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Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung I Heft 4 300 Jahre Sebastianskirche auf dem Auberg bei Kallmünz Dieter Schwaiger | Bruno Gallhuber RkBH 4

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300 Jahre Sebastianskircheauf dem Auberg bei Kallmünz

Dieter Schwaiger | Bruno Gal lhuber

Die Kirche auf dem Auberg bei Kallmünz wurde während der Pest im Jahr 1713von den Bewohnern des Marktes Kallmünz zu Ehren der heiligen Sebastian,Rochus und Johannes Nepomuk erbaut. Sie entwickelte sich nach ihrerErweiterung im Jahr 1762 zu einer bedeutenden Wallfahrtsstätte im unterenNaabtal. Bei der Kirche bestand von 1752 bis 1803 auch eine Eremitenklause.Die kleine Kirche gehört zu den kulturellen Schätzen der Marktgemeinde vonKallmünz. Der Kirchenführer präsentiert ihre über 300jährige Geschichte.

In der Reihe „Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung“(RkBH) erscheinen in unregelmäßigen Abständen kürzereAbhandlungen, Dokumentationen und Quelleneditionen aus denBereichen Kunst- und Regionalgeschichte sowie Heimat- undDenkmalpflege.

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Markt Kallmünz und der Auberg mit eingezeichneter Klause

Karte des Amtes Hainsacker von Christoph Vogel und Matthäus Stang(Kopie von Carl von Flad, 2. Hälfte des 18. Jh.), HauptstaatsarchivMünchen, Plansammlung 1130

Die Verfasser bedanken sich beim Verein „Freunde von Alt-Kallmünz“ fürdie finanzielle Unterstützung, dem Verlag Laßleben Kallmünz für Satzund Druck und Herrn Dr. Thomas Feuerer für die Aufnahme der Schrift indie Reihe „Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung“ sowie fürLektorat und Korrektur.

Impressum© 2015 Verlag Th. Feuerer, An der Hofmark 1, 93155 KollersriedLayout: Verlag und Druckerei Laßleben, KallmünzAlle Rechte vorbehalten. Für den Inhalt und die Wahrung des Urheber- und Fotorechtssind die Autoren verantwortlich.

Abbildungsnachweis:

Helmut Krönauer, Kallmünz: 1, 4, 6, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 27, 32, 33, 35, 36, 37,40, 42.Dieter Schwaiger, Mühlhausen: 3, 9, 19, 20, 21, 24, 26, 28, 33, 34, 38, 43, 44.Bruno Gallhuber, Kallmünz: 29, 30, 31, 41.Marktverwaltung Kallmünz (Restaurierungsbericht): 11, 17, 18, 22, 23.Pfarrarchiv Kallmünz: 5, 34.Verlag Laßleben, Kallmünz: 25, 39.Museum Regensburg: 2.

Bibliografische Informationen

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.

Die elektronische Ausgabe dieses Werkes ist mit der Creative Commons Namensnennung-Nicht-Kommerziell 3.0 Lizenz publiziert und frei verfügbar unterhttp://www.heimatforschung-regensburg.de/94 (URN: urn:nbn:de:bvb:355-rbh-94-4)ISBN (PDF): 978-3-88246-358-3ISSN (Internet): 2198-4557ISSN (Print): 2198-4476

Titelbild: Sebastianskirche auf dem Auberg

Foto: Helmut Krönauer, Kallmünz, 2014

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Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung

Heft 4

300 Jahre Sebastianskircheauf dem Auberg bei Kallmünz

Votivkirche, Wallfahrtsstätte und Eremitenklause

Dieter SchwaigerBruno Gal lhuber

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300 Jahre Sebastianskirche auf dem Aubergbei KallmünzVotivkirche, Wallfahrtsstätte und Eremitenklause

Die kleine Kirche auf dem Auberg bei Kallmünz im Landkreis Regens-burg ist dem heiligen Sebastian geweiht. Von der Bevölkerung wirdder Berg deshalb auch als „Sebastiberg“ und die Kirche als „Sebasti-Kirche“ bezeichnet.1 Die kleine Nebenkirche konnte im Jahr 2013 das300-jährige Gründungsjubiläum feiern. Dies soll zum Anlass sein,auf die Entstehung und Entwicklung der kleinen oberpfälzischenVotiv- und Wallfahrtskirche zurückzublicken und ihre Bedeutungunter religionsgeschichtlichen und künstlerischen, aber auch unterlandschaftsarchitektonischen Aspekten darzustellen.2

1. Die Sebastianskirche – eine Votivkirche

Die Sebastianskirche ist eine Votivkirche. Sie wurde aufgrund einesGelübdes der Marktgemeinde von Kallmünz errichtet. Anlass desGelübdes war die Pest, die 1713 zum letzten Mal die südliche Ober-pfalz heimgesucht hat.

Pest in Regensburg 1713

Der Schwarze Tod, wie die Pest metaphorisch genannt wird, hat sichseit dem späten Mittelalter in immer wiederkehrenden Wellen auchim Gebiet der heutigen Oberpfalz verbreitet und Tausende vonOpfern gefordert. Da es keinen wirksamen medizinischen Schutz gab

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und die Ursachen der Infektionskrankheit der damaligen Ärzteschaftnicht bekannt waren, herrschte in der Bevölkerung eine panikartigeAngst vor der Ansteckung durch die Pest. Vor allem in den dichtbewohnten Städten mit regen außenwirtschaftlichen Verflechtun-gen, aber auch in den Märkten und Dörfern an wichtigen Verkehrs-wegen bestand ein großes Risiko, dass die Pest zu einer Massen-epidemie führen konnte. So geschah es auch in der ReichsstadtRegensburg im Jahr 1713, als die Pest von Wien aus durch denWaren- und Personenverkehr auf der Donau und den Handelsstraßenentlang des Flusses Einzug hielt.Nachdem erste Indizien einer Epidemie bekannt geworden waren,entstand in der Bevölkerung eine Panik, und Tausende von Men-schen verließen fluchtartig die Stadt, was die Gefahr einer Aus-breitung der Seuche weiter erhöhte. Schließlich wurde Regensburgvon der Außenwelt isoliert. In der Stadt starben in den MonatenSeptember und Oktober täglich 30 bis 40 Menschen, die Gesamtzahlder Seuchenopfer in Regensburg schätzt man auf fast 8000 Tote. Siewurden in Sammelgräbern auf dem Pestfriedhof außerhalb derStadtmauern begraben.

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Abb. 2: RegensburgerPestlazarett undPestfriedhof (1713)

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Obwohl die Regierung von Pfalz-Neuburg schon früh alle nachRegensburg und Bayern führenden Hauptverkehrswege in ihremTerritorium auf dem Nordgau für den Handelsverkehr sperrte, kam esin der südlichen Oberpfalz an einigen Orten entlang der FernstraßePassau–Regensburg–Nürnberg zu Ansteckungen durch die Pest.Einige ehemalige Pestfriedhöfe erinnern noch heute an solcheStätten. Die bekanntesten in der südlichen Oberpfalz sind Min-traching im ehemals bayerischen Amt Haidau und Mungenhofen beiHemau auf ehemals pfalzneuburgischem Gebiet.3 Dass auch inHochdorf bei Kallmünz viele Bewohner infiziert wurden, dokumen-tiert eine Inschrift in der Hochdorfer Sebastianskirche. Aus derInschrift geht hervor, dass der Ort viele Monate unter Quarantänegestanden hat, d.h. von der Außenwelt völlig abgeschnitten war. DieInschrift lautet: Ao. 1714 ist diese Kirch von uns [Gemeint ist der Hofmarksherr, d. Verf.] fun-dirt und gebaudt worden,wegen Abwendung der peest,so 3⁄4 Jahr gedauret, undhochdorff gesperet gewesen.Viele gestorben.4 Bischöf-liche Quellen berichten, dass1713 kein Priester bereit war,in das infizierte DörfchenHochdorf zu gehen, um denSterbenden mit den Sakra-menten christlichen Beistandzu leisten.5 Die Gesamtzahlder Opfer ist nicht überlie-fert, dürfte aber nicht weni-ger als ca. 40–50 Perso-nen betragen haben.6 ZweiKreuze erinnern heute nochan die Opfer.

5Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 3: Marterl mitden Bildnissen von

der Muttergottes undder heiligen Leonhard

und Rochus inHochdorf (19. Jh.) an

der Stelle des ehema-ligen Pestfriedhofesvon 1713 außerhalb

Hochdorfs

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Es war wohl in erster Linie den pfalzneuburgischen Quarantänemaß-nahmen und Straßensperrungen zu verdanken, dass die Pestepidemievon 1713 auf das Regensburger Umland beschränkt blieb, die mitt-lere und nördliche Oberpfalz jedoch von der Pestwelle verschontwurde.

Der heilige Sebastian als Nothelfer

Da man in der Seuche eine Strafe Gottes sah, mit der dieser dieMenschen für ihre Sündhaftigkeit züchtigte, suchten die Menschennach Fürsprechern bei Gott, um ihn von seinem Zorn abzubringen.In ihrer Not wandten sie sich mit einem Gelübde an den heiligenSebastian, den bekanntesten Pestpatron, und den heiligen Rochus.Die Bewohner ganzer Ortschaften versprachen, zu Ehren der beiden

Heiligen eine Kapelle, eineKirche, eine Bildsäule odereinen Altar zu errichten, meistauch eine jährliche Wallfahrtoder eine Prozession zu unter-nehmen, damit ihr Ort von derPest verschont bleibe oder dasSterben ein baldiges Endenehme. So entstanden infolgeder Pestgefahr von 1713 imSüden der heutigen Oberpfalzdie Sebastianskirchen in Kall-münz und Hochdorf sowie dieSebastianskapellen in Regen-stauf und Burglengenfeld.7

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Abb. 4: Statue desheiligen Sebastian in der Pfarrkirchevon Kallmünz

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Die Errichtung der Sebastianskirche auf dem Auberg

Erschreckt von den Katastrophenmeldungen aus Regensburg undden Pesterkrankungen im nahen Hochdorf nahmen auch die Bürgerdes Marktes Kallmünz zu einem Gelübde Zuflucht und versprachen,eine Kirche zu Ehren des heiligen Sebastian zu bauen, damit dieMarktbewohner von der Seuche verschont blieben. Natürlich wurdenals Schutzmaßnahme wie überall im Lande auch in Kallmünz dieTore geschlossen. Kein Fremder durfte in den Markt, der aus demGroßraum Regensburg kommend durch den Ort reisen wollte.Keinem Bewohner war es gestattet, Kallmünz ohne Erlaubnis derObrigkeit zu verlassen. Auch die Schifffahrt auf der Naab und Vilswurde eingestellt und verboten. Über die Errichtung der Kapelle existiert im Pfarrarchiv von Kallmünzein Bericht aus dem Jahr 1777 mit dem Titel Kurzer und gründlicherBericht von dem Ursprung und Aufnahm der zu Ehren des hl. Se-bastiani erpauten Kirchen auf den sogenannten Auberg nechst demchurfürstl. Pfalz-Neuburgischen Markt Kallmünz.8 Diesem Berichtkommt wegen seiner zeitlichen Nähe zum berichteten Ereignis hoheGlaubwürdigkeit zu. Darin heißt es:

Beyläufig um das Jahr ao: 1680 wurde durch Wolfgang Dobmayerhiesig-bürgerlichen Naabmühler aus Andacht ein kleins Kapellenvon Prettern und Holzwerck auf obbesagten Auberg errichtet undhierinnen auf einen noch vorhandenen und veneriert werdendenAltärlein die hl. Jungfrau und Martyrin Apollonia über 30 Jahr ver-ehret. Nachdem aber die Hand des Allerhöchsten die Statt Regens-purg ao: 1713 zu Anfangs July mit einer pestilenzischen Strafrutenheimbgesucht und es in kurzen so weit gekommen, daß ohnerachtbesagte Statt auf allen seiten auf das Engiste eingeschlossen unddie sorgfältigste Veranstaltungen aller orthen gemacht worden,dannoch die entsetzliche Seuche in der Revier, und zwar in der ganzen Regenspurgischen Gegend, besonders in und außerhalbLappersdorf, ja sogar in der eine Stund von hier ligenden Hof-

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marckh Hochdorf merck-lich sich einschliche, An-nebens verschiedene hie-sige Bürger dort- unddahin auf die Wachtenfort so hin angesteckt zuwerden, und die grauen-volle Seuche auch in denMarckht hereinzubringensich aussezen mußten. Sohat in solch großen Ängs-ten und gefährlichstenUmständen unter schau-dernder Furcht und Zit-tern ein hiesig wohlwei-ser Magistrat und sam-mentliche löbliche Bür-gerschaft mit Beyhilfs-

leistung des damaligen sehr eyfrigen Seelsorgers (P.T [= pleno titu-lo = mit vollem Titel]) Herrn Johann Jacob Erhard den heylsamstenSchluß gefasset, dero ganze Zuflucht nechst gott, zu den hl. Mar-tyrer Sebastianum zu nehmen und zu dessen Ehr um abwendungaller Gefahr ein Kirchlein auf oberwehnten Blaz zuerpauen, wiedann sogleich in selbigem Monnath der Anfang hierzu gemacht.Auch eben noch im Jahr 1713. Vermittels der gutherzigen Bürger-schaft vorzüglich Kaspar Schwaigers bürgerlichen Weißbäckhers[= Weißbrot- oder Kuchenbäcker] und einiger Pfarrkinder mildestgethannen Beytrag errichtet und mentionirtes Kirchlein zu Standgebracht wurde.

Es kann aufgrund dieser Quelle als gesichert angenommen werden,dass vor der Sebastianskirche eine kleine Holzkapelle auf dem Aubergbestand, die der heiligen Apollonia geweiht war. Ferner zeigt der

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Abb. 5: Ausschnittaus dem Gründungs-bericht derAubergkirche von 1777

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Bericht die allgemeine Angst der Bewohner, dass sich die Seucheauch nach Kallmünz ausbreiten könnte. Diese Sorge war keineswegsunbegründet. Denn von Regensburg führte ein Hauptverkehrswegüber den Schelmengraben bei Pfaffenstein auf der Hochfläche durchden Schwaighauser Forst nach Kallmünz. Besondere Gefahr war alsogegeben, dass auf dieser Straße infizierte Personen von Regensburg,Stadtamhof und Steinweg nach Kallmünz gelangen konnten. Nachder Neuburgischen Pestordnung mussten Wächter weit vor denToren eines Marktes Straßensperren errichten und jeden Passantenund jedes Fuhrwerk kontrollieren und jeden abweisen, der nichtdurch einen Pass nachweisen konnte, dass er nicht aus einer seu-chengefährdeten Gegend komme. Natürlich waren solche Wächtereiner besonderen Ansteckungsgefahr ausgesetzt, was auch die indem Bericht geäußerte Befürchtung der Bürger von Kallmünz zeigt. Die Pest wird in dem Dokument als „Strafrute“ Gottes, also als eineZüchtigung Gottes bezeichnet. Darum suchte man durch den Baueiner Kapelle den heiligen Sebastian als Fürsprecher zu gewinnen.Denn man glaubte, dass die Märtyrer durch ihr vorbildliches LebenGott besonders nahe standen.9

Das von der gesamten Marktgemeinde versprochene kleine Kirchleinwurde noch im Jahr 1713 auf dem Auberg errichtet. Dafür musstedie Holzkapelle abgebrochen werden, den kleinen Apollonia-Altarübernahm man jedoch in die neu erbaute Sebastianskirche. Der oben genannt Bericht fährt fort:

Welch heiliger Eyfer dem grundgüttigsten gott durch die Vorbittseines getreuen Dieners St. Sebastiani so wohlgefällig gewesen,daß nicht nur kein einziger Bürger aus dem Marckth, sondernauch aus der ganzen zahlreichen Pfarr nicht ein einzige Persohnan derley gifftigen Duft gestorben seye. Dahingegen vorberühr-termaßen zu Regenspurg in der Statt allein von July ao: 1713 anbis auf die Helffte des Februarii 1714 lauth richtig und zuverläs-siger Designation 7843 und in der Revier in und um Lappersdorf,Hochdorf und anderanligenden Orthen sehr ville Menschen durch

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diese greuliche Seuche dem Tod zum Theil worden. Derowegensowohl diese als andere inzwischen dem Markth und PfarrKallmünz von Gott und dem heiligen Martyrer Sebastian gnädigstzugegangene besondere Gnaden (gestalten bis anhero einig groß-ansteckende Krankheiten von gifftig und hizigen Fiebern hierorthssich nicht geäußert) mit mehrern danknehmigst unendlich zu prey-se, machte schon damahlen gedachter Wohlweise Magistrat undlöbl. Bürgerschaft einhellig das gelübd, jährlich am 20. Januariialso am fest St.Sebastiani in dem obbemelteden neu uns zierlicherbauten Kirchlein ein Solemnes Lobamt halten zu lassen und dieKosten aus gemeiner Marckscassa zu bestreitten, welches vonJahr zu Jahr bis dato eyfrigst vollzogen werden wird.“

Die Sebastiankirche ist also eine Votivkirche der ganzen Markt-gemeinde von Kallmünz, wobei einige, wie der genannte Bäcker-meister Kaspar Schwaiger, als besonders spendenfreudig in Erschei-nung traten. Auch der damalige Pfarrer von Kallmünz war eine trei-bende Kraft, da er für die geistlichen Angelegenheiten zuständig warund als geweihte Person Gott und den Heiligen näher stand als dieLaien. Das Gelöbnis umfasste neben dem Bau einer kleinen Kircheauch die jährliche Feier eines Hochamtes am 20. Januar, also am Festdes heiligen Sebastian, in der neuen Votivkirche. Der Grund war, wieder Bericht sagt, dass keine einzige Person– weder des Marktes nochder ganzen Pfarrei Kallmünz – an der damals drohenden Pest-epidemie erkrankt war. Aus diesem Gelübde entwickelte sich in derzweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts am Sebastianstag eine bedeu-tende Wallfahrt der umliegenden Pfarreien zur Aubergkirche.

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Vergrößerung der Kirche

Die Sebasti-Kirche erfreute sich in Kallmünz sehr großer Beliebtheit.Am Fest des heiligen Sebastian kamen viele Menschen in die Kircheauf dem Sebastiberg, um das feierliche Votivamt zu feiern. Auchwährend des Jahres wurden mehrere Messen gelesen und Andachtengefeiert. Ein bedeutender lokaler Wallfahrtsort wurde die Sebastians-kirche aber erst mit der Errichtung einer Eremitenklause und derVergrößerung der Kirche. Die Marktbevölkerung wünsche sich einegrößere Kirche mit einer Wallfahrt am Tag des heiligen Sebastian.Nur allzu gern griff der bei der Kirche lebende Eremit Franz AndreasKarl den frommen Wunsch der Bevölkerung auf und führte im Ortund in der ganzen Pfarrei Sammlungen durch. Mit öffentlichenMitteln und privaten Spenden konnte schließlich 1762–1764 dasKirchenschiff um die Hälfte erweitert und die Kirche im Innerenprunkvoll ausgestattet werden.10 Die Baulast für die Kirche hatte

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Abb. 6:Sebastianskircheauf dem Auberg

(1762 vergrößert)

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schon 1713 die Marktgemeinde von Kallmünz zu immerwehrendenzeiten übernommen. Verbunden mit der Erweiterung der Kirche nach Westen waren damals der Einbau der Empore und die Er-richtung eines kleinen offenen Dachreiters mit einer Glocke überdem Westgiebel.

Die künstlerische Gestaltung der Sebastianskirche

Architektur

Die künstlerische Gestaltung der Sebastianskirche wird im „Hand-buch der deutschen Kunstdenkmäler“ von Dehio kurz beschrieben.11

Die Kirche ist ein kleiner rechteckiger Saalbau mit halbrunder Apsisim Osten und einem gemauerten Dachreiter im Westen. An den mitPilastern gegliederten Seitenwänden befinden sich jeweils drei großerundbogige Fenster.

Hochaltar

Der Altar in der Apsis ist denheiligen Sebastian, Rochusund Johannes Nepomuk ge-weiht. Das Retabelbild zwi-schen zwei gedrehten Säulenund seitlichen Akanthus-schnitzereien zeigt den Mär-tyrer Sebastian in typischerDarstellungsweise, wie er aneinen Baum gebunden undvon mehreren Pfeilen getrof-fen ist. Flankiert wird er vonden heiligen Rochus undJohannes Nepomuk. Schrift-lich wird das Patrozinium des

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Abb. 7: Hauptaltarin der Sebastians-kirche

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Kirchleins erstmals in der Re-gensburger Diözesanmatrikel von1723/24 erwähnt.Dort heißt es: Altera capella S.Sebastiani, St. Rochi et St.Nepo-muceni in monte, quae ultimopestis tempore 1713 cum con-sensu episcopali fuit ex votoerecta …12 Der Holzaltar und dasAltarbild dürften aus der Zeit derErbauung im Jahr 1713 stam-men. Der Auszug mit einemkunstvollen Jesusmonogrammund der Tabernakel sind aller-dings erst später dazugekom-men.13

Kirchenpatrone

Die heiligen Sebastian und Rochus sind bekannte Nothelfer gegendie Pest und werden auch als „Pest-heilige“ bezeichnet, aber auch derheilige Johannes Nepomuk genossin Kallmünz aus noch heute ver-ständlichen Gründen eine große Ver-ehrung. Immer wieder war der Marktdurch Hochwasser der Naab und derVils gefährdet. Auch solchen Natur-katastrophen standen die Bewohnerhilflos gegenüber und man suchtedarum auch auf dem Sebastibergbeim heiligen Nepomuk von Böh-men Schutz und Hilfe.14

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Abb. 8: Die dreiPatrone der Kirche:

Die heiligenSebastian, Rochus

und JohannesNepomuk

Abb. 9: HeiligerNepomuk auf derNaabbrücke von

Kallmünz

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Das Deckenfresko

Die Pestheiligen werden auch auf dem barocken Deckenfresko dar-gestellt, das eine erstaunlich hohe künstlerische Qualität besitzt. DasBild zeigt im unteren Bereich eine realistische Pestszene vor derKulisse einer Stadt südeuropäischer Prägung, im Mittelpunkt einPestlazarett und ein Pestkarren mit Leichen, der von fünf Männernwenig würdevoll beladen wird. Die Toten werden von den nochlebenden Pestkranken ausgesondert, um sie in Massengräbern aufdem Pestfriedhof zu bestatten. Den Tod vor Augen (barockes„Memento-Mori-Motiv“) verfolgen die Pestkranken den Abtransport

und flehen in ihrerVerzweiflung zu denHelfern im Himmel:Diese sind von rechtsnach links der heiligeSebastian, dahinterder heilige JohannesNepomuk, gefolgtvom heiligen Rochus,alle drei an ihrenHeiligenattributen er-kennbar. Sie legenFürsprache ein bei derHeiligsten Dreifaltig-keit Gottvater, Gott-sohn und dem Hei-ligen Geist. Wolkenund Engel verkörpernden Himmel in deroberen Hälfte desBildes. Es ist eine fürbarocke Pestdarstel-

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Abb. 10: Deckenfreskovon Mathias Zintl um 1763

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lungen typische „Intercessio-Szene“, d.h. eine Fürbitt-Szene. Danach spätmittelalterlichen und barocken Glaubensvorstellungen diesündhaften Menschen nicht mit ihrem Schöpfer und Erlöser un-mittelbar in Verbindung treten und auf gleicher Höhe kommunizie-ren können, flehen die Bittsucher Heilige im Himmel an, damit siebei Gott Fürbitte für die Not und Verzweiflung der Menschen einle-gen: Heiliger Sebastian. Bitte für uns! Die Pfeile, mit denen derMärtyrer Sebastian durchbohrt wurde und die er nun in der Handträgt, werden als Pestsymbole gedeutet. Schon im Alten Testamentstehen Pfeile für Krankheiten, Epidemien und Hungersnöte, vondenen der Mensch getroffen wird (Wenn ich die schlimmen Pfeile desHungers auf sie absende, die zum Verderben sind, die ich sendenwerde, um euch zu verderben, und ich dann immer aufs neue Hungerüber euch verhängen werde, dann werde ich euch den Stab des Brotszerbrechen, Ezechiel 5,16 oder auch Psalm 91,46). Wer auf demDeckengemälde diese Pfeile abschießt, ist jedoch niemand anders alsdie Heiligste Dreifaltigkeit selbst. So wird die Pest auch als StrafeGottes gedeutet und man hoffte, dass durch die Fürsprache einesHeiligen oder, besser noch, dreier Heiliger der Zorn Gottes besänftigtwerden könne. Der um Fürbitte flehende Mensch wird besondersbildkräftig und stellvertretend für die ganze Menschheit an einerFamilie im unteren Bildrand in Szene gesetzt: Eine junge Frau, inderen Schoß ihr von der Pest infizierter Ehemann liegt, wendet sichbittend an die drei Heiligen im Himmel, denen sie ihr Gesicht zuwen-det und zu denen sie flehend ihre rechte Hand erhebt, während derSohn verzweifelt und niedergeschlagen das tödliche Schicksal seinesVaters beklagt. Verzweiflung und Hoffnung verbinden sich zu einertypischen Haltung der gläubigen Menschen, die von der Pest heim-gesucht wurden. Das Deckenfresko ist von vier Szenen aus derLegende des heiligen Sebastian umrahmt. Das große Deckenbild wird mit Recht dem Kallmünzer KünstlerMathias Zintl zugeschrieben. Dieser stammte aus Böhmen und lebtevon 1732 bis zu seinem Tod im Jahr 1771 in Kallmünz. Der Maler

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und Krämer bewies sein außergewöhnliches kunsthandwerklichesGeschick bei der Ausgestaltung der 1751–1758 neu gebauten Pfarr-kirche St. Michael in Kallmünz. Er malte nachweislich das Altarbilddes Kreuzaltars (1756) und das Kuppelfresko im Presbyterium. Auchdas große Deckenfresko mit der Darstellung des Höllensturzes Luzi-fers wird Zintl zugeschrieben. Die gute Qualität des Deckenfreskos inder Sebastianskirche und die Zeitstellung (Erweiterung der Kirche1762–1764) lassen den Schluss zu, dass Mathias Zintl der Maler desFreskos wie auch der Kartuschen mit Szenen aus dem Leben des hei-ligen Sebastian an der Decke war.

Die Seitenaltäre

In der Kirche stehen heute noch zwei Seitenaltäre, wobei das Tafel-bild des linken Altares besondere Beachtung verdient, da es sich

um ein außergewöhnlichesZeugnis der Volksfrömmig-keit handelt. Der linke Altarist der Verehrung der„Schulterwunde Christi“ ge-weiht, ein heute vielfachunbekanntes, ja sehr selte-nes Motiv der populärenPassionsfrömmigkeit.15 Eszeigt den mit Dornen ge-krönten Christus bei einerRast auf seinem Kreuzwegin sitzender Stellung undmit der rechten Hand aufeine klaffende Wunde anseiner linken Schulter hin-deutend. Neben Christus

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Abb. 11: Bildnis der„Schulterwunde Christi“von Georg Hämmerl(1798)

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sieht man das abgelegte schwere Holzkreuz. Die Schulterwunde sollihm nach Überlieferungen der mittelalterlichen Passionsmystik durchdas Schleppen des schweren Kreuzes zugefügt worden sein und siegalt nach außerbiblischer Frömmigkeitstradition als schmerzhaftesteWunde Christi, die darum in der Volksfrömmigkeit besondere Ver-ehrung fand. Das Passionsbild gehört in die nichtkanonisierte Ver-ehrung der „Geheimen Leiden Christi“, die in der zweiten Hälfte des18. Jahrhunderts besonders in kleinen Wallfahrtskirchen sehr beliebtund verbreitet war. Die Darstellung des Fegefeuers im linken unterenBildrand deutet darauf hin, dass mit der Verehrung der Schulter-wunde Christi in der Kallmünzer Sebastianskirche auch ein Ablassverbunden war, der nach kirchlicher Überlieferung bis ins Jahr 1153zurückgehen solle.16 Das Altarbild wurde 1798 von dem KallmünzerMaler Johann Georg Hämmerl gemalt, wie die Signatur auf derRückseite des Bildes zeigt.Ein Vorgängeraltar miteinem Bild der „Schulter-wunde Christi“ muss je-doch schon seit der Er-weiterung der Kirche imJahr 1764 bestanden ha-ben. Denn es kann als ge-sichert angenommen wer-den, dass der fromme Kultder Verehrung der „Ge-heimen Leiden Christi“ inKallmünz mit dem Ere-miten Frater Karl (Klausnerin Kallmünz von 1763–1797) in Verbindungstand, wie später noch ge-nauer gezeigt wird. DasVorgängerbild kam in die

17Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 12: LinkerSeitenaltar

(„SchulterwundeChristi“)

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Kirche von Dinau, wo heutenoch das fast ähnliche Bildhängt.17

Der rechte Altar wurde an-lässlich der 100-Jahrfeierder Kirche 1813 aufgestelltund der Muttergottes ge-weiht, weil die Weihe am 15.August, dem Fest MariäHimmelfahrt, erfolgte.18 DieNische schmückt eine ausder Pfarrkirche stammendebarocke Statue der Mutter-gottes mit Kind. Die Figurist 1813 von dem MalerHämmerl aus Kallmünz neugefasst worden, außerdemerhielt Maria eine Krone undein Zepter.

Die beiden Seitenaltäre in der Sebastianskirche haben einen ähn-lichen Aufbau, sind aus Holz gezimmert, marmoriert und mit je zweiSäulen verziert. Die hohen klassizistischen Auszüge aller drei Altäresind vermutlich bei der Renovierung im Jahr 1798 bzw. 1813 ent-standen.

Der Altar der heiligen Apollonia

Vor dem Hochaltar steht heute ein Volksaltar ohne Aufbau, aber miteinem gemalten Antependium geziert. Es zeigt kranke und imSterben liegende Menschen, die zu einem Heiligen als Nothelfer fle-hen. Dieser ist jedoch weder Sebastian noch Rochus, sondern die hei-lige Märtyrerin Apollonia von Alexandrien. Erkennbar ist dies an derDarstellung des Hafens von Alexandrien auf dem Antependium, ab-

18 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 13: RechterSeitenaltar mit barockerMuttergottesfigur

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gebildet mit einem Schiff und dem Leuchtturm von Alexandrien imHintergrund der Bildmitte. Der dem Antependium zugehörige Altarwar also der heiligen Apollonia geweiht, die schon in der kleinenhölzernen Vorgängerkapelle verehrt worden ist. Die Heilige starb im3. Jahrhundert den Märtyrertod und wurde als Fürsprecherin beiZahnschmerzen verehrt. Die Frage ist, wo der Apollonia-Altar einst in der Kirche seinen Platzhatte. Vermutlich war er der Vorgängeraltar des heutigen rechtenSeitenaltares, der 1813 einem neuen Marienaltar weichen musste.Nach 1813 ist er an der Rückwand der Kirche gleich neben dem Ein-gang nachweisbar. Der ehemalige Apollonia-Altar dient seit der gro-ßen Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils als Volksaltar.

Das Antependium

Das Antependium ist keine Darstellung aus der Pestzeit und zeigtlinks einen Besessenen, der auf die Fürsprache der heiligen Apolloniavon den bösen Dämonen befreit wird, in der Mitte einen Ehemannmit zwei Kindern, der seine kranke, auf einem Karren liegende Frautransportiert, rechts einen Mann mit Krücken und einem Holzbein.Sie alle flehen die Nothelferin um Hilfe an. Dies zeigt die ausge-streckte linke Hand eines Mannes, der mit seinem Finger nach obenin den Himmel weist. Daraus wäre zu folgern, dass der Altaraufbaumit einem Bild der heiligen Apollonia geschmückt war.

19Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 14:Antependium des

ehemaligenApollonia-Altars

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Inschrift zur Erweiterung der Kirche

1762 wurde die Kirche um die Hälfte erweitert und mit dem beein-druckenden Deckenfresko sowie zwei neuen Seitenaltären künstle-risch neu ausgestaltetet. Die Inschrift mit dem Chronogramm überdem Triumphbogen weist auf den Abschluss dieser neuen Baumaß-nahme im Jahr 1764 hin. Die Prunkinschrift lautet:

noVVs et InsIgnIs pIe-tatIs honos s. sebastIanogLorIoso ChrIstI MartIrI

patrono In peste reLIgIoneVotI DebIte enIXeqVe

eXhIbItUsÜbersetzt:

Neues und wundervolles Zeichen der Frömmigkeitzur Ehre des heiligen Sebastian,

dem ruhmreichen Märtyrer Christi,dem Fürsprecher in Pestzeiten

aufgrund eines heiligen Gelübdespflichtgemäß und mit großer Freude geweiht19

20 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 15: Inschrift überdem Triumphbogen

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Darstellungen an der Empore

Damals entstand auch die Empore, deren Brüstung ebenfalls mit far-bigen Gemälden geschmückt wurde. Das mittlere ist eine weitereDarstellung des Martyriums des heiligen Sebastian. Es zeigt eineSzene der Sebastianslegende: Sebastian war Hauptmann der Prä-torianergarde am kaiserlichen Hof des Diokletian und fiel dessenChristenverfolgungen zum Opfer. Der Kaiser ließ den bekennendenChristen an einen Baum binden und von numidischen Bogen-schützen erschießen. Der Legende nach wurde dieser jedoch von denPfeilen nicht getötet. Eine fromme Witwe namens Irene habe ihngesund gepflegt. Als Sebastian nicht aufhörte, seinen Glauben zubekennen, ließ ihn Diokletian, so die Legende, im Circus Maximus zu

Tode prügeln und dann seine Leiche in die Cloaca maxima werfen.Die bildliche Darstellung des Martyriums Sebastians auf der Brüs-tung der Empore zeigt vier Soldaten, die den Heiligen mit Keulenund Morgensternen erschlagen. Am linken Rand wohl eine Dar-stellung des römischen Kaisers Diokletian, der dem Spektakel desMordes im Zirkus zusieht.

21Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 16: Tod desheiligen Sebastian

im Circus Maximus

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Bild der Kirchenpatrone und der heiligen Apollonia

An den Wänden der Kirchebefindet sich heute noch jeein Bild des heiligen Sebas-tian, des heiligen Rochussowie des heiligen JohannesNepomuk, der drei Kirchen-patrone. Ferner hängt an derlinken Seitenwand ein Bildder heiligen Apollonia, dieseit 1685 in der Vorgän-gerkapelle auf dem Aubergverehrt wurde. Es zeigt dieheilige Märtyrerin mit einerZange und einem Zahn inder rechten Hand, ein Sym-

bol, das auf ihr Martyrium hinweist. Der Heiligen Apollonia wurdendie Zähne eingeschla-gen, nach einer späterenVersion der Legendeeinzeln gezogen.20 Inder anderen Hand hältsie einen Palmzweig als Märtyrerzeichen. DasBild stammt noch ausder Vorgängerkapelle,wurde aber später (ver-mutlich 1714) übermalt.Spuren des alten Ge-mäldes sind heute nochdeutlich sichtbar.

22 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 17: HeiligerJohannes Nepomuk

Abb. 18: Andachtsbildder heiligen Apollonia(mit Spuren desVorgängerbildes)

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Eremitendarstellungen an der Empore

Bemerkenswert sind auch einige Gemälde, die auf das Wirken derEremiten auf dem Auberg hindeuten, besonders auf den Altvater derRegensburger Eremiten Andreas Karl. Im rückwärtigen Teil der Kircheist über der Empore ein Deckenfresko angebracht, das ein typischesEinsiedlermotiv zeigt, nämlich den Besuch des heiligen Antonius beidem Eremiten Paulus. Der heilige Paulus von Theben lebte 90 Jahreeinsam als Einsiedler in der ägyptischen Wüste, nur der heiligeAntonius, ebenfalls ein Einsiedler, hat ihn einmal aufgesucht und ihnnach dessen Tod beerdigt. Beide Heiligen gelten als Begründer deschristlichen Eremitentums. Das Fresko über der Empore zeigt dieBegegnung der beiden Einsiedler unter einer Palme, links der heiligeAntonius, rechts der heilige Paulus, neben ihm am Boden ein Krück-stock. Der Heiligenvita nach soll Paulus mit Palmblättern bekleidetgewesen sein. Er wird meist mit einer Krücke abgebildet. Ein weite-

23Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 19: Eremiten-bilder an der Empore(hl. Bruno, links und

rechts) und an derDecke hl. Paulus und

Antonius in der Wüste

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rer Bezug zum Einsiedlerwesen lässt sich an den beiden äußerenGemälden der Emporenbrüstung erkennen. Es sind zwei Darstel-lungen des heiligen Bruno, des Gründers des Kartäuserordens.21

Dieser Orden verbindet heute noch die Lebensweise der Einsiedlermit dem Leben in einer Klostergemeinschaft, indem die Mönche statt

in Zellen in klei-nen Häuschenleben und nurzum gemein-samen Gottes-dienst, zum Mahloder zur sonn-täglichen Erho-lung (Rekreation)zusammenkom-men. Das Bildzeigt den heili-

gen Bruno als Kartäusermönch in seiner Zelle, der während einergeistlichen Betrachtung mit glücklichem Gesichtsausdruck die An-

kündigung desJüngsten Ge-richts vernimmt(Ad iudicium!).Das rechte Bilddemonstriert dieBescheidenheitdes heiligen Bru-no, der die In-signien der Bi-schofswürde ab-

lehnt und sich ganz dem Gebet an Christus, den Gekreuzigten, unddie Gottesmutter Maria hingibt.

24 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 20: Heiliger Bruno,der Kartäuser

Abb. 21: Heiliger Bruno,der Kartäuser

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Marienbilder

Die Süd- und Nordwand schmücken Andachtsbilder. An der Süd-wand hängt ein von dem bekannten Maler Johann Georg Hämmerlsigniertes Andachtsbild der heiligen Muttergottes mit Kind als einWallfahrtsgnadenbild.Im unteren Teil wird näm-lich eine Landschaft miteiner Pilgergruppe darge-stellt. Die Pilger, mit Män-teln, Pilgerhüten, Wander-stäben ausgestattet und ander Jakobsmuschel als Pilger erkennbar, wallfahren zu einer großenStadt, die im Hintergrund als Silhouette dargestellt ist, und verehrendas Gnadenbild der Muttergottes mit Kind. Es handelt sich um dasGnadenbild „Mutter vom guten Rat“ in Genazzano bei Rom. DasAugustiner-Kapitel in Rom beschloss 1753 die Verehrung desGnadenbildes zu verbreiten. Andreas Bacchi, ein Augustiner, ließTausende von Kopien des Bildes anfertigen, um sie in die ganze Weltzu versenden. Er selbst unternahm unter anderem Reisen nachDeutschland und Österreich und brachte Kopien des Bildes mit.Bekannte Kopien werden zum Beispiel bis heute in St. Rochus, Wien,der Augustinerpfarrei Maria vom Guten Rat in München und inHohenschambach bei Hemau (Mariä Heimsuchung) als „Mutter vomGuten Rat“ verehrt.22

Die dargestellte Stadt müsste also Rom sein, in die auch der heiligeRochus gepilgert ist. Das Bild Hämmerls stammt aus dem Jahr 1798.Johann Georg Hämmerl wurde 1770 im Markt Laaber geboren undwohnte in Kallmünz.23 Er wurde vor allem als Zeichner von An-sichten pfalzneuburgischer Märkte und Schlösser bekannt. Hämmerlstarb im Jahr 1838 in Kallmünz. Für die Sebastianskirche hat erebenfalls im Jahr 1798 das Bild „Jesus bei seiner letzten Rast“ amlinken Seitenaltar mit der Darstellung der „Schulterwunde Christi“

25Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 22: Von JohannGeorg Hämmerl

signiertes Bild, 1798

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gemalt. Zwei Ölgemälde mitMariendarstellungen („TodMariä“, „Gottesmutter mitschlafendem Jesuskind“)sind 1980 aus Sicherheits-gründen aus der Kirche ent-fernt worden und befindensich heute in der Gemälde-galerie im Alten Rathaus(vgl. dazu unten).24 Nochein weiteres Marienbild hatauf der Rückseite des Sebas-tianbildes die Zeit bis heuteüberdauert. Es stellt die Unbefleckte Empfängnis dar(Maria Immaculata), eineDarstellung aus dem19. Jahrhundert.

Bild der „Vierzehn Nothelfer“

Ein bemerkenswertesAndachtsbild aus derSebastianskirche befindetsich im Depot der Markt-gemeinde. Es muss aberhier erwähnt werden,weil es den Wallfahrts-charakter der Auberg-kirche im 18. Jahrhun-dert unterstreicht. Es

handelt sich um eine barocke Darstellung der „Vierzehn Nothelfer“.Das Bild wird zur Zeit restauriert.

26 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 23: Wallfahrtsbildder Heiligen Mutter-gottes von Genazzanobei Rom „Mutter vomguten Rat“, GeorgHämmerl (1798)

Abb. 24: Andachtsbild„Vierzehn Nothelfer“(Ausschnitt)

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Zusammenfassung

In der kleinen Kirche auf dem Auberg lassen sich insgesamt alsomehrere verschiedene bildliche Themenkreise der Heiligenverehrungfeststellen: Die ursprüngliche Verehrung der heiligen Apollonia, danndie 1713 folgende Verehrung der heiligen Sebastian, Rochus undJohannes Nepomuk, schließlich die 1762 beginnende, von demEremiten Andreas Karl geförderte Verehrung der „SchulterwundeChristi“ und der „Vierzehn Nothelfer“. Hinzukommen noch An-dachtsbilder der Heiligen Muttergottes, deren Verehrung seit 1813durch die Errichtung eines neuen Seitenaltares mit Marienstatue einneues Gewicht bekam und die volkstümlichen Kulte der heiligenApollonia, der „Schulterwunde Christi“ und der „Vierzehn Nothelfer“zurückdrängte. Zu nennen ist schließlich noch die Verehrung derheiligen Eremiten Antonius, Paulus und des Gründers des Kartäuser-ordens, des heiligen Bruno, die auf das Wirken der Eremiten in derzweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Wallfahrtskirche St. Se-bastian hindeuten. Die Sebastianskirche wurde im 18. Jahrhundert zueiner volkstümlichen Wallfahrtsstätte, in der nicht nur die beidenPestheiligen Sebastian und Rochus verehrt wurden, sondern aucheine Schar von Heiligen um Hilfe und Fürsprache angefleht werdenkonnten. Den wichtigsten Heiligen waren Altäre geweiht und diesewurden mit Opferstöcken versehen, damit nach barocker Glaubens-praxis die Bitte um Fürsprache noch durch eine Opfergabe verstärktwerden konnte.

2. Die Eremiten in Kallmünz

Lebensform der Eremiten

Oft entstanden im 18. Jahrhundert bei Wallfahrtskirchen auch Ere-mitagen oder Klausen mit einem Einsiedler oder Klausner. Dies war

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auch in Kallmünz der Fall, wo von 1752 bis 1803 eine Klause bei derSebastianskirche bestand.Diese Klausen waren kleine Häuschen mit Garten, die in der Näheeiner Wallfahrtskirche oder direkt an diese angebaut waren und voneinem Einsiedler bewohnt wurden. Unter einem Einsiedler oder Ere-miten verstand man im 18. Jahrhundert einen frommen Laien, derdem Dritten Orden des heiligen Franziskus angehörte und sich aneinen einsamen Ort, meist bei einer Wallfahrtskirche, zurückzog, umein gottgefälliges, asketisches Leben zu führen.25 Die Angehörigendes Dritten Ordens nennt man Tertiaren. Der Eremit hat keine pries-terliche Weihe, lebt in keiner klösterlichen Gemeinschaft und legtnur die einfachen Gelübde ab, nämlich Gehorsam gegenüber demBischof, Keuschheit und Armut. Seinen Lebensunterhalt bestreitetder Eremit durch Almosen. Neben den in den Statuten vorgeschrie-benen Tagesgebeten übt er meist auch eine einfache handwerklicheTätigkeit aus und pflegt ein Gärtlein bei seiner Klause. Manchmalunterrichteten Eremiten auch die Dorfkinder im Lesen und Schrei-ben. Nach dem 30-jährigen Krieg gab es viele Eremiten, die jedoch wegenihrer Bettelei gesellschaftlich nicht angesehen waren und auch oft ineinem schlechten Ruf standen. Damit das Eremitentum nicht zueinem unkontrollierbaren Wildwuchs ausartete, wurde Ende des17. Jahrhundert vom Bischof von Regensburg sogar ein Verbot zurErrichtung neuer Klausen erlassen. Man wollte das Eremitentum aufdiese Weise in Grenzen und damit kontrollierbar halten. Andererseitsbemühten sich die Eremiten, vom Papst und vom bayerischenKurfürsten die Anerkennung als kirchliche Gemeinschaft zu erhalten.Im Bistum Freising wurde 1713 die erste kirchlich anerkannte Eremitenvereinigung gegründet, im Bistum Regensburg erfolgte eineAnerkennung später, nämlich 1730/32. Die einzelnen Klausnerunterstanden einem Altvater, der die Mitglieder der Eremitenver-einigung jährlich visitierte. Im 18. Jahrhundert war die Klause in Frauenbrünnl bei Abbach die Hauptklause. Die Eremitenvereini-

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gungen wurden im Rahmen der Säkularisation im Mai 1804 aufge-löst.

Errichtung der ersten Klause in Kallmünz

Der erste Klausner in Kallmünz hieß Frater Lorenz Luttenhofer. Ererbaute mit Geldmitteln, die ihm sein Bruder und KuratpriesterJohann Baptist zur Verfügung gestellt hatte, im Jahr 1752 eineKlause auf dem Auberg.26 Luttenhofer wurde 1713 in Plattling alsSohn eines Weißgerbers geboren. Er trat in das Noviziat der Eremitenein und wurde 1751 in die Eremitenkongregation aufgenommen. Dieneu erbaute Klause besaß auch einen kleinen Dachreiter mit einerGlocke, die der Eremit dreimal am Tag zum Ave-Maria-Gebet läute-te, ferner wenn in der kleinen Kirche öfters heilige Messen gelesenwurden oder Andachten stattfanden.27

Der erste Eremit in Kallmünz erwarb sich jedoch bald wegen seinerTrunksucht einen sehr schlechten Ruf und musste sich nach Visita-tionen durch den Altvater auch disziplinarisch vor versammeltemGremium verantworten.28

29Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 25: Zeichnung derKlause von HansLaßleben (1929)

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Blütezeit der Wallfahrt unter Altvater Andreas Karl

1758 erkaufte von ihm der Eremit Frater Andreas Karl die Klause. Ergilt als einer der tüchtigsten Eremiten der 1. Regensburger Kongre-gation.29 Mit ihm begann auch die Blütezeit der Wallfahrt auf demAuberg.Der Eremit wurde am 8. Februar 1722 als Sohn eines Stadtschreibersin Auerbach in der Oberpfalz geboren. 13 Jahre lang lebte er alsLaienmönch in der Kartause Prüll bei Regensburg. 1758 musste erauf Anordnung der Visitationskommission jedoch das Kloster verlas-sen.30 Andreas Karl entschied sich nun Eremit zu werden. SeinNoviziat verbrachte er in der Klause zu Stachesried bei Eschlkam imLandkreis Cham. Frater Karl wohnte bis zu seinem Tod im Jahr 1797in seiner Klause in Kallmünz und wurde in der Sebastianskirchebegraben. Seine Hochschätzung führte dazu, dass er von 1763 bis1773 zum Altvater der Regensburger Eremitenkongregation einge-setzt wurde. Unter seiner Amtszeit erlangte die Eremitenvereinigungim Jahr 1766 auch die kirchliche Anerkennung als religiöse Gemein-schaft. In Kallmünz angekommen, sorgte er umgehend für die Ver-größerung der Sebastianskirche, die in den Jahren 1762 bis 1764erfolgte, und er förderte das Wallfahrtswesen. Frater Karl muss einsehr eifriger Anhänger der barocken Volksfrömmigkeit gewesen sein,die durch ihre Veräußerlichung bis an die Grenze des religiösen Aber-glaubens gestoßen ist. Zu ihm kamen Pilger aus dem einfachen Volkin Scharen. Er nahm viele Segnungen vor, verehrte Heiligenfigurenund förderte die Opfergelder, indem er viele Opferstöcke in derKirche aufstellte, die das Volk gern füllte. In diesem Zusammenhangmuss man die bereits erwähnte Verehrung der „SchulterwundeChristi“ und der „Geheimen Leiden Christi“ nennen, die er in Kall-münz als neuen Kult einführte, pflegte und popularisierte. Unter sei-ner Amtszeit wurde die Sebastianskirche zu einer der zahlreichenlokalen kleinen Wallfahrtskirchen, zu der die einfachen Leute aus dergesamten Region pilgerten, Votivkerzen und Votivgaben opferten,

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beteten und reichlich Almosen spendeten. Barbara Bredow-Laßlebenberichtet in einem Aufsatz des Jahres 1929 noch von der Existenzvieler bunter Votivtafeln in dem Sebastianskirchlein, die aus derzweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammten.31 Als Klausnerbetrachtete er wohl die kleine Kirche auf dem Auberg als „seine“Wallfahrtskirche, die er zu betreuen hatte. Gern hätte er noch meh-rere Eremiten gewonnen. In der Klause errichtete er 1768 einNoviziat und betreute die neuen Bewerber als Novizenmeister. Aberals solcher war ihm kein Erfolg beschieden. Zwar traten immerwieder Leute in das Noviziat ein, um Eremiten zu werden, aber diemeisten verließen bereits nach wenigen Wochen wieder die Klause,was durchaus an der schwierigen Persönlichkeit des EremitenAndreas Karl liegen konnte.32

Beliebt beim einfachen Volk war vor allem die von dem Eremitengeförderte Verehrung der „Schulterwunde Christi“. Um einen Ab-lass zu erhalten, war eine Wallfahrt zu einem Andachtsbild der

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Abb. 26: Ansicht derehemaligen Klause

(2014)

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„Schulterwunde Christi“ und das Beten von drei „Vater unser“ sowiedrei „Avemaria“ notwendig, wie man es noch auf alten Gebetszettelnfinden kann.33 Aber auch die Heilige Apollonia und die „VierzehnNothelfer“ waren beliebte Fürbitter, die von den Bauern, Taglöhnern,Knechten und Mägden gerne angefleht wurden, wenn sie in persön-lichen Nöten waren. Die Popularität des Klausners beim einfachenVolk und seine volksfromme Wirksamkeit riefen jedoch auch denWiderstand und den Unmut der Amtskirche und des Pfarrers IgnatzFreiherr von Korreth hervor, der früher dem Jesuitenorden angehör-te. Auswüchse der volksreligiösen Praxis des Klausners tadelte dieserals Possenwerk und als Hexenpritscherei und er beklagte sich, dassimmer neue Krücken, wächserne Anathemata [und] gemalte Votiv-bilder ohne sein Wissen in der Kirche aufgehängt würden und dassder Klausner in der Kirche bei drei Heiligenfiguren je einen eigenenOpferstock aufgestellt habe, was ihm nicht zustehe.34 Am Fest MariäHimmelfahrt soll er mit priesterlicher Stola die traditionelle Kräuter-weihe vorgenommen haben, obwohl er ohne Diakons- oder Priester-weihe keine Realienweihen vornehmen durfte. Zwischen dem Pfarrerund dem Klausner scheint es öfters zu Spannungen gekommen zusein. Schon in der Kartause Prüll war Karl wegen seiner Eigensinnig-keit nicht unumstritten und man hatte ihn nicht ungern entlassen.Als Weiteres lassen sich auch die Darstellungen des heiligen Bruno inder Kirche auf den Altvater Karl zurückführen, da er vor seinerEremitenzeit lange Jahre Kartäusermönch gewesen war. Ein zweitesMal stand er der Eremitenvereinigung von 1787–1793 vor. Währendseiner Amtszeit als Altvater wirkten zeitweise zwei Klausner inKallmünz.35

1787 erlitt der Eremit Karl eine schwere Krankheit, einen Schlag-anfall, und er wäre ohne Pflege durch seinen Mitbruder Frater Wenzelnicht mehr gesund geworden. 1795 verkaufte er seine Klause anFrater Franz Wild. Altersschwach und gebrechlich musste er von demEremiten Egolf Englmair gepflegt werden. Er verstarb schließlich imAlter von 75 Jahren und wurde am 3. Februar 1797 in der Kirche

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St. Sebastian bestattet.36 Im Boden der Kirche befindet sich heutenoch eine quadratische Grabplatte mit einer sehr kargen Inschrift, diean die Askese der Kartäusermönche erinnert.Die Inschrift lautet:

[Totenkopfemblem]Hic Iacet

Fr. A. C. EremitaA. 1700 Fort[e]

RIP

Übersetzt:Hier liegt

Fr[anz] A[ndreas] C[arl] EremitGeboren ca. 1700

Möge er ruhen in Frieden

Der abgekürzte Name und das nur ungefähre Geburtsjahr („forte“ =„etwa“) sollen zum Ausdruck bringen, dass die Lebensdaten des Ver-storbenen keine Be-deutung mehr ha-ben.37 Bei Kartäuser-mönchen war es üb-lich, nicht einmalden Namen des To-ten auf dem Holz-kreuz zu nennen.38

Den Namen des Ere-miten kennt heutein Kallmünz kaumnoch jemand. Doch hat dieser dazu beigetragen, dass die Auberg-kirche in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts eine kleine, aber sehrvolkstümliche Wallfahrtsstätte geworden ist. Noch größere Berühmt-heit erlangte in der ganzen Kallmünzer Region jedoch die jährlichstattfindende Sebastianswallfahrt.

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Abb. 27: Grabplatte desKlausners Andreas Karlin der Sebastianskirche

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Die Wallfahrt zur Ehre des Heiligen Sebastian

Mit dem Plan der Erweiterung der Aubergkirche bemühte sich die,wie es heißt, heilsbegierige Marktgemeinde von Kallmünz eine Se-bastiansreliquie aus Rom zu erwerben, verbunden mit einem jähr-lichen päpstlichen Ablass zum Fest des heiligen Sebastian.39 1762begann die Erweiterung der Sebastianskirche, wofür von der Bevöl-kerung viele Gelder gespendet wurden. Die Vergrößerung und Ver-schönerung der Kirche und der Erwerb einer Sebastiansreliquie soll-ten dazu dienen, die Ehre Gottes und des H. Sebastiani je mehr undweiter fortzupflanzen und in einem noch höheren Grad zu erheben.40

Noch im selben Jahr empfing die Marktgemeinde von päpstlicherStelle in Rom eine Sebastiansreliquie, verbunden mit dem Recht,jährlich am Fest des hl. Sebastian in der Aubergkirche einen ewigenAblass erlangen zu können. In dieser Zeit begann in Kallmünz einejährlich stattfindende Sebastianswallfahrt, die zu einem kirchlichenGroßereignis in der unteren Naab-Region wurde. Der Ablass wurde

ringsum in den Pfarr-kirchen öffentlich ver-kündet, und am 20.Februar zogen vielePilgerzüge aus den be-nachbarten acht Pfar-reien nach Kallmünz,um die Reliquie desheiligen Sebastian zuverehren und einenvollkommenen Ablasser erhalten.41 Das Festwurde mit vielen Got-tesdiensten und einerProzession feierlich be-gangen42: Um 5 Uhr

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Abb. 28: Monstranz mitReliquie des heiligenSebastians in derPfarrkirche

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morgens fand die erste heilige Messe in der Aubergkirche statt, um6 Uhr die zweite. Um 7 Uhr folgte ein Lobamt, anschließend wiede-rum eine Messe. Um 9 Uhr kam der religiöse Höhepunkt: dasHochamt mit Predigt in der Pfarrkirche. Abgeschlossen wurden dieFeierlichkeiten mit einer großen Prozession vom Markt zur Wall-fahrtskirche auf dem Auberg, wo um 11 Uhr noch einmal Gelegen-heit zur Messe, Beichte und Kommunion war. Allein die Zahl derGottesdienste zeigt, welchen großen Zulauf die Sebasti-Wallfahrtnach Kallmünz gefunden hatte. Die Pilger strebten mit großem reli-giösen Eifer nach einem Ablass ihrer Sündenstrafen, beteten, sangenund opferten. Natürlich war ein solches Wallfahrtsfest stets auch eingroßes weltliches Fest und ein Geschäft für Wirte und Händler, diein ihren Buden Devotionalien zum Verkauf anboten. Kallmünz warein Treffpunkt der Bevölkerung einer kleinen Region im unterenNaabtal. Die Organisation des Festes lag in den Händen des Pfarrers,während sich der Eremit um die Betreuung der Wallfahrer bemühte,die während des Jahres die Aubergkirche besuchten und besondersdie „Schulterwunde Christi“ verehrten. Die Erinnerung an diesebedeutende Wallfahrt am Fest des Heiligen Sebastian ist heute in derBevölkerung gänzlich verschwunden.

Bilder aus der Aubergkirche in Verwahrung der Marktgemeinde

Heute sind nur noch wenige Gemälde in der Aubergkirche. Aber esgibt noch einige, die sich außerhalb der Kirche befinden. So kannman im Alten Rathaus in der Gemäldegalerie noch vier Ölbilder be-trachten, die nachweislich aus der Aubergkirche stammen.43 Es han-delt sich dabei um eine Darstellung des „Todes der GottesmutterMaria“ im Kreis der 12 Apostel („2. Hälfte 18. Jhdt. / MeisterlicheQualität / italienische Schule? / 105 x 80 cm“44), ferner ein kostbaresBild „Muttergottes mit dem schlafenden Jesuskind“ und schließlichein Bild „Tod des heiligen Franz Xaver“. Es zeigt den Heiligen amBoden liegend, mit Jesuitentalar bekleidet, ein Kreuz und ein flam-

35Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

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mendes Herz sind dieAttribute des Heiligen.Ein Wanderstab, eineKürbisflasche und eineMuschel sowie ein Schiffim Hintergrund weisendarauf hin, dass FranzXaver nach Indien ge-kommen ist und den dor-tigen Einwohnern aufseinen Wanderungen denchristlichen Glauben ver-kündigte und sie taufte.Über dem Sterbenden er-scheinen Christus und der

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Abb. 29 und 30:„Tod Mariens“ und„Muttergottes mit demschlafenden Kind“ – Maler nicht bekannt

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heilige Thomas, der nach Überlieferung auch nach Indien reiste unddie Menschen missionierte. Als Attribut ist diesem eine Lanze beige-geben, die auf seine Ermordung in Indien hinweist.45 Die Maler derBilder von hoher Qualität sind nicht bekannt. Die Gemälde stammenaus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden im Jahr 2004 von der FirmaBrigl in Landsberg restauriert.46

Das Bildnis der „VierzehnNothelfer“, die besondersgern in der Barockzeit vomeinfachen Volk angerufenund verehrt wurden, konn-te nicht mehr gerettet wer-den und befindet sich ineinem sehr schadhaftenZustand. Ein weiteres An-dachtsbild, das den heiligenLaurentius darstellen solle,ist heute in der Gemeinde-verwaltung nicht mehr vor-handen.47

Die barocken Bilder wurdenvermutlich von dem Ere-miten Andreas Karl mitOpfergeldern gekauft odervon frommen KallmünzerBürgern gestiftet. NähereEinzelheiten sind nicht be-kannt.

Die letzten Eremiten in Kallmünz

Nach dem Tod des Altvaters Karl kam der Eremit Egolf Englmair,gebürtig in Neustadt a.d. Donau, auf Empfehlung des Kallmünzer

37Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 31: „Tod des hei-ligen Franz Xaver“ –Maler nicht bekannt

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Malers Hämmerl nach Traidendorf und unterrichtete dort dieJugend. Bereits im Jahr 1796 ging er täglich von der Klause inKallmünz in die Hofmark Traidendorf und unterrichtete dort ca. 25Kinder im Lesen, Schreiben und Rechnen sowie in der katholischenGlaubenslehre. Dafür hat er von der Herrschaft monatlich zweiGulden bekommen. Der Bürgermeister von Kallmünz stellte ihm fürseine Bewerbung in Traidendorf im Jahr 1797 ein gutes Führungs-zeugnis aus. Er lobte seinen tugendhaften Wandel und seinenUnterrichtseinsatz für die ländlichen Kinder. Der Eremit sei währendseines Wirkens in Kallmünz christlich und gottesfürchtig gewesenund habe sich gegen jedermann bescheiden betragen.48

Der letzte Eremit in der Kallmünzer Klause stammte aus dem Ort. Erhieß Franz Wild und wurde am 24. März 1745 in Kallmünz als Sohneines Wagners geboren. Er erlernte den Beruf eines Schreibers undtrat 1776 in den Eremitenorden ein. Von 1785–1797 lebte er inLutzmannstein und verdiente sich dort seinen Unterhalt als Amts-schreiber. Bereits 1795 hatte er dem Altvater Andreas Karl seineKlause in Kallmünz abgekauft, bezog diese aber erst nach dessenTod. Seine Klause war nun ein Privathaus und erhielt später dieHausnummer 223 mit dem Hausnamen „Beim Weber am Berg“.Franz Wild verdiente ein Zubrot durch kleine Weberarbeiten, daherder Hausname, pflegte den Garten bei der Klause, sammelte Almosenund unterrichtete die schon erwachsene Jugend im Schreiben undRechnen.49 Ferner wurde er 1797 vom Schlossherrn Freiherrn vonGiese in Teublitz als Amtsschreiber und Schullehrer eingestellt, nach-dem ihn der Kallmünzer Pfarrer Marquard Ignatz v. Korreth als imSchreiben und Rechnen versiert empfohlen hatte. Bei der Säkularisa-tion der Klause war er 59 Jahre alt.

Die Säkularisation der Klause in Kallmünz

Am 24. Mai 1804 erfolgte die Aufhebung der Eremitenvereinigungdurch die bayerische Landesdirektion in München. Als Begründung

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für die Aufhebung der Eremitengemeinschaft wird in der Regie-rungsverordnung angeführt, dass die Eremiten ganz zwecklos seien,d.h. sie hatten nach den Vorstellungen der aufgeklärten Ministerial-bürokratie in München keinen allgemeinen Nutzen für Staat undGesellschaft. Den Eremiten war es fortan untersagt, Almosensamm-lungen durchzuführen, ferner mussten sie ihre braunen Kutten aus-ziehen und zivile Kleidung tragen. Für den Kleidungswechsel bekamjeder Klausner 30 Gulden Entschädigung. Schließlich mussten un-verzüglich von den Klausen alle äußeren Kennzeichen ihrer bisheri-gen Bestimmung entfernt werden. Wer eine Klause als Eigentumbesaß, konnte diese als Wohnung weiter nutzen. Schließlich ver-langte das Mandat, dass alle Eremiten einen handwerklichen Berufausüben sollten. Wer nicht zur Eigenversorgung fähig war, musstevon der Heimatgemeinde im Rahmen der Armenpflege Fürsorge inAnspruch nehmen.50

Wie sahen nun die Veränderungen konkret in der Klause vonKallmünz aus? Zuletzt wird die Klause folgendermaßen beschrieben:Kallmünz, Dekanat Schirndorf, Pfleg- und Landgericht Burglengen-feld. An der Kirche St. Sebastian erbaut. Die Klause ist eigen, lebt vonder staden Arbeit und Almosen.51

3. Die ehemalige Klause seit der Säkularisation

Die weiteren Besitzer des Weberhauses lassen sich anhand derGrundsteuerkataster von Kallmünz feststellen.52 Besitzer warenhauptsächlich die Familien Wild, Maier und Winkler:

um 1808 Franz Wild

um 1835 Witwe Franziska Karl

Dann durch Heirat der Witwe Franziska Karl1836 Adam Maier („Beim Weber“, HNr. 223, PlNr. 387)

39Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

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1861 Michl Maier aus Schwarzenfeld

1892 Martin Maier

1893 Maria Winkler (Austragswitwe von Neuhof)

1895 Tobias und Anna Dollacker

1898 Anna Maria Winkler

1899 Creszens Winkler

1903 Josef Fiederer

1905 Creszens Winkler

1906 Pfarrer Michael Nickl

1906 kam das kleine Anwesen durch Schenkung des Pfarrers an diePfarrkirchenstiftung Kallmünz, die das Haus direkt neben der Kircheals Wohnung vermietete.Die ehemalige Klause hat im 19. Jahrhundert keine baulichen Ver-änderungen erfahren. Erst im Jahr 1981 wurde das Einfamilienhaus,Am Auberg 2, vom damaligen Eigentümer im Inneren umgebaut.Das Häuschen hatte einen größeren und drei kleinere Wohnräumesowie mehrere Nebenräume.53 Von hohem Alter dürfte auch die mitFeldsteinen errichtete Gartenmauer sein. Zur Wasserversorgung dien-te bis zu Errichtung einer Wasserleitung im Jahr 1958 eine 3,5 mtiefe Zisterne, die heute noch vorhanden ist und zu Bewässerungs-zwecken verwendet wird.54 Das kleine Wohnhaus ist mit der West-seite direkt an die Apsis der Kirche angebaut. Noch heute kann manim Wohnhaus an der Apsiswand bunte Fresken aus der PassionChristi sehen, die aus dem 18. Jahrhundert stammen dürften: In derMitte Christus vor dem Hohen Rat und Pilatus, links Christus nimmtdas schwere Kreuz auf sich und rechts Christus fällt unter demKreuze. Die Szenen dienten einst wohl zur Kreuzwegverehrung. EineZeichnung der Klause findet man in der Handschrift von Karl Holz-gartner sowie in dem Aufsatz von B. Bredow-Laßleben in der Zeit-schrift „Die Oberpfalz“. Es handelt sich um eine Zeichnung von HansLaßleben.

40 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

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Die Geschichte der Eremiten in Kallmünz war damit zu Ende, wennauch noch später kurzzeitig ein Versuch unternommen wurde, beider Sebastianskirche wieder einen Klausner ansässig zu machen.1924 beschloss die Kirchenverwaltung von Kallmünz, die Klause auf

41Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 32 und 33:Fresken an der

Außenseite der Apsisund Apsis der

Sebastianskirche mitangebauter ehe-

maliger Klause (2014)

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dem Auberg wieder mit einem Eremiten zu besetzen.55 Der Klausnersollte für die Nutzung der Wohnung Mesnerdienst leisten: drei-maliges tägliches Aveläuten des Glöckchens und Reinhaltung derKirche. Dafür sollte es ihm erlaubt sein, einmal im Jahr in der Pfarreieine Lebensmittelsammlung durchzuführen (Mehl, Brot, Eier, Fleisch,Fett etc.), für die Aufsicht über die Kinder in der Kirche waren 60Pfennig vorgesehen, für das Tragen eines Kreuzes oder einer Fahnebei den herkömmlichen Prozessionen 1 Mark und für den Mesner-dienst am St. Sebastianitag die herkömmlichen Gebühren. Fernerkonnte er einer Nebenbeschäftigung nachgehen wie Pflege derObstbäume, Bienenzucht, „Uhrenrichten“ (Es gab nämlich keinenUhrmacher in der Nähe), Pflege von Gräbern Auswärtiger und sons-tige kleine Nebenverdienste. Auch das in Kallmünz ansässige Kinder- und Krankenhaus gab ihm die Möglichkeit, an einem Tag inder Woche kostenlos dort zu speisen. Das bischöfliche Ordinariatgenehmigte die Wiederverwendung des Häuschens als Klause. Eskam auch ein Eremit, der durch seinen Lebenswandel aber nicht denErwartungen der Gemeinde entsprach und bald wieder versetztwurde. Einen zweiten Anlauf zur Wiederbelebung der Klause unter-nahm man 1929, doch der fromme Wunsch nach einem geeignetenEremiten ließ sich nicht mehr realisieren.

Die Sebastianskirche im 19. und 20. Jahrhundert

Das Wallfahrtwesen in der Sebastianskirche verlor durch die von derAufklärung getragenen staatlichen, gesellschaftlichen, wirtschaft-lichen und kulturellen Umbrüche zunächst ihre barocke Vitalität. DieKirche blieb jedoch vor einem Abbruch verschont, und am Lebenerhalten wurde auch das Gelöbnis der Marktbewohner aus der Pest-zeit. Dies zeigte sich vor allem bei der 100-Jahrfeier der Erbauungder Sebastianskirche im Jahr 1813.

42 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

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Die 100-Jahrfeier der Votivkirche 1813

Die 100-Jahrfeier der Erbau-ung der Kirche wurde mit gro-ßer Feierlichkeit begangen. Zudiesem Anlass gab der Pfarrereine gedruckte Schrift herausmit dem Titel HundertjährigesJubelfest der Kirche des heili-gen Sebastian auf dem Aubergbei Kallmünz gefeiert vom 18.bis 22. August im Jahr 1813(Stadtamhof 1813), die heutenoch im Pfarrarchiv Kallmünzvorhanden ist.56 Die Schriftenthält die Gründungsge-schichte der Sebastianskircheund der Eremitage sowie vieleBittgebete für das Fest. DieseDruckschrift diente vermutlichdem Zweck, eine Erlaubnis für die Abhaltung einer Festwoche zubekommen, wie auch auf dem Osterberg in Regensburg zur Er-richtung der Dreifaltigkeitskirche im selben Jahr ein Jubiläumsfestgeplant war. Die Erlaubnis wurde sowohl von der Regierung inRegensburg als auch vom bischöflichen Ordinariat erteilt. Die Fest-woche begann am Feiertag Mariä Himmelfahrt und dauerte bis zum22. August 1813. An jedem Tag wurde in der Sebastianskirche einheiliges Amt mit Predigt gehalten und abends fand eine gesungeneLitanei statt. Neun bis elf Beichtväter standen zum Empfang desBußsakramentes zur Verfügung, insgesamt gingen 12 000 Gläubigezur Kommunion. Die Festwoche endete schließlich mit einer feier-lichen Prozession von der Sebastianskirche zur Pfarrkirche, wo derSchlusssegen erteilt wurde.57

43Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 34:Festschrift zum 100-

jährigen Jubiläum derErrichtung der

Aubergkirche 1813

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Vorausgegangen war eine Innen-renovierung der Kirche. Wie obenbereits erwähnt, hat man damals denheute vorhandenen Marienaltar errich-tet und mit einer Marienstatue aus derPfarrkirche geschmückt, die vom Kall-münzer Maler Hämmerl neu gefasstwurde. Auch dürften damals die klas-sizistischen Auszüge der drei Altäreentstanden sein.58

Renovierungen und Baulast

Die Baulast trug von Anfang an die Marktgemeinde aufgrund desGelöbnisses im Pestjahr 1713. Für kleinere Reparaturen wurden dieEinkünfte aus dem Opferstock in der Sebastianskirche verwendet.59

Eine weitere Renovierungsmaßnahme fand im Jahr 1857 statt, da diekleine Kirche auf dem Auberg sowohl innen als auch außen ruinöswar.60 Die drei Altäre erhielten eine neue Fassung durch den MalerKlemens Letsch aus Schwandorf. Die Kosten beliefen sich auf 256Gulden. Ferner wurden die Fenster, welche in einem Jahr durch einenSturm zweimal beschädigt wurden, in Rundbogenform umgebaut(vorher Bassgeigenform) und mit gegossenen Fensterrahmen verse-hen. Auch das Dach musste ausgebessert werden. Die Kirche erhieltdazu noch neue Betstühle. Diese Maßnahmen beliefen sich insge-

44 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 35: Madonna alsHimmelskönigin auf dem rechten Seitenaltar

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samt auf 525 Gulden. Auch private Spender trugen zu dieser Reno-vierung bei, wie der Bauer Koller von Gessendorf, Pfarrer Urban undMargarethe Streitel. Kooperator Dietz sammelte viele kleinereSpenden. Sogar der Generalvikar Lauberger beteiligte sich alsSpender und schenkte für die Altäre schöne Spitzen, die im StiftNiedermünster hergestellt wurden. Wie schon 1713 hatte wiederumdie ganze Marktgemeinde diese Baumaßnahmen getragen, wobeieinige Bürger sich in besonderer Weise finanziell engagierten. Die nächste größere Renovierung erfolgte im Jahr 1906 (Erneuerungder Gemälde, der zwei Seitenaltäre, des Hochaltarbildes, des kleinenAltares unter der Empore; Kosten der Renovierung: 250 M; Aus-führung: Atelier Gegenmeier, Steinweg).61 1962 waren eine Er-neuerung der Bedachung und eine Außeninstandsetzung (Erneue-rung des Außenputzes) notwendig, die von der Marktgemeindedurchgeführt wurden, unterstützt durch öffentliche Zuschüsse.62 Die„Burglengenfelder Zeitung“ bemerkte zu dieser Maßnahme: DieBevölkerung von Kallmünz hat sich mit der Restaurierung der schö-nen Pestkapelle auf dem Auberg ein Denkmal gesetzt, auf das siestolz sein darf.63 1978 waren schließlich noch Maßnahmen zurAbsicherung des Innenraumes und zur Bemalung der Flachdeckenötig (Kosten von 40000 DM).64 Die Kirche konnte dank dieserRenovierungen und der laufenden Fürsorge bis heute erhalten blei-ben. Die Innenausstattung bedarf jedoch einer gründlichen undsachkundigen Renovierung, die derzeit in die Wege geleitet wird.

200-Jahrfeier im Jahr 1913

Das 200-jährige Jubiläum der Sebastianskirche wurde 1913 auf An-regung des Kallmünzer Pfarrers Anton Nickl mit einer kleinenMission durch zwei Kapuzinerpater aus Rosenheim in der Zeit vom14. bis 17. August begangen.65 Am letzten Festtag erhielten dieKreuzwegpfeiler neue Bilder.

45Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

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300-Jahrfeier 2013

Aus Anlass des „Pestjubiläums“ im Jahr 2013 zeigte die PfarreiKallmünz eine Ausstellung zur Pest von 1713 in Hochdorf und zumheiligen Sebastian, zusammengestellt von Pfarrvikar F. X. Heibl. Inder Woche vor dem 20. Januar, dem Gedenktag des heiligen Sebas-tian, wurde eine Gebetsnovene in der Sebastianskirche abgehalten.Schließlich feierte man am 20. Januar einen Festgottesdienst inHochdorf und nachmittags wurde der traditionelle Rosenkranz aufdem Sebastiberg in Kallmünz gebetet.66

46 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 36: Ausstellung zurSebastiansverehrung2013 in Duggendorf

Abb. 37: Die Aubergkirche(Aufnahme im Januar)

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4. Der Auberg – Kirche und Landschaftsgestaltung

Name und Landschaft

Auberg ist ein Ortsname, bestehend aus dem Grundwort Berg unddem Bestimmungswort Au. Der Name Auberg erscheint erstmals ineiner Karte, die Carl Flad im späten 18. Jahrhundert gezeichnethat.67 In der Beschreibung des Pflegamtes Hainsacker von ChristophVogl wird der Name Auberg nicht genannt. Unter einer Aue odereiner Auenlandschaft versteht man heute eine wassergesättigteNiederung in der Überschwemmungszone von Flüssen undBächen.68 Das germanische Wort *ahja, mittelhochdeutsch ouwe/owe bedeutet Land mit Wasser bzw. von Wasser umflossenes Land.69

Der Name Auberg beschreibt also die Lage des Berges, nämlich ander Aue liegend. Die Beschreibung trifft auf Kallmünz sehr genau zu.Nördlich des Aubergs befindet sich nämlich eine talbreite Auen-landschaft, die im Westen an die Naab heranreicht. Der Auberggehört geologisch zur mittleren Frankenalb, die im Bereich Kallmünzauch als Oberpfälzer Jura bezeichnet wird.

Magerrasen und Viehweide

Zum Zeitpunkt, als auf dem Auberg im Jahr 1680 eine kleine Kapellezur Verehrung der heiligen Apollonia errichtet wurde, muss man sichden Berg völlig unbewaldet vorstellen. Die Magerrasen dienten da-mals als Weide für Rinder, Schafe, Ziegen und Gänse. Bis weit ins20. Jahrhundert hinein wurden die Trockenrasen des Juras zur inten-siven Beweidung genutzt. Für die Sebastianskapelle bedeutet das,dass sie auf einer markanten Höhe des Juras errichtet wurde undweithin sichtbar war. Sie bildete in barocker Zeit ein heiliges Zeichenin der Landschaft, das den Menschen den Weg zum Heil wies. Durchden Anbau der Klause (1752) und die Vergrößerung der Kirche wurdedieses Zeichen als sakrale Anlage noch ausgeprägter. Wallfahrtsorteentwickelten sich meist auf der Höhe von Bergen. Die Sebastians-

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Page 50: 300 Jahre Sebastianskirche auf dem Auberg bei Kallmünz€¦ · Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung I Heft 4 300 Jahre Sebastianskirche auf dem Auberg bei Kallmünz

kirche wurde, wie oben ausgeführt, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine sicher weithin bekannte regionale Wallfahrts-stätte, in der sowohl die heilige Apollonia als auch die heiligenSebastian, Rochus und Johannes Nepomuk verehrt wurden. Hinzukam noch ein Altar zur Verehrung der Passionswunden Christi. Be-deutung erlangte die Wallfahrtskirche auch durch die Anwesenheitdes Einsiedlers und Altvaters Andreas Carl und seine Pflege derVolksfrömmigkeit. Die regionale Bedeutung der Wallfahrtsstätte undihre Erscheinungsbild in der Landschaft entsprachen einander in vol-lem Maße. In der Jubiläumsschrift von 1813 findet sich dazu einebemerkenswerte Stelle. Dort heißt es: Im Jahr 1762 wurde die Kirchevergrößert und verschönert und nicht nur als eine Zuflucht der An-dacht ehrwürdig, sondern auch wegen der schönen Lage unddes freundl ichen Weges , der dahin führet, ein Vergnügen fürjene […], die an Sonn- und Feiertagen hinwallen, um dort Trost zusuchen und Hilfe zu finden.70 Die bei der Kirchenerweiterung vor-genommene Anlage eines Weges war die erste Anpflanzung mitLindenbäumen.71 Sehr schön lässt sich dieser Weg in der künstleri-

48 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 38: Auenlandschaftan der Naab hinter demAuberg

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schen Darstellung des Marktes Kallmünz von Hämmerl (1798) erken-nen. Die herrliche Lage des Auberges wird auch 1924 von demFurther Stadtkooperator in einem Zeitungsartikel über die Sebas-tianskirche gepriesen: Von der Höhe des Auberges aus genießt man

49Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 39: Ansicht desMarktes Kallmünz mit

unbewaldetem Auberg

Abb. 40: Foto vomAuberg – bewaldet

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eine herrlicheAussicht auf denso schön gelege-nen Markt Kall-münz sowie aufdas ganze Naab-tal von Burglen-genfeld bis Heit-zenhofen.72

Errichtung des Kreuzweges auf den Auberg

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bekommt das Heiligtum auf demBerg eine weitere optische und inhaltliche Aufwertung, nämlichdurch die Errichtung eines Kreuzweges. Mit Unterstützung einesWohltäters wurde im Jahr 1853 ein neuer Kreuzweg errichtet, der

50 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

Abb. 42: Kreuzweg-stationen zurAubergkirche

Abb. 41: Auberg – unbewaldet/Trockenrasen

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den Sebastiansberg zur Kirche hinauf führte.73 Er bestand aus Stein-säulen mit bemalten Blechtafeln. Eingeweiht wurde der Kreuzwegvon einem Franziskanerpater vom Mariahilfs-Hospitium in Amberg.1898 war eine Neueinweihung notwendig geworden, weil die klei-nen Kreuze auf den Stationen erneuert werden mussten.74 Anlässlichdes 200-jährigen Jubiläums der Kirche im Jahr 1913 erhielt derKreuzweg neue Stationsbilder. Die Steinpfeiler bestehen heute noch,die alten Kreuzwegbilder wurden jedoch 1995 durch moderne Sta-tionsbilder des Kallmünzer Künstlers Ludwig Bäuml ausgetauscht.75

Errichtung einer Lourdesgrotte

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Errichtung von Lourdes-grotten zur Vergegenwärtigung der Marienerscheinung von Lourdesund zur privaten Marienandacht im ganzen Land eine religiöseModeerscheinung, die von den Pfarrern besonders gefördert wurde.Auch in Kallmünz ließ Pfarrer Dietz im Jahr 1893 in einem Felsenunterhalb des Auberges eine Lourdesgrotte errichten, wofür er auchdie ausdrückliche Erlaubnis des Marktes bekommen hatte.76

51Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 43: Lourdesgrotteunterhalb des Auberges

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Landschaft und Malerei

Kallmünz war zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch bei vielen aka-demischen Kunstmalern ein beliebter Besuchsort. Man traf sich dort,wohnte im Markt und malte Landschaftsmotive. Im Februar 1901kam erstmals der Münchner Kunstmaler Charles Palmié (1863–1911),der sich vor allem als impressionistischer Landschafts- und Still-lebenmaler einen Namen in der Bayerischen Kunstgeschichte ge-macht hat. Er reiste mit jungen Künstlern zum Malen oft in dieAlpen, aber auch in die bayerische Juralandschaft und kam so auch in das malerische Kallmünz, das er schätzen und lieben gelernthatte. Die Namen der Künstler sind noch im Gästebuch des„Künstlerheimes“, dem Gasthof „Zur Roten Amsel“, verewigt.77

Palmié gab mit seinen Schülern mehrere Serien von Kunstbild-postkarten heraus, der Erlös aus dem Verkauf floss dem damaligenOrtsverschönerungsverein zu. Der Maler starb 1911 in München. Zuseiner Erinnerung hat ihm im August 1911 die Malschule von AlbertReich, die in Kallmünz weilte, eine Bank und eine Inschrift an einerLinde unterhalb des Sebastianberges gewidmet. Der in Neumarkt i.d.Opf. geborene Maler Albert Reich (1881–1942) war Mitglied derAkademie der Bildenden Künste in München und weilte in der Zeitvor dem Ersten Weltkrieg auch öfters in Kallmünz. Auch er gabPostkarten mit Federzeichnungen von Kallmünz heraus. Seine späte-re Frau, die Malerin Elisabeth Sellschopp (1884–1958), lernte er inseiner Malgruppe kennen. Sie malte ein stimmungsvolles Genrebildvom Inneren der Sebastianskirche.78 Albert Reich war ein Land-schaftsmaler, stellte seine Kunst aber seit dem Hitlerputsch inMünchen in den Dienst der nationalsozialistischen Propaganda undmachte im nationalsozialistischen Deutschland eine künstlerischeKarriere. Damit hat er heute auch seinen früheren guten Ruf alsLandschaftsmaler verloren. Die berühmtesten Maler, die sich in Kall-münz aufhielten, waren zweifellos Wassily Kandinsky und GabrieleMünter.79 Kandinsky war im Sommer 1903 mit seinen Schülern in

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Kallmünz, darunter auch Ga-briele Münter, mit der er sichin Kallmünz verlobte.80 DerAufenthalt von so bedeuten-den Malschulen der frühenModerne zeigt die Faszina-tion, welche die Landschaftund die Kulturwerke inKallmünz auf die Künstlerausübten. In diese Harmonievon Natur und Kultur fügtesich auch der Auberg mit derSebastianskirche ästhetischein.

Anpflanzungen am Auberg

In den frühen 1950er Jahren wurde, wie Alois Knauer in seinerChronik von Kallmünz aus dem Jahr 1961 erwähnt, auf Initiative vonJohann Mehler, dem damaligen Direktor der Kinderbewahranstaltvon Kallmünz, der östliche Teil des Südhanges mit Bäumen undBüschen bepflanzt. Mehler war sehr bemüht um eine parkähnlicheLandschaftsgestaltung und um eine Holznutzung durch die Kinder-bewahranstalt.81 Unterstützt wurde er auch von Vereinen aus Kall-münz. Heute ist die Kirche wegen der hohen Bäume von weitemnicht mehr zu sehen.

5. Zusammenfassung

Die Sebastianskirche auf dem Auberg bei Kallmünz war im18. Jahrhundert eine regional bekannte Wallfahrtskirche von großerBeliebtheit und ist auch heute noch ein Zeugnis der barocken Volks-frömmigkeit. Sie wurde aufgrund eines Gelübdes im Jahr 1713, als

53Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

Abb. 44: ModernesKreuzwegbild von

Ludwig Bäuml (1995)

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die südliche Oberpfalz von der in Regensburg ausgebrochenen Pestbedroht war, von der ganzen Marktgemeinde Kallmünz zu Ehren derheiligen Sebastian, Rochus und Johannes Nepomuk errichtet. In derzweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich die Kirche zueiner sehr populären Wallfahrtsstätte im unteren Naabtal, in der dieheiligen Sebastian, Rochus, Johannes Nepomuk, die heilige Apol-lonia sowie die „Schulterwunde Christi“ verehrt wurden. Gefördertwurde diese volkstümliche Wallfahrt vor allem durch den damaligenEremiten und Altvater Andreas Karl, der die im Jahr 1752 errichteteKlause bei der Kirche bewohnte. Unter seinem Wirken wurde dieKirche von der Marktgemeinde erweitert und mit einem künstlerischhochwertigen Deckengemälde des Kallmünzer Malers Zintl ausge-staltet. 1804 wurde die Klause im Zuge der Säkularisation in ein pri-vates Wohnhaus umgewandelt. Die Wallfahrt verlor an Bedeutung,doch hielten die Kallmünzer Bürger an ihrem Gelübde fest und sorg-ten für die bauliche Instandhaltung der Kirche. Im 19. Jahrhundertwurde neben den heiligen Sebastian und Rochus vor allem dieMuttergottes verehrt. Die Kirche war, wegen ihrer landschaftlich reiz-vollen Lage auf dem unbewaldeten Auberg, seit 1856 auch mit stei-nernen Kreuzwegstationen versehen, und ihrer Berühmtheit wegengerne von den frommen Pfarrangehörigen aufgesucht worden. 1906wurde das Wohnhaus neben der Kirche Eigentum der Kirchenstif-tung Kallmünz und ist heute in Privatbesitz. Durch mehrere Restau-rierungen konnte die Bausubstanz der Kirche erhalten werden undsie erinnert mit ihrer barocken Ausstattung an die Pest von 1713 undan den Glauben der Bewohner, mit dem sie auf die Fürsprache derHeiligen bei Gott vertrauten. 2013 konnte das Kirchlein das 300-jäh-rige Jubiläum seiner Erbauung feiern. Die Kirche ist in der Denk-malliste des Marktes Kallmünz als schützenswertes Gebäude einge-tragen.82 Um das Denkmal auch in Zukunft zu erhalten, erweist sichzurzeit eine Restaurierung der Innenausstattung der bedeutendenKapelle als notwendig. Diese ist von der Marktgemeinde Kallmünzerfreulicherweise schon in die Wege geleitet worden.

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Anmerkungen

1 Vgl. http://tourismus.kallmuenz.de/Sebasti-Kirche … (16.10.2013).2 Bisherige Veröffentlichungen: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt

Burglengenfeld, bearbeitet von Georg Hager, München 1906 (UnveränderterNachdruck: München 1983), S. 72, Artikel „Kallmünz“, in: Georg Dehio, Hand-buch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern V, Regensburg und die Oberpfalz,München 1991, S. 230; Kallmünz die Perle des Naabtales, überarbeitet und her-ausgegeben von Erich Laßleben, 7. Auflage, Kallmünz, 1998, S. 48 (1. Auflagevon Johann Baptist Laßleben 1904 erschienen); R. Rothammer, Das St. Sebasti-anskirchlein auf dem Auberg bei Kallmünz, in: „Kallmünzer Volksbote“ (Laß-leben Kallmünz), 1926; B. Bredow-Laßleben, St. Sebastian, in: Die Oberpfalz 23,1929, S. 138–140, 148–150, 177–179, 196–197, 217–218; Alois Knauer,Ortsgeschichte Kallmünz, Kallmünz 1961; Christine Riedl-Valder, „Wehe, wennich eine Pestilentz lasse unter mein Volck kommen…“. – Die Auswirkungen derEpidemie 1713/14 im Umland von Regensburg, in: Die Pest 1713 in Regensburgund Statt am Hof, hg.v. Heimatverein „Statt am Hoff“ e.V., Regensburg 2013,S. 68–82, bes. S. 75–77.

3 Zur Pest in der südlichen Oberpfalz vgl. Riedl-Valder (wie Anm. 2). 4 Die Kunstdenkmäler von Bayern. Bezirksamt Burglengenfeld (wie Anm. 2), S. 61.5 Vgl. die ausführliche Darstellung bei Alfred Wolfsteiner, Die Pest in der Ober-

pfalz, Weiden 1990, 81–83.6 Die mündliche Tradition, dass nur 9 Personen … in dem etwa 50 Häuser zählen-

den Dorf überlebt hätten, ist zu bezweifeln und gehört in das Reich der Sage(vgl. Das Hochdorfer Gelübde, in: Die Oberpfalz 1958, 132 f.); An die Pest inHochdorf erinnerte auch die Ausstellung Die Pest im Jahr 1713 und ihreAuswirkungen in der Region Duggendorf und Kallmünz in Duggendorf im April2013. Zur Schätzung der Toten vgl. ausführlich bei: Dieter Schwaiger, Die Pestvor 300 Jahren in Ostbayern. Flurdenkmäler erinnern an ehemalige Pestfried-höfe, in: Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung der Oberpfalz 15(2015). S. 64–88, bes. S. 76–82.

7 Vgl. Riedl-Valder (wie Anm. 2), S. 68 ff.8 Pfarrarchiv Kallmünz, Fasz. „Sebastianskirche“ (o.Nr.), im Folgenden zitiert als

„PfA Kallmünz, Bericht 1777“.9 Vgl. das barocke Kirchenlied von Friedrich Spee (1623), das in katholischen

Kirchen heute noch an Heiligenfesten gesungen wird: Ihr Freunde Gottes allzu-gleich / verherrlicht hoch im Himmelreich / erfleht am Throne allezeit / unsGnade und Barmherzigkeit.

10 Pfarrarchiv Kallmünz, Bericht von 1777 (wie Anm. 8).11 Georg Dehio (wie Anm. 2), S. 230.12 Manfred Heim (Hrsg.), Die Beschreibung des Bistums Regensburg von 1723/

1724, Regensburg 1996, S. 721.13 Ich bedanke mich beim ersten Bürgermeister von Kallmünz, Herrn Ulrich Brey,

für die Einsichtnahme in den Voruntersuchungsbericht der Restaurierungswerk-

55Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

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statt Landskron, Regensburg, für die geplante Restaurierung der Innenausstat-tung der Sebastianskirche 2014.

14 Johannes Nepomuk, bischöflicher Generalvikar in Prag, genoss schon vor seinerSelig- und Heiligsprechung im Jahr 1721 bzw. 1729 beim Volk große Ver-ehrung.

15 Vgl. Konrad Köstlin, Der Christus mit der Schulterwunde und seine Verehrungim Bistum Regensburg, in: 1250 Jahre Kunst und Kultur im Bistum Regensburg.Berichte und Forschungen, München 1989, 481–496.

16 Vgl. Köstlin (wie Anm. 15), S. 489.17 Das Bild ist weitaus volkstümlicher und älter als das in der Sebastianskirche. Es

passt in die Zeit um 1764.18 Pfarrarchiv Kallmünz, Akt Rechnung 1813–1826 (ohne Signatur) und „Bericht

1777“ (wie Anm. 8).19 Übersetzung: Dieter Schwaiger.20 Otto Wimmer, Kennzeichen und Attribute der Heiligen, Innsbruck und Wien

2000, S. 79.21 Zum heiligen Bruno vgl. Gerardo Posada, Der heilige Bruno. Vater der Kartäuser.

Ein Sohn der Stadt Köln, Köln 1987.22 Ralf Mack, Das Gnadenbild von Genazzano und die Mutter vom guten Rat

(http://www.mutter-vom-guten-rat.de/fileadmin/pdf/03_kirche-gemein-de/2007_06_27_Gnadenbild-Genazzano.pdf; aufgerufen 13.10.2014); HaraldSchäfer, 1000 Jahre im Glauben vereint. Aus der Chronik der Pfarrei Hohen-schambach, Norderstedt 2007, S. 192–195.

23 Zu Hämmerl vgl. Knauer (wie Anm. 2), S. 179 f.24 Vgl. Mitteilungsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Kallmünz 25, 2004,

Nr. 8, S. 171.25 Vgl. im Folgenden: Josef Bogner, Das Eremitenwesen in Bayern und seine

sozialen Verhältnisse, in: Oberbayerisches Archiv 102, 1977, 176–212 und KlausMartin, Die Entwicklung des Einsiedlerwesens im Bistum Regensburg, in: Erbeund Auftrag, hg. v. der Erzabtei Beuron 46, 1970, 197–206.

26 Vgl. Pfarrarchiv Kallmünz „Bericht 1777“ (wie Anm. 8). 27 Pfarrarchiv Kallmünz, „Bericht 1777“ (wie Anm. 8).28 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Holzgartner, Geschichte der Einsiedler

im Bistum Regensburg von 1632–1804 Bd. I, S. 197 und OrdinariatsarchivKlöster 100 Eremiten Nr. 6, 7, 10.

29 Holzgartner (wie Anm. 28), S. 197.30 Vgl. die Chronik des Klosters Prüll (Handschrift) in der Staatlichen Bibliothek

Regensburg: Joseph Obrist, Memoriale Pruelense, Pars IV, 1752–1785 (Eintragzum Jahr 1758). Der Kartäuserbruder hat sich keines Vergehens schuldig ge-macht, doch wurde vom Prior die unerträgliche und gehässige Art seines Mit-bruders bemängelt, die einen Verbleib im Konvent unmöglich mache.

31 Barbara Bredow-Laßleben, St. Sebastian, in: Die Oberpfalz 23, 1929, bes. S.139.32 Vgl. seine Entlassung aus dem Konvent des Kartäuserklosters Prüll (Anm. 30).33 Vgl. Köstlin (wie Anm. 15), S. 489.

56 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

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34 Holzgartner (wie Anm. 28), S. 199.35 Holzgartner nennt S. 199 die Fratres Josef Hoffmann von Böhmischbruck,

Weinald Kapfelsberger, Hospitius Huber von Straubing, Franz Wild aus Kall-münz und Andreas Wenzel.

36 Holzgartner (wie Anm. 28), S. 198; Eintrag auch in der Sterbematrikel derPfarrei Kallmünz am 31.1.1797 (darin aetatis circiter 75), Bischöfliches Zentral-archiv Regensburg, Matrikel der Pfarrei Kallmünz.

37 Andreas Karl ist 1722 geboren und war 13 Jahre lang Kartäusermönch.38 Traditionell werden Kartäuser ohne Sarg in ihrem Habit auf einem Holzbrett lie-

gend beerdigt. Als Grabmal dient ein einfaches Holzkreuz ohne Namen. (vgl.„Verein St. Bruno – Kartause Marienau; http://www.seibranz.de/gemeinde/marienau.htm; aufg. 28.1.2014).

39 Pfarrarchiv Kallmünz, „Bericht von 1777“ (wie Anm. 8). Die Reliquienmonstranzist in der Pfarrkirche noch vorhanden.

40 Pfarrarchiv Kallmünz. „Bericht von 1777“ (wie Anm. 8).41 Vgl. Pfarrarchiv Kallmünz, „Bericht von 1777“ (wie Anm. 8). Die Wallfahrt

erinnert an eine ähnliche im Landkreis Regensburg, nämlich an die Wallfahrtzur Heilig-Kreuz-Kirche in Bruckdorf bei Sinzing, die im 18. Jahrhundert jähr-lich am Fest der Kreuzauffindung, am 3. Mai, stattfand. Pilgergruppen kamenjedes Jahr aus zahlreichen umliegenden Pfarreien. Eine Kreuzreliquie aus demJahr 1735 ist heute noch im Besitz der Pfarrei Sinzing (vgl. Karl Hoibl, 950Jahre Hl. Kreuz Bruckdorf, Regenstauf 2002, S. 7).

42 Im Folgenden vgl. Pfarrarchiv Kallmünz, „Bericht von 1777“ (wie Anm. 8).43 Die Bilder wurden 1980 aus Sicherheitsgründen aus der Aubergkirche entfernt

und von der Marktverwaltung in Verwahrung genommen, nachdem vorher inder Kirche eingebrochen worden war. Die Marktgemeinde ließ die Bilder unterBürgermeister Siegfried Bauer renovieren.

44 Vgl. Mitteilungsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Kallmünz 25, 2004,Nr. 8, S. 171.

45 Das Bild könnte eine Anschaffung des Kallmünzer Pfarrers Ignatz von Korrethsein, der Jesuit war, aber aus dem Orden ausgetreten und in einen anderenOrden eingetreten war. (Vgl. Bibliothek des Historischen Vereins Neuburg a. d.Donau: Ignatz Ströller, Biographisches Lexikon, Ms. 398; https://neuburgar-chiv.files.wordpress.com/2013/02/blumentross-bis-brustetten-b-051-01-bis-066-10.pdf S. 83).

46 Marktverwaltung Kallmünz, Registratur, Brief der Firma Brigl vom 26.12.2005(Nachforschung von Herrn Bruno Gallhuber, Archivpfleger des Marktes Kall-münz).

47 Nachforschungen von Herrn Bruno Gallhuber.48 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Ordinariatsarchiv Klöster 100, 279.49 Holzgartner (wie Anm. 28), S. 199 f.50 Sammlung der im Gebiete der inneren Staat-Verwaltung des Königreiches Bayern

bestehenden Verordnungen, von G. Döllinger, Bd. 8, München 1838, § 925.51 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Ordinariatsarchiv Klöster 100, 303.

57Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

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52 Staatsarchiv Amberg, Kataster Burglengenfeld 289, 291, 300, 301, 305, 307,310; Häuser- und Rustikalsteuerkataster Burglengenfeld 034, 036.

53 Knauer (wie Anm. 2), S. 189.54 Knauer (wie Anm. 2), S. 189.55 Holzgartner (wie Anm. 28), Bd. II von 1838–1940, S. 186; Rothammer (wie

Anm. 2).56 Pfarrarchiv Kallmünz, Auberg Kirche St. Sebastian, Fach I Fasz. 2, Akt „8-tägi-

ges Jubiläum 1813“.57 Rothammer (wie Anm. 2).58 Pfarrarchiv Kallmünz, Akt „Aubergkirche St. Sebastian“(o.N.), Kirchenrechnung

1813; BZA Regensburg, Pfarrakten Kallmünz 49 (darin: Skriptum: „AusführlicheGeschichte der Pfarrei Kallmünz“, § 18).

59 Matrikel der Diözese Regensburg, hg. im Auftrag Sr. Exzellenz des hochwürdig-sten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen OrdinariateRegensburg, Regensburg 1916 S.144; Matrikel des Bisthums Regensburg. Nachder allgemeinen Pfarr- und Kirchenbeschreibung von 1860 mit Rücksicht aufdie älteren Bisthums-Matrikeln zusammengestellt, Regensburg 1863, S. 384;Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrakten Kallmünz 49; PfarrarchivKallmünz, Auberg Kirche St. Sebastian, Fach I Fasz. 2 Nr. 2 (Auszug aus demGrundsteuerkataster Kallmünz für die Auberg-Kirche HNr. 224; Im PfarrarchivKallmünz befindet sich ein „Tagebuch über Einnahmen und Ausgaben desKirchenpflegers Alois Schuderer von St. Sebastianskirche auf dem Auberg 1851/52 (Akt Kirchenrechnung der St. Sebastianskirche auf dem Auberg, o.N.)

60 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrakten Kallmünz 49.61 Pfarrarchiv Kallmünz, Akt Auberg-Kirche St. Sebastian (o.N.).62 Marktarchiv Kallmünz (Kopien von Herrn Archivpfleger Gallhuber angefertigt,

mit bestem Dank).63 „Burglengenfelder Zeitung“ vom 15.11.1962.64 Pfarrarchiv Kallmünz, Akt Auberg-Kirche St. Sebastian (o.N.).65 „Regensburger Anzeiger“ vom 19. August 1913.66 Alle Angaben aus dem Pfarrbrief der Pfarrei Kallmünz für den Januar 2013.67 Abbildung in: Knauer, Kallmünz (wie Anm. 2), S.99.68 Standortbestimmender Faktor des Auenwaldes ist vor allem die mit den häu-

figen Überschwemmungen einhergehende hohe Wassersättigung des Bodensund damit schlechte Sauerstoffversorgung der unterirdischen Pflanzenorgane.Andererseits zeichnen sich Auenböden meist durch einen hohen Nährstoffgehaltund die Flora der Auenwälder (wegen der raschen Verbreitung durch das flie-ßende Wasser) oft durch großen Artenreichtum aus. (Microsoft Encarta Ency-klopädie 2007).

69 Vgl. Art. „die Au“, in: Grimms Wörterbuch I, 601 und Schmeller, BairischesWörterbuch 1/1, S. 1.

70 Pfarrarchiv Kallmünz, Akt „Aubergkirche St. Sebastian“, S. 6.71 Vgl. J.B. Laßleben, Kallmünz – die „Perle des Naab-Tales“, Kallmünz 1904, S.32.72 Rothammer (wie Anm. 2).

58 Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung, Heft 4

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73 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrakten Kallmünz 60; Rothammer(wie Anm. 2).

74 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrakten Kallmünz, 60.75 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, OA 1936; Vgl. hierzu auch: Dieter

Schwaiger, Kreuzwege in Kapellen und freier Landschaft – zusammengestelltnach Weiheakten des Ordinariats Regensburg aus den Jahren 1910–1920, in:Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz 24, 2001, 5-19.

76 Marktarchiv Kallmünz (10.10.1893), Kopie von Herrn Gallhuber.77 Vgl. Laßleben (wie Anm. 2), S. 91 Anm. 15a. 78 Abbildungin: B. Bredow-Laßleben, St. Sebastian, in „Die Oberpfalz“ 1911.79 Vgl. Laßleben (wie Anm. 2), S. 19.80 Vgl. Markt Kallmünz. Eine Perle von Natur aus, hg. v. Fremdenverkehrsverein

Kallmünz e.V., 2011.81 Knauer (wie Anm. 2), S. 190.82 Vgl. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalliste des Marktes Kall-

münz D-3-75-156-13.

Quellen und Literatur

Pfarrarchiv Kallmünz:

Fasz. „Sebastianskirche“ (o. Nr.); Fasz. „Aubergkirche St. Sebastian“ (Fach I, Fasz. 2Nr.2).); Akt „8tägiges Jubiläum 1813; Akt „Sebastiberg, Restaurierung (1906); Akt„Kirchenrechnung der St. Sebastianskirche auf dem Auberg“ 1851/52; „100jährigesJubelfest der Kirche des heiligen Sebastian auf dem Auberg bey Kallmünz, gefeiertvom 18. bis 22. August im Jahr 1813“, Stadtamhof 1813; Pfarrbrief Januar 2013.

Bischöfliche Zentralbibliothek und Zentralarchiv Regensburg:

Holzgartner, Geschichte der Einsiedler im Bistum Regensburg von 1632–1804 Bd. Iund II (Hd III 44); Akten der Eremitenverbrüderung der Diözese Regensburg, Abgabe1986, 6 und Abgabe 1991, 32, 33.Ordinariatsarchiv Klöster 100 Eremiten 1–30, 112, 172, 220, 279, 303; PfarraktenKallmünz 49, 51, 52, 54, 60, 62; Sterbematrikel Kallmünz, 31.1.1797.

Marktarchiv Kallmünz:

Ältere Bestände 1556, 1624, 1632; Neuere Bestände 210.

Markt Kallmünz, Registratur:

Mitteilungsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Kallmünz 25, 2004, Nr. 8; Vor-untersuchungsbericht der Restaurierungswerkstatt Landskron, 2014.

59Dieter Schwaiger/Bruno Gallhuber, 300 Jahre Sebastianskirche in Kallmünz

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Staatsarchiv Amberg:

Bezirksamt Burglengenfeld 19156. Häuser- und Ruralsteuerkataster Burglengenfeld034, 036; Kataster Burglengenfeld 289, 300, 301, 305, 310

Staatliche Bibliothek Regensburg

Joseph Obrist, Memoriale Pruelense, Pars IV, 1752–1785 (Eintrag zum Jahr 1758).

Literatur:

Josef Bogner, Das Eremitenwesen in Bayern und seine sozialen Verhältnisse, in:Oberbayerisches Archiv 102, 1977, 176–212; Artikel „Kallmünz“, in: Georg Dehio,Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern V, Regensburg und die Oberpfalz,München 1991; Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Burglengenfeld, bear-beitet von Georg Hager, München 1906 (Unveränderter Nachdruck: München1983); Manfred Heim (Hrsg.), Die Beschreibung des Bistums Regensburg von1723/1724, Regensburg 1996; Kallmünz die Perle des Naabtales, überarbeitet undherausgegeben von Erich Laßleben, 7. Auflage, Kallmünz, 1998, S. 48 (1. Auflagevon Johann Baptist Laßleben 1904 erschienen); „1000 Jahre Kallmünz 983–1983“,Festschrift, hg. v. Markt Kallmünz, Kallmünz 1983; Barbara Bredow-Laßleben,St. Sebastian, in: Die Oberpfalz 23,1929, S. 138–140, 148–150, 177–179, 196–197,217–218; Konrad Köstlin, Der Christus mit der Schulterwunde und seine Verehrungim Bistum Regensburg, in: 1250 Jahre Kunst und Kultur im Bistum Regensburg.Berichte und Forschungen, München 1989, 481–496; Alois Knauer, OrtsgeschichteKallmünz, Kallmünz 1961; Klaus Martin, Die Entwicklung des Einsiedlerwesens imBistum Regensburg, in: Erbe und Auftrag, hg. v. der Erzabtei Beuron 46, 1970, 197–206; R. Rothammer, Das St. Sebastianskirchlein auf dem Auberg bei Kallmünz, in:„Kallmünzer Volksbote“ (Laßleben Kallmünz), 1926; Christine Riedl-Valder, „Wehe,wenn ich eine Pestilentz lasse unter mein Volck kommen …“. – Die Auswirkungender Epidemie 1713/14 im Umland von Regensburg, in: Die Pest 1713 in Regensburgund Statt am Hof, hg. v. Heimatverein „Statt am Hoff“ e.V., Regensburg 2013,S. 68–82.

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Markt Kallmünz und der Auberg mit eingezeichneter Klause

Karte des Amtes Hainsacker von Christoph Vogel und Matthäus Stang(Kopie von Carl von Flad, 2. Hälfte des 18. Jh.), HauptstaatsarchivMünchen, Plansammlung 1130

Die Verfasser bedanken sich beim Verein „Freunde von Alt-Kallmünz“ fürdie finanzielle Unterstützung, dem Verlag Laßleben Kallmünz für Satzund Druck und Herrn Dr. Thomas Feuerer für die Aufnahme der Schrift indie Reihe „Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung“ sowie fürLektorat und Korrektur.

Impressum© 2015 Verlag Th. Feuerer, An der Hofmark 1, 93155 KollersriedLayout: Verlag und Druckerei Laßleben, KallmünzAlle Rechte vorbehalten. Für den Inhalt und die Wahrung des Urheber- und Fotorechtssind die Autoren verantwortlich.

Abbildungsnachweis:

Helmut Krönauer, Kallmünz: 1, 4, 6, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 27, 32, 33, 35, 36, 37,40, 42.Dieter Schwaiger, Mühlhausen: 3, 9, 19, 20, 21, 24, 26, 28, 33, 34, 38, 43, 44.Bruno Gallhuber, Kallmünz: 29, 30, 31, 41.Marktverwaltung Kallmünz (Restaurierungsbericht): 11, 17, 18, 22, 23.Pfarrarchiv Kallmünz: 5, 34.Verlag Laßleben, Kallmünz: 25, 39.Museum Regensburg: 2.

Bibliografische Informationen

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.

Die elektronische Ausgabe dieses Werkes ist mit der Creative Commons Namensnennung-Nicht-Kommerziell 3.0 Lizenz publiziert und frei verfügbar unterhttp://www.heimatforschung-regensburg.de/94 (URN: urn:nbn:de:bvb:355-rbh-94-4)ISBN (PDF): 978-3-88246-358-3ISSN (Internet): 2198-4557ISSN (Print): 2198-4476

Titelbild: Sebastianskirche auf dem Auberg

Foto: Helmut Krönauer, Kallmünz, 2014

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300 Jahre Sebastianskircheauf dem Auberg bei Kallmünz

Dieter Schwaiger | Bruno Gal lhuber

Die Kirche auf dem Auberg bei Kallmünz wurde während der Pest im Jahr 1713von den Bewohnern des Marktes Kallmünz zu Ehren der heiligen Sebastian,Rochus und Johannes Nepomuk erbaut. Sie entwickelte sich nach ihrerErweiterung im Jahr 1762 zu einer bedeutenden Wallfahrtsstätte im unterenNaabtal. Bei der Kirche bestand von 1752 bis 1803 auch eine Eremitenklause.Die kleine Kirche gehört zu den kulturellen Schätzen der Marktgemeinde vonKallmünz. Der Kirchenführer präsentiert ihre über 300jährige Geschichte.

In der Reihe „Regensburger kleine Beiträge zur Heimatforschung“(RkBH) erscheinen in unregelmäßigen Abständen kürzereAbhandlungen, Dokumentationen und Quelleneditionen aus denBereichen Kunst- und Regionalgeschichte sowie Heimat- undDenkmalpflege.

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