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Übersicht Weißzonentyp: Puffer- und Entwicklungszone Gemeinde(n): Nenzing Fläche: 8,2 km² Erschließungsgrad: 26,3 % Mittlere Meereshöhe: 1663 (1150 – 2161) m ü. A. Gebirgsgruppe: Rätikon Geologische Einheit: Nördliche Kalkalpen (Lechtaldecke), Penninikum (Arosazone) Alp-/ Waldflächen: 477 ha (58 %) / 352 ha (42,8 %) Das Gamptal mit Jagdhaus (im Vorder- grund) und Innergamp Alpe (im Hinter- grund) (Marlin 2014) 29 Gamp Das Gamptal ist ein intensiv genutztes Alp- und Jagdgebiet, das über die Alpsiedlung Gamp mit einem Fahrweg erschlossen wird. Es verfügt über einige wertvolle und seltene Naturschätze. ,4951 44% 4% 25% 53% 17% Gesamtfläche Anteil unerschlossene Fläche Anteil Biotope und Schutzgebiete Konnektivität Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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ÜbersichtWeißzonentyp: Puffer- und Entwicklungszone Gemeinde(n): Nenzing Fläche: 8,2 km² Erschließungsgrad: 26,3 % Mittlere Meereshöhe: 1663 (1150 – 2161) m ü. A. Gebirgsgruppe: Rätikon Geologische Einheit: Nördliche Kalkalpen (Lechtaldecke), Penninikum (Arosazone) Alp-/ Waldflächen: 477 ha (58 %) / 352 ha (42,8 %)

Das Gamptal mit Jagdhaus (im Vorder-grund) und Innergamp Alpe (im Hinter-grund) (Marlin 2014)

29 Gamp

Das Gamptal ist ein intensiv genutztes Alp- und Jagdgebiet, das über die Alpsiedlung Gamp mit einem Fahrweg erschlossen wird. Es verfügt über einige wertvolle und seltene Naturschätze.

c+44+4+25+53+1744%

4%

25%

53%

17%Gesamtfläche

Anteil unerschlossene Fläche

Anteil Biotope und Schutzgebiete

Konnektivität

Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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| 23929 Gamp | Gebietsbeschreibung

Das Gamptal befindet sich in den Ausläufern des Rätikongebirges im Westen der Marktgemeinde Nenzing. Vom Walgau aus kaum einzusehen, führt das Tal vom äußeren Gamperdonatal, im Sicht-schatten des Gampberges, über eine Steilstufe auf ein über vier Kilometer langes, nur wenig anstei-gendes Hochtal. Mit einer Höhenerstreckung zwi-schen 1150 bis 2161 m ü. A. (Scheienkopf) zählt die-ses Gebiet zu den niedrigst gelegenen Weiß zonen Vorarlbergs.Der überwiegende Teil des Gamptals sind Alp- und Waldgebiet. Am Talboden wechseln Tannen- und Fichtenwälder und Alpflächen einander ab. Dieses Wechselspiel von freien Flächen mit Wald schafft ideale Verhältnisse für die Jagd. Die große Wild-fütterung bei der Alpe Innergamp und eine weite-re talauswärts zeigen die herausragende Bedeutung der Jagd. Die Alpe Gamp, im äußersten Nordwesten des beschriebenen Areals, wird von einem dorfähn-lichen Siedlungsgefüge aus fast 40 Gebäudeeinhei-ten samt Kapelle gebildet. Die bewirtschaftete Alpe Gamp und ein weiteres Gasthaus zeigen die Be-deutung als Naherholungsziel bzw. für den Touris-mus. Im Süden und Norden grenzt das Gamptal an die Weißzonen Gamperdonatal und Galinatal. Die Hanglagen des äußeren Gamperdonatals und des Gampbergs zum Walgau hin sind relativ stark er-schlossen. Im Valorschtal führt ein Fahrweg nur we-nige hundert Meter weit entfernt entlang der Gren-ze zu Vorarlberg.

29.01 Gebietsbeschreibung

Lage Landschaftskammern und Infrastrukturen

Die Weißzone Gamp hat eine Fläche von 8,2 km². Aufgrund des relativ hohen Erschließungsgra-des von 26,3 % entspricht die Landschaftskammer Gamp nicht den Kriterien einer Kernzone. Aufgrund des hohen landschaftlichen Wertes des gesamten Talraumes und im Besonderen der unerschlossenen Flächen wird im Gebiet eine Entwicklungszone defi-niert. Diese entspricht dem Nahbereich (200m-Puf-fer) um die Infrastrukturen). So kann das Gamptal, bestehend aus Pufferzone und Entwicklungszo-ne, als gesamter Talraum beschrieben werden. Der Fahrweg zur Mattler Alpe ist zum großen Teil für den hohen Erschließungsgrad des Gamptals verant-wortlich. Zudem befinden sich etwa 30 Gebäude der Alpe Gamp im Randbereich der Weißzone. Das äu-ßere Gamptal ist mit Forststraßen erschlossen, bei der Innergamp Alpe zweigt außerdem ein Fahrweg zur Wildfütterung ab. Weiters verläuft in Liechten-stein eine Alpstraße unmittelbar an der Grenze zu Vorarlberg.

Landschaftskammer Kategorie Infrastrukturen Fläche [km²] Erschließungsgrad [%]

Gamp Pufferzone 5,9 -

Gamp Entwicklungszone Fahrweg zur Mattler Alpe und zur Wildfütte-rung Innergamp, Forstwege östlich der Gamp

Alpe, Alpgebäude Innergamp, Gebäude des Alpdorfs Gamp, Fahrweg beim Mattlerjoch (FL) 2,3 94,2

Beschreibungseinheit 8,2 26,3

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240 | 29 Gamp | Gebietsbeschreibung

Das Gamptal ist ein typisches Hängetal, eine gla-zial geprägte Talform, wie sie viele von Gletschern geprägte Seitentäler aufweisen. Da sich der Haupt-gletscher im Gamperdonatal weiter eintiefen konn-te, als der Gletscher aus dem Gamptal, bildete sich beim Vorstoß der Gletscher in der letzten Eiszeit eine Steilstufe am Talausgang des Gamptals. Die Nordwestliche Flanke des Tals wird von nordalpi-nen Raibler Schichten in unterschiedlichen Aus-bildungen aufgebaut. Diese setzen sich im Bereich Schwarzer Brunnen mit den Raibler Schichten zu-zuordnenden Gipsvorkommen und überlagerndem Hauptdolomit fort. Die oberen Bereiche der südöst-lichen Flanke werden vorwiegend von Hauptdolo-mit aufgebaut, lediglich im hinteren Gamptal sind noch Aufschlüsse der liegenden Einheiten vorhan-den. In südöstlichen Hanglagen, sowie im Bereich des Talschlusses überwiegt die penninische Arosa-zone. Neben dem im Talgrund häufig auftretenden Moränenmaterial trifft man außerhalb der Inner-gamp Alpe auf eine bemerkenswerte quartäre Abla-gerung. Beidseitig des Gampbaches liegt ein Schutt-fächer, der heute in Form von Konglomerat, also versteinerten Flusssedimenten, vorliegt.Auf der orographisch linken Seite des Gampbachs findet man zahlreiche, bis zu 2 m tiefe Gipsdolinen, die sich am Ende der letzten Großvereisung gebil-det haben. Dolinen entstehen durch Lösungsvor-gänge in wasserlöslichen Gesteinen wie Kalkstein oder Dolomit. Karstphänomene im Gips sind selten. Ältere Formen der Gipsverkarstung wurden glazi-al erodiert oder mit Moränenmaterial aufgefüllt. Da sich das Füllmaterial aus erosionsbeständigeren Ge-steinen zusammen-setzt, als das die Türme umge-bende Gipsgestein, ist dieses in Form von mehreren bis zu 30 m hohen Brekzientürmen erhalten geblie-ben. Diese gehören zu den imposantesten derarti-gen Erscheinungen im gesamten Alpenraum (Graaf et al. 1988).

Gipsdoline nordwestlich der Innergamp Alpe (Marlin 2014)

Klima

Jahresmitteltemperatur [°C], Sonneneinstrahlung [kWh/m²J], Jahresniederschlag [mm] und Schnee-deckendauer [Wochen] gemittelt über die Weißzo-ne Gamp. Die Skalen beziehen sich auf die Minima bzw. Maxima der 83 Weißzonen. Datengrundlage: Klimaperiode 1961 – 1990 (Werner & Auer 2002).

Jahresmitteltemperatur | min: -2,8 | max +4,6 °C

379+513+108=3,8° C

Sonneneinstrahlung | min: 832 | max: 1.351 kWh/m²

244+756=959 kWh/m²

Jahresniederschlag | min: 1.462 | max: 2.768 mm

20+980=1485 mm

Schneedeckendauer | min: 26 | max: 40 Wochen

195+805=29 Wochen

Die Felspyramiden bei Gamp: Zeugen der Erosion im Gipsgestein (Marlin 2014)

Geologie

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| 24129 Gamp | Gebietsbeschreibung

Die Weißzone Gamp umfasst ein breites Spekt-rum verschiedener Lebensräume, von Bergwäl-dern über Weidegrünland bis zu alpinen Rasen. Die naturbelassenen Wälder sind Lebens- und Rück-zugsraum für zahlreiche Tierarten, die andernorts unter großen Druck geraten sind. In den ursprüng-lichen, totholzreichen Bergwäldern lebt eine vielfäl-tige Vogelfauna mit Weißrücken-, Dreizehen- und Grauspecht, der Waldschnepfe, dem Sperlingskauz und den Raufußhühnern Hasel- und Birkhuhn. Na-türlich sind hier auch die großen Bestände an Scha-lenwild, vor allem Rothirsch und Gams, zu erwäh-nen (Beiser & Staudinger 2008). So verwundert es nicht, dass im Rätikon in den vergangenen Jah-ren zunehmend Luchse gesichtet wurden – auf der Gampalpe gelang 2012 sogar ein mit Fotos belegter Nachweis (Schatz 2013). In der Mitte des 19. Jahr-hunderts in Westeuropa weitgehend ausgerottet, breitet sich die Großraubkatze nach Wiederansied-lungen heute wieder aus. Sollte der Luchs in Vorar-lberg wieder ständig heimisch werden, kommt dem gesamten Rätikon eine große Bedeutung zu (siehe Exkurs der Weißzone Zigerberg).Auf dem Südhang unterhalb des Bergkammes zum Gavalinatal findet man größere Spirkenbestände, die weiter unterhalb in einen lichten Fichtenwald übergehen. Auf der gegenüberliegenden nordex-ponierten Talseite reicht die Waldgrenze nur bis ca. 1700 m. Oberhalb dieser Grenze wird der Fichten-wald von Latschenkiefern abgelöst.Die Spirkenwälder auf Innergamp und im Ga-linatal sind wie im Saminatal, beim Oberen Tritt (Gamperdonatal) und im Brandnertal als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen. Montane und subalpi-ne Spirkenwälder auf Gips und Kalksubstrat zäh-len zu den Lebensraumtypen der Fauna-Flora-Ha-bitat-Richtlinie (Amann 2005). Zudem umfasst das Großraumbiotop Hinteres Saminatal und Galina-tal mit seinen Wäldern zwischen Galinakopf und Lohnspitze weite Bereiche der orographisch lin-ken Talseite dieser Weißzone. Weitflächig handelt

es sich dabei um Spirkenwälder, die etwa zur Hälf-te im Natura 2000-Gebiet liegen und um subalpine Kalk-Fichtenwälder.Die Bodenvegetation der Spirkenwälder ist mosai-kartig aufgebaut, mit Pflanzenarten, die entweder an Dolomit-Rohböden oder an Rendzinen mit wenig bis gut entwickelter Moderschicht angepasst sind. Dementsprechend artenreich ist der Unterwuchs. Zudem sind die Spirkenwälder relativ reich an Tot-holz (Amann 2005). Oberhalb der Spirkenwälder, Fichtenwälder und Tannen-Fichtenwälder schließen ausgedehnte Latschenkrummholzgürtel an.An der Mengschlucht und am Gampbach dringt die Spirke gemeinsam mit der Rotföhre auf Son-derstandorten bis in sehr tiefe Lagen vor. Insbe-sondere die unteren Schluchtabschnitte besitzen Wildnischarakter. Flussaufwärts des Gampbachs ist zudem eine Palette unterschiedlich großer Quell- und Hangmoore entwickelt. Auffallend sind die Armleuchteralgen in Kleingewässern und Tüm-peln. Die drei größten Moore Wissabach, Säga und Schwarzer Brunnen sind Lebensraum für zahlreiche bedrohte Arten (Beiser & Staudinger 2008). Erwähnenswert sind auch die artenreichen, bo-densauren Magerweiden und großen Quellfluren am Mattlerjoch mit großen Beständen des wilden Schnittlauchs auf nassen Standorten. Die Feuchtge-biete bilden mit den Bürstlingsrasen und Latschen- und Grünerlengebüschen einen mosaikartigen Bio-topkomplex. Die Matta Alpe wird, wie die Alpen Inner- und Außergamp, extensiv bewirtschaftet (Beiser & Staudinger 2008, Amann 2005).

Tier- und Pflanzenwelt

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242 | 29 Gamp | Nutzungsbeschreibung

Der Anteil der landwirtschaftlichen Förderflächen und damit auch die Bedeutung der Alpwirtschaft im Gebiet Gamp ist ausgesprochen groß. Der Großteil des Alpgebietes Gamp befindet sich innerhalb der gleichnamigen Weißzone. Ein vergleichsweise gro-ßer Teil der lichten Waldflächen wird als extensive Waldweide genutzt. Daher gibt es teilweise Über-schneidungen mit den Wald- und Krummholzflä-chen. Nach der Weißzone Süns-Matona besitzt das hier beschriebene Gebiet den zweitgrößten Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen, nämlich 58 % (477 ha). Auf der gesamten Alpe Gamp sömmer-ten 2013 20 Pferde, 81 Schafe, 318 Rinder und 58 Milchkühe (AMA 2013).

Alpe Innergamp (Marlin 2014)

Forstwirtschaft

Der Waldanteil der hier beschriebenen Weißzone liegt bei 352 ha oder 42,8 %. Berücksichtigt man die Latschenfelder, die vor allem auf den nordwestex-ponierten Hängen aufkommen, beträgt der Wald- und Krummholzanteilanteil über 60 %. Mehr als drei Viertel der Landschaftskammer Gamp liegen unterhalb 1800 m ü. A.Meist wird der Wald aus Fichten- und Tannen-Fich-tenwäldern gebildet. Hervorzuheben sind die

29.02 Nutzungsbeschreibung

Landwirtschaft

Spirkenwälder auf dem Südhang unterhalb des Ber-gkammes zum Gavalinatal, die mit ca. 50 ha einen der größten Bestände Vorarlbergs darstellen. Der Anteil der aus forsttechnischer Sicht nicht ausrei-chend erschlossenen Waldstücke ist mit über 200 ha hoch. Allerdings ist deren wirtschaftliches Potenti-al gering, da große Teile der Bestände naturschutz-rechtlich geschützt (Spirkenwald) oder sehr licht bestockt (Waldweiden) sind.

Rotwildfütterungsstelle oberhalb der Innergamp Alpe (Marlin 2014)

Jagd

Das Jagdrevier Gamp Alpe ist ein wildreiches Ge-biet, das besonders für die Rot- und Gamswildjagd von Bedeutung ist. Es umfasst das Gamptal, den Roßberg, den oberen Bereich des Beschlinger Berges sowie das südöstliche Galinatal. Im Abschussplan 2014/15 für die Wildregion Gamperdonatal wurde ein Mindestabschuss von 39 Stück Rotwild und sie-ben Stück Rehwild festgelegt. Darüber hinaus dür-fen bis zu zwölf Stück Gamswild erlegt werden. Im Jagdrevier der Innergamp Alpe befindet sich eine große Fütterungsstelle für Rotwild (vgl. Abbildung). Eine weitere Fütterung (Schwarze Brünna) für Reh-wild liegt weiter talauswärts.

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| 24329 Gamp | Nutzungsbeschreibung

Die namensgebende Gamp Alpe (1562 m ü. A.) hat eine große Bedeutung als Naherholungsziel für die einheimische Bevölkerung und den Tourismus. Die Alpsiedlung, mit nahezu dörflicher Struktur, ist von Nenzing oder Beschling aus über Güter- und Wan-derwege erschlossen und zu Fuß in rund eineinhalb Stunden erreichbar. Jeden Freitag und nach Verein-barung, fährt ein Wanderbus auf die Gamp Alpe. Neben Spaziergängen im Nahbereich der Alpsied-lung, ist der Galinakopf (2198 m ü. A.) ein beliebtes Ziel. Der Gipfel des Galinakopfs wird meist aus dem Walgau über den Galinagrat oder von der Mattler Alpe (1659 m ü. A.) aus bestiegen. Die Weißzone wird auch von der fünften Etappe des kulturhis-torischen Walserwegs von Malbun im Fürstentum Liechtenstein über das Mattlerjoch (1867 m ü. A.) nach Nenzing gequert. Zugleich sind mehrtägige Hüttentouren ins Gamperdonatal bzw. in den Nen-zinger Himmel oder ins Brandnertal durchaus be-liebt. Alljährlich im September findet das Gampbike Mountainbike-Rennen von Beschling auf die Gamp Alpe statt. Die TeilnehmerInnen müssen dabei auf knapp 10 km rund 1000 Höhenmeter überwinden. Im Winterhalbjahr ist es in der Weißzone deutlich ruhiger als im Sommer. Der Galinakopf wird zwar gelegentlich mit Tourenski begangen – in den meis-ten Fällen jedoch von Liechtenstein aus. Verein-zelt sind auch Schneeschuhwanderer im Gebiet der Gamp Alpe anzutreffen.

Der Gampbach entspringt unterhalb des Mattler-jochs und fließt über eine Steilstufe in die Meng. Die bestehenden wasserwirtschaftlichen Anlagen befinden sich ausschließlich im Bereich der Ent-wicklungszone. Die Innergamp Alpe verfügt über eine eigene Quelle zur privaten Trinkwasserversor-gung. An dieser Stelle ist zusätzlich ein Pumpwerk geplant. Das Vorarlberger Trinkwasserkonzept sieht darüber hinaus eine Neufassung der Jochquelle, östlich der Innergampalpe, und die Errichtung eines Trinkwasserbehälters zur zentralen Versorgung der Gamp Alpe vor. Die Zollhütte und die Alpe Gamp verfügen über Anlagen zur Abwasserbeseitigung (Kläranlagen, Versickerung).

Tourismus und Erholung Wasserwirtschaft

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244 | 29 Gamp | Exkurs

Die Alpen dienen für Millionen von Touristen als zentrales Urlaubs- und Erholungsgebiet und wer-den als „Dachgarten“, „sportlicher Tummelplatz“, „größte Sportarena“ oder als das „Turngerät Euro-pas“ bezeichnet. Für die einheimische Bevölkerung ist der Tourismus eine wesentliche Lebensgrundlage mit diversen sportlichen Aktivitäten als Eckpfeiler der Tourismuswirtschaft. Die Entwicklung in diesem Bereich zeigt derzeit zwei Tendenzen. Zum einen die Anhänger der mobilen Fun-Gesellschaft, geprägt von jungen Leuten, die eine große Angebotsviel-falt erwarten und in den Alpen einen Freizeitpark sehen. Zum anderen der nachhaltig ökologisch ge-prägte sanfte Tourismus, den Familien bevorzugen und der eine intakte Umgebung als ökonomische Grundlage für den Tourismus vorsieht.Die Suche nach dem Abenteuer, nach Neuem, nach etwas Originellem, sowie das Streben nach Genuss und der Körperkult führen zu einem vielfältigeren, extremeren und vor allem spezialisierteren Ange-bot an Freizeitsportarten. Es soll ein immer größeres Publikum angesprochen werden. Dadurch verän-dern sich das Image und das Wertesystem der Bergs-portarten. Werte wie Ruhe, Erholung und das Wahr-nehmen der Natur werden durch Leistungsstreben und Herausforderungen abgelöst, welche die Wer-te von Konkurrenz, Wettkampf und Erfolg in der Wirtschaft widerspiegeln. Die Natur wird so zum Schauplatz, ja sogar zur Kulisse für sportliche Ak-tivitäten degradiert. Den meisten Sportlern ist al-lerdings nicht bewusst, welche Umweltauswirkun-gen ihr Handeln hervorruft. Inzwischen gibt es eine breite Vielfalt an luft-, wasser- und bodengebunde-nen Sportarten (Veit 2002, Bourdeau 1998).Das Mountainbike wurde in den USA entwickelt, Mitte der 1980er Jahre nach Europa exportiert und entwickelte sich in den 1990er Jahren bereits zur Trendsportart. Derzeit erfährt das Biken einen wah-ren Boom Benedikter & Lorch 1998).Auch durch Veranstaltungen wie das Gampbike Rennen erfreut sich diese Sportart immer größerer

Beliebtheit. Start ist hier der Ortseingang Beschling. Über den Gampberg geht es auf einer Strecke von 10 km und insgesamt 1000 Höhenmeter auf die Al-pe Gamp (LC Beschling 2016).Durch das Mountainbiken kann es an manchen Or-ten zu ökologischen, aber auch zu sozialen Proble-men kommen. Dabei muss die Natur nicht zwangs-läufig belastet werden, wenn der Sportler vernünftig und umweltbewusst handelt, sprich auf dafür vor-gesehenen Wegen bleibt. Bei Abfahrten abseits der dafür vorgesehen Wege kommt es häufig zur Stö-rung der Flora und Fauna sowie zu Erosionsschäden durch das starke Bremsen. Beim Fahren nach Ein-bruch der Dunkelheit können zusätzlich dämme-rungsaktive Tiere bei der Nahrungsaufnahme ge-stört werden. Außerdem kommt es zu Konflikten mit Wanderern, wenn schmale Wege befahren wer-den. Aufstiegshilfen erhöhen zusätzlich Konflik-te und Unfallgefahr, da sie für eine Konzentration der Mountainbiker auf gewissen Strecken sorgen. Es wurden verschiedene Lösungsansätze entwickelt um auf die Bedürfnisse der Sportler umweltgerecht einzugehen. Es werden inzwischen spezielle Moun-tainbike-Strecken ausgewiesen, die Benutzung von Mountainbikes in sensiblen Gebieten temporär oder generell eingeschränkt, Routen werden gemeinsam von Naturnutzern und -schützern umweltgerecht geplant und Verhaltensregeln für einen umweltbe-wussten Sport verbreitet (Benedikter & Lorch 1998).Die Initiative Wohngemeinschaft Natur des Lan-des Vorarlberg hat hierfür das Projekt „Respektiere deine Grenzen“ ins Leben gerufen. Themenschwer-punkt im Sommer ist das rücksichtsvolle Moun-tainbiken. Es soll erreicht werden, dass der Mensch Rücksicht auf andere Naturbewohner nimmt, wenn er seine Umwelt als Sportplatz nutzt. Durch Aufklä-rung wird auf mögliche Konflikte aufmerksam ge-macht. „Wer versteht, hat auch Verständnis“ (Na-turfreunde 2014).

29.03 Exkurs

Mit dem Mountainbike in den Bergen