38 Medizin Interview mit Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Hans ... · unserem modernen Leben eine sehr...

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5 | 2007 www.trendjournal.de 38 Medizin Das Augenla- serCentrum Minden besteht jetzt knapp 5 Jahre. Haben sich Ihre Erwartungen an die Lasertechnik zur Behand- lung von Fehlsichtigkeiten erfüllt? Grundsätzlich ja! Die heutigen techni- schen Möglichkeiten erlauben Kurzsichtig- keiten, Hornhautverkrümmungen und in begrenztem Umfang auch Weitsichtigkeiten sicher und schonend zu behandeln. Da in den letzten 15 Jahren weltweit über 20 Millionen Menschen mit dieser Technik behandelt worden sind, kön- nen wir Augenchirurgen inzwischen auf große Untersuchungen und verläßliche Daten zurück- greifen. Voraussetzung für einen erfolgreichen Eingriff ist allerdings eine sorgfältige Vorunter- suchung und Planung. Nur so können evtl. beste- hende Risiken, z. B. durch Vorerkrankungen der Augen oder bestehende Allgemeinerkrankungen erkannt und berücksichtig werden. Haben Fehlsichtigkeiten insgesamt zuge- nommen? Über die Hälfte der Menschen in Deutschland braucht eine Brille – und zwar mit steigender Ten- denz. Die zunehmen- de Computerarbeit am Bildschirm fördert Kurzsichtigkeiten und ist einer neuen inter- nationalen Studie zufolge für diesen Trend ver- antwortlich. Die Ursache liegt hierbei in der Aus- sendung biochemischer Botenstoffe durch die Naheinstellungsreaktion der Augenlinsen. Der Anspruch an eine optimale Sehleistung hat in unserem modernen Leben eine sehr große Bedeu- tung. Um dieses auch ohne Brille und Kontakt- linse zu erreichen, entschieden sich 2004 in Deutschland 120.000 Patienten für einen augen- chirurgischen Eingriff. Der Trend zur operativen Augenkorrektur unter den 18 Millionen Fehl- sichtigen (Kurz- und Weitsichtigkeit) ist steigend. Technische Neuerungen erhöhen die Sicherheit und Erfolgsquote, so daß die Quote problemati- scher Verläufe auf unter 2 % gesenkt werden konnte. Bei Brillen und Kon- taktlinsen hat es doch auch erhebliche Verbesse- rungen gegeben. Was spricht für die operative Kor- rektur? Brillengläser und Kontaktlinsen sind in der Tat in den letzten Jahren weiter verbessert worden. Die Vorteile eines völlig brillenfreien Lebens nach einer Laseroperation können Sie jedoch niemals ersetzen. Im Alltag, beim Sport oder Schwimmen stört eine Sehhilfe meist erheblich. Zudem begrenzt der Brillenrand das Gesichtsfeld. Augen- trockenheit und Entzündungen erhöhen das Risi- ko von Kontaktlinsen. Mit längerer Tragedauer steigen diese Gefahren. Außerdem können ver- unreinigte Aufbewahrungsbehälter gefährliche Keimherde darstellen. Auch das Auftreten einer Alterssichtigkeit, was sich normalerweise zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr bemerkbar macht, kann in Verbindung mit der vorbestehenden Fehl- sichtigkeit weitere Probleme verursachen. In die- sem Fällen ist eine kombinierte Korrektur als Zwei- stärkenbrille oder Gleitsichtbrille erforderlich, was insbesondere bei sportlichen Aktivitäten wie Ten- nis oder Golfspielen, zum Teil aber auch beim Autofahren und am Bildschirm zu Problemen führen kann. Interview mit Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Hans-Joachim Hettlich Augenpraxisklinik – Augenlasercentrum in Minden Interview mit Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Hans-Joachim Hettlich Augenpraxisklinik – Augenlasercentrum in Minden *TJ0507_5 25.04.2007 1:34 Uhr Seite 38

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DasAugenla-serCentrumMinden bestehtjetzt knapp 5Jahre. Haben sich IhreErwartungen an dieLasertechnik zur Behand-lung von Fehlsichtigkeitenerfüllt?Grundsätzlich ja! Die heutigen techni-schen Möglichkeiten erlauben Kurzsichtig-keiten, Hornhautverkrümmungen und inbegrenztem Umfang auch Weitsichtigkeiten sicherund schonend zu behandeln. Da in den letzten15 Jahren weltweit über 20 Millionen Menschenmit dieser Technik behandelt worden sind, kön-nen wir Augenchirurgen inzwischen auf großeUntersuchungen und verläßliche Daten zurück-greifen. Voraussetzung für einen erfolgreichenEingriff ist allerdings eine sorgfältige Vorunter-suchung und Planung. Nur so können evtl. beste-hende Risiken, z. B. durch Vorerkrankungen derAugen oder bestehende Allgemeinerkrankungenerkannt und berücksichtig werden.

Haben Fehlsichtigkeiten insgesamt zuge-nommen?Über die Hälfte der Menschen in Deutschlandbraucht eine Brille – und zwar mit steigender Ten-

denz.Die zunehmen-

de Computerarbeit am Bildschirmfördert Kurzsichtigkeiten und ist einer neuen inter-nationalen Studie zufolge für diesen Trend ver-antwortlich. Die Ursache liegt hierbei in der Aus-sendung biochemischer Botenstoffe durch dieNaheinstellungsreaktion der Augenlinsen. DerAnspruch an eine optimale Sehleistung hat inunserem modernen Leben eine sehr große Bedeu-tung. Um dieses auch ohne Brille und Kontakt-linse zu erreichen, entschieden sich 2004 inDeutschland 120.000 Patienten für einen augen-chirurgischen Eingriff. Der Trend zur operativenAugenkorrektur unter den 18 Millionen Fehl-sichtigen (Kurz- und Weitsichtigkeit) ist steigend.Technische Neuerungen erhöhen die Sicherheitund Erfolgsquote, so daß die Quote problemati-scher Verläufe auf unter 2 % gesenkt werdenkonnte.

BeiBrillen

und Kon-taktlinsen hat

es doch aucherhebliche Verbesse-

rungen gegeben. Wasspricht für die operative Kor-

rektur?Brillengläser und Kontaktlinsen sind in der Tat

in den letzten Jahren weiter verbessert worden.Die Vorteile eines völlig brillenfreien Lebens nacheiner Laseroperation können Sie jedoch niemalsersetzen. Im Alltag, beim Sport oder Schwimmenstört eine Sehhilfe meist erheblich. Zudembegrenzt der Brillenrand das Gesichtsfeld. Augen-trockenheit und Entzündungen erhöhen das Risi-ko von Kontaktlinsen. Mit längerer Tragedauersteigen diese Gefahren. Außerdem können ver-unreinigte Aufbewahrungsbehälter gefährlicheKeimherde darstellen. Auch das Auftreten einerAlterssichtigkeit, was sich normalerweise zwischendem 40. und 50. Lebensjahr bemerkbar macht,kann in Verbindung mit der vorbestehenden Fehl-sichtigkeit weitere Probleme verursachen. In die-sem Fällen ist eine kombinierte Korrektur als Zwei-stärkenbrille oder Gleitsichtbrille erforderlich, wasinsbesondere bei sportlichen Aktivitäten wie Ten-nis oder Golfspielen, zum Teil aber auch beimAutofahren und am Bildschirm zu Problemenführen kann.

Interview mit Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Hans-Joachim HettlichAugenpraxisklinik – Augenlasercentrum in Minden

Interview mit Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Hans-Joachim HettlichAugenpraxisklinik – Augenlasercentrum in Minden

*TJ0507_5 25.04.2007 1:34 Uhr Seite 38

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Wer kommt für einen laserchirurgischen Ein-griff zur Behandlung der Fehlsichtigkeit inFrage?Jedermann, der an eine Kurzsichtigkeit von biszu – 8,0 Dioptrien (max. bis – 10,0 Dioptrien) odereiner Weitsichtigkeit bis + 4,0 Dioptrien leidet,hat sehr gute Chancen nach dem Eingriff voll-kommen auf eine Brille verzichten zu können.Auch bei Hornhautverkrümmungen (Astigmatis-mus) bis max. 5,0 Dioptrien ist eine Laser-OP mög-lich. Nicht möglich ist dagegen bisher die Behand-lung der sogenannten Alterssichtigkeit (Presbyo-pie). Wer bereits eine Lesebrille benötigt, wirddiese auch nach einer Laseroperation zumindestfür bestimmte Tätigkeiten tragen müssen.Die von Ihnen bevorzugte Laserbehandlung istdie LASIK-Methode. Was hat man sich darunter

vorzustellen?Bei der LASIK-Methode wird mit einem com-

putergesteuerten, automatisierten Mikro-hobel eine 0,14 mm dünne Lamelle an

der Hornhautoberfläche des Augespräpariert und wie ein Buchdeckel

zur Seite geklappt. Hierdurchkann die Laserabtragung mitdem sogenannten Excimer-Laser direkt im Hornhautge-webe erfolgen und die Lamel-le anschließend wie ein natür-licher Verband wieder zurück-

gelegt werden. Mit den moder-nen Lasern ist es möglich, Gewebe

mit einer Genauigkeit von wenigenTausendstel Millimeter abzutragen. Ins-

gesamt werden bei Behandlung eines Augeszwischen 1.000 und 2.000 Herde benötigt, was

in einer Zeit von etwa 40 Sekunden erfolgt.

Das Auge wird doch dabei nur örtlichbetäubt. Kann man denn überhaupt solange still liegen?Es ist richtig, daß bei einer LASIK-Behandlung dieAugen (wir operieren heute in der Regel beideAugen an einem Tag) nur örtlich durch Augen-tropfen betäubt werden. Die Hornhaut istdadurch völlig schmerzunempfindlich, lediglichbeim Schneiden der Lamelle kann ein leichtesDruckgefühl entstehen. Eine örtliche Betäubungist deshalb notwendig, damit der Patient den Ziel-strahl des Lasers fixieren kann. Ist der Zielstrahleinmal erfaßt, wird der Laser automatisch nach-geführt (Eyetracker) und so kleine unwillkürlicheAugenbewegungen vollständig ausgeglichen.Nach dem Zurückklappen der Hornhautlamellehaftet diese sofort durch sogenannte Kapillar-kräfte an der darunter liegenden Hornhaut. Inwenigen Stunden ist die Sehleistung bereits klar– und zwar ohne Brille. Aufgrund der kurzen Hei-lungsphase kann der Patient schon nach ein biszwei Tagen in der Regel seiner normalen Tätig-keit wieder nachgehen. Eine staubige Umgebungsollte man, wie auch Schwimmband oder Sauna-besuche in den ersten zwei Wochen wegen dererhöhten Infektionsgefahr meiden.

Was halten Sie von anderen Laserverfahren,wie LASEK, PRK oder Epi-LASIK?Bei all diesen Verfahren wir die Laserabtragungan der Hornhautoberfläche vorgenommen.Dadurch liegen die winzigen, sensiblen Nerven-endigungen bis zum vollständigen Wundverschlußnach 3 bis 4 Tagen frei und verursachen in dieserZeit erhebliche Schmerzen. Der schnelle Hei-lungsverlauf und die gute Verträglichkeit habenweltweit zum Erfolg der LASIK-Methode beige-tragen.

Wo liegen die Grenzen der LASIK-Methodeund welche Risiken können Sie uns nennen?

In den ersten Jahren derLASIK-Anwendung hatman häufig unregel-mäßige und unstabileHornhautverkrümmun-gen mit entsprechenderHerabsetzung der Seh-schärfe beobachtet. Die-ses war dadurch verur-sacht, daß man zuvielHornhautgewebe abge-tragen hat und die Horn-haut anschließend zudünn wurde. Man weißheute sehr genau, wel-che Laserkorrekturen beiwelcher Hornhautdickemöglich sind. Die natür-liche Hornhaut ist nor-malerweise etwa 0,5 bis0,6 mm dick. Eine Abtra-gung darf nur so tiefsein, dass ein unbehan-deltes Hornhautrestge-webe von 0,25 mmerhalten bleibt. Durchgenauste Messungen vorder Operation und Ver-wendung moderner(gewebeschonender) Laser ist diese Komplikati-on heute praktisch nicht mehr von Bedeutung.Andere Probleme wie Entzündungen oder Fal-tenbildung in der Hornhautlamelle können imRahmen der Nachbehandlung erkannt undbehandelt werden. Hierzu ist es notwendig, dassüber einen Zeitraum von 2 bis 3 Monaten regel-mäßige Kontrolluntersuchungen erfolgen. Die-ses sollte möglichst durch den Operateur gesche-hen. In diesen ersten Wochen kann es auch zuvermehrten Blendungserscheinungen und einemverminderten Kontrastsehen besonders beimnächtlichen Autofahren kommen. Außerdem hatman in den ersten Wochen öfters ein vermehr-tes Trockenheitsgefühl an den Augen, was durchspezielle Tropfen gelindert werden kann.

Was können Sie uns zu Wellenfront undFemto-Laser sagen?Durch die Wellenfronttechnik, die zunächst fürgroße Spiegelteleskope in der Astrophysik ent-wickelt wurde, wurde es möglich, auch kleinsteUnregelmäßigkeiten der Optik des Auges zu erfas-sen. Man hat versucht, auch diese Fehler an derHornhaut zu korrigieren, um das Sehvermögennoch weiter zu verbessern (Sichtwort: "Adlerau-ge"). Leider waren die Ergebnisse bisher nicht ein-deutig überzeugend, so dass diese Technik vor-erst nur für spezielle Situationen empfohlen wer-den kann.Der sogenannte Femtosekunden-Laser ist einGerät, bei dem durch sehr kurze LaserimpulseGewebe hochpräzise und computergesteuertgeschnitten werden kann. Dieser Laser kann zurPräparation der Hornhautlamelle bei der LASIK-Behandlung eingesetzt werden. Er ersetzt jedochnicht den Excimer-Laser zur Abtragung undModulation der Hornhaut. Durch den zusätzli-chen Einsatz des Femto-Sekundenlasers wird diePräparation der Hornhautlamelle ("Flap") präzi-ser und dünner. In Grenzfällen, in den aufgrundeiner zu dünnen Hornhaut ein Korrektureingriffnicht möglich wäre oder nur durch eine schmerz-hafte Oberflächenbehandlung (z. B. PRK) ersetztwerden müsste, ist "FEMTO" eine weitere Opti-on. Da diese Technik sehr aufwendig und teuerist sowie gegenüber dem Schnitt mit dem Mikro-keratom mehr Zeit beansprucht, konnte sich dasVerfahren bisher nicht für die Routinebehand-lung durchsetzen.

Worauf sollte man als Interessierter achten?Wo gibt es weitere Informationen zurAugenlaserbehandlung?Die Entscheidung zu einer Laserkorrektur amAuge sollte in Ruhe und ohne Zeitdruck erfolgen.Man sollte sich ausgiebig informieren und sicheinen erfahrenen Operateur in der Region suchen.Dieser sollte auch persönlich die Nachbetreuungübernehmen können. Sachliche und unabhängi-ge Informationen findet man auf den Internet-seiten des Berufsverbandes der Augenärzte(www.augeninfo.de) und der Deutschen Opht-halmologischen Gesellschaft (www.dog.org). Wir bieten in Minden auch regelmäßige Infor-mationsveranstaltungen zum Thema Augenlaser-Korrekturen an, zu denen man sich unter Telefon0571-82821-40 oder [email protected] kann.

Sehr geehrter Herr Dr. Hettlich, wir danken Ihnenfür dieses Gespräch.

Augen-Laser-CentrumContactlinsenlabor / SehschuleDr. med. K. GerstmeyerPriv.-Doz. Dr. med. H.-J. HettlichDr. med. S. SchüllerDr. med. J. InderfurthDr. med. S. Festag

Pöttcherstraße 10 – 1232323 MindenTel. 0571 / 82821-0www. Augenklinik-Minden.de

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