2015 03 megatrend digitaler wandel-schmitz-hans-karl

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Forum sozialarbeit + gesundheit 2/2015 32 Titelthema Eine wesentliche Erkenntnis zum demographischen Wandel lautet: „Wir werden in Deutschland weniger, älter und bunter“. Die Gebur- tenraten sind unter das Bestandsni- veau gesunken, die durchschnittliche Lebenserwartung steigt, Migration und die Verlängerung der Lebenspha- se „Alter“ führt zu mehr Diversity. Die Gesellschaft wird vielfältiger. Gleichzeitig hat die digitale Revolu- tion begonnen, die die Gesellschaft und die Ökonomie schon längst um- fassend verändert hat und noch wei- ter verändern wird. Die Informations- technik bietet Chancen zur Koope- ration und zum Wissensmanagement, die vorher undenkbar waren. Digital bedeutet für viele Soziale Einrichtun- gen, zumindest eine Webpräsenz zu haben und Öffentlichkeitsarbeit zu be- treiben. Wer das nicht spätestens jetzt vollzieht, der verliert den Anschluss an den Markt, wird unsichtbar. Digita- le Kommunikation umfasst aber mehr: einen generellen Wandel in den Strukturen. Was dabei oft unter den Tisch fällt, ist die Kooperation und der Umgang mit dem Wissen. Hier muss der Wandel zuerst ansetzen, sonst ist die digitale Außenwirkung ein Karten- haus. Organisationen der Sozialen Arbeit droht Wissensverlust Kaum eine Branche ist so abhängig von Wissen wie die Soziale Arbeit. Eine Hauptaufgabe Sozialer Arbeit ist Beratung. Beratung ist in hohem Maß von Wissen abhängig. Wissensarbeit meint nicht Arbeit, die irgendwie von Wissen abhängig ist – das ist wohl jede Arbeit. Wissensarbeit ist (Um-) Lernen. Wissensmanagement kann deshalb nicht auf die Bereitstellung von Wissen reduziert werden. Es ist stetige Aktualisierung und stetiger Umbau des betrieblichen Wissens zu Fragen der Praxis. Alle Organisatio- Wenn man sich mit der Frage beschäftigt, was wohl in Zukunft sein wird, kann man zwei Megatrends ausmachen: Die Digitalisierung aller Gesellschaftsbereiche und den demografischen Wandel. Beide Trends verteilen den Arbeits- markt um und beeinflussen auch die Soziale Arbeit. Hans Karl Schmitz sieht eine Zögerlichkeit, sich diesem Wandel anzupassen, die einer Erneuerung im Weg steht. Zugespitzt formuliert er. „Wir können die digitale und demografische Zukunft gestalten, tun wir das nicht, werden wir sie erleiden“. Megatrend Digitaler Wandel Neue technische Möglichkeiten nehmen Soziale Arbeit und ihre Dienste in die Pflicht nen sind in drei Dimensionen davon bedroht, ihr Wissen zu verlieren: demografischer Wandel (Ruhe- stand erfahrener Mitarbeiter, Fach- kräftemangel) mangelhafter Zugriff auf die Wis- sensträger (Krankheit, Urlaub, Dienstreisen, Arbeitsbelastung) Fluktuation (Abteilungswechsel, Umstrukturierung, Firmenwechsel) Wissensverlust hat signifikante Aus- wirkungen auf die Arbeitsprozesse: Experten- und Erfahrungswissen ist verloren und das Qualitätsniveau nicht zu halten. Zudem bedrohen Beson- derheiten der Sozialen Arbeit das Organisationswissen: Projektfinanzie- rung (befristete Verträge, hohe Fluktu- ation), Abhängigkeit von Stakeholder- Wissen (beispielsweise von Ehrenamt- lichen), Ökonomisierung der Sozialen Arbeit (fördert betriebswirtschaftliche Denkweisen und behindert fachliche Diskurse) sowie die Besonderheit des eigenen Professions- und Trägerwis- sens (zu wissen, was man kann, und zu wissen, wofür und wogegen man steht, ist oft nicht explizit und verin- nerlicht). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Bietet Wissensmanagement mittels digitaler Medien für Einrich- tungen Sozialer Arbeit eine gute Mög- lichkeit, diesem Wissensverlust zu be- gegnen? Daten, Informationen, Wissen Zuerst müssen wir uns vergegen- wärtigen, was Wissen ist. Nehmen wir als Beispiel ein Busunternehmen, das für den öffentlichen Personennahver- kehr in der Stadt sorgt. Im Unterneh- men fallen eine große Menge Daten an, beispielsweise die Fahrpläne der verschiedenen Buslinien und die Standorte der Busse, die regelmäßig automatisch zur Zentrale gesendet werden. Nehmen wir an: „Zur Zeit Hans Karl Schmitz

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Forum sozialarbeit + gesundheit 2/201532

Titelthema

■Eine wesentliche Erkenntniszum demographischen Wandel

lautet: „Wir werden in Deutschlandweniger, älter und bunter“. Die Ge bur -ten raten sind unter das Bestandsni -veau gesunken, die durchschnittlicheLebenserwartung steigt, Migrationund die Verlängerung der Lebenspha -se „Alter“ führt zu mehr Diversity. DieGesellschaft wird vielfältiger.

Gleichzeitig hat die digitale Revolu -tion begonnen, die die Gesellschaftund die Ökonomie schon längst um-fassend verändert hat und noch wei -ter verändern wird. Die Informa tions -technik bietet Chancen zur Koope-ration und zum Wissensmanagement,die vorher undenkbar waren. Digitalbedeutet für viele Soziale Ein rich tun -gen, zumindest eine Webpräsenz zuhaben und Öffentlichkeitsarbeit zu be-treiben. Wer das nicht spätestens jetztvollzieht, der verliert den Anschlussan den Markt, wird unsichtbar. Digi ta -le Kommunikation umfasst abermehr: einen generellen Wandel in denStrukturen. Was dabei oft unter denTisch fällt, ist die Kooperation und derUmgang mit dem Wissen. Hier mussder Wandel zuerst ansetzen, sonst istdie digitale Außenwirkung ein Karten-haus.

Organisationen der Sozialen Arbeit

droht Wissensverlust

Kaum eine Bran che ist so abhängigvon Wissen wie die Soziale Arbeit.Eine Hauptaufgabe Sozialer Arbeit istBeratung. Beratung ist in hohem Maßvon Wis sen abhängig. Wissensarbeitmeint nicht Arbeit, die irgendwie vonWis sen abhängig ist – das ist wohljede Arbeit. Wissensarbeit ist (Um-)Ler nen. Wissensmanagement kanndeshalb nicht auf die Bereitstellungvon Wissen reduziert werden. Es iststetige Aktualisierung und stetigerUmbau des betrieblichen Wissens zuFragen der Praxis. Alle Orga nisa tio -

Wenn man sich mit der Fragebeschäftigt, was wohl in Zukunftsein wird, kann man zweiMegatrends ausmachen: Die Digitalisierung aller Gesellschaftsbereiche und dendemografischen Wandel. BeideTrends verteilen den Arbeits-markt um und beeinflussen auchdie Soziale Arbeit. Hans KarlSchmitz sieht eine Zögerlichkeit,sich diesem Wandel anzupassen,die einer Erneuerung im Wegsteht. Zugespitzt formuliert er.„Wir können die digitale unddemografische Zukunftgestalten, tun wir das nicht,werden wir sie erleiden“.

Megatrend Digitaler Wandel

Neue technische Möglichkeiten nehmen Soziale Arbeit und ihre Dienste in die Pflicht

nen sind in drei Dimensionen davonbedroht, ihr Wissen zu verlieren: ■ demografischer Wandel (Ruhe-

stand erfahrener Mitarbeiter, Fach-kräftemangel)

■ mangelhafter Zugriff auf die Wis -sens träger (Krankheit, Urlaub,Dienst reisen, Arbeitsbelastung)

■ Fluktuation (Abteilungswechsel,Umstrukturierung, Firmenwechsel)

Wissensverlust hat signifikante Aus-wirkungen auf die Arbeitsprozesse:Experten- und Erfahrungswissen istverloren und das Qualitätsniveau nichtzu halten. Zudem bedrohen Beson -der heiten der Sozialen Arbeit dasOrganisationswissen: Projektfinan zie -rung (befristete Verträge, hohe Fluk tu -a tion), Abhängigkeit von Stakeholder-Wissen (beispielsweise von Ehrenamt -lichen), Ökonomisierung der Sozia lenArbeit (fördert betriebswirtschaft licheDenkweisen und behindert fach licheDiskurse) sowie die Beson der heit deseigenen Professions- und Trä ger wis -sens (zu wissen, was man kann, und zuwissen, wofür und wogegen mansteht, ist oft nicht explizit und verin -ner licht).

Vor diesem Hintergrund stellt sich dieFrage: Bietet Wissensmanagementmit tels digitaler Medien für Ein rich -tun gen Sozialer Arbeit eine gute Mög -lichkeit, diesem Wissensverlust zu be-gegnen?

Daten, Informationen, Wissen

Zuerst müssen wir uns vergegen-wärtigen, was Wissen ist. Nehmen wirals Beispiel ein Busunternehmen, dasfür den öffentlichen Personennahver-kehr in der Stadt sorgt. Im Un ter neh -men fallen eine große Menge Datenan, beispielsweise die Fahrpläne derverschiedenen Buslinien und dieStandorte der Busse, die regelmäßigautomatisch zur Zentrale gesendetwerden. Nehmen wir an: „Zur Zeit

Hans Karl Schmitz

in Abhängigkeit davon, was eine Per-son in der Interaktion mit ihrer Um-welt erlebt. Zum anderen geben Er -kennt nisstrukturen dem Menschen ei -nen wichtigen Halt: Sie sind der Anker,mit dessen Hilfe man sich seine Um-welt erschließt und darin handelnkann. Jean Piaget hat diese ProzesseAkkomodation und Assimilation ge-nannt“ (Reinmann 2008, S. 2). Wy gots -ki (1986) hat die Erkenntnisstruk tur ge -nese Piagets durch soziali sa torischeAkteure ergänzt. Der Mitmensch alsexterner Dialogpartner, der den inne -ren Dialog beim Denken und Lernen,bei der Erkenntnisstrukturgenese re -flek tiert. So gedacht ist Denken, Spre -chen und Lernen historisch einge-bettet und gesellschaft lich vermittelt.Lernen findet nicht nur „zwischen denOhren“, sondern auch „zwischen denKöpfen“ statt. Diese Perspektive stelltdas Verhältnis von Mensch und Or ga -nisation auf den Kopf: Es geht nicht mehr um organisatio na -le Leistungsfä higkeit,son dern um dasin di vi du elle psy -cho lo gische Be -dürf nis nachSinn. Indi vi du -elles Lernenwird zur präg -

läuft alles glatt, nur bei Linie 7, da gibtes eine Verspätung von fünf Mi nu -ten“. Das ist eine Information, ein Des-tillat aus der Unmenge von Daten, ineinem bestimmten Kontext, mit ei -nem bestimmten Erkenntnisinteresse:Die Qualität der Dienstleistung desBusunternehmens bemisst sich ja ander Pünktlichkeit der Busse. DieseInformation ist für Kunden wichtig,deshalb wird sie bereitgestellt (OpenData). An der Bushaltestelle wird aufeiner Anzeigetafel angezeigt: „Linie 7kommt in 10 Minuten und hat 5Minuten Verspätung“. Vielleicht kannman diese Information sogar auf sei -nem Smartphone lesen. Für die Kun -den des Busunternehmens gene rie -ren sich aus der Information ver-schiedene Wissensinhalte. Die eineKundengruppe weiß, dass sie wahr-scheinlich ihren Anschlussbus ver-passen wird. Andere Kunden er-kennen, dass sie sich auf dem Weg zurBushaltestelle nicht beeilen müssen.

Informationen haben eine bestimmteQualität („Linie 7 sollte bei Pünktlich-keit eigentlich in 5 Minuten kommen“hätte alleine gesehen eine vergleich-bar schlechte Qualität). Infor ma tionwird zu Wissen über noch mehr Kon-text, Bedeutungsstiftung, Sinngebungund die kann individuell sehrunterschiedlich sein. Und ohne Wis -sen den kann es kein Wissen geben.

Wissensmanagement – unmöglich?

Wenn man aber den Informationen,die über Anzeigetafeln, Do ku -mente in Bibliotheken,im Netz oder im Akten-schrank zugänglich sind,den Wis sensstatus ab-spricht, ist Wissensma nagementnicht möglich. Wissensmanagementnutzt einen erweiterten Wissensbe -

griff, der zwischen dem per sonalenWissen, auf das nur die je weilige Per-son Zugriff hat, und dem öffentlichenWissen, das der Info rm a tion ent-spricht, unterscheidet. Den noch führtder Begriff des Wissensmanagementsin die Irre. Erinnern wir uns: es gehtum stetige Generierung, Aktua li sie -rung und stetigen Umbau des Wis -sens. Dafür gibt es einen an deren Be-griff: Lernen. „Eine Lernende Orga -nisation ist eine Organisation mit derFähigkeit, Wissen zu entwickeln, zu er-werben und zu (ver-)teilen sowie ihrVerhalten auf Basis neuen Wissensund neuer Einsichten zu verändern“(GfWM 2011, S. 2).

Lernmanagement statt

Wissensmanagement

Es stellt sich aber die Frage, ob einOrganisationslernen überhaupt mög -lich ist. Lernen geschieht „zwischenden Ohren“, aber nicht „zwischen denAbteilungen“. Abteilungen, Teamsoder Organisationen sind schließlichKonstrukte, Erdachtes. Jedes Mitgliedeiner Arbeitsgruppe kann man an-fassen, das Team nicht.

Wenn wir die Perspektive der Personeinnehmen, also psychologisch undlerntheoretisch denken, ist der Aus-gangspunkt, „ ... dass Wissen auf Er -kenntnisstrukturen des Menschen be -ruht. Diese sind zum einen in stän -diger Bewegung: Sie verändern sich

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nan ten Figur, die Or ga nisa tion tritt inden Hintergrund.

Kulturwandel durch digitale Medien

Welche Geräte sind heute die wich -tigsten Kulturzugangsgeräte? Es istder Computer mit Internetzugang, inwelcher Form auch immer. Ob wir ihnnun als Desktop auf dem Tisch stehenhaben oder als Laptop oder Smart -phone mit uns herumtragen. DerLeitmedienwechsel zum Internet istlängst vollzogen. Ist es bei den Mög -lichkeiten des Internets ein Wunder,wenn wir uns in der Regel nicht mehrdie Mühe machen, in der Staats-bibliothek nach Wissen zu suchen,sondern Suchmaschinen im Internetbenutzen?

Ein „Digital Native“ fotografiert wieselbst verständlich mit seinem Smart -phone einen Flyer am schwarzen Brett(und findet das Foto hoffentlich wie -der), jemand anders notiert sich dieInfo mit Bleistift (und findet den Zettelhoffentlich wieder). Das sind unter -schiedliche Kulturtechniken, die aberbereits alle Gesellschaftsschichtenmehr oder weniger durchdrungen ha -ben, wie die Begriffe „Digital Native“oder „Silver Surfer“ zeigen. Aber mit -tels welcher Medien lernen wir? Wel -che Formen kennen und nutzen wirzum Lernen? Fachbuch, Lehrbuch, Zeit -schrift, Zeitung, Flyer, Telefon, Brief, Ge-

spräche, etc.? Willkommen in der En -kul turation des 20. Jahrhun derts!

Aber was ist mit Suchmaschine, Web -log, Wiki, Social Bookmarking, SocialMedia, Cloud? Was wir brauchen, istLernzeit für die digitalen Medien:Selbst mit digitalen Medien lernen zukönnen, das heißt fähig zu sein unddazu die Gelegenheit zu haben, zuexpe rimentieren und Konzepte er-proben zu dürfen, das heißt auch Feh -ler zu machen, um eine zweite Me -diensozialisation durchlaufen zu kön -nen. Das betrifft Junge wie Alte. Denndie Lehrenden der „Digitale Natives“haben die alten Medien benutzt undnichts zur Sozialisation bezüglich digi-taler Medien beige tra gen. Wie kommtes wohl, dass unsere Kinder mit di gi -talen Medien nur spie len?

Wissensträger sind empfindsame undempfindliche Wesen. Sie braucheneinen dienenden Führungsstil. Koope-ration und Lernen kostet Zeit – Zeit fürqualitative Reifungsprozesse, keinequan titativen Zeiteinheiten, keine im -mer schneller werdende extern vor-gegebene Taktung.

Vernetzung – Ein wesentlicher

Aspekt der Digitalisierung

Netzwerke zu bilden war schon vor undist auch jenseits des Digitalen eine zen-trale Aufgabe der Sozialen Arbeit.

Aber, Interaktion und Vernetzung istdas, was digitale Medien besondersgut können, ihr Alleinstel lungs merk -mal. Die Di gi talisierung führt zu einerSteigerung der Vernetzung. Zudemwerden die Verbin dun gen viel bessersichtbar. Kooper a tion und Vernetzungwerden als not wen dige Vorausset-zungen für die Ziel er reichung undFunktionssicherung der Gesundheits-und Sozialsysteme an ge sehen. Diefunktionale Differen zie rung der Sozia -len Dienste erfordert Wissensnetz-werke (lokales Wissen bündeln, abbil -den und in politischen Prozess einspei -sen), Partizipationsnetzwerke (Kno ten -punkte der Beteiligung), Koproduk tions -netzwerke (bei spielsweise Bera tungs -dienstleis tungs koproduk tion), Res sour -cennetzwerke (Tausch von Dienstleis-tungen, Teilen von Res sour cen, wech -selsei tiges Ausleihen) und räumlicheNetzwerke (lo ka le Kooperation derDienste, überörtliche Vernetzung mitGleich ge sinnt en).

Innovations management

statt Wis senserhalt

Wissensmanagement durch Kopien zubetreiben, macht keinen Sinn. Das In-ternet überbietet sämt liche Archivie -rungsformen. Kein Un ter nehmen wirdjemals so gut darin sein, das Wissen zusammeln. Die wirklich wichtigen Datensind die Metadaten, Daten, welche dieDaten beschreiben. Für eine Orga nisa -

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Titelthema

Foto: Rawpixel, fotolia.com

tion ist es zu kostspielig, die Infor ma -tionen der Welt zu organisieren und füralle zu jeder Zeit zugänglich und nütz -lich zu machen. Das ist schon das Un -ter nehmensziel von Google.

Wichtiger als die Dokumentation desWissens ist dessen Vernetzung. Einer-seits geht es darum, das Wissen durchLinks zu vernetzen und so Wissens-beziehungen sichtbar zu machen.Links ermöglichen eine Vertiefung, Er-weiterung und Verankerung des Wis -sens. Andererseits sollen sich die Wis -sensträger vernetzen. Es sind Be zie -hungen, die langfristig den Zugriff aufneues Wissen sicherstellen. Künftige Wettbewerbsvorteile ent-stehen durch neue Ideen und nichtdurch die Dokumentation des Vergan -ge nen. Wichtig ist die Fähigkeit, Wis -sen auf neue Art und Weise zu kom-binieren. Das Wissen muss weiterent-wickelt werden.

Netzwerke relativieren Unterneh mens-grenzen. Die Zusammenarbeit mit ex -ternen Wissensträgern macht unklar,wo außen und innen ist. Sinn und Not -wendigkeit, Wissen von der Konkur-renz abzuschirmen, wird frag wür dig.Nicht Wissen ist Macht, son dern Be -ziehungen, aus denen Inno va tio nenresultieren. Auch Wissensarbeiter relativieren Un -ternehmensgrenzen. Der Wissensträ -ger ist im Besitz der Produktionsmit tel.Sein Wissen hat ökonomisches Po ten -zial. Mitarbeitende wissen, dass Ar -beits verhältnisse nicht ein Leben langhalten und dass ihr Wissensma nage -

ment unabhängig vom Arbeitgebersein muss. Außerdem fehlt es den Wis -sensarbeitern an der Mo ti va tion, ihrWissen auch noch für den Arbeitgeberins Netz zu spiegeln. Das ist gut für denArbeitgeber: entschei dend für den Er -folg der Or ga ni sation ist die Vielfalt (Di-versity) der persön lichen Selektionendes Wis sens, nicht Ko pien vonDokumen ta tionen des Ver gangenen.

Die Soziale Organisation soll demWissensträger dabei helfen, wie mandie Informationsflut und das, wasman weiß, so organisiert, dass man eswiederfindet. Indem sie hilft, wie manpersönliches Wissensmanagementbetreibt. Die Soziale Organisation solldigitale Kooperation und Netzwerkeorganisieren, bündeln und kombi nie -ren. Der Wissensträger soll sein Wis -sen im Internet, auf seinem eigenenServer oder einer Instanz, die die Or -ga nisation zur Verfügung stellt veror -ten und mit den Mitgliedern der Or ga -nisation und einrichtungsübergrei fen -den Kooperationspartnern tei len. Wiekann das aussehen? Bei spiels weiseermöglicht Sciebo (Scien ce Box), einCloud-Speicher, der von 22 Hochschu -len in Nordrhein-Westfalen gemein-sam betrieben und vom Land geför-dert wird, die automatische Synchro -nisation von Daten mit verschie de nenEndgeräten und die gemeinsame Ar-beit an Do ku menten. Über Server-to-Server-Sha ring lassen sich an einemStandort gespeicherte Da tei en direktmit den Nutzern der Cloud-Instal la -tionen an den anderen Standortenteilen (Chttps://www.sciebo.de).

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Literatur

Gesellschaft für Wissensmanagement

e.V. (Hrsg.) (2011): Wissensmanage -

ment und Enterprise 2.0. Positionspa pier

der Ge sellschaft für Wissensma na ge -

ment e.V. Version 1.1, verfügbar unter:

http://gfwm.de/files/GfWM-Positions-

papier_-_WM-und-E20_-_Version-

11_0.pdf (Zugriff am 12.02. 2015)

Reinmann, G. (2008): Persönliches Wis -

sens management. Vortrag beim Wis -

sens management-Symposium 2008 des

Ar beitskreises Wissensmana ge ment

Karls ruhe e.V. am 9. Oktober 2008 im

Siemens Industriepark Karlsruhe, ver-

fügbar unter: http://medien pae dago -

gik. phi l.uni-augsburg.de/den karium/

wp-content/uploads/2008/10/vor-

tragpwm_karlsruheokt08.pdf (Zugriff

am 11.07.2009)

Wygotski, L. (1986): Denken und Spre -

chen. Frankfurt am Main: Fischer. (Un -

gekürzte Ausgabe., Original 1934)

Die Kos tenträger stellen die digitaleIn frastruktur für die Leistungser brin -ger. Die ein zelnen Organisationen tre -ten in den Hintergrund. Der ge mein -same gesellschaftliche Auftrag, belebtdurch die Diversity indi vi du eller Wis-senträger, rückt in den Vordergrund.

■ Hans Karl Schmitz ist Diplom-Pädagoge und als selbstständiger

Berater für Unternehmen im Sozial- und Bildungsbereich tätig,

[email protected]