20140708 WB Google Streetview - Immer schön lächeln.pdf

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Walliser Bote Dienstag, 8. Juli 2014 5 Street View | Ab Donnerstag sind die Fahrzeuge von Google wieder unterwegs – auch im Wallis Immer schön lächeln SCHWEIZ/WALLIS | Die Street-View-Ansicht bei Google Maps kommt bei den Nutzern gut an. Be- denken betreffend Daten- schutz bleiben. Seit 2007 sind sie unterwegs, die Street-View-Autos von Goo- gle. Seither hat sich einiges ge- tan, sowohl in technischer als auch rechtlicher Hinsicht. Seit 2009 gibt es auch Bilder aus der Schweiz. Während beispielswei- se die Städte Basel, Zürich, Bern sowie die Genfersee-Region bei- nahe flächendeckend abfoto- grafiert wurden, sind im Wallis Bilder der Hauptstadt Sitten und vor allem der Autobahn verfügbar. Im Oberwallis kann man die Kantonsstrasse «abfah- ren», wo die virtuelle Reise beim Bildackerkreisel vor Brig- Glis endet. Zudem gibt es Aufnahmen vom Stockalper- schloss oder vom Skigebiet Zer- matt, das im Jahr 2011 als erste Winterdestination abgelichtet wurde. Härtere Auflagen seit 2012, aber… Bereits zum Street-View-Auf- takt in der Schweiz intervenier- te der Eidgenössische Daten- schutzbeauftragte, Hanspeter Thür, und verlangte von Goo- gle, den Schutz für die Privat- sphäre zu verbessern. Weil das Unternehmen die Forderungen mehrheitlich ablehnte, musste das Bundesverwaltungsgericht entscheiden und veröffentlich- te im Jahr 2012 den Entscheid, wonach die Bedenken Thürs weitestgehend geteilt wurden. Folglich muss im Umfeld von sensiblen Institutionen wie Ge- fängnissen oder Spitälern die Anonymisierung der ganzen Person sichergestellt werden. Weiter darf Google in der Schweiz mit einer Kamerahöhe von nur zwei Metern herumfah- ren. Gemäss dem Urteil sei es je- doch in Kauf zu nehmen, wenn ein kleiner Prozentsatz an Bil- dern unverwischt ins Internet gelange. …Restrisiko bleibt «Genau hier liegt das Daten- schutzproblem», erklärt Chris- tian Schnidrig. Der Co-Präsi- dent der Piratenpartei Wallis, die sich unter anderem den Schutz der Privatsphäre auf die Fahne geschrieben hat, räumt zwar ein, dass Google in Sachen Datenschutz sensibler gewor- den sei. Ein Restrisiko bleibe aber vorhanden, so Schnidrig. Wie ein Google-Sprecher auf Anfrage bestätigte, werden die Bilder jeweils gesichtet und so aufbereitet, dass Nummern- schilder und Gesichter nicht mehr erkennbar sind. Schnid- rig seinerseits, der als Informa- tiker arbeitet, zeigte sich über diese Aussage überrascht, da die Sichtung des immensen Da- tenmaterials sehr viel Zeit bean- spruche und eine Fehlerquote kaum zu vermeiden sei. Auch wenn diese nicht mehr als ein Prozent betrage. «Man kann sich ja bekanntlich bei Street View melden, wenn man sich plötzlich auf den Bildern wie- dererkennt», so Schnidrig, «was aber der falsche Weg ist. Eigent- lich müsste jeder zuerst nach Erlaubnis gefragt werden.» Dies sei aber in der Realität leider kaum umsetzbar, gesteht der Piraten-Präsident. Gemäss Amtsblatt starten die Google-Fahrzeuge an die- sem Donnerstag und werden unter anderem die Städte Mont- hey, Martinach, Siders, Sitten und Brig durchqueren. dab Geknipst. Die ab Donnerstag gemachten Bilder werden erst nach sechs bis zwölf Monaten verfügbar sein. Wählt man zurzeit die Street-View-Ansicht, sieht man vor Visp eine Person, die möglicherweise die Strasse nicht ganz korrekt überqueren wird… …oder ein Auto, das scheinbar gerade abgeschleppt wird. BILDER: SCREENSHOTS GOOGLE STREET VIEW

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WALLIS Walliser BoteDienstag, 8. Juli 2014 5

Street View | Ab Donnerstag sind die Fahrzeuge von Google wieder unterwegs – auch im Wallis

Immer schön lächeln SCHWEIZ/WALLIS | DieStreet-View-Ansicht beiGoogle Maps kommt beiden Nutzern gut an. Be-denken betreffend Daten-schutz bleiben.

Seit 2007 sind sie unterwegs,die Street-View-Autos von Goo-gle. Seither hat sich einiges ge-tan, sowohl in technischer alsauch rechtlicher Hinsicht. Seit2009 gibt es auch Bilder aus derSchweiz. Während beispielswei-se die Städte Basel, Zürich, Bernsowie die Genfersee-Region bei-nahe flächendeckend abfoto-grafiert wurden, sind im WallisBilder der Hauptstadt Sittenund vor allem der Autobahnverfügbar. Im Oberwallis kannman die Kantonsstrasse «abfah-ren», wo die virtuelle Reisebeim Bildackerkreisel vor Brig-Glis endet. Zudem gibt es Aufnahmen vom Stockalper-schloss oder vom Skigebiet Zer-matt, das im Jahr 2011 als ersteWinterdestination abgelichtetwurde.

Härtere Auflagen seit2012, aber…Bereits zum Street-View-Auf-takt in der Schweiz intervenier-te der Eidgenössische Daten-schutzbeauftragte, HanspeterThür, und verlangte von Goo-gle, den Schutz für die Privat-sphäre zu verbessern. Weil dasUnternehmen die Forderungenmehrheitlich ablehnte, musstedas Bundesverwaltungsgerichtentscheiden und veröffentlich-te im Jahr 2012 den Entscheid,wonach die Bedenken Thürsweitestgehend geteilt wurden.Folglich muss im Umfeld vonsensiblen Institutionen wie Ge-fängnissen oder Spitälern dieAnonymisierung der ganzenPerson sichergestellt werden.

Weiter darf Google in derSchweiz mit einer Kamerahöhevon nur zwei Metern herumfah-ren. Gemäss dem Urteil sei es je-doch in Kauf zu nehmen, wennein kleiner Prozentsatz an Bil-dern unverwischt ins Internetgelange.

…Restrisiko bleibt«Genau hier liegt das Daten-schutzproblem», erklärt Chris-tian Schnidrig. Der Co-Präsi-dent der Piratenpartei Wallis,die sich unter anderem denSchutz der Privatsphäre auf dieFahne geschrieben hat, räumtzwar ein, dass Google in SachenDatenschutz sensibler gewor-den sei. Ein Restrisiko bleibeaber vorhanden, so Schnidrig.Wie ein Google-Sprecher aufAnfrage bestätigte, werden dieBilder jeweils gesichtet und soaufbereitet, dass Nummern-schilder und Gesichter nichtmehr erkennbar sind. Schnid-rig seinerseits, der als Informa-tiker arbeitet, zeigte sich überdiese Aussage überrascht, dadie Sichtung des immensen Da-tenmaterials sehr viel Zeit bean-spruche und eine Fehlerquotekaum zu vermeiden sei. Auchwenn diese nicht mehr als einProzent betrage. «Man kannsich ja bekanntlich bei StreetView melden, wenn man sichplötzlich auf den Bildern wie-dererkennt», so Schnidrig, «wasaber der falsche Weg ist. Eigent-lich müsste jeder zuerst nachErlaubnis gefragt werden.» Diessei aber in der Realität leiderkaum umsetzbar, gesteht der Piraten-Präsident.

Gemäss Amtsblatt startendie Google-Fahrzeuge an die-sem Donnerstag und werdenunter anderem die Städte Mont-hey, Martinach, Siders, Sittenund Brig durchqueren. dab

Geknipst. Die ab Donnerstag gemachten Bilder werden erst nach sechs bis zwölf Monaten verfügbar sein. Wählt man zurzeit die Street-View-Ansicht, sieht man vor Visp eine Person, die möglicherweise die Strasse nicht ganz korrekt überqueren wird…

…oder ein Auto, das scheinbar gerade abgeschleppt wird. BILDER: SCREENSHOTS GOOGLE STREET VIEW