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Banja, Heliskiing oder eine Troika-Fahrt über den Goldenen Ring. Man muss nicht immer frieren in der kalten Jahreszeit. Es reicht schon, das richtige Gegenrezept zu finden. RBTH zeigt, wie es am besten geht. SEITE 8 Jedes Jahr aufs Neue veranstaltet der Russian Club of Luxembourg einen prachtvollen Ball zum Neu- jahrsfest. Dabei geht es nicht nur um Glorie und Glamour einer feinen Gesellschaft. SEITE 7 Die Winterolympiade in Sotschi war bei berechtigter Kritik an den enormen Kosten ein voller Erfolg. Dennoch hat es ausgerechnet ein Pannenbild von der allseits gelobten Eröffnungsfeier zu den Symbolfotos der Spiele geschafft die Blume verwandelte sich nicht in den fünften Ring. Genau wie in Sotschi hat Russland im scheidenden Jahr Siege gefeiert und Rückschläge erlitten, von denen nicht wenige hausgemacht waren. Die Wirtschaft ächzt unter dem Druck der Sanktionen. Die Inflationsrate ist gestiegen und der Rubelkurs befindet sich im freien Fall. Die Opposition ist drei Jahre nach der größten Protestwelle dank Zerstrittenheit und staatlichem Druck in ihren Dornröschenschlaf zurückgefallen. RBTH zeigt die wichtigsten Momente für Russland auf. SEITEN 45 Die politischen Spannungen rund um die Ukraine haben eine gefährliche Sanktions- spirale auf beiden Seiten entfesselt. Den Schaden trägt die Wirtschaft. Ist die Absage an South Stream ein vorläufiger Höhepunkt? SEITEN 3 UND 6 RUSSISCHER WINTER VON SEINER SCHÖNSTEN SEITE RUSSISCHES NEUJAHR IN LUXEMBURG: FEIERN MIT SINN WIRTSCHAFT IN BEDRÄNGNIS de.rbth.com FÜR DEN INHALT IST AUSSCHLIESSLICH DIE REDAKTION VON RUSSIA BEYOND THE HEADLINES (RUSSLAND) VERANTWORTLICH. Die monatlichen Beilagen erscheinen in verschiedenen Sprachen in führenden internationalen Tageszeitungen: The Daily Telegraph, Le Figaro, The New York Times, La Repubblica and El Pais. Donnerstag, 18. Dezember 2014 Ausgabe für Luxemburg Diese Beilage erscheint exklusiv im DIE NÄCHSTE AUSGABE erscheint am 6. Februar 2015 Das Jahr im Rückblick: Russlands Siege, Russlands Rückschläge In Luxemburg wird die Printausgabe von RBTH dem „Tageblatt“ einmal monatlich beigelegt. MÖCHTEN SIE EIN INTERNATIONALES PUBLIKUM ERREICHEN, PLATZIEREN SIE IHRE WERBUNG BEI UNS. Kontaktieren Sie unser Moskauer Büro per Tel. +7 (495) 775 3114 oder via e-mail: [email protected] RBTH-Archiv: de.rbth.com/e-paper Werden Sie Fan auf Facebook oder folgen Sie uns auf Twitter! RUSSIA BEYOND THE HEADLINES IST EIN MEHRSPRACHIGES INFORMATIONSANGEBOT ÜBER RUSSLAND UND DESSEN ROLLE IN DER WELT. ES BIETET ARTIKEL ZU RUSSISCHER POLITIK, DEM GESCHÄFTSLEBEN, KULTUR UND WISSENSCHAFT, DARÜBER HINAUS ANALYTISCHE BEITRÄGE UND REVIEWS FÜR EINE BREITE LESERSCHAFT UND FÜR EXPERTEN. WER WIR SIND 20 Webseiten 30 Millionen Leser 13% einflussreiche Leser 2 Millionen Besucher monatlich 24 Länder 16 Sprachen 30 Printausgaben AP LORI/LEGION MEDIA

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Monatliche Beilage über Russland im Tageblatt, Luxemburg

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Banja, Heliskiing oder eine Troika-Fahrt über den Goldenen Ring. Man muss nicht immer frieren in der kalten Jahreszeit. Es reicht schon, das richtige Gegenrezept zu finden. RBTH zeigt, wie es am besten geht.SEITE 8

Jedes Jahr aufs Neue veranstaltet der Russian Club of Luxembourg einen prachtvollen Ball zum Neu-jahrsfest. Dabei geht es nicht nur um Glorie und Glamour einer feinen Gesellschaft.SEITE 7

Die Winterolympiade in Sotschi war bei berechtigter Kritik an den enormen Kosten ein voller Erfolg. Dennoch hat es ausgerechnet ein Pannenbild von der allseits gelobten Eröffnungsfeier zu den Symbolfotos der Spiele geschafft – die Blume verwandelte sich nicht in den fünften Ring. Genau wie in Sotschi hat Russland im scheidenden Jahr Siege gefeiert und Rückschläge erlitten, von denen nicht wenige

hausgemacht waren. Die Wirtschaft ächzt unter dem Druck der Sanktionen. Die Inflationsrate ist gestiegen und der Rubelkurs befindet sich im freien Fall. Die Opposition ist drei Jahre nach der größten Protestwelle dank Zerstrittenheit und staatlichem Druck in ihren Dornröschenschlaf zurückgefallen. RBTH zeigt die wichtigsten Momente für Russland auf. SEITEN 4–5

Die politischen Spannungen rund um die Ukraine haben eine gefährliche Sanktions-spirale auf beiden Seiten entfesselt. Den Schaden trägt die Wirtschaft. Ist die Absage an South Stream ein vorläufiger Höhepunkt?SEITEN 3 UND 6

RUSSISCHER WINTER VON SEINER SCHÖNSTEN SEITE

RUSSISCHES NEUJAHR IN LUXEMBURG: FEIERN MIT SINN

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F Ü R D E N I N H A L T I S T A U S S C H L I E S S L I C H D I E R E D A K T I O N V O N R U S S I A B E Y O N D T H E H E A D L I N E S ( R U S S L A N D ) V E R A N T W O R T L I C H .

Die monatlichen Beilagen erscheinen in verschiedenen Sprachen in führenden internationalen Tageszeitungen: The Daily Telegraph, Le Figaro, The New York Times, La Repubblica and El Pais.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Ausgabe für Luxemburg

Diese Beilage erscheint exklusiv im

DIE NÄCHSTE AUSGABE erscheint am

6. Februar 2015

Das Jahr im Rückblick: Russlands Siege, Russlands Rückschläge

In Luxemburg wird die Printausgabe von RBTH dem „Tageblatt“ einmal monatlich beigelegt.

MÖCHTEN SIE EIN INTERNATIONALES PUBLIKUM ERREICHEN, PLATZIEREN SIE IHRE WERBUNG BEI UNS.

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2 POLITIK

Donnerstag, 18. Dezember 2014 Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

JEWGENIJ LEWKOWITSCHFÜR RBTH

Ende 2011 gab plötzlich die Straße den

politischen Ton in Russland an. Der

Kreml schien zunächst machtlos gegen

die vereinte Opposition. Am Ende ging

er jedoch als Sieger hervor.

Drei Jahre nach dem SturmOPPOSITION Im Winter 2011 herrschte Aufbruchstimmung – heute ist davon nicht mehr viel zu spüren

Es war wohl der heißeste Dezember in Russlands jüngster Geschichte. Zu-mindest politisch gesehen. Ende 2011 ging eine Welle des Protests durch das Land. In Moskau waren bis zu 150 000 Menschen auf der Straße. Drei Jahre später sieht es ganz anders aus: Großdemos sind eine Seltenheit geworden, und Putins Zustimmungs-werte befi nden sich wieder in komfor-tabler Höhe. Die Anführer der Oppo-sitionsbewegung wurden dagegen fak-tisch „neutralisiert“: Einige von ihnen sitzen im Gefängnis, andere haben das Land verlassen, wieder andere wur-den in die Staatsduma gewählt. Wie ist es der Regierung gelungen, die Op-position zu zerschlagen, die, wie es da-mals schien, den Kreml so stark in Be-drängnis bringen konnte?Zum Ausgang der Dumawahlen ver-kündete am Abend des 4. Dezembers 2011 ein staatlicher Fernsehkanal, der gerade über die ersten Hochrechnun-gen informierte, dass die regierende Partei Einiges Russland 146 Prozent der Wählerstimmen gewonnen habe. Dabei handelte es sich zwar um einen peinlichen Fehler – der wurde jedoch zum ironischen Symbol für die Zwei-fel an der Gültigkeit der Wahlen. So holte in Tschetschenien Einiges Russ-land 98,6 Prozent der Stimmen und in Moskau 46,6 Prozent statt der 30 prog-nostizierten in Exit-Poll-Umfragen. Diese laut Opposition absurden Ergeb-nisse empörten viele Wählerinnen und Wähler.Lange vor dem Urnengang hatte die oppositionelle Bewegung Solidarnost eine Protestaktion für den Tag nach der Wahl angemeldet. Dass sich am Ende ganze 15 000 Menschen versam-meln, um gegen die Wahlergebnisse zu protestieren, hätte jedoch niemand für möglich gehalten.„Wir hatten nicht damit gerechnet, dass so viele kommen würden, waren geradezu überrumpelt und wussten nicht, wie wir dieser Flut organisato-risch Herr werden konnten“, erinnert sich Boris Nemzow, ehemaliger Vize-Premier und einer der Anführer von Solidarnost.

Die Geburtsstunde der oppositionellen BewegungDie Massendemonstration vom 5. De-zember 2011 – an diesem Tag wurde quasi die neue oppositionelle Koaliti-on zwischen Liberalen, Linken und Nationalisten geboren – endete mit dem improvisierten Versuch, zum Kreml zu „spazieren“. Die Polizei riegelte die Straßen ab und löste die Demonstra-tion in entschiedener Weise auf. Mehr als 3000 Teilnehmer wurden verhaf-tet, Alexej Nawalny und Ilja Jaschin 15 Tage unter Arrest gestellt. Am nächsten Morgen rückten in Moskau Truppen des Innenministeriums aus, doch mit diesem Schritt verärgerte die Regierung die Bürger umso mehr, so-dass eine Woche später wieder etwa 100 000 Menschen auf die Barrikaden gingen, und zwar auf dem zentralen Bolotnaja-Platz. Und bereits an jenem 10. Dezember kam es zu einer ersten ernsthaften Spaltung im Kreis der Organisatoren. Die Koalition aus Oppositionellen hatte zuvor eine Protestaktion geplant, die am Revolutionsplatz nur 300 Meter von den Mauern des Kremls entfernt statt-finden sollte. Die Stadtverwaltung hatte den Antrag für die Demonstra-tion jedoch unter dem Vorwand abge-lehnt, dass an diesem Tag der Platz nicht zur Verfüngung stünde: Es wären Instandhaltungsarbeiten an unterir-dischen Leitungen geplant. Weil ein Teil der Organisatoren den Kompromiss mit der Stadtregierung suchte, ein anderer auf den Revoluti-onsplatz als Demonstrationsort be-stand, kam es zum Konfl ikt und offe-nen Streit. Am Ende setzten sich die Gemäßigten durch, und die Großkund-gebung fand, wie von Moskaus Offi-ziellen gewünscht, auf dem Bolotna-ja-Platz statt. Der Platz liegt gegen-

über dem Kreml am anderen Ufer der Moskwa und war an dem Tag kompett abgeriegelt.„Russlands Demokraten hatten sich schon früher erfolglos versucht zu ei-nigen. Bei den Nationalisten stand stets die Hälfte der Anführer im Verdacht, mit dem Inlandsgeheimdienst FSB zu kooperieren“, meint Andrei Kozenko, Journalist von meduza.io, einer unab-hängigen Nachrichtenseite im Netz. Kozenko, der die Oppositionsführer damals begleitet hat, erinnert sich, welch unterschiedlicher Meinung die Menschen auf dem Bolotnaja-Platz waren. „Jeder hatte eine andere poli-tische Alternative zu Putins Programm im Gepäck.“

Der endgültige BruchNach dem 10. Dezember verließ Limo-nows Partei Anderes Russland die in-offizielle Straßenkoalition. Sergej Udalzow, ein weitere Anführer der Linken, war zwar ebenso unzufrieden mit der damaligen Situation, doch er blieb bei dem Bündnis, das kurze Zeit darauf den „Koordinationsrat der rus-sischen Opposition“ gründete. Dieser rief seine Anhänger mehrmals pro Monat zu unterschiedlichen Aktionen auf, darunter Menschenketten und Au-to-Demos. Höhepunkt der Protestak-tionen war der 24. Dezember 2011. An dem Tag fand die größte Demonstra-tion mit rund 150 000 Teilnehmern statt. Doch der Eifer der Demonstranten hielt nicht lange an, sodass der Protest der Opposition schnell an Kraft verlor. „Wir begannen zu realisieren, dass die Demos nutzlos waren“, sagt Fußbal-ler Nikita Denisov, der sich an ähnli-chen Protesten in Sankt Petersburg beteiligte. „Die Leute waren ent-täuscht“, erinnert sich die Moskaue-rin Jelena Bobrowa, die bei den Bolot-naja-Demos dabei war. „Wir gingen auf die Straße, um etwas zu bewegen, und trafen nur auf Gleichgültigkeit. Nicht nur bei den Politikern, auch bei Freunden und Verwandten.“Ein letztes Aufbäumen stellte die Kundgebung am Vorabend der Inau-guration Putins nach der gewonnen Wahl am 6. Mai 2012 dar. Es kamen wieder Zehntausende, doch anders als bei vormaligen Aktionen endete die Demo in chaotischen Straßenkämp-fen. Während die Ordnungshüter von einem Versuch, den Platz zu besetzen und zum Kreml durchzubrechen, spra-chen, kritisierten Oppositionelle will-kürliche Gewalt und Provokationen.

Was aus der Opposition wurdeEs folgte der sogenannte Bolotnaja-Prozess, in dem den Anführern der Proteste die Anstiftung zu Krawallen vorgeworfen wurde. Heute sitzt Sergej Udalzow, Chef der Linksfront, für vier-einhalb Jahre im Gefängnis. Alexej Nawalny steht bereits seit einigen Mo-naten unter Hausarrest – ihm wird Be-trug vorgeworfen. Nawalny selbst glaubt, dass ein „hartnäckiger Kampf, den man mit allen legalen Mitteln füh-

ren muss, bevorsteht“. Boris Nemzow wurde 2013 als Oppositioneller in die Duma des Gebiets Jaroslawl gewählt und arbeitet heute 250 Kilometer von Moskau entfernt. Sollte es wieder zu Protesten kommen, werden nicht wie 2011 politische Grün-de im Vordergrund stehen, sondern so-ziale, sagen Experten. „Viele werden über sinkende Einkommen und die steigende Infl ation klagen“, meint der Liberale Wladimir Ryschkow.

Alexej

Nawalny

Sergej

Udalzow

Boris

Nemzow

Der 38-Jährige machte als Gründer mehrerer national-demokratischer Bewegungen von sich reden, bevor er sich auf das Thema Korruption einschoss. Im Wahljahr 2011 prägte er den Slogan „Partei der Gauner und Diebe“ für die Kreml-Par-tei Einiges Russland. Er steht heute wegen Betrug unter Hausarrest.

Der 37-jährige Anführer der linksradikalen Linken Front war einer der enga-giertesten Aktivisten des Protestwinters 2011/2012. Später warf ihm der Kreml vor, Geld aus Geor-gien für die Organisation von Krawallen erhalten zu haben. Er wurde zu 4,5 Jahren Haft verurteilt wegen Anstiftung zu Massenunruhen.

Der 55-Jährige war einst Gouverneur von Nischni-Nowgorod, 1997–98 Vize-Premier in Moskau und gehört zu den alten Grö-ßen der Opposition. Im Winter 2011 organisierte er eine der ersten Demos und stand im Mittelpunkt eines Abhörskandals. Seit 2013 ist er Abgeordneter der Regionalduma von Jaroslawl.

Biografien

5. Dezember Der Tag nach der Dumawahl 2011 gilt als Ge-burtsstunde der Massenprotes-te, als sich zu ei-ner Kundgebung in Moskau über-raschend 15�000 Menschen zusam-menfanden.

24. Dezember Die Kundgebung auf dem Sacha-row-Prospekt, zu der weit mehr als 150�000 Men-schen gekommen sind, gilt als Hö-hepunkt der Pro-testbewegung.

6. Mai Am Tag vor Pu-tins Amtsein-führung fand in Moskau die letz-te Großdemo auf dem Bolotnaja-Platz statt. Es kam zu Straßen-schlachten, an de-nen sich Polizei und Opposition gegenseitig die Schuld geben.

HÖHEPUNKTE

DER

PROTESTE

3ZITAT

JELENA BOBROWADEMONSTRANTIN

Wir gingenauf die Stra-ße, um etwas zu bewegen,und trafen auf Gleich-gültigkeit. Nicht nur bei den Politi-kern.»

«

Boris Nemzow, Sergej Udalzow und Alexej Na-walny (von links nach rechts) gehörten zu den Anführern der russischen Protestbewegung.

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3Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau Donnerstag, 18. Dezember 2014

WIRTSCHAFT

JAMES LAWRENCE FÜR RBTH

Importverbote auf Lebensmittel sollten

eigentlich die russische Vergeltung für

westliche Sanktionen sein. Doch die

Nebenwirkungen sind bereits jetzt in

den Geschäften zu spüren.

Embargo wird zum Boomerang

Als der russische Ministerpräsident Dmitrij Medwedew für ein Jahr die Lebensmittelimporte aus der EU, den USA, Australien und Kanada verbo-ten hat, verfolgte er das Ziel, die anti-russischen Maßnahmen dieser Länder gegen sie selbst zu richten. Die Absicht war, durch das Importverbot von Rind, Schweinefl eisch, Gefl ügel, Fisch, Käse, Milch, Obst und Gemüse Gleiches mit Gleichem zu vergelten.Doch die unbeabsichtigten Nebenwir-kungen dieser tiefgreifenden Maßnah-men ließen nicht lange auf sich war-ten. Trotz der Versprechen, die Nah-rungsmittelmärkte zu stabilisieren und neue zu erschließen, sind die Lebens-mittelpreise innerhalb der letzten drei Monate rapide angestiegen. Diese Ent-wicklung trifft alle Schichten der rus-sischen Gesellschaft.Laut Economist Intelligence Unit (EIU) sind in Russland die Preise für Fleisch und Fleischprodukte innerhalb der letzten vier Monate gegenüber dem Vergleichszeitraum des vorangegan-genen Jahres um 17 Prozent gestiegen. Darüber hinaus hat das Verbot schwer-wiegende Folgen für das erst aufkom-mende russische Gastgewerbe. Der Sektor ist im letzten Jahrzehnt expo-nentiell gewachsen. Viele renommierte EU-Premium-Mar-ken – Parmesankäse aus Italien, Cha-rolais-Rindfl eisch oder Bresse-Gefl ü-gel aus Frankreich – gehören zu den Menüs der Restaurants in Moskau und anderen Großstädten.Russlands Top-Vertreter aus der Gas-tronomie trotzen den Widrigkeiten mit der ureigenen russischen Anpassungs-fähigkeit. Zwar bereitet ihnen das Ver-bot so manche fi nanzielle und logisti-sche Kopfschmerzen, doch sehen sie darin auch eine Chance. Martin Repetto, Geschäftsführer des Radisson Royal Hotels in Moskau, sieht das Problem gelassen: „Ich denke, das Verbot ist eine gute Gelegenheit für die lokalen Produzenten, Marktantei-le gutzumachen. Russland produziert eine große Vielfalt hervorragender Nahrungsmittel, nur haben sich die Restaurantfachleute und die Hoteli-ers zu sehr auf Europa verlassen – die Produkte war einfacher zu bekommen und schnell verfügbar. Was Fleisch an-belangt, bin ich eigentlich ganz froh über das Verbot. Denn jetzt können wir uns auf den Import hochwertiger Produkte aus Lateinamerika konzen-trieren. Da kommt das beste Rind-fl eisch der Welt her.“

PreisdruckWladimir Muchin ist Besitzer und Ge-schäftsführer des angesagten Restau-rants White Rabbit in Moskau. Er sagt, das Verbot habe sein Geschäft nicht wesentlich tangiert, und gibt zugleich zu, die Preise seien infolge dessen ge-stiegen. „Lange vor den Sanktionen haben wir schon begonnen, mit den Produzenten vor Ort zusammenzuar-beiten. Daher kann ich mich nicht über große Schäden beklagen.“„Natürlich müssen wir auf französi-sches Rindfl eisch und französischen Käse verzichten. Aber wir haben Al-ternativen für eine ganze Reihe von Produkten gefunden: Fisch, der frü-her aus Frankreich kam, beziehen wir jetzt aus der Türkei, aus Tunesien und Marokko; Obst, Früchte und Kräuter bekommen wir vor Ort, und in den Wintermonaten importieren wir sie aus Usbekistan, Aserbaidschan, Süd-afrika und China“, so Muchin.Außerhalb von Moskau scheint die Branche etwas reservierter zu sein in der Bewertung der Embargofolgen für ihr Geschäft. Fabian Moritz-Mueller – Assistent der Geschäftsleitung des Kempinski-Hotels Moika 22 in Sankt Petersburg – meint, wenn europäische Produkte in Russland auch verfügbar seien, müssten die Kunden dafür doch tief in die Tasche greifen. „Nach dem Verhängen der Sanktionen hat es eine Weile gedauert, bis diese sich hinsicht-lich der Verfügbarkeit ausgewirkt haben“, sagt er.

„Selbst nach drei Monaten ist nahezu alles zu bekommen, wenn auch zu hö-heren Preisen. Unglücklicherweise haben viele Unternehmen auch für lo-kale Produkte die Preise erhöht. Der Rubel-Verfall hat einen spürbaren Ein-fluss auf unsere Kosten.“ Wie seine Kollegen aus Moskau baut Moritz-Mül-ler auf Südamerika und natürlich auf Russland hinsichtlich der Lieferungen für das exklusive Kempinski-Restau-rant Bellevue Brasserie.

Aufbruch zu neuen UfernIn den letzten Monaten war es die höchste Priorität der russischen Poli-tik, neue Lieferanten für Grundnah-rungsmittel zu gewinnen. Sergej Dank-wert, Leiter der staatlichen Landwirt-schaftsbehörde Rosselchosnadzor traf

SANKTIONSSPIRALE Die Preise für Nahrungsmittel sind seit August um nahezu ein Fünftel gestiegen

sich im August mit den Botschaftern südamerikanischer Staaten zu Bera-tungsgesprächen über den Ersatz eu-ropäischer Geflügel-, Fleisch- und Nahrungsmittelimporte. Dennoch sind einige Kommentatoren skeptisch, dass ein schlichter Partnerwechsel eine nachhaltige Lösung darstellt.Im Jahr 2013 importierte Russland Fleisch und Fleischprodukte im Wert von 6,7 Milliarden US-Dollar. Expor-teure, die jetzt auf der Schwarzen Liste stehen, hatten daran einen Anteil von 20 Prozent. Das riesige Volumen lässt die Frage aufkommen, ob Russland wirklich imstande ist, eine solche Lücke zu füllen. „Der Weltmarkt bietet das Potenzial, Nahrungsmittel aus anderen Quellen zu beziehen – zusätzlich zu den eige-nen Produzenten. Im August hat die brasilianische Regierung 90 neuen Fleischfabriken den Export nach Russ-land bewilligt“, sagt der EIU-Analyst Alex Nice. „Diese Lösungen sind al-lerdings ziemlich kostspielig, und das Gastgewerbe spürt das deutlich“, fügt er hinzu. Weiter stellt er fest, das Em-bargo werde wahrscheinlich stärker die Privat- und Geschäftskunden im niedrigeren Preissegment treffen. Luxusrestaurants und ihre Klientel weisen die nötigen Ressourcen auf, um die gestiegenen Preise für den Import aus fernen Ländern aufzufangen. Viele Russen und die russische Geschäfts-welt haben diese Ressourcen nicht.

Ungewiss in die ZukunftDas Land sollte sich jetzt auf eventu-ell schwerwiegende Einbußen in der Lebensqualität einstellen. Es besteht die Gefahr, dass Anbieter bestimmter

Kurz nach dem Referendum auf der Krim am 16. März 2014, bei dem sich die Mehrheit der Bevölkerung für einen Anschluss an Russland ausgesprochen hat, das jedoch von der interna-tionalen Gemeinschaft weitgehend nicht anerkannt wurde, verhängten die EU und die USA erste Sanktionen und Einreise-verbote gegen hochrangige Beamte, öff entliche Personen und Geschäftsleute, die Wladimir Putin besonders nahe stünden. Deutschland stoppte den Export von Rüstungsgütern. Nach dem Absturz einer Boeing der Malaysia Airlines am 17. Juli 2014 über der Osturkaine verschärfte der Westen die Maßnahmen. Staatliche Banken und Rüstungsunternehmen wurden von westlicher Finanzierung ausgeschlossen. Auch sollen westliche Unternehmen keine Ausrüstung für die Ölförderung im Schelf und in der Arktis mehr liefern. Russland seinerseits hat Einrei-severbote gegen neun amerikanische, 13 kanadische und eine nicht näher beziff erte Anzahl europäischer Politiker verhängt. Am 6. August stoppte Russland Lebensmittelimporte aus der EU, den USA, Kanada, Australien und Norwegen.

Australien

NorwegenEUKanada

USA

Frisches, gekühltes oder gefrorenes Fleisch

Gemüse Milch und MilchprodukteFrüchte und Nüsse        Fisch, Meeresfrüchte und Krebse

Diese Länder sind vom Einfuhrverbot betroff en

Gegenseitige Sanktionen im Überblick

Die meisten euro-päischen Käse-sorten gehören zu den Lebensmit-teln, die nach dem Einfuhrstopp aus westlichen Län-dern in den Rega-len schmerzlich vermisst werden. Während einige Ketten noch Vor-räte besitzen, sind andernorts bereits etliche Käsesorten ausverkauft. Gleichzeitig sind die Preise stark angestiegen.

Waren vom Markt verdrängt werden. Wenn allerdings heimische Lebens-mittelproduzenten und Russlands neue Exportpartner deutlich mehr liefern und die Engpässe ausleichen – so zu-mindest das staatliche Kalkül – könn-ten sich die Preise mittel- bis langfris-tig stabilisieren.„Die Realität ist ganz einfach – die Lebensmittelpreise werden weiterhin für jedermann steigen, und das führt zu sinkenden Realeinkommen“, erläu-tert Alex Nice.Einige befürchten, dass das Import-verbot auf alkoholische Getränke wie Wein und Spirituosen ausgeweitet wer-den könnte. Dieser Schritt wäre fatal für die junge Genussmittelindustrie des Landes. Denn der russische Ein-zelhandel erzielte bislang lukrative Ge-winne aus dem Verkauf internationa-ler Premium-Spirituosen.

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Read this RD Monthly to find out more

about the impact of Western sanctions on the financial sector of Russia and how the government is responding. The author of this memo is Ivan Kapitonov of the Russian Academy of the National Economy and Public Administration under the President of the Russian Federation.

Never before have post-Cold War relations between Russia and the United States been surrounded by such pessimism and uncertainty. Bilateral

contacts in almost all areas and at all levels are either frozen, suspended or stagnant at best. Where do we go from here? What lessons should we come away with for the a new year?

CONVERTING MONOLOGUES INTO DIALOGUE

Russia Direct is a forum for experts and senior

decision-makers from Russia and abroad to discuss,

debate and understand issues in geopolitical

relations from a sophisticated vantage point

RUSSIA-DIRECT.ORG

October brief:

Moscow’s

Strategy

Against

Financial

Sanctions

January

Report: Year

in Review

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4Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

DAS THEMA

Donnerstag, 18. Dezember 2014

DIE HÖHEN UND TIEFEN EINES EREIGNISREICHEN JAHRES

Das vergangene Jahr kann getrost zu den turbulentesten in der jüngsten Ge-schichte Russlands gezählt werden. So war die Winterolympiade in Sotschi ein unerwarteter Triumph nicht nur für die russischen Sportler, sondern auch für die Organisatoren des internatio-nalen Großereignisses. Viele der gebau-ten Objekte sollen künftig für neue Ver-anstaltungen wie dem Formel-1- Grand-Prix von Russland dienen.Gleichzeitig hielt die Ukraine-Krise und Russlands Position in dieser Aus-einandersetzung die Welt in Atem. Dabei hat Russland das erste Mal nach dem Zerfall der Sowjetunion neue Lan-desteile angegliedert, im Osten der Uk-raine brach später ein Konfl ikt zwi-schen prorussischen Kämpfern und der Zentralregierung in Kiew aus, der Tau-sende Tote forderte. Das Verhältnis zwi-schen Russland und dem Westen er-reichte einen Tiefpunkt. Beide Seiten überzogen einander mit Wirtschafts-sanktionen. Einer der Höhepunkte ist der Baustopp für die South-Stream-Pipeline. Besonders schwer wiegt die Krise vor dem Hintergrund des 25. Ju-biläums des Mauerfalls, der, wie es da-mals schien, alle Differenzen zwischen Ost und West begraben sollte.Im Schatten der Politik erlebte Russ-land einige kulturelle Höhepunkte. So feierte das wichtigste Museum, die Pe-tersburger Eremitage, ihr 250-jähriges Bestehen und empfi ng die Biennale Ma-nifesta 10. Auch der russische Film war dank Andrej Swjaginzews Drama „Le-viathan“ selten erfolgreich.

RÜCKBLICK 2014

„LEVIATHAN“ VON ANDREJ SWJAGINZEW

25 JAHRE MAUERFALL

Der Fall der Mauer vor 25 Jahren markierte nicht nur die Beseitigung von Grenz-befestigungen zwischen zwei deutschen Staaten. Er hat bis heute enormen Einfluss auf die geopolitische Situa-tion und auf die Stimmung der Menschen. Möglich wur-de er durch den Wunsch der Deutschen nach Einheit und durch das Scheitern des so-zialistischen Wirtschaftsmo-dells. Die Voraussetzungen für diesen friedlichen Wandel schuf die damalige sowjeti-sche Führung unter Michail Gorbatschow mit ihrer Pe-restroika-Politik.de.rbth.com/25_jahre_

mauerfall

FORMEL 1 IN RUSSLAND

Anfang Oktober machte der Formel-1-Zir-kus zum ersten Mal seit einem ganzen Jahrhundert wieder in Russland halt, ge-nauer gesagt in Sotschi. Die Veranstalter verzeichneten eine erfolgreiche Premie-re: Komplimente gab es sowohl von den Rennfahrern als auch von Zuschauern. Vor 55�000 Besuchern entschied Mercedes-Pi-lot Lewis Hamilton den ersten Grand Prix von Russland für sich, später gewann er auch die Saison. Der russische Pilot Da-niil Kwjat blieb bei seinem Heimrennen außerhalb der Punkteränge. Experten sa-gen ihm jedoch einen Durchbruch in der nächsten Saison voraus, wenn Kwjat ins Team von Red Bull Racing wechselt.de.rbth.com/sport

„Leviathan“ ist der russische Film des Jahres. Nach seinem Erfolg auf dem Festival in Cannes (bestes Drehbuch) und der Nominierung für den Golden Globe hat der Streifen ei-nen klaren Kurs auf den Oscar genommen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren konnte die russische Filmindustrie ein kon-kurrenzfähiges Produkt für den Preis der Filmakademie in Los Angeles präsentieren. Andrej Swjaginzew führt den legendären Stil des sowjeti-schen Filmemachers Andrej Tarkowski fort, der das poeti-sche und nachdenkliche Arthouse-Kino in Russland gewis-sermaßen patentiert hatte. Das Paradoxe an „Leviathan“ ist die Kombination aus ernsthaftem Sozialdrama mit biblischen Anspielungen und Elementen der Komödie: Auf lakonisch-satirische Art analysiert der Regisseur das Leben in der rus-sischen Provinz. de.rbth.com/film

SANKTIONEN

G-20-GIPFEL IN AUSTRALIEN

Im Juni 2014 ordneten die USA und die EU erstmals großangelegte Sanktionen gegen russische Unternehmen mit mehr-heitlich staatlich er Beteiligung an. Darun-ter befanden sich Firmen wie der Ölkon-zern Rosneft, aber auch wichtige Banken wie Vneschekonom, die Vneschtorgbank, Sberbank und die Gazprombank. Diese Unternehmen dürfen seitdem keine Mit-tel von US-amerikanischen oder europäi-schen Investoren und auch keine Kredite mit einer Laufzeit von mehr als drei Mo-naten von westlichen Banken annehmen. Wobei das Vermögen der betroffenen russischen Unternehmen nicht eingefro-ren wurde. Russland reagierte mit einem Embargo auf Lebensmittelimporte aus den USA, Europa und anderen Ländern, die Sank-tionen gegen Russland verhängt hatten. Russische Verbraucher mussten so auf ein Drittel der Einfuhren von Milchproduk-ten und Fleisch sowie auf die Hälfte des Fischimports verzichten. Lieferanten aus Südamerika, aber auch aus dem Nachbar-land Weißrussland konnten so ihre Expor-te nach Russland beträchtlich steigern.de.rbth.com/tag/sanktionen

Die beiden wichtigsten internationa-len Termine für den russischen Prä-sidenten waren das APEC-Treffen in China sowie der G-20-Gipfel in Australien. Während in Peking alles glatt lief, verließ Putin das G-20-Tref-fen früher als geplant, was für einige Spekulationen sorgte. Putin selbst bezeichnete diese als übertrieben. In Brisbane führte Putin mehrere Ge-spräche mit hochrangigen Politikern wie Angela Merkel und François Hol-lande, zu denen jedoch keine Details bekannt wurden. Zusätzlich kam in Brisbane die BRICS-Gruppe zu-sammen, um die gescheiterte IWF-Reform und die Gründung einer eigenen Entwicklungsbank zu dis-kutieren.de.rbth.com/g20

DAS SCHEIDENDE JAHR WAR AUS

RUSSISCHER SICHT EIN WECHSEL-

BAD DER GEFÜHLE ZWISCHEN

TRIUMPH UND NIEDERLAGE

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5Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

DAS THEMA

Donnerstag, 18. Dezember 2014

BAUSTOPP FÜR SOUTH STREAM250 JAHRE EREMITAGE

Am 7. Dezember 2014 feierte Russland den 250. Geburts-tag des wichtigsten Muse-ums im Land, der Petersbur-ger Eremitage. Dabei fanden schon das ganze Jahr über Events rund um das Museum statt. Im Sommer richtete die Eremitage eine der größten europäischen Biennalen für moderne Kunst aus, die Ma-nifesta 10. Im Herbst gab es einen großen Maskenball, auf dem Schauspieler die Helden bekannter Kunstwerke ver-körperten. Über sechs Jahre war an den Kostümen gear-beitet worden. Am eigentli-chen Geburtstag wurde auf dem Palastplatz vor der Ere-mitage eine grandiose La-sershow gezeigt. Ein beson-deres Geburtstagsgeschenk war die Auszeichnung der Nutzer des Tourismusportals Tripadvisor, die die Eremi-tage zum besten Museum Europas kürten.de.rbth.com/tag/museen

OLYMPIA 2014 IN SOTSCHI

Aufwendig gestaltete, internationale Großereignisse nutzen viele Nationen zur Selbstdarstellung auf der Weltbühne. Russland macht da keine Ausnahme. In wenigen Jahren wurde die Infrastruktur für die 22. Olympischen Winter-spiele in Sotschi aus dem Boden gestampft, dazu ge-hörten nicht nur Stadien und Sportstätten, sondern auch Bahntrassen, ein neuer Flughafen, Hotels und andere Un-terkünfte sowie ein nagelneues Skigebiet. Die Entwicklung des Badeorts Sotschi zur Olympiastadt war ein gewalti-ges Unterfangen und kostete über 30 Milliarden Euro, was viel Kritik hervorrief. Auch in sportlicher Hinsicht waren die Spiele für Russland ein Erfolg, konnte die Mannschaft doch überraschend die Nationenwertung für sich entschei-den. Russische Sportler gingen aus dem Wettbewerb mit 13 Gold-, 11 Silber- und 9 Bronzemedaillen hervor. Einziger Wermutstropfen: Beim Eishockeyturnier schied die Sbor-naja, auf die so viele Fans gehofft hatten, bereits im Vier-telfinale aus und machte den Weg zum Gold für die Erzri-valen aus Kanada frei. Nun bemüht sich die Regierung, das Erbe von Olympia bestmöglich zu verwalten. Sotschi soll zu einem ganzjähri-gen Urlaubsort werden. de.rbth.com/sotschi_2014

DIE KRIM

Im März 2014 weitete sich die Krise in der Ukraine zu einem internationalen Konflikt aus. Nach dem Machtwechel in Kiew, bei dem auch nationalistische Kräfte an Einfluss gewannen, kam es auf der mehrheitlich von Russen bewohnten Halbinsel Krim zu prorussi-schen Protesten. Diese wurden vom 2010 gewählten Regionalparlament unterstützt. Am 16. März stimmten mehr als 90 Prozent der Krim-Bewohner bei einem Referendum für eine Wiedervereinigug mit Russland, zu dem die Halbinsel bis 1954 gehört hatte. Am 18. März wurde die Krim in die Russische Föderation aufgenommen. Dies wird bis heute von der internationalen Gemeinschaft nicht an-erkannt. Später kam es auch im Osten der Ukraine zu prorussischen Aufständen, die zu einem blutigen Konflikt mit der Kiewer Zen-tralregierung und einer tiefen Krise in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen führten. de.rbth.com/krim

VERFALL DES RUBELS

Nachdem die russische Zentralbank noch im Oktober mit 24 Milliarden Euro auf den Devisenmärkten intervenierte, um den Rubel zu stützen, beschloss sie im Novem-ber, die Maßnahmen einzustellen und die Bildung des Rubelkurses auf diesem Weg endgültig den Märkten zu überlassen. Das führte zu einer weiteren Schwächung der russischen Währung, die im laufenden Jahr über 45 Prozent ihres Werts gegenüber dem Euro verloren hat – ein Rekord seit der Krise 1998. de.rbth.com/tag/rubel

Im Dezember 2014 stellte Russland das lang diskutierte Projekt South Stream endgültig ein. Die Pipeline sollte jährlich 63 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren und hätte durch das Schwarze Meer über Bulga-rien und andere Balkanstaaten zu den europäischen Gasmärkten führen sollen. Der Grund für den Baustopp war laut Wladimir Putin die ausstehende Entscheidung über den Bau von Bulgariens Regierung, die sich dem Druck aus Brüssel gebeugt habe. In den letzten drei Jahren hatte Gazprom insgesamt 3,74 Milliarden Euro in den Bau von South Stream investiert. Derzeit ist eine Alternativleitung über die Türkei im Gespräch. de.rbth.com/tag/gazprom

REUTERS

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6 MEINUNG

Donnerstag, 18. Dezember 2014 Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

RUSSIA BEYOND THE HEADLINES (RBTH) IST EIN INTERNATIONALES MEDIENPROJEKT, DAS VON DEM VERLAG ROSSIJSKAJA GASETA FINANZIELL UNTERSTÜTZT WIRD. RBTH WIRD AUS ANZEIGENGESCHÄFTEN UND SPONSORING SOWIE ZUSCHÜSSEN VON STAATLICHEN BEHÖRDEN IN RUSSLAND FINANZIERT. DIE REDAKTION VON RBTH IST UNABHÄNGIG UND HAT ZUM ZIEL, DEN LESERN EIN MÖGLICHST BREITES SPEKTRUM AN EXPERTENMEINUNGEN ÜBER DIE ROLLE RUSSLANDS IN DER WELT UND ZU EREIGNISSEN INNERHALB RUSSLANDS ZU BIETEN. DABEI IST DIE REDAKTION BEMÜHT, HÖCHSTEN JOURNALISTISCHEN ANSPRÜCHEN ZU GENÜGEN. SO SOLL EINE WICHTIGE LÜCKE IN DER INTERNATIONALEN MEDIENBERICHTERSTATTUNG GESCHLOSSEN WERDEN. DIE PRINTBEILAGEN VON RBTH ERSCHEINEN WELTWEIT IN 26 RENOMMIERTEN ZEITUNGEN IN 23 LÄNDERN UND IN 16 SPRACHEN. AUSSERDEM

GEHÖREN ZU RBTH 19 ONLINEAUSGABEN IN 16 SPRACHEN. BEI FRAGEN UND ANREGUNGEN WENDEN SIE SICH BITTE AN: [email protected] ROSSIJSKAJA GASETA VERLAG, UL. PRAWDY 24 STR. 4, 125993 MOSKAU, RUSSISCHE FÖDERATION, TEL. +7 495 775-3114, FAX +7 495 988-9213 HERAUSGEBER: JEWGENIJ ABOW CHEFREDAKTEUR VON RBTH: PAVEL GOLUB CHEFREDAKTEURIN DER DEUTSCHEN UND LUXEMBURGER AUSGABE: JEKATERINA IWANOWA REDAKTIONSASSISTENZ: JULIA SCHEWELKINA COMMERCIAL DIRECTOR: JULIA GOLIKOVA ANZEIGEN: [email protected] ARTDIRECTOR: ANDREJ SCHIMARSKIY PRODUKTIONSLEITUNG: MILLA DOMOGATSKAJA LAYOUT: ILJA OWTSCHARENKO LEITER BILDREDAKTION: ANDREJ SAJZEWVERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: JEKATERINA IWANOWA, ZU ERREICHEN ÜBER RBTH-REPRÄSENTANZ DEUTSCHLAND C/O KAISERCOMMUNICATION GMBH, ZIMMERSTRASSE 79–80, 10117 BERLINCOPYRIGHT © FGUB ROSSIJSKAJA GASETA, 2014. ALLE RECHTE VORBEHALTENAUFSICHTSRATSVORSITZENDER: ALEXANDER GORBENKO GESCHÄFTSFÜHRER: PAWEL NEGOJZA CHEFREDAKTEUR: WLADISLAW FRONIN ALLE IN RUSSIA BEYOND THE HEADLINES VERÖFFENTLICHTEN INHALTE SIND URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT. NACHDRUCK NUR MIT GENEHMIGUNG DER REDAKTION

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KEIN SINN FÜR SOUTH STREAM

WARUM RUSSLAND GEGEN DEN NATO-BEITRITT DER UKRAINE IST

ALEXANDERKURDIN ÖKONOM

ANDREJ SUSCHENZOWPOLITOLOGE

Leiter der Abteilung für strategische Energieforschung im Analystenzen-trum der Regierung der Russischen Föderation

Professor am Staat-lichen Moskauer Institut für Interna-tionale Beziehun-gen (MGIMO) und Mitglied des Waldai-Clubs

Das Projekt South Stream wurde auf russische Initiative beendet. In Russland sorgte das, ungeach-tet aller Schwierigkeiten des Pro-

jekts und der russisch-europäischen Be-ziehungen, für eine Überraschung. Dabei gibt es handfeste Gründe für den Stopp.Die Gelegenheit, das Projekt ganz zu beenden oder zumindest teilweise he-runterzufahren, gab es bereits schon im letzten und vorletzten Jahr. Die wirtschaftliche Vernunft wurde da-mals noch nicht durch politische Über-legungen verdrängt. Die Kosten-Nut-zen-Rechnungen verwiesen allzu deut-lich darauf, dass die massiven Ausgaben für das Mega-Projekt nicht ganz zu rechtfertigen sind, jedenfalls im Ver-gleich mit der Situation am Anfang des Vorhabens. Der Stopp ist ein guter Mo-ment, um in Erinnerung zu rufen, wann und wofür die Pipeline geplant wurde:Mitte 2007 unterschreiben Gazprom und Eni das erste Memorandum über die Umsetzung von South Stream. An-fang 2008 schließt Russland Regierungs-erklärungen mit Bulgarien, Ungarn und Serbien ab. Diese Länder sind aktuell am stärksten in das Projekt einbezo-gen und am meisten durch sein Ende beunruhigt. Die weltweite Wirtschafts-krise ist noch nicht im Gange, und die Umweltschutzprogramme der EU sind noch in der Ausarbeitung. Demnach soll der europäische Gasverbrauch voraus-sichtlich steigen. Der Gasimport in die EU beträgt 2005 jährlich 300 Milliar-den Kubikmeter, und die Internationa-le Energieagentur (IEA) sagt einen An-stieg auf 430 Milliarden Kubikmeter bis zum Jahr 2015 voraus. Das dritte Energiepaket der EU, das eine Tren-nung zwischen Gaslieferanten und Netz-betreibern vorsieht, wird von der Eu-ropäischen Kommission zwar geneh-migt, tritt aber noch nicht in Kraft. Zum Jahreswechsel 2007/2008 ist der Gas-endpreis auf europäischen Handelsplatt-formen höher als bei der Gazprom. Unter diesen Bedingungen erschien ein An-stieg der Nachfrage nach russischem Gas selbstverständlich.

Stellen wir uns einmal vor, dass vor 23 Jahren nicht die Sowjet-union, sondern die Vereinigten Staaten auseinandergefallen

wären. Die Küsten- und Grenzstaa-ten Washington, Kalifornien, Arizo-na, New Mexico, Texas, Florida und Georgia hätten sich von den USA ab-gespalten. Die ehemaligen Vereinig-ten Staaten hätten ihren direkten Zu-gang zum Pazifi schen Ozean verloren, und wichtige Objekte der staatlichen Infrastruktur wären auf dem Terri-torium anderer Staaten verblieben – das Weltraumfl ugzentrum, Militärba-sen und -häfen, Erdölpipelines und Eisenbahnmagistralen, GPS-Knoten und Industriezentren.Vor diesem Hintergrund hätte nun ein einfl ussreiches und aktives Europa sein Engagement in Nord- und Lateiname-rika verstärkt. Die externe Kraft hätte den ehemaligen US-amerikanischen Staaten den Beitritt in ihr Militärbünd-nis und eine Wirtschaftsintegration unter der Losung „Staaten haben das souveräne Recht, ihren eigenen Weg zu gehen“ angeboten. Zwischen den USA und dieser externen Kraft be-ginnt nun ein „Nullsummenspiel“. Die Differenzen führen zu einem Konfl ikt um das Weltraumfl ugzentrum in Cape

Die Ent-scheidung Russlands in der Gaspolitik ist keineswegs eine Abkehr von der Europäischen Union.»

An der Stelle Russlands hätten die Vereinigten Staaten genauso gehandelt.»

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In den nachfolgenden Jahren fi ng das Fundament von South Stream immer mehr zu bröckeln an. Im Jahr 2020 soll-te die Pipeline voraussichtlich seine volle Leistung erreichen. Die wirtschaftliche Flaute in der EU und neue Umweltpro-gramme führten allerdings zu einer Neubewertung der europäischen Gas-importe: von 450 – 500 Milliarden Kubikmeter auf 300 – 350 Milliarden Kubikmeter. Aufgrund der Ausweitung alternativer Anbieter und des Fracking-Booms in den USA nahm die Konkur-renz auf europäischen Märkten zu. Rus-sisches Gas wurde in Zeiten weltweiter Krise wesentlich teurer als das Gas von

europäischen Handelsplattformen. Schließlich wird die North Stream in Betrieb genommen. Zwar ist es noch nicht möglich, die Uk-raine beim Gastransport gänzlich zu umgehen, aber es entstehen zusätzliche Kapazitäten. Außerdem kommt in der Ukraine Wiktor Janukowytsch an die Macht, und Gazprom kann sich wieder mehr auf das ukrainische Transport-netz verlassen. Für South Stream mit seiner gigantischen Kapazität von 63 Milliarden Kubikmeter pro Jahr gibt es immer weniger Gründe.Die Ereignisse in der Ukraine 2014 hät-ten alles grundsätzlich ändern und dem

Projekt neue Kräfte verleihen können. Denn der nunmehr einzige Zweck der Pipelene war de facto, die Ukraine vor-sichtshalber zu umgehen. Die Unfähig-keit Russlands, der Ukraine und der Europäischen Union, sich auf Gaslie-ferungen in die Ukraine zu einigen, hat die Notwendigkeit einer alternativen Route für die Lieferungen nach Euro-pa unabhängig von der Ukraine her-vorgehoben. Die Position der EU hat sich allerdings als recht konservativ er-wiesen. Schwer zu sagen, was der Grund dafür war: beharrliches Bestehen auf Rechtsnormen, die negative Resonanz der Ukrainekrise oder schlicht der man-gelnde Wille, Gazprom und Russland entgegenzukommen. Und wenn die eu-ropäische Bürokratie unter den heuti-gen Umständen zu einem Kompromiss nicht bereit war, ist dies auch für die Zukunft kaum zu erwarten.Die Pipeline auf dem Grund des Schwar-zen Meeres bis in die Türkei zu verle-gen, ist im Augenblick eine logische Al-ternativlösung. Die Infrastruktur für den Export in die EU wurde im Süden Russlands bereits vorbereitet. Die Not-wendigkeit, die Ukraine zu umgehen, bleibt weiterhin bestehen. Daher ist die einzige Option, die Pipeline durch die Türkei bis zu ihren Grenzen mit der EU zu verlegen. Wohin das Gas weiter strömt, bleibt offen. Vor einigen Jahren hatten die Europäer viele alternative Projekte, die momentan auf Eis gelegt sind: ITGI, SEEP, Nabucco West. Sie begannen alle in der Türkei, und die türkische Route der Gazprom macht diese Projekte wieder möglich.Die Entscheidung Russlands in der Gas-politik ist keineswegs eine Abkehr von der EU. Die östliche Ausrichtung ent-wickelt sich quasi unabhängig davon auf Grundlage eigener Ressourcen und Vorkommen. Die russische Seite und Gazprom optimieren dabei die Form ihrer europäischen Strategie. Der Inhalt bleibt, abgesehen von der Verfügung über Pipelines in Europa, derselbe. Und so wollte die Europäische Kommission es auch.

Canaveral und den Flottenstützpunkt in San Diego. In dieser Auseinander-setzung dehnt die externe Kraft ihr Einfl ussgebiet aus, und die USA ver-teidigen ihre Interessen.Mit einer solchen Logik lässt sich auch die Politik Russlands in der Ukraine erklären, das dort seine Interessen ver-teidigt – seine Militärbasis auf der Krim, den Erdöl- und Erdgastransit nach Europa, die Industrie- und Han-delskooperation sowie die Rechte der russischen Bevölkerung. An der Stel-le Moskaus hätten die USA genauso gehandelt.Aber gegenwärtig dehnt nicht Euro-pa seine Präsenz in der Neuen Welt aus, sondern die NATO und die USA erweitern ihr Engagement in der Alten Welt. Große Länder außerhalb der NATO stellen sich jedoch die Frage, welche Rolle diese Allianz auf dem Kontinent spielt und gegen wen sie sich zu verteidigen beabsichtigt.In Bezug auf die ukrainische Krise wies der Vize-Generalsekretär der NATO, Alexander Vershbow, darauf hin, dass die NATO Russland als Ge-fahr ansehe. Er wiederholte das, was vor ihm bereits einzelne US-Senato-ren sowie die Staatsoberhäupter des Baltikums und Polens erklärt hatten.

Nicht alle in der NATO verstehen, dass die Staaten des postsowjetischen Raums äußerst zerbrechliche Gebilde sind. Eine Provokation von außen ver-mag die politische Stabilität dieser Länder zu zerstören und damit auch die Grundlage für deren wirtschaft-liche Prosperität.In den letzten Jahren hat Russland ver-sucht, seine Position als dynamischer Kern Eurasiens zurückzuerobern. In der Ukraine kollidiert dieser Prozess mit der Ausdehnung des westlichen Einfl usses nach Osten. Die USA haben den Umsturz in Kiew nicht initiiert. Aber sie erkannten die Situation und beschlossen, sie zur Festigung ihrer eigenen Position auszunutzen, um so die Spaltung der ukrainischen Gesell-schaft voranzutreiben. Die neue Re-gierung in Kiew hat versucht, die USA und die NATO für ihren Kampf gegen Russland genauso auszunutzen, wie dies einst Michail Saakaschwili tat, als er im Jahr 2008 die russischen Frie-denstruppen in Südossetien angriff. Mit seiner Unterstützung der europä-isch-atlantischen Integration der Uk-raine zerreißt der Westen dieses Land in zwei Teile und fügt damit seinem Verhältnis zu Russland einen irrepa-rablen Schaden zu.

Freier Rubel schützt

Russland vor

Inflation

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Die russische Zentralbank verkündete den endgültigen Übergang zu einer Politik des „frei floatenden Rubelkurses“ und zur Abschaffung aller Kursgrenzen. Welche Auswir-kung wird das in der Praxis haben?

de.rbth.com/32143

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7KULTUR

Donnerstag, 18. Dezember 2014Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

NICK NICKELS FÜR RBTH

Wo auch immer russische Emigranten

leben, Weihnachten und das neue Jahr

werden in vielen Ländern „à la russe“

gefeiert. Der russische Ball in Luxem-

burg ist einer der Höhepunkte.

Russische Eleganz in Luxemburg

In Luxemburg haben bereits die Vor-feiern begonnen. Den Auftakt machte dieses Jahr die russische Botschaft mit einem Weihnachtsfest für die Kinder russischstämmiger Familien im prachtvollen Beggener Schloss. Wei-tere Festlichkeiten folgen, ob im Kul-turzentrum oder bei den verschiedenen Vereinen, die dem Russian Club of Lu-xembourg angegliedert sind. Das pres-tigeträchtigste Ereignis dieser Veran-staltungen ist aber der russische Ball, der jedes Jahr zum russischen Neu-jahr stattfi ndet.

Keine Mühe und keine Kosten wurden gescheutAls Aliona Zander, Stieftochter des bekannten Kinderbuchautors Anatoli Aleksin, erstmals die Idee eines rus-sischen Balls vortrug, stieß sie zunächst auf Skepsis oder sogar Ablehnung. Sollte der noch so junge Russische Klub es schaffen, eine derart aufwendige Veranstaltung zu stemmen? Denn jedem war von Anfang an klar: Das bedeutet hohe Kosten und viel Ar-beit, sehr viel Arbeit sogar.Doch von der Idee waren einige an-getan, die im Laufe der folgenden Wochen Überzeugungsarbeit leisten konnten. Allen voran der Vorsitzende des Russischen Klubs, Vsevolod Yam-polski, der alle Register zog, um Un-terstützung für das Vorhaben zu er-langen. So waren schnell die ersten Schirmherren für den Ball gefunden: hohe Persönlichkeiten aus Politik und Diplomatie. Und auch Aliona Zander und ihre Mitstreiterinnen verbuchten erste Erfolge und begeisterten Spon-soren für das Event. So kam der Stein ins Rollen, und dem ersten russi-schen Ball am 14. Januar 2012 konnte nichts mehr im Wege stehen.Als Ballsaal hatten die Organisatoren sich den prächtigsten Saal der Haupt-stadt ausgewählt: den Cercle Munici-pal, ein Gebäude, das einst als Stadt-palast errichtet wurde, das eine Zeit-lang Sitz der CECA war und häufi g für offizielle Empfänge von Staat und Stadt genutzt wird.Bis auf den letzten Platz ausverkauft war der erste russische Ball, und so sollte es auch im Laufe der folgenden Jahre bleiben. Das Erfolgsrezept für dieses prestigegeladene Event ist jedes Jahr das gleiche: Schick und Eleganz der Gäste, Sterneköche, die höchsten Genuss auf die Teller zaubern, großar-tige musikalische und tänzerische Dar-bietungen und – das gehört zum Rah-menprogramm – Ausstellungen von anerkannten Künstlern.

Ball für karitative ZweckeAls gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges bietet der russische Ball vor allem den Gästen die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und zu pfl egen. Für Politiker, Geschäftsleute und Kunstschaffende aus Luxemburg und Russland ist es schon zum „must“ ge-worden, sich zum russischen Neujahr in diesem Ambiente zu treffen.Der Erlös aus dem Ball wird jedes Jahr wohltätigen Organisationen gestiftet,

NEUJAHR Seit 2012 findet in Luxemburg der russische Ball statt, der mittlerweile zu den gesellschaftlichen Großereignissen zählt

1 Russland und die EU

Namhafte Exper-ten aus Russland und aus Ländern der EU trafen sich am 28. und 29. November in Luxemburg, um über die Bezie-hung zwischen Russland und der EU zu diskutieren. Es war eine weite-re Gelegenheit für beide Seiten, sich mit der aktuellen Krisenproblematik zwischen Ost und West möglichst konstruktiv ausei-nanderzusetzen.

2 Puschkin-Büste am

LiteraturzentrumAlexander Pusch-kin hat seinen Platz im Park des Luxemburger Li-te-raturzentrums in Mersch gefun-den. Das Denk-mal wurde auf Initiative des Se-kretärs des russi-schen Schriftstel-lerverbands Igor Petrowitsch No-woselow gespen-det und im Bei-sein zahlreicher Gäste am 7. Dezember ein-geweiht.

3 Bazar inter-national

   Wie seit Jahren war die russische Gemeinschaft Lu-xemburgs mit ei-nem Stand auf dem Bazar inter-national vertre-ten. Wie beliebt russische Produk-te wie Geschenke oder gastronomi-sche Spezialitäten sind, beweist der Umsatz: 23�000 Euro wurden ein-genommen. Der Gewinn geht wie jedes Jahr an wohltätige Orga-nisationen.

EREIGNISSE DES ABLAU-FENDEN JAHRES

3

Als Ballsaal hatten die Organisatoren des russischen Balls Neujahr 2014 die prächtigste Location der Hauptstadt ausge-wählt: den Cercle Municipal de la Ville de Luxem-bourg. Zu den Highlights des Abends gehörte auch eine Kost-probe russischer Ballettkunst.

Auf Initiative des damaligen russischen Botschafters Eduard Malayan wurde 2009 der Russian Club of Luxembourg gegrün-det. Vorsitzender ist Vsevolod Yampolski, der die Geschicke des Vereins von Anfang an leitet. In der Zwischenzeit ist der Klub zur Dachorganisation für eine ganze Reihe weiterer Vereine geworden. Zu seinen Mitglie-dern gehören die russische Schule Kalinka, ein erfolgreicher Tennisverein, der den Namen Raketka trägt, gleich zwei Vereine für rhythmische Gymnastik (Rythmocats und Rythmica), die Studentenvereinigung NiBeNiLux, der russische Frauenclub, der Stand am Internationalen Basar und die Organisatoren des Russian Charity Ball. Alle Organisationen haben ihr eigenes Leben, tauschen sich aber regelmäßig innerhalb der föderativen Struktur des russischen Klubs aus.

Russian Club of Luxembourg

Für Politiker, Geschäfts-leute und Kunstschaf-fende aus Luxemburg und Russ-land ist der Ball schon zum „must“ geworden.

und zwar zur Hälfte der russischen Organisation „Podsolnukh“ und zur anderen der Luxemburger Vereini-gung „SOS-Kinderdörfer“ für ihre Projekte in Russland. Von 2012 bis 2014 wurde jeder der beiden Stiftungen 62 500 Euro zugestellt. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.Ein Ball dieser Größenordnung lässt sich natürlich nur mit Unterstützung fi nanzkräftiger Sponsoren organisie-ren. Und die kommen sowohl aus Russ-land als auch aus Luxemburg: MMK Steel und Severstal auf der einen Seite, Astron Building – Lindab, die East-West United Bank und die Luxem-burger Handelskammer auf der an-deren Seite, um nur einige zu nennen. Viele von ihnen sind seit den Anfän-gen dabei.

Rechenschaft im InternetIn der Zwischenzeit haben sich die Or-ganisatoren des russischen Balls zu

einer eigenständigen Vereinigung innerhalb der Dachorganisation des Russian Club of Luxembourg zusam-mengeschlossen. Präsidentin ist Nadej-da Muller, die ebenfalls von Anfang an dabei ist. Angesichts der enormen Summen, die für dieses Großereignis in Umlauf geraten, wird jedes Jahr ein detaillierter Abschlussbericht ver-öffentlicht, den jeder auf der Webseite ball.russki.lu einsehen kann.Am 17. Januar 2015 wird der schon lange vorher ausverkaufte Festsaal wieder seine Pforten öffnen. Monica Semedo, Sängerin und Moderatorin, und Gennadi Lerner werden durch den Abend führen, der etliche Attrak-tionen verspricht. Luxemburgs Vize-Premier, Wirtschaftsminister und Minister für Verteidigung und Innere Sicherheit Etienne Schneider sowie Russlands Botschafter Mark Entin haben 2015 die Schirmherrschaft übernommen.

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MEHR ÜBER RUSSISCHE SPRACHE UND LITERATUR ERFAHREN SIE AUF RUSSJAHR.DE

Die Webseite russjahr.de bündelt zahlreiche Veranstaltungen in den Bereichen Sprachunterricht, Übersetzung und Literatur, wie beispielsweise:

- die bundesweite Russisch-Olympiade

- Konferenzen für Lehrer und Dozenten für Russisch

- Übersetzer-Symposien

- Ausstellungen, Lesungen und Theateraufführungen

- Interviews mit renommierten Slawisten und Dozenten für Russisch als Fremdsprache

- Datenbank zu Sprachschulen mit Russisch als Schwerpunkt

- Austauschprogramme für deutschsprachige Studenten und Absolventen

- Literaten – und Publizistentreffen und vieles andere mehr

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8Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, MoskauDonnerstag, 18. Dezember 2014

TOURISMUS

Oben: Der Baikal-see ist im Winter besonders spekta-kulär und zieht Langstreckenläufer und Fotografen an.Rechts oben: Die Troika ist ein tra-ditionelles russi-sches Dreige-spann, das im Winter auch Schlitten zieht. Rechts unten: Heliskiing ist der neue Trend auf der entlegenen Halbinsel Kamt-schatka und ermöglicht Ab-fahrten in unbe- rührtem Schnee. unbe- rührtem Schnee möglich.

DARIA GONZALES RBTH

Eine Fahrt mit der Schlitten-Troika,

Snowboarden am Vulkan und Eisbaden

im Blauen See. Diese Aktivitäten

können den russischen Winter zu

einem Erlebnis machen.

Die Top-Sechs-Aktivitäten, wenn es in Russland kalt ist

Vor dem russischen Winter haben viele Respekt und glauben, dass die Tem-peraturen so niedrig sind, dass man sie nur mithilfe von Wodka oder einem Bärenfell übersteht. Dem ist allerdings nicht so – die mörderische Kälte wird durch die Schönheit der Landschaft kompensiert, und Wintersport heizt den Körper nach wenigen Minuten wieder auf.

1. Reise zum Kältepol In einigen Gebieten Russlands sind minus 40° C im Winter Normalität. Und in einer dieser Ecken befi ndet sich auch der „Kältepol“ – ein idealer Ort für Extremurlauber, die ihre physi-schen Grenzen ausloten wollen. Die tiefste Temperatur, die hier jemals ge-messen wurde, betrug minus 77° C, während das Thermometer im Som-mer auch gern schon mal auf 30° C klettert. Im Winter kann selbst der Atem gefrieren, die Jakuten nennen das „Sternfl üstern“ – wenn die Atem-luft leise knistert und schillert.

2. Extremabenteuer in den Bergen des Urals Der Ural bildet die Grenze zwischen Europa und Asien und verfügt über jede Menge Naturschutzgebiete und Abfahrtspisten. Hier erzählt man sich Geschichten über UFOs und bizarre Naturphänomene. Kurz, der Winter im Uralgebirge ist etwas für all jene, die Extreme in körperlicher und auch in geistiger Hinsicht suchen. Sie kön-nen Hütten und Stahlwerke besuchen oder eine der längsten Höhlen der Welt. Die touristische Infrastruktur gehört zu den besten des Landes.

3. Mit der Troika über den Goldenen RingDie Route um Moskau herum, die aus einem Dutzend altrussischer Städte besteht, von denen zwei auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes stehen, ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Aber im Winter lohnt sich ein Abste-cher dorthin besonders – aus zwei Gründen: Erstens befindet sich in Kostroma und in Uglitsch, die Bestand-teil dieser Route sind, eine Residenz von Väterchen Frost und seiner En-kelin Snegurotschka. Zweitens bieten die Städte des „Goldenen Rings“ eine reichhaltige Auswahl an Winterver-gnügungen: Wie wäre es mit einer Fahrt in der Troika, einem dreispän-nigen Pferdeschlitten, dick in Felle ge-packt durch verschneite Wälder?

4. Eismarathon auf dem BaikalseeDer tiefste und sauberste See auf un-serem Planeten ist der Baikalsee im Herzen Sibiriens. Bereits seit zehn Jah-ren fi ndet hier im Winter ein interna-tionaler Marathon statt, dessen Teil-nehmer die mehr als 42 Kilometer lange Strecke von einem zum anderen Ufer auf dem Eis zurücklegen. Das Wasser des Sees ist dermaßen klar, dass man noch in drei Meter Tiefe ge-frorene Wasserpfl anzen und Luftbläs-chen erkennen kann. Viele Fotografen kommen extra im Winter hierher, um die Formationen im Eis abzulichten.

5. Heliskiing und Freeriden auf KamtschatkaDas Relief der Halbinsel Kamtschat-ka ist so vielfältig, dass professionelle Snowboarder es selbst binnen zwan-zig Jahren nicht schaffen würden, alle Hänge abzufahren. Im Winter beginnt die Hochsaison. Sportliche Highlights der Halbinsel sind Heliskiing und Free-riden, die es ermöglichen, durch un-berührte Schneelandschaften abzu-fahren. Und zwar von Bergen der be-sonderen Art – von Vulkanen. Wer nicht so gerne auf den „Brettern“ un-terwegs ist, kann auch im Winter an Trekkingtouren zu einem der Vulka-ne oder zu Geysiren teilnehmen.

6. Eisangeln und Ausflüge mit dem SchneemobilDer Altai ist eine Gebirgskette im Süden Sibiriens an der Grenze zu Ka-sachstan. Hier kann man Touren zu Pferd, auf Skiern und mit dem Schnee-mobil unternehmen, Eisangeln auf dem Telezker See, schwitzen in einer Banja – der russischen Sauna – und auf Ab-fahrtsskiern oder dem Snowboard die präparierten Skigebiete nutzen. Au-ßerdem ist der Winter die einzige Jah-reszeit, in der die höchste Eishöhle der Welt zu besichtigen ist. Wem das nicht reicht, dem empfi ehlt sich ein Bad im Blauen See bei minus 30° C.

RUSSISCHER WINTER von seiner schönsten und sportlichen Seite

Im Winter kann schon mal der Atem zu kleinen Eiskristallen gefrieren. Die Jakuten nennen das „Stern-fl üstern“.

1. Immer den Ausweis dabei haben. Üblicherweise muss man ihn beim Betreten eines Geschäftszentrums oder beim Umtausch eines Artikels in einem Kaufhaus vorlegen. Russen tragen ihren Pass immer bei sich. Sie sollten das ebenfalls tun oder zumindest eine Kopie zur Hand haben. 2. Telefonieren ist teuer. Einige Ausländer sind überrascht über die hohen Roaminggebühren bei Telefonverbindungen zwi-schen russischen Städten. Überprüfen Sie Ihren Tarif und wählen Sie eventuell einen speziellen, um die Telefonkosten auf Ihrer Reise zu minimieren. 3. Lassen Sie sich registrieren. Ausländer müssen ihre Visa innerhalb von sieben Werktagen nach der Einreise in Russland bei der Polizei oder der Post registrieren lassen. Andernfalls riskieren sie Geldbußen oder eine Ausweisung. Hotels überneh-men die Registrierung meist für ihren Gast.

Tipps für eine Russlandreise

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