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24 Familien in Trennung ist, gibt es gute Gründe, diese negativen „Beziehungskiller“ anzugehen: Sind Kinder mit im Spiel, werden die Partner trotzdem gemeinsam Eltern und durch diese Verbindung ein Leben lang in Beziehung bleiben. Der in dieser Arbeit evaluierte Elternkurs „Kinder im Blick“ greift beim Thema „Umgang mit dem anderen Elternteil“ auf dieses Wissen zurück (vgl. Abschnitt 4). Ebenfalls von Bedeutung für Prävention und Intervention sind die Befunde zu den Auswirkungen einer elterlichen Trennung auf die Kinder. Sie werden im kommenden Abschnitt dargestellt. 2.3 Auswirkungen von Trennung und Scheidung auf die Kinder als Ausgangspunkt für Interventionen 2.3.1 Trennungsfolgen für Kinder Einführung Kinder haben ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit, Schutz und Kontinuität, weshalb die Trennung der Eltern zunächst ihre ganze Welt ins Wanken bringt (Hetherington & Kelly, 2003). Die widerprüchliche Befundlage zu Trennungsfolgen bei Kindern spricht jedoch dafür, dass eine Vielzahl an Faktoren, z.B. auch die individuellen Belastungen vor der Trennung, die kindlichen Reaktionen auf die Scheidung bzw. die Anpassung an die Nachscheidungssituation mitbedingen. Während manche Forscher in der elterlichen Trennung ein dauerhaftes Störungspotential sehen (Napp-Peters, 1995), kritisieren andere diese einseitige Sicht und berichten sogar von einer Minderheit an Kindern, die durch die Trennung eine Bereicherung an sozialen Kompetenzen erfahren (z.B. Hetherington & Kelly, 2002). Auch deutsche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass eine Mehrheit der Scheidungskinder langfristig gesehen einen unproblematischen Entwicklungsverlauf aufweist (Walper & Schwarz, 2002). Dies spricht dafür, dass eine gesunde psychosoziale Anpassung durchaus in unterschiedlichen familialen Lebensformen und nicht nur in Kernfamilien möglich ist (vgl. Bundesministerium für Familie, 2006). Im folgenden Abschnitt werden die bisherigen Forschungsergebnisse dargelegt, indem zum einen zwischen kurz- und langfristigen Trennungsfolgen für Kinder unterschieden und zum anderen erörtert wird, welche intervenierenden oder moderierenden Faktoren die Entwicklung der Kinder mit beeinträchtigen.

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24 Familien in Trennung

ist, gibt es gute Gründe, diese negativen „Beziehungskiller“ anzugehen: Sind Kinder

mit im Spiel, werden die Partner trotzdem gemeinsam Eltern und durch diese

Verbindung ein Leben lang in Beziehung bleiben. Der in dieser Arbeit evaluierte

Elternkurs „Kinder im Blick“ greift beim Thema „Umgang mit dem anderen

Elternteil“ auf dieses Wissen zurück (vgl. Abschnitt 4).

Ebenfalls von Bedeutung für Prävention und Intervention sind die Befunde zu den

Auswirkungen einer elterlichen Trennung auf die Kinder. Sie werden im kommenden

Abschnitt dargestellt.

2.3 Auswirkungen von Trennung und Scheidung auf die Kinder als Ausgangspunkt für Interventionen

2.3.1 Trennungsfolgen für Kinder

Einführung

Kinder haben ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit, Schutz und Kontinuität, weshalb

die Trennung der Eltern zunächst ihre ganze Welt ins Wanken bringt (Hetherington &

Kelly, 2003). Die widerprüchliche Befundlage zu Trennungsfolgen bei Kindern spricht

jedoch dafür, dass eine Vielzahl an Faktoren, z.B. auch die individuellen Belastungen

vor der Trennung, die kindlichen Reaktionen auf die Scheidung bzw. die Anpassung

an die Nachscheidungssituation mitbedingen. Während manche Forscher in der

elterlichen Trennung ein dauerhaftes Störungspotential sehen (Napp-Peters, 1995),

kritisieren andere diese einseitige Sicht und berichten sogar von einer Minderheit an

Kindern, die durch die Trennung eine Bereicherung an sozialen Kompetenzen erfahren

(z.B. Hetherington & Kelly, 2002). Auch deutsche Studien kommen zu dem Ergebnis,

dass eine Mehrheit der Scheidungskinder langfristig gesehen einen unproblematischen

Entwicklungsverlauf aufweist (Walper & Schwarz, 2002). Dies spricht dafür, dass eine

gesunde psychosoziale Anpassung durchaus in unterschiedlichen familialen

Lebensformen und nicht nur in Kernfamilien möglich ist (vgl. Bundesministerium für

Familie, 2006). Im folgenden Abschnitt werden die bisherigen Forschungsergebnisse

dargelegt, indem zum einen zwischen kurz- und langfristigen Trennungsfolgen für

Kinder unterschieden und zum anderen erörtert wird, welche intervenierenden oder

moderierenden Faktoren die Entwicklung der Kinder mit beeinträchtigen.

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Kurzfristige Trennungsfolgen für Kinder

Zahlreiche Studien identifizieren insbesondere kurzfristige negative Auswirkungen

einer Scheidung für die Kinder. Wie die Meta-Analyse von insgesamt 92 Studien von

Amato und Keith (1991) zeigt, enstehen gehäuft Beeinträchtigungen in folgenden

Bereichen: Externalisierendes (z.B. Aggressivität) und internalisierendes (z.B. Depres-

sionen) Problemverhalten, Schul- und Leistungsprobleme, Schwierigkeiten im

Sozialverhalten (z.B. weniger soziale Aktivitäten), Beeinträchtigungen des psy-

chischen und physischen Wohlbefindens sowie des Selbstkonzepts. Betrachtet man die

Effektstärken, scheinen die Ausprägungen jedoch eher gering zu sein. Dies bedeutet,

dass nur ein geringer Anteil der kindlichen Anpassung auf die Familienform zurück

geführt werden kann. Nachdem Amato und Keith in dieser Untersuchung feststellten,

dass die negativen Auswirkungen in den neueren Studien aus den 70er und 80er Jahren

geringer waren, wurde in einer weiteren Meta-Analyse von 67 Studien (Amato, 2001)

der Frage nachgegangen, inwieweit der gesellschaftliche Wandel hin zu einer größeren

Aktzeptanz von Trennungen und Scheidungen auch Einfluß auf die Belastungs-

symptome nimmt. Entgegen den Erwartungen konnte dieser Trend jedoch nicht

bestätigt und keine Nivellierung der Differenzen zwischen Trennungskindern und

Kindern aus Kernfamilien festegestellt werden. Vielmehr wuchs der Unterschied in

den 90er Jahren wieder an (vgl. Werneck & Werneck-Rohrer, 2003).

Diese direkt auf das Ereignis „Scheidung” folgenden Reaktionen machen deutlich,

welchen tiefen Einschnitt Kinder durch die Trennung ihrer Eltern erfahren. Die

Befunde von Schwarz (z.B. 1999) stützen die dargelegte Annahme, dass die

Scheidungszeit eine akute Krise ist, auf die Kinder verstärkt mit Selbstwertproblemen

und einer erhöhten Bereitschaft zur Regelüberschreitung reagieren (vgl. auch Brauner-

Runge, 2003). Zwei Faktoren tragen neben den Verlust- und Existenzängsten

besonders zu einer erheblichen Belastung der Kinder im Trennungsprozess bei: Zum

einen geht die Triangulierungsfunktion intakter Mutter-Vater-Kind-Familien verloren,

indem Schwierigkeiten mit einem Elternteil nun nicht mehr durch den anderen

Elternteil abgefedert (sondern im Gegenteil eher noch verschärft) werden, zum

anderen wird der kindliche Glaube an die Ewigkeit der Liebe erschüttert, was die

massiven Verlustängste von Kindern erklärt (Pokorny, 2003). Figdor (2003) kommt

angesichts solcher Belastungen zu dem Schluss, dass „ein gesundes, einigermaßen

normales Kind auf eine solche Krise reagieren muss”. Trotz dieser kurzfristigen

negativen Folgen scheint für eine Mehrheit der Kinder jedoch eine langfristige

Anpassung möglich, wie die Darstellung der Langzeitstudien im folgenden Abschnitt

zeigt (z.B. Hetherington & Kelly, 2003; Schmidt-Denter, 2000; Walper & Wendt,

2005; Wendt & Walper, 2007).

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Langfristige Trennungsfolgen für Kinder

Langzeitstudien ermöglichen eine differenziertere Betrachtung der Entwicklungs-

verläufe von Trennungsfamilien und Auswirkungen der Scheidung auf die kindliche

Anpassung über die Zeit hinweg. Nach dem Bundesministerium für Familie (2006)

kann die Literatur zu mittel- und langfristigen Trennungsfolgen für Kinder in drei

Bereiche gegliedert werden: (1) Psychische Probleme, (2) Eltern-Kind-Beziehungen

und (3) Probleme in der Partnerschaft.

(1) Psychische Probleme

Durch die Scheidung nachhaltig beeinträchtigt sind vor allem das Selbstwertgefühl,

soziale und kognitive Kompetenzen sowie die schulischen Leistungen. Zudem steigt

die Wahrscheinlichkeit von internalisierendem und externalisierendem Problem-

verhalten, wenn die Eltern ein hohes Konfliktniveau aufweisen und die Kinder in ihre

Streitigkeiten verwickeln (Bundesministerium für Familie, 2006). Auch Fthenakis

(1996) referiert, dass Scheidungskinder langfristig gesehen ein viermal höheres Risiko

haben, psychische Erkrankungen zu erleiden. Einerseits äußert sich dies durch

delinquentes Verhalten insbesondere von Jungen, andererseits zeigen diese Kinder

häufiger depressives Verhalten und sind selbstmordgefährdeter als Kinder aus intakten

Zweielternfamilien.

Aus Sicht der Psychoanalyse ergeben sich aus dem Trennungserleben sowohl

negative als auch positive Langzeitfolgen für Kinder. Als problematisch werden - wie

bereits dargestellt - ein erhöhtes Aggressionspotenzial und ein geringeres

Selbstwertgefühl gesehen. Darüber hinaus ist die Findung der eigenen Geschlechts-

identität je nach Familienkonstellation und vorhandenen Rollenvorbildern erschwert,

was sich entweder in einer starken Befürwortung oder extremen Ablehnung des

eigenen Geschlechts manifestieren kann. Des Weiteren wird der Autonomie-

bildungsprozess in der Adoleszenz gebremst, wenn sichere Bindungserfahrungen

fehlen, eine große Angst vor Liebesverlust herrscht oder aber vermehrte aggressive

Verhaltenstendenzen stärkere Auseinandersetzungen provozieren. Dem stehen jedoch

auch mögliche positive Lerneffekte gegenüber: Durch eine Trennung der Eltern lernen

die Kinder, dass es manchmal hilfreich ist, aus unguten Situationen auszubrechen und

nach besseren Alternativen zu suchen. Dies kann wiederum Gefühle der Unab-

hängigkeit, Selbstständigkeit, Flexibilität und sogar auch Selbstvertrauen vermitteln

(Figdor, 1998; zitiert nach Levnaic, 2003).

Napp-Peters (1995) zieht aus ihrer Langzeitstudie mit 269 Scheidungskindern das

Resümee, dass es nur 20% der Kinder gelingt, sich zu lebenstüchtigen Erwachsenen zu

entwickeln, wohingegen alle anderen symptombelastet bleiben und in etwa die Hälfte

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sogar mit Alkohol- und Drogenproblemen und eine Minderzahl mit Kriminalitätsde-

likten zu kämpfen hat. Einige weitere längsschnittliche Untersuchungen konnten

hingegen keine andauernden Unterschiede zwischen Trennungskindern und Kindern

aus Kernfamilien ausmachen. In einer Untersuchung des DJI wiesen Kinder aus

Einelternfamilien zwar zunächst problematische Entwicklungstendenzen auf, jedoch

nur mit geringen Effektstärken und vor allem zeigte sich keine dauerhafte

Benachteiligung in den unterschiedlichen Lebensbereichen (Walper & Wendt, 2005).

Genauso wenig konnten in der Kölner Längsschnittstudie (Schmidt-Denter, 2000), in

der sich die Belastung kurz nach der Trennung als am größten erwies, oder in

Untersuchungen anderer Forschungsgruppen (Hetherington & Kelly, 2003; Reis &

Meyer-Probst, 1999) langfristig große Unterschiede zwischen Scheidungskindern und

solchen aus Kernfamilien ausgemacht werden. Vielmehr relativieren diese Ergebnisse

die rein negative Sichtweise und attestieren der Trennung sogar teils eine positive

Wirkung, wie aus Sicht der Psychoanalyse bereits angenommen: Manche Kinder

waren in der Tat unabhängiger, wiesen ein besseres Selbstwertgefühl auf und

verhielten sich empathischer im Vergleich zu Kindern aus Kernfamilien (Gately &

Schwebel, 1992; Riggio, 2004).

Zwei Längsschnittstudien, die sowohl die Forschung als auch den professionellen

Umgang mit Trennung und Scheidung und die Gesetzeslage maßgeblich beeinflusst

haben, stechen besonders hervor. Neben einer differenzierten Darstellung der

Befundlage, ist vor allem die von einander abweichende Interpretation der Ergebnisse

bemerkenswert. Die erste prominente Longitudinalstudie wurde von Wallerstein und

Kollegen 1971 in Kalifornien initiiert (z.B. Wallerstein, 2002; Wallerstein &

Blakeslee, 1989). Insgesamt wurden aus 60 Familien sowohl die Eltern als auch die

Kinder 18 Monate sowie fünf, 10, 15 und 25 Jahre nach der Trennung befragt. Eine

Gruppe Kernfamilien stellte die Vergleichsgruppe hierzu dar. Die Ergebnisse nach

fünf Jahren zeigen ein deutliches Abklingen der scheidungsbedingten Symptome, wie

z.B. internalisierendes und externalisierendes Verhalten und Leistungsprobleme.

Dennoch resümiert Wallerstein, dass sich die Auswirkungen einer erlebten Scheidung,

die erlebten Ängste und der Glaubensverlust an tragfähige Beziehungen oft erst mit

dem Eintritt ins Erwachsenenalter und dem Eingehen eigener ernsthafter

Liebesbeziehungen bemerkbar machen (vgl. auch Brauner-Runge, 2003).

Bei der zweiten Studie handelt es sich um die „Virginia Longitudinal Study of

Divorce and Remarriage (VLS)", die 1972 unter der Leitung von Hetherington

aufgenommen wurde (z.B. Hetherington & Kelly, 2003). Über 20 Jahre flossen die

Daten von insgesamt 450 Familien mit 900 Kindern in die Auswertungen mit ein.

Nacherhebungen fanden zwei Monate sowie ein, zwei, sechs, 11 und zuletzt 20 Jahre

nach der Trennung statt. Auch hier wurden nicht geschiedene Familien als

Vergleichsgruppe herangezogen (vgl. auch Werneck & Werneck-Rohrer, 2003). Trotz

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kurzfristiger negativer Folgen, oft schweren Einschnitten in den Lebensverläufen

sowie einem hohen zerstörerischen Potenzial, sieht Hetherington teilweise auch

positive Aspekte in einer Scheidung und hält eine langfristige Anpassung für 75% der

Familien für möglich. Die meisten Kinder kamen zwei Jahre nach der elterlichen

Trennung gut mit der Situation zurecht. Zudem stellte sie fest, dass nur 20% der

Teilnehmer im Erwachsenenalter mit anhaltenden Problemen kämpften, während 80%

ein normal angepasstes Leben führten. Im Vergleich zu den Kindern nicht

geschiedener Eltern, von denen ebenfalls ca. 10% problembelastet waren, kann von

einem doppelt so hohen Risiko für anhaltende Anpassungsschwierigkeiten bei

Scheidungskindern ausgegangen werden. Als „Gewinner“ der Scheidung wurden vor

allem Mädchen gesehen. Sie erwarben - möglicherweise durch eine frühe Eigen-

ständigkeit und enge Beziehung mit der Mutter - häufig eine überdurchschnittliche

Sozial- und Lebenskompetenz (Hetherington, 1999)3. Dennoch zeigen Trennungs-

kinder höhere Belastungssymptome als Kinder aus harmonischen Kernfamilien (Reis

& Meyer-Probst, 1999). So scheint nicht so sehr die Trennungssituation an sich,

sondern vielmehr die damit einhergehenden Belastungen, wie z.B. Streitigkeiten der

Eltern, das zerstörerische Potential in sich zu bergen (vgl. Abschnitt 2.3.2). Nimmt

man eine noch differenziertere Perspektive ein, zeigt sich, dass insbesondere

mehrfache Trennungserfahrungen sowie das Aufwachsen in komplexen Stieffamilien

zu einem erhöhten Entwicklungsrisiko und Anpassungsproblemen führen (Schmitz &

Schmidt-Denter, 1999; Wendt & Walper, 2007).

(2) Eltern-Kind-Beziehungen

Bei einer Trennung ist nicht nur die Beziehung auf der Paarebene, sondern auch das

Eltern-Kind-Subsystem tangiert (Textor, 2006b). Längsschnittstudien belegen, dass

durch eine Scheidung der Eltern und den damit einhergehenden Belastungen die

emotionale Bindung zwischen Eltern und Kindern sowie das Erziehungsverhalten4

geschwächt wird (Amato & Booth, 1996; Schmidt-Denter & Beelmann, 1995). Zudem

verändert sich der Umgang der Eltern mit den Geschwistern. Insbesondere Väter von

drei oder mehr Kindern beginnen, eines der Kinder zu bevorzugen. Aber auch die

Mütter haben oft nicht genügend Energie, um für alle Kinder gleichermaßen da zu sein

(Wallerstein & Lewis, 2007). Kommen neue Partner ins Spiel, gestaltet sich die

Reorganisation der Rollen im Familiensystem besonders schwierig (Dimpker, von zu

Gathen & Maywald, 2005). Betrachtet man die Eltern-Kind-Beziehung nach der

Trennung muss jedoch unterschieden werden, ob es sich um den hauptbetreuenden 3 Dieser Befund könnte jedoch auch ein Hinweis auf Überforderung und überangepasstes Verhalten und somit nicht zwangsläufig positiv sein. 4 Die Auswirkungen einer Trennung auf das Erziehungsverhalten wird im Kapitel über die Trennungsfolgen für Eltern im Abschnitt 2.4.1 näher beleuchtet.