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1 301. Prof. Dr. Hans Hass + Ein grossartiger Tauchpionier und guter Freund 1. Abenteuer unter Wasser Dank dem ersten TV-Gerät erreichten unseren Haushalt schon ab 1959 im damaligen ARD-Vorabendprogramm die schwarzweissen Filme „Abenteuer unter Wasser“, in de- nen Darsteller Lloyd Bridges als Mike Nelson während fünf Jahren allerlei Abenteuer, natürlich unter Wasser zu bestehen hatte: damit wurde bei mir schon im Alter von 11 Jahren das Interesse für jegliches „Unterwassergeschehen“ geweckt. Zwar sollte noch einige Zeit vergehen, bis ich selber „Unterwasser“ tätig werden durfte und konnte. In der Zwischenzeit verschlang ich alles, was es zur Unterwasserwelt zu er- haschen gab. Es waren dabei drei grosse Persönlichkeiten, welche das Tauchen erst möglich machten, bzw. durch verschiedene Anstrengungen einen breiten Öffentlich- keit das moderne Tauchen überhaupt erschlossen: Dr. Hermann Heberlein 1912 - 1999, Schweizer Pionier der ersten Stunde und Ozeanograf, der seine immense Sammlung „Documenta Maritima“ der Allgemeinheit vermachte, dann sicher Jacques-Yves Cousteau 1910 – 1997, der Franzose mit seiner roten Wollmütze, dessen For- schungsschiff Calypso ab 1951 durch die Meere pflügte und uns das bisher Unbekannte in über hundert Filmen näher brachte sowie erster Leiter des ozeanografischen Instituts von Monaco wurde. Sicher wird sich niemand wundern, dass mein seetüchtiges Schiff „Calypso“ hiess und dann war eben noch Prof. Dr. Hans Hass 1919 – 2013, der Österreicher, Zoologe und Meeresforscher, der ebenfalls durch seine Filme besonders auch über Haie bekannt wurde und im speziellen die Energonthe- orie. Am letzten Sonntag ist er nun in Wien verstorben und gestern beerdigt worden. Es war mir als Taucher, Unterwasserfotograf und später freischaffender Redaktor von Tauchzeitschriften der Schweiz und Deutschland vergönnt, diese drei Männer der ers- ten Stunde des Tauchens persönlich kennen zu lernen und auch mehrmals zu treffen. 2. Hans & Lotte Hass und die Xarifa Wie viele Wissenschaftler wurde auch die Karriere von Hans Hass durch den zweiten Weltkrieg durcheinander gewirbelt. Schon nach seiner Ausbildung 1937 begann er an der französischen Riviera mit Tauchen und machte 1939 seine ersten Film bei den ABC-Inseln. Schon 1947 nach dem Krieg vollendete er sein Filmwerk „Menschen un- ter Haien“ und war dann mit seinem Segelschiff Xarifa in der Karibik aber auch dem Pazifik unterwegs. Wegen der Finanzierung war Hass gezwungen, das Epos in einen Abenteuerfilm zu kleiden, was ihm ausgezeichnet gelang. So wurde der Betrachter von Szene zu Szene mit neuem Geschehen überrascht, in dem die Taucher mal nur Zuschauer, mal wieder Akteure waren, wie auch umgekehrt die Meeresbewohner. So sahen die meisten Menschen zum ersten Mal unendliche Korallenriffe, die vielen far- benfrohen Fische, Muränen, Wale und alle natürlich Haie aller Arten! Galapagos, da- mals wohl noch niemandem ein Begriff wie auch die Kokos-Inseln flimmerten plötz- lich in die Stuben der Zuschauer. 3. Die „Freiheit“ der Pioniere Die enormen Kosten, welche soweit als möglich auch wieder eingespielt werden mussten, führten dazu, dass alle Unterwasser-Filmer der Anfangszeit mit der biologi- schen Wahrheit etwas „grosszügig“ umgingen. Was nichts anderes heisst, dass die Bilder oft sehr frei zusammengeschnitten oder Szenen bewusst wegen der „Action“ provoziert wurden. Das gilt sowohl für Cousteau wie auch Hass. Während der Fran- zose schon mal in einem Tauchgebiet zur „Verschönerung“ Bilder von Fischen zeigte,

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301. Prof. Dr. Hans Hass +

Ein grossartiger Tauchpionier und guter Freund

1. Abenteuer unter Wasser Dank dem ersten TV-Gerät erreichten unseren Haushalt schon ab 1959 im damaligen ARD-Vorabendprogramm die schwarzweissen Filme „Abenteuer unter Wasser“, in de-nen Darsteller Lloyd Bridges als Mike Nelson während fünf Jahren allerlei Abenteuer, natürlich unter Wasser zu bestehen hatte: damit wurde bei mir schon im Alter von 11 Jahren das Interesse für jegliches „Unterwassergeschehen“ geweckt. Zwar sollte noch einige Zeit vergehen, bis ich selber „Unterwasser“ tätig werden durfte und konnte. In der Zwischenzeit verschlang ich alles, was es zur Unterwasserwelt zu er-haschen gab. Es waren dabei drei grosse Persönlichkeiten, welche das Tauchen erst möglich machten, bzw. durch verschiedene Anstrengungen einen breiten Öffentlich-keit das moderne Tauchen überhaupt erschlossen:

Dr. Hermann Heberlein 1912 - 1999, Schweizer Pionier der ersten Stunde und Ozeanograf, der seine immense Sammlung „Documenta Maritima“ der Allgemeinheit vermachte, dann sicher

Jacques-Yves Cousteau 1910 – 1997, der Franzose mit seiner roten Wollmütze, dessen For-schungsschiff Calypso ab 1951 durch die Meere pflügte und uns das bisher Unbekannte in über hundert Filmen näher brachte sowie erster Leiter des ozeanografischen Instituts von Monaco wurde. Sicher wird sich niemand wundern, dass mein seetüchtiges Schiff „Calypso“ hiess und dann war eben noch

Prof. Dr. Hans Hass 1919 – 2013, der Österreicher, Zoologe und Meeresforscher, der ebenfalls durch seine Filme besonders auch über Haie bekannt wurde und im speziellen die Energonthe-orie. Am letzten Sonntag ist er nun in Wien verstorben und gestern beerdigt worden.

Es war mir als Taucher, Unterwasserfotograf und später freischaffender Redaktor von Tauchzeitschriften der Schweiz und Deutschland vergönnt, diese drei Männer der ers-ten Stunde des Tauchens persönlich kennen zu lernen und auch mehrmals zu treffen.

2. Hans & Lotte Hass und die Xarifa Wie viele Wissenschaftler wurde auch die Karriere von Hans Hass durch den zweiten Weltkrieg durcheinander gewirbelt. Schon nach seiner Ausbildung 1937 begann er an der französischen Riviera mit Tauchen und machte 1939 seine ersten Film bei den ABC-Inseln. Schon 1947 nach dem Krieg vollendete er sein Filmwerk „Menschen un-ter Haien“ und war dann mit seinem Segelschiff Xarifa in der Karibik aber auch dem Pazifik unterwegs. Wegen der Finanzierung war Hass gezwungen, das Epos in einen Abenteuerfilm zu kleiden, was ihm ausgezeichnet gelang. So wurde der Betrachter von Szene zu Szene mit neuem Geschehen überrascht, in dem die Taucher mal nur Zuschauer, mal wieder Akteure waren, wie auch umgekehrt die Meeresbewohner. So sahen die meisten Menschen zum ersten Mal unendliche Korallenriffe, die vielen far-benfrohen Fische, Muränen, Wale und alle natürlich Haie aller Arten! Galapagos, da-mals wohl noch niemandem ein Begriff wie auch die Kokos-Inseln flimmerten plötz-lich in die Stuben der Zuschauer.

3. Die „Freiheit“ der Pioniere Die enormen Kosten, welche soweit als möglich auch wieder eingespielt werden mussten, führten dazu, dass alle Unterwasser-Filmer der Anfangszeit mit der biologi-schen Wahrheit etwas „grosszügig“ umgingen. Was nichts anderes heisst, dass die Bilder oft sehr frei zusammengeschnitten oder Szenen bewusst wegen der „Action“ provoziert wurden. Das gilt sowohl für Cousteau wie auch Hass. Während der Fran-zose schon mal in einem Tauchgebiet zur „Verschönerung“ Bilder von Fischen zeigte,

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die dort noch nie waren (zum Beispiel einen Steinfisch im westlichen Mittelmeer, den es dort so wenig gibt wie eine Krokodil im Tessin), liess Hass seine Frau Lotte schon mal in gefährlichen Situationen tauchen, die man heute vom Risiko niemals eingehen würde. Wobei abschliessend auch festzuhalten ist, dass die aufgeklärte Taucherge-meinde sich heute einig ist, dass ohne diese Aktionen sonst die moderne Meeresbio-logie aber auch der Schutz nie so schnell an Bedeutung gewonnen hätten. Die Nach-folger dieser Pioniere wie Hannes Keller – Erfinder des Mischgastauchens, Kurt Ams-ler – einer der weltbesten Unterwasserfotografen und TV-Mann Otto C. Honegger, um drei Schweizer zu nennen, haben sich bestimmt auch so konsequent dem Schutz der Meere verschrieben, weil sie die Steilvorlagen der Vorgänger vor Augen hatten.

4. Einige Erlebnisse mit Hans Hass 1980 Im Frühjahr 1980 hatte ich die Gelegenheit, Hans Hass anlässlich des österreichi-schen Foto- und Filmwettbewerb in Linz zu interviewen. Wir unterhielten uns natür-lich über den aktuellen Stand der Unterwasserarbeit in Bild und Film, weil damals ei-nige Akteure meinten, die scheinbar langweilig gewordene Unterwasserwelt mit ent-sprechenden Installationen, wir nannten es „Unterwasser-Papmaché“, aufpeppen zu müssen. Selbstverständlich war nicht nur Hans Hass von solchem Ansinnen entsetzt.

Dann war es im Spätherbst 1980 auf dem Bürgenstock, an der Prämierung des ers-ten internationalen Fotofestivals der Documenta Maritima. Nicht nur der Donator Dr. Hermann Heberlein gab sich die Ehre, auch Phillipe Taillez (1905 – 2002), der zu-sammen mit Frédéric Dumas und Jacques-Yves Cousteau zu den Pionieren des Fla-schentauchens gehört, war zugegen und natürlich Hans Hass. Als Organisator lernte ich da bei der Vorbereitung den liebenswerter Österreicher noch besser kennen.

Und im Winter 1980 hatte ich dann die Gelegenheit, einen ausführlichen Bericht über das Wirken von Hans Hass zu bearbeiten. Dabei und auch später kam es zu ver-schiedenen Kontakten und auch Besuchen in Vaduz, weil Hans & Lotte Hass längere Zeit im benachbarten Fürstentum verbrachten.

Linz. 3. März 1980 – Prof. Dr. Hans Hass und „mistral“ – Robert-Roger Martin ©Robert-Roger Martin 23.06.2013/10:22h

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