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Bayerisches Staatsministerium fr
Umwelt und Verbraucherschutz
Infoblatt
zum
Sonderprogramm
nach Nr. 2.4 RZWas 2016
Integrale Konzepte
zum kommunalen
Sturzflut-Risikomanagement
Stand 14.09.2017
Bayerisches Staatsministerium fr
Umwelt und Verbraucherschutz
Teil A Allgemeines zum Sturzflut-Risikomanagement
A.1 Zielsetzung des Konzepts
A.2 Wie wahrscheinlich sind Sturzflutereignisse?
A.3 Sturzfluten eine lebensbedrohliche Gefahr
A.4 Sturzflut-Risikomanagement und andere Formen des
Risikomanagements
A.5 Der Weg zur Risikomanagement-Strategie
A.6 Kommunikation ist das Fundament
des kommunalen Sturzflut-Risikomanagements
A.7 Frderbedingungen dieses Sonderprogramms
Teil B Inhalte des Konzepts zum Sturzflut-Risikomanagement
B.1 Bestandsanalyse
B.2 Gefahrenermittlung
B.2.1 Gefahrenermittlung (Fliegewsser, Gewsser dritter Ordnung)
B.2.2 Gefahrenermittlung (wild abflieendes Wasser)
B.3 Gefahren- und Risikobeurteilung, Festlegung der Schutzziele
B.4 Konzeptionelle Manahmenentwicklung
B.5 Integrale Strategie zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement
Teil C Ausblick auf staatliche Frdermglichkeiten fr Manahmen
zur Risikoreduzierung
Glossar
Literaturhinweise
Inhalt
Wichtige Begriffe werden mit * gekennzeichnet und u. a. im Glossar nher erlutert.
Bayerisches Staatsministerium fr
Umwelt und Verbraucherschutz
Die vielen Starkregenereignisse im Jahr 2016 haben in Bayern Hochwasser hauptschlich an
Fliegewssern mit kleinen Einzugsgebieten hervorgerufen. Dabei lie sich in vielen Fllen
nicht unterscheiden, ob berflutungen durch das dem Gewsser ber das Gelnde
zuflieende Wasser (wild abflieendes Wasser*) oder durch Hochwasser aus
Fliegewssern verursacht wurden. Das Zusammenwirken und die gegenseitige
Beeinflussung dieser beiden Naturgefahren wurden deutlich. Beides hat zu groen Schden
in Siedlungsgebieten und in den Einzugsgebieten gefhrt.
Den Kommunen kommt beim Sturzflut-Risikomanagement*, d. h. bei der Reduktion der
negativen Auswirkungen von Wassergefahren an den Gewssern dritter Ordnung und bei wild
abflieendem Wasser* eine zentrale Rolle zu. Integrale Konzepte zum Risikomanagement
sollen den Kommunen Mglichkeiten zur Vermeidung, Vorsorge, Ereignisbewltigung und
Nachsorge aufzeigen. Die Kommunen knnen mithilfe dieses interdisziplinren Konzepts ein
in der Gesellschaft breit gefchertes Sturzflut-Risikomanagement* initiieren. Es werden
hierbei Gefahren und Risiken ermittelt, lokale Schutzziele definiert und rtlich spezifische
Schutzmanahmen aufgezeigt. Absehbare ortsplanerische Entwicklungen und die
Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie sind dabei auch zu bercksichtigen.
Gleichermaen sollten weitere Entwicklungen an die Erkenntnisse und Festlegungen dieses
Konzepts angepasst erfolgen (z. B. Bauleitplanung).
Im integralen Konzept sollen wirkungsvolle und zugleich wirtschaftliche Manahmen
aufgezeigt, bewertet und einem verantwortlichen Manahmentrger zugeordnet werden.
Dabei kommt neben technischen Schutzmanahmen auch nichttechnischen Manahmen
eine groe Bedeutung zu. Alle Manahmen fr sich, darunter auch der bauliche
Hochwasserschutz, knnen nur einen Teil zur Risikoreduktion beitragen. Dabei obliegt es der
Kommune, Schutzziele im ffentlichen Interesse festzulegen. Der festzulegende Grad an
Sicherheit bedingt damit auch den Umfang weiterfhrender Manahmen von Privaten und
Gewerbe. Kommunen sollen langfristig eigene Manahmen verwirklichen und die Umsetzung
von Manahmen Dritter anregen und soweit mglich begleiten.
Teil A Allgemeines zum Sturzflut-Risikomanagement
A.1 Zielsetzung des Konzepts
Abb. 1: Risikoentwicklung fr Gewsser dritter Ordnung und wild abflieendes Wasser
verbleibendes Risiko
Risiko
Ausgangsrisiko
Negative
Risiko-
entwicklung
bauliche
Schutzma-
nahmen
Eigen-
Vorsorge inkl.
Objektschutz
und
Versicherung
Katastrophen
-schutz
inkl. Warnung
und Ereignis-
dokumentation
Mgliche
Risikoreduktion
Bauleit-
planungs-
und Flchen-
nutzungs-
vorsorge
Definition des
Schutzziels
Bestands-
unterhaltung,
Gewsserschau,
Einzugsgebiets-
schau,
Sammlung von
lokalem Wissen
Natrlicher
Wasserrckhalt
in der Flche,
in Gewssern
und Auen
Seite: 1
Z. B. bauliche
Verdichtung in
gefhrdeten
Gebieten
Z. B.
llagerungen,
Lagerung
von Holz in
gefhrdeten
Gebieten
Z. B. niedrige
Versicherungs-
dichte oder
unangepasste
Bauweisen
Z. B. Flchen-
versiegelung,
Bodenverdicht-
ung
Z. B. Verbauung
von Standorten
fr Schutzbau-
werke
Z. B. Einsparungen
bei Institutionen
des Katastrophen-
schutzes
Bayerisches Staatsministerium fr
Umwelt und Verbraucherschutz
Niederschlge und Abflsse in Gewssern werden in der Regel durch statistische Werte
beschrieben. Dabei werden meist Niederschlagshhen in Kombination mit einer
Niederschlagsdauer des Deutschen Wetterdienstes (DWD) verwendet.
Bei Abflssen in den Gewssern wird, sofern ein gewsserkundlicher Abflusspegel vorhanden
ist, auf eine statistische Abflussgre auf Basis einer in der Vergangenheit erfassten
Abflusszeitreihe geschlossen. Dort wo keine Pegel vorhanden sind, d. h. vor Allem bei
Gewssern mit kleinen Einzugsgebieten, knnen Abflsse mit den statistischen
Niederschlagswerten des DWD und einem Niederschlags-Abfluss-Modell errechnet werden.
Bei der Zuordnung einer Jhrlichkeit (z. B. Einhundert oder HQ100) zu einem Abflusswert wird
damit jedoch nur eine statistische Aussage ber die Grenordnung eines Ereignisses
gegeben. Wann und wie hufig ein vergleichbares Ereignis in Zukunft eintritt kann nicht
vorhergesagt werden. Auch Niederschlags- und Abflussereignisse, die seltener als ein
einhundertjhrliches Ereignis eingestuft werden, knnen sich an Gewssern oder in der Flur
tatschlich jederzeit und mehrmals ereignen. Diese Beschreibung von Niederschlags- und
Abflussgren dient in erster Linie Planern und Fachleuten normenkonforme Konzepte und
Planungen aufzustellen sowie abgelaufene Ereignisse zu vergleichen.
So erlebt ein Mensch mit einer Lebenserwartung von achtzig Jahren statistisch mindestens
einmal ein mittleres Gewsserhochwasser (hier HQ100) mit einer Wahrscheinlichkeit von ber
55 Prozent (siehe folgende Abb. 2).
Unabhngig davon zeigt die Grafik auch, dass es gegebenenfalls mglich ist, mit geringem
baulichen Mehraufwand einen hohen Schutz noch einmal deutlich zu verbessern (z. B. durch
eine Erhhung einer Hochwasserschutzmauer)
A.2 Wie wahrscheinlich sind Sturzflutereignisse?
Abb. 2: Beispielhafte Wasserstands-Abfluss-Beziehung eines Abflusspegels aus Unter-
franken mit einem Vergleich von gerundeten statistischen Wahrscheinlichkeiten des Erlebens
eines Hochwassers im Leben einer Person (80 Jahre) mit Abflussjhrlichkeiten
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
0 10 20 30 40 50 60 70 80W
asse
rsta
nd
[cm
] Abfluss [m/s]
Wasserstand
Wasserstands-Abfluss-Kurve
HQ1 100 %
HQ2 100 %
HQ5 100 %
HQ10 99 %
HQ20 98 %
Gelnde / Ufer Abflussjhrlichkeit HQN
Wahrscheinlichkeit des Erlebens in %
innerhalb von 80 Jahren
Durch die nderungen des Klimas werden Wetterextreme hufiger auftreten. Die
bestehenden Statistiken beschreiben jedoch nur die Ereignisse der Vergangenheit. Um fr die
Zukunft hinreichende Hochwasservorsorge zu treffen, ist die Betrachtung von seltenen
Ereignissen und berlastsituationen* unerlsslich. Beispielsweise knnen Bauwerke mit einer
hheren konstruktiven Resilienz* oder zustzliche Notwasserwege* in Siedlungen errichtet
bzw. freigehalten werden.
Hufige Hochwasserereignisse
HQ50 80 %
HQ100 55 %
Beispielhafte Hochwasserschutzmauer
Mittlere Hochwasserereignisse
Seltene
Hochwasser-
ereignisse
HQ200 33 %
HQ1000 8 %
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Bayerisches Staatsministerium fr
Umwelt und Verbraucherschutz
Sturzfluten knnen sehr schnell entstehen.
Sie erzeugen nicht nur monetre Schden,
sondern auch Gefahren fr Leib und Leben.
Beispielsweise sind Kinder, ltere und kranke
Personen oder Menschen mit Behinderung
besonders gefhrdet. Die Gefahren werden
jedoch meist deutlich unterschtzt. rtliche
Situationen sind daher hinsichtlich des Risikos
v. a. im Hinblick auf hufige Nutzungen und
stets im Einzelfall zu bewerten.
Konzentriert abflieendes Wasser kann bei
Geflle in der Flur, auf Straen oder in
gewssernahen Bereichen sehr hohe
Fliegeschwindigkeiten erreichen.
Wenn Personen mitgerissen werden, knnen
sie an Hindernisse prallen und auch an
spitzen Gegenstnden, wie abgerissene ste
oder Zaunlatten, lebensgefhrliche Verletz-
ungen erleiden.
A.3 Sturzfluten eine lebensbedr