2. Die Legende von Cäsar und Kleopatra - Kai Homilius · PDF file2. Die Legende von...
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DieseVersionwürdezumindesterklären,warumNofretete1338völligausdemöffentlichenLebenverschwand.EchnatonließihreSpurenaus-löschen.ErbefahldenAbrissallerihrzuEhrenerrichtetenStatuenunddie Beseitigung ihres Namens auf öffentlichen Gebäuden. Sein früherTodimJahre1334verhinderteallerdingsdielandesweiteDurchführungdieserAktion.
ÜberNofretetesletzteJahregibtesnurspärlicheHinweise.AngeblichsollsieineinerkleinenFestungbeiAchet-AtongehausthabenundimdrittenRegentschaftsjahrTutanchamuns–also1332–andenFolgeneiner infektiösenAugenentzündunggestorbensein.Zu jenerZeitwarder Aton-Kult schon Geschichte. Die Amun-Priester lenkten wiederdenjungenPharao,derseinenursprünglichenNamenTutanchatonde-monstrativabgelegthatte.
2. Die Legende von Cäsar und Kleopatra
MankenntsieausdenAsterix-Heften.ElizabethTaylor,SophiaLorenundMonicaBelluccigabenihreinSpielfilmgesicht.Immerwarsiedieschwarzhaarige,glutäugigeOrientalin,dieumgebenvonEunuchenundBauchtänzerinnenmitdenaltenRömerfeldherrenOrgienfeierte.DieAf-färezwischenCäsarundKleopatragehörtzumallgemeinenBildungsgut–kuriosistfreilich,dassesdafürkaumBelegegibt.Sicherweißmannur,dassdieÄgypterköniginganzandersaussahalsinsämtlichenFilmen.
Ptolemaios aus Makedonien war einer der fähigsten Feldherren Ale-xandersdesGroßen.NachdessenTod323erkannteeralserster,dassAlexanders gigantischesReichbald zerfallenwürde. Inden folgendenDiadochenkämpfensicherteer sichbiszumJahr322durchgeschick-tePolitikausderErbmassedesKönigsdasklassischePharaonenreich:Ägypten,LibyenundSüdpalästina.
DieDynastie desPtolemaios (nachdessenVaterLagos „Lagiden“ ge-nannt)bewahrteindennächsten300Jahrendiegriechisch-hellenischeKultur.Lagiden-Könige trugen stetsdenNamenPtolemaiosundhei-ratetennurengeVerwandte,dieBerenike,ArsinoëoderSelenehießen.Mansprach,aßundkleidetesichgriechisch.SelbstdieHauptstadtAle-xandriawareine331gegründetehellenistischeMetropolemitTheater,Museion, Gymnasion und Poseidon-Tempel. Nur zu besonders feier-
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lichenAnlässenkostümiertensichdieLagidenalsaltägyptischeGötter,umdemVolkzuimponieren.
AlsC. JuliusCäsar imHerbst48nachderVerfolgung seinesRivalenPompeius in Ägypten landete, schwelte hier ein Thronstreit zwischendemminderjährigenKönigPtolemaiosXII.DionysosundseinerälterenSchwester Kleopatra. Cäsar erkannte rasch die günstige Gelegenheit,sichzumSchiedsrichteraufzuschwingenundÄgyptendamitrömischenInteressendienstbarzumachen.DadieEntouragedesjungenPtolema-iosauszwielichtigen, intrigantenHöflingenbestand,entschiedersichzugunstenKleopatras,wurdeaberunerwartetvonägyptischenTruppenimköniglichenPalastbelagert.
Kleopatra – das orientalische Klischee lebt
NunwucherndieLegenden.VorallemjenemitdemTeppichdarf inkeinemFilm fehlen.DemnachhabeKleopatra sichvon ihrem treuenDienerApollodorosmiteinemNachenzumKanalvonAlexandriaru-dernlassen,wurdedortineinenTeppichgewickeltundsoindenPalastgeschmuggelt,wosiesichvorCäsareffektvollundspärlichbekleidetausdemBodenbelagwickelte.
DieseAnekdotekannschondeshalbnichtstimmen,weilderFußwegvomKanaldurchdieGassenAlexandriasbisinsInneredesPalastesmindes-tenseinhalbeStundedauerte–einfestinTeppichegewickelterMenschüberstehtsoetwaskaumlebendig.VielleichtistdieVersiondesHistori-kersPlutarchrichtig,dervoneinemschlichtenBettüberzugspricht,ausdem man sich zwar nicht erotisch herausrollen kann, aber wenigstensamLebenbleibt.WomöglichverliefdieersteBegegnungder21-jährigenKleopatramitdem52JahrealtenCäsarauchganzunspektakulär.
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Tatsachebleibt,dassbeideGefallenaneinanderfanden,vorallempo-litischen.Kleopatrawarkeine exotischeSchönheit. Ihrewenigen au-thentischenBildnissezeigeneineFraumiteherherbenGesichtszügenundeinerziemlichausgeprägtenNase.AbersieverstandgeistreichzuplaudernwieeineAthenerSalondame(auchCäsarbeherrschtedieda-malsüblicheVerkehrsspracheGriechisch);siebesaßCharme,WitzundSchlagfertigkeitsowiedas„gewisseEtwas“,welchesvieleMännerfaszi-niert.
CäsarwiederumgehörtezujenenwenigwählerischenSchürzenjägern,vorderenBegierdenkaumeineFrausicher ist.SeineSoldatensangenSpottverseüberihnwie:
„Männer, versteckt schnell eure Weiber,unser geiler Kahlkopf zieht jetzt ein!“
EskönnteaufCäsareinenunwiderstehlichenReizausgeübthaben,seineTrophäensammlung mit einer regierenden Königin zu komplettieren.DergewissenhaftePlutarchberichtet,dass„auchsonstihrUmgangundihreReizegroßenEindruckaufihnmachten“.NachunsterblicherLiebeklingtdasnicht.
AufeinermehrwöchigenNilreisezeigteKleopatraihremGastdieSchät-zeundWunderdesLandes.DiedabeiabgehaltenenOrgienfandentat-sächlicherstzehnJahrespäterstatt,alsKleopatraindemRömerMarcusAntoniusdenMannihresLebensfand.DassaufdieserReiseCäsarmitKleopatraeinen„Kaisarion“genanntenSohnzeugte,istsehrzweifelhaft.Derdreimalverheiratete,unzähligeLiebschaftenpflegendeMannhatteZeitseinesLebenskeinKindindieWeltgesetztundwarhöchstwahr-scheinlich steril.SelbstderkeinerKlatschgeschichteabgeneigteantikeBiograf Suetonius bemerkt sehr zurückhaltend: „Er willigte auch ein,einem Sohn, den sie geboren hatte, seinen Namen zu geben.“ DemwidersprichtjedochderFakt,dassinCäsarsTestamentnirgendwoeinSohnerwähntwird.
AlsCäsarimApril47ÄgyptenundKleopatraverließ,schiedenbeidealsguteFreunde.AuspolitischenErwägungenludersieimJahre46zumStaatsbesuchnachRomein.AllerdingszogdieKönigindortnicht,wieimLiz-Taylor-Filmzusehen,durchdenTriumphbogendesKonstantinein.Derwurdeerst350Jahrespätererbaut.