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35. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ Dokumentation Landesentscheid 2015 IMPRESSUM Herausgeber Regierungspräsidium Kassel Steinweg 6 34117 Kassel Telefon: 0561-106-0 Homepage: www.rp-kassel.de Bearbeitung Regierungspräsidium Kassel, Hiltrud Schwarze Telefon: 0561-106-1112 E-Mail: [email protected] Bilder Katharina David, Dagmar Söder, Reiner Lenz, Hiltrud Schwarze Gestaltung Reinhold Weber, e-BILDWERKE, Kassel Druck Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Kassel April 2016

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35. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“

Dokumentation Landesentscheid 2015

IMPRESSUM

HerausgeberRegierungspräsidium KasselSteinweg 634117 KasselTelefon: 0561-106-0Homepage: www.rp-kassel.de

BearbeitungRegierungspräsidium Kassel, Hiltrud SchwarzeTelefon: 0561-106-1112E-Mail: [email protected]

BilderKatharina David, Dagmar Söder, Reiner Lenz, Hiltrud Schwarze

GestaltungReinhold Weber, e-BILDWERKE, Kassel

DruckGrafische Werkstatt von 1980 GmbH, Kassel

April 2016

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

35. WETTBEWERB„UNSER DORF HAT ZUKUNFT“ 2014 / 2015

Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb 2016Dokumentation Landesentscheid 2015

Regierungspräsidium Kassel

Regierungspräsidium KasselSteinweg 634117 Kassel

35. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“

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Inhalt 5

Inhaltsverzeichnis

2 Impressum

4 Inhaltsverzeichnis

7 Vorwort

8 Aufruf zum 35. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2014 / 2015

9 Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft, Hiltrud Schwarze

12 Landesbewertungskommission 2015

13 Reiseroute - Landesentscheid 2015

14 Bereisungsroute des 35. Hessischen Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“

15 Ergebnisse des 35. Hessischen Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“

16 Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft

und Verbraucherschutz vom 13. Juli 2015

Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe A

20 Basdorf (Vöhl)

25 Dietkirchen (Limburg)

29 Germerode (Meißner)

34 Morles (Nüsttal)

39 Niederwalgern (Weimar)

45 Ransel (Lorch)

51 Simmershausen (Fuldatal)

56 Wahlshausen (Oberaula)

Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe B

62 Asbach (Bad Hersfeld)

66 Dickschied (Heidenrod)

70 Drommershausen (Weilburg)

74 Großseelheim (Kirchhain)

78 Oedelsheim (Oberweser)

83 Schmittlotheim (Vöhl)

87 Ulfen (Sontra)

91 Willingshausen (Willingshausen)

Siegerehrung zum 35. Landeswettbewerb

96 Grußworte von Markus Boucsein, Bürgermeister von Melsungen

97 Ländliche Räume als positive Experimentierfelder – ein Praxisbericht, Dr. Maren Heincke,

Agraringenieurin, Referentin für den ländlichen Raum, Mitglied Bewertungskommission, Zentrum

Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Mainz

101 Einblicke und Eindrücke Landesbereisung 2015, Hiltrud Schwarze

106 Erfolg durch Kreativität und bürgerschaftliches Engagement, Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im

Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

109 Dankesrede Ulrike Zindel, Ortvorsteherin von Germerode

111 Dankesrede Christa Fiege, Ortvorsteherin von Oedelsheim

114 Einladung zur Ehrung der Teilnehmer am Landesentscheid 2015

115 Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft

und Verbraucherschutz vom 7. Juli 2015

117 Presseinformation des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft

und Verbraucherschutz vom 6. September 2015

Anhang

120 Bewertungsbogen

121 Bewertungsrahmen – Hauptkriterium „Allgemeine Entwicklung“

123 Bewertungsrahmen und Leitfragen – Hauptkriterium „Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten“

125 Bewertungsrahmen – Hauptkriterium „Baugestaltung und Bauentwicklung“

127 Bewertungsrahmen – Hauptkriterium „Grüngestaltung und Grünentwicklung“

129 Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen 2014

130 Teilnehmer des Regionalentscheids 2014

132 Hessische Landessieger des Dorfwettbewerbs 1959 - 2015

„Unser Dorf soll schöner werden“/„Unser Dorf“/ „Unser Dorf hat Zukunft“

135 Ihre Ansprechpartner für den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“

4 landeswettberwerb Unser dorf hat ZUkUnft

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6 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft Vorwort 7

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser,

nichts ist so beständig wie der Wandel. Auch unsere Städte, Gemeinden und Ortschaften befinden sich in einem ständigen und anhaltenden Veränderungs-prozess. Neue Siedlungs- und Gewerbeflächen, der Zu- und Wegzug, die Aufgabe alter Strukturen sowie neue Herausforderungen formen unsere Wohnortgemeinden und unser dörfliches Umfeld.

Dieser Wandel sowie die Bewahrung des Hergebrach-ten wurde vielfach als Impuls zur Teilnahme der Orte am mittlerweile schon traditionellen Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ verstanden. Der Wettbewerb, eine Initiative, die die Bürgerschaft seit vielen Jahren zu gro-ßem Eigenengagement in unseren Dörfern bewegt und dadurch wesentliche Initiativen zur Verbesserung der Lebensqualität im Ländlichen Raum hervorbringt, wurde auch durchaus als Weg des Aufbruchs wahrgenommen.

Jeder, der sich mit der Aktion, die 2014/2015 die 35. Auflage erfuhr, befasst, kann erkennen, dass sie nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Optimal eingesetzt, kann der Wettbewerb über einen langen Zeitraum hin-weg die Bürgerinnen und Bürger motivieren, mit Hand anzulegen und verstärkt Verantwortung für ihr Dorf zu übernehmen. Er ist auch häufig Anlass für eine Leitbild-diskussion und eine gründliche Standortbestimmung. Über die Bildung von Arbeitskreisen – thematisch vielfach orientiert an den fünf Bewertungsbereichen des Wettbewerbs - werden so unter Beteiligung der Dorf-bewohner die Weichen für die Zukunft gestellt.

Im Vordergrund des Dorfwettbewerbs steht die ganz-heitliche Entwicklung der ländlichen Ortschaften. Dazu gehören Bewertungskriterien wie z. B. die Entwicklung des gesamten Ortes auf der Grundlage zukunftsorien-tierter Konzepte.

Auch die von der Dorfgemeinschaft erbrachten Leistun-gen in kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Berei-chen sowie in der Bau- und Grüngestaltung des Dorfes haben besondere Bedeutung. Wichtige Faktoren sind darüber hinaus die gelungene Einbindung der Kommu-nen in die Landschaft und die Beachtung der Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege.

Ich lebe selbst in einem kleinen nordhessischen Ort und bin begeistert über das große Interesse und den Ideen-reichtum aller Aktiven. Sie sind wie ich davon über-zeugt, dass unsere Dörfer eine Zukunft haben. Diese Dokumentation ist der beste Beweis dafür.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser gelungenen Rückschau auf den Wettbewerb 2014/2015.

Dr. Walter LübckeRegierungspräsident Kassel

Vorwort

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8 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft eIn wettbewerb für dörfer mIt ZUkUnft 9

Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft

Zum 35. Mal wurde der Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2013-2015 vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz ausgelobt. 16 der landesweit 119 beteiligten Dörfer hatten sich nach den Kreis- und Regionalentscheiden für den Landesentscheid qualifiziert. Sie wurden im Rahmen einer Bewertungsreise im Sommer 2015 von der Landes-kommission besucht. Die Kommission vergab sieben Geldpreise an zukunftsfähige Orte. Im Jahr zuvor machten sich acht regionale Kommissionen auf den Weg, um die 119 Teilnehmerorte zu bewerten. Damit sahen auch im 54. Jahr des Hessischen Dorfwettbewerbs viele Ortteile in dem Wettbewerb eine Möglichkeit, die gegenwärtige Situation des Dorfes zu analysieren und im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung zu überdenken.

Ziel des Wettbewerbs ist die zukunftsfähige Entwicklung des Ländlichen Raums durch die aktive Mitwirkung der Menschen, die dort leben. Mit den aktuellen Wettbe-werbsrichtlinien wurde allen Orten ein Rahmen präsen-tiert, sich u. a. mit den ortbezogenen Folgen des demografischen Wandels oder der Sicherstellung der Grundversorgung auseinanderzusetzen. Ortsbezogene Ansätze sollten dabei in ein gesamtkommunales Kon-zept gestellt werden. Der Wettbewerb setzte dabei auf das Alltagswissen und die Erfahrungen der Bewohner, aber auch auf die Bereitschaft, sich konkret zu engagie-ren. Erwartungssgemäß bildeten sich aus der Wettbe-werbsteilnahme erweiterte oder neuartige Entwick-lungsansätze und Projekte, die auf eine nachhaltige Verbesserung der dörflichen Lebenssituation zielten. Organisatorisch schlug sich dieses häufig in einem Arbeitskreis „Unser Dorf“ und in Arbeitsgruppen nieder. Sie unterstützten die Arbeit des Ortsbeirates und der Kommune.

Die veröffentlichten Reiseberichte sollen alle Orte ermun-tern, auch 2017 erneut anzutreten. Angesprochen werden weiterhin alle, die an der erfolgreichen Umsetzung des Wettbewerbs beteiligt waren. Dieses sind die Mitglieder der Kommissionen und die Landkreisverwaltungen. Nicht zuletzt verfolgt die Broschüre das Ziel, noch weitere Dörfer und Kommunen zum Mitmachen zu bewegen. Vor diesem Hintergrund wird dieses Heft als „Werbematerial“ für den erneuten Aufruf zum 36. Hessischen Dorfwettbewerb im Herbst 2016 eingesetzt.

Inhalte und Ziele

Die Broschüre bietet einen Einblick in die Ergebnisse und den Ablauf der Landesauslobung 2015. Der Schwerpunkt

der Dokumentation liegt in den Bereisungsprotokollen. Diese vermitteln, mit welchen Themen sich welcher Ort beteiligt hat. Die örtlichen Eindrücke wurden teilweise um weitere Informationen, z. B. zur Ortsgeschichte, abgerundet. Angaben zur Kommission, Bilder und Presseartikel (Auswahl) ergänzen die Informationen. Die anlässlich der Siegerehrung gehaltenen Grußworte und Vorträge reflektieren die Eindrücke der Bereisungswo-chen. Sie formulieren auch aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und landespolitische Schwerpunk-te. Die Siegerehrung am 11. Oktober 2015 war einge-bunden in den bundesweiten Aktionszeitraum „Tag der Regionen“ in Melsungen.

In den Anlagen finden Sie die 119 Teilnehmerorte und ihre Zuordnung zu den Wettbewerbsregionen. Weiterhin sind die Bewertungskriterien zu finden. Auch werden alle bisherigen Landessieger tabellarisch (1959 bis 2015) präsentiert.

Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, was diese Broschüre nicht dokumentieren kann: Dieses sind zum einen die Begeisterung, die Anspannung und Herzlichkeit der Bewohnerinnen und Bewohner, die die Kommission in den Dörfern vorfand. Zum anderen sind es die sozialen Wirkungen und das gewachsene Miteinander, die die Vor-bereitungen zur Dorfpräsentation auslösten.

Historie

Als erstes Bundesland eröffnete Hessen 1958/1959 den Wettbewerb auf Länderebene unter dem Thema“ Unser Dorf soll schöner werden“. Daran wurde am 20. Sep-tember 2007 in Stadtallendorf im Rahmen eines Sympo-siums und einer Feier erinnert. Der Wunsch, dass sich auch nach 50 Jahren zahlreiche Kommunen und Orte erneut beteiligen, hat sich erfüllt. Bis zum Stichtag 1. März 2014 hatten 143 Orte ihre Teilnahme an dem 35. Hessischen Wettbewerb bei den jeweiligen Land-kreisverwaltungen gemeldet.

Teilnehmer

Der Wettbewerb 2014 wurde in acht, zum Teil kreisüber-greifenden Regionen ausgetragen. Die Organisation für den Regionalentscheid lag bei acht federführenden Landkreisverwaltungen. Sie leiteten die Bewertungskom-missionen. Es gibt zwei Bewertungsgruppen. In der Gruppe A befinden sich Orte mit Förderung aus den Programmen der Dorfentwicklung oder einfachen

AUSZEICHNUNGENFür die auszuzeichnenden Orte im Hessischen Wettbe-werb „Unser Dorf hat Zukunft“ sind Preisgelder vorbe-haltlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel vorgesehen. Diese sollen den ausgezeichneten Stadt- und Ortsteilen für Projekte im Sinne des Wettbewerbs zur Verfügung stehen. Erstmalig kann ein Sonderpreis zum Thema „Jugend im Dorf“ vergeben werden.

ANSPRECHPARTNERDie Beratung vor Ort und die Durchführung der Regio-nalentscheide erfolgt durch die beauftragten Landräte, Fachgebiet bzw. Abteilung Dorf- und Regionalentwick-lung in Hessen:

Regionalentscheide: Landesentscheid:

1. Preise – 3.000,- €2. Preise – 2.000,- €3. Preise – 1.000,- €

Sonderpreis – 1000,- €1x pro Region / themenbezogen

1. Preis – 5.000,- €2. Preis – 3.000,- €3. Preis – 2.000,- €

Sonderpreis – 1.000,- €1x insgesamt / themenbezogen

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

35. WETTBEWERB

„UNSER DORF HAT ZUKUNFT“

2014 / 2015

KOORDINIERUNG DER REGIONALENTSCHEIDE UND DURCHFÜHRUNG DES LANDESENTSCHEIDESRegierungspräsidium Kassel, Dezernat 25Frau Hiltrud SchwarzeSteinweg 634117 KasselTel.: 0561 106-1112 [email protected]

HERAUSGEBERHessisches Ministerium für Wirtschaft,Verkehr und LandesentwicklungKaiser-Friedrich-Ring 7565185 [email protected]

August 2013

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Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb 2016

Ich möchte die Bürgerinnen und Bürger der Dörfer mit bis zu 3.000 Einwohnern zur Teilnahme am 35. Wettbe-werb „Unser Dorf hat Zukunft“ aufrufen. Dieser Landes-entscheid zum gleichnamigen Bundeswettbewerb hat in Hessen eine lange Tradition, seit ihn Hessen 1958 / 1959 als erstes Bundesland fl ächendeckend durchführte. Das bürgerschaftliche Engagement war seitdem immer fes-ter Bestandteil dieses Wettbewerbs.

Die ländlichen Räume Hessens stehen vor neue Heraus-forderungen, allen voran der demografi sche Wandel mit seinen vielfältigen Folgen. Angesichts der gravierenden regionalen Unterschiede sind differenzierte Lösungen gefragt – insbesondere auch zum Thema „Jugend im Dorf“. Regionalpolitische Ziele der Hessischen Landesre-gierung sind deshalb die Erhaltung der Lebensqualität, die Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit so-wie eine nachhaltige Innenentwicklung der Städte und Gemeinden.

Der Dorfwettbewerb soll dazu beitragen, das Ver-ständnis für zukünftige Herausforderungen zu stärken und die bürgerschaftliche Mitwirkung zu intensivieren. Er soll beispielhaft gemeinschaftliche Leistungen undLösungsansätze herausstellen und weitere Orte zu eigenen Aktivitäten anregen. Im Ergebnis geht es um die Stärkung der dörfl ichen Identität und des Zusam-menlebens sowie um die nachhaltige Gestaltung des ei-genen Lebensraumes.

Ich freue mich auf eine rege Teilnahme. Die Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter der jeweils beauftragten Land-räte informieren Sie gerne.

Florian Rentsch

Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

AUFRUF

WETTBEWERBSZIEL Mit dem hessischen Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ werden besonderes Engagement und außergewöhnli-che Beiträge zur zukunftsfähigen Entwicklung der hessi-schen Dörfer herausgestellt. Der Dorfwettbewerb lebt vom gemeinsamen Handeln und vom gemeinsamen Erfolg.

Orte mit dörfl ichem Charakter werden angesprochen, ihren eigenen Lebensraum eigenverantwortlich mit zu gestalten und damit eine hohe Lebensqualität auf Dauer zu sichern.

Vor allem der Bevölkerungsrückgang erfordert die Anpas-sung der Infrastrukturen hinsichtlich des Nachhaltigkeitsas-pektes unter der Prämisse „Mehr Dorf für weniger Bürger“.

TEILNAHMEBEDINGUNGENTeilnahmeberechtigt sind alle räumlich geschlossenenOrte mit überwiegend dörfl ichem Charakter bis zu 3.000 Einwohner.

Um der unterschiedlichen Ausgangssituation der teilneh-menden Orte gerecht zu werden, erfolgt die Bewertung der Wettbewerbsteilnehmer in zwei Gruppen:

Gruppe A

a) alle Förderschwerpunkte des Dorferneuerungs-programmes ab 1991,

b) aktuelle Dorferneuerungsschwerpunkte nach dem dritten Jahr der Anerkennung,

c) Fördergebiete der Stadterneuerung analog a) und b).

Gruppe B

Alle übrigen Orte, die die allgemeinen Teilnahme-bedingungen erfüllen.

VERFAHREN Der Landeswettbewerb wird auf zwei Ebenen umge-setzt. Nach dem Aufruf im August 2013 werden in der Zeit vom 1. Juni bis 30. September 2014 die Regional-entscheide ausgetragen. Im Jahre 2015 wird vor der Sommerpause der Landesentscheid durchgeführt.

Anmeldeschluss für den 35. Wettbewerb in Hessen ist der 1. März 2014. Die Anmeldungen der Orte sind durch die Kommunen bei den beauftragten Landräten abzuge-ben.

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10 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft eIn wettbewerb für dörfer mIt ZUkUnft 11

Stadterneuerung ab 1991 bis einschließlich 2010. Dieses sind 39 der 119 Dörfer. Alle anderen treten in der Gruppe B an. Bedauerlicherweise haben 24 Dörfer ihre Teilnahme im Nachhinein zurückgenommen.

Die Bereisung und Bewertung der Dörfer erfolgte zwi-schen dem 1. Juni und 30. September 2014. In Vorberei-tung darauf konnten sich die Orte weiterhin durch ihre Landkreisverwaltung, Abteilung/Fachdienst Wettbewerb/Dorf- und Regionalentwicklung, beraten lassen. Die ersten drei Sieger jeder Gruppe erhalten als Anerkennung einen Geldpreis in Höhe von € 3.000, € 2.000 und € 1.000. Eine Urkunde vom Wettbewerbsträger, dem Hessischen Umweltministerium, erhielten alle 119 Teilnehmer.

Bewertungskommission/Abschlussberichte

Grundlagen eines Abschlussberichtes sind einerseits die eingereichten Antragsunterlagen und andererseits die Eindrücke von der örtlichen Präsentation. Die unter-schiedliche Informationsdichte der Vermerke begründet sich auch aus dem Umfang des zur Verfügung gestellten Materials. Die Gliederung der Berichte richtet sich nach den fünf Hauptkriterien der Bewertung. Im Vordergrund der Beschreibungen stehen die positiven Eindrücke der vorgestellten Ansätze und Aktivitäten.

Präsentation

Wie stelle ich in zwei Stunden den Ort so vor, dass die Kommission einen umfassenden und glaubwürdigen Eindruck erhält? Welche Bedeutung besitzt die Präsenta-tion für die Bewertung? Da diese Fragen immer wieder gestellt werden, sei ein „Wort“ zur Bedeutung der Ortsvorstellung anlässlich der Bereisung gesagt.

Zunächst: Es gibt kein eigenes Bewertungskriterium für die Vorstellung des Ortes, aber es fließt als Indikator (Hinweis) in mehrere Kriterien ein. Da ist zum einen das Unterkriterium der Ausbildung der „Dörflichen Identität“ zu nennen, also die Frage nach dem sog. Wir-Gefühl. Zum anderen fließt die Präsentation in die Bewertung der verschiedenen Aktivitäten um die bauliche, grünord-nerische, soziale und kulturelle Entwicklung des Ortes ein. Auch ist die „gefühlte“ Wirkung der konkreten Präsentation auf die Kommission nicht zu unterschätzen.

Der Wettbewerb geht davon aus, dass die Kernidee, gemeinsam an der örtlichen Entwicklung mitzuwirken, von vielen Bewohnerinnen und Bewohnern aufgenom-men und getragen wird. Ob dieser Grundgedanke im Ort verankert ist lässt sich auch daran beurteilen, ob und wie

die Bewohnerinnen und Bewohner dieses persönlich einbringen. Das bedeutet u.a., dass die Verantwortlichen selbst über ihre Aktivitäten berichten, statt sich, z. B. durch den Bürgermeister oder Ortsvorsteher, vertreten zu lassen. Aber auch aus einer breiten Teilnahme an der Begehung schließt die Kommission auf eine gewisse Anteilnahme und ein Interesse am Wettbewerb und an seinen Inhalten. Konkret: Die Kommission schaut auch, wer ist anwesend (angemessen zur Tageszeit natürlich), wer berichtet und wie glaubwürdig ist das Vorgestellte (passt die gewählte Darstellungsform zu dem Inhalt?).

Auch das Auftreten der Kommune in der Vorstellung ist für die Bewertung bedeutsam. Wie Sie wissen, richten sich einige Bewertungsfragen auch an die Kommune. Beispielhaft möchte ich die Fragen nach der Qualität gemeindlicher Planungen und Satzungen oder den Stand der regionalen Zusammenarbeit erwähnen. Aber auch die Frage, welche Anreize und Unterstützung die Kommunen bei der baulichen und grüngestalterischen Entwicklung im Vorfeld konkreter Maßnahmen anbieten, ist bewer-tungsrelevant. Diese Fragen richten sich aber nicht nur an die Kommune, sondern auch an die Orte. Denn: Bewertet wird auch, welchen Stellenwert diese überörtlichen Themen in der Bewohnerschaft haben, wie sie angespro-chen werden oder wie ihre „Bearbeitung“ in der Gemeinde nachgefragt oder eingefordert wird. Dabei sollten auch die Probleme angesprochen werden.

Bewertungsrahmen

Der Bewertungsrahmen erstreckt sich auf fünf Hauptkrite-rien. Sie spiegeln den dörflichen Lebensraum wider. Jedes Hauptkriterium hat mehrere Unter- und Teilkriterien.

Hauptkriterium „Allgemeine Entwicklung“Die Entwicklung eines Ortes steht in einem engen Zusammenhang mit den wirtschaftsstrukturellen und gesellschaftlichen Veränderungen der Gesamtkommune. Die räumliche Lage, das natürliche Umfeld und die finanzielle Situation der Kommune sind dabei wichtige Rahmenbedingungen. Sozial-demografische Verschie-bungen stellen weitere Herausforderungen dar. Antwor-ten bieten hierzu kommunale und regionale Entwick-lungskonzepte und Planungen. Wünschenswert ist, dass die Dorfbewohner die notwendigen Veränderungen aktiv begleiten und mitgestalten. Dieses schließt Engagement zur Sicherung einer bedarfsorientierten und nachhaltigen Grundversorgung sowie Initiativen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit ein. Im Entwicklungsprozess sind auch Antworten auf die Frage zu suchen: Was können wir als Ortsteil für unsere Kommune tun?

Hauptkriterium „Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten“Querschnittthema: „Jugend im Dorf“Engagement und Mitwirkung der Bewohner fördern das Gemeinwesen und stärken die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung des Ortes. In diesem Sinne verbessern selbstinitiierte und eigenverantwortlich getragene Aktivitäten und Angebote die Lebensqualität im Dorf. Sie stärken dabei auch das Zusammenleben aller Generationen. Eine hohe Identifikation der Bewohner mit ihrem Lebensmittelpunkt fördert die Bereitschaft, sich für das Gemeinwesen zu engagieren. Daher sind alle Ansät-ze, die das „Wir-Gefühl“ stärken, für die örtliche Entwick-lung von besonderer Bedeutung - insbesondere für junge Menschen im Dorf. Bei der Bewertung der Dörfer wird die Jugendarbeit berücksichtigt.

Hauptkriterium „Baugestaltung und Bauentwicklung“ Die bauliche Entwicklung korrespondiert wesentlich mit der demografischen und wirtschaftlich-sozialen Entwick-lung des Ortes und der Kommune. Ziel ist eine ressour-censchonende, bedarfsgerechte und identitätsstiftende Bauentwicklung. Die Aufenthalts- und Wohnqualität werden dabei durch die Erhaltung, Pflege und Entwick-lung der ortsbildprägenden Bausubstanz, der Frei- und Verkehrsflächen mitbestimmt. Das Entwicklungsziel lautet: Innenentwicklung von Außen-entwicklung, da die Nutzung der Bausubstanz und der Infrastruktur in den Kerngebieten vieler Dörfer wegen geringerer und veränderter Nachfrage sowie den daraus folgenden Leerständen nicht mehr dauerhaft gesichert ist. Um eine nachhaltige Innenentwicklung zu ermöglichen, sollte eine kommunale Gesamtstrategie für Investitionen bzw. Schrumpfungsprozesse in den Kernbereiche der Orte entwickelt und der Verzicht auf weitere Baulandaus-weisung festgeschrieben werden. Die Anforderungen gelten sowohl für öffentliche wie private Bauträger.

Hauptkriterium „Grüngestaltung und Grünentwicklung“ Die innerörtliche Durchgrünung eines Ortes trägt ent-scheidend zum Wohlbefinden seiner Bewohner bei. Frei- und Verkehrsflächen, Gärten und Einfahrten prägen dabei im Besonderen das Dorfbild. Naturnahe Lebensräume für Pflanze und Tier und ihre Vernetzung sind wichtige Voraussetzungen für Artenvielfalt, Kleinklima und Grund-wassersicherung. Das Wissen um diese Zusammenhänge sollte im Ort bekannt sein und weitergegeben werden. Bei der Pflege und Neuanlage sind regions- und orts-spezifische Faktoren wie die naturräumliche Lage und die Siedlungsgeschichte zu berücksichtigen. Aber auch die Barrierefreiheit der Übergänge diverser Materialien bei Um- und Neugestaltung. Diese Grundsätze gelten für öffentliche und privat genutzte Flächen gleichermaßen.

Hauptkriterium „Das Dorf in der Landschaft“Der Erhalt und die Pflege einer vielfältigen Kulturland-schaft zeigt viele Wirkungen: Eine naturnahe und res-sourcenschonende Landnutzung trägt zur Sicherung des Naturhaushalts bei. Eine abwechslungsreiche Landschaft bietet Erholung. Landschaftlich eingebundene Sonderflä-chen wie Sportanlagen tragen auch unter landschaftsäs-thetischen Gesichtspunkten zum Wohlbefinden ihrer Nutzer bei. Vor diesem Hintergrund sind die Qualität der landschaftlichen Einbindung des Dorfes in seine Umge-bung, die konkrete Gestaltung der Ortsränder und die Erhaltung, Pflege und Entwicklung charakteristischer naturnaher Landschaftsbestandteile bedeutsam.

Auf in die neue Runde!

Die Gewinner, Meißner-Germerode (Gruppe A) und Oberweser-Oedelsheim (Gruppe B), vertreten Hessen beim Bundeswettbewerb 2016. Damit ist der 35. Hessische Wettbewerb offiziell abgeschlossen.

Doch: Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb! So wird der Aufruf zum 36. Hessischen Wettbewerb 2017/2018 durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bereits im Herbst 2016 erfolgen.

Der Stichtag für die Anmeldung wird der 31. Januar 2017 sein. Wie gewohnt, stehen interessierten Städten und Gemeinden und den Orten die jeweiligen Landkreisver-waltungen für weitergehende Informationen zur Seite.

Dank

Danken möchte ich allen, die auf vielfältige Weise den 35. Wettbewerb 2014/2015 ermöglichten und unterstütz-ten. Dieses sind das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die Mitglieder der Kommissionen und die Landkreisverwaltun-gen. Dank auch an diejenigen, die mir ihre Beiträge von der Siegerehrung zur Verfügung gestellt haben. Ergänzen-de Hinweise zu den Bereisungsprotokollen habe ich aus zahlreichen Teilnehmerdörfern erhalten. Auch hierfür sage ich danke. Was wäre die Dokumentation ohne Fotos und ohne ein ansprechendes Aussehen? Für die Aufnahmen bedanke ich mich bei meiner Kollegin Katharina David, für das Erstellen der Broschüre bei Reinhold Weber.

Mit dem Wunsch, dass das Interesse und leidenschaftli-che Engagement in den Orten eine Fortsetzung findet, würde ich mich freuen, Sie (auch) 2017 wieder als Teilneh-mer begrüßen zu dürfen.

Hiltrud Schwarze

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12 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Name Institution Fachlicher Schwerpunkt

Katharina David Regierungspräsidium Kassel Grüngestaltung und -entwicklung/ Steinweg 6, 34121 Kassel Dorf in der Landschaft Gertrud Fuchs Regierungspräsidium Gießen Grüngestaltung und -entwicklung/ Georg-Friedrich-Händel-Str. 3, 35578 Wetzlar Dorf in der Landschaft Dr. Maren Heincke Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung Bürgerschaftliche und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Wirtschaftliche Aktivitäten Albert-Schweitzer-Str. 113-115, 55128 Mainz Antje Krauß Hessische Landjugend Jugend im Dorf Homburger Str. 9, 61169 Friedberg Lisa Küpper LEADER-Region Kellerwald-Edersee e.V. Allgemeine Entwicklung Laustr. 8, 34537 Bad Wildungen Reiner Lenz Architekten- und Baugestaltung und -entwicklung Stadtplanerkammer Hessen Bierstadter Str. 2, 65189 Wiesbaden Dagmar Söder Landesamt für Denkmalpflege Hessen Baugestaltung und -entwicklung Schloß Biebrich, 65203 Wiesbaden Rainer Schreiber Hessischer Städte- und Gemeindebund e.V. Allgemeine Entwicklung Henry-Dunant-Str. 13, 63165 Mühlheim/Main Christoph Wüstenhagen Bürgerschaftliche und Landesarbeitsgemeinschaft der Wirtschaftliche Aktivitäten Kulturinitiativen und soziokulturellen Zentren (LAKS) c/o Kulturzentrum Schlachthof Mombachstr. 12, 34127 Kassel Hiltrud Schwarze Regierungspräsidium Kassel Leitung Steinweg 6, 34121 Kassel

Landesbewertungskommission 2015

Antje Krauß, Dr. Maren Heincke, Gertrud Fuchs (sitzend), Hiltrud Schwarze, Dagmar Söder, Reiner Lenz, Christoph Wüstenhagen, Katharina David, Lisa Küpper, Theresa Hollstein (Assistenz). Es fehlt: Reiner Lenz

Nr. Datum Gemeinde/Ort Gruppe Uhrzeit

1 Dienstag, 16. Juni 2015 Lorch - Ransel A 11.30 - 13.30 Uhr

2 Dienstag, 16. Juni 2015 Heidenrod - Dickschied B 15.00 - 17.00 Uhr

3 Mittwoch, 17. Juni 2015 Limburg - Dietkirchen A 9.00 - 11.00 Uhr

4 Mittwoch, 17. Juni 2015 Weilburg - Drommershausen B 12.00 - 14.00 Uhr

5 Mittwoch, 17. Juni 2015 Weimar - Niederwalgern A 15.30 - 17.30 Uhr

6 Donnerstag, 18. Juni 2015 Kirchhain - Großseelheim B 9.00 - 11.00 Uhr

7 Donnerstag, 18. Juni 2015 Willingshausen - Willingshausen B 12.00 - 14.00 Uhr 8 Donnerstag, 18. Juni 2015 Oberaula - Wahlshausen A 15.00 - 17.00 Uhr

9 Montag, 29. Juni 2015 Nüsttal - Morles A 10.00 - 12.00 Uhr

10 Montag, 29. Juni 2015 Bad Hersfeld - Asbach B 13.30 - 15.30 Uhr

11 Montag, 29. Juni 2015 Sontra - Ulfen B 17.00 - 19.00 Uhr

12 Dienstag, 30. Juni 2015 Meißner - Germerode A 9.00 - 11.00 Uhr

13 Dienstag, 30. Juni 2015 Fuldatal - Simmershausen A 13.00 - 15.00 Uhr

14 Dienstag, 30. Juni 2015 Oberweser - Oedelsheim B 17.00 - 19.00 Uhr

15 Mittwoch, 1. Juli 2015 Vöhl - Basdorf A 9.00 - 11.00 Uhr

16 Mittwoch,1. Juli 2015 Vöhl - Schmittlotheim B 13.00 - 15.00 Uhr

Gruppe A: Orte mit Förderung aus den Programmen der Dorferneuerung oder einfachen Stadterneuerung ab 1991 bis einschließlich 2010.

B: alle anderen Orte

Reiseroute – Landesentscheid 2015

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14 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Bereisungsroute des 35. Hessischen Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“

Reg.Bez.Kassel

Reg.Bez. Gießen

Reg.Bez. Darmstadt

Fulda

Kassel

Gießen

Vogelsbergkreis

Waldeck-Frankenberg

Wetteraukreis

Main-Kinzig-Kreis

Schwalm-Eder-Kreis

Lahn-Dill-Kreis

Marburg-Biedenkopf

Bergstraße

Hersfeld-Rotenburg

Werra-Meißner-

Kreis

Odenwald-kreis

Limburg-Weilburg

Groß- Gerau

Rheingau-Taunus-Kreis

Offenbach

Darmstadt-Dieburg

Hochtaunus-kreis

Main-Taunus- Kreis

Wiesbaden

Frankfurtam Main

StadtKassel

Darm-stadt

Offenbacham Main

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35. Hessischer Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft"

Regierungsbezirk

Kreis

Gemarkung

Gemeinde

Orte der Gruppe A

Orte der Gruppe B

Herausgeber: Regierungspräsidium Kassel, Dez. 25Kartographie: Dez. 27.1

(5

Lorch - Ransel

Heidenrod -Dickschied

Limburg -Dietkirchen

Weilburg -Drommershausen

Weimar -Niederwalgern

Kirchhain -Großseelheim

Willingshausen -Willingshausen

Oberaula -Wahlshausen

Nüsttal -Morles

Bad Hersfeld -Asbach

Sontra - Ulfen

Meißner -Germerode

Fuldatal -Simmershausen

Oberweser -

Oedelsheim

Vöhl -Basdorf

Vöhl -Schmitt-lotheim

Ergebnisse des 35. Hessischen Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“

Landesentscheid 2015 - Ergebnisse der Gruppe A

Platz Gemeinde/Stadt Landkreis/kreisfreie Stadt Region „UDhZ“ 2014

1 Meißner - Germerode Werra - Meißner - Kreis Werra - Meißner2 Weimar - Niederwalgern Marburg - Biedenkopf West I3 Oberaula - Wahlshausen Schwalm - Eder - Kreis Schwalm - Eder

erfolgreiche Teilnahme (alphabetisch) Fuldatal - Simmershausen Kassel Kassel Limburg - Dietkirchen Limburg - Weilburg West II Lorch - Ransel Rheingau - Taunus - Kreis Süd Nüsttal - Morles Fulda Ost Vöhl - Basdorf Waldeck - Frankenberg Waldeck - Frankenberg/ Main-Kinzig-KreisLandesentscheid 2015 - Ergebnisse der Gruppe B

1 Oberweser - Oedelsheim Kassel Kassel2 Kirchhain - Großseelheim Marburg - Biedenkopf West I3 Weilburg - Drommershausen Limburg - Weilburg West II

erfolgreiche Teilnahme (alphabetisch) Bad Hersfeld - Asbach Hersfeld - Rotenburg Ost Heidenrod - Dickschied Rheingau - Taunus - Kreis Süd Sontra - Ulfen Werra - Meißner - Kreis Werra - Meißner Vöhl - Schmittlotheim Waldeck - Frankenberg Waldeck - Frankenberg/ Main-Kinzig-Kreis Willingshausen - Willingshausen Schwalm - Eder - Kreis Schwalm - Eder

Sonderpreis „Jugend im Dorf“ Weilburg - Drommershausen Limburg -Weilburg West II

Urkunde für herausragende Einzelleistungen Vöhl - Schmittlotheim Waldeck - Frankenberg Waldeck - Frankenberg/ Main-Kinzig-Kreis

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16 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 13. Juli 2015

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Die Sieger im hessischen Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ sind Meißner-Germerode und Oberweser-Oedelsheim

Umweltministerin Hinz: Der Erfolg der Dörfer beruht auf der Kreativität der Bürger und der Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements

Hofreite im ländlichen Raum © HMUKLV

Nach der Bereisung vom 16. Juni bis 01. Juli 2015 durch die mit 10 Experten besetzte Landes-bewertungskommission stehen die Sieger des hessischen Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ fest.

Meißner-Germerode inszeniert sich hervorragend mit seinem Tourismuspotential, zeichnet sich durch gute Erfolge bei der Leerstandvermarktung aus und hat eine erfolgreiche Wert-schöpfung mit landwirtschaftlichen Kooperationsprojekten vorzuweisen.

Oberweser Oedelsheim ist ein Beispiel für sehr gute bauliche und grünordnerische Gestal-tung, es herrscht ein generationsübergreifender Zusammenhalt der Bewohner u.a. durch Einbindung von Flüchtlingen und das Dorf zeichnet sich durch die überregionale touristische Zusammenarbeit im Bereich Wasser und Kulturgeschichte aus.

Alle Teilnehmer hatten sich seit Monaten tatkräftig auf den Besuch der Kommission vorberei-tet und zeigten sich von ihrer besten Seite. Im Rahmen des Wettbewerbs konnten die Bürger ihre vielfältigen Ideen und Projekte entwickeln und mit ausgefallenen Präsentationen die Jury beeindrucken. Der Erfolg der Dörfer ist Ausdruck der Kreativität der Bürger und der Vielfalt bürgerschaftlichen Engagements, betonte Umweltministerin Priska Hinz am Montag in Wiesbaden.

Der Landeswettbewerb wurde in zwei Stufen durchgeführt. Lan desweit haben in Hessen ins gesamt 119 Teilnehmerdörfer an den Regionalentscheiden teilgenommen, die im Jahre 2014 in acht Wettbewerbsregionen in Hessen durchgeführt wurden. Die 16 erfolgreichsten Kan didaten aus den Regionalentscheiden nahmen in diesem Jahr am Hessischen Landesent-scheid teil. Sehr positiv hat sich die erstmalige Auslobung des Sonderpreises „Jugend im Dorf“ ausgewirkt, da hier eine Gruppe angesprochen wurde, die in vielfältiger Weise beson-dere Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums hat.

Durch gute Wettbewerbsvorbereitungen und professionelle Präsentationen konnte die Lan-desbewertungskommission von den nachhaltigen Leistungen in den Dörfern überzeugt wer-den, sagte die Ministerin.

Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung)

1. Meißner-Germerode, Werra-Meißner-Kreis2. Weimar-Niederwalgern, Landkreis Marburg-Biedenkopf3. Oberaula-Wahlshausen, Schwalm-Eder-Kreis

Gruppe B (bisher keine Teilnahme an den beiden Förderprogrammen)

1. Oberweser-Oedelsheim, Landkreis Kassel2. Kirchhain-Großseelheim, Landkreis Marburg-Biedenkopf3. Weilburg-Drommershausen, Landkreis Limburg-Weilburg

Als Siegerprämie erhalten die erstplatzierten Dörfer jeweils 5.000 €, die zweitplatzierten Dör fer jeweils 3.000 €. Für den 3. Platz werden jeweils 2.000 € vergeben.

Den Sonderpreis in Höhe von 1.000 Euro zum Thema „Jugend im Dorf“ erhält: Weilburg-Drommershausen, das sich durch eine institutionalisierte Jugendarbeit (Ortsbeirat) sowie breitgefächerte Partizipationsangebote für Jugendliche auszeichnet.

Eine Sonderauszeichnungen für herausragende Gemeinschaftsleistungen in Form einer Urkunde erhält: Vöhl-Schmittlotheim – als kleinster Ort mit hohem Entwicklungspotential.

Die übrigen Teilnehmer: Fuldatal-Simmershausen, Limburg-Dietkirchen, Lorch-Ransel, Nüsttal-Morles, Vöhl-Basdorf und Bad Hersfeld-Asbach, Heidenrod-Dickschied, Sontra-Ulfen, Vöhl-Schmittlotheim, Willingshausen-Willingshausen erhalten jeweils eine Urkunde für die er folgreiche Teilnahme am Hessischen Landesentscheid.

Frau Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser wird die Landessieger in einer Feierstunde am 11. Oktober 2015 in der Stadthalle von Melsungen auszeichnen und allen Teilnehmern die Urkunden überreichen.

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18 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe A

Bewertungsprotokolle und Bilder

Basdorf (Vöhl)

Dietkirchen (Limburg)

Germerode (Meißner)

Morles (Nüsttal)

Niederwalgern (Weimar)

Ransel (Lorch)

Simmershausen (Fuldatal)

Wahlshausen (Oberaula)

VorstellUng der teIlnehmerorte der grUppe a 19

Die beiden Siegerdörfer aus dem Landesentscheid werden Hessen im nächsten Jahr beim 25. Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ vertreten.

„Ich spreche der Landesbewertungskommission meinen Dank und allen Teilnehmern meine herzlichen Glückwünsche aus und hoffe, dass durch diese beispielhaften Leistungen und individuellen Lösungsansätze der Hessischen Wettbe werbsteilnehmer in Zukunft noch mehr Dörfer angeregt werden, ihren eigenen Lebensraum eigenverantwortlich mit zu gestalten und sich damit eine hohe Lebensqualität auf Dauer zu sichern“, so Ministerin Hinz abschließend.

Hinweis:

Auskunft zu den Ergebnissen des Landesentscheids erteilt die Vorsitzende der Landesbe wer-tungskommission: Frau Hiltrud Schwarze, RP Kassel, Tel.:0561/106-1112.

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Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDer Ort ist seit 2007 Förderschwerpunkt der Hessischen Dorferneuerung. Umgesetzt wurden 16 Privatmaßnah-men, fünf öffentliche Projekte. Die Privatmaßnamen sind damit anteilmäßig sehr gering. Die öffentlichen Maßnahmen, die im Rahmen der Dorferneuerung umgesetzt wurden, konzentrieren sich auf den Dorfplatz und das Dorfgemeinschaftshaus. Der Ort ist zudem Teil der LEADER-Region Kellerwald-Edersee. In diesem Zusammenhang wurden das Maislabyrinth und das Hutewaldprojekt gefördert. Die Gemeinde Vöhl bemüht sich derzeit um die Anerkennung als Förderschwer-punkt im Hess. Dorfentwicklungsprogramm auf gesamt-kommunaler Ebene. Basdorf hat 433 Einwohner, das entspricht einem Bevölkerungszuwachs von plus 9,6% seit dem Jahr 2000. Durch seine Lage und die Nähe zum Edersee und den Qualitätswanderwegen Urwald-steig und Kellerwaldsteig ist Basdorf ein attraktiver Ort für Neubürger. Im Baugebiet sind noch neun Bauplätze ausgewiesen. Im Ort gibt es derzeit nur einen Wohnge-bäudeleerstand, der voraussichtlich in absehbarer Zeit behoben werden kann. Es handelt sich um ein Dorf mit Bevölkerungszuwachs (Rückkehrer, Holländer, Ferien-gäste, die sich dauerhaft niederlassen). Im Ort gibt es einen hohen Anteil an Photovoltaik-Anlagen.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungBasdorf ist ein lebendiger und vielfältiger Ort mit ausgeprägten Persönlichkeiten. Vor Ort gibt es eine ganze Reihe von Vereinen, darunter den TSV Basdorf, die Landjugend und viele andere mehr. Grundschule und Kindergarten sowie Einkaufsmöglichkeiten für Dinge des täglichen Bedarfs sind im drei Kilometer entfernten Vöhl zu finden. Die Lebensmittelversorgung wird aber auch durch einen Verkaufswagen gedeckt. Hinzuweisen ist auf das Kutscherhaus, das vom Verein Freunde und Förderer Basdorfs erworben und dann als Gaststätte verpachtet wurde. Es gibt eine ganze Reihe von Ferienwohnungen und auch einen Campingplatz mit 300 Plätzen. Vor Ort sind nahezu 40 Arbeitsplätze zu finden, davon sind acht Haupterwerbslandwirte. An Handwerksbetrieben sind ein größerer Zimmereibe-trieb, ein Schreinerbetrieb und eine Fruchtsaftkelterei zu nennen. Hinsichtlich des Aufbaus und der Entwick-lung eigener Wertschöpfungsketten gibt es einige besondere Produkte aus dem Hutewald (Wurst, Schin-ken) und Produkte aus regionalen Sonderkulturen (Arzneimittelrohstoffe für ASS und Rosenwurz, sowie Fruchtsäfte, Fruchtweine und Brotaufstriche). Neben dem ÖPNV, der in erster Linie auf Schülerbeförderung ausgerichtet ist, ist ein Anrufsammeltaxi abrufbar. Kürzlich wurde zudem ein Bürgertaxi angeschafft, das von ehrenamtlichen Bürgern gefahren werden soll.

BASDORFTeilnahmeort: BasdorfGemeinde/Stadt: VöhlLandkreis: Waldeck-FrankenbergEinwohner: 433Gemarkung: 757 ha

Lage: Basdorf liegt auf den nördli-chen Anhöhen über dem Edersee im Nordteil des Naturparks Keller-wald-Edersee (direkt an der Nordgrenze des Parks). Dazu gehört noch das östlich gelegene Ferienhausgebiet Trappenhart, mit dem es etwa 340 bis 380m ü.NN liegt. In Asel befindet sich der Ursprung des Aselbach-Zuflusses Altbach.

Homepage: www.basdorf-hats.deMitglied der LEADER-Region Kellerwald-EderseeGruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungs-programm bzw. an der Städtebauförderung 1995-2003)

Leitbild – Dörfliche IdentitätBasdorf ist ein aktiver Ort, in dem Kinder und Jugend-liche stark eingebunden sind. Der Ort nimmt an weite-ren Wettbewerben teil, beispielsweise dem Wettbe-werb „Kerniges Dorf“ und hat schon einige Auszeich-nungen erhalten. Weitere Aktionen, die vom Ort ausgehen, sind der Kulinarische Frühling und der Kulinarische Sonntag.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Die Zahl der Bewohner mit Hauptwohnsitz blieb in den letzten Jahren stabil. Ein zugezogener Engländer berichtet authentisch von einer guten Aufnahme als Neubürger, z. T. mit Zuzug in Wochenendhäuser.

Kulturelle VielfaltDer Ort hat 18 Vereine und Gruppen mit über 600 Mitgliedern, z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen.Der „Verein der Freunde und Förderer Basdorfs “ hat mit seinen ca. 140 Mitgliedern eine wichtige Bedeutung für die Dorfentwicklung, hier werden Konzepte ersonnen und konzipiert bzw. koordiniert. Er hat zudem eine ähnliche Funktion wie ein Vereinsring. Die Schaffung und Erhaltung der Grundversorgung steht im Mittelpunkt. Weitere wichtige Vereine sind der Sportverein, die Landjugend, ein Verkehrs- und Verschönerungsverein, die Landfrauen sowie die Freiwillige Feuerwehr.Eine Reihe von Festen und Aktivitäten wird hauptsäch-lich durch Vereine organisiert, z. B. ein Laternenumzug, ein Sommernachtsball, Theatervorstellungen, ein Maislabyrinth, Chor- und Tanzveranstaltungen, eine Krabbelgruppe, Musikworkshops, Treffen der Mutter-

und Kind-Gruppe, der kulinarische Sonntag, ein Jugend-camp des Sportvereines usw.Eine alte Schmiede wird für kleine Kunstausstellungen und Kulturveranstaltungen sporadisch genutzt.Eine Dorfchronik wurde als Buch aufgelegt, zudem bemühen sich geschichtlich interessierte Bürger um eine Häuserchronik sowie dadurch auch um Ahnenforschung.Nach Auflösung eines Chores wurde ein gemischter

Chor neu gegründet, an dem auch Sänger aus Nachbar-dörfern beteiligt sind, der Neuimpuls hat offensichtlich kooperative Früchte getragen. Eine begeisterte Kinder-tanzgruppe verbindet sehr kleine Kinder mit „Fast-Jugendlichen“. Trotz der großen Altersunterschiede harmonieren die Kinder miteinander. Die evangelische Kirchengemeinde ist sehr aktiv im Dorfprozess integriert.

Soziales GefügeBasdorf bemüht sich aktiv und offenbar erfolgreich um Zuzug durch „Ehemalige“ oder Neubürger. Solche werden freundlich begrüßt und aufgenommen, durch Zuzug oder aber Nutzung für Urlaubszwecke hat Bas-dorf wenig Probleme mit Leerständen.Das moderne und funktionale Dorfgemeinschaftshaus mit Fitnessgeräten im Außengelände sowie einem Kinderspielplatz bietet den Vereinen und Initiativen für ihre Aktivitäten die geeigneten räumlichen Möglichkei-ten. Mit viel ehrenamtlichem Engagement der Bürger werden bei Pflege, Instandsetzung und Neuerrichtung örtlicher Einrichtungen und Anlagen wichtige Beiträge geleistet, um das Dorf attraktiv und lebenswert zu gestalten. Die Nachbarschaftshilfe wird in Basdorf großgeschrieben, gerade um die älteren Mitbürger wird sich vor Ort intensiv gekümmert. Ein Mehrgenerationen-tag soll das Miteinander von Jung und Alt fördern.

basdorf 21

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22 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft basdorf 23

Wirtschaftliche InitiativenBasdorf hat mit seinen ca. 400 Einwohnern immerhin etwa 40 Arbeitsplätze vor Ort, darunter auch einige Ausbildungsplätze in den örtlichen Betrieben, z. B. im Handwerk. Örtliche Potenziale werden durch Produktion und Direktvermarktung z. B. von Wurstwaren und Fruchtweinen genutzt, ein Landwirt hat sich auf Sonder-kulturen im Bereich von Heilkräutern u.a. spezialisiert,

es gibt einen Fahrradshop, einen Campingplatz, Gastro nomie und Ferienunterkünfte, fahrende Händler bieten Waren des täglichen Bedarfs vor Ort an.Die Landwirtschaftsbetriebe haben durch das Besetzen von echten Nischen in Verbindung mit hohem Know-how und Qualitätsbewusstsein eine sehr gute Wert-schöpfung und bieten auch Arbeitsplätze, z. B. auch Zuchthengste, Huteschweine etc.Auch der Zimmerei-Betrieb ist für einen Ort dieser Größe ein großer und erfolgreicher Arbeitgeber (u. a. Holzhäuser), die hohe Verwertungsrate von regionalem Holz ist ebenfalls positiv zu vermerken.Ärztliche Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Vöhl. Ganz frisch wurde auf ehrenamtlicher Basis ein Bürgertaxi eingerichtet, das z. B. ältere Mitbürger gegen eine geringe Kostenbeteiligung zu Arztbesuchen oder Einkäufen fährt. Aus wettbewerbsrechtlichen Grün-den ist dies Vereinsmitgliedern (Freunde und Förderer Basdorfs) vorbehalten.Überörtliche Kooperationen gibt es hauptsächlich im touristischen und im landwirtschaftlichen Bereich, die Zusammenarbeit mit der Kerngemeinde scheint aus-baufähig.Für das „Kutscherhus“ wurde eine sehr innovative, aber auch ökonomisch solide tragfähige Konstruktion

gewählt, an der alle großen Ortsvereine beteiligt sind.Positiv ist die Umleitung des Verkehrs zum Camping-platz zur Entlastung der Dorfmitte. Die Belange des Tourismus werden systematisch erfasst (z. B. auch durch Erhalt einer Gastwirtschaft). Trotzdem entsteht nicht der Eindruck, dass die Aktivitäten nur auf Tourismus zielen, sondern die Belange der Dorfbewohner werden stark mit einbezogen.

Jugend im DorfEs gibt von Vereinen und Kirche eine Reihe von Kinder- und Jugendgruppen, die Jugendfeuerwehr arbeitet zusammen mit der des Stadtteiles Oberwerbe, es werden für Kinder und Jugendliche verschiedenen Ferienprogramme angeboten. Es gibt nutzbare Jugend-räume, was aber eher anlassbezogene Möglichkeiten zu sein scheinen.Insgesamt erscheint die Jugendarbeit durchschnittlich und tendenziell von oben nach unten organisiert. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf sehr gut erkennbar gewesen. Es werden vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde wurde aufgegeben. Der letzte Jugendraum ist abgebrannt. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitge-stellt. Hervorzuheben ist hier die gute Jugendarbeit der Landjugend. Eine Beteiligung der Jugend am Dorfge-schehen ist vorhanden. Hervorzuheben ist hier der Jugendausflug zur Weihnachtszeit und das Jugend-theater.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDie Initiative zur Erhaltung des Dorfgasthauses „Kutscherhus“ durch einen Vereinsring ist vorbildlich, die Ortsmitte wurde dadurch stark aufgewertet.Der ehemalige Standort der Kirche und der Friedhof mit der alten Gerichtslinde und Ummauerung in der Ortsmitte sind reizvoll und erhaltenswert; hier sollten auch in Zukunft größere Eingriffe vermieden bzw. Erhaltungsmaßnahmen behutsam durchgeführt werden.Das DGH wurde hochwertig saniert und bietet mit seinen Außenräumen gute Nutzungsmöglichkeiten.

Privater BereichDie Orts-Struktur mit großen, teilweise wohlerhaltenen Hofreiten und einigen schönen Fassaden bietet stellen-weise ein attraktives Bild. Teilweise ist der Scheunen-rand des Ortes zur Landschaft hin erhalten.

Grüngestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDass Heimatverbundenheit und Fremdenfreundlichkeit sich nicht nur wunderbar ergänzen, sondern auch in der Grüngestaltung eine Ortes Beachtung finden können, wird in Basdorf deutlich.Die historisch prägenden Elemente im Ortskern sind vor allem die beeindruckende Gerichtslinde und die Ehrenmalmauer, die sich in einem hervorragenden ökologischen Zustand befindet. Die seltenen und bunt blühenden Wildpflanzen, die in den Mauerritzen gedeihen, sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch ein Zeichen für die hohe innerörtliche Biodiversität. Erfreulicherweise haben die Bewohner ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein, sodass Wildkräuter auch auf Pflasterflächen und an Fassaden geduldet werden. Aufgrund der vielen Wanderwege, die durch das Dorf führen, der Nähe zum Edersee und des „biologisch abbaubaren Freizeitpark“ (Maislabyrinth) gibt es einen regen Publikumsverkehr. Die Sitzgelegenheiten an diversen Grünbereichen, z. B. dem umgestalteten „Leinert’s Eck“, laden Besucher und Dorfbewohner gleichermaßen zum Ausruhen und Genießen ein. Beson-ders attraktiv ist der Bereich der Bushaltestelle. An der Kirche wurde ein Bushäuschen errichtet, das nicht nur den Wartenden Schutz bietet, sondern, durch eine Fassadenbegrünung mit Kletterrosen und ein begrün-tes Flachdach, auch eine Nahrungsquelle für Insekten und nicht zuletzt ein optischer Blickfang ist. Gleiches gilt für das Pflanzbeet entlang der Kirche, das ebenfalls geschmackvoll bepflanzt und mit einer Natursteinmauer umrandet ist. Auch hier wurden Sitzgelegenheiten in die Mauer eingelassen. Umgeben von Blüten ist der Platz vor allem bei Sonnenschein ein herrlicher Treff-punkt für Jung und Alt. Eine attraktive Lösung wurde auch für die Pflege einer kleinen Grünfläche gefunden, die durch den Abriss eines Hauses entstanden ist. Die Fläche wurde mit einem Staketenzaun eingezäunt und wird nun durch Schafe beweidet.Das Dorfgemeinschaftshaus, an dem auch ein Fitness-parcour und ein Kinderspielplatz angeschlossen sind, ist ebenfalls schön eingegrünt. Auffallend sind vor allem die gut entwickelten Linden. Bei den Neupflanzungen wurde darauf geachtet, dass man sich während der Nutzung des Fitnessparcours und des Kinderspielplatzes weiterhin an dem Ausblick in die reizvolle Landschaft erfreuen kann.

Privater BereichIm privaten Bereich beeindruckten vor allem die groß-zügigen und sehr gepflegten Hofreiten. Viele Grund-stücke sind mit Natursteinmauern befestigt und werden durch dorftypische Hainbuchenhecken, geschmiedete

oder hölzerne Zäune begrenzt. Neben traditionellen Bauern- und modernen Erholungsgärten sind zum Teil auch die Hofflächen und Eingangstreppen der Häuser bepflanzt. Als Pflanzkübel dienen häufig aus Stein gehauene ehemalige Tränke- bzw. Futtertröge, die sehr gut zu den, zumeist aus Sandstein gefertigten, Eingangs-

treppen passen. Natursteine finden sich auch als Fassadenverkleidung in Form von Schieferplatten.Der Feuerwehrteich wurde durch eine private Initiative zum Ententeich entwickelt. Das Gewässer wurde u. a. mit Schatten spendenden Weiden bepflanzt und es wurden Lebensraumstrukturen, wie Natursteine zur Uferbefestigung, angelegt. Die innerörtliche Eulen-, Fledermaus- und Schwalben-population wird durch spezielle Nisthilfen gefördert, die gut angenommen werden.

Dorf in der Landschaft

Basdorf liegt an der nördlichen Grenze des Naturparks Kellerwald-Edersee, etwa 3 km vom Edersee entfernt, der durch ein gut ausgebautes Wanderwegenetz auch zu Fuß erreichbar ist. Topografisch liegt das Dorf mit ca. 370 m ü. NN etwa 100 m höher als der Edersee. Aller-dings geht es in Basdorf nicht nur für die Wanderer bergauf. Auch in der Landwirtschaft gibt es einige Projekte, die nicht nur erfolgreich regional vermarktet werden, sondern auch die Landschaft prägen. Hierzu zählt insbe-sondere das Hutewald Projekt. In einem ca. 7 ha großen Eichenwald am Ortsrand werden rund 22 Schweine gehalten und gemästet. Die Eicheln und Bucheckern,

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24 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

die die Schweine auf der Waldweide aufnehmen, und die außerordentlich tiergerechten Haltungsbedingun-gen sorgen für eine außergewöhnlich gute Fleischquali-tät. Die Produkte erfreuen sich einer so hohen Nachfra-ge, dass das Projekt zukünftig ausgebaut werden soll.Außerdem werden regionale Fleisch- und Wurstspeziali-täten von einem Direktvermarkter angeboten.Auch in der Pflanzenproduktion setzt die Basdorfer Landwirtschaft auf Spezialitäten. So werden neben Beerenobst Arzneipflanzen angebaut. Mais wird nicht nur als Futter und Energiepflanze genutzt, sondern als Laby-rinth ausgesät und somit auch touristisch vermarktet.Die umliegenden Naturschutzflächen werden zumeist durch Beweidung gepflegt. Darunter sind Trockenrasen mit Orchideenvorkommen und Quellmoore mit Woll-grasbeständen. Ökologisch aufgewertet wurde die Landschaft auch durch die Neuanlage von Streuobst-wiesen und den Rückbau sowie die Renaturierung der ehemaligen Tretbeckenanlage.

DIETKIRCHENTeilnahmeort: DietkirchenGemeinde/Stadt: LimburgLandkreis: Limburg-WeilburgEinwohner: 1.709Gemarkung: 310 ha

Lage: Dietkirchen liegt unmittelbar am Westufer der Lahn. Markant ist der hoch aufragende Kalkfelsen, auf dem sich die Lubentiusbasilika erhebt. Der Ort selbst liegt auf 120 bis 170 Metern Höhe. Naturräum-lich gesehen liegt der Ort an der östlichen Verengung der Limbur-ger Lahntalweitung zum schmale-ren Runkeler Lahntal hin. Das Bild des alten Ortskerns wird wegen des großen Höhenunterschiedes von zahlreichen Stützmauern zur Terrassierung der Baugrundstücke geprägt.

Bis 18 Jahre: 35118 – 60 Jahre: 954Über 60 Jahre: 404Homepage: www.dietkirchen.deGruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungs-programm bzw. an der Städtebauförderung 1995-2003)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDer Ort hat 1.709 Einwohner und seit dem Jahr 2000 ein Bewölkerungswachstum von 1,36 % vorzuweisen. Die Stadt Limburg befindet sich mit 7 Ortsteilen in einer prosperierenden Region (weiteres Einzugsgebiet Rhein-Main). Der Ort hat eine reizvolle Lage mit dem einmaligen romanischen St. Lubentius-Stift. Tendenziell ist Dietkirchen durch das starke Wachstum seit 1970 ein großes Dorf z. T. mit „Vorortcharakter“ (viele Neu-bauareale, Einkaufsmöglichkeiten hauptsächlich außer halb). Im Ort gibt es, bedingt durch seine Lage und die Nähe zu Oberzentren, keinen Leerstand. Im Gegenteil, es ist Nachfrage vorhanden, Dietkirchen ist ein begehrter Wohnort. Die Teilnahme an der Dorfer-neuerung (2001-2009) ist im Ort an vielen Stellen, (Dorfplatz, Dorfstube mit Backhaus, Bepflanzung, Orts-bild) deutlich sichtbar. In Dietkirchen soll derzeit kein neues Wohngebiet ausgewiesen werden, man will sich auf den Ortskern konzentrieren und diesen aufwerten.

Kommunale GesamtentwicklungDer Ort gehört aufgrund seiner Lage keiner LEADER-Region an. Die Nutzung von PV-Anlagen sowie Erd-wärme- und Luftwärmepumpen ist an geeigneten Stellen verbreitet.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungDer Ort weist eine herrliche Lage im Lahntal mit Aus-sicht auf den Feldberg auf. Die Verkehrsanbindung ist sehr gut, es gibt einen ICE-Bahnhof und eine gute ÖPNV-Anbindung an die umliegenden Mittel- und Oberzentren. Die Schule befindet sich im Nachbarort, eine Kindertagesstätte für unter 3-jährige wurde vor zwei Jahren neu gebaut, der Kindergarten soll in nächster Zeit gebaut werden, es gibt zwei Spielplätze. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde das Dorfge-meinschaftshaus umgestaltet. Auch die Kirche und das Pfarrheim wurden restauriert. Darüber hinaus wurden viele Investitionen von Privatpersonen vorgenommen, die vereinzelt sehr gelungen sind. Eine Einkaufsmög-lichkeit ist trotz der Größe des Ortes nicht mehr vorhan-den. Dem Fußballnachwuchs kommt in Dietkirchen eine besondere Bedeutung bei, es gibt zwei Fußballplätze und ein Sportlerheim, 15 Fußballmannschaften werden hier trainiert. Eine Besonderheit von Dietkirchen ist der „Vereinsring Dietkirchen e.V.“, der 10 Ortsvereine zusammenführt.

dIetkIrchen 25

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Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Kulturelle VielfaltDer Ort hat 17 Vereine und Initiativen mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen, davon sind 10 Vereine in einem Vereinsring zusammengeschlossen. Besonders prägend ist der Sportverein mit seinen 1030 Mitgliedern in diversen Abteilungen. Eine großzügig dimensionierte

Sportplatzanlage mit passenden Vereinsheimen wird dieser beachtlichen Größenordnung gerecht. Hier findet besondere Erwähnung, dass etwa 10% der Mitglieder Ausländer sind, wobei auf Nachfragen nicht eindeutig zu klären ist, wie dieser Wert ermittelt wird. Unter den Mitgliedern sind auch viele aus Nachbarorten in der Region. Ein Ältestenrat scheint sich maßgeblich um die Geschäftsführung zu kümmern. Der Sportverein betreibt in starkem Maße Kinder- und Jugendarbeit. Neben dem Sportverein findet der Verschönerungsverein Erwähnung, der maßgeblich den Dorfwettbewerb betreibt und sich stark um die Gestaltung des Dorfes kümmert. Weitere wichtige Vereine sind die Freiwillige Feuerwehr mit Jugendfeuerwehr, Musik- und Gesangsvereine, Obst- u. Gartenbauverein, Katholische Frauen sowie Arbeitnehmer, ein Partnerschaftsverein, die Pfadfinder, eine Theatergrup-pe sowie der Schützenverein.Eine Reihe regelmäßiger Feste und Veranstaltungen wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. der historische Markt, das Apfel- und Kartoffelfest, das Lahnfest und ein Anlagenfest, das Pfarrhoffest, die Kirchweih sowie ein lebendiger Adventskalender. Die Pfarrscheune wurde zur Kulturscheune ausgebaut, in der gelegentlich kleine Kulturveranstaltungen stattfin-

den. Wenn hier z. B. jüngere Leute Interesse hätten, auch regelmäßiger Programme zu organisieren, könnte dieser schöne Ort sicher als interessanter Anziehungs-punkt innerhalb des Dorfes noch mehr genutzt werden.In puncto geschichtlichem Umgang wird auf die Kirch-chronik verwiesen, Nachfragen zu einer eventuellen jüdischen Geschichte im Ort werden unterschiedlich beantwortet. In der Präsentation der Dorfbereisung wirkte das Kulturdenkmal St. Lubentius-Stift erstaunlich randständig beleuchtet.An ökologischen Initiativen sind die Aktion „Saubere Landschaft“ sowie das Apfel- und das Kartoffelfest zu nennen.

Soziales GefügeDie Familie Eufinger ist im Ort sehr präsent und enga-giert, da sowohl der letzte als auch der aktuelle Ortsvor-steher dieser entstammt. Ein zentraler Platz des Ortes wurde als Paul-Eufinger-Platz (nach dem vorherigen OV) benannt.Die zahlreichen und vielfältigen Aktivitäten des AK Dorferneuerung bzw. des Verschönerungsvereines und des Sportvereines werden von kleineren Kreisen sehr engagierter Personen geplant und umgesetzt. Zu den meisten Projekten werden die finanziellen Eckpunkte als besonders entscheidend erläutert und auch die zahlrei-chen ehrenamtlichen Leistungen sind in monetäre Beträge umgerechnet.Das mehrfach betonte Zusammenwirken von Jung und Alt konnte nachvollzogen werden, besonders ist hier sicherlich die Arbeit des Sportvereines sowie der Kirche und der Pfadfinder zu erwähnen. Seit es einige Male Schäden durch Vandalismus in der Ortsmitte an einem Kruzifix gab, wird dieses durch den Ortsvorsteher bei Festen wie der Kirmes vorsorglich in Sicherheit verwahrt.Insgesamt kann dieser verhältnismäßig große Ort nicht eine solch homogene Dorfgemeinschaft abbilden, wie dies in kleinen Dörfern der Fall ist, wo jeder jeden kennt. Die Vielzahl der Veranstaltungen und Aktivitäten bieten jedoch gute Möglichkeiten, zusammenzukom-men und gemeinsam zu wirken.

Wirtschaftliche InitiativenDietkirchen hat gemessen an der Einwohnerzahl wenige Betriebe und Arbeitsplätze (10/30), was auf eine große Mehrzahl von Berufspendlern hindeutet. Es gibt vor Ort zwei Pflegedienste und eine kleine Hobbybrauerei, eine Sparkassenfiliale, einen Bäcker, zwei Gaststätten, einige Handwerksbetriebe und einige weitere Dienstleister. Supermärkte gibt es außerhalb des Ortes in kurzer Entfernung.

Jugend im DorfIn der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf leider nicht erkennbar gewesen. Es

sind Beispiele, die zur Nachahmung empfohlen werden können. Auch weitere Fachwerkbauten werden voraus-sichtlich saniert werden. Fachliche Kompetenz ist durch ortsansässige Architekten gegeben.

Grüngestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichEin besonderes grüngestalterisches Element ist der Wein-berg von Dietkirchen, unterhalb der St. Lubentius-Basilika. Die Kirche thront auf einem mächtigen 34 m hohen Kalk-felsen. Zwischen den Weinreben wachsen buntblühende Lavendelstauden und Calendula. In den Lücken der his-torischen Natursteinmauer haben sich verschiedene Wildkräuter angesiedelt. Zudem sind die Steilwände zum Teil mit verschiedenen Klettergewächsen begrünt. Dieses Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen birgt großes Potential für die innerörtliche Biodiversität.Die Ortsmitte wird ebenfalls durch die Kirche geprägt, da hier die alte, zwischenzeitlich restaurierte, Turmuhr aus-gestellt ist. In der angrenzenden Natursteinmauer ist ein Kreuz eingelassen, neben dem auf der einen Seite eine Kletterrose sowie Lavendel gepflanzt wurde und auf der anderen Seite eine Bank zum Verweilen einlädt. Grünge-stalterisch wird der Platz durch eine große Kastanie ge-prägt, unter deren Krone das Kreuz und die Bank geschützt sind. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde ein Brunnen errichtet. Rechts und links stehen Pflanzkübel in Terrakottaoptik. Die einzelnen Gestaltungseinheiten heben sich durch Kopfsteinpflaster aus Basalt optisch vom Straßenbild ab.Die Fassade der Vereinsscheune, der alten Schule und verschiedener Privathäuser ist mit Wein, Efeu und Kletter-rosen begrünt. Ebenso sind Natursteine als Mauern,

werden sehr viele und abwechslungsreiche vereinsge-bundene Angebote gemacht, die auch von den Jugend-lichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist sehr gut. Es gibt einen Kirchenjugendraum und diverse Jugendangebote, z. B. Jugendgottesdienste. Eine offene JA findet nicht statt. Es wird den Jugend-lichen kein Raum zur Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist ggf. möglich. In div. Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit des Sportvereins und der Feuerwehr. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist kaum vorhanden.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDie Ortsmitte wurde durch Mauern, Pflanzungen, überdachte Haltestelle und weitere Einzelmaßnahmen aufwendig gestaltet. Das DGH wurde barrierefrei und mit viel Eigenleistung saniert und architektonisch ansprechend auf einen zeitgemäßen Stand gebracht. Der Sportplatz mit Vereinsheim und großzügigen Anlagen bietet gute Nutzungsmöglichkeiten.Der mit umweltgerechten Materialien (z. B. Lehm) und Details neu gestaltete Eufinger-Platz mit Dorfstube und Backes ist ansprechend und optisch attraktiv, wenn auch in der Nutzung eingeschränkt.Das Umfeld der großartigen Basilika St. Lubentius wurde in gutem Zustand erhalten, ebenso das Pfarrhaus.

Privater BereichDie vorbildliche Sanierung einer Hofreite mit modernen Elementen und die Wohnnutzung einer Steinscheune

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Pflaster, Treppen und Sitzgelegenheit oder, wie an der neu gestalteten Dorfstube am Paul-Eufinger-Platz, als Ziersäulen verwendet worden.Im Rahmen der Umbaumaßnahmen des Dorfgemeinschafts-hauses wurde auch die Außenanlage erneuert. Bauliche Anlagen z. B. Treppen wurden zurückgebaut und auf dem Parkplatz wurden Bäume, Stauden und Hecken gepflanzt.Nahe dem Dorfgemeinschaftshaus liegt die großzügig gestaltete und hochwertig ausgestattete Sportanlage. Im Umfeld stehen einige Linden und naturnahe Hecken.Am nordöstlichen Rand des Dorfes befindet sich eine Streuobstwiese, die wohl regelmäßig durch Schafe be-weidet wird. Der Hang, der von hier zur Lahn führt, ist dicht bewachsen. In der Nähe befindet sich auch der Kinderspielplatz, der mit verschiedenen Gehölzarten in-tensiv und naturnah eingegrünt ist.

Privater BereichIm privaten Bereich waren in Dietkirchen einige Beispiele für vorbildliche Natursteinmauern zu finden. Dies galt sowohl für Trockenstein- als auch verklebte Mauern. Das Grundstück des ortsansässigen Hobby-Bierbrauers ist ein sehr schönes Beispiel für eine stilsichere und ökologisch wertvolle Mauerbegrünung. Wie bereits beschrieben sind auch Fassadenbegrünungen vor allem mit Kletterrosen und Wein zu finden. Auch Beispiele für Dachbegrünungen gibt es im privaten Bereich. Insgesamt wird in den Gärten vor allem die Erholungsfunktion in den Vordergrund ge-stellt. Hier gibt es schöne Beispiele für gut strukturierte Gärten, wodurch auch kleine Grundstücke als grüne Oasen in Szene gesetzt werden. Gleiches gilt für einige Innenhöfe, die neu interpretiert und nunmehr als Entspan-nungs- und Freizeiträume dienen.

Dorf in der Landschaft

Dietkirchen liegt direkt am Lahnufer etwa 2 km von Limburg entfernt. Die umliegenden Flächen sind sehr fruchtbar und werden daher vor allem ackerbaulich genutzt. Die Region wird aktiv touristisch vermarktet. Es werden z. B. Kanutou-ren auf oder Radtouren entlang der Lahn angeboten. Zu-dem lockt die St. Lubentius-Basilika viele Besucher in das Dorf.Vom Weinberg an der St. Lubentius-Basilika aus hat man eine herrliche Aussicht auf das Lahntal und den Dietkircher Badestrand. Der Bereich ist von einer imposanten Birken-allee gesäumt, die den Uferbereich auch optisch vom pa-rallel zur Lahn verlaufenden Radweg trennt. Am Ortsrand, entlang des Sportplatzes, wurde eine Lindenallee gepflanzt.

GERMERODETeilnahmeort: GermerodeGemeinde/Stadt: MeißnerLandkreis: Werra-MeißnerEinwohner: 780Gemarkung: 1.276 ha

Lage: Germerode liegt am Süd-ostrand des Naturparks Meißner-Kaufunger Wald im südöstlichen Vorland des Hohen Meißners. Durchflossen wird es vom Vier-bach. Germerode wird erstmals im Jahre 1186 erwähnt. Das Kloster Germerode war das Hauskloster vieler Mitglieder des niederhessi-schen Adels. Das Prämonstraten-ser-Doppelkloster ist eines der bedeutendsten Bauwerke in Nordhessen. Germerode ist staatlich anerkannter Luftkurort.Bis 18 Jahre: 10818 - 60 Jahre: 403Über 60 Jahre: 269

Homepage: www.gemeinde-meissner.de; www.mohnbluete-meissner.de; www.kloster-germerode.de;Mitglied der LEADER-Region Werra-MeißnerAusgezeichnet mit dem 1. Platz der Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungspro-gramm bzw. an der Städtebauförderung 1992-2000)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune,Ortsbeirat und Bewohner

Der Ort hat von 1992 bis 2000 an der Dorferneuerung teilgenommen. In diesem Zusammenhang wurden 111 (!) private Maßnahmen durchgeführt. Schwerpunkte der öffentlich durchgeführten Maßnahmen war der Erhalt und Ausbau der Bildungsstätte Altes Forsthaus, des Bergwildparks, der Bau eines Jugendraumes, die Sanierung des historischen Refektoriums an der alten Klosteranlage, die Neugestaltung der Dorfmitte mit Bau eines Backhauses und Verbesserung am Dorfgemein-schaftshaus. Germerode ist mit einem weiteren Ort gemeinsam der größte Ortsteil der Kommune Meissner. Er gehört zur LEADER-Region Werra-Meissner. Es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen Ortsteil und Kommune und eine starke Zusammenarbeit inner-halb des Ortes (Ortsbeirat, Bürger, Vereine). Die Prozesse der jahrelang praktizierten Dorferneuerung haben sich verstetigt. Im Ort gibt es neun leer stehende Wohnge-bäude. Hinzuzufügen ist, dass es sich ehemals um achtzehn Leerstände gehandelt hat. Ein Teil davon konnte wieder in Nutzung genommen werden.

Kommunale GesamtentwicklungSeitens der Großgemeinde ist eine Bauleitplanung vorhanden. Die Vereine des Ortes haben Satzungen, es gibt eine Friedhofssatzung mit Gebührenordnung und eine Jagdgenossenschaftssatzung. Der Meissner mit seinen Quellen versorgt Germerode mit Trinkwasser. Das Thema Trinkwasser wird auch regelmäßig an die Kinder vermittelt (Wassererlebnistag, Trinkwassermuseum, Trinkwasserpfad). Photovoltaik-Anlagen sind, wo mög-lich, im Ort realisiert.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungIm Ort gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus. Besonders hinzuweisen ist auf die Klosterkirche mit dem Refektori-um. In der Kirche finden regelmäßig Konzerte statt, sie ist zudem Veranstaltungsort des Kultursommers Nord-hessen. Auf dem historischen Klostergelände unterhält die Gesellschaft zur Erhaltung der Klosteranlage ein Tagungshaus. Mit Hilfe der Klostergesellschaft hat sich hier eine evangelische Kommunität angesiedelt. Das sanierte Refektorium wird als Aussegnungshalle, vom Heimatverein und Nordhessischen Kultursommer für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen genutzt. Auf dem Platz vor dem Refektorium finden darüber hinaus regelmäßig Bildhauerinnenkurse statt, die vom Heimat-

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verein in Kooperation mit der Volkshochschule Werra-Meißner angeboten werden.

Hinzuweisen ist auf die enge Anbindung des Ortes Germerode an den Naturpark Werra-Meissner. Es gibt einen Bergwildpark auf 25 ha Gelände, der mit seinen 240 Tieren (30 Arten) als touristisches Highlight im Meissner funktioniert. Er hat im Jahr die stattliche Besucherzahl von 45.000 Besuchern.Schule und Kindergarten sind im Nachbarort Meissner-Abterode und Weidenhausen (5/8 km entfernt) vertreten. Im Ort gibt es 125 Arbeitsplätze. Darunter sind unter anderem Dienstleistungsunternehmen und Handwerks-betriebe, u.a. ein Zimmereibetrieb mit acht Mitarbeitern und ein Logistikunternehmen mit 27 Mitarbeitern.Die romanische Klosterkirche wurde mit viel Eigenleis-tung der Bewohner mit einer neuen Heizungs- und Lichttechnik ausgestattet.

Vor Ort gibt es noch einen Dorfladen, eine Metzgerei, zwei Frisöre, ein Cafe, ein Landhotel und eine Reha-Klinik für suchtgefährdete Menschen.Hinsichtlich des Aufbaus und der Entwicklung eigener Wertschöpfungsketten ist auf das Mohnprojekt in Germerode hinzuweisen, das in einer Kooperation vom Naturpark Werra-Meissner und einem örtlichen land-wirtschaftlichen Betrieb und Landhotel (Meißnerhof) angestoßen wurde. In Germerode wird in großem Umfang Schlafmohn angebaut. Während der Mohnblü-te ist der Ort ein touristischer Anziehungspunkt. Der Mohn wird aber auch außerhalb der Blüte genutzt und in den umliegenden Bäckereien weiterverarbeitet. Hervorzuheben ist, dass dieses gute Konzept ständig weiterentwickelt wurde und wird.

Leitbild Dörfliche IdentitätDer Ort hat eine überzeugende dörfliche Identität gezeigt. Der Dorfwettbewerb wurde von einer breiten Bevölkerungsschicht getragen. Das Wir-Gefühl der Bürger zeigt sich insbesondere in ihrem ehrenamtlichen Engagement für den Förderverein Bergwildpark, Förderverein zur Erhaltung der Klosterkirche, Förderver-ein zur Erhaltung der Klosteranlage, Verein Dorfzentrum und vieles andere mehr.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Bei Germerode handelt es sich um eine Schutzschirm-kommune des Landes Hessen.Neben dem sehr starken Bevölkerungsrückgang findet eine sehr starke Überalterung statt, auf die Alterung – insbesondere in Hinblick auf Hochbetagte – sollte noch mehr Augenmerk auf eine klare Demografiestrate-gie gelegt werden.Die Dorferneuerung ist sehr positiv umgesetzt worden, der Prozess trägt weiter, u. a. aufgrund der gute Zusam-menarbeit der Vereine, der sehr guten Kooperation des Ortes mit der Kommune, Region und dem Naturpark, die „Mohnblüte“ ist innovativ und hat eine hohe Dynamik entfaltet.Insgesamt gibt es eine beeindruckende Dichte an vielfältigen Angeboten des in landschaftlich besonders reizvoller Lage befindlichen Ortes, mit demografischen Problemlagen wird aktiv und durchdacht umgegangen, Leerstände konnten in den letzten Jahren, sicher auch dank des gelungenen touristischen Konzeptes, um die Hälfte reduziert werden. Dass der besondere touristi-sche Impuls der Mohnblüte als saisonale Hauptattraktion gerade aus der Landwirtschaft heraus entwickelt wurde, stellt eine einzigartiges Beispiel für nachhaltige örtliche Wertschöpfung aus eigenen Ressourcen dar, bei dem das Dorf weitestgehend an einem Strang zu ziehen scheint. Es ist Germerode zu wünschen, dass es auch auf Dauer gelingt, die touristischen Potenziale positiv zu nutzen, ohne dass der ursprüngliche Charakter des Ortes darunter leidet – hier scheint die saisonale Begrenzung durch die Blütezeit des Mohnes z. B. einer übermäßigen Vermarktung auf natürliche Weise Einhalt zu bieten.

Kulturelle VielfaltDer Luftkurort hat mindestens 10 Vereine mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen.Hierzu zählt u.a. der 2012 gegründete Verein Dorfzen-trum e.V. (ca. 75 Mitglieder) mit einem gut durchdachten Konzept zur Gestaltung der Ortsmitte mit einem neuen Dorfladen mit Café sowie dem Backhaus als Treffpunkt

sowie noch nicht realisierten Planungen zu altersgerech-ten Wohnungen und einer ärztlichen Versorgungsstation. Es ist zu hoffen, dass für die weitere Umsetzung dieser für die Dorfentwicklung sehr bedeutsamen Planungen noch breitere Unterstützung im Ort und eine geeignete Finanzierung gefunden werden kann.Eine Reihe jährlicher Feste wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. ein Feuerwehrball, ein Okto-berfest, das Vogelschießen, Sportturniere, Weihnachts-feiern. Hochkarätige Kulturprogramme finden, veran-staltet vom Heimatverein und vom Nordhessischen Kultursommer, im Refektorium des Klosters statt. Auch die Kirchengemeinde veranstaltet neben den Gottes-diensten Lesungen und Konzerte.Die Mohnblüte als touristisches „Highlight“ wird beglei-tet durch Konzerte und Malkurse sowie das Angebot vielfältiger Mohnerzeugnisse. Der Wildpark ist Anzie-hungspunkt für Familien und Gruppenausflüge.Durch die Sanierung der Klosteranlage im Rahmen der Dorferneuerung ist ein wichtiges Element der Traditions-pflege entstanden, so wird ein Klostergarten gepflegt und die Kommunität Koinonia hat eine Ausstellung zu christlichen und jüdischen Grabsteininschriften organi-siert. Die Kirmes wird traditionsbewusst veranstaltet. Eine Dorfchronik wurde im Jahr 1985 anläßlich der 800-Jahr-Feier erstellt. Im Waldwichtelhaus des Berg-wildparks befindet sich ein kleines Heimatmuseum.

Soziales GefügeVor allem durch die Vereine wird das Dorfleben ge-prägt, vielfältiges ehrenamtliches Engagement trägt ganz wesentlich zur Vitalität des Ortes bei. Die Vereine koordinieren sich hierbei regelmäßig zweimal jährlich untereinander. Das Konzept zum Dorfzentrum setzt wichtige Akzente, weil in der Mitte wichtige Treffpunkte für alle Generationen entstehen.Dorfverein: sehr gut qualifizierte und engagierte Ehren-amtliche, eine kluge strategische Ausrichtung ist vorhanden, lebendige Dorf-Mitte für Jung und Alt ist ein gutes Konzept mit realistischen Finanzierungsvor-schlägen.Die Leerstandsbeseitigung wird mit sozialer Infrastruk-tur kombiniert, durch die Land-Bäckerei mit Café im Dorfzentrum ist eine ökonomische Tragfähigkeit des „Dorfladens“ gesichert. Bei den Vereinen – z. B. bei dem Landfrauenverband – macht sich der demografische Wandel z. T. negativ bemerkbar (Problem der Angebotsstrukturen für ge-mischte Altersgruppen, Problem der Verantwortungsüber-nahme im Vorstand, Verjüngung des Vorstandes etc.).Es besteht Offenheit in der Bevölkerung für die langjäh-rige Einrichtung der Fachklinik für Suchtkranke.Angebote für alle Generationen, meist auch von den Vereinen getragen, fördern das Zusammenwirken der Generationen. Das Ineinandergreifen von ehrenamtli-

chen und wirtschaftlichen Aktivitäten scheint in Ger-merode besonders ausgeprägt, wo z. B. der Bergwild-park zu großen Teilen ehrenamtlich betrieben wird, was für ein Projekt dieser Größenordnung bemerkenswert ist. Bei der Dorfkirmes übernehmen junge Leute als Ausrichter ein hohes Maß an Verantwortung.Es scheint quer durch die Bevölkerung ein hohes Bewusstsein vorhanden zu sein für die hohe Bandbreite von Aktivitäten von traditionell dörflichen über Tagungs-häuser, touristische Angebote (Mohnblüte), vorbildliche umweltpädagogische (Wassermuseum, Bergwildpark), geistliche und kulturelle (Kloster, Refektorium) und Zukunftsorientierung (Dorfmitte) sowie neue Wander-wege wie der Trinkwasserweg.

Wirtschaftliche InitiativenAlleinstellungsmerkmal ist die Förderung der touristi-schen Attraktivität durch die Mohnblüte als aus der Landwirtschaft entwickelte Initiative. Ganz besonders fällt auf, wie hier ein ganzes Dorf die Vorteile für sich erkannt zu haben und an einem Strang zu ziehen scheint. So sind saisonal eine Reihe von Arbeitsplätzen entstanden, es werden viele Vermarktungsmöglichkei-ten von Mohnprodukten von verschiedenen Betrieben des Ortes genutzt, Landwirte tauschen Flächen, um jeweils genug Mohnfelder in gesunder Fruchtfolge bebauen zu können, Gastronomie und Unterkünfte profitieren ebenfalls, ebenso werden Kloster, Bergwild-park und Wassermuseum wiederum mehr Besucher zählen können.Darüber hinaus gibt es Arbeitsplätze etwa durch den neuen Dorfladen, ein Fuhrunternehmen, einige Hand-werks- und Dienstleistungsbetriebe, insgesamt sind es etwa 125 – eine stolze Zahl für einen Ort von knapp 800 Einwohnern in strukturschwacher Region.

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32 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Die örtliche und überörtliche Zusammenarbeit scheint positiv ausgeprägt zu sein, vor allem die Zusammenar-beit mit dem Naturpark Meißner-Kaufunger Wald und der Großgemeinde.Für die Klosteranlage mit seinen drei verschiedenen Eigentümern wurde im Rahmen der Dorferneuerung eine Zukunftswerkstatt gegründet, um die Planungen in sinnvoller Weise gemeinsam weiterzuführen.Die Jagdgenossenschaft fördert die Erhaltung der Wege und unterstützt die örtlichen Vereine, die Land-wirte treffen sich regelmäßig auch überörtlich und betreiben eine Einkaufsgemeinschaft.Sponsoring durch Betriebe, vor allem der Bergwildpark wird durch Sach- und Geldmittel von örtlichen Unter-nehmen unterstützt.

Jugend im DorfDurch die Vereine (v.a. Sportverein und Feuerwehr) und Kirche wird die Jugendarbeit getragen, es gibt einen Jugendraum. Kinder einer Förderschule treffen sich mit anderen auf dem örtlichen Spielplatz.Die Nachwuchsprobleme z. B. der Feuerwehr werden durch überörtliche Zusammenarbeit auffangbar sein.In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf erkennbar gewesen. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen in einem Jugendraum, der während der Mohnblüte fremdge-nutzt wird und den Jugendlichen nicht zur Verfügung steht. Dieser ist nicht selbstverwaltet und steht den Jugendlichen auf Nachfrage zur Verfügung. Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern finden derzeit nicht statt. Eine offene Jugendarbeit ist zurzeit durch den Schutzschirmstatus der Gesamtgemeinde nicht möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die gute Jugendarbeit des Sportvereins, des Schützen-vereins, der ev. Kirchengemeinde und der Kirmesbur-schen. Eine Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDas Ortsbild ist nicht so stark historisch, aber dennoch von einer hohen Qualität. Der Ort ist aufgeräumt, wirkt luftig und gepflegt. Der Leerstand konnte verringert werden.Die Dorfmitte mit DGH und alter Schule ist einschl. Parkplatz offen und gut durchgrünt und besitzt damit eine hohe Aufenthaltsqualität, ein Dorfladen und das neue Backhaus werten den Bereich zusätzlich auf.

Eine zukunftsfähige Planung u. a. für barrierefreies Wohnen, initiiert durch den Verein „Dorfmitte“ (beein-druckende Initiative), wurde bereits erstellt und soll in Zukunft umgesetzt werden.Die Klosteranlage wurde mit einem sich gut einfügen-den neuen Dach nutzbar gemacht und bildet mit der gut erhaltenen Kirche, dem Klostergarten und angren-zenden alten Friedhof ein wertvolles und reizvolles historisches Ensemble.

Der benachbarte Neubau des Kirchenzentrums fügt sich gut in die Umgebung ein und bildet ein gelungenes Beispiel neuer, qualitätvoller Architektur im alten Bestand, die aus einem Architekten-Wettbewerb hervorgegangen ist. Auch der gut gestaltete Aufgang zur Kirche (Kloster) ist hervorzuheben.Positiv fällt die Erhaltung und Nutzung der alten Wasser entsäuerungsanlage als Trinkwassermuseum auf.

Privater BereichDie Wohnbebauung zeigt im Vergleich zu anderen Orten wenige historische Bauten, aber dennoch ein harmonisch wirkendes Gesamtbild aufgrund des guten Instandhaltungsniveaus. Ortstypische Materialien (z. B. Ziegelbehänge an Wetterseiten) kommen auch bei jüngeren Gebäuden zum Einsatz. Es gibt viele gut erhal-tene und noch genutzte Scheunen.Die außen liegende Mohntenne zeigt, wie mit ver-gleichsweise wenig Aufwand Objekte verträglich in der Landschaft stehen können (originelle Containerverklei-dung).Das überall im Ort auftauchende Markendesign (Mohn-blüten) ist ansprechend gestaltet.

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Grüngestaltung und -entwicklung

Germerode ist ein Ort mit sehr kreativen Einwohnern, die es verstehen, Prioritäten zu setzen, Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Kurz, ein Ort voller Highlights.Im öffentlichen Bereich ist das Umfeld des Backhauses, in dessen unmittelbarer Nähe sich der Spielplatz und das Gemeindezentrum befinden, besonders hervorzu-heben. Direkt neben dem Backhaus war ein traditionel-ler Nutz- und Kräutergarten angelegt worden, der mittlerweile aber aus Zeitmangel wieder aufgegeben wurde. Der geplante Rückbau, anstelle eines verwahr-losten Gartengrundstückes, ist auch ein Ausdruck dafür, dass sich die Bewohner ganz bewusst mit der Grünge-staltung ihres Ortes auseinandersetzen. Insgesamt wird das Areal von imposanten Linden geprägt, die insbe-sondere in den Sommermonaten für eine angenehm kühle Atmosphäre sorgen. Begrenzt wird das Gelände einerseits durch die Dorfstraße, an der einige Bäume gepflanzt und Blumenrabatten angelegt wurden, sowie den Vierbach andererseits, der sich durch naturnahe Uferränder auszeichnet und den Blick auf innerörtliche Wiesen freigibt. Funktionalität, Traditionsbewusstsein und Kreativität treffen im Bereich der Bushaltestelle und des Dorfladens aufeinander. Das Bushäuschen ist, wie auch das Back-haus, in Fachwerkbauweise errichtet. Der daneben liegende Dorfladen wird durch ein mit Drechslereien verziertes Schild mit märchenhafter Aufschrift beworben. Auch hier besteht die Eingrünung aus einer Kombination von verschiedenen Strauchgehölzen und Bäumen.Eine weitere Besonderheit ist der Klostergarten. Einge-fasst von einer Natursteinmauer bildet er den grünen Gürtel des historischen Gebäudekomplexes und vermittelt durch seine parkähnliche Gestaltung eine würdige Atmosphäre. Zum Teil noch erhaltene Mauern ehemaliger Gebäude fördern nicht nur die Authentizität der Anlage, sondern sind auch ein gestalterischer Blickfang. Der Straßenraum wird vor allem von Staketen- und Jägerzäunen sowie den Vorgärten der Fachwerkhäuser geprägt. Die Gärten sind häufig von der Straße aus einsehbar und insgesamt sehr offen gestaltet. Während Hecken und andere Sichtschutzelemente eher zurück-haltend eingesetzt werden, sind die traditionellen Blumen der Bauerngärten, die zum Teil ursprünglich auch als Heilpflanzen dienten, recht häufig anzutreffen. Beispiele hierfür sind Tagetes, Calendula, Sonnenhut oder Schlafmohn. Letzterer fördert sicher auch die Identifikation der Bewohner mit dem Mohnprojekt, an dem sich verschiedene Unternehmen und der Natur-park Meißner-Kaufunger Wald beteiligen. Am Dorfrand finden sich einige traditionell angelegte Nutzgärten, die vornehmlich der Gemüseerzeugung dienen.

Dorf in der Landschaft

Germerode liegt im Vorland des Hohen Meißners und ist Teil des Naturparks Meißner-Kaufunger Wald. Es ist umgeben von relativ klein strukturierten Ackerbau- und Grünlandparzellen, die zum Teil auch als Streuobstwie-sen bewirtschaftet werden. Durch die 18 Nebenerwerbs- und 2 Haupterwerbsbe-triebe ist die Landwirtschaft im Ort noch relativ präsent. Hervorzuheben ist die aktive Auseinandersetzung mit dem Rückgang der Beweidung und dadurch entstehen-den Engpässen in der Grünlandbewirtschaftung bzw. Landschaftspflege. Neben der Einbeziehung von

Hobbypferdehaltern, die zum Teil aufgrund der Tierhal-tung nach Germereode gekommen sind, wird an dem Bauernstammtisch auch die Option einer eigenen Pflegeherde und die verstärkte Kooperation mit Tierhal-tern aus der Umgebung diskutiert. Richtung Osten schließt sich ein großes Waldgebiet an, an dessen Rand der Bergwildpark Meißner liegt. Dieser ist gleichzeitig auch der Startpunkt für den Wasserlehr-pfad, der am Jugenddorf Hoher Meißner endet. Beide Stationen eignen sich hervorragend für Umweltbil-dungsaktivitäten und werden intensiv in Anspruch genommen. Gleiches gilt auch für den Mohnlehrpfad, der in direkter Dorfnähe eingerichtet wurde und an der neu entstandene Mohnscheune beginnt. Naturerlebnis bietet auch der am Dorfrand liegende und schön eingegrünte Wohnmobilstellplatz.

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MORLESTeilnahmeort: MorlesGemeinde/Stadt: NüsttalLandkreis: FuldaEinwohner: 552Gemarkung: 548 ha

Lage: Der Ort liegt im Osten Hessens im Tal der Nüst im Natur-park Hessische Rhön. Im Ort kreuzen sich die Landesstraßen 3176 und 3256. Morles wurde im Jahre 1510 in den Zinsregistern des Amtes Mackenzell erstmals erwähnt. 1964 wurde an der Stelle der bisherigen Kapelle die heutige Kirche erbaut.

Bis 18 Jahre: 10318 - 60 Jahre: 327Über 60 Jahre: 122

Homepage: www.morles.de;www.morles.net und www.kirmes-morles.de.Mitglied der LEADER-Region RhönGruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungs-programm bzw. an der Städtebauförderung 2004-2012)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDie Bürgermeisterin, Frau Frohnapfel, war bis Amtsan-tritt Ortsvorsteherin des Ortes, daher besteht eine vertraute Zusammenarbeit zwischen Ortsteil und Kommune. Der Ort wurde 2007 in die Dorferneuerung aufgenommen, die bis zum Jahr 2013 dauerte. Die Dorferneuerung hat im Ort verschiedene Entwicklungen und Projekte angestoßen. An kommunalen Maßnahmen ist insbesondere der Neubau einer Dorfscheune, die Sanierung eines Backhauses, die Erneuerung von Spielplätzen und die Sanierung und Einfassung der Nüst zu nennen. Ein integriertes kommunales Entwick-lungskonzept wird seit der Anerkennung als Förder-schwerpunkt in der Hess. Dorfentwicklung seit 2013 auf den Weg gebracht. Der Ort hat derzeit 552 Einwohner, das entspricht einem Wachstum von 3,9 % seit 2000. In den letzten Jahren sind neue Bürger zugezogen. Im Ort gibt es nur einen Wohngebäudeleerstand. Die Erreich-barkeit von Mittelzentren ist gegeben (Hünfeld und Fulda je 12km), nach Bad Hersfeld sind es 35 km. Im Ort sind 49 Betriebe ansässig. Hinzuweisen ist auf einen Hackschnitzel- und Brennholzproduzenten, der Wärme im Contracting-Verfahren anbietet.

Kommunale GesamtentwicklungDas ÖPNV Angebot ist hauptsächlich auf Schülerbeför-derung ausgerichtet. Zudem existieren private Fahrge-meinschaften. Der Ort liegt nur 15 km von der Wasser-kuppe entfernt. Der Bau von Windkraftanlagen kommt wegen des Status des Ortes in seiner Lage im Biosphä-renreservat Rhön nicht in Betracht. An sinnvollen Stellen wurden PV-Anlagen realisiert. Einzelne Familien setzen auf den Tourismus, es gibt einen Ferienbauernhof und zwei Ferienwohnungen. Umliegend befinden sich attraktive Wanderwege.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungDer Neubau einer Dorfscheune entstand am alten Standort einer Scheune und wurde mit hoher Eigenleis-tung der Nüsttaler realisiert. Die Vereine des Ortes können Gebäude wie Dorfscheune, Vereinshaus oder Feuerwehrgebäude mit Backhaus kostenfrei nutzen. Eine Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel gibt es im Ort nicht. Eine Tankstelle hält jedoch einen Backshop vor, sodass sich die Einwohner mit Brötchen versorgen können. Es gibt einige Gaststätten und Getränke-märkte, aber auch mobile Lebensmittelhändler, die zur Deckung der Grundversorgung beitragen. Eine Grund-schule, ein Kindergarten, eine Kindertagesstätte und weitere Dienstleistungsangebote gibt es im einen Kilometer entfernten Nachbarort. Zu erwähnen ist, dass

im Ort drei Schafhalter leben, die die umliegenden Flächen in der Rhön extensiv pflegen.

Leitbild – Dörfliche IdentitätDie Morleser haben ihr Leitbild unter das Motto gestellt „Hier lohnt es sich zu wohnen, miteinander leben auf dem Land“. Morles hat eine eigene Homepage und wertschätzt das Ehrenamt. Die Kinder des Ortes werden in viele Projekte mit einbezogen, sei es das Naturpro-jekt Kindertag, das Projekt Storchennest oder andere mehr.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Positiv ist das ausgeprägte gesamtkommunale Denken (z. B. auch in Bezug auf touristische Infrastruktur, Rad- und Wanderwege etc.). Die Präsentation erfolgte durch junge, engagierte OB-Mitglieder, insgesamt bewirkte der Wettbewerb Anlass zu breitem Engagement und es sind bei der Gelegenheit auch Defizite erkannt und angegangen worden – so wurden z. B. Naturschutzpro-jekte unter intensiver Einbeziehung der Kinder ange-gangen. Sinnbildlich dafür sind das Storchennest und die vielen bunt gestalteten Nistkästen. Ebenso wurden im Zuge des Wettbewerbsprozesses die Homepage morles.de entwickelt und eine ganze Reihe weiterer Dorfgestaltungsmaßnahmen in Angriff genommen. Im Selbstverständnis sehen die Morleser ihren Ort als besonders attraktiv für junge Familien, was an vielen Stellen im Ort deutlich wird. Morles wartet nicht mit speziell herausragenden Alleinstellungsmerkmalen auf, jedoch hat er viel Lebensqualität und eine gesunde Vielfalt zu bieten, zudem befindet sich der Ort in einer

attraktiven Lage nahe der Stadt Fulda im Randbereich der Rhön mit ihren landschaftlichen Reizen.

Kulturelle VielfaltDer Ort hat mindestens 10 Vereine und Initiativen mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen. Zudem spielen einige Vereine der Großgemeinde für Morles eine wichtige Rolle. Die Vereine organisieren eine Vielzahl von Veranstaltungen und bringen sich durch intensives ehrenamtliches Engagement in das Dorfleben ein. So wurde bei der Errichtung der Dorfscheune als Veranstal-tungs- und Lagerraum besonders viel freiwillig mitgear-beitet. Hier entstand ein schöner Dorftreffpunkt, der z. B. beim jährlichen Lichterfest, einer der Morleser Haupt-attraktionen auch für Gäste von außerhalb, im Mittel-punkt des Geschehens steht.Weitere wichtige Veranstaltungen sind das Backhaus-fest, Konzerte des Gesangsvereines sowie der Musik-kapelle, die traditionelle Holzschuhkirmes, Senioren-nachmittage, ein ehrenamtlich organisierter Weihnachts-baumverkauf zugunsten der Grundschule Hofaschen-bach, ein Volkswandertag etc. Ein weiterer wichtiger kultureller Mittelpunkt des Ortes ist die Dorfwirtschaft „Vochels“, die einen ganz besonderen, originalen und erhaltenswerten Charme ausstrahlt.Die Morleser legen Wert auf die Pflege der Rhöner Mundart sowie traditionelle Bräuchen wie Hutzelfeuer, Osterklappern, Hexennacht, Flurprozession etc., im Jahr 2010 wurde zur 500-Jahr-Feier eine Dorfchronik erstellt.

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36 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Gut vorstellbar wäre die Dorfscheune auch als schöner Ort für das eine oder andere kleine Kulturprogramm mit Künstlern von außerhalb, z. B. Kleintheater, Musik, Kabarett o.ä.Positiv bei der Planung der Dorfscheune ist die vorab vorgenommene Folgekostenberechnung samt sehr hoher Eigenleistung.

Soziales GefügeIm Miteinander der Generationen sind den Morlesern ihre Kinder und Jugendlichen und deren Einbeziehung in dörfliche Aktivitäten besonders wichtig. Dies war bei der Präsentation besonders augenfällig. Zwar gibt es in Morles selbst keine KiTa und Grundschule, jedoch ist der Weg dazu nach Hofaschenbach mit ca. 1km nicht weit.Besonders aktiv ist die örtliche Malteser-Sektion, die

sich intensiv um die Betreuung älterer und ggf. pflege-bedürftiger Menschen kümmert, so werden u.a. Mitfahr-gelegenheiten angeboten. Auch sonst gibt es einiges an Nachbarschaftshilfen, etwa für den Obstbaumschnitt (und damit für die Erhaltung wertvoller Obstbäume). Beim regelmäßigen Backtag bringen Ältere den Jünge-ren traditionelle Backrezepte und -techniken bei (schön, dass sich da auch der ein oder andere männliche Morleser traute...). Die Kirche engagiert sich in einem Partnerschaftsprojekt für eine Kirchengemeinde in Kigumba (Uganda). Dort gibt es seit einigen Jahren eine „Morles-Bar“ mit Restaurant.Die Malteser haben einen sehr guten Ansatz, Senioren in ihrer Alltagskompetenz zu stärken und Ängste ab zu-bauen (z. B. Kooperation mit Feuerwehr und Rettungs-dienst). Neubürger werden freundlich empfangen und sie können z. B. über Vereinsaktivitäten schnell Anschluss

an die Dorfgemeinschaft finden.Bei der Präsentation durch die Malteser, aber auch an anderen Stellen wurde mehrfach sehr authentisch für das ehrenamtliche Engagement gedankt – die Wertschätzung für den Einsatz war gleichzeitig „ungezwungen“.Für die Veranstaltung „Wasserspiele“ wurde eine neue Vereinsstruktur geschaffen, bis der ausrichtende Frauenverein zu alt wurde – ein gelungener Übergang mit viel Engagement. Die „alten Damen“ wirken aber noch mit, wenn auch nicht mehr in der Hauptverant-wortung.

Wirtschaftliche InitiativenNeben der schon erwähnten Dorfwirtschaft „Vochels“ gibt es in den örtlichen Betrieben einige Arbeitsplätze, wobei deren Anzahl im Verhältnis zur Einwohnerzahl vergleichsweise gering ist. In Kürze erhält Morles Hochgeschwindigkeits-Internetanschlüsse, wodurch sich Möglichkeiten der Arbeit vor Ort sicherlich verbessern.Einige örtliche Landwirte vermarkten ihre Produkte auch vor Ort, dazu besuchen den Ort regelmäßig einige fahrende Händler, weitere Geschäfte sowie Ärzte und Freizeiteinrichtungen finden sich in den Nachbarorten.An überörtlichen Kooperationen gibt es einige über Vereine der Nüstaler Großgemeinde. Auch bei dem Erhalt und Betrieb des Schwimmbades im Ortsteil Gotthards wirken die Morleser intensiv mit.

Sponsering durch BetriebeDie örtlichen Vereine erhalten regelmäßig Unterstüt-zung durch die ortsansässigen Betriebe z. B. für Veran-staltungen.

Jugend im DorfDie Jugend ist organisch in das Dorfleben integriert, es gibt verschiedene Projekte, wo ältere und jüngere sich gegenseitig etwas beibringen bzw. gemeinsame Aktivitäten. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf sehr gut erkennbar gewesen. Es werden vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Es wird den Jugendlichen ein Bauwagen außerhalb des Ortes zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeinde-vertretern ist jederzeit möglich. In div. Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuhe-ben ist hier die hervorragende Jugendarbeit der Kirmesburschen und der Malteser. Eine aktive Beteili-gung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Die Homepage des Ortes dient der Vernetzung der Ju-gendlichen. Die Jugendlichen bieten u.a. Public View-ing in der Dorfscheune an, richten die traditionelle Kirmes aus, pflegen das Brauchtum beim „österlichen Klappern“, beteiligen sich an den Projekten „Dorfplatz“ und „Storchennest“ und an der Nistenkästenbauaktion.

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Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDie neugebaute Dorfscheune in ihrem roh belassenen Charakter und bewusst eingeschränkter Nutzung als „kalter Raum“ ist ein interessanter und architektonisch ambitionierter Ersatz der hier leider nicht erhaltenen ursprünglichen Scheune.Das Dorfeingangsschild ist wohltuend schlicht und modern; eine schöne Situation entsteht so z. B. am Ortseingang bei der Grotte in Verbindung mit einem Wegekreuz und alten Bäumen. Das Backhaus wurde erhalten und wird genutzt.

Privater BereichDas Ortsbild ist insgesamt nicht mehr einheitlich historisch; typisch sind hier u. a. Ziegelbauten und -mauern. Einige der zahlreichen Neubauten im Dorf passen sich durch Materialien wie z. B. Holzverschalung gestalterisch ein. Ein Hof mit Ferienwohnungen hat die zugehörige Scheune gut in die Nutzung einbezogen. Die alte Ziegelei mit interessanten, originalen Details hat Aussicht auf fachgerechte Erhaltung. Die hier früher hergestellten Ziegelsteine prägen noch heute den Ort. Der Eigentümer zeigt bei schon erfolgten Renovie-rungsmaßnahmen wie z. B. der Holzschindelverkleidung der Scheune Bewusstsein für den Umgang mit dem Objekt; er sollte sich jedoch trotzdem nicht scheuen, bei weiteren Maßnahmen denkmalfachlichen Rat und Unterstützung einzuholen. Es gibt einige schöne Bauerngärten.

Grüngestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichMorles ist ein Dorf mit Modellcharakter. Besonders hervorzuheben ist die lösungsorientierte Gestaltung und aktive Entwicklung im grünen Bereich.Im öffentlichen Raum wird viel Wert auf eine dorf-typische und ökologisch intelligente Grüngestaltung gelegt. Bei Neupflanzungen wie bspw. im Umfeld der Dorfscheune wird auf einheimische Pflanzen geachtet. In diesem Fall wurden Hainbuchenhecken gepflanzt, die sich auch am Vereinshaus, am Kinderspielplatz, der Mariengrotte und auf einigen privaten Grundstücken wiederfinden. Sehr erfreulich ist zudem, dass die Pflege der Hecken außerhalb der Brutzeit erfolgt.Nisthilfen sind im Dorf weit verbreitet. An der Dorf-scheune wurden, mit freundlicher Unterstützung des Kindergartens, ganz besonders farbenfrohe Nistkästen aufgehängt. Am Vereinshaus sind ein imposantes Storchennest und ein vielfältiges Insektenhotel, ebenfalls in Kooperation mit dem Kindergarten, entstanden. Außerdem wurden hier Schwalbenbretter

angebracht. Auch Turmfalken und Eulen sind gerne gesehene Gäste in öffentlichen und privaten Gebäu-den. Teilweise wurden extra die Giebelwände geöff-net, um den Tieren den Zugang zu den Gebäuden zu erleichtern.Bei Erweiterungs- oder Neubauten werden ebenfalls ökologische Aspekte berücksichtigt und bspw. Flach-dächer begrünt. Aber auch die bestehenden Grünelemente werden regelmäßig gepflegt. Dies gilt sowohl für die Struktu-ren, z. T. mit Sitzgelegenheiten, im Außenbereich als auch für die alte Dorflinde auf dem Vorplatz der Dorf-scheune. Um diese noch lange zu erhalten, wurde sie von einem Spezialbetrieb geschnitten und gegen Pilzbefall behandelt.Die Neugestaltung der Verkehrsinseln erfolgte ebenfalls nach dem Maßstab „Klasse statt Masse“. Entsprechend des tatsächlichen geologischen Untergrundes des Nüstetals kamen in der südlichen Insel Buntsandstein

und in der nördlichen Basalt zum Einsatz. Die beiden anderen Inseln wurden zunächst mit einem mageren Sandgemisch aufgefüllt und anschließend mit einer Wildblumenmischung ausgesät.Der Bach „Nüst“, der von west nach ost durch das Dorf fließt und den alten Ortskern prägt, wird von den Anwohnern gepflegt. Aus Gründen des Hochwasser-schutzes ist er mit hohen Betonmauern eingefasst. Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung, z. B. Anpflanzungen, sind nicht zugelassen. Im Rahmen des Möglichen wird aber eine naturnahe Gewässer-vege tation durch die extensive Pflege gefördert.

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Privater BereichIm privaten Bereich gibt es in Morles einige Gärten, die dem Bild des ursprünglichen Bauerngartens sehr nah kommen. Insgesamt ist der Gemüseanbau im eigenen Garten noch relativ weit verbreitet. Neben den bereits beschriebenen Hainbuchenhecken werden vor allem Holzzäune als Grundstücksbegrenzungen eingesetzt. Weit verbreitet sind auch Obstbäume in Gärten und Linden, die traditionellen Hofbäume. An einigen Gebäuden gibt es Fassadenbegrünungen mit Efeu, Wein und Kletterrosen. Auch buntblühende Heckenro-sen werten das Straßenbild auf. Auf weniger intensiv bewirtschafteten Grundstücken wachsen auch wilder Holunder und verschiedene Wildkräuter. Diese Flächen sind unter ökologischen Gesichtspunkten echte Hingu-cker. Sie beherbergen eine hohe Artenvielfalt und sind auch Lebensraum für Nützlinge wie Florfliege, Hum-meln und Marienkäfern.

Dorf in der Landschaft

Morles liegt inmitten des Nüstetals am nordwestlichen Rand des Biosphärenreservats Rhön, auf etwa 320 m ü NN. Außerhalb des Ortes ist die Nüst ein relativ natur-belassenes Fließgewässer mit einer gut entwickelten Ufervegetation und einem typischem, schlangenlinien-förmig verlaufenden Bachbett. Gleiches gilt für den

Aschenbach, der von Norden her kommend, kurz vor dem Ortseingang in die Nüst mündet. Eine schöne Initiative ist der naturnahe Wasserspielplatz an der Nüst, der sowohl von den Ferien- als auch den einhei-mischen Kindern gerne angenommen wird. Die umliegenden Grünlandflächen werden, auch auf-

grund der nachlassenden Viehhaltung und rückläufigen Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe, vermehrt extensiv bewirtschaftet. In der Landschaft sind Strukturelemente wie Hecken und Obstwiesen zu finden. Die Streuobstbestände beherbergen einige, selten gewordene alte Obstsorten und werden regelmäßig fachmännisch gepflegt. Der Unterwuchs wird zum Teil mit Rhönschafen, einer regionaltypischen alten Nutztierrasse, beweidet. Einmal jährlich wird rund um Morles der Osterputz durchge-führt. Organisiert von der Freiwillige Feuerwehr und dem Ortsbeirat helfen viele Ehrenamtliche bei der Pflege und Instandsetzung von Wanderwegen und Rastplätzen.Das Engagement der Morleser für die Grünentwicklung sowohl im Innen- als auch im Außenbereich wird durch die fachliche Beratungskompetenz des Biosphären-reservates unterstützt. Diese Kooperation zeigt sich auch in der Qualität der umgesetzten Maßnahmen und wird äußerst positiv bewertet.

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de Weimar hat einen Jugendpfleger beschäftigt, mit dem auch Niederwalgern gut zusammenarbeitet. Photo-voltaik- und Solaranlagen sind, wo möglich, realisiert.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungTrotz seiner Größe gibt es im Ort nur noch fünf bis sechs Haupterwerbslandwirte. Die Anbindung an das schnelle Datennetz ist gegeben. Die Nähe zur Universi-tätsstadt Marburg (12 km) ist von hoher Bedeutung für den Ort. Eine besondere Attraktion ist das naturwissenschaft-liche Experimentierfeld am Walgerbach nahe der Ortsmitte gelegen. Dieser Spielplatz, der überregionale Beliebtheit erlangt hat, ist in Zusammenarbeit mit der Gesamtschule, einem Spielgerätehersteller und dem Arbeitskreis Dorferneuerung entstanden. Insgesamt gibt es im Ort 31 Vereine. Der Ortsvorsteher und sein Team koordinieren die ehrenamtlich tätigen Bürger. Im Ort besteht eine große Bereitschaft und ein hohes Interesse, Flüchtlinge aufzunehmen und zu unterstützen. Naturschutz ist ein wichtiges Thema für den Ort; es gibt reichlich Grünland und Quellgebiete innerhalb der Gemarkung. Zusätzlich besteht ein Bewusstsein zur Eingrünung der Neubaugebiete nach vorgegebenen Richtlinien.

NIEDERWALGERNTeilnahmeort: NiederwalgernGemeinde/Stadt: WeimarLandkreis: Marburg-BiedenkopfEinwohner: 1.541Gemarkung: 540 ha

Lage: Der Ort liegt auf einer Höhe zwischen 160 und 215 m über NN. Hauptverkehrsstraße durch Nie-derwalgern ist die Landesstraße 3093, die den Ort mit der Bundes-straße 255 und der Gemeinde Fronhausen verbindet. Der Ort liegt an der Main-Weser-Bahn zwischen den beiden Universitäts-städten Marburg und Gießen, dort halten sowohl Regionalbahnen als auch Regionalexpresszüge. Wich-tigste Sehenswürdigkeit Nieder-walgerns ist die historische Wehr-kirche im Ortskern.Bis 18 Jahre: 29118 - 60 Jahre: 889Über 60 Jahre: 361

Homepage: www.niederwalgern-unser-dorf.deMitglied der LEADER-Region Marburger LandAusgezeichnet mit dem 2. Platz der Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungspro-gramm bzw. an der Städtebauförderung 1995-2003)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDer Ort hat von 1993 – 2004 an der Dorferneuerung teilgenommen und ist in der glücklichen Lage, einen sehr aktiven Ortsvorsteher zu haben, der es versteht, die Dorfbevölkerung zu motivieren. Zusätzlich gibt es eine Reihe aktiver Arbeitsgruppen in unterschiedlichen Bereichen, insbesondere sind die Arbeitsgruppen „Bürger helfen Bürgern“ und die sog. „Heinzelmänn-chen“ zu erwähnen. Der Ort ist Siedlungsschwerpunkt der Gemeinde Weimar. Niederwalgern liegt nur zwölf Kilometer von Marburg entfernt und gehört zur LEA-DER-Region Marburger Land, die 2015 in die neue Förderperiode aufgenommen wurde.

Kommunale GesamtentwicklungDie Dorferneuerung, die von 1993 bis 2004 im Ort stattfand, vermochte wesentliche Impulse zu setzen. Der Prozess der Dorferneuerung hat sich im Anschluss an das Verfahren verstetigt. Der Ort hat seit dem Jahr 2000 ein Plus von 7,8% an Einwohnern zu verzeichnen. Neubauge-biete werden bedarfsorientiert an den vorhandenen Ortsgrenzen sukzessive ausgewiesen. Die Großgemein-

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Leitbild – Dörfliche IdentitätDie Zukunftsperspektiven für das Dorf sind in Form eines Leitbildes formuliert. Für Vorhaben innerhalb des Dorfes gibt es jeweils einen Jahresprojektplan. Der Ort verfügt über Gelder, die aus Sponsoring und Rücklagen von Feiern zusammengekommen sind. Eine Dokumen-tation der durchgeführten Projekte ist geplant.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Der Ort hat ein erstaunliches Spektrum von Konzepten, Angeboten und Aktivitäten zu bieten, die in vielen Anteilen durch die Dorferneuerung sowie durch den Wettbewerb mitinitiiert bzw. angestoßen sind. Das Niveau des Engagements ist außergewöhnlich. Ebenso ist der Ortsvorsteher allgegenwärtig. Er schafft es mit seinen Organisations- und Netzwerkfähigkeiten, für viele Projekte die nötigen (auch finanziellen) Rahmen-bedingungen zu schaffen.

Kulturelle VielfaltDer Ort hat stattliche, auch für einen Ort dieser Größe sicher überdurchschnittlich viele 28 Vereine und min-destens 3 weitere Initiativen mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen.Hier spielt die Kultur mit 5 Vereinen eine prominente Rolle. Es gibt z. B. Chorworkshops, regelmäßige Veran-

staltungen verschiedener Sparten in der Kulturhalle, Ausstellungen und eine Bücherei mit eigenen Veranstal-tungen. Die Vereine organisieren eine ganze Reihe von Festen und Aktivitäten, z. B. das Osterfeuer, die Kirmes,

einen Ernte- und Feldtag (bei dem alte landwirtschaft-liche Arbeitsweisen gezeigt werden), Fastnachtsveran-staltungen, einen Weihnachtsmarkt, einen Flohmarkt u. v. m.Anlässlich der 775-Jahr-Feier wurde eine sehr umfang-reiche Dorfchronik herausgegeben, die mit dem Wis-senschaftspreis des Landes Hessen ausgezeichnet wurde.

Soziales GefügeIn Niederwalgern hat das ehrenamtliche Engagement einen besonderen Stellenwert und es erreicht in seiner Breite und Umfang ein so hohes Niveau, dass die Initiativen „Bürger helfen Bürgern“ sowie der „Heinzel-männchen“ mit all ihren vielfältigen und zum Teil gut koordinierten Aktivitäten schon manche Dienstleis-tungsfirma erstaunen oder gar ersetzen können. Ob Spielenachmittage, Begegnungscafés, Ausflüge, Filmabende, Gymnastikkurse, Vorträge oder Pflege öffentlicher Anlagen, Bauleistungen, handwerkliche Hilfen - Niederwalgerner sind hier offensichtlich ganz besonders vielseitig und emsig. Durch die Heinzel-männchen wird das anschaulich und sehr präsent. Besonders die rüstigen Rentner sind hier vielfach eingebunden. Umgekehrt gibt es beispielsweise auch eine Initiative, die Schüler älteren Menschen Hilfe im Umgang mit Computern und Internet anbietet.Der Ort hat auch ein ausgeprägtes Bewusstsein für ökologische Projekte und die umweltpädagogischen Initiativen vor Ort sind sehr aktiv, was etwa durch den Naturerlebnispfad, Vogelstimmenwanderungen, Baum-schnittkurse etc. deutlich wird. Eine Anpflanzung mit allen bisherigen „Bäumen des Jahres“ stellt in vorbild-licher Weise Bezüge her. Niederwalgerner, die nicht genug eigenen Platz haben, können auf zugewiesenen gemeindeeigenen Flächen Obstbäume anpflanzen und nutzen, wodurch wiederum Streuobstflächen entstehen und gepflegt werden.Die in Niederwalgern lebenden Flüchtlinge sind von vielen gut aufgenommen. Es gibt einige ehrenamtliche Flüchtlingsbegleiter, die sich engagiert um die Men-schen kümmern und die versuchen, in aufkommenden Konflikten zu vermitteln und etwa auch versuchen, Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge bzw. Asylbewerber zu finden. Diese Bemühungen sind in ihrer positiven Wirkung hervorragend und angesichts der Situation vieler Flüchtlinge kann man den Niederwalgernern (und nicht nur ihnen) nur wünschen, dass sich hierdurch ein breiteres Bewusstsein dafür entwickelt, diese Menschen mit all ihren Geschichten und Ressourcen willkommen zu heißen.Die vielen Aktivitäten und Kooperationen sind in vielen Fällen im Zusammenhang mit einem ungewöhnlich engagierten Ortsbeirat und ganz besonders dem Ortsvorsteher zu verstehen.

Die Dorfbevölkerung wird zu Beginn des Jahres über die angedachten Projektideen im Mitteilungsblatt der Gemeinde informiert und zur aktiven Planung und Mitwirkung eingeladen.

Wirtschaftliche InitiativenIn der Grundversorgung bietet Niederwalgern einiges. Gemessen an der Ortsgröße ist dies sicherlich über-durchschnittlich, was im prosperierenden Marburger Umland eine hohe Lebensqualität ermöglicht. Es gibt etwa 110 Arbeitsplätze vor Ort in etwa 40 Betrieben. In der Dorfmitte gibt es Ärzte, einen Lebensmittelmarkt sowie einige Geschäfte, 2 Bankfilialen und auch eine Apotheke. Die Gewerbebetriebe veranstalten Frühjahrs- und Herbstmärkte. Einige Direktvermarkter bieten heimische Produkte an.Die Verkehrsanbindungen sind vergleichsweise gut, ebenso die Internetanbindung.Hervorzuheben sind die vielen und zum Teil unkon-ventio nellen Kooperationen in Niederwalgern, z. B. durch die Mehrfachnutzung von öffentlichen Gebäuden, Tauschbörsen für Dienstleistungen, gemeinschaftliche Gerätehalle der Landwirte, öffentliche Nutzbarkeit der Schulmensa, Einbindung von Schule und KiTa in das Gemeindeleben usw.Die Zusammenarbeit mit der Kommune Weimar und dem Landkreis wird positiv bewertet, überregional ist Weimar in der Region Marburger Land vernetzt.

Sponsering durch BetriebeDas Sponsoring örtlicher Firmen und Privatpersonen für ehrenamtliche Projekte und Initiativen ist überdurchschnitt-lich ausgeprägt. Es können jährlich etwa 10 000 € an Spenden eingeworben werden. Dies ist ein Zeichen dafür, dass eine große Zufriedenheit mit den Projekten besteht.

Jugend im DorfDer Ort ist geprägt durch intensive Jugendarbeit der Feuerwehr, der Umweltinitiativen vor Ort, der Kirchen-gemeinde, engagierte Zusammenarbeit der Schule und der KiTa mit örtlichen Initiativen und Vereinen. Ebenso durch interessante öffentliche Angebote wie Experimen-tierfeld und Funpark. Es gibt einen Jugendraum. Hier scheinen die Aktivitäten und die Ausprägung von Beteiligungs- und Selbstverwaltungselementen aber deutlich ausbaufähig. Die Jugendlichen könnten in die Entstehung, Planung und Durchführung von Kulturver-anstaltungen stärker eingebunden werden, um positive Anregungen zu schaffen. Allerdings ist die Nähe zu Marburg für viele Jugendliche sicherlich mit entspre-chender Sogwirkung verbunden, was Jugendarbeit vor Ort sicher nicht immer erleichtert.In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf durch Aktionen wie z. B. Weih-nachtsmarktstand, Weihnachtsbaumentsorgung und

gemeinsames Eierbacken gut erkennbar gewesen. Es werden sehr viele und abwechslungsreiche vereinsge-bundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) besteht aus 2 sehr aktiven Jugend-schargruppen (2. bis 4. Klasse und 5. bis 6. Klasse und einer Bläsergruppe des Posaunenchores). Ebenso sind zahlreiche Jugendliche Mitglieder des Kirchenchores. Eine offene JA mit einem Jugendpfleger findet statt. Es wird den Jugendlichen ein Raum zur Verfügung überlas-sen, für den sie selbst verantwortlich sind. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist

ggf. möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendli-che bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die Feuerwehr.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichNiederwalgern bietet ein erfreuliches Ortsbild mit malerischen Partien und guter Durchgrünung. Auch die Wehrkirche mit Kirchhof hinterlässt einen guten Ein-druck, ebenso die neue Friedhofshalle.Das denkmalgeschützte alte Schulhaus wurde fachge-recht wiederhergestellt und kann durch Gruppen und Vereine vielfältig genutzt werden.Es gibt etliche öffentliche Bauten (DGH, Schule, Kultur-Musik-Halle) der 1960er Jahre, die der heutigen Nutzung angepasst wurden. Auch wenn sie sich architektonisch nicht unbedingt in das Dorf einfügen, wurde mit viel Begrünung das Erscheinungsbild erfolgreich verbessert. Dies gilt auch für einen innerörtlichen Parkplatz am DGH.

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geschlossenen Bauweise geprägt. Auch die Vierseithof-anlagen entlang der Achse Gladenbacher und Mühl-ackerstraße sind zur Straße durch hier angeordnete Wirtschaftsbauten eher abgegrenzt. Die natürliche Grenze der historischen Besiedlung nach Südwesten bildet der Walgerbach. Mittelpunkt des Dorfkerns und mit ihrer geschweiften Haube die Dach-landschaft beherrschender Blickpunkt ist die Kirche, die auf der Anhöhe eines nach Süden abfallenden Hanges als Wehrkirche mit einem ovalen Kirchhof angelegt ist. Um diesen herum gruppieren sich unter der Bezeichnung Oberdorf im Bereich des Kirchweges Drei- und Vierseit-höfe, die dort bis auf wenige ältere Einzelgebäude in der 2. Hälfte des 19. Jhs. angelegt wurden; direkt an der Kirchhofmauer platziert ist das alte Schulhaus von 1782.

Grüngestaltung und -entwicklung

Die Vielfalt der Aktivitäten und die hervorragende Qualität der einzelnen Maßnahmen zeichnen Nieder-walgern als außerordentliches Vorbild für eine nachhal-tige Grünentwicklung aus.

Öffentlicher BereichAm Dorfgemeinschaftshaus wurden zwei Blühmischun-gen, mit regionaler Artenzusammensetzung, ausgesät. Auf einer Fläche wurde sogar der Oberboden abgetra-gen und durch mageren ersetzt, um ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen. Der Standort wurde bewusst so gewählt, da mit möglichst viel Publikumsverkehr ge-rechnet werden kann und so die vielen Besucher des Bürgerhauses zum Nachahmen motiviert werden. Unter-stützt wird dieser Ansatz durch eine aufgestellte Info-tafel, auf der auch die Artenzusammensetzung der Mischungen vorgestellt wird. Der an das Bürgerhaus angrenzende Parkplatz ist durch Bäume und Sträucher begrünt und wird von den Dorfbewohnern gepflegt.Das Umfeld der Kirche wird durch mehrere gut entwi-ckelte Bäume geprägt (u. a. Linde). Auf üppige Bepflan-zungen mit Zierpflanzen wurde verzichtet. Durch die schlichte Gestaltung des Kirchhofes wird das Augen-merk verstärkt auf das Gebäude, auf die Bäume, aber auch auf die sehr schön erhaltene historische Natur-steinmauer gerichtet. Auf der Kirchenmauer werden auch Bewuchs und kleine Lücken toleriert, sodass sich ein lebendiger Lebensraum entwickeln konnte. Unterhalb der Mauer befindet sich ein kleiner Gemüse-garten. Auf der anderen Seite der angrenzenden Straße erstreckt sich eine gut entwickelte Baumreihe. Lässt man den Blick ein wenig weiter über die Dächer Nie-derwalgerns schweifen, fallen die vielen Grünstrukturen im Dorf, entlang des Walgerbachs, in den Gärten und im Straßenraum sowie das Storchennest auf dem stillgelegten Schornstein auf.

Das Experimentierfeld ist ein sehr ambitioniertes Projekt mit vielfältigen Spiel- und Erfahrungsstationen der Erlebnis- und Handlungspädagogik.Die Eingrünung des Neubaugebietes zum Ortsrand ist vorbildlich. Dies gilt auch für die Grüngestaltung innerhalb des Gebietes.

Privater BereichDas Bewusstsein vom Umgang mit dem baulichen Erbe ist in weiten Bereichen vorhanden und war in den Plakaten zur Baukultur aufgearbeitet.Die Umsetzung zeigt sich bei zahlreichen privat sanier-ten und gut instandgehaltenen Bauten (teilweise großen Hofanlagen), aber auch in Details wie der Hausbeschilderung.Die Verwendung von regionalen Materialien, in dem Fall von rotem Sandstein, prägt das Ortsbild.

Gesamtanlage OrtskernDie Gesamtanlage von Niederwalgern breitet sich zu beiden Seiten der Gladenbacher Straße aus, die sich in mehreren Biegungen von Ost nach West durch den Ort zieht. Im Süd- und Nordosten erweitert sie sich um die Bebauung entlang der Gießener Straße, im Osten um den Bereich Bahnhofstraße und im Nordwesten um die Mühlackerstraße. Die Bebauungsstruktur ist insgesamt regellos, durch das ungeordnete Straßen- und Wegesys-tem ergeben sich sehr unterschiedliche Ortsbilder, in denen einzelne Gebäude durch die Lage in einer Blickachse besondere städtebauliche Bedeutung erlan-gen wie das Wirtschaftsgebäude Gladenbacher Straße 2, das Wohnhaus Gießener Straße 29 oder die Scheune Gießener Straße 39. Demgegenüber ist der Bereich des Hinterdorfes mit der Straße Bornbach mehr von einer

Das Pfarramt, das Lern- und Experimentierfeld sowie der Uferbereich des angrenzenden Walgerbachs sind ebenfalls großzügig und naturnah eingegrünt. Auf dem Spielplatz wurden speziell entwickelte Geräte aufge-stellt, an denen physikalische Zusammenhänge spiele-risch entdeckt werden können. Ergänzt wird das um-weltpädagogische Erlebnisfeld durch einen direkten Zugang zum Bach, ein Insektenhotel und ein Schwal-benhaus. Das Gelände wird durch eine grüne Saum-struktur aus Schwarzerle, Haselnuss, Birke etc. sowie einen dorftypischen Staketenzaun aus Holz begrenzt. Bzgl. der Insektenhotels muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass diese in Niederwalgen nicht nur sehr häufig und in ungewöhnlich großer Dimension zu finden sind, sondern z. T. auch noch das Dach mit einer Blüh-mischung begrünt ist. Dieses Beispiel zeigt, wie ökolo-gische Maßnahmen in Niederwalgern restlos optimiert werden.Die Gemeinschaftsmaschinenhalle, die alte Mühle, der Funpark oder der Reitplatz sind weitere Beispiele für eine umfangreiche Eingrünung, die stets mit standort-typischen Gehölzen durchgeführt wird. An der Gesamt-schule, die bereits mehrfach als „Umweltschule“ ausgezeichnet wurde, hat man die Eingrünung so gewählt, dass die einheimischen Gehölze (Birke, Wild-kirsche, Linde, Kastanie etc.) auch als Anschauungs-objekte für umweltpädagogische Projekte genutzt werden können. Der Schulgarten wird außerdem durch Blühmischungen und eigene Bienenvölker belebt, die die Schüler während der Pausen frei beobachten können. Zudem gibt es weitere außerschulische Lern-orte im Ort und im nahegelegen Umfeld wo bspw. Gewässeruntersuchungen durchgeführt werden.Auf dem Friedhof in Niederwalgern steht die „Alte Eiche“, ein Naturdenkmal, das durch intensive Pflege-maßnahmen bis heute erhalten werden konnte. Umran-det ist dieser Ruheort mit einer Hainbuchenhecke. Auch hier fällt wieder die schlichte Gestaltung auf, wie sie auch an der Kirche umgesetzt wurde. Auf viele der ökologischen Attraktionen weist der Naturerlebnispfad hin, der allerdings nicht nur die innerörtlichen, sondern auch die grünen Besonderhei-ten im Umland einbezieht.

Privater BereichAuch im privaten Bereich wird viel Wert auf eine natur-nahe Grüngestaltung gelegt. In traditionellen Obst- und Gemüsegärten sind diverse Nisthilfen für Vögel, aber auch Insekten zu finden. Viele der Obstbäume sind gut gepflegte Hochstämme. Die Einfriedungen der Gärten bestehen oft aus natur-nahen Hecken, zum Teil aus bunt blühenden Wildrosen, Forsythien und Holunder. Weiter werden hölzerne Zäune oder Natursteinmauern als Grundstücksbegrenzungen verwendet. Besonders schön sind die Beispiele

gelungener Trockensteinmauern, die zwar in der Planung, Umsetzung und Pflege etwas aufwändiger sind, dafür aber einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der innerörtlichen Biodiversität leisten. Auch Treppen, Pflanzkübel und Pflaster sind nicht selten aus regionaltypischen Naturstein-materialien wie behauenem Sandstein oder Basalt. Haus- und Hofbäume sind genauso selbstverständlich wie extensive Bereiche mit gebietstypischen Wildflora-beständen und naturnah gestalteten Teichanlagen. Blühmischungen werden als gestalterische Elemente eingesetzt, wobei vor allem auf heimische Wiesen-blumenmischungen zurückgegriffen wird. Ebenso fachmännisch umgesetzt wie auch attraktiv gestaltet sind die Dachbegrünungen einiger Gebäude, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum.

Dorf in der Landschaft

Der Ort liegt 10 km südlich von Marburg auf ca. 200 m ü. NN, etwa 2 km westlich der Lahn und damit am Rande der Lahnaue. Der Boden um Niederwalgern ist demnach sehr fruchtbar und wird vorwiegend ackerbau-lich genutzt. Ausnahmen bilden ein kleineres Waldge-biet Richtung Westen, ein alter Buchen- und Eichenbe-stand, der zwei Quellgebiete beherbergt, und die Uferrandflächen der Fließgewässer. Den Landschafts-raum zeichnen westlich der Wenkbach und südöstlich der Stedebach, die in den das Dorf prägenden Walger-bach münden. Auffällig ist, dass in Niederwalgern auf private Initiative hin der Landschaftsraum aktiv gestaltet wird. Unterstützt werden viele Aktionen durch die Untere Naturschutzbe-hörde und den Naturschutzbund (NABU).

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Das größte Projekt ist wohl die kontrollierte touristische Erschließung und naturschutzfachlich optimierte Pflege der Martinsweiher. Als die maschinellen Arbeiten eingestellt wurden, entwickelten sich die Baggerseen schnell zu einem hoch wertvollen Feuchtbiotop und ornithologischen Zentrum. Die strukturelle Vielfalt des Gebietes (Flachwasserzonen, Ruderalflächen, Grünland etc.) bietet Lebensraum für viele gefährdete Arten. Die Martinsweiher sind Teil des Vogelschutzgebietes Lahntal. 420 Vogel-, viele Amphibienarten und auch Raritäten der Pflanzenwelt wurden hier nachgewiesen und können durch eine gezielte Wegeführung, Informa-tionsmaterialien und Beobachtungsstationen entdeckt werden. Ein weiteres Highlight ist das Pflegekonzept, wonach das Gebiet durch drei Wasserbüffel beweidet wird.Weniger spektakulär, aber ebenfalls ökologisch höchst wirksam und verbunden mit einem deutlichen positiven Effekt für das Landschaftsbild sind die Bemühungen zur Renaturierung des Uferbereiches des Walgerbachs. Die

Gewässer-, Ufer-, und Auenstruktur wurde über mehrere Jahrzehnte entwickelt. Durch weitere Pflanzungen von Hecken und Streuobstwiesen wurde die Biotopvernet-zung aktiv und gut durchdacht vorangetrieben. Dies wird umso deutlicher, wenn man alte Aufnahmen des Landschaftsraums betrachtet. Die noch jungen Streuobstbestände sind in einem guten Pflegezustand. Der Unteraufwuchs wird exten-siv genutzt, sodass sich die Bestände als multifunktio-nale Lebensräume entwickeln können. Die Ernte wird über Baumpatenschaften organisiert. Auch die Schüler der Gesamtschule beteiligen sich an der Ernte. Am stillgelegten Bahndamm wurden die „Bäume des Jahres“ von 1989 bis 2015 gepflanzt und beschildert. So wurde auch der Übergang vom Siedlungsbereich in den Landschaftsraum gestaltet. Gleichzeitig entwi-ckelt sich auf der mageren und trockenen Schotterflä-che der ehemaligen Nebenstrecke nach Herborn ein spezielles Habitat für seltene Pflanzen- und Tierarten.Zwischen dem Dorf und dem Waldstück wurde ein kleiner Natur- und Erlebnispark mit Tretbecken, Infota-feln, Tipi-Zelt, Spielgeräten aus Naturholz, Wasserlauf und mit der Kettensäge gefertigten Waldtieren errich-tet. Strukturiert wird das Gelände durch die gepflanzten Büsche, eine Trockensteinmauer und ein Steinhaufen für Kleinsäuger. Begrenzt wird es durch einen rustikalen Holzzaun.Auch Hirschkäferwiegen wurden angelegt. Erosionsmul-den werden erhalten und bieten durch dichten Bewuchs einen ungestörten Rückzugsraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Ökologisch interessant ist zudem das Gelände der Grillhütte, die mit hohen Bäumen eingegrünt ist und so auch im Hochsommer ein angenehmer Ort für Aktivitäten im Freien ist. Die aktive Gestaltung des weiteren Landschaftsraums mit derart großem Engagement und fachlicher Kompe-tenz ist absolut eindrucksvoll.

RANSELTeilnahmeort: RanselGemeinde/Stadt: LorchLandkreis: Rheingau-TaunusEinwohner: 458Gemarkung: 718 ha

Lage: Ransel liegt auf einem Berg, nördlich und oberhalb von Lorch in etwa 400 Metern Höhe hart an der Landesgrenze von Hes-sen zu Rheinland-Pfalz. Der Ort ist umgeben von Wäldern. Die Landesstraße L 3397 führt in einer kurvenreichen Strecke durch das Tiefenbachtal hinab zur Kernstadt Lorch.

Bis 18 Jahre: 5718-60 Jahre: 269Über 60 Jahre: 130

Homepage: www.ransel.deMitglied der LEADER-Region RheingauGruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungs-programm bzw. an der Städtebauförderung 1995-2003)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner

Die Kommune Lorch verfügt über einen Kinder- und Jugendbeirat, dem auch Jugendliche aus Ransel ange-hören. In den städtischen Gremien sind Ranseler Bürger vertreten. Der Ortsbeirat fungiert als Bindeglied zwischen dem Ortsteil Ransel und der Kommune Lorch. Die Dorf erneuerung, an der der Ort von 2003–2013 teilge-nommen hat, hat eine erhebliche Wirkung auf Ransel. Hervorzuheben ist der vorbildliche und behutsame Umbau und die Sanierung des Dorfgemeinschaftshau-ses, in den sich die Ranseler mit viel ehrenamtlichem Engagement eingebracht haben. Die Nutzung des DGH ist breit gefächert und beruht zum großen Teil auf ehrenamtlichem Engagement (Jugendraum, Bücherei, Seniorencafé, Angebote für Kinder, Hausaufgabenhilfe) und einer in die Zukunft gerichteten Ausrichtung. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde eine Vielzahl an privaten Maßnahmen umgesetzt.In den letzten 15 Jahren hat Ransel 71 Einwohner auf heute 458 EW verloren, das entspricht einem Minus von 13,4 %. Das Thema demografische Entwicklung ist in den Köpfen der Bewohner sehr präsent. Trotz des massiven Bevölkerungsrückgangs gibt es nach Aussagen der Bürger derzeit keinen Leerstand und auch keine Baulü-cken. Einige Familien sind neu zugezogen und leben im

Ortskern. Sie werden bewusst in das Dorfgeschehen einbezogen. Der Flächennutzungsplan weist noch 4 Bau plätze aus. Im Ort gibt es 14 Arbeitsplätze.

Kommunale GesamtentwicklungIm Jahr 2012 wurde von der Gesamtgemeinde ein integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) verfasst. Anknüpfend an die Dorferneuerung wurden hier weitere Planungen für den Ort angestoßen (z. B. Planung überregionaler Wanderwege). Die Gesamt-kommune gehört mit allen Ortsteilen einer LEADER-Region an.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungZu erwähnen sind die Kirche, das Mehrgenerationen-haus und insbesondere der Mehrgenerationenspiel-platz. Er ist ein außergewöhnlicher Naturspielplatz, der nach professionellen Fachplanungen und mit viel Eigen-leistung realisiert werden konnte. Seit 1970 gibt es keine Schule mehr vor Ort, der Kindergarten wurde vor 2 Jahren geschlossen. Die Kinder fahren seither ins 10 km entfernte Lorch. Der Ort ist mittels Richtfunk an das schnelle Datennetz angebunden. Der ÖPNV wurde in den letzten Jahren ausgebaut, zusätzlich existiert ein Rufbus. Das am Ortsrand gelegene Museum Ransel (150 Mitglieder) zeigt alte Handwerkskunst und hält zudem Ferienangebote und Freizeiten für Kinder vor, die von bedürftigen Kindern kostenlos genutzt werden können.

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Leitbild – Dörfliche IdentitätDer Charme von Ransel zeigt sich erst auf den zweiten Blick. Der Leitspruch „Ransel bewegt was“ wird intensiv gelebt, jährlich wiederkehrende Feste und Aktionen werden gemeinsam in wochenlanger Arbeit vorbereitet und organisiert. Hier hat sich über Jahre ein ausgepräg-tes Wir-Gefühl entwickelt. Dies wurde bei der engagier-ten Präsentation zum Dorfwettbewerb deutlich. Das breit angelegte Engagement der Ranseler zeigt sich

aber auch bei anderen Vorhaben und Feierlichkeiten. Der Ort lässt Raum für viele Initiativen. Hier ist insbe-sondere die Veranstaltung des Bergrennes zu nennen. Eine solch große Veranstaltung für einen so kleinen Ort ist eine besonders hervorzuhebende Leistung. Der Ort hat ein eigenes Logo. Eine Internetseite ist vorhanden und wird privat gepflegt. Eine neue Website der Kom-mune mit allen Ortsteilen ist geplant.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Das Bewusstsein für die demografische Entwicklung zeigt sich in Ransel durch sehr aktiv wirkendes Werben um wie-der neu zuziehende Familien. Es wird die Chance gese-hen, dass die Tendenz des Einwohnerschwundes in den letzten Monaten und Jahren geändert werden kann. Deutliche Spannungen sind spürbar zum Hauptort Lorch, offenbar vor allem wegen einer jahrelangen Auseinandersetzung um den Erhalt der örtlichen KiTa, bei der sich Lorch trotz großen bürgerschaftlichen Engagements unnachgiebig zeigte. Jedoch scheinen die Ranseler aus diesem Konflikt einiges an Gemeinsinn

und Engagement herübergerettet zu haben. Funk-ba-sierte Breitbandversorgung – eine gute Lösung seit 2014. Sehr positiv: unkomplizierter Unterstützungskreis für untergebrachte Flüchtlinge (3 Angebote/Woche).Die sehr unterschiedlichen geografischen Verhältnisse zwischen Berglage und Rheintal sowie der lange Tal-Fahrweg nach Lorch begünstigen den Zusammen-schluss mit anderen Ortsteilen auf dem „Berg“ sowie eine positive eigene Identitätsbildung. Andererseits sollte mittelfristig die bestehende Spannung zur Stadt Lorch abgebaut werden, um sich mehr Entwicklungs-möglichkeiten offen zu halten.

Kulturelle VielfaltDer Ort hat 12 Vereine mit z. T. Jugend- und Senioren-abteilungen, ein Vereinsring koordiniert alle Aktivitäten. Eine Reihe jährlicher Feste wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. die Kerb, Konzerte, ein Brau-fest, das Kultur- und Gaudifest, Karnevalsveranstaltun-gen, Ausflüge, Kindertheater, Weihnachtsmarkt u.v.m. Herausragendes Ereignis ist das jährliche, viertägige „Historische Bergrennen“ mit weit über 150 teilneh-menden Fahrerinnen und Fahrern historischer Automo-bile, dessen Organisation seit 2009 komplett vom dafür gegründeten MSC Ransel übernommen wurde. Die spektakuläre Bergstrecke von Lorch nach Ransel ist der zum Himmelfahrtswochenende passende Kurs. Ganz Ransel ist tagelang im Rennfieber und beherbergt und bewirtet Gäste aus ganz Deutschland und weiteren europäischen Ländern. Durch diese Veranstaltung konnten nicht nur wirtschaftliche Potenziale erschlossen werden, sondern vor allem auch das Identitätsgefühl und der Zusammenhalt der Ranseler mit all ihren Vereinen sehr gefördert werden.Im liebevoll neu, barrierefrei umgebauten DGH finden sich neben durch die Vereine und Privatleute nutzbaren Räumlichkeiten auch eine Bücherei und ein Jugend-raum. Gerade auch die Bücherei samt DVDs ist ein schönes, gut übertragbares Konzept.In Ransel wird die Mundart und ländliche Kultur ge-pflegt, es gibt ein Museum für Landmaschinen und einen Welterbegarten sowie einen besonders liebevoll und vielfältig angelegten und gepflegten Privatgarten mit standortgerechten Blütenpflanzengesellschaften, den die Besitzer interessierten Besuchern gern zugäng-lich machen. Besonders Staudenfreunde finden hier manche Rarität und die Besitzer bieten auch Staudena-bleger zum Tausch an.Im Rahmen der Dorferneuerung wurde eine Dorfchronik zusammengestellt.

Soziales GefügeDie zahlreich an der Präsentation teilnehmenden Ran seler sprechen ein Stück weit für sich, auch im Ort untergebrachte Flüchtlinge sind selbstverständlich

dabei. Die Dorferneuerung hat viele gute Konzepte hervorgebracht, die noch nicht alle umgesetzt werden konnten, etwa ein Mehrgenerationenhaus und die Gestaltung des neuen Dorfplatzes sowie einer Skater-anlage. Viel ehrenamtliches Engagement wurde in die Projekte eingebracht, vor allem in den Umbau des Dorfgemeinschaftshauses. Dass bei dem historischen Bergrennen am Himmelsfahrtswochenende nahezu alle Ranseler eingebunden sind und an einem Strang ziehen, ist in seiner Wirkung für die Dorfgemeinschaft nicht zu unterschätzen. Es ist Ransel zu wünschen, dass sich dieser „Drive“ noch viele Jahre hält und dass dies in dieser sympathisch unabgehobenen Art weiter kultiviert werden kann.Die Schließung der KiTa in Ransel, für deren Erhalt sich viele über lange Zeit vehement engagiert haben, hat offensichtlich einige „Narben“ hinterlassen, vor allem im Verhältnis zu Lorch. Andererseits scheint dieses Engage-ment auch zusammengeschweißt und wieder weitere Energie freigesetzt zu haben. Durch neuen Zuzug von jungen Familien kann das Altersgefüge verbessert wer den, die Neubürger werden freudig aufgenommen.Für generationenübergreifende Aktivitäten im Zusam-menhang mit kleinen Kindern setzt sich der kleine, aber sehr rege Verein „Die kleinen Landstrolche“ ein. Vom Kindertheater bis zum Weihnachtsmarkt wird hier vieles angeboten. Ein „Mehrgenerationenplatz“ ist vielleicht nicht ganz das, was der Name verspricht.Für die älteren Ranseler wird Nachbarschaftshilfe und Betreuung z. B. durch den VdK organisiert.Das Landmuseum sowie einige Naturschutzaktivitäten vermitteln auch den Kindern Bewusstsein und Wissen zu landwirtschaftlicher Geschichte und ökologischen Zusammenhängen.

Wirtschaftliche InitiativenRansel hat einige Gewerbebetriebe, der Großteil der Erwerbstätigen arbeitet außerhalb. Durch Landmuseum mit Backhaus, eigene kleine Brauerei und Gastronomie, das historische Bergrennen, Feriengäste, eine weitere Gastwirtschaft und ein Bekleidungshaus können vor Ort einige wirtschaftliche Potentiale genutzt werden. Fahrende Händler sichern die Grundversorgung mit Lebensmitteln. Für die Ortsmitte ist eine Straußwirtschaft geplant, was sicher zur weiteren Belebung beitragen kann. Auch soll das Hotel Berghof nach einer Sanierung nach einiger Zeit Leerstand wieder eröffnet werden.Beim laufenden IKEK im Rahmen der gesamtkommuna-len Anerkennung als Förderschwerpunkt in der Hess. Dorfentwicklung seit 2012 gibt es eine gute Zusammen-arbeit mit dem Nachbarort Wollmerschied. Es wäre Ransel zu wünschen, dass sich auch die Kooperation mit Lorch künftig wieder entspannter und konstruktiver gestaltet.Die Anbindung und der Ausbau des lokalen und über-örtliches Wanderwegenetzes ist ein erfolgversprechen-des Konzept.

Jugend im DorfKinder und Jugendliche haben in Ransel etwas zu sagen, z. B. der Jugendraum wurde unter der Einbezie-hung der Jugendlichen eingerichtet. Im Rahmen der Dorferneuerung waren ebenfalls viele eingebunden.Jugendliche aus Ransel wirken auch im Kinder- und Jugendbeirat der Stadt Lorch mit. Die Jugendarbeit der Feuerwehr findet gemeinsam mit der FW Wollmerschied statt. Es stehen eine ganze Reihe von Freizeiteinrichtun-gen für Kinder u. Jugendliche zur Verfügung (Bolzplatz, Streetball, Spielplatz).In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der

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Jugend an das Dorf erkennbar. Es werden vereinsge-bundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirch liche Ju-gendarbeit (JA) ist nicht zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen einen großen

Jugendraum. Dieser wird von den Jugendlichen selbst-verwaltet. Ein festes Programm/Angebot wird nicht geboten. Regelmäßige Öffnungszeiten sind sicherge-stellt. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuhe-ben ist hier die Feuerwehr. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Die Jugendli-chen bieten den Nikolaus-Service an.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDas DGH im ehemaligen Schwesternwohnheim war ein insgesamt sehr positives Sanierungsbeispiel, entstan-den mit viel Eigenleistung, barrierefrei und durch den Saalanbau für verschiedene Nutzungen geeignet. Bemerkenswert ist die Erhaltung einiger historischer Details im Inneren. Die Spielplatzgestaltung kann als besonders gelungen bezeichnet werden.

Privater BereichEin einheitliches Ortsbild ist in Bereichen erhalten, basierend auf ähnlichen Haustypen und dem vorherr-schenden Fassadenmaterial Schiefer. Ein hervorragen-des Beispiel ist ein Haus mit Rosenberankung, eine planvoll inszenierte Begrünung. Auch bei einzelnen

Neubauten gibt es die bewusste Anwendung des ortstypischen Fassadenmaterials Schiefer oder anderer traditioneller Baudetails. Das Bewusstsein für den regionalen Bezug zum Schiefer ist vorhanden.

Gesamtanlage OrtskernDie Kirchstraße zeigt ein besonders einheitliches, durch Fachwerkwohnhäuser des 18. Jhs. geprägtes Straßen-bild. Die durchweg giebelständigen, an der leicht geschwungenen Straße gestaffelt aufgereihten Bauten zeichnen sich teilweise durch Krüppelwalme aus. Die um 1920 (siehe Beschreibung Ortsgeschichte) noch vorherrschende Fachwerksichtigkeit und Verschieferung der Fassaden wurde nach und nach durch Putz und andere Materialien ersetzt, dennoch blieb Schiefer (jetzt häufig Kunstschiefer) als Dach- und Fassadenmaterial dominierend. Die ehemals zugehörigen hellen Sprossen-fenster mit einheitlich grünen Fensterläden sind fast nirgends erhalten. Scheunen und Nebengebäude liegen üblicherweise im Hof zurück. In der Taunusstraße, der ehemaligen Grenze zwischen Kurpfalz und Kurmainz, findet sich hauptsächlich jüngere traufständige Bebauung des 19. Jhs., teils mit Schiefer-behang, teils aus Backstein. Einzelne giebelständige ältere Bauten waren ursprünglich von der Kirchstraße her erschlossen. Zwischen Taunusstraße und Kirchstraße verdichtet sich die Bebauung (hauptsächlich Scheunen und Nebengebäude). Im spitzen Winkel der Straßen-gabelung Kirchstraße/Taunusstraße wurde eine mo-derne kleine Wegekapelle als Ersatz für einen älteren Vorgängerbau errichtet. Einzelbauten: Oberstraße 5, Fachwerkhaus des 18. Jhs. mit rechtwinklig angebauter Scheune, verputzt. Ober-straße 7, kleines zweizoniges Fachwerkhaus des 18. Jhs., verputzt, zugehörige Scheune mit profiliertem Torsturz-balken, 18. Jh. Kirchstraße 21, ehemals größere Hofreite an der Kirche. Giebelständiges Wohnhaus des 17./18. Jhs. mit Krüppelwalmdach, Anbauten. Bemerkenswert die jüngere, kleinteilige Verschieferung.

Grüngestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichRansel hat ein breites grüngestalterisches Spektrum von ganz besonderer Qualität zu bieten. Bei der Gestaltung des Straßenraums wird auf pflegeextensive, heimische und bunt blühende Gewächse zurückgegriffen. So wurden an den Ortseingängen Wildrosen, heimische Gehölze und insgesamt 6.000 Blumenzwiebeln gepflanzt und auf den Verkehrsinseln Wildblumenmischungen ausgesät. Bei der Neugestaltung des Dorfgemeinschafts-hauses wurde auf kleinstem Raum ein geschmackvoller Vorgarten errichten, der auch die regionale Rosensorte „Loreley“ beheimatet. Zur Straßenseite hin wird die

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Fassade durch eine rote Kletterrose geziert. Eingefrie-det wurde das Grundstück mit einem dorftypischen Staketenzaun. Im innerörtlichen Bereich wird der Straßenverlauf relativ eng, sodass Bepflanzungen hier nur begrenzt platziert werden können. An einem Haus gibt es ein schönes Beispiel für ein kleines Pflanzbeet mit Kletterrose und Lavendel. An der Kreuzung Taunus- / Kirschstraße steht eine kleine Kapelle, an der zu beiden Seiten Pflanzkübel platziert wurden. Von Kreativität zeugen zu Pflanzkübeln umfunktionierten Gegenstände, wie das bepflanzte ausrangierte Maschinenteil auf der gegenüberliegen-den Seite vor dem Gasthaus, die bepflanzten Schuhe etwas weiter die Straße hinunter oder der antike Hand-wagen am Platz mit der großen Linde (an der Straße „Auf der Schaufel“) nahe des Spielplatzes. Auch be-pflanzte antike Wagenräder und ausrangierte Schubkar-ren sind zu finden und zeugen von der gärtnerischen Leidenschaft vieler Bewohner.Ein schönes Beispiel für eine durchdachte und harmo-nische Gestaltung ist der Kirchplatz, der gleichzeitig als Friedhof genutzt wird. Zum Einsatz kamen hier vor allem trockenresistente Arten, meist farbige Boden-decker, die in den Kiesbeeten gut zurechtkommen. Zusammen mit der Kirche und der Mauer aus Sandstei-nen und dem dazu passenden Natursteinpflaster des neu angelegten Weges ergibt sich ein stilvolles Ge-samtbild, das eine gleichwohl würdevolle als auch festliche Atmosphäre ausstrahlt.Insgesamt sind die Bewohner sehr bemüht, Treffpunkte im Ort zu schaffen und zu gestalten. Dies gilt sowohl für den Brandweiher, der jetzt mit Sitzgelegenheiten ausgestattet ist, als auch für das Grundstück eines mittlerweile abgerissenen Hauses, welches in Eigenleis-tung geräumt wurde und durch Baumpflanzungen entwickelt werden soll. Diese Idee ist sehr lobenswert,

da sich die Maßnahme sicher positiv auf das Erschei-nungsbild der Hauptstraße auswirkt. Bzgl. der Eingrünung sind vor allem die Grillhütte und der Sportplatz hervorzuheben, die durch eine mächtige naturnahe Saumstruktur ein- und voneinander abge-grenzt werden. Vorbildlich ist auch die Begrünung des naturnahen Mehrgenerationen-Spielplatzes, die eben-falls diverse heimische Gehölzarten aufweist. Dass in der Bauphase, trotz der aufwändigen Erdarbeiten, der bestehende Baumbestand erhalten wurde, spricht auch für das ökologische Bewusstsein der Bevölkerung. Insgesamt ist dieser Spielplatz sowohl aus gestalte-rischer Sicht als auch bzgl. der vielfältigen Bewegungs-bereiche absolut nachahmenswert.Gegenüber vom Spielplatz befindet sich eine parkähn-liche Anlage mit großen schattenspendenden Bäumen (v. a. Linde und Birken), Sitzgelegenheiten und einer Bouleanlage. Von hieraus sind es etwa 200 m bis zum Landmuseum Ransel. Der Weg dorthin führt vorbei an der gut entwickelten, ebenfalls naturnahen Eingrünung des Modehauses Arz.

Privater BereichEine sehr schöne Aktion, die auch einen sozialen Aspekt hat, ist der nachbarschaftliche Pflanztausch in Form von Saatgut und Ablegern. Gleiches gilt für die Besichti-gung des privaten Welterbegartens, die an zwei festen Tagen im Jahr (Welterbetag; 1. Sonntag im Juni und bei der offenen Gartenpforte Hessen) sowie nach telefoni-scher Absprache möglich ist. Die Auszeichnung „Welt-erbegarten“ wurde im Rahmen der Bundesgartenschau in Koblenz 2011 vergeben. Die beachtliche floristische Vielfalt lässt den Eindruck entstehen, es handele sich um ein Labyrinth aus Blüten. Die engagierten Gärtner

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beteiligen sich auch mit Rat und Tat bei den Pflanz-aktionen im Ort. Ein beeindruckendes Beispiel für eine üppige Fassaden-begrünung mit Kletterrosen ist in der Unterstraße 16 zu

finden. Gleiches gilt für die sehr arten- und blütenreiche Hangbepflanzung. Auf dem Grundstück werden aller-dings nicht nur Zierarten, sondern auch heimische Pflanzen wie wilder Holunder und Haselnuss in Szene gesetzt.Des Weiteren dienen dorftypische Staketenzäune als Grundstücksbegrenzungen. Diese Form der Grund-stücksbegrenzung ist in Ransel erfreulicher Weise noch sehr weit verbreitet. Oft werden die Zäune kombiniert mit naturnahen Hecken aus verschiedenen Gehölzen (Hainbuche, Haselnuss, Holunder etc.). In den Höfen

und Vorgärten sind auch mittelstämmige Obstbäume zu finden. Koniferen sind hingegen relativ selten.Auch die Nutzung des Gartens zur Gemüseproduktion ist noch weit verbreitet. Die Gartengrundstücke am östlichen Ortsrand sind sehr gefragt und alle in Bewirt-schaftung.

Dorf in der Landschaft

Ransel liegt am westlichsten Zipfel Hessens, unweit des Rheins auf den dünnbesiedelten Höhen des westlichen Taunus auf 430 m ü. NN. Während die direkt umliegenden Flächen landwirt-schaftlich als Grün- und Ackerland genutzt werden, ist der weitere Naturraum vor allem von Wald geprägt. Im südlichen Umland entspringt der Ranselbach, der nach etwa 4 km durch Felder, Wiesen und Wald schließlich in die Wisper mündet. Der Naturraum im nahen Umfeld des Dorfes wird aktiv von den Bewohnern gestaltet. So sind mehrere Streu-obstwiesen vorhanden, die regelmäßig gepflegt wer-den. Ein besonderes Projekt ist der „Weg des Lebens“. Dieser wurde durch Pflanzspenden angelegt. Die Bewohner haben Geburts-, Hochzeits- oder Liebesbäu-me gestiftet, auch ein „Purzelbaum“ ist dabei. Bei der Auswahl der Pflanzen wurde auf ein breites regionalbe-zogenes Artenspektrum (Walnüsse, Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Mirabellen) und die Verwendung alter Sorten geachtet. Eine Beschriftung durch entsprechen-de Schilder wurde ebenfalls durchgeführt. Die Auswei-tung des Weges ist leider aufgrund fehlender Fläche für Neuanpflanzungen begrenzt.Die ökologische Besonderheit des Naturraums wird auch durch die Ausweisung diverser Naturschutzgebie-te unterstrichen. Außerdem befindet sich eine alte, als Naturdenkmal geschützte Eiche in der Gemarkung.

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Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerIm Ortsteil Simmershausen gibt es keinen Ortsvorsteher oder Ortsbeirat. Die Zusammenarbeit zwischen Bürger-meister und Bevölkerung funktioniert auf anderem Wege. Es finden regelmäßige Treffen mit Vereinen und Verbänden statt. Im Ort sind bemerkenswert viele Unternehmen vertreten, nämlich 134. Der Ort nimmt derzeit an der Dorferneuerung teil; er ist 2008 in das Programm aufgenommen worden. Es wurden lediglich 20 Maßnahmen durchgeführt. An öffentlich durchge-führten Maßnahmen sind ins be son dere die Sanierung des Hauses der Vereine zu einem Haus der Begegnung mit einem Mehrgenerationenplatz zu nennen, außer-dem die Einrichtung des Eco-Pfades im Jahr 2010. Im Ort gibt es einen hohen Anteil an älteren Menschen. Die Bevölkerungszahl ist seit etwa 15 Jahren gleich geblieben, was sicherlich mit der unmittelbaren Nähe zur Stadt Kassel zusammenhängt. Im Ort gibt es kaum Leerstand.

Kommunale GesamtentwicklungIm Ort gibt es eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen. Hier werden 100 Kinder betreut. Daneben gibt es eine

zweizügige Ganztagsschule. Die Gesamtkommune beschäftigt zwei Jugendarbeiterinnen mit je 30 Stunden pro Woche. Eine 1MW Biogasanlage produziert Strom aus nachwachsenden Rohstoffen, die Wärme wird hauptsächlich für den betreibenden landwirtschaftlichen Betrieb genutzt.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungIm Ort gibt es eine ganze Reihe von Vereinen. Die ärztliche Versorgung ist gegeben. Es gibt ein Wasserer-lebnishaus. Der Naturschutz ist ein wichtiges Thema für den Ort, da es um den Ort herum Quellgebiete gibt.

Leitbild – Dörfliche IdentitätDie Dorfentwicklung hat vieles angestoßen und sich als Prozess fortgesetzt. Für die Aktivitäten des Ortes gibt es jeweils einen Jahresprojektplan. Gelder aus Sponso-ring und Rücklagen von Feiern werden hier verteilt. Es ist geplant, eine Dorfchronik aufzulegen.

SIMMERSHAUSENTeilnahmeort: SimmershausenGemeinde/Stadt: FuldatalLandkreis: KasselEinwohner: 2.420Gemarkung: 694 ha

Lage: Simmershausen liegt wenige Kilometer nördlich von Kassel an der Fulda, westlich der Fuldaschlei-fe, die die Landzunge Gut Kragen-hof einschließt. Durch den Ort fließt der Bach Espe, der wenige Meter unterhalb in die Fulda mündet. Die große Staustufe bei Wahnhausen staut die Fulda hier zu einem lang gestreckten See auf. Das Dorf befindet sich an einem Hang westlich des Flusses. Die nächsten Nachbarorte im Gemeindegebiet

sind das weiter nördlich gelegene Rothwesten, das an der Fulda-Staustufe gelegene Wahnhausen sowie das südlich zwischen Kassel und Simmershausen gelegene Ihringshausen.

Homepage: www.simmershausen.infoMitglied der LEADER-Region Kassel-LandGruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungs-programm bzw. an der Städtebauförderung 1995-2003)

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Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Kulturelle VielfaltDer Ort hat 26 Vereine mit z. T. Jugend- und Seniorenab-teilungen. Es gibt einen Zusammenschluss der Vereine und Verbände, wo regelmäßig Termine, Aktivitäten sowie gemeinsame Projekte abgestimmt werden, wenn z. B. Eigenleistungen erbracht werden, wie etwa bei Errich-tung der Freizeiteinrichtung Schneeganshütte. Es gibt neben dem neuen „Haus der Begegnung“ eine Reihe von weiteren Vereinshäusern. Dabei wurde z. B. ein Fach werkhaus durch den Modelleisenbahnverein saniert, der Geschichts- und Museumsverein (GuM) nutzt leer-stehende Schaufenster als Ausstellungsflächen.Das „Haus der Begegnung“ wurde mit sehr viel Eigen-leistung eingerichtet. Ehrenamt wird von den Familien mitgetragen. Eine Reihe jährlicher Feste wird haupt-sächlich durch Vereine organisiert, z. B. ein Brunnenfest (Kumpplatzfest) in der Ortsmitte, ein Osterfeuer, ein Dreschfest, Straßenfest. Von Zeit zu Zeit wird auch ein Kulturwochenende „Kultur Pur“ mit Musikdarbietungen und Ausstellungen durch den Arbeitskreis „Unser Dorf“ organisiert.Es wird neben den Ausstellungen des GuM eine alte Schmiede gepflegt und bei verschiedenen Gelegenhei-ten anschaulich in Betrieb gesetzt, es wurde ein Weg zu einem historischen Tanzplatz erneuert, wo z. B. Freiluft-gottesdienste stattfinden. Im neu sanierten Haus der Begegnung findet sich im EG ein Heimatmuseum mit zahlreichen Ausstellungsstücken verschiedener Epo-chen. Es gibt eine Reihe von Veröffentlichungen zur Simmerhäuser Geschichte, z. B. zu den alten Flurnamen. Zur 925-Jahr-Feier 1999 erschien eine recht umfangrei-che Chronik in Buchform.

Besonders aktiv neben den Vereinen ist vor allem die evangelische Kirchengemeinde, die vor allem für Kinder und Jugendliche regelmäßige Angebote wie Freizeiten, Jungschar, Montagstreff, Konfirmandentage organisiert. Hier gestalten auch Jugendliche wiederum Angebote für jüngere Kinder.

Soziales GefügeIn der Präsentation wirken die zahlreichen und vielfälti-gen Aktivitäten des AK „Unser Dorf“, die von wenigen Aktivisten getragen werden. Mit viel ehrenamtlichem Engagement wirken die Vereine für ihren Ort zusam-men, so etwa durch den Nachbarschaftsverein, der Fahrdienste für den Dorfladen organisiert, eine Aktion für Leihomas und -opas, es werden Grünanlagen z. B. am Kumpplatz ehrenamtlich gepflegt und Dorffeste organisiert. Die örtliche Thatergruppe trägt zum kulturellen Leben bei. Durch ein Mitteilungsblatt sowie die www.simmershausen.net werden Aktionen und Veranstaltungen bekannt gemacht, sodass auch Neu-bürger darauf aufmerksam werden. Letztere erhalten eine Infobroschüre als Begrüßung. Durch das Wasser-erlebnishaus werden den Kindern und Jugendlichen ökologische Zusammenhänge nahegebracht. In der alten Schmiede werden alte Handwerkstechniken nachvollziehbar. Es gibt Baumpatenschaften, Säube-rungsaktionen öffentlicher Anlagen und der Gemar-kung und zahlreiche themenakzentuierte Aktionen anlässlich der Fuldataler Umweltschutzwoche.Die örtliche Grundschule arbeitet sehr engagiert mit einfallsreichen und progressiven pädagogischen Aktionen vor allem auch zu den Themenkreisen Um-welt, Partizipation und Nachhaltigkeit. Fördervereine organisieren Betreuungsangebote für KiTa und Schule.

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Wirtschaftliche InitiativenSimmershausen hat in seinen insgesamt 134 Betrieben eine der Ortsgröße angemessene Infrastruktur, die zahlreiche Arbeitsplätze bietet.

Jugend im DorfEine engagiert arbeitende Schule und 4-gruppige kommunale Ganztags-KiTa mit teiloffenem Konzept sind vorhanden. Es gibt ein Jugendzentrum sowie vor allem

kirchliche Jugendarbeit. Es sind schöne Ferienangebote für Kinder zu finden. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf leider wenig erkennbar. Es werden Angebote gemacht, ein Teil der Jugendlichen wird diese auch nutzen, der größere Teil jedoch nicht. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist gut und ansprechend. Eine hauptamtliche Gemeinderefe-rentin (Teilzeit) bietet den Jugendlichen ein umfangrei-ches Angebot, auch in Teilen der Ferien, und vor allem auch konfessionsübergreifend an. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen zwei große Ju-gendräume. Diese werden aber derzeit nur von einer Kindergruppe genutzt und sind dementsprechend auch so ausgestattet. Angedacht ist, den Jugendraum selbstverwaltet den Jugendlichen zu überlassen. Von Seiten der Jugendlichen im Ort besteht aber derzeit kein Interesse. Einmal jährlich findet mit dem Bürger-meister, den Gemeindevertretern und den Parteien eine einstündige Jugendversammlung statt. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitge-stellt. Bis auf zwei Jugendliche in der Abschlusspräsen-tation wurde eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen nicht erkennbar.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDas Dorfgemeinschaftshaus von 1951 wurde sehr auf-wendig saniert und dient u. a. auch als gut ausgestatte-tes Heimatmuseum. Das moderne Schulgebäude mit großzügiger Freifläche ist zukunftsfähig. Das Haus des Roten Kreuzes wurde grundlegend wiederhergestellt, es steht für variable Nutzungen zur Verfügung. Die Kirche wird denkmalgerecht saniert. Es ist ein Dorfladen vorhanden, der auch als Treffpunkt für die Bewohner dient. Die alte Schmiede wurde erhalten und dient gelegentlich zu öffentlichen Vorführungen.

Privater BereichEine relativ vollständige ältere Bausubstanz ist vorhan-den und ergibt stellenweise schöne stadträumliche Situationen. Einzelne Wohnhäuser wurden vorbildlich wiederhergestellt.

GesamtanlageDer historische Ortskern von Simmershausen erstreckte sich ursprünglich als Haufendorf um die erhöht gelege-ne Dorfkirche. Der Ortsgrundriss entwickelte sich somit zunächst oberhalb der Espe. Eine weitere Siedlungs-struktur entstand entlang der Espe. Ihr Lauf wird beglei-tet von der Karl- und der Schützenstraße. Die Bebauung besteht hier aus Hofanlagen und Einhäusern des 18. bis 20. Jahrhunderts. Die Verbindung zwischen der Sied-lungsstruktur entlang der Espe und der Bebauung um die Kirche wird über die Friedrichstraße hergestellt. Im

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Folgenden umfasst die Gesamtanlage die Bebauung entlang der Kirchstraße, die in einem leichten Bogen um die Dorfkirche mit dem teilweise erhaltenen histori-schen Kirchhof führt. Dieses Gebiet beschreibt den ältesten Siedlungskern von Simmershausen, der zum einen durch die Kirche und zum anderen durch große Hofanlagen geprägt ist. Direkt am Kirchhof befinden sich die ehemalige Schule und das Pfarrhaus von Simmershausen. Die südliche Grenze der Gesamtanlage

wird durch den Feldhof gebildet. Hier begrenzen Nutzgärten mit einem alten Obstbaumbestand den historischen Ortsrand. Den südwestlichen Abschnitt der Gesamtanlage bildet der historische Dorfgerichtsplatz. Durch die Kreuzung der Straßenzüge Heinrich-, Fried-rich- und Wilhelmstraße entsteht im Vorfeld des Dorf-gerichtsplatzes eine Platzsituation, die durch die an-grenzende Bebauung gefasst wird. Dieser Bereich der Gesamtanlage besitzt aufgrund der Platzsituation und des Dorfgerichtsplatzes städtebauliche und ortsge-schichtliche Bedeutung.Der ausgewiesene Bereich der Gesamtanlage lässt zusammen mit den historischen Grünflächen und dem Lauf der Espe trotz der heutigen Ausdehnung von Simmershausen das ursprüngliche Bild des Haufendorfs um die Kirche mit einer zweiten Siedlungsstruktur entlang der Espe nachvollziehen.

Grüngestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichAls Dorf im Speckgürtel der Großstadt Kassel vereint Simmershausen das Traditionelle mit dem Modernen.

In der öffentlichen innerörtlichen Grüngestaltung ist der, von sehr gut erhaltenen und gepflegten alten Fachwerk-häusern umgebene, Lindenplatz, von dem aus sich ein wunderschöner Blick auf die historische Kirche eröffnet, ein Ort, an dem die lange Geschichte Simmershausen erlebbar wird. Gleiches gilt natürlich für die historische Schmiede und die Fachwerkhöfe, die bachaufwärts, ent-lang der Espe, angesiedelt sind. Stufen, Randsteine, Sitzgelegenheiten, Tische, Mauern und Brunnen sind häufig aus handbehauenem Sandstein. Auch Teile der gepflasterten Bereiche sind aus regionaltypischem Naturstein.Sehr modern und klar strukturiert ist hingegen das Um feld von Schule und Haus der Begegnung. Traditionelle Pflanzen, wie Linden und Hainbuchenhecken, gliedern die Anlage in einzelne Funktionsbereiche. Die Kombi-nation mit raumöffnenden, symmetrischen Pflasterflä-chen und Edelstahlstrukturen wirkt großzügig und übersichtlich zugleich.Die Grüngestaltung anhand ökologischer Gesichts-punkte ist im Bereich des Zugangs zur Espe, nahe der alten Schmiede, vorbildlich gelöst. Die kaskadenförmig gesetzten Sandsteine fangen nicht nur die Uferbö-schung ab, sondern werden auch als Sitzgelegenheiten genutzt, nicht zuletzt von Kindern, die hier spielen und im Rahmen umweltpädagogischer Veranstaltungen an die Bestimmung der Wasserqualität herangeführt werden. Auf der anderen Uferseite ist eine natürliche und typische Ufervegetation angesiedelt. Diese bietet Lebensraum für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenar-ten. Zudem sorgt sie für ausreichend Beschattung und schützt so das Gewässer vor übermäßiger Erhitzung im Sommer und damit einhergehenden geringen Sauer-stoffgehalten.Ebenfalls ein schönes Beispiel für eine gleichermaßen funktional wie auch ökologisch sinnvoll gestaltete Grünfläche ist der am Ortsrand besichtige und an den Kindergarten angegliederte Spielplatz. Imposante Linden, majestätische Kastanien und elegante Birken sorgen im Sommer für ausreichend Beschattung und bilden ein mildes Mikroklima. Wegen der auffallenden Blüten im Frühjahr und den vielseitig kreativ verwertba-ren Früchten im Herbst gilt besonders die Kastanie als idealer Baum für eine kindgerechte Grüngestaltung.

Privater BereichIm privaten Bereich sind attraktive Beispiele für dorfty-pische Erholungs- und Gemüsegärten vorhanden. Eingefriedet mit Staketenzäunen und Sandsteinmauern sind sie aufgrund ihrer leuchtenden Blütenpracht schon von weitem zu erkennen. Zum Teil finden sich auch Fassadenbegrünungen z. B. mit Kletterrosen. Allerdings sind auch intensiv gepflegte moderne Rasenflächen vor-handen, die durch Metallzäune begrenzt sind und sicher durch eine einfache Wiesenblumenmischung optisch

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schnell aufgewertet werden könnten. Für die wenigen noch vorhandenen Koniferenhecken besteht ein Problem-bewusstsein. Die Besitzer werden entsprechend beraten und bei der Umwandlung ihrer Grundstücke wird ihnen Hilfe angeboten.

Dorf in der Landschaft

Der Landschaftsraum um Simmershausen wird stark durch Fließgewässer geprägt. Östlich liegt die Fulda-schleife, westlich münden der Ellen- und der Rohrbach in die Espe, die das Dorf von Nord nach Süd durchfließt. Durch das Wassererlebnishaus wird das Thema Wasser auch in umweltpädagogischen Angeboten für Kinder behandelt. Im Bereich des Rohrbaches fanden intensive Bemühungen zur Gewässerrenaturierung statt. Die landwirtschaftlichen Flächen am unmittelbaren Dorf rand werden vor allem beweidet. Neben Rindern und Schafen erfüllen diese Aufgabe vor allem Pferde. Durch die Nähe zur Stadt ist die Pensionspferdehaltung ein inte ressanter Wirtschaftszweig für die ortsansässi-gen Landwirte.Im Außenbereich, vor allem im Umfeld der Freizeitanlage Schneeganshaus, finden immer wieder Baumpflanzun-

gen statt. Neben Streuobstbäumen wird auch seit mehreren Jahren der aktuelle Baum des Jahres ge-pflanzt. Außerdem wird durch Schautafeln an Rundwegen, z. B. dem Eco-Pfad, auf historische Besonderheiten und laufende Aktionen, wie Baumpatenschaften, hingewiesen.

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WAHLSHAUSENTeilnahmeort: WahlshausenGemeinde/Stadt: OberaulaLandkreis: Schwalm-EderEinwohner: 282Gemarkung: 552 ha

Lage: Wahlshausen liegt am Rande des südlichen Knüllgebirges und befindet sich wenige Kilometer vom höchsten Punkt des Knüll - dem Eisenberg - entfernt, der mit seinen 636 Metern ü. N.N. von fast überall im Dorf zu sehen ist. Durch Wahlshausen fließt die Aula, ein Bach, der im Nachbarort Oberaula entspringt und in Niederaula in die Fulda mündet - diesem verdankt die Region auch den Namen „Aulatal“.

Bis 18 Jahre: 3018 - 60 Jahre: 158Über 60 Jahre: 94

Homepage: www.wahlshausen.deMitglied der LEADER-Region KnüllAusgezeichnet mit dem 3. Platz der Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungspro-gramm bzw. an der Städtebauförderung 2007-2015)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerOberaula-Wahlshausen hat derzeit 282 Einwohner. Seit 2000 hat der Ort 19,4 % seiner Einwohner verloren. Im Dorf gibt es lediglich 8 Arbeitsplätze (ein Haupter-werbslandwirt, kleinere Handwerks- und Dienstleis-tungsbetriebe). Drei Wohnhäuser stehen aktuell leer, darunter ein historisches Mühlengebäude, leider in sehr schlechtem Zustand. Der Ort hat von 2007-2015 an der Dorferneuerung teilgenommen und hierbei mit einem Investitionsvolumen von über einer Million Euro profi-tiert. 31 private Maßnahmen wurden umgesetzt. An öffentlichen Dorferneuerungsprojekten sind die Gestal-tung des Dorfplatzes, die Sanierung des Backhauses, die Anlegung der Fußwegeverbindung entlang der Aula zum Wiesenweg, Sanierungsmaßnahmen ehem. Schulgebäude zum Haus der Generationen (HdG), Neugestaltung des Kinderspielplatzes und bauliche Veränderungen am Jugendraum zu nennen. Der Neu-bau eines Dorfgemeinschaftshauses wird ebenfalls aus der Dorferneuerung unterstützt und in Kürze realisiert. Wahlshausen wurde 2007 als einzelner Ortsteil der Gemeinde Oberaula als Förderschwerpunkt in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufge-

nommen. Das Dorfentwicklungskonzept (IKEK) wurde durch die Wahlshäuser BürgerInnen erstellt.

Kommunale GesamtentwicklungDer Ort ist im Rahmen der Schülerbeförderung an den ÖPNV angebunden, zusätzlich fährt 2x täglich ein Bürgerbus: Ehrenamtliche Fahrer befördern in einem behindertengerechten Kleinbus Bürger von Oberaula nach Bad Hersfeld. Dem Ort steht eine gute DSL-Lei-tung zur Verfügung. Es existiert ein umfangreicher Bebauungsplan, auch ein Neubaugebiet ist vorhanden. Wo möglich wurden Solar- und Photovoltaikanlagen aufgestellt, ein Wasserkraftwerk produziert 25.000 KW Strom.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungMit besonderem Engagement und viel Eigenleistung wurde in den letzten Jahren das ortsbildprägende Haus der Generationen saniert und in eine neue Nutzung genommen. Hier treffen sich die örtlichen Vereine, die Krabbelgruppe und die Jugendlichen des Dorfes. Außerdem gibt es hier eine Bücherei. Eine Nutzungsab-grenzung zum geplanten DGH wurde vorgenommen. Die Jugendlichen organisieren ihre Treffen selbst und haben dabei die Möglichkeit, ihre Vorstellungen umzu-setzen (z. B. Kinoabende). Übrigens ist ein Mädchen

Vorsitzende der Burschenschaft. Die Anbindung des Ortes an den neuen Bahnradweg wird sehr gut ange-nommen. In den letzten Jahren konnte vieles zum Positiven verändert werden: Hierbei sind die Neuanlage und ein Patenschaftskonzept für Streuobstwiesen sowie das Mäh- und Pflegekonzept für kommunale Grünanla-gen und Einrichtungen, aber auch der Ausbau der Nachbarschaftshilfe zu nennen.

Leitbild – Dörfliche IdentitätDie Wahlshäuser haben für sich ein Motto und ein gelebtes Leitbild definiert, „Wahlshausen, ein lebens- und liebenswertes Dorf der Generationen im Grünen mit einem gastfreundlich gestalteten Dorfbild“. Die dörfliche Identität des Ortes ist greifbar. Es gibt ein Logo, eine Homepage, verschiedene Aufsteller und eine eigene „corporate identity“. Die Vorbereitung zum Wettbewerb hat sehr motivierend auf die Wahlshäuser gewirkt. Der Dorfrundgang war vom gesamten Dorf getragen. Das Motto wird auch gelebt, den Ort konnte man während der Bereisung als idylisch und lebenswert erleben.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Hervorgehoben werden die Gastfreundlichkeit und Offenheit. Motto „Hereinspaziert, unser Dorf immer in Bewegung“. Der Ort hat, so scheint es, sowohl die 700-Jahrfeier 2009 als auch die Wettbewerbsteilnahme sehr vorteilhaft genutzt, um über Vergangenheit und Herausforderungen für die Zukunft des Dorfes nachzu-denken, zusammen Konzepte und daraus folgernd

Aktivitäten zu entwickeln. Für eine so kleine Dorf-Ge-meinschaft mit ihren regional bedingten, bedeutenden Strukturproblemen wurde überdurchschnittlich viel geleistet und es ist Wahlshausen zu wünschen, dass der gemeinsame Schwung erhalten werden kann.

Kulturelle VielfaltDer Ort hat 15 Vereine mit z. T. Jugend- und Senioren-abteilungen.Eine Reihe jährlicher Feste wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. ein Osterfeuer, Dorffeste im Sommer und Herbst, einen Weihnachtsmarkt, der Winterdorftag oder das Aulatalfest. Die im Jugendraum aktiven Jugendlichen steuern eigene Veranstaltungen bei, sehr bemerkenswert u.a. das Wahl-Grillen an Wahltagen, zu dem sich junge und ältere Wahlshäuser treffen, gewissermaßen eine „Wahlparty“ in mehrerlei Sinne.2012 wurde eine Dorfchronik fertiggestellt, zu den älteren Häusern des Dorfes wurde deren Einzelhistorie dargestellt. Die drei „Grünen Männchen“ als markante Symbole sorgen an ihren Plätzen in origineller Weise für Erkennbarkeit.Besonders lebendig und vielfältig ist die Ortsmitte, zumal hier auf engem Raum der Dorfplatz am Bach (mit Wasserspielplatz), der Kinderspielplatz, der Jugend-raum, das Feuerwehrhaus, das Haus der Generationen und die Kirche angeordnet sind. Gerade im Haus der Generationen finden sehr vielfältige kulturelle und soziale Aktivitäten statt. Hier werden durch die Nieder-schwelligkeit der Nutzungsmöglichkeiten Angebote in bemerkenswerter Breite gemacht. Von Lesenachmitta-gen über Vereinstreffen, private Feiern und Spieleaben-de über Dorfkino, Handarbeiten, Töpfern, Bücherstube, Gesang und eine selbstorganisierte KrabbelGruppe bis

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hin zu Multimediavorträgen, in denen Weitgereiste Wahlshäuser ihren Daheimgebliebenen ihre Reiseerleb-nisse nahe bringen. Es wird eine erstaunliche Menge und Bandbreite angeboten. Der Heimatverein verwaltet das Haus. Mit kleinen Kostenbeiträgen wird der laufen-de Unterhalt gedeckt. Hier entsteht der Eindruck, dass durch das Engagement der Leute vor Ort ein Haus geschaffen wurde, welches in seiner gelungenen Form wiederum neues Engagement und Aktivitäten beflügelt.Besonders schön ist auch der regelmäßig angebotene Nachmittagskaffee an vielen Sommersonntagen, zu dem ganz zwanglos auch vorbeikommende Radwande-rer eingeladen werden.

Soziales GefügeDie meisten Wahlshäuser ziehen an einem Strang. Mit der deutlichen demografischen Problemlage wird aktiv und problembewusst umgegangen. Es ist ein sehr gutes Miteinander der Generationen vorhanden.Darüber hinaus ein sehr gutes, unkompliziertes Wir-Ge-fühl, u. a. hat die landwirtschaftliche Einkaufsgenossen-schaft neben dem bereits seit der Jahrfeier 2009 beste-henden Chor einen internen Chor gegründet, dem auch Mitglieder aus den umliegenden Dörfern angehören, um mehr Möglichkeiten zu Geselligkeit zu haben. Kinder können ganz unkompliziert z. B. bei einem Milchvieh-betrieb reinschnuppern und mithelfen. Menschen aus dem Ausland sowie gleichgeschlechtli-che Lebenspartnerschaften werden ausdrücklich als Teil der Dorfgemeinschaft betrachtet.Es werden extrem viele Arbeitsstunden im Ehrenamt geleistet, z. B. auch die Pflege der Grünflächen.Über die Gründung einer Bürgerliste erfolgte eine Verjüngung der Kommunalpolitik.Auch wenn in Wahlshausen der Anteil jüngeren Men-schen tendenziell etwas geringer ist, als in vielen anderen Regionen, scheint gerade die Jugend sich sehr aktiv ins Sozialgefüge des Ortes einzubringen. Nachbar-schaftshilfe gilt als selbstverständlich. Mit einem Bürger-bus wird versucht, die Infrastruktur zu verbessern. Für größere Veranstaltungen wird ein neues, funktionales DGH gebaut.Es ist ein Baukataster vorhanden, Leerstand ist somit erfasst und bewusst.Aufgrund des Wandels der Begräbniskultur plant auch der sehr kleine Ort ein anonymes Urnenfeld – es wird in die Zukunft gedacht und nach pragmatischen Lösungen gesucht.

Wirtschaftliche InitiativenEs gibt eine direktvermarktende Imkerei, Brennholzge-winnung in Nachbarschaftshilfe, eine landwirtschaftliche Einkaufsgemeinschaft, die Jagdgenossenschaft schafft Maschinen und Geräte z. B. zur Brennholzverarbeitung an, die von allen genutzt werden können.

Kooperationen auf interkommunaler Ebene oder regional scheinen ausbaufähig.

Jugend im DorfSehr aktive Jugendgruppe und Burschenschaft (mit weiblicher Vorsitzender), selbstverwalteter Jugendraum, Organisationen diverser Veranstaltungen sind gemes-sen an der Ortsgröße überdurchschnittlich.In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf sehr gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist leider nicht zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen in einen sehr gut ausgestatteten Jugendraum. Dieser ist selbstverwaltet (mit gewählten Jugendvertretern) und

den Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindever-tretern ist jederzeit möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit der Burschenschaft. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Die Jugendlichen bieten zu politischen Wahltagen sog. Wahlgrillen an, um die Wahlbeteiligung zu steigern. Dies ist ihnen bereits gelungen. Ebenso wird Bambinigrillen und ein generationsübergreifender Discoabend angeboten.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDie Ortsmitte mit Feuerwehrhaus und Spielplatz ist gut gestaltet, sodass sich hier eine gute Aufenthaltsqualität bietet. Dazu gehören die Brücke mit Wasserfall und die gute Zugänglichkeit des Bachlaufs, die den Ort auch für Kinder attraktiv machen.Die ehem. Schule neben der Kirche wurde als „Haus der Generationen“ vorbildlich saniert und bildet mit der Kirche ein reizvolles Ensemble. Der Neubau eines DGH mit großer Freifläche wurde bereits begonnen. Die ehemalige Bahn-strecke wurde zu einem Radweg umfunktioniert.Eine bemerkenswerte, originelle Idee ist die Aufstellung der ehemaligen Bahnfiguren als Informationsträger. Im Übrigen ist die Gestaltung der öffentlichen Freiflächen wohltuend zurückhaltend. Bei Projekten wie der DGH-Neubauplanung wurde ein qualifizierter Planer beauftragt.

Privater BereichMehrere Wohngebäude wurden in jüngster Zeit erneu-ert und bezogen. Die außerhalb gelegene Aumühle wurde zu Wohneinheiten umgebaut und damit erhalten, hier gibt es sogar eine eigene Stromerzeugung. Ein Lokschuppen wurde ebenfalls privat in ein Wohnhaus umgebaut. Die Freiflächen sind weitestgehend dorf-typisch gestaltet, übertriebene „Baumarktmodernität“ hat noch keine Spuren hinterlassen.

Grüngestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichWahlshausen ist ein lebendiger Ort, der sich durch eine aktive und geschmackvolle Grünentwicklung auszeichnet. Öffentliche Räume, wie der Platz an der Aula, die Bereiche, in denen die Infotafeln aufgestellt sind, das Umfeld des Back-, Feuerwehr- und Mehrgenerationen-hauses sowie der (Wasser-)Spielplatz sind klar und funktional strukturiert. Bemerkenswert ist die diverse Nutzung von Natursteinmaterialien als Pflaster, Treppen, Kiesbeet, Mauern, Wälle, Zaunpfosten, Sitzgelegenheit und Brunnensäulen. Optisch aufgelockert werden die Natursteinarrangements durch Pflanzinseln, die mit pflegeextensiven Bodendeckern, Stauden und Bäumen ausgestattet sind. Als (Brücken-)Geländer und im Bereich der Umzäunung wurden vor allem Edelstahlele-mente eingesetzt. Holz taucht als Mulchschicht in den Beeten und in der Beschilderung auf. Durch die konse-quente Umsetzung dieses gestalterischen Konzeptes entsteht der Eindruck, dass jedes Material in Wahlshau-sen einen bestimmten Zweck erfüllt.. Wie in einer funkti-onierenden Dorfgemeinschaft greift auch in der Gestal-tung ein Zahnrad in das andere und führt zu einem harmonischen Gesamtbild.

Zu erwähnen sind auch die traditionellen Komponenten. Ganz dorftypisch sind z. B. die erneuerte Hainbuchenhe-cke am Friedhof, die Lindenallee entlang der Aula, die schmiedeeisernen Tore und die Staketenzäune.

Privater BereichIn manchen privaten Gärten und Hofflächen waren noch ungemähte Flächen bzw. Randbereiche zu finden. Diese Bestände haben einen entscheidenden Einfluss auf die innerörtliche Biodiversität. Sie sind Habitate für verschie-dene Pflanzen und Tiere, darunter auch Nützlinge wie Wildbienen, Hummeln, Florfliegen und Marienkäfer. Gleiches gilt für die Trockensteinmauern, die auf einigen Grundstücken vorhanden sind und den, durch die Anrai-ner gepflegten, Uferrandstreifen der Aula. Die an der Aula gelegenen Nutzgärten werden gemeinschaftlich bewirt-schaftet. Die Zäune zwischen den einzelnen Parzellen wurden abgebaut, sodass sich die Gärten zunehmend

auch als Begegnungsräume entwickeln konnten. Die leerstehenden alten Fachwerkhäuser sind unter ökologischen Gesichtspunkten durchaus positiv zu bewerten. Auch wenn der Leerstand bzgl. der Dorfent-wicklung eine nicht ganz optimale Situation darstellt, so sind die offenen Dachstühle doch ein potentieller Lebensraum für Fledermäuse, Schwalben, Eulen und viele andere bedrohte Tierarten. Begünstigt wird deren Ansiedlung auch durch die im Dorf noch vorhandene kleinstrukturierte Landwirtschaft mit Tierhaltung. Diese leistet in Wahlshausen auch einen großen Beitrag zur Umweltbildung. Ganz selbstverständlich werden Dorf-kinder in die Arbeitsabläufe des Betriebes integriert. Dies ist besonders charmant und erwähnenswert, da die

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Aktionen spontan und ohne organisatorischen Rahmen bestimmter Projekte durchgeführt werden. Auch hier wird einmal mehr das außerordentliche Engagement der Wahlshäuser im Hinblick auf den Erhalt einer aktiven und lebendigen Dorfgemeinschaft deutlich.

Dorf in der Landschaft

Wahlshausen liegt sehr idyllisch umgeben von Feldern, Wiesen und Wäldern, mitten im oberen Aulatal. Der Landschaftsraum ist reich strukturiert und topografisch abwechslungsreich. Ein Standort, der die typischen Merkmale des nordhessischen Berglandes vereint.Die stillgelegte Bahnstrecke, die am Rand des Dorfes vorbei führt, hat heute vor allem eine ökologische

Funktion. Die Sukzession des Gleisbettes wird toleriert und damit die Entstehung eines vielfältigen Biotopes gefördert. Neben der ehemaligen Eisenbahnbrücke, an der direkt der Bahnradweg Rotkäppchenland vorbei-führt, wurde eine Wildblumenmischung ausgesät. Zur optischen, aber auch ökologischen Ergänzung wurde in unmittelbarer Nähe ein Insektenhotel errichtet. An Veranstaltungstagen wie dem Backfest, werden hier Hinweisschilder aufgestellt, um vorbeifahrende Fahrrad-fahrer einzuladen.Untypische Gehölze, wie bspw. Koniferen, wurden gefällt und an anderer Stelle Streuobstbäume neu angepflanzt. Eine Tafel weist auf die Verwendung alter Obstsorten hin. Der Unteraufwuchs wird extensiv genutzt und mittels Beweidung gepflegt. Durch die Nähe zur Aula ist die Wasserversorgung der Bäume gewährleistet. Außerdem entsteht so ein vielfältiger Lebensraum für unterschiedli-che Pflanzen und Tierarten.

Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe B

Bewertungsprotokolle und Bilder

Asbach (Bad Hersfeld)

Dickschied (Heidenrod)

Drommershausen (Weilburg)

Großseelheim (Kirchhain)

Oedelsheim (Oberweser)

Schmittlotheim (Vöhl)

Ulfen (Sontra)

Willingshausen (Willingshausen)

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62 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

ASBACHTeilnahmeort: AsbachGemeinde/Stadt: Bad HersfeldLandkreis: Hersfeld-RotenburgEinwohner: 1.229Gemarkung: 582 ha

Lage: Asbach liegt im Fuldatal und ist zu einem großen Teil von Wald umgeben. Benachbarte Orte sind der Eichhof im Nordosten, Kohl-hausen im Osten, Kerspenhausen im Südosten und Beiershausen im Süden. Der Stadtteil ist über die Bundesstraße 62 erreichbar, die Bad Hersfeld und Niederaula verbindet. Durch Asbach verläuft die Knüllwaldbahn. Der Asbach (mundartlich auch die Bach) entspringt oberhalb von Asbach, durchfließt den Ort und mündet in die nahe Fulda.

Bis 18 Jahre: 19318 - 60 Jahre: 680Über 60 Jahre: 361Homepage: asbachhef.jimdo.com/Mitglied der LEADER-Region Hersfeld-Ro-tenburgGruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDie Stadt Bad Hersfeld wurde 2011 als Förderschwer-punkt der Hessischen Dorfentwicklung anerkannt und erstellte ein gemeinsames integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) mit den Stadtteilen Asbach, Beiershausen und Kohlhausen. Der Prozess dauerte ein Jahr. Man hat verschiedene Handlungsfelder, Ziele und Strategien benannt. Dafür werden mehrere Arbeits-kreise unterhalten, in denen Asbacher Bürger mitwirken. Die Zusammenarbeit zwischen Ortsbeirat, Bürgern und Vereinen ist gut, es bestehen zahlreiche gegenseitige Mitgliedschaften. Gleichfalls besteht ein Netzwerk zwischen Ortsteil, Gemeinde und Kreis und wird gelebt. Asbach liegt nur acht Kilometer von Bad Hersfeld entfernt. Hinzuweisen ist auf eine Fachabteilung der Stadt Bad Hersfeld mit dem Titel „Generationen“. Dieser Fachbereich ist zuständig für Jugendliche, Kinder und Senioren. Die Bürger Asbachs setzen sich mit den Folgen des demografischen Wandels aktiv auseinander. Die Stadt Bad Hersfeld hat seit dem Jahr 2004 keine neuen Baugebiete mehr ausgewiesen und setzt schon seit zehn Jahren bewusst auf Innen- vor Außenentwicklung. Trotz des Bevölkerungsrückgangs

(minus 7,5 %) gibt es wenig Wohngebäudeleerstand. Ein Leerstandskataster liegt vor.

Kommunale GesamtentwicklungFür den Stadtteil Asbach sind eine Friedhofssatzung, eine Gestaltungssatzung und eine Baumschutzsatzung vorhanden. Weiterhin gibt es einen rechtskräftigen Flächennutzungsplan sowie Bebauungspläne. Von städtischer Seite wurde eine Richtlinie zur energeti-schen Altbausanierung in Kraft gesetzt.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungDas ÖPNV Angebot ist in erster Linie auf die Schülerbe-förderung ausgerichtet. Der Ort gehört zur LEADER-Region Hersfeld-Rothenburg. Im Rahmen der Dorfent-wicklung soll die Mobilität älterer Menschen verbessert werden. Möglicherweise wird dieses Vorhaben im Rahmen eines LEADER-Projektes umgesetzt. Im Ort gibt es eine Grundschule. Weiterführende Schulen befinden sich in Bad Hersfeld und Fulda. Weiterhin vorhanden ist eine kommunale Kindertagesstätte mit U3-Betreuung. In Bad Hersfeld besteht ein umfangrei-ches Arbeitsplatzangebot. Durch die ICE-Anbindung in Bad Hersfeld fahren Pendler von Asbach aus bis nach Frankfurt und Würzburg zur Arbeit. Im Ort selbst gibt es 432 Arbeitsplätze.

asbach 63

Leitbild – Dörfliche IdentitätEin Leitbild wurde im Rahmen der Dorfentwicklung von den drei beteiligten Ortsteilen (siehe oben) erstellt. Die Dorfentwicklung wird stark von Einzelnen gesteuert. Kinder und Jugendliche haben (noch) wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Dies gilt es zu verbessern.

Der Umgang mit dem demografischen Wandel, von Sei-ten der Stadtverwaltung, ist innovativ (Aufgaben in der Stadtverwaltung generationsübergreifend). Das Leer-standkataster sollte laufend fortgeführt und zur Ver-marktung genutzt werden.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Es findet eine Schrumpfung und Überalterung statt. Es gibt ein vernünftiges Konzept der Innen- vor Außenent-wicklung – was auch in Hinblick auf die großen Hofrei-ten sinnvoll ist. Der Ort kooperiert gut mit Stadt und Landkreis und Nachbarorten.Der Ort ist geprägt von kontinuierlichem bürgerschaft -l ichen Engagement und Elementen der Bürgerbeteili-gung. Positiv ist, dass der Ort über die Entwicklung eines Dorfentwicklungskonzeptes gemeinsam mit 2 Nachbarkommunen neue Impulse bekommt (Motto „Gemeinsam eigenständig entwickeln!“). Über die Bündelung der ehrenamtlichen Aktivitäten über einen längeren Zeitraum bestehen noch Weiterentwicklungs-potenziale – dafür ist die geplante Koordinierungsstelle für Freiwillige eine gute Idee. Positiv ist auch die Ver-gabe von kommunalen Geldern an Kleinstvorhaben, da sonst oft gerade die wichtigen Kleinstvorhaben von Finanzierungshilfen ausgeschlossen werden.

Kulturelle VielfaltDer NABU ist sehr aktiv und hat hoch qualifizierte Ehren-amtliche. Über eine sehr gute Jungbläserausbildung hat eine Verjüngung des evangelischen Posaunenchores stattgefunden. Die evangelische Kirchengemeinde ist aktiv und stark vernetzt mit den örtlichen Vereinen. Besonderheiten wie die sehr aktive Renovierung der alten Kirchenuhr erfüllen die Bewohner zu Recht mit Stolz. Es gibt diverse Vereine, z. B. den Männergesangs-verein und den Frauenchor, die zusammen auftreten. Es gibt eine Kirchenchronik sowie eine privat erstellte Chronik (hauptsächlich lokale Kriegsberichterstattung).

Soziales GefügeDie Schule ist sehr gut im Ort vernetzt (Vereine, Stadtju-gendpflege, Schulgarten mit dem Obst- und Garten-bauverein …). Es gibt funktionierende Nachbarschafts-hilfe. Projekte wie der Umbau des DGH bieten weitere Begegnungsmöglichkeiten. Positiv sind dezidierte Sozialprojekte wie das Programm „Gemeinsam gegen Armut und Einsamkeit“. Kindern wird von der Feuer-wehr die Nutzung und Pflege der Streuobstwiesen nahegebracht, ein Schulgarten dient zur Veranschau-lichung des Nutzgärtnerns für Kinder.

Wirtschaftliche InitiativenBemerkenswert sind die vielen Arbeitsplätze vor Ort. Sonderunternehmen wie Fresenius bieten sowohl ein breiteres Spektrum an unterschiedlich qualifizierten Arbeitsplätzen als auch Ausbildungsplätze und agieren als großzügige Sponsoren. Für die meisten landwirt-schaftlichen Betriebe gibt es keine Nachfolge.

Jugend im DorfKinder werden bei der Präsentation und bei der Ent-wicklung von Zukunftsszenarien des Ortes stark berück-

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sichtigt. Sie konnten Wünsche wie andere Spielmöglich-keiten äußern und werden als „Botschafter“ eingesetzt (Ideenbaum in der Schule). Es gibt für Kinder bis zum Jugendlichenalter diverse Angebote (z. B. auch der Jugendfeuerwehr). Danach zieht allerdings eher die Kreisstadt Bad Hersfeld. Durch eine gute Busanbindung haben die Jugendlichen eine ausreichende Mobilität.Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist leider kaum erkennbar. Es werden vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erken-nen. Es gibt einen jungen aktiven Posaunenchor. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen keinen eigenen Jugendraum, nur den Kindern einen Kinderraum. Es gibt trotz Jugendpfleger kein festes Programm/Angebot. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die Arbeit der Feuerwehr. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist kaum vorhanden.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichAsbach hat einen gut erhaltenen Ortskern, der sich durch einen relativ intakten Ortsrand mit Scheunenzone auszeichnet. Für den öffentlichen Bereich ist eine Gestaltungssatzung vorhanden und zeigt das vorhandene Bewusstsein für eine einheitliche Gestaltung. Das Gewerbe ist ebenfalls dazu verpflichtet, sich an diese Satzung zu halten (Werbesatzung). Der Friedhof mit Allee und schöner Kapelle ist gut gestaltet. Das Neu-baugebiet wurde bewusst durch einen Acker vom alten Ortskern abgetrennt. Die Öffnung des Bachlaufs ist ein interessanter städtebaulicher Ansatz.

Privater BereichDie Bauernhöfe und die Scheunenzonen fallen positiv auf. Einige Bauernhöfe sind beispielhaft gestaltet. Es gibt traditionelle Obstgärten. Es laufen gegenwärtig zahlreiche private Projekte. Ein Bewusstsein für das historische Erbe ist vorhanden. Einige Gebäude mit alten Materialien, z. B. Dachziegel, sind erhalten. Man wirkt dem Leerstand durch aktives Zugehen auf die Hofbesitzer entgegen.

Grüngestaltung und Grünentwicklung

Besonders hervorzuheben hinsichtlich der Grüngestal-tung im öffentlichen Bereich ist der Schulhof der Kolibrischule. Die schön entwickelten Laubbäume (Linde, Eiche, Ahorn) spenden nicht nur Schatten und

werten das Erscheinungsbild auf, sie dienen auch der optischen Gliederung des Schulhofes in verschiedene Funktionsbereiche (Eingangsbereich, Bewegungsbe-reich, Ruhebereich). Die Integration weiterer natürliche Elemente wie der große Baumstamm und die Natur-steinmauer können funktional zum Klettern, Balancieren oder Ausruhen genutzt werden und bilden ein schlüssiges naturnahes Gestaltungskonzept. Positiv ist auch, dass das Insektenhotel nicht nur mit den Kindern zusammen gebaut wurde, sondern auch einen festen Platz direkt auf dem Schulhofgelände erhalten hat. Somit haben die Kinder täglich uneingeschränkten Zugang und können auch aus eigener Initiative heraus Veränderungen z. B. im Jahresverlauf wahrnehmen. Auch der Friedhof ist ein schönes Beispiel für eine gelungene Grüngestaltung im öffentlichen Bereich. Er

besticht vor allem durch klare Strukturen, die das Augenmerk auf die prächtigen Birken lenken, die eine sehr angenehme und dem Ort angemessene Stimmung verbreiten.Ein Projekt zwischen öffentlichem und privatem Bereich ist der Schulgarten. Nach dem Vorbild traditioneller Bauerngärten werden hier typische Kulturpflanzen (Kartoffeln, Erbsen, Erdbeeren etc.) von den Kindern angebaut. Die Gliederung der Beete, der Gartenweg und auch der Gartenzaun sind dabei absolut authen-tisch. In einigen Privatgärten finden sich schöne Beispie-le für Fassadenbegrünungen z. B. mittels Spalierobst und Kletterrosen. Die Innenhöfe der Hofreiten sind größten-teils funktional gestaltet. Teilweise werden traditionelle Baustoffe verwendet (z. B. Kopfsteinpflaster, Naturstein-mauer) und auch die Begrünung entspricht dem Bild dorftypische Hofreiten (Beete mit Ringelblumen, Haus-

bäume in der Einfahrt etc). Hervorzuheben sind die Bemühungen der Bewohner um die innerörtliche Ansie-delung von Wildtieren. In alten Scheunen und speziell installieren Nistplätzen haben sich Turmfalken, Schleier-eulen und Fledermäuse niedergelassen.

Dorf in der Landschaft

Asbach erstreckt sich im Westen entlang der Ausläufer des Grenzebergs und des Kielsbergs, zwischen denen der namensgebende Asbach fließt. Im Osten wird die Landschaft durch die Fuldaaue geprägt. Die umliegen-den Flächen werden größtenteils ackerbaulich genutzt. In der Gemarkung finden sich einige Strukturelemente (Hecken- und Gehölzstrukturen) und Streuobstbestände. Die Pflege und Verjüngung der Streuobstbestände wird von der freiwilligen Feuerwehr übernommen. Beson-

ders positiv ist, dass bereits die Kleinen in den Pflege-schnitt eingewiesen werden und so das obstbauliche Know-how nachhaltig erhalten bleibt. Etwas Besonderes ist auch die am Dorfrand stehende Pappel. Als Solitär-baum prägt sie das Landschaftsbild und ist Teil der dörflichen Identität. Bestärkt wird dieser Eindruck auch dadurch, dass sie ein beliebtes Motiv beim Malwettbe-werb der Schulkinder: „Ich male mir die Welt widde-widde wie sie mir gefällt“, war, bei dem die Kinder zeichnen sollten, wie sie das Dorf sehen, was ihnen besonders gut gefällt und welche Zukunftsideen sie haben.

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DICKSCHIEDTeilnahmeort: Dickschied Gemeinde/Stadt: Heidenrod Landkreis: Rheingau-Taunus-Kreis Einwohner: 475 Gemarkung: 686 ha

Lage: Dickschied liegt im westli-chen Hintertaunus. Mit Hilgenroth und Nauroth liegt es auf einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Höhenzug im nordöstlichen Wispertaunus hoch über dem Wispertal im Osten und dem Herzbach, einem rechten Zufluss der Wisper im Westen. Dickschied ist der südlichste der drei Ortsteile. Der Ort ist umgeben von ausge-dehnten landwirtschaftlichen Flächen, die von teilweise steil abfallenden bewaldeten Talhän-gen umrahmt sind. Die räumliche

Nähe zu den Naherholungsgebieten Rheingau und Mittelrhein, zur Loreley, sowie zum Aar- und Lahntal einerseits und zum wirtschaftlich starken Rhein-Main-Gebiet andererseits tragen erheblich zum Wohnwert des Ortsteiles bei.

Bis 18 Jahre: 82 18 – 60 Jahre: 294 Über 60 Jahre: 154 Homepage: www.dickschied.deMitglied der LEADER-Region Taunus Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDie Zusammenarbeit zwischen Kommune, Ortsbeirat und Bewohnern von Dickschied wird an der Verschneidung von Ortsbeirat und gemeindlichen Gremien, aber auch dem auf Gemeindeebene erstellten Leitbild, an dem auch Dickschieder beteiligt waren, deutlich. Die Kommune hat insgesamt 19 Ortsteile. Heidenrod-Dickschied ist Mitglied der LEADER-Region Taunus. Im Rahmen des neuen LEADER-Entwicklungskonzeptes ist der Ort mit dem Startprojekt „Premiumwandern im Wispertaunus“ einge-bunden. Hauptelement des Projektes ist ein Wanderweg, der die Weltkulturerben Mittelrheintal und Limes verbin-det. Das Instrument „Bürgerentscheid“ wird als Meinungs-bildungsinstrument der Kommune genutzt, so geschehen beim Thema Wasserversorgung und Windkraftanlagen. Der Bevölkerungsrückgang ist mit 2,86 % in den letzten 15 Jahren überschaubar. Ein Zuzug junger Familien, um die sich Dickschied aktiv bemüht, ist zu verzeichnen.

Kommunale GesamtentwicklungDie Fortschreibung des kommunalen Flächennutzungs-plans ist in Vorbereitung und ein Bebauungsplan

vorhanden. In der Nähe des Ortes wird es demnächst 5 Windkraftanlagen geben. Die Nutzung von Solarener-gie mittels Photovoltaik ist auf geeigneten Dächern verbreitet.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungVon besonderer Bedeutung ist das Gemeinschaftszen-trum Dickschied mit Kindertagesstätte, Spielplatz, Jugendclub, FFW, Ortsgericht und Seniorenclub. Der 2015 mit dem Qualitätssiegel „Hessischer Bewegungs-kindergarten“ ausgestattete Kindergarten Wirbelwind, in dem 45 Kinder in drei Gruppen betreut werden, ist aufgrund seiner naturnahen Ausrichtung (z. B. Waldta-ge) besonders zu erwähnen. Es bestehen Angebote für Senioren und Kinder, gleichermaßen existieren eine Reihe von Vereinen. Besonders zu erwähnen ist die romanische Wehrkirche aus dem 13. Jahrhundert, die von einer sehr schönen Friedhofsmauer aus Dickschie-der Schieferstein umgeben ist. Die Breitbandversor-gung vor Ort ist gut, der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur wurde vom Land Hessen gefördert. Bereits jetzt ist klar, dass der Ausbau der LTE-Technik dem-nächst realisiert wird. Neben dem ÖPNV existiert ein

Rufbus, der auf Vorbestellung zusätzlich im ÖPNV eingesetzt wird.

Leitbild – Dörfliche IdentitätZu erwähnen ist die aufwändige, von der Dorfgemeinschaft getragene, Vorbereitung und Durchführung des Dorfwett-bewerbs. Der Ort hat eine eigene Homepage mit dem Namen www.dickschied.de, die von der Schriftführerin des Ortsbeirates erstellt wurde und mit Engagement und Leidenschaft auf aktuellem Stand gehalten wird. Der Ort nimmt auch an weiteren Wettbewerben (z. B. „Dorfmitte“) teil. Das ehrenamtliche Engagement ist erheblich. Informa-tiv ist die Begrüßungsmappe für Neubürger, mit der diese über den Ort informiert werden. Weitere Vorhaben sind bereits angedacht bzw. werden konkretisiert.Beachtlich sind der Fond „Bürgerschaftliches Engage-ment“ und das Projekt „Honorierung von übernom-menen Arbeiten durch die Dorfgemeinschaft“, die die Gemeinde aufgelegt hat und mit denen ehrenamtliche Engagements wertgeschätzt und gewürdigt werden.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Die Bevölkerung ist stabil und nicht überaltert. Es gibt eine Rückkehr ehemaliger Dickschieder für die Familien-phase. Eine gute Idee ist ein kommunaler Fond „Bürger-schaftliches Engagement“ und eine Anerkennungskultur für dasa Ehrenamt z. B. durch Bauten mit Gedenktafeln. Positiv ist auch die Anwendung des Instrumentes „Bürgerentscheid“.

Kulturelle VielfaltEs gibt diverse kulturelle Angebote – vom Reitverein mit Angeboten der Reittherapie bis hin zu einem kleinen Männerkochclub oder einem aktiven Sportver-ein. Auffallend ist der Heimatstolz – z. B. auf das eigene Dorfwappen. Eine Besonderheit des Ortes ist die Alte Wehrkirche, die stark vom Dorf unterstützt wird – z. B. beim Guss einer neuen Kirchenglocke. Es gibt eine Ortschronik. Die Jahresfeste werden sehr aktiv began-gen. Es gibt historische Dorfrundgänge und ein Koch-buch mit z. T. historischen Rezepten etc. Das unge-wöhnlich erfolgreiche Männerballett ist sogar auf überregionaler Ebene aktiv.Die örtliche Musikgruppe „Quertbeet“, die sehr aktive Freiwillige Feuerwehr und die Kerbegesellschaft sind mit ihrem Programm bemerkenswert. Das DGH wird, dank der KiTa und des Gymnastikclubs, mit p.a. über 400 Belegungen sehr gut genutzt.

Soziales GefügeDie Dorfgemeinschaft wird gepflegt. Es gibt eine gute Verbindung der evangelischen Kirchengemeinde zu den Vereinen etc. Es gibt nette Nachbarschaftshilfe wie die regelmäßige Abholung von Medikamenten aus der 12 km entfernten Apotheke.

Wirtschaftliche InitiativenFür einen kleinen Ort gibt es vergleichsweise viele Arbeitsplätze. Hinzu kommt ein großzügiges Sponso-ring durch die Jagdgenossenschaft. Es besteht ein guter Breitbandanschluss, der auch kleinen Unterneh-

men die Standortentscheidung für Dickschied ermög-licht. Das touristische Potential der Wisperregion wird evtl. erst jetzt richtig erkannt über die Beteiligung an Wanderwegekonzeptionen etc. – diesen Prozess gilt es fortzusetzen. Eine Besonderheit ist der Falkenhof mit besonderen Formen der Nutztierhaltung und Fleisch-verarbeitung.

Jugend im DorfSehr gutes Angebot durch kostenloses Bewerbungstrai-ning für Jugendliche durch einheimische „Trainer“. Die Kita hat ein sehr positives Eigenprofil als Bewegungs-kindergarten mit zusätzlichen Angeboten aus den Bereichen Umweltpädagogik. Die Kerbegesellschaft aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist sehr erfolg-reich nach ihrer Neugründung 2008.Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist sehr gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen gut genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist allerdings kaum zu erkennen. Die offene JA der Ge-

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meinde bietet den Jugendlichen einen sehr gut ausge-statteten Jugendraum. Dieser ist selbstverwaltet (mit gewählten Jugendvertretern) und den Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jeder-zeit möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche breitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit der Kerbegesellschaft und der Feuerwehr. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichHerausragend ist die denkmalgerechte Erhaltung der wertvollen alten Wehrkirche mit ihrem malerischen Kirchhof. Besonderer Wert wurde auf den Bestand der alten Trockenmauer mit schönem Bewuchs gelegt. Viele Funktionen vereint das großzügig geplante, moderne DGH in sich mit Kindergarten, Jugend- und Altentreff und Feuerwehr. Es enthält gut nutzbare Räumlichkeiten und Außenräume für verschiedene Aktivitäten. Die museale Erhaltung der alten Feuerwehrspritze ist eine Bereicherung des Geländes an der Kirche.

Privater BereichHerausragend ist die Erhaltung der alten Schmiede.Gesamtanlage:Espenschieder Weg 2-14, 3, 5, 9Zum Wispertal 20, 22Dorfstraße mit Bebauung; Ortserweiterung des 19. Jh. einschließlich mittelalterlicher Kirche mit Kirchhof, Resten der Kirchhofmauer und Torbau. Die geradlinig und breit angelegte Straße stellt die Verbindung

zwischen dem alten Ortskern (an der Straße Zum Wispertal) und der früher außerhalb gelegenen Wehr-kirche her. Traufständige, einheitliche Wohnhäuser kleiner Hofreiten ergeben in durchgängiger Bauflucht und gleichmäßigen Abständen das Bild einer planmäßi-gen Ansiedlung. Geringfügige Variationen sind durch spätere Veränderungen entstanden. Die Scheunen wurden parallel angeordnet (vgl. GA Aarbergen-Rück-ershausen um 1860). Eine weitgehend originale Erschei-nung bietet Haus Espenschieder Weg 6 mit Verschiefe-rung bzw. Verputz der als Fachwerkkonstruktion errich-teten Fassade, Fenster mit Sprossenteilung, Klappläden, Holzgewände in Giebelform. Damit repräsentiert das Wohnhaus den verbreiteten „Biedermeiertypus“ um die Mitte des 19. Jh. in verkleinerter, hier von fünf auf drei Achsen reduzierter Form.

Grüngestaltung und Grünentwicklung

Die Wehrkirche von Dickschied ist nicht nur das Wahr-zeichen des Dorfes, sondern nimmt, nicht zuletzt wegen der historischen Mauer, auch eine herausragende Stellung bzgl. der Grüngestaltung im öffentlichen Bereich ein. Die Schwarzdornhecken entlang der Kirchenmauer wurden von den Dorfbewohnern entfernt. Durch diese Maßnahme kommt die Natursteinmauer deutlich besser zu Geltung. Des Weiteren kann sie sich besser in der Sonne erwärmen und wird verstärkt belüftet, sodass sich typische Mauerpflanzen besser entwickeln können. Lobenswert ist auch die Installation eines Nistkastens für Turmfalken im Kirchturm. So können die Tiere ungestört ihre Nachzucht pflegen und gleichzeitig werden Verunreinigungen des Glocken-raums vermieden.

Am Ortsrand wurden mehrere Alleen gepflanzt (Wildkir-schen, Linden und Kastanien). Bemerkenswert ist, dass das Pflanzgut zum Teil selbst gezogen und veredelt wird. Die Straßenzüge sind zum Teil relativ eng, sodass es nur wenig Platz für eine Grüngestaltung des Verkehrsraums zu geben scheint. Während der Begehung wurden einige besondere Privatgärten vorgestellt. Die Schwerpunkte liegen weniger auf den traditionellen Nutzgärten, sondern mehr im Bereich gartenarchitektonische Besonderhei-ten und ökologische Gartengestaltung. Insbesondere im Bereich der ökologischen Gartengestaltung ist die Umsetzung hervorragend und spricht für das hohe Engagement und die Fachkompetenz der Besitzer. Neben der gestalterischen und ökologischen sind auch die sozialen Aspekte des Gärtners im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. So wird zum Teil auf Zäune verzichtet oder es werden Gartenpforten zum Nachbar installiert. Es finden sich aber auch traditionelle Grund-stücksabgrenzungen wie Staketenzäune oder Hecken aus heimischen Gehölzen wie Wildrosen, Holunder und Haselnuss. Als Hof- und Gartenbäume sind vor allem Linden und Obstgehölze vorhanden, die sich in einem guten Pflegzustand befinden.Besonders grün zeigt sich die Lindenallee, zu der auch die 400 Jahre alte Dorflinde zählt.

Dorf in der Landschaft

Dickschied liegt im Taunus, etwa 420 m üNN. Angren-zend an das Dorf befinden sich landwirtschaftliche Nutzflächen, die im weiteren Verlauf von Wald einge-rahmt sind. Am Dorfrand wurden die oben beschriebe-nen Alleen gepflanzt. Wert gelegt wird auf gut ausge-baute Wege, die es auch Menschen mit Gehilfen oder

Familien mit Kinderwagen ermöglichen, Ausflüge in die nahe Natur zu unternehmen. In diesem Zusammenhang ist auch das Projekt „Premiumwandern im Wispertau-nus“ von großem Interesse für die Dorfbewohner.

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Allgemeine Entwicklung“

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDie Drommershäuser eint ein starkes WIR-Gefühl. Der Ort ist breit aufgestellt, das ganze Dorf ist beim Orts-rundgang auf den Beinen und sehr gut vorbereitet. Innerhalb der letzten 15 Jahre wuchs Drommershausen um 1,4 %. Es gibt so gut wie keinen Leerstand – eine Reihe von Neubürgern sind in den letzten Jahren zugezogen. Im Ort gibt es leider kaum Möglichkeiten, Wohnraum zu mieten. Die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Ortsbeirat, Bewohnern und örtlichen Vereinen ist deutlich spürbar.

Kommunale GesamtentwicklungDrommershausen hat früh auf die Stärkung des Orts-kerns, auf den Zuzug junger Familien und dadurch auf die Vermeidung und Beseitigung von Leerständen gesetzt. Die Nutzung von Bausubstanz im Ortskern wird vorangetrieben, es wird kein neues Baugebiet ausge-wiesen. Hinsichtlich der baulichen Entwicklung gibt es eine Gestaltungsleitlinie. Auf gesamtkommunaler Ebene gibt es ein Stadtentwicklungskonzept (Stadtent-wicklungskonzept der Stadt Weilburg: Masterplan 2010/11). Der Ort gehört zur LEADER-Region Limburg-

Weilburg. Die Nutzung von Solarenergie mittels Photo-voltaik ist größtmöglich realisiert, z. B. auf der Turnhalle und dem DGH. Die Sporthalle wird zudem mit Fest-brennstoffen (Pellets) beheizt. In der Nachbarkommune Braunfels sind drei Windkraftanlagen geplant. Die Bürgerschaft Drommershausens engagiert sich gegen dieses Vorhaben.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungMit 62 Beschäftigungen existiert ein relativ hoher Anteil an örtlichen Arbeitsplätzen, insbesondere handelt es sich dabei um selbständige Kleinunternehmer. Es gibt zwei Vollerwerbslandwirte. Kindergarten und Krabbel-gruppe sind im Ort vorhanden, außerdem eine örtliche Grundversorgung auf Rädern. Die DSL-Anbindung ist suboptimal, jedoch werden derzeit Breitbandkabel im Ort verlegt. Die vielen sozialen Aktivitäten sind geprägt durch die sportliche Jugendarbeit, an der auch viele Kinder aus Nachbarorten teilnehmen. Weitere Ortsver-eine sind aktiv, darunter die Mädchen und Burschen-schaft. Bemerkenswert ist die Zusammensetzung der Feuerwehr, von 12 Mitgliedern sind 9 Mädchen. Der Umgang mit Jugendlichen ist aufgeschlossen und wertschätzend. Dem Ort werden in Kürze 15 Flüchtlinge zugewiesen, der Ort steht dem sehr positiv gegenüber. Zwei Bürger unterstützen das Projekt in besonderer Weise.

DROMMERSHAUSENTeilnahmeort: DrommershausenGemeinde/Stadt: WeilburgLandkreis: Limburg-WeilburgEinwohner: 507Gemarkung: 496 ha

Lage: Das Straßendorf liegt im nordöstlichen Taunus (östlicher Hintertaunus), 3,9 km nordöstlich der Weilburger Kernstadt im Grundbachtal, einem Seitental der Lahn. Durch Drommershausen führt die Kreisstraße 412. Der Ort selbst liegt auf 202 bis 245 Metern Höhe, während das Gelände im Norden der Gemarkung auf bis zu 309 Meter ansteigt.Bis 18 Jahre: 9018 - 60 Jahre: 279Über 60 Jahre: 138Homepage: www.facebook.com/Drommershausen

Mitglied im Regionalforum Limburg-Weil-burgAusgezeichnet mit dem 3. Platz der Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwick-lungsprogramm bzw. an der Städtebauför-derung) und dem Sonderpreis „Jugend im Dorf“

Leitbild – Dörfliche IdentitätDas strategische Denken hat sich in Drommershausen mittlerweile verstetigt. Das betrifft viele Vorhaben, z. B. auch die Einbindung von Neubürgern. Eine Initiative „soziale und kulturelle Grundversorgung“ befindet sich im Aufbau. Im Ort gibt es ein eigenes Informations-medium, den Drommi-Boten (210 Exemplare alle 3 Monate), außerdem eine Facebook-Seite und aktuelle Aushänge. Der Ort hat bereits zum 4. Mal am Freiwilli-gentag teilgenommen und konnte hierfür viele Bürger mobilisieren. Katholische und evangelische Christen hielten bisher ihren Gottesdienst in der selben Kirche ab. Katholische Christen nutzen mittlerweile die katholi-sche Kirchen in Löhnberg bzw. Weilburg.Der Dorfwettbewerb hat neue Kräfte in Drommershau-sen mobilisiert. Die Atmosphäre von Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung ist auch bei unterschied-lichen Lebensmodellen spürbar. Der Ort hat überzeugt und sich zukunftsfähig aufgestellt.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Der Ort hat eine stabile Bevölkerungszahl und ist vergleichsweise „jung“. Der erhebliche Zuzug von Familien ist bereits ein Erfolg der Profilbildung „Kinder-freundlichkeit“ des Ortes. Die Kinderfreundlichkeit zeigt sich an vielen Kleinigkeiten wie „offene Gärten“ (ohne Zäune) zwischen Mehrfamilienhäusern, eine sehr schö-nen Erneuerung des Spielplatzes mit viel Eigenarbeit und Verwendung von Preisgeldern, einem Kinderchor, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Großfamili-en, einer schönen KiTa mit Umweltpädagogik etc. Die KiTa arbeitet insgesamt progressiv, u.a. nach dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“ und scheint bestens mit dem Ort vernetzt. Es wurden Familienfotos der „Zuzüge“ gesehen – eine schöne Idee. Insgesamt kamen Kinder und Jugendliche bei der Präsentation an vielen Stellen „selbstsprechend“ vor – ein positives Signal an Zutrauen in die jüngeren Akteure. Es gibt eine unkomplizierte, freundliche, aber gezielte Integration von Neubürgern. Sehr positiv zu verzeichnen ist, dass es in Drommershausen eine langfristig angelegte inte-grierte Dorfentwicklungsstrategie gibt (sozial, kulturell, wirtschaftlich) – und das, obwohl bisher kein offiziell geförderter Dorfentwicklungsprozess stattgefunden hat. Zu dieser Gesamtstrategie gehört z. B., dass auf Neu-baugebiete verzichtet wird und stattdessen eine Stär-kung des Ortskerns vorgenommen wird. Diese Strategie wird zusätzlich sehr gut verständlich öffentlich kommu-niziert. Es ist beeindruckend, dass der Dorfentwick-lungsprozess sowohl von einigen sehr starken Persön-lichkeiten mit hoher Fachkompetenz als auch von der breiten, aktiven Bevölkerung getragen wird – eine gute

Mischung. In Fragebogenaktionen wurden und werden Bedürfnisse der Drommershäuser erfragt.

Kulturelle VielfaltDie Brauchtumspflege ist sehr gut. Es gibt z. B. eine ausführliche, qualitativ hochwertige Ortschronik. Ele-mente wie ein „Offener Bücherschrank“ und eine offene Begegnungsstädte im Dorfkern sind einfache, gute Ideen, durch die die soziale Überschaubarkeit des Ortes funktioniert. Eltern singen im Kinderchor mit. So werden weniger singfreudige Erwachsene an den Chorgesang herangeführt. Daneben sind weitere Teilaspekte hervorzuheben, die u. a. der Verjüngung des Chores dienen. Das eigene Logo, der „Drommi“, ist im Rahmen des Dorfjubiläums 1997 entstanden.

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Entwickelt wurde er in einem Schulprojekt. Durch ihn wirkt der Ort authentisch. Bei der Kirmes wird auch ein Kinderfest organisiert, zur 800-Jahrfeier organisierten die Burschen- und Mädchenschaftler zusätzlich ein Musikfestival. Im Ort ist ein Puppentheater ansässig. Der Ort fasst insgesamt seine kulturellen Aktivitäten als zentrales Element für die Attraktivität des Ortes auf.

Soziales GefügeIm Ort wird Freiwilligenarbeit groß geschrieben – dies ist u. a. an der großen Teilnahme an Freiwilligentag zu erkennen. Es herrscht ein gutes „Wir-Gefühl“ vor mit einer Vielzahl an kleinen sozialen Initiativen, die jedoch jedem seine eigene Nische und Freiräume lässt. Im Ort gibt es bereits vor dem Zuzug von Asylbewerbern einen „Vorbereitungskreis für Flüchtlinge“. Auch hier zeigt sich vorausschauendes, strategisches Handeln und die Bereitschaft, sich sozial zu engagieren. An solchen Kleinigkeiten, wie Asylbewerbern zukünftig z. B. auch Gärten zur Nutzung zur Verfügung zu stellen, zeigt sich, dass die Unterstützer sich realitätsnah mit der Situation von Fremden im Dorf befasst haben. Gartenarbeit wirkt

in vielerlei Hinsicht positiv – u. a. als Antidepressivum, Beschäftigungsmöglichkeit, Momente der Selbstwirk-samkeit durch Arbeit, bei der die Sprache nicht so wichtig ist etc. Insgesamt ist es schön, dass es „Leihgär-ten“ am Dorfrand gibt, sodass jeder Einwohner bei Wunsch gärtnern kann – unabhängig vom Privatbesitz. Verschiedene Dorffeste, z. B. die von der Jugend und mehreren Ortsvereinen organisierte Kerb, stärken das Gemeinschaftsgefühl. Die evangelische Kirchengemein-de ist sozial und kulturell sehr engagiert. Ideen wie ein offener „Gemüse- und Obstschrank“ mit überschüssi-gen Ernteprodukte sind „klein aber fein“ und stehen für Eigeninitiative mit wenig Aufwand und großer Wirkung.

Wirtschaftliche InitiativenDrommershausen hat eine gute ÖPNV-Anbindung per Bus im Stundentakt nach Weilburg, sodass es realistisch ist, auch ohne PKW Nahversorgung und Elemente der Daseinsvorsorge mit vertretbarem Zeitaufwand zu erreichen. Außerdem gibt es im Ort eine regelmäßige mobile Nahversorgung. Für die Ortsgröße gibt es viele Arbeitsplätze vor Ort, u. a. Spezialunternehmen im Lehmbau, Handwerksbetriebe mit Azubis, eine Strauß-wirtschaft etc. Die örtlichen Unternehmen sind auch als Sponsoren sehr aktiv. Die Breitbandversorgung ist gut.

Jugend im DorfEs gibt eine Vielzahl an guten Angeboten für Kinder und Jugendliche – u. a. aufgrund der Vereinsvielfalt von Sport bis Kultur. Die Vereinslandschaft ist für Jugendli-che breit gefächert mit hohem Maß an Jugendpartizi-pation. Als Alleinstellungsmerkmal ist herausragend eine institutionalisierte Jugendarbeit z. B. im Ortsbeirat. Ein bewusster und überlegter Generationenwechsel der Jugend gilt als Strategie. Ebenso eine zukunftssichernde Selbstreflektion mit Blick auf die demografische Ent-wicklung und geburtenschwache Jahrgänge. Jugend und Erwachsene begegnen sich auf Augenhöhe und als gewachsene Gemeinschaft. Die offene Jugendarbeit gestaltet sich sehr niederschwellig mit Jugendkummer-kasten und Jugendraum. Ein großer Zusammenhalt von den Jugendlichen ist zu beobachten. Sie ziehen an einem Strang. Die Jugendarbeit ist insgesamt als selbstbestimmt und ganzheitlich zu bezeichnen – von Jugendlichen für Jugendliche. Es gibt echte Begegnun-gen von „Jung“ und “Alt“. Die sehr aktive Burschen- und Mädchenschaft bietet auch jungen Erwachsenen vielfältige Mitwirkungsmöglichkeiten.Bei einer Aufnahme in einen IKEK-Prozess sollte das Bewährte bewahrt werden und gleichzeitig weiter entwickelt werden. Die positive Grundstimmung im Ort ist eine gute Grundvoraussetzung und Ressource für weiterführende Entwicklungsprozesse, Veränderungen sind nur mit „Augenmaß“ nötig, da schon sehr viel Gutes vorhanden ist.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDer Ortskern ist erkennbar geblieben und grenzt sich optisch von den Neubauzonen ab. Bei der Ortsentwick-lung gilt die Devise „innen vor außen“ mit Verzicht auf neue Baugebiete. Es gibt Leitideen und eine Gestal-tungsfibel, jedoch keine Satzung. Die alte Turnhalle wurde erhalten und wird in veränderter Form weiter als Saal genutzt; sinnvoll ist hier die Verbindung mit dem großzügigen Spielplatz.

Privater BereichEtliche historische Häuser, meist Fachwerkbauten, sind im Ortskern erhalten; einige davon in gutem Zustand. Vorbildlich ist die Erhaltung und Sanierung eines Wohnhauses (Friedhofstraße 2), der sog. „Bauernburg“. Schön: Erhaltung der Gartenzone um den Ortskern, teilweise mit „offenen Gärten“ und die Wiedererrich-tung und Nutzung eines Backhauses in Privatinitiative.

Grüngestaltung und -entwicklung

Drommershausen ist ein vielfältig engagierter Ort, der individuelle Lösungen für die Bedürfnisse seiner Bewoh-ner findet und diese kreativ umsetzt. Dies zeigt sich auch im grünen Bereich. Bei der Begrünung des Stra-ßenraums wird beispielsweise nicht allein auf die Verwendung heimischer Arten geachtet. Die gepflanz-ten Linden wurden so platziert, dass ihr Schattenwurf den Verkehr zum Abbremsen verleitet. Außerdem wurden bewusst Sommerlinden gewählt, da diese nicht ganz so groß werden und so die Grundstücke der Anrainer nicht zu sehr beschatten. Gelungen ist auch die Umgestaltung der Verkehrsinseln, die im Rahmen der Freiwilligentage stattgefunden hat.Bei Neupflanzungen auf den Streuobstwiesen, die auch für umweltpädagogische Aktivitäten genutzt werden, wird gerne auf Sorten zurückgegriffen, die auch bei Kindern gut ankommen. Ein Beispiel hierfür ist die relativ süße Apfelsorte Siebenschläfer, die als Tafelobst direkt genießbar und, aufgrund ihrer Süße, besonders bei Kindern sehr beliebt ist. Die Dorfbewohner bezeich-nen ihn daher auch als „Kinderapfel“, der wegen seiner geringen Krankheitsanfälligkeit und guten Lagerfähig-keit auch von den Erwachsenen geschätzt wird. Die Streuobstbestände befinden sich, sowohl bzgl. des

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Unterwuchses, der zum Teil mit Eseln beweidet wird, als auch hinsichtlich des Habitus der Bäume, in einem vorbildlichen Pflegezustand.Eine ebenso innovative wie auch effektive Methode, um ungenutzte Bäume und Flächen nicht verwahrlosen zu lassen, ist das angelegte Baum- und Kleingärtenkatas-ter. Ungenutzte bzw. freiwerdende Bäume und Gärten könne so von Interessierten übernommen werden. Diese Maßnahme sichert nicht nur den Erhalt des Landschaftsbildes in direkter Dorfnähe, sondern fördert gleichzeitig die Identifikation mit dem Naturraum. Gärten spielen auch im privaten Bereich eine wichtige Rolle. Der klassische Nutzgarten wird in Drommershau-sen durch das Angebot eines regionalen Landwirts ergänzt, der einzelne Parzellen zur Gemüseerzeugung vermietet. Dabei können Dienstleistungen wie gießen oder säen individuell dazu gebucht werden. Ein moder-nes Konzept, dass der sommerlichen Urlaubsplanung und dem begrenzten Zeitbudget berufstätiger Kunden entgegen kommt. Ein weiterer Aspekt, der einigen Dorfbewohnern sehr wichtig ist, ist die freie Entfaltung der Kinder in den Hausgärten. Um deren Austausch zu fördern und ein kinderfreundliches Umfeld zu schaffen, wurden die Zäune zwischen einigen Grundstücken entfernt. Die Fällung der immer noch auf einigen Grundstücken vorhandenen, mittlerweile stattlichen Fichten ist quasi eine Art Renaturierung des Ortsbildes. Sowohl die kooperative Zusammenarbeit als auch die fachlich fundierte Beratung und schließlich die Ausführung der zum Teil nicht ganz einfachen Fällungen (Hanglage, Nähe zu Wohnhäusern etc.) sind hier hervorzuheben.

Dorf in der Landschaft

Landschaftlich geprägt wird das im nordöstlichen Taunus liegende Dorf einerseits durch zum Teil recht steile Berghänge und andererseits den im Tal entlang fließenden Grundbach. Die Steillagen werden vorwie-gend für die Grünlandwirtschaft bzw. den Streuobstan-bau genutzt. Ackerbau findet vor allem auf den ebene-ren Flächen im Tal oder oberhalb des Dorfes statt. Bemerkenswert ist, dass die ortsansässigen Landwirte die Flächen regelmäßig untereinander tauschen, um die Belastung im Dorf durch verstärkten landwirtschaftli-chen Verkehr, beispielsweise während der Erntezeit, zu minimieren. Zur Förderung der Wildflora werden teilweise Samen gesammelt und an Wegrändern ausgebracht.Strukturelemente wie Hecken und Gehölze sind in der Gemarkung reichlich vorhanden. Gleiches gilt für den bereits erwähnten Streuobstbau, der durch regelmäßige Nachpflanzungen und Pflege erhalten wird.

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Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerGroßseelheim ist einer der größten Orte, der von der Landeskommission besucht wurde. Trotz einem Bevöl-kerungsrückgang von 2,39% gibt es keinen Wohnge-bäude-Leerstand. Der Ort ist Teil der LEADER-Region Burgwald-Ederbergland und war in die Konzepterstel-lung der Region eingebunden. Die Zusammenarbeit von Kommune, Ortsbeirat, Vereinen ist gut. Es wird ein gemeinsamer Veranstaltungskalender herausgegeben.

Kommunale GesamtentwicklungAm Ortsrand von Kirchhain existiert seit einigen Jahren eine genossenschaftlich betriebene 1-MB NAWARO-Biogasanlage. Neben der Stromgewinnung wird ein sehr überzeugendes Nahwärmekonzept umgesetzt: Die Biogasanlage versorgt bislang 20 örtliche angeschlos-sene Haushalte mit Wärme, darunter auch den Kinder-garten und die Schule. Windkraftanlagen gibt es im Ort nicht, in der 10 km entfernten Stadt Stadtallendorf wurden jedoch 20 Anlagen realisiert. Bei der Bebauung haben innerörtliche Baulückenschlüsse im Rahmen einer Strategie zur Nahverdichtung Vorrang vor neuen Baugebieten.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungVor Ort gibt es eine Grundschule mit Sporthalle, eine viergruppige Kindertagesstätte, davon eine für unter

3-jährige, Spielplätze sowie ein Bürgerhaus. Auch das Vereinsleben ist mit 20 örtlichen Vereinen aktiv. Der Ort verfügt mit 380 Beschäftigungen über ein hohes Maß an Arbeitsplätzen. Zu nennen sind acht landwirtschaft-liche Haupterwerbsbetriebe, Handwerksbetriebe, Arzt- und sonstige Praxen, sowie weitere Dienstleistungen und Gewerbebetriebe. Zu erwähnen sind 3 Hofläden, in denen regionale Produkte vermarktet werden. Eine Anlieferung für Privatpersonen (Abo-Ökokisten) ist etabliert. Besonderheiten wie ein Kulturpfad, das so genannte Luthergärtchen, aber auch das Heimatmuse-um machen den Ort attraktiv. Besonderes Highlight ist der „Werkhof“, ein sehr geschmackvoll saniertes und nach energetischen Gesichtspunkten modernisiertes ehemaliges Fachwerkgehöft. Der Werkhof gehört einer Eigentümergesellschaft aus 85 Eigentümern und bein-haltet ein Firmennetzwerk aus 12 Firmen. Ein weiteres beispielgebendes Projekt ist eine ehemalige Hofreite, in der kleine Einzelwohnungen entstanden sind.

Leitbild – Dörfliche IdentitätDas Motto des Dorfes könnte mit „Altes erhalten - Neues gestalten“ oder mit „Innovativ nach vorne“ beschrieben werden. Das WIR-Gefühl und der wert-schätzende Umgang für das, was da ist, sind ausge-prägt. Die Motivation für gemeinsame Projekte, die Tradition und Innovation verbinden, ist deutlich spürbar. Der Ort hat sich sehr gut auf den Dorfrundgang vorbe-reitet. Der Wettbewerb ist von einer großen Anzahl der Einwohner mitgetragen.

GROSSSEELHEIMTeilnahmeort: GroßseelheimGemeinde/Stadt: KirchhainLandkreis: Marburg-BiedenkopfEinwohner: 1.961Gemarkung: 952 ha

Lage: Großseelheim liegt zwischen den Städten Marburg und Kirch-hain am Westrand der Gemarkung der Stadt Kirchhain auf einem Plateau, das die im Amöneburger Becken liegende Ohmniederung etwas überragt.

Bis 18 Jahre: 34818 - 60 Jahre: 1.180Über 60 Jahre: 433

Homepage: www.grossseelheim.de

Mitglied der LEADER-Region Burgwald-EderberglandAusgezeichnet mit dem 2. Platz der Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwick-lungsprogramm bzw. an der Städtebauför-derung)

Im Ort gibt es einige „Motoren“, die Entwicklungen an-stoßen und umsetzen. Impulse und neue Ideen kommen von Einheimischen als auch von Zugezogenen. Dies ge-schieht jedoch auf eine um Integration bedachte Weise. Die Aufnahme in das Hess. Dorfentwicklungsprogramm könnte den Ort noch weiterbringen. Die Anerkennung von ehrenamtlichem Engagement wird seit 2 Jahren in Form einer jährlichen Dankesveranstaltung durchgeführt. Im Herbst werden Kirchenvorstand und Ortsbeirat ge-meinsam ca. 50 ehrenamtlich Tätige einladen, die in der AG Dorfentwicklung mitarbeiten und für die komplette Pflege des Friedhofs verantwortlich sind.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Großseelheim profitiert von der Nähe zu Marburg – der vergleichsweise große Ort nutzt dieses Potential aber auch sehr aktiv und konstruktiv. Die Bevölkerung ist zwar in den Jahren von 2000-2014 leicht geschrumpft, aber insgesamt auffällig jung. Es ist eine mittelfristige Entwicklungsstrategie für den Ort vorhanden. Da die Stadt Kirchhain eine Schutzschirmkommune ist, sind der Entwicklungsfähigkeit Großseelheims Grenzen gesetzt. Es gibt keinen Leerstand und das Motto ist „Wachstum mit Augenmaß“ sowie Innenentwicklung vor Außenent-wicklung. Dies zeigt sich im schönen Dorfbild.

Kulturelle VielfaltDie Traditionspflege wird sehr groß geschrieben und hat eine sehr gute Qualität. Das reicht von der Ausstel-lung historischer Fotos im DGH, über die Pflege der Mundart (Gedicht in Dialekt von Kindern vorgetragen) und Mundarttheater bis hin zu Trachtennutzung, ei-

nem Heimatmuseum, einer Dorfchronik sowie einem Geschichts- und Kulturpfad, einer guten Instandsetzung der Gebäude. Bei all diesen Projekten ist das sehr hohe Engagement spürbar. Es besteht auch ein Bewusstsein für den Naturraum „Amöneburger Becken“. Im Ortskern wurde ein Luthergarten angelegt, in dem besonders Kräuterbeete und Apfelbäume prägende Elemente sind und sein werden. Feste wie der sehr große Adventsmarkt werden geschmackvoll durchgeführt. Es gibt eine sehr große Vielfalt an aktiven Vereinen, sodass Tradition und Moderne sich gut ergänzen und dieses organische Mit-einander von Altem und Neuen durchaus als kennzeich-nend für Großseelheim aufgefasst werden kann. Beispiel-haft hierfür auch im kleinen Rahmen ist etwa das Projekt „Ich spreche Englisch, Oma und Opa platt“, wo Alte und Junge gegenseitig von- und miteinander lernen.

Soziales GefügeEs gibt ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl, sehr hohes ehrenamtliches Engagement und eine ausgeprägte Nachbarschaftshilfe. In der extrem stark engagierten Kirchengemeinde gibt es z. B. mehr Jugendliche, die als ehrenamtliche Betreuer bei der Sommerfreizeit mitwirken möchten, als nötig sind. Die evangelische Kirchenge-meinde ist ein deutlicher Akteur der Dorfentwicklung. Insgesamt gibt es eine institutionalisierte positive Zusam-menarbeit von Kommune mit den Vereinen etc. Arbeiten wie die Friedhofspflege werden im Ehrenamt erledigt. Die Grundschule verfolgt ein modernes Konzept, das individuelles Lernen ermöglicht und eine Verankerung der Vereine im Nachmittags-Schulbetrieb anstrebt. Aber auch Aspekte wie die Sicherung niederschwelliger Pflegeangebote werden per systematische Bedarfsanaly-se erhoben und strategisch weiter entwickelt.

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Kinder und Jugendliche sind bei Ernte und Verwertung von Streuobst mit einbezogen, es gibt einen Renaturie-rungsplan für die Gemarkung.

Wirtschaftliche InitiativenFür einen Ort dieser Größe gibt es sehr viele Arbeits-plätze, die sich auf eine Fülle von diversen, wirtschaft-lich starken kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) verteilen. Eine Vollversorgung vor Ort ist gesichert. Mit dem „Werkhof 07“ wurde ein wirklich innovatives Projekt geschaffen, dessen Nachhaltigkeit und Breiten-wirkung überzeugt. Handel und Gewerbe profitieren

von einer Kultur der „kurzen Wege“. Das Sponsoring durch die KMU ist stark ausgeprägt. Der Betrieb einer großen Biogasanlage erfolgt als Genossenschaft, was viele Vorteile für die regionale Wertschöpfung aufweist. Insgesamt spielen Erneuerbare Energien als Zukunfts-technologien eine größere Bedeutung im Ort.

Jugend im DorfDie Bindung der Jugend an das Dorf ist sehr gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen gut genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen einen sehr gut ausgestatteten Jugend-raum. Dieser ist selbstverwaltet (mit gewählten Jugend-vertretern) und den Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitge-stellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Ju-gendarbeit der Sportvereine und der Trachtengruppe.

Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichGroßseelheim besitzt ein sehr attraktives Orts- und Straßenbild mit harmonisch wirkenden Straßenbildern. Dies dokumentiert den hohen Bewusstseinsstand für die Qualitäten des Ensembles. Dazu gehört auch, dass Umnutzung als Ziel formuliert und die Innenentwicklung priorisiert wird. Die für die Ortsmitte prägnante Kirche mit dem Kirchhof ist gut erhalten; bemerkenswert ist hier die Einbeziehung des modernen Anbaus in eine individuelle, gelungene Innengestaltung. Das Heimat-museum bildet einen schönen Anziehungspunkt im Ort; weitere Bereicherungen sind der Luthergarten und der Erhalt der Viehwaage. Der Geschichts- und Kulturpfad trägt zur Identitätsbildung bei. Das Neubaugebiet ist gut eingegrünt, Grüngürtel zum Ortsrand sind erhalten.

Privater BereichEs fällt der gute Erhaltungszustand weiter Bereiche auf; auch noch nicht sanierte Bauten sind zumindest in einem Zustand, der eine zukünftige Nutzung noch möglich macht. Die Farbgebung ist überwiegend harmo-nisch. Der Erhalt der zahlreich vorhandenen, reizvollen handwerklichen Details (Türen und Tore, Einfriedungen, Fassadenverkleidungen, historische Fenster, Putzorna-mente etc.) bereichert das schöne Ortsbild. Der Scheu-nenrand ist in weiten Teilen ablesbar und erhalten bzw. weitere Nutzungen leerstehender Scheunen sind projek-tiert. Der Werkhof, eine außerordentlich hoch zu bewer-tende Initiative, wirkt hier als Vorbild. Fachliche Kompe-tenz ist vor Ort vorhanden. Neubauten und moderne Elemente sind erkennbar und fügen sich bis auf wenige Ausnahmen überwiegend gut in die Umgebung ein.

(Ausführliche Beschreibung der umfangreichen Gesamt-anlage Ortskern in der Denkmaltopographie „Landkreis Marburg-Biedenkopf I“).

Grüngestaltung und Grünentwicklung

Im öffentlichen Bereich ist das Dorf geprägt durch ein gut durchdachtes Grünentwicklungskonzept. Der Straßenraum ist vielfältig begrünt mit verschiedenen Bäumen, gepflegten Fassadenbegrünungen und anspre-chend gestalteten Blühinseln. Das Neubaugebiet und der Kindergarten sind schön eingegrünt. Zum Teil besteht hier auf extensiv genutzten Grünflächen Entwicklungspotential für Wildflora, was sich positiv auf die innerörtliche Biodiversität auswirkt. Be-

eindruckend ist zudem, dass ökologische Kriterien auch bei zunächst fachfremd erscheinenden Projekten berück-sichtigt werden. So wurden, in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde, Arten schutzmaßnahmen getroffen, um das Habitat einer Zauneidechenpopulation zu sichern, die während der Erdarbeiten zur Erneuerung des Sportplatzes entdeckte wurde. Lobenswert ist auch, dass auf die innerörtliche Flora

und Fauna im Rahmen des Kulturpfades eingegangen wird. Neben den Maßnahmen zum Schutz der Zaun-eidechse, werden auch die Bemühungen der Dorfbe-wohner um Habitate für Fledermäuse und Schwalben öffentlich transportiert. Ebenfalls thematisiert wird das örtliche Fließgewässer, der Bauerbach. Ein sowohl gestalterisch als auch naturpädagogisch wertvolles Projekt ist der neu angelegte Luthergarten. Von der Auswahl der angelegten Kräuter bis hin zur Ein-friedung mit Natursteinen und Staketenzaun ist aber-mals ein in sich stimmiges Konzept erkennbar. Die majestätischen Bäume auf dem Friedhof sorgen für ein harmonisches und würdevolles Gesamtbild.

Die Vielfalt und Qualität der Grüngestaltung im priva-ten Bereich ist in Großseelheim außerordentlich hoch. Traditionelle Grundstückseinfriedungen aus heimischen Heckenpflanzen, Natursteinmauern, Staketenzäunen und kunstvoll geschmiedeten Toren prägen das gesamte Ortsbild. Einige Höfe sind mit Natursteinen gepflastert und wer-den durch einen traditionellen Hofbaum geprägt. Die zum Teil vorhandene Spontanvegetation auf den Hof-flächen lässt darauf schließen, dass die Bedeutung der Wildflora einen festen Platz im Bewusstsein der Dorf-

bewohner hat. Bauliche Anlagen werden angemessen und geschmackvoll begrünt, wie beispielsweise einige Fassaden- und Dachbegrünungen sowie die Grüngestal-tung um den Reitplatz. Im alten Ortskern zeigen extensiv genutzte Streuobst-wiesen eine hohe Biodiversität. Gleichzeitig spiegeln die intensiver genutzten Gärten authentisch das histo-risch geprägte Bild traditioneller Bauerngärten wieder.

Dorf in der Landschaft

Großseelheim liegt im nordwestlichen Teil des Amöne-burger Beckens und wird im Westen durch die Ohm begrenzt. Der Fluss prägt die Landschaft um das Dorf. Er liefert das Substrat für die fruchtbaren, ackerbaulich genutzten Aueböden und ist die ökologische Grundla-ge für viele Wat- und Wasservögel. Bedingung hierfür sind regelmäßigen Überschwem-mungen, die wiederum Maßnahmen im Bereich des Hochwasserschutzes erfordern. Das Ohm-Rückhaltebe-cken ist zum Teil durch Dämme begrenzt, die regelmä-ßig gepflegt werden müssen. Diese Pflege erfolgt durch die Beweidung mit Schafen, die nicht nur den Aufwuchs kurz halten, sondern zudem, durch ihren Tritt, eine Rück-verfestigung des aufgeschütteten Bodens verursachen und so die Stabilität der Dämme langfristig erhalten.Die Landwirtschaft übernimmt aber nicht nur in diesem Beispiel eine wesentliche Rolle bzgl. des Erhalts der Kulturlandschaft. In Großseelheim gibt es mehrere Vollerwerbslandwirte, die teilweise eine professionelle Direktvermarktung aufgebaut haben.

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OEDELSHEIMTeilnahmeort: OedelsheimGemeinde/Stadt: OberweserLandkreis: KasselEinwohner: 1.034Gemarkung: 2.332 ha

Lage: Oedelsheim liegt im Südteil des Weserberglands an der bewaldeten Südabdachung des Höhenzugs Kiffing bzw. an den bewaldeten nördlichen Ausläufern des Bramwalds im Tal der Oberwe-ser. Der Ort befindet sich direkt am rechten bzw. östlichen Weserufer, jenseits des Flusses erhebt sich der waldreiche Reinhardswald und nördlich von diesem der Solling.Oedelsheim befindet sich etwa 3 km östlich von Gieselwerder (Hauptort der Gemeinde Oberwe-ser), 8 km südwestlich der Klein-stadt Uslar, 22 km westlich von Göttingen und 30 km nördlich von Kassel (Luftlinie).

Bis 18 Jahre: 17018 - 60 Jahre: 557Über 60 Jahre: 307Homepage: www.oberweser.deMitglied der LEADER-Region KulturLand-schaft HessenSpitzeAusgezeichnet mit dem 1. Platz der Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwick-lungsprogramm bzw. an der Städtebauför-derung)

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit zwischen Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDie Projekte und Vorhaben des Ortes werden durch bürgerschaftliches Engagement von Vereinsmitgliedern und Privatpersonen angeregt und auf den Weg ge-bracht. Der Austausch von Vereinen, Bürgerschaft, Ortsbeirat und Kommune ist gut. Der Bürgermeister nimmt regelmäßig an den Ortsbeiratssitzungen teil. Eine Dorfentwicklungsbewerbung der Kommune Oberweser ist in Vorbereitung. Der Ort ist Teil der LEADER-Region Hessen Spitze. Seit 2009 haben 25 Häuser Oedelsheims ihre Besitzer gewechselt. Zugezo-gen sind ehemalige Bewohner, aber auch Neubürger, die sich Oedelsheim als Wohnort ausgesucht haben. Ein Neubaugebiet ist ausgewiesen. Dort sind noch Bauplätze vorhanden. Im Ort selbst stehen sechs Wohngebäude leer. Die hohen Verkaufszahlen der letzten Jahre beruhen nicht auf einer aktiven Bewer-bung, sondern auf dem attraktiven Wohnstandort bzw. den attraktiven Immobilien.

Kommunale GesamtentwicklungPhotovoltaikanlagen sind umfassend im ganzen Ort vertreten. Windkraftanlagen sind in der Nähe des Ortes geplant. In diesem Zusammenhang hat sich eine Bürger-initiative formiert, die bereits entsprechende Eingaben beim Regierungspräsidium in Kassel gemacht hat.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungEs gibt eine Grundschule mit vier Klassen, die im Jahr 2019 geschlossen werden soll. Bereits jetzt begibt sich der Ort auf die Suche nach einem Nachnutzungskon-zept. Darüber hinaus gibt es eine evangelische Kinder-tagesstätte und einen selbstverwalteten Jugendraum. In einer gemeinsamen Aktion wurde ein Kinderspiel-platz erneuert und erweitert, Kinder und Eltern wurden einbezogen. Ein großer Arbeitgeber vor Ort, der 300 Mitarbeiter beschäftigt, sind die Münchner Gummi-werke/Conti. Hier werden 17 junge Menschen ausge-bildet. Im Ort gibt es zwei Hotels, zwei Campingplätze und eine Reihe weiterer Ferienwohnungen. Der Ort liegt idyllisch an der Weser und partizipiert in hohem Maße vom Tourismus. Zu erwähnen sind ein privat betriebenes Kinderheim und eine private Musikschule mit 100 Schülern. Die Grundversorgung kann mit einem EDEKA-Laden gedeckt werden, weitere Einkaufsläden

sind vorhanden. Die Ausrichtung auf den naturnahen Tourismus findet ihren Niederschlag auch im Radwege-bau und im Bau von E-Ladestationen, die aus dem Programm Landzukunft gefördert wurden. In diesem Zusammenhang wurde auch der sogenannte Adony-Platz angelegt, der auf die Partnerschaft mit der ungari-schen Gemeinde hinweist.

Leitbild – Dörfliche IdentitätDer Ort hat weitere Projekte in der Vorbereitung. Wichtig ist es, eine Perspektive für die Grundschule zu finden.Der Ort ist sehr ansprechend mit einem sehr gut erhaltenen Fachwerk, seinen vielfältigen Aktivitäten, seiner Lage und der Landschaft. Die Fachwerkgebäude sind in der Regel sehr behutsam und geschmackvoll restauriert, gleiches gilt für die Bauerngärten im Ort.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Die Bevölkerung ist stabil, die Altersstruktur für Nord-hessen eher positiv. Es erfolgt eine gute Integration von Neubürgern. Insgesamt ist ein guter sozialer Zusam-menhalt der Dorfgemeinschaft spürbar. Dies zeigte sich z. B. auch bei der positiven Flüchtlingsarbeit – Asylbe-werber sind vor Ort ansprechbar. Im Gespräch mit den Helfern wurde deutlich, dass sich die Helfer einer für sie

völlig neuen Aufgabe geöffnet haben. Davor gebührt ihnen hoher Respekt. Im Dorf gibt es außerdem eine politische Positionierung durch die Mitarbeit bei Bürgerinitiativen gegen die Versalzung der Weser sowie gegen Windkraftanlagen im Wesertal. Oedelsheim scheint außerdem gut in Prozesse regionaler Zusam-menarbeit mitzuwirken, z. B. beim Thema Tourismus.

Kulturelle VielfaltIm Ort gibt es eine große Vielzahl an kleinen und großen Kulturaktivitäten – vom lebendigen Mitmachmu-seum über einen aktiven Heimat- und Verkehrsverein, eine Dorfchronik bis hin zu einer privaten Musikschule mit vielen Angeboten. Bezüge zur Deutsche Märchen-straße werden gezielt hergestellt. Es zeigt sich, dass hier Kultur im weitesten Sinne (von Musik bis Garten- und Gebäudegestaltung, Obstpresse, etc.) sehr quali-tätsbewusst, aber nicht übertrieben gestylt einbezogen wird. Der ansprechend, z. T. von Schulkindern gestaltete Adony-Platz in der Ortsmitte lädt Radwanderer wie Einheimische mit Sitzbänken, Toilettenanlage und E-Fahrrad-Ladestation zum Rasten und Verweilen ein, er ist zugleich Treffpunkt für die Dorfjugend. Dem Ort ist klar, was er an touristischen Potentialen durch seine Lage, die Ruhe, die Entschleunigung etc. hat und dass diese Alleinstellungsmerkmale zwar ausbaufähig sind, jedoch nicht durch Übertreibungen zerstört werden sollten. Die Qualitätsbetonung im Tourismussektor führt gleichzeitig dazu, dass auch die Ortsbewohner eine hohe Wohnqualität haben. Der Ort erweckt nicht den Eindruck, dass er bloß auf Tourismus setzt und dabei die Belange der Einwohner vernachlässigt.

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Soziales GefügeOedelsheim legt Wert auf breite Partizipationsmög-lichkeiten und daraus resultiert sicherlich ein positiver Zusammenhalt. Die Dorfentwicklungsprozesse werden offensichtlich von einem weiten Querschnitt der Bevölkerung getragen. Durch ehrenamtliche Beauf-tragte für verschiedene Obliegenheiten werden gute Bezugssysteme geschaffen. Ein hoher sozialer Zusam-menhalt ist spürbar. Das geht von einer aktiven Ju-gendfeuerwehr, in der Jugendliche eigene Erfahrun-gen in der Verantwortungsübernahme sammeln können, bis hin zu einer hohen Toleranz. Ausbaubar sind Integration und Akzeptanz gegenüber einem sozialtherapeutischen Kinderheim. Die evangelische Kirchengemeinde ist äußerst engagiert in der Dorfent-wicklung und pflegt eine unkomplizierte ökumenische Beziehung zur katholischen Kirche. Besonderheiten wie die Krankenpflege vor Ort mit Alpakas sind außer-gewöhnlich und setzen hohes persönliche Engage-ment und Ideenreichtum voraus. Gleiches gilt für die DLRG und viele weitere.

Wirtschaftliche InitiativenDer Ort hat wirtschaftlich eine Sonderstellung durch Conti. Oedelsheim ist dadurch außergewöhnlich reich an Arbeits- und Ausbildungsplätzen und hat einen soli-den kommunalen Haushalt. Das sehr hohe touristische Potential wird genutzt, was die Vielzahl an Übernach-

tungen belegt. Positiv ist, dass es unterschiedliche Pensionen etc. gibt, sodass die Wertschöpfung mehre-ren im Ort zugutekommt. Konzepte wie die Möglich-keit, per Kurtaxe die Nutzung von zwei örtlichen Schwimmbädern zu ermöglichen, sind simpel, machen aber für z. B. Campingplatznutzer einen Teil der Attraktivität aus. Im Tourismus gibt es eine hohe Investitionsbereitschaft.Die gute Grundversorgung beinhaltet einen Lebensmit-telmarkt mit angegliederter Fleischerei und Bäckerei, eine Bankfiliale, einen ehrenamtlich geleiteten Pflege-dienst, Handwerksbetriebe und auch einige Direktver-markter.

Jugend im DorfDie Jugend im Dorf hat mehrere hochqualitative Angebote. Neben der Musikförderung sind vor allem der Sport mit Handball in einer hohen Liga sowie der sehr aktive DLRG hervorzuheben. Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist sehr gut zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen einen Jugendraum an. Dieser ist teilweise selbstver-waltet und steht den Jugendlichen zur Verfügung. Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindever-tretern finden derzeit nicht statt. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die gute Jugendarbeit der Feuerwehr, des Sport- und Turnvereins und der DLRG. Eine Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist aktiv vorhanden.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichOedelsheim hat ein sehr ansprechendes Ortsbild, sowohl an der Uferfront als auch in der Ortsmitte. In vielen Details zeigt sich der „Sinn für das Schöne“. Plätze, Pflaster, Mauern und Bäume tragen dazu bei. Ihre Pflege geschieht oft in Eigenleistung. Kleinbauten im öffentlichen Raum sind einheitlich und gut gestaltet. Der Pfarrhof ist gut saniert und dient der Begegnung. Das Dorfmuseum ist ein wahrer Anziehungspunkt. Auch das alte Feuerwehrhaus ist gut erhalten und dient als Jugendraum. Eine Beschilderung mit alten Straßenna-men zeugt von historischen Bewusstsein. Der Umgang mit Schrumpfungsprozessen wird offen geführt (Kataster).

Privater BereichEs gibt viele gute und sehr gute Beispiele der Erhaltung und Sanierung der hier besonders schönen und ausge-schmückten Fachwerkbausubstanz. Die Bewohner sind stolz auf ihre Leistung und zeigen sie gerne; gute Beispiele erzeugen Nachahmer. Die Häuser bilden mit den liebevoll angelegten Gärten eine gestalterische Einheit (Denkmalpflege „von unten“!) Eine Baufibel bie-tet Leitlinien für die Gestaltung.

Gesamtanlage Oedelsheim Das Dorf Oedelsheim besitzt eine Freiraumstruktur, die die verschiedenen Phasen seiner Ortsentwicklung erlebbar macht. Die in jüngerer Zeit erfolgten Straßen-ausbauten haben den Ort nur wenig verändert. Im Bereich um die Kirche ist die kleinteilige verwinkelte Struktur erhalten, die planmäßig angelegten zur Weser führenden Straßen sind breit, von Hausvorplätzen und

Bäumen gesäumt, die Oberdorfstraße bildet eine Angersituation. Daneben besitzt Oedelsheim herausra-gende reich geschnitzte Fachwerkhäuser.

Grüngestaltung und Grünentwicklung

Öffentlicher BereichVon Westen kommend wird man in Oedelsheim von einer gut entwickelten Baumallee begrüßt. Ergänzt wird das Arrangement durch verschiede Hecken und Stau-den rechts und links der Straße, die den Sportplatz und die Gummiwerke eingrünen. Insbesondere die Eingrü-nung der Gummiwerke ist hinsichtlich der Intensität, der Pflanzenwahl und des Pflegezustandes absolut vorbild-lich. Der Sportplatz mit Sporthalle bildet gemeinsam mit der Grundschule und dem Hallenbad einen Anla-genkomplex, der sowohl an den Außengrenzen, zur Straße und Richtung Campingplatz begrünt ist als auch intern, durch entsprechende Pflanzungen, in einzelne Funktionsbereiche gegliedert wird.Das Gelände des Kindergartens wird durch eine Hain-buchenhecke eingegrenzt, wie sie in Oedelsheim vielerorts zu finden ist. Eine ungewöhnlich enge Bin-dung besteht zu den ortsansässigen Imkern, die ihre Bienenkästen auf dem Gelände des Kindergartens aufstellen und mobile Bienenschaukästen zur Informati-on bereitstellen.Klar und unaufgeregt, eben typisch dörflich, ist auch der neue Dorfplatz gestaltet. Er besticht durch seine Funktio-nalität (Toilette, Rastbänke/-tische, E-Bike-Ladestation etc.) und Authentizität, die u. a. durch eine zurückhalten-de Bepflanzung und die Verwendung von Natursteinen erzeugt wird. Natursteine sind in Oedelsheim sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich weit verbreitet

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z. B. als Sockel der Fachwerkhäuser, Treppen, Sitzgele-genheiten, Pflaster, Mauern etc. Das Umfeld des Dorf-platzes und der weitere Verkehrsraum werden durch eine Reihe gut entwickelter Linden geprägt. Das Gelände des am Dorfrand liegenden Kinderspielplat-zes, des Friedhofes sowie der Grillhütte ist ebenfalls mit

verschiedenen Baumarten bepflanzt. Die Kastanie auf dem Kinderspielplatz ist sehr gut entwickelt und pas-send gewählt, da der Baum mit seinen großen Blüten im Frühjahr und den Früchten im Herbst gerade von Kindern besonders positiv wahrgenommen wird. Der Friedhof ist mit einer Hainbuchenhecke begrenzt. Positiv ist, dass auf eine Pflege zum Zeitpunkt der Bereisung verzichtet wurde und die Hecke so ihre ökologische Funktion erfüllen konnte.

Privater BereichIn den privaten Gärten gibt es eine relativ klare Tren-nung zwischen den reinen Nutzgärten, die vor allem dem Gemüseanbau dienen, und den nach gestalteri-schen Gesichtspunkten angelegten Erholungsgärten. Beide Varianten sind vielerorts mit traditionellen Stake-tenzäunen begrenzt. Die blütenreichen Vorgärten der aufwändig und stilsicher renovierten Fachwerkhäuser sorgen für ein außergewöhnlich schönes Gesamtbild, welches sicher auch die touristische Attraktivität des Ortes maßgeblich fördert.Angrenzend an die Nutzgärten sind häufig Obstgärten mit Niederstämmen angelegt. Hochstämmige Streu-obstbäume sind eher im Umland, außerhalb des Dorfes, zu finden. Auf den älteren Hofanlagen lassen sich zum Teil imposante Hofbäume bewundern.

Dorf in der Landschaft

Oedelsheim liegt direkt am Weserufer, an dem der Weserradweg entlang führt. Die umliegenden landwirt-schaftlichen Flächen werden häufig ackerbaulich genutzt, da der Auenboden besonders fruchtbar ist. Die Grünlandflächen liegen eher im Norden Richtung Waldrand. An den Wegrändern gibt es Strukturelemen-te wie Streuobstbäume, Hecken und Feldgehölze.Die Obstbäume werden teilweise von Paten gepflegt und geerntet. Die Nachfrage ist relativ gut, was sicher-lich auch auf die Verarbeitungsmöglichkeiten durch eine ortsansässige Mosterei zurückzuführen ist. Für alle anderen Bäume ist ein Baumbeauftragter zuständig, der Mitglied des Ortsbeirates ist und bzgl. der Pflege mit der Gemeinde zusammenarbeitet.Wildflora kann sich im Außenbereich vor allem an den extensiv gepflegten Wegrändern und auf vorhandenen Ackerbrachen entwickeln. Förderlich für den Erhalt der Biodiversität ist auch die geringe Bewirtschaftungsin-tensität des Grünlandes. Geschuldet ist diese aber auch dem Rückgang der Weidetiere in der dörflichen Land-wirtschaft. Mittelfristig wird dies auch zu einer Verände-rung des Landschaftsbildes führen. Den Oedelsheimern ist dieser Prozess sehr bewusst. Am Waldrand werden daher sogenannte „Waldzuwachsflächen“ ausgewiesen, auf denen eine kontrollierte Sukzession zugelassen wird.

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit zwischen Kommune - Ortsbeirat - BewohnerAuffällig ist die enge Zusammenarbeit der Dorfbevölke-rung und der örtlichen Vereine, aber auch des Ortsbei-rates und die mit der Gesamtkommune Vöhl. Im Ort gibt es trotz seiner geringen Größe 36 Arbeitsplätze. Der Ort hat ein Leerstandskataster erstellt; dabei wurden nicht nur leerstehende Gebäude, sondern auch Gebäude, die in absehbarer Zeit frei werden, erhoben. Das Kataster soll regelmäßig fortgeschrieben werden. Im Ort selbst gibt es derzeit keinen Wohngebäudeleer-stand. Es sind noch zwei Bauplätze vorhanden, die aufgrund ihrer topografischen Lage relativ unattraktiv sind. Die Kommune hat im Hinblick auf die demografi-sche Entwicklung noch keine Strategie.

Kommunale GesamtentwicklungDer Ort gehört zur Gemeinde Vöhl und damit zur LEADER-Region Kellerwald-Edersee, die im April erneut als LEADER-Fördergebiet anerkannt wurde. Er gehört mit der Gemeinde Vöhl ebenso zur touristischen Arbeitsgemeinschaft Erlebnisregion Edersee. Als Anrainerkommune des Nationalparks Kellerwald-Eder-

see besteht eine Zusammenarbeit mit dem National-park, aber auch mit dem Naturpark Kellerwald-Edersee. Positiv hervorzuheben ist die ortsbildprägende Freiflä-chengestaltung und die Imkerei der Ortsvorsteherin. Der Imkereifachhandel zieht Kaufkraft in den Ort. Ein Schäfer betreibt eine Schäferei mit 14 Schafen im Nebenerwerb. Zur Energiegewinnung wird vielfach der nachwachsende Rohstoff Holz in Anspruch genommen.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungDer ÖPNV ist erster Linie auf die Schülerbeförderung ausgerichtet; es gibt zudem ein Anrufsammeltaxi. Eine Pension mit Restaurantbetrieb hat den Besitzer ge-wechselt und wird derzeit modernisiert. Der Ort liegt an der Bahnstrecke Frankenberg – Korbach, die derzeit saniert und im September 2015 reaktiviert und in Betrieb genommen wird. Die Zuwegung zum National-park ist über den Parkplatz Elsebach gegeben. Der Ort verfügt über einen Kindergarten, den auch Kinder aus den umliegenden Orten nutzen. Die Grundschule befindet sich in Vöhl-Herzhausen. DSL ist in sehr hoher Qualität vorhanden (Unitymedia und Richtfunk). Das Rote Kreuz betreibt im Ort eine Pflegestation, weiterhin gibt es eine Station der Jugendhilfe, die Kinder im Alter von 10-17 Jahren pflegt (dezentrale Jugendhilfe).

SCHMITTLOTHEIMTeilnahmeort: SchmittlotheimGemeinde/Stadt: VöhlLandkreis: Waldeck-FrankenbergEinwohner: 283Gemarkung: 399 ha

Lage: Schmittlotheim liegt knapp 7 km (Luftlinie) süd-südwestlich von Vöhl, dem Kernort der Gemeinde, im Tal der Eder zwischen den Vöhler Gemeindeteilen Ederbring-hausen im Süd-Südwesten und Kirchlotheim im Norden. Es ist umgeben von sich steil erheben-den Bergen des Ederberglands und von weiten Buchenwäldern des Mittelgebirges Kellerwald, in dessen Nordteil der Nationalpark Kellerwald-Edersee liegt. Dieser wird eingerahmt vom Naturpark Kellerwald-Edersee, in dem sich der Stausee Edersee ausbreitet.

Durchflossen wird das Dorf von der Lorfe (Lorfebach), die unter-halb Schmittlotheims in die Eder mündet.

Homepage: www.voehl.de/index.php/rathaus/voehler-ortsteile/schmittlotheimMitglied der LEADER-Region Kellerwald-EderseeAusgezeichnet mit der Urkunde für herausra-gende Einzelleistungen (als kleinster Ort mit hohem Entwicklungspotenzial) in der Grup-pe B (bisher keine Teilnahme am Dorfent-wicklungsprogramm bzw. an der Städte-bauförderung).

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Hinzuweisen ist auf die originelle Bücherei in einem ehemaligen Telefonhäuschen. Der Ort verfügt weder über eine Kirche noch über ein Dorfgemeinschaftshaus. Der Tourismus bietet Entwicklungsmöglichkeiten, entsprechend gibt es Gästebetten und einen Ferienhof. Die 750-Jahr-Feier hat Tausende von Besuchern ange-lockt. Die Produktion von Honig, aber auch die Produk-tion eines eigenen Schmittlotheimer Biers sind erwäh-nenswert.

Leitbild – Dörfliche IdentitätSchmittlotheim präsentiert sich als liebens- und lebens-werter Ort. Er wirkt sympathisch, engagiert und ist von einem wertschätzenden Umgang miteinander geprägt. Hervorzuheben ist die gute Zusammenarbeit in der

Großgemeinde und der Region. Eine Aufnahme der Gesamtkommune in das Hess. Dorfentwicklungspro-gramm würden Schmittlotheim erhebliche Chancen eröffnen.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Schmittlotheim ist ein sehr kleiner Ort mit schrumpfen-der Bevölkerung. Es gibt aber keinen Leerstand. Für einen so kleinen Ort sind die Aktivitäten und der Bewusstseinsgrad für die Dorfentwicklung sehr beein-druckend. Ein großes Dorffest zum Dorfjubiläum 2014 hat zur Bildung eines deutlich spürbaren Gemein-schaftsgefühls geführt, die Vereine kooperieren jetzt viel intensiver. Sehr positiv ist, dass dadurch der Impuls entstanden ist, sich mit der Ortsperspektive „Schmitt-lotheim 2015-2050“ zu befassen. Die Schmittlotheimer bezeichnen den Nationalpark als „Geschenk“ für ihren Ort, sie stellen ihre Willkommenskultur gegenüber Auswärtigen als besonders ausgeprägt dar, wissen ihre landschaftlich besonders reizvolle Dorflage zu schät-zen (z. B. Einrichtung der „Bergoase“) und sehen eine besondere Atmosphäre ihres Ortes als wirkungsvoll – all das wirkt in seiner Präsentation nach außen gut nachvollziehbar.Man kann dem Ort nur wünschen, dass der Auftriebs-schwung vorhalten wird und die besonderen Potentiale des Ortes am Nationalpark Edersee in den kommenden Jahren noch besser genutzt werden können für die eigene Dorfentwicklung. Es ist deshalb sehr positiv, dass Vertreter des Nationalparks sowie Vertreter des Edersee Tourismus vor Ort sind. Um die zusätzlichen Tourismus-Impulse über „Fahrziel Natur“ und die neue Bahnanbindung gut zu nutzen, wäre eine weitere Intensivierung der Regionalkontakte und Einbindung in regionale Entwicklungskonzepte von Schmittlotheim sinnvoll. Die Vernetzung mit Region, Nationalpark und Nachbarorten wird während der Präsentation als essen-tiell und besonders bedeutsam dargestellt.Sehr zu loben sind vor diesem Hintergrund das Projekt zum barrierefreien Tourismus für Sehbehinderte rund um den See zur Erschließung neuer Zielgruppen sowie die Bemühungen zur Wiedereröffnung des geschlossenen Hotels.

Kulturelle Vielfalt - Soziales Gefüge - Wirtschaftliche InitiativenFür einen sehr kleinen Ort gibt es zahlreiche wirtschaft-liche (Klein-)Aktivitäten, zu den auch Weinanbau, Bierbrauen, Wurstherstellung, Imkerei, Lohnmosterei, Milchviehhaltung, Schreinerei etc. gehören. Der EDEKA-Laden ist für den Ort selber sowie für die Touristen ein echter Glücksfall. Es gibt eine Reihe von Ferienwohnun-

gen und es gibt Bestrebungen, dass der derzeit ge-schlossene Gasthof Elsebach wieder eröffnet werden soll. Einige Schmittlotheimer arbeiten als Naturparkfüh-rer im Nationalpark, insgesamt bei der Ortsgröße ein überdurchschnittliches Niveau an kleinen und großen Aktivitäten und Ideen. Sehr schön z. B. die als Bücher-tauschplatz genutzte ehemalige Telefonzelle. Der Fischereiverein engagiert sich bei einem fachlich begleiteten Naturschutzprojekt zur Wiederansiedlung von Flußkrebsen vor Ort. Die Redaktion für die Region Nordhessen des deutschlandweit genutzten Sportpor-tals www.fupa.net/start arbeitet in Schmittlotheim.Die Dorfgemeinschaft drückt sich z. B. auch darüber aus, dass ein Foto jedes Dorfbewohners auf dem Ortsschild vorhanden ist und ein einen schöne Grill-platzhütte mit Blick aufs Dorf gebaut wurde. Es gibt eine schöne, sehr niederschwellige Idee wie den „Seniorengarten“, die aufgrund der sozialen Über-schaubarkeit des Ortes funktioniert. Dazu gehört auch die Schafhaltung, bei der ökologisches Engagement mit Geselligkeit der Schafhirten verbunden wird.Dass der spezielle und überschaubare soziale Nahraum positiv wirkt, äußert auch die örtliche Familienhilfeein-richtung/Jugendhilfe. Die Dorfgemeinschaft achtet mit auf die „fremden Kinder“.

Jugend im DorfIn der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf erkennbar gewesen. Es werden vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist leider kaum zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen keinen eigenen Jugendraum. Ein gibt kein festes Programm/Angebot. Ein Treffen mit dem Bürgermeister

und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitge-stellt. Hervorzuheben ist hier die Arbeit des Schützen-vereins. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorf-geschehen ist vorhanden. Die Jugendlichen beteiligen sich am Osterfeuer und am Stammtisch.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichDie Stärke des Dorfes liegt vor allem in der Landschaft und der Nähe zum Kellerwald. Es gibt gegenwärtig keinen Leerstand. Gelungen ist die Eingrünung des Kindergartens. Die Friedhofskapelle wurde in Privatiniti-ative renoviert. Der Weinlehrpfad ist ein reizvolles Angebot. Der Bachlauf ist zugänglich und wird gern von Kindern als Spielbereich genutzt. Zwei schöne histori-sche Brücken sind erhalten.

Privater BereichDer Hausbestand ist überwiegend in gutem Zustand. Ein Bauernhof bietet Gästewohnungen und wurde restauriert.

Gesamtanlage Das Dorf Schmittlotheim hat keinen eigentlichen Ortskern, es zieht sich von Südost nach Nordwest dem Verlauf der Lorfe folgend und in deren Mündungsge-biet breiter werdend bis zum Beginn des Edertals. Die unregelmäßig geschnittenen, zumeist kleineren Hofstel-len erstrecken sich südlich der Frankenauer Straße entlang der Straße An der Lorfe und der Raiffeisenstra-ße. Wohl aus Gründen des Hochwasserschutzes siedel-ten die ersten Bewohner Schmittlotheims nicht im

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fruchtbaren, breiten Edertal, sondern weiter aufwärts im engen Lorfetal. Noch heute wird das Ortsbild durch die wenigen, zum Teil als schmale Sackgassen am Flussbett der Lorfe endenden, engen Straßenzüge mit ihrer unregelmäßigen Bebauung aus zumeist bäuerlichen Hofanlagen des 19. Jahrhunderts geprägt.

Grüngestaltung und Grünentwicklung

Schmittlotheim repräsentiert vor allem die Vielfalt der Grüngestaltung und -entwicklung. Das Freizeitgelände „Im Elsbach“ mit Ententeich, Spielplatz und Grillhütte bietet Erholungsraum und ist gleichzeitig ein möglicher Ausgangspunkt für Wande-rungen durch den Nationalpark Kellerwald. Die Zusam-menarbeit mit dem Nationalpark soll weiter verstärkt und zusätzliche Wanderrouten ausgewiesen werden. Dabei werden auch innovative Ideen berücksichtigt. So ist z. B. ein Lehrpfad für sehbehinderte Menschen in Planung. Besonders positiv aufgefallen ist die Gestal-tung der Festscheune am Ortsrand, nahe dem Ederufer. Im Ort finden sich gut gepflegte Natursteinmauern,

Streuobstwiesen, Wildrosenhecken und Linden. Der Dorfbach „Lorfe“ schlängelt sich wie ein grünes Band durch Schmittlotheim. Während der obere Bachlauf, in dem auch die Edelkrebse, zwecks Wiederansiedelung, ausgesetzt werden, relativ naturnah gestaltet ist, nimmt im unteren Bereich die Begradigung und Bebauung deutlich zu.Sowohl im öffentlichen aber auch im privaten Bereich fallen vereinzelt ausgesäte Blumenmischungen auf. Anstoß für diese Initiative gab die ortsansässige Imkerei.

Die Privatgärten repräsentieren sowohl traditionelle Nutz- als auch sehr ansprechend gestaltete Erholungs-gärten. Eine besonders schöne Mischung aus beidem ist der Seniorengarten, der als Treffpunkt für ältere Dorfbewohner dient. Auf vielen Grundstücken befinden sich dorftypische Elemente wie Einfriedungen aus Natursteinmauern und/oder Staketenzäune, Stauden, Haus- und Hofbäume. Etwas Besonderes ist auch der private Weinberg. Von hier aus hat man nicht nur eine herrliche Aussicht. Der Weinlehrpfad lädt Besucher ein, mehr über die unterschiedlichen Rebsorten zu erfahren und erfüllt damit auch eine pädagogische Aufgabe.

Dorf in der Landschaft

Schmittlotheim liegt im Edertal nur wenige Kilometer südwestlich des Edersees. Es ist umgeben vom Keller-wald, einem imposanten Buchenwald, und liegt direkt an der Grenze zum Nationalpark Kellerwald-Edersee, weshalb es die Bewohner werbewirksam auch als „Tor zum Nationalpark“ bezeichnen. Landwirtschaftliche Nutzflächen werden größtenteils als Grünland bewirt-schaftet, da die zum Teil sehr steilen Hänge eine acker-bauliche Nutzung nicht zulassen. Die flachgründigen Böden der Berghänge und die extensive Nutzung führen auf einigen Wiesen zu einer bemerkenswerten Artenvielfalt. Einen wichtigen Beitrag zur Landschafts-pflege leisten die „Berghirten“, genau genommen deren Schafherde, die mittlerweile aus 14 Tieren be-steht. Lobenswert ist, dass sich die Landwirte für eine alte Nutztierrasse, das Soayschaf, entschieden haben. Außerdem wird die Vernetzung mit anderen Projekten im Dorf gefördert, indem z. B. die Schutzhütte an der Schafweide direkt neben dem Weinberg gebaut wurde, sodass Besucher sowohl die Schafe als auch die ver-schiedenen Rebsorten kennenlernen können. Auch im Bereich Streuobst sind die Bewohner sehr aktiv. So wurden insgesamt 60 Hochstämme an Privat-personen verteilt und die Insektenvielfalt durch vielfälti-ge Blühmischungen gefördert. Auch die ortsansässige Imkerei leistet mit ihren 12 Bienenvölkern einen wichti-gen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität von Streuobst-wiesen. Touristisch, aber auch hinsichtlich der Landschaftspflege ist auch der landwirtschaftliche Betrieb und Ferienhof Ulrich von Bedeutung. Der Milchviehbetrieb bewirt-schaftet insgesamt 250 ha.

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und BewohnerDer Ort hat 608 Einwohner und hat in den letzten 15 Jahren 11,2 % seiner Bevölkerung verloren. Der Ortvor-steher ist Mitglied im Kreistag und zudem Stadtverord-neter der Stadt Sontra. Eine vorteilhafte Vernetzung zur Stadt bzw. dem Ortsbeirat und den Bürgern ist dadurch gegeben. Die Bürgerschaft nimmt regelmäßig am kreiseigenen Freiwilligentag teil. Der demografische Wandel macht sich im Ort und mit der abnehmenden Bevölkerung stark bemerkbar. Derzeit gibt es acht leerstehende Wohngebäude. Es gibt ein Anreizpro-gramm zur Nutzung von Alt-Immobilien, das sich insbesondere an junge Familien richtet. Von Seiten der Ulfener besteht der Wunsch, einzelne Immobilien zu beseitigen. Derzeit gibt es noch ein Neubaugebiet im Ort, es sollen jedoch keine weiteren Gebiete mehr ausgewiesen werden.

Kommunale GesamtentwicklungDer ÖPNV funktioniert hauptsächlich im Rahmen der Schülerbeförderung. Der Ort nimmt darüber hinaus am Pilotprojekt „Mobilfalt“ teil. Hinzuweisen ist auf die Entstehung des Premiumwanderweges Ulfener Kast, der in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Meissner-Kaufunger-Wald umgesetzt wird.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungAuf Initiative des Ortsvorstehers und des Ortsbeirates gibt es vielfältige Aktivitäten zur Wiederbelebung und zum Erhalt der Infrastruktur. So beinhaltet die ehemalige Arztpraxis nunmehr eine podologische Praxis. Im Ort gibt es einen Lebensmittelmarkt, der Bestellungen auch zustellt. Darüber hinaus gibt es eine nicht personell besetzte Tankstelle, bei der man elektronisch bezahlen kann. Vor Ort stehen eine Grundschule und ein Kinder-garten zur Verfügung. Viele Vereine bieten ein umfang-reiches Angebot. Zu erwähnen sind Streuobstwiesen, die in den letzten Jahren neu angelegt wurden.

Leitbild – Dörfliche IdentitätIm Rahmen der LEADER-Förderung ist eine Zuwegung zum Werra-Burgensteig geplant. Die Realisierung des Premiumwanderweges Ulfener Kast ist in Vorbereitung. Durch den Dorfwettbewerb wurden erhebliche Entwick-lungen im Ort angestoßen. Die Beteiligung des Ortes war breit aufgestellt. Eine Internetseite ist vorhanden.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Kulturelle VielfaltFür einen so kleinen Ort gibt es sehr viele Vereine, die sich durch viel Engagement auszeichnen (z. B. Krieger-denkmalsanierung, sehr hohe Spendenbereitschaft für

ULFENTeilnahmeort: UlfenGemeinde/Stadt: SontraLandkreis: Werra-MeißnerEinwohner: 608Gemarkung: 1.629 ha

Lage: Ulfen liegt zwischen dem Ringgau im Nordosten und dem Richelsdorfer Gebirge im Südwes-ten rund 6,5 km (Luftlinie) südöst-lich von Sontra. Durchflossen wird es von der Ulfe, einem südsüdöstli-chen Zufluss der Sontra und einem Wildbach aus dem Ringgau, der im Volksmund Alte Weißt genannt wird.Bis 18 Jahre: 8018 - 60 Jahre: 302Über 60 Jahre: 191

Homepage: www.ulfen-online.deMitglied der LEADER-Region Werra-MeißnerGruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung)

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eine neu gegossene Kirchenglocke, Erhalt von Sagen und örtlichen Erzählungen etc.). Im Privatbesitz befindet sich eine vollständig erhaltene alte Schule mit Holzbän-ken, liebevoll und mit vielen Details restauriert. Sie ist ausgesprochen sehenswert und nach Vereinbarung zugänglich. So wird auch für Kinder die Vergangenheit sehr anschaulich. Die alte Taufkirche ist sehr gut renoviert.Der große und sehr rege Sportverein besitzt neben einer großzügigen Außensportanlage eine eigene Halle, die auch für andere Veranstaltungen mitgenutzt werden kann, z. B. Neujahrskonzerte, Liederabende, Faschingsveranstaltungen etc.Eine Jugendfeuerwehr wird gemeinsam mit den Nach-barorten organisiert.Auf der Internetseite ist u.a. auch eine Dorfchronik veröffentlicht. Der Hausberg von Ulfen ist eine archäolo-

gische Grabungsstätte. In einer ehemaligen Volksbank-filiale ist die Einrichtung eines Heimatmuseums geplant.

Soziales GefügeEs gibt großes soziales Engagement (z. B. Förderverein der Grundschule; die moderne und sehr erfolgreiche Jugendarbeit der Blaskapelle, Offene Jugendarbeit, Seniorencafé, ehrenamtliche Friedhofspflege, Feuer-wehr bietet auch Schachspielen an etc.). Die evangeli-sche Kirchengemeinde ist sehr aktiv mit einem Besuchs-dienst für Senioren und einer guten kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit.

Wirtschaftliche InitiativenFür einen kleinen Ort ist der Tourismus durch „Kloppers Brauhaus“ mit einem ungewöhnlichen „Magneten“ versehen (z. B. Standesamt im Weinkeller). Ein als Familienbetrieb organisierter, ungewöhnlich vielseitig sortierter Klein-Supermarkt und die wieder eröffnete Tankstelle mit Shop und Getränkemarkt bieten eine sehr gute Grundversorgung. Der Premiumwanderweg ermöglicht es, andere Touristengruppen anzusprechen. Leerstand wird positiverweise – teilweise – in preiswerte Mietwohnungen umgebaut. Es gibt 8 Leerstände vor Ort. Einzelne Unternehmen wie Gas- und Wasserinstal-lation sind bereits lange ansässig und bilden auch aus. Es gibt ein Sponsoring der Unternehmen. Insgesamt wird mit geschickten Netzwerken und ausgeprägter Findigkeit nach pragmatischen Lösungen gesucht, um Leerstände gezielt umzunutzen und möglichst vorteil-hafte Resultate für die Beteiligten und den Ort zu schaffen.

Jugend im DorfMit einer gut ausgestatteten Grundschule, in der altersübergreifend unterrichtet, flexibel eingeschult wird und bei der ein Förderverein auch eine Nachmittagsbe-treuung organisiert, sowie einer KiTa, einem Jugend-raum mit sehr aktiver, eigeninitiativer Jugendgruppe (als e.V. organisiert!) hat Ulfen, gemessen an der Orts-größe, sehr günstige Voraussetzungen für Familien mit Kindern. Ein Privatbetrieb bietet pädagogisches Reiten für Kinder an. Die Vereine machen ebenfalls zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche.Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist sehr gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen einen sehr gut ausgestatteten Jugend-raum. Dieser ist selbstverwaltet (mit gewählten Jugend-vertretern) und den Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitge-

stellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Ju-gendarbeit der Musikkapelle. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichUlfen ist ein Ort, der durch seine reizvolle Einbettung in die Landschaft und die den Ort überragende Kirche mit Fachwerkturm sehr malerisch wirkt. Das Kirchenumfeld mit Kirchhof und alter Schule ist wohlerhalten und von romantischer Wirkung. Die Kombination von Schule, DGH und Turnhalle am Ortsrand ist funktionell, gestalterisch noch ausbaufä-hig. Ein ehemaliges landwirtschaftliches Gebäude wurde mit geringen, angemessenen Mitteln zu einem gut funktionierenden Jugendraum umgestaltet. Der außerhalb des Ortes angelegte Brunnenplatz des Leibborns ist ein attraktiver Ruhepunkt in der Land-schaft; historische Bauteile wurden hier in gelungener Weise wiederverwendet. Durch einen Verzicht auf belehrende Beschilderung wäre hier die landschaftli-che Wirkung noch ungestörter.

Privater BereichEtliche Häuser sind denkmalgerecht wiederhergestellt und ergeben schöne Partien im Ortsbild. Einen beson-deren Höhepunkt bildet die in Privatinitiative detailge-treu instandgehaltene und museal zugängliche alte Schule unterhalb der Kirche. Der Gasthof „Altes Brau-haus“ ist eine Attraktion in der Region. Der ortsansässige Sanitärbetrieb nutzt sinnvoll ein historisches Wirt-schaftsgebäude.

GesamtanlageIm Verlauf des „Alten Weißt“ erstreckt sich die Gesamt-anlage des Ortes Ulfen. Im nördlichen Bereich konzen-triert sich die Bebauung um den erhöht liegenden Johannesberg mit der alten Wehrkirche, am Fuß des Hügels befindet sich der Dorfanger. Im südöstlichen Teil der Gesamtanlage wurde die historische Bebauung der Hauptstraße und Im Kreuzchen umgrenzt. Besonders markant sind die Gebäude Flutweg 1, Im Kreuzchen 1 und Hauptstraße 18, die städtebauliche Blickpunkte setzen. Typisch sind die mächtigen Sockel der Wohn-häuser mit hochgelegten Kellern, die Schutz vor auftre-tendem Hochwasser bieten sollen.

Grüngestaltung und Grünentwicklung

Ulfen ist ein kleiner Ort, der auch im Grünbereich einige Überraschungen zu bieten hat. Ein Kleinod mit sicher-lich großer ökologischer Bedeutung für die innerörtli-che Biodiversität ist der Renda-Talgraben, ein relativ trockenes Bachbett, welches sich durch den gesamten Ort schlängelt und schließlich in der Ulfe mündet. An den Stellen, an denen auf eine intensive Pflege verzichtet wird, kann er seine Habitatfunktion beson-ders gut erfüllen.Würdevoll gepflegt erscheint hingegen der Vorplatz der Kirche. Das Arrangement aus bepflanzten Natursteinen und akkurat gepflegten Hecken schafft ein ehrwürdiges

Umfeld für die vorhandenen Gedenk- und historischen Grabsteine. Der hinter der Kirche liegende Friedhof wird durch verschiedene Hecken und Gehölze geglie-dert. Dies fördert das Gefühl von Privatsphäre und

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offeriert Rückzugsmöglichkeiten während der Andacht. Besonders positiv aufgefallen ist auch der mit einer Buchenhecke eingegrünte Spielplatz. Auf dem Gelände

befinden sich pompöse Linden, die im Sommer für eine angenehme Beschattung sorgen. Die Linde taucht im Ortsbild immer wieder auf. Ent-lang der Ortsumgehung der Bundesstraße 400 ist eine Linden-Allee gepflanzt. Der zentral in der Dorfmitte gelegene Lindenplatz ist ein zentraler Ort für Festlich-keiten, Erholung und Begegnung.In einigen Straßenzügen grenzen die Häuser direkt an den Straßenraum. Hierdurch besteht nur wenig Hand-lungsspielraum für dessen Aufwertung z. B. durch entsprechend gestaltete Vorgärten. Ein sehr positives Beispiel ist die alte Schule. Auf wenig Raum entstand hier durch Fassadenbegrünung und Bauelemente aus Natursteinen ein authentisches, harmonisches und geschmackvolles Gesamtbild. Das Gebäude ist aller-dings nicht nur gestalterisch gelungen, sondern fördert, durch mehrere Nistkästen, gleichzeitig die Ansiedlung von Vögeln im Ortskern.Als Grundstücksbegrenzung finden sich zum Teil noch traditionelle Staketenzäune und Natursteinmauern. Da sich die Privatgärten wohl vor allem hinter den Häusern befinden und nicht von der Straße einsehbar sind, können diese leider nicht weiter bewertet werden.

Dorf in der Landschaft

Ulfen liegt in einem außergewöhnlich schönen Tal, welches vornehmlich durch die sehr naturbelassen gestaltete, westlich am Dorf entlang fließende Ulfe geprägt wird.Trotz der Mittelgebirgslage wird im Umland reger Ackerbau betrieben, was wohl auch auf die im Ort noch vorhandene Vollerwerbslandwirtschaft zurückzu-führen ist. Des Weiteren gibt es einen Reitverein, sodass auch die Grünlandflächen intensiv genutzt werden. Oberhalb des Dorfes wurde eine Quelle, der Leibborn, renaturiert und als Aussichtpunkt hergerichtet. Für die Einfassung der Quelle sind Natursteine verwendet worden. Hier wurden auch einige Hochstämme ge-pflanzt, wobei regionaltypische alte Apfelsorten zum Einsatz kamen. Die Bäume sind entsprechend beschil-dert. Zudem wurde ein Feuchtbiotop angelegt und als Erinnerung an die Legende des Leibborns als „Ort an dem die Kinder auf den Storch warten“, der sie zu ihren Müttern bringt, eine Storchenfigur aufgestellt.

Allgemeine Entwicklung

Zusammenarbeit zwischen Kommune - Ortsbeirat - BewohnerDie demografische Entwicklung macht sich im Ort deutlich bemerkbar. Die Bevölkerung hat sich seit 2000 um 16,4 % verringert. 6-7 Wohnhäuser stehen leer. Ein Neubaugebiet ist ausgewiesen, soll jedoch aufgrund der aktuellen Situation nicht umgesetzt werden. Anstrengungen zur Wiederbelebung bzw. Umnutzung von Gebäuden sind vorhanden. Es gibt ein Leerstands-kataster. Willingshausen hat sich, ausgehend von einer Malerkolonie, die im vorigen Jahrhundert im Ort gelebt und gearbeitet hat, als „Künstlerdorf“ etabliert. Willingshausen zählt zu den ältesten Malerkolonien Europas. Damit verbunden ist eine Ausrichtung auf touristisch-kulturelle Angebote. Es gibt mehrere Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten (Restau-rants, Pensionen, Cafés). Ein Museum, eine Malschule und ein Künstlerstipendium bilden den Kern des künstlerischen Angebotes. Willingshausen gehört zur LEADER-Region Schwalm-Aue. Im Jahr 2005 wurde eine Kunst- und Ausstellungshalle gebaut. Sie ent-stand im Rahmen der LEADER-Förderperiode 2007 – 2013. Hier finden bemerkenswerte Kunstausstellun-

gen statt, das Museum nennt ein umfangreiches Repertoire an Gemälden namhafter Künstler sein eigen.

Kommunale GesamtentwicklungDie Gesamtkommune nimmt am Programm Stadtum-bau West teil. Ein Mehrgenerationenspielplatz in der Ortsmitte ist geplant. In Kürze soll die Unterbringung von Flüchtlingen im ehemaligen Pfarrhaus erfolgen. Es gibt ein BHKW und eine Wasserkraftanlage. Mit der Realisierung von Photovoltaik-Anlagen werden 48% des Strom-Eigenverbrauchs gedeckt. Die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik ist geplant. Im Ort wird eine Grundschule der Großgemeinde Willingshau-sen neu gebaut. Weiterführende Schulen gibt es in den Nachbarorten Willingshausen-Steina und Schwalm-stadt-Treysa.

Soziale, kulturelle und wirtschaftliche AusstattungDie Infrastruktur im Ort ist noch zufriedenstellend, es gibt einen Lebensmittelmarkt mit Metzgerei, einige Einzelhandels- und eine ganze Reihe an Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben. Zu erwähnen sind zwei Hofläden sowie ein Töpferbetrieb, hier wird auch Schmuck hergestellt. Insgesamt gibt es im Ort 57

WILLINGSHAUSENTeilnahmeort: WilllingshausenGemeinde/Stadt: WillingshausenLandkreis: Schwalm-EderEinwohner: 742

Gemarkung: 1.251 haLage: Der Ort Willingshausen liegt im Süden der Schwalm am gleich-namigen Fluss und seinen rechten Nebenflüssen Antreff und Leim-bach. Der Rathaussitz befindet sich in Wasenberg, welches zwischen dem Ort Willingshausen und Treysa liegt. Willingshausen grenzt im Norden an die Stadt Schwalm-stadt, im Nordosten an die Ge-meinde Frielendorf, im Osten an die Stadt Neukirchen und die Gemeinde Schrecksbach (alle im Schwalm-Eder-Kreis), im Süden an die Stadt Alsfeld und die Gemein-

de Antrifttal (beide im Vogelsbergkreis), sowie im Westen an die Stadt Neustadt (Landkreis Marburg-Biedenkopf).Bis 18 Jahre: 106 *)

18 - 60 Jahre: 498 *)Über 60 Jahre: 226 *)*) inkl. der Zweitwohnsitze.Homepage: www.willingshausen.de und www.malerkolonie.de/Mitglied der LEADER-Region Schwalm-AueGruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung)

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Arbeitsplätze. Es existieren drei Vollerwerbslandwirte, davon ein Biolandbetrieb mit Direktvermarktung. Im Ort sind 15 Vereine tätig. Als besonders identitätsstiftend sei an dieser Stelle die Schwälmer Trachtengruppe erwähnt.

Leitbild – Dörfliche IdentitätEin ausgeprägtes Wir-Gefühl ist vorhanden und stützt sich auf die Themen Schwälmer Tracht und Brauchtum sowie das Image als Künstlerkolonie/Malerdorf. Der Ort ist anlässlich der Dorfbereisung breit aufgestellt.Der Ort braucht dringend eine Strategie gegen den Leerstand. Die weitere Abwanderung junger Leute zeichnet sich ab. Eine Leerstandserfassung liegt im Rah-men des Stadtumbau-Prozesses vor. Das Kataster „zu-

künftige Bau- und Wohnmöglichkeiten“ wurde begon-nen. Ein kostenfreies Angebot zur Vermarktung wärez. B. die Plattform KIP.

Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten

Die Bevölkerung ist in den letzten Jahren sehr stark ge-schrumpft sowie tendenziell überaltert. Deshalb ist un-bedingt eine umfassende Demografiestrategie notwen-dig – nicht nur in Bezug auf Hochbetagte. Nachbarschaftshilfe wird absehbar in Zukunft nicht mehr wie bisher funktionieren – deshalb sind institutio-nalisierte Hilfesysteme nötig. Trotz der deutlichen de-mografischer Problemlage wirkt der Ort vital. Potentiale werden genutzt, es gibt eine Grundversorgung und der Ort wirkt in Bewegung. Der Ort hat vom Programm „Stadtumbau West“ bereits profitiert. Die Profilbildung als „Künstlerdorf“ bzw. „das Malerdorf“ ist sehr gut gelungen, da das Alleinstellungsmerkmal und Besonde-re des Ortes damit positiv herausgestellt wird.

Kulturelle VielfaltDas Brauchtum scheint überdurchschnittlich gepflegt zu werden, was sicher auch mit dem Alleinstellungsmerk-mal als „Künstlerdorf“ zu tun hat, worüber der evange-lisch geprägte Ort einen wichtigen Teil seiner Identität herstellt. Die Besonderheit der lebendigen Trachtentra-dition sowie die Mundart werden positiv hervorgeho-ben.Das Vereinsleben ist eher überdurchschnittlich für ei-nen Ort dieser Größenordnung. Einen Vereinsring gibt es nicht, jedoch koordiniert der Ortsbeirat viele Ko-operationen.Der geschichtliche Umgang ist sehr ausgeprägt, im Hin-blick auf eine existierende jüdische Geschichte wurden Versuche der Bearbeitung unternommen, es waren aber auch deutliche Widerstände spürbar.Positiv ist, dass ein Kulturtransfer in die Bevölkerung stattfindet. Bereits Kinder werden an Kunst herange-führt. Die Bürgerschaft beteiligt sich aktiv zum Beispiel mit dem Kauf eines wertvollen Bildes für die Galerie.Rund um den künstlerischen Nachlass gibt es Stipendi-en für Nachwuchskünstler mit Ausstellungen und Work-shops, hier wird z. T. auch sehr gut generationsübergrei-fend gearbeitet (Sehr gut: die ganz besondere Veranstaltungsreihe „Bilderschwatz“. Hierbei wird je-weils ein Bildmotiv zusammen mit jeweils einem Verein oder einer Gruppe erläutert und besprochen). Durch das Künstlerstipendium bleibt die Malerei ein lebendi-ger und nicht bloß musealer Teil des Ortes. Hier könn-ten die bereits vorhandenen, hervorragenden Modelle auch noch weiter entwickelt werden, z. B. in dem sich Künstler anderer Disziplinen (Musik, Theater etc.) mit

dem künstlerischen Erbe des Ortes befassten.Ebenfalls sehr positiv zu vermerken ist das Kirchenkino im Winterhalbjahr (es werden ausgewählte, tendenziell künstlerisch hochwertige Filme gezeigt), die Jungblä-serarbeit etc.

Soziales GefügeEs gibt vielfältige soziale Aktivitäten, wie die DRK-Senio-renhelfer etc. Die Konzeption des Generationenplatzes (Kombi Spielplatz und kleine Freilichtbühne) wirkt origi-nell, ist aber derzeit noch in der Planung bzw. begin-nender Umsetzung. Das alte Pfarrhaus wird für eine ge-meinschaftliche Nutzung mit diversen Vereinen umgebaut – ein konstruktiver Beitrag zur gemeinsamen Gebäudeunterhaltung und -renovierung.

Wirtschaftliche InitiativenMalschule, Künstlercafé und -gasthaus, Kunsthalle, Kunsthandwerk, Trachten, Dorfladen und Schloß sind wichtige Elemente, die auch touristisch genutzt werden. Es gibt traditionelle Betriebe wie orthopädische Schuh-macher mit Ausbildungsmöglichkeiten, aber auch neue Betriebsgründungen wie den Biolandbaubetrieb.Schnelles Internet ist vorhanden. Es gibt im touristi-schen Bereich eine überregionale Vernetzung (Märchen-straße etc.). Die Grundversorgung in Willingshausen ist durch einige Geschäfte, eine Apotheke etc. recht gut.

Jugend im DorfEs werden gegen geringe Gebühren eigene Ferienspie-le in Kooperation mit diversen Vereinen (Angelverein, Jugendrotkreuz, etc.) organisiert. Diese werden auch gut angenommen. Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendli-

chen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist vorhanden. Es gibt einen Kirchenjugendraum, der nicht selbstverwaltet und eigenverantwortlich organi-siert ist. Eine offene JA mit einem Jugendpflege findet nicht statt. Seit über 20 Jahren wird den Jugendlichen ein Raum zur Verfügung überlassen, der selbst herge-richtet ist. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist ggf. möglich. In Vereinen wer-den Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzu-heben ist hier die Arbeit der Feuerwehr, des DRK, der Burschenschaft und des Volkstanzvereins. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist erkenn-bar.

Baugestaltung und -entwicklung

Öffentlicher BereichWillingshausen hat als „Malerdorf“ Mut zu seiner Identi-tät, die sich vor allem in dem selbstbewussten Neubau der Kunsthalle im Ortszentrum darstellt. Auch das zuge-hörige, liebevoll eingerichtete Museum „Reuterhaus“, ehemals Schule, ist ein Anziehungspunkt. Alles dreht sich hier um die Kunst und bildet ein Alleinstellungs-

merkmal des Dorfes. Die Kirche mit Kirchhof ist gut er-halten, das Pfarrhaus wurde denkmalgerecht saniert. Die „Baumlaube“ ist ein origineller Beitrag.

Privater BereichEinige historische Bauten wurden denkmalgerecht sa-niert und bereichern das Ortsbild. Das Projekt der Mühlenhof-Umnutzung als Wohnung und Laden ist in hohem Maße anerkennenswert, eben-

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so der benachbarte Töpfereibetrieb und die Etablie-rung der „Gürre Stubb“,Café, Kunst & Mehr, in der Scheune einer Hofreite.Das Gerhardt von Reutern-Haus ist um 1920 als neues Gasthaus und Übernachtungsmöglichkeit für die Maler gebaut worden. Die zwischenzeitliche Nutzung erfolgte durch die Schwertzellsche Verwaltung. Im Jahr 1988 wurde das Haus von der Gemeinde erworben und wird seitdem als Haus für die Vereine genutzt und Gerhardt- von-Reutern-Haus genannt. Das in der Dorfmitte stehende „Hirtenhaus“ verdankt seinen heutigen Zustand den langjährigen Bemühun-gen der Familie Becker. Es wurde fachgerecht saniert und in seiner ursprünglichen Form bis heute erhalten. Es dient Stipendiaten als Unterkunft während ihrer Zeit in Willingshausen.

Grüngestaltung und Grünentwicklung

Im öffentlichen Bereich ist besonders das Umfeld des Gerhardt-von-Reutern-Hauses und der gegenüberlie-gende gleichnamige Platz sehr schön gestaltet. Prä-gend sind vor allem die gut entwickelten Kastanien. Das Areal wird gestalterisch passend durch Natursteine ergänzt, die funktional als Mauern, Torpfosten und zum Teil als Pflaster verwendet werden, sich aber auch als dekorative Elemente (Säulen) wiederfinden. Im weiteren Ortsbild spielt die Linde eine große Rolle. Hervorzuhe-ben sind hier die vielen Neupflanzungen, die sowohl auf öffentlichem, aber auch auf privatem Gelände durchge-führt wurden. Häufig werden Grünflächen, wie am Hans-von-Volk-mann-Platz, mit einladenden Ruhebänken kombiniert. In einigen Grünanlagen sind ansprechende Kunstobjek-te eingebunden. Dies fördert die dörfliche Identität und die Authentizität von Willingshausen als Künstlerdorf. Neben dem gestalterischen Aspekt und der gewachse-nen Kunst-Tradition des Dorfes wird auch das, die gesamte Region („Rotkäppchenland“), verbindende Thema: Märchen, transportiert (z. B. die Skulptur zum Märchen „Der süßen Brei“ auf dem Pfarrhausgelände).Vielfältig und lebendig gestaltet sind auch die privaten Grünbereiche. Die Palette reicht von traditionellen Bauerngärten über weitläufige Naturgärten (z. B. hinter der Töpferei) bis hin zum blütenreichen Schlosspark. Die traditionellen Bauerngärten dienen der Obst- bzw. Gemüseproduktion und werten gleichzeitig das Orts-bild durch buntblühende Blumen und Stauden auf. In den Vor- und Nutzgärten finden sich standortgemäße und gut gepflegte Anpflanzungen (Haus- und Hofbäu-me, Obstgehölze, Sträucher, Stauden). Teilweise vor-handene Fassadenbegrünungen harmonisieren zudem das Erscheinungsbild des Straßenraums.

Dorf in der Landschaft

Willingshausen ist vorwiegend von landwirtschaftlichen Flächen eingerahmt. Im Süden ist der Bach „Antreff“ prägend für das Landschaftsbild. Die naturbelassene Uferbegrünung besteht aus standorttypischen Gehöl-zen. Die Entwicklung einer naturnahen Vegetation wird auch durch die Ansiedlung standorttypischer Wasser-pflanzen gefördert. Ehemals mit Fichten aufgeforstete Flächen wurden zu Grünland rückumgewandelt. Ein Teil der vorhandenen Grünlandfläche wird mit alten Nutztierassen extensiv beweidet. Vom direktvermarktenden Biobetrieb „Dorf-mühle“ werden etwa 20 Mutterkühe der Rasse Rotes Höhenvieh und 30 Mutterschafe der Rasse Coburger Fuchs gehalten. Des Weiteren pflegt der Betrieb einige Kopfweiden und hat einheimische Gehölze als Schat-tenbäume auf seinen Weiden angepflanzt. In der Gemarkung Willingshausen befindet sich eine Stiel-Eiche, die als Naturdenkmal geschützt ist, die Zufahrtsstraßen sind mit Linden- und Ahornbäumen bepflanzt und es wurden zusätzliche Streuobstbestände angelegt. Des Weiteren haben die Dorfbewohner Samen an Weg- und Straßenrändern verstreut. Dies fördert die ökologische Vielfalt im und die Ästhetik des Straßenraums. Weiterhin positiv aufgefallen ist der gut ausgebaute und idyllisch begrünte Radweg, der auch von Kindern als täglicher Schulweg genutzt wird.

SIEGEREHRUNG ZUM 35. LANDESWETTBEWERB11. Oktober 2014 in Melsungen

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Grußworte Markus Boucsein, Bürgermeister von Melsungen

Sehr geehrte Frau Schwarze, sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie herzlich in Melsungen, und es ist mir eine Freude und Ehre, Ausrichter der „Ehrung der Teil-nehmer des 35. Landesentscheides Unser Dorf hat Zu-kunft 2015“ sein zu dürfen. Und das an einem Tag, an dem sich Melsungen in ei-nem besonderen Licht präsentiert: dem 11. Spezialitä-tenfestival „Nordhessen geschmackvoll“. Ich hoffe, Sie haben anschließend noch Gelegenheit, sich mit Gau-menfreuden einzudecken.

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich auf dem Zugwa-gen eines Traktors in Dagobertshausen gesessen habe, um als freier Journalist mit dem damaligen Bürgermei-ster Kurt Stöhr und einer Bewertungsdelegation im Rah-men des damaligen Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“ einen Bericht zu schreiben. Das muss um 1985 gewesen sein und war mein erstes Erlebnis in diesem Themenzusammenhang. Wie so ein Bewer-tungstag vonstatten geht, wird Ihnen wohl Frau Schwar-ze nachher noch darstellen.

„Unser Dorf hat Zukunft“ schafft vor allem Anreize, rückt unsere ländlichen Stadtteile in den Fokus der Öffentlich-keit und macht den Menschen vor Ort Mut, sich über bürgerschaftliches Engagement mit vielen Ideen und Kreativität an der äußeren Gestaltung des eigenen Le-bensraums zu beteiligen. Und es hat in der heutigen Zeit auch nichts mit Nostal-gie zu tun, wenn sich der ländliche Raum im besten Licht darstellt und die lebenswerten Aspekte des Land-lebens nach vorne trägt. Auch wenn die demografische Entwicklung vor allem im Dorfleben häufig zuerst zu spüren ist, gibt es gute Gründe, den „Lebensraum Dorf“ als für viele doch bessere Alternative zum Stadtle-ben zu präsentieren und zu fördern. „Landlust“ ist ein neuer Trend, den wir durch Infrastrukturmaßnahmen und gute Angebote aufgreifen müssen.

Nun musste ich mit Bedauern feststellen, dass es die Dörfer Melsungens nicht bis aufs Siegertreppchen des Landesentscheids geschafft haben. Macht aber nichts, denn erstens können nur die Besten gewinnen und zwei-tens spornt es an, beim nächsten Mal besser zu sein.

Ich freue mich, dass Sie hier sind, gratuliere jetzt schon mal allen Siegern und wünsche Ihnen viel Spaß während der Veranstaltung und hier in Melsungen.

Ländliche Räume gelten häufig als rückständig. Das Gegenteil ist der Fall. In vielen Dörfern wird aufgrund der starken Veränderungsdynamik nach zukunftsfähigen Lösungsansätzen gesucht und erfolgreich experimen-tiert. Mit Herz, Hand und Verstand.

„Die Bäume wachsen nicht in den Himmel“.

Erfahrungen der Grenzen des Wachstums sowie von Verlusten müssen nicht zwangsläufig in die Resignation führen.

Viele Dörfer haben alte Denkblockaden überwunden, sind neue unkomplizierte Bündnisse eingegangen, haben Eigeninitiative entwickelt.

Ein Bewusstseinswandel – weg von der Defizitorientie-rung – hin zum Erkennen eigener ländlicher Potentiale – findet statt.

Bei unserer Reise als Landesjury konnten wir das in allen Dörfern erleben.  Das hat motiviert und begeistert. So eine auf- und anregende Reise ist in keinem Reisebüro zu buchen. Wir konnten erfahren, wie Ideen mit Leben gefüllt werden, wie im Kleinen Neues entsteht. Woan-ders wird über mehr Nachhaltigkeit und die große gesellschaftliche Transformation disputiert. In Ihren Dörfern wird bereits tatkräftig experimentiert. Sie sind Mutmacher. Dabei geht es nicht um Landidylle - son-dern um nüchternen Realismus.

Landespolitik gefordert

Gefordert ist jedoch auch die Landespolitik! Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung Hessens lebt auf dem Land. Bei vielen Landbewohnern überwiegt das Gefühl, trotzdem von der Landesregierung nicht ausreichend ernst genommen zu werden. Es gibt zahlreiche – über-flüssige - Hindernisse, die der Verwirklichung experi-mentieller Ansätze entgegenstehen. Sei es politisch, administrativ oder finanziell. Zum Beispiel sind viele technische Standards auf städtische Infrastruktur ausgerichtet. Ländliche Räume benötigen echte Handlungs- und Gestaltungsspielräume, um ihre

endogenen Potentiale überhaupt entwickeln zu können. Die verbliebenen Zeitfenster werden enger, in denen negative Abwärtsspiralen vielerorts verhindert werden können. Ich bin überzeugt, dass auf dem Land Experi-mentieren mit Verantwortungsübernahme sehr gut zu vereinbaren ist.Zudem wird ein tatsächlich integrierter Ansatz des Politikfeldes „Ländlicher Raum“ sowohl auf der Landes- als auch auf den nachgeordneten politischen Ebenen benötigt. Zur Zeit führen sektorales Denken, Doppelzu-ständigkeiten oder Rivalitäten zu starken Blockaden. Grundprinzipien der Regionalentwicklung sind „Gleich-wertigkeit der Lebensverhältnisse“, „Subsidiarität“ und „Konnexität“. Diese Prinzipien werden jedoch auf der Ebene der Kommunen teilweise ausgehebelt. Trotz der Reform des Kommunalen Finanzausgleiches in Hessen ist leider damit zu rechnen, dass auch in Zukunft eine stetige Unterfinanzierung selbst der Pflichtaufgaben stattfinden wird. Verantwortende Politik und Landbe-wohner sollten in engeren Dialog treten. Wichtig dabei: städtische und ländliche Räume gehören funktional zusammen. Stadt geht nicht ohne Land – und umgekehrt. Der Gedanke großräumiger Verantwor-tungs- und Solidargemeinschaften sollte deshalb erhalten bleiben.

Kommunale Selbstverwaltung: zwischen Bürgernähe, Handlungs-autonomie und Sachzwängen

Die Kommunen sind die politische Ebene, welche am engsten mit den Fragen und Nöten der Bürger konfron-tiert wird. In den von uns besuchten Dörfern gibt es viele Ideen, die kommunale Selbstverwaltung zu stärken und zu verjüngen: Bürgerentscheide, Bürgerlisten, Wahl-Grillparties, kommunale Mitwirkungsmöglichkei-ten für Jugendliche, usw. Die vormals oft patriarchali-schen Perspektiven der Kommunalpolitiker haben sich grundlegend verändert: es gilt heute, Zukunftsheraus-forderungen mit den Menschen zu gestalten und nicht mehr für sie. Durch institutionalisierte Prozesse der Dorfentwicklung, aber auch durch andere Formen der Bürgerbeteiligung wurden vielerorts integrierte Dorfentwicklungsstrategien erarbeitet – selbst in

Dr. Maren Heincke, Agraringenieurin, Referentin für den ländlichen Raum, Mitglied Bewer-tungskommission, Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Mainz

Ländliche Räume als positive Experimentierfelder – ein Praxisbericht

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Kleinstdörfern. Oft gibt es produktive Mischungen aus einzelnen starken Persönlichkeiten mit hoher Fachkom-petenz, die kommunale Prozesse vorantreiben, und einer breiten Partizipation unterschiedlich aktiver Bürger.Mein Dank gilt allen, die an der kommunalen Basis im Ehren- und Hauptamt Verantwortung übernehmen, sich mit langem Atem für die lokalen Belange einsetzen, oft auch unberechtigte Kritik ihrer Mitbürger aushalten müssen und trotzdem nach konstruktiven Kompromis-sen suchen. In Hinblick auf die hessische Kommunalwahl 2016 hoffe ich auf eine hohe Wahlbeteiligung. Als Signal an die po-litischen Mandatsträger, dass sie ein breite demokrati-sche Legitimation und bürgerschaftliche Unterstützung besitzen. Gegen Politikverdrossenheit und destruktive Pauschalkritik. Die kommenden Jahre können z. B. bezüglich der Flüchtlingskrise zu einer Bewährungspro-be der Demokratie werden. Umso wichtiger ist deshalb die kommunale Ebene, auf der es sich oft entscheidet, ob Integration gelingen kann.  

Soziales Engagement

Woanders wird theoretisch über die Etablierung „sorgender Gemeinschaften“ als Zukunftskonzepte für die Bewältigung des demografischen Wandels oder der städtischen Quartiersentwicklung diskutiert. In den besuchten Dörfern konnten wir den guten Zusammen-halt der Dorfgemeinschaften ganz real erleben. Funktio-nierende Nachbarschaftshilfe, Begegnungsmöglichkei-ten von Alt und Jung, Sozialprojekte wie das Programm „Gemeinsam gegen Armut und Einsamkeit“ oder unkompliziert organisierte „Seniorengärten“ überzeu-gen. Gleichwohl hatte ich den Eindruck, dass neben aller sozialen Einbindung genauso persönliche Freiräu-

me und individuelle Nischen gelassen werden. Der türkische Dichter Nâzım Hikmet sagt dazu: „Leben wie ein Baum, einzeln und frei, und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht.“

Lebenswege, Lebensläufe

Heute wird auch nicht mehr einseitig auf Hilfsbedürftig-keit geblickt, sondern Menschen – egal welcher Her-kunft – werden mit ihren vorhandenen Ressourcen und Lebensgeschichten gesehen. Der überschaubare soziale Nahraum und die Entschleunigung der Dörfer können sogar heilend mitwirken. In mehreren Dörfern gibt es therapeutische Einrichtungen der Drogen-, Jugend- oder Familienhilfe. Schön war z. B. auch die ganz klare Aussage eines Dorfes, dass bei ihnen Menschen, die homosexuell sind oder aus dem Ausland stammen, einfach der nette Nachbar von nebenan sind. Auch wenn das in der weiteren Umgebung des Dorfes nicht so gesehen wird. Den vielen Engagierten, die oft ganz still und unbeach-tet Menschenfreundlichkeit täglich leben, gebührt mein hoher Respekt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie selber helfende Hände finden werden, sollten Sie sie je benötigen. Sowie das weiterhin Segen auf Ihrer Arbeit ruht.

Bürgerschaftliches Engagement

Viele Ehrenamtliche unterstützen in den von uns besuchten Dörfern Asylbewerber. Es ist ein Gebot der Humanität, völlig erschöpften Flüchtlingen eine Grund-versorgung zu geben. Die unkomplizierte Offenheit der Dorfbewohner gegenüber kulturell sehr fremden Menschen sowie ihre Einbeziehung in die Dorfgemein-schaften sind jedoch berührend und keineswegs selbstverständlich. Zur Ruhe kommen, in einem sicheren Hafen neue Kraft tanken und vielleicht sogar Wurzeln schlagen können – wertvolle Geschenke für Geflüchtete. Im Moment häufen sich jedoch die berechtigten Sorgen vor Überforderung durch die sehr schnelle Aufnahme sehr vieler Asylbewerber. Die Bundesregierung verlaut-bart, dass die Bewältigung der Flüchtlingskrise die größte Herausforderung seit dem Bestehen der Bun-desrepublik ist. Reale Sorgen müssen auf Seiten der politischen Entscheidungsträger unbedingt ernst genommen werden. Ängste dürfen jedoch nie für menschenfeindliche Stimmungsmache missbraucht werden. Demokraten müssen sich gegen linken und rechten Populismus und Radikalismus gleichermaßen wehren.

Jegliche Form der Gewalt gegen Menschen sowie Brandanschläge auf Gebäude haben in Demokratien keinerlei Platz. Die Würde des Menschen ist unantast-bar. Der Andere ist ein Mensch wie Du.Gleichzeitig sind aus meiner Sicht schnelle vernünftige politische Sachentscheidungen nötig, die sich an den Hilfsbedürftigsten orientieren. Ein besonderer Schutz für Kinder, Frauen und Kranke ist notwendig.  Das im Grundgesetz verankerte Asylrecht für politisch Verfolgte sowie der Schutz von Kriegsflüchtlingen werden bei knappen Ressourcen nur dann dauerhaft zu gewährleisten sein, wenn Armutsmigranten zukünftig keinerlei Aufnahme im Asylsystem mehr finden. Daraus ergeben sich Zielkonflikte: Idealismus versus demokratischen Pragmatismus; individuelle Schicksale versus formalisierte rechtliche Rationalität. Ohne diese Sicherung des Rechtsfriedens wird – nach meiner persönlichen Meinung – ein rabiates Auseinanderdriften der Gesellschaft stattfinden. Die Verbindlichkeit gesell-schaftlicher Werte würde eingebüßt. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind das Wertvollste, das die Bun-desrepublik Deutschland auszeichnet. Das Recht ist ein sehr hohes Gut – es schützt den Schwachen. Ohne Gesetzestreue gilt das Faustrecht des Stärkeren.Ein Drittel der Bevölkerung ist – z. T. äußerst zeitintensiv – ehrenamtlich engagiert. Ehrenamt lebt davon, dass Menschen den Wunsch haben, etwas Sinnvolles und Produktives zusammen mit Gleichgesinnten zu tun. Viele möchten auch etwas von dem Guten, das sie selber in ihrem Leben erfahren durften, weitergeben. Der Staat lebt hier jedoch von Voraussetzungen, die er selber nicht erzwingen kann. Die Bereitschaft, Verant-wortung zu übernehmen und solidarisch zu handeln, entsteht aus der Eigenmotivation der Bürger heraus. Ehrenamt sollte deshalb ganz klar nicht als eingeplanter Lückenbüßer für staatliche Defizite in den Bereichen Bildung, Pflege, Soziales, Kultur etc. dienen.

Seit dem Ende des ehemaligen Ostblocks 1989 erleben wir in Deutschland eine Welle des Neoliberalismus. Der Staat hat sich zunehmend aus sozialpolitischen Pflicht-aufgaben zurückgezogen. Banken- und Griechen-landrettungen werden als „alternativlos“ sowie als „systemrelevant“ durch die Bundesregierung einge-stuft. Bankengewinne werden privatisiert und die Verluste staatlich abgesegnet sozialisiert. Viele sind von der Ära der Dauerkrisen tief frustriert. In Sonntagsreden loben Politiker bürgerschaftliches Engagement. Viele nehmen jedoch die politische Kritik der Zivilgesellschaft nicht ernst und empfinden den Eigensinn der Bürger-schaft als störend. Das sollte sich grundlegend ändern, um demokratische Loyalität auch in Krisensituationen zu erhalten.

Anpassungsstrategien an demografischen Wandel

Der demografische Wandel ist lediglich begrenzt steuerbar und verläuft regional unterschiedlich. Ihre Dörfer sind nicht mehr im Zustand der Verdrängung, sondern haben entsprechende systematische demografi-sche Anpassungsstrategien entwickelt.

Das Miteinander von Jung und Alt wird mit hohem persönliche Engagement und Ideenreichtum gefördert. Mehrgenerationentage, -spielplätze und -häuser gibt es. Für Hochbetagte werden moderne Wohnformen und Nachbarschaftsnetze zur Pflege geschaffen, da absehbar ist, dass die alten Familienbeziehungen nicht mehr überall tragfähig sind. Es gibt tolle Besonderheiten, wie in sich ruhende Alpakas, die in der Krankenpflege eingesetzt werden und sowohl Fahrstuhlfahren als auch Treppensteigen können. Bestehende bzw. sich abzeich-nende Defizite bei der Daseinsvorsorge werden aktiv angegangen durch fahrende Händler oder Bürgerbusse. Andere Orte setzen auf Zuzugsförderung. Und tatsäch-lich: viele „ehemalige Dorfbewohner“ ziehen für die Familienphase in ihre Ursprungsdörfer zurück. Sie wollen ihren Kindern ein schönes Aufwachsen auf dem Land ermöglichen.

Vielerorts existieren bezüglich der Kinder- und Jugendar-beit sehr gute Vernetzungsstrukturen zwischen Kindergar-ten, Schulen, Vereinen, Kirchen, Eltern etc. – z. B. auch zum Ermöglichen attraktiver Ferienspiele. Umgekehrt sind viele Jugendliche und junge Erwachsene bereit, Verantwortung bei der Ausrichtung von Festen oder dem Betreiben offener Jugendräume zu überneh-men. Den Jugendlichen wird etwas zugetraut – sie dürfen auch Fehler machen und eigene Erfahrungen sammeln. Im Gegensatz zu städtischen Wachstumsregionen, deren Entwicklung oft eine klare Nachhaltigkeitsstrate-gie vermissen lässt, haben die von uns besuchten Dörfer sich schon längst mit vernünftigen Konzepten der Innen- vor Außenentwicklung auseinandergesetzt. Es gibt Leerstands- und Baukataster, Leerstandsumnut-zungen und -abrisse, gut kommunizierte Konzepte zum Verzicht auf Neubaugebiete zugunsten der Stärkung des Ortskerns. Selbst noch wachsende Dörfer setzen auf „Wachstum mit Augenmaß“.  

Ökonomischer Weitblick und Solidität zeigt sich auch bei Einzelbauten. Bei der Errichtung der Dorfscheune in Morles fand z. B. vorab eine Folgekostenberechnung statt, auf eine Heizung wurde verzichtet und die enorm hohe bauliche Eigenleistung wurde realistisch vorab eingeplant.

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Was ist Wertvoll? Wo entsteht Neues?

Die Dörfer haben außerdem ein Bewusstsein für das jeweils Wertvolle und Besondere entwickelt. Insbeson-dere die kulturelle Vielfalt der Dörfer ist beeindruckend. Kultur ist für die Identitätsstärkung wichtig und bildet Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft. Das Spektrum ist sehr breit. Hochkultur ist vorhanden, aber ebenso Alltagskultur. Kultur wird nicht einfach passiv konsumiert, sondern auf unterschiedlichsten Niveaus werden Menschen selber zu Kunst-Akteuren. Vielfältige Kostproben dürfen Sie heute hier erleben! Traditionspflege über diverse Feste oder niederschwel-lige Angebote wie Lesenachmittage verbinden Eigen-aktivität mit sozialen Begegnungen. In vielen Dörfern zeigt sich, wie stark Sport immer noch milieuübergreifend verbinden kann. Das Spektrum reicht vom Breiten- bis zum Leistungssport. Unzählige ehrenamtliche Übungsleiter geben ihre Sportbegeiste-rung und Fähigkeiten weiter.

Die Einbettung der Dörfer in die Landschaft sowie die ökologische Aufwertung der Orte ist vielerorts sehr gut gelungen: Beweidungsprojekte, Bereitstellung von Storchennestern oder der naturschutzfachliche Erhalt von Streuobstwiesen werden zudem durchgängig durch umweltpädagogische Initiativen begleitet.Die Grundgedanken des Genossenschaftswesens sind nach wie vor auf dem Land lebendig: Selbsthilfe – Selbstverantwortung – Selbstverwaltung. 

Neben traditionellen Formen wie Einkaufsgemeinschaf-ten oder Maschinenringen von Landwirten gibt es Energiegenossenschaften oder den innovativen Firmen-verbund „Werkhof 07“ in Kirchhain-Großseelheim, der sich an ökologischem Bauen und nachhaltigem Wirt-schaften ausrichtet. Teilen statt Besitzen ist in: offene Bücherschränke, Mehrfachnutzung von Räumen durch unterschiedliche Organisationen, Leih-Gärten, Tauschbörsen für Dienst-leistungen oder die Öffnung einer Schulmensa für die Öffentlichkeit sind einige Beispiele. In der Stadt wird das „Sharing Economy“ genannt. Sie praktizieren das einfach, ohne dafür den Begriff kennen zu müssen.

Regionale Vernetzung

Viele Dörfer haben zudem wichtige Lern- und Reifepro-zesse bezüglich gesamtkommunalen Denken, interkom-munaler Kooperation sowie der Arbeit in Regionalbezü-ge durchlaufen. Wo früher oft starkes einzelörtliches Konkurrenzdenken vorherrschte ist jetzt ein Bewusstsein

dafür entstanden, dass nicht alles im eigenen Ort vorgehalten werden muss. Das ist sicherlich noch ausbaufähig und der Eine oder Andere wird die belieb-te traditionelle Kirmeskeilerei mit dem Nachbardorf vermissen.  

Die regionale Einbindung z. B. über touristische über-örtliche Infrastruktur wie Rad- und Wanderwege bietet konstruktive Lernfelder für interkommunale Zusammen-arbeit. An einigen Orten scheint erst in den letzten Jahren ein verstärktes Bewusstsein für die eigenen landschaftlichen Schönheiten erwacht zu sein. Alleinstellungsmerkmale wie Kulturlandschaften, Ruhe, Entschleunigung etc. sollten nicht durch Übertreibun-gen zerstört werden. Die Erschließung neuer Zielgrup-pen durch barrierefreien Tourismus ist zukunftsweisend. Das Spektrum der Wirtschaftsakteure und -strukturen auf dem Land ist ebenfalls beeindruckend vielfältig. Es gibt technologische Weltmarktführer wie das Con-tiTech-Werk in Oberweser-Oedelsheim oder das Fresenius-Entwicklungszentrum in Bad Hersfeld-Asbach.  Eine Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen erhalten Arbeitsplätze und übernehmen soziale Mitver-antwortung für die Dörfer, indem sie Ausbildungsplätze anbieten.  

Einige Betriebe z. B. aus den Sektoren Handwerk, Gastronomie, Tourismus und Landwirtschaft stärken bewusst regionale Wirtschaftskreisläufe. Sie besetzen ökonomische Nischen, nutzen regionale Materialien. Der Grundgedanke des ländlichen Unternehmertums zeigt sich ebenso bei Kleinstunternehmen wie direktver-marktende Imker. Viele Unternehmen sind offensichtlich mit dem Standort ländlicher Raum zufrieden und profitieren von einer Kultur der „kurzen Wege“. Es gibt eine hohe Bereitschaft zum lokalen Sponsoring. Die Politik ist jedoch in der Pflicht, z. B. durch den Ausbau des schnellen Internets langfristig die Strukturvorausset-zungen dafür zu erhalten.

Abschließend kann ich im Namen der Landesjury bloß sagen: Ihre Dörfer haben Zukunft!

Herzlichen Dank, dass wir bei Ihnen zu Besuch sein durften!

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Dr. Tappeser, liebe Gäste,

gerne möchte ich mich mit Ihnen noch einmal gemeinsam auf den Weg machen auf unsere sechstägigen Reise, in ein Land, das eine Fülle unserer Sinne angesprochen hat.

Gerne möchte ich Ihnen von den vielen Impressionen erzählen, von dem herrlichen Ohrenschmaus bei An-kunft in den Dörfern, den musikalischen und kulturellen Verzauberungen und Ihrem herzlichen Empfang, der zwar mit Anspannung und Unruhe begleitet war, aber auch nach und nach mit einer guten Portion Gelassen-heit vollendet wurde. Nicht zuletzt durften wir Ihre kuli-narischen Köstlichkeiten genießen, die wir uns gerne abends im Hotel zurückgewünscht haben.

Trotzdem sind Sie mit Herzblut vorangeschritten und haben sich nicht beirren lassen.

Gesehen haben wir vieles! Von den Beispielen des Ta-tendrangs, der in hessischen Dörfern steckt, möchte ich Ihnen berichten. Für Ihre Darstellungen, Herzlichkeit und Gastfreundschaft bedanke ich mich im Namen aller Kommissionsmitglieder noch einmal ausdrücklich!

Beeindruckt haben uns die Ranseler, deren unaufgereg-te Offenheit und Gemeinschaftsgefühl jederzeit spürbar war. Durch den Publikumsmagnet Motorsport setzen Sie ein überregionales Zeichen, denn Ihre Vereine haben für diesen Kraftakt gelernt zu kooperieren. Die überaus zahl-reiche Teilnahme aller Bewohner und Vereine am Rund-gang bleiben mir noch lange in lebendiger Erinnerung.

In Dickschied lebt ein Dorf das „Wir-Gefühl“, das wir uns in 20 Jahren der Zuwanderung in vielen hessischen Orten wünschen, denn zu Ihnen kamen schon vor langer Zeit Zuzügler ins Dorf. Man spürt wie gut Sie fremde Men-schen integrieren und wie Sie das „WIR“ stärken. Wenn ein Dorf Selbstbewusstsein besitzt, dann ist es Dickschied.

Wir waren in Dietkirchen: Das Dorf an der Lahn, wo sich die vielen Vereine zu einem Vereinsring zusam-mengeschlossen haben, miteinander teilen und vonei-nander lernen. Die Vereine und Gruppen zeigten uns eindrucksvoll, dass es nicht auf die Anzahl der Vereine ankommt, sondern auf das, was man daraus macht.

Die Drommershäuser: Wo die Freiwilligen mitmachen und mitbestimmen. Selbstlos, engagiert, fröhlich. Die-ses Dorf lebt durch seine Menschen jeder Generation, durch deren unermüdlichen Einsatz. Es war außerge-wöhnlich, wie vorbildlich die Jugendlichen auf gleicher Augenhöhe in den Ort integriert sind und selbstbe-stimmt mitreden. Dieses beispielhafte Miteinander hat den diesjährigen Sonderpreis verdient.

Wir waren in Niederwalgern: Wo ein ganzes Dorf in Aktion ist und ein Feuerwerk der Leidenschaft ab-brennt. Ein Dorf, das am Tag unseres Besuches eine riesengroße Bühne der freiwilligen „Heinzelmännchen“ war und wo es selbstverständlich ist, dass Projekte mit Sponsoring umgesetzt werden und dass Blumenwiesen sinnvoller sind als englischer Rasen. Neben einer gro-ßen grünen Angebotspalette begegneten uns in einer fantastischen Naturzone - Wasserbüffel.

Einblicke und Eindrücke Landesbereisung 2015Hiltrud Schwarze, Regierungspräsidium Kassel

Sie haben uns eingeladen zu Ihnen. Zu dem, was Sie, Ihr Dorf und Ihre Arbeitsgemeinschaften mit den Bewohnern und auch mit Ihrer Gemeinde oder Stadt in den vergange-nen Jahren und Monaten aufgebaut und organisiert haben. Ihnen ging es darum, Ihre Überlegungen und Aktivitäten im Zeitraffer zu präsentieren und Ihre Visionen und Ziele für die Zukunft Ihres Lebensmittelpunktes mit Stolz zu zeigen.

Wir haben auf unserer Hessenreise vom Süden bis in den Norden Menschen getroffen, die vor Tatendrang und Ideen sprühten, ohne bei ihrer ganzen Euphorie zu vergessen, dass jede Anstrengung mit Arbeit verbun-den ist. Ohne zu vergessen, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden und Kritik zu ernten.

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Großseelheim lebt von und mit seinen vielen kreativen Menschen, die unkompliziert Wissen und Ideen in den Ort transportieren. All das wird sichtbar in großartigen Erlebnissen und Projekten wie der über alle Grenzen bekannte und beliebte Adventsmarkt, die Kreativ-schmiede Werkhof und am beispielhaften Luthergärt-chen, wo die Kinder lernen, dass heimische und histori-sche Kräuter nicht aus der Tüte auf den Tisch kommen.

Im Malerdorf Willingshausen verführt man die Gäste und Besucher mit Kunst, Tradition und Trachten in eine eigene Welt und unternimmt dazu außergewöhnliche Anstrengungen. Wir spürten die Beziehung zur Region durch die Gemälde und den unglaublichen Stolz, den die Willingshäuser auf uns versprühten.

Mit der unkomplizierten Art der Wahlshäuser wurden große Dinge geleistet. Hier dürfen die Jugendlichen mitbestimmen und Verantwortung übernehmen. Sei es bei der Planung des Wasserspiels oder der grandiosen Idee des „Wahlgrillens“. Mit ihrem Mehrgeneratio-nenhaus setzt Wahlshausen ein weiteres unkomplizier-tes Beispiel. Die gelebte Gemeinschaft hat uns sehr berührt.

Wir waren in Morles: Dass Ehrenamt eine Lebensader für einen Ort sein kann, das erlebt man in Morles. In seinen vorbildlichen Naturschutz- und Malteserprojek-ten. Wie es sein kann, dass nicht alles vor Ort sein muss, sondern auch mit den umliegenden Orten kooperiert werden kann, hat uns in Staunen versetzt.

In Asbach sind die treibende Kraft die Bürger selbst.

Damit überhaupt nicht erst Leerstand entsteht, finden regelmäßige Bürgerbeteiligungen statt. Mit einem aus-geprägten Vernetzungsgedanken ist es kein Zufall, dass auch die Zusammenwirken zwischen Schule, KiTa und Jugendpflege wie von selbst gelingt.

Viele starke Persönlichkeiten sorgen in Ulfen für beein-druckende Anziehungspunkte, die zum Schmausen und Wandern einladen. Sie dürfen sich Klopps Gasthaus vor-stellen, wo der Gastwirt eine bezaubernde Gaststube nach der nächsten präsentiert. Außerdem ein histori-sches Klassenzimmer, in dem wir uns vorstellen durften, wie vor 70 Jahren mit Schwamm, Kreide und Bleistift gelernt wurde. Und: einen Dorfladen, der in seiner Grö-ße und Vielfalt einzigartig ist.

Dass Mohn tatsächlich ein Rauschmittel sein kann, erlebt man in Germerode. Mit seinen außergewöhnlichen Ideen schafft der Dorf einen faszinierenden Anziehungsreiz für Touristen. Gleichzeitig werden regionale Kooperationen und sozialer Austausch groß geschrieben. Wir können uns schon jetzt vorstellen, wie Sie bald eine weitere Kultur-pflanze in der Region populär machen. Werden wir wohl bald eine Süßkartoffelscheune in Germerode sehen?

Wie Jung und Alt, Einheimische und Gäste über das „Haus der Begegnung“ zusammengeführt werden, das erlebt man in Simmershausen. Mit dem Ziel im Blick wurden ungewöhnliche Schritte gegangen, um dem Dorfmittelpunkt wieder neues Leben einzuhauchen.

Wenn man das Glück hat, an der Lebensader Weser zuhause zu sein, dann ist man in Oedelsheim angekom-

men. Dass selbst Weitgereiste gerne bleiben, ist der intensiven Auseinandersetzung der Bewohner um ihre Zukunft zu verdanken. Mit seinen vielen grünen Wohl-fühlinseln schafft Oedelsheim nicht nur Augenweiden, sondern bietet außergewöhnliche Erlebnisräume.Wie ein ganzes Dorf in Aktion ist und ein Feuerwerk der Gastfreundlichkeit abbrennt, das erlebten wir in Basdorf. Ein Dorf, das am Tag unseres Besuchs eine rie-sengroße Bühne mit hunderten von Darstellern war und sich nicht zu schade ist, mit dieser Begeisterung neue Besuchermagnete nahe des Naturparks Kellerwald-Edersee zu schaffen.

Kleines Dorf oder soooviele Möglichkeiten. Das kann man mit Fug und Recht über Schmittlotheim sagen. Am Tor zum Nationalpark Kellerwald spürten wir förm-lich die Aufbruchstimmung im Ort, dass man den Natur-raum und die Menschen aus nah und fern zusammen-führen möchte. Wie am Beispiel des Seniorengartens werden einfache Konzepte mit großer Wirkung belebt.

All diese Eindrücke sind mir und der Kommission eine besondere Freude gewesen. Es sind viele Eindrücke, die nicht selbstverständlich sind. Darüber hinaus sind uns weitere Besonderheiten aufgefallen wie• Die Vielzahl von Nachbarschaftshilfen• Gemeinschaftliche und ehrenamtliche Grünpflege • Ganz neu: Internetpflege• Kooperationen zwischen Schulen, Kindergärten und

Vereinen• Betreiben von Dorfläden und Dorfscheunen• Erstellen von Katastern und Arbeitsgemeinschaften

außerhalb der offiziellen Strukturen• Der Umgang mit fremden Kulturen und geflohenen

Menschen.

Das alles und vieles mehr betreiben Sie. Sie haben nicht nur viele Ideen, sondern haben es auch geschafft, Struk-turen im Dorf einzurichten. Ich denke an die zahlreichen Arbeitskreise und diversen Unterarbeitsgruppen. Sie sind fester Bestandteil Ihres Gemeinschaftslebens und haben sich längst bewährt. Viele von Ihnen arbeiten ehrenamt-lich eng mit dem Ortsbeirat und der Kommune zusam-men und schaffen einen Raum des voneinander Lernens.

Sie hier im Saal wissen, dass alle Ihre Projekte nur des-halb entstanden und weitergeführt werden können, weil Sie es geschafft haben, miteinander zu reden und sich vernetzen zu können. Das zeichnet sie in besonderem Maße aus und unterscheidet Sie von vielen anderen Dörfern und Gemeinden. Sie wissen, wie schwierig es ist, eine Idee zu einem Strohfeuer anzufachen, wie schwierig es ist, Nachbar- und Vereinskollegen zu erreichen und zu überzeugen, wie schwierig es ist, auch noch nach Wochen und Monaten an einem Gedan-

ken weiter zu arbeiten. Wie vieler Abstimmungen und Entwürfe es bedarf, um ein Projekt umzusetzen. Wie viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist, um eingefahrene Gewohnheiten zu ändern und in den dörflichen Alltag einfließen zu lassen.

All das geht nur, weil Sie besondere persönliche Ei-genschaften wie Beharrlichkeit, Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl mitbringen, die es Ihnen möglich macht, Ihre Begeisterung für notwendige Änderungen zu behalten und Fehlschlägen zu begegnen. Sie sind in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und auf mehrere Schultern zu verteilen. Denken Sie nur daran, welche Hürden zu überwinden sind, um die Grünpflege wieder in die Verantwortung der Anlieger zu übergeben.

Anerkennung

Herzlichen Dank für die freundliche Begegnung in ihren Orten und die Zeit und Überraschungen, die sie uns geboten haben. Danken möchte ich Ihnen auch für Ihre Geduld, wenn wir beim Rundgang nicht immer alle gemeinsam ihren Beiträgen zuhören konnten.

Von meinem Beitrag erwarten Sie natürlich zu Recht, dass ich hervorhebe, wie stark Sie waren und sind und wie überdurchschnittlich Ihr Zusammenwirken für eine attraktive Zukunft im Dorf ist. Gleichzeitig möchte ich Sie um Verständnis bitten, dass Sie nicht alle zu den 3 Erstplatzierten gehören. Aber auch andere unter Ihnen, das weiß ich aus Gesprächen und unserem Schriftver-kehr untereinander, hatte sich einen noch besseren vorderen Platz erhofft. Trotzdem bescheinige ich und die hier anwesenden Kommissionsmitglieder gerne und mit voller Überzeugung, dass Ihre Dörfer in beson-derem Maße für Innovation und Aufbruch stehen und Sie können mit Stolz auf das bisher Erreichte blicken. In diesem Sinne sind alle Dörfer Sieger – und nicht nur die sechs Preisträger.

Einblicke in die Bewertung und den Vergleich

Trotzdem werden Sie sich seit dem 7. Juli , dem Tag der Ergebnisveröffentlichung, fragen: Warum stehen die Orte Germerode, Oedelsheim, Niederwalgern, Groß-seelheim, Drommershausen und Wahlshausen an der Spitze der Ergebnisliste und nicht wir? Was unterscheidet unsere Arbeit von den anderen? Welche Projekte gibt es dort, die wir nicht haben? Wel-che Aspekte fließen ein? Was hätten wir besser machen können? War unsere Vorstellung nicht gut genug?Das Thema Bewertung und Vergleichbarkeit ist in der

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Tat für die Kommission sehr schwierig. In einer optima-len Präsentation sollten möglichst alle Wettbewerbskri-terien angesprochen werden. Auf der einen Seite werden natürlich alle Kriterien in ihrer Auffächerung in 5 Hauptkriterien und zahlreichen Teilkriterien berücksichtigt. Bereits direkt nach dem Rundgang vor Ort sammelt die Kommission ein erstes Bild auf der Grundlage der Hauptkriterien ein. Später erfolgt auch zu jedem Teilkriterium eine Einschätzung. Nicht in jedem Ort werden alle Teilkriterien vorgestellt. In diesem Fall dient als Hilfskriterium die Glaubwürdig-keit und die emotionale Wirkung der Darbietung. Sie ist nicht zu unterschätzen. Besonders die Ausprägung der dörflichen Identität, also das sog. Wir-Gefühl schwingt als Messgröße mit.

Warum ist es wichtig, sich glaubwürdig und authentisch zu präsentieren?

Der Wettbewerb geht davon aus, dass sich die Bewoh-ner gemeinsam für die Entwicklung des Ortes engagie-ren und der Prozess im Ort tragfähig verankert ist. Dies lässt sich daran erkennen, ob dies von den Bewoh-nern auch persönlich zum Ausdruck gebracht wird oder ob sie sich nur „vertreten“ lassen. Wenn sich ein jeder persönlich mit seiner Funktion und Rolle vorstellt, kann dies nur von Vorteil sein. Auch eine breite Teilnahme bei der Begehung bekundet Anteilnahme, vielleicht sogar Wissen um den Wettbewerb. Umgekehrt gilt dies für die Kernkommune. Eine Reihe von Fragen richtet sich an die Vertreter der Kommune. Zum Beispiel Fragen nach der Qualität der gemeindlichen Planung und der

kommunalen Zusammenarbeit. Vielfach wurde diesen Fragen die notwendige Aufmerksamkeit gegeben. Be-sonders relevant sind überörtliche Themen wie Koope-rationen oder gemeinsame Vermarktungsstrategien. Wie werden sie angesprochen, bearbeitet und welchen Stellenwert haben sie bei der gemeinsamen Entwick-lung? Bei einer überdurchschnittlichen Bewertung hat der Ort zu allen 5 Haupt- und Teilkriterien Aussagen präsentiert und zusätzlich zumindest auch Ansätze gezeigt. Darüber hinaus konnte in mindestens einem, wenn nicht sogar in zwei Hauptkriterien besonders hoch gepunktet werden.

Diesjährige Besonderheiten

Hierbei möchte ich mich auf einige wenige Punkte beschränken:Die demografischen Prognosen für die ländlichen Räu-me deuten – trotz der momentanen Zuwanderung – auf einen hier mehr, dort weniger deutlich ausgeprägten Rückgang der ländlichen Bevölkerungszahlen hin. Schu-len, Postfilialen, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und andere Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur sind in ihrem Bestand gefährdet. Gleichzeitig sind im-mer mehr ältere Menschen auf ortsnahe Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen angewiesen. Allen Unken-rufen zum Trotz haben sich fast jedem 2. Ort bestands-fähige Dorf- und Direktvermarktungsläden etabliert. Sie erzeugen eine hohe Bindungswirkung.

Die Teilnehmer haben verstanden, dass es nicht darauf ankommt, sich allein um die bauliche Instandsetzung

und die äußere Schönheit zu kümmern, sondern viel-mehr um den inneren Zusammenhalt, um die Stärkung der gewachsenen sozialen Strukturen und um die Aktivierung eines regen und vielfältigen Vereinslebens. Die Kommission hatte den Eindruck, dass der Wettbe-werb als geeignetes Mittel angesehen wird, Brücken zu schlagen, Verbindungen auszubauen sowie überörtliche Organisationsstrukturen entstehen zu lassen.• Der Wettbewerb stellt das Hauptkriterium Bürger-schaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten in den Vor-dergrund und hat seinen Schwerpunkt schon vor Jahren geändert. Unterstrichen wird dies durch die Änderung des Hessischen Dorfentwicklungsprogramms. Viele Orte sehen den Wettbewerb als Auftakt und „General-probe“ für eine zukünftige Anerkennung.• Auffallend war, dass viele Orte den Wettbewerb nutzen, um die Zusammenarbeit, die Arbeitsteilung zwischen den Ortsteilen, aber auch die Aufgabenüber-tragung von der Kernkommune auf den Ortsteil zu forcieren.• Zu beobachten war auch ein eingetretener Perspek-tivwechsel mit der Fragestellung: „Was können wir als Dorfgemeinschaft für unsere Gemeinde tun?“ Wir sind einer Vielzahl von ehrenamtlichen Arbeitsteams und Projektgruppen begegnet, die gemeinsam mittel- und langfristige Ziele erreichen wollen. In einigen Orten be-teiligen sich die Bewohner an der Grüngestaltung und unterstreichen den Nutzen für die Gesamtgemeinde.• In den meisten Orten wurden Bestanderhebungen zu den Gebäudenutzungen vorgefunden. Konkrete Bei-spiele, wie mit der wachsenden Zahl von Leerständen umzugehen ist, sind dabei jedoch (noch) selten. Kon-zeptionelle Überlegungen gibt es indessen einige. Sie

sind in der Regel das Ergebnis einer engen Zusammen-arbeit mit der Gemeinde und dem Landkreis. Bemer-kenswert waren einige Beispiele von Nachnutzungen in ehemals landwirtschaftlich genutzten Hofreiten. • Viele Orte richten ihr Augenmerk auf die Situation der Kinder und Jugendlichen vor Ort. Beeindruckende Strukturen der Zusammenarbeit zwischen Elternschaft, Kirchen, Vereinen, Kindergarten und Schulen wurden uns präsentiert. Zahlreiche Orte haben sich auf die Suche nach neuen Wegen der Jugendbeteiligung ge-macht. Dass dieser Bevölkerungsgruppe die tragende Säule unserer gesellschaftlichen Entwicklung zukommt, wissen wir. Genau deswegen haben wir einen zusätzli-chen Sonderpreis ausgelobt. Wir haben viele großarti-ge Ansätze auf der Bereisung gefunden.

Und zum guten Schluss noch ein Wunsch von mir: Gehen Sie weiter Ihren Weg. Binden Sie weiterhin die aktiven Menschen ein, aber vergessen Sie nicht, dass auch neue MitstreiterInnen gesucht und gefunden werden sollten. Bleiben Sie lebendig und quirlig und vielleicht auch zuweilen fordernd.

Nutzen Sie den Wettbewerb als Chance, Ihre Lebens-qualität im Ort zu steigern. Jeder Ort ist einmalig! Und: Wenn Sie wieder einen Anlass suchen, alle Aktivitäten zu bündeln, wenn Sie den Blick weiterhin auf eine ganz-heitliche Entwicklung des Ortes richten wollen, dann nehmen Sie erneut an dem Hess. Wettbewerb 2018 teil.

Im Namen der Kommission wünsche ich Ihnen persön-lich und den Dörfern weiterhin gutes Gelingen.

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Sehr geehrte Frau Schwarze, meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich freue mich sehr, hier in Melsungen den Abschluss des 35. Landes-entscheides „Unser Dorf hat Zukunft“ 2015 mit der Auszeichnung der Preisträger feiern zu dürfen. Beim Dorfwettbewerb und vielen regionalen und kommunalen Entwicklungsprozessen im ländlichen Raum sind die bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Aktivitäten in der Regel der Motor für eine zukunftsfähi-ge Entwicklung des eigenen Lebensraums.

„Erfolg durch Kreativität und bürgerschaftliches Engagement“

Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Wettbewerbsziel

„Unser Dorf hat Zukunft“ – der Name des Wettbewer-bes steht für einen hohen Anspruch an das dörfliche Leben. Dabei spielt Konti nuität und Nachhaltig keit eine ausschlaggebende Rolle. Nicht die zu bestimmten Wettbewerbsterminen erbrachten Leistungen geben in erster Linie den Ausschlag, sondern das über längere Zeiträume zu bewertende Engagement der Bür gerinnen und Bür ger sowie die gemeinschaftlichen Leistungen im Hinblick auf Nachhaltig keit und Zukunftsfähigkeit.Ich freue mich daher sehr, dass die beiden Siegerdör-fer aus dem diesjährigen Landesentscheid Hessen im nächsten Jahr beim 25. Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ vertreten werden.

Jugend im Dorf

Wegen der besonderen Bedeutung für die Zukunfts-fähigkeit der Dörfer wurde das Thema „Jugend im Dorf“ im aktuellen Wettbewerb als Querschnittsthema besonders hervorgehoben. Dabei sollten die Angebote für Kinder und Jugendliche sowie deren Beiträge zum Dorfleben bewertet werden. Nur die gelebte Teilhabe am Dorfalltag und die Mitwirkung an Entscheidungspro-zessen können hier zum Erfolg führen. Die Dorfgemein-schaft sollte daher alle Bestrebungen unterstützen, das Zusammenleben der Generationen durch die Förde-rung von Kindern und Jugendlichen zu stärken.

Demografischer und struktureller Wandel

Die ländlichen Räume in Hessen sind seit mehreren Jahren vor neue Her ausforderungen gestellt. Die höchste Aufmerksamkeit bundesweit gilt dabei dem demografischen Wandel mit seinen vielfältigen Folgen. Angesichts der großen regionalen Unterschiede sind differen zierte Lösungen gefragt. Ziel der hessischen Landesregierung ist deshalb die Stärkung der regio-nalen Wettbewerbsfähigkeit in Verbindung mit einer nachhaltigen Innenentwicklung der Städte und Gemein-den. Auch wenn viel vom Niedergang der Dörfer die Rede ist, fühlen sich die Dorfbewohner in ihrem ländlich geprägten Lebensraum doch sehr wohl und stellen sich deshalb den vielfältigen Herausforderungen.

Schrumpfungsprozesse

Besonders in stark schrumpfenden ländlichen Sied-lungsbereichen ist die ökonomische Trag fähigkeit von infra strukturellen Grundausstattungen gefährdet. Die Infrastrukturkosten je an geschlossenen Haushalt stei-gen an. Durch den Bevölkerungsrückgang erhöht sich die kom munale Pro-Kopf-Verschuldung und engt die Handlungsspielräume vor Ort weiter ein.Viele Vereine sind von starkem Mitgliederschwund exis-tentiell bedroht. Soziale und Kulturelle Einrichtungen sind nicht mehr ausgelastet. Zunehmend fehlt die Infra-struktur vor Ort. Die Leerstandproblematik ist heute in vielen Dörfern nicht mehr zu übersehen. Damit besteht

die Gefahr einer Abwärtsspirale bzw. einfach abgehängt zu werden.

Gasthaus, Laden und Bank

Vielerorts hinterlässt die größte Lücke das nicht mehr existierende Dorfgasthaus – nicht nur für die gastronomische Versorgung, sondern als zwangloser Anlaufpunkt und Informations quelle für Gäste und Dorf bewohner, insbesondere außerhalb organisierter Gruppen und Vereine.Auch mit dem kürzlich geschlossenen Laden oder den abgebauten Bankautomaten müssen die Bewohner längere Wege in Kauf nehmen oder aber sich auf das Angebot der mobilen Versorgung durch Verkaufswa-gen einstellen. Deshalb ist es wichtig, bürgerschaftlich organisierte Netzwerke für Mobilität und Versorgung aufzubauen, die auf die volle Unterstützung der Dorf-gemeinschaft zählen können.

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Unter der Prämisse „Mehr Dorf für weniger Bürger“ gilt: Nicht jedes Dorf kann zukünftig alle Angebote vorhalten. Innovative Lösungen zur Personenbeförderung, zur Nahversorgung und im Bereich der mobilen Dienste sind lebenswichtig.Bei dörflichen Einrichtungen muss deren Umstruktu-rierung unter dem Aspekt einer effizienteren Nutzung hinterfragt werden. Generationenübergreifende Formen des Zusammenle-bens haben besonders in den Dörfern Zukunft. Städtebaulich verträgliche Rückbaumaßnahmen können zur Steigerung der Wohnqualität in den Kerngebieten beitragen.

Innenentwicklung

Das Entwicklungsziel für den ländlichen Raum lautet: „Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung“, da die Nutzung der Bausubstanz in den Kerngebieten vieler Dörfer nicht mehr nachhaltig gesichert ist. Um eine nachhaltige Innenentwicklung zu ermöglichen, sollte eine kommunale Gesamtstrategie für Investitionen in die Kernbereiche der Kom munen entwickelt und der Verzicht auf weitere Baulandausweisungen festgeschrie-ben werden. Darüber hinaus sollte jede Kommune ein eigenständi-ges Flächen- und Immobilienmanagement betreiben, um den weiteren Flächenverbrauch einzuschränken und die teuren Erschließungskosten zu sparen.

Förderprogramme

Die Förderung der ländlichen Entwicklung in Hessen ist in erster Linie eine ganzheitliche Gestaltungs-aufgabe der ländlichen Regionen und Gemeinden. Dazu soll mit Hilfe der Förderprogramme der länd-lichen Entwicklung (LEADER und Dorfentwicklung) ein attraktiver und lebendiger Lebensraum gestaltet werden und durch eine eigenständige Entwicklung sollen die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Potentiale vor Ort mobilisiert werden.Der Dorfwettbewerb ist Teil dieser ländlichen Ent-wicklung und trägt dazu bei, in den Dörfern wichtige Prozesse für eine zukunftsfähige Entwicklung mit kreativen Ideen und gemeinsamen Initiativen anzu-stoßen.

Integrierte Konzepte

Insgesamt führt die Komplexität der aktuellen Her-ausforderungen zu der Einsicht, dass nur integrierte kommunale Entwicklungskonzepte dazu geeignet sind, nachhaltige Strategien für die Zukunft im ländlichen Raum zu entwickeln. Durch die gesamtkommunale Vorgehensweise im Hessischen Dorfentwicklungspro-gramm seit 2012 werden Möglichkeiten der Bürger-mitwirkung eröffnet, die auch für den Dorfwettbe-werb kreativ genutzt werden können. Darüber hinaus werden auf gesamtkommunaler Ebene entsprechende Voraussetzungen geschaffen, damit die Kommune den oder die Wett bewerbsteilnehmer z. B. durch Öffent-lichkeitsarbeit oder die Förderung von entsprechen-den Projekten besser unterstützen kann.

35. Landeswettbewerb

Beim 35. Hessischen Landesentscheid haben es 16 Teilnehmer in die Schlussrunde ge schafft. Insgesamt haben119 Dörfer aus 8 Regionen an den Regional-entscheiden in 2014 teilgenommen. Das bedeutet einen deutlichen Rückgang der Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den letzten Wettbewerben. Die Gründe für den Rückgang sind sicherlich sehr unter schiedlicher Natur und hängen u.a. auch mit dem demografischen und strukturellen Wandel im ländlichen Raum zusam-men. Daher gibt es für den nächsten Wettbewerb bereits Überlegungen, ob und wie zukünftig stärkere Anreize für die Teilnahme und damit eine Erhöhung der Teilnehmerzahlen erreicht werden kann. Das Querschnittsthema „Jugend im Dorf“ ist allgemein als großer Erfolg zu bewerten.

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Standortbestimmung

Der Dorfwettbewerb bedeutet für jeden einzelnen Teil-nehmer den Einstieg in die eigene Standortbestimmung: Welche örtlichen Herausforderungen liegen vor?Wie sind bisher die Probleme im Dorf gelöst worden?Welche neuen Lösungen streben wir für die Zukunft an?Wie wollen wir unsere Ziele gemeinsam erreichen?Im Ergebnis geht es also nicht nur um die Platzierung im Rahmen des Wett bewerbes, son dern um eine Stärkung der dörflichen Identität, des gemein samen Zusammen-lebens sowie um eine nachhaltige Gestaltung des eige-nen Lebens raumes mit hoher Wohnqualität.

Entwicklungsprozesse anstoßen

In der heutigen Zeit, in der sich der Staat mit seinen sehr begrenzten Finanzmitteln aus vie len soziokulturel-len Bereichen zurückziehen muss, ist es umso wichtiger, dass durch gemein schaftliche Leistungen Zeichen ge-setzt werden. Dafür sind gerade solche Wettbewerbe geeignet, die mit ei nem relativ geringen finanziellen Einsatz positive Entwick lungs pro zesse anstoßen. Dies muss die Politik, insbesondere im Hinblick auf die bereits mehrfach erwähnten Schrumpfungsprozesse, die auch immer deutlicher von den betroffenen Bürgern wahrgenommen werden, mit neuen Handlungsstrategi-en begleiten. Dabei spielen heute Werte wie z. B. Ent-schleunigung oder Nähe zur Landschaft eine besondere Rolle.

Dank und Glückwünsche

Mein besonderer Dank für das Engagement bei der Durchführung des Wettbewerbs gilt auch all jenen, die über Jahre hinweg ihren wichtigen Beitrag geleistet haben – dazu zählen die regionalen Bewertungskom-missionen, die Landesbewertungskommission sowie die zustän digen Landkreisverwaltungen, die die Dörfer im Vorfeld des Wettbewerbs fachlich betreuen.Darüber hinaus spreche ich allen Teilnehmern nochmals meine herzlichen Glückwünsche aus und hoffe, dass sich durch den persönlichen Einsatz der Bürger die positiven Ansätze für die Entwicklung ihres Dorfes als zukunftsfähiger Wohn- und Lebensraum verstetigen.

Aufruf

Abschließend möchte ich alle Bürgerinnen und Bürger in den Dörfern mit bis zu 3.000 Einwoh nern ermuntern, auch am nächsten Wettbewerb – dem 36. Hessischen Landesentscheid - wieder teilzunehmen, um ihre Kreati-vität, ihre Ideen und ihr Engagement mit aller Kraft ein-zubringen. Damit nehmen Sie die Entwicklung im Dorf und in der Region selbst in die Hand und sorgen dafür, die eigene Lebensqualität auf einem hohen Niveau zu erhalten und kontinuierlich an einer Verbesserung zu arbeiten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.Verehrte Ehrengäste, verehrte Frau Schwarze,sehr geehrte Damen und Herren,

der 13. Juli 2015 wird uns Germerödern für immer im Gedächtnis bleiben, an diesem Tag erfuhr ich, als Ortsvor-steherin, dass Germerode den Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ gewonnen hat. Erhofft hatten meine Mitstreiter und ich einen Platz 3 oder 4, umso größer war unsere Freude, als wir das Ergebnis erfuhren, – wir sind Landessieger. Herzlichen Dank dafür. Gefreut hat mich auch, dass Oberweser – Oedelsheim Landessieger in der B-Gruppe wurde. Unsere Feuerwehren verbindet nämlich eine langjährige Freundschaft und gestern Abend haben wir zusammen in Germerode das Oktoberfest der Freiwilli-gen Feuerwehr gefeiert.Gratulieren möchte ich auch den am Wettbewerb teilneh-menden Dörfern. Ich hoffe, dass auch sie die Erfahrung gemacht haben, das so eine Wettbewerbsteilnahme ein Dorf voranbringt, seine Einwohner zusammenrücken lässt und neue kreative Ideen weckt.

Ich möchte Ihnen Germerode vorstellen. Germerode wurde im Jahr 1186 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Schon 40 Jahre zuvor war an gleicher Stelle in den Jahren 1144/45 ein als Hauskloster angelegtes Prämonstraten-ser Doppelkloster für Angehörige des Hessischen Adels gegründet worden. Nach Auflösung des Klosters in der

Reformation fiel der Grundbesitz als Vogtei an den Land-grafen von Hessen. Die im 19. Jahrhundert gegründete Domäne wurde erst 1930 aufgelöst und den Einwohnern des Dorfes damit die Möglichkeit gegeben, ehemaligen Domänenbesitz zu erwerben.Heute gehört ein Teil des Klostergeländes der Gesell-schaft zur Erhaltung der Klosteranlage Germerode, die 1983 mit der Renovierung der Domänengebäude begon-nen hat. Es wurde ein Tagungshaus eingerichtet, ein mo-derner Neubau entstand und eine Kommunität bewohnt das neue Gebäude.

Seit 1971 ist Germerode ein Ortsteil der Gemeinde Meiß-ner. Germerode hat ein ausgeprägtes Wir-Gefühl und ein hohes Potenzial an ehrenamtlichem Engagement.

So entstand 1969/70 der damalige Wild und Erholungs-park Germerode, heute der Bergwildpark Meißner. Er befindet sich im Besitz der Großgemeinde, wird aber von dem Förderverein Bergwildpark mit ca. 4000 Arbeitsstun-den im Jahr und von Fördervereinsmitgliedern eingewor-benen Spenden unterstützt.In den Jahren der Dorferneuerung konnten in Germerode viele private und öffentliche Projekte gefördert werden. So entstand, zum Beispiel, im Alten Forsthaus ein Seminarge-bäude mit Bettenhaus, der Jugendraum und ein Backhaus wurden gebaut und das Refektorium des Klosters wurde zur Aussegnungshalle und für kulturelle Veranstaltungen umgebaut.

Viele helfende Hände haben dazu beigetragen, dass un-sere Vereine eigene Vereinshäuser bzw. wie die Feuerwehr,

Dankesrede

Ulrike Zindel, Ortvorsteherin von Germerode

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eigene Schulungsräume besitzen. Die Zusammenarbeit der Vereine ist gut, zweimal im Jahr treffen wir uns, um unsere Terminplanungen auszutauschen.Ein Klostergarten wurde vom Heimatverein angelegt und wird liebevoll gepflegt. Ein Projekt, das den Verein Dorf-zentrum in nächster Zeit beschäftigen wird, ist der Umbau des alten Lehrerwohnhauses in ein Wohnhaus mit alters-gerechten Wohnungen.

Seit 5 Jahren gibt es in unserem Dorf ein neues Highlight, die Mohnblüte. 2010 haben ein kreativer Kopf und ein mu-tiger Gast- und Landwirt die Idee, Schlafmohn auszusäen, in die Tat umgesetzt.

Ende Juni und im Juli, während der Mohnblüte, kann es passieren, dass man am Wochenende in Germerode im Stau steht! Neben der Mohnblüte finden in den Sommer-monaten Konzerte und Ausstellungen statt oder man kann unsere herrliche Landschaft auf einem Panoramaweg rund um unser Dorf genießen.

Einmal im Jahr lädt der Ortsbeirat unsere Einwohner und die Vereine zum sogenannten „Tag der Heimat“ ein. An

diesem Tag werden mit Unterstützung der Gemeinde Pfle-gemaßnahmen und Instandsetzungsarbeiten an öffentli-chen Grundstücken und Gebäuden durchgeführt. Erfreu-lich ist dabei, dass an diesem Tag neben den Vereinen und alteingesessen Einwohnern auch Neubürger mithelfen und so in das Dorfleben eingebunden werden. Durch den Kauf alter Bausubstanz kamen etliche neue Bürger in unser Dorf.

Meine Damen und Herren, ich hoffe, Sie konnten sich durch meinen Vortrag einen kleinen Eindruck von Ger-merode verschaffen, und wenn ich Sie neugierig gemacht habe, kommen Sie, besuchen Sie uns. Sie sind herzlich willkommen.

Unsere Bürgerinnen und Bürger sind stolz darauf Landes-sieger 2015 zu sein und wir werden unser Bestes geben, um Hessen beim Bundeswettbewerb 2016 würdig zu vertreten.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Liebe Mitglieder der Hessischen Landeskommission„Unser Dorf hat Zukunft“,liebe Frau Schwarze,sehr geehrte Frau Staatssekretärin Dr. Tappeser,liebe Vertreter und Freunde der ausgezeichneten Dörfer,

ganz freudig waren wir, als wir das Ergebnis des Wett-bewerbs – den Landessieg in der Kategorie B – erfah-ren haben. Zunächst konnten wir es kaum fassen, sehr bewegt und auch ein wenig stolz haben wir uns gefühlt. Spontan trafen sich die Mitglieder unserer Planungs- und Organisationsgruppe in unserem Hotel Kronenhof, um diese Auszeichnung noch am gleichen Abend der tollen Mitteilung zu feiern.

Ich darf an dieser Stelle besonders betonen, dass der Erfolg wiederum eine Gemeinschaftsleistung der Oedelsheimer war, dafür bin ich als Ortsvorsteherin sehr dankbar. Und ich darf Ihnen ankündigen, dass wir uns alle Mühe geben, unser Hessenland beim Bundeswettbe-werb im kommenden Jahr würdig zu vertreten.Aus unserer Präsentationsmappe möchte ich einige Kernaussagen zitieren, um Ihnen unser Dorf etwas näher zu bringen und auch ein wenig ans Herz zu legen.Wir sagen: „Oedelsheim hat Zukunft“!

Gerne möchten wir darstellen, dass unser Ort durch die gelebte Gemeinschaft seiner Bewohner den Willen zeigt, diesen liebenswerten Lebensraum zu erhalten und wei-terzuentwickeln. Wir haben in unserem Leitbild formu-liert: Odelsheim – 1200 Jahre jung!

Wir sind eines der ältesten Dörfer im Oberwesertal. Die Gründung des Ortes begann mit dem ersten Bau der Kirche St. Martin um das Jahr 800. Im Jahr 2000, zum 1200jährigen Geburtstag gab es ein großes Fest, eine umfangreiche Chronik wurde erfasst und ein neues Orts-wappen kreiert – es zeigt den uralten Taufstein unserer Kirche.

Über so viele Generationen behauptete sich unser Dorf. Wir glauben heute, dass dies nur möglich war, weil seine Bewohner von jeher eine große Identifikation mit ihrem Heimatort hatten. Zu allen Zeiten bis heute – und ich bin mir sicher, auch in Zukunft wurde und wird gemeinsam und generationenübergreifend zum Bestand und zum Wohl Oedelsheims beigetragen. „Wurzeln bewahren – Zukunft gestalten“, das äußert sich in einer Vielzahl von ehrenamtlichen und freiwilligen Organisationsstunden und Arbeitseinsätzen bei ganz

Dankesrede

Christa Fiege, Ortvorsteherin von Oedelsheim

unterschiedlichen Initiativen und Projekten öffentlicher und privater Natur und besonders in unseren Vereinen und Verbänden. Es gibt ein breitgefächertes Angebot an Aktivitäten, Mitwirkungsmöglichkeiten und Freizeitgestal-tung für alle Altergruppen.

Der Erhalt und Ausbau unserer Infrastruktur im öffentli-chen, wie auch gewerblichen und privaten Bereich wird zukunftentscheidend für Oedelsheim sein.Gut gewappnet sein für viele weitere Generationen, da-für wollen wir Sorge tragen. Ein großer Beitrag dazu sind unsere sozialen und kulturellen Strukturen.

Unser Hallenbad, ein sehr gut bewerteter Campingplatz, ein hervorragendes Hotel, Gaststätten, Ferienwoh-nungen und Pensionen, zahlreiche Wanderwege und der Weserradweg, unsere Weserfähre, der ECO-Pfad Kulturgeschichte Oedelsheim, als überörtliche kulturelle Initiative die Museumsmeile Wesertal, unsere Märchen-figur „Der Gestiefelte Kater‘“ und Veranstaltungen wie Weserbeleuchtung, Kirmes und Landmarkt sowie eine herausragende Gästebetreuung beschreiben unsere tou-ristischen Strukturen, sind ein wirtschaftliches Standbein für den Ort. Weitere wichtige Säulen für unser Dorf sind die Handwerksbetriebe, ein Lebensmittelmarkt, Ärztin und Tierarzt, eine Physiotherapie-Praxis, die Häusliche Krankenpflege – alle generieren Arbeits- und Ausbil-dungsplätze. Ein Industriebetrieb sichert ebenfalls eine für Oedelsheim bedeutende Anzahl an Arbeitsplätzen.

Ein Kindergarten mit U3-Angebot und unser Grundschul-standort tragen wesentlich dazu bei, dass es sich bei uns auch als Familie gut leben lässt. Ein großer Wermuts-tropfen ist es für Oedelsheim, wenn unsere Grundschule 2019 aufgegeben wird und der Landkreis als Schulträ-ger diesen traditionsreichen Schulort – zeitweise gab es sogar eine Berufsschule – schließt. Das erschwert bedeutsam die Ansiedlung neuer Familien und darüber hinaus wird es in Oedelsheim das größte Leerstandsob-jekt sein. Bisher gibt es bei uns eine überschaubare Zahl an Leerständen, denn wir können stolz sein auf zahlreiche Beispiele von jungen Leuten und enthusiastischen Men-schen in alten – meist Fachwerkhäusern.

Ein neu gestalteter Spielplatz, ein ehrenamtlich geführ-ter Jugendraum, die Kirchengemeinden, die Vereine mit ihrem breiten Angebot an Aktivitäten, die herzliche Verbindung zu unserer ungarischen Partnergemeinde Adony, die Besuchsangebote und Gesprächskreise für unsere älteren Mitbewohner und ebenso unser parkähnli-cher Friedhof mit schönen Baumbeständen, auf dem alle Bestattungsarten möglich sind, machen es zu unse-rem Zuhause. Viele Projekte konnten auf ehrenamtlicher Basis durch freiwillige, praktische Mitarbeit in den Verei-nen und auch in öffentlich-gemeindlichen und kirchlichen

sIegerehrUng 111

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112 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft sIegerehrUng 113

Bereichen verwirklicht werden. Dafür gibt es eine ganze Menge an Beispielen.

Beachvolley- und -handballfeld, Skaterbahn, Dorfmuse-um, Historische Agrartechnik, Wanderwegeinstandhal-tung, Neugestaltung der Dorfmitte mit Freundschafts- und Radstopp-Platz, Erneuerung des Mühlrades sowie neue Begrüßungs- und Hinweisschilder im Rahmen von „Landzukunft“, Bemalung einer Wand auf dem Platz durch Grundschulkinder mit von ihnen entworfenen Motiven aus Oedelsheim, Planung und Errichtung eines Eco-Pfades Kulturgeschichte Oedelsheim mit Spazier-weg um den Ort, Bogenschießplatz, Einsetzung eines Baumbeauftragten, eines Jugendraumbeauftragten und eines Partnerschaftsbeauftragten für die Begegnungen mit unserer ungarischen Partnergemeinde Adony, Pflan-zung von Obstbäumen an Feldwegen und Obstbaum- patenschaften, ehrenamtliche Initiativen der DLRG wie Anfängerschwimmkurse und Abnahme der verschiede-nen Schwimmabzeichen, Fassadenerneuerung der Fried-hofshalle, Ausbildung der Jugendfeuerwehrangehörigen und Ausbau und Instandhaltung der Gerätehalle durch unsere Freiwillige Feuerwehr.

In unserem mitgliederstärksten Verein, dem Tuspo 04 Oedelsheim, gibt es Handball in allen Altersklassen, dazu Minihandball, Kinderturnen, Zeltlager, Breitensport wie „Montagskicker“, Line-Dance, Tischtennis. Ein sehr akti-ver Landfrauenverein organisiert viele Begegnungs- und

Themenabende, Fahrten, Weiberfasching, Vortrags- und Weiterbildungsveranstaltungen.

Unsere Chöre – so finde ich – singen in der „Oberliga“ und unser Spielmannszug ist auch „Spitze“. Es gibt einen evangelischen Posaunenchor, der auch ausbildet, einen Flötenchor und von der Qualität unserer Musikschule Bittner konnten Sie sich selbst überzeugen, als die Saxo-phongruppe spielte. Von ihr wird auch Unterricht an der Grundschule, Einzel- und Gruppenunterricht an vielen In-strumenten und musikalische Früherziehung angeboten.Und es gibt noch weitere zahlreiche Beispiele, wo auch die Jugendlichen Angebote und Mitwirkungsmöglichkei-ten finden, sei es im Kaninchenverein, im Schützenverein, im Angelverein …

Ein Satz zu unserer überörtlichen Bürgerinitiative Ober-weser-Bramwald sei mir noch gestattet.Ihre Ziele sind die Verhinderung des Baues einer Pipeline und eines Stapelbeckens für die Einleitung von Salzab-fällen in die Oberweser und die Errichtung von Wind-kraftanlagen im Bramwald und im Reinhardswald; nach unserer Überzeugung werden dadurch die vielfältigen Bemühungen um den sanften Tourismus konterkariert.Und zu guter Letzt möchte ich noch unseren Unterstüt-zerkreis für die Flüchtlinge nennen. Er leistet Hervorra-gendes – ob es die Vermittlung von Deutschkenntnissen, Fahrten und Begleitung zu Ämtern und Ärzten und Le-bensmitteltafeln, Ausfüllen von Verwaltungsformularen,

Beschaffung von Kleidung, Gebrauchsgegenständen, Fahrrädern etc. sind.

Bei uns zu Hause hat man erkannt – ausdrücklich unter Einbeziehung der Jugend: Gemeinsam sind wir stark! Wir haben den festen Willen, alles dafür zu tun, unser Dorf „zukunftsfest“ zu gestalten und neue Einwohner, Familien und auch Flüchtlinge, die bei uns eine Heimat auf Zeit gefunden haben, in unserer Mitte herzlich will-kommen zu heißen.

Besonders freut uns, dass viele ehemalige Oedelsheimer nach Studium oder Berufsausbildung wieder in ihrem Heimatdorf ansässig geworden sind – zum großen Teil als Familie mit Kindern – und hier leerstehende Häuser bezogen oder neu gebaut haben. Es gibt auch eine beachtliche Zahl von Neuansiedlungen in alten Häusern oder Anwesen.

Die Oedelsheimer freuen sich auf alle neuen Einwohner, sie werden in die Dorfgemeinschaft integriert – ob Groß, ob Klein und egal, welcher Herkunft.Wir sind stolz, in einem alten und dennoch jungen Dorf zu leben!

Ich möchte Ihnen jetzt noch einige kleine Verse vortragen und unser „Gestiefelter Kater“ Ronja Bittner wird Ihnen dabei ein paar Bildimpressionen aus Oedelsheim und seiner unmittelbaren Umgebung zeigen.Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Liebe Leute!Zunächst einmal vielen Dank der Kommisssion,dass wir im Hessenland gesiegt –nicht jeder eine solche Auszeichnung kriegt.Aus Oedelsheim grüßen wir Euch herzlich heute!Wir kommen von der Weser und dem Bergland dort,wir wohnen in einem wunderschönen Heimatort.

Zwar sind wird grad‘ mal um die Tausend,aber wir halten zusammen und sind nur aufbrausendwenn man versucht, uns darin zu stoppenunser uraltes Dorf zu bewahren und unsereGemeinschaftsleistungen immer wieder neu zu toppen.1200 Jahre jung, das ist unser Motto!Es heißt konkret, nicht wie beim Lotto:„Wurzeln bewahren – Zukunft gestalten“.

Wir stecken den Kopf nicht in den Sand,sehen aber durch Windräder und Salzpipeline eine Wandvon außen errichtetund unsere Basis vernichtend,so ist unser Empfindenwenn Wald und Fluss sich in Gefahr befinden.

Unsere Landschaft ist schön, als Märchenland bezeichnet –sie ist für Wanderer, Fahrradfahrer, Camper und Kanuten,also fast jeden geeignet.Auch Kultur wird vermittelt bei uns auf dem Land …Denn wir sind keine Banausen, das liegt auf der Hand.

Die Vereine, 18 an der Zahlsind unser Rückgrat,da ist zu treffen eine nicht ganz einfache Wahl.Deswegen sind die meisten von uns in mehreren, das ist hier keine Kunst.

Um Flüchtlinge, die in unserem Dorf wohnenkümmert sich ein Unterstützerkreis…Es wird sich für uns alle lohnenMitmenschlichkeit zu übenund dabei zu betonen:Willkommenskultur ist für alle gut, wie man weiß!

Der „Gestiefelte Kater“ ist unser Botschafter für die Welt,es ihn aber immer wieder in seiner Heimat hält…Hier hat er alles, was er braucht –streitig macht ihm keiner sein Revier,weil er dann auch schon mal ein wenig faucht –ansonsten ist er ein ganz liebes Tier.

Ihr lieben Leute im Hessenlandbesucht uns doch mal und testetHessisch-Sibirien sind wir nicht,aber auf Gäste ganz erpicht!

Beweisen möchten wir Euch, dass bei uns auf dem Landdie Lebensqualität nicht zu weisen ist von der Hand.Ein Wohlfühlort für uns und unsere Gäste –darum bemühen wir uns auch in Zukunft ganz feste!

Ich hoffe, die kleinen Verse haben Ihnen gefallen.Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich Ihnen allen.

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Einladung zur Ehrung der Teilnehmer am Landesentscheid 2015Preisträger des 35. Hessischen Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“

Im Rahmen einer Festveranstaltung wurden die Siegergemeinden des 35. Landeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" am Sonntag, 11. Oktober 2015 feierlich in der Stadthalle Melsungen ausgezeichnet. Mit zahlreichen Fach- und Kulturbeiträgen war die Veranstaltung in die bundesweiten Aktionen zum „Tag der Regionen“ eingebunden.

© RPKS

Die 6 Erstplatzierten der beiden Teilnehmergruppen erhalten Preisgelder, für die übrigen Dörfer dokumentieren Urkunden die erfolgreiche Teilnahme. Die 16 Orts- und Stadtteile hatten sich 2014 aus dem Regionalentscheid qualifiziert, die ersten Sieger der beiden Gruppen, Meißner-Germerode und Oberweser-Oedelsheim, nehmen 2016 am Bundesentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ teil.

Bei der Ehrung sagte Frau Staatsministerin Dr. Tappeser: "Mit dem Landeswettbewerb zeichnen wir das Engagement der Menschen für die Zukunft ihrer Heimat aus. Unsere Dörfer sind die Seele des ländlichen Raumes. 119 Orte haben an der Ausschreibung teilgenommen. Dahinter stehen hunderte Menschen, die sich für ihre Heimat ins Zeug gelegt haben. Diesen tatkräftigen Bürgerinnen und Bürgern gebührt Respekt und Anerkennung für ihren persönlichen Einsatz. Die Preisträger haben mit zahlreichen Ideen gezeigt, wie sich die Lebensqualität auf dem Land wirkungsvoll verbessern lässt."

Zuvor reiste die Landesbewertungskommission im Sommer 2015 durch ganz Hessen und überzeugte sich vor Ort von der Qualität der Arbeit in den teilnehmenden Dörfern. Im Vordergrund der Bewertung stand insbesondere der Umgang der Dörfer mit ihren individuellen Ausgangsbedingungen im Hinblick auf den strukturellen, demografischen und gesellschaftlichen Wandel. Der Erfolg der Dörfer war Ausdruck der Kreativität der Bürger und der Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements. Den Vorsitz der Kommission hatte Frau Hiltrud Schwarze, Regierungspräsidium Kassel.

Von den 119 Dörfern, die im gesamten Land teilgenommen hatten, qualifizierten sich 16 Dörfer in 8 Regionen für den Landeswettbewerb. Folgende Orte wurden mit ausgezeichnet:

Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klima-schutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 7. Juli 2015

Preisträger des 35. Hessischen Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“

Im Rahmen einer Festveranstaltung wurden die Siegergemeinden des 35. Landeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" am Sonntag, 11. Oktober 2015 feierlich in der Stadthalle Melsungen ausgezeichnet. Mit zahlreichen Fach- und Kulturbeiträgen war die Veranstaltung in die bundesweiten Aktionen zum „Tag der Regionen“ eingebunden.

© RPKS

Die 6 Erstplatzierten der beiden Teilnehmergruppen erhalten Preisgelder, für die übrigen Dörfer dokumentieren Urkunden die erfolgreiche Teilnahme. Die 16 Orts- und Stadtteile hatten sich 2014 aus dem Regionalentscheid qualifiziert, die ersten Sieger der beiden Gruppen, Meißner-Germerode und Oberweser-Oedelsheim, nehmen 2016 am Bundesentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ teil.

Bei der Ehrung sagte Frau Staatsministerin Dr. Tappeser: "Mit dem Landeswettbewerb zeichnen wir das Engagement der Menschen für die Zukunft ihrer Heimat aus. Unsere Dörfer sind die Seele des ländlichen Raumes. 119 Orte haben an der Ausschreibung teilgenommen. Dahinter stehen hunderte Menschen, die sich für ihre Heimat ins Zeug gelegt haben. Diesen tatkräftigen Bürgerinnen und Bürgern gebührt Respekt und Anerkennung für ihren persönlichen Einsatz. Die Preisträger haben mit zahlreichen Ideen gezeigt, wie sich die Lebensqualität auf dem Land wirkungsvoll verbessern lässt."

Zuvor reiste die Landesbewertungskommission im Sommer 2015 durch ganz Hessen und überzeugte sich vor Ort von der Qualität der Arbeit in den teilnehmenden Dörfern. Im Vordergrund der Bewertung stand insbesondere der Umgang der Dörfer mit ihren individuellen Ausgangsbedingungen im Hinblick auf den strukturellen, demografischen und gesellschaftlichen Wandel. Der Erfolg der Dörfer war Ausdruck der Kreativität der Bürger und der Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements. Den Vorsitz der Kommission hatte Frau Hiltrud Schwarze, Regierungspräsidium Kassel.

Von den 119 Dörfern, die im gesamten Land teilgenommen hatten, qualifizierten sich 16 Dörfer in 8 Regionen für den Landeswettbewerb. Folgende Orte wurden mit ausgezeichnet:

Preisträger des 35. Hessischen Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“

Im Rahmen einer Festveranstaltung wurden die Siegergemeinden des 35. Landeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" am Sonntag, 11. Oktober 2015 feierlich in der Stadthalle Melsungen ausgezeichnet. Mit zahlreichen Fach- und Kulturbeiträgen war die Veranstaltung in die bundesweiten Aktionen zum „Tag der Regionen“ eingebunden.

© RPKS

Die 6 Erstplatzierten der beiden Teilnehmergruppen erhalten Preisgelder, für die übrigen Dörfer dokumentieren Urkunden die erfolgreiche Teilnahme. Die 16 Orts- und Stadtteile hatten sich 2014 aus dem Regionalentscheid qualifiziert, die ersten Sieger der beiden Gruppen, Meißner-Germerode und Oberweser-Oedelsheim, nehmen 2016 am Bundesentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ teil.

Bei der Ehrung sagte Frau Staatsministerin Dr. Tappeser: "Mit dem Landeswettbewerb zeichnen wir das Engagement der Menschen für die Zukunft ihrer Heimat aus. Unsere Dörfer sind die Seele des ländlichen Raumes. 119 Orte haben an der Ausschreibung teilgenommen. Dahinter stehen hunderte Menschen, die sich für ihre Heimat ins Zeug gelegt haben. Diesen tatkräftigen Bürgerinnen und Bürgern gebührt Respekt und Anerkennung für ihren persönlichen Einsatz. Die Preisträger haben mit zahlreichen Ideen gezeigt, wie sich die Lebensqualität auf dem Land wirkungsvoll verbessern lässt."

Zuvor reiste die Landesbewertungskommission im Sommer 2015 durch ganz Hessen und überzeugte sich vor Ort von der Qualität der Arbeit in den teilnehmenden Dörfern. Im Vordergrund der Bewertung stand insbesondere der Umgang der Dörfer mit ihren individuellen Ausgangsbedingungen im Hinblick auf den strukturellen, demografischen und gesellschaftlichen Wandel. Der Erfolg der Dörfer war Ausdruck der Kreativität der Bürger und der Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements. Den Vorsitz der Kommission hatte Frau Hiltrud Schwarze, Regierungspräsidium Kassel.

Von den 119 Dörfern, die im gesamten Land teilgenommen hatten, qualifizierten sich 16 Dörfer in 8 Regionen für den Landeswettbewerb. Folgende Orte wurden mit ausgezeichnet:

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116 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. der Städtebauförderung)

1. Meißner-Germerode, Werra-Meißner-Kreis 2. Weimar-Niederwalgern, Landkreis Marburg-Biedenkopf 3. Oberaula-Wahlshausen, Schwalm-Eder-Kreis

Gruppe B (bisher keine Teilnahme an den beiden Förderprogrammen)

1. Oberweser-Oedelsheim, Landkreis Kassel 2. Kirchhain-Großseelheim, Landkreis Marburg-Biedenkopf 3. Weilburg-Drommershausen, Landkreis Limburg-Weilburg.

Als Siegerprämie erhalten die erstplatzierten Dörfer jeweils 5.000 Euro, die zweitplatzierten Dörfer jeweils 3.000 Euro. Für den 3. Platz werden jeweils 2.000 Euro vergeben.

Den Sonderpreis in Höhe von 1.000 Euro zum Thema „Jugend im Dorf“ erhielt: Weilburg-Drommershausen, das sich durch eine institutionalisierte Jugendarbeit (Ortsbeirat) sowie breitgefächerte Partizipationsangebote für Jugendliche auszeichnet.

Eine Sonderauszeichnung für herausragende Gemeinschaftsleistungen in Form einer Urkunde erhielt: Vöhl-Schmittlotheim – als kleinster Ort mit hohem Entwicklungspotenzial.

Die übrigen Teilnehmer:

Fuldatal-Simmershausen Limburg-Dietkirchen Lorch-Ransel Nüsttal-Morles Vöhl-Basdorf Bad Hersfeld-Asbach Heidenrod-Dickschied Sontra-Ulfen Vöhl-Schmittlotheim Willingshausen-Willingshausen.

Weitere Informationen zur diesjährigen Landesauslobung finden Sie unter: www.rp-kassel.de/Direktlink Dorfwettbewerb / Aktuelles

Kontakt:

Regierungspräsidium Kassel

Frau Hiltrud Schwarze

Tel.: 0561/106-1112,

Mail: [email protected]

Steinweg 6 34117 Kassel

Telefon: (05 61) 1 06-10 10 1 06-10 11

Telefax: (05 61) 1 06-16 11

PRESSE- INFORMATION Regierungspräsidium Kassel

Kassel, Dienstag, den 6. September 2015 Nr.

Einladung an die Redaktionen:

Ehrung der Teilnehmer des 35. Landesentscheids im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“

Im Rahmen einer Festveranstaltung werden am

Sonntag, 11 Oktober 2015, ab 9.30 Uhr in der Stadthalle Melsungen, Rotenburger Straße 12,

die Siegergemeinden im 35. Hessischen Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“

geehrt. Interessierte Redakteurinnen und Redakteure sind herzlich zur Teilnahme

und Berichterstattung eingeladen. Alle Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem als

PDF-Datei hinzugefügten Faltblatt.

Die 3 Erstplatzierten der beiden Teilnehmergruppen erhalten Preisgelder, für die

übrigen Dörfer werden Urkunden die erfolgreiche Teilnahme dokumentieren. Die 16

Orts- und Stadtteile hatten sich 2014 aus dem Regionalentscheid mit 119 Kommunen

qualifiziert, die ersten Sieger der beiden Gruppen, Meißner-Germerode und

Oberweser-Oedelsheim, nehmen 2016 am Bundesentscheid „Unser Dorf hat

Zukunft“ teil.

Es handelt sich nicht um eine öffentliche Veranstaltung, sondern um einen Festakt

mit geladenen Gästen.

sIegerehrUng 117

Presseinformation des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klima-schutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 6. Sept. 2015

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118 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Steinweg 6 34117 Kassel

Telefon: (05 61) 1 06-10 10 1 06-10 11

Telefax: (05 61) 1 06-16 11

Die Feier der Landesteilnehmer mit ihren zahlreichen Fach- und Kulturbeiträgen

lassen die Veranstaltung zu einem „Tag der Dörfer“ werden. Sie ist eingebunden in

die bundesweiten Aktionen zum „Tag der Regionen“. Die Veranstaltung dauert von

9.30 bis 13 Uhr und wird von der Vorsitzenden der Landesbewertungskommission

Hiltrud Schwarze vom Regierungspräsidium Kassel moderiert.

Weitere Informationen zur diesjährigen Landesauslobung finden Sie unter

http://www.rp-kassel.de/, Direktlink Dorfwettbewerb/Aktuelles.

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Organisatorin des Wettbewerbs im

Regierungspräsidium Kassel Frau Hiltrud Schwarze, Tel.: 0561/106-1112,

Mail: [email protected] .

ANHANG

anhang 119

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120 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

Bewertungsbogen Bewertungsrahmen und Leitungen

Der Bewertungsrahmen erstreckt sich auf fünf Hauptkriterien. Sie spiegeln den dörflichen Lebensraum wider. Jedes Hauptkriterium hat mehrere Unter- und Teilkriterien. Für die Bewertung ist es wichtig, dass alle Unterkriterien berücksich-tigt werden. Als Hilfestellung bei der Bewertung vor Ort dienen die nachfolgenden Leitfragen. Diese berücksichtigen alle Teilkriterien. Sie sind nicht abzuarbeiten, sondern den örtlichen Gegebenheiten anzupassen und entsprechend zu ergänzen. Jedes Hauptkriterium wird einleitend kurz beschrieben.

Hauptkriterium „Allgemeine Entwicklung“

Die Entwicklung eines Ortes steht in einem engen Zusammenhang mit den wirtschaftsstrukturellen und gesellschaft-lichen Veränderungen der Gesamtkommune. Die räumliche Lage, das natürliche Umfeld und die finanzielle Situation der Kommune sind dabei wichtige Rahmenbedingungen. Sozial-demografische Verschiebungen stellen weitere Herausforderungen dar. Antworten bieten hierzu kommunale und regionale Entwicklungskonzepte und Planungen. Wünschenswert ist, dass die Dorfbewohner die notwendigen Veränderungen aktiv begleiten und mitgestalten. Dieses schließt Engagement zur Sicherung einer bedarfsorientierten und nachhaltigen Grundversorgung sowie Initiativen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit ein. Im Entwicklungsprozess sind auch Antworten auf die Frage zu suchen: Was können wir als Ortsteil für unsere Kommune tun?

Leitfragen für die Teilkriterien

1. Mitwirkung bei kommunalen Planungen und örtlichen, kommunalen, regionalen Entwicklungskonzepten• Welche, auch informellen, Mitwirkungsangebote und -möglichkeiten gibt es?• Wie werden diese im Ort wahrgenommen? Wie werden Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Kinder, Jugendliche,

Senioren, Behörden und Unternehmen einbezogen? Arbeiten sie mit bzw. beteiligen sie sich z.B. bei Agenda 21-Prozessen, bei Ortsumbauprozessen, im Kinder- und Jugendparlament, Seniorenbeirat, beim AK Unser Dorf oder in Regionalforen?

• Bei welchen aktuellen Themen wäre eine Mitwirkung wünschenswert?• Wie wird das Dorferneuerungs-/entwicklungskonzept nach Ablauf der Förderperiode umgesetzt?• Wie werden überörtliche Entwicklungen in der Region und/oder interkommunale Kooperation berücksichtigt?

2. Auseinandersetzung mit den Folgen des demografischen Wandels• Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die Kommune und den Ort aus?• Wie wird der Wandel gestaltet und mit welchen Maßnahmen?• Wie werden demografisch bedingte Veränderungen, z. B. der Bewohnerstruktur und ihre Folgen im Ort öffentlich

diskutiert?

3. Stand, Qualität und Umsetzung der kommunalen Entwicklungskonzepte, Planungen und Satzungen• Liegt bereits ein Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) vor? Wie wird es umgesetzt?• Gibt es städtebauliche und gestalterische Leitlinien z. B. zur baulichen Entwicklung des Ortskernes, Ortsgestaltungs-

satzung, Gebäudenutzungs- und Leerstandskataster, Energetische Konzepte etc.? Was bewirken diese?• Gibt es öffentliche/kommunale Förderanreize für Mobilitätskonzepte?• Welche Bedeutung besitzt die Jugend- und Altenhilfeplanung für den Ort?

4. Verantwortlicher Umgang mit den natürlichen Ressourcen• Wie wird eine flächensparende Innenentwicklung des Ortes umgesetzt und unterstützt?• Welche baulichen und energetischen Beratungsangebote gibt es für die Bewohner?• Welchen Beitrag leistet der Ort zur Verbesserung einer nachhaltigen Energieversorgung?

anhang 121

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122 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

5. Auslastung und Qualität der öffentlichen und privaten Infrastruktureinrichtungen im Hinblick auf die örtlichen Erfordernisse• Wie ist die örtliche Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs gedeckt? Was wird zur

Sicherung der Nahversorgung getan?• Entsprechen die öffentlich genutzten Einrichtungen der Nachfrage und den gewünschten Anforderungen?• Gibt es inner- oder interkommunale Absprachen hinsichtlich der Nutzung, Trägerschaft etc.?• Welche Überlegungen gibt es für die nahe Zukunft?• Welche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt es?• Welche ÖPNV ergänzenden Angebote gibt es? Was wird zur Verbesserung getan?• Was wird zur Verbesserung einer hinreichenden Breitbandverfügbarkeit unternommen?• Was wird hinsichtlich einer nachhaltigen Energieversorgung getan?• Was wird für Naherholung und Tourismus unternommen?

6. Aufbau und Entwicklung eigener Wertschöpfungsketten• Welche örtlich-regionalen Wertschöpfungsketten gibt es? • Wie unterstützt die Kommune den Aufbau und die Entwicklung? • Wer ist an bestehenden Wertschöpfungsketten beteiligt (Gemeinde, Betriebe, Vereine)? Wie sind diese organisiert?• Welche Kooperationen im Ort bieten sich an?

7. Entwicklung von Zukunftsperspektiven für das Dorf• Welches Leitbild und welche konkreten Entwicklungsziele gibt es für das Dorf?• Wird die regionale Entwicklung berücksichtigt?• Sind bei den Entwicklungen Stärken und Schwächen analysiert und demografische Veränderungen berücksichtigt?• Wurden bei der Entwicklung von zukunftsfähigen Ansätzen die Bürgerinnen und Bürger, Vereine und ggf. Fachleute

einbezogen?• Werden die entwickelten Ansätze aktiv umgesetzt? Entsprechen die Einzelmaßnahmen einer Zukunftsperspektive?

8. Ausprägung des „Wir-Gefühls“ und des Heimatgefühls• Wie intensiv beteiligen sich die Bewohner am Wettbewerb und bei dörflichen und kommunalen Entscheidungen?• Präsentiert sich der Ort bei regionalen und überregionalen Veranstaltungen?• Welche ortsspezifischen Merkmale gibt es, z. B. Logo, Homepage, Liedgut?• Welche Aktionen, Projekte, Gespräche etc. stärken die Gemeinschaft?• Wie breit ist die Beteiligung des Ortes an Wettbewerben?

9. Würdigung des ehrenamtlichen Engagements• Wie groß sind privates Engagement für die Gemeinschaft und die Kommune? Worin zeigt sich dieses?• Wie wird die Freiwilligenarbeit gewürdigt? Welche öffentlichen Angebote zur Mitwirkung sind vorhanden?• Wie prägt sich der Umfang des privaten Engagements aus? Welche öffentlichen und sozialen Aufgaben werden

verantwortlich übernommen z.B. Pflege innerörtlicher Freiflächen, Alten- und Kinderbetreuung, Fahrdienste?

Hauptkriterium „Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten“Querschnittthema: „Jugend im Dorf“

Engagement und Mitwirkung der Bewohner fördern das Gemeinwesen und stärken die soziale, kulturelle und wirt-schaftliche Entwicklung des Ortes. In diesem Sinne verbessern selbstinitiierte und eigenverantwortlich getragene Aktivitäten und Angebote die Lebensqualität im Dorf. Sie stärken dabei auch das Zusammenleben aller Genera-tionen. Eine hohe Identifikation der Bewohner mit ihrem Lebensmittelpunkt fördert die Bereitschaft, sich für das Gemeinwesen zu engagieren. Daher sind alle Ansätze, die das „Wir-Gefühl“ stärken, für die örtliche Entwicklung von besonderer Bedeutung - insbesondere für junge Menschen im Dorf. Bei der Bewertung der Dörfer wird die Jugendarbeit berücksichtigt.

Leitfragen für die Teilkriterien

1. Vereinsleben / Zusammenarbeit• Welche Vereine, Gruppen und Bürgerinitiativen mit welchen Angeboten gibt es? Wie werden diese von Jün-

geren angenommen? • Wie erfolgt die (ortsübergreifende) Zusammenarbeit? Wie werden die Terminabsprachen getroffen?• Was tragen diese zum Dorfleben und zur Dorfentwicklung bei?

2. Pflege historischen Brauchtums, Dorffeste• Welche historischen Ereignisse und Überlieferungen werden im Ort „lebendig“ gehalten?• Besteht ein (über-) regionaler Kulturaustausch? Mit welcher Intention? Wer macht mit?

3. Umgang mit der Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte• Wie ist die Geschichte des Ortes für seine Bewohner erlebbar? Was wird dafür getan?• Wie werden historische und traditionelle Besonderheiten z. B. im Kulturraum oder Handwerk gesichert?

4. Kulturelle Angebote außerhalb der Vereine• Welche nicht vereinsgebundenen Kulturangebote gibt es?• Wie gestaltet sich das kulturelle Miteinander?

5. Initiativen und Einrichtungen sozialer Selbsthilfe• Welche - auch generations- oder religionsübergreifenden - Angebote gibt es? • Wie ist die Kinder- und Jugendarbeit organisiert?• Welche Aktivitäten zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit bestehen?• Welche Angebote und Unterstützung erfahren die älteren Bewohner?• Welche Angebotsdefizite gibt es?• Gibt es Beschäftigungs- oder Qualifizierungsangebote?

6. Schaffung von kleinen Infrastrukturangeboten und örtlichen Basisdienstleistungen• Welche Zusammenarbeit gibt es mit Nachbarorten bei der Sicherung der Basis-Infrastruktur?• Bestehen Mitfahr-, Hol- und Bringdienste? Wie sind sie organisiert? Entsprechen sie den Erwartungen?

7. Einbindung von Neubürgern in das Gemeinschaftsleben• Wie werden Neubürger begrüßt? Wie werden diese in das Gemeinwesen eingeführt?• Wie sind sie in das Dorfleben eingebunden?• Wie gestaltet sich das Zusammenleben mit Bürgern mit Migrationshintergrund?

8. Generationsübergreifende Initiativen• Welche gemeinsamen Projekte führen z. B. Schule, Kindergarten mit Bewohnergruppen, Unternehmen,

Vereine, Kirche durch? • Welche Aktivitäten und Angebote von Senioren für Kinder oder umgekehrt gibt es?

anhang 123

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9. Umweltpädagogische und ökologisch ausgerichtete Initiativen• Welche Umwelt- und Naturschutzinitiativen, Angebote und Aktionen gibt es? • Gibt es (Nutzungs-) Konflikte im Ort? Wie werden die unterschiedlichen Interessen diskutiert?

10. Einrichtungen von (Teil-) Arbeitsplätzen• Welcher Beitrag wird zur Erhaltung oder Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie neuer Einkom-

mensmöglichkeiten geleistet?• Welche Initiativen bieten und sichern Arbeitsplätze insbes. für Frauen, Behinderte, Arbeitssuchende?• Welche neuen oder erweiterten Einkommensmöglichkeiten werden, z. B. im Tourismus, erschlossen?

11. Initiativen zur Nutzung der örtlichen Erwerbspotentiale• Welche Initiativen und Maßnahmen zur Gründung oder Unterstützung örtlicher Betriebe werden ergriffen?

Inwieweit stimmt sich das Dorf mit anderen Orten ab?• Welche privaten Dienstleistungsangebote gibt es?• Wie sind sie vernetzt?

12. Sicherung bzw. Aufbau der Grundversorgung• Welche privaten Angebote tragen zur Sicherung und Erweiterung der Grundversorgung bei?• Wie werden diese von den Bewohnern unterstützt?

13. Örtliche, interkommunale und regionale Kooperationen• Welche (Dienst-) Leistungen werden durch Zusammenschlüsse angeboten? • Welche überörtlichen Zusammenschlüsse unter Beteiligung örtlicher Betriebe, Unternehmen, Einrichtungen gibt es?

14. Sponsoring durch Unternehmen und Betriebe• Wie unterstützen Unternehmen die Entwicklung im Dorf?• Welche Hilfen und Aktionen sind angedacht und umgesetzt?

15. Erhöhung der Bindung der Jugend an das Dorf• Was wird getan, um Jugendliche in das Dorf- und Vereinsleben zu integrieren und an das Dorf zu binden? Wird

auf sie zugegangen?• Welche Themen und Aufgaben sind auf die Jugendlichen zwecks Mitwirkung übertragen?• Welche Beiträge leisten die Jugendlichen für das Dorfleben?• Welche Mobilitäts- und andere Angebote gibt es für Jugendliche im Dorf? Wie werden sie bewertet?• Gibt es Kooperationen mit benachbarten Jugendeinrichtungen?

Hauptkriterium „Baugestaltung und Bauentwicklung“

Die bauliche Entwicklung korrespondiert wesentlich mit der demografischen und wirtschaftlich-sozialen Entwicklung des Ortes und der Kommune. Ziel ist eine ressourcenschonende, bedarfsgerechte und identitätsstiftende Bauentwicklung. Die Aufenthalts- und Wohnqualität werden dabei durch die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der ortsbildprägenden Bausubstanz, der Frei- und Verkehrsflächen mitbestimmt. Das Entwicklungsziel lautet: Innenentwicklung vor Außenentwicklung“, da die Nutzung der Bausubstanz und der Inf-rastruktur in den Kerngebieten vieler Dörfer wegen geringerer und veränderter Nachfrage sowie den daraus folgen-den Leerständen nicht mehr dauerhaft gesichert ist. Um eine nachhaltige Innenentwicklung zu ermöglichen, sollte eine kommunale Gesamtstrategie für Investitionen bzw. Schrumpfungsprozesse in den Kernbereiche der Orte entwickelt und der Verzicht auf weitere Baulandausweisung fest-geschrieben werden. Die Anforderungen gelten sowohl für öffentliche wie private Bauträger.

Leitfragen für die Teilkriterien im öffentlichen und privaten BereichGesamtbild (kein eigenes Teilkriterium in den Richtlinien)

• Welche baulich-historischen Epochen und Entwicklungen sind erkennbar?• Wie sieht das gestalterische Leitbild der Gesamtentwicklung aus? • Wie berücksichtigen Neubau- und Gewerbegebiete die topografische Situation?• Wie sind diese Gebiete hinsichtlich ihrer Maßstäblichkeit, Formensprache und Materialwahl zu bewerten?

Erscheinungsbild, Erhaltung, Pflege und Nutzung von Gebäuden und baulichen Anlagen (Teilkriterien 1, 3, 8, 9, 11)• Werden bei Sanierungs-, Renovierungs- und Pflegemaßnahmen historisch-charakteristische Bauelemente gesichert

oder neu aufgenommen (Fensterteilungen, Dachformen und -eindeckungen etc.)? • In welchem baulichen Zustand befinden sich Baudenkmäler und Gebäudeensembles? Wie ist ihre Nutzung?• Wie werden nicht mehr genutzte landwirtschaftliche oder sonstige Gebäude umgenutzt? • Gibt es eine positive erkennbare Einstellung zu der alten Bausubstanz? Woran ist diese zu erkennen?• Wie werden die Gebäude genutzt und ausgelastet? Wie stehen Aufwand und Nutzen zueinander?• Welche Lösungsansätze werden für gefährdete bauliche Anlagen und Gebäudeleerstand präsentiert?

Einsatz umweltgerechter Materialien und Techniken, Steigerung der Energieeffizienz(Teilkriterium 4, 10)• Werden bei Renovierung und Sanierung im Bestand überwiegend regionaltypische und umweltfreundliche Natur-

baustoffe verwendet?• Welche handwerksgerechte Techniken kommen zum Einsatz?• Wie werden Gebäude unter energetischen Gesichtspunkten realisiert?• Welche energie- und umweltschonenden Materialien und Technologien werden verwendet?

Geordnete Außenwerbung und Beschilderung (Teilkriterium 6)• Wie ist die Beschilderung und Außenwerbung zu beurteilen?• Welches sind wiederkehrende Gestaltungsmerkmale?

Eingliederung, Gestaltung und Barrierefreiheit von Neu- und Umbauten (Teilkriterium 2, 12)• Sind Neu- und Umbauten harmonisch in das Ortsbild eingepasst? Ergibt sich eine organische (Ensemble-) Situation?• Wie bewerten Sie die baulich-räumliche Einbindung der Neubauten?• Orientieren sich die Bauträger bei An- und Umbauten an die traditionellen Gebäudeproportionen und Gestal-

tungselemente?• Werden Gebäude sowie öffentliche Räume so geplant und gebaut, dass sie von allen Menschen ohne fremde Hilfe

und ohne jegliche Einschränkung genutzt werden können?

Ortstypische Gestaltung und Nutzung der öffentlichen Frei- und Verkehrsflächen (Teilkriterien 5, 13)• Liegen den Straßen-, Platz- und Freiraumgestaltungen funktional schlüssige, städtebaulich überzeugende und in

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der Materialwahl dorfgerechte Konzepte zugrunde? Konkret:• Wie häufig und von wem wird der Platz genutzt?• Welche Veranstaltungen finden hier statt?• Entspricht die Möblierung den Anforderungen und passt sie zum Ortsbild?• In welcher Form werden die Bedürfnisse der Kinder und Älteren berücksichtigt?• Ist für Einzäunungen, Mauern, Pflasterungen, Hofflächen, Zufahrten, etc. ein Gesamtkonzept hinsichtlich Farb- und

Materialwahl, Formensprache erkennbar?

Umgang mit Schrumpfungsprozessen (Teilkriterien 7, 14)• Wird eine umfassende Änderung des Planungsverständnisses (Schrumpfungsparadigma) angetroffen? Werden

Schrumpfungsprozesse grundsätzlich akzeptiert und in überörtliche Konzepte eingebunden?• Erfolgt eine flächensparende Siedlungsentwicklung und wird sie schlüssig aus der Bauleitplanung abgeleitet? • Wie wird auf Ortsebene städtebaulich gesteuert und gibt es Überlegungen zur konkreten baulichen Anpassung?

Was wird unternommen zur Umnutzung oder zum Rückbau ungenutzter Bausubstanz für andere Zwecke? Gibt es eine Zusammenarbeit mit Eigentümern und Einwohnern?

Hauptkriterium „Grüngestaltung und Grünentwicklung“

Die innerörtliche Durchgrünung eines Ortes trägt entscheidend zum Wohlbefinden seiner Bewohner bei. Frei- und Verkehrsflächen, Gärten und Einfahrten prägen dabei im Besonderen das Dorfbild. Naturnahe Lebensräume für Pflanze und Tier und ihre Vernetzung sind wichtige Voraussetzungen für Artenvielfalt, Kleinklima und Grundwassersicherung. Das Wissen um diese Zusammenhänge sollte im Ort bekannt sein und weitergegeben werden. Bei der Pflege und Neuanlage sind regions- und ortsspezifische Faktoren wie die naturräumliche Lage und die Siedlungsgeschichte zu berücksichtigen. Aber auch die Barrierefreiheit der Übergänge diverser Materialien bei Um- und Neugestaltung. Diese Grundsätze gelten für öffentliche und privat genutzte Flächen gleichermaßen.

Leitfragen für die Teilkriterien im öffentlichen Bereichortsgerechte und ökologisch orientierte Grüngestaltung, ihre Nutzung, Pflege und Entwicklung (Teilkriterien 1, 2, 3, 5, 6, 7, 8)

• An welchem Leitbild orientiert sich die örtliche Grüngestaltung?• Welche Hochstämme, artenreiche Hecken, alte Obstbaumsorten und standortgerechten Gehölze prägen das

Wege- und Straßennetz (Ortsbild)?• Wie berücksichtigt die Freiraumgestaltung den dörflichen Charakter? Ist sie natur- und umweltorientiert und ent-

sprechend gepflegt?• Nach welchen Kriterien erfolgt die Baum-, Gehölz- und Pflanzenauswahl für großflächige Anlagen wie Schulhof,

Kirchenumfeld und Dorfplatz, Friedhof, Sport- und Spielanlage, Straßenraum?• In welchem Verhältnis stehen jeweils Funktionalität und ökologische Anforderungen?• Welche vernetzten Naturräume (Biotopsysteme) sind erkennbar?• Wie stark sind Ruderal- und Sukzessionsflächen zu finden? • Wie werden herausragende Grünelemente (z. B. Naturdenkmale) angemessen gepflegt?• Wie wird mit naturnahen Lebensräumen und ökologisch oder kulturhistorisch wertvollen Elementen (Gewässer,

Trockenmauern, Hecken) im Ort umgegangen? Sind sich Kommune und Bewohner der Besonderheiten bewusst?• In welcher Weise beteiligen sich die Bewohner an der Grüngestaltung und Pflege öffentlicher Anlagen?• Wie unterstützt die Kommune den Schutz und die Entwicklung besonderer Arten und Biotope z. B. bei Maßnahmen

der Siedlungsentwicklung, Gebäudesanierung und des Neubaus, bei Stützmauern, Straßen- und Gewässerausbau?• Wie sind Bordsteine und Übergänge geplant und gebaut, dass sie barrierefrei sind, also von allen Menschen ohne

fremde Hilfe und ohne jegliche Einschränkung genutzt werden können?• Welche gelungenen Beispiele einer Begrünung baulicher Anlagen gibt es?

Landschaftliche Einbindung von Straßen, Ver- und Entsorgungseinrichtungen sowie Industrie- und Gewerbebetrieben (Teilkriterium 4)• Wie sind exponierte Baukörper eingegrünt und Straßen mit der angrenzenden Landschaft verzahnt? • Wie beurteilen Sie die Ortseingänge?

Leitfragen insbesondere für die Teilkriterien im privaten Bereichortsgerechte und ökologisch orientierte Grüngestaltung, Grünnutzung und Pflege (Teilkriterien 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16)

• Welche historischen Freiflächennutzungen (Hofräume und Nutzgärten) sind noch ablesbar? • Welche Einfriedungen aus welchen Materialien bestimmen das Ortsbild?• Welche (Haus- und Obst-) Bäume bestimmen die privaten Freiflächen? Sind Pflege und Nachpflanzung angemessen?• Wie werden einsehbare Zier-, Wohn- und Nutzgärten gestaltet, genutzt und gepflegt? Welche Materialien kommen

zum Einsatz?• Welche Gehölze und Stauden herrschen vor? • Sind bei der Gestaltung der Hofflächen und Parkplätze Funktionalität und ökologische Anforderungen ausgewogen?

Welchen Anteil hat die Versiegelung?• Gibt es spezielle Arten- und Biotopschutzmaßnahmen? • Welchen Stellenwert haben Mauer-, Fassaden- und Dachbegrünungen? • Wie beurteilen Sie die Grabgestaltung?

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Hauptkriterium „Das Dorf in der Landschaft“Der Erhalt und die Pflege einer vielfältigen Kulturlandschaft zeigt viele Wirkungen: Eine naturnahe und ressourcenscho-nende Landnutzung trägt zur Sicherung des Naturhaushalts bei. Eine abwechslungsreiche Landschaft bietet Erholung. Landschaftlich eingebundene Sonderflächen wie Sportanlagen tragen auch unter landschaftsästhetischen Gesichts-punkten zum Wohlbefinden ihrer Nutzer bei. Vor diesem Hintergrund sind die Qualität der landschaftlichen Einbindung des Dorfes in seine Umgebung, die konkrete Gestaltung der Ortsränder und die Erhaltung, Pflege und Entwicklung charakteristischer naturnaher Landschaftsbestandteile bedeutsam.

Leitfragen für die Teilkriterien

1. Erhaltung, Pflege und Entwicklung charakteristischer und vielfältiger Landschaftsbestandteile sowie schutzwürdiger Biotope• Welche naturraumspezifischen Landschaftsteile wie Streuobstwiesen, Gewässer, ect. mit ihren entsprechenden

Biotopen gibt es?• Wie präsentieren sie sich?

2. Anbindung der innerörtlichen Grün- und Freiflächen an die Landschaft• Welche Elemente der Anbindung (Alleen, Baumreihen, Obstwiesen, Hecken etc.) gibt es? Wie werden diese ergänzt?• Wie beurteilen Sie den derzeitigen Zustand und das Pflegekonzept? 3. Qualität landschaftspflegerischer Maßnahmen in der Gemarkung• Welche Nutzungs- oder Pflegekonzepte liegen vor? • Wer setzt sie um?

4. Einbindung in die Landschaft• Welche historischen Nutzungen prägten den Übergang der Bebauung zur Landschaft? Was ist davon noch erkennbar? • Wie fügt sich die Randbebauung bezüglich Baustil, Farb- und Materialwahl sowie Maßstäblichkeit in die Landschaft

ein?

5. Gestaltung und landschaftliche Einbindung von baulichen Anlagen • Wie sind Freizeitanlagen, (landwirtschaftliche) Betriebe, Ver-/Entsorgungeinrichtungen im Außenbereich in die

Umgebung eingebunden?• Werden natürliche Gegebenheiten und Materialien berücksichtigt?• Welche Auslastung haben die Anlagen? Von wem werden sie einschließlich der Freiflächen erhalten und gepflegt?

6. Berücksichtigung historischer Besonderheiten• Welche kulturhistorischen Besonderheiten und Landnutzungen gibt es? • Welche Bedeutung kommt diesen heute zu? Wie wird damit umgegangen?

7. Förderung des Arten- und Biotopschutzes• Welche Arten- und Biotopschutzmaßnahmen werden vorgestellt? • Gibt es biotoperhaltende Entwicklungsmaßnahmen?

8. Umsetzung von Landschaftsplänen, landschaftspflegerischen Begleitplänen und Planung vernetzter Biotopsysteme• Welche Planungen liegen vor? Wie ist die Qualität der Umsetzung?• Sind die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen überzeugend hinsichtlich Standort und Zustand?• Wie und durch wen erfolgt die fachliche Beratung und Begleitung? • Werden in die Planungen wirtschaftliche Überlegungen einbezogen (Tourismus, Regionalvermarktung)?

Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen 2014

Region Landkreis/Stadt (Anzahl) Federführung Kassel (19) Kassel (19) Landkreis Kassel

Schwalm – Eder (14) Schwalm – Eder (16) Landkreis Schwalm–Eder Waldeck-Frankenberg/MKK (13) Waldeck – Frankenberg (9) Main-Kinzig (4) Landkreis Waldeck– FrankenbergWerra-Meißner (17) Werra – Meissner (17) Landkreis Werra - Meißner Ost (13) Hersfeld - Rotenburg (4) Landkreise HEF-ROF Fulda (5) Fulda, Vogelsberg Vogelsberg (4)

West I (17) Marburg-Biedenkopf (10) Landkreis Lahn-Dill (5) Marburg – Biedenkopf Gießen (2) Landkreis Marburg – Biedenkopf West II (12) Limburg-Weilburg (12) Landkreise Lahn-Dill, Hochtaunus, Wetterau Süd (14) Rheingau-Taunus (9) Landkreise DA-DI, Darmstadt-Dieburg (5) Odenwald, Bergstraße Odenwald (0)

Veränderungen gegenüber dem Anmeldestichtag 01.03.2014: Abmeldungen: 24

Teilnehmer am Landesentscheid 2015Sieger der Gruppen A und B. Insgesamt 16 Orte.

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Erbach-Ernsbach/ErbuchBabenhausen-HarpertshausenPfungstadt-EschollbrückenOtzberg-LengfeldOtzberg-HeringOtzberg-HabitzheimMünster-AltheimNiedernhausen-NiederseelbachNiedernhausen-OberjosbachLorch-WollmerschiedLorch-RanselOestrich-Winkel-HallgartenSchlangenbad-WambachHeidenrod-DickschiedTaunusstein-HambachTaunusstein-SeitzenhahnWeilmünster-DietenhausenWeilmünster-ErnsthausenWeilmünster-LaubuseschbachWeilmünster-LangenbachWeilmünster-MöttauRunkel-RunkelRunkel-WirbelauRunkel-SchadeckRunkel-DehrnWeilburg-OdersbachWeilburg-DrommershausenLimburg-DietkirchenLimburg-EschhofenDornburg-WilsenrothHadamar-NiederzeusheimFlörsbachtal-LohrhauptenSteinau a.d. Str.-UlmbachSteinau a.d. Str.-MarbornSchlüchtern-HohenzellFulda-BesgesFulda-NiederrodeEiterfeld-LeimbachNüsttal-MorlesGersfeld-DahlherdaSchwalmtal-BrauerschwendSchotten-EinartshausenSchotten-SichenhausenSchotten-WingershausenLauterbach-WallenrodSchlitz-WillofsAlheim-ErdpenhausenHaunetal-NeukirchenPhilippsthal-GethsemaneNiederaula-HattenbachKirchheim-GershausenBad Hersfeld-Asbach

Bad Hersfeld-KathusWettenberg-LaunsbachRabenau-AllertshausenSinn-EdingenSinn-FleisbachBraunfels-NeukirchenDillenburg-ManderbachDillenburg-OberscheldAmöneburg-RüdigheimKirchhain-KleinseelheimKirchhain-GroßseelheimKirchhain-StausebachMarburg-BauerbachMarburg-GinseldorfAmöneburg-ErfurtshausenBreidenbach-OberdietenLahntal-SterzhausenNeustadt-SpeckswinkelWeimar-NiederwalgernWetter-MellnauBad Zwesten-WenzigerodeBorken-GroßenenglisFelsberg-BöddigerFelsberg-HilgershausenFelsberg-RhündaFrielendorf-VernaFrielendorf-WelcherodHomberg-WernswigMelsungen-RöhrenfurthMorschen-WichteNeuenthal-WaltersbrückOberaula-WahlshausenSchwalmstadt-AllendorfSchwalmstadt-FrankenhainSpangenberg-MörshausenWillingshausen-WillingshausenBad Sooden-Allendorf-DudenrodeBad Sooden-Allendorf-OrferodeBerkatal-HitzerodeEschwege-NiddawitzhausenHessisch Lichtenau-QuentelMeinhard-JestädtMeinhard-MotzenrodeMeißner-GermerodeMeißner-WolfterodeNeu-Eichenberg-HebenshausenNeu-Eichenberg-MarzhausenRinggau-LüderbachRinggau-RendaSontra-UlfenWaldkappel-Hetzerode

Teilnehmer des Regionalentscheids 2014 Weißenborn-RambachWitzenhausen-HundelshausenWitzenhausen-KleinalmerodeWitzenhausen-WendershausenBad Arolsen-LandauBad Wildungen-FrebershausenDiemelstadt-DehausenEdertal-BringhausenFrankenberg (Eder)-GeismarFrankenberg (Eder)-SchreufaHatzfeld (Eder)-HatzfeldKorbach-HelmscheidLichtenfels-DalwigksthalLichtenfels-MündenRosenthal-RosenthalVöhl-BasdorfVöhl-HerzhausenVöhl-Nieder-und OberorkeVöhl-SchmittlotheimBad Emstal-BalhornBad Emstal-RiedeBreuna-NiederlistingenBreuna-OberlistingenCalden-EhrstenFuldatal-SimmershausenHofgeismar-HümmeImmenhausen-HolzhausenImmenhausen-MariendorfLiebenau-ZwergenNaumburg-ElbenbergNieste-NiesteOberweser-GieselwerderOberweser-OedelsheimReinhardshagen-VaakeWahlsburg-LippoldsbergWahlsburg-VernawahlshausenWolfhagen-IppinghausenWolfhagen-IsthaWolfhagen-LeckringhausenZierenberg-Burghasungen

Abmeldungen gegenüber Stand 01.03.2014: Haunetal-NeukirchenBad Wildungen-FrebershausenNeu-Eichenberg-HebenshausenWeißenborn-RambachLichtenfels-MündenLauterbach-WallenrodKirchhain-StausebachWeilmünster-LaubuseschbachHadamar-NiederzeusheimErbach-Ernsbach/ErbuchMünster-AltheimWeilmünster-LangenbachNaumburg-Elbenberg

Edertal-BringhausenBad Arolsen-LandauLichtenfels-DalwigksthalCalden-EhrstenHomberg-WernswigFelsberg-RhündaVöhl-Nieder-und OberorkeAlheim-ErdpenhausenSchotten-SichenhausenKirchheim-GershausenAmöneburg-Rüdigheim

anhang 131

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Jahr Ort Landkreis/Region Gruppe Anzahl der Orte

1959 (Wanfried) - Altenburschla LK Werra-Meißner 68 1960 (Alsfeld) - Eifa Vogelsbergkreis 219 1961 (Butzbach) - Maibach Wetteraukreis 314 1962 (Frielendorf) - Allendorf Schwalm-Eder-Kreis A 292 (Leun) -Biskirchen Lahn-Dill-Kries B 124 1963 (Wetter) - Amönau LK Marburg-Biedenkopf A 138 (Laubach) - Münster LK Gießen B 286 1964 (Melsungen) - Adelshausen Schwalm-Eder-Kreis A 116 (Rimbach) - Albersbach Lk Bergstraße B 302 1965 (Heringen) - Herfa LK Hersfeld-Rotenburg A 155 (Idstein) - Oberauroff Rheingau-Taunus-Kreis B 310 1966 (Taunusstein)- Hambach Rheingau-Taunus-Kreis A 75 (Marburg) - Wehrshausen LK Marburg-Biedenkopf B 275 1967 (Lichtenfels) - Rhadern LK Waldeck-Frankenberg A 71 (Mittenaar) - Offenbach Lahn-Dill-Kreis B 406 1968 (Malsfeld) - Sipperhausen Schwalm-Eder-Kreis A 89 (Idstein) - Dasbach Rheingau-Taunus-Kreis B 458 1969 (Lindenfels) - Schlierbach LK Bergstraße A 78 (Mittenaar) - Offenbach Lahn-Dill-Kreis B 500 1970 (Volkmarsen) - Herbsen LK Waldeck-Frankenberg A1 112 Hüttenberg Lahn-Dill-Kreis A2 32 (Weinbach) - Freienfels LK Limburg-Weilburg B1 148 (Weilburg) - Waldhausen LK Limburg-Weilburg B2 45 1971 (Herborn) - Hirschberg Lahn-Dill-Kreis A1 87 Eichenzell LK Fulda A2 24 (Dautphetal) - Herzhausen LK Marburg-Biedenkopf B1 136 Hüttenberg Lahn-Dill-Kreis B2 33

Hessische Landessieger des Dorfwettbewerbes 1959 - 2015„Unser Dorf soll schöner werden“/„Unser Dorf“/„Unser Dorf hat Zukunft“

1972 (Neuenstein) - Obergeis LK Hersfeld-Rotenburg A1 106 Aßlar - Wehrdorf Lahn-Dill-Kreis A2 23 Schwalmstadt - Ascherode Schwalm-Eder-Kreis B1 137 Bebra - Weiterode LK Hersfeld-Rotenburg B2 35 1973 Vöhl - Asel LK Waldeck-Frankenberg A1 125 (Selters) - Münster LK Limburg-Weilburg A2 19 Wanfried - Altenburschla Werra-Meißner-Kreis B1 187 Hilders LK Fulda B2 73 1974 Hünfeld - Großenbach LK Fulda A1 105 (Reinheim) - Georgenhausen LK Darmstadt-Dieburg A2 25 Willingen - Welleringhausen LK Waldeck-Frankenberg B1 233 (Dautphetal) - Holzhausen LK Marburg-Biedenkopf B2 78 1975 Hauneck - Rotensee LK Hersfeld-Rotenburg A1 97 Heringen - Lengers LK Hersfeld-Rotenburg A2 46 Wald-Michelbach - Oberschönmattenwag LK Bergstraße B1 256 Aßlar - Werdorf Lahn-Dill-Kreis B2 78 1976 Diemelstadt - Helmighausen LK Waldeck-Frankenberg A1 92 Lautertal - Gadernheim LK Bergstraße A2 22 Nüsttal - Silges LK Fulda B1 253 Sinn - Fleisbach Lahn-Dill-Kreis B2 78 1977 Bebra - Asmushausen LK Hersfeld-Rotenburg A1 67 Wartenberg - Landenhausen Vogelsbergkreis A2 13 Modautal - Asbach LK Darmstadt-Dieburg B1 240 Burgwald - Bottendorf LK Waldeck-Frankenberg B2 72 1978 Twistetal - Nieder-Waroldern LK Waldeck-Frankenberg A1 55 Kirchhain - Großseelheim LK Marburg-Biedenkopf A2 18 Wanfried - Völkershausen Werra-Meißner-Kreis B1 193 Wartenberg - Landenhausen Vogelsbergkreis B2 57 1979/1980 Idstein - Lenzhahn Rheingau-Taunus-Kreis A1 267 Nentershausen LK Hersfeld-Rotenburg A2 73 Lindenfels - Schlierbach LK Bergstraße S1 21 Wartenberg - Landenhausen Vogelsbergkreis S2 15 1981/1982 Bad Hersfeld - Beiershausen LK Hersfeld-Rotenburg A1 169 Fronhausen LK Marburg-Biedenkopf A2 41 Idstein - Lenzhahn Rheingau-Taunus-Kreis S1 62 Oberweser - Oedelsheim LK Kassel S2 35 1983/1984 Nüsttal - Rimmels LK Fulda A1 121 Selters - Eisenbach LK Limburg-Weilburg A2 39 Oberweser - Arenborn LK Kassel S1 36 Kirchhain - Großseelheim LK Marburg-Biedenkopf S2 17

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134 landeswettbewerb Unser dorf hat ZUkUnft

1985/1986 Zwesten - Niederurff Schwalm-Eder-Kreis A1 126 Oberweser - Gieselwerder LK Kassel A2 31 Nüsttal - Rimmels LK Fulda S1 41 Wiesbaden - Frauenstein Stadt Wiesbaden S2 22 1987/1988 Hauneck - Bodes LK Hersfeld-Rotenburg A1 136 Geisenheim - Johannisberg Rheingau-Taunus-Kreis A2 22 Zwesten - Niederurff Schwalm-Eder-Kreis S1 34 Immenhausen - Holzhausen LK Kassel S2 26

1989/1990 Burgwald - Wiesenfeld LK Waldeck-Frankenberg A1 94 Bad Hersfeld - Asbach LK Hersfeld-Rotenburg A2 38 Lindenfels - Seidenbuch LK Bergstraße S1 32 Oberweser - Oedelsheim LK Kassel S2 29 1991/1992 Kirchhain - Burgholz LK Marburg-Biedenkopf A1 78 Witzenhausen - Roßbach Werra-Meißner-Kreis A2 33 Burgwald - Wiesenfeld LK Waldeck-Frankenberg S1 28 Willingshausen - Loshausen Schwalm-Eder-Kreis S2 31 1993/1994 Weißenborn - Rambach Werra-Meißner-Kreis A 58 Oberweser - Arenborn LK Kassel B 111 1995/1996 Willingshausen Schwalm-Eder-Kreis A 40 Kirchhain - Himmelsberg LK Marburg-Biedenkopf B 1261999/2000 Edertal - Wellen LK Waldeck-Frankenberg A 85 Fulda - Malkes LK Fulda B 220 2002/2003 Wanfried - Heldra LK Werra - Meißner A 72 Münchhausen - Wollmar LK Marburg - Biedenkopf B 156 2005/2006 Frankenau-Altenlotheim LK Waldeck-Frankenberg A 72 Alsfeld-Altenburg LK Vogelsberg B 101 2008/2009 Cölbe-Schönstadt LK Marburg-Biedenkopf A 70 Edertal-Kleinern LK Waldeck-Frankenberg B 130 2011/2012 Reinheim-Ueberau LK Darmstadt-Dieburg A 42 Neustadt-Mengsberg LK Marburg-Biedenkopf B 95 2014/2015 Meißner-Germerode Werra-Meißner-Kreis A 39 Oberweser-Oedelsheim LK Kassel B 80

Ihre Ansprechpartner für den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“

Beratung vor Ort und Durchführung des Regionalentscheides:

Ihre Landkreisverwaltung, Fachdienst oder Abteilung Dorf- und Regionalentwicklung, ländlicher TourismusKoordination des Regionalentscheides und Durchführung des Landesentscheides: Regierungspräsidium Kassel, Dezernat 25 Hiltrud Schwarze Steinweg 634117 Kassel Telefon: 0561-106-1112E-Mail: [email protected]

Grundsatzfragen und Bundeswettbewerb: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und VerbraucherschutzReferat VII 8Karl-Michael MusseleckMainzer Str. 8065189 Wiesbaden

Telefon: 0611-815-1767E-Mail: [email protected]

Informationen, Richtlinien, Links

www.rp-kassel.hessen.de (Planung/Ländlicher Raum/Dorfwettbewerb)

www.hmuklv.hessen.de

www.dorfwettbewerb.bund.de

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hg)., 2013: 35. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft - Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb 2016“. Richtlinie & Empfehlungen. Wiesbaden August 2013.

Weitere Informationen und unterstützende Materialien erhalten Sie bei Hiltrud Schwarze, Regierungspräsidium Kassel.

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