3D-Druck - download.e- · PDF filedie die aufgezählten Dinge näherungsweise ......

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Eigene 3D-Projekte verwirklichen 3D-Vorlagen finden und anpassen Scannen und konstruieren in 3D Die eigene Maschine einrichten und ausreizen Objekte aus Gummi, Gold und Keramik bestellen Welcher 3D-Drucker passt zu mir? Selber drucken oder in Auftrag geben So funktionieren die wichtigsten 3D-Druck-Verfahren 10 aktuelle Geräte ab 375 Euro im Test 3D-Druck Setzen Sie Ihre Ideen dreidimensional um wissen www.ctspecial.de c 3D-Druck 3D-Drucke ausprobieren: 40 e Gutschein 30 % Rabatt

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Eigene 3D-Projekteverwirklichen 3D-Vorlagen finden und anpassen

Scannen und konstruieren in 3D

Die eigene Maschine einrichten und ausreizen

Objekte aus Gummi, Gold und Keramik bestellen

Welcher 3D-Drucker passt zu mir?Selber drucken oder in Auftrag geben

So funktionieren die wichtigsten 3D-Druck-Verfahren

10 aktuelle Geräte ab 375 Euro im Test

3D-DruckSetzen Sie Ihre Ideen dreidimensional umwissen

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3D-Drucke ausprobieren:40e Gutschein • 30% Rabatt

Editorial 3c’t wissen 3D-Druck (2014)

EditorialSelber fertigen, was es noch nicht gibt

3D-Drucker begeistern mich nachhaltig: Sie bringen Formen hervor, die mit anderer Technik überhaupt nicht herzustellen sind. Mit ihrer Hilfe gelingen auch ohne handwerkliches Geschickausgeklügelte Konstruktionen und Apparate. 3D-Drucker sind jeneuniversellen Maschinen, die ich mir früher immer gewünscht habe.

„Aber nenne mir mal bitte eine überzeugende Anwendung, ein einziges Ding aus dem 3D-Drucker, das nützlich ist und was jeder braucht!“

Zugegeben: So etwas gibt es nicht. Denn alles, „was jeder braucht“, lässt sich billiger, besser und schneller in klassischen Massenverfahrenproduzieren: am Fließband, im Spritzguss, in China. Die besondereQualität des 3D-Drucks kommt hingegen gerade bei den Dingen zum Tragen, die nur ich brauche. Oder die nur Sie sich wünschen – und sonst niemand. Mit einem 3D-Drucker können Sie selber fertigen, was niemand in rauen Mengen billig produziert.

Fällt Ihnen spontan ein, was das sein könnte? Dann ist 3D-Druckdefinitiv Ihre Technik! Falls nicht, dann lassen Sie sich von uns auf den folgenden Seiten inspirieren. Dort lesen Sie nicht nur, wie 3D-Druck funktioniert und was die aktuellen Maschinen undDienstleister können – wir zeigen Ihnen auch, wie Sie sich nach Ihren eigenen Ideen 3D-Datenvorlagen modellieren und konstruieren, die sich dann im 3D-Drucker materialisieren.

Viel Spaß wünscht

Peter König

Inhalt4 c’t wissen 3D-Druck (2014)

WIE GEHT 3D-DRUCK?

Für den 3D-Druck stehen inzwischen viele Materialienund Techniken zur Wahl. Viele Objekte kann man selberdrucken, andere bestellt man besser beim Dienstleister.

6 Das können 3D-Drucker wirklich

12 Einstieg in den 3D-Druck

20 So arbeiten 3D-Drucker

24 3D-Drucke vom Dienstleister

36 Was man rechtlich beachten sollte

3D-MODELLE SELBST KONSTRUIEREN

Wir stellen zwei kostenlose CAD-Programme vor, mitdenen man sich seine 3D-Druckvorlagen komplettselbst gestalten kann.

42 Selbst konstruieren mit 123D Design

50 Vorlagen bauen mit Blender

SCANNEN UND AUFBEREITEN

3D-Scanner erfassen die Form realer Gegenstände. Die Alternative: eine vorhandene 3D-Datei aus wählenund anpassen.

56 Objekte scannen in 3D

64 3D-Modelle finden und kombinieren

70 3D-Vorlagen erzeugen mit Photoshop CC

SELBST DRUCKEN

Aus 3D-Druckern lässt sich noch mehr Qualitätherausholen. Einige Tuning-Ideen zeigen wir amBeispiel des Vellemann-Bausatzes.

94 3D-Drucker beherrschen

106 3D-Drucker selbst bauen und verbessern

Inhalt

Inhalt 5c’t wissen 3D-Druck (2014)

3D-DRUCKER IM TEST

Elf aktuelle Geräte zwischen 375 und 2300 Eurohaben wir zum Probedrucken in unser Testlaborgeholt – vom Bausatz bis zum Designer-Drucker.

72 Übersicht 3D-Drucker im Test

74 BeeTheFirst von BeeVeryCreative

76 Da Vinci 1.0 von XYZprinting

78 FabbsterG von Sintermask

80 FreeSculpt EX1-Basic von Pearl

82 MakiBox A6 HT

84 NEO von German RepRap

86 Protos V2 von German RepRap

88 Renkforce RF 1000 von Conrad

90 Replicator 2 von MakerBot

92 Ultimaker 2

106 Vellemann K8200

ZUM HEFT

3 Editorial

120 Rabattaktionen bei Druckdienstleistern

122 Impressum

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64

120

4294

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I n den vergangenen Jahren tauchten 3D-Drucker hierund da als Kuriosum in Zeitungen auf, wurden aberhauptsächlich von technisch interessierten Men-

schen eingesetzt. Seitdem die Hersteller sich auch aufVerbrauchermessen wie der CES präsentieren und ihreGeräte im Einzelhandel platziert haben, hat die Bericht-erstattung spürbar zugenommen.

Der Kern der Story ist meist: Hier ist eine Maschine,die ruckzuck praktisch alles herstellen kann, oder im-merhin ihr Vorläufer. Solche „Replikatoren“ sind aus derScience-Fiction bekannt, die Firma MakerBot hat ihr Pro-dukt sogar entsprechend benannt. „Ob Motorteile, Ge-bisse oder passgenaue Turnschuhe: Die Drucker, die in-zwischen weniger als 2000 Euro kosten, ermöglichenvieles“, schrieb beispielsweise die Main-Post im vergan-genen Jahr.

Keine der Angaben ist für sich genommen falsch. Esgibt Geräte dieser Preisklasse und es gibt auch Geräte,die die aufgezählten Dinge näherungsweise herstellenkönnen. Sieht man genauer hin, stellt man jedoch fest,dass hier ganz verschiedene Gerätegruppen und Ein-satzzwecke munter durcheinandergeworfen werden.

Consumer- und Industriedrucker

Die aktuell erhältlichen Consumer-Geräte, für die manzwischen 400 und 2500 Euro ausgeben muss, stellen

Teile aus Plastik her, mit einer Auflösung von etwaeinem Zehntelmillimeter. Der Hamburger IT-FachmannAxel Theilmann nutzt seit zwei Jahren einen Ultimaker:„Ich drucke hauptsächlich Dinge, die ich selbst beimBasteln benötige: kleine mechanische Teile, Halter undRahmen. Für die Familie aber natürlich auch irgend -welche Figuren und Spielkram.“ Die maximale Objekt-größe hängt vom Drucker ab, deutlich größer als einSchuhkarton wird es aber nicht. Ein so großes Kunst-stoffteil ist zudem nicht in Sekunden oder Minuten fertig, sondern benötigt länger als einen Tag.

Sofern kleine Plastikteile in geringen Mengengenau das sind, was man daheim oder im Büro her-stellen möchte, ist man mit einem der angebotenenConsumer-3D-Drucker gut beraten. Ausführlich stellenwir die konkreten Fähigkeiten aktueller Modelle in denTestberichten ab Seite 72 vor. Die Maschinen funktio-nieren mittlerweile relativ zuverlässig. Relativ bedeutetaber auch: Man sollte beim Selbstdrucken die eigeneArbeitszeit nicht unterschätzen, die für das Justieren,Probieren und Updaten des Geräts anfällt. Tipps, wieman hierbei vorgeht, gibt der Artikel „3D-Drucker richtigkonfigurieren“ ab Seite 94.

Neben der Größe des Objekts entscheidet das ge-wünschte Material darüber, was auf dem eigenenSchreibtisch geht: Um Motorteile, Gebisse oder Turn-schuhe herstellen zu können, braucht es grundsätzlich

Wie geht 3D-Druck?6 c’t wissen 3D-Druck (2014)

Ein 3D-Drucker auf jedem Schreibtisch –so stellen sich MakerBot und Co die naheZukunft vor. Derzeit vergeht kaum eineWoche ohne die Ankündigung einesneuen Geräts für Endanwender, einerneuen Firma oder eines Internetservices.Wir schauen kritisch, was der 3D-Druckheute tatsächlich leistet.

Das können 3D-Druckerwirklich

Von Philip Steffan

andere Verfahren als die von den Consumer-Gerätengenutzten. Metallteile können durch selektives Laser-schmelzen hergestellt werden, in einem mit Schutzgasgefüllten Bauraum. Eine solche Anlage wie das SystemEOSINT M 280 des deutschen Herstellers EOS kostetjedoch ab 500ˇ000 Euro – etwas viel für daheim. DieObjet-Industriedrucker von Stratasys können Objekteaus Materialien mit verschiedenen Eigenschaften dru-cken, je nachdem, ob man es lieber fest, porös oderbiegsam hätte. Mehr zu den unterschiedlichen Druck-verfahren erfahren Sie ab Seite 20.

Um solche Spezialgeräte zu nutzen, muss man sienicht selbst kaufen. Die Auswahl an 3D-Druck-Dienst-leistern wächst stetig, die Materialvielfalt ebenfalls. DiePreise gehen zwar nach wie vor nicht in den Keller, sindaber inzwischen in einem Bereich, wo ein Druckauftragauch für Endanwender durchaus infrage kommen

könnte. Das Dienstleister-Angebot und was man beieiner Online-Bestellung wissen und beachten sollte,beschreiben wir ausführlich ab Seite 24.

Ohne Software geht es nicht

Egal, ob man selbst druckt oder drucken lässt: Die Gerätekönnen nur Objekte aufbauen, die ihnen ein Computerin digitaler Form zuspielt. „Dass man für den Druck ersteinmal eine Datei braucht, ist vielen unserer Kundennicht bekannt“, hat Bettina Scheurer von der KölnerStadtbücherei bemerkt, wo seit Januar 2013 ein Replica-tor 2 steht. Auch Axel Theilmann hatte eine solche Be-gegnung im Hamburger Makerspace Attraktor: „Es kamjemand mit einem Schiffsmodell und dachte, man drücktauf einen Knopf und bekommt eine Kopie. Das wäre janicht mal mit einem kommerziellen Drucker gegangen.“

c’t wissen 3D-Druck (2014)

Für 2300 Euro kann man

sich einen 3D-Drucker

wie den Ultimaker 2

fertig nach Hause holen.

Heraus kommen Objekte

aus verschiedenfarbigem

Kunststoff.

Metallteile zuhause drucken?

Ein entsprechendes Industriegerät kostet

mindestens so viel wie Hunderte

von Heim-3D-Druckern: ab 500 000 Euro.

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Nicht alle Modelle gibt es umsonst:Auf anderen Plattformen wie Shape-ways verkaufen Designer ihre digitalenEntwürfe. Diese erhält man oft abergar nicht als Datei, sondern kann sienur beim Dienstleister (siehe Seite 24)direkt herstellen lassen und erhält siedann nach einigen Tagen per Post.

Tipp

Wie geht 3D-Druck? 7

Möchte man beispielsweise eine Trillerpfeife selbstausdrucken, hat man zwei Möglichkeiten, ein entspre-chendes 3D-Modell zu erhalten: Man kann im Internetnach einem fertigen Modell suchen oder man erzeugtselbst eines.

Für fertige Modelle gibt es im Internet diverse An-laufstellen (siehe Seite 64): Thingiverse ist die größteund bekannteste Sammlung von 3D-Modellen, die manunentgeltlich herunterladen kann. Viele davon sindselbst Teile für 3D-Drucker, es finden sich aber auchnützliche Teile wie Werkzeuge, Ersatzteile – und selbst-verständlich auch Trillerpfeifen. Diese 3D-Modelle las-sen sich prinzipiell vor dem Ausdruck noch bearbeiten,sofern man über ein 3D-Programm und entsprechendeKenntnisse verfügt.

Das eigene Modell entsteht entweder über einen 3D-Scan eines existierenden Objekts (siehe Seite 56)oder indem man dieses in einem CAD-Programm digitalnachbaut. Wer genaue, individuelle Teile braucht, kommtnicht drum herum, selbst zum 3D-Programm zu greifen.

Open-Source-Tools wie Blender (siehe Seite 50)und OpenSCAD sind sehr leistungsfähig, erfordernaber die Bereitschaft, sich einzuarbeiten. Für entspre-chend vorgebildete Menschen aus technischen odergestalterischen Berufen ist das eher kein Problem, füralle anderen möglicherweise schon. Selbst für denEinstieg geeignete Programme wie Sketchup oder123D Design (siehe Seite 42) beherrscht man erst miteiniger Übung.

Was bringt’s?

Derzeit ist auch eine selbst gedruckte Trillerpfeife zwei-fellos ein Artefakt, das im Freundeskreis viel Beachtungfinden wird. Von der im Spritzgussverfahren millionen-fach hergestellten Pfeife aus dem Laden unterscheidetsie sich vor allem darin, dass ihre Herstellung deutlichteurer und zeitaufwendiger war. In solchen Fällen wirdnicht wirklich klar, auf welche Frage 3D-Drucker die Ant-wort sein sollen. Das US-Magazin Slate bezeichnete

Wie geht 3D-Druck?8 c’t wissen 3D-Druck (2014)

In der Kölner Stadtbibliothek

steht seit anderthalb Jahren

ein 3D-Drucker. Das öffentliche

Interesse ist groß, und das

beliebteste Druckobjekt ist

(natürlich) der Kölner Dom.

Sofern man nur Kunststoff-Duplikate existierender realer Objekte benötigt, kann man auch mit einem 3D-Scanner arbeiten (sieheSeite 56). Die Scan datei beschreibt jedoch immer nur die Außenhülledes digitalisierten Objekts: Feinheiten wie Hohlräume und genaue Dimensionen muss man nach dem Scan trotzdem noch manuell wieder einarbeiten, das lohnt sich nur bei komplexen Formen. Geometrisch einfache Objekte misst man besser ab undbaut sie von Grund auf nach.

3D-Scanner

den MakerBot-Chef Bre Pettis entsprechend als „SteveJobs des nutzlosen Plastik-Schnickschnacks“.

Doch es gibt auch Momente, in denen der 3D-Drucknicht nur ein ganz spezielles Hobby ist, sondern richtignützlich sein könnte: immer dann, wenn man defekteGeräte vor der Entsorgung retten kann, indem man einnicht mehr erhältliches Ersatzteil druckt.

Um dies mal eben zu tun, bräuchte man frei ver-fügbare Modelle von allem, was man eventuell maldrucken möchte. Doch wer nicht bereit ist, genügendZeit in das Erlernen eines 3D-Designprogramms zustecken, wird mit dem eigenen Drucker immer nur diefertigen Objekte anderer Leute drucken. Das ist nichtunbedingt schlimm, widerspricht aber dem Verspre-chen, mit dem eigenen Wunderkasten autonom alleDinge auszudrucken, die man gerade benötigt. Erstmit dem Wissen, wie man eigene Ideen in digitale 3D-Modelle verwandelt, wird der Besitzer eines 3D-Dru-ckers zum „Prosumer“, dem selbst auch kreativ tätigenKonsumenten.

Im Roman „Makers“ des Science-Fiction-Autors CoryDoctorow geht die Vision allerdings in eine andereRichtung: Dort sind 3D-Drucker in der nahen Zukunfttatsächlich allgegenwärtig, sie drucken allerdings nurDisney-Figuren aus und müssen mit teurem Druck -material des Herstellers nachgefüllt werden. Die Tech-nik ist in der Fiktion zwar marktreif, hat ihr erhofftesPotenzial aber nicht entfaltet und ist zum reinen Dis-tributionsweg geworden.

Neue Geschäftsfelder

Hersteller wie MakerBot und 3D Systems haben in denletzten Monaten genau solche geschlossenen Markt-plätze eröffnet: Lizenzierte 3D-Modelle, die in keinemoffenen Format vorliegen, wandern nach der Bezahlungaus dem Internet direkt in den 3D-Drucker, der sie dannmit dem Kunststoffmaterial vom Drucker anbieter ma-terialisiert.

Im Consumer-Bereich verkaufen MakerBot und Co.dank des Hypes Zehntausende Drucker. Auch wenn dieaktuelle Generation von günstigen 3D-Druckern nochnicht alle Erwartungen erfüllen kann, die verstärkte Auf-merksamkeit wird die Entwicklung beschleunigen. DieHersteller von Industriegeräten erhoffen sich durchÜbernahmen von kleineren Anbietern einen ersten Zu-gang zum Consumerbereich. Die Firma Bits from Bytesund ihr Drucker 3D Touch gehören mittlerweile zumgroßen Anbieter 3D Systems, Makerbot wurde vomPlatzhirsch Stratasys übernommen. Neue Startupshaben bei Kapitalgebern gute Chancen.

Von der Technologie erhofft man sich sogar eineRückkehr der Fertigungsindustrie aus Fernost. In denUSA wurde im August 2012 ein 3D-Forschungszentrumeingerichtet. Das National Additive Manufacturing In-novation Institute soll herausfinden, wie 3D-Druck undverwandte Verfahren vor allem ehemalige Industrie -regionen wiederbeleben können. Finanziert wird dasInstitut aus Geldern des Verteidigungsministeriums,

Wie geht 3D-Druck? 9c’t wissen 3D-Druck (2014)

Die günstigen 3D-

Drucker landen

vielleicht nicht in

jedem Haus, dafür

sicher in vielen

Einkaufszentren wie

hier in London.

von Firmen wie IBM und Boeing und verschiedenenUniversitäten. Geht es nach Barack Obama, der das Ins -titut in seiner Ansprache zur Lage der Nation im Februar2013 erwähnte, sollen in den kommenden Jahren 15weitere Einrichtungen entstehen, die Verfahren der ad-ditiven Fertigung für den Einsatz in Militär und Industrieentwickeln.

Jenseits des Hypes

Spinnen wir die Weiterentwicklung der günstigen Maschinen mal realistisch weiter: Die Verfahren aus Industriegeräten werden nach und nach in die kleinen,bezahlbaren 3D-Drucker wandern. Diese stehen weiter-hin in Architektur- und Designbüros, aber auch in vielenEinkaufszentren, wo damit individualisierbare Trend -produkte wie Handyschalen und Modeschmuck produ-ziert werden.

Die Open-Source-Drucker wie RepRap und Ultimakerwerden sich nach wie vor großer Beliebtheit in derSzene erfreuen, den kommerziellen Entwicklungenaber immer weiter hinterherhängen: Gegen ein Consu-mer-Gerät eines großen Anbieters mit entsprechendemBudget für Entwicklung und Werbung werden sie sichnicht behaupten können. Sie werden weiterhin in Bil-dung und Lehre als bezahlbare Funktionsmodelle ein-gesetzt, an denen die Schülerinnen und Schüler dieVerfahren lernen können.

Die industriellen Rapid-Prototyping-Maschinen wer-den ihrerseits öfter in lokalen Zusammenhängen auf-tauchen. Interessant wäre dies zum Beispiel im Bau-markt, wo sie als universelle Produzenten Ersatzteilezum sofort Mitnehmen liefern.

Die Software zum Erstellen eigener Inhalte wirdeinfacher zu bedienen sein – andererseits wird sich

aber auch herausstellen, dass nur ein kleiner Teil derBevölkerung ein Interesse daran hat, 3D-Modelleselbst zu erstellen. Viel wichtiger wird es, existierendeVorlagen personalisieren zu können. Gute Zeiten fürDesigner, die bereits jetzt ihre Entwürfe online überverschiedene Dienstleister anbieten und verkaufenkönnen.

Die Ansprüche an 3D-Modelle sind daher: Sie müs-sen parametrisch angelegt sein, da die Kundschaftnicht nur Farbe und Material wählen will. Die Größe derTasse, die genaue Länge der Schraube und der Durch-messer des Rings lassen sich vor dem Kauf einstellen.Im Wohnzimmer stehen demnächst also vor allem dieProdukte aus den Druckern, weniger die Geräte selbst.

Das Marktforschungsunternehmen Gartner prognos-tiziert für die kommenden Jahre das Entstehen neuerGeschäftsmodelle: Firmen sollten jetzt einen günstigenDrucker kaufen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen.An den heutigen Geräten könne man sich bereits da-rauf vorbereiten, der Kundschaft in Zukunft personali-sierte Designs zu verkaufen. Auch die sich durch die 3D-Drucker verändernden Produktionsabläufe in dereigenen Firma ließen sich so studieren.

Die aktuelle Generation von Kunststoff-3D-Druckernist daher am besten dort aufgehoben, wo sie jetztschon neue Ideen befördern kann: Bei kreativen Menschen, die sich mit 3D-Design auskennen unddurch den Druck am eigenen Schreibtisch schneller und effektiver entwickeln können. In FabLabs, wo Menschenmit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenkommenund sich bei der Benutzung helfen können. Und anOrten wie der Kölner Stadtbibliothek, die ihre Besucherdamit ohne Berührungsängste auf die kommende Entwicklung in diesem Bereich vorbereiten und faszinieren kann. (phs) c

Wie geht 3D-Druck?10 c’t wissen 3D-Druck (2014)

Da muss man jetzt durch: Auch die

einfacheren 3D-Tools wie 123D Design

von Autodesk (ab Seite 42) muss man

erst einmal erlernen, wenn man eigene

Modelle erstellen will.

Alle Links zum Artikel

www.ct.de/hb1402006

Prinzip

?Wie funktioniert 3D-Druck?

ß3D-Drucker tragen in dünnen Schichten Materialauf. Jede Schicht ist wie ein waagerechter Schnitt

durch das gewünschte Objekt geformt und jede neueSchicht haftet an der darunterliegenden. Auf dieseWeise wächst nach und nach ein dreidimensionalesObjekt heran. Die Dicke der einzelnen Schichten be-trägt je nach benutzter Maschine zwischen ein paarMikrometern und einem Millimeter – Details sieheSeite 20.

?Ich verstehe den ganzen Hype nicht – was kannman mit 3D-Druckern denn schon Sinnvolles

herstellen, was man nicht konventionell billigerund besser produzieren kann?

ß3D-Druck ist kein Konkurrenzverfahren zur Massen-produktion von Dingen, die in ihrer Einheitsform

für sehr viele Leute von Nutzen sind. Wer aber häufigspezielle Teile braucht, die es nicht fertig zu kaufen gibt,dem nimmt ein 3D-Drucker viel Arbeit ab. Den Front-platten-Einsatz für das Internet-Radio von Seite 42hätte man natürlich auch aus Sperrholz oder Alublechaussägen und aus Einzelteilen zusammenkleben kön-nen – der 3D-Druck ist aber die coolere Alternative. Krea-tivität gehört allerdings dazu: Es wird schnell langwei-lig, nur nach den ewig gleichen Vorlagen zu drucken,die andere im Netz zum Download anbieten. Die eige-nen Druckdateien konstruiert man mit 3D-Softwareselbst (S. 42) oder bereitet 3D-Scans auf (S. 56)

Wie geht 3D-Druck?12 c’t wissen 3D-Druck (2014)

3D-Druck wirkt zwar magisch, ist aber keine Hexerei, selbstwenn man sich bisher noch nicht mit diesem faszinierendenGebiet der Produktionstechnik beschäftigt hat. Im Folgendengeben wir Antworten auf die häufigsten Fragen, die sich imZusammenhang mit den ersten eigenen 3D-Drucken stellen.

FAQ: Einstieg in den 3D-Druck

Von Peter König und Andreas Wand

Material

?Ich habe mal gehört, 3D-Drucke seien sehr zerbrechlich. Stimmt das? Ich würde mir gerne

Spezialdübel drucken …

ßDas kommt ganz auf das verwendete Material unddie Drucktechnik an. Die günstigen 3D-Drucker für

den Hausgebrauch, die thermoplastische Kunststoffewie ABS und PLA verarbeiten, produzieren daraus be-lastbare Werkstücke – etliche dieser Maschinen werdensogar von Rahmenteilen zusammengehalten und vonZahnrädern angetrieben, die ein baugleicher Druckerhergestellt hat. Die Drucke halten den statischen unddynamischen Belastungen im Dauereinsatz der Ma-schine problemlos stand. Falls allerdings ein von Ihnenselbst gedruckter Dübel doch einmal versagt und derOberschrank aus der Wand bricht, können Sie keinenHersteller dafür haftbar machen – als Betreiber eines3D-Druckers sind Sie das schließlich selbst.

?Entstehen beim Drucken giftige Stoffe?

ßDas hängt vom Material ab. PLA ist ein Biopolymeraus Milchsäuremolekülen und eher unbedenklich.

Das verbreitete Material ABS hingegen enthält zu rund50 Prozent den Kohlenwasserstoff Styrol, der entzünd-lich und gesundheitsschädlich ist. Beim Drucken mitABS sollte man also möglichst wenig von den entste-henden Dämpfen einatmen und für ausreichende Lüf-tung sorgen. Wichtig ist zudem, sich an die Tempera-turgrenzen des Materials zu halten – die Herstellergeben in der Regel die zulässigen Verarbeitungstem-peraturen an.

?Und wie sieht es mit den fertigen Objektenaus? Kann ich mir eine Brotdose oder eine

Kaffeetasse drucken?

ßIm Prinzip ja, denn auch viele Küchenutensilienund Spielzeug sind aus ABS gefertigt. Ein Problem

könnten allerdings die enthaltenen Farbstoffe sein.Man kann sich nicht darauf verlassen, dass die verwen-deten Pigmente etwa für Neonfarben oder fluoreszie-rendes Material lebensmitteltauglich sind. ABS bleibtbei den üblichen Heißgetränketemperaturen von bis zu100 Grad zwar fest, aber die Oberflächen der 3D-Druckesind vom perfekten Mundgefühl doch noch spürbarentfernt – Tassen lässt man besser von Druckdienstleis-tern in Keramik fertigen.

Bauen oder bauen lassen

?Muss ich mir selbst einen 3D-Drucker kaufen?

ßNein. Zum einen gibt es Internet-Dienstleister, die3D-Drucke im Auftrag fertigen. Alternativ kann man

sich auch an einen entsprechend ausgerüsteten Hacker -space oder ein FabLab wenden oder sich einer örtlichenInteressengemeinschaft anschließen.

Die Entscheidung für oder gegen einen eigenen 3D-Drucker ähnelt der, ob man sich ein eigenes Auto kauft,gelegentlich eines mietet oder lieber in einen Car-Sha-ring-Ring eintritt: Wer nur gelegentlich ein Werkstückbraucht, muss nichts anschaffen und hat beim Dienst-leister eine viel breitere Auswahl an Materialien undTechniken. Dafür muss man auf das fertige Objekt min-destens ein paar Tage warten und zahlt für größere Ge-genstände schnell mal dreistellige Euro-Beträge. Ein eigener Drucker verarbeitet nur eine sehr begrenzte Pa-lette von Materialien, aber man hat seine 3D-Druckesofort in der Hand und kann nach Belieben mit der Maschine und den Einstellungen herumspielen, dereinzelne Probedruck kostet dann praktisch nichts mehr.Allerdings gilt nach wie vor: Der Betrieb eines eigenen3D-Druckers ist ein technisches Hobby, zu dem nebenhandwerklichem Geschick für Reparaturen und Pflegeein gehöriger Schuss Enthusiasmus gehört.

?Apropos Geschick: Was muss ich können, damitunter meinen Händen ein Bausatz zu einem

zuverlässigen 3D-Drucker wird?

ßGanz ohne handwerkliche Fähigkeiten und techni-sches Verständnis geht es nicht. Wichtiger sind

aber Geduld und die grundsätzliche Freude am Bastelnund Montieren – der Drang, etwas mit den eigenenHänden zu tun. Viele Hersteller weisen explizit daraufhin, falls man beim Aufbau noch löten muss. Wennalles glattgeht, braucht man für die Bausätze in derRegel kein Spezialwerkzeug: Maulschlüssel, Inbussatzund Seitenschneider reichen meist. Bei den 3D-Drucker-Bausätzen, die wir in der Vergangenheit selbst zusam-mengeschraubt haben, kam es allerdings gelegentlichvor, dass einzelne Teile anders aussahen als in der Bau-anleitung – Schrauben wurden zu lang geliefert, Boh-rungen fehlten, Gewindestangen waren zu kürzen. WerZweifel an den eigenen handwerklichen Fähigkeitenhat, sollte sich Hilfe aus dem Bekanntenkreis organi-sieren oder auf einen fertig montierten 3D-Drucker zu-rückgreifen.

Wie geht 3D-Druck? 13c’t wissen 3D-Druck (2014)