2016 04 27 Abendveranstaltung FK fin.pptx … · Transgenerationale Weitergabe von Belastungen...
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Runder Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich“
Auf Empfehlung des Runden Tisches (AG III):Traumanetzwerke
BMBF Fördermaßnahme in der Gesundheitsforschung zum Thema: „Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung und Gewalt“
Die Förderung zielt insbesondere auf …
… die Erforschung biologischer, psychischer und psychosozialer
Ursachen und Folgen von Gewalt und Missbrauch
… Interventions- und Therapiemöglichkeiten bei Betroffenen und
Gefährdeten
… Prävention, Diagnostik und Therapie sexueller Präferenz- oder
Verhaltensstörungen, die zur Gewaltausübung gegenüber Kindern und
Jugendlichen prädisponieren
Förderzeitraum: 2012- 2016Fördersumme: ca. 23 Millionen Euro
Seidler, Günter H.; Freyberger, Harald J.; Steil, Regina; Fegert, Jörg M. (2015):Trauma & Gewalt. 9. Jahrgang, Heft 2, Klett Cotta Verlag, Stuttgart.
Forschungsschwerpunkte auf einen Blick
Faktoren, die beeinflussen, ob, wann und in welcher Weise Misshandlung im Kindes- und Jugendalter dazu führt, im weiteren Leben zu erkranken
• Art, Schweregrad, Beginn und Dauer der Misshandlung
• Transgenerationale Weitergabe, Alter der Eltern und Feinfühligkeit der Interaktion
• Heilende Beziehungen / Unterbringung in Pflegefamilien
• Resilienzfaktoren
• Genetische Faktoren und epigenetische Einbettung
• Neuroanatomie und funktionelle Gehirnprozesse
• Stressregulation / neuroendokrinologische Prozesse
Förderung von 11 Forschungsverbünden mit 47 Forschergruppen
AMIS: Von der Kindesmisshandlung zu Internalisierungssymptomen und –störungen in Kindheit und Adoleszenz
Berlin LCS: Unmittelbare biologische Einbettung von Kindesmisshandlung – Berliner LongitudinaleKinderstudie
CANMANAGE: Implementierung und Evaluation einer bedarfsgerechten, gemeindenahen HilfsprozessKoordination für Kinder und Jugendliche nach Missbrauch,Misshandlung oder Vernachlässigung
CANSAS: Substanzmissbrauch als Ursache und Folge früher Gewalt und Vernachlässigung
D-CPT: Entwicklungsangepasste kognitive Therapie für Jugendliche und junge Erwachsene mit einerPosttraumatischen Belastungsstörung nach körperlichem und sexuellem Missbrauch
GROW&TREAT: Auswirkungen von Vernachlässigung und Kindesmisshandlung unter verschiedenenInterventionsbedingungen
NeMUP-Nord: Neurobiologische Grundlagen von Pädophilie und sexuellem Missbrauchsverhalten gegenKinder
RELEASE: Behandlung psychosozialer und neuronaler Folgen von interpersoneller Gewalt in der Kindheitbei Erwachsenen
SexPrev_MR: Entwicklung und Evaluation eines Präventionsprogramms gegen sexualisierte Gewalt beiMädchen mit geistiger Behinderung
TRANS-GEN: Stressresilienz in der transgenerationalen Weitergabe von Missbrauchs-, Misshandlungs- undVernachlässigungserfahrungen in der Kindheit
UBICA: Von Generation zu Generation - Den Teufelskreislauf der Traumatisierung verstehen undunterbrechen
Transgenerationale Weitergabe von Belastungen
„Transgenerational Cycle of Maltreatment“
Eltern mit eigenen Vorerfahrungen von Gewalt / Misshandlung haben ein erhöhtes Risiko, dass ihre Kinder ebenfalls betroffen sind
Transmissionsraten: ~7-20% (z.B. Dixon et al., 2009; Berlin et al., 2011)
„Transmission Gap“
Risikofaktoren
Elternschaft <21psychische Erkrankung der ElternGewalt in der Partnerschaftfinanzielle Problemebiologisches „Trauma‐Gedächtnis“?
Protektive Faktoren
Bindungsqualitätsoziale Unterstützungfinanzielle Stabilitätstabile, fürsorgliche BezugspersonErziehungskompetenzbiologische Faktoren?
z.B. Dixon et al., 2008; Pears & Capaldi, 2001
Belastende Kindheitserfahrungen und deren Folgen
Belastenden Kindheitserfahrungen verhindern eine gesunde kindliche
Entwicklung [1, 2]
Und haben langfristige Folgen bis ins Erwachsenenalter:
… psychologische Ebene• erhöhtes Risiko für psychiatrische Erkrankungen [3-9]
• erhöhte Wahrscheinlichkeit für unsicheren oder desorganisierten Bindungsstil
in der Kindheit [10] und im Erwachsenenalter [11]
• mütterliche Bindungsrepräsentation ist mit Mutter-Kind Bindung assoziiert [12, 13]
Frauen mit Misshandlungserfahrungen in der Kindheit reagieren sensibler auf
alltägliche Stressoren [14, 15] und haben eine erhöhte Stresswahrnehmung [15]
[1] Pillhofer, Ziegenhain, Nandi, Fegert & Goldbeck, 2011 [2] Jaffee & Maikovich-Fong, 2011 [3] Afifi et al., 2010 [4] Bruce, Heimberg, Blanco, Schneier & Liebowitz, 2012 [5] Nanni, Uher, & Danese, 2012 [6] Norman et al., 2012 [7] Pratchett & Yehuda, 2011 [8] Gilbert et al., 2009 [9] Cyr et al., 2010 [10] Bakermans-Kranenburg & van IJzendorn, 2009 [11] Gloger-Tippelt, 1999 [12] van Ijzendorn, 1995 [13] Vranceanu et al., 2007 [14] Thakkar & McCanne, 2000 [15] Hyman et al., 2007
Belastende Kindheitserfahrungen und deren Folgen
… biologische Ebene• mehr medizinische Diagnosen [16] bis hin zu geringerer Lebenserwartung [17]
• HPA Achse dauerhaft verändert: Richtung unklar [18]
• Genetik: Gene beeinflussen das Risiko für Trauma-assoziierte Störungen
(5-HTTLPR [19], COMT [20]) und Bindungs-Desorganisation/Erziehungsstil (5HTT &
OXTR [21], SCL6A4 [22])
• Epigenetik: Veränderungen in der DNA-Methylierung bei den Nachkommen (im GR
Gen nach interpersoneller Gewalt während der Schwangerschaft verändert [23])
Transgenerationale Effekte:
• Kinder, deren Mütter soziale Ausgrenzung/Vernachlässigung in der eigenen Kindheit
berichteten, haben niedrigeres Morgenkortisol und veränderte Kortisolausschüttung
(25-jähriger Längsschnitt; [24])
• Säuglinge (ca. 6 Monate) von Müttern mit Kindheitstraumata zeigten niedrigere
Kortisol-Baseline [25]
• transgenerationale Effekte auf Kortisol auch bei PTSD [26, 27]
[16] Sachs-Ericsson, Cromer, Hernandez & Kendall-Tackett, 2009 [17] Brown et al., 2009 [18] Hunter et al., 2011 [19] Cichetti et al., 2007 [20] Perroud et al., 2010 [21] Bakermans-Kranenburg et al., 2008 [22] Spangler et al., 2009 [23] Radtke et al., 2011 [24] Fisher et al., 2007 [25] Brandt et al., 2010 [26] Yehuda et al., 2005 [27] Yehuda et al., 2007
Belastende Kindheitserfahrungen und deren Folgen
…soziale Ebene
• verminderte soziale Unterstützung im Erwachsenenalter [28]
• soziale Unterstützung und Fähigkeit Hilfen in Anspruch [29, 30, 31] zu nehmen, wirkt
protektiv in der Weitergabe von Belastungen
• Familien schätzen ihren Hilfebedarf anders ein als soziale Dienste
Entwicklungsrisiken für Kinder aus Familien, die keine Hilfe in Anspruch nehmen
• systematische Daten, welche sozialen und psychologischen Faktoren mit dazu
beitragen, wie Eltern ihren Hilfebedarf einschätzen bzw. inwieweit sie die
vorhandenen Angebote und Leistungen hilfreich finden und in Anspruch nehmen
fehlen
• Folgekosten für die Gesellschaft: rund 11 Mrd. € [32]
… Folgen für die nächste(n) Generation(en)
[28] Vranceanu et al. 2007 [29] Hunter & Kilstorm, 1979 [30] Dixon et al., 2009 [31] Evans et al., 2013 [32] Habetha et al. 2010
Transgenerationale Weitergabe von Belastungen
Mechanismen und Zusammenspiel von Risiko- und protektiven Faktoren bei der Weitergabe von Belastungen noch weitgehend unklar
Psycho-logischeFaktoren
Biologische Faktoren
Sozialer Kontext
1. (Traumatischer) Stress2. Bindung
1. Physiologisches Stresssystem2. Physiologisches Bindungssystem• Epigenetik als möglicher Mechanismus
transgenerationaler Weitergabe auf biologischer Ebene
Armut, soziales Netz, Familie, Jugendhilfe
Identifikation früher Marker
• Kleinkinder sind von angemessener Pflege abhängig und daher
besonderem Gefährdungsrisiko ausgesetzt
• frühe belastende Einflüsse während sensibler Phasen der
Gehirnentwicklung haben langfristige Folgen
• frühe Interventionen, insbesondere der Eltern-Kind Interaktion
Warnhinweise frühzeitig identifizieren, frühe
Prävention/Intervention
Mögliche frühe Marker für dysfunktionale Entwicklungen:• kindliche Stressreaktivität (D-Skala)
• Eltern-Kind Bindung
• Erziehungs- und Beziehungskompetenzen (z.B. Feinfühligkeit) (vgl. [36])
[39] Ziegenhain, Fegert, Ostler, & Buchheim, 2007
Studie zur transgenerationalen Weitergabe von Missbrauchs-,
Vernachlässigungs- und Misshandlungserfahrungen
Förderzeitraum: Juni 2013 – März 2017
VERBUNDPROJEKTMEINE KINDHEIT – DEINE KINDHEIT
(TRANS-GEN)
Gefördert durch:
Meine Kindheit – Deine Kindheit
Weitergabe von Beziehungserfahrungen in der Kindheit bei Müttern und deren neugeborenen Kindern
BMBF-Projekt „Meine Kindheit – Deine Kindheit“
t1: nach 3 Monaten
Vermutete Vulnerabilitätsfaktoren:
1. Stress – System
Vermutete protektive Faktorenzur Förderung der Resilienz:
2. Bindungssystem
3. Soziales System
t2: Nach 12 Monaten:
Outcome Kind
Main Outcome:• Stressreaktivität• Kindliche
Entwicklung
t0: Wochenstation
Vorgeschichte Mutter:
Childhoodmaltreatment
ja/nein
Meine Kindheit – Deine Kindheit
Weitergabe von Beziehungserfahrungen in der Kindheit bei Müttern und deren neugeborenen Kindern
Parallelisiertes Tiermodell
BMBF-Projekt „Meine Kindheit – Deine Kindheit“
Geburtt0
1-3 Tage postpartumt2
12 Monate nach der Geburt
Aufklärung und Einverständnis
Psychologische Diagnostik:- Misshandlung/Vernachlässigungs-
erfahrungen der Mütter- Mütterliche
Bindungsrepräsentation- Psychische Belastung- Soziale Unterstützung- Innerpartnerschaftliche Gewalt- Elterlicher Stress
Psychologische Diagnostik:- Mutter-Kind Bindung- Mütterliche Feinfühligkeit- Elterlicher Stress- Psychische Belastung- Hilfebedarf- Soziale Unterstützung
Erhebung biologischer Korrelate(Stresshormonsystem, Zellalterungsprozesse, Veränderung im Immunsystem, epigenetische
Modifikationen, Cortisol- und Oxytocinlevel, physiologische Veränderungen)
- Missbrauchs- und Vernachlässigungserfahrungen (CM)
- Psychische Belastung- Psychosoziale Risiken- Hilfeannahme
t13 Monate nach der Geburt
Parallelisiertes Tiermodell
Hausbesuche: - Kindliche Entwicklung- Qualität der Mutter-Kind
Interaktion- Hilfebedarf und -nutzung
Hausbesuche: - Qualität der Mutter-Kind
Interaktion- Psychische Belastung- Psychische Symptome- Hilfebedarf und -nutzung
BMBF-Projekt „Meine Kindheit – Deine Kindheit“
• Prospektives Design ermöglicht die Identifikation früher Marker für dysfunktionale
Entwicklung bei Müttern und deren Kinder im ersten Lebensjahr
• Interdisziplinäres Konsortium und translationaler Ansatz untersucht die
spezifischen Wirkzusammenhänge möglicher Resilienz- bzw. Vulnerabilitätsfaktoren in
der Transmission von Misshandlungserfahrungen
• Ergebnisse aus Humanstudie (durchgeführt in Ulm) werden mit Ergebnissen aus
einem parallelisierten Tiermodell (Prof. A.K. Braun, Magdeburg) kontrastiert und
Grundlagen- mit Praxisforschung eng verzahnt
• Systematische Erfassung des Inanspruchnahmeverhaltens von Leistungen aus
unterschiedlichen Sozialsystemen während des ersten Lebensjahres und Abgleich mit
dem tatsächlichen Hilfebedarf (Dr. H. Kindler, DJI)
Forschungskonsortium
Institut für Psychologie & Pädagogik, Klinische & Biologische Psychologie, UlmProf. Dr. Iris-Tatjana Kolassa
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ulm Prof. Dr. Wolfgang JanniPD Dr. Frank Reister, Leiter der Geburtshilfe
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm Prof. Dr. Harald Gündel, PD Dr. Christiane WallerProf. Dr. Anna Buchheim, Institut für Psychologie Universität Innsbruck
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Ulm Prof. Dr. Jörg M. FegertProf. Dr. Ute Ziegenhain
Institut für Zoologie/Entwicklungsneurobiologie, Universität MagdeburgProf. Dr. Anna Braun
Dr. Heinz Kindler, Deutsches Jugendinstitut MünchenDr. Thomas Meysen, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e. V. (DIJuF)
Bisherige Teilnahme über das erste Lebensjahr hinweg
Child Maltreatment = CM
337
169
109
196
13194
533
300
203
0
100
200
300
400
500
600
t0 t1 t2
CM‐ CM+ CM+ und CM‐
Frauenklinik Tag 1‐3 postpartum
12 Monate nach der Geburt
3 Monate nach der Geburt
Teilnehmende Mütter zum ersten Messzeitpunkt
N = 533
Alter der Mütter: Range von 18 bis 44 Jahre, MD=32
Herkunftsland: 84% der Mütter und 85% der Väter ausDeutschland
Familienstand: 98% verheiratet oder in Partnerschaftlebend
Bildungsstand: 68,8 % Gymnasiumabschluss22,9% Realschulabschluss8,1% Hauptschulabschluss0,2% kein Abschluss
Schwangerschaft: 54% erste Schwangerschaft30,4% gesundheitliche Probleme
Prävalenz von Missbrauchserfahrungen in der eigenen Kindheit
10,3%
10,1%
16,1%
9,4%
28,3%
5,8%
3,8%
3,6%
1,1%
4,5%
2,8%
1,9%
3,2%
3,0%
6,4%
1,7%
4,5%
9,4%
5,3%
17,4%
12,0%
13,0%
15,0%
49,0%
50,0%
0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0%
Sexueller Missbrauch
Körperlicher Misshandlung
Emotionaler Misshandlung
Körperliche Vernachlässigung
Emotionale Vernachlässigung
Gesamt ‐ repräsentative Erhebung in Deutschland(Häuser et al., 2001)wenig
moderat
schwer
Gesamt Belastet
Ein besonderer Dank geht
an Herrn Dr. Reister, der
gemeinsam mit seinem
Team wesentlich zum
bisherigen
Rekrutierungserfolg beitrug.
REKRUTIERUNG DES 500STEN MUTTER-KIND-PAARES