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3. LIEDERABEND 

RODRIGO PORRAS GARULO

Vom Suchen und Träumen und Nichtfinden

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Robert Schumann Talismane(1810 – 1856) Myrthen, op. 25, Nr. 8

Sehnsucht Lieder und Gesänge, op. 51, Nr. 1

Meine Rose 6 Gedichte von N. Lenau und Requiem, op. 90, Nr. 2

Mein schöner Stern! Minnespiel, op. 101, Nr. 4

Franz Liszt Oh! quand je dors S. 282(1811 – 1886) Tre Sonetti del Petrarca S. 270 Pace non trovo Benedetto sia‘l giorno I' vidi in terra

– Pause –

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14.4.18 19.30 KLEINES HAUSDauer ca. 1 ½ Stunden, eine Pause

Richard Wagner Wesendonck-Lieder WWV 91 (1813 – 1883) Der Engel Stehe still! Im Treibhaus Schmerzen Träume

Richard Strauss Ruhe, meine Seele! (1864 – 1949) 4 Lieder, op. 27, Nr. 1 Befreit 5 Lieder, op. 39, Nr. 4

Morgen! 4 Lieder, op. 27, Nr. 4

Nichts 8 Gedichte aus Letzte Blätter, op. 10, Nr. 2

Cäcilie 4 Lieder, op. 27, Nr. 2

Rodrigo Porras Garulo Tenor Irene-Cordelia Huberti Klavier

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Wenn ich hoffe, dass wir zusammen passen werden, so gründe ich meinen Ausspruch vorzüglich darauf, dass er dir, liebe Natalie, die ich so unendlich schätze und verehre, dass er dir ähnlich ist. Ja, er hat von dir das edle Suchen und Streben nach dem Bessern, wodurch wir das Gute, das wir zu finden glauben, selbst hervorbringen.

Wie oft habe ich dich nicht im stillen geta-delt, dass du diesen oder jenen Menschen anders behandeltest, dass du in diesem oder jenem Fall dich anders betrugst, als ich würde getan haben, und doch zeigte der Ausgang meist, dass du recht hattest. „Wenn wir“, sagtest du, „die Menschen nur nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter; wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind.“ Ich kann weder so sehen noch handeln, das weiß ich recht gut. Einsicht, Ordnung, Zucht, Befehl, das ist meine Sache. Ich erinnere mich noch wohl, was Jarno sagte:

„Therese dressiert ihre Zöglinge, Natalie bildet sie.“ Ja, er ging so weit, dass er mir einst die drei schönen Eigenschaften: Glaube, Liebe und Hoffnung völlig absprach. „Statt des Glaubens“, sagte er, „hat sie die Einsicht, statt der Liebe die Beharrlichkeit und statt der Hoffnung das Zutrauen.“Auch will ich dir gerne gestehen, eh ich dich kannte, kannte ich nichts Höheres in der Welt als Klarheit und Klugheit; nur deine Gegenwart hat mich überzeugt, belebt, überwunden, und deiner schönen, hohen Seele tret ich gerne den Rang ab.

Auch meinen Freund verehre ich in eben-demselben Sinn; seine Lebensbeschreibung ist ein ewiges Suchen und Nichtfinden; aber nicht das leere Suchen, sondern das wunderbare, gutmütige Suchen begabt ihn, er wähnt, man könne ihm das geben, was nur von ihm kommen kann.

Johann Wolfgang von Goethe:Wilhelm Meister, Lehrjahre, Kapitel 108

LEHR-JAHRE

Der Harfner, Kupferstich zu Wilhelm Meisters Lehrjahre

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4 Robert und Clara Schumann

Wilhelm Meister – Titelheld des gleichna-migen Bildungsromans von Johann Wolf-gang von Goethe, Lehrling und Wanderer, schließlich Wissender? Im zweiten von drei Bänden, den Lehrjahren, wird das Le-ben als „ewiges Suchen und Nichtfinden“ beschrieben. Gemeint ist „nicht das leere Suchen, sondern das wunderbare, gutmüti-ge Suchen“. Diese leidenschaftliche Empa-thie für die Suche, nicht für das Finden, ist vom Ausgangspunkt zum roten Faden des heutigen Liederabends geworden. Die aus-gewählten Lieder von Robert Schumann aus Zyklen wie Myrthen oder Minnespiel, Franz Liszts Petrarca-Sonette, Richard Wagners Wesendonck-Lieder und Richard Strauss' Ruhe, meine Seele! und Cäcilie erzählen von der großen Sehnsucht nach Halt, Heimat und Wahrheit und erklären dabei den Weg, die Suche zum Ziel ihrer Reise.

... sehntRobert Schumann war Zeit seines Lebens auf der Suche. Nachdem sein Vater, der für seinen Sohn ursprünglich ein Studium bei Carl Maria von Weber vorgesehen hatte, früh verstorben war, hatte ihm sein Stief-

vater, seines Zeichens Eisenwarenhändler, ein Jurastudium in Leipzig nahegelegt. Verzweifelt über die unzufriedenstellen-de berufliche Situation und sehnsüchtig nach Kreativität flüchtete sich der junge Schumann in Alkoholexzesse und lebte kontinuierlich über seine Verhältnisse. In seinem Tagebuch ist aus dieser Zeit zu lesen: „Wenn ich betrunken bin oder mich gebrochen habe, so war am andern Tage die Fantasie schwebender und erhöhter.“ Destruktivität und Depression bestimmten den Alltag des Studenten, einmal notierte er nach einer durchzechten Nacht: „Ich ganz hin – Klavier zerhauen.“1830 fasste er endlich den Entschluss, die Rechtswissenschaften an den Nagel zu hängen und Klavier und Komposition zu studieren. An seinen Klavierlehrer Fried-rich Wieck schrieb er: „Ich nehme ohne Tränen von einer Wissenschaft Abschied, die ich nicht lieben, kaum achten kann.“

Doch nicht nur beruflich ging es aufwärts, auch privat erlebte Schumann Aufwind. Die Tochter des oben erwähnten Klavier-lehrers, Clara Wieck, sollte seine Frau wer-den. Doch der Schwiegervater in spe, der

WER SUCHT, DER …

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von Schumanns Eskapaden bestens un-terrichtet war, konnte sich einen anstän-digeren Mann an der Seite seiner Tochter vorstellen und versuchte, die bevorste-hende Hochzeit zu verhindern. Schließlich setzte sich das junge Paar jedoch gegen alle Zweifel durch und heiratete 1840. Zur Hochzeit schenkte der Bräutigam seiner Braut den Liederzyklus Myrthen – darun-ter Talismane, ein Glücksbringer.Feierliches C-Dur soll keinen Zweifel da-ran lassen, was die Welt zusammenhält. Mit „Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident!“ lieferte Goethes Westöstlicher Divan Schumann Refrain und Rahmen für dieses Lied. Im Gebet, welches das Stück eröffnet und beschließt, preisen klare und bestimmte Akkorde, meist im forte, Gott als Herrn über Ost und West, Nord und Süd. Dieser Sicherheit stellt die Strophe in der Mitte des Liedes Unsicherheit und Verwirrung entgegen. Wellenartige Ach-telbewegungen symbolisieren die treiben-de Kraft, das sogenannte „Irren“, das vom Weg abzulenken weiß. Halt bietet nur eine höhere Macht: Gott.

Doch diese vermeintliche Zuversicht ist nur von kurzer Dauer: Schumanns Schwer-mut kehrte schnell zurück und belastete seine Ehe und sein Schaffen. 1842, nur zwei Jahre nach der Hochzeit mit Clara, erschienen Lieder und Gesänge, op. 51. Das erste Lied, Sehnsucht, komponierte Schumann auf einen Text von Emanuel Geibel. Leidenschaftliches, zerreißendes d-Moll durchzieht die drei Strophen, in denen der Erzähler hin- und hergerissen ist zwischen der wirklichen Lebenswelt und einem anderen, verheißungsvollen Ort, der unerreichbar scheint: „O die Schranken so eng und die Welt so weit, und so flüchtig die Zeit.“ Während die erste Strophe die Grenzen des eigenen Handlungsspiel-

raums aufzeigt, lockt die zweite mit einem alternativen Lebensentwurf: „Ich weiß ein Land […]. Fern lockt es und winkt mit ver-langendem Sinn.“ Doch es bleibt eine Uto-pie: „Ich kann nicht hin.“ Die dritte Strophe spiegelt die Endgültigkeit wieder, mit wel-cher der Erzähler seinem Traum begegnet: „Doch umsonst! Betrau're die Jugend, begrabe das Lied!“ Zweimal wiederholt er am Ende die Schlusszeilen seiner ersten Strophe: „O die Schranken so eng und die Welt so weit, und so flüchtig die Zeit“, einmal im ritardando, schwächer werdend, das zweite Mal versöhnlich einvernehm-lich. Man hat seinen Frieden gemacht mit den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des eigenen Lebens.

Sehnsuchtsvoll richtet sich der Fokus des nächsten Liedes auf eine welkende Rose – einst in voller Blüte – deren Durst es zu stillen gilt. Als zweites von Sechs Gedich-ten und Requiem, op. 90 vertonte Schu-mann Nikolaus Lenaus Meine Rose 1850, zehn Jahre nach seiner Hochzeit. Er hatte den Schriftsteller erst kurz vorher bei ei-nem Empfang kennengelernt und war über dessen „melancholisches, sanftes und ein-nehmendes Wesen“, wie er es in seinem Tagebuch beschreibt, ins Schwärmen ge-raten. Weil der Komponist zum Zeitpunkt des Schreibens fälschlicherweise verfrüht vom Tod des Dichters ausgegangen war, fügte er den Liedern ein Requiem bei, das die Totenklage der Nonne Heloise um ihren Geliebten Abaelard zur Grundlage hat. Tat-sächlich starb Lenau nur einige Wochen später in einer Irrenanstalt.

Meine Rose erklingt in B-Dur, langsam, mit innigem Ausdruck und beinhaltet eine gro-ße Sehnsucht und Wehmut über den Zu-stand einer ehemals wunderschönen, jetzt „gebeugt[en] und blasse[n]“ Rose. Zur Ent-

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schuldigung und Wiedergutmachung will ihr der Erzähler wie einen Becher Wasser auch seine Seele, aus „tiefem Bronnen“, hingeben – eine Liebeserklärung. Nach-dem beim Blick in die Seele mit dem Wort „Bronnen“ die Harmonie abrupt von zwei auf sechs ‚♭‘ wechselt, kehrt die letzte Strophe als pianissimo-Wiederholung der ersten zu B-Dur zurück. Das Nachspiel zielt auf die Grundtonart, die allerdings nur über Umwege wie die Paralleltonart g-Moll und einige Modulationen erreicht werden kann. Die Rose kommt langsam zu Kräften.

Im nächsten Stück ist die Geliebte, ein Stern, kaum noch greifbar. Sie wird ideali-siert und wortwörtlich in den Himmel ge-hoben. Das vierte Lied in Schumanns Zy-klus Minnespiel auf einen Text von Fried-rich Rückert spiegelt das große Glück mit Schumanns Frau Clara („heitres Licht in dir“) und das große Unglück durch die im-mer wiederkehrenden Depressionen („der Dampf in mir“) des Komponisten vielleicht am umfassendsten von den ausgewählten vier des heutigen Abends. Auf der einen Seite der „schöne[r] Stern“ mit „heitre[m] Licht“ fern am „Himmel“, auf der anderen das auf der „Erde“ verwurzelte Gegen-über. Eine Vereinigung scheint aus eigener Kraft nicht möglich. Der Wunsch nach menschlicher, sozialer, gar göttlicher Er-lösung ist der Kern dieses Liedes. Das Ziel ist nicht etwa ein Zusammenleben auf der Erde, sondern explizit die Erhöhung des eigenen Selbst durch den Anderen: „Nicht senk herab zur Erde dich, weil du mich noch hier unten siehst! Heb auf vielmehr zum Himmel mich, mein schöner Stern, wo du schon bist!“ Die Tonart Es-Dur, die die-ser Komposition zugrunde liegt, zieht sich zwar durch das Stück, doch hat sie Mühe, ihrer Erhabenheit einen Weg zu bahnen.

Ab und an blitzen im wahrsten Sinne klei-ne „Licht“-Strahlen auf. Die eigentliche Aussicht dieses Strophenliedes ergibt sich aber erst im Nachspiel. Die Hoffnung auf Rettung liegt allein in der Musik. Im letz-ten Akkord löst sich Es-Dur als liegender Akkord mit Fermate ein. Es ist Nacht auf Erden, aber der Stern am Himmel leuchtet hell.

... träumtEin Stern erleuchtete auch die Nächte eines anderen Mannes, des Dichters und Geschichtsschreibers Petrarca. Seit ihm mit Anfang 20 die minderjährige und schon verheiratete Laura begegnet war, war er ihr nahezu verfallen. Die unerfüllte Sehnsucht, welche die Beziehung der beiden prägte, wurde zum Gegenstand von Petrarcas Kunst, die unerreichbare Laura zum Mittelpunkt seiner Werke. Womöglich erkannte sich Komponist Franz Liszt in Pet-rarcas Gedichten wieder, spiegelten sie für ihn doch die eigene unkonventionelle, aber umso leidenschaftlichere Beziehung mit der verheirateten Marie d‘Agoult wieder. Liszt und d‘Agoult lernten einander 1834 kennen, flohen letztendlich gemeinsam nach Genf und bekamen drei Kinder.

„O komm im Traum, komm in stillester Stunde, wie einstens Laura Petrark er-schien zur Nacht“ – so die ersten Zeilen von Victor Hugos Gedicht Oh! quand je dors (Oh! Wenn ich schlafe) aus der Sammlung Les rayons et les ombres (Strahlen und Schatten). Die Geliebte Hugos, für die diese Worte bestimmt waren, hieß Juliette Drouet. Für den französischen Schriftsteller verließ die erfolgreiche Schauspielerin nicht nur ihren damaligen Freund, sie beendete sogar ihre Karriere. Sie wurde Hugos Lebensgefähr-tin und Muse, obwohl er sich nie offiziell

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zu ihr bekannte und seine Ehe mit Adèle Foucher, mit der er seit 1822 verheiratet war, fortführte. Liszts Vertonung von Hu-gos Gedicht über den Wunsch nach dem nächtlichen Besuch der Geliebten aus dem Jahr 1842 beginnt in träumerischer Atmo-sphäre. Chromatisch aufsteigende Ak-korde kreieren eine nächtliche Stimmung in sehnsuchtsvoller Erwartungshaltung. Sobald die Singstimme einsetzt, wird die Begleitung reduziert und wiederholt le-diglich in den Gesangspausen die Stimme wie ein Echo, das durch die Nacht hallt. Prächtiges, strahlendes E-Dur durchzieht das Lied.

Oh! quand je dors (Oh! Wenn ich schlafe) bildet die Einleitung zu Liszts Petrarca-Sonetten und stellt durch die Analogie der Beziehung zwischen Petrarca und Laura einen inhaltlichen Bezug zu Hugos und Liszts Biographien her. Die 366 Gedichte von Francesco Petrarca, die sich unter den sogenannten Canzoniere (Liederbuch) subsummieren, erlebten ihren Erstdruck 1470 in Venedig. Zuerst stießen sie in Komponistenkreisen kaum auf Interesse, später wiederfuhr den Sonetten allerdings eine wahre Renaissance. Und so nahm sich neben Franz Schubert und Moritz Hauptmann auch Franz Liszt einiger So-nette Petrarcas an. Veröffentlicht wurden die Lieder in ihrer endgültigen Gestalt 1858 in der Sammlung Années de pèlerinage, Deuxieme année: Italie (Pilgerjahre, Das zweite Jahr: Italien). Ursprünglich wurden die Lieder 1846 als Klavierfassung in ita-lienischer Sprache für Tenorstimme ver-öffentlicht, ein Jahr später erschienen sie in einer deutschen Übersetzung von Peter Cornelius. Bei Liszts Sammlung von 1858 handelt es sich um 26 Charakterstücke für Klavier solo in drei Bänden. Deutlicher als viele andere Kompositionen Liszts lassen

sie erkennen, wie die Eindrücke seiner Italien-Reisen und -Aufenthalte die Arbeit des Künstlers beeinflussten. Erstmals erlebte er das Land während der ersten Konzertreise mit seinem Vater, später sah er italienische Opernaufführungen in Paris und bereiste Italien mit Marie d‘Agoult. Aber die Petrarca-Sonette spiegeln nicht nur die Nähe des Komponisten zu Italien wieder, sondern beziehen sich außerdem auf Goethes Entwicklungsroman Wilhelm Meister. Wie der Protagonist die eigene Persönlichkeit auf seiner Reise entwickelt, so nimmt der Komponist seine Reiseerfah-rungen zum Anlass für neue Kompositionen.

Die Form der Sonette entspricht derjeni-gen des typischen Petrarca-Sonetts: auf zwei Quartette folgen zwei Terzette.Was die geforderte Virtuosität, den Stimmumfang sowie die lyrische und von legato geprägte Melodielinie betrifft, die keinen deklamatorischen Impetus verträgt, bedient Liszt mit seinen Petrarca-Sonetten den Stil des Belcanto und damit denjeni-gen italienischer Opernkompositionen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. In Pace non trovo (Ich finde keinen Frieden) finden sich die für dieses Genre bekannten Cadenzen, fast orchestrale Klavierbeglei-tung sowie die klassische Aufteilung zwi-schen Rezitativ und Arie. Benedetto sia‘l giorno (Sei gesegnet, Tag) verlangt extre-men Stimmumfang, beinhaltet aufsteigen-de chromatische Linien zum Beispiel auf „lagrime“ (Tränen) und kennzeichnet sich wie das dritte Lied I' vidi in terra (Ich sah auf Erden) durch abwechselnde Rezita-tiv- und Arioso-Abschnitte. Wortwieder-holungen sowie das Setzen bedeutender Worte auf besonders hohe Töne steigern die Dramatik und setzen den Fokus auf schönen und brillanten Klang. Thematisch verbindet die Lieder die unerfüllte Liebe

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eines Erzählers und einer unerreichbaren Geliebten. Die Beziehung zwischen Franz Liszt und der verheirateten Marie d‘Agoult, die einen gesellschaftlichen Skandal aus-löste, band den Komponisten letztendlich auch an seinen Kollegen Richard Wagner, der später seine Tochter Cosima heiraten sollte. Und das ist nicht die einzige Verbin-dung. Denn Richard Wagner komponierte einen ganzen Lieder-Zyklus über die un-erfüllte Liebe zu seiner Muse: Mathilde Wesendonck.

... begehrtDas Jahr 1857 wurde für Richard Wag-ner zur Zerreißprobe. Aus Deutschland musste er wegen finanzieller Schulden und der Beteiligung am Dresdner Mai-aufstand fliehen. Gemeinsam mit seiner damaligen Frau Minna suchte er Zuflucht in der Schweiz. Die Familie Wesendonck, Wagners Gönner, bot ihm schließlich Asyl in ihrer Villa in der Nähe von Zürich. Mathilde Wesendonck, die Hausherrin, war Schriftstellerin und hatte es Richard angetan. Die beiden begannen eine Affäre und Mathilde schrieb die Texte der be-rühmten Wesendonck-Lieder, deren Kern der utopische Wunsch nach der Erfüllung einer unmöglichen Liebe ist, die Richard Wagner später vertonen sollte. Für Wag-ner war Mathilde nicht nur Geliebte, son-dern auch Muse. Die Wesendonck-Lieder waren nicht nur Liebeslyrik, sondern maßgebliche Inspiration für sein nächstes Opernprojekt, am dem er in Zürich inten-siv arbeitete: Tristan und Isolde. Wagner nannte einige Lieder explizit „Studien zu Tristan“, die Reihenfolge der Stücke än-derte er selbst immer wieder. Die geheime Beziehung zwischen Richard und Mathilde zerbrach an einer Intrige von Wagners Frau Minna, die Briefe ihres Mannes an seine Geliebte abfing und so den Bruch

zwischen dem Paar evozierte. Der Musik-wissenschaftler und Wagner-Biograph Martin Gregor-Dellin beschreibt das Entstehungsklima dieses Wagner-Zyklus‘ wie folgt: „Wie schön ist Nachbarschaft, wenn sie zum Seelenreigen verklärt wird und die Gesichter in einverständiger Täu-schung fast täglich einander begegnen, ob in der Villa hinter den schlanken Säulen des Vorbaus, die hier nichts mehr trugen, oder im Fachwerkbau des Asyls nebenan, wo Mathilde zu Minnas grollendem Gram zielsicher an den unteren Wohngemächern vorbeistrebte in die Komponisten-Etage, um noch an einer Silbe zu arbeiten oder die nächsten sechzehn Takte Unsterblichkeit mit allen Sinnen zu trinken. Wie schön ist der Trugschluss, dies alles könne dauern: er, am Flügel sitzend, rief den irisierenden Klang von Tristan-Harmonien hervor und unterlegte ihn dem Gedicht Träume, und sie blickte dabei aus dem Fenster seines Arbeitszimmers über die Terrasse der Villa mit den Putten nach Süden hinab auf den See. Diese Lieder, von denen nur eines, die Träume, wenige Tage nach der Nie-derschrift von ihm selbst, die anderen von Felix Mottl instrumentiert wurden, hielten den Tristan-Ton. [Sie] ergeben einen Zy-klus, dessen Nähe zu den Liedern Gustav Mahlers dem halben Jahrhundert spottet, das zwischen ihnen liegt.”

In sehr ruhigem, bewegtem G-Dur wird im ersten Lied die Geliebte als ferner Engel besungen, der im Himmel auf den Gelieb-ten wartet, ihn schließlich zu sich holen soll – soweit die Hoffnung. Der Engel wird analog zu Wagners Lohengrin mit weißem Gefieder und als Erlöser beschrieben. Der Auftrag: „Führ[t] meinen Geist nun him-melwärts!“ Die Verklärung ist perfekt, die Utopie zu schön um wahr zu sein.Stehe still! formuliert den tiefen Wunsch

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nach Vereinigung und Ruhe, die sich mit der Zusammenkunft einstellen soll. Die dritte Strophe ist durch die aufsteigenden Achtel-bögen voller Aufregung und irrationaler Vorfreude auf ein Ereignis, das nur in der Vorstellung des Erzählers, nicht in der Wirk-lichkeit stattfinden kann. Dennoch badet man in der Illusion, „dolce“ (süß) steht über der Phrase „Aug‘ in Auge wonnig trinken“. Vorsichtig und behutsam will man die Unmöglichkeit als Heiligtum beschützen, pianissimo ist die Dynamikangabe für „Seele ganz in Seele versinken“. Die gegenseitige Identifikation, die Seelenverwandtschaft („Wesen in Wesen sich wiederfindet“) ergießt sich „sehr ruhig und mäßig“, als würde die Welt stillstehen. Und das tut sie letztlich auch, wenn die Musik tatsächlich schweigt zu „Lippe verstummt in staunen-dem Schweigen“. „Wie gänzlich sich ver-lierend und ohne Begleitung“ formuliert Wagner den letzten Wunsch „will das Innre zeugen“ und lässt das letzte Wort „Natur“ in göttlichem C-Dur erklingen, das an Schumanns Talismane erinnert. Die Erfül-lung dieses Wunsches scheint demnach nicht in menschlicher Hand zu liegen.Im Treibhaus bildet einen starken Kontrast zum verklärenden C-Dur. In d-Moll, „lang-sam und schwer“ erklingt die Erkenntnis „Unsre Heimat ist nicht hier“. Später sieht man gefangen im weltlichen Schmerz „schwer und schleppend“ zu, „wie froh die Sonne scheidet“. Schmerzen liest sich fast als sadomasochistische Sehnsucht. Ein romantischer Sonnenuntergang wird zum brutalen Sterbeprozess. Schmerzen werden verherrlicht, sogar der Tod geprie-sen, denn „gebieret Tod nur Leben, geben Schmerzen Wonnen nur“. Im Treibhaus und Träume sind die von Wagner als „Studien zu Tristan“ bezeich-neten Wesendonck-Lieder. Träume erzählt „sehr mäßig bewegt, aber nie schleppend“

vom Liebestod: In der „Gruft“ – begleitet von einem Tristanakkord – findet die Liebe ein Ende.

... findet (nichts)Vor seinem Durchbruch als Opernkompo-nist wurde Richard Strauss mit Tondich-tungen wie Don Juan, Tod und Verklärung und Also sprach Zarathustra bekannt. Die ausgewählten Lieder entstanden zwischen 1885 und 1897 und schließen wichtige Le-bensdaten in Strauss‘ Biographie ein. Im Alter von 21 Jahren holte ihn Hans von Bü-low als Hofmusikdirektor nach Meiningen, 1894 heiratete er Pauline de Ahna. Später wurde er 1. Hofkapellmeister in Berlin, Ge-neralmusikdirektor und außerdem Direktor der Wiener Staatsoper. Über 200 Lied-kompositionen hat Strauss geschaffen, darunter die fünf ausgewählten Stücke des heutigen Abends: Ruhe, meine Seele!, Befreit, Morgen!, Nichts und Cäcilie.

Ruhe, meine Seele! ist das erste von vier Liedern aus op. 27, das im Mai 1894 auf einen Text von Karl Henckell entstand. Gewidmet ist es Strauss‘ Ehefrau Pauline de Ahna. Wie Schumanns Myrthen war der Zyklus das Hochzeitsgeschenk des Komponisten. Themen des Liedes sind die Stürme des Junggesellentums, beendet durch die Heirat. Der Kontrast ergibt sich durch den Wechsel zwischen dynamisch schlichten Phrasen mit langen stehenden Akkorden und den mit abwechslungsrei-cher Dynamik verbundenen Sechzehnteln. Die unruhigen Tonfolgen setzt Strauss auf Worte wie „wild“, „Brandung“, „schwillt“, „Herz“ und „Hirn“. Im forte erklingen „Zeiten“, „gewaltig“ und „Not“, wohin-gegen piano für „Hain“, „Sonnenschein“ und „Ruhe“ vorgesehen ist. Im letzten Akkord des Stücks löst sich die Harmonik zur Grundtonart C-Dur auf. Am Ende steht

Francisco de Goya: Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer

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zwar die Erlösung, allerdings gelingt diese nur durch Verdrängung, durch „Vergessen“.Das zweite Lied von Strauss‘ Hochzeits-geschenk, Cäcilie, geht auf einen Text von Heinrich Hart zurück. Der Autor schrieb es gleichermaßen als Liebeserklärung und Heiratsantrag für seine Frau namens Cäci-lie. Strauss komponierte das Lied im baye-rischen Marquartstein am 9.9.1894, am Tag vor seiner eigenen Hochzeit mit Pauline. Die Tonart E-Dur gibt auch die Spielweise vor: „sehr lebhaft und drängend“. In der letzten Strophe moduliert der Komponist über göttliches C-Dur („umhaucht“) und verheißungsvolles F-Dur („zu seligen Höhn“), um schließlich auf „lebtest mit mir“, das er über drei Takte streckt, wieder in E-Dur zu enden. Den Verführungsversuch, die Heimliche Aufforderung auslassend, beschließt eine Hoffnung, die Sonnenschein und „wogenblaue[n] Strand“ in Aussicht stellt, den Zyklus. Strauss komponierte diese Vision mit dem Titel Morgen! auf einen Text von John Henry Mackay, Schotte, Schriftsteller und Anarchist. Das Versprechen auf Lebens- und Lie-besglück lauert in einem unbestimmten „Morgen“. Schon der Einstieg „Und ...“ verweist auf einen Anfang, der dem Zuhörer verborgen bleibt. Das „Morgen“ ist aus dem Zusammenhang gerissen. Was wird hier verbunden, woran schließt der Gedanke an, hat die Sonne heute nicht geschienen? Das Vage, Nebulöse, Undefinierte ist typisches Merkmal des Fin de Siècle, in dessen Rah-men sich diese Strauss-Lieder bewegen. Das Schweigen, das Nichts-Sagen gilt als Attribut des Glücks. Das Wort „stumm“ lei-tet in der zweiten Strophe von Morgen! eine Reihe liegender Akkorde ein, welche die Abfolge der Arpeggien unterbrechen, die bis dahin in der Klavierstimme zu hören sind. Übersetzt als harfenartige Klänge, wurden

diese Arpeggien in der Orchesterfassung später zur Harfenstimme und reihten sich damit in die Tradition der Troubadour-Zeit und der Harfner-Gesänge ein, auf die auch die Figur des Harfners in Goethes Wilhelm Meister rekurriert. Das „Schweigen“ ist der Maßstab in diesem Lied, es bestimmt Dyna-mik und Bewegung in der Melodie- und Begleitlinie. Wie das Wort „stumm“ den Impuls der Achteln aufhob und in liegende Akkorde überleitete, beendet das „Schweigen“ später die Stille und führt zu aufsteigenden Achteln, um im Nachspiel, das den Beginn des Vorspiels wiederholt, über e-Moll wieder zur Grundtonart G-Dur zu finden.Im Gegensatz dazu steht das nächste Lied, welches das Befreiungsgefühl nach der Bewältigung einer großen Herausforde-rung in den Mittelpunkt stellt. Der Konflikt wird nicht verdrängt, sondern verarbeitet. Befreit, Nummer vier von Fünf Liedern, op. 39, komponiert 1897, ist ein trösten-des Abschiedslied. Der Autor des Textes Richard Dehmel gab selbst folgende An-gaben zur Interpretation: „Ich für meinen Teil hatte das Bild eine Mannes vor mir, der zu seiner sterbenden Frau spricht. Da Kunstwerke aber nur darauf abzielen, menschliche Empfindungen und Gefühle in rhythmischer Harmonie zu wecken, macht es mir nichts aus, dass die Allegorie auch andersherum gedacht ist [...]. Es kann auch auf jede Art von Liebespaar anspielen. Sol-che gegenseitigen Erhöhungen der Seele – zumindest der edlen Seelen – gelten nicht nur für den Tod, sondern für jeden Abschied vom Leben; denn jeder Abschied ist mit dem Tod verbunden, und was wir für immer auf-geben, geben wir der Welt zurück.“ Erzählt wird die Geschichte zweier Men-schen, Lebensgefährten („Unsre lieben vier Wände, du hast sie bereitet, ich habe sie dir zur Welt geweitet“), die vom Tod getrennt werden. In diese Tristesse fällt

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refrainartig der Ausruf „O Glück“. Er gibt Halt und Form, erinnert an das gemein-same Glück, die tröstliche Erinnerung. In G-Dur wechseln sich Bewegung (Arpeg-gien) und Innehalten (Achtel-Akkorde) ab. Diese abrupten Einwürfe unterbrechen den Fluss, erzwingen ein Stocken, sind der Sand im Getriebe, der Kloß im Hals, der sich trotz allen Willens zum Optimismus nicht leugnen lässt. Wunsch trifft auf Wirklich-keit. Das „Weinen“ in der letzten Strophe dehnt sich über ganze vier Takte aus. Und das ist das Besondere an diesem Werk von Strauss und Dehmel: Die Realität wird nicht ausgeblendet. Sie erhält Raum und verdrängt die positiven Gedanken nicht. Der Tod wird zum Bestandteil des Lebens. Am Ende erklingt das „Glück“ als letztes Wort in E-Dur. Die Befreiung besteht in der Akzep-tanz der Trauer („Wir haben einan-der befreit vom Leide“) und gleichzeitig in der Bejahung des Lebens („O Glück“).

Ein Paukenschlag war Richard Strauss‘ Liedererstling Opus 10 aus dem Jahr 1885. Acht Gedichte aus „Letzte Blätter“ ver-tonte er von Hermann von Gilm zu Rosen-egg, einem Modeautor der damaligen Zeit, dem Strauss so zur Unsterblichkeit verhalf. Strauss komponierte die Lieder zwischen August und Oktober 1885. In diesem Lieder-zyklus vermischen sich Schwärmerei, Besinnlichkeit und Sentimentalität. Den Auftakt macht das bekannte Lied Zueig-

nung, ihm folgt als zweite Nummer Nichts, ein schlicht-ernstes, ausdrucksvoll dekla-miertes Arioso. Lebhaft und „mit Laune“ tänzeln aufsteigende Achtelbewegungen in A-Dur über Worte wie „Sonne“, „Quelle“, „Leben[s]“, „Licht[s] “. Diese ständige Cli-max führt allerdings nicht zum erwarteten Höhepunkt oder zur finalen Erkenntnis. Die Lösung ist das „Nichts“. Es erklingt auf einem ‚a‘, dem höchsten Ton der Ge-sangsstimme des ganzen Stücks. Ein Mal nur ertönt derselbe Ton auf dem Wort „Königin“ zu Beginn des Stücks. Die einzige abfallende Linie hören wir bei „Toren, die ihr seid, ich kenne sie am wenigsten von euch.“ Sie steht in fortissimo und wird von gebrochenen Dreiklängen begleitet. Das Lied wird von der Einsicht beendet, dass man nichts weiß.Nach Ruhe, Abschied, Hoffnung und Er-kenntnis der ersten vier Strauss-Lieder beschließt Cäcilie den Liederabend als Hommage an das Leben, als Aufforderung, die Reise um ihretwillen anzutreten.

WENN DU ES WÜSSTEST, WAS TRAUMEN HEISST …

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Robert Schumann (1810 – 1856)

TalismaneText von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Gottes ist der Orient!Gottes ist der Okzident!Nord- und südliches Geländeruht im Frieden seiner Hände.

Er, der Einzige, Gerechte,will für jedermann das Rechte.Sei von seinen hundert Namendieser hochgelobet! Amen.Gottes ist der Orient!Gottes ist der Okzident!

Mich verwirren will das Irren;doch du weißt mich zu entwirren.Wenn ich handle, wenn ich dichte,gib du meinem Weg die Richte!

Gottes ist der Orient!Gottes ist der Okzident!Nord- und südliches Geländeruht im Frieden seiner Hände.Amen! Amen!

SehnsuchtText von Emanuel Geibel (1815 – 1884)

Ich blick' in mein Herz und ich blick' in die Welt,bis vom schwimmenden Auge die Träne mir fällt;wohl leuchtet die Ferne mit goldenem Licht,doch hält mich der Nord; ich erreiche sie nicht.O die Schranken so eng und die Welt so weit,und so flüchtig die Zeit!

Ich weiß ein Land, wo aus sonnigem Grünum versunkene Tempel die Trauben blüh‘n,

wo die purpurne Woge das Ufer besäumt,und von kommenden Sängern der Lorbeer träumt;fern lockt es und winkt dem verlangenden Sinn,und ich kann nicht hin!

O hätt' ich Flügel, durchs Blau der Luft,wie wollt' ich baden im Sommerduft,doch umsonst! Und Stunde auf Stunde entflieht, betrau‘re die Jugend, begrabe das Lied.

O die Schranken so eng und die Welt so weit,und so flüchtig die Zeit!

Meine RoseText von Nikolaus Lenau (1802 – 1850)

Dem holden Lenzgeschmeide,der Rose, meiner Freude,die schön gebeugt und blasservom heißen Strahl der Sonnen,reich ich den Becher Wasseraus dunklem, tiefen Bronnen.

Du Rose meines Herzens!Vom stillsten Strahl des Schmerzensbist du gebeugt und blasser;ich möchte dir zu Füßen,wie dieser Blume Wasser,still meine Seele gießen!Könnt ich dann auch nicht sehendich freudig auferstehen!

Dem holden Lenzgeschmeide,der Rose, meiner Freude,die schon gebeugt und blasservom heißen Strahl der Sonnen,reich ich den Becher Wasseraus dunklem, tiefen Bronnen.

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Mein schöner Stern!Text von Friedrich Rückert (1788 – 1866)

Mein schöner Stern! Ich bitte dich,o lasse du dein heitres Lichtnicht trüben durch den Dampf in mir,vielmehr den Dampf in mir zu Licht,mein schöner Stern, verklären hilf!

Mein schöner Stern! Ich bitte dich,nicht senk herab zur Erde dich,weil du mich noch hier unten siehst,heb auf vielmehr zum Himmel mich,mein schöner Stern, wo du schon bist!

Franz Liszt (1811 – 1886)

Oh! quand je dorsText von Victor Hugo (1802 – 1885)

Oh! quand je dors, viens auprès de ma couche,comme à Pétrarque apparaissait Laura,

et qu’en passant ton haleine me touchesoudain ma bouche s‘en trouvrira.

Sur mon front morne où peut-être s‘achêve un songe noirqui trop longtemps duraque ton regard comme un astre se lève

et soudain mon rêve rayonnera.

Puis sur ma lèvre où voltige une flamme éclair d‘amourque Dieu même épura pose un baiseret d‘ange deviens femmesoudain mon âme s‘éveillera.

O komm im TraumÜbersetzung von Peter Cornelius (1824 – 1874)

O komm im Traum, komm in stillester Stunde,

wie einstens Laura Petrark erschien zur Nacht,dass mir dein Hauch heile jegliche Wunde,wenn meinem Munde er nahet sacht.

Wenn düstre Wolken die Stirn mir umsäu-men,die ach, zu lang dem Herzen Leid gebracht,du blickst, ein Stern, wie aus himmlischen Räumen,dass in mein Träumen ein Eden lacht!

Und deinem Mund meine Lippen erwähle,

weil ihre Glut, ach, von Gott ward entfacht,und werde Weib, du Engel ohne Fehle,dass meine Seele in Wonn‘ erwacht.

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Oh viens! comme à Pétrarque apparaissait Laura.Oh! quand je dors viens auprès de ma coucheet d‘ange deviens femmesoudain mon âme s‘éveillera,oh viens!

Tre Sonetti del PetrarcaTexte von Francesco Petrarca (1304 – 1374)Übersetzung von Peter Cornelius (1824 – 1874)

Pace non trovo

Pace non trovo, e non ho da far guerra,

e temo, e spero, ed ardo e son un ghiaccio:

e volo sopra'l cielo, e giaccio in terra;

e nulla stringo, e tutto‘l mondo abbraccio.

Tal m‘ha in priggion, che non m‘apre,nè sera,nè per suo mi ritien, nè scioglie il laccio,

e non m‘ancide Amor, e non mi sferra;

nè mi vuol vivo, nè mi trahe d‘impaccio.

Veggio senz‘ occhi; e non ho lingua e grido;

e bramo di perir, e cheggio aita;ed ho in odio me stesso, ed amo eltrui:

Pascomi di dolor; piangendo rido;

egualmente mi spiace morte e vita,

In questo stato son, Donna, per Voi, O Laura, per Voi.

O komm! Wie Laura einst Petrark erschien zur Nacht!O komm im Traum, komm in stillester Stunde,du Engel ohne Fehle,dass meine Seele in Wonn‘ erwacht.O komm!

Fried ist versagt

Fried‘ ist versagt mir, vergebens träum‘ ich Schlachten;muss fürchten und hoffen, entbrennen in Schauern beben,dem stolzen Himmelsfluge folgt tief Ver-schmachtenund kein Erlangen, kein weltumfangendes Streben!

Gefesselt so schwer all mein weichselndes Trachten,schnöd verschmäht darf ich mich nicht der Frohn entheben,der Dämon schont mich, ach, den wohl Bewachten,lässt mich vergehen und missgönnt mir das Leben.

Blöd sind die Blicke, und sie sind stumm, meine Klagen,ich wählte Untergang und fürchte das Sterben,ja, mir blieb Hass für mich selber, da Liebe entwich.

Lust ist mir nur mein Schmerz, und Tränen mein Behagen,Tod gilt gleich mir und Leben gleiches Ver-derben! Also geschah mir, Geliebte, um dich.

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Benedetto sia‘l giorno

Benedetto sia‘l giorno, e‘l mese, e l‘anno,e la stagione, e‘l tempo, e l‘ora, e‘l punto,e‘l bel paese e‘l loco, ov io fui guintoda duo begli occhi che legato m‘hanno;

e benedetto il primo dolce affannoch‘i ebbi ad esser con Amor congiunto,e l‘arco e le saette ond‘ i‘ fui punto,e le piaghe, ch‘infino al cor mi vanno.

Benedette le voci tante,ch‘io chiamando il nome di mia Laura ho sparte,e i sospiri e le lagrime, e‘l desio.

E benedette sian tutte le carete

ov‘ io fama le aquisto, e il pensier mio,

ch‘è sol di lei, ch‘altro non v‘ha parte.

I' vidi in terra

I' vidi in terra angelici costumi,

e celesti bellezze al mondo sole;tal che di rimembrar mi giova, e dole:che quant‘io miro, par sogni, ombre, e fumi.

E vidi lagrimar que‘ duo bei lumi,ch‘han fatto mille volte invidia al sole:Ed udì sospirando dir paroleche farian gir i monti, e stare i fiumi.

Amor! seno! valor, pietate, e dogliaFacean piangendo un più dolce concento d‘ogni altro,che nel mondo udir si soglia.

Sei gesegnet immerdar von allen Tagen

Sei gesegnet immerdar von allen Tagen,du holder Lenzestag und deine guten Stunden;ihr schönen Fluren, da wurde ich gefundenvon zweien Augen und in Bann geschlagen.

O sei gesegnet, erstes süßes Zagen,mit dem die Liebe mich an sich gebunden,ihr Liebespfeile, all ihr tiefen Wunden,deren Schmerzen so gern mein Herz getragen.

Seid gesegnet, ihr heißen Tränen,laute Rufe, die ihr wolltet sie ereilen,

meine Seufzer und du, mein endlos Sehnen.

Und seid gesegnet auch ihr wohlgereimten Zeilen,durch die Ruhm ihr erworben mein sinnend Wähnen,das sie allein, ja, wer noch sollt‘ es teilen!

So sah ich denn auf Erden

So sah ich denn auf Erden Engelsfrieden und Glanzvon dort hienieden, und solches Leuchten,dess ich gedenken muss, denn sonst be-deuchten mich jene Bilder, als wären’s Traumgebilde.

Ich sah die Träne, die den Blick ihr hüllte,ihr Auge, aller Sonnen Neid, sich befeuchten,und vernahm ihrer Klagen Stimme, da beugtensich die Höhn, der Strom erstarrte, der jäh gestillte.

Es klang so tief, so voll von Wehmutsregen,ein Klang voller Lieb und Leid, hold und gelinde,ihr Seufzer, alle Welt gilt nicht dagegen.

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18 Cosima und Richard Wagner

Ed era‘l cielo all‘armonia s‘intento

che non si vedea in ramo mover foglia.Tanta dolcezza avea pien l‘aer e‘l vento.

Und alles schmiegte solchem Wohllaut sich geschwinde,kein Blättchen am Baume durfte sich bewegen,so süß befangen, so lauschten da Luft und Winde.

Richard Wagner (1813 – 1883)

Wesendonck-LiederTexte von Mathilde Wesendonck (1828 – 1902)

Der Engel

In der Kindheit frühen Tagenhört' ich oft von Engeln sagen,die des Himmels hehre Wonnetauschten mit der Erdensonne:

Dass, wo bang ein Herz in Sorgen schmachtet vor der Welt verborgen,dass, wo still es will verbluten,und vergeh‘n in Tränenfluten,

dass, wo brünstig sein Gebeteinzig um Erlösung fleht,da der Engel nieder schwebt,und es sanft gen Himmel hebt.

Ja, es stieg auch mir ein Engel nieder,und auf leuchtendem Gefieder führt er,ferne jedem Schmerz,meinen Geist nun himmelwärts!

Stehe still!

Sausendes, brausendes Rad der Zeit,Messer du der Ewigkeit;leuchtende Sphären im weiten All,die ihr umringt den Weltenball;

urewige Schöpfung, halte doch ein,genug der Werdens, lass mich sein!Halte an dich, zeugende Kraft,Urgedanke, der ewig schafft!Hemmet den Atem, stillet den Drang,schweiget nur eine Sekunde lang!Schwellende Pulse, fesselt den Schlag;ende, des Wollens ew‘ger Tag!

Dass in selig süßem Vergessenich mög‘ alle Wonnen ermessen!Wenn Aug‘ in Auge wonnig trinken,Seele ganz in Seele versinken; Wesen in Wesen sich wieder findet,und alles Hoffens Ende sich kündet;

die Lippe verstummt in staunendem Schweigen,keinen Wunsch mehr will ich das Inn‘re zeugen:Erkennt der Mensch des Ew‘gen Spur,und lös‘t dein Rätsel, heil‘ge Natur!

Im Treibhaus

Hochgewölbte Blätterkronen,Baldachine von Smaragd,Kinder ihr aus fernen Zonen,saget mir warum ihr klagt? Schweigend neiget ihr die Zweige,malet Zeichen in die Luft,

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und der Leiden stummer Zeuge,steiget aufwärts süßer Duft.

Weit in sehnendem Verlangenbreitet ihr die Arme aus,und umschlinget wahnbefangenöder Leere nicht‘gen Graus.

Wohl, ich weiß es, arme Pflanze:Ein Geschicke teilen wir,ob umstrahlt von Licht und Glanze,unsre Heimat ist nicht hier!

Und wie froh die Sonne scheidetvon des Tages leerem Schein,hüllet der, der wahrhaft leidet,sich in Schweigens Dunkel ein.

Stille wird‘s, ein säuseld Weben füllet bang den dunklen Raum:schwere Tropfen seh' ich schwebenan der Blätter grünem Saum.

Schmerzen

Sonne, weinest jeden Abenddir die schönen Augen rot,wenn im Meeresspiegel badenddich erreicht der frühe Tod;

doch erstehst in alter Pracht,Glorie der düstren Welt,du am Morgen neu erwacht,wie ein stolzer Siegesheld!

Ach, wie sollte ich da klagen,wie, mein Herz, so schwer dich sehn,muss die Sonne selbst verzagen,muss die Sonne untergehn?

Und gebieret Tod nur Leben,geben Schmerzen Wonnen nur:O, wie dank' ich, dass gegeben solche Schmerzen mir Natur!

Träume

Sag, welche wunderbare Träumehalten meinen Sinn umfangen,dass sie nicht wie leere Schäumesind in ödes Nichts vergangen?

Träume, die in jeder Stunde,jedem Tage schöner blüh‘n,und mit ihrer Himmelskundeselig durch‘s Gemüte ziehn?

Träume, die wie hehre Strahlenin die Seele sich versenken,dort ein ewig Bild zu malen:Allvergessen, Eingedenken!

Träume, wie wenn Frühlingssonneaus dem Schnee die Blüten küsst,dass zu nie geahnter Wonnesie der neue Tag begrüßt,

dass sie wachsen, dass sie blühen,träumend spenden ihren Duft,

O KOMM IM TRAUM, DASS MEINE SEELE IN WONN‘ ERWACHT!

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sanft an deiner Brust verglühen,und dann sinken in die Gruft.

Richard Strauss (1864 – 1949)

Ruhe, meine Seele!Text von Karl Henckell (1864 – 1929)

Nicht ein Lüftchen regt sich leise,sanft entschlummert ruht der Hain;durch der Blätter dunkle Hüllestiehlt sich lichter Sonnenschein.

Ruhe, ruhe, meine Seele,deine Stürme gingen wild,hast getobt und hast gezittert,wie die Brandung, wenn sie schwillt!

Diese Zeiten sind gewaltig,bringen Herz und Hirn in Not.Ruhe, ruhe, meine Seele, und vergiss was dich bedroht!

BefreitText von Richard Dehmel (1863 – 1920)

Du wirst nicht weinen.Leise, leise wirst du lächelnund wie zur Reise geb' ich dirBlick und Kuss zurück.

Unsre lieben vier Wände,du hast sie bereitet,ich habe sie dir zur Welt geweitet;o Glück!

Dann wirst du heiß meine Hände fassen und wirst mir deine Seele lassen,lässt unsern Kindern mich zurück.

Du schenktest mir dein ganzes Leben,ich will es ihnen wieder geben;o Glück!

Es wird sehr bald sein,wir wissen‘s beide,wir haben einander befreit vom Leide,so gab' ich Dich der Welt zurück.

Dann wirst du mir nur noch im Traumerscheinen und mich segnen und mit mir weinen;o Glück!

MorgenText von John Henry Mackay (1864 – 1933)

Und morgen wird die Sonne wieder scheinenund auf dem Wege, den ich gehen werde,wird uns, die Glücklichen, sie wieder eineninmitten dieser sonnenatmenden Erde ...

Und zu dem Strand, dem weiten, wogen-blauen,werden wir still und langsam niedersteigen,stumm werden wir uns in die Augen schauen,und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen ...

NichtsText von Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812 – 1864)

Nennen soll ich, sagt ihr, meine Königin im Liederreich?Toren, die ihr seid, ich kenne sie am we-nigsten von euch.

Fragt mich nach der Augen Farbe,fragt mich nach der Stimme Ton,fragt nach Gang und Tanz und Haltung,ach, und was weiß ich davon!

Ist die Sonne nicht die Quelle alles Lebens, alles Lichts?Und was wissen von derselbenich und ihr und alle?Nichts, nichts!

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CäcilieText von Heinrich Hart (1855 – 1906)

Wenn du es wüsstest, was träumen heißtvon brennenden Küssen, von Wandern und Ruhen mit der Geliebten,Aug‘ in Auge und kosend und plaudernd,wenn du es wüsstest, du neigtest dein Herz!

Wenn du es wüsstest, was bangen heißtin einsamen Nächten, umschauert von Sturm,da niemand tröstet milden Mundes die kampfmüde Seele,wenn du es wüsstest, du kämest zu mir.

Wenn du es wüsstest, was leben heißt,umhaucht von der Gottheit weltschaffen-dem Atem,zu schweben empor, lichtgetragen, zu seli-gen Höh‘n.Wenn du es wüsstest, du lebtest mit mir!

RUHE, MEINE SEELE UND VERGISS, WAS DICH BEDROHT!

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RODRIGO PORRAS GARULO Tenor

Der in Mexico City geborene Tenor stu-dierte an der Universität Mozarteum Salz-burg und war von 2010 bis 2015 Ensemble-mitglied am Staatstheater Meiningen. Hier gehörten Partien wie Herzog in Rigoletto, Tamino in Die Zauberflöte und Jacopo in I due Foscari zu seinem Repertoire. Gasten-gagements führten ihn für die Titelpartien in Hoffmanns Erzählungen an das Meck-lenburgische Staatstheater Schwerin, Nino Rotas Aladin an die Oper Leipzig und Zarewitsch an die Staatsoperette Dres-den. Außerdem gastierte er als Nemorino im Liebestrank an der Hamburger Kam-meroper sowie als Solist in Strawinskis Pulcinella mit den Stuttgarter Philharmo-nikern in der Stuttgarter Liederhalle. Seit der Spielzeit 2017/18 ist er Ensemblemit-glied am STAATSTHEATER, wo er bisher u. a. als Don José in Carmen, Cavaradossi in Tosca, Alfredo in La traviata, Maurizio in Adriana Lecouvreur und Gabriele Adorno in Simon Boccanegra zu erleben war.

IRENE-CORDELIA HUBERTI Klavier

Irene-Cordelia Huberti ist seit dieser Spiel-zeit Studienleiterin am STAATSTHEATER KARLSRUHE. Zuvor war sie ab 1998 in gleicher Funktion an der Opéra National du Rhin in Straßburg tätig. Dort pflegte sie eine intensive Zusammenarbeit mit dem Opern-studio und kümmerte sich mit Leidenschaft um die Ausbildung junger Sänger und Kor-repetitoren. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt auf dem Liedgesang. Sie begleitete Meisterklassen von Ks. Hilde Zadek, Jewgenij Nesterenko, F. J. Selheim und Ab Koster. Ihre Ausbildung absolvierte sie in den Fächern Klavier, Violoncello, Kam-mermusik, Liedbegleitung und Oratorium an den Musikhochschulen Köln und Wien, wo sie prägende Impulse u. a. von Elisabeth Le-onskaja erhielt. Anschließend führte sie ihre Karriere an das Internationale Opernstudio der Oper Zürich, die Opernhäuser Krefeld/Mönchengladbach und Dortmund. Als Gast arbeitet sie u.a. in Genf und Seoul sowie bei internationalen Festivals.

Irene-Cordelia HubertiNeufeldstr.33

D-77694 Kehl

0049/179/[email protected] Geboren am 21.1.1963in Düsseldorf

Deutsche Staatsbürgerinledig

Curriculum Vitae

Engagementsseit 1998 Studienleiterin an der Opéra National du Rhin in Strasbourg

(u. a. Produktionen von D. McVicar, R. Carsen, A. Freyer, K.Warner, D. Poutney, V. Boussard, M. Clément, Chr. Loy, O.Py, A.McDonald, K.Thoma; Dirigenten u.a. M. Albrecht, M. Letonja, D.Bernet, O. Dantone, C. Trinks, P. Carignani, A. Spering, C. Rizzi, J. Latham-König, D, Klajner, C. P. Flor, A. Kober, R. Böer, J. Jones, F. Layer, Th. Guschlbauer, S. Ranzani, G. Carella, H. Niquet, I. Bolton)

September 2016 Musikalische Assistenz am Grand Théâtre de Genève ( "Manon" von Massenet mit Patricia Petibon, Dir, Marko Letonja)

September 2014 Musikalische Assistenz beim Festival « Musica » Strasbourg („Herzog Blaubarts Burg“ mit Nina Stemme und Franz Hawlata, Dir. Mark Letonja)

Oktober 2013 Musikalische Assistenz bei „ La Chambre Philharmonique“ in Paris, Dir. Emmanuel Krivine (Szenen aus Rheingold)

Frühjahr 2013 Musikalische Assistenz bei „ La Chambre Philharmonique“ in Paris, Dir. Emmanuel Krivine ( „ Walpurgisnacht“ von Mendelssohn-Bartholdy)

Juli 2012 Korrepetition und musikalische Assistenz beim Cantiere Montepulciano ( „Ariadne auf Naxos“, 2. Symphonie von G. Mahler, Dir. R. Böer)

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER STAATSTHEATER KARLSRUHE

GENERALINTENDANT Peter Spuhler

KAUFMÄNNISCHER DIREKTORJohannes Graf-Hauber

VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier

OPERNDIREKTOR Michael Fichtenholz

REDAKTION Deborah Maier

KONZEPT DOUBLE STANDARDS BERLIN www.doublestandards.net

GESTALTUNGRoman Elischer

DRUCK medialogik GmbH, Karlsruhe

TEXTNACHWEISE

Der Text zum Programm ist ein Originalbei-trag von Deborah Maier. Sollten wir Rechteinhaber übersehen haben, bitten wir um Nachricht.

BILDNACHWEISE

RODRIGO PORRAS GARULO Michael Reichel IRENE CORDELIA HUBERTI Privat

BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE 2017/18Programmheft Nr. 444www.staatstheater.karlsruhe.de

Auch diese Spielzeit können Sie sich wieder ein Liederabend-Abonnement mit fünf Abenden ab 42,50 Euro sichern. Unser Abonnementbüro berät Sie gerne.

ABONNEMENTBÜROT 0721 3557 -323 /-324F 0721 3557 346E-Mail abonnementbuero@ staatstheater.karlsruhe.de

LIEDERABEND-ABONNENTWERDEN!

LIEDERABENDE

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LIEDERABENDE17/18

4. LIEDERABEND – ULIANA ALEXYUKDeutsches und russisches Lied – eine Begegnung20.5.18 KLEINES HAUS

5. LIEDERABEND – KATHERINE BRODERICK, ALEXANDRA KADURINA, KATHARINE TIERLiederzyklen von Modest P. Mussorgski16.6.18 KLEINES HAUS

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O DIE SCHRANKEN SO ENG UND DIE WELT SO WEIT, UND SO FLUCHTIG DIE ZEIT!