigmatisierung des Stö-rungsbildes bei oder kön-nen sie im Gegenteil ent-stigmatisierend wirken?

Schon in William Shake-speares Drama Macbeth (1606) leidet Lady Mac-beth unter dem Zwangs-gedanken, ihre Hände seien aufgrund eines von ihr angestifteten Mordes von Blut befleckt, und ent-wickelt daraus einen aus-geprägten Waschzwang. Früh greifen Horrorfilme wie der deutsche Stumm-

film Geheimnisse einer Seele (1926) die Zwangsthematik auf, um eine un-heimliche, bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen. Das andere Extrem stellen Filme wie Bunny and the Bull (2009) dar, deren Darstellung der skurrilen Aspekte von Zwangserkrankungen primär der seichten Unterhaltung dient.

von Alexander Graetz und Ulrich Voderholzer

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Zwänge in Filmen, Serien und Theaterstücken

Darstellung von Menschen mit Zwängenin Filmen, Serien und in Theaterstücken

Titel Jahr Besetzung IMDb* Inhalt Bezug zum Thema Zwang

Filme1. Geheimnisse

einer Seele1926 Werner Krauß,

Ruth Weyher7/10 Stummfilm über einen Wissenschaftler, der

unter aufdringlichen Gedanken leidetKrauß‘ Figur leidet unter einer Angst vor Messern und der damit ver-bundenen Zwangsvorstellung, seine Frau zu ermorden.

2. Mutiny on the Bounty

1935 Charles Laughton, Clark Gable

7,8/10 Schilderung der Begebenheiten rund um die letzte Fahrt des englischen Frachtseglers „Bounty“ von 1787-1789

Im Laufe der Fahrt entwickelt der Kapitän eine Zwangsstörung, die ihn unter anderem dazu veranlasst, alle zehn Minuten das Deck schrubben zu lassen.

3. Cat People 1942 Simone Simon, Kent Smith

7,4/10 Horrorfilm über eine Frau, die unter Zwangs-gedanken leidet

Simons Figur leidet unter der Befürchtung, sich in eine Raubkatze zu verwandeln, wenn sie ihren Emotionen freien Lauf lässt.

4. The odd couple

1968 Walter Matthau, Jack Lemmon

7,7/10 Nach der Trennung von seiner Frau und mehreren Suizidversuchen wird Felix Ungar von seinem Freund aufgenommen

Lemmons Figur wird als Ordnungsfanatiker und Hypochonder beschrie-ben, der ausgedehnte Putz- und Waschrituale abhält.

5. One flew over the cuckoo’s nest

1975 Jack Nicholson, Louise Fletcher

8,7/10 Drama über die Insassen einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt

Eine Figur in dem Film leidet unter starker Angst vor Kontaminierung sowie einer enormen Angst vor Seife – dies offenbart sich in einer Szene, in der die Pflegerinnen die Insassen nach einem Ausflug zwangs-weise waschen lassen.

6. Mommie Dearest

1981 Faye Dunaway, Diana Scarwid

6,6/10 Biographisches Drama über die Schauspie-lerin Joan Crawford, basierend auf einem Roman ihrer Tochter

Extreme, selbstschädigende und ausgedehnte Waschrituale und extremer Ordnungszwang – Unter anderem unterliegt Crawford einem strikten Morgenritual, das beispielsweise das Reinigen von Gesicht und Armen mit kochend heißem Wasser beinhaltet. Fazit: Negative und stigmatisierende Darstellung, da lediglich auf bösar-tige und krankhafte Aspekte fokussiert.

7. Rain Man 1988 Dustin Hoffman, Tom Cruise

8/10 Ein Autist mit Savant-Syndrom wird von seinem Bruder auf eine Reise durch die USA mitgenommen

Autismus steht im Vordergrund; die Figur von Dustin Hoffman hat aber zahlreiche Zwangsroutinen, muss beispielsweise in einer Szene eine bestimmte Anzahl an Fischstäbchen essen.

8. Turner and Hooch

1989 Tom Hanks, Mare Winning-ham

6/10 Action-Komödie über einen Polizisten, der mit einem Hund Verbrechen löst

Tom Hanks‘ Figur ist in extremem Maße ordentlich, hat extreme Putz- und Morgenroutinen. Eine Szene zeigt, wie Turner die Wohnung einer Fremden zu Ende streicht, da er die unvollständigen Renovierungsar-beiten nicht erträgt.

9. What about Bob?

1991 Bill Murray, Richard Drey-fuss

7/10 Ein Patient reist seinem Therapeuten in dessen Urlaubsdomizil nach

Murrays Figur wird als „multiphobischer Neurotiker“ beschrieben, leidet unter anderem unter enormer Kontaminierungsangst und kann aufgrund dessen bestimmte öffentliche Gegenstände oder Flächen nicht berühren.

10. Sleeping with the enemy

1991 Julia Roberts, Patrick Bergin

6,1/10 Drama über eine Frau, die versucht, der Herrschaft ihres dominanten Mannes zu entfliehen

Bergins Figur wird als „pedantischer Perfektionist“ beschrieben, der jedes Detail des Lebens seiner Frau zwanghaft zu kontrollieren versucht, beispielsweise nach welchem System die Wäsche auf die Leine gehängt werden muss.

11. The conspi-racy theory

1997 Mel Gibson, Julia Roberts

6,7/10 Ein exzentrischer Taxifahrer hegt Verschwö-rungstheorien und leidet an den Nacheffek-ten einer im Laufe des Films erlebten Folter

Primär schizophren und paranoid; Störungsbild ist Nebeneffekt von Hirnwäsche-Experimenten. Zwang in Form von Tics und Zwangsritualen, beispielsweise beim Verschließen von Wohnungstüren etc.

12. As good as it gets

1997 Jack Nicholson, Helen Hunt

7,8/10 Komödie über einen Schriftsteller mit Zwangsneurosen

Ausgedehnte Zwangsrituale beim Verschließen der Wohnungstüre, beim Händewaschen, etc. Eine Szene zeigt, wie Nicholsons Figur erst mehrfach den Boden mit den Füßen berühren muss, bevor er die Hausschuhe anzieht. Fazit: Zwar stellenweise überzeichnete, dennoch realistische und wert-schätzende Darstellung

13. Matchstick Men

2003 Nicolas Cage, Alison Lohman

7,3/10 Tragikomödie über zwei Trickbetrüger Putz-, Wasch- und Ordnungszwänge, Cages Figur ist nicht mehr in der Lage, das Haus zu verlassen, leidet unter Tics und Tourette-ähnlichen Symptomen. Szenen zeigen ihn beim zwanghaften Schrubben des Teppichs oder Organisieren seines Kleiderschranks.

14. The Aviator 2004 Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett

7,5/10 Filmbiografie über den Flugpionier Howard Hughes

Extremer Perfektionismus, Gedanken- und Handlungszwänge, Wasch-zwang und Kontaminierungsängste. Mehrfach zeigt sich im Film sein Zwang, bestimmte Sätze oder Satzteile immer wieder wiederholen zu müssen. Fazit: Besonders wertvolle, sehr realistische und ausgewogene Darstellung

15. Dirty filthy love

2004 Michael Sheen, Shirley Hen-derson

7,4/10 Drama über einen an Zwangsstörungen und Tourette leidenden Architekten

Waschzwang und Tourette sowie ausgeprägte Zwangsrituale im Alltag – beispielsweise muss beim Treppensteigen stets eine bestimmte Abfolge eingehalten werden.

16. Snow Cake 2006 Alan Rickman, Sigourney Weaver

7,6/10 Film über die Freundschaft zwischen einem durch einen Autounfall traumatisierten Mann und eine autistische Frau

Weavers Figur ist zwar primär autistisch, leidet aber auch unter einem ausgeprägten Ordnungszwang. So gerät sie in Panik, wenn viele Gäste im Haus sind, da sie die Befürchtung hat, einer der Gäste könne Schmutz hinterlassen.

17. Phoebe in Wonderland

2008 Elle Fanning, Felicity Huffman

7,2/10 Familiendrama rund um ein Mädchen mit Tourette-Syndrom

Fannings Figur leidet unter dem Tourette-Syndrom und einer Reihe von Zwangsritualen; beispielsweise muss sie stets zählen und folgt in vielen alltäglichen Handlungen streng systematischen Abläufen.

18. Bunny and the Bull

2009 Edward Hogg, Simon Farnaby

6,7/10 Komödie über zwei Freunde, die gemeinsam eine Europareise erleben

Hoggs Figur leidet unter dem Zwang, alles dokumentieren und katalogi-sieren zu müssen und ist kaum noch in der Lage, das Haus zu verlassen.

19. Silver Linings Playbook

2012 Bradley Cooper, Jennifer Law-rence, Robert de Niro

7,8/10 Tragikomödie über die Beziehung zwischen einem manisch-depressiven Mann und einer emotional-instabilen Frau

Coopers Figur zeigt neben seiner bipolaren Störung zwanghafte Züge in Form von Ordnungszwang und Perfektionismus – man erfährt beispielsweise, dass die Gegenstände in seinem Zimmer stets auf eine bestimmte Art und Weise angeordnet sein müssen; sein Vater (Robert de Niro) leidet unter magischem Denken, beispielsweise im Bezug auf Sportwetten.

20. Blue Jasmine 2013 Cate Blanchett, Alec Baldwin

7,3/10 Film über den dramatischen sozialen Abstieg der namensgebenden Jasmine Francis

Blanchetts Figur wird als enorm „neurotisch“ beschrieben, „hängt“ zwanghaft an einem bestimmten Kleidungsstück und ist ohne zahl-reiche Sedativa nicht gesellschaftsfähig.

21. North 24 Kaatham

2013 Fahadh Faasil, Nedumudi Venu

7,5/10 Road Movie über einen menschenscheuen Software-Entwickler, der Abenteuer erlebt

Die Hauptfigur leidet unter Zwangsritualen und Tics.

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Zwänge in Filmen, Serien und Theaterstücken

Titel Jahr Besetzung IMDb* Inhalt Bezug zum Thema Zwang

Serien25. Monk 2002

- 2009

Tony Shalhoub, Ted Levine

8/10 Krimiserie über den neurotischen Privatdetek-tiv Adrian Monk

Monk leidet unter zahlreichen Zwangsritualen, verbunden mit ma-gischem Denken sowie ausgeprägten Kontaminierungsängsten. So muss er zum Beispiel sein Essen stets symmetrisch zerkleinern oder kann nur Wasser einer bestimmten Marke trinken. Fazit: Positive, wenngleich häufig überzeichnete, unrealistische Dar-stellung. Wirkt entstigmatisierend, da Monk trotz seiner Erkrankung sowohl genial als auch sympathisch dargestellt ist.

26. Scrubs; Staffel 3, Episode 12

2005 Michael J. Fox, Zach Braff

9/10 Comedy-Serie über die Belegschaft eines Krankenhauses in den USA

In einem zwei Folgen langen Gastauftritt porträtiert Fox einen Arzt mit Tics und Tourette sowie einem ausgeprägten Waschzwang. So zeigt ihn eine Szene beispielsweise noch mehrere Stunden nach der letzten OP beim Händewaschen.

27. Girls; Staffel 2, Episode 8

2013 Lena Dunham, Allison Williams

7,4/10 Comedy-Serie über einige Mädchen in New York

Dunhams Figur zeigt zwanghafte Verhaltensweisen, beispielsweise das Zwangsritual, alles – auch selbstschädigendes Verhalten – stets acht oder 64 Mal durchführen zu müssen.

22. Run and Jump

2013 Maxine Peak, Edward MacLiam

6,2/10 Drama über die Folgen eines Schlaganfalls bei einem Handwerker

McLiams Figur zeigt in Folge eines Schlaganfalls zwanghafte Verhal-tensweisen – so widmet er sich beispielsweise grundlos stundenlangen Holzverarbeitungs-Ritualen.

23. Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben

2014 Oliver Sechting, Max Taubert

8,2/10 Dokumentarfilm über die beiden Filmemacher Oliver Sechting und Max Taubert, die für ein Filmprojekt nach New York reisen, allerdings durch Olivers Zwänge daran gehindert werden

Sechting entwickelt ein komplexes Zwangssystem, das sich um bestimmte Zahlen und deren Kombinationen dreht. Begegnet er bei-spielsweise im Alltag der Zahl 58, setzen Zwangsrituale und magisches Denken ein.

24. Machine Man

n.b. n.b. n.b. Noch in der Planungs- und Crowdfunding-Phase befindliches Filmprojekt über einen Mann, der an einer Zwangsstörung leidet

Die Hauptfigur leidet unter enormen Ängsten und aufdringlichen Gedanken, andere zu verletzen, beispielsweise beim Autofahren oder beim Benutzen von Messern.

Titel Jahr Besetzung IMDb* Inhalt Bezug zum Thema Zwang

Theaterstücke28. Macbeth 1606 Drama von

William Shake-speare

--------- Tragödie über den Aufstieg eines Heerführers zum König von Schottland, seinen Wandel zum Tyrannen und seinen Fall

Geplagt von Schuldgefühlen aufgrund eines von ihr angestifteten Mordes entwickelt Lady Macbeth im Laufe des Stücks einen Wasch-zwang, um ihre vermeintlich blutverschmierten Hände zu reinigen.

29. Julius 2012 Adam Kirkham, Chiara D’Anna

-------- Theaterstück des Elastic Theatre über einen Heranwachsenden im ländlichen Italien

Aufdringliche, intrusive Gedanken und Zwangsrituale. Die Hauptfigur leidet unter dem aufdringlichen Gedanken, Julius Caesar zu sein und muss ausgedehnten Zwangsritualen nachgehen, um sich von diesen Gedanken zu befreien.

Literatur:Hoffner, C.A. & Cohen, E.L. (2014). Portrayal of Mental Illness on the TV Series Monk: Presumed Influence and Consequences of Exposure. Health Communication. [Epub ahead of print].

Lütz, M. (2009). Irre – Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen – Eine heitere Seelenkunde (20. Aufl.). Güters-loh: Gütersloher Verlagshaus.

Schneider, S. (2008). Im Gefängnis der Angst und die Kunst des Fliegens. Zwangsstörung (ICD-10: F42). In S. Doering & H. Möller (Hrsg.), Frankenstein und Belle de Jour (167-181). Heidelberg: Springer. http://ocdfilmfest.blogspot.de/p/festival-films.html (14. Mai 2006)

2012 veranstaltete die OCD Foundation Texas im Rahmen der OCD Awa-reness Week ein Film-Festival. Die Veranstalter zeigten mehrere Filme zum Thema Zwang und boten auf einem Internetportal Betroffenen Gelegenheit zur Diskussion. Als Negativbeispiel sehen Betroffene den biographischen Film Mommie Dearest (1981), der die Schauspielerin Joan Crawford und ihre Zwangserkrankung auf einseitige und plakative Art und Weise als paranoid, verrückt und bösartig porträtiert. Filme wie As good as it gets (1997) oder Matchstick Men (2003) hingegen erhalten auf der Seite des OCD Film Festivals aufgrund der realistischen (Intrusionen, Zwangsrituale, Tics, etc.) als auch ausgewogenen und ganzheitlichen Darstellung der Charaktere positive Kritiken. Diesen Filmen gelingt es, komödienhafte und unterhalt-same Aspekte der Zwangsstörung zu zeigen, ohne das Krankheitsbild zu trivialisieren oder sich über Betroffene lustig zu machen.

Besonders positiv hervorzuheben ist der oscarprämierte Film The Aviator (2004) über das Leben des Luftfahrtpioniers Howard Hughes. Die Diplom-psychologin Silvia Schneider analysiert den Film und die Darbietung des Hauptdarstellers Leonardo DiCaprio in dem Buch Frankenstein und Belle de Jour (2008) aus psychoanalytischer Perspektive. Aviator gibt sich nicht mit einer plakativen, oberflächlichen Darstellung des Störungsbildes zufrieden, sondern rückt auch zugrunde liegende Sehnsüchte und Ängste in den Fokus. Schneider erkennt Entstehungsmechanismen und Funktionalitäten der Zwangsstörung, wie die Befriedigung aggressiver Potenziale im Waschritual oder die Projektion von Ängsten vor Selbstwertverlust und Selbstwertfrag-mentierung auf die irrationale Angst vor Krankheit und Infektion. Betroffene loben Aviator für seine realistische und ausgewogene Darstellung, die die Zwangserkrankung weder beschönigt, noch lächerlich macht oder ironisiert, sondern behutsam den kontinuierlichen Kontrollverlust aufzeigt, den die Erkrankung für einen Menschen bedeuten kann.

Autoren:

Alexander Graetz

Prof. Dr. med. Ulrich VoderholzerKorrespondenzadresse:Schön Klinik Roseneck,

83209 Prien am ChiemseeEmail: [email protected]

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Zwänge in Filmen, Serien und Theaterstücken

* IMDb (Internet Movie Database) ist eine Film- und Serien-Datenbank und erlaubt Besuchern eine Bewertung auf einer Skala von 1-10. Hier angegeben ist die durchschnittliche IMDb-Bewertung.

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Blick über den Zaun

EinleitungAuch die Medien spiegeln uns wider, dass heutzutage die Relevanz des Aussehens größer ist als je zuvor. Ist aber eine (ggf. sogar sozial erwünschte) starke Investition in das äußere Erscheinungsbild oder die große Wichtigkeit des eigenen Aussehens schon als psychische Störung zu bewerten? Ab wann ist man psychisch krank? Der Beitrag soll helfen zu unterscheiden, wann man von einer körperdysmorphen Störung sprechen kann und das Störungsbild etwas näher beleuchten.

Bedeutung des Aussehens in der AllgemeinbevölkerungIm Jahr 2013 haben nach den Statistiken der International Society of Aesthetic Plastic Surgery (ISAPS) weltweit 11,6 Millionen Menschen eine kosmetisch-medizinische Operation an sich durchführen lassen; weitere 23,5 Millionen Menschen haben sich einer nicht-chirurgischen kosmetisch-medizinischen Behandlung (z.B. Injektionen mit Botolinum-Toxin) unterzogen (ISAPS, 20141). Im Länder-Ranking der zehn Nati-onen mit den meisten durchgeführten sowohl chirurgischen als auch nicht-chirurgischen Behandlungen befindet sich die BRD an vierter Position nach den USA, Brasilien und Mexiko (ISAPS, 2014). In der deutschen Allgemeinbevölkerung sind also kosmetisch-medizinische Behandlungsmaßnahmen schon längst kein Tabuthema mehr.

Ist aber eine Person bereits psychisch auffällig, nur weil sie dem Zeit-geist entsprechend Korrekturen des eigenen Aussehens vornehmen lässt? Forscher fanden bei kosmetisch-medizinischen Patienten im Vergleich zu Personen, die ihr Aussehen nicht korrigieren lassen wollen, ein höheres Ausmaß an Unzufriedenheit mit dem Gesichtsmerkmal, welches korrigiert werden soll, aber keine erhöhte Unzufriedenheit mit dem restlichen Körper2. Außerdem finden sich bei der Mehrzahl der Personen, die sich kosmetisch-medizinische Behandlungen wün-schen, keine psychischen Störungen3. Für ein Fehlen einer generellen Psychopathologie spricht auch, dass Personen, die ihr Aussehen korrigieren ließen, nicht nur innerhalb der ersten drei Monate nach einer Schönheitsoperation eine hohe Zufriedenheit berichten, sondern auch noch zwei Jahre später4. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie aus dem deutschen Sprachraum, an der 544 Personen teilnahmen, die sich einer Schönheitsoperation unterzogen haben, und 264 Personen, die aktuell eine solche planten, kam sogar zu dem Ergebnis, dass bei psychisch gesunden Personen eine solche Maßnahme auch langfristig positive selbstberichtete psychologische Veränderungen herbeiführen kann5. Ein reines Inanspruchnahmeverhalten einer Person schon als sicheres Indiz für eine psychische Störung zu werten, scheint also viel zu kurz gegriffen.

Bedeutung des Aus sehens bei körper dysmorpher StörungEine große Unzufriedenheit mit dem äußeren Erscheinungsbild kann allerdings (zusätzlich zu anderen Faktoren) dazu beitragen, verschiedene psychische Störungen zu entwickeln. Außer den Essstörungen, die bereits der Fachwelt und der breiten Öffentlichkeit gut bekannt sind, ist eine negative Bewertung des Körperbildes maßgeblich beteiligt bei Entstehung und Aufrechterhaltung der körperdysmorphen Störung (KDS). Die KDS kenn-zeichnet sich dadurch, dass Betroffene sich so stark um einen empfundenen Makel im Aussehen sorgen, dass sie unter deutlichem Leidensdruck stehen oder durch die Besorgnis im sozialen oder beruflichen Leben oder anderen wichtigen Lebensbereichen beeinträchtigt sind6. Der Defekt, den die Betrof-fenen beklagen, ist für andere gar nicht sichtbar oder wird, falls tatsächlich eine physiologische Abweichung im Aussehen besteht, eher als marginal

eingeschätzt. Rückmeldungen an Betroffene, dass der Makel von außen nicht oder kaum sichtbar sei, wird in der Regel kein Glauben geschenkt7. Personen mit KDS entwickeln Angst vor Situationen, in denen sie den Blicken und mutmaßlich negativen Urteilen anderer ausgesetzt sein könnten und/ oder vermeiden diese Situationen. Ihre Gedanken kreisen um ihre „Hässlichkeit“ und sie schämen sich wegen ihres Aussehens. In der Regel versuchen Betroffene, ihr Erscheinungsbild zu beeinflussen, zum Beispiel durch teilweise ritualisierte Verhaltensweisen, wie das stundenlange Überprüfen des subjektiven Makels vor dem Spiegel oder durch die Inanspruchnahme von kosmetisch medizi-nischen Behandlungsmaßnahmen8. Durch dieses an eine Zwangsstörung erinnernde Denken und Handeln wurde die KDS 2013 im amerikanischen Klassifikationssystem den Zwangsspektrumsstörungen zugeordnet9.

Besonders häufig konzentrieren sich die Befürchtungen auf das Gesicht, die Haut, teilweise auch auf die Haare, geschlechtsspezifisch bei Frauen auf den Busen, bei Männern auf Körpergröße und Statur. 2007 wurde in einer deutschlandweiten Befragung von 2.510 Personen gefunden, dass zum Zeitpunkt der Erhebung 1,8% an einer KDS zu leiden scheinen10 – das heißt: von 100 Menschen leiden ein bis zwei an dieser Störung. In der Umfrage wollten die Autoren auch wissen, ob sich die Befragten bereits einer kosmetisch-medizinischen Behandlungsmaßnahme unterzogen haben: von den Befragten mit einer KDS hatten 31% bereits mindestens eine Behandlung hinter sich, von den Teilnehmern ohne KDS aber nur 3,5%. Leider ist die genaue Häufigkeit der KDS aufgrund von Fehldiagnosen, hoher Komorbidität mit anderen psychischen Störungen (wie zum Beispiel Depres-sionen, Sozialer Angststörung und Zwangsstörungen), Bagatellisierung und Trivialisierung durch Betroffene und Fachpersonal sowie der mangelnden Vertrautheit mit dem Störungsbild nur schwer zu bestimmen. Es könnte außerdem möglich sein, dass die Prävalenz in den letzten Jahren durch soziokulturelle Faktoren und den Einfluss der Massenmedien tatsächlich angestiegen ist11. Von der KDS sind Männer und Frauen zu gleichen Teilen betroffen, wobei die Ähnlichkeit zwischen den Geschlechtern wesentlich größer zu sein scheint als die Unterschiede. Eine groß angelegte Studie mit 200 KDS-Patienten stellte fest, dass der wesentliche Unterschied zwischen Männern und Frauen darin besteht, welche Körperregionen als makelbe-haftet empfunden werden12.

Hohes Ausmaß an LeidenDie KDS ist eine höchst beeinträchtigende Störung: ein hoher Prozent-satz der Betroffenen leidet an weiteren psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Substanzabhängigkeiten13 oder Persön-lichkeitsstörungen. KDS-Betroffene sind auch überwiegend alleinstehend oder getrennt lebend, sozial zurückgezogen oder sogar komplett an das Haus gebunden, weil sie sich so für ihr Aussehen schämen, dass sie sich nicht in die Öffentlichkeit trauen. Das aus dem Haus gehen ist meistens nur möglich unter Berücksichtigung bestimmter „Sicherheitsverhaltens-weisen“, die alle darauf abzielen, den Makel vor den Augen anderer zu verstecken. Zum Beispiel tragen Betroffene häufig eine Sonnenbrille, wenn die Augenregion als hässlich empfunden wird, oder weite Kleidung, wenn die Statur als zu schmächtig erscheint. Viele überprüfen ihr Aussehen vor dem Verlassen des Zuhauses stundenlang vor dem Spiegel, ob sie einigermaßen annehmbar aussehen. Viele berichten, dass die Gedanken ständig um das Aussehen kreisen und sie kaum an etwas anderes denken können. Als Daumenregel gilt: Wer länger als eine Stunde täglich über sein äußerliches Erscheinungsbild grübelt, ist vermutlich betroffen. Ungefähr 70% der betroffenen Personen sind wegen ihres Erscheinungsbildes so

von Anja Grocholewski und Christian Stierle

KörperdysmorpheStörung – psychische Störung oder doch nur Eitelkeit?

resigniert und hoffnungslos, dass sie in Erwägung ziehen, sich das Leben zu nehmen14. Obwohl sich erste Anzeichen oft bereits in der Pubertät zeigen, wird die Störung erst im Schnitt 15 Jahre später diagnostiziert – bis dahin haben die Betroffenen bereits einen langen Leidensweg hinter sich und häufig wesentliche Lebensziele wie eine tragfähige Partnerschaft, das Erreichen eines Schulabschlusses und Berufsfindung nicht erreichen können.

Wie entsteht eine KDS?Den „einen“ Grund, eine KDS zu entwickeln, scheint es nicht zu geben. Wie bei allen anderen psychischen Störungen auch müssen mehrere Fak-toren zusammen kommen. Es sind mittlerweile mehrere Störungsmodelle entwickelt worden, die sich mit möglichen Faktoren auseinander setzen. Diskutiert werden dabei Störungen im Serotingleichgewicht, eine besondere Sensibilität für Ästhetik, ein per se negatives Körperkonzept und auf das Aussehen bezogener Perfektionismus. Auch eine tatsächlich leichte Beein-trächtigung des Aussehens oder Hänseleien in der Kindheit und Jugend über das Erscheinungsbild können die Überbewertung körperlicher Attraktivität mit hervorrufen. Auch Fehler in Wahr-nehmung und Informationsverarbeitung könnten Schlüsselfaktoren sein15, eben-so die exzessive visuelle Fokussierung auf den Makel16. Aber egal, welchem Störungsmodell man folgt, alle vertreten die Annahme, dass keine tatsächliche körperliche Abweichung, sondern psy-chische Komponenten zur Entwicklung und Aufrechterhaltung einer KDS führen.

Behandlungsmöglichkeiten der KDSObwohl die KDS bei den Betroffenen einen erheblichen Leidensdruck aus-löst, versuchen sie zunächst, den Ma-kel korrigieren zu lassen. So finden sich KDS-Patienten vermehrt in den Behandlungszimmern von Kosmetike-rinnen, Dermatologen, Zahnärzten oder ästhetisch-plastischen Chirurgen. Leider bringt die „Ursachenbekämpfung“ meistens keinen oder keinen lang anhaltenden Erfolg: entweder beschreiben die Betroffenen, den Ma-kel nach wie vor wahrzunehmen17, oder er wird danach an einer anderen Körperregion wahrgenommen. Erst wenn die medizinischen Behandlungen keinen Erfolg zeigen, wenden sich die Betroffenen an Psychiater oder Psy-chotherapeuten, und selbst dann sind sie oft skeptisch, wie eine Therapie ihnen helfen könne. Mittlerweile gibt es tiefenpsychologische und kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungskonzepte, wobei insbesondere die Wirksamkeit des letzteren wissenschaftlich abgesichert werden konnte18. Auch die Medikation mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) kann hilfreich sein, da sie Depressionen mildern und das Ausmaß der Überzeugung, hässlich und entstellt auszusehen, etwas abschwächen können. Insgesamt ist jedoch kritisch festzustellen, dass die Behandlungs-möglichkeiten wegen des noch als lückenhaft zu bewertenden Forschungs-standes derzeit weniger abgesichert sind als die Behandlungsmöglichkeiten bei zum Beispiel Depressionen oder Angststörungen.

Was geschieht in der Kognitiven Verhaltenstherapie?Besonders wichtig und zentral für die erfolgreiche Behandlung der Kör-perdysmorphen Störung hat sich die Verwendung von wissenschaftlich wirksam erwiesenen Therapiebausteinen erwiesen. Diese sollten auf der Basis eines iIndividuellen Störungsmodells/-verständnisses des jeweiligen Patienten und einem zwischen Patient und Therapeuten gemeinsam ausgearbeiteten „Therapie-Fahrplans“ fußen.

Es hat sich bislang als wenig effektiv erwiesen, wenn z.B. der Therapeut seinen Patienten „überzeugen“ möchte, dass dieser in seiner Wahrneh-mung seines Körpers falsch liegt und bestimmte seiner Verhaltensweisen wenig hilfreich sind.

Diese Erfahrung haben Patienten oft schon vielfach im Laufe Ihrer Lei-densgeschichte gemacht.

Dennoch lassen sich typische Kernbestandteile einer State-of-the-art KDS-Therapie benennen. Als besonders hilfreich haben sich Interventionen in folgenden Bereichen erwiesen:- Veränderung von dysfunktionalen Verhaltensweisen- Veränderung ungünstiger Denkmuster und -strukturen- Arbeit am ungünstigen Körperbild und der Körperwahrnehmung- Aufbau sozialer Kompetenzen und sozialer Kontakte

Sofern Patienten zu selbstschädigenden, selbstverletzenden Verhaltens-weisen im Rahmen der KDS neigen, stehen die Reduktion/der Abbau dieser meist zunächst im Fokus der Therapie. Hier ist es zum einen zentral, Auslöser und Gefahrenmomente für ungünstiges Verhalten zu identifizieren, um diesen mit alterativen Techniken und Fertigkeiten (sog. Skills) zu begegnen. Auch therapeutische Methoden wie die Habit-

Reversal-Technique, bei der alternative dem Problemverhalten inkompatible Verhaltensweisen eingeübt werden, stellen wirkungsvolle Interventionen dar.

Häufig ist ein zentrales Ziel der Thera-pie, verlorengegangene Lebensinhalte und Situationen zurück zu gewinnen. D. h. dass der Abbau von Vermeidungs-verhalten und auch das Wahrnehmen von zunächst vielleicht angst- oder schambesetzten Situationen wieder geübt wird. Solche Expositionsübungen oder Verhaltensexperimente sollen u.a. auch dazu dienen, dass diese unange-nehmen Gefühle bei häufiger Wieder-holung solcher Übungen sukzessive nachlassen und Patienten diese Situa-tionen mit nur noch geringer Anspan-nung wahrnehmen können. Zentral ist

dabei ebenfalls, dass Patienten die Chance haben, eigene Hypothesen und Annahmen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Das heißt z.B. „Werde ich von anderen wirklich abgelehnt, wenn ich mich ohne Make-Up, Mütze, Sonnenbrille etc. zeige?“ Diese Übungen setzen daher häufig das Unterlassen von „Sicherheitsverhalten“ voraus. Hiermit meint man Verhaltensweisen, die vermeintlich Sicherheit verschaffen, da sie Makel verdecken oder von Ihnen ablenken, letztlich aber dazu beitragen, dass Angst und Anspannung bei den Betroffenen aufrecht erhalten bleiben.

Weiterhin ist die Veränderung von ungünstigen Aufmerksamkeitspro-zessen ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Menschen mit körperdys-morpher Störung neigen dazu, Aufmerksamkeit in sozialen Situationen stark auf sich selbst und das eigene Aussehen zu richten, was u.a. dazu führt, dass sie nur wenig „Kapazität“ für die Wahrnehmung der Umwelt und reellen Reaktionen der anderen Menschen haben. Dies verhindert häufig eine Überprüfung ungünstiger Annahmen, wie z.B. von anderen abgelehnt zu werden. In der Therapie wird daher geübt, Aufmerksamkeit wieder mehr nach außen zu richten.

Ein zentraler Bestandteil der Therapie der körperdysmorphen Störung ist die Arbeit an ungünstigen Denkmustern und -prozessen. Ähnlich wie bei anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angster-krankungen stellen teils verzerrte Denkmuster und stark negativistisches Denken wichtige Krankheitsmerkmale dar.

In der Therapie wird zunächst versucht, ein Bewusstsein für diese oft automatischen Gedanken zu entwickeln, um diese im Anschluss zu hinterfragen und zu überprüfen. Ggf. können automatische Gedanken so umformuliert und korrigiert werden.

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Blick über den Zaun

Ferner werden zentrale Glaubenssätze rund um die Themen Aussehen, Attraktivität, Fehler etc. herausgearbeitet und überprüft, wie diese Einstel-lungen/Gedankenmuster entstanden sind und wie hilfreich und passend diese in bezug auf die aktuellen Lebensziele der Betroffenen sind. Dabei wird häufig das Erarbeiten von alternativen Selbstwertquellen neben dem Aussehen und eine Umdefinierung dessen, was eine Person als Mensch aus- und wertvoll macht, ein zentrales Thema.

Als ein weiterer zentraler Baustein ist der veränderte Umgang mit dem ei-genen Aussehen sowie die Arbeit an Körperakzeptanz und -wahrnehmung zu sehen. Im Rahmen von Verhaltensübungen soll die Wahrnehmung des eigenen Körpers/Aussehens neu trainiert werden. Hier werden oft Übungen mit Spiegeln, Fotos und Videos gemacht. Aber auch andere Übungen wie Körperumrisszeichnungen oder die Seilübung zur Über-prüfung der Selbstwahrnehmung kommen hier zum Einsatz. Besonders zentral ist die Wahrnehmung und Betrachtung des gesamten Körpers und eine Reduktion der Hyperfokussierung auf den Makel allein. Den gesamten Körper wieder ganzheitlich zu erleben und dabei dysfunktionale, negative Bewertungen zu verändern und hin zu einer achtsamen, objekti-vierbaren Betrachtung zu kommen, stellt hier das zentrale Ziel dar. Parallel sollen sich durch das wiederholte Durchführen dieser Übungen negative Gefühle, die mit dem Aussehen verbunden sind, sukzessive reduzieren und der Patient sich wieder an das eigenen Aussehen „gewöhnen“.

Unterstützt werden kann dies zusätzlich durch Übungen zur Selbstfür-sorge. Den eigenen Körper gut zu behandeln und dadurch vielleicht auch angenehmer zu erleben ist daher oft Inhalt von Psychotherapie. Ebenso wird mit den Patienten ein neuer Umgang mit dem Betrachten im Spiegel geübt, um nicht in alte Verhaltensmuster zurück zu fallen.

Für manche Patienten ist ferner das Üben schwieriger, sozialer Situationen und der Aufbau von kommunikativen und sozialen Fertigkeiten eine wichtige Hilfe. Ziel ist meistens, eigene Ziele und Bedürfnisse besser auszudrücken und unter Berücksichtigung des Umfelds deutlicher zu vertreten und umzusetzen.

In jeder guten Psychotherapie steht zum Ende die Erarbeitung von Rückfallprophylaxe-Strategien. Neben möglichen Stolpersteinen und Schwierigkeiten wird dabei auf den Umgang mit Rückfällen und Unter-stützungsmöglichkeiten für den Alltag geschaut.

Insgesamt handelt es sich bei der Therapie der körperdysmorphen Störung um eine intensive und komplexe Behandlung, die von spezialisierten psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten durchgeführt werden sollte. Mit den richtigen therapeutischen Ansätzen lässt sich eine KDS oft sehr gut behandeln und kann zu einer deutlichen Entlastung sowie Steigerung der Lebensqualität bei den Betroffenen führen.

Literatur:

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19) Wilhelm, S.; Philips, K. & Steketee, G. (2013). Cognitive Behavioral Therapy for Body Dysmorphic Disorder. New York: The Guilford Press.

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Anja Grocholewski Dr. rer. nat., Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin (VT)Geschäftsführende Leiterin der Spezial-ambulanz für körperdysmorphe Störung der TU BraunschweigHumboldtstr. 33, 38106 Braunschweig

Email: [email protected]

Christian StierleDipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut (VT)Bereichspsychologe Zwangs-spektrumsstörungenSchön Klinik Bad BramstedtBirkenweg 10, 24576 Bad Bramstedt

Blick über den Zaun

Als sich der Gemeindesaal der Christuskirche Hamburg-Wandsbek am Samstag, 2. Mai 2015, füllte, wurde schnell klar, dass wir eine gute Resonanz auf unsere Einladung erwarten konnten. Hierbei

war es nicht die Teilnehmerzahl, die mit 45 im Durchschnitt der letzten Jahre lag, sondern die Zahl der Selbsthilfegruppen, die Vertreter zum Bundestreffen geschickt hatten, war mit zwölf höchst erfreulich. Unser Dankeschön fürs Kommen gilt den Gruppen aus Berlin, Bremen, Dresden, Freiburg, Hamburg (Angehörige), Hamburg (Betroffene), Hannover, Kiel, Köln (Skin-Picking), Lübbecke, Wetzlar und Winnenden.

Nach den Eröffnungsworten der Vorsitzenden Antonia Peters folgte gleich der erste Höhepunkt des Programms. Unser Ehrenvorsitzender Prof. Dr. med. Iver Hand (Medizinische Fakultät des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf) begann seinen Vortrag zur Frage: Was erwarte ich vom Thera-peuten – und was erwartet der Therapeut von mir?

Wer sich auf einen Standardvortrag eingestellt hatte, wurde erst mal überrascht. Professor Hand begann mit einer Frage an das Publikum: „Was erwarten Sie eigentlich von Ihrem Therapeuten?“Auf Antworten muss er nicht lange warten: „Ich habe den Therapeuten ge-schult – er wusste gar nicht genau, was eine Zwangsstörung ist“, berichtet eine junge Frau. „Das kann so nicht richtig sein“. Dabei habe der Therapeut vorher behauptet, sie sei bei ihm an der richtigen Adresse.Iver Hand ist um eine hilfreiche Antwort nicht verlegen. „Auch nach zehn bis 15 Therapiestunden können Sie den Therapeuten wechseln, wenn er nicht der richtige für Sie ist“, erklärt er. „Allerdings sollten Sie dann wissen, wo die bessere Alternative ist.“

Hand berichtete über seine Zeit in den 1970-er Jahren in London, wo er als junger Verhaltenstherapeut mit Zwangskranken gearbeitet und neue Heilmethoden entwickelt hat. „Wir berichteten in der Londoner Selbsthilfegruppe Agoraphobie (Platzangst) über die neuen, effizienten Heilmethoden“, erinnert er sich. „Und was meinen Sie, wie viele diese Methoden ausprobiert haben? – Kein Einziger!“ Geschocktes Schweigen im Publikum: Hier wünschen sich viele sehnlichst, endlich einen kompetenten Therapeuten zu finden, der auch bereit ist, Expositionen durchzuführen. Und da soll man glauben, dass damals in London niemand neue Wege gehen wollte? Hand erklärt: „Damals glaubte man noch, Zwang sei unheilbar. Die Selbsthilfegruppe unterstützte die Betroffenen dabei, ihr Leben so gut wie möglich um den Zwang herum zu arrangieren.“

Später in den 1980er und 1990er Jahren trat Hand unermüdlich im Fern-sehen auf, um die Öffentlichkeit über Zwangserkrankungen aufzuklären – damals hatte noch kaum jemand etwas davon gehört. Einige Ausschnitte aus den Sendungen führte Hand vor – eine Zeitreise der besonderen Art. Wer kennt noch Talkshows wie „Schreinemakers live“, die einem Thema viel Raum gaben?

Viel hat sich seitdem geändert – auch zum Positiven: Allein in Deutschland gibt es über 80 Selbsthilfegruppen für Zwangsbetroffene. Und die Versor-gung mit Therapeuten hat sich gebessert: „Deutschland hat mit Abstand die meisten Therapeuten pro Einwohner weltweit“, betont Hand. Zum Vergleich: In den USA würden für eine Verhaltenstherapie sechs bis zwölf Sitzungen anberaumt, in Deutschland sind es 20 bis 25.

„Der Zwang ist ein Verhalten, das für den Betroffenen Sinn macht – nur kann er es nicht mehr begrenzen“, erklärt Hand. „Wenn ich 20-mal eine vermeintlich keimverseuchte Stelle in der Wohnung putze, dann hält mich das davon ab, über schlimmere Verletzungen nachzudenken, die ich erlitten habe und die für mich unerträglich sind.“ Ein hilfloser Versuch der Selbsthilfe. Aber wenn sich etwas im Leben des Betroffenen bessern soll, muss er sich auch mit den tiefer liegenden Verletzungen auseinander-setzen. Aus Erfahrung ist Iver Hand überzeugt: Das geht besonders gut mit Hilfe einer Exposition. „Richtig angewendet, kann die Exposition wie eine Turbo-Psychoanalyse sein.“ Die Gefahr: Wenn das Vertrauen noch nicht da ist, kann der Patient fürchten, der Therapeut wolle ihm mit der Exposition sein Zwangsverhalten „wegnehmen“. Innerlich wehrt sich der Betroffene gegen die Exposition und der Therapieerfolg bleibt aus. Trotz dieses Risikos sieht Hand eine große Wirksamkeit dieser therapeutischen Methode. Untersuchungen haben ergeben: „Die Erfolgswahrscheinlichkeit der Expositionstherapie liegt bei 50 bis 70%.“

Nach zwei Stunden endete der Vortrag, der auch als Zeitreise durch die Entwicklung der Verhaltenstherapie bezeichnet werden kann. Professor Hand wurde mit großem Applaus und einem Blumenstrauß verabschiedet. Viele Teilnehmer murmelten, dass sie sich einen Therapeuten wie Professor Hand sehnlichst wünschen würden.

Hier kann ich so sein, wie ich bin – Rückblick auf das Selbsthilfegruppen- Bundestreffen 2015 in Hamburgvon Wolf Hartmann und Ingrid Bäumer

Gemeindehaus der Christusgemeinde Hamburg-Wandsbek

Antonia Peters verabschiedet Professor Iver Hand mit einem großen Blumenstrauß.

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Selbsthilfe

DSM-5 ist die Abkürzung für die fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM, englisch für „diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“), eines Klassifikati-onssystems in der Psychiatrie. Das DSM-5 wurde am 18. Mai 2013 veröffentlicht und löst die vierte Auflage (DSM-IV von 1994) ab. Neben dem DSM gibt es nach wie vor den ICD-10 als weiteres Klassifikationssystem.

Für die Diagnostik der Zwangsstörung ergeben sich mit dem DSM-5 erhebliche Änderungen. Die Zwangs-störungen werden im DSM-5 nicht mehr unter den Angststörungen aufgeführt, sondern bilden ein neues Kapitel, den so genannten Obsessive-Compulsive and Related Disorders, zu dem auch Störungsbilder wie die Trichotillomanie, das pathologische Horten oder das Skin-Picking gehören.

Der folgende Beitrag von Professor Michael Zaudig soll die z.T. erheblichen Veränderungen in der Diagnostik der „Zwangsstörungen und verwandten Störungen“ und Zwangspektrumstörungen in leichtverständlicher Weise nahe bringen:

Nach der Mittagspause standen Workshops auf dem Programm. Antonia Peters moderierte den ersten Workshop zur Frage: „Wie halte ich den Therapieerfolg aufrecht?“

Zu Beginn des Workshops schauten die Teilnehmer zurück auf die Zeit vor der Therapie. Es galt den Zwang bildlich zu beschreiben. Das Ergebnis war eine große, bedrohliche Gestalt, wie der Schatten eines großen Löwen, Tigers oder Bärs.

Bei der Therapie zeigten die Expositionsübungen die beste Wirkung. Es wurde mit Freude berichtet, dass anschließend wieder Auto gefahren werden konnte oder die Küche wieder benutzbar war.

Um diese Erfolge zu sichern, ist es ganz wichtig, sich seiner Übungen zu erinnern und diese auch konsequent anzuwenden. Hier waren sich alle Teilnehmer einig. Bildlich war der Zwang zu einer Maus oder einer Fliege geschrumpft.

Der zweite Workshop wurde von Holger Müller zum Thema „Angehörige“ geleitet. Hier diskutierten die Teilnehmer über Tricks und Tipps, wie sich das Zusammenleben mit von Zwängen betroffenen Angehörigen gedeihlich gestalten lässt. Wichtigste Erkenntnis war, den Betroffenen als vollwertiges Mitglied der Familie und nicht als Kranken zu betrachten. Angehörige können einen Beitrag leisten, gesunde Anteile zu fördern und damit den Zwang in seine Schranken zu verweisen.

Nach Ende des Tagesprogramms stand eine geführte Wanderung durch den Hamburger Stadtpark auf dem Programm. Die Teilnehmer erfreuten sich an der Parklandschaft und der frischen Luft. Zum abendlichen Abschluss versammelte sich die Gruppe zu einem gemeinsamen Abendessen.

Am Sonntag stand, wie jedes Jahr, der Austausch zwischen den Gruppen auf dem Programm. Diskutiert wurden Fragen der Therapie: Homeexpo, Boostersitzungen und Katamnese und auch Fragen der Gruppenarbeit: Na-menschilder, Werbung, Gruppenflyer. Die Teilnehmer fühlten sich sehr wohl, weil hier jeder so sein kann, wie er ist und seine Zwänge nicht verstecken musste, wie eine Teilnehmerin zutreffend feststellte.

Gegen Mittag ging das Selbsthilfegruppen-Bundestreffen 2015 zu Ende. Nächstes Jahr wird die Selbsthilfegruppe Hannover das Treffen organisieren. Um die Zahl der teilnehmenden Gruppen weiter zu steigern, sollen ab dem nächsten Jahr alle Gruppen im Umkreis der Veranstaltungsortes auch noch persönlich angesprochen und eingeladen werden.

Diagnose und diagnostischer Prozess

Die psychopathologischen Kernsymptome damals wie heute einer Zwangsstörung sind:

Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen, d. h. wiederkehrende und anhaltende Verhaltensweisen, Ideen, Gedanken, Impulse und Handlungen, die das psychosoziale Funktionsniveau deutlich ein-schränken, das Gefühl der Ich-Dystonie, d. h. der Ich-Fremdheit, der innere Widerstand gegen diese als fremd empfundenen Gedanken und Handlungen, die Einsicht in die Sinnlosigkeit der Symptome oder in die Unangemessenheit der Zwangsgedanken und Zwangshandlungen.

von Michael Zaudig

Ein Überblick über das Zwangs spektrum„ Zwangsstörungen und Verwandte Störungen“ nach DSM-5

Vorbemerkung der Redaktion:

Gruppenfoto vor der Kulisse des Stadtparksees. Die Gruppe ist nicht vollständig, weil sich die meisten Teilnehmer nicht fotografieren lassen wollten.

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Aus der WissenschaftSelbsthilfe

Die Krankheit ist sehr schambesetzt, quälend und immer wieder vom Zweifel dominiert.

Typische Inhalte von Zwangsgedanken sind: Kontaminations- und Verschmutzungsängste, Vergiftung, Ansteckung, Aggression, Streben nach Symmetrie und Ordnung, Sexualität, Religion und Magie. Zwangs-gedanken sind lästige aufdringliche Gedanken, bildhafte Vorstellungen und dranghafte Impulse. Personen, die solche Intrusionen (Wieder-erinnerungen) erleben, betrachten sie in der Regel als abstoßend, unannehmbar, sinnlos und schwer zu verscheuchen. Zwangsgedanken können durch eine Vielzahl von auslösenden Reizen provoziert werden.

Zwangshandlungen: Zwangshandlungen sind häufig ritualisierte, zum Teil stereotype Handlungsabläufe, die immer gegen einen inneren Widerstand ausgeführt werden und sich vom Patienten nicht oder nur schwer unterbinden lassen, obwohl sie als unsinnig erlebt werden. Kann eine Zwangshandlung nicht ausgeführt werden, führt dies zu einem Anstieg von Anspannung und/oder Angst. Häufige Zwangs-handlungen betreffen: Waschen, Putzen, Sammeln, Kaufen, Kontrolle, Ordnen, Zählen.

Neben dem psychopathologischen Befund und der Verhaltensbeobach-tung ist es natürlich wichtig, den Verlauf der Erkrankung zu kennen, Ausschluss organischer Ursachen, die Differentialdiagnose und insbe-sondere die Anamneseerhebung. Spätestens in der Anamnese sollten schon spezifische Unterpunkte erfragt werden, wie z.B. Alter bei Beginn der Erkrankung, familiäre Belastung, Tic-Störung, Sammelzwang, Komorbiditätstyp, Verlaufstyp usw. Erst danach ist der diagnostische Prozess abgeschlossen (Abb. 1).

Abb. 1: Diagnostischer Prozess

Mit dieser Information kann letztlich erst eine Diagnose nach ICD-10 (Internationale Klassifikation Psychischer Störungen) (Tab. 1) und/oder nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen DSM-IV-TR (Tab. 2) oder 5 Edition (2013) (DSM-5) (Tab. 3) erfolgen.

DIAGNOSTISCHER PROZESS

òZwangssymptome/Syndrom/Verlauf/Anamnese

òICD-10/DSM-5

Komorbidität ó Zwangsstörung ó Differential- inkl. Subtypen diagnosen

òY-BOCS, OCI-R, VOCI

ôZwangsspektrumsstörungen (Verwandte Störungen)

Tabelle 1:

ICD-10 Diagnose der Zwangsstörung (F42)(Forschungskriterien, verkürzte Darstellung)

• Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen bestehen mindestens zwei Wochen lang.

• Zwangsgedanken/-handlungen erfüllen die Punkte 1 bis 4:

1. Zwangsgedanken/-handlungen werden als eigene Gedanken und Handlungen angesehen und nicht als von anderen Personen oder Einflüssen eingegeben.

2. Sie wiederholen sich dauernd, werden als unangenehm empfunden und meist als übertrieben oder unsinnig anerkannt.

3. Die Betroffenen versuchen Widerstand zu leisten.

4. Die Ausführung eines Zwangsgedanken/einer Zwangshandlung ist unangenehm.

• Die Zwangsgedanken/-handlungen führen zu einer massiven psychosozi-alen Beeinträchtigung.

• Häufigstes Ausschlusskriterium stellen die Schizophrenie und die affek-tiven Störungen dar.

Tabelle 2:

DSM-IV-TR Diagnose der Zwangsstörung (300.3)(verkürzte Darstellung)

A. Entweder Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen

• Zwangsgedanken (1 bis 4 müssen vorliegen):

1. Wiederkehrende und anhaltende Gedanken, Impulse oder Vorstellungen, die als aufdringlich und unangemessen empfunden werden und ausgeprägte Angst und großes Unbehagen hervorrufen.

2. Die Gedankenimpulse oder Vorstellungen sind nicht nur übertriebene Sorgen über reale Lebensprobleme.

3. Die Person versucht, diese Gedankenimpulse oder Vorstellung zu ignorieren oder zu unterdrücken oder sie mit Hilfe anderer Gedanken oder mit Tätigkeit zu neutralisieren.

4. Die Person erkennt, dass die Zwangsgedanken, -impulse oder -vorstellungen eigene Gedanken darstellen (nicht von außen auferlegt wie bei Gedankenein-gebung).

• Zwangshandlungen wie durch 1. und 2. definiert:

1. Wiederholte Verhaltensweisen (Waschen, Ordnen, Kontrollieren) oder ge-dankliche Handlungen (Beten, Zählen, Wörter wiederholen) zu denen sich die Person als Reaktion auf einen Zwangsgedanken oder aufgrund von streng zu befolgenden Regelungen gezwungen fühlt.

2. Die Verhaltensweisen oder gedanklichen Handlungen dienen dazu, Unwohlsein oder Angst zu verhindern oder zu reduzieren oder gefürchteten Ereignissen und der Situation vorzubeugen...

• Die Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen werden vom Betroffenen als übertrieben oder unbegründet angesehen.

• Die Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen verursachen eine erhebliche psy-chosoziale Beeinträchtigung und sind zeitaufwendig (mehr als 1 Stunde pro Tag).

• Falls eine andere Achse I-Störung vorliegt, so ist der Inhalt der Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen nicht auf diese beschränkt (z. B. starkes Beschäftigtsein mit Essen bei Vorliegen einer Essstörung, Haare ausreißen bei Vorliegen einer Trichotillomanie, Sorgen über das Erscheinungsbild bei Vorliegen einer Körperdys-morphen Störung, starkes Beschäftigtsein mit Drogen bei Vorliegen einer Störung im Zusammenhang mit Psychotropen Substanzen, starkes Beschäftigtsein mit einer schweren Krankheit bei Vorliegen einer Hypochondrie, starkes Beschäftigtsein mit sexuellen Bedürfnissen oder Phantasien bei Vorliegen einer Paraphilie, Grübeln über Schuld bei Vorliegen einer Major Depression).

• Andere psychische Störungen müssen ausgeschlossen werden.

• Medizinische Krankheitsfaktoren und Drogen sowie Medikamente müssen als Verursachung der Zwangsstörung ebenfalls ausgeschlossen werden.

• Bestimme, ob:

- Mit wenig Einsicht: Wenn die Person während der meisten Zeit der aktuellen Episode nicht erkennt, dass die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen übertrieben oder unbegründet sind.

Ein Überblick über das Zwangs spektrum

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Aus der Wissenschaft

Sehr hilfreich ist auch eine zusätzliche, im besten Fall routinemäßige, psychometrische Erfassung der gesamten Zwangssymptomatik. Als Fremdratingskala hat sich die Y-BOCS – Yale-Brown-Obsessive-Com-pulsive Scale etabliert, es gibt auch eine, für den deutschen Sprachge-brauch, Selfrating-Version der Y-BOCS. Im deutschen Sprachraum hat sich auch als Selfrating das Hamburger Zwangsinventar (HZI) in seiner Kurzform etabliert. International ist auch das Obsessive-Compulsive Inventory-Revised – OCI-R von Foa et al. (2002) häufig eingesetzt. Es gibt eine deutsche autorisierte Übersetzung des OCI-R. Überblick und Vergleich der Instrumente in Backenstrass et al. (2012). Unter den Instrumenten zur Erfassung der Zwangssymptomatik ist auch der Vancouver Obsessional Compulsive Inventory (VOCI); Thordarson et al. von 2004 (eine Weiterentwicklung des Maudsley Obsessive Compul-sive Inventory von Hodgson und Rachman (1977) zu erwähnen, ein Selbstbeurteilungsinstrument (Sartory et al. 2013).

Subtypen

Bis Mitte der 1990er Jahre ging man von der Annahme aus, dass es sich bei der Zwangsstörung um ein relativ homogenes Störungsbild handelt. Trotz der häufig übereinstimmend großen psychopathologischen Ähn-lichkeit unter den Betroffenen fällt jedoch auf, dass typische Merkmale in sehr unterschiedlichem Ausmaß und Schweregrad vorliegen, z.B. die Art der Symptomatologie, Alter bei Beginn der Erkrankung, Verlaufsty-pologie, Schweregrad der Symptomatik, Behandlungserfolge, Art und Häufigkeit der Komorbidität. Mehr und mehr Studien wiesen darauf hin, dass für den Therapieerfolg mit der inzwischen klassischen und erfolgreichsten Methode (Exposition und Reaktionsverhinderung) nicht immer ein Erfolg beschieden ist. Therapeutisch größere Schwierigkeiten finden sich in der Regel bei Patienten mit wenig Einsicht, mit Tic-Stö-rungen, mit hoher Chronizität (early onset) und bei den Patienten mit überwiegendem Sammelzwang (Tab. 4). Das gilt auch für Patienten mit Schadensvermeidung (“harm avoidance“), die entsprechende Ängste und Schuldgefühle zeigen, anderen Schaden zugefügt zu haben, auch bei Betroffenen mit einem „Unvollständigkeitsgefühl“ wie z.B. bei Kontroll- und Zählzwängen ist evtl. ein anderer Therapieansatz neben Exposition und Reaktionsverhinderung nötig.

Tabelle 4:

Subtypen der Zwangsstörung

• Faktorenanalytisch abgeleitete Subgruppen: Kontrollzwänge, Wieder-holungs-/Ordnungszwänge, Waschzwang, Sammelzwang

• Subtyp: „Alter bei Beginn“ der Erkrankung, d.h. früher Beginn (early onset) oder später Beginn (late onset)

• Subtyp ICD-10 F42.0: überwiegend Zwangsgedanken

• Subtyp ICD-10 F42.1: überwiegend Zwangshandlungen

• Subtyp ICD-10 F42.2: Zwangshandlungen und Zwangsgedanken, gemischt

• Subtyp: „Mit wenig Einsicht“ (nach DSM-IV-TR)

• Subtyp: „Vollständigkeit“

• Subtyp: Verlauf (episodisch, intermittierend, chronisch)

• Subtyp: familiär, Tic-bezogen

• Subtyp: Komorbidität

• Subtyp: „harm avoidance“

Tabelle 3:

DSM-5 Diagnose der Zwangsstörung

A. Entweder Zwangsgedanken, Zwangshandlungen oder beides

• Zwangsgedanken wie durch 1. und 2. definiert:

1. Wiederkehrende und anhaltende Gedanken, Impulse oder Vorstel-lungen, die zeitweise während der Störung als aufdringlich und ungewollt empfunden werden und die ausgeprägte Angst und großes Unbehagen hervorrufen.

2. Die Person versucht, diese Gedanken, Impulse oder Vorstellungen zu ignorieren oder zu unterdrücken oder sie mit Hilfe anderer Gedanken oder Tätigkeit zu neutralisieren (z. B. durch die Ausführung einer Zwangshandlung).

• Zwangshandlungen wie durch 1. und 2. definiert:

1. Wiederholte beobachtbare Verhaltensweisen (z. B. Händewaschen, Ordnen, Kontrollieren) oder mentale Handlungen (z. B. Beten, Zählen, Wörter lautlos wiederholen), zu denen sich die Person als Reaktion auf einen Zwangsgedanken oder aufgrund von streng zu befolgenden Regeln gezwungen fühlt.

2. Die Verhaltensweisen oder die mentalen Handlungen dienen dazu, Angst oder Unwohlsein zu verhindern oder zu reduzieren oder gefürchteten Ereignissen oder Situationen vorzubeugen; diese Verhaltensweisen oder mentalen Handlungen stehen jedoch in keinem realistischen Bezug zu dem, was sie zu neutralisieren oder zu verhindern versuchen, oder sie sind deutlich übertrieben.

• Beachte: Kleine Kinder könnten noch nicht in der Lage sein, den Zweck dieser Verhaltensweisen oder mentalen Handlungen auszudrücken.

• Die Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen sind zeitaufwändig (sie beanspruchen z. B. mehr als eine Stunde pro Tag) oder verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.

• Die Symptome der Zwangsstörungen sind nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz (z.B. Alkohol, medikamentöse Wirkstoffe) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors.

• Die Symptome werden nicht besser durch das Vorliegen einer anderen psychischen Störung erklärt: z. B. exzessive Sorgen wie bei der „Gene-ralisierten Angst störung“; ständige Beschäftigung mit dem äußerlichen Erscheinungsbild wie bei der „Körperdysmorphen Störung“; Schwierig-keiten, Dinge wegzuwerfen oder sich von diesen zu trennen wie beim „Pathologischen Horten“; Haare ausreißen wie bei der „Trichotillomanie“; Hautzupfen, wie bei der „Dermatillomanie“; Stereotypien wie bei der „Stereotypen Bewegungsstörung“; ritualisiertes Essverhalten wie bei „Essstörungen“; starkes Beschäftigtsein mit Substanzen oder Spielen wie bei den „Störungen im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen und Suchtstörungen“; starkes Beschäftigtsein mit der Angst vor einer schweren Krankheit, wie bei [Illness Anxiety Disorder];

• sexuelle Impulse oder Phantasien wie bei der „Paraphilie“; Impuls-durchbrüche wie beim „Störenden Sozialverhalten, andere spezifizierte Störungen der Impulskontrolle und des Sozialverhaltens“; Grübeln über Schuld wie beim Vorliegen einer „Major Depression“; Gedankenein-gebung oder Wahn wie bei „Schizophrenie-Spektrums- oder Andere Psychotische Störung“ oder stereotyp wiederholte Verhaltensmuster wie bei der „Autismus-Spektrum-Störung“).

• Bestimme, ob:

- Mit guter oder angemessener Einsicht: Die Person erkennt, dass die zwangsbezogenen Überzeugungen definitiv nicht, wahrscheinlich nicht oder möglicherweise nicht zutreffen.

- Mit wenig Einsicht: Die Person denkt, dass die zwangsbezogenen Überzeugungen wahrscheinlich zutreffen.

- Mit fehlender Einsicht/Wahnhafte Überzeugungen: Die Person ist absolut davon überzeugt, dass die zwangsbezogenen Überzeugungen zutreffen.

• Bestimme ob:

- Tic-bezogen: Die Person weist gegenwärtig oder in der Vorgeschichte eine Tic-Störung auf.

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Aus der Wissenschaft

In DSM-5 wurden inzwischen die beiden Subtypen „mit wenig Ein-sicht“ und „mit Ticstörung“ als Subtypen der Zwangsstörung etabliert (Tab. 3).

Zwangsspektrumsstörungen/„Zwangs-störungen und Verwandte Störungen“

Es gibt eine inzwischen über 20 Jahre hin bestehende Forschung zu den Zwangsspektrumsstörungen, die mittlerweile nach DSM-5 (2013) als „Zwangsstörung und Verwandte Störungen“ bezeichnet werden (OCD related disorders – OCRD).Es gibt viele psychische Störungen, die Ähnlichkeiten mit der Zwangs-störung aufweisen, und zwar auf der Symptomebene, demografisch, im Bereich der Komorbidität, ähnliche therapeutische Wirksamkeit der kognitiven VT und der Psychopharmakotherapie mit SSRIs. Im engeren Sinn sind dies Störungsbilder wie Ticstörungen, Autismus, Anorexia nervosa, Hypochondrie, körperdysmorphe Störung, Trichotillomanie, Sammelzwang, Kleptomanie, Kaufsucht usw. (s. Tab. 5). Das Konzept der Zwangsspektrumerkrankungen postuliert zusätzlich, dass die oben aufge-führten Störungsbilder auch als Ausprägung eines Spektrums oder einer Dimension angesehen werden können. Z.B. können die Störungsbilder des Zwangsspektrums auf der Dimension Zwanghaftigkeit vs. Impulsivität als Pole eines Kontinuums dargestellt werden. So ist das eine Ende des Zwangsspektrums durch Ängstlichkeit, Verantwortungsgefühl und risiko-vermeidendes Verhalten gekennzeichnet, am anderen Pol findet sich dann verstärkt Impulsivität und risikosuchendes Verhalten (Zaudig, 2011 b).

Aus der Fülle von Vorschlägen für dieses Zwangsspektrum hatten sich letztlich, wie dann im DSM-5 auch dokumentiert ist, die Tricho-tillomanie, das Pathologische Horten, die Dermatillomanie und die Körperdysmorphophobie durchgesetzt (Abb. 2).

Nach DSM-5 sind die o.g. Störungsbilder der neuen Kategorie „Zwangsstörung und Verwandte Störungen“ – ZWAV – zugeordnet.

Als neue Krankheitsbilder werden in DSM-5 das Pathologische Horten definiert, ebenso die Dermatillomanie. Die Trichotillomanie ist nun nicht mehr eine Kategorie im Rahmen der Impulskontrollstörungen (DSM-IV-TR und ICD-10), sondern gilt nun als Teil der „Zwangsstörung und Verwandten Störung“ – ZWAV, die körperdysmorphe Störung ist nach DSM-5 nun nicht mehr den somatoformen Störungen subsumiert.

„Zwangsstörung und Verwandte Störung“ – ZWAV (DSM-5)

Das Konzept der Zwangsspektrumsstörungen wurde in DSM-5 kon-densiert zu der Kategorie Zwangsstörung und Verwandte Störung – ZWAV. Letztlich wurden dieser Kategorie neu zugeordnet und auch neu definiert das Pathologische Horten und die Dermatillomanie, sowie aus anderen Kategorien entnommene Störungsbilder wie die Körperdysmorphe Störung (zuvor unter den Somatoformen Störungen subsumiert), die Trichotillomanie (in DSM-IV-TR noch zu den Impuls-kontrollstörungen gehörig). Die Dermatillomanie ist ebenfalls eine komplett neue Störung.

DSM-5: Zwangsstörung und Verwandte Störungen – ZWAV• Zwangsstörung• Körperdysmorphe Störung• Trichotillomanie• Dermatillomanie• Pathologisches Horten

Körperdysmorphe Störung

Nach ICD-10 (F45.2 Forschungskriterien), DSM-IV-TR und DSM-5 versteht man unter Körperdysmorpher Störung eine übermäßige Be-schäftigung mit einem körperlichen Makel. Dieser ist entweder objektiv nicht als solcher erkennbar oder so geringfügig ausgeprägt, dass die Beschäftigung damit deutlich übertrieben ist. Betroffene leiden unter der übermäßigen Beschäftigung mit dem vermeintlichen körperlichen Defekt und sind dadurch in ihrem sozialen und beruflichen Leben ein-geschränkt. Sehr häufig drehen sich die Gedanken um das Aussehen des Körpers, aber am häufigsten das Aussehen der Haut, der Nase, der Haare und Brust. Prinzipiell können jedoch alle Körperregionen betroffen sein. Typischerweise denken Patienten mit Körperdysmorpher Störung sehr häufig, oft mehrere Stunden täglich über die vermeint-lichen Mängel in ihrem Äußeren nach. Die Gedanken sind wie bei der Zwangsstörung wiederkehrend, intrusiv, schwer zu kontrollieren, kaum abstellbar. Zusätzlich muss natürlich der Körper kontrolliert werden, z. B. zwanghaftes Betrachten im Spiegel, Vermessen von Körperteilen. Dieses Verhalten wird als „Checking“ bezeichnet. Die Betroffenen schämen sich für ihr Aussehen, halten sich für hässlich, entstellt und unzumutbar für die Öffentlichkeit. Die Patienten schämen sich für ihren Körper und nicht selten wird diese Störung ähnlich wie die Zwangs-störung als „Schamkrankheit“ bezeichnet. Psychosozial grenzen sich diese Patienten von selbst aus, entwickeln massive Selbstwertdefizite, in mindestens 20% weisen sie zu irgendeinem Zeitpunkt der Erkran-kung ernsthafte Suizidigedanken auf.

Tabelle 5:

Zwangs-Spektrum Störungen(OCD spectrum disorders/OCD related disorders)

• Körperdysmorphe Störung

• Hypochondrie

• Anorexia nervosa

• Bulimia nervosa

• Tourette-Syndrom

• Chorea Sydenham, Chorea Huntington, Torticollis

• Paraphilien

• Trichotillomanie

• Compulsive skin picking/ Dermatillomania

• Body Integrity Identity Disorder (BIID)

• Olfactory reference syndrome (ORS)

• Sammelzwang/Horten

• Kleptomanie

• Borderline Persönlichkeitsstörung (impulsiver Typ)

• Anankastische Persönlichkeitsstörung

• Kaufsucht

• Schizophrenie mit Zwangsstörung

• Autismus Spektrum

• Orthorexie

• Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

Zwangsstörung mit Subtypen

KörperdysmorpheStörung-BDD

Pathologisches

Horten

Dermatillomanie

Trichotillomanie

Zwangsstörung und verwandte Störungen nach DSM-5

WaschzwangVerlauf

Eins

icht

EOCD

LOCDZwangsgedankenKontrollzwang

gemischtF 4

2.2

Zwangshandlung

PANDAS

Tic

Abb. 2: Zwangsstörung und verwandte Störungen-ZWAF- nach DSM-5

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Aus der Wissenschaft

willen ausgeübt werden, sondern als Mittel zum Zweck, z.B. um damit entsprechende Zwangsgedanken zu neutralisieren (Tab.7).

Dermatillomanie

Die Charakteristiken der „compulsive-skin-picking“-Störung (CSP) sind das wiederholte Quetschen, Drücken, Zupfen, Stechen der ei-genen Haut bis zu einem Ausmaß, dass Verletzungen und Blutungen sichtbar werden. Die primäre Lokalisation ist das Gesicht, aber auch andere Körperstellen. Das Störungsbild wird auch als Dermatillomanie beschrieben. Häufig werden die selbst zugefügten Quetschungen/Verletzungen verborgen, das Handeln ist von Schamgefühlen begleitet. Soziale Situationen werden möglichst vermieden.

Pathologisches Horten

Jeder Therapeut, der sich mit Zwangsstörungen auseinandersetzt, weiß, dass 20 bis 30% dieser Patienten mit Zwangsstörung auch horten und sammeln. Nach DSM-5 ist das Horten und Sammeln als neue Kategorie definiert worden – Pathologisches Horten. Dennoch ist es erstaunlich bei Betrachtung der Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV-TR, dass das Pathologische Horten nirgends als typisches Symptom der

Der nosologische (nach der Krankheitslehre) Status der Körper-dysmorphen Störung innerhalb der Gruppe der somatoformen Störung ist noch stärker umstritten als der der Hypochondrie. Als alternative Positionierung wurde seit Längerem eine Klassifikation innerhalb eines Zwangsspektrums intensiv diskutiert und nicht zuletzt in DSM-5 umgesetzt (Tab. 6).

Trichotillomanie

Nach ICD-10 und DSM-IV-TR wird die Trichotillomanie den Störungen der Impulskontrolle zugeordnet. Nach DSM-5 wird die Störung den ZWAV zugeordnet. Typischerweise verspüren die Betroffenen einen un-widerstehlichen Impuls, Handlungen auszuführen, die für sie selbst oder andere schädlich sein könnten. Das Haare ausreißen wird primär als angenehm erlebt (aus Scham wird dies selten zugestanden). Es handelt sich also um den unwiderstehlichen Drang, Haare auszureißen (Störung der Impulskontrolle) mit der Konsequenz eines umgrenzten Haarver-lustes, der wiederum Leiden und Beeinträchtigung verursacht und aus Scham dann kaschiert werden muss. Diagnostisch entscheidend ist der intensive Drang, die Haare auszureißen mit entsprechender Spannung vorher und einem Gefühl der Erleichterung nachher. Wiederholte Un-fähigkeit Impulsen zum Haare ausreißen zu widerstehen; Vergnügen, Befriedigung und Entspannung während des Haare ausreißens. Anders bei der Zwangserkrankung: Haare ausreißen als Zwangshandlung würde per se nicht als angenehm erlebt und nicht um seiner selbst

Tabelle 8:

Dermatillomanie nach DSM-5

A. Wiederkehrendes Quetschen der Haut, was Hautverletzungen zur Folge hat.

B. Wiederholte Versuche, das Hautquetschen einzuschränken oder aufzu-geben.

C. Das Hautquetschen verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wich-tigen Funktionsbereichen.

D. Das Hautquetschen ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz (z.B. Kokain) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors (z.B. Skabies).

E. Das Hautquetschen kann nicht besser durch eine andere psychische Störung (z.B. Wahnvorstellungen oder taktile Halluzinationen innerhalb einer Psychotischen Störung, Versuche, einen wahrgenommen Defekt oder Mangel der äußeren Erscheinung zu verbessern bei Körperdys-morpher Störung, Stereotypien bei stereotyper Bewegungsstörung oder Verletzungsabsicht im Rahmen einer nicht-suizidalen Selbstverletzung) erklärt werden.

Tabelle 7:

Trichotillomanie nach DSM-5

A. Wiederholtes Ausreißen des eigenen Haares, was zu Haarverlust führt.

B. Wiederholte Versuche, das Haare ausreißen zu reduzieren oder zu stoppen

C. Das Haare ausreißen verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wich-tigen Funktionsbereichen.

D. Das Haare ausreißen oder der Haarausfall gehen nicht auf einen ande-ren medizinischen Krankheitsfaktor zurück (z.B. eine dermatologische Erkrankung).

E. Das Haare ausreißen kann nicht besser durch die Symptome einer anderen psychischen Störung erklärt werden (z. B. bei der körperdys-morphen Störung die Versuche einen wahrgenommenen Makel oder Fehler im Aussehen zu verbessern).

Tabelle 6:

Körperdysmorphe Störung nach DSM-5

A. Übermäßige Beschäftigung mit einem oder mehreren vermeintlichen Mängeln oder Defekten im äußeren Erscheinungsbild, die für andere nicht erkennbar sind oder geringfügig erscheinen

B. Im Verlauf der Störung hat die Person in Reaktion auf die Befürch-tungen bezüglich des Aussehens, sich wiederholende Verhaltensweisen (z.B. Überprüfung im Spiegel, übermäßige Körperpflege, Skin Picking, Rückversicherungsverhalten) oder gedankliche Handlungen (z.B. Vergleich des Aussehens mit anderen) ausgeführt

C. Die übermäßige Beschäftigung verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen

D. Die übermäßige Beschäftigung mit dem äußeren Erscheinungsbild wird nicht besser durch die Diagnose einer Essstörung erklärt (z.B. bei Befürchtungen in Bezug auf Körperfett oder –gewicht)

• Bestimme, ob: - Mit Muskeldysmorphie: Die Person ist übermäßig beschäftigt mit der

Vorstellung, dass sein oder ihr Körper zu klein oder nicht ausreichend muskulös gebaut ist. Dieses Bestimmungsmerkmal trifft auch zu, wenn die Person sich übermäßig mit anderen Körperbereichen beschäftigt, was sehr häufig der Fall ist.

• Bestimme ob:

- Gebe das Ausmaß der Einsicht in Bezug auf die Inhalte der körperdys-morphen Störung (z.B. „Ich sehe hässlich aus“ oder „Ich sehe entstellt aus“) an.

- Mit guter oder ausreichender Einsicht: Die Person erkennt, dass die Inhalte der körperdysmorphen Störung eindeutig oder wahrscheinlich nicht der Realität entsprechen.

- Mit wenig Einsicht: Die Person glaubt, dass die Inhalte der körperdys-morphen Störung wahrscheinlich der Realität entsprechen.

- Mit fehlender Einsicht/Wahn: Die Person ist vollkommen überzeugt, dass die Inhalte der körperdysmorphen Störung der Realität entspre-chen.

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Aus der Wissenschaft

Zwangsstörung genannt wird. Einzig und alleine im DSM-IV-TR als eines von acht Kriterien der Zwanghaften Persönlichkeitsstörung. Frost und Hartl entwickelten bereits 1996 Kriterien für Pathologisches Horten und Sammeln. Viele Personen horten im pathologischen Sinne, ohne dass die Kriterien einer Zwangsstörung voll erfüllt wären, eine neue diagnostische Kategorie wurde schon seit Jahren diskutiert und nun in DSM-5 umgesetzt (Schön et al. 2013).

Tabelle 9:

Pathologisches Horten nach DSM-5

A. Anhaltende Schwierigkeiten, sich von Dingen zu trennen oder etwas auszusondern, unabhängig von deren tatsächlichen Wert.

B. Die Schwierigkeit ist zurückzuführen auf das Bedürfnis, die Gegenstän-de aufheben zu müssen und auf ein mit dem Wegwerfen verbundenes Unbehagen.

C. Die Schwierigkeit, Dinge auszusondern führt zu einer Anhäufung von Besitzgegenständen, die zentrale Wohnbereiche massiv einengen und Durcheinander erzeugen. Dadurch wird deren eigentliche zweckge-mäße Nutzung erheblich beeinträchtigt. Falls einzelne Wohnbereiche in ordentlichem Zustand sind, ist dies meist auf das Einwirken Dritter zurückzuführen (z.B. Familienmitglieder, Reinigungskräfte, Autoritäten).

D. Das Horten führt zu klinisch signifikantem Leidensdruck oder beeinträchtigt deutlich die sozialen, beruflichen oder andere wichtige Funktionsbereiche (die Aufrechterhaltung eines für sich und andere nicht beeinträchtigenden Umfelds eingeschlossen).

E. Das Horten ist nicht auf eine andere medizinische Erkrankung zurück-zuführen (z.B. Gehirnverletzungen, zerebrovaskuläre Erkrankungen, Prader-Willi-Syndrom).

• Bestimme ob:

- Mit exzessiver Beschaffung: Falls die Schwierigkeit Sachen auszu-sondern mit exzessivem Beschaffen von Dingen einhergeht, die nicht gebraucht werden oder für die kein Platz ist.

• Bestimme, ob:

- Mit guter oder ausreichender Einsicht: Die Person erkennt, dass die mit dem Horten verbundenen Überzeugungen und Verhaltensweisen (in Bezug auf die Schwierigkeit etwas wegzugeben, dem Durcheinander oder dem exzessiven Beschaffen) problematisch sind.

- Mit wenig Einsicht: Die Person ist größtenteils davon überzeugt, dass die mit dem Horten verbundenen Überzeugungen und Verhaltens-weisen (in Bezug auf die Schwierigkeit etwas wegzugeben, dem Durcheinander oder dem exzessiven Beschaffen) trotz Gegenbeweisen nicht problematisch sind.

- Keinerlei Einsicht/Wahn: Die Person ist absolut überzeugt, dass die mit dem Horten verbundenen Überzeugungen und Verhaltensweisen (in Bezug auf die Schwierigkeit etwas wegzugeben, dem Durcheinander oder dem exzessiven Beschaffen) trotz Gegenbeweisen nicht problema-tisch sind.

Literatur beim Verfasser

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Liebe Mitglieder! Im Namen des Vorstands lade ich Sie herzlich zu unserer diesjährigen Mitgliederversammlung nach Prien am Chiemsee ein. Die Versammlung findet statt am:

Freitag, 25. September 2015, von 12:30 bis 13:30 Uhr, in der Aula der Schön Klinik Roseneck, Am Roseneck 6, 83209 Prien am Chiemsee.

T a g e s o r d n u n g:

1. Begrüßung durch den Vorstand und Formalien, wie Feststellung der anwesenden Mitglieder, Genehmigung der Tagesordnung, Bestimmung des Protokollführers

2. Tätigkeitsbericht des Vorstands für das Jahr 2014

3. Kassenbericht für das Jahr 2014

4. Bericht des Rechnungsprüfers für das Jahr 2014

5. Genehmigung des Jahresabschlusses 2014

6. Beschlussfassung über die Entlastung des Vorstands für das Jahr 2014

7. Wahl eines Rechnungsprüfers für das Jahr 2015

8. Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2016

9. Anträge von Mitgliedern Anträge müssen dem Vorstand bis spätestens 11. September 2015 vorliegen.

10. Sonstiges

Der Jahresabschluss 2014, der Bericht des Rechnungsprüfers für 2014 und der Haushaltsplan 2016 werden in der Mitgliederversammlung ausgehän-digt. Mitglieder können die Unterlagen aber auch vor der Versammlung in der Geschäftsstelle anfordern.

Mit freundlichen Grüßen

Antonia PetersVorsitzende

Aus der Wissenschaft Mitgliederversammlung 2015

Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.

Mitglieder- versammlung 2015

25. September 2015 in Prien am Chiemsee

Prof. Dr. med. Michael ZaudigArzt für Psychiatrie und Psycho therapie Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Windach Schützenstraße 100 – 86949 Windach

Herausgeber:Deutsche GesellschaftZwangserkrankungen e.V.

Kontakt GeschäftsstelleHamburg: Postfach 70 23 34 22023 HamburgTel. (040) 689 13 700Fax (040) 689 13 702Email [email protected] www.zwaenge.de

Bankverbindung: Sparkasse OsnabrückKonto-Nr. 78030 BLZ 265 501 05IBAN: DE46265501050000078030BIC: NOLADE22XXX

Vorstand: Antonia Peters(Hamburg) (1. Vorsitzende)Dipl. Psych. Walter Hauke(Windach) (stellv. Vorsitzender)Holger Müller (Hamburg)(Beisitzer)Dipl.-Psych. Thomas Hillebrand(Münster) (Schatzmeister)

Ehrenvorsitzender:Prof. Dr. med. Iver Hand (Hamburg)

Vorsitzende des wissen-schaftlichen Beirats:Prof. Dr. med. Ulrich Voderholzer(Prien am Chiemsee)Dipl.-Psych. Dr. Anne Katrin Külz (Freiburg)

Redaktion:Antonia Peters, V.i.S.d.P.,Wolf Hartmann

Herstellung: acpress, Wadgassen

Erscheinungsweise: Vierteljährlich, jeweils Ende März, Juni, September, Dezember

Bezugspreis: Jährlich 20,– EuroMitglieder der DeutschenGesellschaft Zwangs- erkrankungen erhalten die Z-aktuell kostenlos.

Imp

ressu

mIm

pre

ssum

Vorschau: Die nächste Ausgabe der Z-aktuell beschäftigt sich mit dem 20. Geburts-tag der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen und verschiedenen Themen rund um die Zwangsstörung. Die nächste Z-aktuell erscheint im September 2015.

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Tagungsgebühren 2 Tage 1 TagReguläre Tagungsgebühr (inkl. einem Workshop) 150,– Euro 90,– EuroMitglieder der DGZ (ab März 2015 inkl. einem Workshop) 90,– Euro 60,– EuroMitglieder (vor März 2015 inkl. einem Workshop) kostenfrei kostenfreiZusätzlicher Workshop 40,– EuroAbendveranstaltung auch für Mitglieder 30,– EuroÜber Ermäßigungen für Betroffene, Angehörige, Studenten und Psychologen in Ausbildung informiert das Tagungsbüro.

Anmeldung und Kontakt: Gabi Rempert, Schön Klinik Roseneck, Am Roseneck 6, 83209 Prien am Chiemsee,Telefon: 08051-68-100102 (vormittags), Fax: 08151-68-100103, Email: [email protected],Internet: Folgen Sie dem Link auf der Startseite der www.zwaenge.de.

Deutsche GesellschaftZwangserkrankungen

Aus dem Vortragsprogramm: • Die Implementierung von Leitlinien in der Praxis:

Erfahrungen in Deutschland und anderen Ländern • Stationäre Behandlungskonzepte und Ergebnisse

im internationalen Vergleich• Cognitive Treatment of OCD• Psychotherapie der Zwangsstörung – State of

the Art• Diagnostik und Therapie von Zwangsstörungen

im Kindes- und Jugendalter• Einbezug von Angehörigen in die Therapie

Aus den Programm der Symposien: • Besondere Herausforderungen und Schwierig-

keiten in der Therapie• Entwicklungen in der Therapie von Zwängen bei

Kindern und Jugendlichen• Schwere Zwänge und Komorbidität • Möglichkeiten neuer Medien• Dritte Welle Therapien bei Zwangsstörungen• Symposium für Betroffene

Aus dem Workshop-Programm: • Exposition bei Zwangsgedanken• Gestaltungstherapeutische Arbeit bei Zwangs-

störungen• Pharmakotherapie bei Zwangsstörungen• Therapeutisches Klettern• Aufrechterhaltung des Therapieerfolgs

(für Betroffene)• Intensive stationäre Psychotherapie bei Jugend-

lichen

Außerdem: • Festakt zum 20. Geburtstag der Deutschen

Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.• Filmvorführung: „Wie ich lernte, die Zahlen zu

lieben“ von Oliver Sechting & Max Taubert• Kunstausstellung: Ka Hee Jeong „tomdough-

boy“• Fotoausstellung: Zwangsstörungen • Autorenlesung: Ellen Mersdorf „Alles nur in

meinem Kopf“

Jubiläumstagung der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.

25. und 26. September 2015 in der Schön-Klinik Roseneck

Zwangsstörungen – Fortschritte in der Therapie20 Jahre Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen

Vorträge · Symposien · Workshops · Festansprachen · Geselliger AbendFortbildungspunkte sind beantragt