2014-16 wonderful world -...

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  • 2014-16

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    Ruhe, berschaubarkeit und Seriositt

    Stefan B. Selgburg und Jan Eeckhout zur Werkreihe wonderful world 2 6

    Abbildungen 8 34

  • Ruhe, berschaubarkeit und SeriosittStefan B. Selgburg und Jan Eeckhout zur Werkreihe wonderful world

    Selgburg: Herr Eeckhout, in Ihrer neuen Werkreihe, unter dem Obertitel wonderful world, ersetzen Sie die Comicelemente, die unter anderem die Werkreihe trash comics gekennzeichnet haben, durch grafische Zeich-nungen, darber hinaus reduzieren Sie Ihre Bildsequenzen auf nur noch zwei Bilder, die, im Gegensatz zu den trash comics, nicht das Sequentielle sondern explizit das jeweilige, einzelne Bild betonen. In anderen Teilen Ihrer Produktion kehren Sie vollends zurck zur konventionellen Einzelbildanfer-tigung.

    Eeckhout: Genau

    Selgburg: Anlsslich unseres letzten Gesprchs zur Werkreihe trash comics haben Sie noch versichert, Sie knnten gar nicht in Einzelbildern denken, sondern ausschlielich sequentiell - in 3er Reihungen, das Triviale des Co-mics war fr Sie ein substanziell unverzichtbarer Bestandteil Ihrer Arbeit - nicht verhandelbar, wie Sie seinerzeit versicherten.

    Eeckhout: Das schne an der Kunst ist vor allem die Freiheit die sie dem Knstler in seinen Entscheidungen lsst - beziehungsweise die partielle Un-vorhersehbarkeit des Weges, den man beschreitet. Sonst htte ich ja gleich Kunstkritiker werden knnen - wie Sie.

    Selgburg: Sie vertraten bisher die Auffassung, dass das Einzelbild ohnehin malos berbewertet werde ...

    Eeckhout: Ja, ja.,

    Selgburg: ... das Einzelbild solle vielmehr als Teil eines demokratischen-Bilder-Kollektivs betrachtet werden, es habe variabel zu sein und sich dem Gesamtbild unterzuordnen.

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    Eeckhout: Wie Sie vielleicht bemerkt haben handelt es sich neben den Einzelbildern auch um disparate Bildpaare - und zwar in einem nicht unerheblichen Umfang.

    Selgburg: Mit ihren trash comics haben sie eine ziemlich singulre Position eingenommen, am Nullpunkt der Malerei, wie der Kritiker Michael Stoeber sagt. Das ist doch fr einen Knstler keine schlech-te Verortung. Warum geben Sie diese innovative Haltung nun wie-der auf ?

    Eeckhout: Mglicherweise habe ich das Einzelbild in den letzten Jahren etwas zu streng beurteilt.

    Selgburg: Was ist das Thema Ihrer neuen Arbeiten

    Eeckhout: Das Thema hat sich nicht verndert, es geht primr um die Malerei - die malerischen Mittel: Farbe, Form, Komposition.

    Selgburg: Das sagten Sie ja auch schon in Bezug auf die trash co-mics, aber hier hat sich doch etwas verndert - in den neuen Arbei-ten reduzieren Sie Ihre Mglichkeiten und Mittel. Das Sequentielle, dass stilistisch Entgrenzte wird deutlich eingeschrnkt, zugunsten eines berschaubareren Szenarios.

    Eeckhout: Darin liegt wahrscheinlich gerade die Motivation, viel-leicht hat das auch etwas mit dem Alter zu tun - ein gesteigertes Bedrfnis nach Ruhe, berschaubarkeit und Seriositt.

    Selgburg: Dann haben Sie die trash comics-Werkreihe jetzt gewis-sermaen aus Altersgrnden eingestellt ?

    Eeckhout: Das kann man so sagen.

    Selgburg: Die Menschen in Ihren neuen Bildern haben, glaube ich, etwas gemeinsames, etwas verbindendes.

    Eeckhout: Inwiefern?

    Selgburg: Einerseits scheint es sich um selbstbewusste, zumeist junge, hoffnungsvolle Reprsentanten jener wunderbaren Welt zu handeln, andererseits wirken diese Menschen, innerhalb des sie umgebenen Kontextes, oft irgendwie ratlos, einsam, verletzlich oder verloren, - selbst dann, wenn sie den Betrachter neutral, oder gele-gentlich auch freundlich anschauen.

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    Eeckhout: Das ist ein interessanter Interpretationsansatz.

    Selgburg: Sie werden jetzt vermutlich einwenden, dass das alles nur zufllig so sei, oder lediglich mein subjektives Empfinden.

    Eeckhout: Verfahrenstechnisch sind diese Arbeiten, insbesondere die Paarkonstellationen, das Resultat einer ergebnisoffenen Ver-suchsanordnung. Es ist gewissermaen eine konzeptionelle Kon-sequenz, das interpretatorisch nicht nur ein Zugang mglich ist.

    Selgburg: Besteht eine inhaltliche Verbindung zwischen den hete-rogenen Bildpaaren ?

    Eeckhout: Ich vermute, dass Kohrenz besteht, aber ich gebe sie, wie gesagt, nicht vor, ich plane sie auch nicht - ich hoffe eher, dass sie sich einstellt.

    Selgburg: Sie behaupten fr sich eine gewisse Affinitt zum Rea-lismus, insofern frage ich mich: Worber sind diese Bilder ? Welche Aussagen ber die Verfasstheit unserer Gesellschaft werden hier getroffen ?

    Eeckhout: Die Werkreihe zeigt Menschen, die in einer Zone der Welt leben, die gelernt hat einigermaen zivilisiert miteinander um-zugehen.

    In der wir zwar alle mehr oder weniger fremd bestimmte Verf-gungsmasse wirtschaftlicher Profitinteressen sind,- in der aber an-dererseits dem Einzelnen zugleich eine unberschaubare Vielzahl von Handlungsmglichkeiten, fr seine individuelle Lebensplanung, zur Verfgung steht.

    Selgburg: Also eine Synthese aus Kapitalismuskritik und einem Ap-pell: Carpe diem - nutze den Tag ?

    Eeckhout: Fr mich sind die zur Kunst von Interesse. In diesem Kontext speziell zum niederlndischen Barockstillleben.

    Selgburg: Knnen Sie das vielleicht nher erlutern?

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    Eeckhout: Die Beschreibung der dinglichen Welt, in der sich auch der berechtigte Stolz ber die Errungenschaften der Zeit widerspie-gelt, geht im Barockstillleben auf der konnotativen Ebene ber in eine Kritik des Materialismus.

    Diese Werke sind somit keine reine Zustandsbeschreibung materi-ellen Wohlstands, es sind zugleich immer auch Bilder, die ber die Sinnhaftigkeit der Akkumulation materieller Dinge reflektieren.Das scheinbar so Eindeutige ist also in Wirklichkeit uerst ambi-valent

    Selgburg: Das bedeutet, dass Ihre Bilder alle konnotativ chiffriert sind ? Im Sinne von Vanitas ?

    Eeckhout: Das wre aus meiner Sicht nicht adquat. Es haben schlielich ein paar hundert Jahre Entwicklungsgeschichte stattge-funden. Heutige Arbeiten tragen nicht diesen ideologischen Ballast - im Sinne eines lebensprogrammatischen Konzepts, religiser oder moralischer Appelle - mit sich herum.

    Allerdings halte ich das von Ihnen angesprochene Vanitas-Motiv auch heute, in einer Epoche, in der Gier und Besitzansprche zu allumfassenden Tugenden geworden sind, keinesfalls fr tradiertes Gedns, sondern vielmehr fr zeitgem.

    Selgburg: Da scheint mir jetzt aber schon ein deutlicher morali-scher Unterton vorhanden zu sein.

    Eeckhout: Bei unserem letzten Gesprch wollten Sie mich noch als zynischen, postmodernen Knstler klassifizieren - jetzt als Mo-ralapostel, sie sollten sich da vielleicht mal entscheiden.

    Selgburg: Ich meinte das eher darauf bezogen, dass Sie schein-bar an eine bessere Zukunft glauben, weil Sie das Bestehende fr vernderbar halten.

    Eeckhout: Da bin ich mir nicht sicher - ich gehe davon aus, dass sich jeder Mensch befhigen kann, zur Humanisierung seiner Le-benswelt beizutragen und ein selbstbestimmtes Leben zu fhren - auch ohne sich visionr-utopischen Heilsversprechen hinzugeben, allein schon durch sein ganz normales Leben. In der Praxis sieht das oftmals natrlich gnzlich anders aus.

    Selgburg: Also am Ende doch eher das finale Desaster ?

    Eeckhout: Eeckhout: Ich glaube nicht, dass die Menschheit in 1000 Jahren noch auf diesem Planeten existieren wird - insofern: ja.

  • Selgburg: Was drfen wir denn, wenn sich Ihr Alterungsprozess noch mglichst lange fortsetzt, was ich Ihnen im brigen von Herzen wn-sche, in Zukunft noch von Ihnen erwarten?

    Eeckhout: Tja..?

    Selgburg: Frher haben Sie immer erklrt, Sie wren ein zufriedener Mensch wenn es Ihnen gelnge nichts weiter zu wollen als einfach nur Streifenbilder zu malen. Das scheint ja nun nichts mehr zu werden.

    Eeckhout: Vielleicht wird es jetzt stattdessen auf geschmackvolle Blumenbilder hinauslaufen - im postimpressionistischen Stil.Selgburg: Ich glaube, da freuen wir uns schon alle sehr darauf.

    Eeckhout: Dann ist ja alles klar.

    Selgburg: Vielen Dank fr das Gesprch.

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  • Abbildungen

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    # 586, wonderful world, 2014, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

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    # 587, wonderful world, 2015, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

  • 10

    # 608, wonderful world, 2014/15, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

  • 11

    # 598, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

  • 12

    # 599, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

  • 13

    # 620, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

  • 14

    # 606, wonderful world2015, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

  • 15

    # 613 , wonderful world 2014, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

  • 16

    # 617 , wonderful world 2014/15, l auf Leinwand, 2 Teile, je 60 x 60 cm

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    # 594, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 70 x 60 cm / Santens-Holvoet, Belgien

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    # 603, wonderful world 2014-16, l auf Leinwand, 70 x 60 cm

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    # 595, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 70 x 60 cm

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    # 618, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 55 x 90 cm

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    # 621, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 55 x 90 cm

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    # 616, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 110 x 90 cm

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    # 615, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 120 x 100 cm

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    # 607, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 120 x 100 cm

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    # 648, wonderful world 2016, l auf Leinwand, 120 x 100 cm

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    # 582, wonderful world 2014, l auf Leinwand, 140 x 120 cm

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    # 637, wonderful world 2015, l auf Leinwand, 140 x 120 cm

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    # 638, wonderful world 2015, l auf Leinwand, 140 x 120 cm

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    # 646, wonderful world 2016, l auf Leinwand, 140 x 120 cm

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    # 647, wonderful world 2016, l auf Leinwand, 140 x 120 cm

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    # 610, wonderful world2014/ 15, l auf Leinwand, 2 Teile, je 41 x 57 cm

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    # 601, wonderful world2014/ 15, l auf Leinwand, 2 Teile, je 41 x 57 cm

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    # 634, wonderful world2015, l auf Leinwand, 2 Teile, je 41 x 57 cm

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    # 634, wonderful world2015, l auf Leinwand, 2 Teile, je 41 x 57 cm

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    # 634, wonderful world2015, l auf Leinwand, 2 Teile, je 41 x 57 cm

  • www.eeckhout.de