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W as mag wohl dabei heraus- kommen, wenn ein Künst- ler von schlichtem Gemüt versucht, geistreich zu sein? Be- stimmt nichts Gescheites. Nicht anders ist es bei dem Schauspie- ler Armin Rohde. Der meinte, den Amtsantritt von Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz ungefragt kommentieren zu müssen: „An sämtliche Auswahl- gremien sämtlicher Kunstakade- mien: Sollte sich Sebastian Kurz jemals bei Ihnen bewerben – nehmen sie ihn auf um Gottes Willen, scheissegal, was er vor- legt!“ Welch perfide Anspielung: Hätte die Wiener Kunstakade- mie Adolf Hitler im Jahre 1907 zum Studium angenommen, wäre dieser Kunstmaler gewor- den und hätte nicht eines Tages beschlossen, Politiker zu werden – was die bekannten Folgen ge- zeitigt hat. Für Rohde ist Kurz also einer von Charakter und Ge- sinnung eines der schlimmsten Massenmörder der Geschichte. Am Rande sei bemerkt: Hätte Rohde einen Schulabschluss, hätte er gewusst, dass sich „scheißegal“ mit „ß“ und nicht mit „ss“ schreibt. Aber mit SS kennt er sich eben besser aus. Nazi-Kram kommt immer gut, mag er sich gedacht haben. Hat man schon keinen Opa, den man als Opfer der Nazis vermarkten kann, muss man den Opa eben zum Nazi machen, der andere er- mordet hat. Ein „schießwütiger Sadist“ sei der seine gewesen, einer, der im Warschauer Ghetto die Fotos seiner Opfer gesam- melt hat, weiß Rohde im Inter- view mit der „Süddeutschen“ genüsslich auszubreiten. Da ist Aufmerksamkeit garantiert. Ehrungen belegen, dass es Menschen gibt, die den immer etwas ungepflegt und alkoholi- siert wirkenden Rohde für einen guten Schauspieler halten. Vor allem aber ist er ein Großmaul – und ein ziemlich dummes dazu. JAN HEITMANN: Großmaul Einsicht statt Visionen Die Politik hat sich verrannt- und die Deutschen spüren es Die Deutschen schwanken zwi- schen Zufriedenheit und Pessi- mismus. Dabei hat dieses Volk das Zeug, Wunder zu vollbringen. Experten stehen vor einem Rät- sel: Die deutsche Wirtschaft brummt, nie waren hierzulande so viele Menschen in Arbeit, und die große Mehrheit der Deutschen äu- ßert sich zufrieden über ihr Wohlstandsniveau und ihre Ge- haltsentwicklung. Gleichzeitig wächst die Unsicherheit stetig. Seit 2014 geht die Zahl derer, die zuversichtlich in die Zukunft blik- ken, jedes Jahr weiter zurück. Verkennen die Deutschen die wirkliche Lage? Kaum, eher steckt hinter der Diskrepanz ein feines Gespür der Bürger dafür, dass hin- ter der glänzenden Fassade von „Jobwunder“ und Exportweltmei- ster die Pfeiler ihres Gemeinwe- sens bedenklich bröckeln. Das Unwohlsein wird noch ver- stärkt von einer Politik, welche den Bürgern und ihrem Staatswe- sen immer neue Belastungen auf- bürdet. Die getrieben zu sein scheint von „Visionen“ und scheinbar moralischen Ansprü- chen, die nur noch überzüchteten Ideologien folgen, statt sich an der Wirklichkeit, an Gemeinwohl und Machbarkeit auch und vor allem auf lange Sicht zu ori- entieren. Justiz und Polizei sind schon jetzt am Ende ihrer Leistungskraft und schlagen Alarm, weil die öf- fentliche Sicherheit erodiert, insbesondere wegen der massen- haften Zuwanderung aus fremde- sten Kulturen, welche auch die Schulen vor kaum noch zu bewäl- tigende Probleme stellt. Die Er- sparnisse der Deutschen werden dem Euro-Experiment ausgesetzt und schmelzen dahin, für Schul- den fremder Länder soll Deutsch- land zusätzlich haften, die fortschreitende „Energiewende“ unterminiert die Energiesicherheit mehr und mehr. Doch überall schreitet die Poli- tik unbeirrt wei- ter, statt ein Einsehen zu zei- gen. Will die Politik jene „Zuversicht“ und jenes „Ver- trauen der Bürger“ neu entfachen, von der ihre Repräsentanten so oft schwadronieren, müsste sie hier ra- dikal umsteuern. Das Ziel darf nicht länger heißen, die Belastungen für die Bürger und das ganze Staatswe- sen weiter in die Höhe zu schrau- ben, sondern sie endlich wieder auf ein dauerhaft tragfähiges Niveau herunterzufahren und den Staat zu konsolidieren. Die Deutschen sind ein außer- gewöhnliches Volk, das sich in sei- ner Geschichte nach entsetzlichen Katastrophen und fatalen Irrtü- mern mit einer Kraft wieder auf- richten konnte, die unsere Nachbarn an Zauberei denken ließ, wie das (nicht in Deutschland erfundene!) Wort vom „Wirt- schaftswunder“ belegt. Der Pessimismus so vieler Deut- scher speist sich aus der unguten Ahnung, dass die Kraft ihres Vol- kes vergeudet wird, statt sie sinn- voll für eine sichere Zukunft einzusetzen, statt sie zu stabilisie- ren und weiterzuentwickeln. Ob die politische Elite ihrerseits die Einsicht und den Mut aufbringt, sich dieser Aufgabe zu widmen, statt ihren ideologischen Visio- nen zu frönen, wird sich zeigen müssen. Hans Heckel Aus Furcht vor dem Wähler Brandenburg: Rot-rote Lan- desregierung steuert bei wichtigen Projekten um Preußen / Berlin 5 DIESE WOCHE »Wir Tibeter sind in einer Notlage« Golog Jigme zur Lage in Tibet und im Exil Aktuell 2 Denn Mohammed tat es auch Sklaverei in der arabisch- islamischen Welt Hintergrund 4 Für die Evangelikalen Donald Trumps Jerusalem-Entscheidung Ausland 6 Trottelige Dreierbande Ausstellung in Kopenhagen über die Olsenbande Kultur Nichts von Luther gelernt Die christlichen Amtskirchen sind zum Polit- und Sozial- betrieb verkommen Deutschland 3 9 Konsolidierung lautet das Gebot. Stattdessen dominiert Ideologie Einzelverkaufspreis: 2,70 Euro Nr. 1– 5. Januar 2018 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND ZKZ 05524 - PVST. Gebühr bezahlt Eine glänzende Erfindung Perlon eroberte die Damenbeine im Sturm Geschichte 10 Deutschland bleibt ein Land mit großer Perspektive: Blick durchs Brandenburger Tor Bild: Mauritius Von der Pflicht, der Tugend und der Kuh Eine Glosse über den Wunsch nach Frieden und den Menschen, der ihn gefährdet V on Freunden zuverlässig er- hofft, von Gegnern miss- trauisch erahnt, hat die CSU an ihrem kurz zurückliegenden Parteitag in Nürnberg aufgeräumt mit allem Streit und Zwist, der lange in ihren Reihen ge herrscht hatte, jedenfalls nach außen hin und offiziell. Das Ergebnis ist be- kannt: Bayerns bisheriger Mini- sterpräsident Horst See hofer gibt sein Amt an den Finanz minister Markus Söder ab, bleibt aber bis auf Weiteres CSU-Vorsitzender. Warum nicht gleich so, ist man vermutet zu fragen, um sich dann zur Einsicht zu bequemen, dass es vielleicht der segens reichen und friedlichen Adventszeit be durft hatte, um hier Ordnung zu schaf- fen. Schon gar bei einer Partei, die das christliche „C“ im Namen führt. Doch die Friedfertigkeit je- denfalls im Inneren und gegen- über den Parteifreunden ist bei der CSU nicht nur eine Tugend, sondern Pflicht, denn die bürgerli- che Wähler schaft nimmt kaum etwas so übel wie dau erndes Ge- zänke. Krach unter den Menschen gibt es ohne hin mehr als genug, wie er- neut ein Bei spiel, diesmal aus Holzkirchen, zeigt, das so halb zwischen Rosenheim und Mün- chen liegt. Da hat sich wieder eine Sache ereignet, wie sie öfter vor- kommt, und die man sich eigent- lich nur im Bauerntheater wünscht. Da zieht ein fremder Mensch ins Dorf und stellt mit Empörung fest, dass es dort Kühe gibt. Diese Kühe stören ihn durch ihre Schellen, worauf er an Schlaf- losigkeit und Depressionen leidet. Also, auf zum Gericht und Klage erhe ben! Gottlob hat sich in München ein Richter gefunden, der sie abgewie- sen hat, aber man möchte meinen, sie hätte von vornherein gar nicht zugelassen werden dür fen. Man muss sich das vor Augen halten: Da kommt ein labiler Querulant, natür lich aus Deutschlands Nor- den, ver ab säumt es, sich vor einem Hauskauf kun dig zu machen, und will, dass seine neuen Nachbarn ausbaden. Wie gesagt, ein Fall viel- leicht fürs Bauern theater, für sich und ernst genommen ist so etwas ein Ärgernis. CSU und Kuh-Schellen – der Wunsch nach Frieden und die Ge- fahr, dass er ge bro chen wird, steckt in allem, womit die Men- schen zu tun haben, im Kleinen, in Familie und Nachbarschaft, wie im Großen, so in der Politik, wenn auch diese vielleicht nur eine kleine Politik ist. Denn bei aller Aufregung: Auch die CSU muss sich dem Gesetz der Generatio- nenfolge beugen, und dass nichts Besseres nachkommt, ist ein Spruch seit Jahrhun derten. Inso- fern war, was geschehen ist, ganz natürlich, auch die Aufregung, und irgendwann wird alles zur guten alten Zeit. Florian Stumfall D ie Stadt Münster streitet sich mit dem Bund um ein aufgege- benes Kasernenareal, weil sie hier 3000 Wohnungen bauen will. Kein geringerer als Finanz-Staatssekretär Jens Spahn (CDU) hatte im Wahl- kampf einen schnellen Verkauf in Aussicht gestellt. Doch davon will die Bundesanstalt für Immobilien- aufgaben (BImA) nichts wissen. Wie bereits berichtet, hoffen viele Kom- munen, günstig an eine freigezogene Bundesimmobilie zu kommen, um die Fläche im Zuge der Konversion für den Wohnungsbau nutzen zu können. Die BImA beruft sich je- doch stets auf die ihr gesetzlich auf- erlegte Pflicht zur Wirtschaftlichkeit und gibt das Objekt nur an den Höchstbietenden ab. Um das zu ändern, hat der Bun- desrat den Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung der Liegenschafts- politik eingebracht. Damit soll die Möglichkeit geschaffen werden, von der Wirtschaftlichkeitsbindung ab- zuweichen, wenn bisher bundesei- gene Liegenschaften von Gebietskörperschaften oder deren Gesellschaften erworben werden und diese Immobilien für Zwecke des sozialen Wohnungsbaus oder für studentisches Wohnen verwen- det werden sollen. Zur Begründung heißt es, so müssten sich Kommu- nen und deren Gesellschaften als Käufer nicht mehr dem unbe- schränkten Wettbewerb in der „vie- lerorts überhitzten Situation“ am Immobilienmarkt stellen J.H. Das Ostpreußenblatt Kasernen billiger Bundesrat fördert kommunalen Wohnungsbau Nichts von Luther gelernt, S. 3

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Was mag wohl dabei heraus-kommen, wenn ein Künst-

ler von schlichtem Gemütversucht, geistreich zu sein? Be-stimmt nichts Gescheites. Nichtanders ist es bei dem Schauspie-ler Armin Rohde. Der meinte,den Amtsantritt von ÖsterreichsBundeskanzler Sebastian Kurzungefragt kommentieren zumüssen: „An sämtliche Auswahl-gremien sämtlicher Kunstakade-mien: Sollte sich Sebastian Kurzjemals bei Ihnen bewerben –nehmen sie ihn auf um GottesWillen, scheissegal, was er vor-legt!“ Welch perfide Anspielung:Hätte die Wiener Kunstakade-mie Adolf Hitler im Jahre 1907zum Studium angenommen,wäre dieser Kunstmaler gewor-den und hätte nicht eines Tagesbeschlossen, Politiker zu werden– was die bekannten Folgen ge-zeitigt hat. Für Rohde ist Kurzalso einer von Charakter und Ge-sinnung eines der schlimmstenMassenmörder der Geschichte.Am Rande sei bemerkt: Hätte

Rohde einen Schulabschluss,hätte er gewusst, dass sich„scheißegal“ mit „ß“ und nichtmit „ss“ schreibt. Aber mit SSkennt er sich eben besser aus.Nazi-Kram kommt immer gut,mag er sich gedacht haben. Hatman schon keinen Opa, den manals Opfer der Nazis vermarktenkann, muss man den Opa ebenzum Nazi machen, der andere er-mordet hat. Ein „schießwütigerSadist“ sei der seine gewesen,einer, der im Warschauer Ghettodie Fotos seiner Opfer gesam-melt hat, weiß Rohde im Inter-view mit der „Süddeutschen“genüsslich auszubreiten. Da istAufmerksamkeit garantiert.Ehrungen belegen, dass es

Menschen gibt, die den immeretwas ungepflegt und alkoholi-siert wirkenden Rohde für einenguten Schauspieler halten. Vorallem aber ist er ein Großmaul –und ein ziemlich dummes dazu.

JAN HEITMANN:

Großmaul

Einsicht statt VisionenDie Politik hat sich verrannt− und die Deutschen spüren es

Die Deutschen schwanken zwi-schen Zufriedenheit und Pessi-mismus. Dabei hat dieses Volk dasZeug, Wunder zu vollbringen.

Experten stehen vor einem Rät-sel: Die deutsche Wirtschaftbrummt, nie waren hierzulande soviele Menschen in Arbeit, und diegroße Mehrheit der Deutschen äu-ßert sich zufrieden über ihrWohlstandsniveau und ihre Ge-haltsentwicklung. Gleichzeitigwächst die Unsicherheit stetig.Seit 2014 geht die Zahl derer, diezuversichtlich in die Zukunft blik-ken, jedes Jahr weiter zurück.Verkennen die Deutschen die

wirkliche Lage? Kaum, eher steckthinter der Diskrepanz ein feinesGespür der Bürger dafür, dass hin-ter der glänzenden Fassade von„Jobwunder“ und Exportweltmei-ster die Pfeiler ihres Gemeinwe-sens bedenklich bröckeln.

Das Unwohlsein wird noch ver-stärkt von einer Politik, welcheden Bürgern und ihrem Staatswe-sen immer neue Belastungen auf-bürdet. Die getrieben zu seinscheint von „Visionen“ undscheinbar moralischen Ansprü-chen, die nur noch überzüchtetenIdeologien folgen,statt sich an derWirklichkeit, anGemeinwohl undMachbarkeit auchund vor allem auflange Sicht zu ori-entieren.Justiz und Polizei sind schon

jetzt am Ende ihrer Leistungskraftund schlagen Alarm, weil die öf-fentliche Sicherheit erodiert,insbesondere wegen der massen-haften Zuwanderung aus fremde-sten Kulturen, welche auch dieSchulen vor kaum noch zu bewäl-tigende Probleme stellt. Die Er-

sparnisse der Deutschen werdendem Euro-Experiment ausgesetztund schmelzen dahin, für Schul-den fremder Länder soll Deutsch-land zusätz l ich haf ten , diefortschreitende „Energiewende“unterminiert die Energiesicherheitmehr und mehr. Doch überall

schreitet die Poli-tik unbeirrt wei-t e r , s t a t t e i nEinsehen zu zei-gen.Will die Politik

jene „Zuversicht“und jenes „Ver-

trauen der Bürger“ neu entfachen,von der ihre Repräsentanten so oftschwadronieren, müsste sie hier ra-dikal umsteuern. Das Ziel darf nichtlänger heißen, die Belastungen fürdie Bürger und das ganze Staatswe-sen weiter in die Höhe zu schrau-ben, sondern sie endlich wieder aufein dauerhaft tragfähiges Niveau

herunterzufahren und den Staatzu konsolidieren.Die Deutschen sind ein außer-

gewöhnliches Volk, das sich in sei-ner Geschichte nach entsetzlichenKatastrophen und fatalen Irrtü-mern mit einer Kraft wieder auf-r ichten konnte , die unsereNachbarn an Zauberei denkenließ, wie das (nicht in Deutschlanderfundene!) Wort vom „Wirt-schaftswunder“ belegt. Der Pessimismus so vieler Deut-

scher speist sich aus der ungutenAhnung, dass die Kraft ihres Vol-kes vergeudet wird, statt sie sinn-voll für eine sichere Zukunfteinzusetzen, statt sie zu stabilisie-ren und weiterzuentwickeln. Obdie politische Elite ihrerseits dieEinsicht und den Mut aufbringt,sich dieser Aufgabe zu widmen,statt ihren ideologischen Visio-nen zu frönen, wird sich zeigenmüssen. Hans Heckel

Aus Furcht vor dem WählerBrandenburg: Rot-rote Lan-desregierung steuert beiwichtigen Projekten um

Preußen /Berlin

5

DIESE WOCHE

»Wir Tibeter sind in einer Notlage«Golog Jigme zur Lage inTibet und im Exil

Aktuell

2

Denn Mohammed tat es auchSklaverei in der arabisch-islamischen Welt

Hintergrund

4

Für die EvangelikalenDonald Trumps Jerusalem-Entscheidung

Ausland

6

Trottelige DreierbandeAusstellung in Kopenhagenüber die Olsenbande

Kultur

Nichts von Luther gelerntDie christlichen Amtskirchensind zum Polit- und Sozial-betrieb verkommen

Deutschland

3

9 Konsolidierung lautetdas Gebot. Stattdessendominiert Ideologie

Einzelverkaufspreis: 2,70 Euro

Nr. 1– 5. Januar 2018 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D ZKZ 05524 - PVST. Gebühr bezahlt

Eine glänzende ErfindungPerlon eroberte die Damenbeine im Sturm

Geschichte

10

Deutschland bleibt ein Land mit großer Perspektive: Blick durchs Brandenburger Tor Bild: Mauritius

Von der Pflicht, der Tugend und der KuhEine Glosse über den Wunsch nach Frieden und den Menschen, der ihn gefährdet

Von Freunden zuverlässig er-hofft, von Gegnern miss-trauisch erahnt, hat die CSU

an ihrem kurz zurückliegendenParteitag in Nürnberg aufgeräumtmit allem Streit und Zwist, derlange in ihren Reihen ge herrschthatte, jedenfalls nach außen hinund offiziell. Das Ergebnis ist be-kannt: Bayerns bisheriger Mini-sterpräsident Horst See hofer gibtsein Amt an den Finanz ministerMarkus Söder ab, bleibt aber bisauf Weiteres CSU-Vorsitzender.Warum nicht gleich so, ist man

vermutet zu fragen, um sich dannzur Einsicht zu bequemen, dass esvielleicht der segens reichen undfriedlichen Adventszeit be durfthatte, um hier Ordnung zu schaf-

fen. Schon gar bei einer Partei, diedas christliche „C“ im Namenführt. Doch die Friedfertigkeit je-denfalls im Inneren und gegen-über den Parteifreunden ist beider CSU nicht nur eine Tugend,sondern Pflicht, denn die bürgerli-che Wähler schaft nimmt kaumetwas so übel wie dau erndes Ge-zänke.Krach unter den Menschen gibt

es ohne hin mehr als genug, wie er-neut ein Bei spiel, diesmal ausHolzkirchen, zeigt, das so halbzwischen Rosenheim und Mün-chen liegt. Da hat sich wieder eineSache ereignet, wie sie öfter vor-kommt, und die man sich eigent-lich nur im Bauerntheaterwünscht. Da zieht ein fremder

Mensch ins Dorf und stellt mitEmpörung fest, dass es dort Kühegibt. Diese Kühe stören ihn durchihre Schellen, worauf er an Schlaf-losigkeit und Depressionen leidet.Also, auf zum Gericht und Klage

erhe ben! Gottlob hat sich in München ein

Richter gefunden, der sie abgewie-sen hat, aber man möchte meinen,sie hätte von vornherein gar nichtzugelassen werden dür fen. Manmuss sich das vor Augen halten:Da kommt ein labiler Querulant,natür lich aus Deutschlands Nor-den, ver ab säumt es, sich vor einemHauskauf kun dig zu machen, undwill, dass seine neuen Nachbarnausbaden. Wie gesagt, ein Fall viel-leicht fürs Bauern theater, für sich

und ernst genommen ist so etwasein Ärgernis.CSU und Kuh-Schellen – der

Wunsch nach Frieden und die Ge-fahr, dass er ge bro chen wird,steckt in allem, womit die Men-schen zu tun haben, im Kleinen, inFamilie und Nachbarschaft, wie imGroßen, so in der Politik, wennauch diese vielleicht nur einekleine Politik ist. Denn bei allerAufregung: Auch die CSU musssich dem Gesetz der Generatio-nenfolge beugen, und dass nichtsBesseres nachkommt, ist einSpruch seit Jahrhun derten. Inso-fern war, was geschehen ist, ganznatürlich, auch die Aufregung, undirgendwann wird alles zur gutenalten Zeit. Florian Stumfall

Die Stadt Münster streitet sichmit dem Bund um ein aufgege-

benes Kasernenareal, weil sie hier3000 Wohnungen bauen will. Keingeringerer als Finanz-StaatssekretärJens Spahn (CDU) hatte im Wahl-kampf einen schnellen Verkauf inAussicht gestellt. Doch davon willdie Bundesanstalt für Immobilien-aufgaben (BImA) nichts wissen. Wiebereits berichtet, hoffen viele Kom-munen, günstig an eine freigezogeneBundesimmobilie zu kommen, umdie Fläche im Zuge der Konversionfür den Wohnungsbau nutzen zukönnen. Die BImA beruft sich je-doch stets auf die ihr gesetzlich auf-erlegte Pflicht zur Wirtschaftlichkeitund gibt das Objekt nur an denHöchstbietenden ab.

Um das zu ändern, hat der Bun-desrat den Entwurf eines Gesetzeszur Neuregelung der Liegenschafts-politik eingebracht. Damit soll dieMöglichkeit geschaffen werden, vonder Wirtschaftlichkeitsbindung ab-zuweichen, wenn bisher bundesei-g e n e L i e g e n s ch a f t e n vonGebietskörperschaften oder derenGesellschaften erworben werdenund diese Immobilien für Zweckedes sozialen Wohnungsbaus oderfür studentisches Wohnen verwen-det werden sollen. Zur Begründungheißt es, so müssten sich Kommu-nen und deren Gesellschaften alsKäufer nicht mehr dem unbe-schränkten Wettbewerb in der „vie-lerorts überhitzten Situation“ amImmobilienmarkt stellen J.H.

Das Ostpreußenblatt

Kasernen billigerBundesrat fördert kommunalen Wohnungsbau

Nichts von

Luther gelernt, S. 3

Page 2: archiv.preussische-allgemeine.dearchiv.preussische-allgemeine.de/2018/paz2018-01.pdf · 2018-01-03 · Was mag wohl dabei heraus-kommen, wenn ein Künst-ler von schlichtem Gemüt

2 Nr. 1– 5. Januar 2018

Internetseitenfilzen die NutzerMünchen – Auf acht von zehnInternetseiten werden Nutzerdurch dritte Unternehmen mithilfesogenannter Tracker systematischausgespäht, um Daten über ihr Ver-halten zu bekommen. Zu dem Er-gebnis kommt eine gemeinsameStudie des Anti-Tracking-Software-Spezialisten Ghostery und desSuchmaschinenspezialisten Cliqz.Dazu haben sie eine Analyse an-onymer Statistiken von 850000Nutzern vorgenommen und 144Millionen Seitenaufrufe ausgewer-tet. Am verbreitetsten sind die Trak-king-Skripte von Google (60,3 Pro-zent der Seitenaufrufe) und Face-book (27,1 Prozent). Darüber hinauskonnten tausende weitere Tracking-Skripte identifiziert werden. J.H.

»Wir Tibeter sind in einer Notlage«Der buddhistische Mönch und Menschenrechtler Golog Jigme zur Lage in Tibet und im Exil

Rentenkassegut gefüllt

Berlin – Die Bundesregierung rech-net auch für die nächsten Jahre miteiner steigenden Zahl von Beitrags-zahlern und somit steigenden Ein-nahmen in der gesetzlichen Ren-tenversicherung. Das geht aus ih-rem Rentenversicherungsbericht2017 hervor. Demnach sind die Bei-tragseinnahmen im abgelaufenenJahr um 4,4 Prozent im Vergleichzum Vorjahreswert deutlich gestie-gen, sodass die Rentenversicherungzum Jahreswechsel über eine Rück-lage von 32,9 Milliarden Euro ver-fügte. Das entspricht 1,59 Monats-ausgaben. Für 2018 wird mit einerZunahme der Zahl der Arbeitneh-mer um rund 1,2 Prozent und für2019 mit einer weiteren Zunahmevon 0,9 Prozent gerechnet. Auchbei den Bruttolöhnen rechnet dieRegierung mit Steigerungsratenzwischen 2,7 bis 2,9 Prozent in denJahren 2018 bis 2022. Nach denModellrechnungen steigen die Ren-ten bis 2031 um rund 36 Prozentan. Das Verhältnis von Renten zuLöhnen sinkt jedoch von aktuell48,2 Prozent auf 44,6 Prozent imJahr 2031. Demnach soll auch derBeitragssatz nach einer Absenkungauf 18,6 Prozent im Jahr 2018 wie-der steigen. Jedoch wird dies erstab 2022 erwartet. Der Beitragssatzsoll im Jahr 2031 rund 21,9 Prozentbetragen. J.H.

Völkerkundeunerwünscht

Hamburg – Das Hamburger Mu-seum für Völkerkunde soll nach138 Jahren umbenannt werden. ZurBegründung teilte die Museumslei-tung mit, der aktuelle Name sei ne-gativ besetzt. Er werde sowohl miteiner kolonialen Haltung als auchmit völkisch-nationalem Gedan-kengut assoziiert. Zudem stelle er„für viele junge Personengruppen,Kunstinteressierte und Diaspora-Gemeinschaften, kritische Intellek-tuelle und Künstler/-innen ausHerkunftsgesellschaften oder loka-len Diaspora-Communitys“ eineBarriere dar. Gerade diese Interes-sengruppen wolle man als Besu-cher gewinnen. Das 1879 gegründe-te Haus beherbergt eine der größ-ten ethnografischen SammlungenEuropas. Seit Kurzem wird es vonder Afrika-Expertin Barbara Plan-kensteiner geleitet. Davor war dieSüdtirolerin unter anderem Direk-torin des Wiener Völkerkundemu-seums, das unter ihrer Ägide in„Weltmuseum“ umbenannt wurde.Welchen Namen das HamburgerVölkerkundemuseum zukünftigtragen wird, steht noch nicht fest.Teuer wird die Umbenennung aberin jedem Fall. Nach Schätzungendes Fachblattes „Museum Aktuell“dürften dafür wenigstens 200000Euro anfallen. J.H.

MELDUNGEN

AKTUELL

Der buddhistische Mönch GologJigme ist ein wichtiger Zeitzeugefür die heutige Lage in Tibet. Fürseine Mitwirkung an einem Do-kumentarfilm über die Realität inTibet wurde er 2008 erstmals ver-haftet. Der Filmregisseur, Dhon-dup Wangchen, wurde zu einersechsjährigen Haftstrafe verur-teilt. 2009 und 2012 wurde GologJigme erneut verhaftet. Auch un-ter Folter gab er keine Namen vonan den Protesten im März 2008beteiligten Tibetern preis. 2014gelang ihm die Flucht aus Tibetnach Indien. Inzwischen lebt erim Exil in der Schweiz. Für diePAZ sprach Michael Leh mit ihmin Berlin.

PAZ: Tibet ist in unserer west-lichen Nachrichtenwelt heutefast wie ein „Weißer Fleck“.Westliche Journalisten dürfenhöchstens noch mit einerSondergenehmigung nach Tibetreisen, die aber kaum je erteiltwird. Außerdem wird jederSchritt überwacht. Wie ist die La-ge in Ihrer Heimat heute?Golog Jigme: Wir sind in einer

Notlage. Die Existenz der Tibeterist gefährdet. Die Lage ist insge-samt sehr schwierig. Tibet ähneltheute einem Gefängnis. Chinawendet verschiedene Strategienan, um die Identität der Tibeter zuuntergraben.

PAZ: Wie kann man sich in Ti-bet darüber informieren, was imLand und in der Welt vor sichgeht? In China werden ja die Me-dien und das Internet streng kon-trolliert, und die Kontrollen wer-den noch engmaschiger.Golog Jigme: Trotz der Kontrolle

durch die Chinesen können dieTibeter Nachrichten empfangen.Je stärker die Kontrolle wird, des-to mehr wächst auch der Wider-stand dagegen. Die Tibeter erhal-ten Informationen zum Beispieldurch die Radiosender „Voice ofAmerica“ oder „Radio Free Asia“,auch wenn der Empfang verbotenist. Für uns sind solche Senderüberlebenswichtig. Meine Freun-de in Tibet sind oft besser infor-miert als ich in der Schweiz, wasich bewundere. Manchmal erhalteich Telefonanrufe oder Nachrich-ten von ihnen, wo sie sagen, siehätten gehört, im Exil sei diesesoder jenes passiert, und ich solledoch mal näher berichten. Ich bindann immer wieder überrascht,wie gut sie informiert sind. Es gibtauch ländliche Gebiete, wo No-maden über Satellit „Voice ofAmerica“ oder sogar ausländischeFernsehkanäle empfangen kön-nen. In den Städten ist das aller-dings nicht mehr möglich. Dortkontrollieren die Chinesen denSatellitenempfang komplett.

PAZ: Staats- und Parteichef XiJinping fährt in China generell ei-nen immer repressiveren Kurs.Die digitale Über-wachung der Be-völkerung wirdnoch weiter per-fektioniert. Spürtman das auchnoch vermehrt in Tibet?Golog Jigme: Das Internet wird

in Tibet noch schärfer zensiert alsin der übrigen Volksrepublik Chi-na. Im Jahr 2008 war dabei dieTechnik noch schlechter. Jedes-mal, wenn ich einen Freund anriefund wir etwas Kritisches bespre-chen wollten, merkte ich durchein Geräusch im Telefon, dass wirabgehört werden. Aber heutemerkt man das nicht mehr. Früherhatten sie auch viel schlechtereÜberwachungskameras. Inzwi-schen werden auch verschiedeneApps wie Whatsapp, die wir fürdie Kommunikation nutzten,strengstens kontrolliert oder zeit-weise blockiert, zum Beispiel

während des 19. Parteitages derKommunistischen Partei. Auch„Virtual Private Network“-Dienste,die zur Verschlüsselung benutztwurden, um die chinesische Fire-wall zu überbrücken, werden jetztblockiert. Die nochweiter zunehmendeÜberwachung istnatürlich besorg-niserregend.

PAZ: Es gibt star-ke Restriktionenfür die Klöster. Wie wirkt sichdas aus?Golog Jigme: In Osttibet etwa,

wo ich herstamme, war es früherüblich, dass viele Kinder auchKlosterschulen besuchten, wo siein tibetischer Kultur, Sprache, Re-

ligion und Geschichte unterrichtetwurden. Das ist heute nicht mehrmöglich. Man zwang die Kinder,in chinesische Staatsschulen zugehen. Viele ältere Mönche wer-den regelmäßig schikaniert, weilsie wichtige Führungspositionenin einem Kloster innehaben. DasKloster Labrang etwa, in dem ichstudierte, ist eine der historischund kulturell wichtigsten Institu-tionen für die tibetische Gesell-schaft. Man kann es mit einerUniversität vergleichen. Währendes dort vor dem Einmarsch derChinesen nach Tibet 3600 Mön-che gab, sind es heute nur noch1000. Während der Kulturrevolu-tion wurden Mönche gejagt undweggejagt von den Klöstern. Klei-

ne Häuser, in denen Mönche vonLabrang wohnten, wurden abge-rissen und aus dem Boden, wo siestanden, wurde Ackerland ge-macht. Viele Heiligtümer wurdengänzlich zerstört. Räume, in de-nen heilige Statuen waren, wur-den zum Beispielzu Schlachthöfenumfunktioniert,in denen Tiere

getötet wur-den. Damitsollten die Tibeter gedemütigtund die Vorherrschaft der Chi-nesen demonstriert werden.Dabei ist das Kloster Labrangfür die buddhistische Lehreund das nationale Bewusstsein

der Tibeter sehr wichtig. Es gibtdort ein Zusammengehörigkeits-gefühl, das auch gelebt wird.

PAZ: In Diktaturen ist der Ver-rat immer ein besonders gefährli-

ches Problem. Es gibt den Ge-heimdienst mit Spitzeln, und essind auch Tibeter in der kommu-nistischen Partei. Wie gefährlichist das in Tibet?Golog Jigme: In der Hauptstadt

Lhasa habe ich das als extrem

starkes Problem empfunden.Wenn wir zum Beispiel in einemCafé an einem Tisch saßen, hatniemand irgendetwas Politischesgeäußert. Im Kloster Labrang da-gegen war das überhaupt keinProblem. Ich schrieb dort überJahre Flugblättermit politischenInhalten und ha-be sie innerhalbdes großen Klos-ters an andereMönche verteilt. Wenn man be-denkt, wie groß der Konflikt zwi-schen China und Tibet ist, mussman sagen, dass die Zahl derSpione in der tibetischen Gesell-schaft eigentlich insgesamt sehrklein ist. Bei der Polizei ist es na-

türlich anders,hier sind auchviele Tibeter un-ter den Polizei-kräften und dieChinesen lernen

heutzutage sogar Tibetisch, umdie Menschen zu entlarven. Esgibt sogar Polizisten, die sich alsMönche verkleiden und nachts inKlöster schleichen, um dort etwaszu beobachten. Chinesische Poli-zisten verkleiden sich auch oft als

Touristen und halten sich dannden ganzen Tag in unserem Klos-ter auf und beobachten alles.

PAZ: Peking hatte 1995 den da-mals fünfjährigen, aus einer kom-

munistischen Familie stammen-den Gyaltsen Narbu als neuenPanchen Lama bestimmt, nach-dem zuvor der Dalai Lama einenanderen sechsjährigen Jungen,Gendün Choekyi Nyima, zu des-

sen Reinkarna-tion erklärtehatte. Der„wahre Pan-chen Lama“ istseitdem ver-s c hwun d e n .Gyaltsen Narbu

wurde als Marionette der Chine-sen erzogen. Wie verhält sich dieMehrheit der Tibeter ihm gegenü-ber?Golog Jigme: Die Tibeter erken-

nen ihn nicht an. Er lebt in Pekingund wird natürlich von den Chi-

nesen instrumentalisiert. Sie las-sen ihn auch kaum nach Tibet rei-sen, denn sie haben große Angstum seine Sicherheit. Die Tibeterkönnten ja ihre Wut und Enttäu-schung ihm gegenüber kund tunund das könnte gefährlich für ihn

werden. Wenn der von Pekingausgesuchte „Panchen Lama“nach Tibet reist, brauchten dieChinesen für ihre Propagandaauch Fotos von devoten Buddhis-ten und einer riesigen Zahl vonTibetern, die zu ihm kämen – abereine solche Zahl kommt nicht zu-stande. Deshalb sieht man ihnauch kaum dort in der Öffentlich-keit. Den muslimischen Hui-Chi-nesen hat man Geld gezahlt, da-mit sie ihn begrüßen und manauch ein paar Fotos schießenkonnte. Einmal hatten die chinesi-schen Behörden ein ganzes tibeti-sches Dorf, das von Sozialhilfe ab-hängig war, aufgefordert, den vonihnen ausgesuchten „Panchen La-ma“ zu besuchen, gegen eine Zah-

lung von 50 Yuan(rund sechsein-halb Euro) für je-den und Über-nahme der Fahrt-kosten. Andern-

falls werde die Sozialhilfe gestri-chen. Doch das ganze Dorf hatsich geweigert.

PAZ: Seit 2009 gab es mindes-tens 151 Fälle von Selbstverbren-

nungen in Tibet. Wenn man damitdie Weltöffentlichkeit aufrüttelnwill, muss man konstatieren, dassdiese schrecklichen Verzwei-flungstaten in unseren Medienmeist nur noch als kleine Mel-dungen erscheinen und kaum be-achtet werden.Golog Jigme: Ich bin zutiefst

enttäuscht und geschockt davon,dass auch diese Vorfälle im Aus-land keine genügende Resonanzgefunden haben, dass sie nichternst genug genommen werdenund keine echten politischen Re-sultate folgten. Diese Selbstver-brennungen sind eigentlich dieallerdrastischte Art von Protest,wenn man einen friedlichen Frei-heitskampf führen will – ohnedass andere Menschen zu Scha-den kommen. Sie sind auch eineArt, Zeugnis abzulegen mit demeigenen Leben. Wenn Tibeter sichselbst anzünden, wollen sie damiteigentlich sagen, dass derSchmerz in ihren Herzen nochgrößer ist als die Schmerzen ihresKörpers.

PAZ: Wie erfolgte Ihre Fluchtaus Tibet? Wie lange dauerte sie?Wie konnten Sie sich über denWeg orientieren? Golog Jigme: Da ich bei der

Flucht in Lebensgefahr war, muss-te ich mich lange verstecken. DieFlucht dauerte ein Jahr und achtMonate. Über den genauenFluchtweg darf ich nichts sagen,da mir auch tibetische Freundebei der Flucht halfen. Diese muss-ten auch sehr viel Geld zahlen,damit sie gelang. Am Anfang hieltich mich länger in gebirgigen Ge-genden auf. Mein Bein war auchnoch durch die Folter verletzt, so-dass ich selbst mit Stöcken kaumnoch gehen konnte. Da ich zu ver-hungern drohte und die Polizeinach mir in Tibet suchte, ging ichan der Grenze zwischen Tibet undChina in ein sehr ländliches chi-nesisches Dorf und bettelte dortum Essen. Nach einigen Monatenwagte ich es, einen Freund anzu-rufen, der mir weiterhalf, auchmein Bein heilte allmählich.

PAZ: China betreibt nicht nursehr viel Wirtschaftsspionage imWesten, sondern versucht auch,besonders die Aktivitäten von Ui-guren und Tibetern zu überwa-chen. Auch chinesische Studen-ten im Ausland werden wohl viel-fach kontrolliert. Was sind Ihre

Erfahrungen?Golog Jigme:

Ich habe schon ei-niges erlebt, wennich in Genf beider UNO über die

Lage in Tibet informieren will. Sowurde ich zum Beispiel schon vonchinesischen sogenannten Delega-tionsmitgliedern fotografiert, dievermutlich für den Geheimdiensttätig waren. Auch treten dort an-gebliche Nichtregierungsorganisa-tionen aus China auf, „Fake“-NGO,die vorgeben, sich für Menschen-rechte und Freiheit in Tibet einzu-setzen. Sie kommen zu unserenVeranstaltungen, um zu provozie-ren und Streit anzufangen. Als icheinmal vom amerikanischen Bot-schafter zu einer Podiumsdiskus-sion eingeladen war, wollte michauch ein sogenannter Diplomataus China provozieren. Ich ant-wortete ihm: „Sie sind hier nicht inPeking, hier können Sie Ihre Lü-gen nicht verbreiten.“ Wenn chine-sische Studenten zum Beispielhier nach Deutschland kämen, umihren Horizont auch in punctoFreiheit und Demokratie zu erwei-tern, wäre es schön. Unter ihnensind aber oft auch Kinder aus kor-rupten kommunistischen Funktio-närsfamilien, die schon lange ein-seitiger Propaganda ausgesetzt wa-ren und gleichsam eine „Gehirn-wäsche“ hinter sich haben.

Seit dem Jahr 2009 gab es mindestens151 Selbstverbrennungen in Tibet

»Chinesische Studenten in Deutschlandsind oft Kinder aus korrupten

kommunistischen Funktionärsfamilien«

Ein wichtiger Zeitzeuge für die heutige Lage in Tibet: Golog Jigme Bild: Michael Leh

»Es gibt sogar Polizisten, die sich als Mönche verkleiden«

Radioempfang von verbotenen Sendern ist überlebenswichtig

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Nr. 1– 5. Januar 2018 3

MELDUNGEN

Geheimdienstehören mehr ab

Berlin – Das Parlamentarische Kon-trollgremium für die Nachrichten-dienste hat seinen Bericht für 2016vorgelegt. Daraus geht hervor, dassvom Bundesamt für Verfassungs-schutz (BfV), dem Bundesnachrich-tendienst (BND) und dem Militäri-schen Abschirmdienst (MAD) nachGenehmigung durch die G10-Kom-mission in insgesamt 261 FällenSendungen gelesen oder Telefonge-spräche abgehört wurden. Das sind68 mehr als im Vorjahr. Beim BfVbetrafen 139 Verfahren den Isla-mismus, sieben den Ausländerex-tremismus, 72 den nachrichten-dienstlichen Bereich, sechs denRechtsextremismus und keines denLinksextremismus. Die Maßnah-men des BND galten ausschließlichdem Islamismus, die des MAD mitzweien dem Islamismus und mitzweien dem nachrichtendienst-lichen Bereich. J.H.

Die AfD-Fraktionschefin AliceWeidel hat den beiden christ-lichen Amtskirchen in Deutsch-land vorgeworfen, „durch unddurch politisiert“ zu sein. Zudembemängelt sie, dass die Trennungvon Kirche und Staat „nicht mehreingehalten“ werde. Das geradezu Ende gegangene Lutherjahrhätte den Kirchen Anlass gegeben,ihre Rolle in heutiger Zeit kritischzu reflektieren. Das aber habensie versäumt.

Das Luther-Jahr 2017 hat dieGründe für die Reformation neuin die Diskussion gestellt. Lutherwollte ja nicht die Kirche spalten,sondern sie reformieren, vor al-lem in folgenden Punkten: Nachkatholischer Lehre steht die Kir-che als Mittler zwischen Gott undden Gläubigen. Luther dagegenwies aus der Bibel nach, dass derMensch eigenverantwortlich vorGott sei. Diese Eigenverantwor-tung des Christen im Glauben hatsich danach in der Philosophie(Kant), in der Politik (Demokratie)und in der Wirtschaft (Marktwirt-schaft) fortgesetzt. Unsere indivi-duellen Freiheitssysteme beruhenletztlich auf der Reformation, aufder Freiheit und Eigenverantwor-tung der Menschen in Kirche,Staat, Gesellschaft und Wirtschaft.Insofern war die Reformation eineBefreiung von Vormundschaft,zuerst im theologischen und dannin allen anderen Bereichen. Konkreter Anlass für den Pro-test Luthers aber war der kirchli-che Ablasshandel und die damitverbundene – käufliche – Recht-fertigung der Gläubigen für Sün-den durch Zahlungen an die Kir-che. Durch „gute Werke“ wollteder Gläubige die ewige Seligkeiterringen. Die Kirche nutzte diesnicht nur zum Bau des Peters-doms, sondern auch zur allseiti-gen Bereicherung auf allen Ebe-nen. Luther dagegen wies aus derBibel nach, dass man mit „gutenWerken“ Gottes Gnade nicht er-kaufen könne, dass nur echterGlaube – sola fide – und echteBuße die Gnade Gottes erringenkönne. Er hat damit den Fokusder kirchlichen Tätigkeit und desGlaubenslebens wieder zurück-verlegt in die Glaubensgemein-schaft. Gerade daraus entstand

die Macht der Reformation wieein Feuerbrand über Europa.Fragt man sich dagegen, ob heu-te die Kirchen vornehmlich Glau-bensgemeinschaft oder nichtlängst Sozialinstitutionen sind, sosprechen die Zahlen deutlich:Von 1,2 Millionen Beschäftigtenbeider Kirchen sind nicht einmal60000 als Pfarrer oder Priester inder Verkündigung tätig, die ande-ren arbeiten in den „sozialenDiensten“. Da Letztere im kirch-lichen Dienst in der Mehrheitsind, haben sie auch die Mehrheitin den Gremien, bestimmen sieüberwiegend die Mittelverwen-dung, Richtung und Tätigkeit zu-mindest in der evangelischen Kir-

che. Die Kirchen sind also heutemehr Sozialindustrie als Glau-bensgemeinschaft, widmen sichzu 90 Prozent „guten Werken“und vernachlässigen die Glau-bensverkündigung.Keine andere Organisationkönnte sich halten, wenn nur zweiProzent ihrer Mitglieder über-haupt am Verbandsleben teilneh-men. Dass die Kirchen trotzdemals Institution gut existieren, ver-danken sie ihrem öffentlich-recht-lichen Status und dem Zwangs-

einzug der Kirchensteuern durchden Staat. Aber auch dieser Vor-teil schwindet, weil Juden undMoslems inzwischen ebenfalls öf-fentlichen Status erreicht haben,was die allgemeine Diskussionum den staatlichen Kirchensteu-

ereinzug bis zu dessen Abschaf-fung hochtreiben wird. Brichtaber der staatliche Kirchensteuer-einzug weg, bricht auch der kirch-liche Sozialfeudalismus ein, wer-den die Kirchen mit freiwilligen

Spenden höchstens noch 20 Pro-zent ihrer Beschäftigten haltenkönnen.Weil Papst und Kirchenhierar-chie die Erneuerungskritik Lu-thers nicht ernst und nicht annah-men, sondern ihn durch Bann ausder Kirche ausschlossen, entstandstatt einer Reformation der Ge-samtkirche eine Trennung zwi-schen der alten hierarchischenkatholischen Kirche und einerneuen demokratischen evangeli-schen Kirche. Sinnbildlich zeigt

sich der Zerfall der katholischenHierarchie an der Auflösung derKlöster: Erst flohen Mönche undNonnen aus der Klosterzucht inden neuen Glauben und in per-sönliche Freiheit, dann wurdendie leeren Klöster entweder vonden Fürsten oder dem Adel über-nommen, zuletzt von Napoleonverkauft.Die Reformation hat gezeigt,wie stark eine Glaubenswelle dereinzelnen selbstverantwortlichenGläubigen die kirchliche Hierar-chie erschüttern konnte. Inzwi-schen hat die katholische Kirchediesem Wandel ebenfalls Rech-nung getragen und mit Erfolg ver-sucht, sich auch zu dezentralisie-

ren. Die ursprünglich dezentraleevangelische Kirche hat sich da-gegen wieder zentralisiert, weildie Steuern der Gläubigen nichtmehr direkt an die Gemeindenfließen und an die Kirchenleitungweitergeleitet werden, sondernumgekehrt vom Staat den Kir-chenleitungen überwiesen undvon diesen an die Gemeindenverteilt werden. Damit hat die Fi-nanzzentralisierung die Machtvon unten nach oben und damiteinen Hierarchieschub gebracht,

wodurch sich beide Kirchenstrukturell immer mehr ange-glichen haben.Jede Hierarchie krankt aberdaran, dass von oben nach untenregiert wird und die Mitgliederunten warten, bis von oben Wei-sung kommt. Die Eigenverantwor-tung der Mitglieder schwindet mitwachsender Zentralsierung, wasman im Vergleich der evangeli-schen Amtskirchen mit den Frei-kirchen deutlich sehen kann. Da-mit einher geht in jeder Kircheder Trend, dass die Amtsträgerstatt Missionare und Verkündigerzu sein, zu Glaubensverwaltungs-beamten verkommen.Die Glaubenserosion der Kir-chen und ihr Wandel zur Sozial-institution haben tiefgreifendeFolgen in unserer Gesellschaftnach sich gezogen. Aus dem bibli-schen Auftrag der Heidenmissionhaben die christlichen Kirchen-funktionäre inzwischen eineGleichwertigkeit aller Religionengemacht, ohne ihren Gläubigenzu erklären, warum sie denn gera-de Gott und ihre Seligkeit nur inihrer christlichen Kirche undnicht auch in anderen finden soll-ten. Mit anderen Worten: Die Kir-chen haben ihren Alleinstellungs-anspruch aufgegeben und sichzur religiösen Beliebigkeit ent-wickelt. Niemand beschmust dieanderen Religionsgemeinschaftenmehr als die christlichen Kirchen,die eigentlich das Selbstverständ-nis des alleinigen Weges zu Gottals Missionsauftrag haben sollten.Wer das Wort Gottes nicht mehrernst nimmt, kann auch dem Zeit-geist leichter nachlaufen, bei-spielsweise dem Feminismus, derLesben- und Schwulenpropagan-da, der Aufgabe des Vorrangs derEhe oder dem „Kampf gegenRechts“, dem Kampf gegen die„Reichen“, gegen die traditionel-len Werte und für die Ausbreitungfremder Glaubensrichtungendurch Immigration fremdgläubi-ger Sozialleistungsnehmer. Immermehr Menschen stellen sich des-halb die Frage, ob die Amtskirchenoch „ihre“ Glaubensgemein-schaft ist beziehungsweise, wersich vom anderen inzwischenentfernt hat – die Kirche von denGläubigen oder die Gläubigenvon der Kirche. Eberhard Hamer

Nichts von Luther gelerntDie christlichen Amtskirchen sind zum Polit- und Sozialbetrieb verkommen

Technik gegenAsylbetrug

Nürnberg – Das Bundesamt fürMigration und Flüchtlinge (Bamf)speichert seit September vergan-genen Jahres zur Identitätsfeststel-lung von Asylsuchern Informatio-nen von Mobiltelefonen und an-deren Datenträgern. Nach Anga-ben des Bamf wurden in dieserZeit rund 5000 mobile Datenträ-ger ausgelesen. Das Verfahrenwird bei fehlenden Identitätsdo-kumenten oder Zweifeln an derenEchtheit angewandt. Außerdemsetzt das Bamf seit kurzer Zeit zurVerifikation des Herkunftsstaatesund der Herkunftsregion des An-tragstellers ein Softwareverfahrenzur automatisierten Akzent- be-ziehungsweise Dialekt-Erkennungein. Das System kann Sprachenund Dialekte anhand von hinter-legten Sprachmodellen analysie-ren und zuordnen. Das vom Bamfin Zusammenarbeit mit einemHersteller entwickelte Sprachbio-metrieverfahren ist weltweit ein-malig. Bisher wird es in den An-kunftszentren und Bamf-Außen-stellen angewandt. Ab April soll esin den „flächendeckenden Wirk-betrieb“ gehen. J.H.

DEUTSCHLAND

Predigt vor leeren Bänken: Den Kirchen laufen die Mitglieder in Massen davon Bild: Imago

»Gute Werke« stattGlaubensverkündung

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4 Nr. 1– 5. Januar 2018

Lange ist die in der arabisch-isla-mischen Welt übliche Sklavereiim Westen kaum thematisiertworden. Dann jedoch schockierteder US-Fernsehsender CNN dieinternationale Öffentlichkeit imNovember mit Videobildern voneiner Sklavenauktion in Libyen.Daraufhin verfiel die Europäi-sche Union sofort in heftigen Ak-tionismus, der unserem Konti-nent bald noch mehr Asylsucherbescheren dürfte.

Die Szenerie bot ein ebensoeindrucksvolles wie bedrücken-des Bild: Für umgerechnet337 Euro wechselten jungeschwarze Migranten aus demsubsaharischen Afrika, die in Li-byen versklavt worden waren, ih-ren Besitzer. Dementsprechendaufgeregt fiel das mediale Echoauf den CNN-Beitrag aus. Dabeisind derartige Praktiken wederetwas Neues noch ein Einzelfall.Nach Schätzungen der Antiskla-verei-Organisation Walk FreeFoundation (WFF) gibt es derzeitrund 46 Millionen Sklaven in

167 Ländern. Dazu zählen übri-gens auch die ost- und südosteur-opäischen Zwangsprostituiertenin der Bundesrepublik. Die mei-sten Sklaven leben jedoch – abge-sehen von Nordkorea, China undIndien – in islamischen Staaten,insonderheit in Pakistan, Bangla-desch, Usbekistan, Afghanistan,dem Iran, dem Irak und dem Su-dan, den Verein-igten ArabischenEmiraten (VAR)sowie Syrien,Marokko, Ägyp-ten, Algerien, Ni-ger, Libyen undMau r e t a n i e n .Und das ist durchaus kein Zufall,schließlich billigen der Islam be-ziehungsweise der Koran und dieScharia die „gottgewollte“ Institu-tion der Sklaverei, sofern es sichbei den unfrei Gehaltenen um„Ungläubige“ handelt.So versklavte schon Moham-

med im Jahre 627 alle Frauen undKinder des jüdischen Stammesder Banu Quraiza, nachdem erdie Männer exekutiert hatte. Des-

halb hießen später viele hochran-gige islamische Rechtsgelehrtedie Sklaverei ohne Wenn undAber gut: Wenn der Prophet der-gestalt vorgegangen sei, dannkönne daran nichts grundsätzlichFalsches sein. Das erklärt auch,warum die Sklaverei in Saudi-Arabien erst 1962 offiziell abge-schafft wurde und der westafrika-

nische Wüsten-staat Maureta-nien denselbenSchritt sogarnoch bis August2007 hinauszö-gerte. Und zwarohne, dass sich

an der Lage der schätzungsweise600000 meist schwarzen Sklavendort wirklich etwas geändert hät-te. Dafür sorgt momentan vor al-lem der wachsende Einfluss sun-nitischer Extremisten mit arabi-scher Herkunft.Nichtsdestotrotz vermeiden es

die Europäische Union und eini-ge afrikanische Länder wie Ruan-da, die nun gemeinsam gegenden Handel mit schwarzen Skla-

ven im Gebiet rund um die Saha-ra vorgehen wollen, das Übel ander Wurzel zu packen, und be-schränken sich stattdessen aufhilfloses Kurieren an Sympto-men. Das zeigt das am 29. No-vember auf dem EU-Afrika-Gipfelin Abidjan (Elfenbeinküste) be-schlossene Aktionsprogramm, indem unter anderem von „Notfall-Evakuierungen“ befreiter Opferlibyscher Sklavenhändler die Re-de ist. Der Weg dieser Menschen wird

dann sicherlich auch nach Euro-pa führen, denn Deutschland, Ita-lien, Frankreich und Spanien ha-ben bereits ihre Bereitschaft be-kundet, solche „schutzbedürfti-gen Personen“ aufzunehmen. Da-mit bleibt ihnen der mühevolleWeg per Boot übers Mittelmeererspart und es steht zu erwarten,dass sich jetzt ebenfalls wiederviele Trittbrettfahrer unter diewirklich Gefährdeten mischen.Immerhin warten in Libyen nochbis zu 700000 Schwarzafrikanerauf Einlass in die EuropäischeUnion. Wolfgang Kaufmann

Während die von den Eu-ropäern betriebene Ver-schleppung schwarzer

Sklaven in die Karibik und auf denamerikanischen Kontinent in hin-reichendem Maße erforscht undthematisiert wurde, widmete sichkaum jemand dem arabisch-isla-mischen Sklavenhandel, der denschwarzen Kontinent schon seitdem Jahre 652 ausblutete. Damalshatte Emir Abdallah ben Said denSudanesen einen Vertrag aufge-zwungen, mit dem die Menschen-jagd südlich der Sahara begann. Inderen Verlauf verschleppten Mus-lime bis ins 20. Jahrhundert hin-ein 17 Millionen Schwarze auf dieArabische Halbinsel, in denMaghreb, andere Teile des Osma-nischen Reiches sowie nach Per-sien. Dabei kamen bis zu 80 Pro-zent der Sklaven bei den endlosenTodesmärschen durch die Wüsteums Leben.

Angesichts dessen sprach dersenegalesische Anthropologe undWirtschaftswissenschaftler Tidia-ne N‘Diaye 2008 von einem „ver-schleierten Genozid“ der muslimi-schen Araber an den VölkernSchwarzafrikas und bezeichnetediesen als deutlich folgenschwerer

als den transatlantischen Sklaven-handel der Europäer.Der Hauptgrund für das brutale

Vorgehen gegen die Schwarzenwar dabei der Islam. Aus der Sichtder Lehren Mohammeds handeltees sich bei der Sklavenjagd süd-lich der Sahara um einen vollkom-men legitimen Dschihad gegen

„heidnische“ und biologisch „min-derwertige“ Rassen. Deshalb blie-ben Schwarze selbst dann nochMenschen zweiter Klasse, wennsie freiwillig zum Islam konver-tierten. In diesem Fall wurden siekurzerhand zu heimlichen „Göt-zendienern“ erklärt, gegenüberdenen das Verbot der Versklavungvon Muslimen nicht galt.Dabei gab es durchaus auch ver-

schleppte Afrikaner, die sich ge-gen ihr Schicksal wehrten. Beson-dere Erwähnung verdient hier der„schwarze Spartakus“ Sahib al-Zanj, der 869 einen gigantischenAufstand der Plantagensklaven imSüdirak initiierte. Merkwürdiger-weise ignoriert die historischeForschung aber selbst diese Hel-denfigur – und manche „Exper-ten“ versuchen gar, die Sklavenex-porte aus Sansibar in Richtungder Arabischen Halbinsel den Eu-ropäern anzulasten. W.K.

Zeitzeugen

Im Juli 1625 ereignete sich ander Südwestküste von Corn-wall etwas schier Unfassbares:Wie aus dem Nichts tauchtenplötzlich schwerbewaffnete nord-afrikanische Korsaren auf undbegannen die Bewohner der un-geschützten Fischerdörfer auf ih-re Schiffe zu verschleppen. Kurzdarauf besetzten sie Lundy Islandunweit von Bristol und hisstendort die grüne Flagge des Islam.Aufgrund der ineffektiven Gegen-wehr der Engländer konnten diemaghrebinischen Seeräuber al-lein im Sommer 1625 über1000 Menschen gefangen neh-men. Diese wurden dann nachSalé in Marokko verbracht undauf dem dortigen Sklavenmarktfeilgeboten. Unter ganz ähnlichenRaubzügen litten zu jener Zeitzahllose Dörfer und Häfen an denKüsten Islands, Irlands, Spaniens,Italiens, Portugals und Frank-reichs sowie auch in Wales. Auchdort bestand die Beute vor allemaus christlichen Sklaven, die manin der arabischen Welt als „Wei-ßes Gold“ bezeichnete.Die Verschleppten fanden in

Nordwestafrika reißenden Ab-

satz, weil man „ungläubige“ Ar-beitskräfte dort immer gut ge-brauchen konnte. MuslimischeKorsaren aus dem Sultanat Ma-rokko sowie den sogenanntenBarbareskenstaaten im Raum umAlgier, Tunis und Tripolis suchtennicht nur die Küsten europäi-scher Länder heim, sondern lau-erten auch im Mittelmeer und imAtlantik Handelsschiffen auf. Sokaperten sie alleine zwischen1607 und 1616 466 englischeSegler.Da die Europäer zunächst

außerstande waren, diesem Trei-ben wirkungsvoll Einhalt zu ge-bieten, gerieten von 1530 bis 1780geschätzte 1,25 Millionen Chri-sten in die Hände arabisch-isla-mischer Sklavenhändler bezie-hungsweise -halter. Dann freilichverfügten Großbritannien undFrankreich zu Beginn des19. Jahrhunderts über hinrei-chend starke Kriegsflotten, wel-che die Piratenhochburgen imMaghreb mittels schwerer Artille-rie in Schutt und Asche legtenund so dem Handel mit weißenSklaven ein abruptes Ende berei-teten. W.K.

Nima Elbagir – Die aus dem Sudanstammende CNN-Journalistinkonnte sich im November bei ei-ner der mehrmals im Monat statt-findenden Sklavenauktionen in Li-byen einschleichen und das Ge-schehen filmen. Angeboten wur-den damals „große starke Jungs“aus Schwarzafrika für den Einsatzin der Landwirtschaft – wobei dieGeschäftssprache während derVersteigerung Arabisch war.

Scheich Salih ibn Fawzan ibn Ab-dullah al-Fawzan – Für den Ver-antwortlichen für die Lehrpläneder Religionsschulen Saudi-Ara-biens und führenden Vertreter desWahhabismus steht fest: „Sklavereiist Teil des Islam“ und „Sklavereiist Teil des Dschihad, und derDschihad wird solange bleiben,wie es den Islam gibt.“

Muammar Muhammad Abdassa-lam Abu Minyar al-Gaddafi – Diefatale Entscheidung der „interna-tionalen Gemeinschaft“, den seitvier Jahrzehnten über Libyen herr-schenden Diktator zu stürzen, be-scherte dem einst wohlhabendennordafrikanischen Land 2011 einMachtvakuum sondergleichen, dasbis heute besteht. Dies begünstigtdie Geschäfte der arabo-islami-schen Sklavenhändler.

»Verschleierter Genozid«Großes Schweigen über Muslime als Täter beim Sklavenhandel

Denn Mohammed tat es auchSklaverei war und ist in der arabisch-islamischen Welt gang und gäbe

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

Verantwortliche Redakteure: Politik,Wirtschaft, Berlin: Hans Heckel; Kul-tur, Lebensstil, Leserbriefe: HaraldTews; Geschichte, Preußen: Dr. Ma-nuel Ruoff; Buchseite, Bildredaktion,Ost preußen heute: Manuela Rosen-thal-Kappi; Mensch & Zeit, Heimatar-beit: Frank Horns; Ostpreußische Familie: Ruth Geede.Korrespondenten: Norman Hanert(Berlin), Edyta Gladkowska (Allen-stein), Jurij Tschernyschew (Königs-berg).Verlag und Herausgeber: Lands-mannschaft Ostpreußen e. V., An-schrift von Verlag und Redaktion:Buchtstraße 4, 22087 Hamburg.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2016: Inland 11 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland

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WOCHENZE ITUNG FÜR DEUTSCHLAND

DAS OSTPREUSSENBLATT

Muslime versklavtenauch Christen

EU-Aktionismus nach Videobildern

von CNN

Nicht nur ein Phänomen der Vergangenheit: Londoner protestieren vor der libyschen Botschaft gegen Sklaverei Bild: Mauritius

17Millionen Schwarze wurden von Muslimen verschleppt

»Weißes Gold« ausEuropa für Afrika

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Emir Scheich Muhammad bin Ra-schid Al Maktum – Im September2006 erhob ein Gericht in MiamiKlage gegen den Herrscher desEmirats Dubai sowie Premiermi-nister, Verteidigungsminister undVizepräsidenten der VereinigtenArabischen Emirate. Grund wardie Versklavung von mehreren tau-send Kindern aus Bangladesch,Pakistan, dem Sudan und Maure-tanien, die in den Golfstaaten alsleichtgewichtige Kamel-Jockeyseingesetzt wurden. Der Prozessendete 2007 ohne Urteil, weil sichdie Kammer plötzlich für unzu-ständig erklärte.

Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir –Weil er die in Mauretanien immernoch praktizierte Sklaverei ange-prangert und in diesem Zu-sammenhang auch den ProphetenMohammed wegen dessen Be-handlung von Nichtmuslimen kri-tisiert hatte, wurde der Ingenieurund Journalist 2014 wegen „Got-teslästerung“ zum Tode verurteilt.Allerdings reduzierte ein Beru-fungsgericht in Nouadhibou dieStrafe später angesichts internatio-naler Proteste auf zwei Jahre Haft.

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Nr. 1– 5. Januar 2018 5

Nach AufrufMord?

Von VERA LENGSFELD

Das Jahr 2017 ist vergangen. Die stilleZeit zwischen den Jahren hätteversöhnlich stimmen sollen. Aber die

Ereignisse ließen das kaum zu. Kein Tagvergeht, an dem sich in unserer Hauptstadtnicht irgendetwas Verstörendes ereignet, auchin der einstmals so friedlichen Zeit vonWeihnachten bis Neujahr. Leider ist Berlindamit nur ein Symbol für das, was sich mehroder weniger in ganz Deutschland abspielt.

In der stillen Heiligen Nacht raste einangeblicher Selbstmörder mit seinem Auto,in dem sich allerlei Brennbares befand, insWilly-Brandt-Haus, die Parteizentrale derSPD. Vorher hatte er noch ein explosivesPaket vor dem Konrad-Adenauer-Haus derCDU abgestellt. Warum ein Lebensmüder sichkurz vor seinem anvisierten Ende nochsolchen Mühen unterzieht, bleibt vorläufig imDunklen.

Zurück zur Polizei. Von ihrer Unterwande-rung durch arabische Clans ist an dieserStelle schon die Rede gewesen, auch von denSchwierigkeiten, die es an der Polizeiakade-mie gibt, seit vermehrt Polizeianwärter mitImmigrationshintergrund aufgenommen wer-den. Er wolle „keine weißen Sheriffs“, wardie Reaktion des Berliner Integrations -beauftragten Andreas Germershausen.Die Polizei solle die ganze Bevölkerungwiderspiegeln.

2016 hätten 32 Prozent derjenigen, die inder Polizeiakademie angefangen haben, einenImmigrationshintergrund gehabt. Das sei eingroßartiger Erfolg und kein Manko, so derBeauftragte. Weil viele dieser Bewerber dieAufnahmekriterien nicht erfüllen, dachte diePolitik laut über eine Senkung des Niveausnach.

Inzwischen hat die Berliner Polizei abernoch ein weiteres, sehr ernstes Problem.Linksextremisten haben Fotos von54 Berliner Polizisten ins Netz gestellt undzur Gewalt gegen die Beamten aufgerufen. ImJargon der linksextremistischen Hetzplattform„linksunten.indymedia“ heißt es: „Wir freuenuns über jedes zusammengebrocheneBullenschwein.“ Damit es möglichst viele„Bullenschweine“ trifft, wird zur Mitarbeitaufgerufen: „Wir freuen uns auf Hinweise, wosie wohnen oder privat anzutreffen sind.“

Das schreckte selbst Berlins InnensenatorAndreas Geisel auf (SPD), der die Hinweiseauf die Zustände an der Polizeiakademienoch „rassistisch“ gefunden hatte. Er äußerteEntsetzen über diese „unerträglicheDenunziation“. Ob sich Geisel nun starkmacht gegen die staatliche Finanzierung der„Antifa“, darf bezweifelt werden. Schließlichstammt der Mammutanteil des Geldes,mit dem die „Antifa“ gefüttert wird, ausdem SPD-geführten Bundesfamilien -ministerium.

Nachdem schon die Kreisgebietsre-form abgeblasen wurde, deutet sich beiBrandenburgs Landesregierung nunder nächste Kurswechsel an. Im kom-menden Jahr soll fast eine halbe Milli-arde Euro bereitstehen, um die Le-bensverhältnisse im Land zu verbes-sern.

Noch vor Weihnachten präsentiertenMinisterpräsident Dietmar Woidke(SPD) und Finanzminister ChristianGörke (Linkspartei) einen Nachtrags-haushalt, mit dem 2018 zusätzlich 483Millionen Euro bereitgestellt werdensollen. Gedacht ist das Geld für Kran-kenhäuser, die Sanierung von Feuer-wehrgebäuden, Sport- und Jugendstät-ten, den Nahverkehr und die Digitali-sierung des Landes und für den Stra-ßenbau.

Abdecken will die rot-rote Koalitionauch ein beitragsfreies letztes Kinder-gartenjahr vor der Einschulung. LautGörke konzentriert sich der Nachtrags-haushalt auf sehr schnell umsetzbareProjekte zur Verbesserung der konkre-ten Lebenssituation vor Ort: „Dasreicht von Einnahmeverbesserungender Kommunen über Investitionen inKrankenhäuser, zusätzliche Mittel fürden Breitbandausbau, die Einrichtungvon kostenlosen WLAN-Punkten bishin zum elternbeitragsfreien Kita-Jahr.“ Woidke sprach im Zusammen-hang mit dem Nachtragshaushalt vonImpulsen zur Schaffung gleichwertiger

Lebensverhältnisse in den Kreisen,Städten und Dörfern.

Möglich machen den Geldsegendeutlich höhere Steuereinnahmen: Ei-ne Schätzung prognostizierte im No-vember, dass Brandenburg Mehrein-nahmen von 263 Millionen Euro zu-fließen werden. Der Verzicht auf dieKreis- und Verwaltungsstrukturreformsetzt weitere Mittel frei. Nach Angabendes Finanzministers erwirtschaftetBrandenburg nun 66 Prozent seinerEinnahmen aus Steu-ern selbst. Zudem hatdas Land mittlerweileeine Rücklage von 1,3Milliarden Euro ge-bildet.

Nicht nur in derHaushaltspolitik deu-tet sich ein Umdenken an: Die rot-roteLandesregierung kündigte auch an, inder Kommunalpolitik die direkte De-mokratie erleichtern zu wollen. Lauteinem Gesetzentwurf sollen Bürgerkünftig per Brief an Bürgerbegehrenteilnehmen können. Bislang lehnen ge-rade kleinere Kommunen es aus Ko-stengründen ab, bei Bürgerbegehrenden Postweg zuzulassen. Wegfallen sollzudem auch die Verpflichtung, dassdie Initiatoren von Volksbegehren Vor-schläge zur Gegenfinanzierung vonbasisdemokratischen Entscheidungenvorweisen müssen.

Bereits im November hat Woidke dieumstrittene Kreisgebietsreform ge-

stoppt (die PAZ berichtete). Für dieSPD-Linkspartei-Koalition war die Re-form eigentlich das zentrale Vorhabendieser Legislaturperiode. Auch in derVerkehrspolitik ist mittlerweile eineWende absehbar: Bislang dominiertedie Vorstellung, dass man die Entvöl-kerung Brandenburgs allenfalls abmil-dern könne.

Seit Neuestem entwickelt das Landdagegen neue Wachstumsperspektivenzumindest für seine zentrale Region

um Berlin. Im Herbsthatte sich Branden-burgs Landesregie-rung mit dem BerlinerSenat für den Ausbaudes historisch ge-wachsenen „Sied-lungssterns“ ausge-

sprochen. Entlang der sternförmig vonBerlin ausgehenden Verkehrsachsensoll in Brandenburg das Netz derMittelzentren wieder dichter gestricktwerden. Ausgehend von diesen Zen-tren soll künftig auch die Entwicklungder ländlichen Räume wieder gestärktwerden.

Offen bleibt, ob der Kurswechsel aufmehreren Politikfeldern die Stimmungim Land kurzfristig drehen kann. Dieseit 1990 in Brandenburg regierendeSPD musste bei den Bundestagswah-len im September eine herbe Nieder-lage einstecken. In der einstigen„Herzkammer“ der SPD in den neuenBundesländern wurde die Partei mit

17,6 Prozent nach CDU und AfD nurnoch drittstärkste Kraft.

Regulär sind für den Herbst 2019Landtagswahlen angesetzt, wenigeMonate vorher können die Branden-burger bei Wahlen zum EU-Parlamentund bei Kommunalwahlen abstimmen.Bislang hat das Einlenken der Landes-regierung bei der umstrittenen Kreis-reform nicht für eine grundlegendeTrendwende sorgen können. Bei einerUmfrage für den „BrandenburgTrend“,die nach der Absage der Kreisreformdurchgeführt wurde, schaffte es dieSPD mit 23 Prozent der Wählerstim-men immer noch nur knapp auf denersten Platz.

Im Fall vorgezogener Landtagswah-len müssten sich die brandenburgi-schen SPD-Genossen ein enges Ren-nen mit der CDU (22 Prozent) und derAfD (20 Prozent) liefern. Zu denkengeben muss den Sozialdemokraten,dass bislang zumindest in keinem„BrandenburgTrend“ ein tieferer Wertfür die Regierungspartei ermittelt wur-de. Mit dem anhaltenden Formtiefwird auch die Neuauflage einer rot-ro-ten Koalition immer unwahrschein-licher.

Bereits seit Mai 2016 verfehlen SPDund Linkspartei in den Umfragen eineeigene Mehrheit. Der SPD droht damit,dass, ähnlich wie in anderen Bundes-ländern, zur Bildung einer stabilen Re-gierung künftig eine Drei-Parteien-Ko-alition nötig wird. Norman Hanert

Vom Wähler zurNachdenklichkeitgezwungen: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke(SPD, r.) und FinanzministerChristian Görke(Linkspartei) ver-folgten am 15. Dezember dieLandtagssitzungnach dem Stoppder Kreisreform

Bild: pa

Die Furcht vor dem Wähler wirktBrandenburg: Rot-rote Landesregierung steuert bei wichtigen Projekten um

Knapp 500 Millionenfür »Besserung derLebensverhältnisse«

PREUSSEN / BERL IN

Kein Personal: »Tickende Zeitbombe« freigelassen»Parallelen zum Fall Amri« − mutmaßlicher radikal-islamischer Gefährder läuft jetzt in Berlin herum

Gegen drei radikal-islami-sche Iraker, die weiterhinals gefährlich eingeschätzt

werden, ist in Berlin die Untersu-chungshaft aufgehoben worden.Nach Informationen des „Tages-spiegel“ hat das Berliner Kam-mergericht bereits am 5. Dezem-ber beschlossen, die Untersu-chungshaft für die drei Männerwieder aufzuhe-ben.

Die BerlinerS t a a t s a nwa l t -schaft soll indesgegen die Irakerwegen banden-mäßigen Handelsmit Rauschgift Anklage erhobenhaben, jedoch nicht wegen Ter-rorverdachts. Wie weiter berichtetwird, sollen zwei der Iraker aller-dings weiterhin in Haft sitzen. Ge-gen sie ermittelt die Bundesan-waltschaft in einem weiteren Ver-fahren wegen des Verdachts aufMitgliedschaft in der Terrormiliz„Islamischer Staat“ (IS) und auf

Kriegsverbrechen. Anders liegtder Fall bei dem Iraker, dessenName mit „Younis El-H.“ angege-ben wird. Er soll mit der Ent-scheidung des Kammergerichtsauf freien Fuß gesetzt wordensein.

Als Grund für die Entscheidungdes Gerichts wird die lange Dauerder Untersuchungshaft angege-

ben, die nur inauße rgewöhn-lichen Fällen län-ger als sechs Mo-nate dauern darf.Der Prozess vonYounis El-H. sollim Laufe des Ja-

nuar 2018 am Landgericht Berlinbeginnen, inhaftiert wurde derIraker aber bereits im Mai 2017.

In Sicherheitskreisen gilt dieHaftentlassung des 2014 nachDeutschland gekommenen Irakersals fatale Entwicklung. Gegenüberdem Sender RBB sagte BenjaminJendro, der Sprecher der BerlinerGewerkschaft der Polizei, zu dem

Vorgang: „Er zeigt die Ohnmachtunseres Rechtsstaates in bestimm-ten Bereichen. Wir haben an-scheinend nichts aus dem FallAnis Amri gelernt. Wir können ei-nen Gefährder, dem wir etwas

vorwerfen, nicht einfach wiederaus der Haft entlassen.“

Tatsächlich soll El-H., ähnlichwie der Attentäter Anis Amri,auch schon in der Vergangenheitdurch Eigentums- und Gewaltde-

likte aufgefallen sein. Zudemschätzt das LandeskriminalamtBerlin den Mann als terroristi-schen Gefährder ein, der eben-falls für den IS gekämpft habensoll.

Mittlerweile hat die Freilassungvon El-H. eine Ursachendiskus-sion in Gang gebracht. Der „Tages-spiegel“ zitiert eine Sprecherinder Berliner Strafgerichte, nachder die Aufhebung der Haftbefeh-le „letztlich auf der Belastung derJugendkammer und damit auf derdefizitären Ausstattung der Justizmit personellen und sächlichenMitteln“ beruhe.

Der Sender RBB berichtet in die-sem Zusammenhang, dass dieStaatsanwaltschaft mehr als zweiMonate benötigt habe, um gegenEl-H. Anklage zu erheben. Zudemhabe es fünf Monate gedauert, dasMobiltelefon des Verdächtigen aus-zuwerten, die Jugendkammer habezudem vier Monate benötigt, umden Prozess gegen El-H. anzuset-zen. Jendro sieht in dem 20- oder22-jährigen El-H. eine „tickendeZeitbombe auf der Straße“. Nebender Gefahr für die Bürger sei derVorgang auch demotivierend fürdie Berliner Polizeibeamten, so derGewerkschafter. N.H.

Die gesetzliche Fristfür ein Verfahren war

abgelaufen

„Defizite bei Personal und Ausstattung“: Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel Bild: Imago

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6 Nr. 1– 5. Januar 2018

MELDUNGEN

China schützt Dschinghis KhanPeking – Ein Gericht in der Inne-ren Mongolei hat einen Chinesenzu einem Jahr Haft verurteilt, weiler auf einem Porträt DschinghisKhans herumgetrampelt, sich da-bei gefilmt und das erzeugte Videoanschließend ins Internet gestellthatte. Die Tat führte zu erheblicherVerärgerung unter den ethnischenMongolen Chinas, für die der be-rühmte Herrscher eine Art Natio-nalheiliger ist. Das Gericht in Or-dos befand den 19-Jährigen nunder Aufstachelung zu ethnischemHass für schuldig. Bei der Bemes-sung der Strafe berücksichtigte es,dass der Angeklagte zur Tatzeitbetrunken war und die Videoein-stellungen bereits nach zwei Stun-den selbst löschte. T.W.W.

Die mehr als 50 Millionen evan-gelikalen Christen in den USA,die zu 80 Prozent Donald Trumpgewählt haben, repräsentierendie eigentliche Wählerbasis fürdie Republikaner und Trumpselbst, nicht die US-Juden, die tra-ditionell die Demokraten wählen.

Seit der Ankündigung von Do-nald Trump über Jerusalem hatdie US-amerikanische religiöseRechte etwas zu feiern. Der Präsi-dent hat seinen evangelikalenUnterstützern erneut gezeigt, dasser tun wird, was er angekündigthat. Die Evangelikalen sind eksta-tisch, weil Israel für sie ein heili-ger Ort und das jüdische Volk derbeste Freund für sie ist. MehrereFaktoren haben zwar zu TrumpsJerusalem-Entscheidung beigetra-gen, aber einer der entschei-dendsten bleibt der intensiveWahlkampf, der von seiner wich-tigsten Wählerschaft, den Evange-likalen, geführt wurde. Die Fragevon Jerusalem ist ihnen be-sonders wichtig, und es ist keinZufall, dass der Jerusalem Embas-sy Act von 1995, das Gesetz, dasdie Verlegung der US-Botschaftvon Tel Aviv in die Heilige Stadtvorsieht, bereits auf ihre Initiativehin verabschiedet, aber von demdamaligen Präsidenten Bill Clin-ton nicht umgesetzt wurde.Die weißen ultrakonservativen

Evangelikalen machen etwa einFünftel der US-Bevölkerung aus.Rund 80 Prozent von ihnen, soviel wie keine andere gesell-schaftliche Gruppe, haben bei derWahl für Trump gestimmt. DieMehrheit der jüdischen US-Ame-rikaner stimmte dagegen für seinedemokratische Gegnerin HillaryClinton. Dabei ist Trump in Bezugauf christliche Werte nicht geradeein idealer Kandidat: Er ist meh-rere Male geschieden, hat seinVermögen unter anderem mit Ca-sinos aufgebaut und hat oft abfäl-lige Bemerkungen über Frauengemacht. Aber Hillary Clintonund ihre liberalen Ideen – wie ih-re Unterstützung für Homo-Eheund Abtreibung – stellten eine

viel gefährlichere Bedrohung fürdieses Segment der US-amerika-nischen Gesellschaft dar.Seit dem Amtsantritt des Milli-

ardärs Trump vor einem Jahr ha-ben seine evangelikalen Beraterund verschiedene Gruppen wiebeispielsweise „Christen an derSeite Israels“, die „NationaleChristliche Führerkonferenz fürIsrael“ oder der „Christliche Zio-nistische Kongress“ ihre Forde-rungen nach Anerkennung Jeru-salems als „unteilbarer Haupt-stadt“ Israels und der Verlegungder US-Botschaft dorthin ver-stärkt. Die Fernsehpredigerin Pau-la White ist die Vorsitzende vonTrumps „Evangelikalem Berater-rat“. Ihre tägliche Präsenz in denKorridoren des Weißen Hauses istallgemein bekannt. Kein Wunder,denn die Einmischung der Evan-gelikalen in die US-amerikani-sche Politik kann bis ins 19. Jahr-hundert zurückverfolgt werden.

Gerade in den 1970er und 80erJahren stieg die Rolle der Evange-likalen konsequent, dank Predi-gern wie Billy Graham oder JerryFalwell, evangelikalen Führern,die es schafften, die Massen zubegeistern. Die 1976 von Reve-rend Jerry Falwell veranstalteteTour „I Love America“ sollte dassoziale, aber auch das politischeund patriotische Gewissen derUS-Bürger wecken.Diese Bemühungen trugen

Früchte, denn Ronald Reagan, deroffen von Falwell unterstützt wor-den war, wurde 1980 ebensoüberraschend wie Trump zumPräsidenten gewählt. Reagan sieg-te gegen den Evangelikalen BillyCarter von den Demokraten, derallerdings der Minderheit von„Red-Letter Christians“ (Links-evangelikalen) angehört.Evangelikale machen eine per-

sönliche Beziehung zu Jesus Chri-stus zur Grundlage ihres über-

konfessionellen Christentums.Zentral ist für sie die Berufungauf die als irrtumsfrei angeseheneAutorität der Bibel. Die Verbun-denheit der Evangelikalen mit derJerusalem-Frage ist in erster Linieauf ihre Interpretation der Bibelund ihrer Prophezeiungenzurück zuführen. Für sie ist dieHeilige Stadt Jerusalem die spiri-tuelle Hauptstadt und das HeiligeLand ein zusätzlicher Beweis da-für, dass der Gott der Bibel exi-stiert. Für viele konservative Chri-sten und besonders jene des „Bi-belgürtels“ ist die WiederkunftChristi auf der Erde, die unmittel-bar bevorstehe, die Anerkennungeines jüdischen Staates: In Israelmuss diese Wiederkunft des Mes-sias am Ende eines letzten Kamp-fes zwischen den Kräften des Gu-ten und des Bösen am Fuße desArmageddon-Hügels stattfinden.Nach dem Erfolg in den USA erle-ben Evangelikale auch in Brasi-

lien und in Nigeria einen großenpolitischen Aufwind.Umgeben von vielen evangeli-

kalen Christen, wie seinem Vize-präsidenten Mike Pence, seinemehemaligen Berater Steve Bannon,dem selbsternannten ZionistenTom Cotton, Senator von Arkan-sas, versucht Trump, seine evan-gelikale Wählerbasis zu halten.Bereits im Mai vergangenen Jah-res hatten rund 60 namhafteEvangelikale ihn in einem offenenBrief zu „zügigem Handeln“ zurAnerkennung von Jerusalem alsHauptstadt Israels aufgefordert.Laut jüngsten Umfragen, unteranderem des Pew Research Cen-ter, war die Unterstützung derEvangelikalen von 80 Prozent imJahr 2016 auf nur noch 61 Prozentherabgesunken. Deshalb konnteTrump, der weiter an Popularitätverloren hatte, die Entscheidungfür Jerusalem nicht länger auf-schieben. Bodo Bost

Geschenk an die EvangelikalenMit seiner Jerusalem-Entscheidung bedient Trump seine eigentliche Wählerbasis

Navy vom Meerverschwunden

London – Einst regierte Britanniendie Weltmeere, heute steht die Roy-al Navy sogar schlechter da als dieebenfalls von Ausrüstungsmängelnund Ausfällen gezeichnete deut-sche Marine. Nach einem Berichtder in London erscheinenden Ta-geszeitung „Times“ können die inden vergangenen Jahren ohnehinstark abgeschmolzenen britischenSeestreitkräfte erstmals in ihrer Ge-schichte keine größere Überwas-sereinheit in den Einsatz schicken.Beispielsweise ist derzeit keine ein-zige ihrer zwölf Fregatten und keineinziger ihrer sechs Zerstörer aus-laufbereit. Grund seien technischeProbleme, Wartungsstau und Perso-nalmangel. Die „Times“ zitiert ei-nen hohen Marineoffizier mit derAussage, dieser Zustand sei strate-gisch beschämend für die Verteidi-gung und die Nation. Die Überwas-serflotte bestehe nur noch aus 70 Einheiten. Neben den erwähn-ten Fregatten und Zerstörern seiendies ein Flugzeug- und ein Hub-schrauberträger, zwei Landungs-schiffe, Minenboote sowie Klein-und Hilfsfahrzeuge. J.H.

Der letzte EU-Gipfel desvergangenen Jahres brach-te in Brüssel neuen Streit

um die Asylpolitik. Bundeskanz-lerin Angela Merkel und weitereRegierungschefs kritisierten denLeiter des Treffens, den Polen Do-nald Tusk, zum Teil heftig. DerPräsident des Europäischen Rateshatte für die Beratungen des Gip-fels ein Papier zur Asylpolitik vor-gelegt. Darin bezeichnete er ver-bindliche Quoten zur Verteilungvon Asylsuchern als unwirksamesund die EU spaltendes Mittel. Da-mit stellte sich Tusk erstmals offenauf die Seite seiner polnischenLandsleute und ihrer PiS-Regie-rung, die sich gegen verbindlicheAsylsucheraufnahmequoten weh-ren. Die Mehrheit der EU-Staatenwirft Polen, Ungarn, der Tschechi-schen Republik und der Slowakei,den sogenannten Visegrád-Staa-ten, vor, mit ihrer Verweigerungunsolidarisch gegenüber denübrigen Staaten zu sein. Die EU-Kommission hat vor Kurzem Un-garn, Polen und die TschechischeRepublik verklagt, weil sie ver-bindliche Quoten nicht umgesetzthaben. Bei der Reform des Du-blin-Systems geht es im Kern umdie Frage, ob verbindliche Auf-nahmequoten dauerhaft einge-führt werden. Bereits im Vorfeld hatte der EU-

Kommissar für Migration, Inneres

und Bürgerschaft, der Grieche Di-mitris Avramopoulos, Tusks Pa-pier als „inakzeptabel“ bezeichnet.Die Regierungschefs von Polen,Ungarn, der Tschechischen Repu-blik und der Slowakei erklärtenvor dem Gipfel, dass sie bereitseien, für Maßnahmen der EUzum Schutz der Außengrenzenüber 30 Millionen Euro vor allemin Libyen auszugeben.Tusk hat mit seinen Bemerkun-

gen zur Asylsucherverteilungspo-litik der EU nicht zuletzt auf seinpolnisches Heimatpublikum ge-

zielt. Der aus Danzig stammendeKaschube wähnt, dass er in Polennoch eine politische Zukunft ha-ben könnte. Manche trauen ihmzu, bei der 2020 anstehenden pol-nischen Präsidentschaftswahl an-zutreten. Da kann es sich nocheinmal als nützlich erweisen,schon jetzt in Brüssel zu bekräfti-gen, wovon eine große Mehrheitder Polen überzeugt ist: Der Ver-teilungsschlüssel für Asylsuchersei eine Schnapsidee der Eurokra-ten, die an der Wirklichkeit schei-tern werde.

Dieselbe Angela Merkel, die, oh-ne ihre europäischen Partner zukonsultieren, die Asylsucherschleu-sen geöffnet hat, verlangt jetzt amlautesteten die Solidarität der vor-her übergangenen Partner. Tusk hatnur eine traurige Wahrheit ausge-sprochen, als er den 2015 aufDruck von Merkel ausgedachtenVerteilungsschlüssel als „ineffektiv“und „höchst spaltend“ bezeichnete.Gegen eine gleichmäßige Vertei-lung der von Merkel eingeladenenImmigranten sind keineswegs nurdie Visegrádstaaten, die sich vor al-lem gegen die Aufnahme von Mus-limen wehren. Auch EU-Gründer-staaten wie Frankreich beschwörenzwar in blumigen Sonntagsredengerne europäische Ideale, in derPraxis tun sie jedoch sehr wenig,um Nachbarn in der Asylsucherfra-ge zu entlasten. Das Problem bei der Verteilung

der Asylsucher wird jedoch weni-ger die geringe Aufnahmebereit-schaft jener Staaten sein, welchediese nicht eingeladen haben, alsvielmehr die geringe Bereitschaftder Asylsucher, sich von der EU-Bürokratie verteilen zu lassen. Eswird sie immer in jene Länder zie-hen, wo sie die höchsten Soziallei-stungen erhalten. Bevor diese nichtEU-weit vereinheitlicht sind, wer-den auch die ärgsten Maßnahmengegen aufnahmeunwillige EU-Mit-glieder nicht zum Ziel führen. B.B.

Am 18. März wäre der 1957vom KGB hingerichtete li-tauische Partisanenführer

gegen die Sowjetunion AdolfasRamanauskas, Codename „Vana-gas“ (Falke), 100 Jahre alt gewor-den. In Litauen gibt es deshalbPläne, 2018 zum Vanagas-Gedenk-jahr auszurufen. Die litauischeJournalistin und SchriftstellerinRuta Vanagaite, die mit ihremBuch „Die Unsrigen“ eine teilssehr persönliche Aufarbeitung derlitauischen Rolle beim Holocaustvorgelegt hat, reagierte hierauf mitdem Vorwurf, Ramanauskas habefür den KGB gearbeitet und könn-te womöglich Menschen verratenhaben, die ihn versteckt hatten.Seine Folterspuren nach der Ver-haftung, abgerissene Hoden unddurchstochene Augen, könnte ersich selber beigebracht haben, be-hauptet sie allen Ernstes. Belegekonnte die Lebenspartnerin desisraelischen Direktors des Stand-orts Jerusalem des Simon Wiesen-thal Centers, Efraim Zuroff, jedochkeine beibringen.Ein Aufschrei ging nach einem

im litauischen Staatsfernsehn aus-gestrahlten Interview mit Vanagai-te durchs Land. Nestbeschmut-zung, Verrat und sich zum Werk-zeug russischer Propaganda zumachen, wurden ihr vorgeworfen.Der Hausverlag von Vanagaite zogalle ihre Bücher, auch die mit un-

politischem Inhalt, aus dem Ver-kehr. Vytautas Landsbergis, derAnführer der zweiten litauischenUnabhängigkeitsbewegung unddas erste Staatsoberhaupt Litau-ens nach der Wiedererlangung derUnabhängigkeit, schlug Vanagaitevor, sich selbst zu richten.Die heftige Reaktion auf Vana-

gaites Vorwürfe ist umso verständ-

licher, als das geplante Vanagas-Gedenkjahr nicht die erste post-hume Ehrung durch die RepublikLitauen wäre. 1998 wurde ihmanalog zu Žemaitis-Vytautas derGrad eines Brigadegenerals verlie-hen und sowohl eine Mittelschu-le- als auch ein Gymnasium inAlytus tragen seinen Namen.

B.B./PAZ

Streit um NationalheldenLitauens Regierung plant Vanagas-Gedenkjahr

Polens Wähler im AugeWarum Tusk im Asylsucherverteilungs-Streit die Seiten wechselte

Will der Ratspräsidentder EU 2020 PolensPräsident werden?

AUSLAND

Spirituelle Hauptstadt der Evangelikalen: Die Heilige Stadt Jerusalem Bild: Bost

Adolfas Ramanauskas’ Elternklehrten, nachdem ihr Heimat-land 1918 unabhängig gewordenwar, 1921 aus den USA nach Li-tauen zurück. Für ihren Sohnwar es nur bedingt eine Heim-kehr, da er erst nach ihrer Aus-reise in die Vereinigten Staatenin New Britain im BundesstaatConnecticut zur Welt gekommenist. In Litauen studierte Raman-

auskas nach dem Abitur am Mo-tiejus-Gustaitis-Gymnasium inLazdijai am Pädagogischen Insti-tut in Memel. Nach dem Wehr-dienst und dem Besuch derKriegsschule Kaunas arbeitete ervon 1940 bis 1945 als Dozent amLehrerseminar Alytus.Nach der zweiten sowjetischen

Okkupation wurde er 1945 Parti-

san. Ab Herbst 1948 leitete er al-le Partisaneneinheiten in Südli-tauen. Ab 1949 war er Stellver-treter von Jonas Žemaitis-Vytau-tas, des aus Polangen stammen-den legendären Oberbefehlsha-bers der Streitkräfte des litaui-schen Widerstandes im Range ei-nes Brigadegenerals. Nach derHinrichtung von Žemaitis-Vytau-tas 1954 im Mos kauer Butyrka-Gefängnis wurde Oberst Rama-nauskas dessen Nachfolger. Als der Partisanenkrieg nach

der Niederschlagung des Un-garnaufstands 1956 im Baltikumendete, wurde er mit seiner Frauin Kaunas verhaftet und saß imKGB-Gefängnis in Litauen. 1957verurteilte ihn das sowjetischeAukšciausiasis Teismas (obersterGerichtshof) zum Tode. B.B./PAZ

Adolfas Ramanauskas

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Nr. 1– 5. Januar 2018 7

MELDUNGEN

Eisenbahnmarktlegt weiter zu

Tradition fürden Weltmarkt

Berlin – Der Umsatz im Eisenbahn-markt ist 2015 auf die neue Höchst-marke von 19,2 Milliarden Euro ge-stiegen. Das geht aus dem Tätig-keitsbericht der Bundesnetzagentur– Eisenbahnen 2016 hervor. Denstärksten Umsatzanstieg – von fünfauf 5,2 Milliarden Euro – hat er -neut der Schienengüterverkehr zuverzeichnen. Leicht gestiegen – vonzehn auf 10,1 Milliarden Euro – istder Umsatz im Personennahver-kehr. Im Personenfernverkehr hates hingegen einen Umsatzrückgangvon vier auf 3,9 Milliarden Euro ge-geben. Vom Gesamtumsatz im Ei-senbahnmarkt entfielen knapp 80Prozent auf die Deutsche Bahn. J.H.

Hohhot – In der Hauptstadt der zuChina gehörenden Inneren Mongo-lei haben rund 150 Aussteller ausChina, der Mongolei und Russland,wo die Hauptgruppen der Mongo-len leben, Kleider, die sich an tradi-tionellen Trachten der mongoli-schen Völker orientieren, gezeigt.Während der fünftägigen Mode-messe „Mongolische Mode heute“fanden neben einer Fülle von Wett-bewerben diverse Fachgesprächestatt, in denen künftige Trends undMöglichkeiten zur weltweiten Ver-marktung mongolischer Modeer-zeugnisse erörtert wurden. T.W.W.

Die deutsche Wirtschaft brummtund brummt seit mehr als achtJahren. Der Dauerboom könntelangfristig jedoch zum Bumeranggeraten.

„Hervorragend“ − mit diesemglänzenden Prädikat beschreibtdie Bundesbank die Ertragslageder deutschen Wirtschaft. DerAufschwung habe sich auch 2017fortgesetzt, nachdem die Unter-nehmen schon 2016 die höchsteUmsatzrendite seit der Krise von2009 erreicht hatten.

Beeindruckend erscheint vor al-lem die Dauer des Aufschwungs,der nun schon ins neunte Jahrgeht. Ausgerechnet hierin aberwittern kritische Experten nichtzu unterschätzende Gefahren.

Hintergrund der Skepsis: Fürgewöhnlich dauert ein Konjunk-turkreislauf vier bis fünf Jahre. Erbesteht aus Rezession (Krise),Aufschwung, Boom, Abschwungund wieder Rezession. Was wieeine ungesunde Fieberkurve aus-sieht und von Anhängern sozia-listischer Wirtschaftsmodelledenn auch gern als Zeichen fürdie Krisenanfälligkeit des Kapita-lismus gegeißelt wird, macht inWahrheit gerade die Stärke derMarktwirtschaft aus.

Denn Krisen sind nicht einfachStörfälle in der wirtschaftlichenEntwicklung. Sie wirken vielmehrwie eine Entschlackungskur, dieeine Wirtschaft fit macht undlangfristig konkurrenzfähig hält.

In den Rezessionen gehen un-rentable Unternehmen unter, ver-schwinden Marken und Produktevom Markt, die sich überlebt ha-ben. Das macht Raum frei für diezukunftsfähigen Betriebe, welchedie frei gewordenen Marktanteileübernehmen können, und fürneue Firmen. Die Kredite undRessourcen, die vorher von un-rentablen Unternehmen absor-biert worden waren, stehen nunden Aufsteigern zur Verfügung.

Bei einem acht- oder mehrjäh-rigen Daueraufschwung ist einesolche Reinigungs- und Erneue -rungsphase mehr als überfällig.Dass sie immer noch nicht einge-

treten ist, hat benennbare Grün-de. Da sind zum einen die rekord-niedrigen Zinsen. Sie ermög-lichen es Betrieben, die sich zuZinssätzen auf Normalmaß schonlängst nicht mehr finanzierenkönnten, amMarkt zu bleiben,weil ihre Kredit-kosten historischeinmalig geringsind.

Speziell fürDeutschland ver-zerrt zudem der Euro die Kon-junkturentwicklung. Er stellt dasMittelmaß zwischen den starkenund schwachen einstigen Natio-nalwährungen dar. Früher spie-gelte sich die Stärke der deut-schen Wirtschaft in der Härte derDeutschen Mark wider. Heuteoperiert die deutsche Wirtschaft

mit einer Währung, die viel zuweich ist angesichts der Potenzder deutschen Unternehmen.

Das bringt zunächst einmal gro-ße Vorteile, wie sich am Exportablesen lässt. Zu D-Mark-Zeiten

lag der Exportanteil der deut-schen Wirtschaft bei rund einemDrittel, unter dem Euro ist er aufetwa die Hälfte emporgeschnellt.

Damit jedoch erhöht sich nichtallein die Abhängigkeit von aus-ländischen Märkten. Es sinkenauch Drang und Notwendigkeit,die eigene Konkurrenzfähigkeit

durch technische Innovationenoder neue Marktstrategien zu ver-bessern. Als Deutschland wegender starken D-Mark kaum mitgünstigen Preisen konkurrierenkonnte, musste es dies durch qua-

litativen Vor-sprung wettma-chen. Ökonomensprachen von derMark als „Inno-vations-Peitsche“.Diese Peitsche istweg, weil es heu-

te leichter fällt, auch mit wenigerAnstrengung den Weltmarkt zuerreichen.

Eine Umfrage des DeutschenIndustrie- und Handelskammer-tages (DIHK), von der die „Welt“kürzlich exklusiv berichtete, hatetwas geradezu Groteskes zutagegefördert. Danach sieht die große

Mehrheit der Betriebe sehr wohldie Chancen der Digitalisierungals Sprung auf eine neue Ebeneder Technik. Die Unternehmensind aber dermaßen mit dem Ab-arbeiten ihrer prall gefüllten Auf-tragsbücher beschäftigt, dass ih-nen die Kapazitäten für techni -sche Innovationen fehlen − dertechnische Fortschritt lahmt, weildie Geschäftslage so gut ist, dassman sich kaum mit etwas ande-rem als Produktion und Verkaufbefassen kann.

Rekordniedrige Zinsen undDaueraufschwung wirken letzt-lich auf die deutsche Wirtschaftwie Doping auf einen Sportler: Erbringt aktuell maximale Leistung,wodurch seine Gesundheit lang-fristig aber untergraben wird. Diefür Deutschland zu weiche Wäh-rung ermöglicht es, den Konkur-renzdruck auf dem Weltmarkteinfacher zu meistern, als dies un-ter einer härteren Valuta wie derD-Mark möglich wäre − so alsmüsste der Sportler Gewichte he-ben, die nur halb so viel wiegen,wie draufsteht.

In den früheren Weichwäh-rungsländern der Euro-Zone ver-halten sich die Dinge, zumindestwas die Währung angeht, naturge-mäß spiegelverkehrt. Sie ächzenunter mangelnder Wettbewerbsfä-higkeit und flüchten sich daher indie Verschuldung, die ihnendurch die Nullzinspolitik der vonden Südländern beherrschten Eu-ropäischen Zentralbank billig ge-macht wird.

In Deutschland wie im Südender Euro-Zone wachsen daher dieVerzerrungen. Austritte aus demEuro (über Italien als Ausstiegs-kandidaten wird bereits gemun-kelt), das Scheitern der Einheits-währung insgesamt oder einenicht mehr zu verhindernde Wen-de zurück zu „normalen“ Zinssät-zen dürften unweigerlich zu mas-siven Anpassungen führen. Wiedie aussehen und wie scharf sieausfallen werden, darüber strei-ten die Experten, denn es gibt fürdie heutige Ausgangslage keiner-lei geschichtliches Vorbild.

Hans Heckel

Wenn für Fortschritt keine Zeit bleibtDer Boom der deutschen Wirtschaft nimmt kein Ende − Experten warnen jedoch vor Nebenwirkungen

Die wirtschaftlichen Kenn-zahlen sind hervorragend.Die Arbeitslosenquote ist

gering, viele Menschen zahlenSteuern, noch dazu sind die Zin-sen niedrig. Kein Wunder, dassder Staat seit einigen Jahren ei-nen Haushaltsüberschuss er-wirtschaftet. Nun stellt sichmehr und mehr die Frage, wasmit den zusätzlichen Einnahmenpassieren soll. „Es ist nicht Auf-gabe der Finanzpolitik, dauer-haft strukturelle Überschüsse zuerzielen“, sagt Oliver Holtemöl-ler, Vizepräsident des Leibnitz-Instituts für Wirtschaftsfor-schung (IWH) der „FrankfurterAllgemeinen Zeitung“.

Laut einer Untersuchung des In-stituts liegt der aktuelle finanzpo-litische Spielraum des Staates beirund 30 Milliarden Euro jährlich.Diese Summe ergibt sich, wennman den Überschuss von aktuell45 Milliarden Euro um Sonderef-fekte wie die geringe Schuldenlastinfolge der Niedrigzinspolitik derEZB bereinigt. Bleibt es bei derguten konjunkturellen Entwick -lung, dürfte der Handlungsspiel-raum sogar steigen.

„Die gute konjunkturelle Lagebietet beste Chancen für eineNeujustierung der Wirtschaftspo-litik, um Deutschland auf zukünf-tige Herausforderungen vorzube-

reiten“, sagt Christoph Schmidt,der Vorsitzende des Expertengre-miums Wirtschaftsweisen. DieWirtschaftsweisen rechnen fürdieses Jahr beim Bruttoinlands-produkt mit einem Plus von zweiProzent, für 2018 mit 2,2 Prozent.„Der Haushaltsüberschuss eröff-net Spielräume für wachstums-freundliche Reformen“, betonendie Ökonomen. So gehöre der So-lidaritätszuschlag schrittweise ab-geschafft. Zudem solle der Staatden Bürgern auch die Mehrein-nahmen zurückgeben, die regel-mäßig allein durch die sogenann-te kalte Progression, die infla-tionsbedingte heimliche Steuerer-höhung, entstehen.

Die Forscher des Leibnitz-In-stituts sehen allerdings auch Ri-siken, die es zu beachten gelte.„Die deutsche Wirtschaft befin-det sich derzeit tendenziell in ei-ner Phase der Überauslastung“,sagt Holtemöller. Bei einer zu ex-pansiven Finanzpolitik drohe dieKonjunktur zu überhitzen. AuchSteuersenkungen hätten einenprozyklischen Effekt, würden diebisherigen Effekte somit nochverstärken.

Der bis vor wenigen Wochenamtierende Finanzminister Wolf-gang Schäuble hatte sich bereitsin den vergangenen Monaten ge-gen Steuersenkungen ausgespro-

chen. Es sei weder die Zeit für ei-ne Steuerdebatte noch für neueBegehrlichkeiten an anderer Stel-le. Die Tilgung von Altschuldensei die sinnvollste Maßnahmeund ein Signal an die internatio-nalen Partner. Beim Schuldenab-bau geht es um die Altlasten desin der Finanz- und Wirtschafts-krise 2009 aufgelegten Investi-tions- und Tilgungsfonds (ITF).IHW-Experte Holtemöller emp-fiehlt zusätzlich niedrigere Staats-einnahmen. Die Regierung könntedemnach den Grund- und Kin-derfreibetrag erhöhen, den Soli-daritätszuschlags von 2020 an ab-bauen und den Beitragssatz zurArbeitslosenversicherung senken.Aus Kreisen der Unions-Fraktionim Bundestag gab es zudem dieForderung nach Auflegung einesInvestitionsprogramms zur Sanie-rung maroder Brücken und Auto-bahnen durch den Bund.

Die Wirtschaftsweisen warnenallerdings davor, unnötige Risikeneinzugehen. Die Konsolidierungder öffentlichen Haushalte müsseweiterhin höchste Priorität haben.Grund dafür seien „finanzpoliti-sche Risiken, etwa aufgrund derdemografischen Entwicklung“.Selbst zusätzliche öffentliche In-vestitionen sollten nicht mit neu-en Schulden finanziert werden.

Peter Entinger

»Spielraum für Reformen«Haushaltsüberschuss: Wirtschaftsweise fordern Steuerentlastungen

Die Schulden-Uhr:

Gesamtverschuldung:1.972.894.225.218 €Vorwoche: 1.978.243.085.320 €

Verschuldung pro Kopf:23.827 €Vorwoche: 24.046 €

(Dienstag, 2. Januar 2018, Zahlen: www.steuerzahler.de)

WIRTSCHAFT

Regelmäßige Krisen sind kein Unfall der Marktwirtschaft, sondern die

Voraussetzung ihrer Stärke

Keine Minute Stillstand: Fließbandarbeiter bei BMW in Berlin Bild: Imago

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8 Nr. 1 – 5. Januar 2018

Man glaubt nicht richtig zuhören. Das Problem desvielhunderttausendfa-

chen illegalen Grenzübertrittsund Aufenthalts in Deutschlandswird von offizieller Sei te damit er-klärt, dass die Immigranten ausAsien und Afrika zu Hause unzu-reichende Verhältnisse vor fän den,was sie dazu bewegte, nach Eu ro -pa und dort, auf Angela MerkelsEinladung, bevorzugt nachDeutschland aufzubre chen. Daskommt dem Eingeständnis gleich,dass wir es, zu mindest überwie gend, mitWirtschafts flüchtlingen zu tun haben,denen ein Aufenthalt in Deutsch landdurchwegs versagt werden muss.Schon hier ist festzustellen, dass die

Poli ti ker nicht zu wissen scheinen, wasund wovon sie re-den. Richtig ist, dasses in den Ländernder Dritten Welt viel-fach offene Not undArmut gibt, in Euro-pa hingegen nur ver-steckt und in weitgerin gerem Ausmaß. Nähme man aberdieses Gefälle als Rechtfertigung für un-gezü gel te Wanderungsbewegungen, sofän den diese erst ein Ende, wenn es hierin Deutschland so aussähe wie in derDrit ten Welt. Denn so, wie das Wasser immer nach

unten fließt, weckt der Wohlstand immerBegehrlichkeit. Daraus resultierende Be -wegungen gibt es nicht nur im globalenMaßstab, sondern auch innerhalb ein-zel ner Länder und Regionen. Die Zu-wan derung in Ballungszentren und dieteil weise Entleerung peripherer Räume,die wir im eigenen Land feststellen müs-sen, sind ein beredtes Beispiel hierfür.Daher steht fest: Aus der Tatsache, dass

zwischen verschiedenen Ländern undErdteilen ein Wohlstandsgefälle besteht,sind keine Rechte abzuleiten. Doch jenes„Bekämpfen der Ursachen“ setzt an ein -em anderen Punkt an. Man will das Ge -

fälle mindern und keine Menschen im -por tieren, sondern Wohlstand expor -tieren.Wie groß, wie edel der Gedanke! Und

wie weltfern! Die Idee, den armen Län -dern weiterzuhelfen, ist schließlich nicht

neu. Seit Jahrzehntenzahlen Deutsch landund selbstverständ-lich in unter schied -lichem Umfang auchandere euro päischenLänder Unsummenan Entwick lungshilfe.

Hätte diese jemals auch nur in Teilenden Erfolg gebracht, den man sich im-mer noch davon verspricht, so gäbe esheute keine „Fluchtursachen“ und dem-gemäß bräuchte man diese auch nicht zu„bekäm pfen“. Wieder stellt sich die Fra-ge, ob die Politiker wissen, wovon sie re-den.So reicht das Wohlstandsgefälle nicht

als Erklärung für die Immigrationsbewe-gung. Dieses gibt es nämlich schon län-ger, aber dafür, dass es solche Folgen hatentwickeln können wie seit 2015, warenzwei Voraussetzungen notwendig. Da istzum einen die Einladung der Bundes-kanz lerin Merkel an alle Welt. Einmalausgesprochen, wirkt sie weiter da-durch, dass allen, die nach Deutschlandkommen, ob rechtens oder nicht, das Le -ben in einer Ausstattung garantiert wird,von der die meisten in ihren Heimat län -dern nur träumen können.

Eine einfache Überlegung zeigt dieWirk samkeit solch gastlichen Verhaltens:Wer meinetwegen im subsaharanischenAfrika lebt, sagen wir, auf dem Land, mitdürftiger Wasserversorgung, vielleichtohne Strom und weiterer Infrastruktur,bescheiden, aber auskömmlich, unddann erzählt bekommt, er müsse inDeutsch land lediglich erscheinen, umkostenlos und ohne zu arbeiten an dieGüter dieser Welt zu gelangen, die ihmzu Hause un erreichbar vorkommen müs-sen, macht sich auf und sucht Schlaraffia.Wenn er dann in Deutsch land auch nochso viel Geld erübrigen kann, dass er et -was nach Hause schickt, verfestigt er dortdie Mär vom Zauberland und lässt wei -t ere Wünsche und Entschlüsse zur Wan -derung reifen – man wollte sagen: imSchneeballsystem, wenn es sich nicht umAfrika handelte.Inzwischen hat die Entsendung von

jun gen, männlichen Sippenangehörigenaus Schwarzafrika nach Europa eine so -zi ologische Bedeutung erhalten. Famili -enoberhäupter rühmen sich, wenn sie ei-nen oder besser, zwei, drei Söhne inDeutschland haben, und es steigt ihr So-zialprestige ganz enorm. Dass diese jun-gen Männer daheim nichts für einenwünschenswerten Aufbau leisten, wirdvergessen, dort wie hier. Denn das Geld,das sie allenfalls schicken mögen, ersetztniemals die Eigenleistung in der Heimat.Das ist ja eine der grundlegenden Erfah -rungen des Schei terns herkömm licher

Entwick lungs politik, dass ge schenktesGeld, das ausschließlich in den Konsumfließt, zulasten einer bestandserhal ten -den Eigen leistung geht.Neben der Einladung gibt es ein zwei-

tes Moment, das aus dem Nord-Süd-Ge-fälle eine Wanderungsbewegung macht.Das ist die Frage nach der Finanzierungder Reise ins gelobte Land. Angeblichkom men ja die Ärmsten der Armen zuuns, aber wer das glaubt, ist blind. Wer inAf rika arm ist, kann gar nicht daran den -ken, eine Reise anzutreten. Dazu ist esnotwendig, dass ein Clan, der über Geldverfügt, einen Sendling finanziell aus -stattet. In diesem Zusammenhang hört man

im mer wieder vonden Hunderten vonMil lionen, wennnicht gar Milliardenvon Geldbeträgen,wel che die kriminel-len Schlepperbandenvon den Immig ranteneinnehmen. Eines aber ist klar: Von denArmen presst man keine Milliar den, da-hinter muss etwas anderes stec ken.Tatsächlich gibt es alte Projektionen, so

von Richard Nikolaus Coudenhove-Ka-lergi oder heute von Thomas Barnett,wonach es wünschens wert wäre, die eu-ropäische mit der afri kanischen Bevölke-rung zu vermischen. Es sind unter ande-ren Bemühun gen dieser Art, die von denNichtregierungsorganisationen haupt-

sächlich des weidlich bekanntenGeorge Soros fin an ziert werden.Somit kommt man in den Milliar-denbereich, anders nicht. Die Poli-tiker aber reden immer noch vom„Bekämpfen der Fluchtursachen“,und man fragt sich abermals, obsie wissen, wovon sie reden.Allerdings gibt es neben den

Wirt schaftsflüchtlingen tatsächlichauch solche, in deren Heimatlän-dern Krieg herrscht, dem sie ent-rinnen möchten. Hier aber wäre estatsächlich gut, ein schlägige Ursa-

chen zu be kämpfen, und das wäre sogarmöglich, sobald man be denkt, wer anden meisten dieser Kriege beteiligt, undzwar ursächlich beteiligt ist. Wenn dieUSA und in ihrem Gefolge die ganze NA-TO damit aufhören wollten, von Afrikabis Mittelasien ein Land ums an dere mitBomben ins Elend zu schic ken, dann wä-re tatsächlich etwas gegen eine unab-weisbare Fluchtursache getan. DieseMaßnahme kostete nicht einmal Geld, imGegenteil: Ungezählte NATO-Milliarden-beträge könnten eingespart werden, dieso in Rauch und Feuer aufgehen.Doch das Beispiel zeigt, wie eng in der

Politik Tatsachen und Illusionen benach -bart sein können. Die NATO, wesentlich

ih re Führung, die po-litische wie die mili -tärische, bleibt, wiesie ist. Das heißt, vor-rangig ist der Gedan-ke der weltweit enDominanz der USA.Und Länder, die sich

diesem Gedanken nicht eben ver pflich tethaben, werden dafür bestraft. Unselbst-ständig und schwach sind sie we n ig hin-derlich bei der Verwirklichung des Wel-tenplans, und so bleiben die Ent -wicklungshilfe und alle dahingehendenBemühungen eine schaustellerische Ver -anstaltung ohne ernstgemeinte Ab sicht.Unsere Politiker aber sprechen von derBekämpfung der Fluchtursachen undfüh len sich gut dabei.

Die Kolumne: Zwei Publizisten reden Klartext.Immer abwechselnd, immer ohne Scheuklappenund immer exklusiv in der PAZ. Dem Zeitgeist„Gegenwind“ gibt der konservative Streiter

Florian Stumfall. „Frei gedacht“ hat Deutschlandsberühmteste Querdenkerin Eva Herman.

Der Autor: Florian Stumfall ist ein christsozialesUrgestein. Unter anderem war der 1943 geborenepromovierte Politikwissenschaftler ein Vierteljahr-hundert lang Redakteur beim „Bayernkurier“. Inmehreren Büchern hat er das Zeitgeschehen auskonservativer Weltsicht aufs Korn genommen.

Auch in der UNO zeichnetsich eine Normalisierung bei

der Behandlung der Krim-Frageab. Als die Ukraine jetzt erneut ei-ne Resolution vorlegte, die Russ-land wegen angeblicher Verlet-zungen der Menschenrechte aufder Krim anklagte, fiel die Zu-stimmung deutlich knapper ausals bei einem fast gleichen Textkurz nach dem Anschluss derHalbinsel an ihr altes Mutterland2014. Hatten damals 100 Staatenfür und nur elf gegen die Resolu-tion gestimmt, waren es diesmal73 Pro- und 23 Contra-Stimmen.Satte 76 Länder enthielten sichihrer Stimme, 21 blieben der Ab-stimmung fern. Auch die BRICS-

Staaten, die sich 2014 mit Aus-nahme Russlands ebenfalls ent-hielten, besannen sich bis auf dasweiterhin neutrale Brasilien einesBesseren und stimmten gegenKiew. Der US-Vorgabe einer no-minalen Ukraine-Unterstützungfolgten hingegen weiterhin alleEU- und EFTA-Länder, der ge-samte angelsächsische Staaten-block und dessen quasi-kolonialeAnhängsel in Karibik und Südseesowie Israel, das sich 2014 neutralverhalten hatte. Die neuerlichenwechselseitigen Bekundungen„antifaschistischer Solidarität“zwischen Jerusalem und Moskauerweisen sich auch in diesemLicht als alberne Rhetorik.

SeitenwechselVon Thomas W. Wyrwoll

HandlungsbedarfVon Manuel Ruoff

Da machen sich die Versor-gungssucher aus dem Her-

zen Afrikas auf den Weg nachDeutschland, um in Komplizen-schaft mit der dortigen politi-schen Führung die dortige Be-völkerung zu zwingen, für ihrenUnterhalt aufzukommen. Unddann werden sie auf dem Wegdorthin in Nordafrika abgefan-gen und stattdessen ihrerseits ge-zwungen, für den Lebensunter-halt von Sklavenhändlern undSklavenhaltern aufzukommen. Das war ja nun nicht der Sinn

der Migration und geht zumin-dest in den Augen der Bundesre-gierung gar nicht. Sie hat ja nunextra die Deutsche Marine insMittelmeer geschickt, um dieVersorgungssucher vor der afri-kanischen Küste abzuholen, aufdass sich nur keiner von demNass zwischen Afrika und Euro-pa abschrecken lässt; und nunmüssen die Versorgungssucher

fürchten, schon vor Erreichender Küste abgefangen zu werden. Wenn sich das in den Heimat-

ländern der Versorgungssucherherumspricht, bleibt der eineoder andere Verwandte oderNachbar gar zu Hause. Wie solldenn da die Umvolkung inDeutschland vorankommen?Schließlich will die politischeKlasse endlich antideutsche Poli-tik machen können, ohne sie ausRücksicht auf eine deutsche Be-völkerungsmehrheit verbrämenzu müssen. Man könnte nunzwar warten, bis die Fruchtbar-keit jener Ausländer, die bereitsin Deutschland versorgt werden,für ein Umkippen der Mehr-heitsverhältnisse sorgt, dochscheint Eile geboten zu sein. Derdeutsche Michel muss in seinemLand die Mehrheit verlieren, be-vor er erwacht, sonst könnte ersich womöglich noch erfolgreichwehren. (siehe auch Seite 4)

Quo vadis, Korea?Von Friedrich-Wilhelm Schlomann

Präventivschlag gegenNordkorea. Ein Wort, wel-ches man neuerdings häu-

figer in Washington vernimmt,und es scheint nicht mehr einebloße propagandistische Dro-hung zu sein, sondern ein vonführenden Militär- und Geheim-dienstkreisen ernsthaft verfolg-ter Gedanke. Unbestritten ist, dass selbst al-

le Bemühungen seitens derUNO keinerlei Erfolge gebrachthaben und China seine fürPjöngjang so entscheidendwichtigen Öl-Lieferungen nichtvöllig einstellen will. Anderer-seits können Nordkoreas Rake-ten jetzt wahr scheinlich sogarNew York erreichen, und mor-gen dürfte das Land wahr-scheinlich über Nuklear-Rake-ten verfügen. Mit dieser Mög-

lichkeit, so glauben die USA,wolle die sogenannte Demokra-tische Volksrepublik Korea dieVereinigten Staaten erpressen,einen Friedensvertrag abzu-schließen inklu-sive eines Ab-zugs der US-Streitkräfte ausSüdkorea. EineWiedervereini-gung der Halb-insel zu einemkommunistischen Staat wärezweifellos nächstes Ziel KimJong-uns, was – wie schon 1950– allerdings zu einem blutigenBruderkrieg führen würde.Es ist kein Zufall, dass das Na-

tional Reconnaissance Office(NRO), der für Satelliten-Beob-achtungen zuständige US-Nach-richtendienst, nunmehr erstmals

seine genauen Informationenüber den Abschuss der nordko-reanischen Rakete „Hwasong15“am 29. November veröffentlichthat. Danach haben die USA de-

ren Startvorbe-reitungen min-destens 72 Stun-den im Vorausentdeckt undzwei Stundenvor dem Ab-schuss ebenso

dessen letzte Vorbereitungenfestgestellt. Dass Nordkorea injeder Weise und mit sämtlichentechnischen Mitteln Tag undNacht beo bachtet wird, ist seitLängerem ein offenes Geheim-nis. Die jetzt publizierten Er-kenntnisse bedeuten indes, dassdas NRO heutzutage durchausin der Lage ist, eine solche Rake-

te schon vor ihrem Start inNordkorea selber zu zerstören.Diese Tatsachen wurden auf

Umwegen mit voller AbsichtPjöngjang zugespielt. Dass KimJong-un angesichts dieser Situa-tion sein Verhalten überdenkenwird, kann man nur erhoffen.Doch auch ein Präventiv schlag

Washingtons birgt ein hohes Ri-siko: Gelänge es gleichzeitignicht, die rund 12000 nordkore-anischen Artilleriegeschütze un-mittelbar am 38. Breitengrad zueliminieren, könnten dieseinnerhalb von nur wenigenStunden die südkoreanischeHauptstadt Seoul mit ihren heu-te rund 20 Millionen Einwoh-nern zerstören – sie liegt ledig-lich 39 Kilometer von der inner-koreanischen Grenze entfernt.Quo vadis, Korea?

Kann von denUSA noch wäh-rend der Start-vorbereitungenzerstört werden:NordkoreanischeRakete, die ver-mutlich NewYork erreichenkann

Bild: pa

Ein Präventivschlagder USA birgt

ein großes Risiko

Gegenwind

Wohlstandsexport stattMenschenimport?

Von FLORIAN STUMFALL

FORUM

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Nr. 1– 5. Januar 2018 9

MELDUNGEN

Zurück nachAlaska

Berlin − Die Stiftung PreußischerKulturbesitz (SPK) wird neunObjekte aus der Sammlung desEthnologischen Museums derStaatlichen Museen zu Berlin andie Chugach Alaska Corporationzurückgeben. Bei den Objektenhandelt es sich um Grabbeigabenvon Ureinwohnern aus dem Süd-westen Alaskas. Sie waren unterjenen Objekten, die Johan AdrianJacobsen, der zwischen 1882 und1884 die amerikanische Nord-westküste und Alaska im Auftragdes damaligen Königlichen Mu -seums für Völkerkunde bereis te,nach Berlin brachte. Die SPK gehtin diesem Fall davon aus, dass essich nicht um eine genehmigtearchäologische Grabung, sondernum Grabplünderungen gehandelthabe. tws

Der dänischen Olsenbande,einem ebenso einfallsreichen wieerfolglosen Einbrechertrio, flogenvor allem in der DDR dieZuschauerherzen zu. Vor 50 Jah-ren erschien der erste von 14 Fil-men mit Egon, Benny und Kjeld.

Louis de Funès, Terence Hillund Bud Spencer, die Olsenbande– diese Spaßmacher brachten seitden 60er Jahren Millionen vonMenschen in vielen Ländern zumLachen. Anders als in der DDRstand in der Bun desrepublik diedänische Olsenbande dagegen imSchatten anderer Kultserien, dadie Filme wegen absehbarerHandlung und fehlender Actionbei vielen Zuschauern als betu-lich galten. Daneben spielte auchdie Machart eine Rolle. Ein klei-ner Dicker, ein Lulatsch in Hoch-wasserhosen und gelben Socken,ein adrett in einen Anzug geklei-deter Gentleman mit Zigarren-stummel im Mundwinkel: Daswar nicht gerade der neuesteKinoschrei.Im ZDF lief die Olsenbande

unter dem Titel „Die Panzerknak-kerbande“ mit wenig Erfolg, nichtohne Grund: Die Texte wurdenmit weniger Witz übersetzt unddie Filme für die Ausstrahlung aufStandardsendezeiten zusammen-geschnitten. Zudem trafen diewestdeutschen Synchronisations-stimmen den schrägen Ton ihrerProtagonisten weniger gut als ihreprominenten mitteldeutschenKollegen Karl-Heinz Oppel oderHelga Hahnemann. Nicht ohne Humor sind auch

die Hintergründe für die originel-len mitteldeutschen Sprachschöp-fungen. Im dänischen Originalkommentiert Benny die Pläne vonEgon mit „Skide godt“, zu

Deutsch „Scheißgut“. Das galt inder DDR als zu unflätig. Dialog-buchautor Wolfgang Woizickstammte aus Brandenburg, wosich das Wort „mächtig“ gewisserBeliebtheit erfreute – er ist derErfinder des bis heute bei allenOlsenbanden-Fans be kanntenAusdrucks „mächtig gewaltig“,der auch als Synonym für ambi-tionierte Projekte gilt, die zumScheitern verurteilt sind. Mit dem Tod von Kjeld-Darstel-

ler Poul Bundgaard 1998 fand dieSerie nur ein vorübergehendesEnde. In den letzten Jahren wur-den die Animationsfilme „DieOlsenbande in feiner Gesell-schaft“ und „Die Olsenbande aufhoher See“ für ein jüngeres Publi-kum gedreht. Inzwischen ist dieOlsenbande auch ins Theater ge -kommen. Ausverkaufte Vorstel-lungen zum Beispiel in Rostock,

Cottbus oder im Mittelsächsi-schen Theater Döbeln zeugen vonder nach wie vor großen Popula-rität von Dänemarks berühmte-ster Verbrecherbande in Mittel-deutschland.Jetzt holt uns die Nostalgiewelle

wieder ein: Anlässlich des halbenJahrhunderts Krimispaß eröffnendie Filmstudios von Nordisk Film

im Kopenhagener Stadtteil Valbyam 6. Ja nuar eine neue Sonder-ausstellung im historischen Stu-dio 4, in dem die meisten Innen-szenen der 14 Kassenschlager umHauptfigur und Bandenchef EgonOlsen – ge spielt von Ove Sprogøe– und seine Freunde BennyFrandsen (Morten Grundwald)und Kjeld Jensen (Poul Bund-

gaard) zwischen 1968 und 1998gedreht wurden. Die exklusive Ausstellung ist

mit 400 Quadratmetern vier Malgrößer als ihre Vorgängerin undpräsentiert bekannte, unvergesse-ne Szenen und Kulissen aus denbis heute beliebten Filmen – dar-unter ein Bunker aus Jütland (aus„Die Olsenbande fährt nach Jüt-land“, 1971), das gemütlicheWohnzimmer von Yvonne Jensenoder das protzige Büro von Direk-tor Hallandsen. Dazu zeigt dieAusstellung mehr als 90 originaleRequisiten, einige der alten Gang-sterwagen der dänischen Un -glücks helden sowie Kostüme ausallen Filmen, von denen viele bis-her noch nie öffentlich zu sehenwaren. Ebenfalls ein bisher unge-hobener Schatz aus den Archivenvon Nordisk Film sind erstmalsgezeigte „Making-of“-Fotos vonDreharbeiten und Originalschau-plätzen.Die neue Sonderausstellung

von Nordisk ist vom 6. Januar andas ganze Jubiläumsjahr überimmer sonnabends und sonntagsvon 10 bis 17 Uhr geöffnet. AlleInformationen sind auch in deut-scher Sprache erhältlich. AufWunsch stehen während der Öff-nungszeiten deutschsprachigeBesucherführer für Fragen undAntworten zur Verfügung. Ein besonderes Geburtstagsge-

schenk macht Nordisk Film, dieälteste noch arbeitende Filmpro-duktionsgesellschaft der Welt,allen Olsenbanden-Fans immeram ersten Sonntag jedes Monats,wenn in all ihren Kinos jeweilseiner der legendären Olsenban-den-Filme gezeigt wird – aller-dings „nur“ im dänischen Origi-nal und voraussichtlich ohneUntertitel. Andreas Guballa

Ulkiges Dreigestirn: Die Olsenbanden-Mitglieder (von links) Kjeld Jensen (Poul Bundgaard), EgonOlsen (Ove Sprogøe) und Benny Frandsen (Morten Grundwald) Bild: Schwarzkopf Verlag/Rolf Konow

Im SchweinsgaloppDorf in Aufruhr – ZDF-Serie »Tannbach« geht in die nächste Runde

Licht und SchattenVon Marx bis Helmut Schmidt – Diese Jubiläen stehen 2018 an

Ein Ort irgendwo an derGrenze von Thüringen undBayern, geteilt durch den

Eisernen Vorhang: hier Kapita-lismus, dort Sozialismus – das istTannbach. Das Schicksal einesDorfes ist für das Fernsehen einGlücksfall: Wie un ter dem Brenn-glas wird gezeigt, wie Ideologiendie Köpfe besetzen, wie der mora-lische Kompass unter dem Druckder Systeme ins Trudeln gerät undwie selbst die reinste Liebe vonMisstrauen zersetzt wird. Der imletzten Jahr ausgestrahlte Dreitei-ler, der in den 40er und 50er Jah-ren spielte, wird nun mit einerneuen Staffel in die 60er Jahrefortgeschrieben („Tannbach“,Neue Zeiten. Alte Wunden. 8.,10.,11. Januar, 20.15 Uhr, ZDF).Großartig die Darsteller: Heiner

Lauterbach spielt auf der West-Seite den kalten Krieger Georgvon Striesow, dem eine Annähe-rung an den ideologischen Feindso unmöglich ist wie eine gleich-berechtigte Beziehung zu seinerFrau. Stolz und spröde gibt AnnaLoos diese Rosemarie, geboreneCzerni, die mit frischen Ideen denwestlichen Versandhandel auf-mischt und am Biedersinn der50er und 60er Jahre scheitert. Erstwird ihr die Einstellung verwei-gert, weil sie nicht verheiratet ist,später dann der Aufstieg blok-kiert, weil sie sich von ihremMann, dem Grafen Striesow,scheiden lassen will. Gegen den Strich besetzt ist

Martina Gedeck als Textilarbeite-rin in einem volkseigenen Be -trieb. Als Hilde Vöckler wirdGedeck der Sabotage verdächtigtund erfährt in einem sozialisti-schen Gefängnis, wie im Arbeiter-

und Bauernstaat mit Abweichlernumgegangen wird. „Du hast dei-nen Beruf wohl bei der Gestapogelernt“, provoziert Vöckler ihreAufseherin und wird prompt zu -sammengeschlagen. Jegliches Schema von Gut und

Böse ist hier voller Risse: DerPfarrer, der seine sozialistischeGemeinde zusammenhält, hat imDritten Reich eine jüdische Fami-lie verraten. Die aufrechte Mode-designerin verschweigt ihremMann, dass ihr Bruder im Gefäng-

nis sitzt. Und der verbiesterteVater, der seine uneheliche Toch-ter in eine der berüchtigten Erzie-hungsanstalten der DDR schickt,tut am Ende Buße: „Ich habe michversündigt an dir.“ Nur Jahrzehnte ist es erst her,

dass Deutsche durch Mauern undStacheldraht getrennt wurden,und doch wirkt Tannbach wie ei -ne ferne Welt. So bizarr der klein-bürgerliche Spitzelstaat im Osten,so bieder und patriarchal das

Weltbild in Westen. Immer wiederwird gezeigt: Wer sich nicht an -passt, geht unter, so wie der Bauerin Tannbach Ost, der seinen Hofnicht in eine LPG einbringen will.Freigelassene Schweine, die imSchweinsgalopp durch die Dorf-straße rennen, kündigen seineVerzweiflungstat an. Am meisten berührt, wenn die

sogenannten einfachen Leuteihrem Herzen Luft machen: „Ihrkönnt mir mit eurem Sozialismusden Buckel runterrutschen“ sagt

Kathi Schober (Johanna Bitten-binder) beim Verhör. Angesichtsdes linientreuen Sachbearbeitersin Rhombenstrick, der ihr gegen-übersitzt, ist das eine Heldentat. „Tannbach“ ist eine lebendige

Geschichtsstunde, in der die Pro-tagonisten die Tragik einer zerris-senen Zeit darstellen. Das Endebleibt offen, Fortsetzung er -wünscht! Die erste Staffel von„Tannbach“ wird am 5. Januar auf3sat wiederholt. Anne Martin

Das Lutherjahr ist kaum vor-bei, da folgt mit 2018 einJahr, in dem ein Weltver-

besserer ganz anderer Art gefeiertwird. Die Weltanschauung vonKarl Marx, der vor 200 Jahren inTrier geboren wurde, war für vieleAnhänger ja so etwas wie ein Reli-gionsersatz. Dabei hatte der Mar-xismus mit weltweit Millionen vonOpfern insoweit weitreichendereFolgen als Luthers Reformation.Marx konnte zwar nichts dafür,dass Diktatoren wie RumäniensStaatschef Nicolae Ceauces cu, deram 26. Januar vor 100 Jahrengeboren wurde, dessen Denkenpolitisch zweckentfremdet haben.Doch ist zu hoffen, dass die großeLandesausstellung über Marx inTrier, die an dessen Ge burtstag am5. Mai beginnt, auch die Schatten-seiten des Marxismus herausstellt.Im Schatten des Gedenkens an

Marx stehen 2018 aber auch vieleLichtgestalten, deren Jubiläen mannicht vergessen sollte. Das Jahrbeginnt mit dem 100. Todestag desBackpulver-Königs August Oetker(10.1.) und dem 150. Todestag dessüdböhmischen Erzählers Adal-bert Stifter (28.1.). Im Februar vor100 Jahren starb der Wiener Se -cession-Maler Gustav Klimt (6.2.).Ebenfalls in Wien gestorben, abervor 250 Jahren in Florenz geboren,ist mit Franz II./I. der letzte Kaiserdes Heiligen Römischen ReichesDeutscher Nation (12.2.). Vor 75Jahren endete das Leben derGeschwister Hans (100. Geburts-tag am 22.9.) und Sophie Scholl,die als Mitglieder der Wider-standsgruppe „Weiße Rose“ hinge-richtet wurden (22.2.).Im März gedenkt man des 450.

Todestags des 1568 auf der Burg

Tapiau gestorbenen HochmeistersAlbrecht von Preußen (20.3.), des100. Todestags des französischenKomponisten Claude Debussy(25.3.) und des 200. Geburtstagsvon Friedrich Wilhelm Raiffeisen,dem Gründer der gleichnamigenGenossenschaftsgruppe (30.3.). Im April vor 50 Jahren wurde

der US-Bürgerrechtler Martin Lu -ther King erschossen (4.4.). Einengewaltsamen Tod erlitt auch derals „Roter Baron“ bekannte Bres-lauer Jagdflieger Manfred vonRichthofen, der im Krieg vor 100Jahren fiel (21.4.). Zwei große Un -ternehmer starben vor 100 Jahren:der Nobelpreisträger und Telefun-ken-Mitgründer Ferdinand Braun(20.4.) sowie der aus Gleiwitzstammende Oscar Troplowitz, derdie Nivea-Creme zum Verkaufs-schlager machte (27.4.). Zar Ale-xander II. wurde vor 200 Jahrengeboren (29.4.). Der Mai hat den 475. Todestag

des in Thorn geborenen Astrono-men Nicolaus Copernicus (24.5.)und den 75. Todestag der Ostpreu-ßin und Gründerin der Landfrau-enbewegung, Elisabet Boehm(30.5.), zu bieten. Außerdem wirdder 200. Geburtstag des großenSchweizer Kunsthistorikers JacobBurckhardt gefeiert (25.5.). Am 26.Juni starb vor 175 Jahren der ausGerdauen stammende StaatsmannTheodor Gottlieb Hippel d.J., derfür König Friedrich Wilhelm III.den folgenschweren Kriegsaufruf„An mein Volk“ verfasste. Und am26 Juni jährt sich der Todestag desösterreichischen Erzählers PeterRosegger zum 100. Mal. Der Juli steht im Zeichen der

Ermordung der Zarenfamilie vor100 Jahren (17.7.). Während in Süd-

afrika mit viel Tam-tam der 100.Geburtstag von Nelson Mandelabegangen wird (18.7), feiern dieEngländer groß den 200. Geburts-tag der Autorin Emily Brontë, diemit ihrem Roman „Sturmhöhe“ zuWeltruhm kam (30.7.). Otto Hahn,der „Vater der Kernchemie“, starbvor 50 Jahren (28.7.). Im Augustvor 100 Jahren wurde der US-Diri-gent Leonard Bernstein geboren(25.8.), im September vor 1250Jahren kam der Frankenkönig undVater Karls des Großen, Pippin derJüngere, zur Welt (24.9.). Und imOktober jährt sich der 225. To -destag von Königin Marie Antoi-nette (16.10.), der 200. Todestagdes Verlegers Joachim HeinrichCam pe (22.10.) und der 400.Todestag des britischen Seefahrersund Politikers Walter Raleigh(29.10.). August Horch, der Grün-der der Audi-Werke, wurde vor150 Jahren geboren (12.10.).Der russische Schriftsteller Iwan

Turgenjew kam im No vember vor200 Jahren zur Welt (9.11.). Vor 250Jahren wurden geboren: der Kö -nigberger Dramatiker ZachariasWerner (18.11.) und der BreslauerTheologe und Philosoph FriedrichSchleiermacher (21.11.). Vor 100Jahren starb der Hamburger Ree-der Albert Ballin, der im Kaiser-reich mit Kreuzfahrtlinien dieHapag auf Kurs brachte (9.11.). ImDezember vor 100 Jahren wurdender „Archipel Gulag“-Autor Ale-xander Solschenizyn (11.12.) undAltkanzler Helmut Schmidt(23.12.) geboren. Der erste und bis-lang einzige deutsche Schachwelt-meister war übrigens der vor 150Jahren an Heiligabend im ostbran-denburgischen Berlinchen gebore-ne Emanuel Lasker. H. Tews

Zweifelt an ihrer sozialistischen Mission: Wo hin geht die Fahrtfür Anna Erler (Henriette Confurius)? Bild: ZDF/Julie Vrabelova

Junger Klangim neuen Jahr

München − Die Wintertourneeder Jungen Deutschen Philharmo-nie unter dem Dirigenten IngoMetzmacher führt im Januar querdurch die Republik. Unter demMotto „Sax and Crime“ stehenWerke von US-Komponisten aufdem Programm, so unter anderemGershwins „Rhapsody in Blue“,Tänze aus Bernsteins „West SideStory“ sowie Filmmusiken. DieTournee führt das Orchester nachKöln (7.1.), Hamburg (8. und 9.1.),Bamberg (10.1.), Wien (12.1.), Lud-wigsburg (13.1.) und Frankfurt(14.1.). Karten – mit Ausnahmeder bereits ausverkauften Konzer-te in der Hamburger Elbphilhar-monie – über: www.jdph.de tws

KULTUR

Der Eintritt zur „Olsenbanden“-Ausstellung kostet 100 DänischeKronen (etwa 13,50 Euro), Kinder unter zehn Jahren frei. Führungenauf Deutsch nur gegen Vorausbuchung und für Gruppen unter derE-Mail [email protected] oder Telefon 0045-29745500.Infos im Internet unter: www.nordiskfilm.com sowie www.nordisk-film.com/int/Tour-at-Nordisk-Film/The-Olsen-Gang-Tour. Zum Jubiläum ist im Schwarzkopf-Verlag unter dem Titel „Meine

Tage in gelben Socken“ ein Buch erschienen, in dem sich Benny-Darsteller Morten Grundwald an diese großartige Zeit erinnert unddie Filme ausführlich Revue passieren lässt (232 Seiten, 39 Euro).Der Schriftsteller Uwe Tellkamp („Der Turm“) schrieb das Vorwort.

Trottelige DreierbandeDie Olsenbande wird 50 – Kopenhagen würdigt das Räubertrio mit einer Ausstellung in Originalstudios

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10 Nr. 1– 5. Januar 2018

Vor 80 Jahren erfand der Chemi-ker Paul Schlack eine Faser, dieaus der Retorte kam: Perlon. Auchwenn es inzwischen viele andereSynthetikfasern gibt, hat Perlonseine wirtschaftliche Bedeutungbehalten.

Die Beine von Sigrid Schlack,einer schwäbischen Hausfrau,glänzten so verführerisch, dass siealle Blicke auf sich zogen. FrauSchlack war die Erste in Deutsch-land, die Strümpfe aus Perlontrug, eine Erfindung ihres Man-nes. Die neue Chemiefaser revolu-tionierte die Herstellung von Tex-tilien, am auffälligsten bei Da-menstrümpfen. Sie glichen op-tisch wie auch haptisch einer sei-denweichen Haut. Und sie übteneine starke erotische Anziehungs-kraft aus. Männer konnten ihreAugen nicht davonlassen, alleFrauen wollten sie haben, Film-sternchen posierten mit den neu-en Perlonstrümpfen in Illustrier-ten und auf Plakaten.

An Damenbeine hatte PaulSchlack, leitender Chemiker beider I.G. Farben, nicht gedacht, alser mit Kohlenstoffverbindungenexperimentierte. Er wollte eineKunstfaser entwickeln, die sichwie natürliche Fasern verspinnenließ und Deutschland unabhängigvon Importen von Baumwolle,Wolle und Seide machte. Das Ma-terial aus der Retorte sollte reiß-fest und billig zu produzierensein, ein Stoff, der sich zur Her-stellung von Textilien für die Be-völkerung und zur Heeresausrü-stung eignete. Die zwei bis dreiZentimeter dicken Stäbe, dieSchlack am 29. Januar 1938 auseinem sogenannten Bombenofenin Berlin-Lichtenberg zog, sahennoch nicht wie Fasern aus. Abersie erfüllten zwei wichtige Anfor-derungen. Sie waren hoch ela-stisch und außerordentlich stabil.Schlack hatte das Caprolactam er-funden, eine Substanz aus Benzolund Phenol, die molekular ring-förmig aufgebaut ist und durchAufbrechen der Moleküle ent-steht. Sie erhielt die chemischeBezeichnung „Polyamid 6“, als

Markenzeichen „Perulan“, später„Perlon“. Schlack bekannte, dasser selbst von dem Ergebnis über-rascht war. „Eigentlich erwartetenwir nur ein halbes Resultat, eineErmutigung. Doch das Unwahr-

scheinliche wurde Ereignis, die-ser erste Versuch war ein vollerErfolg.“ Aus Furcht vor der Kon-kurrenz hielt die I.G. Farben dieErfindung monatelang geheim.Das Reichspatent wurde im Som-

mer 1938 unter der Nummer748253 eingetragen.

Der in Stuttgart geborene Beam-tensohn Paul Schlack studierte ander Technischen Hochschule sei-ner Heimatstadt und war ab 1926

Leiter der Forschungsabteilung beider Aceta-Kunstseidenfabrik, diezur I.G. Farben gehörte. Mit sei-nem Auftrag, herauszufinden, wiesich Zellulosefasern leicht färbenließen, fühlte er sich unterfordert.Auf eigene Faust befasste er sichmit der synthetischen Faserfor-schung. Während der Weltwirt-schaftskrise wurden der For-schungsabteilung die Mittel ge-kürzt. Vermutlich nur deshalbkam Schlack ein amerikanischerKollege zuvor. Wallace Humer Ca-rothers, Chemiker bei DuPont inDelaware, erfand 1935 das Poly-amid 6.6. Die Faser kam unterdem Namen „Nylon“ auf denMarkt. Im Unterschied zu Perlonsind die Moleküle hier kettenför-mig aufgebaut.

Anfangs wurden die Borstenvon Zahnbürsten daraus herge-stellt, was niemand besonders auf-regend fand. Das nächste Produktaus Nylon wurde bei der New Yor-ker Weltausstellung 1939 ein sen-sationeller Erfolg: Damenstrümp-fe. Der 15. Mai 1940, der erste Tag,an dem Nylonstrümpfe in ausge-wählten amerikanischen Metro-polen angeboten wurden, ging als„N-Day“ in die amerikanischeWirtschaftsgeschichte ein. Diefünf Millionen Paar waren nachkurzer Zeit ausverkauft. Die Frau-en rissen sich darum, der Preisschnellte hoch, angeblich bis auf400 US-Dollar pro Paar.

Die I.G. Farben setzten alles dar-an, mit den Amerikanern gleich-zuziehen. Schlack stellte großeMengen Caprolactam her. Nachseinen Entwürfen wurden Ver-suchsspinnmaschinen gebaut. DieVerarbeitung von Perlon erwiessich im Vergleich mit Nylon alskostengünstiger. DeutschlandsFrauen mussten aber noch langeauf Perlonstrümpfe warten. Dasneue Supermaterial, fester alsGussstahl, wurde zur Herstellungvon Fallschirmen, Seilen, Zelt-schnüren und Flugzeugreifen so-wie für die Reinigung von Hand-feuerwaffen gebraucht. 1943 liefim Werk Landsberg an der Wartheprobeweise die Herstellung vonkleinen Mengen Perlonstrümpfen

an. Die ganze Familie Schlack fun-gierte als Testträger für Textilienaus Perlon. Der Wissenschaftlerließ sich einen dunkelblauen An-zug daraus schneidern, der aller-dings wie alle Stoffe aus Polyamidstark glänzte. Sohn Niels zog alserster Soldat mit Perlonsocken anden Füßen in den Krieg.

Paul Schlack war ebenso be-scheiden wie unerschütterlich.Während in Berlin die Bombenfielen, arbeiteten er und seineMannschaft weiter, bis die Wasser-und Elektrizitätsversorgung zu-sammenbrach. Vor dem Ein-marsch der Russen gelang es ihm,eine Versuchsanlage, Spinnappa-raturen und wissenschaftlicheUnterlagen nach Bobingen beiAugsburg in den amerikanischenSektor zu schaffen. In einer ehe-maligen Kunstseidenfabrik produ-zierte er zunächst mit Erlaubnisder Amerikaner Handwaschbür-sten für Kliniken. Mit Mitteln ausdem Marshallplan baute Schlackdie Bobina AG auf, die Perlon imgroßen Stil produzierte und bald2000 Mitarbeiter hatte. Das Unter-nehmen ging 1952 in die HoechstAG über. Schlack übernahm dieLeitung des Faserforschungsla-bors. Perlonstrümpfe und Petti -coats wurden zum Symbol derWirtschaftswunderjahre.

An Elastizität und Reißfestigkeitwar die erste Generation derKunstfasern nicht zu schlagen. EinPerlonstrumpf konnte bei einerAutopanne als Abschleppseil die-nen. Polyamid hatte aber denNachteil, keine Feuchtigkeit aufzu-nehmen und abzugeben. Manschwitzte darin. In der Mode wur-de Perlon von einer komfortable-ren Polyesterfaser abgelöst: Trevi-ra aus dem Hoechst-Labor. Immerneue Kunstfasern und Verbindun-gen mit Baumwolle und Wolle ka-men auf den Markt, aber Perlonist aus vielen Bereichen des Le-bens nicht wegzudenken. Reißver-schlüsse, Tennisschläger, Instru-mentensaiten, Nahtmaterial inOP-Sälen und in der Elektrotech-nik sind aus den Fasern gemacht,die Paul Schlack erfand.

Klaus J. Groth

GESCHICHTE & PREUSSEN

Was Ostpreußen dasHauptgestüt Trakehnenwar, das ist Brandenburg

das Brandenburgische Haupt-und Landgestüt Neustadt/Dosse.„Zum Besten des Landes“ befahlPreußens König Friedrich Wil-helm II. vor 230 Jahren, das preu-ßische Gestütswesen zu reformie-ren und in Neustadt an der Dosseein neues Staatsgestüt zu errich-ten. Die Wahl des Standortes warkein Zufall. Neustadt war schonlänger „Pferdeland“. 1662 hattenämlich der Landgraf Friedrich II.von Hessen-Homburg die von denFluss auen der Dosse gebildetenSumpfgebiete rund um den OrtNeustadt trockenlegen lassen, umdort Pferde zu züchten. 1694 warNeustadt samt Umgebung anBrandenburg gefallen, das damalsvom späteren ersten König inPreußen regiert wurde. DessenNachfolger, der sparsame Frie-drich Wilhelm I., war allerdingsnicht an einem weiteren Hofge-stüt interessiert. Er hatte Trakeh-nen und das war ihm genug. Alsowurden in Neustadt Maultiere ge-züchtet. Diese Kreuzungsprodukteaus Pferdestuten und Eselsheng-sten haben Pferden gegenüberden Vorteil, weniger zu scheuen,langlebiger und belastbarer zusein. Des Soldatenkönigs EnkelFriedrich Wilhelm II. liebte edle

Pferde und sah zudem, dass sieein wichtiger Wirtschaftsfaktorwaren. Darum befahl er die Ein-richtung eines neuen Haupt- undLandgestütes.

Er betraute mit der Aufgabe sei-ne besten Architekten. Sie ent-

warfen eine großzügige, klassizi-stische Doppelanlage. Auf der ei-nen Seite einer rund einen Kilo-meter langen Allee steht dasHauptgestüt, in dem 60 ausge-wählte Zuchtstuten und ihr Nach-wuchs aufgestallt werden konn-

ten. Im Zentrum des Hauptgestü-tes steht das Landstallmeister-haus, das trotz der preußischenSparsamkeit, welche die Erbauerauf Fassadenschmuck undSchnickschnack verzichten ließ,heute noch sehr elegant und re-

präsentativ wirkt. Unter demWalmdach fand nicht nur derLandstallmeister mit seiner Fami-lie Platz. Auch ein Teil der Verwal-tung war dort untergebracht undaußerdem diverse Wohnungen fürMitarbeiter des Gestüts.

Ein Spaziergang durch die vongepflegten Koppeln gesäumte Al-lee führt zum Gegenstück desHauptgestüts: dem Landgestüt mitdem zentral gelegenen Verwal-tungsgebäude und den Ställen, indenen rund 100 Hengste unterge-

bracht sind. Wozu braucht man100 Hengste, wenn man nur 60Stuten hat, mag sich der eine oderandere fragen. Die Lösung ist ganzeinfach. Die Hengste dürfen nichtnur die Stuten des Gestüts be-glücken, sondern werden im

Frühjahr auf die sogenanntenDeckplatten, Stallanlagen, in de-nen drei bis sechs Hengste plusihrem Gestütswärter unterge-bracht werden können – im gan-zen Land verteilt. Früher wollteman damit sicherstellen, dass je-

der Bauer im Land einen gutenHengst für seine Stuten fand, oh-ne mit ihr tagelang über Land rei-sen zu müssen. Für die Bauernhatte das System außerdem denVorteil, dass die Landbeschälersubventioniert wurden. Anders-

rum profitierte das Land davon,dass der Landstallmeister überdie Auswahl der Hengste Einflussauf die bäuerliche Zucht nehmenkonnte. In einer Zeit, in der nichtnur Landwirtschaft und Logistik,sondern auch das Militär vomPferd abhängig waren, führte dieEinrichtung eines Landgestüts zueiner Symbiose zwischen Bauernund Staat.

Dass das BrandenburgischeHaupt- und Landgestüt die DDRüberstanden hat, liegt daran, dasszwar die Reiterei im Sozialismuseine eher unbeliebte Rander-scheinung war, mit guten Pferdenaber gutes Geld zu verdienen war.Und Neustadt war dank eines cle-veren Landstallmeisters mit vielPferdeverstand ein sehr guter Pro-duzent von Export-Pferden. Dafürstand vor allem der Schimmel-hengst Kolibri, dessen Denkmalheute vor der Verwaltung desLandgestüts steht. Seine Vorfah-ren waren Hannoveraner-Heng-ste, und die Linie, die er vertrat,war und ist auch im Westen stark.

Wahrscheinlich ist das auch einGrund dafür, dass das Haupt- undLandgestüt die sogenannte Wendegut überstanden hat. Mittlerweilesind fast alle Gebäude auf dasFeinste renoviert. In den Ställenstehen Stuten und Beschäler aufWeltniveau. Sibylle Luise Binder

Brandenburgs TrakehnenVor 230 Jahren wurde das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse) errichtet

Perlon – eine glänzende ErfindungEin Stoff für das Militär eroberte die Damenbeine im Sturm

Im Juni 1963 mit einem Mannequin im Perlonkleid: Paul Schlack Bild: pa

Auf das feinsterenoviert: Das Landstallmei-sterhaus

Bild: U.Lutz

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Während und nach demZweiten Weltkrieg führ-ten estnische, lettische

und litauische Widerstandskämp-fer gegen die sowjetischen Inva-soren und Besatzer einen Partisa-nenkrieg. Im Kalten Krieg, 1949,dürften sich britische und ameri-kanische Stellen entschlossen ha-ben, zu diesen sogenanntenWaldbrüdern Kontakt aufzuneh-men, um mit ihnen zusammenzu-arbeiten. Sie bedienten sich dabeiHans-Helmut Klose. Der deut-sche Schnellboot-Kommandeurhatte während der Kämpfe umden Kurland-Kessel von Ende1944 bis in die letzten KriegstageV-Männer und Sabotagetruppenhinter der sowjetischen Front ab-gesetzt. Spätestens 1948 stand ermit der Organisation Gehlen inVerbindung. Längst aber warenauch die Briten auf ihn aufmerk-sam geworden und Anfang 1949war man sich einig. Im Rahmender Operation Jungle (Busch)sollte er mit deutschen Schnell-booten und deutschem Personalunter britischer Flagge entlangdes gesamten sowjetisch besetz-ten Teils der Ostseeküste Fun-kaufklärung betreiben sowieAgenten absetzen und später wie-der abholen. Offiziell handelte es

sich um britische Fischerei-schutzboote, die nach den dama-ligen Unterlagen mit dem briti-schen Inlandsgeheimdienst MI5(Security Service) in Verbindungstanden – in Wahrheit aber fürden britischen Auslandsgeheim-dienst MI6 (Secret IntelligenceService) arbeiteten. Die deut-schen Schnellboote, die beiKriegsende in die Hände derWestalliierten gefallen waren undnun umgerüstet wurden, warenmit ihren 45 Knoten schneller alsdie sowjetischen, die höchstens40 Knoten erreichten.

Unbestritten ist, dass von ihnenin der Nacht zum 1. Mai 1949 ins-gesamt sechs im Untergrunds -kampf erfahrene Balten an der li-tauischen Küste abgesetzt wur-den, bei späteren Einsätzen ka-men Ukrainer hinzu. Alle Anzei-chen sprechen für eine entspre-chende heimliche Aus bildungdurch schwedische Offizierskrei-se. Sie waren Patrioten und nachallen bitteren Erfahrungen vollerHass auf die erneute sowjetischeUnterdrückung in ihrer Heimat.Mit ihnen, die sich den Partisa-nenkämpfern anschließen unddort bleiben wollten, war keineAbholung durch die Schnellbootevereinbart.

Für Agenten hingegen, die nachihren Einsätzen wieder in denWesten zurückkehren sollten,wurden zu diesem Zwecke Zeitenund Orte vereinbart. Ziel derAgenten war es anfänglich, ein

möglichst komplettes Bild derpolnischen und vor allem sowjeti-schen Radarstellungen entlangder gesamten Ostseeküste vonRügen bis Estland zu gewinnen.Wenige Jahre später bezogen sich

ihre Aufträge auf die Erfassungdes sowjetischen Funkverkehrsvon der DDR, über Polen bis hinzum Baltikum. Ausgestattet warensie alle mit Handfeuerwaffen, teil-weise sogar mit Schalldämpfern

und Kurzwellen-Funkgeräten, dieaus den USA stammten. Erst spä-ter wurden sie mit Antennen fürFunkpeilungen ausgerüstet.

Es gab damals kaum vorstellba-re Schicksale. Nach glaubhaften

Schilderungen ist ein Lette imZuge der Partisanenkämpfeschließlich nach Polen abge-drängt worden, von wo ihn dieantisowjetische Widerstandsbe-wegung „Armia Krajowa“ mit ih-ren geheimen Verbindungennach West-Berlin durch die DDRin den Westen schleuste. Angeb-lich nahm er 1951 als Leiter er-neut an einem Einsatz teil. Nähe-res weiß man aber nicht übersein weiteres Schicksal.

Die CIA, die in Zusammenar-beit mit der Organisation Gehlenseltsamerweise erst 1952/1953an derartigen Einsätzen aktivteilnahm, bevorzugte bei derOperation Rusty (eingerostet) dieEinschleusung ihrer Agenten pergroßen, mit Wasserstoff gefülltenLuftballons. Diese wurden in denSchnellbooten unmittelbar vorder polnischen Küste aufgefüllt.Bekannt ist die auf diese Weiseerfolgte Anlandung von angeb-lich sogar acht polnischen Spio-nen im Herbst 1952 im weiterenHinterland von Stolpmünde[Ustka]. Ausgerüstet waren siemit echter polnischer Zivilklei-dung, Funkgeräten, Medikamen-ten und vielen der damals in Po-len so sehr begehrten SchweizerUhren.

Nach einigen Quellen erfolgtenbis Sommer 1955 insgesamt16 derartige Einsätze, währendandere allein für jenes Jahr15 melden, sodass die häufiger ge-nannte Zahl von insgesamt36 Einsätzen eher zutreffen dürfte.Dabei wurden 52 Personen in diesowjetisch besetzten Gebiete ab-gesetzt und 18 – wahrscheinlichSpione nach erledigtem Auftrag –wieder von den Schnellbooten ab-geholt. Nach Stasi-Angaben hatdas KGB 42 dieser Männer aufge-spürt, in einigen Fällen vielleichtauch „umdrehen“ können. Andereverriet der Sowjetspion Kim Phil-by in London.

Anfang 1955 wurde einSchnellboot von einem sowjeti-schen Schiff beschossen. In derfolgenden Zeit war ein unbe-merktes Eindringen in den öst-lichen Teil der Ostsee angesichtsverstärkter sowjetischer Gegen-maßnahmen kaum noch möglich.Die Einsätze mussten daher redu-ziert werden und beschränktensich bis 1963 nur noch auf wichti-ge spezielle Missionen. Im darauf-folgenden Jahr gab es noch ein-mal eine derartige Aktion. Ob siewirklich die letzte war, bleibtwohl ein Geheimnis.

Friedrich-Wilhelm Schlomann

Deutsche machten den eingerosteten Busch zum ErfolgIm Auftrag von MI5 und CIA arbeitete die Schnellbootgruppe Klose konspirativ vor der sowjetisch kontrollierten Ostseeküste

Bildeten den Grundstock der Schnellbootgruppe: S 130 undS 208 der Kriegsmarine Bild: Imperial War Museums

PREUSSEN Nr. 1– 5. Januar 2018 11

Bombenterror und bedingungslose KapitulationAuf der Konferenz von Casablanca traten Roosevelt und Churchill den Geist ihrer Atlantik-Charta mit Füßen

Während des Zweiten Weltkriegsveranstalteten die Führungsmäch-te der Anti-Hitler-Koalition meh-rere große Konferenzen. Die erstedavon fand vom 14. bis 26. Januar1943 in der marokkanischen Ha-fenstadt Casablanca statt und en -dete mit der Forderung nach einer„bedingungslosen Kapitulation“Deutschlands, Japans und Italiens,die den Krieg verlängerte undMillionen zusätzliche Menschen-leben kostete.

Anfang 1943 hatte sich die mili-tärische Lage deutlich zugunstender Alliierten verändert. So konn-ten die USA nach der gewonne-nen Flugzeugträgerschlacht umMidway zur Offensive gegen Ja-pan übergehen. Währenddessenmusste sich das einst so schlag-kräftige Deutsche Afrika-Korpsnach Tunesien zurückziehen. Undan der Ostfront siegte die Rote Ar-mee im Kampf um Stalingrad undden Kaukasus und stieß in Rich-tung des Donezbeckens vor. Des-halb hielten der US-PräsidentFranklin D. Roosevelt und der bri-tische Premierminister WinstonChurchill nun den Moment für ge-kommen, die Weichen für denweiteren Verlauf des Krieges unddie Zeit danach zu stellen. Stalinblieb der Zusammenkunft fernund schickte auch keinen Vertre-ter, weil er noch nicht bereit war,sich hinsichtlich seiner Kriegszie-le in die Karten schauen zu lassen.

Neben Maßnahmen, um der U-Boot-Gefahr Herr zu werden, so-wie Offensiven im Pazifikraumund Burma vereinbarten die bei-den Regierungschefs und derenhochrangige militärische Entou -rage auf der Konferenz, statt dervon Moskau geforderten zweitenFront in Frankreich eine solchezunächst nur in Italien, dem „wei-chen Unterleib Europas“, zu eröff-nen. Die Westalliierten zögertendie Landung in Frankreich unteranderem deshalb hinaus, um ihrePosition im Mittelmeerraum zu fe-stigen, was besonders im InteresseChurchills lag. Dieses erwies sichspäter aus westalliierter Sicht in-sofern als kontraproduktiv, als Sta-lin dadurch in die Lage versetztwurde, seinen Einflussbereich in

Ost-, Südost- und Mitteleuropaerheblich zu vergrößern.

Beschlossen wurde desweitereneine Kombination von Tag- undNachtangriffen der angloamerika-nischen Bomberflotten aufDeutschland. So sollten deren

Flugabwehr, Jagdwaffe und arbei-tende Bevölkerung keine Pausegegönnt, die Rüstungszentren zer-stört und die Moral der Zivilbe-völkerung untergraben werden.Gemäß der Arbeitsteilung flogenfortan meist die US-amerikani-schen Bomber militärische Zieleam Tage an, während die briti-schen die Zivilbevölkerung mitnächtlichen Terrorangriffen auf

Wohnquartiere um den Schlaf so-wie Hab und Gut zu bringen ver-suchten. Die mit dem sogenann-ten Moral Bombing erhofften Frik-tionen zwischen der NS-Führungund der deutschen Bevölkerungblieben aus. Vielmehr schweißte

der Hass auf die Täter beide zu-sammen.

Über die bilateralen Vereinba-rungen wurden die rund 50 akkre-ditierten westlichen Journalistenam 24. Januar in Kenntnis gesetzt.Allerdings erschien den Presse-vertretern das Ganze wenig spek-takulär, weshalb sie Roosevelt be-stürmten, auch etwas über diekünftige Politik gegenüber den

Achsenmächten zu äußern. Dar-aufhin sagte der US-Präsident, dasZiel sei die „bedingungslose Kapi-tulation“ (unconditional surren-der) Deutschlands, Italiens und Ja-pans. Hierdurch sollte dem miss -trauischen Stalin signalisiert wer-

den, dass die Westmächte keinenSonderfrieden anstrebten.

Damit negierten Roosevelt undChurchill den Unterschied zwi-schen den Völkern Deutschlands,Italiens und Japans sowie deren je-weiligen politischen Führungenund ermöglichten es sich, die gera-de erst vollmundig verkündete At-lantik-Charta, nach der jede Nationdas Recht haben sollte, souverän

und ohne Druck von außen überihre Angelegenheiten zu entschei-den, gleich wieder partiell außerKraft setzen (siehe PAZ Nr. 31 vom5. August 2016) zu können. DiesesTaktieren erinnert an das Handelnvon Präsident Woodrow Wilson,

der nach dem Ersten Weltkriegauch von seinem ambitionierten14-Punkte-Programm abwich, alses beispielweise um das Selbstbe-stimmungsrecht der Deutschenoder Ungarn ging.

Die Forderung nach der bedin-gungslosen Kapitulation hatte gra-vierende Folgen, wie der britischeArbeitsminister von 1940 bis 1945und Außenminister von 1945 bis

1951, Ernest Bevin, nach Kriegsen-de in einer Sitzung des LondonerUnterhauses feststellte: „Da manauf bedingungsloser Kapitulationbestand, blieb … nichts, woraufman hätte weiterbauen können:kein Gesetz, keine Verfassung, kei-ne Persönlichkeit, mit der verhan-delt werden konnte.“ Aber genaudies war ja die Absicht von Roose-velt und Churchill, der später vor-gab, dass der US-Präsident ihn mitseiner Aussage überrumpelt habe.Es ging eben nicht nur darum, dreidiktatorische Regime zu zerschla-gen, sondern genauso wichtig wardie nachhaltige Ausschaltung vonweltpolitischen und wirtschaft-lichen Konkurrenten.

Naheliegenderweise lähmte dieKapitulationsformel von Casa -blanca, die ab dem 26. Januar 1943von den westlichen Medien ver-breitet wurde, die deutsche Wider-standsbewegung gegen Adolf Hit-ler. Insbesondere regimekritischeingestellte Militärs verzichtetendarauf, sich der Opposition anzu-schließen, weil sie davon ausgehenmussten, dass die AlliiertenDeutschland auch bei einem erfol-greichen Putsch gegen Hitler keinegünstigeren Friedensbedingungenzugestehen würden. Damit bliebenfür die meisten nur noch die Op-tionen Kampf bis zum „Endsieg“oder Untergang des Vaterlandes.

Und auch sonst profitierte dieNS-Führung ganz erheblich vonder Forderung nach einer bedin-gungslosen Kapitulation. Das zeigtnicht zuletzt die duldsame Reak-tion der Deutschen auf die Sport-palastrede von Propagandamini-ster Joseph Goebbels am 18. Febru-ar 1943, mit der die Menschen imDritten Reich auf den „totalenKrieg“ eingeschworen wurden.

Analog war die Situation in Ja-pan. Da kein Friedensschluss un-ter ehrenhaften und die nationaleExistenz sichernden Bedingungenin Aussicht stand, wurde der Pazi-fikkrieg mit verbissener Härtefortgesetzt, was auf beiden Seitennoch einen gewaltigen Blutzollfordern sollte, bis schließlich dieAtombombenabwürfe von Hiros-hima und Nagasaki den Kampf imPazifik beendeten.

Wolfgang Kaufmann

GESCHICHTE & PREUSSEN

Im Kreise US-amerikanischer und britischer Offiziere in Casablanca: Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill (v.l.) Bild: akg images

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12 Nr. 1– 5. Januar 2018 MENSCH & ZEIT

Am 29. November verurteilteder Internationale Strafge-richtshof für das ehemalige

Jugoslawien in Den Haag den frü-heren Generalmajor und Oberbe-fehlshaber der bosnisch-kroati-schen Armee Slobodan Praljakletztinstanzlich wegen angeblicherVerstöße gegen das Kriegsvölker-recht und die Genfer Konventionzu 20 Jahren Haft (siehe PAZ 50,Seite 6). Daraufhin rief der Ange-klagte empört: „Slobodan Praljakist kein Kriegsverbrecher, mit Ver-achtung weise ich Ihr Urteil zu-rück.“ Wenige Sekunden späterschluckte der Ex-Militär eine tödli-che Dosis Zyankali. Diese spektaku-läre Tat veranlasste die „Bild“-Zei-tung zu schreiben, das sei „der fei-ge Selbstmord eines Kriegsverbre-chers“ gewesen, „der seine gerech-te Strafe nicht ertragen wollte“.Das kann man auch ganz anders

sehen. Sogar ohne den bemerkens-werten Umstand zu diskutieren,dass das Tribunal in Den Haag bis-her immer recht einseitig agierteund Kriegsverbrechen von musli-mischen Kombattanten im Jugosla-wienkrieg nur mit lächerlich gerin-gen Strafen sanktionierte oder amEnde gar auf Freispruch erkannte:typische Beispiele sind die Prozes-se gegen die Generäle Naser Oricund Sefer Halilovic.Beim genaueren Hinsehen er-

scheint der Suizid des 72-jährigenPraljak kaum als Ausdruck persön-licher Feigheit und Flucht vor derVerantwortung. Immerhin hatte

sich der Kroate ja 2004 freiwilliggestellt und seitdem im Untersu-chungsgefängnis gesessen. Viel eher agierte der frühere Ge-

neral wohl im Rahmen der uraltenTradition, nach der Selbstmorddann legitim oder gar geboten ist,wenn es gilt, ein starkes finales Zei-chen gegen Missstände oder Unge-rechtigkeiten zu setzen und die ei-gene Ehre zu verteidigen. So erge-ben sich Parallelen zu den japani-schen Samurai, die mit dem Seppu-ku (im Westen besser bekannt als

Harakiri) einen bis in die jüngereVergangenheit gepflegten Brauchbegründeten, nach dem die rituelleSelbsttötung mittels Bauchschnittbeispielsweise auch dann erfolgenkonnte, wenn der ausführendeKrieger gegen Entscheidungen sei-nes Herrn oder der Obrigkeit pro-testieren wollte.Gleichermaßen sei an all die an-

deren erinnert, deren spektakulä-rer öffentlicher Suizid als Anklagegedacht war. Zu nennen wären hierPersonen der Zeitgeschichte wiedie tschechischen Studenten JanPalach und Jan Zajíc, die sich am19. Januar beziehungsweise 25. Fe-bruar 1969 auf dem Wenzelsplatzverbrannten, um gegen die gewalt-same Niederschlagung des „PragerFrühlings“ zu demonstrieren. So

wie auch der DDR-Pfarrer OskarBrüsewitz, der 1976 als lebendeFackel endete, weil er ein Zeichengegen die Kirchenfeindlichkeit desSED-Regimes in Ostberlin setzenwollte. Respekt verdient sicherlichauch der jüdische Journalist ŠtefanLux. Dieser erschoss sich am 3. Juli1936 während einer Generalver-sammlung des Völkerbundes inGenf, um auf den Antisemitismusim Dritten Reich aufmerksam zumachen. Und dann wäre da nochdie 16-jährige Amina Filali aus Ma-rokko, die am 15. März 2012 einetödliche Dosis Rattengift einnahm,nachdem man sie gezwungen hatte,ihren Vergewaltiger zu heiraten. Alldiese Menschen waren sicherlichgenauso wenig feige wie Praljak.Mut braucht es, den eigenen Le-

benswillen aus freien Stücken zuüberwinden. Die Frage, ob der Frei-tod legitim ist, führt dabei nicht nurunter Philosophen, Theologen undPsychiatern zu leidenschaftlichenDebatten. „Es gibt nur ein wirklichernstes philosophisches Problem:den Selbstmord“, befand AlbertCamus, der französische Schrift-steller und Philosoph. Diejenigen,die ihn begehen, dürften sich da-rum wenig scheren. Die SchweizerTheologin und Judaistin VerenaLenzen fordert, dass man ihnenAchtung entgegenbringt: „DieSelbsttötung ist weder als Sündenoch als Krankheit zu interpretie-ren, sondern als vielschichtige Voll-endung eines konkreten Lebens zurespektieren.“ Wolfgang Kaufmann

Umweltsünder Nummer Eins istnicht der Mensch, sondern die Er-de selbst. Heiße Quellen auf demMeeresboden speien tonnenweisegefährliche Schwermetalle in dieOzeane. Vulkane verpesten dieAtmosphäre mit quadratkilome-tergroßen Giftwolken. Bewohnbarbleibt der „wilde“ Planet trotz-dem. Fünf Mal in seiner Ge-schichte hat er alles Leben aller-dings auch beinahe ausgerottet.

Seit dem März 2009 sucht dasWeltraumteleskop Keppler im Uni-versum nach Planeten. Dabei gibtes einen, der ist so wild, unbere-chenbar und gefährlich, dass esschaudert: Auf glühendem Magmatreiben hauchdünne, erstarrteSchollen aus teils giftigen, teils ra-dioaktiven Elementen. Wenn siekollidieren, ist ihre Wucht so groß,dass sie dadurch explosive Eruptio-nen aus giftigen Gasen, Schwefel-dioxiden, erstickendem Staub und1200 Grad heißem, flüssigen Ge-stein bis zu vier Kilometer in denWeltraum schleudern, dass sie pro-blemlos die Achse des Planeten umacht Zentimeter verschieben undihn schneller rotieren lassen. Ausden gewaltigen Ozeanen des Plane-ten dünsten Methanwolken, auf sei-nem Boden speien Schlote 300Grad heißes Wasser voller giftigerSchwermetalle. Asphaltvulkaneteeren den Seeboden mit zähen Bi-tumen und Ölschichten.Der Planet heißt Erde. Wenn er

sich einmal schüttelt, einmal hustetoder einmal etwas stärker von derSonne angehaucht wird, hat er dieGewalt, sämtliches Leben, das aufihm wimmelt, fast vollständig aus-zurotten. Fünf Mal kam so ein Mas-senaussterben in der Geschichteder 4,6 Milliarden alten Erde bishervor. Alle fünf Mal regenerierte sichdas Leben auf unserem gewalttäti-gen Planeten auf stürmische Weise.Das ist wichtig, weil es den Men-schen, der seit jeher dazu neigt,sich zu überschätzen, wieder aufseinen Platz rückt: eine Lebens-form, deren Wirken und Werken

bereits in die ungeheure, gleichgül-tige Existenz der Erde eingepreistist. Denn es zeigt sich, wie wenigder Mensch der Erde schadenkann. Das klingt paradox: Schließ-lich möchte niemand morgens auf-wachen und auf einen schwarz-glänzenden Ölstrand gucken, indem verteerte Vögel flappen, weilgerade ein Tanker havariert ist.Oder in einer Schwefelwolke sit-zen, weil im Chemiewerk nebenandie eine oder andere Leitung explo-dierte. Darum erfand der Menschden Umweltschutz – weil er nunmal lieber in einer Umgebung lebt,die für ihn angenehm ist. Das ist richtig, wichtig und ein

ungeheurer zivilisatorischer Fort-schritt. Der Erde ist das aber egal.Sie kann das ab und regeneriertsich in erstaunlich schneller Zeit.Sie unterscheidet nicht zwischen„natürlichen“ und „menschge-machten“ Umweltkata-strophen.Das Leben, das auf ihr an den gif-tigsten, scheinbar lebensfeindlich-sten Orten der Welt gedeiht – ebenan den Asphaltvulkanen, an denSchwarzen und Weißen Rauchern –zeugt von dieser Vitalität in dem,was fanatisierte Naturschützer ei-gentlich sofort verbieten müssten:„Korken in alle Vulkane!“, „Stopptdie Plattentektonik!“Auffällig ist etwa, dass eine der

größten menschgemachten Um-weltkatastrophen in keiner einzi-gen Klima- oder Umweltstatistikauftaucht, obwohl durch sie, folgtman dem üblichen Alarm, alleMeere und Kontinente unrettbarverseucht sein müssten: der ZweiteWeltkrieg. Denn den hat „die Na-tur“ längst weggesteckt. Was dieKriegsflotten 1939 und 1945 alleinin den Weltmeeren, vor allem imAtlantik, dem Golf von Mexiko, deramerikanischen Ostküste und dereuropäischen Westküste an vollbe-ladenen Tankern, Frachtern undMunitionstransportern versenkten,ist ungeheuer. 1941 schickten deut-sche U-Boote vor der Küste NorthCarolinas allein 400 Schiffe auf denGrund. Die komplette Flotte der

neun „Arrow“-Tanker von Socony-Vacuumm Oil Co., also dem Mobil-Konzern, musste vollbeladen – je86000 Barrel Öl – daran glauben.1941 bis 1944 versanken 4000 voll-beladene Tanker im Atlantik. Bis1945 flossen geschätzte zehn Milli-onen Tonnen Öl und Flugbenzin al-lein ins Nordmeer. Bilder aus derZeit zeigen die brennenden Öl-schiffe, die pechschwarzen Rauch-säulen zu Wasser und zu Land,denn auch die Treibstofflagerbrannten: bombardiert, angezün-det, gesprengt. Moderne Tankerunglücke wie

das der Torrey Canyon vor Corn-wall (1967, 119000 Tonnen Rohöl),der Amoco Cadiz (1978, 223000Tonnen Rohöl) vor der Bretagneund der Exxon Valdez in Alaska(1989, 37000 Tonnen Rohöl) mutendagegen an wie ein Klacks.2011 stellten britische Biologen

fest, dass sich Leben und Meeres-boden rund um das von der Ölpestbetroffene Gebiet der Torrey Can-yon wieder vollständig erholt hat-ten. Im Golf von Mexiko ist auchnichts mehr zu spüren. Doch, halt –da gab es doch 2010 die Explosionder Bohrinsel Deepwater Horizonsamt Ölpest, einer 35 Kilometerlangen Ölwolke in etwa 1100 Me-

tern Tiefe. Vorbei, vergessen, gefres-sen von Mikroorganismen. Jenen,die vom deutschen Forschungs-schiff Sonne im Jahr 2003 als Bei-fang eingesammelt wurden, als dieWissenschaftler im Golf von Mexi-ko Asphaltvulkane entdeckten, ausdenen ständig Öl und Teer fließen(„Campeche Knolls“).

Das erklärt, warum auf Satelli-tenbildern oft Ölflecken über As-phaltvulkanen zu erkennen sind,die als Wegweiser dienen. „Wirsuchen Asphaltvulkane, indemwir auf Satellitenbildern nach re-lativ kleinen Ölflecken auf demWasser schauen. Diese stammenvon Öl, das aus 3000 Metern Tie-fe an die Oberfläche steigt. Fin-den wir Stellen, an denen sichdie Ölflecken über lange Zeit amselben Ort halten, lohnt es sichnachzusehen, ob dieses Öl auseinem Asphaltvulkan aufsteigt“,so der auf marine Geologie spe-zialisierte Professor Gerhard

Bohrmann von der UniversitätBremen, der damals an der Ent-deckung beteiligt war.Ihr ausgespuckter Asphalt be-

steht aus einer schwer verdau-lichen Mischung von Gesteinenund vor allem aus Bitumen oderErdpech. Das sind langkettigeKohlenwasserstoffe mit gebunde-nem Schwefel, Sauerstoff, Stik-kstoff und winzigen Spuren vonverschiedenen Metallen. Der Laiehält das für verheerend – dochder Wissenschaftler ist entzückt:„Wir haben dort ein ganzes Öko-system gefunden, dass nicht nurauf Asphalt lebt, sondern sich an-scheinend von ihm ernährt“, be-schreibt Bohrmann die Situationin 3300 Meter Tiefe vor der Küsteder mexikanischen HalbinselYucatan. Neben ganzen Büschelnvon Bartwürmern gibt es ver-schiedene Muschelarten, Krebse,sesshafte Korallen- oderschwammartige Gebilde, Fischeund vor allem gewaltige Mengenan Bakterien – also ähnlich viel-fältige, reiche Lebensgemein-schaften, wie man sie in den letz-ten 30 Jahren an Schwarzen undWeißen Rauchern am Meeresbo-den entlang des gesamten Atlanti-schen Rückens gefunden hat.

Apropos Schwarze und WeißeRaucher: Diese Millionen Hydro-thermalquellen mit ihrem ununter-brochenen Ausstoß von 300 Gradheißem Wasser erwärmen die Oze-ane nicht – ebenso wenig wie dieunzähligen Unterwasservulkane imPazifik und Atlantik, die dort stän-dig kochende Lava als neuen Mee-resboden produzieren.Womit die nächste Ungeheuer-

lichkeit der wilden Erde ins Visiergerät: gigantische Vulkanausbrü-che, die weltweit für Hungersnöte,Missernten und sogenannte geneti-sche Flaschenhälse sorgten, weildurch sie fast die gesamten Tiereund Menschen des betroffenen Ge-biets starben. Als verheerendsteNaturkatastrophe der Neuzeit gilt1783/84 der acht Monate währendeAusbruch des isländischen Lakis,Teil des Grimsvötn-Vulkansystems:Schwarze Aerosolwolken zogen da-mals vom Atlantik bis zum Schwar-zen Meer. Eisige Hungerwinter mitminus 27 Grad waren die Folge. Al-lein in England verhungerten25000 Menschen. In Europa, soneue Schätzungen, starben mehre-re Hunderttausend und weltweitMillionen, da die Vulkanasche undseine Gase, Fluor, Schwefeldioxid,Schwefelwasserstoff, Kohlendoxid,in der Stratosphäre jahrelang umden Globus zogen. Die Erde, die ungeheuer vitale

„Natur“, hat sich von allem erholt.Denken Sie ruhig daran, wenn Siezum nächsten Spaziergang aufbre-chen, um in der Natur beim tiefenDurchatmen aufzutanken. FreuenSie sich an ihr. An ihrer Schön-heit. Und dass Sie gerade nichtdort sind, wo sie wild ist. LassenSie ihre Gedanken zum Umwelt-schutz wandern: Er ist richtig undwichtig. Aber bitte drei Nummernkleiner: nicht „für den Planeten“,dem er egal ist sondern für unse-ren eigenen Seelenfrieden. Fürunser Glück. Weil kein Menscham Morgen aufwachen will, undstatt auf einen Strand auf eine Öl-wüste gucken will.

Ulrike Dobberthien

Abendlicher Blick auf Accra,die Hauptstadt Ghanas. Das

Bild täuscht nicht. Die 2,3-Millio-nen-Einwohner-Metropole ist einflorierendes Zentrum des Landes.Ghana steht im Vergleich zu an-deren afrikanischen Nationen gutda. Ein Wachstum von 5,89 Pro-zent verzeichnete die Wirtschaft2017. Das demokratische Präsidi-alsystem gilt seit Jahren als stabil.Bemerkenswert ist auch das Ver-

hältnis zur Entwicklungshilfe.Präsident Nana Akufo-Addo er-klärte jüngst beim Staatsbesucheinem sichtlich überraschtenEmmanuel Macron: „Wir könnennicht länger eine Politik für unse-re Länder und Regionen verfol-gen auf der Basis irgendeinerUnterstützung, die uns die westli-che Welt, Frankreich oder die Eu-ropäische Union geben kann. Dashat nicht funktioniert und es

wird nicht funktionieren.“ Dassehen andere Machthaber aufdem Kontinent anders. Die Dau-erhilfe der Industrienationen si-chert ihnen Macht und Reichtum.In der „FAZ“ erklärte ein desillu-sionierter Entwicklungshelferjüngst: „Die bittere Realität istdoch, dass wir die korruptenStrukturen am Leben halten, weilwir den Kleptokraten ständigneues Geld geben.“ FH

Unsere Heimat vom Weltall aus betrachtet: hauchdünne Schollen auf glühendem Magma

Moment der Woche

Im Zweiten Weltkriegflossen Millionen

Tonnen Öl ins Meer

Ein Planet namens ErdeNaturschutz ist lebenswichtig, dennoch besitzt die Erde enorme Fähigkeiten, sich selbst zu heilen – Einige verblüffende Erkenntnisse

Mit einer Dosis ZyankaliWenn Menschen aus politischen Gründen Selbstmord begehen

Der Kroatengeneralund die Samurai

Foto: Imag

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Foto: W

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ia/Kwasiog

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MELDUNGEN

Observatoriumin Allenstein

Allenstein – In Allenstein soll einmodernes Wissenschaftszentrummit Laboratorien, einem Observa-torium und einem Newton-Pendelentstehen Die Ermländisch-Masu-rische Universität plant den Bau inder Nachbarschaft der Humanisti-schen Fakultät in Kortau, mit einemGebäude auf über 3100 Quadrat-metern Grundfläche. Die Arbeitensollen im Frühjahr 2018 beginnen,und der Bau soll Anfang 2021 er-öffnet werden. Die Kosten der Inve-stition betragen 25,6 Millionen Zlo-ty (6,12 Millionen Euro), wovon16,6 Millionen (knapp vier Millio-nen Euro) aus dem Programm 2014bis 2020 der Europäischen Unionzugeschossen werden. PAZ

um Jahresende wurde imstädtischen Museum in Las-dehnen [Krasnosnamensk]

die Ausstellung „Spaziergangdurch das alte Kraupischken“ er-öffnet. Solch eine Ausstellungüber die Geschichte des OrtesKraupischken [Uljanowo] imKreis Tilsit-Ragnit, war in Lasdeh-nen zum ersten Mal zu sehen.Der Gründer und Leiter des Mu-seums, Jurij Userzow, der dieWanderausstellung konzipiert hat,sagte bei der feierlichen Eröff-nung: „Die Ausstellung haben wiranlässlich des 35-jährigen Beste-hens unseres Museums und des70. Jubiläums unserer Schule or-ganisiert. Ich habe sie meinen El-tern und deren Landsleuten ge-widmet, die zu den ersten russi-schen Übersiedlern gehörten, diedas Leben in ihrer neuen Heimataufbauten. Vonseiten der Kreisverwaltung

Lasdehnen sprach der stellvertre-tende Landrat: „Es ist heutzutageso, dass die Gegenwart die sorg-fältige Aufbewahrung der Ge-schichte fordert. In diesem Sinnesprechen sich sowohl unser Ge-bietsgouverneur als auch die Ver-waltung unseres Kreises aus. Ge-

meint sind damit nicht nur sol-che Ausstellungen, sondern auchvor allem die Erhaltung der nochvorhandenen historischen Ge-bäude, von denen es noch jedeMenge in der Stadt gibt, wieDenkmäler des Ersten Weltkriegsund Friedhöfe. Wir werdenweiterhin zur sorgfältigen Erhal-tung der historischen Denkmälersowohl aus der Vor- als auch ausder Nachkriegszeit beitragen“,versprach er.Die zahlreichen Besucher be-

trachteten mit großem Interessenm Kraupischken und hörten

Userzows Kommentare dazu. Soerfuhren sie beispielsweise, dasses in Kraupischken früher eineMercedes-Werkstatt gegeben hat.Davon ist heute nur ein Reklame-schild übrig geblieben, das wäh-rend der Kriegshandlungenmehrmals durchschossen wurde.Die Ausstellungsbesucher konn-ten sich ein Bild davon machen,wie das Dorf einmal ausgesehenhat, das man früher wegen seinerSchönheit, seiner Gepflegtheitund seiner Außergewöhnlichkeiteine kleine Stadt nannte. Leiderist vieles davon nicht mehr da,

deswegen sind manche Bilderganz einmalig.

Ludmila Litwinowa, die Mu-seumsleiterin von Lasdehnen,antwortete auf die Frage, sie siedazu gekommen sei, eine solcheAusstellung in ihrem Museum zuzeigen: „Ich kenne Jurij Userzowschon lange. Aus den Gesprächenmit ihm ist es mir klar geworden,dass dieser Mensch die Ge-schichte unserer Region sehr gutkennt und weiß, wie man dasInteresse der jungen Generationerwecken kann, was ich für sehrwichtig halte. Ich teile mit ihmdie gleichen Ansichten zur Ver-gangenheit und, dass es von gro-ßem Belang ist, sie zu pflegen.Darum habe ich dieses Projektmit Freude unterstützt. Dazu ha-ben wir alles Nötige, vor allemzwei Räume in unserem Mu-seum, zur Verfügung gestellt. Ichfreue mich, dass die Einwohnerunseres Kreises solch eine Mög-lichkeit haben, die alten Ansich-ten von Kraupischken kennenzu-lernen.“ Die Ausstellung ist die-sen Monat noch in Lasdehnen, sodass jeder Interessent sie besich-tigen kann.

M. Juschkewitsch/PAZ

Der Streit um die ungewöhnlicheKant-Skulptur, die in Königsbergniemand haben wollte, scheint bei-gelegt. Die Skulptur fand vor demHotel „Aquatoria“ in Palmnickeneine feste Bleibe.

Von Anfang an sorgte die Kant-Skulptur des Künstlers WladimirTschilikin für heftige Debatten. ImDezember 2016 war auf der Sit-zung des Kulturrats beim Gouver-neur die Skulptur erstmals vorge-stellt worden. Der Auftrag war aufInitiative des Duma-AbgeordnetenAlexander Musewitsch erteilt wor-den. Die Mitglieder des Kulturratskritisierten bereits damals, dass dieKantfigur wie ein Gnom aussehe,und dass sie an einen Comichelderinnere. Sie sahen den großenPhilosophen, dessen Skulpturbeim Königsberger Dom aufgestelltwerden sollte, dem Spott ausge-setzt (siehe PAZ Nr. 3/2017). DochMusewitsch ließ sich nicht beirren:Er plante, eine ganze Serie solcherPlastik-Skulpturen unter dem Mot-to „guter Kant“ anfertigen und inder ganzen Stadt aufstellen zu las-sen. Doch der Kulturrat verlor seinInteresse an diesem Projekt.So wurde nur ein „guter Kant“

vor dem Haupteingang des Ein-kaufszentrums „Europa“ platziert.Im Laufe der Zeit gewöhnten sichdie Passanten daran. Dank der Tat-sache, dass neben der Skulptur ei-ne Bank aufgestellt wurde, ließensie sich mit Vergnügen neben ihmsitzend fotografieren. Doch einesTages verschwand der „gute Kant“von diesem Platz. Als auf demKneiphof ein Philosophietag statt-fand, willigte die neue Domdirek-torin Vera Tariwerdijewa ein, dieSkulptur neben dem Dom aufzu-stellen. Sie sagte: „Ich habe ihn mir

angesehen, und er gefiel mir. Er ge-fällt den Leuten und ich entschied:Lasst ihn doch aufstellen.“Doch nach einiger Zeit ver-

schwand Kant auch von diesemOrt. Diesmal erklärte Tariwerdije-wa, sie habe von der negativen Be-wertung der Kant-Skulptur vonsei-ten des Kulturrats nichts gewusst.Daher wurde Kant von der Inselentfernt und auf dem Grundstückdes Direktorats der staatlichen In-stitution „Kathedrale“ in der Hans-Sagan-Straße [Narwskaja uliza]aufgestellt. Über das VerschwindenKants waren viele verwirrt. AlsSchüler, die eine Präsentation überden Philosophen vorbereiten soll-ten, zur Skulptur gehen wollten,

fanden sie ihn nicht mehr vor. Ge-rade ihnen gefiel die Skulptur: „Erhat einen Hut wie ein Pirat und erist so lustig“.

Die Ansicht der jungen Königs-berger teilten nicht viele. Der Vor-sitzende der Kant-Gesellschaft,Professor Leonard Kalinnikow sag-te: „Diese Verspottung und Verun-glimpfung des großen Philosophenist eine inakzeptable Verhöhnungdes Genies. Ihn derart zu parodie-ren. Es ist eher ein Zwerg oder ei-

ne Figur von Madame Tussaud.“Auch Dom-Mitarbeiter vertratendie Auffassung, dass es unpassendsei, neben dem Grab eines so be-deutenden Menschen ein komischwirkendes Konterfei von ihm auf-zustellen.Der Künstler Tschilikin, der die

Kantskulptur geschaffen hat, sagte,es sei nicht einfach gewesen, ander Skulptur zu arbeiten, weil Kantauf keinem der Abbilder von ihmlächelt. „Das Gesicht war schwerzu bilden und das Lächeln mussteich mir ausdenken“, verteidigtesich der Künstler.Dennoch vergingen nur wenige

Tage, bis die Kant-Skulptur wiederihren Standort wechselte. Diesmal

gibt es Grund zu der Annahme,dass der „Wander-Kant“ einen blei-benden Platz gefunden hat. Er stehtjetzt in Palmnicken auf demGrundstück des Hotels „Aquato-ria“. Die Hotelleitung sagte, dasssie die Skulptur gerne aufnähme.Das Hotelmanagement werde sei-nen Gästen den „guten Kant“ mitStolz präsentieren. Schon im ver-gangenen Jahr hatte der Palmnik-ker Bürgermeister Alexej Saliwats-kij vorgeschlagen, die Skulptur inder Stadt aufzustellen, aber derIdeengeber Musewitsch bestanddarauf, sie vor dem Dom zu plat-zieren. So wohnt nun der „guteKant“ am Meer, und es scheint ihmzu gefallen. Jurij Tschernyschew

»Wander-Kant« erhält einen festen PlatzWegen anhaltender Diskussionen in Königsberg: Skulptur ziert nun in Palmnicken einen Hotelgarten

Erregte Anstoß: Die Plastik-Skulptur des großen Philosophen schien vielen zu albern Bild: J.T.

US-Soldaten attackiert

Lötzen – Vergangenen Monat at-tackierten drei Männer vor einemLokal in Lötzen einen amerikani-scher Soldaten sowie dessen zivi-len Mitarbeiter. Sie schlugen denSoldaten brutal zusammen. undverletzten ihn schwer. Er erlitt ei-nen Schädelbruch und wurde inein Krankenhaus in der Bundesre-publik überführt. Auch der Zivilistwurde verletzt. Die Polizei verhaf-tete im Zusammenhang mit demÜberfall drei Personen. Einer Per-son wurde ein räuberischer Über-fall und brutale Körperverletzungvorgeworfen. Wie der zuständigeStaatsanwalt Grzegorz Rynski mit-teilte, könnte die Tat mit einer an-deren Schlägerei, die sich im Sep-tember zugetragen hat, in Zu-sammenhang stehen. PAZ

Künstler Tschilikinverteidigte sein Werk

Nr. 1– 5. Januar 2018

Bis zum 23. Januar sind in derHalle des Königsberger Süd-

bahnhofs Bilder des Kunstfotogra-fen Dmitrij Vyschemirskij zu se-hen. Für die Konzeption der Aus-stellung zeichnet das MuseumFriedländer Tor verantwortlich. Dieaktuelle Schau ist eine Zusammen-stellung der Arbeit aus verschiede-nen Zyklen zum kultur-architekto-nischen Erbe im Königsberger Ge-biet, mit dem sich der Künstler be-reits seit Jahren beschäftigt.Vyschemirskij, der in den 80er

Jahren Orte ehemaliger Gulags be-suchte und die Ergebnisse in Aus-stellungen zeigte, hat sich im Wes-ten durch seine Fotoreihe „Königs-berg verzeih’“, die in einem Bild-

band erschienen ist, einen Namengemacht. Mit seinen Bildern suchter ein künstlerisches Verständniseines Gebiets zu wecken, auf demdie russische Gegenwart nebendem kulturhistorischen Erbe Ost-preußens existiert. 2007 beendeteer die Arbeit an dem Zyklus „Post-“, in dem er mit der Betrachtungder post-deutschen und post-so-wjetischen Landschaft des Königs-berger Gebiets fortfährt. Seine Bil-der zeigen neben den Zerstörun-gen des kulturellen Erbes auch ar-chitektonische Besonderheiten, dieheute noch zu sehen sind. Für seine Arbeiten erhielt Vy-

schemirskij zahlreiche Auszeich-nungen. PAZ

Kraupischken in LasdehnenWanderausstellung von Schul- und Museumsdirektor Jurij Userzow fand großes Gefallen

Stets offen für Fragen: Jurij Userzow (l.) Bild: privat

Südbahnhof: Ausstellungstafeln mit Königsberger Impressionen

Fotos im BahnhofRusse dokumentiert Königsberger Kulturerbe

Bild: M

useum Friedländer Tor

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14 Nr. 1– 5. Januar 2018

das Alte Jahr ist vergangen, dasNeue hat begonnen, und unsereFamilienarbeit geht weiter wie ge-wohnt, denn der Pungel mit Zu-schriften ist stramm gefüllt. Grei-fen wir hinein und ziehen zuersteinen Beitrag von Herrn Jörn Pe-krul heraus, der zu unseren Über-legungen Stellung nimmt, die wirin Folge 48 brachten. Sie trafenseinen Nerv, denn es ging um dieStadt, die er bis zum letzten Win-kel durchstreift: Königsberg. FrauDr. Tanja E. aus Bonn hatte sich anuns gewandt, weil sie kaum etwasüber die ostpreußische Haupt-stadt weiß, aus der ihre Großel-tern und Eltern stammen. Diesehatten zumeist geschwiegen –vielleicht hatten sie die Vertrei-bung noch nicht verkraftet undwaren blockiert, vielleicht hattensie an ihrem neuen Wohnsitzauch kaum Menschen gefunden,mit denen sie über ihre Heimatsprechen konnten, vielleicht hattedie Enkelin zu wenig hinterfragt –wie auch immer: Sie wollte mehrüber diese Stadt ihrer familiärenHerkunft wissen und bat uns, ihrdabei zu helfen. Sie wollte erfah-ren, welches Lebensgefühl wirOstpreußen aus der Generationihrer Großeltern hatten und die-ses noch bewahrt haben, um dar-über sprechen zu können. So ver-einbarten wir ein Gespräch beimir, da ich ja diese Bedingungenerfüllte, und es wurde ein sehr er-giebiger Nachmittag für beideTeilnehmerinnen, weil wir unsmit Themen konfrontiert sahen,die uns bisher nicht oder kaumbewusst waren. Im Mittelpunktdes mehrstündigen Gesprächsstand immer der Begriff Lebens-gefühl – für Frau Dr. E. so wichtig,um herauszufinden, was ihre ost-preußische Identität ausmacht.Dies hatte sie uns bereits vorherin ihrer ersten Mail mitgeteilt,und ich hatte die Themen schonin unserer Kolumne angedeutet.Fast umgehend griff Herr Pekruldieses Thema auf und übersandteuns Anfang Dezember seine Ge-danken über ein „KönigsbergerLebensgefühl“, die wir nun heutebringen wollen, weil hier zweiNachfahren sich treffen: die eineals Fragestellerin, der andere alsAntwortgeber, aber beide mit gro-ßem Einfühlungsvermögen für dieWelt ihrer Vorfahren, die sie auchin sich zu spüren glauben. JörnPekrul schreibt:

„Das Vergangene ist nicht tot, esist nicht einmal vergangen. DieserSatz von William Faulkner passtmeines Erachtens sehr gut für dasKönigsberger Lebensgefühl. Es istsehr gegenwärtig. Auch wenn wirnicht verallgemeinern wollen, sofallen mir immer wieder die glei-chen Eigenschaften auf. Und zwarin meinem persönlichen Umgangmit Angehörigen der Erlebnisge-neration wie auch bei denjenigenNachkommen, die dieses Lebens-gefühl angenommen und für ihreigenes Leben im Heute entwik-kelt haben. Dieses Lebensgefühlhat, so finde ich, zuerst seinenAusdruck gefunden in der über-menschlichen Fähigkeit der Er-lebnisgeneration, die von persön-licher Schuld oder Unschuld un-abhängig erlittenen Traumata derVertreibung und des totalen Ver-lustes nur im Stillen zu verarbei-

ten. Eine menschliche Würde, dieder Jugend Ehrfurcht lehrt. Darü-ber hinaus haben sie unmittelbardanach am Wiederaufbau einesihnen fremden Restlandes mitge-wirkt: in bitterster materieller Ar-mut, aber trotzdem konstruktiv,friedlich und Empathie fähig. Unddas alles ohne Willkommenskul-tur und ohne Rundum-Sorglos-Paket. Dies zu können bedarf star-ker innerer Kräfte, die über dieJahrhunderte in der Kultur desOstens unseres Landes entstan-den sein müssen. Ein leuchtendesVorbild, das bleibt, und die Nach-geborenen zu Dank verpflichtet.Weiterhin finde ich die alteStadt noch im Umgang mit mei-nen Königsberger Familien undWahlverwandtschaften. Sofern iches freimütig äußern darf schätzeich an ihnen die Tugenden, diewir in ganz Ostpreußen finden:

Von Vernunft geprägt, Pragma-tismus in Alltagsdingen undschließlich die Fähigkeit, Wichti-ges von Unwichtigen zu unter-scheiden. Als wäre in einer über750-jährigen Stadtgeschichte einePrägung gewachsen, die eineSelbstredaktion zur Selbstver-ständlichkeit machte. Und da-durch – als gute Kehrseite – zu ei-ner tieferen Empfindungsfähigkeitim seelischen Bereich befähigte.Die Herzlichkeit und Lauterkeitder Königsberger und des ost-preußischen Menschenschlagesüberhaupt sind legendär. DiesesIn-sich-ruhen trägt dazu bei, denzwischenmenschlichen Umgangauthentischer, respektvoller undunaufgeregter zu gestalten. Unddas ist um ein Vielfaches interes-santer, als wenn ich beliebigeKontakte über das Smartphonepflege. Welch ein Reichtum, von

dem wir Nachgeborenen zehrenkönnen. Wir müssen uns nur da-für öffnen und es annehmen.Auf einer allgemeinen Ebenevergleiche man die Debattenkul-tur vom ‘Königsberger Geist’ zumHeute. Die Überlieferungen zei-gen, dass im alten Königsberg dieStreitkultur ein bis heute nichtmehr erreichtes Spitzenniveauhielt: leidenschaftlich, tiefschür-fend, suchend, Neugier auf ande-re Meinungen, Prüfung der Grün-de und rationaler Vergleich mitden eigenen Maßstäben. In die-sem Prozess fiel alles Unbrauch-bare ab. Die Streiter waren selbst-bewusst und intelligent genug, dieSachfragen nicht auf ein persön-lich-emotionales Niveau herunterzu zerren. Wie faszinierend mussdieser Austausch, auch unbefan-gen über Standesgrenzen hinweg,gewesen sein. Hier hat das alte

Königsberg einen hochattraktivenMaßstab für den heutigen Diskursim Angebot. Universell nutzbarund bereichernd für jeden Teil-nehmer. Zuletzt ist dieser „Kö-nigsberger Geist“ aber auch in an-deren Lebensbereichen ein Ge-winn, wie ich es immer wiederselber erleben darf. Vor kurzemhielt ich für die Erlebnisgenera-tion im Ruhrgebiet einen Bildvor-trag. Er wurde von der hochtalen-tierten Cellistin Friederike Liskenmusikalisch begleitet. Bei unserenVorbereitungen begegnete der„Königsberger Wanderer“ einerkünstlerischen Kompetenz, vorder er in die Knie ging. Begegnun-gen, Erfahrungen, Lebensweg undeine musikalische Entdeckungüber die Grenzen von Königsberghinaus. Das kann mir kein Smart-phone bieten!“Diese Ausführungen von JörnPekrul zu unserem Thema hätteneindringlicher nicht formuliertwerden können und boten mei-nem Gast und mir eine gute Ge-sprächsgrundlage, die aber leiderzeitlich begrenzt war, denn FrauDr. Tanja E. war extra zu dieserFragestunde nach Hamburg geflo-gen. Aber sie eröffneten ihr schonnach den ersten Sätzen gänzlichneue Vorstellungen von dem ur-sprünglichen Umfeld ihrer Fami-lie, die ich ihr so nicht hätte ver-mitteln können, weil sie ja auf denErkenntnissen eines Angehörigender Nachfolgegeneration beruhen.Und die eigene Nabelbeschauliegt einer waschechten Ostpreu-ßin schon gar nicht! Aber von denKriterien, die Jörn Pekrul in sei-nem letzten Satz anführte – Be-gegnungen, Erfahrungen, Lebens-wege – konnte ich als eine der äl-testen der Erlebnisgenerationmeinem so viel jüngeren Gastdoch Einiges vermitteln. Vor al-lem dürfte Frau Dr. Tanja E. nundas Schweigen ihrer geflüchtetenGroßeltern überdenken, denn daserlittene Trauma der Vertreibungwar nur im Stillen zu verarbeiten,wie Jörn Pekrul es formuliert. Das„Königsberger Lebensgefühl“wird uns noch lange beschäftigen!Wenn wir Frau Helga Bischoffaus Hamburg fragen würden,welch ein Lebensgefühl sie in Er-innerung hätte, wenn sie an ihreJugend in Königsberg denke, dannwäre nur eine Antwort möglich:„Ein unbeschreibliches, denn eswar die schönste Zeit meines Le-bens.“ Und das kann man auchverstehen, denn die Elevin derBallettschule der KönigsbergerOper musste während ihrer drei-jährigen Ausbildung an fast jederVeranstaltung teilnehmen, unddas tat sie auch mit großer Begei-

sterung. So gehen gerade jetzt imWinter ihre Gedanken zurück andie Bretter, die ihr die Welt be-deuten. „Für uns blutjunge Schü-ler war es eine zu schöne Jahres-zeit mit den besonders festlichenVeranstaltungen wie den großenGala-Abenden in der Stadthallemit Erich Börschel. Besonders dieTanzabende waren für uns vonriesiger Bedeutung und voller Er-lebnisse. Es waren ja Kriegsjahreund eine traurige Zeit, aber wirspielten immer vor ausverkauf-tem Hause. Viele Vorstellungenwaren ja für verwundete Soldatenreserviert, die durch unser Wir-ken freudige Stunden erlebenkonnten. Darüber waren wir allesehr glücklich. Auf der Bühnefühlten wir uns immer wie imTraum, das helle Licht, die Musik,

der Gesang, das Publikum, dazudie von uns verlangte Konzentra-tion, denn jeder Schritt, jede Be-wegung musste ja sitzen, immerein Lächeln, wenn auch die Füßebrannten, Haltung, Haltung undganz wichtig: Disziplin und An-passung. Für die zwei großenTanzabende, die in jeder Spielzeitstattfanden, wurde fast das ganzeJahr unter der Choreographie vonBallettmeister Heinz Klee hart ge-probt. An diesen großen Tanz-abenden hatte jeder von uns einebestimmte Rolle zu tanzen. Es warharte Arbeit, trotzdem waren wirmit Leib und Seele dabei und fie-berten der Premiere entgegen.“Im Mai 1944 hatte Helga Misch-ling aus der Altstädtischen Lang-gasse 72 es endlich geschafft: Mitfünf Ballettschülerinnen aus ihrerKlasse bestand sie vor der aus

Berlin angereisten Prüfungskom-mission der Theaterkammer dasExamen und erhielt den Lei-stungsnachweis für eine ausgebil-dete Operntänzerin. Diese Urkun-de hat Helga nach gelungenerFlucht im Berufsleben sehr gehol-fen. So konnte sie bereits im März1946 in Hamburg an der Volkso-per und als Gast in der „Flora“mitarbeiten. Acht Jahre hat siedann auf Hamburger Bühnen mitLeib und Seele getanzt und ge-sungen. Dass sie uns jetzt diesesKapitel ihrer Lebensgeschichteübersandte, hat aber einen beson-deren Grund: Immer zu Weih -nachten kommt die Erinnerungan die Märchenspiele, in denensie in Königsberg mitwirkte, unddazu gehört vor allem „Der kleineMuck“, der 1942 die kleinen und

großen Zuschauer erfreute. Nach-dem der Vorhang gefallen war,gingen die Tänzerinnen im Engel-gewand zu den Zuschauern undverteilten an die Kleinen Pfeffer-nüsse. So wie Helga Bischoff diesnie vergessen hat, ist es möglich,dass sich auch von diesen ehema-ligen „Königsberger Kindern“ je-mand an die Weihnachtsmärchenerinnert, die im Neuen Schau-spielhaus stattfanden. Dazu ge-hört auch das Spiel „Die GoldeneGans“.

Eure

Ruth Geede

OSTPREUSS ISCHE FAMIL IE

Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins

Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Opernhaus Königsberg Bild: Bischoff

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

Wer weiß etwas? Wer kennt die-sen lieben Menschen? Wer kannweiter helfen?Das schwere Schicksal der

Vertriebenen hat bei den Betrof-fenen und ihren Nachkommenunendlich viele Fragen aufge-worfen. Ruth Geede sucht in ih-rer Rubrik „Die ostpreußischeFamilie“ nach den Antworten.Die Schriftstellerin und Journali-stin wurde 1916 in Königsberggeboren. Seit 1979 ist sie die„Mutter“ der Ostpreußischen Fa-milie. Ihre Kenntnis und ihre Le-benserfahrung halfen bereitsvielen hundert Suchenden undWissbegierigen weiter. Es geht

um das Auffinden verschollenerFamilienmitglieder und Freunde,um Ahnenforschung oder wich-tige Fragen zur ostpreußischenHeimat.Anfragen an: Redaktion Preu-

ßische Allgemeine Zeitung,Buchtstraße 4, 22087 Hamburg,r e d a k t i o n@ p r e u s s i s c h e -allgemeine.de

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Nr. 1– 5. Januar 2018 15GLÜCKWÜNSCHE

201817. bis 18. März: Arbeitstagung der Kreisvertreter in Helmstedt7. bis 8. April: Arbeitstagung der Deutschen Vereine in Sensburg20. bis 22. April: Kulturseminar in Helmstedt14. bis 16. September: Geschichtsseminar in Helmstedt 8. bis 14. Oktober: Werkwoche in Helmstedt20. Oktober: 9. Deutsch-Russisches Forum in Insterburg(geschlossener Teilnehmerkreis)

Auskünfte erhalten Sie bei der Bundesgeschäftsstelle der Lands-mannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 41400826, E-Mail: [email protected], Internet: www.ostpreussen.de

TERMINE DER LO

ZUM 102. GEBURTSTAG

Warda, Erna, aus Kölmersdorf,Kreis Lyck, am 9. Januar

ZUM 101. GEBURTSTAG

Christoph, Gertrud, geb. Sza-bang, aus Wilhelmsheide,Kreis Elchniederung, am 8. Ja-nuar

Trautmann, Marta, geb. Kerwel,aus Kuckerneese, Kreis Elch-niederung, am 7. Januar

ZUM 99. GEBURTSTAG

Granholm, Adolf, aus Lyck, Kai-ser-Wilhelm-Straße 47, am 10. Januar

ZUM 98. GEBURTSTAG

Rother, Frieda, geb. Konstanty,verw. Schmidt, aus Peters-grund, Kreis Lyck, am 7. Janu-ar

Schmidt, Elli, geb. Luick, ausNeukuhren, Kreis Fischhau-sen, am 4. Januar

ZUM 97. GEBURTSTAG

Bauer, Gertrud, geb. Kupiczens-ki, aus Lyck, von-Mackensen-Straße 2, am 7. Januar

Krah, Elise, geb. Konrad, ausLiebnicken, Kreis PreußischEylau, am 3. Januar

Macht, Felicitas, geb. Sakowski,aus Germau, Kreis Fischhau-sen, am 10. Januar

Schenkewitz, Lotte, geb. Kow-lewski, aus Reiffenrode, KreisLyck, am 10. Januar

ZUM 96. GEBURTSTAG

Borowy, Gertrud, aus Borschim-men, Kreis Lyck, am 6. Januar

Dröse, Emma, geb. Eichert, ausTauern, Kreis Ebenrode, am 7. Januar

Eckstein, Hildegard, geb. Jopp,aus Soffen, Kreis Lyck, am 9. Januar

Neuland, Elsa, geb. Wenzel, ausKuckerneese, Kreis Elchnie-derung, am 11. Januar

Plath, Anni, geb. König, aus Mo-terau, Kreis Wehlau, am 5. Ja-nuar

Rogowski, Erna, geb. Joswig, ausEhrenwalde, Kreis Lyck, am 7. Januar

ZUM 95. GEBURTSTAG

Höppner, Ilse, geb. Tobleck, ausPoppendorf, Kreis Wehlau, am6. Januar

Kugge, Gertrud, aus Gorlau,Kreis Lyck, am 7. Januar

Salecker, Kurt, aus Ebenrode,am 7. Januar

Sokolowski, Gertrut, geb. Sokol-lek, aus Skomanten, KreisLyck, am 11. Januar

ZUM 94. GEBURTSTAG

Breitbarth, Eva, geb. Jung, ausEydtkau, Kreis Ebenrode, am3. Januar

Dürr, Christel, geb. Heinrich,aus Eydtkau, Kreis Ebenrode,am 1. Januar

Gerhardi, Traute, geb. Bröker,aus Prostken, Kreis Lyck, am10. Januar

Murr, Edith, aus Lyck, am 11. Ja-nuar

Nachtweyh, Waltraud, geb. Zy-iewitz, aus Neidenburg, am 11. Januar

Schneider, Johanna, geb. Ull-rich, aus Wehlau, am 6. Januar

ZUM 93. GEBURTSTAG

Bieber, Elfriede, geb. Kischkel,aus Lyck, am 11. Januar

Gründler, Edith, geb. Scherello,aus Heldenfelde, Kreis Lyck,am 5. Januar

Lehr, Berta, geb. Mrosek, ausBuschwalde, Kreis Neiden-burg, am 11. Januar

Liebert, Ursula, aus Lyck, am 11. Januar

Malunat, Hannelore, aus GroßEngelau, Kreis Wehlau, am 8. Januar

Schimanski, Herbert, aus See-hag, Kreis Neidenburg, am 5. Januar

Schmidt, Heinz, aus Schönho-fen, Kreis Treuburg, am 6. Ja-nuar

Skupsch, Werner, aus Kobulten,Kreis Ortelsburg, am 7. Januar

Tulowitzki, Waltraut, geb. Ra-deck, aus Gimmendorf, KreisNeidenburg, am 9. Januar

Watzkat, Heinz, aus Rossitten,Kreis Fischhausen, am 5. Ja-nuar

Weber, Otto, aus Groß Trakeh-nen, Kreis Ebenrode, am 9. Ja-nuar

Wedler, Hermann, aus Neugin-nendorf, Kreis Elchniederung,am 11. Januar

ZUM 92. GEBURTSTAG

Augustin, Waltraud, geb. Doli-wa, aus Hornheim, Kreis Nei-denburg, am 7. Januar

Heinz, Dora, geb. Hebmüller,aus Sandau, Kreis Ebenrode,am 4. Januar

Klimach, Ulrich, aus Paterswal-de, Kreis Wehlau, am 7. Januar

Klotz, Elsbeth, geb. Schimanski,aus Seehag, Kreis Neidenburg,am 6. Januar

Klötzer, Elli, geb. Bult, ausGrünhoff, Kreis Fischhausen,am 1. Januar

Liss, Ulrich, aus Lötzen, am 11. Januar

Luthi, Vera, geb. Tramowsky,aus Seckenburg, Kreis Elch-niederung, am 7. Januar

Marschand, Hildegard, geb.Schink, aus Fischhausen, am10. Januar

Pitschke, Elsbeth, aus Königs-berg, am 8. Januar

Risitc, Elfriede, geb. Köstering,Ortsgruppe Osnabrück, am10. Januar

Rosenberger, Helene, geb. Dietz,aus Eichensee, Kreis Lyck, am10. Januar

Stegeberg, Christel, geb. Vogel,aus Tawellenbruch, KreisElchniederung, am 5. Januar

Suttka, Hildegard, geb. Klask,aus Waplitz, Kreis Ortelsburg,am 10. Januar

Thalmann, Siegfried, aus Zim-merbude, Kreis Fischhausen,am 2. Januar

ZUM 91. GEBURTSTAG

Bednarski, Irmgard, aus Neiden-burg, am 6. Januar

Cordes, Martha, geb. Klecz, ausMoithienen, Kreis Ortelsburg,am 7. Januar

Heuss, Ruth, geb. Gulbis, ausRossitten, Kreis Fischhausen,am 11. Januar

Laudien, Fritz, aus Neidenburg,am 6. Januar

Leverink, Herta, geb. Mann, ausJägersdorf, Kreis Neidenburg,am 5. Januar

Linkel, Lotte, geb. Seller, ausMulden, Kreis Lyck, am 11. Ja-nuar

Orlowski, Helmut G., aus Lang-see, Kreis Lyck, am 8. Januar

Pillath, Elfriede, geb. Kowallek,aus Lindengrund, Kreis Or-telsburg, am 9. Januar

Rottmann, Liesbeth, geb. Wolff,aus Satticken, Kreis Treuburg,am 5. Januar

Rudat, Gertrud, geb. Schuh-mann, aus Andersgrund, KreisEbenrode, am 9. Januar

Schrick, Elisabeth, geb. Bahlo,aus Eichensee, Kreis Lyck, am9. Januar

Schuler, Emmi, geb. Bahr, ausGermau, Kreis Fischhausen,am 8. Januar

Schulmeistrat, Herta, geb. Ben-dig, aus Willkau, Kreis Fisch-hausen, am 8. Januar

Siering, Marianne, aus Neukuh-ren, Kreis Fischhausen, am 11. Januar

Twardowski, Kurt, aus Bor-schimmen, Kreis Lyck, am 9. Januar

Winkler, Erna, geb. Bluhm, ausModitten, Kreis Fischhausen,am 2. Januar

ZUM 90. GEBURTSTAG

Böhnke, Helmut, aus Grün-baum, Kreis Elchniederung,am 10. Januar

Friedrich, Ingrid, geb. Rippke,aus Groß Nuhr, Kreis Wehlau,am 9. Januar

Gothan, Eva-.Charlotte, geb.Matheuszik, aus Prostken,Kreis Lyck, am 5. Januar

Gresch, Wilhelm, aus Neiden-burg, am 10. Januar

Kaden, Erika, aus Gorlau, KreisLyck, am 8. Januar

Kiel, Otto, aus Lyck, am 7. Janu-ar

Krohm, Luise, aus Ebenrode, am11. Januar

Krüger, Helmut, aus Gollen,Kreis Lyck, am 5. Januar

Neumann, Walter, aus Funken,Kreis Lötzen, am 5. Januar

Rundt, Hanne-Lore, geb. Rad-zio, aus Lyck, Danziger Straße31, am 8. Januar

Siebert, Hilda, geb. Konrad, ausDeutschendorf, Kreis Preu-

ßisch Holland, am 11. JanuarStepputtis, Liselotte, geb. Mül-ler, aus Kuckerneese, KreisElchniederung, am 8. Januar

Temme, Irmgard, Kreis Ebenro-de, am 5. Januar

Woynowski, Hildegard, aus Sko-manten, Kreis Lyck, am 7. Ja-nuar

ZUM 85. GEBURTSTAG

Fischer, Gretel, aus Scharnau,Kreis Neidenburg, am 8. Januar

Froelian, Günther, aus Lyck,Kaiser-Wilhelm-Straße 137,am 8. Januar

Kaleyta, Helga, aus Lyck, Danzi-ger Straße 13, am 11. Januar

Klapper, Irmgard, geb. Klima-schewski, aus Klein Rauschen,Kreis Lyck, am 10. Januar

Köbel, Christa, geb. Philippzik,aus Lyck, Yorkstraße 16, am 6. Januar

Lang, Gertrud, geb. Burbulla,aus Altkirchen, Kreis Ortels-burg, am 10. Januar

Magro, Hannelore, geb. Fritze,aus Wehlau, am 8. Januar

Merkel, Erhard, aus Parnehnen,Kreis Wehlau, am 8. Januar

Mildt, Willi, aus Poppendorf,Kreis Wehlau, am 11. Januar

Nowak, Gerhard, aus GroßSchiemanen, Kreis Ortels-burg, am 9. Januar

Pietruschinski, Lothar, aus Su-leiken, Kreis Treuburg, am 6. Januar

Reinke, Egon, aus Groß Nuhr,Kreis Wehlau, am 9. Januar

Ringhand, Margarete, geb.Chrzanowski, aus Fylitz, KreisNeidenburg, am 8. Januar

Seyda, Harry, aus Alexbrück,Kreis Ebenrode, am 1. Januar

Struck, Emma, geb. Bobrowski,aus Hansbruch, Kreis Lyck,am 8. Januar

ZUM 80. GEBURTSTAG

Eckelmann, Ursula, geb. Busse,aus Aßlacken, Kreis Wehlau,am 8. Januar

Eckhardt, Inge, geb. Galensa,aus Hansbruch, Kreis Lyck,am 6. Januar

Felsch, Siegfried, aus Neu Tra-kehnen, Kreis Ebenrode, am 8. Januar

Herpel, Doris, geb. Poganski,aus Pilgramsdorf, Kreis Nei-denburg, am 5. Januar

Hess, Käthe, geb. Bloch, ausGroß Blumenau, Kreis Ortels-burg, am 7. Januar

Kaulfuß, Hannelore, geb. Schra-der, aus Eschenberg, KreisElchniederung, am 5. Januar

Koch, Sigrid, geb. Malinka, ausBergenau, Kreis Treuburg, am5. Januar

Kowalzik, Herbert, aus Fließ-dorf, Kreis Lyck, am 9. Januar

Krull, Inge, geb. Royla, aus Bor-schimmen, Kreis Lyck, am 8. Januar

Kuhn, Erna, geb. Janz, aus Sto-bingen, Kreis Elchniederung,am 9. Januar

Lippick, Hartmut, aus Kleschen,Kreis Treuburg, am 8. Januar

Machhein, Christel, geb. Ku-ckuck, aus Königsberg, am 10.Januar

Mlinarzik, Siegfried, aus Vier-brücken, Kreis Lyck, am 7. Ja-nuar

Motzkuhn, Günter, aus Schel-lendorf, Kreis Ebenrode, am 4. Januar

Naujokat, Gerda, geb. Schwe-des, aus Schleusen, KreisEbenrode, am 5. Januar

Radek, Kurt, aus Passenheim,Kreis Ortelsburg, am 9. Januar

Reelmann, Ursula, geb. Seydak,aus Grünfließ, Kreis Neiden-burg, am 9. Januar

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Reinhardt, Hannelore, geb.Milbradt, aus Wehlau, am 11. Januar

Scharnowski, Erich, aus Funken,Kreis Lötzen, am 12. Januar

Schöps, Helga, geb. Zöllner, ausBürgersdorf, Kreis Wehlau, am9. Januar

Schlechter, Marie, geb. Galla,aus Liebenberg, Kreis Ortels-burg, am 10. Januar

Schlicht, Helmut, aus Königs-dorf, Kreis Heiligenbeil, am 6. Januar

Solka, Werner, aus Gorlau, KreisLyck, am 8. Januar

Spallek-Lurz, Anita, geb. Peters,aus Paterswalde, Kreis Weh-lau, am 6. Januar

Spiegelsberger, Anneliese, geb.Heidebruch, aus Wehlau, am6. Januar

Stäglich, Hildegard, geb. Stegat,aus Schönwiese, Kreis Elch-niederung, am 6. Januar

Tews, Irmgard, geb. Hartel, ausBurgkampen, Kreis Ebenrode,am 10. Januar

Völlmann, Brigitte, geb. Staub,aus Groß Engelau, Kreis Weh-lau, am 6. Januar

ZUM 75. GEBURTSTAG

Albrecht-Koch, Ursula, geb.Beckmann, aus Ebenrode, am1. Januar

Dors, Dorothea, Vorfahren ausRohmanen, Kreis Ortelsburg,am 9. Januar

Klimmek, Helmut, aus Passen-heim, Kreis Ortelsburg, am 9. Januar

Lippick, Diethelm, aus Kle-schen, Kreis Treuburg, am 5. Januar

Siebert, Werner, aus Narthen,Kreis Neidenburg, am 6. Janu-ar

Ein intensives Jahr liegt hinteruns und mit ungebrochener Ener-gie wollen wir in das Jahr 2018starten. Es beginnt mit der 60. heimatpolitischen Tagung inRotenburg (Wümme). Gemeinsamwollen wir die im Jahr 1958 be-gonnene Heimatarbeit von Frie-drich-Karl Milthaler mit dieserJubiläumsveranstaltung feiern.Dazu laden der Landkreis Roten-burg als Patenschaftsträger unddie Kreisgemeinschaft Angerburg,alle an der Geschichte und Kulturunserer Heimat Interessierte, sehrherzlich ein. Die Tagung findet am17. und 18. Februar in 27356 Ro-tenburg, Gerberstraße 16 (Theo-dor-Heuss-Schule), statt. Für dieTagung konnten wir erneut kom-petente Referenten gewinnen. Für Besucher der Tagung ist die

Mensa der Theodor-Heuss-Schulebereits ab 14 Uhr geöffnet. Es wird

Kaffee/Tee und Kuchen angeboten.Nach der Begrüßung der Tagungs-teilnehmer um 15 Uhr wird Dr. Jürgen W. Schmidt, Berlin, dieTagung mit seinem Vortrag „Fluchtund Vertreibung der Deutschenaus Westpreußen“ einleiten. Nacheiner kurzen Pause wird die Vor-sitzende der Lehndorff-Gesell-schaft Steinort, Berlin, Dr. BettinaBouresh, über das Projekt „SchlossSteinort“ berichten. Im Anschlussan die Vorträge besteht jeweils Ge-legenheit für Fragen an die Refe-renten beziehungsweise für eigeneEinschätzungen. Mit einem ge-meinsamen Abendessen (Elchbra-ten) gegen 19 Uhr und anregendenGesprächen mit interessanten Gä-sten lassen wir den Tag ausklin-gen. Am folgenden Tag, Sonntag18. Februar, 9.30 Uhr, wird die Ta-gung in der Theodor-Heuss-Schu-le fortgesetzt. Ministerialrat a.D.Dr. Jürgen Martens, wird über eine„Reise nach Angerburg im Juni2017“ berichten. Gegen 12 Uhrwird die Tagung mit dem Gesangdes Ostpreußenliedes „Land derdunklen Wälder“ beendet sein. Aus organisatorischen Gründen

bitten wir um verbindliche Anmel-dungen, auch für das Elchbratenes-sen zum Preis von 26 Euro pro Per-son einschließlich Dessert und Mit-teilung von Übernachtungswün-schen bis zum 10. Februar (Postein-gang) an Brigitte Junker, Sachsen-weg 15, 22455 Hamburg. Ein Ta-gungsbeitrag wird nicht erhoben.Eine schriftliche Anmeldebestäti-gung wird nicht erteilt.

Termin: Freitag, 20. April, bisSonntag, 22. April.Treffpunkt: Pension Quellenhof

Altenau, An der Schwefelquelle18, 38707 Altenau, Telefon(05328) 2029993, [email protected]. DiePension Quellenhof bittet um di-rekte Anmeldung bis zum 15. Ja-nuar unter „Gruppe Lenz“.Mit dieser Einladung sind alle

Landsleute mit Ihren Ehe- bezie-

AUS DEN HEIMATKREISENDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 16

Kreisvertreter: Kurt-Werner Sa-dowski. Kreisgemeinschaft An-gerburg e.V., Landkreis Rotenburg(Wümme), Postfach 1440, 27344Rotenburg (Wümme), Landkreis:Telefon (04261) 9833100, Fax(04261) 9833101.

ANGERBURG

HeimatpolitischeTagung

Kreisvertreterin: Elke Ruhnke, ImBökel 76, 42369 Wuppertal, Tel.:(0202) 46 16 13. E-Mail: [email protected]. Stellvertreter: ChristianPerbandt, Im Stegefeld 1, 31275Lehrte, Tel.: (05132) 57052. E-Mail: perbandt@kreisge -meinschaft-heiligenbeil .de.Schriftleiterin: Brunhilde Schulz,Zum Rothenstein 22, 58540 Mei-nerzhagen, Tel.: (02354) 4408, E-Mail: [email protected]. Inter-net: www. kreisgemeinschaft-hei-ligenbeil.de

HEILIGENBEIL

30. SondertreffenZinten Land

Page 16: archiv.preussische-allgemeine.dearchiv.preussische-allgemeine.de/2018/paz2018-01.pdf · 2018-01-03 · Was mag wohl dabei heraus-kommen, wenn ein Künst-ler von schlichtem Gemüt

hungsweise Lebenspartnern ausdem Kirchspiel Zinten-Land, aberauch Zinten-Stadt angesprochen. Beiträge zur Gestaltung des

Programms wie Geschichten, Ge-dichte, Spiele oder Filme sind er-wünscht. Der Preis für diese zweiTage mit Halbpension beträgt 82Euro pro Person. Reiserücktritts-versicherung und Trinkgeld sindnicht im Preis enthalten.Die Anreise per Bahn erfolgt

nach Goslar. Ein Anruf in der Pen-sion genügt, Herr Schoemakerholt die Gäste gern ab – gegen ei-nen kleinen Betrag. Über einezahlreiche Teilnahme würde ichmich freuen.Weitere Informationen: Kirch-

spielvertreterin Zinten-LandIrmgard Lenz, Karl-Fränkel-Ring11, 88074 Meckenbeuren, Tele-fon (07542) 4649, E-Mail:[email protected]

Der Lötzener Heimatbrief Num-mer 122/November 2017 ist ter-mingerecht erschienen. Nochkönnen zusätzliche Exemplare fürInteressierte oder zur Werbungneuer Bezieher durch die Ge-schäftsstelle zur Verfügung ge-stellt werden. Leider hat der Feh-lerteufel bei drei angegebenenTerminen zugeschlagen: Dernächste Heimatbrief, die Nummer123, wird im Mai 2018 erschei-nen. Der angegebene Redaktions-schluss 1. März 2018 ist korrekt.Nicht zutreffend ist die Informa-tion, dass die LandsmannschaftOstpreußen im kommenden Jahrwieder ein Jahrestreffen veran-stalten wird. Das ist erst im Mai2019 der Fall. Im Veranstaltungs-plan des Lötzener Museums istder vierte Sonnabend im Mai2018 nicht korrekt angegeben;richtig ist der 26. Mai.

Die Kreisgemeinschaft Lyckveranstaltet in der Zeit vom 30. April bis 2. Mai in der DRK-Landesschule in Bad Pyrmont eininteressantes Seminar unter demTitel „Ostpreußen, Grenzen, Landund Leute, Behörden, Lands-mannschaft“. Für das Seminarkonnten anerkannte Referentengewonnen werden. Es sprechenDr. Manuel Ruoff von der Preußi-schen Allgemeinen Zeitung, derHistoriker und Autor Dr. AndreasKossert, Kreisältester Gerd Ban-dilla und Hubertus Hilgendorff,Kreisvertreter Rastenburg, undVorsitzender des Trägervereinsdes Landesmuseums Lüneburg.Den Teilnehmern werden die

Reisekosten erstattet. Der Preisfür die Unterkunft und Verpfle-

gung beträgt pro Person 50 Euro.Anmeldungen zu dem Seminarbei Gerd Bandilla, Telefon(02235) 77394, E-Mail: [email protected] oder postalischSt.-Agnes-Straße 6, 50374 Erft-stadt. Anmeldungen werdennach der Reihenfolge ihres Ein-ganges berücksichtigt.

Rechtzeitig zu Weihnachten istunser Heimatbrief Nummer 149an alle in unserer Datei aufgeführ-ten Mitglieder verschickt worden.Sollte aufgrund verschiedenerUmstände ein Bezieher dieseAusgabe noch nicht erhalten ha-ben, bitten wir um Nachricht anunseren Schriftleiter Jürgen Ko-walek, Bromberger Straße 26,28816 Stuhr, oder auch gerne anseinen Stellvertreter WilfriedBrandt, Lünenfeld 1, 27446 Sel-singen. Sie bekommen dann um-gehend ein Exemplar zugesandt.Es können immer wieder Heimat-briefe nicht zugestellt werden,weil sich die Anschriften der Be-zieher geändert haben. AlleLandsleute werden deshalb drin-gend gebeten, Adressenänderun-gen und sonstige Personenstands-meldungen dem Verwalter unse-rer Mitgliederdatei Hans-UlrichPokraka, An der Friedenseiche 44,59597 Erwitte, mitzuteilen. Sievermeiden dadurch Zustellungs-verzögerungen und kostenauf-wendige Nachforschungen undNachsendungen.Schon heute bitten wir unsere

Landsleute, sich den Termin un-seres Heimattreffens im kommen-den Jahr vorzumerken. Es findetam Sonntag, dem 2. September2018, in der Politischen Bildungs-stätte Helmstedt statt. Die ehema-lige deutsch-deutsche Grenzsta-tion ist nur gut drei Kilometerentfernt und kann somit vor odernach dem Heimattreffen besuchtwerden.

Die Kreisgemeinschaft Schloß-berg kann auf ein viertel Jahrhun-dert Friedensarbeit zurückblicken.Hier folgt der zweite von insgesamtdrei Teilen.Stehen Anfang der 90er Jahre

noch die komplizierten Reisefor-malia, die Programmgestaltung unddas Einschätzen der Bedarfe undErwartungen des Gegenübers imVordergrund, kommt in der zweitenHälfte der 90er auch der Arbeits-einsatz zur Pflege von Kriegsgrä-bern unter der organisatorischenLeitung des Volksbundes deutscherKriegsgräberfürsorge hinzu. Die

Auseinandersetzung mit den töd-lichen Folgen von Krieg untermau-ert den Sinn der verständigungspo-litischen Jugendarbeit der Schloß-berger und des Landkreises Har-burg. Der Bericht einer deutschenBegegnungsteilnehmerin, die 1995mit nach Lasdehnen gereist war,belegt auch unmittelbare Folgender Gräberarbeiten auf verwahrlo-sten Friedhöfen. „Wir machten unsan die Arbeit: Unkraut zupfen, allesdurchhacken, umgraben, Erde an-gleichen […]. Am nächsten Tag fan-den wir ein Kreuz von einem russi-schen Soldatengrab. Dadurch wa-ren wir der Bevölkerung gleichsympathisch, da es ihnen zeigte,dass auf dem Friedhof auch russi-sche Soldaten begraben sind.“ Auchdas russische Radio, das Fernsehenund die Presse haben über die Ar-beiten berichtet, die mit einer offi-ziellen Feierstunde und Kranznie-derlegung abgeschlossen wurden.(Bericht Stephanie Achenbach;Schloßberger Heimatbrief Nr. 33,1995).Nicht nur in Deutschland, auch

im Königsberger Gebiet streckt sichso der lange Arm der Nachhaltig-keit aus. Der Verständigungspro-zess erreicht die Häuser und Men-schen, er wirkt und weckt Sympa-thien. Doch auch Nachhaltigkeitfreundschaftlicher Beziehungenschützt nicht vor Stolpersteinen. Sobleiben die russischen Anforderun-gen für Ausreisegenehmigungenunberechenbar. Im Juli 1997 wiesenetwa russische Grenzer einen Busmit 17 Kindern auf dem Weg in denKreis Harburg an der russisch-pol-nischen Grenze zurück. Zwar lagendie Genehmigungen der Eltern fürdie Ausreise vor. Doch die Grenzerforderten statt der vorhandenenUnterschriftenliste Einzelnach-weise – eine Schikane, die die Kin-derfreizeit mit viel Aufregung bela-sten und trotz aller Proteste umzwei Tage verkürzen sollte. An denKinderfreizeiten nehmen keines-wegs privilegierte Kinder von Rus-sen mit Beziehungen teil, sondernKinder aus normalen Familien undauch aus Waisenhäusern und Pfle-gefamilien.Dass die Freizeiten auch zehn

Jahre nach der ersten Begegnungsinnstiftend bleiben sollten, belegtein Bericht der Nordsee-Zeitungüber die Kinderfreizeit im Sommer2002 in Bederkesa. „Ich habe vor-her von den Russen nicht viel ge-halten“, zitiert das Blatt eine zwölf-jährige bundesdeutsche Teilnehme-rin. Die Erzählungen der Erwachse-nen haben zu der „schlimmen Mei-nung“ geführt. Nun wisse sie aber,dass alles ganz anders sei. „Die sindtotal nett. Ein bisschen Russisch ha-be ich auch schon durch die ge-meinsamen Lieder gelernt.“Neben der finanziellen und

ideellen Unterstützung des KreisesHarburg, unterstützt für einige Jah-re auch der Bund Junges Ostpreu-ßen (BJO) die Schloßberger Jugend-arbeit, hilft organisatorisch undpersonell mit Betreuern. So wirdAneta Maciag, die selbst aus Schip-penbeil stammt, neben Polnisch,Deutsch und Englisch auch Rus-sisch beherrscht und über eine gro-ße Begeisterungsfähigkeit verfügt,für einige Jahre zu einer wichtigenStütze der Kinderfreizeiten. In ei-ner Zeitung findet sich der Berichtdes kleinen Dima Smoljanow, derallein der Betreuerin einen ganzenwarmherzigen Absatz widmet. „Mitihr haben wir uns immer wie zuHause gefühlt“, bringt der jungeRusse seine Gefühle auf den Punkt. Im Juli 2005 wird eine Erweite-

rung getestet, indem neben deut-schen und russischen Kindernauch solche aus Neustadt an derFreizeit in Otterndorf teilnehmen.Unter den Betreuern sind auchDeutsche aus Polen. Doch sprach-lich und organisatorisch ist dieHerausforderung kaum zu bewälti-gen. Das Experiment gelingt zwar,setzt sich aber nicht für Wiederho-lungen durch.

Bernhard Knapstein,Norbert Schattauer

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* 21. Juli 1934, Liedern/Westfalen † 8. November 2017, Gey/Rheinland

Aus Liebe zu ihrer westfälischen Heimat erwuchs auch Liebe zur Heimat ihres Mannes

Gerhard Graw* 6. März 1924, Schulen Kreis Heilsberg

† 27. Februar 2006, Gey/Rheinland

Sie führte seine Arbeit in der Dürener Kreisgruppe der Landsmann-schaft Ostpreußen fort und übernahm von ihm auch den Vorsitz

der Traditionsgemeinschaft der Leichtathleten aus den deutschen Ostgebieten im BdV.

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In Trauer und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von

Alfred Denda * 28. November 1936 † 10. Dezember 2017 in Groß Schöndamerau in Dortmund

In über zwei Jahrzehnten unterstützte Alfred Denda die Kreisgemeinschaft Ortelsburg auf verschiedenen Gebieten intensiv und nachhaltig. Er digitalisierte

genealogische Datenbestände. Der „Ortelsburger Heimatbote“ erlangte unter seiner Schriftleitung eine viel beachtete Breitenwirkung. Er stellte federführend Anträge

an deutsche und polnische Behörden, um finanzielle Mittel für die Renovierung der evangelischen Kirche in Passenheim zu generieren.

Für seine Verdienste wurde er 2014 mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet.

Wir verneigen uns vor einem verdienten Ostpreußen.

Für die Kreisgemeinschaft Ortelsburg Dieter Chilla Marc Plessa Karola Kalinski (Vorsitzender) (stellv. Vorsitzender) (Geschäftsführerin) Edelfried Baginski (Ehrenvorsitzender)

In Trauer und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von

Alfred Denda * 28. November 1936 † 10. Dezember 2017 in Groß Schöndamerau in Dortmund Kreis Ortelsburg

Der Verstorbene war langjähriger Schriftleiter des „Ortelsburger Heimatboten“.

In Würdigung seiner hervorragenden Verdienste um Ostpreußen verlieh die Landsmannschaft Ostpreußen Herrn Alfred Denda im Jahre 2014

das Goldene Ehrenzeichen.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Der Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen

Hans-Jörg Froese Stephan Grigat Friedrich-Wilhelm Böld Stellv. Sprecher Sprecher Schatzmeister

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 17

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesen-see, Diesberg 6a, 41372 Nieder-krüchten, Telefon (02163) 898313.Stellvertr. Kreisvertreter: DieterCzudnochowski, Lärchenweg 23,37079 Göttingen, Telefon (0551)61665. Karteiwart: Siegmar Czer-winski, Telefon (02225) 5180,Quittenstraße 2, 53340 Mecken-heim.

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Carl Knauf im OLNoch bis zum 6. April istdie Sonderausstellung„Licht über Sand und HaffCarl Knauf – Maler in Nid-den“ im OstpreußischenLandesmuseum in Lüne-burg zu sehen. Internet:www.ol-lg.de.

Kreisvertreter: Jürgen Szepanek,Nachtigallenweg 43, 46459 Rees-Haldern, Tel. / Fax (02850) 1017.

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Heimatbrief

Kreisvertreter: Michael Gründ-ling, Große Brauhausstraße 1,06108 Halle/Saale. Geschäftsstel-le: Renate Wiese, Tel. (04171)2400, Fax (04171) 24 24, Rote-Kreuz-Straße 6, 21423 Winsen(Luhe).

SCHLOSSBERG(PILLKALLEN)

Teil II, 25 JahreJugendaustausch

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 15

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg. Ge-schäftsstelle: Ute Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg,Telefon (040) 6083003, Fax:(040) 60890478, E-Mail:[email protected]

LÖTZEN

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Page 17: archiv.preussische-allgemeine.dearchiv.preussische-allgemeine.de/2018/paz2018-01.pdf · 2018-01-03 · Was mag wohl dabei heraus-kommen, wenn ein Künst-ler von schlichtem Gemüt

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ginnt um 10 Uhr (Einlass 9 Uhr)und endet um 17 Uhr.

Unentgeltliche Parkplätze ste-hen am Hotel zur Verfügung. ZumMittagessen werden vier preis-günstige Gerichte angeboten, undam Nachmittag gibt es Kaffee undKuchen. Es erwartet Sie ein an-sprechendes Programm. Eintrittwird nicht erhoben, für eineSpende wären die Veranstalterdankbar.Für die vor dem Veranstaltungs-

tag anreisenden Teilnehmer wirdim Hotel ein Raum reserviert, indem wir am Freitag, 25. Mai, gegen19 Uhr das Abendessen gemeinsameinnehmen können, um anschlie-ßend noch viele schöne Stundenmiteinander zu verbringen.

Unter anderem nach Danzig,Tilsit, in die Elchniederung, nachTrakehnen, Königsberg und zumOberländer Kanal führt im Som-mer eine Sonderreise für dieStadtgemeinschaft Tilsit unter derLeitung von Norbert Subroweit.Die neuntägige Busreise beginntam Donnerstag, 30. August, undendet am Freitag, 7. September.Der Programmablauf (Änderun-gen vorbehalten):

1. Tag: Fahrt ab Hannover mitZustiegsmöglichkeiten entlangder Fahrtroute bis nach Polen,Zwischenübernachtung in Dan-zig. Da Ihr Hotel unmittelbar ander Altstadt liegt, ist nach demAbendessen eine erste individuel-le Erkundung möglich. 2. Tag: Nach dem Frühstück

unternehmen Sie einen geführ-ten Spaziergang durch die ein-zigartige Danziger Altstadt. Diemehr als 1000-jährige Hanse-stadt beeindruckt mit erhabenenPatrizierhäusern, hübschen klei-nen Gassen, mit Boutiquen undCafés, alles wird überragt vonder mächtigen Marienkirche, ei-nem der größten Backstein-Sa-kralbauten Europas. Nach einerindividuellen MittagpauseWeiterreise zum polnisch-russi-schen Grenzübergang, wo Sie Ihrrussischer Reiseleiter, der Siewährend Ihres gesamten Aufent-haltes im nördlichen Ostpreußenbegleiten wird, erwartet. DanachWeiterreise vorbei an Königs-berg, Tapiau und Wehlau bisnach Tilsit, wo Sie Ihre Zimmerim Hotel „Rossija“ beziehen. 3. Tag: Die ausführliche Stadt-

führung in Tilsit beginnt mit ei-nem Besuch im teilweise neu ge-stalteten Park Jakobsruh mit ei-nem Spaziergang zum wiederer-richteten Königin-Luise-Denkmal.Anschließend geht es durch diealten Wohnviertel zum Schloss-mühlenteich. Auch die Gedenk-stätte am Waldfriedhof wird wäh-rend der Rundfahrt besucht. Ab-schluss und Höhepunkt der Stadt-führung ist jedoch ein gemeinsa-mer Spaziergang durch die HoheStraße. An den überwiegend sehrschön restaurierten Jugendstilfas-saden kann man die einstigeSchönheit der Stadt an der Me-

mel erahnen. Am NachmittagTeilnahme am Stadtfest in Tilsit,einer der Höhepunkte Ihrer Reise,und Zeit zur freien Verfügung.Nicht versäumen sollten Sie einenBesuch im Stadtmuseum mit sei-nen wechselnden sehenswertenAusstellungen. Daneben gibt eszum Stadtfest zahlreiche Attrak-tionen, viel Musik und Volksfest-stimmung. Für Ihre individuellenAusflüge steht unser Taxiservicebereit. Übernachtung in Tilsit. 4. Tag: Heute unternehmen Sie

einen ganztägigen Ausflug durchden benachbarten Kreis Elchnie-derung. Am Vormittag geht es indie Gebiete nördlich der Gilge mitBesuch von Sköpen, Kuckerneese,Herdenau, Karkeln, Inse und ei-nem Stopp am Jagdschloss Pait.Am Nachmittag durchfahren Sieden südlichen Teil der Elchniede-rung mit Besuch von Heinrichs-walde, Seckenburg, Groß Frie-drichsdorf und Kreuzingen. Auchan diesem Tag besteht danebendie Möglichkeit zu eigenen Aus-flügen abseits des Gruppenpro-gramms. Übernachtung in Tilsit.5. Tag: Ihr heutiger Ausflug

führt in eine ebenfalls einzigarti-ge Landschaft im Südosten desnördlichen Ostpreußens. Nach ei-nem kleinen Stopp in Gumbinnenbesuchen Sie Trakehnen mit dereinst weltberühmten Gestütsanla-ge. Leider gibt es dort heute keinePferde mehr. Anschließend errei-chen Sie die einzigartige Romin-ter Heide. Unberührte Natur, eineUrwaldlandschaft mit kleinen Bä-chen und Biberbauten. Am Randedieses Waldmassivs betreibt dierussische Familie Sajac im ehe-maligen Forsthaus Warnen einkleines Gästehaus, hier werdenSie zur Mittagseinkehr erwartet.Übernachtung in Tilsit.

6. Tag: Heute verlassen Sie IhrHotel in Tilsit. Bei Ihrem erstenBesichtigungsstopp unternehmensie einen Ausflug in das GroßeMoosbruch am Rande des Elch-waldes und besuchen bei Lauk-nen das Moosbruchhaus, ein mitdeutschen Mitteln unterstütztesNaturschutz- und Begegnungs-zentrum. Von hier aus geführtekleine Wanderung in die unbe-rührte Landschaft des größtenHochmoores Ostpreußens. An-schließend ist der Tisch zu einemgemeinsamen Mittagessen gedeckt. Auf der Weiterreise er-reichen Sie Königsberg. Bei derStadtrundfahrt besuchen Sie na-türlich die erhaltenen Sehens-würdigkeiten wie den wiederer-richteten Königsberger Dom, dieLuisenkirche oder den früherenHansa-Platz. Am späteren Nach-mittag besuchen Sie im Samlanddas Dorf „Salem“ – eine ökolo-gisch und sozial orientierte Ge-meinschaft, die insbesondereWaisenkindern eine sicheres Zu-hause und darüber hinaus durchgezielte Förderung eine Perspek-tive für ein selbstbestimmtes Le-ben bietet. Gegen Abend errei-chen Sie am nördlichen Stadtrandvon Königsberg das frühere deut-sche Gut Nesselbeck. Hier imehemaligen Gutshaus befindetsich nach liebevoller Restaurie-rung heute das Hotel „Usadba“,wo Sie Ihre Zimmer beziehen.7. Tag: Tagesausflug vorbei an

Cranz auf die Kurische Nehrung.Die rund 100 Kilometer langeLandzunge trennt das KurischeHaff von der Ostsee. Ihre einzigarti-ge Naturlandschaft ist durch diehöchsten Wanderdünen Europasgeprägt. In einer sehr schönen Ho-telanlage direkt am Haffufer, dierund um die ehemalige Jugendher-

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 16

Stadtvertreter: Hans Dzieran,Stadtgemeinschaft Tilsit, Post-fach 241, 09002 Chemnitz.Geschäftsführer: ManfredUrbschat, E-Mail: [email protected].

TILSIT–STADT

Nachbarschafts-Treffen

berge von Rossitten entstanden ist,werden Sie zum Mittagessen er-wartet. Bei schönem Wetter solltenSie auch nicht einen Besuch am ki-lometerlangen feinsandigen Strandmit einem Bad in der Ostsee ver-säumen. Abendessen und Über-nachtung bei Königsberg.8. Tag: Heute treten Sie die erste

Etappe der Heimreise an. Nachdem Passieren der russisch-polni-schen Grenze erleben Sie noch ei-nen Höhepunkt Ihrer Reise: eineFahrt auf dem Oberländer Kanal,einer ingenieurtechnischen Mei-sterleistung des 19. Jahrhunderts.Hier überwinden die Schiffe aufder erst kürzlich restauriertenStrecke zwischen Buchwalde undHirschfeld den Höhenunterschiedzwischen dem Ermland und demOberland durch das sogenannteAufschleppen über Rollberge. An-schließend Weiterreise nachWesten durch Pommern zur letz-ten Zwischenübernachtung inSchneidemühl. 9. Tag: Nach dem Frühstück

Heimreise nach Deutschland.Die Mindestteilnehmerzahl be-

trägt 25 Personen. Informationund Anmeldung: Norbert Subro-weit, An der Rheindorfer Burg 25,53117 Bonn, Telefon (0228)686282, E-Mail: [email protected].

Kreisvertreter: Dieter Neukamm,Am Rosenbaum 48, 51570 Win-deck, Telefon (02243) 2999, Fax(02243) 844199. Geschäftsstelle:Winfried Knocks, Varenhorst-straße 17, 49584 Fürstenau, Tele-fon (05901) 2309, E-Mail: [email protected]

TILSIT-RAGNIT

Zum Stadtfestnach Tilsit

Alle Seiten »Heimatarbeit«

auch im Internet

Landesgruppe – Auf 40 reich-bebilderten Seiten bietet die ak-tuelle Weihnachtsausgabe desPreußenkuriers wieder vielespannende und informative The-men. Die Netzausgabe lässt sichauf www.low-bayern.de herunter-laden beziehungsweise lesen.Dort einfach oben in der Menülei-ste unter Mediathek den Unter-punkt Publikationen anklickenund dann den Preussen-Kurier03/2017pdf aufrufen. Die Druck-ausgabe gibt es bei: Rainer Claa-ßen, Birkenring 3, 97618 Wülfers-hausen (Saale), Telefon (O9762)421, Fax (09762) 931283, E-Mail:[email protected] – Freitag, 5. Januar,

Gasthaus Stadler, Vilsheim: Neu-jahrsessen.

Frauengruppe –Mittwoch, 10. Janu-ar,13.30 Uhr, Pflege-stützpunkt, Wil-helmstraße 116–117,

10963 Berlin: gemeinsames Tref-fen, Anfragen: Marianne Becker,Telefon (030) 7712354.

Königsberg – 12 Ja-nuar, 14 Uhr, Jo-hann-Georg-Stuben,Johann-Georg-Stra-ße 10, 10709 Berlin-

Halensee: gemeinsames Treffen.Anfragen: Elfi Fortange, Telefon4944404.

Rastenburg – Sonn-tag, 14. Januar, 15Uhr, RestaurantStammhaus Rohr-damm 24 B, 13629

Berlin: germeinsames Treffen. An-fragen: Martina Sontag, Telefon(033232) 188826.

Bartenstein –Anfra-gen für Treffen beiElfi Fortange, Tele-fon (030) 4944404.

Darmstadt/Dieburg – Vorweihn-achtlich feierte die Kreisgruppeim festlich geschmückten Saal desLuise-Büchner-Hauses in Darm-stadt-Kranichstein am 9. Dezem-ber. Die Teilnehmer waren wie im-mer zu Kaffee und Kuchen einge-laden. Viele Gäste – insbesondereInsterburger – konnten wir begrü-ßen.Nach kurzen Begrüßungsworten

durch Gerhard Schröder undChristian Keller (er bedankte sichbei Gisela Keller ausführlich fürdie gelungene weihnachtliche De-koration im Saal und auf den Ti-schen) konnten wir den Schul-

jahrgangschor von Christian Kel-ler aus Oberroden begrüßen, deruns ,wie schon in den letzten Jah-ren mit seinen Liedern erfreute.Die Liederfolge war so gestaltet,dass auch die Gäste die im Pro-gramm vorgesehenen Weih-nachtslieder mitsingen konnten.Der Gesangsvortrag fand sein En-de mit dem Ostpreußenlied, waswiederum alle mitsingen konnte. Aus den Reihen der Besucher

wurden Weihnachtsgeschichtenund Gedichte vorgetragen. Auchdie Geburtstagskinder der letztenvier Wochen wurden nicht verges-sen und mit einem kurzen Gedicht,vorgetragen von Frau Oest, be-dacht. Unsere nächste Veranstal-tung ist am 13. Januar. Wir hoffen,dass Sie das Jahr 2018 gesund undfrohen Mutes beginnen konnten.Dillenburg – Zur Weihnachts-

feier hatte Dietmar Balschun sei-nen hölzernen Schwibbogen mit-gebracht und die Kerzen darauf an-gezündet. Nach dem Kaffeetrinkenlas Lothar Hoffmann aus dem Buch„Rauhe Gesellen“ die Erzählung ei-nes Hirten vor, der die erste Heili-ge Nacht erlebt hatte. Dazu zeigteer das Bild „Die Geburt Jesu“ vonGustave Dore. Er war einer der be-kanntesten Maler seines Jahrhun-derts und hat 230 Bilder zur Bibelgeschaffen. In dem gezeigten Bildsammelt sich alle Helligkeit um dasin der Krippe liegende Kind. Danach las Gundborg Hoffmann

etwas aus dem Leben von Johan-nes Daniel Falk vor, der in Weimarlebte und dessen Denkmal vor derevangelischen Stadtkirche, der so-genannte Herderkirche, steht. Um1730 waren Weimar und Umge-bung von französischen Truppenbesetzt. Sie plünderten, stecktenHäuser, ja ganze Dörfer in Brandund es herrschte allerorts vielElend. Dazu litten die Menschenauch noch unter der Pest, an derviele starben. Johannes Falk hattesieben Kinder, von denen einsnach dem andern starb, ebensoseine Frau. Trotzdem dichtete erzu dieser Zeit das Weihnachtslied

„0 du fröhliche, o du selige gna-denbringende Weihnachtszeit“.Johannes Falk nahm elternlose

herumstreunende Kinder auf,kaufte ein heruntergekommenesHaus, das er mit Hilfe „seiner“ Kin-der renovierte und mit ihnen dorteinzog. Für die Kinder schrieb ernicht nur dieses Lied, dessen Me-lodie ursprünglich ein Tanzlied si-zilianischer Schiffer war, sondernnoch viele andere und viele Erzäh-lungen. Auch die Schulbildung sei-ner Schützlinge war ihm wichtig.Er gründete sogar eine Schule, das„Johanneum“. Die älteren Kinderließ er einen Beruf erlernen. Erstarb 1826, erst 47 Jahre alt. Anschließend sangen alle das

Lied „0 du fröhliche“. Dann las Ur-te Schwidrich die kleine Geschich-te „Mein schönster Weihnachts-baum“, in der ein Kind mit seinemOpa den Weihnachtsbaum im ver-schneiten Wald selbst aussuchendarf. Danach las sie noch „Warumdie Christrose zu Weihnachtenblüht“: Aus den Tränen, die einkleiner Hirtenjunge weint, weil erkein Geschenk für das neugebore-ne Jesuskind in der Krippe hat,wachsen die Christrosen, die im-mer zu Weihnachten blühen. An-schließend sangen alle Gruppen-mitglieder „Es ist ein Ros’ ent-sprungen“, bevor sie sich mit gutenWünschen für ein frohes Weihn-achtsfest verabschiedeten. Die nächste Monatsversamm-

lung wird erst wieder am Mitt-woch, dem 31. Januar, stattfinden.Dann wird der WeltenbummlerWolfgang Post aus Herborn wie-der von einer seiner großen Rei-sen berichten. Ich wünsche allen Mitgliedern

der Redaktion ein fröhliches undbesinnliches Weihnachtsfest undzum Neuen Jahr 2018 alles Gute.

Ingrid Nowakiewitsch,Schriftführerin

Wetzlar – Montag, 6. Januar, 13 Uhr, Restaurant „Grillstuben“,Stoppelberger Hohl 128: Treffender Mitglieder zum Thema„Wanderfahrt ins Memellandund ins nördliche Ostpreußen“,Referent ist Wolfgang Post ausHerborn. Der Eintritt ist frei.Kontakt: Kuno Kutz, Telefon(06441) 770559.

Wiesbaden – Dienstag, 9. Janu-ar, 14.30 Uhr, Wappensaal, Hausder Heimat, Friedrichstraße 35:Heimatnachmittag der Frauen-gruppe. Gäste sind herzlich will-kommen. – Freitag, 19. Januar,15.11 Uhr, Wappensaal, Haus derHeimat: Närrischer Nachmittagmit Kreppel-Kaffee. Unter demMotto „Spaß an der Freud“ soll eseine fröhliche Zeit mit lustigenBeiträgen und viel Gesang wer-den. Mit von der Partie sind dieStimmungssänger Mathias Budauund Ute Etz sowie Stefan Fink,Sitzungspräsident, Kolping Zen-tral. Kommen Sie zu dem buntenNachmittag, und bringen SieFreunde und Bekannte mit. Etwasnärrisch kostümiert, wenn auchnur mit einer lustigen Kopfbedek-kung, macht es noch ‘mal so vielSpaß. Wer mit Lustigem zum Pro-gramm beitragen möchte, meldesich bitte gleich bei Dieter Sche-tat, Telefon (06122) 15358 oderanderen Vorstandsmitgliedern.

– Bericht – Wildschweinbraten und Hirsch-

braten an Wacholderrahmsoßemit Kartoffelklößen, Rotkohl undPreiselbeerbirne stehen auf der

Speisekarte des Festlichen Wild-essens. Schon beim Lesen derMenüs läuft den über fünfzigLandsleuten und Freunden derLandsmannschaft das Wasser imMunde zusammen. Die Festlich-keit bekommt durch die musikali-sche Mitwirkung der Hornbläserdes „Bläsercorps der JägerschaftWiesbaden“ mit althergebrachtenJagdsignalen ihr waidmännischesGepräge. Seit über zwanzig Jah-ren sind die Jäger mit von der Par-tie. Wenn von zwei Waldhörnernzwischen der Speisenfolge „Landder dunklen Wälder“ ertönt, istden Bläsern spontaner Beifall si-cher. Traditionell klingt der feier-liche Stammtisch-Abend, zugleichAbschluss der jährlichen Stamm-tischreihe, mit dem geblasenenVolkslied „Kein schöner Land indieser Zeit“ aus, zu dem die Besu-cher singend einstimmen. Zehn Mal im Jahr lädt die

Landsmannschaft zu ihrenStammtischen ein. Die Anfängeder Treffen reichen bis in die

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch,Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon(030) 2547345, E-Mail:[email protected], Internet:www.ostpreussen-berlin.de. Ge-schäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb derGeschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

BERLIN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 18

Vorsitzender: Ulrich Bonk,Stellvertretender Vorsitzender:Gerhard Schröder, Engelmühlen-weg 3, 64367 Mühltal, Telefon(06151) 148788

HESSEN

Page 18: archiv.preussische-allgemeine.dearchiv.preussische-allgemeine.de/2018/paz2018-01.pdf · 2018-01-03 · Was mag wohl dabei heraus-kommen, wenn ein Künst-ler von schlichtem Gemüt

18 Nr. 1– 5. Januar 2018

regionaleod. stän-discheKleidung

Zucker-rohr-brannt-wein

russ.Saiten-instru-ment

Vorge-setzter

Flüssig-keitzu sichnehmen

Kultbildder Ost-kirche

Be-treuung,Fürsorge

Geburts-vorgangbeimRind

wohl,aller-dings

Gebäu-deteil,Zimmer

Büro,Amts-raum(engl.)

herbei,hierher(ugs.)

Ölbaum-frucht

Fein-gewichtfür Edel-metalle

PragerSchrift-steller(Franz)

vordrin-gendeLuft-masse

ital.Stadt amGolf vonSalerno

also,folglich(latei-nisch)

ab-wegig,fälsch-lich

FrauJakobsim A. T.

diehöchstenGymnasi-alklassen

Kniff,Falt-stelle

NetzhautdesAuges

zukeinerZeit

Schling-,Urwald-pflanze

er-fahrenerPraktiker

drama-tischesGesche-hen

wirklichFlussdurchMünchen

unzu-friede-nerMensch

Alters-ruhegeld

Nacht-lagerimFreien

den Tat-sachenentspre-chend

uner-sättlich

einBalte

derFuchsin derFabel

unruhig;gerührt,ergriffen

Zugspitz-gewässer

Sport-ruder-boot

Pilz,Cham-pignon

finni-scherLäufer(Paavo)

besitz-anzei-gendesFürwort

Winter-sportart

Atmo-sphäre,Ausstrah-lung

bekanntgeben,ankün-digen

Uni-versum keimfrei

sichwider-setzen(sich ...)

Würde,Ansehen

ZweigeeinesBaumes

römischeGöttinder Mor-genröte

bibli-scherProphet

Braten-beigabe,Soße

Vorder-asiat,Perser

Anredefür Kar-dinäle

deutsch-amerik.Kompo-nist (Kurt)

plasti-schesBild-werk

Situation Turner-abteilung

befestigt.Stadtteilin russ.Städten

Unter-sagung

kurzesBallett-röckchen

hastenkleineRech-nung

italie-nisch:Vor-wärts!

dick-,zäh-flüssig

Übungs-einheit

Metall-stifteein-schlagen

inRich-tung,nach

frühereMünze

Pelz rus-sischerEichhörn-chen

heiteresmusikal.Bühnen-werk

schnell,sofort,sogleich

Medi-ziner

Brand;Schieß-befehl

eine derGezeiten

norwe-gischeHaupt-stadt

Farbe

aroma-tischesHeiß-getränk

Kletter-pflanze

poetisch:Biene

silber-weißes,weichesMetall

griechi-scheSieges-göttin

sich auf e.Stuhl nie-dergelas-sen haben

afrika-nischerStrom

Locken-strang,Haar-büschel

Abk. fürtechni-sche Uni-versität

chem.ZeichenfürRadium

Kino-streifen

eine Euro-päerin

Sultanatam Ara-bischenMeer

Kfz-ZeichenKiel

Glücks-spiel,Aus-losung

einPlanet

einGanzes(Mathe-matik) B C I P K Z O U

T R A C H T K A F K A W A R M F R O N T U L E R G O L L E A A F A L Z A M A L F I N I E B R O U T I N I E R L N O E R G L E R B M C V E T R A G I K R E I N E K E B E W E G T E I B S E E I A N U R M I A I I A K A N S A G E N T S W E H R E N F L A I R T C G E A E S T A U R O R A E H R E L T U N K E D I T R E L I E F R I E G E W E I L L K R E M L R L M B R E I I G I A V A N T I N A G E L N G E N U N F L U G S I O P E R E T T E E F L U T B R A U N K A F F E E A O O L Z S T R A E H N E S I T Z E N I Z U F I L M I R I N L O T T E R I E O M A N K I N U R A N U S E I N T E L

Kreiskette

Diagonalrätsel

So ist’s richtig:

SudokuLösen Sie das japanische Zahlenrätsel: Füllen Sie die Felder so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senk rechte Spalte und jedes Quadrat aus 3 mal 3 Kästchen die Zahlen 1 bis 9 nur je ein-mal enthält. Es gibt nur eine richtige Lösung!

8 7 1 9 6 3 5 6 4 1 8 5 2 7 6 9 4 5 4 2 8 9 6 7 9 3 1 2

8 7 1 9 6 3 5 6 4 1 8 5 2 7 6 9 4 5 4 2 8 9 6 7 9 3 1 2

2 5 8 7 1 4 6 3 9 1 4 6 9 8 3 5 7 2 7 3 9 2 5 6 8 4 1 8 1 5 4 6 9 3 2 7 3 7 4 1 2 5 9 6 8 6 9 2 3 7 8 4 1 5 4 2 3 8 9 7 1 5 6 5 8 1 6 4 2 7 9 3 9 6 7 5 3 1 2 8 4

Diagonalrätsel: 1. Boccia, 2. Gravur, 3. Pueree, 4. reimen, 5. Schnee, 6. hueten – Bremen, Aurich

Kreiskette: 1. Gerade, 2. Manege, 3. Anwalt, 4. Anlass, 5. Glaser – Regenwasser

Sudoku:

PAZ18_01

Die Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zahlen-feld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felder in der oberen Figurenhälfte ein Wort für die Flüssigkeit des Niederschlags.

1 geometrische Linie, 2 Zirkusarena, 3 Rechtsvertreter, 4 Grund, Ursache, 5 Handwerker (Fenster, Scheiben)

Wenn Sie die Wörter nachstehender Bedeutungen waagerecht in das Dia-gramm eingetragen haben, ergeben die beiden Diagonalen zwei norddeut-sche Städte.

1 italienisches Kugelspiel2 Stein-, Metallzeichnung3 breiartige Speise4 Verse bilden5 winterlicher Niederschlag6 bewachen

HEIMATARBE IT

Fünfzigerjahre zurück: damalskam man zweimal im Jahr zum,,Königsberger Fleck-Essen“ zu-sammen. Der schnell wachsendeTeilnehmerkreis verlangte sehrbald nach weiteren heimatlichenEssen. Diesem Wunsch folgendstanden nach kurzer Zeit immermehr Gerichte nach ost- undwestpreußischen Rezepten aufder Speisekarte wie „Königsber-ger Klopse“, „Schmandschinken“,„Schmandhering“, „Falscher Ha-se“ und „Maischolle“. Bei Grütz-wurst steigt auch heute noch dieTeilnehmerzahl an, zumal derMetzger die Wurst „ostpreußisch“zubereitet. Sie wird nicht nur anOrt und Stelle gegessen; zusätz-lich werden auch Portionen mitnach Hause genommen.

Dieter Schetat

Landesgruppe – Anlässlich derdiesjährigen, wieder gut besuch-ten Weihnachtsfeier wurde auchder Einsatz von Gisela Borchersbesonders gewürdigt. Im Namendes Vorstands der Landesgruppesprach Landsmann Horst Bu-chalsky Dank und Anerkennungaus. Engagiert und ideenreich ge-staltet die Vorsitzende der Lands-mannschaft Ostpreußen undWestpreußen in Oldenburg im-mer wieder ein vielfältiges Veran-staltungsprogramm. Es reicht von

Vorträgen über besondere ge-schichtliche Ereignisse der Hei-mat, über Erinnerungen an ErnstWiechert und Agnes Miegel bishin zu Kulturfahrten, die unteranderem nach Galizien und in dieBukowina führten. Auch Berichteüber ausgewählte Themenberei-

che aus dem Ostpreußischen Lan-desmuseum wie etwa die CadinerMajolika fehlten nicht. Daher er-freuten sich die Veranstaltungenauch stets einer großen Besucher-zahl. Als kleinen Dank überreich-te Horst Buchalsky Gisela Bor-chers den wieder wunderschön

von Gisela Broschei, Kreisvertre-terin von Königsberg-Land, ge-stalteten Kalender 2018.

Landesgruppe – Auf mehr als50 Jahre Dienst für Ostpreußenkonnte Manfred Kirrinnis zurück-blicken, als ihm jetzt die Lands-mannschaft Ostpreußen das Gol-

denen Ehrenzeichen verlieh.Durch die Liebe zur Heimat ge-prägt, war es für Kirrinnis selbst-verständlich, für Ostpreußen unddie Vertriebenenorganisationentätig zu werden.

Am 19. April 1936 in Tilsit ge-boren und aus Schloßberg/Pill-kallen, wo sein Vater, Dr. HerbertKirrinnis, Studienrat an der Frie-drich Wilhelm Oberschule war,vertrieben, engagierte er sichschon während seines Lehramts-studiums für Ostpreußen. Er lei-tete den Verband heimatvertrie-bener Studenten von 1958 bis1960 in Nordrhein-Westfalen undvon 1959 bis 1960 beim Bund ost-preußischer Studenten in Bonn.

Der Landsmannschaft Ostpreu-ßen ist er seit vielen Jahrzehnteneng verbunden. Von 1962 bis etwa1970 war Kirrinnis stellvertreten-der Jugendbetreuer des KreisesGumbinnen. Im Vorstand derKreisgruppe Celle bekleidete erab 1982 das Amt des stellvertre-tenden Vorsitzenden, bevor er de-ren Leitung übernahm und biszum Jahre 2015 ausübte. Seit zweiJahren ist Kirrinnis wieder stell-vertretender Vorsitzender in derniedersächsischen Kreisstadt.Durch seine aktive Mitwirkung inder Landsmannschaft Ostpreu-ßen und im Bund der Vertriebe-nen gelang es ihm, die Öffentlich-

keit immer wieder auf das Schick-sal der deutschen Heimatvertrie-benen aufmerksam zu machen.

Auch auf Landesebene hat sichManfred Kirrinnis bleibende Ver-dienste erworben. Seit 1999 fun-gierte er als Vorsitzender der Be-zirksgruppe Lüneburg, die seitlangem die größte und aktivsteinnerhalb der LandesgruppeNiedersachsen ist. Ganz be-sonders hervorzuheben sind ihrealljährlich durchgeführten Groß-veranstaltungen, die aufgrund derMitwirkung bedeutender Refe-renten aus Politik und Wissen-schaft über den Bezirk hinausgroßes Interesse nicht nur bei deneigenen Landsleuten und Vertrie-benen finden, sondern auchNichtvertriebene in den Bann zie-hen, so dass sie ein sehr positivesEcho in der Öffentlichkeit hatten.Das führte auch zur Vergrößerungder Mitgliederzahlen der Gruppe.Nicht zuletzt dank der Führungund des tatkräftigen Einsatzes vonKirrinnis erfreuen sich die mehrals zehn Gruppen auf Kreis- undOrtsebene großer Beliebtheit beiden ostpreußischen Landsleuten,heimatvertriebenen Schicksalsge-fährten und auch Nicht-Vertriebe-

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 17

Wiesbaden: Wenn von zwei Waldhörnern „Land der dunklen Wälder“ ertönt, ist den Bläsernspontaner Beifall sicher Bild: Privat

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Heinz Kutzinski, Im Wie-sengrund 15, 29574 Ebstorf, Tele-fon (05822) 5465. BezirksgruppeBraunschweig: Fritz Folger, Som-merlust 26, 38118 Braunschweig,Telefon (0531) 2 509377. Bezirks-gruppe Weser-Ems: Otto v. Below,Neuen Kamp 22, 49584 Fürste-nau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Niedersachsen: Horst Buchalsky sprach Gisela Borchers Dank undAnerkennung aus Bild: Privat

Noch ein Geehrter nebst Gratulanten in Niedersachsen: Manfred Kirrinnis (2. v. L.) mit dem neu-en Bezirksvorsitzenden Heinz Kutzinski (l.), der Landesgruppen-Vorsitzenden Barbara Loeffke unddem Stellvertrenden Bezirksvorsitzenden Karsten Uffhausen Bild: Privat

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 19

Page 19: archiv.preussische-allgemeine.dearchiv.preussische-allgemeine.de/2018/paz2018-01.pdf · 2018-01-03 · Was mag wohl dabei heraus-kommen, wenn ein Künst-ler von schlichtem Gemüt

Nr. 1– 5. Januar 2018 19

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Straße/Nr.:

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Geburtsdatum:

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nen. Als Bezirksgruppenvorsit-zender ist Kirrinnis seit 18 Jahrenauch Mitglied der Ostpreußi-schen Landesvertretung, deshöchsten Beschlussgremiums derLandsmannschaft Ostpreußen. Trotz jahrelanger gesundheit-

licher Belastungen hat ManfredKirrinnis unter großem persönli-chem, aufopferungsvollem Einsatzdie Bezirksgruppe Lüneburg bisMitte des Jahres 2017 geführt. Kir-rinnis gehörte nicht zuletzt auf-grund seiner langjährigen Vor-standsarbeit zu den tragendenSäulen der Landesgruppe Nieder-sachsen. Er war die Seele der Ost-preußen und der Vertriebenen inCelle und im Bezirk Lüneburg. Das ehrenamtliche Wirken von

Manfred Kirrinnis ist bereitswiederholt ausgezeichnet wor-den. In Würdigung seiner außer-gewöhnlichen Leistungen undseines vielfältigen Einsatzes fürOstpreußen hat die Landsmann-schaft Ostpreußen Herrn Man-fred Kirrinnis das goldene Ehren-zeichen verliehen. Die großeWertschätzung, die er bei seinenLandsleuten hatte, fand nachNiederlegung des Amtes als Vor-sitzender der Bezirksgruppe Lü-neburg ihren Ausdruck in derWahl zum Ehrenvorsitzenden. Die Landesvorsitzende, Barbara

Loeffke, der neue Bezirksvorsit-zende, Heinz Kutzinski, und derStellvertretende Bezirksvorsitzen-de, Karsten Uffhausen, über-brachten die Glückwünsche.

Holzminden – „Plötzlich stehter am Himmel! So groß, so hellleuchtend und mit einem Schweif,das man ihn mit bloßem Auge er-kennen kann und der zielstrebigüber den Himmel wandert wie ei-ne Verheißung. Er weist einenklaren Weg: den zu einem neuge-borenen König, das Kommen ei-nes göttlichen Erlösers. Drei Him-melskundige, symbolisch für diedrei Kontinente der Alten Welt:Europa, Asien und Afrika habendas Erscheinen des Kometenlängst errechnet und wissen umseine Bedeutung. Ein jeder vonihnen macht sich auf den Weg.“Diese eigens für ihre Gruppe

geschriebene Geschichte von denWeisen aus dem Morgenland inselbstgestalteter beleuchteterBildserie trug die Vorsitzende Re-nate Bohn am 3. Advent im „Fel-senkeller“ vor. Pastor i. R. Gün-ther Grigoleit hielt vor dem ad-ventlichen Beisammensein eineAndacht. Mit gemeinsam gesun-genen Liedern, Gedichten, Vorträ-

gen und Selbstgebackenem ausder Weihnachtsbäckerei, wurdeauch derer gedacht, die an derFeier nicht teilnehmen konnten.Mit einem Weihnachtsstern für je-des Mitglied und natürlich demOstpreußenlied wünschte dieVorsitzende allen einen gutenHeimweg, Gesundheit und einfriedliches Weihnachtsfest.

Oldenburg – Mittwoch, 10. Janu-ar, 15 Uhr, Stadthotel Eversten,Hauptstraße 38: GemeinsamesTreffen mit dem Jahresbericht 2017.Gezeigt wird außerdem der Film„Von Helgoland nach Königsbergbis 1945“, eine Bilderreise entlangder deutschen Nord- und Ostsee-küste.

Osnabrück – Dienstag, 9. Januar,16.30 Uhr, Hotel „Novum“, Blumen-haller Weg 152: Kegeln. – Freitag,19. Januar, 16.30 Uhr, GaststätteBürgerbräu, Blumenhaller Weg 43:Treffen der Frauengruppe.

Landesgruppe – Wichtige Ter-mine für 2018:Sonnabend, 17. März: Delegier-

ten- und Kulturtagung in Ober-hausen,Sonntag, 8. Juli: Ostpreußentref-

fen auf Schloß Burg,Sonnabend, 20. Oktober: Kul-

turtagung in Oberhausen.Köln – Mittwoch, 10. Januar,

14 Uhr, „Café zum Königsforst“(und nicht wie sonst üblich imBürgerzentrum Köln-Deutz):Ostpreußengruppe. Das Caféliegt gleich neben der Endhalte-stelle der KVB-Linie 9 (Königs-forst). Ab Neumarkt bis Königs-forst beträgt die Fahrzeit 22 Mi-nuten. Der Vorstand wünscht al-len Lesern ein frohes Weih-nachtsfest und einen gutenRutsch in das Jahr 2018.

Neuss – Dienstag, 23. Januar, 17Uhr, Quirinus-Basilika am Markt:Ökumenischer Gottesdienst derLandsmannschaft Neuss. – Jedenersten und letzten Donnerstag imMonat, 15 bis 18 Uhr, Ostdeut-

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 18

HE IMATARBE ITsche Heimatstube, Oberstraße 17:Tag der offenen Tür.

– Zum Vormerken – Wichtige Termine der Kreis-

gruppe Neuss für 2018:Donnerstag, 25. Januar, 15 – 18

Uhr, Ostdeutsche Heimatstube,Oberstraße 17: Tag der offenenTür mit Kaffee und Kuchen. Eswird eine Lesung aus der Lektürevon Arno Surminski stattfinden. Sonntag, 18. Februar, 15 Uhr

(Einlass 14 Uhr), Marienhaus, Ka-pitelstraße 36: Jahreshauptver-sammlung mit Grützwurstessen.Sonntag, 22. April, 15 Uhr (Ein-

lass 14 Uhr), Marienhaus: Früh-lingsfest mit Tanz und Vorträgen.Donnerstag, 7. Juni, bis Sonntag,

10. Juni: Jahresausflug nach Spey-er. Anmeldung: Peter Pott, Zoll-straße 32, 41460 Neuss, Telefon(02131) 3843400. Donnerstag, 28. Juni, 15 – 18

Uhr, Ostdeutsche Heimatstube:Tag der offenen Tür mit Kaffeeund Kuchen.Sonnabend, 8. September, 14

Uhr, Ostdeutscher Gedenkstein,Oberstraße: Gedenkfeier zum Tagder Heimat: Im Anschluss Feier-stunde im Marienhaus. Veranstal-ter ist der BdV, KreisverbandNeuss. Vom Gedenkstein zumMarienhaus in der Obertstraße 36gibt es einen Bustransfer.Donnerstag, 13. September, bis

Sonnabend, 22. September: Gro-ße Ostpreußenreise über Stettin,Danzig, Marienburg, Masuren,Thorn und Posen. Anmeldung:Peter Pott: Zollstraße 32, 41460Neuss, Telefon (02131) 3843400.Programm bitte anfordern.Sonntag, 30. September, 15 Uhr

(Einlass 14 Uhr), Marienhaus:Erntedankfest der Ostpreußenmit Gedichten, Liedern und Tanzunter der Erntekrone.Donnerstag, 1. November, 15 –

18 Uhr, Ostdeutsche Heimatstube:Tag der offenen Tür mit Kaffeeund Kuchen.Sonntag, 18. November, 11.30

Uhr, Hauptfriedhof, RheydterStraße: Teilnahme an der Feier-stunde zum Volkstrauertag.Donnerstag, 29. November, 15 –

18 Uhr, Ostdeutsche Heimatstube:Tag der offenen Tür mit Kaffeeund Kuchen.Sonntag, 2. Dezember, 15 Uhr

(Einlass: 14 Uhr), Marienhaus:Adventsfeier der Ostpreußen mitbesinnlichen Liedern und Ge-dichten, Kaffee, Kuchen und ost-preußischen Spezialitäten.

Bad Oldesloe – Die Ost- undWestpreußen trafen sich zu einembesinnlichen Nachmittag. Bei Kaf-fee und Gebäck entwickelten sichgute Gespräche über die Advents-und Weihnachtszeit daheim undin den ersten Nachkriegsjahren.Dabei wurde auch der Mitgliedergedacht, die lange dabei warenund inzwischen verstorben sind.Der Nachmittag klang aus mit gu-ten Wünschen zum Weihnachts-fest und zum Jahreswechsel.

Bad Schwartau – Große Ereig-nisse werfen ihre Schatten voraus– so auch bei den Ostpreußen inBad Schwartau. Am Donnerstag,12. Januar, steht nämlich wiederdas traditionelle Fleckessen aufdem Programm. Hafenarbeiter,Kunden und Händler auf denMärkten schätzten bei strengerostpreußischer Winterkälte „eSchalche Fleck“. Mit einem Pill-kaller Schnaps wärmte die SuppeLeib und Magen. Nach altem Re-zept wird uns Frau Muus-Seyf-ferth die Suppe zubereiten.Neu ist allerdings, dass man

sich unbedingt anmelden muss,damit in der Mensa der Elisa-beth-Selbert-Gemeinschafts-schule (ESG, Schulstraße 8–10)genügend Plätze und Fleck vor-handen sind. Natürlich gibt esauch wieder alternativ eine Gu-laschsuppe. Durch den Nachmit-tag begleitet der Entertainer Er-win Haase, ein Bad SchwartauerOstpreuße, der weiß, was Ost-preußen bei solchen Gelegenhei-ten gern hören und singen. Mitostpreußischen Späßchen wirder für gute Unterhaltung sorgen.Und wer noch nie einen Pillkal-ler (Schnaps mit Leberwurst undSenf) getrunken hat, kann dasbeim Fleckessen probieren.Die Teilnahme kostet inklusive

Fleck (Pansensuppe) und Tranksowie Musik und Späßchen zehnEuro. Teilnehmen können auch

Nicht-Mitglieder der Lands-mannschaft. Der VorsitzendeAxel Simanowski: „Gäste sindwie immer herzlich willkom-men“. Wer sich noch nicht in dieListe eingetragen hat, sollte sichmöglichst schnell bei Gisela Ro-wedder Telefon (04504) 3435oder Axel Simanowski, Telefon(0451) 2901034 für Fleck oderGulaschsuppe anmelden.

Flensburg – Freitag, 12. Januar,17 Uhr: Besichtigung der Classic-Yacht, Robbe-Berking-Werft Ost-hafenbereich anschließendAbendessen im Ristorante Italiaim gleichen Gebäude, Fahrstuhlvorhanden. Zu erreichen per Busmit der Linie 5, Ausstieg Indu-striehafen, anschließend Fußwegan der Firma Jacob-Zement vor-

bei, weiter zum Hafen zirka 300Meter bis zum Ziel.

Kiel – Sonntag, 21. Januar, 10Uhr, Haus der Heimat: Preußen-tag. Auf dem Programm stehenfolgende Vorträge: Aktuelle Streif-lichter nach dem jüngstem Be-such in einigen Städten im nörd-lichen Ostpreußen: Gerdauen,Friedland, Königsberg, Cranz,Rauschen und Rossitten, dazu dasHermann-Brachert-Museum inGeorgenswalde, alles mit Lichtbil-dern von Edmund Ferner. PeterGerigk trägt vor über die ostdeut-schen Nationalhymnen und -lie-der mit Darbringung der Lieder.

Schönwalde a.B. – Donnerstag,4., 11. und 18. Januar, je 14 Uhr,Klönstuv, Alte Feuerwehr: Senio-renbegegnung.

Bitte senden Sie Ihre Texte und Bilder für die Heimatseiten derPAZ-Ausgabe 3/2018 (Erstverkaufstag: 19. Januar) bis spätestensDonnerstag, 11 Januar, an E-Mail: [email protected], per Fax an (040) 41400850 oder postalisch an PreußischeAllgemeine Zeitung, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg.

Zusendungen für Ausgabe 3

Vorsitzender: Wilhelm Kreuer,Geschäftsstelle: Buchenring 21,59929 Brilon, Tel. (02964) 1037,Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Edmund Ferner, Julius-Wichmann-Weg 19, 23769 Burgauf Fehmarn, Telefon (04371)8888939, E-Mail: [email protected]

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Der Regenschirm trägt das Elchschaufelwappen und den Spruch „InOstpreußen geht die Sonne auf“ – Der Stockschirm hat einen Durch-messer von zirka 135 cm, enthält ein Automatikgestell und einen er-gonomisch geformten schwarzen Kunststoffgriff. Er kostet 15 Euro,zuzüglich 5 Euro Versandkostenpauschale.

Bestellen Sie den Schirm heute noch bei: Landsmannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 4140080, E-Mail [email protected]

Nicht nur für Ostpreußen

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20 Nr. 1– 5. Januar 2018

Sieht aus wie ungelenke Kunst eines Anfängers, wurde aber 1985 voneiner Frau gemalt,deren Werke sogar in Museen ausgestelltwurden: Von ihren künstle-risch wenig anspruchsvollen Gemälden konnte Rosemarie Koczyganz gut leben. Zu verdanken hat sieihren Marktwert alsKünstlerin einer Lüge.Die 1939 geboreneRecklinghausenerinbehauptete, als Jüdin in einem Konzentrationslagergewesen zu sein. Beide Behauptungenerwiesen sich alsfalsch: Sie war wederJüdin, noch jemalsinterniert gewesen

Bild: Emmanuel Yashchin

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: Geschäfte mit dem Holocaust(Nr. 49)

In seinem Buch „Die Holocaust-Industrie“ hat der an der NewYorker Princeton University aus-gebildete Autor Norman G. Fin-kelstein zum obigen Thema be-reits im Jahr 2000 deutlich klarumrissen, wie sehr es sich fürmanche Juden gelohnt hat, sichdieses Kapitel der jüngsten Ge-schichte zu eigen und finanziellnutzbar zu machen.

Speziell US-amerikanischeVereinigungen haben diese Tech-nik so geschickt zu bewerkstelli-gen gewusst, dass sie sogar auchdie neutrale Schweiz in den Rufeines Schurkenstaates brachten,indem sie behaupteten, Schweizer

Banken machten mit den dort inMilliardenhöhe einlagerndenSachwerten ermordeter Juden lu-krative Geschäfte, indem sieUnterlagen über die Herkunft derVermögenswerte vernichteten.Unter den von Finkelstein ge-nannten professionellen Lügnernund Verfälschern zählt unter an-derem auch der Friedensnobel-preisträger Eli Wiesel, dessen ein-ziges Streben darin bestand, denHolocaust ausschließlich für Ju-den geltend zu machen und ande-re Opfer weitgehend unberück -sichtigt zu lassen. Die Möglichkei-ten, hier auch doppelt abzukas-sieren, sind in seinem Buch ein-leuchtend beschrieben.

Was wäre geschehen, wenn einNachkriegsdeutscher (Finkelstein

ist Jude und Jahrgang 1953) Ver-fasser eines solchen Buches gewe-sen wäre? Hier wäre mit sehr ho-her Wahrscheinlichkeit der Para-graf 130 des Strafgesetzbuchs zurVolksverhetzung zum Tragen ge-kommen und der Verfasser alsGesinnungstäter bestraft worden.

Finkelstein stellt zu Recht dieFrage, wieso es auf amerikani-schem Boden in der HauptstadtWashington ein „Holocaust Me-morial Museum“ gibt. AnderenNationen (auch den Deutschen)ist es niemals eingefallen, auf ei-genem nationalen Boden ein Mu-seum für die seinerzeit nahezuausgerotteten Ureinwohner oderfür die Sklaven Amerikas einzu-richten, von den Opfern des Viet-namkrieges und der Atombom-

benabwürfe im Zweiten Weltkriegganz zu schweigen.

Deutlich wird bei der Betrach-tung des erlittenen Unrechts derOpfer des Nationalsozialismus(unter anderem die Juden), dassdie Aufrechterhaltung des Er-innerns und des kollektivenschlechten Gewissens nicht nurein lukratives Geschäft für großeamerikanische Vereinigungen,sondern eben auch für kleinere,gerne auch untalentierte Künstler(wie die im PAZ-Kommentar er-wähnte Malerin Rosemarie Koczy,d. Red.) mit geschöntem Lebens-lauf ist. Erinnerung als Geschäfts-modell – ein Schelm, wer Bösesdabei denkt.

Rudolf Neumann,Ahrensburg

Zu: Ein Großfürstentum wird un-abhängig und Republik (Nr. 48)

Im Artikel über das Unabhän-gigkeitsjubiläum von Finnlandheißt es: „Mit dem Tod Alexan-ders II., der 1881 einem Attentatzum Opfer fiel, veränderte sich

das Leben der Finnen jedoch dra-matisch. Sein Nachfolger, Zar Ni-kolaus II., schürte 1899 mit sei-nem ... Februarmanifest denVolkszorn.“

Ich möcht eine Korrektur an-bringen. Richtig ist: Auf Zar Ale-xander II. folgte sein Sohn Ale-

xander III. (1845–1894). DessenSohn, Nikolaus II., geb. 1868, kamim Alter von 26 Jahren an die Re-gierung. Er war jung und nicht gutvorbereitet. Er und seine ganzeFamilie wurden 1918 ermordet.

Gunhild Krink,Witten

Der übernächste Zarennachfolger Trügerische Ruhe

Zu: Der Schock von Berlin (Nr. 47)

Dieses widerliche Anbiedernder Partei-Grünen an die Merkel-Partei ist zum Glück gescheitert.Die FDP hat erkannt, dass Merkelim Jahr 2015 mit ihrer Flücht-lingspolitik im Sinne der Grünenund Linken gehandelt und Hun-derttausende und Millionen vonSchwarzafrikanern und Asiatenins Land geholt hat.

Man braucht sich nur in denStraßen um und im MünchnerHauptbahnhof umzusehen, dannsieht man, wohin in Zukunft dieEntwicklung Deutschlands hin-führen wird. In weiser Voraus-sicht bunkern Geld- und Besitz-leute schon ihr Vermögen in Steu-eroasen. Falls das gegenwärtigeSystem in Politik und Wirtschaftzur Hölle gejagt wird.

Auch die Klima- und Kohlen-dioxid-Hysterie wird an der stän-dig zunehmenden Erwärmungder Erd-Atmosphäre nichts än-dern. Also auch weithin viel Bla-blabla. Günter Burk,

München

Mit Füßen getreten

Zu: Demokratie wagen (Nr. 48)

Jamaika ist gescheitert, nun sollKanzlerin Merkel endlich aufge-ben und ihre Koffer packen. Wannmerkt sie endlich, dass man sienicht mehr haben möchte? DerZukunft Deutschlands hat sie mitihrer gestörten Politik sehr ge-schadet. Marie Weiss,

Hamburg

Verwirrte SPD

Zu: Hinter Beton verkriechen (Nr. 48)

Da sollen die Kosten zur „Siche-rung“ von Weihnachtsmärkten dieVeranstalter und Händler über-nehmen. Standplätze und die an-gebotenen Waren werden damitteurer. Als Folge geht die Besu-cherzahl zurück. Dann wiederumbleiben immer mehr Händlerweg, bis keine Weihnachtsmärktestattfinden müssen. Die Plätzesind dann wieder ohne stressigesPassieren von Sicherungsanlagensowie Merkelsteinen begehbar.

Das wäre geschafft. Ruhe ist imLand eingekehrt. Der Souveränist’s – oder scheint’s – zufrieden,denn Zäune, Merkelsteine undWeihnachtsmärkte waren gestern.Mohammedanisch trügerischerFriede hat Land und Menscheneingeschläfert. Es ist wieder ein-mal diese gewisse Art von Wohl-gefühlselbstläufer entstanden.Passt doch.

Dann verkündet die Regierungscheinheilig im Namen der Men-schen in diesem Lande den(selbstläuferischen) Vorgang alstollen Regierungserfolg, weil allesunter Kontrolle sei. Auch sei erein Gewinn und nur dem Auftragdes Souveräns geschuldet, so ne-belt es wieder und wieder poli-tisch korrekt und medienunter-stützt in die Gehirne. (Film-)Klap-pe, Schnitt. Ende der Szenerie.

Werner Haase,Steingaden

Zu: Der Schock von Berlin (Nr. 47)

Schon die Bundestagswahl am24. September hat die Weichengestellt, und die FDP mit Christi-an Lindner hat den Hebel für eineÄnderung bewegt. Doch derzeitscheint wieder die Macht und

nicht der Bürgerwille unser Landzu ruinieren. Weiterhin wird dieislamische Paralleljustiz unserenRechtsstaat gefährden, und wei -terhin werden Kultur und Tradi-tion mit Füßen getreten, armesDeutschland. Günter Algner,

Berlin

Berliner Blabla

Lukratives Erinnerungs-Geschäft

Leserbriefe an: PAZ-Leserfo -rum, Buchtstraße 4, 22087Hamburg, Fax (040) 41400850oder per E-Mail an [email protected]

LESERFORUM

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Zu: Angst statt Attacke (Nr. 50)

Mit dem Schlingerkurs, den dieSPD seit der Bundestagswahlsteuert, ist sie sich auf eine ganzbestimmte Art und Wiese selbsttreu geblieben. Das zeigt uns einBlick in die Geschichte. In seiner„Deutschen Geschichte des 19.und 20. Jahrhunderts“ befasstesich der Historiker Golo Mannauch mit der deutschen Sozialde-mokratie während der WeimarerZeit. Einige Kernaussagen ausdiesem Buch zeigen, wie wenigdie SPD aus ihrer eigenen Ge-schichte gelernt hat. So diese:„Die Sozialisten waren, wenn sie,regierten‘, zugleich auch in derOpposition, so wie sie umgekehrtoft zugleich auch die Regierungstützten. Das Ergebnis war eineEnttäuschung und Verwirrung ih-rer Anhänger.“ Rolf Bürgel,

Darmstadt

Koffer packen!

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Nr. 1– 5. Januar 2018 21

Der Julianische Kalender hinktunserem Gregorianischen Kalen-der um 13 Tage hinterher. In derorthodoxen Kirche, wie der inRussland, wird er bis heute ange-wandt. Doch auch in der Schweizhat der Kalender bis heute imAppenzeller Hinterland seineSpuren hinterlassen, weshalbdort mit dem Silvesterchlausender Jahreswechsel erst am 13. Ja -nuar ge feiert wird.

Um fünf Uhr in der Früh ist dieWinternacht im Appenzellerlandnoch stockdunkel und klirrendkalt. Doch in einigen Wirtshäu-sern brennt schon Licht, dennhier machen sich die sogenanntenSilvesterchläuse fertig. Jede Grup-pe dieser maskierten (Niko)-Läuse besteht aus fünf bis achtMännern, die Einheimischensagen dazu „Schuppel“. Sieschlüpfen in Frauenkleider mitweißen Spitzenschürzen oderbunte Kniebundhosen aus Samt. Baumwollhauben werden ge -

bunden, weiße Handschuhe ange-zogen, die ewig lächelnde Larvemit der kleinen Blume im Mund-winkel gerichtet. Zum Schlussmüssen noch die gewichtigenKuhglocken, die „Rollen“ und„Schellen“, geschultert und dieriesigen Hüte aufgesetzt werden.Auf diesem Kopfschmuck – großwie ein Wagenrad – spielt sich einganzes bäuerliches Leben imKleinen ab. Kleine geschnitzteFiguren sind bei der täglichenArbeit zu beobachten, manchmaltragen die Männer sogar ganzeAlmen im Miniaturformat aufdem Kopf. Der „Vorrolli“, der Anführer des

„Schuppel“, trägt 13 Glocken anBrust und Rücken und hat einensolch gewaltigen Kopfschmuck,dass er nur noch im Entengangdurch die Tür ins Freie kommt.Wenn alles gerichtet ist, bricht die

Truppe im Gänsemarsch noch beivölliger Dunkelheit auf und machtsich im Laufschritt auf den Wegzum ersten Bauernhof. Für dieChläuse wird es ein langer undanstrengender Tag, denn Maskenund Glocken bringen es aufbestimmt 30 Kilogramm, und derWeg von Hof zu Hof, bergauf,bergab und bis hinunter ins Dorf,ist weit. Hier in Urnäsch, einem kleinen

Dorf mitten im schweizerischenAppenzellerland am Fuße desSäntis, gehen die Uhren anders.

Denn wenn überall sonst auf derWelt das neue Jahr schon fastzwei Wochen alt ist, wird hiernoch einmal Silvester gefeiert miteinem einzigartigen Brauch, demSilvesterchlausen, das im außer-rhodischen Hinterland, also inden Gemeinden Urnäsch, He -risau, Hundwil, Stein, Waldstatt,Schwellbrunn und Schönen-grund, der eindrücklichste Win-terbrauch ist. Die Wurzeln diesesBrauchtums kennt hier niemandmehr, vielleicht entstammen siedem Mittelalter, vielleicht haben

sie einen heidnischen Ursprung.Die Kirche jedenfalls hat dasChlausen nie gerne gesehen. Früher lebten sie hier nach dem

julianischen Kalender, doch alsirgendwann der Papst, den sie alsProtestanten sowieso nicht be -sonders mochten, den gregoriani-schen Kalender einführte undsich damit der Beginn des neuenJahres verschob, feierten sie Silve-ster kurzerhand zwei Mal: Nachdem neuen Kalender am 31. De -zember, aber auch weiterhin nachdem alten am 13. Januar.

Es ist eine besondere Ehre, ein„Schuppel“ auf dem Hof zu Gastzu haben. Anfangs werden dieGlocken und Schellen zum Klin-gen gebracht, und dann stimmensie ihr „Zäuerli“ an, einen hohenMännergesang, der weit durchsTal schallt und einem Jodler ohneWorte noch am ehesten ähnelt.Der Hausherr und seine Familielauschen andächtig und ergriffen.Drei Mal wiederholt sich dasSchauspiel von Gesang und Ge -läut, dann wünschen die Chläuseallen mit kräftigem Händedruck

ein gutes neues Jahr. Zum Dankbekommen sie Glühwein, den siemit einem Strohhalm durch dieMaske trinken. Dezent nachSchweizerart wechselt bei dieserGelegenheit ein Geldschein denBesitzer. Gegen Mittag haben die Chläu-

se alle Einzelgehöfte besucht undnähern sich dem Dorf. Jetzt siehtman die einzelnen Gruppen vonHaus zu Haus ziehen, mittlerwei-le unter den Augen vieler Zu -schauer. Die feierliche Stimmungverwandelt sich immer mehr inein Volksfest. Nun treffen auch dieeinzelnen Gruppen zusammen,die schönen Chläuse wetteifernmit den „Schö-Wüschten“ undden „Wüsten“. Die wüsten Chläu-se sind wahrscheinlich die ur -sprünglichsten. Die Gesichter hin-ter Furcht einflößenden Maskenverborgen, gleichen sie in ihrenUmhängen aus Heu, Stroh, Reisigoder Ästen laufenden Bäumenund Büschen. Doch wenn sie ihreGlocken läuten und den Gesanganstimmen, geht von ihnen diegleiche Faszination aus. In den Kostümen der „Schö-

Wüschten“ sind der Phantasiekeine Grenzen gesetzt. Doch allebestehen aus Naturmaterialien,die Gesichter verbergen sie hinterTannenzapfenmasken, die Um -hänge bestehen aus Moos, Flech-ten oder Rinde. Am Nachmittagverlagert sich das Geschehenimmer mehr in die Gasthäuser,wo die „Schuppel“ mit denGästen bis weit nach Mitternachttrinken und feiern und immer malwieder ein „Zäuerli“ zum Bestengeben. Andreas Guballa

Das 400 Jahre alte Brauchtums-museum in Urnäsch erzählt vonSilvesterchläusen, dem Sennenle-ben, von Bauernmalerei undStreichmusik. Infos im Internetunter: www.museum-urnaesch.ch

Maskerade zu „Silvester“: Eine „Schuppel“ (Gruppe) Kläuse mit prachtvollen Hauben und Miniaturszenen des ländlichen Lebens

Konservierte KatastrophenGesunken und gefunden – Antike Schiffswracks im Schwarzen Meer

Eine nervöse Hand wäre hierklar von Nachteil. „Es istein Kunsthandwerk, das

Ruhe braucht“, sagt Anja Isensee,Vergoldermeisterin aus Berlin.Dieses Handwerk arbeitet nochheute mit Techniken, die schonseit der Antike bekannt sind.Selbst das Computerzeitalter, woMaschinen menschliche Arbeitübernehmen, kennt keine neue-ren, beschleunigenden Methoden.Das aber macht diese künstleri-schen Arbeiten auch so wertvoll.Geboren in Altenburg, besitzt

Isensee nun eine Werkstatt aufeinem der schönsten alten Guts-höfe Berlins, der Domäne Dah-lem. Gerade vor und nach Weih -nachten, wenn viele noch festlichgestimmte Gäste in ihren Ladenhereinschauen, häufen sich dieAufträge.Hervorgegangen aus dem Ma -

lerhandwerk, befasst sich der Ver-golder mit der Veredelung vonOberflächen. Das heißt, er bringtBlattgold oder andere Metalle aufGegenstände auf. Vorwiegend beider Restaurierung alter Kunstwer-ke, Bilderrahmen, von Büchernund Architekturteilen kommt die-ser künstlerische Beruf zum Ein-satz. Isensee bekommt viele Auf-träge von privaten Kunden, aberauch von Künstlern, denen sie mitihrem Wissen und Können hilf-reich zur Seite steht. Blattgold isteine hauchdünne Goldfolie miteiner Stärke von 0,000125 Milli-meter. Das ist noch viel dünnerals die Dicke eines Haares, daszwischen 0,04 und 0,08 Millime-ter dick sein kann.

Wenn Vergolder mit der hauch-dünnen Folie arbeiten, müssen sieaufpassen, dass diese nicht durcheinen kräftigen Atemzug davon-fliegt. Vor der eigentlichen Arbeitmit dem edlen Metall müssen diezu vergoldenden Objekte jedochmehrfach grundiert, also mit ver-schiedenen Gemischen aus Krei-de und Leim eingestrichen wer-den. Erst danach beginnt die an -strengende Fummelei, das Goldaufzubringen.

Dazu benötigen die Vergolderauch besondere Werkzeuge. ZumBeispiel Tierhaarpinsel und einVergolderkissen, ein gepolstertesBrett mit Halte schlaufe. Manch-mal sogar mit Windschutz, damitdie darauf liegenden Blattgoldpa-piere nicht wegfliegen. Mit dereinen Hand hält der Vergolderdas Vergolderkissen und schnei-

det mit der anderen Hand einwinziges Blatt Gold zurecht. Auf-gebracht wird es dann mit demTierhaarpinsel.Von den verschiedenen Techni-

ken seien hier nur zwei erwähnt.Einmal die Ölvergoldung, wobeidie Untergrundbehandlung, bevordas Gold „angeschossen“ wird,sich auf einen Ölanstrich be -schränkt. Sie findet häufig An -wendung im Außenbereich, aberauch auf Stein, Metall und Texti -lien. Des Weiteren gibt es die Poli-mentvergoldung. Sie ist seit etwa2500 v. Chr. im alten Ägyptenbekannt und nur für den Innen-raum geeignet. Diese aufwendigeHandwerkstechnik bedarf großerErfahrung. Die Rezepte für die Unter-

grundbehandlung mit Kreide-grund, der mit organischem Leimgebunden ist, waren früher strenggehütete Geheimnisse der Vergol-der. Das hauchdünne Gold wirdmit dem Anschießer aufgebracht,einem flachen Pinsel aus Tier-haar. Es gibt Vergolder, die vor derGoldaufnahme mit dem Pinselüber die Wange streichen. DasHautfett soll so eine bessere Gold-aufnahme möglich machen. Miteinem Achat-Polierstein wird dasKunstwerk schließlich noch aufHochglanz gebracht. Es erfordert viel Geduld und

Geschicklichkeit, aber auch Fin-gerspitzengefühl, um etwas sorg-fältig zu vergolden. Vielleicht zie-hen sich Vergolder deshalb gernezurück, wie die Meisterin wissenlässt. In der Ruhe liegt die Kraftdes Vergolders. Silvia Friedrich

Geduld ist gefragtDer Beruf des Vergolders trotzt allen modernen Techniken

Nahe der bulgarischenSchwarzmeerküste hat eininternationales Forscher-

team mehr als 60 bestens erhalte-ne historische Schiffswracks ge -funden. Die Schiffe sind römi-schen, byzantinischen, osmani-schen sowie venezianischen Ur -sprungs. Sie liegen in einer Tiefevon 90 bis 2000 Meter auf demMeeresgrund. Seit Herbst 2016 sandten die

Wissenschaftler ferngesteuerteUnterwasserfahrzeuge mit mo -dernen Kameras und Laserscan-nern zu den Wracks. Unter Flut-licht wurden Tausende Fotosgemacht und anschließend amComputer zu hochauflösenden3D-Modellen zusammengesetzt.Das Ergebnis ist spektakulär: Klarzu erkennen sind Einzelheitenwie Seile auf den Decks, Ruder,Tongefäße, Kanonen und kunst-volle Schnitzereien. Es konntenSchiffstypen identifiziert werden,die bisher nur aus Schriften oderMalereien bekannt waren. Drei Jahre hat das Team um Pro-

fessor Jon Adams vom Zentrumfür Maritime Archäologie derUniversität von Southampton ent-lang der bulgarischen Schwarz-meerküste Untersuchungen desSeebodens durchgeführt. Die Ex -pedition mit dem Titel „Black SeaMaritime Archaeology Project“hatte die Aufgabe, frühere Kü -stenlandschaften im SchwarzenMeer zu kartieren. Man ist be -strebt, die paläo-ökologische Vor-geschichte des Gewässers zu re -konstruieren. Die Zentrale desForscherteams war das mit mod-

ernsten Unterwasser-Vermes-sungssystemen ausgerüsteteSchiff „Stril Explorer“.Ursprünglich war das Schwarze

Meer ein Süßwassersee. Vor rund7500 Jahren kam es zu einemraschen Anstieg des Wasserpe-gels, nachdem die Bosporus-Mee-resenge zwischen Marmarameerund Schwarzem Meer entstandenwar. Mit diesem Ereignis wird diebiblische Erzählung von der Sint-flut in Verbindung gebracht. In

wenigen Jahrzehnten versank dieLandschaft unter den Fluten, alsvom Mittelmeer über das Marma-rameer Salzwasser in das Schwar-ze Meer strömte. Die Entdeckung des Schiffs-

friedhofs entlang der westlichenSeefahrtsroute kam völlig uner-wartet und versetzte die Forscherin Begeisterung. Schon in derAntike war das Schwarze Meereine viel befahrene Wasserstraße.

Sie verband Venedig, den Balkan,Griechenland und Kleinasien mitdem Kaukasus, den eurasischenSteppen und Mesopotamien.Dank der anoxischen Bedingun-gen, also im sauerstofffreien Mi -lieu in Tiefen ab 150 Meter, sinddie untergegangenen Schiffe samtLadung in sensationell gutemZustand erhalten, denn alles, wasdorthin sinkt, wird konserviert. Man hofft, anhand der geborge-

nen Funde Belege für den Import

von Seide, Gewürzen, Parfüm,Juwelen und selbst Schriftrollenzu finden. Ob es zu Bergungenvon Schiffswracks kommt, istnoch ungewiss. Der bulgarischeKultusminister hat angekündigt,dass ein Museum für Unterwas-serarchäologie auf der Insel SwetiKirik vor Sosopol, dem antikenApollonia, entstehen wird, um dieFundstücke von den Schiffen aus-zustellen. D. Jestrzemski

Grünes Grab: Schiffswrack im Schwarzen Meer Bild: Blackseamap

Wertvolle Kunst: Bildnis mitKrone aus hauchzartem Gold

LEBENSST IL

Neujahr nach Schweizerart13 Tage verspätet – Im Appenzeller Land gehen die Uhren anders: Dort wird Silvester gleich zweimal gefeiert

Bild: swiss-image.ch/Christof Sonderegger

Bild: Friedrich

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22 Nr. 1– 5. Januar 2018

Wer schon immer einmalwissen wollte, wie die Tie-

re in Wald und Feld den hartenWinter überstehen, liegt mit demBuch von Thomas Müller„Schneehuhn, Reh und Hasel-maus“ aus dem Gerstenberg-Ver-lag genau richtig. Auf 60 großfor-matigen Seiten verfolgt man dieSpuren der Wildtiere in Schneeund Eis und erfährt so, wie Rehe,Füchse, Marder, Hasen, Luchse,Insekten undviele Tiere mehrdurch den Win-ter kommen.

Es ist wichtig,dass Säugetiere,aber auch Vögel,eine gleichbleibende Körpertem-peratur aufrecht erhalten. Dennsonst kann der Körper die le-benswichtigen Funktionen nichtgewährleisten. Wärmeverlust isteine schlimme Sache, wenn esdraußen stürmt und schneit.

Manche Tiere wie Rehe, Hasenund Gämsen bekommen dicke-res Winterfell. Vögel plusternsich auf, umKörperwärmezu erhalten.Einige Tierefallen in Win-terschlaf. IhrHerz schlägtdann langsa-mer und dieKörpertempe-ratur geht zu-rück. Wiederandere Tierehalten nurWin te r ruheoder Winter-

starre, wobei sie immer wiederaufwachen und nach Nahrungsuchen, die sie im Herbst ver-steckt haben. Denn der Tisch derNatur ist im Winter nur sehr karggedeckt. Da müssen oft auch dieRinde von Bäumen und Sträu-chern genügen, weil nichts ande-res zu finden ist.

Wie die einzelnen Tiere unse-rer heimischen Landschaft esgenau machen, ist wunderbar

nachzulesen undmit meisterhaf-ten Bildern illu-striert. So hatman endlichmal die Gele-

genheit, Vögel undSäugetiere genauer anzuschau-en. Hinweise, wie wir den Tie-ren im Winter helfen können,gibt es am Ende des Bandes. Esist ein sehr gelungenes, informa-tives Kinderbuch für lange Win-ternachmittage. Für alle, die Tie-re lieben, ein guter Tipp für denGeburtstagswunschzettel.

Silvia Friedrich

Was nun?“, lautet die Frage,die Dimitrios Kisoudisdem zunehmend aus den

Fugen geratenen Staat Bundesre-publik Deutschland im Titel seinesneuen Buches stellt, um im Unter-titel „Vom Sozialstaat zum Ord-nungsstaat” zugleich die bündigeAntwort zu geben. Dem Ideal desOrdnungsstaates, der sich klug aufsein ureigenes Terrain beschränkt,innere und äußere Sicherheit gar-antiert, die Außenpolitik bestimmtund ansonsten dem Bürger seineFreiheit garantiert und sichert,stellt Kisoudis den „totalen“ Staatgegenüber, der immer mehr Auf-gaben findet, sich in alles ein-mischt und an allem scheitert, weildie immer filigranere Gängelungdes Einzelnen seine Voraussetzun-gen und Mittel überstrapaziert –Paradebeispiel Asylkrise.

Zeitlich umfasst das Buch diestaatsrechtlichen Auseinanderset-zungen vom Kaiserreich über dieWeimarer Republik – das DritteReich bleibt ausgeklammert – biszur Bundesrepublik und wirfte ei-nen Blick auf die EU. Das alles istinteressant zu lesen und auch flottformuliert, wenn auch bisweilenetwas schief. So sei, mit Kisoudisgesprochen, der tiefrote Marbur-ger Politologe Wolfgang Abend-roth ein „Meister des method ac-ting …, der Robert de Niro des Ver-fassungsrechts“. Nun ja. Kisoudis,der bereits Dokumentarfilme ge-dreht hat, scheint außerdem einFaible für den dramatischen Show-down zu besitzen: „Mit CarlSchmitt, Rudolf Smend und Her-mann Heller werfen ein Katholik,

ein Protestant und ein Sozialde-mokrat ihre politischen Überzeu-gungen in den Ring. Alle dreiorientieren sich an der Soziolo-gie“, heißt es an anderer Stelle.Das Problem dieser lässigenSprachbilder ist allerdings die Un-genauigkeit. Kann ein Sozialdemo-krat kein Katholik oder Protestantsein?

Zu den kleinen Unklarheiten ge-sellen sich auch einige größere. Istder totale Staat wirklich so total,wie Kisoudis behauptet? Unklarbleibt dabei das Reizthema Um-verteilung. Diese kann von „oben“nach „unten“ führen – aber ebenauch umgekehrt. Hier ist Kisoudis‘Blick selektiv, denn es geht nichtnur um Verteilung. Handstreichar-tig wird den Bürgern zugleich Ei-gentum entzogen. Genannt seienetwa die Privatisierungen der ehe-dem staatlichen Post oder Bahn.Die Altersvorsorge wird teilprivati-siert. Schulgebäude werden ver-kauft, um sie dann zurückzulea-sen, weil das Geld für die Sanie-rung fehlt. Die Liste ließe sich fort-führen. Richtiger wäre also die Di-agnose, dass der Staat sich aus dertreuhänderischen Fürsorge aus fi-nanziellen Gründen immer mehrzurückzieht, um sich umso inten-siver Bereichen zu widmen, diesein Scheitern absehen lassen.

Der „totale Sozialstaat“ (Kisou-dis) ist nicht sozial, er ist nicht ein-mal total, bestenfalls unentschlos-sen, schlechtestenfalls unfähig.Natürlich könnte der Staat demheillosen Durcheinander bei Asyl,Einwanderung und Aufenthaltenvon Ausländern und dem Miss-

brauch von damit verbundenenRegelungen einen Riegel vorschie-ben. Es fehlt jedoch ein koordinier-tes Handeln der Regierenden, re-spektive der Wille dazu. Stattdes-sen gewinnt das Projekt eines gro-ßen Bevölkerungsaustausches im-mer deutlicher an Kontur. Wäh-rend das Geld für überfällige Brük-ken- und Straßenbauarbeiten al-lenthalben fehlt, wird eine längstzur „Asylindustrie“ mutierte Not-fallregelung mit Finanzmitteln ge-radezu überschüttet. Weniger laxals bei den Grenzkontrollen von„Flüchtlingen“ ist der totale Staatbei deutschstämmigen Verweige-rern der GEZ. Es geht eben auchanders.

Das Ausklammern ganz wesent-licher Bereiche, die alle, wennauch weniger direkt, mit demStaatsrecht zu tun haben, trübt lei-der die Lektüre dieses interessan-ten Buches. Um die eingangs vonKisoudis gestellte Frage zu lösen,muss auch über Interessen geredetwerden undüber Souverä-nität, dieBundesrepu-blik – mitW o l f g a n gSchäuble ge-sprochen – zukeinem Zeit-punkt hatte. Essind eben nichtnur die Debat-ten zwischenSchmitt undKelsen, Smendund Helleroder Abend-

roth und die daraus hervorgehen-den „Sieger“, die die „Weichen stel-len“ (Kisoudis). Wobei maßgebli-che Details überdies zu kurz kom-men. So kreiste etwa die Kontro-verse zwischen Schmitt und Kelsenin den 1920er Jahren um die Frage,wie unabhängig ein Verfassungsge-richt sein könne, das vom Parla-ment eingesetzt wird und die Le-gislative kontrollieren soll.

Ein heikler Punkt, der bis heuteFragen aufwirft. Man denke nur andie kontroversen Positionen derVerfassungsrichter Voßkuhle unddi Fabio zur aktuellen Asylsitua-tion. Voßkuhle, der die Merkel-Po-litik juristisch flankiert, wird – einSchelm, wer Böses denkt – immerwieder als Kandidat für den Po-sten des Bundespräsidenten ge-nannt. Als Skizze mit Anregungenzur Vertiefung ist das Buch gleich-wohl lesenswert. Für die zahlrei-chen Anmerkungen wäre ein Regi-ster hilfreich gewesen.

Nike U. Breyer

Klagen über den Verlust tra-ditioneller Normen undWerte sind eigentlich nicht

neu. In den Nachkriegsjahren wardas Buch „Verlust der Mitte“ vonHans Sedlmayr ein wahres Kult-buch, das ganz offensichtlich ei-nen Nerv der Zeit getroffen hatte.In unseren Tagen, im Zeitalter derGlobalisierung, werden radikaleVeränderungen vieler wirtschaft-licher, politischer und sozialerBereiche wegen des rasantenTempos ganz unmittelbar emp-funden.

Ernst-Dieter Lantermann, eme-ritierter Sozialpsychologe an derUniversität Kassel, sieht in derdaraus resultierenden Verunsi-cherung einen Hauptgrund fürdie Radikalisierung der Gesell-schaft bis hin zu Hass und Fana-tismus. Die heutige Gesellschaft,schreibt er in dem Buch „Die

radikalisierte Gesellschaft. Vonder Logik des Fanatismus“, muteihren Bürgern gravierende Unsi-cherheiten ihrer Lebensverhält-nisse zu. Die Menschen würdenständig mitverstörendenNachrichtenüber die Kat-astrophen inder Welt kon-frontiert undlitten unterdem VerlustverlässlicherOrientierung:„Immer mehrMenschen er-fahren, dassihr Leben zueiner prekärenGratwande -rung zwischenMeistern und

Absturz geworden ist und sehensich in ihrem Selbstwertgefühlzutiefst verunsichert.“

Auf diese „Selbst-Erschütterun-gen“ reagieren die Menschen, so

Lantermanns These, ganz gegen-sätzlich. Ein Teil von ihnen sehedie Auflösung traditioneller, festerOrdnungen und Prinzipien alsChance zu eigener Kreativität undSelbstverwirklichung. Der andereTeil hingegen reagiere mit Angstauf wirtschaftliche und sozialeVeränderungen sowie mit einer zu-weilen bis zum Hass gesteigertenFeindseligkeit gegenüber Fremdenund Flüchtlingen. Lantermannsieht eine Radikalisierung in denwestlichen Gesellschaften, die erfast durchweg auf dem „rechten“politischen Spektrum ausmacht,verursacht durch die teils gespürte,teils tatsächlich eingetretene Ent-wurzelung aus traditionellen Mi-lieus und Berufen.

Schon vor diesem Buch hatteder Autor an einschlägigen For-schungen zu diesem Thema gear-beitet, seine Schlussfolgerungen

zieht er aus viel statistischem Ma-terial. Leider belässt er es hier beimehr oder weniger abstraktenAussagen. Es fehlen konkrete Bei-spiele, die der Darstellung gut ge-tan hätten. Konkreter wird es aberim Mittelteil des Buches, in demder Autor auf individuelle For-men der Selbstsicherung undSelbstvergewisserung eingeht.Solche Formen sieht er zum einenin den sogenannten „gates com-munities“, also den wachsenden,streng von der Außenwelt abge-schirmten Wohnsiedlungen wohl-habender Bürger, dann aber vorallem – und hier wird das Buchwirklich spannend – in der stän-dig wachsenden Fitnessbewegungund – „als extreme Form alltäg-licher Sinnfindung“ – im Vega-nismus als extremste Form selbst-bestimmten Lebens in unüber-sichtlich gewordener Zeit. Lanter-

mann zieht unausgesprochen Pa-rallelen zwischen dem Fanatismusauf politischer Ebene und dem Ri-gorismus von Veganern – ein et-was gewagtes Unterfangen, abergemein ist ja beiden Richtungenin der Tat Intoleranz, Verachtung,ja, Hass gegenüber Andersden-kenden und -handelnden.

Sein mitunter düsteres Bild re-lativiert der Autor gegen Endeselbst, indem er der Bundesrepu-blik eine alles in allem gefestigteZivilgesellschaft bescheinigt, wo-für ja erfreulicherweise auch vie-le Anzeichen sprechen. Aber siezu erhalten, bleibe eine dauerndeAufgabe von Politik und Gesell-schaft. Ein ungewöhnlich aus-führliches, auf hohem Niveau ge-haltenes Literaturverzeichnis er-laubt ein Weiterarbeiten zu allenhier teilweise nur angeschnitte-nen Fragen. Dirk Klose

Es gibt sie doch, die normati-ve Kraft des Faktischen, derGeschichte. Beweis ist das

Buch „Verschwundene Orte...“, des-sen Titel „harmlos“ scheint, dessenInhalt aber eine klare Sprachespricht. Es beruht auf einer Tagungdes „Bundes der Egerländer Ge-meinden“, die vom BayerischenStaatsministerium für Arbeit undSoziales, Familie und Integration fi-nanziert wurde. Es enthält sechsVorträge namhafter Forscher, in de-nen die Folgen der Vertreibung derSudetendeutschen aufgearbeitetund geschildert werden. Der Vor-trag „Zur ethnischen Symbolik inder masurischen Landschaft“ be-fasst sich auch mit Ostpreußen.

Auch in der Provinz Ostpreußenhat es ab 1945 Vertreibungen gege-ben. Im Jahr 1950 lebten von etwa2,5 Millionen noch zirka 170000Deutsche in Ostpreußen. Heuterechnen sich etwa 8000 Menschenzur Deutschen Minderheit im Sü-

den der Provinz. Natürlich wurdenauch hier viele „Spuren deutscherVergangenheit und Geschichte“ alsTeil einer „Legitimationsstrategie“für die „Wiedergewinnung“ Masu-rens bewusst beseitigt. Dessen Be-wohner hatten noch 1920 mit fast100-prozentiger Mehrheit für denVerbleib beim „Reich“ votiert. Ob-wohl sich 44,1 Prozent als „masu-risch-sprachig“ bezeichneten,stimmten 97,9 Prozent für Deutsch-land. Was die „Wüstungen in Po-len“ betrifft, so gebe es im deut-schen Wikipedia „67 Einträge“, impolnischen Wikipedia aber „340Wüstungen“. Auf diese Diskrepanzweist im Anhang der Verleger Kon-rad Badenheuer hin.

Ganz anders sah es im Sudenten-land aus, wie die vielen Kreuzchenfür die „zerstörten und verschwun-denen Orte“ in der Landkarte amEnde des Buches zeigen. Wird dieUrsache auf der Titelseite noch ka-schiert, so spricht man bei den

Vorträgen schon deutlicher von„Vertreibungen“. Obwohl die Ver-einten Nationen diese als „Völker-mord“ klassifiziert haben, wirddiese Bezeichnung tunlichst ver-mieden. Die Vertreibung war dereinzige Grund für den Untergangder Siedlungen in den böhmischenLändern, im Egerland oder Erzge-birge. Es ist er-s c h ü t t e r n dnachzulesen,was im „Jahrder Auspeit-schung“ in derTschechoslo-wakei alles anBru ta l i tä tenverübt wurde.Da ist es eingeringer Trost,wenn Tsche-chen heute den„Untergang derböhmi schenKultur“ bedau-

ern. Allein im Sudetenland sind et-wa 2400 ländliche Siedlungenuntergegangen.

Es ist ein kleines, inhaltsschwe-res und gut bebildertes Buch, daszur Lektüre, auch wenn sie alteWunden wieder schmerzhaft auf-brechen lässt, doch eindringlichempfohlen wird. Wolfgang Thüne

Der beliebte Bildband „Das alteOstpreußen“ mit Texten von

Arno Surminski aus dem Ham-burger Ellert & Richter Verlag istin siebter Auflage erschienen. Fo-tografien des Königsberger Denk-malamts aus der Zeit von 1880 bis1943 in hoher Qualität zeugen vonder Schönheit einer deutschenKulturlandschaft.

In Rubrikenunterteilt er-zählen die Bil-der vom Fami-lienleben inder ProvinzOstpreußen,von Städtenund demS ta d t l e b e n ,ebenso wievom Landle-ben. DieSchwarz-Weiß-Fotos vermit-teln dem Be-

trachter einen Eindruck von Kö-nigsberg zur Kaiserzeit, vom har-ten Landleben, dem Markttreibenin Städten wie auch von techni-schen Bauwerken. Der bekannteostpreußische Schriftsteller Sur-minski, dessen Romane und Er-zählungen in Masuren spielen,führt den Leser in eine unverges-sene Zeit ein. MRK

BÜCHER IM GESPRÄCH

Der Sozialstaat als filigraner Gängeler Tiere im Winter

Waldbewohnerhalten sich warm

Von »Wüstungen« im Sudetenland und in MasurenOstpreußen in Bildern

Wie Menschen mit dem Verlust einer verlässlichen Orientierung umgehen

Dimitrios Kisou-dis: „Was nun?Vom Sozialstaatzum Ordnungs-staat“, Manuscrip-tum Verlag, Berlin2017, broschiert,128 Seiten, 16 Eu-ro

Thomas Müller:„Schneehuhn, Rehund Haselmaus.Tiere im Winter“,Gerstenberg Ver-lag, Hildesheim2017, gebunden,60 Seiten, 16,95Euro

Wilfried Heller(Hg.): „Verschwun-dene Orte. Zwangs-a u s s i e d l u n g e n ,Neuansiedlungenund verschwunde-ne Orte in ehemalsdeutschen Sied-lungsgebieten Ost-m i t t e l eu ropas “ ,Verlag Inspiration,Berlin 2017, bro-schiert, 96 Seiten,9,80 Euro

Ernst-Dieter Lan-termann: „Die ra-dikalisierte Gesell-schaft. Von der Lo-gik des Fana-tismus“, Karl Bles-sing Verlag, Mün-chen 2016, gebun-den, 224 Seiten,19,99 Euro

Arno Surminski:„Das alte Ostpreu-ßen“, Ellert & Rich-ter Verlag, 5. Aufla-ge, Hamburg 2017,gebunden, 360 Sei-ten, 16,95 Euro

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Nr. 1– 5. Januar 2018 23ANZEIGE RAUTENBERG BUCHHANDLUNG

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24 Nr. 1– 5. Januar 2018

MELDUNGEN MEINUNGEN

Mit Inbrunst in den KlamaukWie Berlin uns immer wieder bei Laune hält, was Lindner und Kubicki gefehlt hat, und warum nur Versager seriös sind / Der satirische Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Ist Ihnen langweilig? Dann ha-ben wir den idealen Job fürSie − nicht irgendwo in der

Provinz, sondern am Puls desLandes, in unserer HauptstadtBerlin. Da sind bekanntlich kurzvor dem Jahreswechsel vier Häft-linge aus dem Gefängnis Plötzen-see ausgebüxt, und zwar unterdem wachen Auge einer Überwa-chungskamera.Warum das in der Alarmzentra-

le keiner bemerkt hat? Ach, seufz-te Anstaltsleiter Uwe Meyer-Ode-wald: In der Zentrale laufen 30Monitore, da guckt man höch-stens mal drauf, wenn einem„langweilig“ ist. Und das war dasProblem: Dem Anstaltspersonalwar offenkundig nicht langweilig.Was die wohl gerade gemacht ha-ben, als neben ihnen ganze dreiMinuten lang die Bilder vomspektakulären Ausbruch über denBildschirm liefen? Skat kloppen?Weihnachtsgeschenke verglei-chen? Glühwein kippen? Es hatdann noch fast eine Dreiviertel-stunde gedauert, bis die Wächtermitbekamen, dass ihnen etwasentgangen war. Die Fahndungnach dem Quartett lief zunächstnicht öffentlich, aus Rücksicht aufdie Persönlichkeitsrechte derAusbrecher. Ja, Berlin! Wo Islam-fanatische

Mörder zu „Märtyrern“ erklärtund Drogendealer zu Helden desAlltags erhoben werden. VomFlughafen reden wir ja gar nichtmehr. Wer sich in so einer Metro-pole langweilt, dem ist nicht zuhelfen. Kaum eine Woche vergehtmehr, ohne dass uns unsereHauptstadt mit neuem Klamaukversorgt. Dabei nötigt es Respektab, mit welcher Geradlinigkeit,welcher unbeirrbaren Konse-quenz die Grenzen von Verblen-dung und Verblödung an derSpree immer weiter gedehnt wer-den. Und das in einer genialenMischung aus Inbrunst undLeichtigkeit, die Ihresgleichensucht in der Republik. Für die Republik hält das ange-

laufene Jahr allerhand Spannungbereit. Große Verwerfungen kün-digen sich an. Fast scheint es, dassman sogar in der CDU zu begrei-fen beginnt, dass die Union dieBundestagswahlen doch nicht ge-wonnen hat. Seit dem Flüchtlingsmärchen

von 2015 hatte sich in den oberen

Etagen von Politik und Mediendie Überzeugung durchgesetzt,dass die Wirklichkeit eigentlichunbedeutend ist für das eigeneReden und Handeln.Ganz in dieser Bahn laufend,

hatten die politisch Verantwort-lichen den Nasenstüber vom24. September in einen Wähler-auftrag zum „Weiter so“ umfrisiertund sich ganz entspannt ans Ja-maika-Sondieren gemacht. SeitEnde November aber geht allesschief. Bedenkliches kündigt sich an.

Auf gar nicht mehr so leisen Soh-len entfernt sich der politisch-me-diale Komplex von Angela Mer-kel. Es werden sogar schon Na-men von mög-lichen Nachfol-gern genanntund Umfragengestreut, nachd e n e n e i n eMehrhei t derDeutschen derewigen Kanzle-rin überdrüssigist.Davon elektrisiert traut sich

sogar die FDP wieder auf dieBühne. Über Jamaika könne manvielleicht doch noch mal reden,hieß es von den Gelben ganz un-erwartet.Was reitet die wohl? Vermutlich

leiden die Liberalen am Mangelan Aufmerksamkeit. Kann manverstehen, bei der Vorgeschichte:Nach vier Jahren Parlaments-Aus-schluss inklusive politischer Nah-tod-Erfahrung haben es ChristianLindner und Wolfgang Kubickiaus vollen Zügen genossen, dasssie wegen der Jamaika-Gesprächeseit Oktober wieder überall imRampenlicht standen.Nachdem sie das Projekt hatten

platzen lassen, dauerte die Auf-merksamkeit noch ein, zwei Wo-chen an, wenn auch weit wenigerfreundlich als zuvor. Aber immer-hin, man blieb im Gespräch.Danach aber wurde es still um

die FDP-Stars, niemand kitzelteihnen mehr den Bauch oder be-schimpfte sie wenigstens. Sie wa-ren wieder weg aus den Schlag-zeilen, was der Eitelkeit eines Ku-bicki oder Lindner schmerzlichauf die Füße gefallen sein muss.Zum Glück der Freidemokraten

entpuppten sich die neuerlichenschwarz-roten Vorverhandlungen

umgehend als trostloses Gewürge,sodass jeder Reiz einer weiterenGroko schon im Ansatz verdamp-fen musste. Das bot die Gelegen-heit, sich wieder nach vorne zudrängeln.Um nicht in heikles Terrain zu

geraten, haben die Liberalen ei-nen Schutzwall aus Bedingungenaufgetürmt, der sie davor schüt-zen soll, wirklich gefragt zu wer-den, ob sie regieren wollen: Neu-wahlen soll es geben und Merkelmüsse gehen.Dieser Wall wird vorerst halten.

Vor Neuwahlen fürchten sich dieSozis mehr denn je. Die Weih -nachtsgans kaum verdaut, knallteihnen Forsa kurz nach dem Fest

den Umfrage-wert von 19 Pro-zent vor denLatz. Die Unionkommt von ih-r em s ch e uß -lichen Septem-b e r r e s u l t a tebenfalls nichtweg, es könntealso auch für die

Schwarzen noch schlechter wer-den als ohnehin.Richtig spannend ist natürlich

die Frage nach der Zukunft derewigen Kanzlerin. Könnte eswirklich sein, dass Merkels Zeitsich dem Ende neigt? Man mag essich kaum vorstellen, aber wie wirschon anmerken mussten: Einewachsende Zahl von Leuten tut estrotzdem. Wenn eine Regentschaftzu Ende geht, sind die Schranzendes alten Regimes gut beraten,sich rechtzeitig aus dem Staubezu machen, um Abstand zwischensich und die verglimmende Machtzu bringen. Sonst reißt sie einenmit in die Tiefe.Auffallend viele Kommunalpo-

litiker sind in den letzten Tagenan die Öffentlichkeit gegangen,um uns mitzuteilen, wie sehr sieunter den Folgen der offiziellenWillkommenskultur leiden. Mit-leid? Nun ja: Erinnern wir uns lie-ber an den Karlsruher CDU-Par-teitag vom Dezember 2015 oderdie 100 Prozent für Martin SchulzAnfang 2017. Waren da nicht auchwelche von jenen Kommunalpoli-tikern dabei, die jetzt herumjam-mern? Hatten sie Merkel nicht mitstehenden Ovationen überschüt-tet? War da in Karlsruhe nichtdieses 1000-zu-zwei-Ergebnis,

mit dem die CDU-Delegierten dieWir-schaffen-das-Politik der Will-kommenskanzlerin nahezu ein-hellig unterstützt haben? Und wiewaren sie mit denen umgegangen,die ihnen damals schon haarkleinund mit längst gemachten Erfah-rungen belegt vorrechneten, wodas alles enden wird?Ach du liebe Zeit! Und nun?

Hatten die „Rechten“ etwa recht?Wenn ja, wie können wir verhin-dern, dass das durchsickert? Der Bürgermeister von Kandel

kennt den Ausweg: In dessen Ge-meinde ist die 15-jährige Mia voneinem Afghanen getötet worden.Sie hatte sich zunächst mit ihmeingelassen, ihn dann aber abser-viert, was der Afghane als unver-zeihlichen Anschlag auf seineMannesehre verstand. Kandels SPD-Bürgermeister

wandte sich nach der schreck -lichen Tat umgehend demerstrangigen Problem zu: der Ge-fahr fremdenfeindlicher Parolen,die infolge der Tat aufkommenkönnten. Damit hat er die Asylpo-litik geschickt aus der Schussliniegezogen und die Deutschen zumeigentlichen Gefahrenherd er-klärt. Dieser Trick hat sich seit Länge-

rem bewährt. Je mehr die Ergeb-nisse der Grenzöffnung zutagetreten, desto wertvoller wird dieseStrategie. Demnach dürfen wir fürdieses Jahr damit rechnen, dassder Kampf gegen Rechts ganzneue Dimensionen erklimmt.Nach jedem neuen „Vorfall“, inden „Männer“, „Jugendliche“ oder„Gruppen“ verwickelt sind, wer-den wir umso leidenschaftlicherauf den Plan treten, um jene zumSchweigen zu bringen, die politi-sche Fragen stellen.Den Rest besorgen gut eingeüb-

te Floskeln. Etwa, wenn einerfragt, warum 2015 niemand aufdie Warner hören wollte. Dann sa-gen wir eben, dass „kein seriöserBeobachter das Ausmaß der Pro-bleme“, die mit der ungezügeltenAsylflut auf uns zukommen wür-den, „hatte vorhersehen können“.Damit geben wir zu verstehen,

dass jeder, der es damals schonwusste und sagte, als „unseriös“zu betrachten ist und daher nichtzählt. Auf diese Weise kann manjedes auch noch so gigantischewie schuldhafte Versagen zumAusweis nobler Haltung adeln.

Also doch wieder Jamaika?

Lindner und Kubickihalten es im Schatteneinfach nicht aus

ZUR PERSON

Säulenheiligerder Republik

Finanzexperte Daniel Stelterbezeichnet die Vorschläge ausParis und Brüssel zu noch mehrfinanzieller „Umverteilung“ imEuro-Raum als gefährlichen Irr-weg. Im Portal „t-online“ (20.Dezember) warnt er:

„Im Kern möchte der französi-sche Präsident die Krise, diedurch zu viel billiges Geld undzu viele Schulden verursachtwurde, mit noch mehr Schuldenbekämpfen ... Diese Maßnah-men hätten die letzte Krise nichtverhindert ... Die Vorschläge zurSanierung der Eurozone sindwirkungslos. In der heutigen Si-tuation kann man mit mehr Um-verteilung die gigantischen Pro-bleme nicht mehr lösen.“

Manfred Haferburg kritisiertauf der Netzseite „Achse desGuten“ (19. Dezember) den Um-gang mit Opfern und Hinterblie-benen vom Breitscheidplatz an-hand der Einladung der Politikzur Gedenkfeier ein Jahr nachdem radikal-islamischen Mas-senmord:

„Allerdings lag der Einladungder Regierung an die Opfer undAngehörigen zur Veranstaltungein Merkblatt zur Reisekosten-erstattung bei: ,Taxikosten wer-den nicht erstattet. Es müssenöffentliche Verkehrsmittel be-nutzt werden.‘ Wer mit demAuto anreise, bekommt 0,20 Eu-ro pro gefahrenen Kilometer er-stattet – allerdings nur bis zu ei-nem Betrag, der nicht höher ist,als der für ein Bahn- oder Flug-ticket der Ökonomieklasse. DieBegründung der Behörde: spar-samer Umgang mit öffentlichenMitteln. (Berlins Bürgermeister)Müller und Merkel waren in ih-ren gepanzerten Limousinen fürje 325000 Euro angereist.“

Jens Spahn warnt auf „TichysEinblick“ (21. Dezember) denWesten davor, sich selbst aufzu-geben. Er zieht dafür ein be-klemmendes historisches Bei-spiel einer solchen Selbstaufga-be heran:

„Der Barbar hatte schon im-mer ein gutes Gespür dafür,wann eine Hochkultur sichselbst überlebt hatte. Mit Listoder Gewalt oder mit List undGewalt ging er daran, ihren zivi-lisatorischen Anspruch erst sichselbst nutzbar zu machen, dieFrüchte ihrer Errungenschaftenzu plündern und sie dann durchdie eigene Barbarei zu ersetzen... Europa, das seinen zivilisato-rischen Anspruch aufgegebenhat, wird zum Spielball derBarbarbei. Und es verklärt sichdie Übernahme durch die Bar-barei als den Höhepunkt seinereigenen kulturellen Anspruchs,ohne zu begreifen, dass es die-sen längst verloren hat.“

Die bekannte Autorin NeclaKelek nimmt, passend zuSpahn, auf „perlentaucher.de“(21. Dezember) den Umgang derzeitgenössischen Linken mitdem Islam auseinander:

„Es gilt nicht mehr das altePrinzip der Aufklärung ,AlleMenschen sind gleich und ha-ben dieselben Rechte undPflichten‘, sondern man will dasUngleiche gleich behandeln.Konkret: Apartheid von Frauensoll unter den Schutz dergrundgesetzlichen Religions-freiheit fallen. Das ist reaktio-när, für mich als Türkeistämmi-ge ein Rückfall in osmanischeZustände des Millet-Systems.Die Protagonisten bezeichnensich als links, sind wie AydanÖzoguz im SPD-Vorstand, tat-sächlich betreiben sie aber dieZerstörung der offenen Zivilge-sellschaft.“

München – Die CSU strebt lauteinem Bericht von „Welt online“eine bürgerlich-konservative Bil-dungspolitik an, weil die linke Bil-dungspolitik gescheitert sei. DieChristsozialen wollen sich dem-nach nicht an den Schwächstenorientieren, sondern an der Spit-ze. Um dies für Bayern zu ge-währleisten, wehrt sich die CSUgegen eine Aushöhlung des Bil-dungsföderalismus, der vor allemaus den Reihen der SPD zuneh-mend infrage gestellt wird. H.H.

Köln – Unter allen Formen der Er-zeugung sogenannten erneuerba-rer Energie ist der Solarstrom amineffizientesten, so eine Studie desInstituts der Deutschen Wirtschaft(IW) in Köln. Danach kostet Solar-strom zur Vermeidung von einerTonne Kohlendioxid rund vierein-halb Mal so viel wie Windstrom,der an Land erzeugt wird. Amgünstigsten ist Strom aus Depo-niegas, das nur rund zwei Drittelso viel kostet wie der von landge-stützten Windkraftanlagen. H.H.

Solarstrom istam teuersten

CSU gegen linke Bildungspolitik

PANORAMA

Zur Überraschung von Freundenwie Feinden der AfD hat deren

Partei- und FraktionsvorsitzenderAlexander Gauland für die partei-nahe Stiftung der gemeinhin alsProtestpartei geltenden AfD mitGustav Stresemann (1878–1929) ei-nen Säulenheiligen der Bundesre-publik als Namenspatron vorge-schlagen. Die Verherrlichung desAußenministers und Reichskanz-lers der Weimarer Republik insbe-sondere in der frühen Bundesrepu-blik bot sich aus zwei Gründen an.Zum einen wurde die rechtslibera-le Deutsche Volkspartei unter sei-ner Führung von einer Weimar-kri-tischen Oppositions- zu einer Wei-mar-freundlichen Regierungspartei,welche die Weimarer zur GroßenKoalition erweiterte. Zum anderensteht der Friedensnobelpreisträgerdes Jahres 1926 wie kaum ein ande-rer für die sogenannte Erfüllungs-politik. Seine Bemühungen um ei-nen Ausgleich mit Frankreich undeine Einbindung in den We stenschienen der Vorläufer der Außen-politik des ersten Kanzlers des

westdeutschenTeilstaates zusein. Kaum Reichs-

kanzler undAußenministergeworden, be-endete er 1923

den gegen Frankreich gerichtetenRuhrkampf. Als Kanzler trat er nochim selben Jahr zurück, Außenmini-ster blieb er. In dieser Eigenschaftsorgte er dafür, dass im Vertrag vonLocarno Deutschland und Frank-reich 1925 auf eine gewaltsame Re-vision der in Versailles gezogenengemeinsamen Grenze verzichtetenund dass 1926 das Reich der UN-Vorgängerorganisation Völkerbundbeitrat, deren Ziel die Verteidigungder in den Pariser Vorortverträgengeschaffenen Ordnung war. ZumNimbus Stresemanns trug sicher-lich auch bei, dass er wie WaltherRathenau und Friedrich Ebert imAmt verstarb. Hinzu kommt, dassnoch im Jahre seines Todes mit demAusbruch der Weltwirtschaftskri-se die „Goldenen Zwanziger“ derWeimarer Republik endeten. M.R.

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