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34  SPORT Spot on… Käerjeng Am Wochenende vom 6. bis zum 8. September werden in Bascharage 82 Jugendmannschaften erwartet. Über die Bedeutung des Jugend-Cups, an dem renommierte Teams wie Borussia Mönchengladbach und Leicester City FC teilnehmen, haben wir uns mit David Zenner unterhalten. Herr Zenner, was erwartet die Zuschauer am Wochenende vom 6. bis zum 8. September? Eine kleine Club-Europameisterschaft im Jugend- bereich. Hauptevent des Cups ist das U-11-Turnier. Bei diesem Wettbewerb treten 16 Mannschaften aus Luxemburg gegen 16 Mannschaften aus dem Aus- land an. Darunter Clubs wie der Hamburger SV, der den Jugend-Cup in den beiden vergangenen Jah- ren gewonnen hat, und die bereits erwähnten Ver- eine. Dass genauso viele nationale wie internationale Teams vertreten sind, ist uns sehr wichtig. Und wie sieht die Chancengleichheit zwischen beispielsweise OSC Lille und FC Mondercange aus? (lacht) Na ja, gegen die Jugendmannschaften der eingeladenen europäischen Vereine haben die Luxemburger Mannschaften keine Chance. Letztes Jahr wurde der Cup vom Hamburger HSV gewon- nen. Auf Platz zwei und drei landeten RSC Ander- lecht und OSC Lille . Als bestes Luxemburger Team belegte FC 91 Düdelingen Platz 12. Dieses Jahr wird ebenfalls kein nationales Team den Pokal gewinnen, aber darum geht es eigentlich auch gar nicht. Worum dann? Unsere jungen Spieler können bei den Matches und im Umgang mit ihren gleichaltrigen Kollegen aus Lissabon, Wien oder Hamburg sehr viel ler- nen. Vor allem Kampfgeist und Disziplin auf dem Spielfeld sowie außerhalb des Rasens. Was die fuß- ballerischen Qualitäten betrifft, sind die Jungs aus dem Ausland unserer Jugend fast immer überle- gen, aber es ist trotzdem interessant und spannend zu beobachten, woran hierzulande noch intensiver gearbeitet werden muss. Demnach ist der Cup für die internationalen Mannschaften weitaus aufschlussreicher als für die heimischen? Stimmt. Daher ist unser Jugendcup derart beliebt. An einem Wochenende können sich renommierte europäische U-11-Mannschaften aneinander mes- sen. Und gegebenenfalls herausfinden, wie gut oder wie mittelmäßig die Jungs spielen. Für die einzelnen Trainer sind das Turnier und der Pokalgewinn schon eine wichtige Sache. Bleibt der Spaßfaktor dabei auf der Strecke? Auf keinen Fall. Selbstverständlich haben die Kin- der und Jugendliche auch Spaß. Ein Fußballturnier ist für viele ein besonderes Highlight in der Saison. Ein ganzes Wochenende mit der Mannschaft zu ver- bringen, fördert zudem den Zusammenhalt. Unsere Jungs reden tagelang von nichts anderem mehr und sind total aufgeregt. Dazu kommt, dass die meisten David Zenner hat Fußball im Blut. Ob als neuer Coach des UN Käerjeng 97 oder als Koordinator des Jugend-Cups, der seit 1993 ausgetragen wird, er will seine Sache nicht nur so perfekt, sondern zudem so nachhaltig wie mög- lich machen. Über Aufstieg, Klassener- halt oder Abstieg der Herrenmann- schaft wird am Ende der Saison ent- schieden. Über den erneuten Erfolg des Jugendturniers muss sich der ehema- lige Torhüter keine Gedanken machen, denn hätten er und sein Team bislang keine gute Arbeit geleistet, würden nicht derart renommierte Vereine wie Leicester City FC, RSC Anderlecht oder SK Rapid Wien zur diesjährigen Auf- lage antreten. Unsere jungen Spieler können im Umgang mit ihren gleichaltrigen Kollegen aus Lissabon, Wien oder Hamburg sehr viel dazulernen.

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Spot on… KäerjengAm Wochenende vom 6. bis zum 8. September werden in Bascharage

82 Jugendmannschaften erwartet. Über die Bedeutung des Jugend-Cups, an dem renommierte Teams wie Borussia Mönchengladbach und

Leicester City FC teilnehmen, haben wir uns mit David Zenner unterhalten.

Herr Zenner, was erwartet die Zuschauer am Wochenende vom 6. bis zum 8. September?

Eine kleine Club-Europameisterschaft im Jugend-bereich. Hauptevent des Cups ist das U-11-Turnier. Bei diesem Wettbewerb treten 16 Mannschaften aus Luxemburg gegen 16 Mannschaften aus dem Aus-land an. Darunter Clubs wie der Hamburger SV, der den Jugend-Cup in den beiden vergangenen Jah-ren gewonnen hat, und die bereits erwähnten Ver-eine. Dass genauso viele nationale wie internationale Teams vertreten sind, ist uns sehr wichtig.

Und wie sieht die Chancengleichheit zwischen beispielsweise OSC Lille und FC Mondercange aus?

(lacht) Na ja, gegen die Jugendmannschaften der eingeladenen europäischen Vereine haben die Luxemburger Mannschaften keine Chance. Letztes Jahr wurde der Cup vom Hamburger HSV gewon-nen. Auf Platz zwei und drei landeten RSC Ander-lecht und OSC Lille . Als bestes Luxemburger Team belegte FC 91 Düdelingen Platz 12. Dieses Jahr wird ebenfalls kein nationales Team den Pokal gewinnen, aber darum geht es eigentlich auch gar nicht.

Worum dann?

Unsere jungen Spieler können bei den Matches und im Umgang mit ihren gleichaltrigen Kollegen aus Lissabon, Wien oder Hamburg sehr viel ler-nen. Vor allem Kampfgeist und Disziplin auf dem Spielfeld sowie außerhalb des Rasens. Was die fuß-ballerischen Qualitäten betrifft, sind die Jungs aus dem Ausland unserer Jugend fast immer überle-gen, aber es ist trotzdem interessant und spannend

zu beobachten, woran hierzulande noch intensiver gearbeitet werden muss.

Demnach ist der Cup für die internationalen Mannschaften weitaus aufschlussreicher als für die heimischen?

Stimmt. Daher ist unser Jugendcup derart beliebt. An einem Wochenende können sich renommierte europäische U-11-Mannschaften aneinander mes-sen. Und gegebenenfalls herausfinden, wie gut oder wie mittelmäßig die Jungs spielen. Für die einzelnen Trainer sind das Turnier und der Pokalgewinn schon eine wichtige Sache.

Bleibt der Spaßfaktor dabei auf der Strecke?

Auf keinen Fall. Selbstverständlich haben die Kin-der und Jugendliche auch Spaß. Ein Fußballturnier ist für viele ein besonderes Highlight in der Saison. Ein ganzes Wochenende mit der Mannschaft zu ver-bringen, fördert zudem den Zusammenhalt. Unsere Jungs reden tagelang von nichts anderem mehr und sind total aufgeregt. Dazu kommt, dass die meisten

David Zenner hat Fußball im Blut. Ob als neuer Coach des UN Käerjeng 97 oder als Koordinator des Jugend-Cups, der seit 1993 ausgetragen wird, er will seine Sache nicht nur so perfekt, sondern zudem so nachhaltig wie mög-

lich machen. Über Aufstieg, Klassener-halt oder Abstieg der Herrenmann-schaft wird am Ende der Saison ent-schieden. Über den erneuten Erfolg des Jugendturniers muss sich der ehema-lige Torhüter keine Gedanken machen,

denn hätten er und sein Team bislang keine gute Arbeit geleistet, würden nicht derart renommierte Vereine wie Leicester City FC, RSC Anderlecht oder SK Rapid Wien zur diesjährigen Auf-lage antreten.

Unsere jungen Spieler können im Umgang mit ihren

gleichaltrigen Kollegen aus Lissabon, Wien oder Hamburg

sehr viel dazulernen.

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Kids aus dem Ausland in Gastfamilien untergebracht sind. Was ziemlich spannend ist.

Und eine gute Organisation voraussetzt, oder?

Mehr als das. Im Durchschnitt kommen täglich 1.500 Zuschauer, die alle irgendwann Hunger und Durst haben. Zum Glück können wir auf einen Staff von 125 freiwilligen und vor allem motivierten Helfern und Helferinnen zurückgreifen, die bereit sind, sich ein Wochenende lang in den Dienst des Cups zu stel-len. Und dabei zählen Grillen und Bierzapfen nicht unbedingt zu den Hauptaufgaben. Die Mannschaften und ihre Betreuer müssen vom Flughafen oder vom Bahnhof abgeholt und in die Hotels oder zu den Gast-familien gefahren werden. Andere kümmern sich im Vorfeld um Sponsoren. Wiederum andere schauen während des Turniers vor Ort nach dem Rechten. Und da wir dafür bekannt sind, dass wir jeden Wunsch erfüllen oder zumindest zu erfüllen versuchen, damit jeder sich bei uns wohl fühlt und das Turnier genießt, wird niemand Zeit für Langweile haben.

Welche speziellen Aufgaben fallen Ihnen als Hauptkoordinator zu?

Es gibt für die Planung jedes Fußballturniers eine Checkliste abzuarbeiten. Da ich seit 2011 für die Orga-nisation und Koordination des sportlichen Teils des Jugend-Cups verantwortlich bin, weiß ich ganz genau, welche Arbeitsschritte jedes Jahr auf mich zukommen. Das Turnier anmelden, Schiedsrichter anfordern, Mann-schaften einladen, Turnier ausschreiben, Turnierord-nung ausarbeiten, Finanzen sichern, Abschlussbericht

in die Wege leiten… Viel Vorlauf habe ich dazu nicht. Sepp Herbergers Fußballer-Weisheit „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ lautet für mich: „Nach dem Turnier ist vor dem Turnier!“ Einen Monat Ablenkung gönne ich mir allerdings, ehe ich meist im Oktober schon mit der Vorbereitung des nächsten Turniers beginne.

Haben Sie eines der vergangenen Turniere in besonders guter Erinnerung?

Die 25. Auflage war eine besondere. Wir waren alle sehr stolz auf dieses Jubiläum. Ich persönlich schätze zudem die guten Beziehungen, die sich im Verlauf der Jahre zu internationalen Vereinen entwickelt haben. So werden wir regelmäßig ins Leicester City Fußball-center eingeladen, wo wir an Fortbildungsseminaren teilnehmen können. Das ist eine recht tolle Erfahrung. Toll ist ebenfalls, dass viele heutige Bundesligastars als Elfjährige in Bascharage übers Spielfeld gerannt sind.

Gibt es trotz eitlen Sonnenscheins etwas Schatten?

Über Geld soll man bekanntlich nicht reden, aber Geld ist nun mal ein wichtiger Faktor im Fußball. Da wir den Erlös des Jugend-Cups in die Ausbil-dung unserer Jugend stecken, können wir es uns leider nicht leisten, selbst an allen internationalen Turnieren teilzunehmen. Doch ich will nicht klagen. Der Jugend-Cup ist der Hauptevent unseres Vereins, und mit dem, was wir bis heute geschafft haben, sind wir zufrieden. Sind unsere Gäste stets zufrieden gewesen. Die 27. Auflage kann kommen.

Interview: Gabrielle Seil   Fotos: Philippe Reuter

David Zenner

Jahrgang 1985, ist als Jugendlicher beim FC Jeunesse Hautcharage und bei UN Käerjeng 97 im Tor gestanden. Bereits als 17-Jähriger übernimmt er Jugendtraineraufgaben und coacht später FC Rodange 91. Seit dieser Saison ist er Trainer der ersten Herrenmannschaft.

An einem Wochenende können sich renommierte europäische U-11-Mannschaften aneinander messen.