32. Tagung über tropische Vögel...aus 80 Somalis mit 120 Kamelen, 30 Issa-Leuten und 5...

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32. Tagung über tropische Vögel der Gesellschaft für Tropenornithologie e.V. vom 8. bis 11. September 2011 in Marlow - Mecklenburg-Vorpommern Tagungsband

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  • 32. Tagung über tropische Vögel

    der Gesellschaft für Tropenornithologie e.V.vom 8. bis 11. September 2011

    in Marlow - Mecklenburg-Vorpommern

    Tagungsband

  • Impressum

    Tagung über tropische Vögel der Gesellschaft für Tropenornithologie(Tag. trop. Vögel Ges. Trop.ornithol)

    ISSN 1618-4408, Jahrgang 2011, Band 15

    Herausgeber:Gesellschaft für Tropenornithologie e.V. (GTO), Bonn

    Redaktion:Christoph Hinkelmann, Lüneburg; Martin Päckert, Dresden; Robert Pfeifer, Bayreuth

    Layout und Gestaltung:Corinna Bartsch, Amselweg 23, D-56587 Oberhonnefeld-Gierend

    Druck:Verlag Lindemann, Stiftstrasse 49, D-63075 Offenbach a.M.

    Bezug:Horst Brandt, Schatzmeister der GTO, Schwalbenwinkel 3, D – 30989 Gehrden

    Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie fotomecha-nische und elektronische Wiedergabe nur mit Genehmigung des Heraus-gebers. Die Meinung der Verfasser entspricht nicht zwingend der von Herausgeber und Redaktion.

    © September 2011, GTO

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    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort 1

    Inhaltsverzeichnis 3

    Tagungsprogramm 5

    Vorträge

    Martin KaiserDie Kraniche der Welt – eine Übersicht über Status, Haltung und Zucht 11

    Nina Seifert Peene -Dakar? Ist das Zwergsump�uhn Porzana pusilla im Senegaldelta ein paläarktischer Zugvogel? 17

    Maria-E. Krautwald-JunghannsWichtige virale Krankheiten bei kleinen Singvögeln 21 Konstantin RuskeDie Vogelhaltung im Dallas World Aquarium 29

    Theo KleefischJuwelen der Vogelhaltung - über Himmels- und Langschwanzsylphe 31 Carlos & Ingrid StruweJuwelen in der Weite – Gefiederte Raritäten Brasiliens 35

    Kai GedeonÄthiopiens einzigartige Vogelwelt. Entdeckungsgeschichte, Taxonomie, Gefährdung, Schu� 43 Anna ReuleauxPopulations-, Nahrungs- und Brutökologie des Seychellen-Vasapapageis Coracopsis nigra barklyi 61

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    Inhaltsverzeichnis

    Ulrich SchulzSexuelle Selektion beim Que�al Pharomachrus mocinno - Erklärungsansä�e für die extremen Federausprägungen 71 Wolfram BrauneisDie beiden Ve�ern von Berlepsch und ihr unterschiedliches Wirken für die Ornithologie - als strenger Systematiker und heimatverbundener Vogelkundler 85

    Stephan M. HübnerRichard Faust und sein ornithologisches Wirken im Zoo Frankfurt 93 Werner Pittermann50 Jahre Faust–Vogelhallen im Zoo Frankfurt 97 Bernd MarcordesFruch�aubenhaltung in europäischen Zoos 105

    Peter KaufmannZucht afrikanischer Prachtfinken - noch immer eine Herausforderung ! ? 107

    Bernd SimonDer Rotschwanzweber Histurgops ruficauda: Erfahrungen aus der Haltung 111

    Christoph Hinkelmann Eine vogelkundliche Studienreise nach Kuba 117

    Renate BruckerBolivien – wo die Blaula�aras noch brüten 119

    Preis für Tropenornithologie 2011 121

    Liste der Referenten 123

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    Äthiopiens einzigartige Vogelwelt. Entdeckungsgeschichte, Taxonomie, Gefährdung, Schutz

    Kai GedeonDöblitzer Weg 1a06198 Wettine-mail: [email protected]

    Einleitung

    Äthiopien zeichnet sich durch eine große topographische und land-schaftliche Vielfalt aus. Das Höhenprofil reicht von 125 m unter dem Meeresspiegel in der Danakilwüste bis zum 4.533 m hohen Gipfel des Ras Dejen im Siemiengebirge. Mit einer Fläche von 1.127.000 km² ist Äthiopien etwas dreimal so groß wie Deutschland, bei einer ver-gleichbaren Einwohnerzahl von derzeit rund 85 Millionen.

    Die Besonderheit der äthiopischen Avifauna kann besser beurteilt werden, wenn sie in einem etwas weiteren Kontext betrachtet wird. Als räumlicher Bezugspunkt bietet sich das „Horn von Afrika“ an, zu dem hier neben Äthiopien seine Nachbarstaaten Eritrea, Djibuti und Somali sowie der vor der somalischen Küste liegende, aber politisch zu Jemen gehörende Sokotra-Archipel (kurz Sokotra) gezählt wird. In dieser Region kommen über 1.000 Brut- und Zugvogelarten vor. In Ta-belle 1 sind 67 Arten bzw. taxonomische Einheiten aufgeführt, denen der Status „endemisch“ zugesprochen werden kann. Eine solche Liste ist stets vorläufig und kann nicht mehr als eine Diskussionsgrundlage bieten. Das liegt zum einen daran, dass eine Reihe taxonomischer und nomenklatorischer Fragen noch ungeklärt ist (siehe Abschnitt Taxonomie). Neue Erkenntnisse führen zwangsläufig zu anderen Betrachtungsweisen und geänderten Zahlen. Zum anderen existiert stets ein Ermessensspielraum, ob man eine Art mit sehr kleinen Are-alanteilen (oder gelegentlichen Vorkommen) in Nachbarländern in eine solche Liste aufnimmt oder nicht. In den folgenden Abschnitten wird wiederholt auf Tabelle 1 Bezug genommen. Die eben genannten Überlegungen sollten dabei in Erinnerung bleiben, auch wenn sie an diesen Stellen nicht noch einmal explizit genannt werden.

    Bei aller Einschränkung zeigt die Tabelle eindrucksvoll, welche hohe avifaunistische Bedeutung das Horn von Afrika besitzt. In der Region gibt es mehrere Endemic Bird Areas (EBA), in denen mindes-

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    Kai Gedeon: Äthiopiens Vogelwelt. Entdeckungsgeschichte, Taxonomie, Gefährdung, Schutz

    tens zwei endemische Arten mit Arealen von jeweils unter 50.000 km² vorkommen. Im Afrotropical Highlands Biome liegt das EBA „Cen-tral Ethiopian highlands” (mit Francolinus harwoodi, Myrmecocichla melaena, Serinus flavigula und Serinus ankoberensis). Dem Somali Masai Biome sind vier Gebiete zuzuordnen: das EBA „South Ethiopian high-lands“ (mit Tauraco ruspolii, Caprimulgus solala, Zavattariornis strese-manni, Hirundo megaensis und Heteromirafra sidamoensis), das EBA „Yubba und Shabeelle valleys“ (mit Streptopelia reichenowi und Ploceus dichrocephalus), das EBA „North Somali mountains“ (mit Columba oli-viae, Turdus ludoviciae und Carduelis johannis) sowie das EBA „Central Somali coast“ (mit Mirafra ashi und Spizocorys obbiensis). Für das EBA „Socotra“ (ohne Abd al-Kuri) stehen Cisticola haesitatus, Incana incana, Onychognathus frater, Nectarinia balfouri, Passer insularis und Emberiza socotrana. Über die Region hinaus reicht das EBA „East African costal forest“. Hinzu kommen mehrere „secondary areas“ mit jeweils einer Art, die endemisch ist und ein eingeschränktes Areal besitzt (http://www.birdlife.org.datazone.de).

    Die nachfolgenden Notizen sind kursorisch und sollen einen Einblick zu ausgewählten Aspekten der Entdeckungsgeschichte, der Taxonomie, der Gefährdung und dem Schutz der Vogelwelt in der Region geben. Eine 2010 begonnene Studie zum Akazienhäher, Zavat-tariornis stresemanni, wird kurz erläutert.

    Entdeckungsgeschichte

    Einen kurzen, aber spannenden Überblick zur Entdeckung und Erforschung der Vogelwelt Äthiopiens und Eritreas geben Ash und Atkins (2009). Auf lediglich einen interessanten Aspekt soll hier näher eingegangen werden: die Rolle deutscher Forscher und Reisenden.

    Deutsche Forscher entdeckten und beschrieben 29 der 67 in Tabelle 1 aufgeführten Taxa, d.h. etwa 45% aller am Horn von Afrika endemi-schen Vogelarten.

    Die am frühesten datierte, noch heute anerkannte Erstbeschreibung einer in Äthiopien/Eritrea endemischen Art stammt aus der Feder von Johann Friedrich Gmelin (1789). Sie betrifft Oriolus monacha und geht zurück auf einen Eintrag in dem berühmten Werk „Histoire naturelle des oiseaux“ des Franzosen Buffon, in der die heute als verbindlich geltende binäre Nomenklatur jedoch keine Anwendung fand. Somit wird dem Göttinger Gelehrten die Ehre zuteil, die erste endemische

  • Vogelart am Horn von Afrika nach wissenschaftlichem Standard beschrieben zu haben.

    Die ersten deutschen Entdecker vor Ort waren Christian Gottfried Ehrenberg und Friedrich Wilhelm Hemprich. Nach ausgedehnten Forschungsreisen im Nahen Osten und Nordafrika führte sie eine weitere Expedition 1824/25 schließlich nach Südarabien und Abessinien (Eritrea). Insgesamt 34.000 Tierpräparate gelangten an das Naturkundemuseum in Berlin, für das sie tätig waren (Stresemann 1954). Ehrenberg beschrieb zahlreiche neue Arten, unter anderem Tockus hemprichii, den er nach seinem Reisebegleiter benannte. Ehrenberg, selbst Botaniker und Mikrobiologe, führte Hemprich auch als Mitautor vieler Beschreibungen an, obwohl dieser am 30. Juni 1825 gestorben war und auf der Insel Doalhut im Roten Meer bestattet wurde. Der Holotypus des Hemprich-Toko befindet sich noch heute in der Berliner Sammlung.

    Zu den besonders herausragenden Forschungsreisenden in Äthio-pien zählt ohne Zweifel Eduard Rüppell (Wilhelm Peter Eduard Simon Rüppell), dessen Forschungen in der Region 1826 begannen. Im Gegensatz zu Hemprich und Ehrenberg finanzierte er seine Reisen sowie die Publikation der Ergebnisse selbst, obgleich enge Bindungen zur Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft bestanden (Klausewitz 2002). Rüppell beschrieb 17 der 39 endemischen Vogel-arten in Äthiopien und Eritrea. Insgesamt tragen über 100 Vogelarten sowie weitere Spezies seinen Autorennnamen, darunter spekta-kuläre zoologische Entdeckungen wie der Äthiopische Wolf Canis simensis, der Blutbrustpavian Theropithecus gelada und der Nackt-mull Heterocephalus glaber. Zu seinen Werken gehören der zweiteilige Reisebericht „Reise in Abyssinien“ (Frankfurt am Main, 1838-1840), der in mehreren Heften erschienene, reich illustrierte Band „Neue Wirbelthiere zu der Fauna von Abessinien gehörig“ (Frankfurt am Main, 1835-1840) sowie die „Systematische Übersicht der Vögel Nord-Ost-Afrika‘s“ (Frankfurt am Main, 1845).

    Von großer Bedeutung war auch das Wirken von Theodor von Heuglin, der ab 1852 wiederholt Nordostafrika bereiste und – anders als seine Vorgänger - bis in die Galla-Gebiete vordrang. Die von ihm vorgelegte Artenliste der Vögel Nordostafrikas umfasst 754 Arten (Heuglin 1856). Seine ornithologischen Präparate gingen an Christian Ludwig Brehm. In späteren Jahren wertete Heuglin die Aufzeichnun-gen und Sammlungen von Orazio Antinori und Paul Wilhelm von

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    Württemberg aus Abyssinien aus. Er galt, nach Rüppell, für viele Jahrzehnte als die führende Autorität zu Fragen der Vogelwelt am Horn von Afrika (Ash & Atkins 2009). Eine geplante Expedition nach Sokotra kam durch seinen frühen Tod 1876 nicht mehr zustande.

    So waren der aus Halle (Saale) stammenden Emil Riebeck und der Botaniker und Afrikaforscher Georg Schweinfurt die ersten Deut-schen, die Sokotra im Jahre 1881 besuchten. Riebecks zoologische Auf-sammlungen erwiesen sich als sehr ergiebig. Mehrere Arten waren neu für die Wissenschaft und tragen seinen Namen, darunter Insek-ten und Mollusken (Neumann & Gedeon 2009). Die bemerkenswerte Vogelwelt war allerdings schon durch die Aufsammlungen von Isaac Bayley Balfour weitgehend dokumentiert worden, der nur ein Jahr vor Riebeck auf der Insel weilte. Dennoch glaubte Hartlaub (1881), der die Vogelsammlung von Riebeck bearbeitete, eine weitere neue Vogelart zu erkennen: Rhynchostruthus riebecki. Im selben Jahr hatten er und Sc-later bereits Rhychostrutus socotranus aus der Sammlung von Balfour beschrieben (Sclater & Hartlaub 1881). Wie sich später herausstellte handelte es sich bei riebecki um die gleiche Art.

    Carlo Freiherr von Erlanger bereiste Äthiopien und Somalia in den Jahren 1899-1901 und sammelte in dieser Zeit über 20.000 Insekten so-wie 10.000 Vogelbälge und andere Tiere. Einen ungefähren Eindruck von den logistischen Herausforderungen und den Unwägbarkeiten des Unternehmens geben folgende kurze Sätze aus seiner Reisebe-schreibung (Erlanger 1904): „So bestand denn jetzt die Karawane aus 80 Somalis mit 120 Kamelen, 30 Issa-Leuten und 5 Europäern… Während der Reise starben im Ganzen nur sieben Mann.“ Erlanger verunglückte 1904 im Alter von nur 31 Jahren bei einem Autounfall nahe Salzburg. Oscar Neumann, der mit Erlanger aufgebrochen war, dann jedoch selbständig den Südwesten Äthiopiens erforschte (Neu-mann 1902), beschrieb Calandrella erlangeri als neue Art. Auch der von Reichenow beschriebene Laniarius erlangeri ist nach Carlo von Erlan-ger benannt.

    Die Endeckung neuer Vogelarten am Horn von Afrika setzte sich bis in jüngste Zeit fort. 20 der 67 Arten in Tabelle 1 wurden erst im 20. Jahrhundert beschrieben. Die letzte spektakuläre Neubeschrei-bung eines Endemiten betrifft Caprimulgus solala, an der erstmals ein Biologe aus Äthiopien, Chemere Zewdie, beteiligt war (Safford et al. 1995).

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  • TaxonomieZahlreiche taxonomische Fragen zur Vogelwelt der Region bedür-

    fen noch weiterer Klärung oder sind erst in jüngster Zeit untersucht worden.

    Das betrifft mindestens acht der in Tabelle 1 aufgeführten Taxa: Der Sokotra-Bussard ist nach genetischen Befunden am nähesten mit Buteo bannermanni verwandt, der auf den Kapverden lebt. Eine gültige nomenklatorische Abtrennung war lange nicht erfolgt (Jennings 2010) bis zur formellen Beschreibung von Buteo socotraensis durch Porter & Kirwan (2010). Der in Somalia lebende Buteo archerie wird als oft als Unterart von Buteo augur betrachtet. Nähere Untersuchungen zur Ab-grenzung der Populationen fehlen. Otus socotranus (beschrieben 1899) gilt neuerdings wieder als eigene Art, nachdem sie lange O. senegalen-sis zugeordnet war (Jennings, l.c.). Auch die Wiederabgrenzung von Laniarius erlangeri (beschrieben 1905) von L. aethiopicus erfolgte erst in jüngster Zeit (Nguembock et al. 2008). In diesem Zusammenhang wurde auch der erst 1991 von Smith et al. beschriebene Bulo Burti Boubou L. liberatus als Morphe erkannt und der Artstatus wieder eingezogen. Calandrella erlangeri (beschrieben 1905) galt bzw. gilt als Subspecies von Calandrella blanfordi. Dowsett and Forbes-Watson (1993) vereinigten C. somalica, C. athensis and C. erlangeri zu C. somalica. Clements (2000) führt C. erlangeri jedoch wieder als eigene Art. Wäh-rend Redman et al. (2009) dem folgen, führen Ash & Atkins (2009) erlangeri weiter als Unterart von C. blanfordi. Eine endgültige Klärung scheint offen. Ähnlich uneinheitlich wird bei Cisticola lugubris verfah-ren, die als eigene Art (beschrieben 1840) oder aber als Subspezies von C. galactotes geführt wird. Die Abgrenzung von Pytilia lineata von P. phoenicoptera scheint allgemein anerkannt, wobei Ash & Atkins (l. c.) die Art als äthiopischen Endemit führen, Redman et al. (l. c.) hingegen nicht. Die Systematik der Steinschmätzer ist besonders komplex und bedarf weitergehender Untersuchungen. Der in Äthiopien und Soma-lia vorkommende Oenanthe lugubris wird gewöhnlich abgegrenzt von O. lugens (nicht jedoch durch del Hoyo et al. 2005). Unklar scheint weiterhin die Beziehung zum ostafrikanischen O. (lugubris) schalowi.

    Zwei der in Tabelle 1 genannten Arten sind bisher lediglich von Sammlungsbelegen bekannt. Keine der beiden Arten konnte bisher lebend beobachtet werden. Hirundo perdita wurde 1884 an einem Leuchtturm im Roten Meer gesammelt. Das Brutgebiet der Art ist

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  • unbekannt, könnte aber in Äthiopien liegen. Die 1988 erstmals in Äthiopien beobachteten „Ethiopian cliff swallows“ zeigten einige Merkmale von H. perdita, betreffen aber vermutlich eine eigene, bis heute wissenschaftlich unbeschriebene Art. Seit Mitte 90er gibt es nur noch sporadische Beobachtungen (Ash & Atkins 2009). Ebenfalls ohne gültigen wissenschaftlichen Artnamen ist der „Toha sunbird“, von dem es lediglich eine Sichtbeobachtung dreier Vögel in Djibuti aus dem Jahr 1985 gibt (Fry et al. 2000).

    Auch neue Entdeckungen bzw. Splittungen von Arten sind im Zuge weiterer Forschungen nicht auszuschließen. Ein Kandidat könn-te Salpornis spinolotus sein, der in Indien und Afrika verbreitet ist. Tiet-ze und Martens (2010) schlagen vor, die indischen und afrikanischen Populationen als getrennte Arten zu führen. Aber auch innerhalb Afrikas gibt es verschiedene Subspezies: in Äthiopien S. s. erlangeri. Es gibt deutliche morphologische und stimmliche Unterschiede, die erlangeri von den übrigen Gruppen trennen. In weitergehenden Un-tersuchungen wäre zu klären, ob vielleicht auch erlangeri Artstatus zukommt.

    Wenn es heute um die Taxonomie der Timaliidae geht, wird noch immer Ernst Hartert mit dem Spruch zitiert: „Was man nicht un-terbringen kann, sieht man als Timalien an“. Tatsächlich steht die Zugehörigkeit von mehr als einem Dutzend Gattungen zur Familie der Timaliidae noch immer in Frage, darunter Parophasma, eine mo-notypische, nur in Äthiopien vertretene Gattung. Parophasma galinieri, die Singtimalie, ist für ihre Qualitäten als Sänger bekannt - nicht un-bedingt ein charakteristisches Merkmal für Timalien. Genetische Un-tersuchungen bestätigten eine Verwandtschaft mit den Grasmücken (Gelang et al. 2009). Eine abschließende Untersuchung zur genauen Stellung der Art steht aber noch aus.

    Gefährdung

    Viele der endemischen Arten am Horn von Afrika leben in aus-gesprochen eng umgrenzten Gebieten. 30 der 67 Arten in Tabelle 1 haben Areale von weniger als 20.000 km². Zum Vergleich: Der Frei-staat Sachsen umfasst eine Fläche von 18.415 km². Acht dieser Arten haben sogar Areale die kleiner (oder vermutlich kleiner) sind als die sächsische Stadt Chemnitz, mit ihrem etwa 220 km² umfassenden Stadtgebiet. Entsprechend hoch muss das Gefährdungspotential dieser Arten eingeschätzt werden. Regionale und selbst lokale Verän-

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  • derungen in der Landnutzung oder in den Klimaverhältnissen lassen einschneidende Folgen für die Entwicklung und den Fortbestand der Populationen erwarten.

    Gemäß IUCN gelten 17 der 67 Arten in Tabelle 1 als weltweit bedroht („endangered“), drei davon kritisch („critical endagered“): Francolinus ochropectus, Heteromirafra archeri und Heteromirafra sidamo-ensis. Die letztgenannte Art kommt nach bisher publizierten Kennt-nissen nur noch in einem ca. 30 km² großen Gebiet in Südäthiopien vor. Die Größe der Gesamtpopulation wird auf weniger als 250 Tiere geschätzt (Donald et al. 2010). Sollten Schutzmaßnahmen nicht in allernächster Zeit greifen, dann werden wir wohl Zeugen ihres Aussterbens. Ermutigend sind neueste Beobachtungen aus dem Mai 2011, wonach die Art in einem weiteren kleinen Gebiet im Nordosten Äthiopiens vorkommt (N. Collar, mdl.). Genetische Untersuchungen sollen zudem klären, ob H. archeri und H. sidamoensis tatsächlich ver-schiedene Taxa sind.

    Betrachtet man die Vogelwelt des afrikanischen Kontinents als Ganzes, dann ist die des östlichen Afrika (incl. Horn von Afrika und vorgelagerte Inseln) besonders gefährdet. 107 der hier lebenden Vogelarten waren gemäß IUCN-Kriterien bereits in den 90er Jahren bedroht (critical endangered, endagered oder vulnerable). Das sind mehr als 50% aller 207 in Afrika bedrohten Vogelarten (WCM/IUCN 1998).

    Von den Gefährdungsursachen für den Erhalt der Biodiversität in Äthiopien sollen hier nur zwei der besonders gravierenden kurz ge-nannt werden: „land grabbing“ und Bevölkerungswachstum. Beide Prozesse lassen den Verlust von Lebensräumen für bedrohte Vogelar-ten in großem Umfang befürchten.

    Zusammen mit Südamerika verfügt Afrika (südlich der Sahara) über die größten Reserven von potentiellem Ackerland weltweit. Vor dem Hintergrund wachsender Nahrungsmittelpreise und dem steigendem Bedarf an Bio-Sprit sind weltweit agierende Investoren zunehmend am Kauf oder der langfristigen Pacht dieser Gebiete in-teressiert. Nach verschiedenen Internetquellen werden in Äthiopien etwa 23 Millionen Hektar als geeignet für den Anbau nachwachsen-der Rohstoffe betrachtet, insbesondere Castor und Atropha – das ist ca. das Doppelte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutsch-lands. Für die unmittelbar kommenden Jahre plant die Regierung die Einführung intensiver Bewirtschaftung und die Verpachtung

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    von 3 Millionen Hektar Ackerland an ausländische Investoren (http://af.reuters.com, 5. November 2009). Die damit verbunden Folgen für Natur und Landschaft, aber auch für die Bevölkerung, werden gra-vierend sein.

    Die Einwohnerzahl Äthiopiens wird sich von heute 85 Millionen bis zum Jahr 2050 nahezu verdoppelt haben. Auch dadurch wird sich der Druck auf die natürlichen Ressourcen des Landes stark erhöhen. Vor allem im Osten Äthiopiens (Afar-Region, Ogaden und Teilen Oromias) wird der absehbare Klimawandel nicht nur zur Verände-rung der Habitate, sondern auch zur Verringerung ihres landwirt-schaftlichen Potentials führen. Das Land steht in den kommenden Jahrzehnten ohne Zweifel vor enormen Herausforderungen, wenn es den Reichtum seiner Biodiversität bewahren will.

    Schutz

    In Äthiopien gibt es derzeit sieben Nationalparke, mehrere Wild-life Sanctuaries sowie einer Reihe weitere Gebiete mit Schutzstatus. Der Erhaltungszustand ist in den meisten dieser Gebiete unbefriedi-gend. Im Harenna Forest (Bale Nationalpark) belief sich der Rück-gang dichter Wälder zwischen 1973 und 2000 auf 15%; etwa 4% des Waldes verschwanden vollständig (Pinard et al., ohne Jahr). Weite Teile des Parks werden durch Siedler genutzt. Nachdem restriktive Schutzmaßnahmen und Verbote scheiterten, setzte man in den letzten Jahren zunehmend auf ein kooperatives Vorgehen, das die Belange und Kenntnisse der lokalen Bevölkerung einbezieht. Dies entspricht im Grundsatz den Bemühungen des IUCN um die Einrichtung so-genannter „Indigenous and Comminity Conserved Areas“ (ICCAs) – einer bisher eher unkonventionellen Schutzgebietskategorie (Ko-thari 2009). Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Umfang dieses Konzept erfolgreich ist.

    Für das Boranagebiet haben Bassi & Tache (2011) die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen eines solchen Ansatzes aufgezeigt. Praktische Hindernisse bestanden insbesondere in der massiven Zuwanderung aus anderen Gebieten, politischer Marginalisierung der Pastoralisten und einer de facto Privatisierung des ursprünglich gemeinschaftlich genutzten Landes.

    Die Naturschutzverwaltung des Bundesstaates Oromia plant der-zeit, das Yabello Wildlife Sanctuary zu erweitern und seinen Status anzuheben. Vorgesehen ist die Ausweisung eines weiteren National-

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  • parks. Von diesen Maßnahmen könnten insbesondere Hirundo mega-ensis und Zavattariornis stresemanni profitieren, zwei Endemiten, die nur in einem kleinen Gebiet im Süden Äthiopiens vorkommen.

    Vor diesem Hintergrund startete 2010 das Projekt „Untersuchun-gen zum Areal des Akazienhähers Zavattariornis stresemanni in Süd-äthiopien“, dass von der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft und der Gesellschaft für Tropenornithologie gefördert wurde.

    Die Art besiedelt ein ausgesprochen kleines Areal in Südäthiopien. Dies mag ein Grund dafür sein, dass wir bis heute ausgesprochen wenig über die Biologie dieser Art wissen. Die Arbeiten befassen sich überwiegend mit Fragen zur Häufigkeit und zur Gefährdung der Art sowie zu Habitatveränderungen (u.a. Hundessa 1991, Syvertson & Dellelgen 1991, Collar et al. 1994, Borghesio & Gianetti 2005, Mellanby et al. 2008), weniger mit dem Verhalten und den Lebensraumansprü-chen (Gedeon 2006). Der Gesamtbestand wird auf ca. 10.000 - 20.000 Individuen geschätzt, wobei allerdings keine wirklich belastbaren Untersuchungen vorliegen. In der aktuellen IUCN Red List of Threa-tened Species ist Zavattariornis in der Kategorie „endangered“ gelistet (IUCN 2010).

    Der Akazienhäher ist im Kern seines Verbreitungsgebietes auch heute noch eine durchaus häufig zu beobachtende Vogelart. Zumin-dest lokal können hohe Siedlungsdichten erreicht werden. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass die Landschaftsstruktur derzeit einen tief greifenden Wandel erfährt. Aus der kleinen Siedlung Yabello ist im Laufe der letzten Jahre ein Verwaltungszentrum mit mehreren zehntausend Einwohnern geworden. Akazienhäher wurden zwar am Rande der urbanen Zone beobachtet, fehlen aber im dichtbebauten Zentrum. Noch gravierender ist der Lebensraumverlust für die Häher durch Ausweitung des Feldfruchtanbaues. Akazienbestände werden überall großflächig gerodet. Dieser Prozess ist in den letzten Jahren durch politische und administrative Förderung stark beschleunigt worden. Noch vor zehn bis zwanzig Jahren war Feldbau bei den Borana praktisch unbekannt. Als seminomadische Hirten waren sie nahezu ausschließlich mit Viehzucht beschäftigt. Die Viehweiden waren Eigentum der Gemeinschaft (Allmende), der private Besitz von Boden sowie die Bevorratung mit Nahrungsmitteln unbekannt. Diese Lebens- und Wirtschaftsweise führte bei anhaltenden Dürrepe-rioden regelmäßig zu Hungersnöten (Helland 1997). Durch teilweise Umstellung der Landbewirtschaftung auf Maisanbau soll nunmehr

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  • die Eigenversorgung gefördert, vor allem aber das Angebot für den überregionalen Markt ausgeweitet werden. Die Folgen sind sowohl für den Lebensraum der Häher als auch für das soziale System der indigenen Bevölkerung gravierend. Die von Zavattariornis bewohnten Akazienbestände im Umfeld von Dörfern sind besonders gefährdet. Sie stocken vor allem auf skelettarmen, relativ tiefgründigen Böden und bieten sich somit für die Umwandlung in Äcker in besonderem Maße an (Gedeon 2006).

    Die im Jahre 2010 begonnen Untersuchungen lassen wichtige Erkenntnisse für den Schutz der Art erwarten. Die Ausdehnung des Gesamtareals wird erstmals genau dokumentiert. Es zeichnet sich ab, dass das Gesamtareal deutlich über der von BirdLife International (2011) angenommenen Größe von 4.600 km² liegt. Die Populations-stärke übersteigt ebenfalls die bisherigen Schätzungen. Allerdings wurde auch deutlich, dass es große Dichteunterschiede innerhalb des Areals gibt – eine Feststellung, die für die Einleitung und Umsetzung praktischer Maßnahmen wichtig ist, da gerade in den jetzt abgegrenz-ten Kerngebieten der Verbreitung mit einer Veränderung der Land-nutzung zu rechnen ist. Die Habitatpräferenzen der Häher sowie mögliche Auswirkungen von Nutzungsänderungen sollen deshalb ab 2011 in weiteren Untersuchungen analysiert werden.

    Mit Unterstützung von BirdLife International arbeitet die Ethio-pian Wildlife and Natural History Society (EWNHS) derzeit an der Erstellung eines Aktionsplanes für den Akazienhäher. Die hier vor-gestellten Untersuchungen werden dafür wesentliche Grundlagen liefern können.

    Dank

    Die Untersuchungen zum Akazienhäher im Jahr 2010 wurden durch die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft und die Gesellschaft für Tropenornithologie gefördert. Wichtige Anregungen zu den Inhalten der vorliegenden Arbeit gaben Chemere Zewdie, Megistu Wondafrash, Yilma Dellelegn, Dr. Paul Donald sowie Dr. Nigel Col-lar. Dr. Frank Steinheimer (Halle) und Dr. Martin Päckert (Dresden) steuerten wertvolle Hinweise und Korrekturen bei der Durchsicht der Endfassung des Manuskriptes bei. Den genannten Herren und Insti-tutionen danke ich sehr herzlich für ihre Unterstützung.

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  • Tabelle 1: Endemische Brutvögel am Horn von Afrika (Äthiopien, Eritrea , Somalia, Sokotra). Einbezogen wurden auch solche Arten, die nur kleine Areal-anteile in benachbarten Ländern des Festlandes (Sudan, Kenia) haben. Angaben zu Areal- und Populationsgrößen sowie Trend überwiegend nach BirdLife Internatio-nal 2011 (www.birdlife.org download 30. April 2011). IUCN-Gefährdungskategori-en nach IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.4. (www.iucnredlist.org, download 30. April 2011).

    Art Areal (km²) Population Trend IUCN

    Ä Francolinus harwoodi (Blundell & Lovat, 1899)

    17.000 10.000-20.000 - VU

    Ä, S, K Francolinus castaneicollis(Salvadori, 1888)

    224.000 ? ? LC

    D Francolinus ochropectus(Dorst & Jouanin, 1952)

    58 720-830 - CR

    Ä Cyanochen cyanoptera(Rüppell, 1845)

    361.000 5.000-15.000 - VU

    So Buteo socotraensis(Porter & Kirwan, 2010)

    3.600** 500** ?

    S Buteo archeri*(Sclater, 1918)

    ? ? ?

    Ä, E Bostrychia carunculata (Rüppell, 1837)

    540.000 10.000-25.000 ? LC

    Ä, E Rougetius rougeti(Guérin-Méneville, 1843)

    335.000 2.500-10.000 ? NT

    Ä, S Eupodotis humilis (Blyth, 1856)

    362.000 ? ? NT

    Ä Vanellus melanocephalus (Rüppell, 1845)

    180.000 1.000-10.000 ? LC

    Ä, E Columba albitorques (Rüppell, 1837)

    295.000 ? ? LC

    Ä, S, K Streptopelia reichenowi (Erlanger, 1901)

    110.000 ? ? NT

    Ä, E Agapornis taranta (Stanley, 1814)

    347.000 ? ? LC

    Ä Poicephalus flavifrons (Rüppell, 1845)

    126.000 ? ? LC

    53

    Kai Gedeon: Äthiopiens Vogelwelt. Entdeckungsgeschichte, Taxonomie, Gefährdung, Schutz

  • Ä Tauraco ruspoli (Salvadori, 1896)

    12.000 2.500-10.000 - VU

    So Otus socotranus (Ogilvie-Grant & Forbes 1899)

    3.600** 500-1.000** ?

    Ä Caprimulgus solala (Safford, Ash, Duckworth, Tefler & Zewdie, 1995)

    200 ? ? VU

    S, So Apus berliozi Ripley 1965

    42.000 ? ? LC

    Ä, E Lybius undatus (Rüppell, 1837)

    556.000 ? ? LC

    Ä, E Dendropicos abyssinicus (Stanley, 1814)

    464.000 ? ? LC

    Ä, E Oriolus monacha (Gmelin, 1789)

    478.000 ? ? LC

    Ä Zavattariornis stresemanni (Moltoni, 1938)

    4.600 2.500-10.000 - EN

    Ä, E, Su Corvus crassirostris (Rüppell, 1836)

    466.000 ? ? LC

    Ä, E Parus leuconotus (Guérin-Méneville, 1843)

    141.000 ? ? LC

    So Chalcomitra balfouri (Sclater & Hartlaub, 1881)

    3.600 ? ? LC

    D Chalcomitra sp. (Toha Sunbird) 1985

    ? ? ?

    S Laniarius erlangeri* (Reichenow, 1906)

    ? ? ?

    Ä Hirundo megaensis (Benson, 1942)

    14.900 2.500-10.000 - VU

    ? Hirundo perdita (Fry & Smith, 1985)

    ? ? ? DD

    Ä Petrochelidon sp. (Ethiopian Cliff Swallow) 1988

    ? ? ?

    S Mirafra somalica (Witherby, 1903)

    268.000 ? ? LC

    S Mirafra ashi 1.700 2.500-10.000 - EN54

    Kai Gedeon: Äthiopiens Vogelwelt. Entdeckungsgeschichte, Taxonomie, Gefährdung, Schutz

    Tabelle 1: Fortsetzung

  • S Heteromirafra archeri (Clarke, 1920)

    2 50-250 - CR

    Ä Heteromirafra sidamoensis (Erard, 1975)

    52 50-250 - CR

    S Alaemon hamertoni (Witherby, 1905)

    125.000 ? ? LC

    Ä Calandrella erlangeri (Neumann 1906)

    ? ? ?

    S Spizocorys obbiensis (Witherby, 1905)

    41.700 ? ? DD

    Ä Parophasma galinirie (Guérin-Méneville, 1843)

    262.000 ? ? LC

    Ä, E Onychognathus albirostris (Rüppell, 1836)

    99.000 ? ? LC

    Ä,E,S,So Onychognathus blythii (Hartlaub, 1859)

    ? ? ? LC

    So Onychognathus frater (Sclater & Hartlaub, 1881)

    3.600 ? ? LC

    So Passer insularis Sclater & Hartlaub, 1881

    3.600 250.000 ? LC

    So Passer hemileucus Ogilvie-(Grant & Forbes, 1900)

    132 250-1.000 +/- VU

    Ä Cercomela dubia (Blundell & Lovat, 1899)

    58.700 ? + DD

    Ä,E Myrmecocichla melaena (Rüppell, 1837)

    164.000 ? ? LC

    Ä, E Thamnolaea semirufa (Rüppell, 1837)

    193.000 ? ? LC

    So Turdus ludoviciae (Phillips, 1895)

    12.200 10.000-20.000 - VU

    Ä, So Sylvietta philippae (Williams, 1955)

    175.000 ? ? DD

    Ä, E Cisticola lugubris* (Rüppell, 1840)

    ? ? ?

    So Cisticola haesitatus (Sclater & Hartlaub, 1881)

    7 70 8.000 +/- NT

    So Incana incana (Sclater & Hartlaub, 1881)

    3.600 5.000 ? LC

    55

    Kai Gedeon: Äthiopiens Vogelwelt. Entdeckungsgeschichte, Taxonomie, Gefährdung, Schutz

    Tabelle 1: Fortsetzung

  • Ä, E Melaenornis chocolatinus (Rüppell, 1840)

    280.000 ? ? LC

    Ä, S, K Ploceus dichrocephalus (Salvadori, 1896)

    ? ? ? LC

    Ä, Su Pytilia lineata* (Heuglin, 1863)

    ? ? ?

    Ä Macronyx flavicollis (Rüppell, 1840)

    371.000 ? ? NT

    Ä, S Oenanthe phillipsi (Shelley, 1885)

    468.00 ? ? LC

    Ä, E, S Oenanthe lugubris* (Rüppell, 1837)

    ? ? ?

    Ä Serinus nigriceps (Rüppell, 1840)

    46.000 ? ? LC

    Ä, E Serinus xanthopygius (Rüppell, 1840)

    102.000 ? ? LC

    Ä Serinus flavigula (Salvadori, 1888)

    4.600 250-1.000 - EN

    Ä Serinus xantholaemus (Salvadori, 1896)

    280 2.500-10.000 - VU

    Ä, E, S Serinus tristriatus (Rüppell, 1840)

    186.000 ? ? LC

    Ä Serinus ankoberensis (Ash, 1979)

    16.400 10.000-20.000 - VU

    So Rhynchostruthus socotranus (Sclater & Hartlaub, 1881)

    3.600 6.500 ? LC

    S Rhynchostruthus louisae (Lort Phillips, 1897)

    23.900 2.500-10.000 - NT

    S Carduelis johannis (Clarke, 1919)

    2.400 250-1.000 - EN

    So Emberiza socotrana (Ogilvie-Grant & For-bes, 1899)

    310 250-1.000 +/- VU

    Ä – Äthiopien, E – Eritrea, S – Somalia, So – Sokotra-Archipel, K – Kenia, Su – Sudan, * teilweise als Unterarten betrachtet, ** nach Jennings (2010)Trend: ? unbekannt, +/- gleichbleibend, - negativCR – critically endangered, EN – endangered, VU – vulnerable, LC – least concern, DD – data deficient

    56

    Kai Gedeon: Äthiopiens Vogelwelt. Entdeckungsgeschichte, Taxonomie, Gefährdung, Schutz

    Tabelle 1: Fortsetzung

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    60

    � �V�o�r�w�o�r�t� �I�n�h�a�l�t�s�v�e�r�z�e�i�c�h�n�i�s� �T�a�g�u�n�g�s�p�r�o�g�r�a�m�m� �D�i�e� �K�r�a�n�i�c�h�e� �d�e�r� �W�e�l�t� �� �e�i�n�e� �Ü�b�e�r�s�i�c�h�t� �ü�b�e�r� �S�t�a�t�u�s�,� �H�a�l�t�u�n�g� �u�n�d� �Z�u�c�h�t� �M�a�r�t�i�n� �K�a�i�s�e�r� �P�e�e�n�e� �-�D�a�k�a�r�?� �I�s�t� �d�a�s� �Z�w�e�r�g�s�u�m�p�f�h�u�h�n� �P�o�r�z�a�n�a� �p�u�s�i�l�l�a� �i�m� �S�e�n�e�g�a�l�d�e�l�t�a� �e�i�n� �p�a�l�ä�a�r�k�t�i�s�c�h�e�r� �Z�u�g�v�o�g�e�l�?� �N�i�n�a� �S�e�i�f�e�r�t� �W�i�c�h�t�i�g�e� �v�i�r�a�l�e� �K�r�a�n�k�h�e�i�t�e�n� �b�e�i� �k�l�e�i�n�e�n� �S�i�n�g�v�ö�g�e�l�n� �M�a�r�i�a�-�E�.� �K�r�a�u�t�w�a�l�d�-�J�u�n�g�h�a�n�n�s�,� �S�.� �V�o�r�b�r�ü�g�g�e�n�,� �V�.� �S�c�h�m�i�d�t� �D�i�e� �V�o�g�e�l�h�a�l�t�u�n�g� �i�m� �D�a�l�l�a�s� �W�o�r�l�d� �A�q�u�a�r�i�u�m� �J�u�w�e�l�e�n� �d�e�r� �V�o�g�e�l�h�a�l�t�u�n�g� � �-� � �ü�b�e�r� �H�i�m�m�e�l�s�-� �u�n�d� �L�a�n�g�s�c�h�w�a�n�z�s�y�l�p�h�e� �T�h�e�o� �K�l�e�e�f�i�s�c�h� �J�u�w�e�l�e�n� �i�n� �d�e�r� �W�e�i�t�e� �� �G�e�f�i�e�d�e�r�t�e� �R�a�r�i�t�ä�t�e�n� �B�r�a�s�i�l�i�e�n�s� �Ä�t�h�i�o�p�i�e�n�s� �e�i�n�z�i�g�a�r�t�i�g�e� �V�o�g�e�l�w�e�l�t�.� �E�n�t�d�e�c�k�u�n�g�s�g�e�s�c�h�i�c�h�t�e�,� �T�a�x�o�n�o�m�i�e�,� �G�e�f�ä�h�r�d�u�n�g�,� �S�c�h�u�t�z� �K�a�i� �G�e�d�e�o�n� �P�o�p�u�l�a�t�i�o�n�s�-�,� �N�a�h�r�u�n�g�s�-� �u�n�d� �B�r�u�t�ö�k�o�l�o�g�i�e� �d�e�s� �S�e�y�c�h�e�l�l�e�n�-�V�a�s�a�p�a�p�a�g�e�i�s� �C�o�r�a�c�o�p�s�i�s� �n�i�g�r�a� �b�a�r�k�l�y�i� �A�n�n�a� �R�e�u�l�e�a�u�x� �S�e�x�u�e�l�l�e� �S�e�l�e�k�t�i�o�n� �b�e�i�m� �Q�u�e�t�z�a�l� �P�h�a�r�o�m�a�c�h�r�u�s� �m�o�c�i�n�n�o� �-� �E�r�k�l�ä�r�u�n�g�s�a�n�s�ä�t�z�e� �f�ü�r� �d�i�e� �e�x�t�r�e�m�e�n� �F�e�d�e�r�a�u�s�p�r�ä�g�u�n�g�e�n� �U�l�r�i�c�h� �S�c�h�u�l�z� �D�i�e� �b�e�i�d�e�n� �V�e�t�t�e�r�n� �v�o�n� �B�e�r�l�e�p�s�c�h� �u�n�d� �i�h�r� �u�n�t�e�r�s�c�h�i�e�d�-�l�i�c�h�e�s� �W�i�r�k�e�n� �f�ü�r� �d�i�e� �O�r�n�i�t�h�o�l�o�g�i�e� �-� � �a�l�s� �s�t�r�e�n�g�e�r� �S�y�s�t�e�m�a�t�i�k�e�r� �u�n�d� �h�e�i�m�a�t�v�e�r�b�u�n�d�e�n�e�r� �V�o�g�e�l�k�u�n�d�l�e�r� �R�i�c�h�a�r�d� �F�a�u�s�t� �u�n�d� �s�e�i�n� �o�r�n�i�t�h�o�l�o�g�i�s�c�h�e�s� �W�i�r�k�e�n� �i�m� �Z�o�o� �F�r�a�n�k�f�u�r�t� �S�t�e�p�h�a�n� �M�.� �H�ü�b�n�e�r� �5�0� �J�a�h�r�e� �F�a�u�s�t ��V�o�g�e�l�h�a�l�l�e�n� �i�m� �Z�o�o� �F�r�a�n�k�f�u�r�t� �W�e�r�n�e�r� �P�i�t�t�e�r�m�a�n�n� �F�r�u�c�h�t�t�a�u�b�e�n�h�a�l�t�u�n�g� �i�n� �e�u�r�o�p�ä�i�s�c�h�e�n� �Z�o�o�s� �Z�u�c�h�t� �a�f�r�i�k�a�n�i�s�c�h�e�r� �P�r�a�c�h�t�f�i�n�k�e�n� �-� �n�o�c�h� �i�m�m�e�r� �e�i�n�e� �H�e�r�a�u�s�f�o�r�d�e�r�u�n�g� �!� �?� �D�e�r� �R�o�t�s�c�h�w�a�n�z�w�e�b�e�r� �H�i�s�t�u�r�g�o�p�s� �r�u�f�i�c�a�u�d�a�:� �E�r�f�a�h�r�u�n�g�e�n� �a�u�s� �d�e�r� �H�a�l�t�u�n�g� �B�e�r�n�d� �S�i�m�o�n� �E�i�n�e� �v�o�g�e�l�k�u�n�d�l�i�c�h�e� �S�t�u�d�i�e�n�r�e�i�s�e� �n�a�c�h� �K�u�b�a� �B�o�l�i�v�i�e�n� �� �w�o� �d�i�e� �B�l�a�u�l�a�t�z�a�r�a�s� �n�o�c�h� �b�r�ü�t�e�n� �P�r�e�i�s� �f�ü�r� �T�r�o�p�e�n�o�r�n�i�t�h�o�l�o�g�i�e� �2�0�1�1� �L�i�s�t�e� �d�e�r� �R�e�f�e�r�e�n�t�e�n