2011 1930 - fussballmuseum.de · Bergisch Gladbach nach dem Gewinn des DFB-Pokals, 1981 Kommentar...

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1930—2011

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Seit 1970 ist der Frauenfußball ein wichtiger Bestandteil im DFB. Die Frauen-Nationalmannschaft hat mit ihren Erfolgen hierzu einen ganz wichtigen Beitrag geleistet. Zurecht genießt sie daher großes Ansehen und hohe Sympathiewerte in der

Bevölkerung. Die WM 2011 im eigenen Land soll dieser guten Entwicklung nochmals einen positiven Schub geben. Freuen wir uns also auf dieses Ereignis, freuen wir uns auf ein großes Fußballfest. Die Ausstellung „FrAuEN SchrEiBEN FuSSBALLgESchichtE“, die von unserer Stiftung DFB-Fußballmuseum realisiert worden ist, wird dabei ganz sicher einen Beitrag leisten für eine positive Einstimmung. in diesem Sinne wünsche ich allen gästen und Besuchern des Bundeskanzleramtes interessante impressionen beim rundgang durch die Ausstellung.

Dr. Theo ZwanzigerPräsident des Deutschen Fußball-Bundes

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in diesem Sommer ist Deutschland gastgeber der 6. FiFA Frauen-Welt-meisterschaft. ich freue mich, an-lässlich der Frauen-WM gemeinsam mit der Stiftung DFB-Fuß ball museum die Ausstellung „FrAuEN SchrEi-BEN FuSSBALLgESchichtE“ im

Bundeskanzleramt präsentieren zu können. Die kleine Zeitreise durch die geschichte des Frauenfußballs ver-deutlicht auf bemerkenswerte Weise, welche höhen und tiefen den großen Erfolgen des deutschen Frauen-fußballs vorausgegangen sind. Allen Besucherinnen und Besuchern wünsche ich interessante Eindrücke und nicht zuletzt unserem Frauen-team eine erfolgreiche Weltmeisterschaft 2011.

Dr. Angela MerkelBundeskanzlerin

Den großen Erfolgen des deutschen Frauenfußballs geht eine wechselvolle geschichte voraus, die den gesellschaftlichen Zeitgeist widerspiegelt.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts brechen Frauen in die bisherige Männerdomäne Fußball ein und gründen, zunächst in England, eigene Vereine. Ab 1921 verhin-dern dann die Fußballver bände organisierte Strukturen im Frauenfußball, da er dem damaligen Frauenideal widerspricht. Ab 1936 wird die haltung zum Frauenfuß-ball radikaler, unter der NS-Diktatur ist er moralisch geächtet. Auch in der Nachkriegszeit hat der Frauen-fußball in Deutschland einen schweren Stand. Erst auf einem Bundestag 1970 schafft der DFB Strukturen für den organisierten Spielbetrieb, den er 1955 in seinen Statuten noch unterbunden hat: Eine Erfolgsgeschichte nimmt ihren Anfang. Das Jahr 2011 wird nun zum bishe-rigen höhepunkt in der auch globalen Entwicklung des Frauenfußballs: Deutschland ist gastgeber der FiFA Frauen-WM.

Von den AnfänGen bis zur fifA frAuen-wM 2011

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Frauen-Fußballmannschaft des SV 09 Korbach, 1972/73

Steffi Jones, Präsidentin des Organisationskomitees der WM 2011, mit FIFA-Präsident Joseph Blatter, 2010

Meisterfeier des 1. FFC Tur-bine Potsdam 2010: Fatmire Bajramaj und Anna Felicitas Sarholz

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Die ursprünge des modernen Frauenfußballs liegen, wie bei den Männern, im England des 19. Jahrhunderts. Obwohl die Frauen zu dieser Zeit in ganz Europa vom Sportbetrieb weitgehend ausgeschlossen sind, gründet die Frauenrechtlerin Nettie honeyball im Jahr 1894 mit dem „British Ladies’ Football club“ den weltweit ersten eigenständigen Frauenfußballverein. Ein Jahr später findet vor mehr als 10.000 Zuschauern in London das erste „Ladies’ Football Match“ statt. Frauen erkämpfen sich nun zunehmend mehr rechte.

im 1. Weltkrieg ersetzen sie die einberufenen Männer, arbeiten in den Fabriken und treffen sich zum Fußball. Es entstehen Vereine wie der „Dick, Kerr’s Ladies Fc“, der aus Arbeiterinnen einer Munitionsfabrik besteht und 1920 eine Partie vor 53.000 Zuschauern bestreitet. Auch internationale Vergleiche werden ausgetragen. 1921 existieren in England etwa 150 Frauenmann-schaften. Doch im gleichen Jahr werden sie vom Ver-band geächtet. Einige clubs bleiben bestehen, der Boom flaut jedoch ab.

die frühzeit des frAuenfussbAlls

Der „Dick, Kerr’s Ladies FC”, um 1917

Ankündigungsplakat eines Frauen-Fußballspiels in England, 1895

links: „Englische Damen beim Fußballspiel”, Vorlage aus „The Graphic“, 1895

rechts: Nettie Honey-ball, Initiatorin und Kapitänin des ersten Frauenfußball-clubs, 1895

in der Zeit der Weimarer republik gilt das Fußballspiel als eindeutig männlich geprägter Kampfsport. trotz-dem gründen sich vereinzelt Frauenmannschaften. So ist in der chronik des hSV Barmbek-uhlenhorst für das Jahr 1924 eine Frauenabteilung verzeichnet. Der sozialistische Arbeiter-turn- und Sportbund (AtSB) listet 1927 unter den Mitgliedern seiner Fußballsparte, der allerdings das hockeyspiel zugerechnet wird, 633 sicherlich zum teil fußballspielende Frauen auf. Auch an universitäten bilden sich Frauenmannschaften.

1930 kommt es zur gründung des 1. DDFc Frankfurt. Die 19-jährige Frankfurter Metzgerstochter Lotte Specht sucht öffentlichkeitswirksam per Zeitungs-anzeige gleichgesinnte Frauen und stößt auf große resonanz. Die 35 Spielerinnen engagieren sogar einen trainer, mangels gegnerinnen sind die Frauen meist unter sich. Die Vereinsmitglieder werden in der Öffent-lichkeit als „Mannsweiber“ verspottet und verunglimpft. Der Damenfußballclub löst sich schon 1931 wieder auf.

die ersten frAuenfussbAllVereine

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Spielerinnen des 1. DDFC Frankfurt, März 1930

Spielerinnen des 1. DDFC Frankfurt beim Trai-ning, März 1930

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in den 1950er Jahren ist Fußball auch bei Frauen populär. Verbandspolitisch findet der Frauenfußball in Deutschland aber zunächst keine unterstützung. Der DFB beschließt auf einem Bundestag 1955, Frauen-fußball in seinen reihen nicht zuzulassen, da sich dieser Sport für Frauen nicht eigne. Der Spielfreude der Frauen tut dies keinen Abbruch: Besonders im ruhr gebiet und in teilen Süddeutschlands gründen begeisterte Fußballspielerinnen eigene Vereine, natio-nale und internationale Spiele werden organisiert.

1956 findet in Essen vor mehr als 18.000 Zuschauern das erste einer reihe inoffizieller Länderspiele statt. Ende der 1960er Jahre spielen in der Bundesrepublik geschätzte 40.000—60.000 Mädchen und Frauen Fußball — einige davon sogar in Abteilungen von DFB-Vereinen: Die Ablehnung in den Verbänden weicht allmählich auf, der Frauen- und Mädchenfußball ist auf dem Vormarsch. Auch in der DDr spielen Frauen Fußball in Vereinen, jedoch ohne organisatorische und finanzielle Förderung.

frAuenfussbAll in den 50er und 60er JAhren

Inoffizielles Frauenländer-spiel Deutsch-land — Nieder-lande am 13.10.1957 in Berlin

rechts:Szene aus einem inoffiziellen Län-derspiel gegen die Niederlande, An-fang 1960er Jahre

links:Werbung, 1957

Am 31. Oktober 1970 beschließt der DFB-Bundestag offiziell die „Zulassung von Damenfußballspielen“. Die Spielzeit ist zunächst auf 2 x 30 Minuten begrenzt, Stollenschuhe sind tabu, gespielt wird mit kleinem Ball. Bereits 1972 verzeichnet der Deutsche Fußball-Bund 111.579 weibliche Mitglieder und 1.788 Frauenteams. 1974 wird die tuS Wörrstadt erster Deutscher Meister, 1981 gewinnt die SSg 09 Bergisch gladbach das End-spiel um den neu eingeführten DFB-Pokal der Frauen. 1982 gründet der Verband die Frauen-Nationalmann-schaft.

Die Einführung der Bundesliga in der Saison 1990/91 verleiht dem Frauenfußball einen weiteren Schub. Nur wenige Monate zuvor, am 9. Mai 1990, bestreitet die DDr-Frauenfußball-Nationalmannschaft gegen die cSFr ihr erstes und einziges Länderspiel. Der Beitritt des Nordostdeutschen Fußballverbandes zum DFB am 21. November 1990 in Leipzig besiegelt auch im Frauenfußball die Deutsche Einheit.

der offizielle sPielbetrieb

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Spielerinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach nach dem Gewinn des DFB-Pokals, 1981

Kommentar von Hertha-Spieler Uwe Witt in der „Bild“ vom 4. November 1970

„Kicker“-Sonderheft zur Einführung der „Damen- Fußball-Bundesliga“, 1990

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Am 10.11.1982 bestreitet die Frauen-Nationalmannschaft gegen die Schweiz ihr erstes offizielles Länderspiel, innerhalb weniger Jahre stößt sie an die Weltspitze vor. Europameister 1989, 1991, 1995, 1997, 2001, 2005, 2009; drei olympische Bronzemedaillen 2000, 2004 und 2008 und zudem als Krönung die WM-Siege 2003 und 2007 — Die Elf wird zum weiteren Aushängeschild des DFB.

Die vorbildhafte Nachwuchsarbeit des Verbandes spie-gelt sich in den Erfolgen im Jugendbereich wider: Die u-17-Juniorinnen gewinnen 2008 und 2009 die EM, die u-19 holt gleich fünf EM- und einen WM-titel, die u-20 triumphiert 2010 bei der WM im eigenen Land. Für den hohen Stellenwert des deutschen Frauenfußballs ste-hen ebenso die Vereine der Frauenfußball-Bundesliga. Sie sorgen auch auf internationaler Ebene für Furore. Mit drei Siegen im uEFA Women’s cup 2002, 2006 und 2008 ist der 1. FFc Frankfurt der top-Verein in Europa. Der 1. FFc turbine Potsdam gewinnt diesen Pokal 2005 und dazu 2010 die uEFA Women’s champions League.

die Grossen erfolGe der frAuen

Spielerinnen mit DFB- Präsident Dr. Zwanziger nach dem WM-Sieg 2007

links:Mittelstürmerin Birgit Prinz im EM-Finale gegen England, 2009

rechts:Titelblatt der Zeitschrift „Emma“ anlässlich des ersten EM-Siegs einer deutschen Frauen-National-mannschaft 1989

Fünf Jahre nach dem unvergessenen „Sommermär-chen“ findet mit der FiFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 erneut ein Fußball-großereignis in Deutschland statt. unter dem Motto „20Elf von seiner schönsten Seite!“ messen sich in der Zeit vom 26. Juni bis zum 17. Juli die 16 besten Mannschaften im Kampf um die WM-Krone.

Der DFB will mit seinem Präsidenten Dr. theo Zwan-ziger, wie schon 2006, ein überzeugender gastgeber sein: Breite und engagierte unterstützung erfährt dieses Ziel durch Politik, Wirtschaft, Sport, Medien und Kultur. Steffi Jones, die bekannte ehemalige National-spielerin, ist die Präsidentin des Organisationskomitees der WM. Mit ihrem vielköpfigen team setzt sie sich dafür ein, dass das bevorstehende Weltfestival des Frauenfußballs für die Sportlerinnen, Fans und gäste aus aller Welt ein stimmungsvolles, unvergessliches Erlebnis wird. Das turnier möchte nicht zuletzt auch dazu beitragen, das Ansehen des Frauenfußballs nach-haltig zu steigern und die integrative Kraft dieses Sports zu betonen.

die fifA frAuen-wM 2011 in deutschlAnd

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Steffi Jones, Präsidentin des Organisa-tionskomitees der WM 2011, mit Bundes-kanzlerin Angela Merkel, 2008

Eröffnung des OK-Büros für die FIFA Frauen-WM 2011 in der DFB-Zentrale am 25. Januar 2008

Trainerinnen und Trainer der Gruppe A bei der Aus losungszeremonie zur WM 2011

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Von den über eine Million weiblichen DFB-Mitgliedern spielen inzwischen fast 700.000 selbst aktiv Fußball. Die deutsche Erfolgsgeschichte des Frauenfußballs soll auch in Zukunft weitergeschrieben werden. 1983 startet die Aktion „Mädchen spielen Fußball“, um den Nachwuchs für diesen Sport zu gewinnen.

„tag des Mädchenfußballs“, Ausrichtung von turnieren oder die gründung von speziellen Mädchenfußball-Ags: Zahlreiche initiativen und Projekte unterstützen die nachhaltige Entwicklung des Mädchenfußballs. Zur Förderung der Kooperation von Schule und Verein hat der DFB im Vorfeld der FiFA Frauen-WM zudem die Kampagne „team 2011“ ins Leben gerufen. Alle diese Programme sollen mit dazu beitragen, dass die Vision von FiFA-Präsident Joseph Blatter wahr wird: „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich.“

die förderunG des MädchenfussbAlls

Fußballturnier der F-Jugend, Marl 2010

rechts: U-20-Länderturnier Niederrhein – Brandenburg, 2006

links: „Fußball-Kids“

IMPrESSUM

Broschüre zur gemeinsamen Ausstellung „FrAuEN SchrEiBEN FuSSBALLgESchichtE“ der Stiftung DFB-Fußballmuseum ggmbh und dem Presse- und informationsamt der Bundesregierung im Bundes-kanzleramt, Berlin 2011

HerausgeberPresse- und informationsamt der Bundesregierung11044 Berlin

StandApril 2011

DruckSilber Druck ohg34266 Niestetal

Foto/Bildnachweisetitel: picture-alliance/dpa; Seite 2: picture- alliance/dpa; Seite 3 oben: Bundesregierung/Laurence chaperon; Seite 3 unten: Alfred harder; Seite 4 oben: imago; Seite 4 unten links: privat; Seite 4 unten rechts: Bongarts/getty images; Seite 5 oben links: Vorlage aus „the graphic“; Seite 5 oben rechts: FiFA Museum collection; Seite 5 unten links: FiFA Museum collection; Seite 5 unten rechts: FiFA Museum collection; Seite 6: „Das illustrierte Blatt“; Seite 7 oben: picture-alliance/dpa; Seite 7 unten links: hansaplast; Seite 7 unten rechts: privat; Seite 8 oben links: „Kicker“; Seite 8 oben rechts: picture-alliance/roland Wischel; Seite 8 unten: „Bild“; Seite 9 oben: Bongarts/getty images; Seite 9 unten links: picture-alliance/dpa; Seite 9 unten rechts: „Emma“; Seite 10 oben: picture- alliance/dpa; Seite 10 unten links: Bongarts/getty images; Seite 10 unten rechts: imago; Seite 11 oben links: picture- alliance/Picture Press; Seite 11 oben rechts: Bongarts/getty images; Seite 11 unten: picture- alliance/augenklick

Diese Broschüre ist teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundes regierung. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt.