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Okolište – Grabung und Geomagnetik eines zen- tralbosnischen Tells aus der ersten Hälfte des 5. vorchristlichen Jahrtau- sends von Z. Kujundžič-Vejzagič, J. Müller, K. Rassmann, T. Schüler www.jungsteinSITE.de 24. Januar 2004 Lage und Bedeutung Bosnien ist einerseits ein durch Gebirgszüge und Hügelketten geschlossen wirkendes Land mit kleineren und größeren Sied- lungskammern, andererseits seit Jahrtausenden eine wichtige Verbindungsroute zwischen zentraldonauländischen Gebieten und dem adriatisch-mediterranen Raum. Seit dem Frühneolithikum ist die Bedeutung dieser Route entlang der Flussläufe von Neretva und Bosna nachgewiesen und in ihrer hohen Bedeutung erkannt (Benac 1973; Gimbutas 1974; Rasson 1983; Müller 1994; ders. 2000). Im zentralen Übergangsbereich beider Flusssysteme fin- den sich 36 Fundplätze der Butmir-Kultur, die als deutlich ab- grenzbare mittel- und spätneolithische Gruppe sowohl Elemente des zentralen Donauraumes als auch des Adriaraumes verbindet (Peric 1995). Die Butmir-Siedlungshügel befinden sich entweder in Seitentälern der Bosna an kleineren Flüssen oder direkt im Bosna-Tal. Hier sind es die Siedlungskammern von Sarajevo, Vi- soko und Zenica, die abgeschlossene Siedlungssysteme der But- mir-Gesellschaften bilden. Während im Becken von Sarajevo Butmir den größten Tell darstellt (vgl. Fiala/Hoernes 1898;Ra- dimský/Hoernes 1985), ist es im Visoko-Becken Okolište. Allerdings handelt es sich bei Okolište mit ca. 7,5 Hektar Siedlungsfläche (zentraler Siedlungshügel und Vorbereiche, in denen über Boh- rungen Kulturschichten nachgewiesen werden konnten [„Vorsied- lung“]) um den größten Tell Bosniens überhaupt. Vier weitere Fundplätze der Butmir-Kultur gruppieren sich wohl als abhängige Siedlungen um diesen Haupttell des Visoko-Beckens (Abb. 1). Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen dem Bosnisch- Herzegovwinischen Nationalmuseum Sarajevo, dem Stadtmuse- um Visoko, der Römisch-Germanischen-Kommission des Deut- schen Archäologischen Institutes und der Universität Bamberg wurden im Jahr 2002 kleinere Grabungen als Voranalysen für das geplante siedlungsarchäologische Gemeinschaftsprojekt durchgeführt. Es gelang, einen durch Größe und Fundspektrum herausragenden Siedlungshügel der Butmir-Kultur als zentralen Siedlungsplatz des Mittel- und Spätneolithikums zu identifizieren: In Okolište wurden die oberen Siedlungshorizonte in einem Teil- bereich erfasst. 2003 folgten dann geomagnetische Prospektio- nen, um die Ergebnisse der Grabungen in bezug zum gesamten Siedlungshügel von Okolište zu stellen. Weiterhin wurden geo- magnetische Prospektionen an zwei der genannten Tells der Um- gebung durchgeführt, u.a. mit neuen Ergebnissen zu Obre II. Tell Okolište und die Grabungsstrategie Vom Fundplatz Okolište sind seit den 50er Jahren reiche Ober- flächenfunde bekannt. Durch eine Sondagegrabung des Bosni- sch-Herzegowinischen Landesmuseums Sarajewo im Jahr 1968 wurden zwei Meter mächtige spätneolithische Siedlungsschichen erfasst. Eigene Bohrungen im April 2002 bestätigten deren weit- räumige Ausdehnung und die Mächtigkeit der Siedlungsschichten bis zu 3,5 m (W. Schulz, Institut für Geographie Köln, vgl. Bei- trag) (Abb. 2). Der Siedlungshügel erhebt sich bis zu 405,7 m über NN auf einer pleistozänen Flussterrasse der Bosna (Abb. 2). Er bildet eine leicht abgerundet rechteckige Grundstruktur mit Seitenlängen von 330 bis 270 Metern. Aufgrund der geringen neuzeitlichen Bebauung im zentralen Bereich der Siedlung, des reichen Fundmaterials und der stratigraphischen Beobachtungen Zusammenfassung: Bei Ausgrabungen des spätneolithischen Tells von Okolište (Zentralbosnien) konnten in Verbindung mit der geomagnetischen Pro- spektion die Grundzüge eines Siedlungspla- nes aus der Zeit um 4800 v.Chr. erkannt wer- den. Neben der Befestigung sind es regel- mäßige Hausanlagen, die das Bild einer de- tailgerecht geplanten Dorfanlage vermit- teln, die wahrscheinlich zentrale Funktio- nen in der Siedlungskammer von Visoko ein- nahm. Summary: Excavations and a geomagnetic survey took place at the site of Okolište, a settlement mound in Central Bosnia. The reconstruc- tion of a settlement plan was possible, which displays beside a huge defence system the regularly planned rows of houses of the time around 4800 BC. The village fulfilled pro- bably central functions within the Visoko basin.

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Okolište – Grabung undGeomagnetik eines zen-tralbosnischen Tells ausder ersten Hälfte des 5.vorchristlichen Jahrtau-

sends

von Z. Kujundžič-Vejzagič, J. Müller,K. Rassmann, T. Schüler

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Lage und Bedeutung

Bosnien ist einerseits ein durch Gebirgszüge und Hügelkettengeschlossen wirkendes Land mit kleineren und größeren Sied-lungskammern, andererseits seit Jahrtausenden eine wichtigeVerbindungsroute zwischen zentraldonauländischen Gebieten unddem adriatisch-mediterranen Raum. Seit dem Frühneolithikum istdie Bedeutung dieser Route entlang der Flussläufe von Neretvaund Bosna nachgewiesen und in ihrer hohen Bedeutung erkannt(Benac 1973; Gimbutas 1974; Rasson 1983; Müller 1994; ders.2000). Im zentralen Übergangsbereich beider Flusssysteme fin-den sich 36 Fundplätze der Butmir-Kultur, die als deutlich ab-grenzbare mittel- und spätneolithische Gruppe sowohl Elementedes zentralen Donauraumes als auch des Adriaraumes verbindet(Peric 1995). Die Butmir-Siedlungshügel befinden sich entwederin Seitentälern der Bosna an kleineren Flüssen oder direkt imBosna-Tal. Hier sind es die Siedlungskammern von Sarajevo, Vi-soko und Zenica, die abgeschlossene Siedlungssysteme der But-mir-Gesellschaften bilden. Während im Becken von SarajevoButmir den größten Tell darstellt (vgl. Fiala/Hoernes 1898;Ra-dimský/Hoernes 1985), ist es im Visoko-Becken Okolište. Allerdingshandelt es sich bei Okolište mit ca. 7,5 Hektar Siedlungsfläche(zentraler Siedlungshügel und Vorbereiche, in denen über Boh-rungen Kulturschichten nachgewiesen werden konnten [„Vorsied-lung“]) um den größten Tell Bosniens überhaupt. Vier weitereFundplätze der Butmir-Kultur gruppieren sich wohl als abhängigeSiedlungen um diesen Haupttell des Visoko-Beckens (Abb. 1).

Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen dem Bosnisch-Herzegovwinischen Nationalmuseum Sarajevo, dem Stadtmuse-um Visoko, der Römisch-Germanischen-Kommission des Deut-schen Archäologischen Institutes und der Universität Bambergwurden im Jahr 2002 kleinere Grabungen als Voranalysen fürdas geplante siedlungsarchäologische Gemeinschaftsprojektdurchgeführt. Es gelang, einen durch Größe und Fundspektrumherausragenden Siedlungshügel der Butmir-Kultur als zentralenSiedlungsplatz des Mittel- und Spätneolithikums zu identifizieren:In Okolište wurden die oberen Siedlungshorizonte in einem Teil-bereich erfasst. 2003 folgten dann geomagnetische Prospektio-nen, um die Ergebnisse der Grabungen in bezug zum gesamtenSiedlungshügel von Okolište zu stellen. Weiterhin wurden geo-magnetische Prospektionen an zwei der genannten Tells der Um-gebung durchgeführt, u.a. mit neuen Ergebnissen zu Obre II.

Tell Okolište und die Grabungsstrategie

Vom Fundplatz Okolište sind seit den 50er Jahren reiche Ober-flächenfunde bekannt. Durch eine Sondagegrabung des Bosni-sch-Herzegowinischen Landesmuseums Sarajewo im Jahr 1968wurden zwei Meter mächtige spätneolithische Siedlungsschichenerfasst. Eigene Bohrungen im April 2002 bestätigten deren weit-räumige Ausdehnung und die Mächtigkeit der Siedlungsschichtenbis zu 3,5 m (W. Schulz, Institut für Geographie Köln, vgl. Bei-trag) (Abb. 2). Der Siedlungshügel erhebt sich bis zu 405,7 müber NN auf einer pleistozänen Flussterrasse der Bosna (Abb. 2).Er bildet eine leicht abgerundet rechteckige Grundstruktur mitSeitenlängen von 330 bis 270 Metern. Aufgrund der geringenneuzeitlichen Bebauung im zentralen Bereich der Siedlung, desreichen Fundmaterials und der stratigraphischen Beobachtungen

Zusammenfassung:Bei Ausgrabungen des spätneolithischenTells von Okolište (Zentralbosnien) konntenin Verbindung mit der geomagnetischen Pro-spektion die Grundzüge eines Siedlungspla-nes aus der Zeit um 4800 v.Chr. erkannt wer-den. Neben der Befestigung sind es regel-mäßige Hausanlagen, die das Bild einer de-tailgerecht geplanten Dorfanlage vermit-teln, die wahrscheinlich zentrale Funktio-nen in der Siedlungskammer von Visoko ein-nahm.

Summary:Excavations and a geomagnetic survey tookplace at the site of Okolište, a settlementmound in Central Bosnia. The reconstruc-tion of a settlement plan was possible, whichdisplays beside a huge defence system theregularly planned rows of houses of the timearound 4800 BC. The village fulfilled pro-bably central functions within the Visokobasin.

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wurde der Tell für eine Probegrabung ausgewählt. Oberflächen-funde ließen ein Auflassen ohne eine spätere Wiederbesiedlungam Ende der Butmir-Kultur erwarten.

Abb. 1: Übersichtsplan zum Visoko-Becken(Zentralbosnien) mit spätneolithischen Fund-plätzen.

Fig. 1: The Visoko basin (Central Bosnia) withLate Neolithic sites.

Abb. 2: Der Siedlungshügel Okolište unddie Lage der Grabungsflächen 2002. Diebebauten Flächen sind gerastert, das Gra-bungsareal ist eingezeichnet (10 x 20m).

Fig. 2: The settlement mound Okolište andthe trenches of the campaign 2002.

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Als Grabungsfläche diente ein Areal, das sowohl Teile deshöchsten Siedlungsbereiches als auch die Randzonen des Tellserfassen sollte. Dies war wegen begrenzter Möglichkeiten nurdort möglich, wo aufgrund der topographischen Situation naheder Bosna ein steilerer Höhenverlauf vorliegt. Dementsprechendkonnten sechs Schnitte (zusammen 150 m2) im nordwestlichenAreal geöffnet werden (Abb. 2).

Die Grabungsstrategie (z.B. 3D-Einmessung der Funde) dien-te dazu, sowohl möglichst feingliedrig die Befunde zu erfassenals auch eine möglichst genaue Fundkartierung in den Flächenvornehmen zu können, um im Nachhinein u.a. besser Aktivitäts-areale rekonstruieren zu können.

Befunde und Fundmaterial

Auch wenn aufgrund der Grabungsmethode nur die oberen Be-reiche der nach den Bohrungen 3 m mächtigen Schichten ausge-graben wurden, konnten bereits nach ca. 30 cm Bodenabtraggrößtenteils ungestörte Befunde aufgedeckt werden. Es handeltsich um verschiedene Befundkategorien.

Herdplatten und Ofenanlagen (Abb. 4)Festgebrannte Herdplatten ovaler Form mit hochgewölbten Rän-dern, verbackene Lehmflächen unterschiedlicher Feuerfärbungund ältere Herdplatten und kleinere Steinpackungen bzw. recht-eckige Steinsetzungen bilden in stratigraphischer Abfolge die Restevon ehemaligen Kuppelöfen.

Pfostensetzungen und Wandgräbchen (Abb. 4)Ungebrannter hellgelber bis ockerfarbener Lehm bildet das Füll-material von länglichen und rechtwinkligen Strukturen, die alsWandgräbchen von Häusern angesprochen werden. Pfostenlö-cher orientieren sich partiell an diesen Strukturen.

Abb. 3: Okolište 2002: Der Grabungsge-samtplan und eine Rekonstruktion von Haus-arealen. Sie ist in der Grabungsfläche auf-grund der Befundlage für mindestens zwei,höchstwahrscheinlich aber mehr Häusermöglich. Gestrichelt eingezeichnet ein NW-SO ausgerichtetes des jüngeren Siedlungs-horizontes, durchgezogen eingezeichnetHäuser des älteren dokumentierten Sied-lungshorizontes SW-NO ausgerichtet. In denbeiden östlichen Flächen ist mit Erosion zurechnen.

Fig. 3: Okolište 2002: The plan of the tren-ches and the reconstruction of houses. Inrespect to the features at least two, probab-ly more houses existed. A nw-se orientatedhut of the younger horizon is drawn withsolid lines; non-solid lines mark sw-ne ori-entated houses of the older settlement ho-rizon.

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Verbrannte Wände und Bauschutt von HäusernGebrannter Rotlehm mit Stangenabdrücken in ausgerichteter ge-brochener Lage bildet die Reste von zusammengefallenen Wän-den. Über die Lage kann die Richtung der Wände bestimmt wer-den. Flächig ergeben sich rechtwinklige Strukturen, die NW-SOausgerichtet sind.

Planierte Stein- und Lehmlagen (Abb. 5)Außerhalb der Rotlehmbefunde sind flächig flache humose Lehm-lagen nachgewiesen, die mit Steinen bzw. reichhaltig Tierkno-chen und Funden gefüllt und durchgehend planiert sind. Es han-delt sich um die Gehhorizonte ehemaliger Gassen.

Werkstattplätze (Abb. 6)Anhäufungen von Schleif- und Mahlsteinen in horizontaler Lagemit Halbfertigprodukten von Beilen und Rohmaterialien bzw. Ver-arbeitungsresten sind als Werkstattbereiche anzusprechen.

Gruben (Abb. 5)Neben den genannten Pfostengruben gibt es zahlreiche andereGruben, die entweder mit braunem Schluff oder hellerem Lehmgefüllt sind.

Abb. 4: Zu den wichtigen Befunden der Gra-bung Okolište 2002 gehören Wandgräbchenund Pfostenlöcher, die sich in unterschiedli-chen Grabungsarealen abzeichnen und zurRekonstruktion der ehemaligen Hausgrund-flächen dienen. Im Foto ist ein diagonaldurch das Bild verlaufendes Wandgräbchenzu erkennen, das in Schnitt 2 die Hausgren-ze des Hauses vom Herd darstellt.

Fig. 4: The ditch of a small wall and somepostholes belong to the important featuresof the excavation 2002. They were found indifferent trenches and are used for the re-construction of houses. The photo shows thediagonal placed wall ditch, which marks theboundary of the house with the oven (back-ground).

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HausbefundeDie Zusammenfassung einzelner Befunde zu Hausbefunden(insbesondere bei unverbrannten Strukturen) stellt eine Aufgabedar, die teilweise erst nach chronologischer und funktionaler Ein-ordnung des Fundmaterials möglich ist (s.u.). Abb. 3 verdeut-licht, dass aufgrund der Befunde, Fundverteilungen und chrono-logischen Ansprachen unterschiedliche sichere und unsichere Häu-ser oder Hausteile im Grabungsareal rekonstruiert werden konn-ten. So repräsentieren Herd und leicht trapezförmig ausgerichte-te Wandgräbchen ein kleines NW-SO orientiertes Haus (4 m x 8m) in Teilen von Schnitt 1 und Schnitt 2. Aufgrund der radiometri-schen Datierungen und der keramiktypologischen Ansprachenkann dieses Haus offensichtlich Butmir III und damit der jüngstendokumentierten Siedlungsphase um 4500 v.Chr. zugeordnet wer-den. Möglicherweise finden sich noch andere Befunde, die Haust-eilen dieser NW-SO ausgerichteten Besiedlungsphase zuzuord-nen sind.

Im Gegensatz zu diesen unverbrannten Befunden lassen sichverbrannte Wände und Bodenreste inklusive Herde NO-SW aus-gerichteten Hausteilen zuordnen, die zu größeren Häusern ge-

Abb. 5: Zwischen den Häusern bestandenim Grabungsareal schmale Gassen, die sichdurch humosere Bodensubstrate mit Haus-abfall und zahlreichen Steinen und Geröl-len im Bild abzeichnen. Diese fundreichenAreale grenzen im Foto mindestens zweiHäuser voneinander ab, die hier im Schnitt2 durch verbannte Lehmflächen, teilweisemit Versturz, gekennzeichnet sind. So ist imlinken Bildteil eine Hausecke, im rechteneine gerade Hausgrenze erkennbar. Im un-teren Teil des Bildes stört eine runde Grubemit hellerem Lehm die Strukturen.

Fig. 5: Small pathways are visible in betweenthe houses. Rubbish and smaller boulderswere found within them. On the photo apath separates the areas of two houses.

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hören. So konnte in Schnitt 4 ein gesamtes Areal eines solchenHauses ergraben werden; in Schnitt 2 fanden sich Hauseckendieser Besiedlungsphase. Mithilfe der Harrismatrizen, der Kera-miktypologie und der radiometrischen Datierung haben wir esmit Häusern der Phase Butmir II zu tun, die hier ins 48. und 47.vorchristliche Jahrhundert zu stellen ist.

Fundmaterial

KeramikTypologisch entspricht das Verzierungsspektrum größtenteils dem,was wir aus Obre II, mittleres Schichtpaket durch Benac und Gim-butas vorgelegt bekommen haben, also Butmir II (z.B. Gimbutas1974). Eine Seriation der keramischen Inventare der Befundeführt zu einer Sequenz, bei der eine kontinuierliche Veränderungder Inventarzusammensetzung von fast nur plastischen Motivenhin zu plastischen geometrischen und weiter zu plastisch/geome-trisch/spiraloiden Motiven festzustellen ist (Abb. 7). Deutlich isteine Trennung in eine Mehrheit an Befunden, die Butmir II-Mate-rial enthielten, und eine Minderheit, die Butmir III (Hvar-Lisicici)zuzuordnen sind. Darüber hinaus kann davon ausgegangen wer-den, dass die typologischen Differenzen auch funktionale odersoziale Unterschiede in Keramiknutzung oder -dekoration wider-spiegeln. Eine solche Annahme wird durch die räumlichen Analy-sen gestützt, die die Seriationsgruppen mit der Dominanz plasti-scher Zier den östlichen Werkstattarealen bzw. den Gassen zu-weisen.

Abb. 6: Ein Werkplatz in Schnitt 6 mit unter-schiedlichen Halbfertigprodukten undSchleifsteinen.

Fig. 6: Trench 6: A workshop with half-fini-shed objects and abraders.

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Was die räumliche Verteilung der Verzierungsmotive in der Gra-bungsfläche betrifft, so ist anzumerken, dass die Fundhäufigkeitstark von den Befundqualitäten abhängig ist. Neben der durch-gängigen Verteilung einer groben Gebrauchsware verweist dieVerteilung anderer Keramikverzierung auf die qualitativen Diffe-renzen zwischen Werkplätzen, Gassen und Hausarealen. Darüberhinaus belegen Konzentrationen bestimmter Verzierungstypeneinzelner rekonstruierter Hausbefunde möglicherweise ein Zei-chensystem, das neben vielen anderen Faktoren auch eine haus-haltsspezifische Komponente aufweist.

SteingeräteEin Glücksfall war die Entdeckung eines Befundes im Schnitt 5,der mit der Herstellung von Felsgesteinbeilen zu verbinden ist.Geräte zur Herstellung von Beilen wie Druckstäbe und eine Schleif-platte fanden sich neben 13 Beilen unterschiedlicher Bearbei-tungsstufen (Abb. 8). Drei ähnliche Befunde kamen auf den Aus-grabungen von Butmir im ausgehenden 19. Jahrhundert zutage,hervorgehoben zu werden verdient der Befund mit 35 Beilvorar-beiten. Ein weiterer ähnlicher Fundkomplex aus Obre II wurdevon A. Benac (1973) als Hinweis auf einen „Beilkult“ interpre-tiert. Unabhängig von der Spekulation der Niederlegungsgründespiegelt sich in diesen Befunden wie auch in jenem von Okolište

Abb. 7: Die Keramik von Okolište: In derKorrespondenzanalyse differenzieren sichunterschiedliche Dekorationsmuster vonBefunden mit einem hohen Anteil an Alt-material (Butmir I) und die Verzierungsmo-tive der obersten Besiedlungshorizonte (But-mir II und Butmir III).

Fig. 7: Ceramics of Okoliste: The Corres-pondence analyses separates in respect todecoration patterns such with old materials(Butmir I) and such of both settlement hori-zons (Butmir II and Butmir III).

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die Herstellung von Beilen bzw. Meißeln auf den jeweiligen Sied-lungen.

Im Vergleich zu mitteleuropäischen Siedlungen überrascht dieinsgesamt große Zahl der Beilfunde auf Siedlungen der Butmir-Kultur. Auf dem eponymen Siedlungsplatz von Butmir bei denAusgrabungen von 1893 bis 1895 wurden mehr als 4000 Beileund Meißel gefunden, mehr als die Hälfte in fragmentiertem Zu-stand. Eine Erklärung für diese Materialfülle könnte die geringe

Abb. 8: Befund mit zahlreichen Beilen inhorizontaler Lage aus Schnitt 5.

Fig. 8: A feature in trench 5 with a cluster ofaxes in horizontal position.

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Härte des verwendeten Rohmaterials (Kalkstein) sein, die die Halt-barkeit und Nutzungsdauer stark einschränkte.

Der sorgfältigen Grabungsmethodik ist eine große Anzahl vonSilexartefakten zu verdanken. Durch das Schlemmen ausgewähl-ter Bereiche konnten auch kleinstückige Werkabfälle geborgenwerden, die u.a. eine Feinpräparation mit Drucktechnik erschlie-ßen lassen. Dem entspricht auch der Fund von Druckstäben imBereich des Werkstattbefundes im Schnitt 5.

Im Schnitt 2 trat ein Werkplatz deutlich zutage, aus dem dieMasse des kleinstückigen Werkabfalls, zum Teil handelt es sichum 2–3 mm große Silxabsplisse, stammt. Damit ist der Nachweisfür spezialisierte Geräteherstellung an diesem zentralen Siedlungs-platz gegeben.

Die Silexgeräte wurden vor allem aus Klingen gefertigt. DasSilexmaterial lässt sich verschiedenen Rohstoffsorten zuweisen;dabei ist die gezielte Verwendung unterschiedlicher Rohmateria-lien für die Herstellung bestimmter Geräte zu beobachten.

Der Vergleich zwischen der Verteilung der Silexabschläge imGrabungsareal und der Mahlsteine veranschaulicht Aktivitätenaußerhalb der Häuser und die Aufbewahrung von Mahlsteinenvermutlich innerhalb der Häuser.

Chronologie

Die AMS-Daten beweisen einerseits eine Belegung im 48. und47., andererseits mit einer Minderheit von Befunden im 46. und45. vorchristlichen Jahrhundert. Aufgrund der bereits genanntentypologischen Parallelen des Keramikspektrums mit den mittlerenSchichtpaketen in Obre II und anderer Fundplätze gehören diemeisten Funde der Zeitstufe Butmir II an (vgl. Sterud/Sterud 1974).Wir haben es also in Okolište mit einem Siedlungshorizont der

Abb. 9: Die Ergebnisse der geomagneti-schen Prospektion Okolište 2003 im Über-blick.

Fig. 9: The results of the geomagnetic sur-vey 2003 in general.

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mittleren Butmir-Kultur zu tun, der bereits in 50 cm Bodentiefeergraben wurde. Des weiteren entsprechen die jüngeren Sied-lungsreste der Zeitstufe Butmir III (Hvar-Lisicici).

Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion

Im September 2003 erfolgte auf dem Fundplatz von Okolišteeine geophysikalische Prospektion, um die beschriebenen Gra-bungsergebnisse in eine räumliche Gesamtstruktur des Sied-lungshügels einzubinden. Aufgrund der Grabungsergebnisse (Endeder prähistorischen Besiedlung mit Butmir II/III) war damit zu rech-nen, dass geomagnetisch spätneolithische Siedlungshorizonte er-fasst würden.

Neben der Aufnahme von 2,75 ha in Okolište (Abb. 9) konn-ten auf den Siedlungsplätzen von Obre II (1 ha) und Dolni Mostre(0,2 ha) Messungen durchgeführt werden. Für die Prospektionwurde das Cäsium-Magnetometer G858 der Fa. Geometrics unddas Grad 601-2 Magnetic Gradiometer der Firma Bartingtoneingesetzt.

Die Prospektion in Okolište erstreckte sich auf den zentralenBereich des Siedlungshügels. Durch die intensive Nutzung dieserFlächen als Gartenland waren nicht alle Siedlungsflächen zugäng-

Abb. 10: Rekonstruktion des Siedlungspla-nes Okolište aufgrund der geomagnetischenResultate.

Fig. 10: The reconstruction of the site planin respect to the geomagnetic results.

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lich. Teilweise erschwerte dichter Bewuchs die Arbeit.Im Magnetogramm zeichnet sich deutlich ein umfangreiches

Grabensystem ab, das eine Korrelation zum Höhenmodell auf-weist (Abb. 9-10). Die Gräben überschneiden sich im nördlichenGrenzbereich der Siedlung. Aussagen zum zeitlichen Bezug derGräben sind schwierig, da nur ein Hausgrundriss den innerstenGraben schneidet. Zumindest erscheint die Existenz eines Dop-pel- oder Dreifachgrabensystems möglich. An mindestens zweiStellen weisen Grabendurchbrüche auf Zugangssituationen hin.Aufgrund der erwähnten Korrelation zwischen Geländehöhe undGrabenhöhen lassen sich auch für nicht prospektierte Flächendie Grabenpositionen rekonstruieren. Die durch den Grabenumschlossene Fläche beträgt demnach 3,86 ha. Es deutet sichdie Fortsetzung des Grabensystems in westlicher Richtung an, sodass die Existenz einer Außensiedlung in Betracht zu ziehen ist.Sie konnte im Bohrprogramm über flachgründigere Kulturschich-ten bereits postuliert werden.

Eine Überraschung stellen die sich teilweise klar abzeichnen-den Hausstrukturen dar (Abb. 9-10). Die erkennbaren Häuserweisen Längen von 12-13 m und Breiten zwischen 6-8 m auf.Ihre Ausrichtung ist einheitlich NO-SW. Allein in der prospektier-ten Fläche lassen sich 54 dieser Häuser identifizieren. Im Detailkönnen in einzelnen Häusern über die geomagnetischen Mes-sungen Wände, mögliche Raumaufteilungen und pro Haus zweiÖfen identifiziert werden, was Ausgrabungsbefunden aus Obre IIentspricht. Teilweise sind gleich ausgerichtete unverbrannte Häu-ser erkennbar, die sich über Pfostenspuren abzeichnen.

Weniger deutlich zeigen sich NW–SO ausgerichtete Häuser,die 7-9 m lang und 3,5-4 m breit sind. In der prospektiertenFläche treten 10 solche Befunde in Erscheinung, ohne dass Innen-strukturen erkennbar wären. Diese Haustypen waren bereits inden oberen Grabungsschichten erkennbar. Mindestens ein Hausließ sich sicher rekonstruieren (s.o.). Von den größeren Häusernwurde mit Sicherheit bislang ein Objekt im Schnitt 4, ein weitereswohl in Schnitt 3 nachgewiesen (Abb. 3). Die Siedlungsschicht mitden kleineren Hausobjekten ist jünger als die Phase mit den grö-ßeren Häusern.

Bereits oben wurde darauf hingewiesen, dass es sich bei denkleineren Häusern der jüngeren Phase im Grabungsareal vorallem um unverbrannte Befunde handelt, bei denen der älterenum verbrannte Rotlehme. Die Detailabbildung zu den geomag-netischen Verhältnissen im Bereich der Grabungsschnitte ver-deutlicht, dass insbesondere die ausgegrabenen verbrannten Struk-turen sich als Lücken der geomagnetisch sichtbaren größeren Häu-ser abzeichnen. Es ist also nicht erstaunlich, dass sich bei derProspektion wesentlich mehr NO-SW als SW-NO ausgerichteteHäuser abzeichneten.

Für die relativchronologisch ältere Position der größeren Häu-ser lassen sich neben den Beobachtungen auf der Ausgrabungenauch die indirekten Hinweise aus dem geomagnetischen Befund-bild gewinnen. Die sicheren geomagnetischen Befunde konntenim zentralen Bereich der Siedlung (405,5-404,50 m ü.NN) be-obachtet werden. Im durch Erosion beeinträchtigten Randbereichnahe dem Grabensystem (unter 404,50 ü.NN) waren keine in-terpretierbaren Befunde zu erkennen. Offensichtlich ist in diesemBereich die spätneolithischen Siedlungsschicht durch die Erosiongestört. Die ableitbare Tiefenposition der Hausbefunde in der Lagezwischen 405-404.50 ü.NN entspricht gut dem im Planum Schnitt

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4 erfaßten Hausbefund bei 404,80 ü.NN.Zusammenfassend wurde in Okolište also eine spätneolithische

Raumstruktur geomagnetisch erfasst, die zwar über die Grabungs-ergebnisse datiert, aber in ihren Funktionsbezügen, ihrer Fein-chronologie und in ihrem Bezug zu den siedlungsinternen Pro-zessen nur mithilfe von neuen Grabungen interpretiert werdenkann.

Obre II

1963-1966 führte A. Benac Ausgrabungen in der butmirzeitli-chen Siedlung Obre II durch. 1967 und 1968 erfolgten die Fort-setzung der Untersuchungen durch ein jugoslawisch-amerikani-sches Unternehmen. In den Horizonten 1-7 wurden zahlreicheHausbefunde nachgewiesen. Es dominieren kleine NNO-SSWausgerichtete Häuser (Länge 7-9 m, Breite 3,5-5m).

Auch hier erfolgte eine geomagnetische Prospektion im zentra-len Bereich der Siedlung (Abb. 11). Im Magnetogramm wurdenregelmäßige Befunde erkannt (Länge 8-9 m, Breite 3,5-4 m),die in ihrer Ausdehnung den aus den Altgrabungen bekanntenHausbefunden entsprechen. Die größte Übereinstimmung bestehtzu den ergrabenen Häusern der Horizonte 1-3 (vgl. Benac 1971,Beilage 5-7). Für Obre II deutet sich im Bereich der oberen Sied-lungshorizonte im Magnetogramm weiträumig eine enge Bebau-ung mit kleinen Häusern an. Es lassen sich mindestens 42 N-Sausgerichtete Häuser in mindestens 5 Häuserzeilen parallel aus-gerichtet mit der Giebelseite nach Süden erkennen.

Die Ergebnisse der Altgrabung und der geomagnetischen Pro-spektion können mit dem für die jüngste Siedlungsphase in Oko-lište erkannten Siedlungsmuster verglichen werden. Obwohl in

Abb. 11: Höhenmodell und geomagnetischeResultate in Obre II. Eingezeichnet sind diejugoslawisch-amerikanischen Grabungs-schnitte.

Fig. 11: Altitude model and geomagneticresults in Obre II. Marked are the trenchesof the older jugoslav-american excavation.

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Okolište nur wenige Hausbefunde geomagnetisch nachgewiesenwerden konnten, spricht die vergleichbare Hausgröße (4-5 m x10 m) möglicherweise für einen gleichen Zeitansatz. Dies wirddurch die amerikanisch-jugoslawischen Grabungsergebnisse be-stätigt: die genannten oberen Horizonte ergaben eine vergleich-bare Datierung nach Butmir III.

Zentralsiedlung – Satellitensiedlungen

Obwohl aufgrund der äußeren Umstände weder in Obre II nochin Dolni Mostre der gesamte Tell flächig geomagnetisch prospek-tiert werden konnte, sprechen die kleineren Flächen mit spätneo-lithischen Scherbenfunden, geringere Schichtmächtigkeiten undgeringere Geländeunterschiede für wesentlich kleinere Siedlungs-komplexe als in Okolište (Abb. 1). Dies entspricht auch den Anga-ben von Peric (1995) für andere Siedlungshügel im Visoko-Be-cken. Vermutlich dürfen wir also von einer Zentralsiedlung inOkolište und gleichzeitigen kleineren Siedlungen im Visoko- bzw.Zenica-Becken ausgehen.

Zusammenfassung und Ausblick zur zukünftigen Grabungs-strategie

Die dargestellten Zwischenergebnisse zeigen ein immenses Po-tential an, das durch die feine Grabungsmethode bei gleichzeiti-ger Durchführung von Untersuchungen eines gesamten Siedlungs-hügels und der Kleinregion entstehen kann. Die bisherigen Er-gebnisse belegen für einen der größten Siedlungshügel Südos-teuropas eine wohl dichte Bauarchitektur, in der sich im oberstenSiedlungshorizont Werkplätze, Hausgrundrisse und besondereVerteilungsprinzipien für Dekorationsmotive, also Zeichen, andeu-ten. Die oberen Schichten belegen eine Siedlungstätigkeit im 48./47. bzw. 46./45. vorchristlichen Jahrhundert. Die Wirtschafts-weise war auf die Rinderhaltung spezialisiert (A. Bennecke, Deut-sches Archäologisches Institut Berlin), die für die Ressourcennut-zung des Visokobeckens besser geeignet ist als z.B. Caproviden-haltung, und die entwickelte Landwirtschaft mit Sommer- undWintergetreiden ermöglichten die Größe der Siedlung (B. Kučan,Institut für Küstenforschung Wilhelmshaven, vgl Beitrag): Bei ei-nem Übertrag der Bebauungsdichte vom geophysikalisch pros-pektierten gegrabenen Teil auf den gesamten besiedelten Bereichist mit ca. 150-200 Haushalten, also über 1000 Einwohnern zurechnen. Dies ist eine Siedlungsgröße, wie sie für neolithischeVerhältnisse in Europa ungewöhnlich ist und die die besondereFunktion von Okolište an der Bosna-Neretva-Route belegt. Umsospannender wird es sein, sowohl durch die Grabung der weite-ren Siedlungsschichten mit zeitlicher Tiefe als auch durch das Ein-beziehen der benachbarten kleineren Siedlungen in räumlicherPerspektive ein diachrones Bild erforschen zu können.

Danksagung

An den Untersuchungen in Bosnien sind neben den Autoren A.Bennecke (Paläozoologie, Deutsches Archäologisches Institut Ber-lin), B. Ducke (Geomagnetik, Institut für Archäologie, Bauforschungund Denkmalpflege Bamberg), S.J. Hodović (Stadtmuseum Viso-ko), D. Kučan (Botanik, Institut für Küstenforschung Wilhelmsha-ven), W. Schulz (Pedologie, Institut für Geographie Köln) beteiligt.Allen gebührt erheblicher Dank.

www.jungsteinSITE.deKujundžič-Vejzagič/Müller/Rassmann/

Schüler

Okolište – Grabung und Geomagnetik

Artikel vom 24. Januar 2004

Seite 14

Literatur

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© Text und Abbildungen(soweit nicht anders vermerkt):Johannes Müller/Knut Rassmann

Kontakt:Prof. Dr. Johannes MüllerProfessur für Ue- und frühgeschichtli-che ArchäologieInstitut für Archäologie, Bauforschungund DenkmalpflegeUniversität BambergAm Kranen 14D-96045 BambergE-Mail: [email protected]

Dr. Knut RassmannRömisch-Germanische-Kommission desDeutschen Archäologischen InstitutsPalmengartenstr. 10-12D-60325 Frankfurt am MainE-Mail: [email protected]