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W. Brade, G. Flachowsky, L. Schrader (Hrsg.), Legehuhnzucht und Eiererzeugung - Empfehlungen für die Praxis 7 2 Eibildung, Eiqualität, Vermarktungsnormen für Eier 2.1 Physiologie der Eibildung und Aufbau des Eies (W. Brade) Die Leistung des Huhnes beruht – wie bei keinem anderen Nutztier – auf der zugehörigen Fortpflanzungsleistung des weiblichen Geschlechts. Die sehr komplexe Eibildung findet im Eierstock (= Ovar) und im Eileiter (Oviduct) statt. Eine Beschreibung der Eibildung erfordert deshalb auch Erläuterungen zum Bau und zur Funktion des Ovars bzw. des Oviducts. 2.1.1 Der Eierstock (Ovar) Das im Eierstock vorhandene Ei (= Ovum) und seine begrenzende Membran nennt man Follikel. Während der Embryonalentwicklung enthält der Eierstock (Ovar) einige Millionen Oocyten, die schon in einer sehr frühen Phase der Embryogenese angelegt werden. Mehr als 90 % der Follikel, die zum Zeitpunkt des Schlupfes im unreifen Kükenovar vorhanden sind, werden wieder zurückgebildet (vgl. GERSTBERGER und BARTH, 2005). Festzuhalten bleibt somit, dass nur sehr wenige, der bereits im unreifen Kükenovar angelegten Follikel (= Primordialfollikel) während der Geschlechtsreife zu präovulatorischen Follikeln heranwachsen und ovulieren. Bei Legehennen gelangt meist nur der linksseitige (der beiden embryonal angelegten Eierstöcke) zur vollen, funktionsfähigen Ausbildung. Die in Tabelle 2.1.1 genannten Zahlen dokumentieren, welche enorme Größenzunahme die Legeorgane vom Eintagsküken bis zum legereifen Huhn erfahren. Das Ovar bildet – mit Erreichen der Geschlechtsreife – megalitherische 1 Eier; die, wenn sie voll entwickelt sind, einen Durchmesser von bis zu 40 mm erreichen können. Abb. 2.1.1: Form und Größe des Ovars; A.: im Ruhezustand; B.: in Tätigkeit (Quelle: MEHNER u. RAUCH,1968) Im Rahmen der Regulation der Follikulogenese bestimmen zwei wichtige Vorgänge über die Lebensfähigkeit eines Follikels: 1. die Selektion eines Follikels für die weitere präovulatorische Wachstumsphase mit nachfolgender Einleitung der Ovulation, 2. die Atresie eines Follikels, d. h. dessen Rückbildung und Resorption (= programmierter Zelltod, Apoptose). 1 litherisch hier im Sinne von: unabhängig, ungebunden

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W. Brade, G. Flachowsky, L. Schrader (Hrsg.), Legehuhnzucht und Eiererzeugung - Empfehlungen für die Praxis 7

2 Eibildung, Eiqualität, Vermarktungsnormen für Eier

2.1 Physiologie der Eibildung und Aufbau des Eies (W. Brade)

Die Leistung des Huhnes beruht – wie bei keinem anderen Nutztier – auf der zugehörigenFortpflanzungsleistung des weiblichen Geschlechts.Die sehr komplexe Eibildung findet im Eierstock (= Ovar) und im Eileiter (Oviduct) statt. EineBeschreibung der Eibildung erfordert deshalb auch Erläuterungen zum Bau und zur Funktiondes Ovars bzw. des Oviducts.

2.1.1 Der Eierstock (Ovar)

Das im Eierstock vorhandene Ei (= Ovum) und seine begrenzende Membran nennt manFollikel.Während der Embryonalentwicklung enthält der Eierstock (Ovar) einige Millionen Oocyten,die schon in einer sehr frühen Phase der Embryogenese angelegt werden.Mehr als 90 % der Follikel, die zum Zeitpunkt des Schlupfes im unreifen Kükenovarvorhanden sind, werden wieder zurückgebildet (vgl. GERSTBERGER und BARTH, 2005).Festzuhalten bleibt somit, dass nur sehr wenige, der bereits im unreifen Kükenovarangelegten Follikel (= Primordialfollikel) während der Geschlechtsreife zupräovulatorischen Follikeln heranwachsen und ovulieren.Bei Legehennen gelangt meist nur der linksseitige (der beiden embryonal angelegtenEierstöcke) zur vollen, funktionsfähigen Ausbildung.Die in Tabelle 2.1.1 genannten Zahlen dokumentieren, welche enorme Größenzunahme dieLegeorgane vom Eintagsküken bis zum legereifen Huhn erfahren.Das Ovar bildet – mit Erreichen der Geschlechtsreife – megalitherische1 Eier; die, wenn sievoll entwickelt sind, einen Durchmesser von bis zu 40 mm erreichen können.

Abb. 2.1.1: Form und Größe des Ovars; A.: im Ruhezustand; B.: in Tätigkeit(Quelle: MEHNER u. RAUCH,1968)

Im Rahmen der Regulation der Follikulogenese bestimmen zwei wichtige Vorgänge über dieLebensfähigkeit eines Follikels:

1. die Selektion eines Follikels für die weitere präovulatorische Wachstumsphase mitnachfolgender Einleitung der Ovulation,

2. die Atresie eines Follikels, d. h. dessen Rückbildung und Resorption (= programmierterZelltod, Apoptose).

1 litherisch hier im Sinne von: unabhängig, ungebunden

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Die präovulatorischen Follikel lassen sich wiederum - entsprechend dem Zeitpunkt derOvulation - in eine Rangordnung (Hierarchie) gliedern, wobei der größte Follikel als F1-Follikel, die nächst kleineren als F2-, F3-Follikel usw. bezeichnet werden. Der jeweils größtepräovulatorische Follikel (F1) ovuliert, und nachfolgend wächst der F2-Follikel zum F1-Follikel heran (vgl. GERSTBERGER und BARTH, 2005 bzw. Abb. 2.1.2):

Tab. 2.1.1 : Maße und Gewichte von Eileiter und Eierstock in verschiedenem Alter undin verschiedenen Phasen der Legetätigkeit

Eileiter EierstockAlters- bzw. Legezustand Gewicht in

gLänge in

cmGewicht in

gEintagskükenJunghenne, 3 Monate altJunghenne, 4 Monate altJunghenne, 5 Monate alt

00,181,1022,0

0,456,609,6932,21

0,030,312,666,55

Junghenne nach dem 1. EiJunghenne unmittelbar vor Beendigung des LegensHenne in voller MauserHenne bei Wiederbeg. des Legens nach der MauserAlthenne in LegekonditionAlthenne in Legepause

7774475785

686517686930

3834349524

Quelle: MEHNER u. RAUCH, 1958 (gekürzt)

Abb. 2.1.2: Die Hierarchie der Follikel eines Vogelovars stellt die Kontinuität reifer Follikelan aufeinander folgenden Tagen sicher.

Wie am Beispiel der Henne gezeigt, wachsen die Follikel über einen Zeitraum von 2-3 Wochen bis zurOvulation heran. Von den für die langsame Wachstumsphase selektierten, prähierarchischen Follikeln

unterliegen die meisten der Atresie. Nur wenige der 6-8 mm großen, prähierarchischen Follikel werden fürdie weitere Differenzierung zu reifen, präovulatorischen Follikeln selektiert (Quelle: GERSTBERGER und

BARTH, 2005).

Jedes Follikel ist durch einen schmalen Stiel am Ovar befestigt. Nach vollendeter Reifungdes F1-Follikels reißt die Follikelwand am Stigma (= ’Sprungnarbe’) auf, und es kommt zurOvulation.

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Abb. 2.1.3: Eierstocksei, zu vollen Größe herangereift. A.: Draufsicht. B.: Querschnitt1.Stielchen, die Verbindung zwischen Ei und Eierstock.2. Sprungnarbe (= Stigma), ein von Blutgefäßen freier Bezirk, wo der Follikel zur Zeit der Ovulation platzt.3. Follikel mit Blutgefäßen.4. Dottermembran.5. Keimscheibe.6. Abwechselnde Schichten von gelbem und weißem Dotter(Quelle: ROMANOFF u.ROMANOFF ; zit. in: MEHNER u. RAUCH,1958, S.368)

Nach der Ovulation verlässt das Ovum den Eierstock, umhüllt von der perivitellinenMembran. Der vom Ovum befreite, postovulatorische Follikel, der am Ovar verbleibt, enthältnoch alle Zellschichten (Granulosazellen, Thecazellen), die bereits in der präovulatorischenPhase vorhanden war, und degeneriert bei der Legehenne wiederum innerhalb von ca. 24Stunden unmittelbar nach der Ovulation.

2.1.2 Der Eileiter (Oviduct)

Der Eileiter befindet sich in der Bauchhöhle und kann eine Länge von weit über 65 cmerreichen. Er kann morphologisch und funktionell in verschiedene Regionen eingeteiltwerden (BELYAVIN, 1994):

� das Infundibulum� das Magnum� den Isthmus� Eihalter mit Schalendrüse (Uterus)� die Vagina (inkl. Öffnung in die Kloake)

Der Ablauf der weiteren Eibildung im Oviduct (beim Huhn) ist nachfolgend skizziert:

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Abb. 2.1.4: Schematischer Ablauf der Eibildung beim Huhn und Verweildauer in denverschiedenen Regionen des Oviducts (Quelle: TULLETT,1987, zit. in: BELYAVIN, 1994)

Das Infundibulum lässt sich in zwei Bereiche gliedern:

- einem cephalen (kugelförmigen) Bereich- einem caudalen Bereich.

Hauptaufgabe des Infundibulums ist die Aufnahme des Ovums einschl. freigegebenerDottermasse (nach Ovulation) und deren Weiterleitung in den Hauptteil des Eileiters.Das Infundibulum ist gleichzeitig der Ort, in dem die Befruchtung stattfindet (falls einePaarung vorausgegangen ist). Danach gelangt das Ovum in den längsten, als Magnum(auch Eiweißteil genannt) bezeichneten Abschnitt des Eileiters. Hier wird das Eilklar gebildet.Der Transport durch das Magnum dauert ca. 2-3 Stunden. Im anschließenden Isthmus wirddas Eiklar – über einen Zeitraum von 1 bis 5 Stunden – durch Bildung der so genannteninneren Schalenhaut umschlossen und die Calcifizierung der Eischale induziert(GERSTBERGER und BARTH, 2005). Schließlich werden in der Schalendrüse die begonneneCalcifizierung (und damit die Schalenbildung) vollendet, Pigmente in die Schale eingelagertund die äußere Schalenhaut (= Cuticula) geformt. Die Länge der Vagina entspricht etwa derdes Eies.Die Eiablage wird durch das von der Neurohypophyse sezernierten Peptidhormons Arginin-Vasotocin (AVT) sowie der Prostaglandine E1, E2 und E2� kontrolliert.Beim Legen stülpt sich die Vagina in die Kloake nach außen und dann die Kloake ebenfallsnach außen. Das Ei kommt also beim Legevorgang streng genommen mit der Kloakeüberhaupt nicht in Berührung.

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Die meisten Eier werden mit dem spitzen Ende zuerst gelegt. Da in vielen Fällen jedochnoch eine Drehung des Eies vor dem Legen erfolgt, werden ca. 20 bis 30 % der Eier mit demstumpfen Ende voraus gelegt.

Weitere endokrinologische MechanismenDer endokrinologische Mechanismus, der den Ovulations-Eiablage-Zyklus steuert, istkomplex.Bei der Steuerung der Reproduktion besitzt der Hypothalamus funktionell und neuroendokrineine übergeordnete Funktion bezüglich der koordinierten Freisetzung hypophysärer,gonadotroper Polypeptidhormone wie des luteinisierenden Hormons (= LH) bzw. des imHypophysenvorderlappen gebildeten follikelstimulierenden Hormons (= FSH).Zusätzlich ist beim Geflügel eine besonders enge Verknüpfung zwischen dem Endokrinumund der Tageslichtlänge vorhanden.Aufgrund der enormen Bedeutung des Umweltfaktors ‚Licht’ werden die zu empfehlendespeziellen Beleuchtungsprogramme – in der Aufzucht- als auch in der Legephase – ingesonderten Abschnitten beschrieben (vgl. 4. Kapitel).LH stellt den wichtigsten ovulationsauslösenden Faktor dar. Das FSH beschleunigt dieDotterablagerung; während beide Hormone verknüpft sind mit der Kontrolle derSteroidgenese (BELYEVIN, 1994).Die Eiablage wiederum resultiert, wie bereits oben beschrieben, aus einerhormonvermittelten Muskelkontraktion des Eihalters. Das Ei passiert die Vagina und trittdurch die ausgestülpte Kloake nach außen.

2.1.3 Aufbau des Eies

Makroskopisch besteht ein Hühnerei im Wesentlichen aus drei Komponenten:

� Dotter� Eiklar� Eischale.

In der Tabelle 2.1.2 sind Orientierungswerte für die Zusammensetzung eines 58 g schwerenHühnereies dargestellt.

Abb. 2.1.5: Schematischer Aufbau des Hühnereies(Quelle: GILBERT, 1971, zit. GERKEN u. a., 1994)

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Eiklar und Eidotter unterscheiden sich sehr erheblich in ihrer stofflichen Zusammensetzung.Im Vergleich zum Eiklar sind im Eidotter mehr Nährstoffe enthalten und weniger Wasser.

Tab. 2.1.2: Aufbau und Zusammensetzung eines Hühnereies ( mit 58 g)

Eifraktion Durchschnittsgewicht Trocken-substanzanteil

[in g] [in %] [in %]Dotter- Bildungsdotter (weiß)- Nahrungsdotter (gelb)

Eiklar- Hagelschnüre- inneres dünnflüssiges Eiklar- zähflüssiges Eiklar- äußeres dünnflüssiges Eiklar

Eischale- Eischalenmembran- Rest-Schale

18,70,518,2

32,90,95,518,97,6

6,40,26,2

31,93,097,0

55,82,716,857,323,2

12,33,196,9

51,313,454,6

12,615,613,612,411,2

97,41)

1)

1) nicht erfasst; Quelle: ROMANOFF u. ROMANOFF, 1949; BURLEY und VADEHRA, 1989; zit.: GERKEN u.a., 1994 )

Der Dotter (Eigelb) eines Hühnereies wiegt etwa 18,5 bis 20 g und besteht zu ca. 50 % ausWasser und aus festen Bestandteilen (32 % Lipide, 16 % Eiweiße, 1 % Kohlenhydrate und1 % Mineralien).Das Eigelb enthält dicht gepackte, fettreiche Dotterschollen und eine kontinuierliche wässrigePhase. Der Fettanteil des Dotters besteht aus Triglyceriden, Phospholipiden und Cholesterin.Die wasserlösliche Fraktion der Dottersubstanzen bilden im Wesentlichen Eiweiße(Proteine). Bei den im Dotter darüber hinaus zusätzlich nachweisbaren Immunglobulinendominieren die �-Globuline. Diese Antikörper werden durch selektive Mechanismen von derHenne auf das Ei übertragen und statten den Embryo mit einer passiven Immunität aus(GERSTBERGER und BARTH, 2005).

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Tab. 2.1.3: Chemische Zusammensetzung des HühnereiesMenge in 100 g SubstanzNährstoff Einheit Eiklar Eidotter

GrundnährstoffeWasserProteinFettKohlenhydrateRohfaserAsche

Energie

MengenelementeNatriumKaliumChlorCalciumMagnesiumSchwefelPhosphor

SpurenelementeEisenManganZinkKupferJod

VitamineA (Retinol)B1 (Thiamin)B2 (Riboflavin)B6 (Pyroxidin)B12 (Cobalamine)C (Ascorbinsäure)D (Calciferol)E (Tocopherol)H (Biotin)CholinFolsäureNiacinPantothensäure

g

KJ

mg

mg

mg/IEmgmgmgmgIEmgmgmgmgmgmgmg

88,110,1

-0,80

0,6

189

1611441319

1015811

0,2SpurenSpuren

0,030,07

-/-Spuren

0,270,22

Spuren000

SpurenSpurenSpuren

0,100,10

48,816,232,70,70

1,7

274

651046714215165508

5,50,13,80,20,17

0,1/18400,250,440,31

0,0040

1503,9

0,00511100,020,104,43

Quelle: E. C. NABER (1979) und BERGQUIST (1979) zit. in:Jahrbuch für Geflügelwirtschaft 2003 (verändert)

Von dem genusstauglichen Eiinnern ist der Dotter somit der Hauptnährstofflieferant (vgl.Tab. 2.1.3).Das Eiklar weist eine vielfältige Proteinstruktur auf und besitzt zusätzliche antiseptischeFunktionen. Innerhalb des Eiklars wird das Eigelb durch die Cholazen (= Hagelschnüre) inder Mitte gehalten (vgl. Abb. 2.1.5).Die Schale, das natürliche Verpackungsmaterial eines Hühnereies, hat streng genommenihre Aufgabe mit dem Aufschlagen der Eier erfüllt (PETERSEN, 1994).

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2.1.4 Legekurve einer Herde

Die Legekurve einer Herde erreicht ca. 6 bis 8 Wochen nach Legebeginn (� 24. bis 26.Lebenswoche) ihren Peak und fällt danach allmählich wieder ab (vgl auch Abschnitt 5.2). Mitabnehmender Legeintensität erhöht sich gleichzeitig das Einzeleigewicht (Abb. 2.1.6).

Abb. 2.1.6: Verlauf der Legeleistung bzw. des Eigewichts (Quelle: TERNES et al., 1994)

Bei mehrjähriger Nutzung von Legehennen sinkt die jährliche Legeleistung sehr deutlich (vonJahr zu Jahr ca. 15 bis 20 %); so dass in der intensiven Eiererzeugung moderneLegehybriden nur etwa bis zur 71./72. Lebenswoche (in der Regel) genutzt werden.

ExterieurbewertungDie Exterieurbeurteilung besitzt - vor allem in der Rassegeflügelzucht - eine lange Tradition.Als Gründe können unter anderem angeführt werden:

� Zuchtausschluss von Tieren mit Missbildungen (z. B. Kreuzschnabel oder Erbfehlern);� Futterkostenersparnis/ Merzung leistungsschwacher Tiere;� Sicherung der Tiergesundheit (z. B. matte, trübe Augen als möglicher Hinweis auf

Marek-Erkrankung); Minderung des Infektionsrisikos;� Einhaltung formulierter Rassenstandards.

Im engeren Sinn versteht man unter Exterieurbewertung ein Verfahren zur Beurteilung vonausgewählten Merkmalen nach einem definierten Rassenstandard. Ihre einfache undkostengünstige Durchführung sind hier von Vorteil.

In den Abbildungen 2.1.7 bzw. 2.1.8 und in der Tabelle 2.1.4 sind einige Exterieurmerkmaleaufgezeigt, die einen gewissen Rückschluss auf das Leistungsvermögen einer Legehennezulassen.

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Abb. 2.1.7: Exterieurmerkmale, die einen Rückschluss auf das Leistungsvermögen zulassen(Quelle: DAMME, 1998)

Tab. 2.1.4: Differenzierung leistungsschwacher Tiere von guten LegernKörperpartie gute Legehenne leistungsschwaches TierAllgemeinerEindruck

lebhaft, interessiert, pickt nach der Hand,leuchtende Augen, straff anliegendesGefieder, z. T. mechanische Gefiederschäden

steht müde, trauend oder ist ängstlich,nervös eingesunkene Augen, struppig,raues Gefieder, frühzeitiger Federwechsel

Kopf trockener Kopf, kurzes Gesichtsdreieck,weiblicher Gesichtsausdruck, wenig befiedert,gut durchblutete, glatte Haut

fett, schwammiger Kopf, langesGesichtsdreieck, männlicherGesichtsausdruck, stark befiedert, blasse,faltige Haut

Auge leuchtend, intelligenter Blick, Iris orange,rötlich bis gelb, Pupille rund, scharfabgegrenzt, Auge seitlich leicht hervortretend

Auge matt, trübe, tiefliegend, blaugrau bisgrüne Pupille, gezackt, geschlitzt(Marek?), Basedowscher Blick

Kamm gut durchblutet, hellrot, weich, glatt dunkelrot mit blauen Spitzen, oderschwach entwickelt, grau, gelb und rau

Kehllappen gut entwickelt, samtig weich, rot, feine Textur schwach entwickelt, grau bis gelb, hart,rau, schrumpelig

Schnabel kurz und kräftig, weiß bei gelbschnabeligenälteren Tieren (Pigmentverlust durchEiproduktion)

grob und lang, gelb, kaum Pigmentverlusttrotz mehrerer Monate Legetätigkeit derHerde

Brust gut bemuskelt, fleischig, Brustbeinkammgerade, lang

schmal und abgemagert oder Fettansatz,Brustbein verkrümmt

Bauch groß, weich, geräumig Abstand Brusteinendezu Beckenknochen volle Handbreite oder 4Finger breit, Abstand der Schambeine(Legebeinchen) 3 bis 4 Finger breit,Legebeinchen dünn und elastisch; Abb. 2.1.8

klein, hart (Schichteier), groß, prall(Bauchwasser),Abstand Brustbeinende zuBeckenknochen 2 bis 3 Finger breit,Abstand der Schambeine 1 bis 2 Fingerbreit, Legebeinchen steif, fettbewachsen

Kloake groß, weit, oval und feucht, weiß bis rosa klein, rund, trocken, gelb bis grauVagina durch Druck auf den Legebauch leicht

vorzulagern, feucht und gut durchblutetdurch Druck auf den Legebauch nichtausstülpbar

Ständer feine Schuppung, weit gestellt, dünn undelegant, weiß durch Pigmentverlust

eng gestellt, grobe Textur, grob, dick,gelb, kaum Pigmentverlust

Quelle: DAMME, 1998

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16 Landbauforschung - vTI Agriculture and Forestry Research, Sonderheft 322 / Special Issue 322 (2008)

Abb. 2.1.8: Der Legebauch als Exterieurkriterium für die EiproduktionA: Abstand der Legebeinchen (bei einer „guten“ Legehenne 3-4 Finger breit).

B: Abstand des Brustbeinendes zu den Legebeinchen (bei einer „guten“ Legehenne 4-5 Finger breit).(Quelle: DAMME, 1998)

Weitere Kriterien zur Bewertung der Tiergesundheit/Leistungsfähigkeit sind: derBefiederungszustand/Federverlust, die Pigmentierung/Ausbleichung ausgewählter Körper-teile (z. B. Kloake, Iris, Schnabel bzw. Ständer) oder die mögliche Erfassung einerBeinschwäche (Tibia).Die individuelle Exterieurbeurteilung von Legehybrid-Endprodukten in der industriellenEiererzeugung in Großanlagen spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind hier dieBeurteilung und Bewertung des Erscheinungsbildes des Gesamtbestandes bzw. der Herde(vgl. auch 6. Kapitel).

Literatur

Brade, W. (1985): Vorlesungsskripten Geflügel/Legehennen, WS 1985/1986, Universität Leipzig, 87 Seiten

Belyavin, C. G. (1994): Physiologie der Eibildung. In: Ei und Eirpdukte (Herausg. von W. Ternes et al.), VerlagPaul Parey, Berlin u. Hamburg, S. 37 - 49

Damme, K, 1998: Geflügel. In: Exterieurbeurteilung landw. Nutztiere. (Herausgeber: G. Brem), Verlag EugenUlmer, 1998, S. 276 - 288.

Etches, R. J. (Ed.) 1996: Reproduction in Poultry. CAB International Press, Wellingford. 44

Freeman, B. M. (Ed.), 1989: Physiology and Biochemistry of the Domestic Fowl. Volume V., Academic Press,London, 44

Gerken, M.; G. Krampitz, J. Petersen (1994): Morphologischer Aufbau des Eies. In: Ei und Eiprodukte (Herausg.von W. Ternes et al.), Verlag Paul Parey, Berlin u. Hamburg, S. 50 - 81

Gerstberger, R.; S. W. Barth (2005): Reproduktion beim Vogel. In: Physiologie der Haustiere, Herausg.: W. v.Engelhardt u. G. Breves, Euke-Verlag, Stuttgart, S. 536 - 551

Mehner, A.; W. Rauch (1958): Eierproduktion und Eierqualität. In: Biologische Grundlagen der tierischenLeistungen. Handbuch der Tierzüchtung (1. Band). Herausgegeben von J. Hemmond u. I. Johansson;Verlag Paul Parey, Hamburg u. Berlin, 1958, S. 363 - 418

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Petersen, J. (1994): Zusammensetzung des Eies. In: Ei und Eiprodukte (Herausg. von W. Ternes et al.), VerlagPaul Parey Berlin u. Hamburg, S. 82 - 89

Scholtyssek, S. unter Mitarb. von M. Grashorn, H. Vogt und R.-M. Wegner (1987): Geflügel. Eugen Ulmer Verlag,495 Seiten

Sturkie, P. D. (2000): Avian Physiology. 5th ed. Springer, New York.

Ternes, W.; L. Acher; S. Scholtyssek (1994): Ei und Eiprodukte. Verlag Paul Parey, Berlin u. Hamburg, 487Seiten

Junghennenaufzucht(Quelle: LWK Niedersachsen)