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ZEITSCHRIFT FOU NUMISMATIK. REDIGIRT V0^' A L F R E D V O N S A L L E T . ACETZEHNTER BAIS^D. BERLIN WEIDM ANNS CHE BUCHHANDLUNG. 1895, 7

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Z E I T S C H R I F T

F O U

N U M I S M A T I K .

R E D I G I R T

V 0 ^ '

A L F R E D V O N S A L L E T .

A C E T Z E H N T E R B A I S ^ D .

B E R L I N

W E I D M A N N S C H E B U C H H A N D L U N G .

1 8 9 5 ,

7

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Die Mllnzen Yon Pergamon mit dem Bilde der Drusilla.

Das Bild der Drusilla, der Lieblingsschwester des KaisersCaligula, soil vou den Stadten Kleinasiens ausser Smyrna undMytileuc aucli Pergamon auf seine Mlinzen gesetzt haben').

Die vou Smyrna trageu auf dcr Vorderseite neben demKopfe des Caligula die Aufsclirift TAION KAICAPA TEPMANIKONem AOYIOA A; auf der Kiickseite ist Drusilla sitzend als Demeterniit Aliren in der Rechten, einer Lanze in clcr Linken dargestelltjditi Aufschrift lautet APOYCIAAAN CMYPNAICON MHNOfDANHC'O-

Die Stiicke von Pergamon ^verden mit den smyrnaischenin der Riickseite, natiuiich bis auf den Stitdteiiamen, vdllig iiber-einstimmenrt bescbrieben; auch die lusclirift der Vorderseite solidieselbe sein, ibr Bildtypus zwiscben dem Kopfe des Caligulaund seiner stebenden Figur, theils mit einer Kolle in der Recbten,tbeils einer tburmgekrbuteu Frau die Hand reieheud, wecbseln.Solcbe pergameniscbe Stiicke fllbrt Mionnet It p. 596 Ni.aus Gusseme, ferner Suppl, Y p. 430 Nr. 943 aus SestiniHedervariano 11 116 Nr. 40 und aus dem Museum Hedervarianum I7394 an; man findet sie unter Angabe der gesamten Litteiatuibei Borgbesi Oeuvres 11 139 zusammcngestellt.

1) Cohen Description des mofmaics, 2'^^ 1 2+8.2) WadiUngton Fastes des provinces asintiqties Nr. 79. Mionnct 111 2 1

Nr. 1232; etwas auders Nr. 1233.

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6 M . F r i l n k e l :

Die grosse Ubereinstimmung in den Miinzen zwoier ver-schiedener Stadte, bci wclcber vor al lem die Gleic l i l ie i t desBeamtennamens anstiissig ist, hat schon Eckliol {D. ti. If .'>55)befremdet, und sein klarer Blick hat aiich sofort die Losunggesehen, dass es niitnlich init den pergamcnisclieii Stiicken seineRichtigkeit iiicht habcn kann: ,,deceptos credercuL hi iU fr<f<nullsauctores .... Sed vetant illud viri r/raves, qui in J\>)ya/ni (jnoqnelectione conspirant^ Vaillandius (Ninu, Graeo. IJj, MorcUinii innumis Impp. (T. I p. OOS) .... ui decidere litem non au6ini^probabilius tamen esse e.xiUimo lap^os cmiiqtiarios le^endo in munisnonnihil citiaiis Pergami nomen pro certiore Sini/rnae."

Borghesi a. a. 0. sail sich durch die Autoritiit Sestinis, derdie pergamenischen Mun;ien gesehen liaben wollte, und dnrchdie Mehrzahl der angeblichen Exoniphiro vcrhindcrt, deni ZweifclEckhels J?olge zu geben. Er niochte den Anstoss dadurcli bc-seitigeii, dass die Miinzou von Perganion und Smyrna auf Grundder zwischen diesen Stadteu besteliendon 6}x6voicc an einomder beiden Orte, desscn Magistrat Monopbanes uiiro, gcprag'tseien: eiu Auskunftsmittelj das man als sehr iiberzuugcnd nichtanerkemien wird. Waddington inacht in seinon ansgezeiclinotenPastes des provinces Asiatiques bei der Besprechung dcs Pro-coiisulats des Aviola (No. 79) die Sadie kurzer H.an(l ab:Mionnet habe den Smyrnacr iMunzen ahnliche Stiicke Perg-anionzugetheilt, aus Irrthuin, wie der Name des Stadtinagistrats be-weise. Aber es handelt sich nicht um cine auf Verinuthungberuhende Zutheilang, sondern um die Beliauptung einer Tluit-sache, nainlich dass sich die Legende nEPPAM fande, und nurerne thatsachliche FeststelUing kann Sicherheit schaffen, obBorgliesi recht hatte diese Behauptung fiir zutreffend zu halten odcrob Eckhel auf gutem Wege war, der sie verwerfeii wollte.

Dass ich in der Lage bin, die Frage ihrer Entsclieidungnahe zu fiihreo, verdanke ich den verehrtcn Vorstandcn derbeiden Cabinete vou Gotha und Copenhagen, in denen Sestinipergamenifsche Stiicke mit Drusilla gesehen habcn wollte. DerDank, den ich auch an dieser Stelle den Ilerren W, Pertsch und

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Die Milnzen von Pergamon mit dem Bilde der Drusilla. 7

L. Miiller fur die niir mit gvosster FreuncUichkeit gewalirte Aiis-kunft abstatte, Avircl von alien, die an der Frage Iiiteresse nelimen,lebliaft getheilt werden.

Herr Pertscli in Gotlia scbreibt: „Die von Ihnen bezeiclineteMuuze befindet sicli allerdings in imserem Cabinet; sie ist aberfalscli Oder besser gefalscht, d. h. GS ist eine echte romisclieMittelbronze dcs Caligula mit Vesta (Cohen I^ 240, 27), welcherdie gricdiisclien Inschriften sowie die Ahren in der Hand deranf der Riickseite sitzenden Figur mit dem Grabstichel hinzu-gefngt sind. Es ist dies niclit nur meine Meinung, sondernaudi die des Herrn Prof. v. Sallet, welcbem icli die Miinze ein-mal zur Begutaclitung vorgelegt liabe. Das Wort PEPMANIKONist tibrigens anf der Munze niclit vorhanden."

Uber die Copenliagcner Miinze beliauptete Sestini {Letteracritica al esiensore del lihro intitolato: Catalogus Nuinorum Veta^um. . . . regis Vaniae p. 19), Ramus habe in seincm Cataloge derkoniglich diinischeu Sammlung I 279, Nr. 12 ihre Aufschriftenganz falscli gelesen: ZAPAIAN^ N EEBAZTi KA , . . i?/ ZEBAZTHIOYAIOIKAE . . die Miinze sei vielmclir mit der ini MuseolledervaHano 1 p. 3 2 Nr. 7394 beschriebenen identisch, clerenAufschriften lautcn sollen TAIOZ KAIZAP TEPMANIKOZ, Mf,MH.NO(|>ANHZ APOYZ . Eni AOYIOAA HEPrAM . In diesem Falleist Sestini nicht durcli eine Fiilschung getausclit, sondern duichvorgefasste Meinnug verblendet worden. Denn Herr L. Miilleischreibt mir: „Sestini hat sich ganzlich gcirrt. Die Inschriftender von Bamns I p. 279 Nr. 12 beschriebenen Miinze sind ganzverschieden von denjenigen anf der Cat. Hederv, Nr. 7394herausgegebenen und Ramus' Lesung ist richtig. Sie weidenanf dem eingelogten Abdruck deutlich . APAIANJ2N ZEBA lesenkonneii; audi der librige Theil der Inschriften ist anf derMiinze selbst recht leserlicli, die unzweifelliaft echt und in alienBezieluuigen unverfalscht ist."

Endlich war Herr Imhoof-Blumer in Winterthur so gutigmir mitzutheilen, dass ihm pergamenisclie Mtinzen mit Caligulaund Drusilla nidit bekannt sind. Wir wertlen demnadi getrost

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8 M. Frankel; Die Munzen von Pergamon mit dem Bilde dcr Drusilla.

annehmen konnen, dass Sestini auch im Museum Hcdervarianunidurch eine Falschung oder durch seine Phantasie in die Irregefiihrt worden ist, und wir werden an eine so seltsame Ubcr-einstimmung in den Miinzen zweier Stadte nicht frUher glaubcnals ein echtes pei'gamenisches Exemplar von eincm einwaudfreienZeugen gesehen worden ist.

M . F r i i n k c l .