20JahresindeinguterAnfang...ten – Farbeimer und klettert aufsGerüst.Zuerstkommtder hintere Giebel...

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G eschichte macht Spaß. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit, das Sammeln, Bewah- ren, Erforschen und Aufberei- ten von Informationen und Sa- chen ist keine mühevolle Last, sondern kann und darf ein Ver- gnügen sein. In dieser Erkenntnis treffen sich zwei Partner, die am kom- menden Wochenende ein ge- meinsames Fest feiern: Das Feu- erwehrmuseum Kirchlengern- Quernheim in Häver und das HF-Magazin. HF, das heute in doppeltem Umfang mit seiner 74. Ausgabe erscheint, wird vom Kreisheimatverein Herford he- rausgegeben und trägt den Un- tertitel Heimatkundliche Bei- träge aus dem Kreis Herford. Und das Feuerwehrmuseum, in privater Initiative getragen und aus kleinen Anfängen zu ei- nem der größten musealen Anla- gen seiner Art in Deutschland ge- wachsen, feiert Geburtstag: Seit 20 Jahren wird die Sammlung präsentiert, davon die meiste Zeit auf dem schönen Gelände im Grünen in Kirchlengerns Ortsteil Häver nicht weit von der Stadtgrenze zu Löhne. Für den HF-Herausgeber Kreisheimatverein ist der Muse- ums-Geburtstag Anlass, auf dem Gelände rund um das Feuer- wehrmuseum ein kleines Ge- schichtsfest auszurichten: Eine ganze Reihe von Mitgliedsverei- nen ist am 18. und 19. Septem- ber mit von der Partie. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Oldtimern liegen: Es werden zahlreiche Kenner und Freunde historischer Fahr- zeuge erwartet. Außerdem wird ein ungewöhnliches Buch erst- mals vorgestellt. In ihm werden funktionstüchtige Oldtimer auf unterhaltsame Weise als Erinne- rungsstücke, aber auch als Infor- mationsquelle für Vergangenes verwendet. HF-Leser kennen das Prinzip schon länger: Seit 2003 stellt HF-Autor Christoph Mörstedt ihnen als Testfahrer historische Fahrzeuge vor. Seine schönsten Fahrberichte aus HF und dem landwirtschaftlichen Wochen- blatt – immer mit Fotos von NW-Fotograf Frank-Michael Kiel-Steinkamp – sind jetzt vom Landwirtschaftsverlag Münster zu einem Buch zusammen ge- fasst worden. Vorgestellt wird es exklusiv am Samstag, 13 Uhr, auf der HF-Leserfete im Feuer- wehrmuseum Kirchlengern. Und natürlich gibt es in dieser HF-Ausgabe, die einen Schwer- punkt auf Feuer und Feuer- schutz legt, einen Fahrbericht über ein Feuerwehr-Fahrzeug. Nr. 74 HF bittet die Leser zum Fest Am 18. und 19. September trifft man sich am Feuerwehrmuseum Kirchlengern IN DIESER AUSGABE Wenn ein Sammler zur Feuerwehr kommt SEITE 02 Drei Fragen an die Macher des Feuerwehr-Museums SEITE 03 1638 – das Jahr der größten Herforder Katastrophe aller Zeiten SEITE 04 HF-Fahrbericht: Der feuerrote Gruppentransporter SEITE 05 Plattdeutsch in HF: Trockenes Gras und abgesenkte Haare SEITE 06 Der legendäre Streit um mein und Dein Feuer in Rödinghausen SEITE 06 Zurück gedacht: Als jedes Kind noch stickerte SEITE 07 HF-Leserfete und Museumsfest: Das komplette Programm SEITE 08/09 Tödliche Gefahr: Brände und Brandbekämpfung SEITE 10 Brandbericht gibt Hinweise auf eine frühe Synagoge SEITE 11 Schulschwänzer wird Kaugummi-Millionär SEITE 13 Das Spritzenhaus gehört in jedes Dorf SEITE 16 Er kann’s immer noch: Seit 2003 testet der Historiker Christoph Mörstedt für das HF-Magazin Oldtimer zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Diesmal ist es ein Mercedes-Transporter aus dem Feuerwehr-Musdeum Kirchlengern. Dort wird am Wochenende gefeiert. FOTO: KIEL-STEINKAMP. DONNERSTAG, 16. SEPTEMBER 2010

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Geschichte macht Spaß.Die Beschäftigung mitder Vergangenheit,das Sammeln, Bewah-

ren, Erforschen und Aufberei-ten von Informationen und Sa-chen ist keine mühevolle Last,sondern kann und darf ein Ver-gnügen sein.

In dieser Erkenntnis treffensich zwei Partner, die am kom-menden Wochenende ein ge-meinsames Fest feiern: Das Feu-erwehrmuseum Kirchlengern-Quernheim in Häver und dasHF-Magazin. HF, das heute indoppeltem Umfang mit seiner74. Ausgabe erscheint, wird vomKreisheimatverein Herford he-

rausgegeben und trägt den Un-tertitel Heimatkundliche Bei-träge aus dem Kreis Herford.

Und das Feuerwehrmuseum,in privater Initiative getragenund aus kleinen Anfängen zu ei-nemder größten musealen Anla-gen seiner Art in Deutschland ge-wachsen, feiert Geburtstag: Seit20 Jahren wird die Sammlungpräsentiert, davon die meisteZeit auf dem schönen Geländeim Grünen in KirchlengernsOrtsteil Häver nicht weit vonder Stadtgrenze zu Löhne.

Für den HF-HerausgeberKreisheimatverein ist der Muse-ums-Geburtstag Anlass, aufdemGeländerund um dasFeuer-

wehrmuseum ein kleines Ge-schichtsfest auszurichten: Eineganze Reihe von Mitgliedsverei-nen ist am 18. und 19. Septem-ber mit von der Partie.

Ein besonderes Augenmerkwird dabei auf Oldtimern liegen:Es werden zahlreiche Kennerund Freunde historischer Fahr-zeuge erwartet. Außerdem wirdein ungewöhnliches Buch erst-mals vorgestellt. In ihm werdenfunktionstüchtige Oldtimer aufunterhaltsame Weise als Erinne-rungsstücke, aber auch als Infor-mationsquelle für Vergangenesverwendet.

HF-Leser kennen das Prinzipschon länger: Seit 2003 stellt

HF-Autor Christoph Mörstedtihnen als Testfahrer historischeFahrzeuge vor. Seine schönstenFahrberichte aus HF und demlandwirtschaftlichen Wochen-blatt – immer mit Fotos vonNW-Fotograf Frank-MichaelKiel-Steinkamp – sind jetzt vomLandwirtschaftsverlag Münsterzu einem Buch zusammen ge-fasst worden. Vorgestellt wird esexklusiv am Samstag, 13 Uhr,auf der HF-Leserfete im Feuer-wehrmuseum Kirchlengern.

Und natürlich gibt es in dieserHF-Ausgabe, die einen Schwer-punkt auf Feuer und Feuer-schutz legt, einen Fahrberichtüber ein Feuerwehr-Fahrzeug.

Nr. 74

HFbittetdieLeserzumFestAm 18. und 19. September trifft man sich am Feuerwehrmuseum Kirchlengern

IN DIESER AUSGABE

Wenn einSammler zur

Feuerwehr kommtSEITE 02

Drei Fragen andie Macher des

Feuerwehr-MuseumsSEITE 03

1638 – das Jahr dergrößten Herforder

Katastrophe aller ZeitenSEITE 04

HF-Fahrbericht:Der feuerrote

GruppentransporterSEITE 05

Plattdeutsch in HF:Trockenes Gras und

abgesenkte HaareSEITE 06

Der legendäre Streitum mein und Dein

Feuer in RödinghausenSEITE 06

Zurück gedacht:Als jedes Kindnoch stickerte

SEITE 07

HF-Leserfete undMuseumsfest: Das

komplette ProgrammSEITE 08/09

Tödliche Gefahr:Brände und

BrandbekämpfungSEITE 10

Brandbericht gibtHinweise auf eine

frühe SynagogeSEITE 11

Schulschwänzer wirdKaugummi-Millionär

SEITE 13

Das Spritzenhausgehört in jedes Dorf

SEITE 16

Erkann’s immernoch: Seit 2003 testet der Historiker Christoph Mörstedt für das HF-Magazin Oldtimer zu Wasser, zu Lande und in der Luft.Diesmal ist es ein Mercedes-Transporter aus dem Feuerwehr-Musdeum Kirchlengern. Dort wird am Wochenende gefeiert. FOTO: KIEL-STEINKAMP.

DONNERSTAG, 16. SEPTEMBER 2010

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VON CHRISTOPH MÖRSTEDT

Sein Vater war Feuerwehr-mann und der Vater derNachbarskinder auch.Das Feuerwehrgeräte-

haus lag dem Elternhaus inQuernheim direkt gegenüber.Hans Kleemeier wuchs gewisser-maßen mit der Feuerwehr auf.

In jungen Jahren spielten dieJungs Feuerwehr mit selbstge-basteltem Löschanhänger undzurechtgebogenen Blechbüch-sen mit Sehschlitzen als Atem-schutzhelm auf dem Kopf. Alsbeim Brand des BauernhofsSchöneberg in der Nähe Leutefehlten, bekam er eine Spritze indie Hand gedrückt und löschtemit: 12 Jahre alt und in kurzenHosen.

Zu der Zeit hatte ihn die Sam-melleidenschaft schon fest imGriff. Was immer weggeworfenzu werden drohte und irgendet-was mit Feuer und Löschen zutun hatte, hob er auf.

Als er mit 17 endlich aktiverFeuerwehrmann sein durfte,hatte er eine ordentliche Samm-lung beisammen. 1972 wurdendie Wehren aus Quernheim,Rehmerloh und Häver zurLöschgruppe Kirchlengern-Mitte zusammengelegt und da-beiüberflüssiges oder unbrauch-bares Zeugs aussortiert – genaudas Richtige für den Sammler.

Urkunden und Uniformen,Rangabzeichen und Helme,Werkzeug und allerhand Anden-ken kamen zusammen. Auf di-versen Dachböden stöberte erund fand lederne Löscheimer,Einreißhaken und andereSchätze.

Weil es so weiterging, war dasHaus der Kleemeiers irgend-wann voll. Zum Glück trug Ehe-frau Bärbel das Power-Hobby ih-res Mannes mit – sie war und istbis heute selbst bei der Wehr.

1990, am 21. September, kames zum entscheidenden Schritt.Das Feuerwehrmuseum wurdein den Kellerräumen der Quern-

heimer Grundschule eröffnet.Ein Jahr zuvor hatte sich der För-derverein gegründet und sichvorgenommen, Nägel mit Köp-fen zu machen. Trotzdem warklar, diese Räume waren nur einProvisorium.

An etlichen Stellen, bei Bau-ern, in Feuerwachen oder sonstwo standen die großen rotenFahrzeuge, die Drehleitern undTanklöschtrucks im Depot, wa-ren schon restauriert oder soll-ten bald dran kommen. Nichtsdavon würde im SchulkellerPlatz finden, ein neues Domizilmusste her.

Dreizehn Jahre später war esso weit. Der Hof Meier Nr. 1 in

Häver ist seit 2003 der neueStandort des Museums. In vie-len tausend Arbeitsstunden vonden Vereinsfreunden hergerich-tet, ist hier auf gut 600 Quadrat-metern die Ausstellung zu se-hen.

Auf der Deele und ringsumhat immerhin ein Teil der gro-ßen roten Autos Platz gefunden.Es gibt Räume für Archiv undCafe, Platz für Küche und Grill-stand.

20 Jahre nach Gründung desVereins ist viel geschafft, die Ar-beit aber noch längst nicht erle-digt.

Die 20 Jahre waren ein guterAnfang.

RoteFahrzeug-FlotteimgrünerRaum: Die Sammlung des Feuerwehrmuseums Kirchlengern-Quernheim in Hävers landschaftlich reizvollerUmgebung wächst von Jahr zu Jahr. FOTOS: KIEL-STEINKAMP

165 Mitglieder hat der För-derverein, der das Museumträgt. Vorsitzender Bruno Lieg-mann und seine Leute packenan und machen, was anfällt.

Das große Gebäude von1802 will instand gehalten wer-den. In der Ausstellung ist im-mer etwas umzubauen und werschrauben will, der schraubt. Ir-gendein Fahrzeug oder Gerätmuss sicherlich gerade restau-riert werden.

Spaß macht die Arbeit, weil

sie Hand in Hand geht und beiweitem nicht nur Feuerwehr-leute mitmachen. „Wir habenalles“, sagt Bruno Liegmann,„Handwerker, Rentner, Polizis-ten – die ganz bunte Mi-schung.“

Zum Beispiel Klaus-DieterSchulz. Der gelernte Maler ausOsnabrück kommt mit Bahnund Fahrrad angefahren,schnappt sich den – gespende-ten – Farbeimer und klettertaufs Gerüst. Zuerst kommt der

hintere Giebel dran, dann dervordere und wieder der hin-tere.

Andere machen Besucher-dienst und führen Aufsicht,bringen das Café auf Vorder-mann oder kommen mit einerfrischen Torte um die Ecke ge-bogen. „Wir können nochLeute gebrauchen.“ Der Vorsit-zende blinzelt in die Sonne.„Am besten solche, die anpa-cken wollen. Wer mitmachenwill, ist willkommen.“

Neue WestfälischeHF-Heimatkundliche Beiträge,

Beilage, hg. vom KreisheimatvereinHerford (Redaktion Monika Guist,Christoph Laue, Eckhard Möller,Christoph Mörstedt, Frank-MichaelKiel- Steinkamp). Verantwortlich fürRedaktionH. Braun, Herford, für An-zeighen M.-J. Appelt, Bielefeld. Her-stellung J.D. Küster Nachf. Presse-druck GmbH&Co KG, Bielefeld

KHV

165Mitgliederpacken mit an

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20JahresindeinguterAnfangWie Hans Kleemeier zum Feuerwehrmann und zum leidenschaftlichen Sammler wurde

SammlungsthemaAtemschutz:Dieser Rauchhelm stammt aus

den 30er-Jahren.

KleinesSchmuckstück: Miniatur-Nachbau eines Magirus aus demKreis Minden-Lübbecke.

Impressum

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VON CHRISTOPH MÖRSTEDT

Wer einen Rund-gang durch dasFeuerwehr-Mu-seum Kirchlen-

gern macht, stellt bald fest:Nicht alles ist rot. Die Welt derBrandbekämpfung beginnt weitvor „TLF 16“ und Blaulicht.

Das Museum zeigt den be-rühmten ledernen Löscheimer,der in früheren Jahrhundertenzur Aussteuer jeder Braut ge-hörte, ebenso den simplen Ein-reißhaken, wie er in jedem Haus-halt in der Stadt wie auf demLande parat zu sein hatte.

Eins der ältesten Stücke, nochgar nicht wieder hergestellt, isteine massive Kastenpumpe ausHolz.Auf einem Gut in Branden-burg stand sie für den Fall derFeuersbrunst bereit.

Auf adeligen Gütern und inKlöstern gab es die ersten Gerätezum wirksamen Löschen, langevor jeder staatlich oder als Bür-gerverein organisierten Feuer-wehr. Der Grund liegt auf derHand: Wo Reichtum war,konnte auch viel verbrennen.

Eine ganze Reihe von Sprit-zen,deren Pumpen per Hand be-dient und per Eimerkette vonmöglichst vielen Helfern mitWasser versorgt werden muss-ten, stehen im Bestand. Etlichesind mehr als hundert Jahre alt.

Eines dieser Schmuckstückestammt aus Kilver, Baujahr1901, ein anderes aus Spenge, ge-baut 1882. Überhaupt zeigt dieSammlung vieles aus der Re-gion: Manche Erinnerungenhängen daran.

Der Atemschutz ist einThema. Ausgebreitet wird esvon den frühen Versuchen in

den 1930er Jahren bis heute.Wie wurden die Feuerwehr-

leute zu den Einsätzen gerufen?Die Handsirene istda, das Feldte-lefon und der Fernschreiber, dieFeuermelder und schließlich derFunkwecker. Seit etwa 1970 hö-ren wir keine laute Sirene mehr,die auf dem Dach des Rathausesoder der Schule ihr schaurigesHeulen hören ließ.

Der Tisch der Leitstelle ausBünde ist aufgebaut: Bis 2001lenkten die Einsatzmanager vonhier aus Fahrzeuge, Menschenund Material.

Was war mit der Feuerwehrzur Nazi-Zeit und wie ging es

nach dem Krieg weiter, unterenglischer Besatzung? Das Mu-seum gibt Antworten.

In der technischen Abteilungsteht die Reihe der motorgetrie-ben, tragbaren Pumpen („VierMann, vier Ecken“) und alles,was mit Wasserförderung zu tunhat: Pumpen, Kupplungen, Ver-teiler, Schläuche, teils 70 Jahrealt. Kettensägen und Werk-zeuge, wie sie im Einsatz oft ge-braucht wurden, sind zu besich-tigen, dazu eine Schmiede, inder das meiste Gerät repariertwerden konnte.

Und dann doch: Alles in rot.Dicke LKWs und leichte Bullis,

Anhängerund Transporter, zahl-lose Modelle und echte Einzel-stücke, so original wie es geht.

Hans Kleemeiers Liebling imMuseum ist eine mächtige Lei-ter, von der es in Deutschlandnur drei Stück gibt: Noch ausdem 19. Jahrhundert, ausgefah-ren 23 Meter hoch und mit zweiTonnen so schwer, dass sie vonvier Pferden gezogen werdenmusste.

„Davon träume ich ja noch“,sagt der Museumsleiter, „einmalmit echten vier Pferden davoreine Löschübung machen, daswär’s.“

Ganz in rot steht ein komplet-

ter Löschzug von der FeuerwehrUelzen aufgereiht. „MagirusRundhauber“ – Kenner bekom-men leuchtende Augen – mit ei-nem Tanklöschfahrzeug, einemLöschgruppenfahrzeug und Bär-bel Kleemeiers absolutem Favo-riten, der dazugehörigen Dreh-leiter, 25 Meter hoch, tadellosrestauriert, mit schwarzen Kot-flügeln und statt Martinshorn ei-nem Rasselwecker.

Der schäppert richtig. „OmasLeiter“, sagt Bärbel KleemeiersEnkel Lasse Heidenreich dazu.Irgendwie muss man sich in die-sem Riesenfuhrpark ja zurecht-finden.

KHV

HF: Wann wird die Ausstel-lung endgültig fertig?

Hans Kleemeier: Wahr-scheinlichnie. Wir sammeln wei-ter und bauen immer wiedermal um. Die Schmiede ist jetztgemacht, aber wir wollen zumBeispiel eine Uniformschneide-rei einrichten. Das Material ha-ben wir schon.

HF: Die meisten Museen ha-ben ein Depot . . .

Bärbel Kleemeier: ... wir ha-ben sogar vier. Von den 33 gro-ßen Fahrzeugen zum Beispielkönnen wir nur wenige zeigen,was schade ist. Aber es fehlt unsder Platz. Vielleicht können wirdemnächst die Feuerwehrplan-spiele ausstellen. Das sindschöne Lehrmaterialien, an de-nen die Feuerwehr Löschtaktik

lernt. Von der Zentrale in Eils-hausen haben wir so was über-nommen – 6 mal 3 Meter groß.

HF: Spielen Kinder und Ju-gendliche eine Rolle?

Bärbel Kleemeier: Unbe-dingt. Die Jugendfeuerwehr istimmer wieder zu Gast undmacht spezielle Führungen. Au-ßerdem sind wir im Programmder Ferienspiele. Wir haben ge-merkt, dass junge Leute heutzu-tage praktisch überhaupt keinenBezug zu Feuer haben. Wie manFeuer macht und es beherrscht –wo können Kinder das lernen?Hier versuchen wir, einen An-satz zu bieten und machen mitKindern einfach ein kleines Feu-erchen. Manchmal denke ich:Was wir bräuchten, wäre ein Tagdes Feuers.

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Pumpen,SpritzenundOmasLeiterNicht alles im Feuerwehrmuseum Kirchlengern ist rot / Ein Rundgang durch die Sammlung

„WirbräuchteneinenTagdesFeuers“HF-Kurzinterview mit den Museums-Machern Bärbel und Hans Kleemeier

Zeitreise: Die Sammlung des Museums enthält Uniformen aus mehr als hundert Jahren, links aus den frühen 20er-Jahren, rechts aus der Besat-zungszeit nach 1945.

Zupackend: Bärbel und Hans Kleemeier teilen die Leidenschaft fürSammeln – und Feuerschutz. Sie haben viel vor. FOTO: KIEL-STEINKAMP

HeiligerFlorian: Schutzpatronder Feuerwehr.

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VON CHRISTOPH LAUE

In der Scheune des reichenKaufmanns Hermann zumRhaden in der HämelingerStraße nahm am 4. August

1638 die schlimmste überlie-ferte Katastrophe der HerforderStadtgeschichte ihren Ausgang:Von hier breitete sich eine Feu-ersbrunst aus, die 300 von da-mals 800 Häusern zerstörte.

Schon in den Jahrhundertendavor hatte es in der überwie-gend aus Fachwerkhäusern be-stehenden Stadt größere Brändegegeben. So wurde 1546 im Be-reich des Alten Marktes bei ei-nem Brand die Nicolai-Kirche -die alte Kaufmannkirche derHerforder Bürger - zerstört. Nurder Turm blieb als späterer Stadt-turm erhalten: Von dort obenmussteder Herforder Stadtmusi-kant die Bürger mit Trompeten-tönen vor Bränden warnen.

Über das Entstehen des Bran-des 1638 gibt es viele Geschich-ten: Eine erzählt, die Frau des Be-sitzers habe beim Dreschen inder Scheune ihren Ring verlo-ren. Nachts habe sie mit einerKerze oder Öllampe gesuchtund damit das Feuer gelegt.

Eine andere Erzählung be-sagt, dass ein durch das Feuerentzündetes Stück Speck an dieSpitze des Turmes der Johannis-kirche flog und diesen in Brandsetzte. Die zeitgenössischen Be-richte geben allerdings keine ge-naue Ursache an.

Klar ist, dass das Feuer abendsausbrach und zunächst mehrereVorratsräume bei Hermannzum Rhaden vernichtete. Der ge-hörte zu einer der führendenHerforder Familien, die auch et-liche Ratsherren stellten.

Weil starker Wind die Flam-men verteilte, sprang das Feuerauf die Nachbarhäuser und auch

schnell aufden Kirchturmgegen-über über.

Der Dachstuhl des höchstenKirchturms der Stadt wurde mitallen drei Glocken zerstört. Einspäteres Schadensverzeichnisspricht allein hier von 10.000Reichstalern Schaden.

Zunächst waren nur die Neu-stadt entlang der HämelingerStraße und die Frühherren-straße betroffen. Dann sprangdas Feuer auch über die Bowerreauf das Gebiet der fürstabteili-

chen Freiheit über. Es zerstörtedort einige abteiliche Höfe ne-ben dem Münster und auch denWeinkeller der Äbtissin.

Funkenflug und Wind führ-ten schließlich dazu, dass auchdie Radewig fast vollständig zer-stört wurde. Berichtet wird, dassin etwa sechs Stunden dieserStadtteil verheert wurde.

Die Jakobikirche brannte bisauf die Gewölbe nieder, was lautSchadensverzeichnis wiederum10.000 Reichstaler Schaden

brachte. Auch Teile der Stadtbe-festigung – und das in den unsi-chern Zeiten des Dreißigjähri-gen Krieges - waren betroffen.Nur etwa zwanzig Häuser über-standen dort den Brand halb-wegs unbeschädigt.

1643 stellte der Notar Her-mann Schmackpfefferunter Mit-wirkung der Augenzeugen AlertDetert und Heinrich Diebrockein Schadensverzeichnis auf.Nach den Auskünften der Be-troffnen ermittelten sie die ein-

zelnen Schäden. Anton Fürste-nau, der spätere Vorkämpfer fürden Erhalt der Reichsfreiheit, be-zifferte seinen Verlust an Hausund Grund in der RadewigerStraße nebst Tuch und Korn auf5.000 Reichstaler und war damitder am stärksten Betroffene.Über 300 Wohnhäuser warenzerstört, in der Radewig ent-stand ein Schaden von etwa124.000 Reichstalern. Darüber,dass Menschen zu Schaden ka-men, wird nichts berichtet.

KHVD O N N E R S T A G , 1 7 . S E P T E M B E R 2 0 1 0

HerfordinFlammenDie Feuersbrunst von 1638 war die größte Katastrophe der Stadtgeschichte

VON SVEN KRÜGER

Kann das nicht jemand an-ders machen? Das könnte

sich mancher Bürger gefragt ha-ben, als es in Herford noch einePflichtfeuerwehr gab. Denn dieVerpflichtungen waren nicht ge-ring.

Im Jahr 1881 waren von etwa4.000 männlichen Einwohnern800 bei dieser Pflichtfeuerwehreingetragen. Verpflichtet warenalle männlichen Einwohner zwi-schen 20 und 45 Jahren, ausge-nommen Lehrer, Ärzte, Solda-ten und Schwachsinnige.

Geregelt war das durch dieFeuer-Polizei-Ordnung, auf de-

ren Fassung aus dem Jahr 1847hier Bezug genommen wird.

In die Pflicht genommen warjeder Hausbesitzer, musste erdoch einen mit seinem Namenkenntlich gemachten tauglichenFeuereimer im Haus haben.

Lebte er auf dem Lande, kamnoch ein Feuerhaken dazu.Brannte es in der Nähe, somusste Licht in die Fenster ge-stellt werden, um die Straßen zubeleuchten.

Der Verkauf und Ausschankvon Branntwein während einesBrandes war nicht generell ver-boten,bedurfte aber einer beson-deren obrigkeitlichen Autorisa-tion.

Die Feuer-Polizei-Ordnungdrohte mit empfindlichen Stra-fen bei Nichtbeachtung derPflichten. Sie stellte aber auch Be-lohnungin Aussicht: Für diejeni-gen die beim Ausbruch einesFeuers zuerst Lärm machten, zu-erst herbeieilten oder zuerst mitden Zugtieren herankamen.

In Herford konnte der Fuhr-mann einen Taler verdienen,der die erste mit Wasser gefüllteFeuerkufe zum Brand beför-derte.

Brand und Brandbekämp-fung haben vielfältige Spuren imStadtarchiv hinterlassen. Die äl-teste erhaltene Hausbesitzerlisteder Stadt Herford, das Schottre-

gister aus dem Jahre 1601, ent-stand beim Eintreiben der Gel-der für neue Feuereimer. Undder erste Stadtplan Herfords,der sogenannte Brandplan,wurde aufgrund des großenBrandes 1638 angefertigt.

Mit dem Feuerkataster ausdem Jahr 1706 können im Stadt-archiv Herford alle damaligenHausbesitzer – und zwar anHand der bis Ende des 19. Jahr-hunderts geltenden Hausnum-mernzählung – ermittelt wer-den.

In der Zeit der Pflichtfeuer-wehr werden dann die neuenHausnummern nach den Stra-ßenzügen vergeben.

DokumenteinerKatastrophe: Fünf Jahre nach dem Stadtbrand von 1638 wurde dieser (nicht genordete) „Brandplan“ gezeichnet. Die roten Flä-chen zeigen die zerstörten Gebäude und den Weg des Feuers von der Johanniskirche (unten etwa Bildmitte) über die Hämelinger Straße und denAbteibezirk zur Radewig, die praktisch vollständig in Asche lag. BILD: STAATSARCHIV HANNOVER

NachdemgroßenBrand: AntonFürstenaus neues, noch heute ste-hendes Haus in der RadewigerStraße. FOTO: KAH

Brandschutz inderaltenStadtLehrer, Ärzte, Soldaten und Schwachsinnige sind von der Pflichtfeuerwehr befreit

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VON CHRISTOPH MÖRSTEDT

Wasin dieses Auto al-les reingeht: Eineschwere, sperrigeTragkraftspritze,

zwei Haspeln mit je fünf Druck-schläuchen C 15, zweimal siebenB 20-Schläuche, Übergangs-und Sammelstücke, Schutz-und Saugkorb, Verteiler undStrahlrohre, Kupplungsschlüs-sel und Druckbegrenzungsven-til, Seile und Leinen, Hackenund Handschuhe, Eimer undBeutel, Schläuche und nochmehr Schläuche.

Ganz vorn trägt der roteTransporter eine ordentlicheKreiselpumpe vor sich her undmittendrin soll noch Platz seinfür neun Feuerwehrleute undihr persönliches Geraffel. Vollge-laden bis unters Dach, oben-drauf Blaulicht und die ein oderandere Leiter, machte sich dasFuhrwerk bis 1990 auf den Weg,wenn es in Kirchlengernbrannte.

„LF 8 Leicht“ heißt unserAuto im Feuerwehrdeutsch.Übersetzt: Leichtes Löschgrup-penfahrzeug mit einer Pumpe,die 800 Liter Löschwasser proMinute pumpt. Es stammt von1963 und steht heute im Mu-seum in Häver. Dessen MacherHans Kleemeier kommt mit aufProbefahrt.

Der Motor läuft sich schonwarm. Er ist es, der während sei-ner aktiven Zeit mit bescheide-nen 68 PS ein Gesamtgewichtvon knapp 4,5 Tonnen den Hül-ler und die anderen Buckel imHügelland – was haste, waskannste – heraufgestemmt hat.Auf seine alten Tage wollen wirihn schonen und laden ihn nichtganz so voll.

Trotzdem hat er seine liebeMühe, aus der Senke des Bult-wegs auf Hagedorn zu hügel-hoch zu orgeln. Als eigentlicheSchwachstelle des Museums-stücks stellt sich die Kupplungheraus. Strengt sich das Trieb-werk an, rutscht die Kupplung

durch. „Die müssen wir nochmachen“, sagt Hans Kleemeier.

Vielleicht ist das weniger auf-wändig, als befürchtet. Heinz,der Schrauber des Vertrauensaus Schloß Holte, sagt so: Die al-ten Motoren hatten noch keineSimmerringe aus Kunststoff,sondern Dichtringe mit Filz.Wenn solch ein Motor längereZeit steht, trocknen die Ringe

aus und werden undicht. DieKupplung ist wahrscheinlichnur verölt – alles halb soschlimm.

Zu schwach dimensionierteBauteile hat es bei Mercedes sogut wie nie gegeben, obwohl inunserem 319er Transporterviele PKW-Teile verbaut sind.Der 319er: Er zählt heute zu denklassischen Oldtimern. Zwi-

schen den smarten Hochglanzli-mousinen und den wilden Ker-len der LKW-Szene mit demStern führt er ein beschaulichesLeben, meistals schickeingerich-tetes Wohnmobil.

Mitte der 1950er Jahre fehlteim Sortiment von Mercedes einLastesel unterhalb der 7,5 Ton-nen-Klasse. Opel verkaufte denlegendären Blitz, Hanomag den

L 28. 1955 kam der 319er. Es gabihn als Kasten, Pritsche undFahrgestell für Sonderaufbau-ten, sogar als Bus. Zuerst wurdeer in Sindelfingen gebaut, ab1961 in Düsseldorf. Dort hatteDaimler-Benz das Auto-Union-Werk übernommen. Mehr als120.000 mal rollte der 319 bis1968 vom Band.

Unterwegs zeigt Hans Klee-meier, wie die Welt aus der Sichtdes Feuerwehrmanns aussieht:Hier war ein Löschteich, dastand das alte Gerätehaus. DerHof hier ist abgebrannt, die Zis-terne da haben die Leute in den1920er Jahren angelegt, immernoch fit. Ach, und der Hof linksist auch schon abgebrannt, wo-möglich Brandstiftung. . .

Bergab rollen wir auf die Hül-lerstraße zu. Die Bremse willenergisch getreten werden.Beim Versuch, in den zweitenGang zurück zu schalten, gehtder Motor aus.

Zwischenstopp bei der Lösch-gruppe Kirchlengern-Mitte.Hier war unser LF 8 zuletzt sta-

tioniert, hinter der dritten Türvon links. Hans Kleemeiernimmt es genau. Ordnung istdas halbe Leben bei der Feuer-wehr.

Genau genommen haben esdie Museumsleute bei der Res-taurierung des Objekts. DieHolzleitern sind klarlackiert, dieKarosserie sorgsam geschweißt,Aluteile aufgearbeitet, die Aus-rüstung komplett original. 280Arbeitsstunden stecken drinund das Auto strahlt in schöns-tem feuerrot.

Über die Hüllerstraße geht’szurück. Rechts ab in den Kirch-damm, rum die Karre, wir wa-ren wohl ein bisschen schnell.Der Motor steht. Im Eck am Ha-gedorner Kirchweg läuft die Sa-che besser. Zwischengas hilft,der Motor will flotter drehen –O. K., das kann er haben.

Zweiter Stopp beim Geräte-haus Auf dem Fienberge. Hierabsolvierte unser Gruppentrans-porter seine Dienstzeit von 1963bis 1981. Wieviele Leute inblauen Uniformen wohl schonauf seinen hinteren Bänken ge-sessen haben? Im Einsatz be-stand ihre Aufgabe meist darin,fürdieLeute in dervordersten Li-nie das Löschwasser heranzu-schaffen, woher auch immer.

Auf den letzten Kilometernmachen wir Tempo. Seitenwindrüttelt, Pumpengetriebe rasselt,Motor heult, Tachonadel zittertbei 55. Nun gut, bis zu denBrandstellen war es nicht weit.Stellbrink 1970, Maschmeier1972, Große Schütte und Weit-kamp 1976, die epochemachen-den Brände unseres tapferenLeute- und Materialschleppers,

lagen recht dicht beieinander.Weite Reisen waren seine Sachenicht. Zurück auf dem Muse-umshof stellt sich der Motor wie-der von selbst ab. Verstanden,Ende.

FrischimLack: Feuerwehr-Autos wie der Mercedes-Transporter (am Steuer: HF-Testfahrer Christoph Mör-stedt) altern im Stand. In 47 Jahren hat er erst 18.000 Kilometer gelaufen. FOTOS: FRANK-MICHAEL KIEL-STEINKAMP

Löschgruppenfahrzeug LF 8LeichtTyp: Daimler-Benz L 319 BAufbau: Albert Ziegler Gien-gen (Brenz)Baujahr: 1963Laufleistung: 17.570 kmMotor: M 121 B VII, 4 Zylin-der Benziner, 1897 ccm, 68 PSGetriebe: 4 Gang, Lenkrad-schaltungFahrwerk: Starrachsen mitBlattfedern, ZwillingsreifenhintenZul. Gesamtgewicht: 4.350 kgAusrüstung: „Ziegler“ Kreisel-pumpe frontmontiert, FPV8/8, Pumpleistung 800 l/m,Tragkraftspritze, diverseSchläuche mitZubehör, Sprit-zen, Leitern, Werkzeug

KHV

Technische Daten

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DerfeuerroteGruppentransporterDer historische Fahrbericht: LF 8 Leicht Mercedes-Benz L 319 von 1963

»Der Motor will flotter drehen –das kann er haben«

Lichtan: DerScheinwerfer erleich-terte die Nachtarbeit.

HastemaFeuer: Für den rauchenden Feuerwehrmann aus dem Bün-der Land bietet der Mercedes sogar einen Zigarrenanzünder.

Kreiselpumpe: Sie schafft 800 Li-ter Löschwasser pro Minute.

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VAN ERWIN MÖLLER

Olldags mössen de Kin-ner olle derbe arbei-den un ton Spierlenkaimen sei nich. Ober

sunndags kaimen sei los. Dännwas kein Bäom, dänn satt keinJaksternnest to häoge, sei mös-sen rup. Wenn et an de Maituidgung un biuden stond up deBrinke un Oiwers dat druügeGräs, dänn daien sei säo schreck-lich gaiern bötken.

Un niu äok eines Sunndags:Gräotvaa (Erwin Möllers Groß-vater als Kind, Anm.) de mossesuinen lütken Broer vowahren,dat was de lütke Gustav. Niuhadde hei dän in säo einen lüt-ken Kullerwagen sett’t.

Sei hädden äok einen Ruün,dat was „Prinz“. Un fo Prinzhadde hei säo ein Geschuier fergnücket, un hei spanne niu Prinzvo dän Kullerwagen un täog do-medde no dän Brinke hen.

De lütke Gustav satt niu indän Kullerwagen buaben up dänBrinke. De Ruü lagg do, un deKinner sprüngen niu säo vanBusk to Busk un stickern datdruüge Gräs an.

Indessen schloit de Flammein säo eine kniaterdruüge Brüm-merkenhucht in, un de stoihtäok buts in helle Flammen. Undo hät ein Hase inne siaden.Düsse Hase, de kümmt riut-schuaden, un wo de Prinz dänHasen süht: Hei los un achter-hiar gebösst mit dän Kullerwa-gen.

Un niu kürne ji jiu denken:Dän Brink runner. De lütke Gus-tav es do riutkullert, un kullertiutgeriaket in dat Fuüer rin, inde Brümmerkenhucht.

Junge, do es Gräotvaa un deannern Jungen, de send owwersprungen, dat sei en riutkriegenhäbt. De Kleier, de häbt ollbrennt un dompet, un up dänKoppe, do hät hei kein Spuier

Häoer mähr hat. Do send sei dobui einen Kuadden vobuikuo-men, bui Hensuiks Mudder. Dehät dat hoiert un de hät säggt:„Kinner, wat häbbe jui? Kuomtmol hiar!“

De hadde nämlich säo einBrandduissel hat, dat es säo watwie ein Kaktus.

Dän hät sei duüerschniern unhät dän ganzen Kopp met dänSapp inschmiart.

Un do send de Häoer äok wu-ier wuossen, un vandage hät heiäok no suine Häoer.

KHV

In die ersten Jahrzehnte desletzten Jahrhunderts ent-

führt uns der Rödinghauser Er-win Möller mit dieser köstli-chen Geschichte, die er in derplattdeutschen Mundart desWiehengebirges erzählt.Darin spielen mit: StickerndeKinder, knochentrockeneBrombeerhecken, ein Rüde na-

mens Prinz und der kleine Gus-tav, der aus dem Bollerwagenfällt und in den brennendenDornbusch rollt.Zum besseren Verständnis desTextes hier einige Überset-zungshilfen:afschnoigget: abgesengtJaksternnest: ElsternnestOiwers: wörtl. Ufer, hier: Ab-

hängebötken: zündelnnücket: geknotetknieterdruüge: knattertrockenBrümmerkenhucht: Brombeer-

strauchriutschuaden: herausgeschos-

sengebösst: wörtl. gebürstetBrandduissel: Branddistel

VON ROLF BOTZET

Der Sommer 1959 war ex-trem heiß. Trockenheitüberall, auch der Brun-

nen an der WestkilveranerSchule hatte nur noch ganz we-nig Wasser. Davon hätten dieFeuerwehrleute aber gernemehr gehabt, als sie am 24. Junizum Rundfunkhändler Bohle ge-rufen wurden.

Sein Kotten, unweit der nie-dersächsischen Grenze gelegen,

stand in hellen Flammen.Ohne ausreichendes Lösch-

wasser hatten die Wehren ausBieren, West- und Ostkilverbeim Bekämpfen des Brandesihre liebe Müh’ und Not.

Datraf es sich gut, dass irgend-wer daran gedacht hatte, auchdieFreiwillige Feuerwehr im nie-dersächsischenRiemsloh zualar-mieren. Die traf jedenfalls mit ei-nem Tanklöschfahrzeug und3000 Litern kostbaren Löschwas-sers an der Brandstelle ein.

Alles hätte gut ausgehen kön-nen. Statt dessen aber passiertedas, was diesen bis dahin ziem-lich gewöhnlichen Brand imWesten des Amtes Rödinghau-sen in die Geschichtsbücher ein-gehen ließ und ihm ins Fernse-hen und die „Bild“-Zeitung ver-half.Als die Riemsloher mit Blau-licht und „Musik“ in Westkilvereintrafen, schickte man sie dochtatsächlich wieder nach Hause.

„Nachdem den Riemslohernbereits die Anfahrt zur Brand-

stelle verweigert worden war,hätten sie sich beim Einsatzleiterder Feuerwehren gemeldet, derihnen jedoch erklärt habe, erbrauche sie nicht“, berichtetendamals die Tageszeitungen.

So unglaublich die Ge-schichte klingt, es gibt zuverläs-sige Zeugen dafür. Sie berichten,dass die Sätze „Das ist unserFeuer. Ihr dürft hier nicht lö-schen“ tatsächlich gefallenseien.Übereinstimmend wird je-doch auch berichtet, dass dies

eine absolute Ausnahme gewe-sen ist und dass ansonsten im-mer ein gutes Einvernehmenzwischen den Wehren auf bei-denSeiten der nordrhein-westfä-lisch / niedersächsischen Grenzebestanden hat. Die Zeitzeugenergänzen, dass dieser Zwischen-fall auf persönliche Unstimmig-keiten zwischen den Wehrfüh-rern von Westkilver und Riems-loh zurück zu führen sei.

Der Sommer 1959 muss wirk-lich sehr heiß gewesen sein.

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KnieterdruügeBrümmerkenhucht

DerBrandbeimRundfunkhändlerBohleDie Riemsloher Feuerwehr kommt mit Blaulicht, Musik und Wasser – und wird wieder zurück geschickt: „Das ist unser Feuer“

DruügetGräsunafschnoiggeteHäoerTrockenes Gras und abgesengte Haare: Eine plattdeutsche Sticker-Geschichte aus Rödinghausen

WasbeimStickernpassierenkann: Lothar Nenz hat Erwin Möllers Geschiche in eine Zeichnung übersetzt.

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Mit meinem Freund Herm-fried Lütkenhöner spielte

ich Feuerwehr. Wir waren soetwa acht Jahre alt. In der Nähewar eine Runkelmiete mit Strohausgestreut. Das steckten wir anund wollten löschen. Einen Was-serschlauch hatten wir ange-schlossen und mit einigen he-rumliegenden Rohren verlän-gert. Aber das Wasser kam nichtbis dahin, wo wir es dringendbrauchten. Das lichterloh bren-nende Feuer haben dann OpaWissmann und Egon Lütgenhö-ner ausgeschlagen. An Ort undStelle haben wir was hinter dieLöffelgekriegt. Und zuHause be-kam ich sie gleich noch mal.

Hans Kleemeier

In meiner Jugendzeit war es üb-lich, das trockene Gras an He-

cken und Böschungen abzufläm-men. So zogen mein Bruder undich mit Streichhölzern los, umzu böttchern. Auf unseremStreifzug kamen wir zu einerMergelkuhle am Dornberg, inder eine Wagenladung leererFarbeimer „entsorgt“ wordenwaren. Schnell hatten die klei-nen Feuerchen die Eimer mitden Nitrolackresten erreicht.Eine mehrere Meter hohe Stich-flamme schoss dicht an einemTannenhochwald empor. EinRiesenschreck fuhr uns durchalle Glieder. Zum Glück fielendie Flammen wieder in sich zu-sammen. Martin Schröder

Hinter unserm Haus lag einwüstes Baugebiet mit vie-

len Verstecken und trockenemHolz. Im Sommer brannte dortimmer irgendwo ein Feuerchen.Und wenn nicht, dann stecktenwir Jungs einsan. Als ich mal wie-der ein Büschel angestickerthatte, kam Wind auf und dasFeuer war schneller als ich.Schon bald hatte ich den schöns-ten Wiesenbrand in Gang. Mirwurde ganz anders und ich betei-ligte mich nach Kräften beim Lö-schen, wozu immer mehr Nach-barn, groß und klein, herbeieil-ten. Als das Feuer schließlich be-siegt war, waren alle heilefroh.Zum Glück wollte keiner so ge-nau wissen, wer den Anfang ge-macht hatte. Christoph Mörstedt

Mit meinen Freunden Peterund Alois kokelte ich immer malam Bahndamm herum. Einmalentdeckten wir in einem Erd-

loch ein Wespennest. Das kannman ausräuchern, hatte manuns gesagt und wir wollten dasausprobieren. Wir machten or-dentlich Feuer und steckten diebrennenden Hölzer in das Loch.Mit einem Mal kam der ganzeSchwarm heraus. Wir sind ge-rannt wie die Teufel, ab nachHause. Alois und ich waren fixda und knallten die Tür zu. Peterwar der langsamste und hatteden weitesten Weg. Ihn packtensich die Wespen. Er schrie wieam Spieß und bekam zig Stichean Oberkörper und Kopf. DerArzt musste ihn retten. Seitdemwussten wir: Man kann Wespen-nester ausräuchern.

Günther Röchter

Mein Schwiegervater, ein al-ter erfahrener Bauer,

brauchte nach dem Dreschendas Weizenstroh nicht mehr. Erzog seine Jacke aus, legte sie anden Ackerrand. Er nahm sichZeit, war sehr vorsichtig undbrannte eine Reihe nach der an-deren ab. Alles lief nach Plan.Seine ganze Aufmerksamkeitwidmete er der gefahrvollen Ar-beit. Dann fragte er mich:„Danke, dass du meine Jackereingenommen hast. Wo istsie?“ Ich schüttelte den Kopf.„Nein, wo hast du sie hingelegt?Zeigt mir die Stelle.“ Da warennur nochein paar Metall-Jacken-knöpfe zu sehen. Hinter Schwie-gervaters Rücken hatte dasFeuer seine Jacke aufgebrannt.

Gerd Heining

Mein Onkel hatte uns mal zuWeihnachten einen Che-

miebaukasten geschenkt: einRiesending aus Holz, mit allerleiGerätschaften aus Glas, Gummi,Draht – und mit „schönen“ Che-mikalien wie Rotem Phosphor:Brennt wie Zunder, hat richtigKraft – und ja, lieber Onkel, Dukonntest es nicht wissen: RoterPhosphor kann gefährlich wer-den. Er war in unserem selbstge-mischten „Schwarzpulver“(Kohlepulver, Schwefel, Salpe-ter) eine feuerkrachende Wun-derzutat, die sonst keiner hatte.Gezündelt haben wir – damalsetwa 13, 14 Jahre alt – in unse-rem „Labor“ in der Scheune deselterlichen Bauernhofes. ZumGlück ist nie was passiert. Meistwar es mit einer Stichflamme ge-tan. Wir konnten uns auch im-mer hinter einer Eckwand in De-ckung bringen. Einmal habenwir es auf der Hofzufahrt kra-chen lassen und mit einer beson-ders „gelungenen“ Mischungein etwa tellergroßes Loch in dieTeerdeckegebraten.Gelöscht ha-ben wir mit mehreren SchaufelnErde bzw. Grasplaggen. DasLoch war lange in der Zufahrt zusehen. Gisbert Strotdrees

Mit 14 bekam ich mein eige-nes Zimmer. Darin stand

ein Ofen und den musste ichselbst versorgen, wenn ich eswarm haben wollte. Also anma-chen mit Holz, dann Kohlen-grutt drauf und wenn das Feuerrichtig da war, kamen Brikettsdran. Wenn es im Winter richtig

kalt war, wickelte ich abendsvorm Schlafengehen Briketts inZeitungspapier ein und legte sieauf die Glut. So blieb ein wenigGlut bis zum Morgen – ein biss-chen stochern, Kohle drauf undes brannte wieder. Die Attrak-tion war unser neuer Dauer-brandofen in der Küche. Derhatte ein Fenster und wir Kinderguckten gerne einfach so insFeuer. Fernsehen gab es ja nochnicht. Elke Hempelmann

Feuer haben wir immer im frü-hen Herbst nach dem Kartof-

felaufsuchen gemacht. Teilweisehatten die Bauern bei uns in Eils-hausen noch Pferde vor dem Ro-der und ich hatte so 10 oder 12Kumpels organisiert zum Auf-sammeln. Dafür gab’s Geld,wenn auch nicht viel. Von demGeld habe ich mir die allerersteJeanshose mit Schlag gekauft.Wennwir das trockeneKartoffel-kraut verbrannten, hatte ich vordem Feuer gewaltig Respekt.Wir haben immer genug aufge-passt, so dass nichts dramati-sches passiert ist – darüber binich heute noch froh.

Wolfgang Hackländer

Als gebürtige Elverdisserin er-innere ich mich noch gut an

das alte Ahlers-Gebäude, dasdurch einen Großbrand völligzerstört wurde. Ich war zu derZeit ca. 8 Jahre alt und bei mei-ner Oma in Herford in den Fe-rien. Als uns die Nachricht vondem Brand erreichte, hatte ichfurchtbare Angst, dass meinen

Eltern,die ganz in derNähe woh-nen, etwas passiert sein könnte.

Britta Schröter

Im Grundschulalter hatte ichin der Dachkammer unseres

Hauses zwischen Schrank undSchräge meine Kokelecke mit ei-nem Streichholz-Lager. Da zün-dete ich oft Streichhölzer an. Un-ten im Haus konnte ich mitWachs experimentieren. Einmalplatzte das Glas mit Wachs undder feurige Inhalt tropfte vomTisch hinunter. Durchaus geis-tesgegenwärtig löschte ich dasFeuer mit Handtüchern und ver-steckte diese hinter der Heizung.Ein Jahr später wurden sie dortentdeckt. Da ich das einzigeKind im Haus war, musste ichmich letztlich schuldig beken-nen. Bettina Fluhme

Zu meinem Elternhaus in Hä-ver gehörte ein großes Feld.

An einem heißen Sommertagzündete mein Opa dort einenHaufen Gerümpel unbedachtan. Wenig später stand das ganzeFeld haushoch in Flammen. Eswar für mich als Zwölfjährigeeine bedrohliche Sache zu sehen,wie schnell sich Feuer ausbreitet.Die Feuerwehr in Häver hattedas Flammenmeer schnell imGriff. Ich fürchte, das Ereignis istwohl heute noch allen Nachbarnin Häver in bester Erinnerung.

Nicole K.

Kokeln war schon im frühenGrundschulalter meine Lei-

denschaft. Als Sechsjährigebaute ich mir aus Backsteinen ei-nen Ofen im Garten. Über demkleinen Feuer braute ich meinenHexenbrei aus zerstampftenPflanzen für meine Stofftiere.Da der Backofen zu nah an derHauswand stand, wurde ich ent-deckt. Nun musste ich mir neuePlätze für meinen Backofen su-chen. Janine Straßburg

Als etwa Neunjähriger stro-merte ich mit meinem

Freund Werner gerne durch dieWälder.Wir sammeltenmal wie-der Tannenharz von den Bäu-men, um es anzuzünden. Wirhattenentdeckt:Wennman Tan-nenharz in der Dose anzündeteundhinunter tropfen ließ, zog je-der Harztropfen nicht nur einenFeuerschweif hinter sich, son-dern gab auch ein fantastischschmatzendes, saugendes Ge-räusch von sich. Zu Hause stie-gen wir mit der brennendenHarzdose immer höher – bis indie Dachkammer, um zu hören,ob sich das Geräusch verändert.Dort entdeckte uns Werners Va-ter. Er machte unserem Spaß einschnelles Ende. Hans Guist

KHV

Stickern,böttken,FeuermachenHF-Leser erinnern sich daran, was sie früher mit Feuer erlebt haben

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Gleichwirdgestickert: Kinder schichten auf dem Herforder Langenberg Brennbares für das Osterfeuer auf.Umgang mit Feuer war alltäglich in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. FOTO: KAH (SAMMLUNG HEESE)

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KHV

AmdrittenSeptember-Wo-chenende, dem 18. und19. September, treffen

sich Heimatfreunde und Ge-schichtsinteressierte, Oldtimer-Freaks und Feuerwehr-Fans aufdem Gelände des Feuerwehrmu-seums Kirchlengern-Quern-heim in Häver. Das liegt an derHäverstraße 188 in Kirchlen-gern. Dort wird der 20. Geburts-tag dieses Museums gefeiert –undzugleich die zweite große Le-serfete des HF-Magazins, desvom Kreisheimatverein HerfordherausgegebenenGeschichtsma-gazins in der NW.

Museumskenner zählen dasPrivatmuseum mit seiner im-mer weiter ausgebauten Samm-lung inzwischen zu den viergrößten Feuerwehrmuseen inDeutschland. Das HF-Magazinmit seinen Themen und seinemunterhaltenden Anspruch istweithin einzigartig: Das sindgute Bedingungen für interes-sante Begegnungen. Mit von derPartie sind außerdem Muse-ums- und Sachgut-Initiativenaus der Region mit ihren Schät-zen. Angesagt haben sich:

Alttraktorenfreunde Dehme,Herford und Klosterbauer-schaft, Bürgersolaranlage Rö-dinghausen, Bauernbad Reh-merloh, Vogelschutzgruppe Ha-gedorn, Verein der Vogelliebha-ber Kirchlengern, Feuerwehr-museum Zeven, Feuerwehrmu-seum Salzbergen, Jugendfeuer-wehr Kirchlengern, Kleinbahn-verein Enger, Firma Schling-mann Feuerwehrfahrzeuge,Landwirtschaftsverlag Münster,Privatbrauerei Barre, Förderver-ein Doberg-Museum Bünde,Kleinbahnverein Enger, Muse-umsschule Hiddenhausen,RGZV Klosterbauerschaft,Deut-sches Rotes Kreuz, Schlüter-freunde OWL.

Für Technik hat er sich im-mer schon interessiert. Au-

ßerdem ist der HistorikerChristoph Mörstedt ein Fanfür alles, was sich durchmenschlichenEinfluss in Bewe-gung bringen lässt. Weil er au-ßerdem gern von früher er-zählt und einen Heidenrespektvor Zeitgenossen hat, die ihrentechnischen Sachverstand undihre Zeit auf den Erhalt alterund uralter Fahrzeuge richten,war er der geborene Testfahrerfür eine neue Serie, die das HF-Magazin im Dezember 2003startete. In der ersten Folgenahm er ein 50 Jahre altesBoma 28-Zoll-Tourenrad insVisier. Dann hob er ab: Ob alteDampfloks oder Segelflieger,Faltbooteoder landwirtschaftli-che Fahrzeuge: Mörstedt inte-

ressierte sich dafür, wie sie sichanfühlen und -hören, wie siesich und ihre Fahrer bewegenund was an ihnen anders ist.

Seine Reportagen erschie-nen im HF-Magazin. Mörstedtwurde zu Lesungen eingela-den. Das landwirtschaftlicheWochenblatt in Münstermachte sie einem überregiona-len Publikum bekannt. DessenVerlag hat jetzt die schönstenBerichte in einem Buch (Müns-ter 2010, 19.90 Euro) zusam-men gefasst, mit Fotos vonNW-Redakteur Frank-Mi-chael Kiel-Steinkamp. Präsen-tiert wird es, zusammen mit ei-nigen der getesteten Fahrzeugewie dem Lanz-Bulldog D 1212,dem Unimog 401 und dem höl-zernen Fahrrad („ Michau-line“) Samstag ab 13.00 Uhr

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ZweischöneTageDas Programm und die Mitwirkenden . . .

Die schönstenFahrberichteausHF

Auf die Besucher der HF-Leserfete im Feuerwehr-museum wartet ein kniff-

liges Preisausschreiben, bei demes einige schöne Preise zu gewin-nen gibt. Fünf Fragen rund umdas Feuerschutzwesen und dasMuseum Kirchlengern sind zubeantworten – kein Problem fürjeden, der mit offenen Augenüber das Fest geht. Achtung:Eine der Fragen bezieht sich aufdiese Ausgabe des HF-Maga-zins.

Teilnahmekarten gibt es amStand der HF-Redaktion aufdem Festgelände.

Aus den richtigen Einsendun-gen werden die Gewinner ausge-

lost. Verlosung und Preisver-gabe finden am Sonntag, 17Uhr, vor Ort statt. Die nicht an-wesenden Gewinner werdenschriftlich benachrichtigt.

Erster Preis ist eine einstün-dige Fahrt mit einem großenFeuerwehr-Einsatzwagen. DerGewinner wird zu Hause abge-holt. Weiter sind zu gewinnen,unter anderem:

- eine Familienkarte (zwei Er-wachsene, bis zu drei Kinder)für den Zoo Osnabrück

- zwei Karten für das Konzertmit Peter Maffay

- weitere Eintrittskarten fürKultureinrichtungen

- ein Kinder-Feuerwehrhelm.

Esgibt etwas zugewinnenKleines Quiz für alle Festbesucher

BuntesTreiben: Viele Museums-Initiativen stellten sich bereits aufder letzten HF-Leserfete im Feuerwehrmuseum vor.

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¥ Programm am Samstag, 18.September

Beginn 12 Uhr, Ende offen13.00 Uhr Eintreffen des HF-

Testfahrzeugs und des histori-schen NW-Bullis. Vorstellungdes Buches „Wollense ma fahn?von Christoph Mörstedt undFrank-Michael Kiel-Stein-kamp“ durch Landrat ChristianManz und Carsten Heil (NW-Chefredaktion)

14.00 Uhr Führung durch dasFeuerwehrmuseum

15.30 Uhr Führung durch dasFeuerwehrmuseum

15.30 Uhr Musik zur Kaffee-zeit: Light- My- Fire-Duo

17.00 Uhr Historische Lösch-übung¥ Programm am Sonntag, 19.September

Beginn 11, bis gegen 18 Uhr11.00 Uhr Beginn des Kinder-

flohmarkts12.00 Uhr Führung durch das

Feuerwehrmuseum13.30 Uhr Puppentheater mit

der Jugendfeuerwehr Kirchlen-gern, Kampi und Paul

14.00 Uhr Führung durch dasFeuerwehrmuseum

15.30 Uhr Puppentheater mitder Jugendfeuerwehr Kirchlen-gern, Kampi und Paul

16.00 Uhr Löschübung der Ju-gendfeuerwehr Kirchlengern

17.00 Uhr Auslosung der Ge-winner des HF-Quiz

Kultur offensiv: Ausstellungheimischer Künstler

HF-Magazin-Leser-Stamm-tisch

Treffen vieler Oldtimer-Freunde

KHV

Dem FeuerwehrmuseumKirchlengern gratuliere ichherzlich zu seinem 20- jährigenJubiläum. Entstanden aus einervor 38 Jahren begonnenen pri-vaten Sammlung von Urkun-den, Uniformen Helmen undRangabzeichen hat Hans Klee-meier aus seinem Hobby einMuseum gemacht.

Mit seiner Ehefrau und vie-len Mitgliedern - davon einigenbesonders aktiven - tragen sievon Exponaten bis hin zu Fahr-zeugen alles zusammen, was esin der Geschichte des Feuer-wehrwesens gegeben hat.

Sie restaurieren es und ma-chen es in dem Museum inKirchlengern - Häver der brei-ten Öffentlichkeit zugänglich.

Für Hansi Kleemeier gilt dasMotto: „Aufbewahren undnicht Wegwerfen“.

Das Museum ist mit seiner

Vielzahl von Exponaten einzig-artig in Ostwestfalen-Lippeundweit über die Grenzen unse-rer Region hinaus bekannt.

Den Besuchern des Muse-ums wird durch die sehr um-

fangreiche Sammlung einÜber-blick über die vielseitige und oftgefahrvolle Arbeit der Feuer-wehren in den letzten Jahrzehn-ten näher gebracht.

Dadurch wird vielleicht beimanchem Besucher das Inte-resse an der ehrenamtlichenoder hauptberuflichen Tätig-keit des Feuerwehrmannesbzw. Feuerwehrfrau geweckt.

Allen, die sich in der Vergan-genheit und in der Zukunft fürdas Museum eingesetzt habenund auch weiterhin einsetzenwerden, danke ich für das per-sönliche Engagement.

Für die kommenden Jahrewünsche ich dem Museum undseinem Trägerverein alles er-denklich Gute, viele neue Expo-nate, eine breite Unterstützungund viel Erfolg.

Wolfgang HackländerKreisbrandmeister

... der HF-Leserfete am 18. und 19. September in Kirchlengern

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ImFeuerwehrmuseum

EinGruß vomKreisbrandmeister

KomplimentfürdieKleemeiers:Wolfgang Hackländer

KleinerRückblick: 2004 fand die erste HF-Leserfete im Feuerwehrmu-seum in Kirchlengern-Häver statt. Auch an diesem Wochenende wer-den wieder viele Oldtimer –Freunde mit ihren Fahrzeugen erwartet.

DickeBrummer: Großfahrzeuge der Marke Magirus sind in größererZahl zu bewundern.

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November1969: Die Ziegelei Kenter in Enger an der Meller Straße steht in Flammen.

KHVD O N N E R S T A G , 1 6 . S E P T E M B E R 2 0 1 0

Der größte Erfolg im Le-ben eines Feuerwehr-mannes ist es, die Ent-stehung eines Bran-

des zu verhindern – durch Auf-klärung und Vorbeugung.

In den letzten Jahrzehntenhat die Feuerwehr in diesemSinne einige Erfolge erzielt: In-formationen und (strenge)Brandschutz-Auflagen habendazu geführt, dass die Zahl dergroßen spektakulären Brändenicht weiter zugenommen hat.

Doch die Erinnerung angroße Schadens-Ereignisse wieden Dioxin-Brand im ParkhausNeustadt oder das große Feuerin der Lackfabrik am Füllen-bruch sind noch wach – und anihre Bekämpfung und Eindäm-mung .

Es ist noch nicht so lange her,dass auch Feuerwehrleute ausdem Kreis Herford in ihrem eh-renamtlichen Einsatz für Schutz

und Sicherheit der Mitmen-schen ums Leben kamen.

Vor allem Großfeuer in hiesi-gen Industrieanlagen, oft auchin der landwirtschaftlichenWelt, hielten die Freiwillige Feu-erwehr ebenso wiedie hauptamt-lichen Wehrleute der Region im-mer wieder in Atem.

Erstaunlich aus heutiger Sichtistallerdings, dass viele spektaku-läre Einsätze fotografisch über-haupt nicht dokumentiert sind.Es ist noch gar nicht so lange her,dass Fototechnik für Nachtauf-nahmen zur Verfügung steht –und meist hat es früher in derNacht gebrannt, wenn die Auf-merksamkeit nachließ oderwenn Brandstifter sich imSchutz der Dunkelheit auf denWeg machten. – Die Geschichteder Brandbekämpfung im KreisHerford muss noch geschriebenwerden. Es wäre eine lohnendeSache. hab

Februar1958: Die Werkstatt der Kleinbahn Enger steht in Flammen.

Einer der dramatischsten Feu-erwehreinsätze im Kreis

Heerford ereignete sich am 9. Fe-bruar 1968 in Kirchlengern. Inder Lackfabrik Oskar Nolte warein Großfeuer ausgebrochen.Während des Großeinsatzeskam es zu mehreren Explosio-nen. Mehrere Einsatzkräfteschwebten in Lebensgefahr. Der32-jährige Werkmeister HelmutRabe, aktiver FeuerwehrmannundVater von zwei Kindern, ver-lor sein Leben.

Juni1953: In Enger-Siele brenntein Kotten völlig aus.

TödlicherEinsatzinKirchlengern

LebenmitderGefahr

Rückblick: Spektakuläre Einsätze

TödlicherEinsatz: Viele Feuerwehrleute geben ihrem Kameraden das letzte Geleit.

GroßbrandinderLackfabrikNolte1968: Das Feuer breitete sich ra-send schnell aus – es kam zu mehreren Explosionen.

Januar1991: Über der Lackfabrik Hammen in Hiddenhausen bautsich eine riesige Rauchwolke auf.

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VON CHRISTOPH LAUE

In der vom bekannten Her-forder Architekten Wil-helm Köster 1920/21 erbau-ten Möbelfabrik Poggen-

pohl brennt es. Es ist der 16. Juni1939, zehn Wochen vor Beginndes 2. Weltkriegs.

Gegen 12 Uhr mittags entwi-ckelt sich in der Fabrik an derBünder Straße ein Großfeuer,das auf 70 Metern das gesamteDachgeschoss des Fabrikgebäu-des ergreift.

Die Herforder Feuerwehr warmit allen verfügbaren Feuer-wehrleuten schnell vor Ort. DieGröße des weithin sichtbarenFeuers zog zahlreiche Schaulus-tige an, die von der Polizei durchumfangreiche Absperrungenferngehalten werden mussten.Die Bünder Straße war mehrereStunden vollständig gesperrt.

Zwei Arbeiterinnen, die ne-ben der Lackiererei arbeiteten,hatten das Feuer bemerkt. ErsteVersuche,den Brand selbst zu lö-schen schlugen wegen der ho-hen Brennbarkeit der Lacke undFarben fehl.

Dann kam die Feuerwehr mitder „großen Automobilspritze“.Auch die Bielefelder Feuerlösch-polizei mit ihrer Motorspritzewurde alarmiert. Sie brauchteaber nicht mehr einzugreifen.

Zu den Aufgaben der Feuer-wehr gehörte es, die großenHolzvorräte der Firma Poggen-pohl zu sichern.

Probleme gab es mit demLöschwasser. Ein Hydrant amGelände und der Düsedieker-bach, aus dem die Automobil-spritze das Wasser entnahm,

reichten nicht aus. Eigentlichhätte der Bach erst gestaut wer-den müssen.

Der große Wagen der Feuer-wehr stand vor dem Haupttor:„Mit insgesamt neun Schlauch-leitungen ging man den Flam-men zu Leibe“, heißt es in einemZeitungsbericht.

Die große Automobilleiterwurde in den Innenhof der Fa-brikgefahren, um vondort syste-matisch zu löschen. Das Feuerzerstörte aber „nur“ das Gebälkdes Dachstuhls, die darunterlie-genden Geschosse waren auf-grund massiver Betondeckenkaum betroffen.

Bereits um 15 Uhr konntendie Aufräumarbeiten beginnen.Die Presse berichtete, das dasWerk, „in dem 150 Volksgenos-sen arbeiten, seinen Betrieb invollem Umfang weiterführen“könne, „da die Lackiererei in ei-nen anderen Raum unterge-

bracht werden kann.“Kritik wurde nochmals an der

Versorgung mit Löschwasser ge-übt. Zum Löschen hätte eine 300Meter lange Leitung gelegt wer-den müssen, erst in 500 MeternEntfernung hätte sich ein Brun-nen mit Werrewasser befunden.Diese Situation müsse dringendverbessert werden.

Erst eine Woche zuvor hattedie Herforder Feuerwehr einenähnlich großen Einsatz, in derengen Stadtmitte Herfords. Inder Brüderstraße brannte gegen5.30 Uhr morgens das Hotel„Haus der Väter“.

Im Gegensatz zum Poggen-pohl-Feuer war hier ein Opferzu beklagen. Im ausgebranntenZimmer fand die Feuerwehr„die verkohlten Reste eines Ho-telgastes. Man nimmtan, das die-ser Gast bereits am Abend imBett noch eine Zigarette rauchteund dabei eingeschlafen ist“.

KHV

Poggenpohl in FlammenDer große Brand im Juni 1939

D O N N E R S T A G , 1 6 . S E P T E M B E R 2 0 1 0

Am 12. August 1892brannte es in der Creden-straße. Wahrscheinlich

aufgrund einer Brandstiftungentstand ein Feuer, das rasendschnell sechs Häuser erfasste.Zeitungsberichte betonen dra-matisch, dass das gerade eingela-gerte Stroh eine Ausbreitung be-günstigte und kaum etwas geret-tet werden konnte.

Der Giebel des Erdbrügger-schen Hauses - damals Nummer197, was heute Nr. 11 entspre-chen würde - wurde am nächs-ten Tag künstlich zum Einsturzgebracht: „Mit Donnergekrachstürzte der obere Teil, ein Stückvon circa 60 Zentner, auf das oh-nehin schon zerstörte Gebälk.“

Und weiter berichtet die Zei-tung: „Das Gebäude muss ehe-dem ein Ordenshaus gewesensein.Eine Tafel an demselben be-sagte, dass es im Jahre 1532 er-richtet wurde. Vor langen Jah-ren wurde in dem großen Saale,der im Hinterhaus belegen war,der Gottesdienst der Israelitenabgehalten.“

Diese Aussage lässt aufmer-ken, handelt es sich doch hierum den bisher unbekanntenStandort der Synagoge der jüdi-schen Gemeinde vor dem Bauan der Komturstraße im Jahre1851. DieChronik der Stadt Her-ford berichtet für den 2. März1832, „die Juden hätten ihre Sy-nagoge in ein gemietetes Lokalin der Kredenstraße verlegt unddieses einigermaßen verschö-nert; die Einweihung fand heutestatt und wurde durch eine Redeund Gesänge beides in deut-scher Sprache gefeiert“.

Das Haus war kein normalesWohnhaus, sondern früherwohl ein adeliger oder kirchli-cher größerer Hof und massiv ge-baut. Es soll nach der Chronikvon Carl Schwettmann der alte

Hof der Familie Crede gewesensein. Das große dazugehörigeGrundstück zog sich von derCredenstraße bis an die frühereKleine Werre, die in diesem Be-reich nah an der Bergertormau-erstraße entlang lief.

Es muss ein Haus mit hohemGiebel zur Straße gewesen sein,der Saal befand sich im Hinter-haus. Diese Beschreibungenund der Grundriss des nach demBrand auf den Grundmauern er-richteten neuen Hauses zeigenein großes Anwesen, das ande-ren großen Kaufmannshäusernaus dem 16. Jahrhundert in Her-ford ähnlich war, etwa dem Wul-fert-Haus am Neuen Markt unddem ursprünglichen Zustanddes Hauses Höckerstraße 5 (vordem barocken Umbau).

Erdbrügger errichtete nachder Auszahlung der Versiche-rungssumme schnell einen Neu-bau. Bereits aus dem September1892 stammen die Pläne zumneuen Haus, das unter Verwen-dung der alten Grundmauernentstand. Auf den Bauplänen istder Grundriss des Saales, der frü-heren Synagoge, zu erkennen.

80 Jahre später war im Zugedes Baus der Berliner Straße derobere Teil der ursprünglich viellängeren Credenstraße dem Ab-riss geweiht. Auch das Haus Nr.11 wurde im Oktober 1975 abge-rissen. Gegen den Abriss sprachaus Sicht der Planer nichts, „dasich die entscheidenden Gre-mienfür dieErhaltung dieses his-torisch möglicherweise interes-santen profanen Bauwerks nichtstark gemacht haben.“ Damitverschwand auch der Standortder „Synagoge vor der Syna-goge“vom Erdboden.–Mehr da-rüber steht im „HistorischenJahrbuch für den Kreis Herford“2011, das Mitte November er-scheint. CHRISTOPH LAUE

LackeundFarbenbrennengut: Der gesamte Dachstuhl, in dem sich die Lackiererei der Möbelfabrik be-fand, wurde ein Raub der Flammen. FOTOS: KAH (SAMMLUNG GEORG HEESE)

SchläucheohneEnde: Im Laufschritt legten die Feuerwehrleute ihreLeitungen durch die Haupteinfahrt zum Brandherd.

EinJahrnachdemBrand: Ende 1892 steht an der Credenstraße bereitswieder ein Neubau (umkreist) an der Stelle, wo sich zeitweilig die Her-forder Synagoge befunden hatte. FOTO: ARCHIV GESCHICHTSVEREIN (Ausschnitt)

BrandinCredenstraßezerstörtOrdenshausHier befand sich von 1832-1851 die Synagoge

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Der Name passthun-dertprozentig.Knallrot sind Hin-terleib, Brust undauch das Gesicht

der Feuerlibelle, die in diesemFrühsommer mehrfach im Her-forder Kreisgebiet beobachtetund fotografiert werden konnte.Dabei ist es noch gar nicht solange her, da galt sie als „afrikani-sche“ Art, der man höchstenseinmalauf Urlaubsreisen im Mit-telmeergebiet begegnen konnte.

In den 1990er Jahren wurdendann einzelne Feuerlibellen inWestfalen entdeckt. Es dauertenoch eine ganze Weile, bis sieauch nördlich des TeutoburgerWaldes die wenigen Beobachterzu erhöhtem Pulsschlag brach-ten.

Am 29. Juli 2006 gelang dererste Nachweis im Kreis Her-ford: In der warmen und gut ge-gen Winde geschützten ehemali-gen Tongrube Kenter in Engersah Armin Deutsch, aktiver Na-turforscher aus Jöllenbeck, zweirote Männchen über dem Was-ser.

Im folgenden Jahr entdeckteer in derselben Grube bei ge-nauer Nachsuche auch mehrereder charakteristischen Larven-häute,die dieLibellen einfach zu-rücklassen, wenn das fertig ent-

wickelteTier sich aus der Larven-hülle herausgearbeitet hat undnach einer kurzen Trocknungs-und Härtungsphase zu seinemersten Flug startet. Die Engera-ner Neulinge hatten 2006 offen-bar auch Weibchen gefunden.

Am 18. Juni 2008 gelang anden warmen Sandflächen des Di-ckertsees in Oberbehme derzweite Nachweis: BurkhardKriesten vom BustedterBiologie-zentrum entdeckte morgens beider Suche nach Laufkäfern ein

knallrotes Männchen. Im hei-ßen Frühsommer 2010 konntendanngleich an drei Stellen Feuer-libellen beobachtet werden.Ende Juni gelang ThomasGarczorz ein Foto im Füllen-bruch.

Nur wenige Tage später sahBurkhard Kriesten an den Tüm-peln von Gut Bustedt ein rotesMännchen. Es war die erste Feu-erlibelle auf dem Gelände desBiologiezentrums, das seit 30Jahren nahezu täglich intensivunter Kontrolle steht.

Am 14. Juli fand wiederum Ar-min Deutsch in der TongrubeKenter ein Männchen undkonnte Fotos machen.

Feuerlibellen kamen bis An-fang der 1990er Jahre im südli-chen Europa bis in das PariserBecken und in die UngarischeTiefebene vor. Bis 1992 warenaus Bayern im tiefen SüdenDeutschlands erst sechs Nach-weise bekannt. Danach ging essteil aufwärts. Die Einwandererzählten danach zu den Arten mitden höchsten Zuwachsraten.

Da sie sehr wärmeliebendsind, richten sie an kühleren Ta-gen ihre Körper so aus, dass sieperfekt von Sonnenstrahlen er-wärmt werden können. Die an-rollende Klimaerwärmung ist ih-nen daher bei ihrer Ausbreitungnach Norden offenbar sehr zuHilfe gekommen.

Die Feuerlibellen gelten heuteals wichtigerBeleg für die vieldis-kutierte ‚Mediterranisierung’der Fauna Mitteleuropas, die si-cher noch fortschreiten wird.

Die „Afrikaner“ haben denKreis Herford erreicht . . . .

Ihre Nische ist extrem. DasWasser donnert mit gewalti-ger Kraft über sie hinweg

und droht sie fortzureißen. Abersie kommen mit diesen Gewal-ten klar – die seltsamen Larvender kleinen Fliege, die gar keinendeutschen Namen hat.

Limnophora riparia heißt siein der Wissenschaft, das deutetauf einen nassen Lebensraum.Zur selben Insektenfamilie ge-hört unsere allgegenwärtige Stu-benfliege, die ihr ähnlich sieht.

Die merkwürdig gebauten,nur gut einen Zentimeter langenLarven von Limnophora lebenin kleinen, vom heftig strömen-den Wasser gebeutelten Moos-und Algenpolstern auf festemUntergrund in Flüssen und Bä-chen. Ihre hakenförmigen Kör-peranhänge helfen ihnen, sichan den Pflanzenfasern festzukral-len, um nicht weggespült zu wer-den. Dort suchen sie nach denLarven von Kriebelmücken undfressen sie.

In diesem Sommer gelang esendlich,eines dieser merkwürdi-gen Tiere im Kreis Herford auf-zustöbern. Bei einer Kanu-Tour

der Klasse 5c des Königin-Ma-thilde-Gymnasiums auf derWerre mussten die Boote an derehemaligen Kissler-Mühle inOberbehme aus dem Wasser ge-nommen und um das hoheWehr herumgetragen werden.

Unterhalb des großen Abstur-

zes dort strömt das Wasser mithohem Tempo über eine Stein-mauer, an der sich Algen undMoose trotz der heftigen Strö-mung ansiedeln konnten. In die-sen Polstern war die Haken-Larve zu finden.

Es ist der erste Nachweis die-

ser interessanten Fliegenart imKreis Herford und sicher auchim nordöstlichen Westfalen.

Wenn die Larven genügendEnergie gefressen haben und mitihrer Entwicklung fertig sind,schlüpfen daraus recht unschein-bare Fliegen, die sich in der

Nähe der Gewässer aufhalten.Ihre Männchen vollführen ei-nen merkwürdigen halbkreisför-migen Spring- und Flattertanz,um Weibchen anzumachen.

Diese legen dann in Wasser-pflanzen im Verhältnis sehrgroße Eier von rund 2 Millime-tern Länge, die mit besonderenKlammereinrichtungen verse-hen sind, damit die Strömungsie nicht fortreißt.

Die seltsame Fliege kommt inganz Europa vor. Ihre Larven gel-ten heute als wichtige Fress-feinde der kleinen schwarzenKriebelmücken, die Menschenund vor allem auch Weideviehsehr schmerzhaft stechen undbeißen können.

Der Fund in der Werre inOberbehme beweist, dass auchdieses merkwürdige Tier mit derbleichen Power-Larve, die sichmit ihren Haken in starker Strö-mung behaupten kann, zur hei-mischen Fauna zählt. Wennman ihre faszinierende Lebens-geschichte erfährt, bleibt nurgroßes Staunen, was die Evolu-tion alles hervorgebracht hat.

ECKHARD MÖLLER

KHVD O N N E R S T A G , 1 6 . S E P T E M B E R 2 0 1 0

Feuerlibellen kommen vom MittelmeerOb in Oberbehme, der Tongrube Kenter oder in Bustedt: Der schöne rote Flieger ist heimisch geworden

DasWasserdonnertübersiehinwegDie merkwürdigen Larven der Fliege Limnophora halten der stärksten Strömung stand

VON ECKHARD MÖLLER

MitteninderWerre: Liv Lindemeier (r.) und Pauline Kleymann vom Königin-Mathilde-Gymnasium aufder Suche nach der Haken-Larve. FOTOS: KIEL-STEINKAMP/KRIESTEN

Sonnenkind: Die knallrote Feuerlibelle genießt die Wärme in Kenters Tongrube. FOTO: ARMIN DEUTSCH

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VON CHRISTOPH LAUE

Ende Oktober flog er vomHerforder Gymnasium,einige Tage späterschickte der Vater ihn

nach Übersee. Dort, in Amerika,brachte Franz Fleer aus Herfordes zum führenden Kaugummi-produzenten und zum Millio-när. Bis heute schlagen Millio-nen ihre Zähne in Substanzenaus dem von ihm gegründetenUnternehmen.

„Der Untersekundaner FranzFleer, Sohn des hiesigen Kauf-manns Fleer jun., hat am Mitt-woch, den 27. diesen Monats,die gemeinschaftliche Morgen-andacht ohne Erlaubnis ver-säumt“, beginnt der schriftlicheBericht des empörten Gymnasi-aldirektors vom Oktober 1875,„. . . unddiese Thatsache dem Or-dinarius der Sekunda, Prof. Dr.Hölscher und dem gerade inspi-zierenden Lehrer OberlehrerDr. Märker durch schamlosesLügen in Abrede zu stellen ver-sucht. Da der F. Fleer in demdringenden Verdacht stand, dasGleiche schon ein Mal gethan au-ßerdem mehrere Male Unwohl-sein simuliert zu haben, um Un-terrichtstunden zu versäumen,so wurde er von mir mit 4 TagenCarcer bestraft“. Carcer istSchul-Arrest.

Franz Fleer entzog sich dieserStrafe und verließ eigenmächtigdasKlassenzimmer und Schulge-bäude. Er müsse erst mit seinemVater sprechen, verkündete er.

Daraufhin wurde er am 29.Oktober der Schule verwiesen.Dem war aber sein Vater aller-dings schon zuvor gekommen.

Dieser habe bereits am Tag zu-vor „seinen Sohn schriftlich beimir von dem Gymnasium abge-meldet und dadurch das Beneh-men seines Sohnes gebilligt,“schreibt der Direktor

Auch Vater Jobst HeinrichFleer war offenbar widersetz-lich, aber auch erfolgreich gewe-sen. Er hatte sich vom Bäcker

zum Kaufmann und Gastwirtdes Hotels zur Eisenbahn hoch-gearbeitet und wird später sogarals Bankier, Spediteur und Koh-lenhändler bezeichnet.

Er besaß ein Haus in der Stein-straße 5 und das Hotel nebst Spe-ditionsgebäude in der Radewi-ger Feldmark an der BünderStraße 60, direkt hinter dem

Bahnübergang, wo heute der sogenannte Radewiger Kurparkliegt. Mit seiner Frau Wilhel-mine Sophie, geb. Dürkopp,hatte er neun Kinder, sieben vonihnen wanderten in die USA aus.

Auch Franz wurde nur zehnTage nach seinem Rausschmiss,

am 10. November 1875, mit sei-nen gerade 18 Jahren aus Bre-men mit dem Schiff „Leipzig“auf den Weg gebracht, womög-lich auch, um dem in Deutsch-land drohenden Militärdienstzu entgehen. Er kam am 7. De-zember 1875 in Baltimore an.

1849 hatte Otto Holstein, eindeutscher Quäker, eine Aroma-

Extrakte-Fabrik in Philadelphiagegründet. Frank lernte dessenTochter kennen, heiratete sieund trat in die Firma ein, der erseinen Namen gab.

Ab 1885, Fleer war gerade ein-mal 25 Jahre alt, stellte dieseFirmaKaugummi aus getrockne-

tem süd- und mittelamerikani-schem Baumharz her. Erst 1890trat der später weltweit größteKaugummifabrikant Wrighleyauf den Plan.

Frank Fleer entwickelte seinProdukt beständig weiter. 1897gab es das erste Fleer-Kau-gummi mit Cola-Geschmack.

Fleer war eines der ersten Un-ternehmen, das seinen Kau-gummi auch in Münz-Automa-ten verkaufte.

Das Fleer Unternehmen ent-wickelte um 1900 zwei weiterebedeutende Produkte. FleersBruder Heinrich beschichteteKaugummis mit anderen Süßig-keiten. „Chiclets" wurde einerder bekanntesten Markenna-men für Kaugummi. FleersFirma American Chicle gehörtejetzt mit Wrighleys und BeeachNut zu den drei Großen in der

Kaugummi-Branche. Fleer er-fand den Kaugummi neu: ImJahr 1906 führte er das weltweiterste Kaugummi, mit dem manBlasen produzieren konnte, ein,genannt „Blibber-Blubber."

1909 verkaufte Fleer seineChicle Kaugummi-Firma undgründete in Philadelphia dieFrank H. Fleer Corporation. Dasneue Unternehmen stellte an-dere Süßwaren her, die „Fleer'sBobs“ und „Fruit Hearts“. Hier-bei gab es erstmals sogenannte„Trading Cards“ als Beigabe -eine Reihe von 120 Karten mitEntertainern und Sportlern, da-runter Babe Ruth, Gloria Swan-son und Mary Pickford.

Frank H. Fleer starb 1921,seine Firma war aber weiter er-folgreich. Walter Diemer, ein23-jähriger Buchhalter, entwi-ckelte das erste Blasenkau-gummi, das sich auch problem-los von Haut und Zähnen wie-der lösen konnte.

Der neue Kaugummi, das ausnatürlichen Inhaltsstoffen be-stand und rosa gefärbt war,wurde „Dubble Bubble“ ge-nannt und ab 26. Dezember1928 zuerst in einem kleinenSüßwarenladen Philadelphia inden Verkauf gebracht. Es wurdeder größte Erfolg.

Die Beigabe von Kaugummi-Bildern – in den USA vor allemvon Baseball-Spielern -, die Ent-wicklungder Sticker und derEin-satz von Comic-Strips auf denVerpackungenwaren weitere In-novationen der Fleer-Com-pany.Sie blieb lange ein familien-geführtes Unternehmen.

1994 erwarb Fleer das Bilder-Unternehmen Panini, um seinePräsenz in Europa auszubauen.Fleer – mit deutschem Sitz inMörfelden bei Frankfurt, produ-ziert heute noch mehr als fünfMillionen Stück „Dubble Bub-ble“ täglich.

Und die Fleer Panini-Stickersind begehrte Sammler- undTauschware – nicht nur unterKindern.

KHVD O N N E R S T A G , 1 6 . S E P T E M B E R 2 0 1 0

DerHerforderKaugummi-MillionärFranz Fleer fliegt von der Schule, wandert nach Amerika aus und mischt den Kaugummimarkt auf

»Gloria Swanson undMary Pickford als Beigabe«

AusdemAutomaten: Frank Fleer war einer der ersten Kaugummi-Fabrikanten,die ihre Kau-Kugeln in sol-chen Behältern auf den Markt brachten.

ErfinderischerBuchhalter: Walter Diemer entwickelte im FleerschenUnternehmen ein Kaugummi, dass sich leichter von Haut und Zähnenlösen ließ. „Dubble Bubble“ wurde ein Riesenerfolg.

DasElternhaus: Dem Vater gehörte das Hotel am Bahnhof direkt amBahnübergang („Zur Eisenbahn“). Er hatte es vom Bäcker zum Gast-wirt gebracht, nannte sich später auch Bankier. FOTO: GESCHICHTSVEREIN

TäglichfünfMillionenStück:Dubble Bubble, 1928 erstmals ge-

kaut, wird noch heute produziert.

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VON MONIKA GUIST

Serap Ay ist 1974 in Her-ford geboren. Sie hatteeine glückliche Kindheitund genoss eine weltof-

fene Erziehung. Sie ging hier zurSchule, machte eine Ausbildungzur Verwaltungsfachangestell-ten, schloss eine Weiterbildungan. Sie ist verheiratet und hateine kleine Tochter. Klingt nacheiner ganz normalen Erfolgsge-schichte. Wenn da nicht diesesWort wäre: Migrationshinter-grund.

„Herford ist meine Heimat,mein Mittelpunkt. Ich sprechemit meinem Mann und meinerTochter deutsch, träumedeutsch und fühle mich hier zuHause und angenommen. Unddann gibt es dieses Wort. Manfühlt sich aufgenommen und be-kommt dennoch diesen Stempelaufgesetzt. Es ist wie ein Klotzam Bein“, erklärt die junge Frau.

Wie alle Menschen mit türki-schem Namen, dunklen Augenund Haaren kennt sie den Satz„Oh, Sie können aber gutdeutsch“. Dann kann sie nurkontern: „Sie aber auch“.

Aber diese Sätze stehen fürdas Dilemma, in dem die inDeutschland geborenen Kinderderehemaligen Einwanderer ste-cken: Sie machen deutlich, dasssie für Deutsche anders sind.„Das Problem ist, dass man sichim 30. oder 40. Jahr in Deutsch-land für das eigene Andersseinrechtfertigen muss. Das nervt ir-gendwann,“ erläutert sie.

„Was muss ich tun, damitmeine Tochter oder meine En-kelkinder diesen Stempel, diesesAnderssein los werden?“ DieseFrage beschäftigt Serap Ay sehr.

Kein Zufall, dass sie Ange-stellte des Herforder Integrati-onsbüros ist. In dem früher„Ausländeramt“ genanntenBüro denkt sie zusammen mitKolleginnen und Kollegen vieldarüber nach, wie das Problem

der Integration und des Mitei-nanders gelingen kann. Es reichtnicht aus, die Kundenräumefreundlicher zu gestalten.

Eines steht für Serap Ay fest:„Ohne Sprache läuft nichts. Ichfinde, die Kinder der Ausländermüssten deutsch besser beherr-schen als die Muttersprache.Wer hier lebt oder zu Gast ist,darf sich nicht einkapseln, son-dern sollte auch in deutsche Ver-eine gehen und an der deutschenKultur teilnehmen. Der Gastge-ber wiederum muss die Höflich-keit zeigen, die Hand zu öffnenund zu reichen.“

Doch wie reicht man dieHand so, dass sie genommenwird? Nicht nur Serap Ay beob-achtet, dass beispielsweise beimHerforder Hoekerfest kaum tür-kische Familien anzutreffen

sind, dass es in vielen Bereichenein Ghettoverhalten gibt.

„Integration funktioniertnicht durch Sanktion undDruck“, ist sich Frau Ay sicher.

Auch wenn Sprachkurse aufdiese Weise erzwungen werden,führen sie nicht zum gewünsch-ten Erfolg. Denn die Menschenverschließen ihr Herz, das fürdas Erlernen einer Spracheebenso wichtig ist wie ein mate-rielles Sicherheitsgefühl.

Wer in unserem Land frei vonVerfolgung für seinen Familien-unterhalt arbeiten darf, ist offe-ner für seine Umgebung undkann auf die Gastgeber angstfreizugehen.

Im Herforder Integrations-büro kümmert sich Frau Ay vonderAbschiebung bis zum Visum-antrag um unterschiedlichsteFälle, Kunden und Schicksale.Sie hat im Laufe der Schulungenund der Arbeitspraxis vor allemeines gelernt: Geduld. „Man

muss sich Zeit nehmen, um denMenschen die Angst zu nehmen.Denn eine Aufenthaltsgenehmi-gung oder Arbeitserlaubnis istfür den betreffenden Menschenetwas Lebensentscheidendes.Ich habe gelernt, die Gesprächeanders zu beginnen, indem ichnach den Kindern oder der Bus-fahrt frage. Sie werden dann et-was lockerer.“

Auf diese Weise ermöglichtsie den Zugereisten Offenheitund Ehrlichkeit. „Nur wennmeine Kunden alles offen darle-gen, kann ich viel für sie tun“,stellt sie klar.

Dann ist sie bereit jede Geset-zeslage zu durchleuchten, um ih-nen zu helfen. Vom Gesetzgeberwünscht sie sichdabei mehrKlar-heit und Eindeutigkeit.

Zum Schluss verrät Frau Ay

ein bewährtes, selbst gelebtes In-tegrations- Rezept: „Mein Mannund ich haben uns vor drei Jah-ren ein Haus in Lippinghausengekauft. Mitten in einer dörfli-chen, alt eingesessenen deut-schen Gemeinschaft.

Das hätte schief gehen kön-nen. Wir wurden jedoch wun-derbar aufgenommen und zu je-der Petersilienhochzeit oder je-dem runden Geburtstag eingela-den. Und das hat einen Grund.Wir signalisieren: Wir gehörenzu Euch. Indem wir Einladun-gen wahrnehmen, ein Schwätz-chen mit den Nachbarn haltenund meine Tochter für Nach-bars Hund stets ein Leckerli be-reit hält. Es sind diese einfachenmenschlichen Beziehungen, dieein Aufeinanderzugehen mög-lich machen.“ Vielleicht ist Inte-gration einfacher, als wir alledenken. Vielleicht brauchen wirbald alle den Stempel „Migrati-onshintergrund“ nicht mehr.

KHV

´In einer Serie für das HF-Magazin (Untertitel: Heimat-kundliche Beiträge für denKreis Herford) beschäftigtsich die Historikerin MonikaGuist mit der Geschichte vonMigranten im Kreis Herford.Bisher sind erschienen Bei-träge über Leute aus Kasachs-tan, der Türkei, Russland, derDominikanischen Republik,Kosovo, Argentinien, Ex-DDR, Türkei und Afghanis-tan.

D O N N E R S T A G , 1 6 . S E P T E M B E R 2 0 1 0

HF-Serie HeimatundMigration

SerapAy:HerfordistmeineHeimatHF-Serie Migrations-Geschichten: Wenn da nur dieses eine Wort nicht wäre . . .

»Wer hier lebt oder zu Gast ist, darf sichnicht abkapseln«

Geduldigsein: Serap Ay ist Herforderin – das Wort „Migrationshin-tergrund“ gefällt ihr nicht. FOTO: KIEL-STEINKAMP

Familienfoto: Seraps Eltern Nebiha und Enver Ayar erzogen sie be-wusst zu Offenheit und Toleranz. FOTO: PRIVAT

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Die Ausstellung ist bis zum28. Januar Samstag von 14 –16 Uhr und nach Vereinba-rung für Schulklassen undGruppen geöffnet. Begleit-buch undumfangreiche päda-gogische Materialien sind er-hältlich. Kontakt: Telefon05221-189257. Infos auch un-ter www.zellentrakt.de

Bis 28. Januar

Die GeschichtswerkstattExter bringt pünktlich zurWiederinbetriebnahme dasBuch „Windmühle Exter“ he-raus. 88 Seiten, erhältlich inVlothoer Buchhandlungen,8,50 Euro, www.gwexter.de

KHV

VON CHRISTOPH LAUE

Von einer jüdischenMädchenschule undihren Herforder Schü-lerinnen handelt eine

Ausstellung, die bis Ende Januarin der Gedenkstätte Zellentraktim Herforder Rathaus zu sehenist. Sie berichtet auch über Erfah-rungen jüdischer Kinder an Her-forder Schulen.

Der jüdische Frauenbund inWolfratshausen (Bayern) hatte1926 eine Hauswirtschafts-schule gegründet. Mädchen soll-ten hier lernen, einen jüdischenHaushalt nach rituellen Regelnzu führen und sich auf wirt-schaftliche, soziale und pädago-gische Berufe vorbereiten.

Während der NS-Zeit entwi-ckelte sich die Schule zu einemZufluchtsort für junge Frauenaus dem gesamten DeutschenReich. Wie eine Oase des Frie-dens erschien sie ihnen, heißt esin Zeitzeugenberichten.

Die landwirtschaftliche Aus-bildung wurde für viele Schüle-rinnen überlebensnotwendig:Sie war eine Voraussetzung fürein Visum ins rettende Ausland.

Am 9./10. November 1938wurden in der Reichspogrom-nachtalle Schülerinnen und Leh-rerinnen vertrieben. Die Schulewurde geschlossen.

Seit Sommer 2002 erforschtein Team des Historischen Ver-eins Wolfratshausen die Ge-schichte der Schule. Es hat dazudie letzten noch lebenden Schü-lerinnen interviewt. Diese Aus-stellunghat die GedenkstätteZel-lentrakt nach Herford geholtund ergänzt.

Auch aus Herford schickten

jüdische Familien ihre Kindernach Wolfratshausen: Ruth undInge Obermeier, Ruth Gold-mann und Gisela Ruben besuch-ten die Schule zwischen 1929 bis1936 jeweils für ein Jahr.

Inge Obermeier ist die einzigenoch lebende Augenzeugin un-ter den Herforderinnen. Über ih-ren Aufenthalt in Wolfratshau-sen berichtete sie 2010 in einem

Interview, das in der Ausstel-lung zu hören ist.

Sie besuchte ab 1930 das Her-forder Oberlyzeum (heute Köni-gin-Mathilde-Gymnasium)und verließ die Schule 1936 we-gen rassistischen Anfeindungen.Nach dem Jahr in Wolfratshau-sen wechselte sie auf eine jüdi-sche Handelschule in Berlin. Ihrgelang es, am 4. Mai 1939 zu-

nächst nach England und im Ja-nuar 1941 in die USA auszuwan-dern.

Die Ausstellung lenkt denBlick auch auf die schulische Si-tuation jüdischer Kinder und Ju-gendlicher in Herford. Bis 1902gab es hier eine jüdische Grund-schule im Gemeindehaus an derKomturstraße.

Danach besuchten die jüdi-schen Kinder städtische Schu-len. Ihre Eltern schickten sieaber auch in jüdische Internateund Fachschulen an anderen Or-ten. An Herfords höheren Schu-len lag ihr Anteil höher als derDurchschnitt der Juden in derBevölkerung.

Wie überall im DeutschenReich werden sie ab 1933 beimSchulbesuch behindert und schi-kaniert. Ander Städtischen Kauf-männischen Berufsschule gingdie Diskriminierung direkt vonden Schulleitern Werner Flörkeund Walter Klawitter aus, die1937 eine „Sonderklasse“ für diejüdischen Schüler einrichteten.

Die Wirkung des allgemeinenSchulverbots im November1938 schilderte eine Schülerinder heutigen Königin-Ma-thilde-Schule: „Es gab eine offi-zielle Versammlung der ganzenSchule in der Aula. Der Schullei-ter befahl, dass diese (jüdischen)Mädchen die Aula augenblick-lich zu verlassen hätten. Darauf-hin gingen zwei Mädchen raus.Sie mussten an allen vorbei, eswar ein regelrechtes Spießruten-laufen. Eine weinte. Wir warenalle entsetzt. Ich habe das nichtvergessen können. Damals warich zwölf.“

Nach dem Schulverbot unter-richtete Erich Lewin, der letzte

Rabbiner der Gemeinde Her-ford, bis zu seiner Deportation1942 im Gemeindehaus dienoch verbliebenen jüdischenKinder.

BuchzurMühle

D O N N E R S T A G , 1 6 . S E P T E M B E R 2 0 1 0

Sechs Jahre nach seinerGründung hat es der För-derverein Windmühle Ex-

ter geschafft: Das Wahrzeichendes Bergdorfs mit den tüchtigenLeuten ist wieder betriebsbereit.Am Wochenende 25./26. Sep-tember 2010 wird auf der Stein-egge groß gefeiert.

Der Weg dahin war lang undmühevoll. Bis 1960 war sie in Be-trieb, danach verfiel sie mehrund mehr. 1987 war die wuch-tige Maschine saniert worden.

Aber schon bald nachdem derVerein Vom Korn zum Brot mitHelmut Wehage an der SpitzedieFlügelwieder drehen ließ, tra-ten massive Schäden auf. DerDrehkranz setzte sich und brachentzwei. Nach vielen teuren undletztlich vergeblichen Reparatu-ren verließen den Verein die

Kräfte und der Mut. Heute ge-hört das technische Denkmalder Stadt Vlotho. Der Förderver-ein und sein Vorsitzender Ul-rich Sturhahn als Betreiber hat-ten alle Hände voll zu tun. Mau-ern wurden neu gegründet undwieder errichtet, der ganzeStumpf verschindelt und dazuWall und Galerie abgetragen. Sobekam das Gebäude den drin-

gend nötigen Schutz gegen dastödliche Regenwasser.Der Dreh-kranz unterhalb der Kappewurde sicher eingebaut, dieKappe selbst verschindelt, Flü-gel und Windrose gründlich in-stand gesetzt.

Im Innern brauchte es neuetragende Balken. Fast alles, wassonst noch aus Holz war, mussteersetzt werden. EingedrungenesWasser hatte übelste Schäden an-gerichtet. Vereinsfreunde undbegleitende Fachleute sind glei-chermaßen optimistisch, dassjetzt alles klar ist für den Neu-start.

Die ersten Versuche habenschon funktioniert. Am 3. Julihat das erste Brautpaar in dernun offiziellen Außenstelle desVlothoer Standesamts geheira-tet. CHRISTOPH MÖRSTEDT

Vier FlügelüberExterWindmühle auf der Steinegge wieder betriebsbereit / Fest am 25./26. September

WirlebtenineinerOasedesFriedensEine Ausstellung im Herforder Zellentrakt erzählt die Geschichte einer jüdischen Mädchenschule

Hier lässtsichgutfeiern: Die Windmühle auf der Steinegge in Exterist wieder betriebsbereit. FOTO: KIEL-STEINKAMP

InWolfratshausen: Inge Obermeier aus Herford verbrachte ein Jahr inder bayrischen Schule für jüdische Mädchen. FOTO: ZELLENTRAKT

VierFreunde: Rolf Löwenstern(unten) besuchte die Mittelschulean der Uhlandstraße und wurde1942 umgebracht.

Page 16: 20JahresindeinguterAnfang...ten – Farbeimer und klettert aufsGerüst.Zuerstkommtder hintere Giebel dran, dann der vordere und wieder der hin-tere. Andere machen Besucher-dienst und

VON KARSTEN ADAM

Der alten Spritzen-schuppen auf demLangen Kampe naheTankenheini war

längst baufällig, als 1929 der Feu-erwehrhauptmann von Schwar-zenmoor immer wieder beimAmt Herford-Hiddenhausenvorstellig wurde, um Geld undGenehmigung für ein neues Ge-rätehaus zu bekommen.

Im folgenden Jahr war esdann so weit. Den Zuschlag er-hielt Maurermeister HeinrichWinkelmann, der auch Schrift-führer in der Wehr war.

Mit der Ausführung konnteer aber nicht sofort beginnen,weil er mit dem Bau der Schwar-zenmoorerThomaskirche ausge-lastet war. Erst nachdem dieMaurerarbeiten dort im Som-mer 1931 abgeschlossen waren,ging es los auf der Egge gegen-über der Windmühle Schröderan der heutigen Senderstraße.

Anfang Mai 1932 konnte dasGerätehaus mit einer Festredevon Amtmann Heinrich Leh-brink seiner Bestimmung über-geben werden.

Es erhielt die Nummer 171 inder fortlaufenden Nummerie-rung der Häuser des Dorfes.Diese Zahl musste „innerhalb ei-ner Woche nach Fertigstellungzweieinhalb Meter über demErdboden in weißen Ziffern aufdunkelblau grundiertem 12 cmim Quadrat großen Emaille-schild angebracht sein“, so be-stimmte es der Bauschein.

Es handelte sich um ein mas-siv gebautes fast quadratischesHaus mit Walmdach, dem einSchlauchturm angebaut war. Indem 10,50 m hohen Turm warebenerdig ein Stellplatz für das

Löschfahrzeug. Die Zufahrt wardirekt von der Senderstraße aus.

Hier war die Feuerwehr vonSchwarzenmoor zu Hause. Alsam 13. Januar 1959 das Fahr-zeug im Gerätehaus restlos einge-schneitwar, musste im Schlauch-turm unbedingt eine Zwischen-decke eingebaut werden, damitdas Löschfahrzeug einsatzbereitbleiben konnte.

Gegen Ende der 1960er Jahreverließ die Feuerwehr die Egge.Am 1. Januar 1970 wurde der

Stromzähler des alten Geräte-hauses abgemeldet. An derStraße An den Teichen nahe derKirche war ein Neubau für dieFeuerwehr errichtet worden. Ihrehemaliges Gerätehaus wurdedanach von Müller Schröder zuLagerzwecken gepachtet.

In den Folgejahren wurdendie Zukunft des alten Gebäudesimmer wieder in der Verwal-tung und der Öffentlichkeit dis-kutiert. Amateurfunker, Jugend-hilfe, Hotel – das waren Optio-

nen, die aber nie realisiert wur-den.

Mit dem Ausbau des Wander-weges um den Dornberg imHerbst 1972 wurde dann ent-schieden, das Gerätehaus wegenseines schlechten Zustandes ab-zubrechen. Der Bauschutt sollteals Befestigungsmaterial für denWegebau genutzt werden.

Am 23. Januar 1973 wurdeder Antrag auf Abbruchgeneh-migung gestellt. Müller Schrö-der musste das Gebäude bis zum

30. April 1973 räumen. Am 24.Juli 1973 begann der Abbruch –die Akte schließt am 10. Okto-ber.

Inder„Mitteilung überneu er-baute oder veränderte Ge-bäude“ der Stadt Herford an dieBewertungsstelle des Finanzam-tes vom 16. Oktober 1973 heißtes: „Durch den Abbruch des Feu-erwehrgerätehauses gingen 407Kubikmeter umbauter Raumund 48 Quadratmeter Nutzflä-che verloren.“

KHVD O N N E R S T A G , 1 6 . S E P T E M B E R 2 0 1 0

EinSpritzenhausgehörtinjedesDorfZum Beispiel Schwarzenmoor: Der Schlauchturm auf der Egge

Glockenturm,Mühle,Spritzenhaus: Der Schlauchturm (links) an der heutigen Senderstraße war lange Zeit ein Wahrzeichen Schwarzenmoorsneben Sc hröders Windmühle. Das Foto enstand um 1932. Bis 1973 stand er dort. ARCIV: KARSTEN ADAM

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