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40 Jahre: Fluxus und die Folgen Einführung 2 Grußwort 5 „Ich sehe Fluxus, wohin ich auch gehe“ 6 Internationales Netzwerk 8 „Mit Netz und ohne Boden“ 11 Ausstellungsorte und Künstler Karstadt 15 Projektbüro Stadtmuseum 49 Nassauischer Kunstverein 55 Galerie Bellevue 64 Außenraum 67 Weitere Veranstaltungen 81 Fluxus Freunde Wiesbaden e.V. 89 Impressum 92

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40 Jahre:

Fluxus und die Folgen

Einführung 2

Grußwort 5

„Ich sehe Fluxus, wohin ich auch gehe“ 6

Internationales Netzwerk 8

„Mit Netz und ohne Boden“ 11

Ausstellungsorte und Künstler

Karstadt 15

Projektbüro Stadtmuseum 49

Nassauischer Kunstverein 55

Galerie Bellevue 64

Außenraum 67

Weitere Veranstaltungen 81

Fluxus Freunde Wiesbaden e.V. 89

Impressum 92

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Kunstfreundinnen und Kunstfreunden, solchen, die es werdenwollen, solchen, die eine gute Begründung dafür suchen, dasssie es nicht werden wollen, allen Neugierigen und zufällig Vor-beikommenden wird in diesem Jahr die Gelegenheit gegeben,sich mit einer Bewegung zu beschäftigen, die nun schon seit40 Jahren auf der ganzen Welt das Kunst- und das Alltagslebendurchzieht: Fluxus.

Fluxus bedeutet „fließend“, „wallend“, „im Fluss“, „in Bewegung“,„Prozess im Fluss“ (Dieter Daniels). Diese Wortsinne machen deut-lich, dass Fluxus eine offene Kunstform sein und bleiben will, einfließender Ereigniskanon, in dem Tanz, Theater, Musik, Rezitation,Pantomime, Aktion und Elemente bildender Kunst eine schillerndeSynthese eingehen. Fluxus hat transitorischen Charakter, lebt vomständigen Wechsel der Einfälle und somit auch von immer neuhinzu kommenden Künstlerinnen und Künstlern. Intermedialitätist für Fluxus konstitutiv.

Geboren wurde Fluxus vor 40 Jahren in Wiesbaden, als GeorgeMaciunas mit seinen „Fluxus Festspielen Neuester Musik“ imMuseum Wiesbaden für einen handfesten Skandal sorgte. Fluxuszeigte sich als Bewegung, die gegen die Kunst opponierte, eineBewegung, die sich international bildete. Vielfach knüpften dieProtagonisten der ersten Stunde an den Dadaismus an, schließ-lich verstand sich ein Großteil der Aktionsbewegung der 60erJahre den Fluxisten zugehörig.

Unter der Überschrift „40 Jahre Fluxus und die Folgen“ will dieLandeshauptstadt Wiesbaden eines ihrer kreativsten Kinder undseine Nachkommen gebührend feiern. Wir wollen damit das fort-führen, waswir vor zwei Jahren mit„Kunstbaden“begonnen haben:Kunst für alle, die Lust und Freude haben, sich auf Ungewöhnlichesund Ungewohntes in Wiesbadener Innen- und Außenräumen ein-zulassen. Stand bei „Kunstbaden“ die Auseinandersetzung derKünstlerinnen und Künstler mit für Wiesbaden charakteristischenoder kaum wahrgenommenen Orten im Vordergrund, so ist esdiesmal eben jene Kunstbewegung, die nicht als feststehende,definierte Kunstform verstanden werden kann. Sie ist vielmehreine Geisteshaltung, deren Zielsetzung der Fluxus-TheoretikerGeorge Maciunas als die „Erzeugung unspezialisierter Formenvon Kreativität“ umschrieb.

In Wiesbaden wird es anlässlich des 40. Geburtstages von Fluxuseine Vielzahl von Orten geben, an denen Geisteshaltungen vonKünstlerinnen und Künstlern aus über 20 Ländern zu finden sind.Wir laden Sie ein zur (Wieder-)Entdeckung der eigenen Schöpfer-kraft und des Ideenreichtums, der Lebensfreude und der Interak-tion abseits geregelter konventioneller Kulturformen. Denn Fluxus

ist nicht sich selbst genug, sondern wendet sich explizit an dasPublikum, lebt von und mit dem Publikum, das in die Aufführun-gen und Aktionen einbezogen wird und auf dessen Einwürfe dieKünstler reagieren.

Dass dieser Kunstsommer gelingen wird, ist der Anstrengung unddem Engagement vieler Menschen zu verdanken: den Künstler-innen und Künstlern, dem Kurator René Block, seiner AssistentinRegina Bärthel und Dr. Isolde Schmidt vom Kulturamt, vielen an-deren technischen Organisatoren und Helfern und allen, die imHintergrund gewirkt haben; ebenso den Galerien und Kunstinsti-tutionen, die mit eigenen Beiträgen oder mit der Bereitstellungihrer Räumlichkeiten das Fluxus-Spektrum bereichern. Mein be-sonderer Dank gilt all unseren Sponsoren, den FluxusFreundenWiesbaden e.V. und insbesondere dem Ehepaar Ute und MichelBerger. Sie beide haben über Jahrzehnte dafür gesorgt, dass dieFluxusbewegung in Wiesbaden ständig „im Fluss“ blieb und ihreFreundinnen und Freunde in der Stadt mehr und mehr wurden.

Uns allen wünsche ich einen anregenden Kunstsommer 2002und dem Geburtstagskind Fluxus ein langes und vergnüglichesLeben!

Rita ThiesKulturdezernentin der Landeshauptstadt Wiesbaden

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Grußwort

Hessen steht in diesem Sommer 2002 ganz im Zeichen großerAusstellungsprojekte zeitgenössischer Kunst: Natürlich zieht diedocumenta11 als Weltausstellung der zeitgenössischen Kunst vieleBesucher in ihren Bann. Neue Kunst von sehr jungen europäischenKünstlerinnen und Künstlern präsentiert die „manifesta“ in Frank-furt, Wiesbaden setzt zwei Akzente: Im Museum Wiesbaden dieRetrospektive „Eva Hesse“ und vor allem das große Projekt „40Jahre Fluxus und die Folgen“. Mit diesem Projekt greift Wiesbadenauf seine jüngste Vergangenheit zurück. 1962 fand im MuseumWiesbaden das erste Fluxusfestival statt. George Maciunas – da-mals Designer bei der US-Air-Force in Wiesbaden, initiierte diesesEvent – eine „Synthese von Kunst und Leben“ und legte damitden Grundstein für den Durchbruch dieser Kunstform in Europa.

Heute, 40 Jahre später, ist der Kurator René Block auf der Suchenach der Weiterentwicklung dieser Kunstform in den Werken vonzeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Sein Spürsinn,den er immer wieder als Kurator mit seinen Ausstellungen in derKunsthalle Fridericianum in Kassel beweist, hat ihn zu einer Aus-wahl von Künstlern geführt, die auch an ungewöhnlichen Ortenin der Stadt ihre Arbeiten realisieren. In einem Kaufhaus in derInnenstadt ist der zentrale Ort der Ausstellung entstanden. Hiergibt es Räume voller Spannung und Energie aber auch der Kon-templation und der Stille. Hier manifestiert sich die Umsetzungder Gedanken von 1962 und ihrer Protagonisten in die Arbeitender Künstler von heute. Ich bin mir sehr sicher, dass mit diesem Projekt ein weiterer wich-tiger Impuls für die Diskussion der zeitgenössischen Kunst inWiesbaden gegeben wird, der es verdient in der Zukunft fortge-setzt zu werden. Ich wünsche diesem Kunstsommer viele inter-essierte und engagierte Besucherinnen und Besucher!

Ruth Wagner Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst

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„Ich sehe Fluxus, wohin ich auch gehe“

Die Einschätzung der Fluxus-Kunst als Inbegriff des Chaos ist über-wunden. Besuchen wir heute Großausstellungen wie Biennalenoder die gerade in Kassel stattfindende Documenta11, so befin-den wir uns mitten in einer Strömung, die schon lange kein Bach(fluxus = fließend) mehr ist, sondern ein „Hauptstrom“ (JosephBeuys), der die Größe globaler Meeresströmungen erreicht hat.„Ich sehe Fluxus, wohin ich auch gehe“, provozierte Robert Wattsnoch vor einigen Jahren die Kunsthistoriker. Wenn wir den BegriffFluxus als eine Öffnung des Denkens und Handelns von Künstlerninterpretieren, die sich immer mehr von der Produktion einer alsHandelsware verstandenen Kunst entfernen und zu einer imma-teriellen Manifestation übergehen, dann finden sich über die ge-samten seither vergangenen 40 Jahre verschiedene künstlerischePositionen, die den Fluxus-Ansatz beinhalten. Künstler assoziierensich seit den 60er Jahren weltweit mit den Fluxus-Ideen, wobei dieArt der Aufnahme enorm vielseitig war: mal war es der konzeptu-elle Weg, mal das politische Engagement, mal das vom „Künst-lergenie“ wegführende Gruppengefühl – oder einfach der Fluxusebenfalls innewohnende „eisige Biss“ von Witz und Ironie. Es war nicht zuletzt diese Vielfältigkeit, durch die Fluxus ein künst-lerisches Ideen-Repertoire darstellte. Dick Higgins fand sehr frühden Begriff „Intermedia“ für dieses Phänomen: Fluxus entwickeltedurch seine in Richtung Musik und Theater gattungsübergreifendeHandlungsweise die Performance und durch die frühe Verwen-dung der Neuen Medien die Videokunst. Fluxus kultivierte – vonDada inspiriert – eine neue Materialästhetik und öffnete den Ge-dankenraum der konzeptuellen Kunst. Dies alles geschah zudemauf neuen Wegen: Fluxus verweigerte sich der immer dominie-render werdenden Kommerzialisierung von Kunst und mussteeigene Wege der Öffentlichkeitspräsenz finden: So entstand daserste globale Netzwerk der für die durch Konzerte, Gemeinschafts-produktionen und jegliche Formen der Mail-Art internationalagierenden Fluxus-Künstler; ein eigenes Vertriebsnetz für Ideenund Produkte als Bestandteil einer neuen Strategie künstlerischerKreativität. Nicht zuletzt ist auch die Erweiterung des Kunstbegriffsdurch Joseph Beuys ins Politische, Kommunikative und wiederumGattungsübergreifende im Fluxus-Gedanken geboren.

Forschung, Dienstleistung, Crossover – dies sind Begriffe einerKunst, in der die traditionellen Stilrichtungen und -mittel obsoletgeworden sind. In diesen Bereichen manifestiert sich am deut-lichsten, dass soziale und politische Gedanken oder die Suchenach einer Definition von Realität das ist, was die aktuelle Kunstantreibt: Die „Wiedergewinnung von Wirklichkeit, Teilhabe anden Prozessen der Gestaltung und Umgestaltung der wirklichenWelt“ (Peter Weibel) sind zum dominierenden Thema geworden,

die Kunst ist im Zeitalter der vernetzten Mediengesellschaft durch„Handlungsanweisungen und kommunikative Akte“ (StephanSchmidt-Wulffen) bestimmt. Und damit sind wir mitten drin inFluxus und die Folgen.

Nach der Retrospektive „1962 WiesbadenFLUXUS 1982“ (1982) und„FLUXUS – Da Capo“ (1992; neue Arbeiten von 9 Fluxus-Künstlern)rundet sich die Ausstellungsreihe zu einer Trilogie ab: 2002 wer-den einige jener Künstler gezeigt, die Fluxus exemplarisch verar-beitet haben, seinen Einfluss erkennen lassen. Darunter findensich selbstverständlich auch die Träger eines Preises, durch dendie Stifter Ute und Michael Berger die Weiterführung des Fluxus-Gedankens in Wiesbaden verankern: Der George Maciunas Preiswurde 1992 an Maria Eichhorn, 1996 an Romuald Hazoumé und2000 an Mona Hatoum vergeben.Sie, wie auch die große Zahl der weiteren innerhalb der AusstellungFluxus und die Folgen sehr engagiert vertretenen Künstlerinnenund Künstler zeigen, wie aktuell Fluxus mit seinen Ideen währendder vergangenen 40 Jahre war, aber auch heute wieder ist – unddas weltweit.Die Gegenüberstellung der von Emmett Williams und Rirkrit Tira-vanija kuratierten Beispiele historischer und aktueller Vernetzun-gen von Künstlern zeigen, wie ähnlich sich die Strukturen vongestern und heute sind – lediglich die Technik hat sich geändert.Doch auch Fluxus selbst unterlag einer Wandlung: 1962 gerietschon das erste Konzert der Fluxus Festspiele Neuester Musik zumAffront, zur Provokation: Die Partitur von Philip Corner verlangte,einem Flügel sollten andere Klänge als beim Tastenspiel entlocktwerden. Die Operation gelang, doch wurde dabei der Flügel völ-lig zerstört – eine zugegebenermaßen extreme Interpretationdes Stückes. Heute können Fluxus-Partituren von renommiertenInterpreten wie dem Londoner Arditti Quartet aufgeführt werden.Voller Erwartung sehen wir daher den Uraufführungen neuerStreichquartette von Philip Corner, Willem de Ridder, Milan Knizák,Yoko Ono und Benjamin Patterson am 11. Oktober entgegen.

Ihnen und allen anderen beteiligten Künstlerinnen und Künstlerndanken wir ganz besonders für das Zustandekommen der Aus-stellung „40 Jahre: Fluxus und die Folgen“.

René BlockRegina Bärthel

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Internationales Netzwerk

Kuratiert von Rirkrit Tiravanija

Noch Roland Barthes verwendete das „Netz“ als bloße Metapherfür einen Textbegriff, der den Autor im Gewebe des Textes wieeine Spinne in ihrem selbstgebauten Netz zum Verschwindenbringt. Vorher schon hatte Michel Serres die Netztextur auf einDiagramm für die Kommunikation übertragen, mit der Absicht,die gängige Zwei-Wege-Dialektik von Kommunikation durch einModell abzulösen, das reversible Wechselwirkungen und Interfe-renzen in allen Dimensionen ermöglicht; „…ein Modell, das höchstflexibel ist und auch größte Unregelmäßigkeiten, Wucherungenund flüchtigste Augenblickskonstellationen von weitreichensterWirkung denkbar werden läßt.“ (Stingelin, Martin: Das Netzwerkvon Deleuze, Berlin 2000, S. 21 )Serres Kommunikationsmodell könnte Pate gestanden haben beider Konzeption der von Rirkrit Tiravanija kuratierten Ausstellung„Internationales Netzwerk“, die „Fluxus und die Folgen“ eine Sichtauf die Kunst der 90er Jahre hinzufügt. Das Flexibilitätsmodell vonSerres übertragen auf die Kunstwelt klingt nach utopischemWunschdenken angesichts einer auch nach der Fluxuserfahrungunveränderten Fixiertheit auf das Kunstobjekt und das Künstler-individuum gleichermaßen. Dennoch lassen sich auch in der Kunstder 90er Jahre einflußreiche Tendenzen von Gruppendynamikaufzeigen. Doch nur selten hat sich daraus eine dauerhafte Grup-pierung oder gar eine benennbare Bewegung gebildet. Meistenswurden gemeinsame Anliegen nutzbar gemacht, indem Künst-lerInnen in fluktuierenden Konstellationen projektweise mitein-ander kooperierten. Die Problematik um die Konzepte der Autorenschaft und derOriginalität in der Kunst wurde bereits in den 80er Jahren durchbedeutende künstlerische Ansätzen (z.B. Sherry Levine, RichardPrince, Jeff Koons) noch einmal nachdrücklich auf die Agendagesetzt. Vor diesem Hintergrund zeichnete sich seit Anfang der90er Jahre ein Öffnung der künstlerischen und kuratorischenPraxis ab, aus der eine Erweiterung der Präsentationsweisen derKunst und ihrer Handlungsfelder folgte. Kunst konnte nun weit-gehend aus der Hand des einen Künstlers in die Verantwortungeiner Gruppe, des Publikums oder des Kurators gegeben werden.Im Nachhinein gebrauchte Nicolas Bourriaud für diese Tendenzenden Begriff relationell (N. Bourriaud: Esthétique relationelle, Dijon1998), mit dem er als wesentlichen Faktor dieser Kunstpraxis dievielseitigen Möglichkeiten der Beziehungsaufnahme zwischenKünstler, Kurator und Kunstbetrachter hervorhob. Die experi-mentelle und kommunikative Dynamik der unterschiedlichenZusammenarbeiten zwischen KünstlerInnen haben diesen Ent-

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wicklungen von Anfang an die entscheidenden Impulse geliefert.Welche kulturellen Umbrüche auf der einen Seite und welchekonkreten Anlässe, institutionellen Bedingungen und lokalenSituationen andererseits den Kontext formten, in dem jungeKünstlerInnen in den 90er Jahren einander begegneten, soll mitder Ausstellung „Internationales Netzwerk“ zur Diskussion ge-stellt werden.

In der Ausstellung werden zahlreiche Projekte der Kunst der 90erJahre bis heute vorgestellt. Schriftliche Konzepte von Aktionenfinden sich neben Filmen, Tonträgern, Büchern, Zeitschriften-projekten und Websites. Geleitet wird der Ausstellungsraum wäh-rend der gesamten Ausstellungsdauer von dem dänischen Künst-ler Olaf Olossen, der vor Ort Projekte vorstellt und Programmemit dem vorhandenen Material organisiert. Seine eigenen künst-lerischen Projekte präsentiert Olsen u.a. in den sonntäglichenVeranstaltungen, die jeweils um 15 Uhr in dem „Superchannel-Studio“ im Ausstellungsraum stattfinden werden. Gäste aus ver-schiedenen Produktionsbereichen der Kunst stellen dort ihreArbeit vor.

Der „Superchannel“ ist ein Werkzeug, mit dem die dänische Künst-lergruppe Superflex seit Jahren einzelnen Personen und Gruppeneinen Sendeplatz im Internet zur Produktion von eigenen Fernseh-programmen zur Verfügung stellt. Derzeit laufen über den Super-channel 27 verschiedene Kanäle, die regelmäßig ihre Programmeins Internet stellen. Zur Ausstellung „Internationales Netzwerk“ wurden die „Liver-pool High Rise Tenants“ nach Wiesbaden eingeladen. Diese Mieter-gemeinschaft aus Liverpool nutzt seit Jahren ihren Superchannel„Tenantspin“ dazu, Fragen von Bürgerpartizipation und sozialenWohnprojekten eine Öffentlichkeit zu geben. In Wiesbaden wer-den sieben Vertreter der „High Rise Tenants“ eine Woche langihre Öffentlichkeitsarbeit auf Wiesbaden übertragen und regel-mäßig Programme aus dem Studio in der Ausstellung live insInternet senden. Alle 27 Kanäle des Superchannel und ihre Pro-gramme finden sich unter www.superchannel.org.

„Mit Netz und ohne Boden“

Kuratiert von Emmett Williams

„Es gibt eine wichtige Sache, die die Meister des Zen und dieMeisters des Fluxus gemeinsam haben: die extremen Schwierig-keiten, der Außenwelt genau zu erläutern, wovon sie eigentlichMeister sind.“

Der vorangegangene Text ist die Überschrift einer meiner respekt-losen Kunstfibeln, eine Serie von pseudohistorischen Untersuchun-gen über Fluxus, Happenings und Konzeptkunst. Die dramatispersonae dieser kommentierten Collagen sind alle wohlbekannteFiguren in der internationalen Kunstwelt, die meisten meinerFreunde und Kollegen. Ich hoffe, dass sie auch noch meine Freundebleiben, nachdem sie die Kunstfibel gesehen haben. (Letztendlichgab es immer ein Element von Spaß und Humor innerhalb Fluxus,das – unglücklicherweise – nicht immer das Kunstestablishmentamüsierte.

„Wenn Fluxus so lange ohne Hilfe der offiziellen Kunstwelt über-lebte, dann müssen wir doch etwas richtig gemacht haben,“schrieb mir Nam June Paik 1978. Der Anlass hierzu war der Todvon George Maciunas, dem in Litauen geborenen Amerikaner,der 1962 in Wiesbaden als Erster Fluxus der Welt präsentierte.

Vierzig Jahre später ist Fluxus ein kunsthistorisches Faktum. „Wasist Fluxus?“ oder „Wer ist Fluxus?“ sind nun akademische Fragen,so dass man eine verwirrende Anzahl von Antworten in jederguten Kunstbibliothek findet. Ob zum Guten oder Schlechten,eine weltweite Bewegung (oder Nicht-Bewegung, wie es mancheAutoritäten bezeichnen), deren erklärtes Ziel der Zusammen-schluss von Kunst und Leben war, ist nun dem „m(a)us(ol)eum“-Kreislauf einverleibt worden. Andererseits, tot oder lebendig (einebritische Stelle erläutert Fluxus als eine „kurzlebige Bewegungder 60er“) beeinflusst es weiterhin die zeitgenössische Kunst undKünstler. Ich hoffe, dass die von mir gesammelten Dokumenteund Memorabilia einige der Strategien dieses internationalenNetzwerk von aufgeschlossenen Intermedialisten verdeutlichen.Immerhin ermöglichten sie Fluxus ein langes Bestehen und taugenals Modell für andere, neuere Kommunikationskanäle zwischenKünstlern.

Am Anfang erforschte George Maciunas, der Spaßmacher parexcellence, die Möglichkeit, alle Fluxus-Publikationen mit nachkurzer Zeit verblassender Tinte auf sich in wenigen Jahren auf-lösendes Papier zu drucken. (Spaßmacher? Vergessen wir nicht,

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dass der spaßige George in seiner militanteren Stimmung ver-suchte, alle Fluxus-Künstler zu einer Vereinigten Front von Revo-lutionären zusammenzuschweißen. Sie war der allmählichen Eli-mination der Schönen Künste gewidmet, um dann die Nutzlosig-keit von Fluxus selbst zu lehren. Glücklicherweise wurden dieRevolutionäre alle Künstler und hatten nicht die Absicht, sichselbst zu eliminieren.)Als ich nun die in der Ausstellung zu zeigenden Dokumente aus-wählte, erkannte ich mit Schrecken – wahrscheinlich unter demGelächter von Maciunas – dass viele der Fluxus Zeitungen – theccV TRE series von 1964-66 – nicht nur altersgelb geworden waren,sondern sich in einem fortgeschrittenen Stadium des Zerfalls be-fanden. Ich rettete, was ich konnte und zog sie vergrößert aufPappe auf. Besucher der Ausstellung können nun in Großaufnahmedie Fluxus-Scores und Essays in ihrem Erstabdruck, wie auch Ge-schichten, Witze und Cartoons der 60er lesen. Zum Nutzen derLesbarkeit bearbeitete ich auch ein weiteres Relikt aus den frühenTagen: Das „Fluxus Preview Review“ von 1963; eine beidseitig be-druckte, nur schwer in den Griff zu bekommende Papierrolle von10 cm Breite und 167 cm Länge kann nun mit Muse studiert werden.

Dick Higgins und seine Something Else Press spielte eine Schlüssel-rolle in der Geschichte von Fluxus. Jahre, bevor er den Verlag grün-dete und bevor es irgendetwas mit Namen Fluxus gab, führtenHiggins und der Komponist La Monte Young den klassisch ge-schulten George Maciunas in die Avantgarde ein. In den Wortender Historikerin Barbara Moore, erste Cheflektorin des Verlags:„Enthusiastisch führte er (Higgins) den Novizen durch unbekannteGewässer, brachte ihm bei, welche Künstler, Musiker und Schrift-steller die wichtigste Arbeit außerhalb des Establishments mach-ten.“ Durch Georges Genialität bezüglich Organisation und „net-working“ entstand etwas, das Fluxus genannt wurde, und Maciu-nas rief sich selbst als den Hohepriester der radikalsten und ex-perimentalsten Kunstrichtung der Sechziger aus.Als Higgins 1965 die Something Else Press gründete, um seine eige-nen Arbeiten und auch die einer Reihe von Fluxus-Künstlern zupublizieren, stellte er auch sein Konzept zu „Intermedia“ vor. Die-ser Begriff bezeichnet Kunstwerke, die konzeptuell zwischen zweioder mehr eingeführten Medien oder traditionellen Kunstdiszi-plinen liegen, und wurde allgemein als Beschreibung der Kunstder Avantgarde akzeptiert.Neben einer Anzahl von bei Something Else Press erschienen Bü-chern, Postern, Newsletters und Newscards dokumentiert einigesaus der Korrespondenz zwischen Higgins und mir diese Zeit, alsich Cheflektor bei dessen Verlag war.

Die britische Künstlerin Ann Noël, die seit 1980 in Berlin lebt, be-reichert die Ausstellung mit ihrem „Berliner Portrait“. Der hand-geschriebene Text, der vier große Leinwände bedeckt, verzeichnetNamen von Menschen und Orten, die sich im persönlichen Kalen-der der Künstlerin von Juni 1980 bis Oktober 1988 versammeln.Die Namen – vorwiegend Fluxus Künstler und deren Freunde –erscheinen in der chronologischen Ordnung, in der sie notiertwurden. Ein Farbcode grenzt in warmen Pink-, Rot- und Orange-tönen Treffpunkte und gemeinsame Essen gegen die Blautönedes alltäglichen Lebens ab. Ausstellungen, Orte und Terminestrahlen in Gelb; Verkäufe, finanzielle Transaktionen und Arbeits-gemeinschaften in Grün. Das Resultat ist ein komplexes Portraiteiner Stadt zu einer Zeit, als Fluxus in Berlin durch das Künstler-programm des DAAD in voller Blüte stand.„Home Sweet Home“ dokumentiert einige der Souvenirs und Mit-bringsel von Fluxus-Freunden rund um die Welt, mit denen unsereBerliner Wohnung vollgestopft ist. Ann Noël fotografierte 350dieser „unersetzlichen Objekte“, von denen 36 für die Ausstellungausgewählt wurden. Sie können als „Fußnoten“ zu ihrem BerlinerPortrait angesehen werden.

Der polnische Künstler Ryszard Wasko, Direktor des InternationalArtists’ Museum, stellte ein differenziertes Filmprogramm zusam-

Programm der Internationalen Festspiele Neuester Musik, Wiesbaden 1962

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(Technikhaus) Schwalbacher/Dotzheimer Straße

Fluxus und die Folgen: ehemaliges Technik-Gebäude (Ecke Dotzheimer Straße)

sowie Schaufenster und Spielwarenabteilung im Hauptgebäude.

Direkter Zugang vom Parkhaus (Einfahrt Karlstraße) möglich.

3. Etage: Rirkrit Tiravanija, Internationales Netzwerk – International Network

4. Etage: Einzelpositionen

Öffnungszeiten: Mo-Fr 9.15-20 Uhr, Sa 9-16 Uhr

Sonntags 12-18 Uhr (Eingang Dotzheimer Straße und Parkhaus)

Karstadt

A

men, das die Aktivitäten des weltweit einzigen unabhängigen,von Künstlern geführten Museums beschreibt. Es wurde 1990,nach dem Zerfall des Kommunismus in Polen, in Lodz gegründetund verbindet Künstler und Intellektuelle über ein globales Netz-werk aus autonomen regionalen Kunstzentren.

Dank Manfred Leves kann auch eine jüngere Generation vonKünstlern sehen, wie Fluxus und Performance im Deutschlandder späten 50er Jahre aussahen. Leves bestückt die Ausstellunggroßzügig mit einer Serie von Fotos vom Festum Fluxorum, Düssel-dorf 1963, gefolgt von Aufnahmen von Fluxus-Künstlern und Freun-den aus der jüngeren Vergangenheit. Zu diesen Fotos schreibter: „Ich habe mit den Fotos versucht, nicht nur abzubilden, son-dern wiederzugeben … und zwar im Foto selbst, ohne eigene In-terpretation. Kein Foto ist aus einer ‘künstlichen’ Perspektiveaufgenommen oder besonders arrangiert.“

Die Ausstellung Flux Post und Post Flux in der Galerie Marlene Freiin Zürich war 1990 ein durchschlagender Erfolg – aber im Rück-blick, jetzt, da ich versuche, eine Darstellung von Fluxus-Artefak-ten und -Erinnerungsstücken zusammen zu stellen, war sie auchsehr töricht: Als eine Art von Hommage an die Mail-Art und daspostalische Netzwerk, das eine so große Rolle dabei spielte, Fluxuslange lebendig und gesund zu erhalten, klebte ich viele dieserKleinode aus meinem Archiv auf altertümliche italienische Brief-kästen. Sie sind heute weit über Europa verstreut und ich kannnur Fotos von ihnen zeigen, die mir meine Freunde Emil Rey undMadelaine Schnidrig in Zürich zukommen ließen.Fest an diese Briefkästen angeklebt sind Briefe und Dokumentevon John Armleder, Ay-O, George Brecht, Bazon Brock, Jan Cremer,Richard C., der Corres-sponge-dance School of Vancouver, DieterDaniels, Jean Dupuy, Albert M. Fine, Robert and Marianne Filliou,John Giorno, Ludwig Gosewitz, Richard Hamilton, Al Hansen, DickHiggins, Michael Horowitz, Dorothy Iannone, Ray Johnson, JoeJones, Paul and Linda McCartney and Heather, George Maciunas,Charlotte Moorman, Meret Oppenheim, Claes and Patty Olden-burg, Jürgen O. Olbrich, Pauline Oliveros, Charlemagne Palestine,Ezra Pound, Robert Rehfeld, Carl Frederick Reuterswärd, Sarenco,Gilbert Silverman, Serge Stauffer, Ben Vautier, Wolf Vostell, TomWasmuth, Robert Watts und einige mehr, die ich nicht entziffernkann. Zuzüglich einiger Collagen und Zeichnungen, die ich nichtidentifizieren kann, ohne auf die Klebeseite zu sehen. (Vielleichterhalte ich einen Preis dafür, das kreiert zu haben, was das welt-weit erste Anti-Archiv sein könnte – im echten Fluxus-Stil.)

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Nevin Aladag*1972 in Van, Türkei, lebt in Berlin.Familie Teczan, 2000

Die Vermischung kultureller Identitäten dokumentiert Nevin Ala-dag. Das Videoportrait „Familie Tezcan“ zeigt eine in Deutschlandlebende türkische Familie, die sich dem Breakdance verschriebenhat. Breakdance, in den 70er Jahren innerhalb der Subkultur ame-rikanischer Großstädte entstanden, drückte zunächst den Protestschwarzer Jugendlicher aus. Bis heute entwickelte er sich – trotzkulturindustrieller Vermarktung – zu einem Konglomerat ver-schiedenster Stilrichtungen und Einflüsse, die durch Jugendlicheunterschiedlichster Nationen weitergeführt werden.Ist der gemeinsame Tanz in der Türkei eine familiäre Tradition,widerspricht das gleichberechtigte Auftreten und breakdancenvon Mann, Frau und Kindern entschieden dem Klischee des patri-archalen Geschlechterverhältnisses – und auch das Machotuminnerhalb des gängigen Breakdance kommt nicht zum Tragen.

Foto: Nevin Aladag

Halil Altindere*1971 in Sürgücü-Mardin, Türkei, lebt in Istanbul.My mother likes Fluxus because Fluxus is anti-art, 1998

„Farbenfeudig“ ist eine der ersten Wahrnehmungen bei Halil Al-tinderes Fotoarbeit My mother likes Fluxus because Fluxus is anti-art:Im Zentrum eines Farbspektakels aus für die Türkei „typischen“Kissen und Polstern in vielfältig leuchtenden Farbmustern sitzteine kurdische Frau, angeregt in einem Buch lesend: dem Katalogeiner Fluxus-Ausstellung (ifa, Istanbul 1995).Altindere, der in seinen Arbeiten explizit die soziale wie ethnischeRegierungspolitik der Türkei kritisiert, schlägt hier einen liebevoll-verspielten, doch nicht gänzlich unernsten Ton an: Ist für die west-liche Welt normalerweise der Orient ein Sinnbild für das Andereund Ort zahlreicher Projektionen, wird nun die Fluxus-Kunst zurerlebten Rebellion: Sie ist die Anti-Kunst, die repressive Kunst-anschauungen sprengt und Annäherung von Kunst und Lebenanstrebt.

Foto: Halil Altindere

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John M Armleder*1948 in Genf, Schweiz, lebt in Genf.Dokumentation ÉcartDon’t do it, 2002

John M Armleder verweigert sich der kunsthistorischen Einord-nung, überschreitet immer wieder die Grenzen zum Design, zurAlltagskultur. Aus einer beiläufig-distanzierten Haltung herauskombiniert er seine Furniture-Sculptures aus Möbeln und Ge-brauchsgegenständen. Ähnlich nutzt Armleder auch die Kunst-geschichte; unbefangen wird der Suprematismus, die Op- oderPop-Art zitiert. Die „eigene“ künstlerische Handschrift wird da-bei immer wieder verstellt.Dokumentiert sich hier schon die Nähe zu Fluxus, ist Armlederzudem Gründungsmitglied der Genfer Künstlergruppe „Écart“(ein Anagramm von „trace“, also Spur, Verfolgung), die 1969anlässlich des Ecart Happening Festivals von John M Armleder,Claude Rychner und Patrick Lucchini gegründet wurde. Die Gale-rie Écart war während der siebziger Jahren eines der wichtigstenalternativen Zentren der damaligen Avantgarde.

Ecart Jahrbuch 1973. Foto: Courtesy Archiv Ecart

Maja Bajevic*1967 in Sarajevo, Bosnien-Herzegowina, lebt in Sarajevo.Kit for the Gloves to save the Marriage, 2001Aktionen vor Ort: 1. 9. – 9. 9.

Individuelles wie kollektives Schicksal, die Erfahrung von Vertrei-bung und Rückkehr führte Maja Bajevic dazu, die Begriffe vonRealität und Identität zu hinterfragen. Nachdem sie 1991 ihreHeimatstadt Sarajevo verließ, um in Paris an der Ecole NationaleSuperieure des Beaux Arts zu studieren, brach der Krieg aus. Erst1997 kehrte sie aus dem Exil zurück. Das im Ausnahmezustandbestehende Nachkriegssarajevo wurde nun zu einer wichtigenQuelle für ihren direkten und indirekten, stets sehr differenzier-ten künstlerischen Ausdruck. Jedes Werk Maja Bajevics scheinteinen intensiv erlebten Moment auszudrücken.Wichtiger Ansatzpunkt der Arbeiten Maja Bajevics ist das Hinter-fragen von Konventionen, was immer wieder mit unverholenerDeutlichkeit und hintergründigem Humor geschieht.

Foto: Maja Bajevic

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Claus Böhmler*1939 in Heilbronn, lebt in Hamburg.4 Varianten über Auto und Verkehr, 2002

Claus Böhmler ist ein Medienkünstler der besonderen Art. SeinArbeitsschwerpunkt liegt in der unkonventionellen Analyse dermultimedialen Welt und ihren Einfluss auf unsere Wirklichkeits-wahrnehmung. Seine Arbeiten sind ein ironischer Kommentarauf die Mittelbarkeit unserer Erfahrungen.Dabei zeichnen sich Böhmlers Analysen durch einen spielerischenCharakter aus. Sie offenbaren keine medienpessimistische Per-spektive, sondern verstehen sich als Erkundungen und Beobach-tungen unseres Alltags. Der Verwendung von Sprache als Kom-mentar, Erläuterung oder Wortspiel kommt eine zentrale Rollezu. Die Sprache als Grundlage der Kommunikation ist für Böhm-ler das Medium höchster Authentizität. Aber auch hier zielt seineUntersuchung immer wieder auf den tatsächlichen Sinngehaltder Wörter, Sätze und Begriffe.

Hinterglasbild, 2002. Foto: Claus Böhmler

Cengiz Çekil*1945 in Bor, Türkei, lebt in Izmir.Unwritten, März 1976

Die Serie Unwritten bezieht sich in dezidierter Weise auf die poli-tischen und sozialen Verhältnisse der Türkei. Cengiz Çekils Mon-tagen entstanden als „überarbeitete ready-mades“ (Cengiz Çe-kil) aus Tageszeitungen, deren Artikel und Texte überklebt wur-den, deren Bilder jedoch weiterhin von den Ereignissen des Ta-ges, den Menschen des Landes, wie auch seinen politischen undreligiösen Machthabern berichten. Es entstand so ein politischesTagebuch nicht nur der Türkei der 70er Jahre, dessen Logos – imSinne einer mehr oder weniger neutralen Berichterstattung –fehlt. Was bleibt, ist eine Archivierung visueller Erinnerungen,die mit dem subjektiven Wissen, den Emotionen des Betrachtersgefüllt werden.

Unwritten, März 1976 (Detail). Foto: Cengiz Çekil

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Jiri Cernicky*1966 in Usti nad Labem, Tschechische Republik, lebt in Prag.Sony Garden, 2001

Jiri Cernicky beschäftigt sich auf subtile und oft höchst ironischeWeise mit den Belangen des heutigen Alltags: Massenproduktion,Massenkonsum und Recycling, aber auch der immer größer wer-dende ökonomische Abstand zwischen den sozialen Klassen un-serer Gesellschaft sind die Themen seiner Malerei, Skulpturen,Installationen und Videoarbeiten.Sony Garden zitiert die Ruhe und Harmonie eines japanischenZen-Gartens. Die beiden Monitore ruhen jedoch nicht auf einemGrund aus Sand oder Kiesel, sondern auf geschredderten elek-tronischen Geräten: Medienmüll. Formal unverkennbar an NamJune Paik angelehnt fügt Cernicky jedoch nicht – wie dieser – dasneue Medium in die traditionelle Kultur ein, sondern ersetzt diealte japanische Tradition durch brandneue High-Tech-Kultur.

Foto: Courtesy Jiri Svesta Gallery, Prag

Terry Fox*1943 in Seattle, USA, lebt in Köln.Children’s Tapes, 1974

Children’s Tapes, eine klassische frühe Videoarbeit, überträgtMinimalismus, Performance, Wahrnehmung und Realzeit in dieSprache des Alltäglichen. Mit Einfallsreichtum und Witz konstru-iert Fox aus der Wissenschaft des Alltags phänomenologischeDramen. Spannung und Überraschung durchziehen eine Serieanekdotischer Episoden, in denen physikalische Grundprinzipiendemonstriert werden. Dabei baut Fox dramaturgische Spannungund Geheimnis mit extrem sparsamen Mitteln auf, indem er ledig-lich eine feststehende Schwarz-Weiß-Kamera auf herkömmlicheHaushaltsobjekte richtet. Mit der Kamera dicht an den stilleben-artigen Objekten, konstruiert der Künstler eine Reihe elemen-tarer Experimente, die fundamentale physikalische Gesetze illu-strieren. Das spannungsvolle Entfalten der Minutenereignisse in Realzeittragen zu einer Intensivierung der Wahrnehmungen und der Er-wartungen des Betrachters in diesen einnehmenden Mini-Erzäh-lungen bei.

Foto: Terry Fox

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Hilmar Fredriksen*1953 in Trondheim, Norwegen, lebt in Oslo.ROTOR, 2002

Bewegung heißt Zeit. Merkwürdige Dinge geschehen, wird etwaseinmal in Bewegung gesetzt. Was du siehst ist die Grenze deinesWahrnehmungsvermögens. Du beginnst eine Realität zu erzeu-gen, die keine physikalische Substanz besitzt. Das vergangeneBild befindet sich noch auf deiner Retina. Was du betrachtest isteine Variation sich überlappender Ereignisse. Der Banham-Effektist noch nicht vollständig erforscht. Jede Farbe hat ihre eigeneZeit. Wenn man eine Scheibe mit schwarzen geometrischen Mu-stern auf weißem Grund kreisen lässt, erzeugt sie eine gewisseLichtfrequenz auf der Retina und das Gehirn antwortet mit Farben.Marcel Duchamp wollte das, was er „retinale Malerei“ nannte, er-forschen. „Visuelle Produktionen enden an der Retina“, sagte ereinem Interviewer. Seine Rotoreliefs zeigen seinen Willen, durchoptische Ansätze über die visuelle Konzeption hinaus zu gehen.In meiner Arbeit lasse ich verschiedene Intervalle von komplemen-tären und dissonanten Farben, farbigen Formen und zweimal ge-spiegeltes Licht rotieren. Wenn du auf die rotierenden Scheibenstarrst, bemerkst du sich abwechselnde Blitze. Das Bild ist eineProjektion deines eigenen Gehirns; „physiologische Farben“ oderjene Sensationen des Sehens, die allein durch den Körper des Be-trachters erzeugt werden, wie Goethe es ausgedrückt hätte. Hilmar Fredriksen

Foto: Hilmar Fredriksen

Asta Gröting*1961 in Herford, lebt in Berlin.Ich/Arbeit, 2002Parken, 2001

Ob Objekt, Installation oder Video – die Arbeiten Asta Grötingssind stets Bilder in ihrer übergreifenden Bedeutung: Es sind Sinn-bilder von unterschiedlicher Form- und Materialästhetik, in denensich formale Interessen mit existentiellen Fragestellungen verbin-den. Bilder, die aufgeladen sind mit begrifflich sehr allgemeinenBedeutungen, die aber starke Empfindungen, Stimmungen undAffekte artikulieren.Ich/Arbeit zeigt 35 übereinander gestapelte Lederjacken aus Rest-materialien von Lammkörpern, die von anatolischen Frauen inHandarbeit zusammengenäht wurden. Die einfließenden Bedeu-tungsschichten sind vielzählig; da ist das Verhältnis von Künstlerund Werk, aber auch von Produktion und Zeit. In Parken dokumentiert Asta Gröting eine scheinbar alltäglicheChoreographie: den Kampf um den Parkplatz. Mit feststehendemObjektiv offenbar aus einem Fenster gefilmt, wird die Kamera undmit ihr der Betrachter zum Beobachter einer urkomischen, slap-stickartigen Szenerie, die – bei aller Absurdität – mit Macht, Kom-promissbereitschaft, Angst, Durchsetzungsvermögen grundle-gende Fragen menschlicher Existenz berührt.

Ich/Arbeit, 2002. Foto: Courtesy Galerie Bärbel Grässlin,Frankfurt/Main

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Romuald Hazoumé*1962 in Porto Novo, Benin, lebt in Porto Novo.o.T., 2002Hazoumés Arbeiten werden vor Ort entstehen: 1. 9. – 9. 9.

Der in Porto Novo, Benin, geborene und lebende Künstler Romu-ald Hazoumé arbeitet mit einem der großen Entdeckungen derModerne: dem object trouvé. Er fertigt Masken – Sinnbild afrikani-scherKulturund Identität –ausFundstücken,ausWeggeworfenem.Die so entstehenden Assemblagen sind sowohl Untersuchungenüber moderne Zivilisation und Gesellschaft als auch Kritik am Aus-verkauf der eigenen Kultur. „Ich gebe den Menschen der westli-chen Welt das zurück, was ihnen gehört, und das sind die Abfälleeiner Konsumgesellschaft“, sagt der Künstler zu seinen Arbeiten.Zugleich verweisen diese Materialcollagen aber auch auf den sym-bolischen Reichtum kultischer Handlungen in der traditionellenafrikanischen Kultur. Im Gegensatz zu den traditionellen Masken,deren Träger die eigene Persönlichkeit aufgeben und die der Maskeannehmen muss, geben Hazoumés Masken Auskunft über denTräger – sie beziehen sich auf das, was wir sind, was wir denkenund was wir tun. Das gefundene Objekt wird hier auf einzigartigeWeise mit einer universellen Information zusammengebracht. Barbara Heinrich

Romuald Hazoumé ist Träger des George Maciunas Preises.

o.T., 2000 (Korea). Foto: Werner Zellien

Nina Jansen*1976 in Weingarten/Württemberg, lebt in Göttingen.Objekte 2001 – 2002

Ausgangspunkt der Arbeiten Nina Jansens sind Dinge des alltäg-lichen Umgangs, insbesondere Objekte aus Massenproduktion.Mit minimalen Eingriffen, unkonventionellen Formen des Um-gangs, ungewohnten Verknüpfungen spielt Nina Jansen mit demkategorisierenden Blick des Betrachters: Durch geringe Unstim-migkeiten des Gewohnten erreicht Jansen so eine Irritation, dieAufmerksamkeit und letztlich auch die Wahrnehmung des Be-trachters schärft. Es sind die Details, die Erinnerungen und Asso-ziationen wecken – individuell verschieden von Betrachter zu Be-trachter. „Mein Bemühen richtet sich darauf, gerade im Alltageine Sensibilität für kleine Besonderheiten zu entwickeln und den‘unbedeutenden’ Dingen Aufmerksamkeit zu schenken, um zuÜberlegungen über diese anzuregen und so einen anderen Blickauf unsere Alltagswelt zu öffnen.“ (Nina Jansen)

Foto: Nina Jansen

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Gülsün Karamustafa*1946 in Ankara, Türkei, lebt in Istanbul.Mystic Transport, 1992

Identität und Migration sind die zentralen Fragestellungen inner-halb der Arbeit Gülsün Karamustafas. Für sie, der aufgrund poli-tischer Aktivitäten in den 60er Jahren von der damaligen Militär-regierung für 16 Jahre der Pass gesperrt wurde, war die Heimatzugleich ein Gefängnis. Erst seit den frühen 90ern konnte sie sichan internationalen Ausstellungen beteiligen.Auf diesen bestimmten Raum – die Türkei, bzw. Istanbul selbst –beschränkt, konzentrierte sich Karamustafa auf die persönlicheAuseinandersetzung mit der Frage nach Identität, die jedoch stetseng mit den politischen wie sozialen Zuständen Istanbuls und derTürkei verknüpft waren. Selbst aus einer Familie von Emigrantenstammend, verwob Karamustafa die persönliche Geschichte mitder ihres Landes, insbesondere mit der Istanbuls, dem Tor zwi-schen Orient und Okzident.

Foto: Courtesy Istanbul Biennale 1992

Christiane Krumwiede*1969 in Nelspruit, Südafrika, lebt in Köln.DeKuPak, 1998

Die Arbeit besteht aus einem Verkaufsstand, wie er in jedem Kauf-haus oder Baumarkt stehen könnte. Die als Requisiten fungieren-den Kunstprodukte DeKuPak (Dekorative Kunst-Packung) sindselbst entworfene, tiefgezogene und handbemalte Verpackungs-Objekte. DeKuPak wird mittels eines Merchandising-Videos erklärt,und seine Vorzüge und unterschiedlichen Einsatzmöglichkeitendem Kunden angepriesen und anhand von Beispielen belegt:„Für individuelle Lösungen in allen Wohnbereichen.“„… passt zu jedem Stil, ob zeitlos modern oder klassisch elegant.“„Der i-Punkt jeder individuellen Wohnraumgestaltung. Ein Kunst-griff aus der Welt des Gestaltens und Dekorierens.“Christiane Krumwiede, Köln 2002

Foto: Christiane Krumwiede

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Peter Land*1966 in Aarhus, Dänemark, lebt in Kopenhagen.Step Ladder Blues, 1996

Allgemeine Bemerkungen:Ich glaube, dass ich durch meine Arbeit, durch das Aufnehmenvon Aktionen und deren Wiederholung, versuche, einige grund-legende Bedingungen meiner eigenen Existenz zu reflektierenund vielleicht auch die Sinnlosigkeit mit einer Art von offensicht-lichem Sinn zu füllen. Vielleicht besteht dieser Sinn ja darin, dieSinnlosigkeit zu zeigen.In allen meinen Werken unternehme ich den Versuch, verschie-dene Aspekte meiner Selbstwahrnehmung zu isolieren. Es ist wieein Austesten der eigenen Identität durch Reflexionen in Form vonAufnahmen meiner selbst in verschiedenen inszenierten Situatio-nen. Diese Situationen sind oft grotesk, karikierend oder ins Ex-treme getrieben, um so das Thema zu isolieren und zu vergrößern,es zu kristallisieren und für mich sowie ein mögliches Publikumso klar wie möglich zu vermitteln. Ich betrachte Extreme als eineMöglichkeit der Fokussierung oder, wie der dänische Maler AsgerJørn einmal sagte: „Entweder gehst Du bis zum Äußersten, oderdu gehst überhaupt nicht.“ Dies betrifft auch die offensichtlicheErbärmlichkeit in einigen meiner Arbeiten. Indem ich mich inner-halb der Arbeit in Situationen bringe, in denen ich mich selbstvon meiner gesellschaftlich vermittelten Vorstellung von Würdedistanziere, versuche ich, die eigene Identität bis zu einem Punktzu negieren, an dem eine revidierte oder erneuerte Selbstwahr-nehmung möglich sein könnte. So hoffe ich von meinem Werkeine Spiegelung zu erfahren, die für mich klärt, wer ich bin. Peter Land, 2000

Step Ladder Blues, 1996 (Videostill). Foto: Courtesy Galeri Nicolai Wallner, Kopenhagen

René Lück*1970 in Ludwigshafen am Rhein, lebt in Berlin.Bolle, 2002

Die Identität eines Landes, einer Nation resultiert zum großenTeil aus der Geschichte. Die Geschichte, das kulturelle Gedächt-nis wiederum wird durch Monumente bezeugt. Woran jedocherinnert wird – dazu gibt es immer wieder großen Diskussions-bedarf.René Lück widmet sich besonderer Teile der kulturellen Erinne-rung, der „deutschen Identität“: Stets sind es Relikte der jüngerendeutschen Geschichte – genauer gesagt: der 80er und 90er Jahre,die er nachbaut. Das Objekt Bolle verweist auf das Jahr 1987, alses am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg zu den bisher schwersten Aus-schreitungen während der fast schon traditionellen Maikrawallekam. In dieser Nacht wurden 36 Geschäfte ausgeräumt. Die Bolle-Filiale am Görlitzer Bahnhof brannte völlig ab. Die Umstände desBrandes sind nicht vollständig geklärt: Waren es die „Krawall-macher“? Oder ein Brandstifter?„Aber dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert“, wie dasalte Liedgut beschreibt. Dies alles Monumente deutscher Geschichte und mithin deut-scher Identität.

Foto: Galerie Koch + Kesslau, Berlin

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Christian Marclay*1955 in San Rafael, Kalifornien, lebt in New York.Guitar Drag, 1999

Die Arbeiten von Christian Marclay sind konsequente Untersu-chungen über unterschiedliche Arten von Klang. Der Künstlerkonzentriert unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf hörbare Quali-täten, sondern auch auf die Art und Weise, in der Klang erfahren,visualisiert und in andere Formen übersetzt wird. In vielen seinerArbeiten ist Sichtbares und Hörbares asynchron oder verändert,so dass der Betrachter ein gesteigertes Bewusstsein für die Art undWeise erfährt, in der Information übermittelt und verarbeitet wird.Er selbst hat einmal gesagt: „Das Sehvermögen ist unsere vor-herrschende Sinneswahrnehmung. Ihm vertrauen wir am meis-ten. Das ist der Grund für mein Interesse an der Arbeit mit Klang,um diese Gewohnheit umzukehren und uns das, was wir hören,bewusst zu machen.“Christian Marclay, der als Musiker und bildender Künstler bekanntist, bezieht sich mit seinem Video Guitar Drag auf Nam June PaiksAktion „Violin Dragging“ aus den 60er Jahren.

Täglich 15-16 Uhr, Sonntag zzgl. 12-13 Uhr und 17-18 Uhr

Foto: Paula Cooper Gallery, New York

Hakan Onur*1965, lebt in Istanbul, Türkei.The taming of the sun, 2000

Mit seiner Arbeit The taming of the sun – Die Bezähmung der Sonnebegibt sich Hakan Onur in einen Bereich der Objektkunst, der sichnahe am object trouvé orientiert, dies aber mit minimalen Eingriffenverändert: Neun handelsübliche, industriell gefertigte (Regen-)Schirme werden durch Herausstanzen akkurater Löcher ihrerFunktionalität, ihres Zweckwertes beraubt. Die Schirme erhaltenso eine neue, höchst poetische Qualität; das durch das Lochmustergefilterte Sonnenlicht trifft in abgegrenzten Strahlen auf demBoden auf, das Licht selbst erhält Materialcharakter.

Foto: Hakan Onur

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Nam June Paik*1932 in Seoul, Korea, lebt in New York.Good Morning Mr. Orwell, 1984/2001

Am 1. Januar 1984 wurde das Projekt Good Morning, Mr. Orwelldurchgeführt, das vier Städte und Nationen (New York/USA,Paris/Frankreich, Köln/Deutschland und Seoul/Korea) über dreiZeitzonen miteinander verband. Paik verstand diese Arbeit alsAlternative zu George Orwells pessimistischer Utopie „1984“ ausdem Jahr 1948. „Orwell hebt nur den negativen Teil hervor, dieKommunikation in eine Richtung. Ich sehe Video nicht als dikta-torisches Medium, sondern vielmehr als ein befreiendes. Darumgeht es bei diesem Projekt. Es soll ein Zeichen dafür sein, dassdas Fernsehen internationale Grenzen und kulturelle Abständeüberwinden kann. … Die beste Art, sich vor der Welt Orwells zuschützen ist, dieses Medium interaktiv zu machen, damit es denGeist der Demokratie und nicht den der Diktatur verkörpert.“ Ander Gestaltung des Programms nahmen Künstler wie Joseph Beuys,Laurie Anderson, John Cage, Allen Ginsberg, Charlotte Moormanund Ben Vautier sowie Rockgruppen, Popsänger, Volkstanzgrup-pen und populäre Moderatoren teil. Es entstand so eine bunteMischung aus Avantgarde-Kunst und TV-Unterhaltung, die inNew York und Paris in Satelliten eingespeist wurden. Von hieraus konnten sich dann die beteiligten Sender die von ihnen ge-wünschten Programmelemente zusammenstellen.Good Morning Mr. Orwell wurde von ca. 25 Millionen Menschengesehen.

Foto: Werner Maschmann

Ester Partegás*1972 in La Carriga, Spanien, lebt in New York.Detour series, 2001-2002

„I should socialize more often“ (Ich sollte häufiger gesellig sein)– kaum erkennbar übermittelt Ester Partegas diese Nachricht aufeinem Kassenzettel. Die Worte verstecken sich zwischen Zahlenund Produktbezeichnungen, abstrakte Zeichen für Dinge, die manerworben hat, weil man sie benötigt, weil sie zum Lebensumfeldgehören – oder weil man sich über sie identifiziert? „I shop there-fore I am“ ist eine Weisheit unserer Zeit – eine Weisheit, die EsterPartegás in ihren Arbeiten aus der Konsum- und Warenwelt hinter-fragt und immer wieder mit den Spuren von Menschen, Indivi-duen auffüllt.

I could’t really help it, 2002. Foto: Courtesy Galeria Helga de Alvear, Madrid

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Eran Schaerf*1962 in Tel Aviv, Israel, lebt in Brüssel und Berlin. Technical Composition II, 1997

Das künstlerische Material Eran Schaerfs sind Worte, Zeichen,Begriffe. Seine Anhäufungen von Materialien, Gegenständen derAlltagswelt, sind daher weniger in ihrer Materialität als in ihrerRepräsentation von Sprache, Bedeutung und Doppeldeutigkeitzu sehen: Nicht durch Wissen und Benennung findet sich der pri-märe Zugang zu seinem Werk, sondern vielmehr in der Anschau-ung und Erfahrung. Was auf den ersten Blick als konzeptionellerAnsatz erscheint, ist letztlich keine Äußerung grundlegenderIdeen, die sich linear übersetzen lassen, sondern von spiralförmi-gen Assoziationsketten von Wortspielen, die bisweilen Hakenschlagen.Plurale Deutungsmöglichkeiten und Sinnzusammenhänge ver-mittelt Schaerf anhand seiner industriellen Arbeitsmaterialien(oftmals Textilien) und verweist darauf, dass ihr Sinn vom jewei-ligen kulturellen Kontext abhängt: Kommunikation wird zumKreislauf.

Technical Composition II, 1997 (Detail). Foto: Eran Schaerf

Florian Slotawa*1972 in Rosenheim, lebt in Berlin.Produkt-Ausgleich, 2002

Die im 20. Jahrhundert vollzogene „Erweiterung des Material-begriffs“ stößt in den Arbeiten Florian Slotawas auf eine immenseAusweitung und eine dezidierte konzeptuelle Einschränkung zu-gleich: Nach einer eingehenden Bestandsaufnahme seines eige-nen Besitzes wurde dieser – Möbel, Kleidung, Töpfe, Haushalts-geräte – zum bildhauerischen Material; es folgten One-Night-Raumskulpturen aus dem Mobiliar von Hotelzimmern und vonMuseumsexponaten gekrönte turmartige Plastiken. Für Fluxus und die Folgen entstehen plastische Arbeiten aus demAngebot des Karstadt-Kaufhauses. Aus ganz unterschiedlichenDingen des üblichen Warensortiments entstehen auch hier wie-der gebaute Plastiken. Einzige Gleichförmigkeit: die Höhe derTürme.

Keramik-Ausgleich, Kunsthalle Mannheim 2002 (Detail). Foto: Kathrin Schwab

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Serge Spitzer*1951 in Bukarest, Rumänien, lebt in New York.Re/Frame (Untitled), 1995/2002

Unter jeweils gleichen Bedingungen schießen Tennisbälle aus ei-nem Apparat. Die Wege, die sie in den Raum schreiben, die Lauteihres Aufschlags sind trotzdem nie die selben: Die Spannung zwi-schen Anschein und Wirklichkeit, die Hinterfragung unserer Wahr-nehmung und ihrer Konventionen ist das Thema Serge Spitzers.Mit der Moderne kam der Zerfall feststehender Wahrheiten, wuchsdas Bewusstsein, dass jegliche Betrachtung eine Frage der Per-spektive ist: „Hinter dem meist so fest gefügt scheinenden Ant-litz der Wahrheit, ihrem vermeintlich ontologischen Status, ver-birgt sich aber eine ‘chaotische’ Situation, das Widerspiel unzäh-liger Hinsichten, die kaum unter einem geschlossenen Begriff zu-sammenzubringen sind. (…) Spitzers Arbeit ist der Versuch, die-ser Unübersichtlichkeit aller Wirklichkeit und dem aus ihr entste-henden, häufig absurden Lebensgefühl eine ästhetische Strukturzu geben. Seine Arbeit ist darum immer wieder bestimmt durchmarkante Perspektivverschiebungen, welche das scheinbar be-kannte nicht nur anders, oder einfach neu erscheinen lassen,sondern tatsächlich fremd.“ (Heinz Liesbrock)

Foto: Serge Spitzer Michael Stevenson*1954 in Inglewood, Neuseeland, lebt in Melbourne, Australien.Slave Pianos, 1998-2002

Stevenson ist zum Anthropologen der Avantgarde geworden, derdie Rituale und Mythen ihrer Schamanen kartografiert.Zwischen Zentrum und Peripherie, zwischen Avantgarde undNachahmungswillen plazieren sich die Arbeiten von Michael Ste-venson. Früh begann er, wichtige Versatzstücke der modernenKunst zu parodieren; eine Mimikri, die als postkoloniale Taktikinterpretierbar sein könnte. Heute imitiert Stevenson das Bestre-ben von Provinzkünstlern, zu eben dieser internationalen Avant-garde gezählt zu werden. Mechanisch und digital gibt er den pro-vinziellen Wunsch nach Familienmitgliedschaft in der Internatio-nale wieder. (…) Es ist diese immer wiederkehrende Fähigkeitder Kunst, die Wiederkehr des Gleichen als das gänzlich anderedarzustellen, die Stevenson so fasziniert. Seine eigene Wieder-holung spürt den Ritualen einer Kunstwelt in der Defensive nach.Chris MacAuliffe

Slave Pianos, 1998-2002 (Detail). Foto: Michael Stevenson

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SUPERFLEXBjørnstjerne Christiansen *1969 in KopenhagenJakob Fenger *1968 in KopenhagenRasmus Nielsen *1969 in Kopenhagenleben und arbeiten in KopenhagenSuperchannel, entstanden 1998leben in Kopenhagen

Superchannel, ein Gemeinschaftsprojekt mit Sean Treadway,bietet neben einem „live text/chat room“ die Möglichkeit, Live-Sendungen zu übertragen bzw. Animationen zu zeigen. Als eineArt Plattform verstanden, wird Personen mit verschiedenen In-teressen die Möglichkeit geboten, unterschiedliche Beteiligungendurchzuspielen. Die Bandbreite reicht dabei von einer Psychologen-gruppe (z. B. Situflex) bis hin zu Musikern (z. B. Super-Miks) odereiner britischen, regierungsnahen Vereinigung (z. B. The HousingAssociation Trust). Alle Aktivitäten werden in einem virtuellenArchiv zusammengefasst, um die unterschiedlichen Motivationenund Interessen im „Superchannel“ zu nutzen oder dort Einblickzu bekommen.SUPERFLEX bieten ihre „Produkte“ im Sinne von „Tools“ an: Siekönnen und sollen von verschiedenen Interessengruppen ge-nutzt werden, wobei politische, ökonomische, kulturelle und so-ziale Vorstellungsbilder der Beteiligten aufeinanderprallen. (…)„Superchannel“ bietet Artikulationsmöglichkeiten für Klein- undKleinstgruppen im Internet, die normalerweise keine Möglich-keit zu einer öffentlichen Präsentation ihrer Anliegen haben. Die„Tools“ werden gemeinsam mit verschiedenen Kooperations-partnern entwickelt (unmittelbar oder über Aktienbeteiligungenbezahlt), erprobt (Pilotphase) und dann zum Kauf angeboten. Barbara Steiner

Hale Tenger*1960 in Izmir, Türkei, lebt in Istanbul.Power vs Power, 2002 (Schaufenster Karstadt)

Hale Tengers Arbeiten haben sich in den 90er Jahren von zunächstfragilen skulpturalen Gebilden über ironisch-politische Ready-Made-Assemblagen hin zu offenen, vielfältigen Anordnungen inRaum und Zeit entwickelt. Glichen ihre frühen filigranen Skulp-turen noch einer Übertragung fragiler subjektiver Befindlichkeit,kehrte sich ihre Handlungsperspektive alsbald nach außen: IhreObjekte Anfang der 90er Jahre setzten sich aus Alltagsgegen-ständen – wie Nußknacker und Weltkugel, Gasmaske und Mopp,Schwerter, Wasserbecken und blutrote Flüssigkeit – zusammenund verkörperten in derber Direktheit einen absurden Chauvi-nismus einerseits und eine ebenso absurde Apathie andererseits.Diese Spannung zwischen Angriff und Ausgeliefertsein bearbei-tet Hale Tenger seit 1992/93 nicht mehr in Form von komprimier-ten Objekten und Skulpturen, sondern zerlegt sie in der Recher-che, dehnt sie in der Zeit und vermittelt sie in fragmentarischenZeugnissen einer gesellschaftlichen Psychologie.

Being a Turk, 2002. Foto: Hale Tenger

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Rirkrit Tiravanija *1961 in Buenos Aires, Argentinien, lebt in New York und Berlin

International Network – Internationales NetzwerkDie Aktivitäten des Fluxus-Kreises basierten vornehmlich auf einerinternen, außerinstitutionellen Organisationsstruktur, die dieKünstler in Europa, Japan und den USA miteinander vernetztenund zusammenführte.Setzten vor allem die 80er Jahre wieder verstärkt auf das Bild desegozentrischen „Künstlergenies“, führten verschiedene kulturelleVeränderungen seit den 90er Jahren zur Auffassung vom Künst-ler als Teamworker und Dienstleister. Künstler finden sich zu ver-schiedenen Projekten zusammen, um diese in einem arbeitsteili-gen Kollektiv durchzuführen, welche häufig durch Folgeprojektewieder mit anderen Künstlern und Projekten vernetzt werden.Zudem wird auch der Betrachter aufgefordert, am Entstehen desWerkes teilzuhaben. Dabei werden die Auffassungen von Autor-schaft und dem „Original“ als Werkbegriff durch Begriffe wie„Dialog“, „gegenseitiger Austausch“ und „soziale Interaktion“ersetzt: Das künstlerische Werk entsteht nicht mehr allein durcheine zentrale Künstlerfigur, sondern als eine Kollaboration/Inter-aktion zwischen Künstler(n) und Betrachter(n).Die Ausstellungssektion Internationales Netzwerk reflektiert dieseEntwicklung, indem sie die Arbeit bestehender künstlerischerKollaborationen anhand dokumentarischen Materials aufzeigt:Der Ausstellungsraum wird in verschiedene Aktionsorte, wie demSuperchannel-Studio, einem Bereich für Bücher und Magazineund einem Videobereich aufgeteilt werden. Darüber hinaus wird es jeden Sonntag um 15 Uhr ein Programmaus Vorträgen, Diskussionsrunden und Konzerten geben.Auf diese Weise entsteht ein offener Raum, der sowohl die rela-tionale Kunstpraxis seit den 90er Jahren abbildet, als auch diedeutlichen Rückbezüge auf Fluxus erkennen lässt.

Siehe auch S. 8

Endre Tót*1937 in Sümeng, Ungarn, lebt in KölnHope in nothing, 1980 Fluxus-Tryptichon, 2002Aktionen vor Ort: 1. 9. – 3. 9.

Fragen zur Zeit und zur Leere, der universalen Leere und der durchunsere rationalen Strukturen darauf aufgesetzten Ordnung, bildenden Kern der Werke von Endre Tót. In seinen Bildern wird die Er-wartung des Betrachters, die angekündigten Motive oder Hand-lungen zu entdecken, zunächst enttäuscht. Zusammen mit ihrenBildunterschriften provozieren seine Bilder Erinnerungen unddie Vorstellungskraft des Betrachters.

I am glad to stand here, Aktion. Foto: Endre Tót

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Richard Wentworth*1947 in Samoa, lebt in London.o.T., 2002

Das Werk von Richard Wentworth umkreist in präzisen, insistie-renden Bewegungen den Bereich zwischen den Dingen und ihrerBenennung. Seit seinen künstlerischen Anfängen in den 70er Jah-ren spielen Gegenstände, die untrennbar zu unserer alltäglichenErfahrungswirklichkeit gehören und gleichzeitig eine archaischeDimension aufweisen, eine Hauptrolle in seinem Werk. Aus Leitern, Eimern, Stühlen, Tellern und Hausformen – also ausDingen, die in ihrer Form schon ihre Funktion zu erkennen gebenund gleichzeitig schon seit Urzeiten in ähnlicher Form existieren –entstehen fragile Objektfusionen, die, indem sie die ursprüng-liche Bedeutung und Funktion der verwendeten Gegenständeunterlaufen, neu sichtbar und neu lesbar werden. Ebenfalls seitden späten 70er Jahren wird dieser Hauptstrang in der Arbeit desLondoner Künstlers von Fotos begleitet, die in den Randzonenstädtischer Wirklichkeit überraschende skulpturale Konstellatio-nen entdecken. Ein Kissen in einem zerbrochenen Fenster, einPflasterstein, der die Tür offen hält, oder der Abstand zwischenzwei rostroten Parkbänken: Wentworth interessiert das merk-würdig zufällig-geplante Zusammenkommen von eigentlich nichtzusammengehörigen Dingen und der Klang, die neue Semantik,die sich daraus ergibt.

Caledonian Road, London, 2000. Foto: Richard Wentworth

Maaria Wirkkala*1954 in Helsinki, Finnland, lebt in Espoo, Finnland.Found a mental connection II (Version 2), 2002

Die öffentlichen Medien lassen alle Opfer und alle schrecklichenund unvorstellbaren Ereignisse zu Zahlen werden, da Zahlen er-funden wurden, um uns in die Lage zu versetzen, mit Dingen dertranszendenten oder direkten Wahrnehmung fertig zu werden:Große Mengen von Getreidekörnern, Besitz, militärische Kräfte.(…)Found a mental connection II (Basis/Beginn eines mentalen Zusam-menschlusses II) fährt mit der Umwandlung von Zahlen fort; esversucht, Heimatlosigkeit und Leid, die in Zahlen umgewandeltwurden, zurück zu transportieren in etwas, das man verstehen,erfahren kann. Hunderte von Plastiktieren wandern dekorativ inzwei Prozessionen, zwei Spiralen, während sie das Drama der Ver-treibung darstellen. Am Ende sind sie lediglich andere Zeichenfür unvorstellbare Zahlen, für das, was ihnen zugrunde liegt undnicht verstanden werden kann. Aber vielleicht gelingt es ihnen,die glatte Oberfläche der Zahlen zu durchbrechen und uns dieVorstellung zu ermöglichen. Die Vorstellung und das Denken. Riikka Stewen

Fotos: Rauno Träskelin

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Haegue Yang*1971 in Seoul, lebt in Frankfurt und Korea.Aktionen vor Ort: 17. 9. – 21. 9.

(…) ich denke dass ich den anzug am ende nächste woche fertighaben werde und gleich danach werde ich ein paar photos mitdem anzug machen. ich habe vor mit diesem anzug einige her-ausfordernde(?) aktionen in paris im voraus zu machen oder zuinszenieren und diese aktionen mit photos zu dokumentieren. der anzug ist eine mischung zwischen design und non-design,weil der anzug von einer bekannten mode marke ist, aber ich habeden anzug umgedreht und die innere seite nach aussen trage.ausserdem werde ich auch einige modifikation mit hilfe von einerjunge mode studentin in paris unternehmen für die details, wiezusätzliche tasche, notwendige schnitte für gewisse komfortabi-lität und zusätzliche etiketts zu der originale marke, usw. wennes nötig ist, ich kann etwas detailierter berichten. in der ausstel-lung möchte ich ein oder zwei kleine fotos aufhängen, max. dina3 format. der titel steht leider noch nicht fest, ich denke in die-sem fall ist der titel nicht unwichtig, also mal sehen… ich denkeauch weiter nach was ich währendder aufsichtfrist mache. ich werde auf jedem fall mit dem motto„innovation und herausforderung“ arbeiten, propagandistische,etwas übertriebene gestik zeigen. während der gesammten aus-stellungsfrist in wiesbaden, werde ich den anzug tragen so dassdiese arbeit echt zeitige präsens haben wird parallel zur ortspezi-fische ausstellung in wiesbaden. auf diese art und weise bearbeiteich meine teilnahme an die fluxus bewegung, die schon ein teilder kunstgeschichte geworden ist. also genaugenommen durcheine ortliche verschiebung: wiesbaden-paris, aber eine zeitlicheaktualität betone. (…)Haegue Yang

Foto: Haegue Yang Ella Ziegler*1970 in Ilshofen, lebt in Berlin.Projekte 1999 – 2002

SCHWEBE1. Gehe zu einer Fontäne.2. Beobachte die aufsteigende Bewegung des Wassers.3. Fixiere den höchsten Punkt der Fontäne.4. Ein ruhender Körper ist entweder kräftefrei oder die auf ihn

wirkenden Kräfte kompensieren einander.5. Untersuche, ob du den ruhenden Umkehrpunkt wahrnimmst.6. Beobachte die fallende Bewegung des Wassers.Ella Ziegler

Fontäne, Wiesbaden 2002. Foto: Ella Ziegler

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Friedrichstraße 7

Hochparterre: Nanne Meyer, Tomas Schmit, Anu Tuominen

1. Etage: Mit Netz und ohne Boden – aus dem Archiv von Emmett Williams

Öffnungszeiten: Di-So 12-18 Uhr

Projektbüro Stadtmuseum

B

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5150

Nanne Meyer*1953 in Hamburg, lebt in Berlin.Zeichnungen 1990 – 2001

Die Vielfalt, die Wiederholung, der Unterschied, die Abweichung,die Vorstellung und das Spiel bestimmen Nanne Meyers Zeich-nung. Geistreich und humorvoll erforscht Nanne Meyer die Zeich-nungen als ein Medium des Offenen, letztlich auch Unvollendeten:„Eine Zeichnung ergibt sich aus einer vorhandenen, befragt be-reits die nächste, noch bevor sie gemacht ist. Sie ist nichts End-gültiges, keine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit, sondern einStück des Weges, vielleicht so etwas wie eine präzise Frage, einevorübergehende Antwort, ein Schwebezustand. Ich verlasse eineZeichnung. Ich schließe sie nicht ab. Die Tür muss immer ein wenigoffen stehen.“ (Nanne Meyer)

Radio Tokyo, 1997. Foto: Kurt Paulus

Tomas Schmit*1943 in Thier bei Wipperfürth, lebt in Berlin.Zeichnungen, 2002

Auf dem Papier benötigen die Arbeiten von Tomas Schmit meistwenig Raum. Einfache Strichzeichnungen werden mit Blei- oderFarbstiften auf das Blatt gesetzt; zwischen die zeichnerischenElemente schieben sich Textzeilen – Gedankenansätze, oft para-dox, Fragen, Bemerkungen, meist humorvoll, immer aber kleingeschrieben. Als Künstler und Schriftsteller, sicher auch als Philosoph ist einesder Themen Tomas Schmits die Wahrnehmung und die Aufmerk-samkeit. Diese reizt er durch seine Zeichnungen und Text umfas-senden Bilder, kitzelt sie, lässt sie über Stolpersteine stürzen – umsie dann wieder guten Mutes aufzurichten: „doch auch beim kopf gilt: ‘vor gebrauch zu schütteln!’“ (TomasSchmit)

Lesung am 8. 10., 20 Uhr: wie viele arten von unterschieden gibt es?,

Villa Clementine, Eintritt € 5 / 3

240 SCH/8, 1971 (Detail). Foto: Courtesy ifa

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Anu Tuominen*1961 in Lemin, Finnland, lebt Helsinki.Objekte 1993 – 2002

Anu Tuominen arbeitet konzeptuell; dennoch wirkt ihre Arbeitvertraut, spricht den Betrachter direkt an. Ohne zu theoretisierenbringt uns ihre Arbeit dazu, die zugrundeliegende Struktur derObjekte und Bilder zu betrachten: Eine Grammatologie des All-tags, so wurden Anu Tuominens Arbeiten einmal genannt. In ihrenmeist kleinen, oft wie zufällig entstehenden Objekten bildet sieeine endlose Folge von Parallelen, Analogien, Kontinua und Hie-rarchien der Dinge, ihrer Begrifflichkeiten und Erscheinungenauf. So zeigt uns Anu Tuominen die Dinge unseres Alltags in einemneuen Licht, verweist auf das Bemerkenswerte des Unscheinbaren.Die so entstehenden Objekte verblüffen durch ihre humorvolle,zugleich aber inhaltlich weit gefassten Übertragungen.

Borsch, 2001. Foto: Anu Tuominen

Emmett Williams*1925 in Greenville, South Carolina, lebt in Berlin.

Mit Netz und ohne Boden. Das Archiv eines Netzwerkes.

Besaß die Idee von Fluxus auch verschiedene Keimzellen auf derganzen Welt, bildeten sich doch Organisationsstrukturen heraus,durch die die jeweiligen Aktivitäten und Gruppierungen koordi-niert wurden. Es entstand ein internationales Künstlernetz, inner-halb dessen gemeinsame Aktionen und Kooperationen geplantund ausgeführt wurden. Emmett Williams, Künstler, Poet und Komponist, nahm schon1962 am legendären ersten Fluxus-Festival, den „InternationalenFestspielen Neuester Musik“ im Museum Wiesbaden, teil. Damalsarbeitete er als Redakteur der US-Armeezeitung „Stars and Stripes“,war Mitglied des „Darmstädter Kreises“ für konkrete Poesie, undarbeitete später – zurück in den USA – bei der legendären, vonDick Higgins gegründeten „Something Else Press“ in New York. Neben seiner künstlerischen Arbeit, die die Gattungsgrenzenzwischen Bild, Sprache, Musik und Performance überschreitet,war und ist Emmett Williams durch zahlreiche Veröffentlichungenund einen regen Briefverkehr innerhalb des Fluxus-Geschehens(und darüber hinaus) präsent.Mit Netz und ohne Boden zeigt erstmalig Dokumente aus dem pri-vaten Archiv von Emmett Williams, angefangen von ersten Korres-pondenzen mit George Maciunas über zahlreiche KooperationenmitanderenKünstlernbishinzurEntstehungdes„ArtistsMuseum“.

Siehe auch S. 11

Lesung am 13. 10., 17 Uhr: Emmett Williams: We must have done SOMETHING right.

Anschließend Finissagefest. Ort: Fluxus Freunde / Pariser Hoftheater

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Wilhelmstraße 15

1. Etage: Mona Hatoum

2. Etage: Michael Craig-Martin, Ceal Floyer,

Jytte Høy, Christiane Löhr, Cildo Meireles,

Olaf Metzel, Karin Sander

Öffnungszeiten: Di 12-20 Uhr, Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr

Nassauischer Kunstverein

C

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Michael Craig-Martin*1941 in Dublin, lebt in London.An Oak Tree, 1973

Frage: Haben Sie nicht einfach nur dieses Glas voll Wasser alsEichenbaum bezeichnet?Antwort: Absolut nicht. Es ist kein Glas voll Wasser mehr. Ich habeseine tatsächliche Substanz verändert. Es wäre nicht mehr richtig,es ein Glas voll Wasser zu nennen. Man könnte es nennen, wieman wollte, aber das würde nichts an der Tatsache ändern, dasses ein Eichenbaum ist.(…)Frage: Was genau ist das Kunstwerk? Das Glas voll Wasser?Antwort: Es gibt kein Glas voll Wasser mehr.Frage: Der Veränderungsprozess?Antwort: Es ist kein Prozess in diese Veränderung involviert.Frage: Der Eichenbaum?Antwort: Der Eichenbaum.Frage: Aber der Eichenbaum existiert nur in Gedanken.Antwort: Nein. Der tatsächliche Eichenbaum ist physikalisch prä-sent aber in der Form eines Glases voll Wasser. Wie das Glas vollWasser ein spezielles Glas voll Wasser war, ist auch der Eichen-baum ein spezieller. Sich die Kategorie „Eichenbaum“ vorzustel-len oder einen speziellen Eichenbaum abzubilden heißt nicht zuverstehen oder zu erfahren, was ein Glas voll Wasser als ein Eichen-baum zu sein scheint. Nur wenn es nicht wahrnehmbar ist, ist esnicht vorstellbar.(…)

Foto: Michael Craig-Martin

Ceal Floyer*1968 in Karachi, Pakistan, lebt in Berlin.Helix, 2001Monochrome Till Receipt (White), 2001Mousehole, 1994

Ceal Floyer untersucht die dialektische Spannung zwischen dembuchstäblichen und dem umgangssprachlichen Gebrauch vonBegriffen sowie die dadurch entstehende Konstitution von Be-deutung. Helix von 2001 zum Beispiel besteht aus einer Kreis-schablone und Alltagsgegenständen (Dosen, Flaschen u.ä.), aus-gewählt aufgrund ihrer exakten Passgenauigkeit innerhalb derKreisformen.Floyer interessiert sich nicht für die äußere Form einer Skulptur,sondern für das nicht Sichtbare, verborgene Potential, das Unaus-gesprochene. Konsequenterweise entziehen sich ihre Interven-tionen durch die extreme Reduktion des künstlerischen Akteseinem materialistischen Kunstbegriff, ihre Arbeiten vermittelnsich nicht in erster Linie über das, was sichtbar oder greifbar ist.So zeichnen sich die Arbeiten durch hohe konzeptuelle Klarheitund konsequente Präsentation. Scheinbar so einfach, fast zufäl-lig wirkend, sprechen sie dabei von einem besonderen Sinn fürHumor und das Absurde.

Helix, 2001. Foto: Courtesy Lisson Gallery

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Mona Hatoum *1952 in Beirut, Libanon, lebt in LondonObjekte, Foto, Video

Mona Hatoums Arbeiten charakterisieren sich durch eine oft un-bequeme und subversive Haltung. Gewohnte Alltagsgegenständewie Küchenutensilien, Stühle oder Betten werden zu untergrün-dig beunruhigenden Szenerien zusammengefügt. Dabei kommtdem menschlichen Körper eine besondere Bedeutung zu: Er ist – wie innerhalb ihrer Skulpturen und Installationen – auf schmerz-hafte Weise abwesend, oder er wird auf fast penetrante Weisedurch die Kamera verfolgt, entblößt. Subjektivität, Emotion undKörper sind Eckpunkte eines von Mona Hatoum geschaffenenkünstlerischen Raumes, in dem der Betrachter – primär ange-sprochen über eine körperliche Sinnlichkeit – eigene emotionalewie intellektuelle Erfahrungen machen kann.

Als Trägerin des zuletzt verliehenen George-Maciunas-Preises (2000), erhält Mona

Hatoum eine umfassendere Präsentation in den Räumen des Nassauischen Kunst-

vereins.

Over my dead body, 1988. Foto: Edward Woodman, Courtesy Mona Hatoum

Jytte Høy*1951 in Kopenhagen, Dänemark, lebt in Kopenhagen.Objekte und Zeichnungen

Jytte Høys Objekte sind kleine, frivole Verweiszeichen, die sich,wie Parasiten, in eine skulpturale Logik eingenistet haben. JedesObjekt ist ein körperliches Wesen, aber es scheint nicht sehr engmit den Atomen verbunden zu sein, die seine Materialität aus-machen. Wie einsame Richter fragiler, provisorischer Gemein-schaften hängen die Objekte an der Wand und hegen eindeutigeinen Groll gegen den Missbrauch der Kunst durch die Macht:Erhabenheit, Heldentum oder Universalität sind nicht relevant,wenn jeder Schritt hin zu einer Kontinuität ständig abgelenktwird. Der Ordnungsruf der großen Erzählungen, ihre Urgründe,ihre Forderungen und Korrektive werden in ihren Grundprinzipienerschüttert.Mit einer Freiheit, die ihrer direkten Kommunikation inhärent ist,spielen die Objekte schließlich ein absurdes Ping-Pong-Spiel mitdem Betrachter, der versucht, sie zu verstehen. Es sind Urbildereiner anderen Form des Wissens, das im Niemandsland zwischendem Sinnlichen und dem Relationalen angesiedelt ist. Lars Bang Larsen

o.T., 2000. Foto: Jytte Høy

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Christiane Löhr*1965 in Wiesbaden, lebt in Köln.Klettenbarren, 1998Klettenobjekt, 2002Samenbeutel, 2002

Für ihre plastischen Objekte nutzt Christiane Löhr Naturprodukte:organische Materialien wie Kletten, unterschiedlichste Samenund Fruchtstände, Hunde- und Pferdehaar. Statik und Flexibilität,Kräfteverhältnisse und Kombinationsmöglichkeiten des Materialwerden untersucht. Auf diese Weise entstehen scheinbar fragileObjekte, die eine elegante geometrische Struktur mit nahezumathematischer Präzision aufweisen. Stets stellen sich diese Ob-jekte als minimalistische Skulpturen dar, die sich – versteht mansie als Module, als gleiche Teile eines größeren Ganzen – bis indie Unendlichkeit hinein fortsetzen könnten. Das (industrielle)Konzept des Moduls wird durch die organischen Materialienwieder in die Natur zurückgebunden. Zugleich thematisiert eine andere Werkgruppe von Akkumulatio-nen, die wie zufällige Aufschüttungen oder Ballungen erscheinen,das ebenso natürliche Konzept der Ordnung innerhalb des Chaos.

Kleiner Turm, 1999. Foto: Wolfgang Burat, Courtesy Christiane Löhr

Cildo Meireles*1948 in Rio de Janeiro, Brasilien, lebt in Rio de Janeiro.Um sanduíche muito brancho (Ein sehr weißes Brötchen),1966/2002

Cildo Meireles gehört seit 25 Jahren zu den wichtigsten KünstlernBrasiliens, wobei er sich gerade in den 60er Jahren immer wiedermit kritischen Arbeiten gegen das regressive politische Klimaseines Landes wehrte. Sehr leise präsentiert sich dabei die Arbeit Um sanduíche muitobrancho: Ein handelsübliches Brötchen liegt auf einem weißen Tel-ler, der wiederum auf einem weißen Sockel plaziert ist. Zwischenden Brötchenhälften befindet sich ein Büschel unbehandelte Baum-wolle. Ein nahrhafter Belag? Und wen ernährt er – den Pflückeroder den Besitzer der Großplantage?Meireles’ künstlerische Position liegt zwischen konzeptueller Kunstund der Aktion. Dabei gelingt es Meireles, dem Objekt einerseitseine symbolische Bedeutung zu verleihen, ihm andererseits aberdie Offenheit des Ready-mades zu erhalten.

Foto: Courtesy Kunsthalle Fridericianum, Kassel

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Olaf Metzel*1952 in Berlin, lebt in München.Trotzki / Viererbande / Mund auf, Augen zu / Ich kann es nicht mehrhören / Betreten verboten / Montag mit Freitag / Sprechblase

Die Verfremdung offensichtlicher Gegenständlichkeit zu einemSpiel freier Formen, die dadurch bewusst offen gehaltene Deut-barkeit der Skulpturen zwischen ästhetischem Kunstwerk undpolitischer Stellungnahme ist kennzeichnend für das Werk OlafMetzels. Formalästhetisch beschäftigt sich Metzel mit der Zer-störung, der Anhäufung – den Begriff der Dekonstruktion lehnter jedoch ab: Jeder bildhauerische Akt erstelle eine neue Formüber den Weg kreativer Zerstörung – was Hammer und Meißelnoch nicht zu Terrorwerkzeugen mache.Immer wieder haben die Arbeiten Metzels, die in vielen Fällen fürden öffentlichen Raum konzipiert sind, zu langanhaltenden Dis-kussionen geführt: Metzel begibt sich mitten in die gesellschaft-liche und politische Diskussionen, entzieht sich jedoch jedemVersuch der Vereinnahmung als politischer Propagandist.

Viererbande, 1998. Foto: Courtesy Galerie Bernd Klüser, München

Karin Sander*1957 in Bensberg, lebt Stuttgart.Hühnerei poliert, 1994

Sinneswahrnehmungen dienen dazu, die Welt, die Wirklichkeitzu erfassen und einzuordnen, um dann auf sie reagieren zu kön-nen. Neben dem Hören liegt besonders dem Sehen daher eingewisser Zwang an Effizienz zugrunde, denn schnelles (Wieder-)Erkennen dient unserer alltäglichen Orientierung am besten.Schnell wirkt so alles bekannt: die Neugierde des Wahrnehmens,die Toleranzschwelle für Ungewöhnliches wird jedoch immerhöher: der Augensinn ist mit Blindheit geschlagen.Mit ihren minimalen Objekten und Eingriffen handelt Karin San-der dieser Gewöhnung zuwieder, legt visuelle Stolpersteine aus:Das marmorglänzende Ei ist dennoch ein ganz normales, dochmit schier unendlicher Sorgfalt poliertes; der Natürlichkeit sug-gerierende Kunstrasen wird in natürlicher Umgebung rein künst-lich – sobald man ihn wahrnimmt.

Foto: Karin Sander

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Wilhelmstraße 32

Joan Brossa

Öffnungszeiten: Di-So 12-18 Uhr

Galerie Bellevue

D

Joan Brossa *1919 in Barcelona, Spanien, † 1998 in Barcelona.Ohne Titel, 1998/2002

„Mein Werk soll einen Teil dieser Welt in sich haben.“ (Joan Brossa)Der katalanische Künstler und Poet Joan Brossa nimmt seineneigenen Ausspruch sehr ernst: Es ist die Realität, die er in seinenObjekten und Installationen, in seinen Texten und Gedichten ver-sammelt. Diese sind im wahrsten Wortsinn unscheinbar, dennBrossa befreit sie von jeder Symbolik und verweist so auf das Rätsel-hafte der eigenen Wahrnehmung des Alltäglichen. Brossa zeigtund benennt stets das, was ist. Und dennoch wirkt das scheinbarVertraute immer wieder neu, im veränderten Kontext ungewohnt,lässt sich auf vielschichtige Weise deuten, lassen zahlreiche sinn-hafte Anspielungen und inhaltliche Verknüpfungen erkennen.Die wenige Monate vor seinem Tod konzipierte Arbeit Ohne Titelzeigt 200 handelsübliche Fußbälle, kombiniert mit – immer neuvor Ort entstandenen – Kinderzeichnungen von Pferdefüßen: DiePhantasie der – hier Wiesbadener – Schulkinder wird zum Bestand-teil der Arbeit.Doch was verbindet den Fußball mit dem Pferdefuß – ist da etwaein Haken an der Sache? Oder sind viel eher die Caballeros gemeint,die Männer, die im Spanischen per definitionem zu Reitern wer-den? Aber hat nicht der Fußball längst das Pferd als höchstes Gutder spanischen Kultur abgelöst?

Foto: Courtesy Kunsthalle Fridericianum, Kassel

65

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Parkanlage Warmer Damm / Wilhelmstraße:

Maria Eichhorn, J.O. Mallander, Karin Sander, Yufen Qin

Drei Lilien-Brunnen / An der Drei-Lilien-Quelle:

Ayse Erkmen

Faulbrunnen / Schwalbacher Straße:

Pfelder

Großplakate / Innenstadt:

Eric Andersen, Ay-O, George Brecht, Giuseppe Chiari,

Henning Christiansen, Philip Corner, Willem de Ridder, Jean Dupuy,

Geoffrey Hendricks, Milan Knizák, Alison Knowles, Jackson Mac Low,

Yoko Ono, Nam June Paik, Ben Patterson, Mieko Shiomi,

Endre Tót, Ben Vautier, Emmett Williams

sowie Halil Altindere, Mona Hatoum

Außenraum

E / F / G / H

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Maria Eichhorn*1962 in Bamberg, lebt in Berlin.56 Fahnen, 2002 (Wilhelmstraße)

Maria Eichhorn beschäftigt sich mit der Beeinflussung künstle-rischen Arbeitens durch räumliche und institutionelle Rahmen-bedingungen. Zugleich untersucht sie die Möglichkeiten des Be-suchers zur Reaktion und Interaktion. An die Stelle eines ästhetischrezipierbaren Werks tritt so oft die Handlung, die Kommunikationund Kooperation mit Personen aus kunstexternen Kontexten. Und sind auch die in Wiesbaden entstandenen 56 Fahnen eine ty-pische Konzeption Maria Eichhorns. Auf der gesamten Länge derWiesbadener Wilhelmstraße ziehen sich Fahnen entlang, von derjede einen Namen der an Fluxus und die Folgen beteiligten Künst-lerinnen und Künstler trägt. Das Kunstwerk wendet sich von derKünstlerin weg und dem Betrachter zu: Er ist derjenige, der dieArbeit wahrnimmt, in Beziehung setzt und damit weiterentwickelt:Die Wilhelmstraße wird so mit seiner Hilfe zu einer virtuellen Ga-lerie: Die Namen auf den Fahnen fluktuieren zwischen „abstrak-ten“ Zeichen und den in der Kunstrezeption gemachten Erfah-rungen und Emotionen.

56 Fahnen entstehen in der Wilhelmstraße, Wiesbaden. Foto: studio aida

Ayse Erkmen*1949 in Istanbul, Türkei, lebt in Berlin und Frankfurt. Drei Lilien Bad, 2002

Ayse Erkmen reduziert ihre Arbeit nie auf ein bestimmtes Voka-bular, Material oder Medium, sondern variiert ihre Artikulations-weise ganz nach Situation und Ort und den mit ihnen verbunde-nen architektonischen, aber auch kulturellen, historischen odergar psychologischen Aspekten. Mit ihren Zugriffen auf die realenBedingungen vor Ort beweist Ayse Erkmen eine immense Beob-achtungsgabe und sensible Wahrnehmung. Ihre Arbeiten, diemeist in einem kühlen, konzeptionellen Ansatz formuliert sind,erhalten so stets einen Moment von Bewegung: Der Ort mit sei-nem kulturellen Umfeld wird transformiert, bisweilen konterka-riert. Dies ermöglicht das Aufscheinen völlig neuer Bezüge undWahrnehmungen, die eine eindringliche Visualität mit einer oftstillen, aber umso ausgeprägteren Poesie verbinden.Die Drei Lilien Quelle – ein nahezu vergessener Jugendstil-Brun-nen – wird durch den Eingriff Ayse Erkmens wieder in einen Ortdes Lebens, des Spiels zurückgeführt; als ein Quell der Inspirationund des Wohlbefindens.

Jeden Sonntag 12-18 Uhr in Aktion

Drei Lilien Bad, 2002. Skizze zum Multiple. Foto: Ayse Erkmen

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J.O. Mallander*1944 in Helsinki, Finnland, lebt in Helsinki.o.T., 2002 (Park Warmer Damm)

Variable Zeichen, Linien, Schüttungen, minimale Architekturen– die Arbeiten J.O. Mallanders sind von denkbar einfachster Struk-tur. Dies beginnt schon mit der Wahl des Materials, das ausschließ-lich aus handelsüblichem weißem Kalksandstein besteht. Einminimales Mittel, mit dem Mallander seine Arbeiten entstehenlässt; vorzugsweise im Außenraum zeichnen sie die Topografiedes Ortes nach, akzentuieren Ecken, Kanten, Wölbungen, lassendie Fläche zum Raum und den Raum in seinen Koordinaten erleb-bar werden.Mit seinen vehementen Reduktionen nicht nur der Form als auchdes Inhalts seiner Werke bezieht sich Mallander auf den minima-lisierenden (um nicht zu sagen: minimalistischen) Bereich derFluxus Kunst. Zugleich aber bleibt er mit seinen variablen Plasti-ken, seinen nicht fixierten Architekturen innerhalb der aktuellenLebenswelt – bleibt im Fluss. Nichts muss so bleiben, wie es ist.

J.O. Mallander beim Aufbau einer Arbeit.

Pfelder*1965 in Hamburg, lebt in Berlin.Faulbrunnen, 2002 (Faulbrunnenplatz)

Die künstlerischen Projekte Pfelders binden sich stets kontext-bezogen in den öffentlichen Raum ein. Dabei steht weniger dieEntstehung eines materiellen Werkes im Vordergrund, als viel-mehr die Strategie, „ortsansässigen“ Energien – sprich: die Be-wohner und Nutzer des Stadtraumes, des jeweiligen Ortes – zuaktivieren. Der Faulbrunnen, dessen fortschrittsfreudige und – wie man da-mals glaubte – den sozialen Belangen der Anwohner und Nutzergeöffnete Architektur der 70er Jahre heute extrem vernachlässigtist, ist zum Unort geworden. Durch Bespannungen und Reinigungwird der Faulbrunnen von Pfelder wieder zum architektonischenOrt umgestaltet, der zu Entspannung, Begegnung und Kommu-nikation einlädt.

Jeden Sonntag 12-18 Uhr in Aktion

Faulbrunnen, 2002 (Projektentwurf). Foto: Pfelder

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Karin SanderRasenstück, 1997 (Park Warmer Damm)

siehe Nassauischer Kunstverein, S. 63

Foto: Karin Sander

Yufen Qin*1954 in Shandung, China, lebt in Berlin und Peking. Wind Lotos, 1994/2002 (Park Warmer Damm)

„Meine Installationen sind stark von der chinesischen Gartenbau-kunst beeinflusst. Die Formen folgen den Gesetzen der Harmonie,sie sind wie das Ein- und Ausatmen, Öffnen und Schließen. MeineInstallationen sind wie die chinesischen Gärten auf den Ausgleichder Gegensätze bedacht. Es gibt Symmetrie und Unregelmäßig-keit, Stillstand und Dynamik. Die Aneinanderreihung des Immer-gleichen konzentriert den Geist.“ sagt Yufen Qin über ihre Raum-inszenierungen. Dabei verwendet sie Gegenstände und Materia-lien der westlichen und östlichen Alltagswelt wie Wäscheständer,Kabel, Bambusstöcke, Seiden- und Baumwollstoff, Reispapier undFächer und akustische Signale. Yufen Qins künstlerische Arbeitfindet ihre Wurzeln in der chinesischen Philosophie. „Ich möchte“,so Yufen Qin „daß die Menschen ihre Gelassenheit wiederfinden,… welche in den europäischen Gesellschaften weitgehend verlo-ren gegangen ist.“

Foto: Yufen Qin

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Aktionen und Performances / Karstadt:

1. 9. – 3. 9. Endre Tót

1. 9. – 9. 9. Maja Bajevic, Romuald Hazoumé

17. 9. – 21. 9. Haegue Yang

Innerhalb der Sektion Internationales Netzwerk /

International Network im 3. OG:

networking, jeden Sonntag, 15 Uhr

Lesungen

Konzert

Filmprogramm Caligari-FilmBühne

Weitere Veranstaltungen

80

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KonzertArditti String Quartet, London: Klassische und neue Fluxus-Kompositionen für Streichquartett.

Auf der Bühne des Museums Wiesbaden, Ort der ersten Fluxus-konzerte von 1962, wird nun, im Jahr 2002, das renommierteArditti Quartet auftreten: Dieses Quartett genießt weltweit einenherausragenden Ruf für seine Interpretationen der zeitgenössi-schen Musik und der des frühen 20. Jahrhunderts. Seit seiner Grün-dung durch den 1. Geiger Irvine Arditti 1974 sind einige hundertStreichquartette für das Ensemble komponiert worden. DieseWerke sind aus dem Repertoire der Musik des 20. Jahrhundertsnicht mehr wegzudenken und geben dem Arditti Quartet einenfesten Platz in der Musikgeschichte. Technisch präzise und dennoch lebendig interpretiert das ArdittiQuartet die heute klassisch gewordenen Stücke der Fluxus Musik.Charakteristisch für die Musiker ist eine enge Zusammenarbeit,ein prozesshaftes Entwickeln der Interpretationen untereinanderund – soweit möglich – in Zusammenarbeit mit den Komponisten:Auch hier also ein direktes Arbeiten im Fluxus-Gedankens.

Am 11. 10. um 20 Uhr im Vortragssaal des Museum Wiesbaden.Eintritt € 7 / 5

Lesungen

Tomas Schmit: wie viele arten von unterschieden gibt es?Künstlerische Reflexionen von wissenschaftlichen Fragen ist dieBasis der Arbeit von Tomas Schmit (geb. 1943 im Bergischen). In seinen Zeichnungen und Büchern werden Themen der Wahr-nehmung, der Gehirn- und Verhaltensforschung aufgegriffen. Tomas Schmit wird aus dem 1989 erschienenen Buch „erster ent-wurf (einer zentralen ästhetik)“ lesen, eine Art Fortsetzung desBuchs „das gute dünken“ von 1970. Außerdem ließt er aus seinenzwei letzten Werkkatalogen. Sie sind im DAAD, Berlin, im Sprengel-museum Hannover (1987) und im Portikus in Frankfurt (1997) er-schienen.

Am 8. 10. um 20 Uhr in der Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, Eintritt € 5 / 3

Emmett Williams: We must have done SOMETHING rightAm 13. 10., 17 Uhr: Fluxus Freunde e.V., Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9. Anschließend Finissagenfest.

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Filmprogramm Caligari-FilmBühneFilm-Jour-Fixe: jeden Sonntag um 20 Uhr

Sonntag, 1. September 2002, 20.00 UhrNam June Paik: Zen for Film, 196416 mm, 240 minAmEröffnungstagdesWiesbadenerKunstsommers2002„40Jahre:Fluxus und die Folgen“ stimmt der „Vater der Videokunst“ NamJune Paik auf Fluxus ein. Hierbei ist der Film der Hauptdarsteller:Zen for Film, ein typisches Fluxuswerk, besteht lediglich aus un-belichtetem Filmmaterial. Abbild und Objekt sind identisch, Staubund Kratzer sind die einzigen Akteure.

Sonntag, 8. September 2002, 20.00 UhrAsphalto – An Aria for 13 Demolition Derby Cars & Gas StationsFinnland, 1998; 44 minDirection & script: Ilppo PohjolaMonologue: Harry Gamboa, Jr.Kamera: Arto KaivantoMusik: Merzbow + Prince Charming + L.S. Diezel & Launch DATErzähler: Kai GahnströmCast: Irina Björklund + Peter Franzen + Ilari Nummi Demolitionrivers + Gas station models

Ilppo Pohjola arbeitet nach seinem Studium in Los Angeles, Torontound London als Filmemacher in Helsinki. Seine konzeptuellen Filmearbeiten mit den Begriffen von Dekonstruktion und Destruktion:Wiederkehrend ist die Problematik von zwischenmenschlichenBeziehungen, von Kommunikation allgemein – ein Thema dassich nicht zuletzt durch die Demontage der narrativen Technikendes klassischen Films ausdrückt. Als konzeptuelle Fiktion beschreibt„Asphalto“ die Beziehung zwischen Mann und Frau mit Hilfe vonMetaphern und visuellen Symbolen aus dem Bereich des Asphalts,der Tankstellen, des Motorsports. Ziel ist das Erreichen einer ver-einheitlichten formalen Sprache, die sich graduell aus einer sichausbreitenden Klangmauer, collagenartigen Überlagerungen,Sequenzen eines stilisierten Crash-Car-Rennens und der experi-mentellen Dokumentation von 13 Finnischen Tankstellen ergibt.

Vorfilm:ROUTEMASTER – Theatre of the MotorFinnland 2000; 16:19 minRegie: Ilppo PohjolaBuch: Ilppo PohjolaKamera: Seppo RintasaloDokumentation (35 mm, Farbe + s/w)

Routemaster ist ein filmisches Portrait von Geschwindigkeit. Alles,was am Ende bleibt, ist der schwarz-weiße Blitz der Geschwindig-keit, der kreisende Mosaikimpuls, die Einzelheiten der mensch-lichen Körper und der intensive Soundtrack. Ilppo Pohjola wird seine Filme persönlich vorstellen. Es gibt dieMöglichkeit zur Diskussion.

15. SeptemberMOVIE

Neben seiner Internationalität zeichnete sich Fluxus insbesondereauch durch seine Intermedialität aus: Die Grenzen zwischen bil-dender Kunst, Musik, Aktion, Theater und Film/Video wurdenfließend. Nicht zuletzt durch die Arbeiten von Nam June Paikwurde Fluxus zum Ausgangspunkt der Entwicklung eines neuenBereiches: der Videokunst.Heute ist die Arbeit mit Film und Video ein nicht mehr wegzuden-kender Bestandteil der Sprache der jungen Künstlergeneration,die sich nicht zuletzt die Techniken und Strategien der Fluxus-kunst zu eigen macht: Das Leben ist ein langer, nicht immer ruhi-ger Fluss. In diesem Kurzfilmprogramm werden anhand einiger Arbeitenseit den 70er Jahren Entwicklungen des (Video-)Films aufgezeigt.

Carles Santos: Anem, anem, anem avolar, 1982Video; 20 min, Farbe, TonAsta Gröting: Eis, 1995Video, 28:18 min, Farbe, TonChristian Jankowski: The Holy Artwork, 2001Video, 16:00 min, Farbe, FilmEne-Liis Semper: FF/REW, 1998Video, 7:00 min, s/w, Ton

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22. September, 20.00 UhrRobert Ashley: Perfect Lives (Private Parts), 19837 Episoden: The Park, The Supermarket, The Bank, The Bar, The Living Room, The Church, The Backyard. Jede Episode 25:50 min, Farbe, Ton

Perfect Lives von Robert Ashley gilt als eine der wichtigsten Video-Produktionen für das Fernsehen und ist zweifellos ein Meilensteinin der Geschichte der Videokunst. Es ist dies eine an verschiede-nen Ebenen und Schichten reiche Arbeit, deren traumähnlicheund hypnotische Wirkung durch Ashleys Narration geschaffenwird. Seine „Lieder“, seine „Geschichten aus der Kornkammer“ziehen sich durch die erzählte Geschichte, in einem Stil, den erselbst als „vokale Modulationen, die man Gesang nennen könnte“,bezeichnet. Die Video-Oper hat nicht nur die Formen der Video-kunst und ihres Zusammenwirkens mit dem Fernsehen (wofürdem Regisseur John Sanborn zu danken ist) erweitert, sondernauch eine neue Dimension in den Begriff Oper eingebracht. Die in bestimmten Plätzen, „Park“, „Supermarkt“, „Bank“, „Bar“etc. angesiedelten Geschichten weisen gewisse wiederkehrendeElemente und Motive auf, die ein Wiederkommen und Erinnernins Spiel bringen, nicht nur innerhalb der einzelnen Geschichten,sondern auch als Verbindung zwischen ihnen. Sie sind die Binde-glieder, die die sieben Episoden zu einem meisterhaften Ganzenzusammenfügen, das von überschäumenden Echo- und Wider-halleffekten gekennzeichnet ist.Peter Greenaway

Perfect Lives eine Oper für das Fernsehen von Robert AshleyI DER PARK (Regeln der Privatsphäre)II DER SUPERMARKT (Berühmte Menschen)III DIE BANK (Verbrechen ohne Opfer)IV DIE BAR (Unterschiede)V DAS WOHNZIMMER (Die Lösungen)VI DIE KIRCHE (Nach dem Faktum)VII DER HINTERHOF (Fortsetzung folgt)

29. SeptemberFilm als Film im FilmSowohl bei den frühen Videokünstlern wie auch heute bestehteine Faszination für das Medium Film und das gesamte Spektrumder belebten Bilder als reales Material. Dabei es gibt selten einerein affirmative Übernahme der klassischen Filmsprache – imGegenteil wird sie stets reflektiert und/oder ironisch gebrochen.

Joe Jones: Fluxus Home Movies, BRD 1989VHS, Commodore C64, Garry Kitchen’s Game Maker, ca. 30 minJames Riddle: 9 Minutes, 196616 mm, 9 min, s/wKH Hoedicke: Rücklauf, 196916 mm, 6 min, s/wKP Brehmer: Mauer, 196916 mm, Filmlänge: 18 min, s/wCandice Breitz: Soliloqui Triology, 1999-2000Video, 28:14 min, Farbe, Ton Nathalie Melikian: Action, 1999, Video, 8 min, s/w, TonWar, 2002, Video, 15:00 min, s/w, Ton

6. OktoberJonas Mekas: Zefiro Torna (or) Scenes from the life of George Maciunas, USA, 1992, 35 min

Der Filmemacher Jonas Mekas (geb. 1922 in Littauen, lebt in NewYork) war einer der Vertrauten und engen Weggefährten vonGeorge Maciunas. Zwischen 1952 und 1978 – dem Todesjahr vonGeorge Maciunas – entstanden eine Reihe von dokumentarischen,dabei sehr persönlichen Filmaufzeichnungen des Fluxus-Begrün-ders. Erst 1992 verarbeitete Mekas diese filmischen Dokumentezu seinem hier gezeigten Film.Jonas Mekas, der persönlich anwesend sein wird, wird weitereseiner Filme vorstellen. Es besteht Möglichkeit zur Diskussion.

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Fluxus-Freunde Wiesbaden e.V.Pariser Hof, Spiegelgasse 9, Fon 0611 - 9 00 67 62; Fax 0611 - 9 00 67 63

„BEN’S BAR“ basiert auf Ideen und Materialien,

die erstmals 1991 in einer „Installation“ für eine

Fluxus Ausstellung in der „Salvatore Ala Gallery“

in New York zusammengestellt wurden.

Damals lautete der Titel der Ausstellung

Why People Attend Bars? – Warum besuchen Menschen Bars?

Heute wurden diese Ideen und Materialien dazu wiederbelebt,

um einer „real time“-Funktion zu dienen …

also dem „sozialen Hauptquartier“ dieser

40. Wiederkehr des Fluxus Festivals von 1962.

Bitte schauen Sie auf ein Glas herein.

Sie werden viele interessante Menschen treffen!

Ben Patterson

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Die Fluxus Freunde Wiesbaden e.V. werden während des „Kunst-sommers Wiesbaden 2002 – 40 Jahre: Fluxus und die Folgen“ mitverschiedenen Programmpunkten in Wiesbaden präsent sein.Angeregt durch Pattersons „BEN’S BAR“ dienen die Räume imPariser Hof als abendlicher Treffpunkt. Neben Ben PattersonsArbeit „Why People Attend Bars?“ wurden die neun ehemaligenBadekabinen des Ortes durch neun Künstler bearbeitet: Sie ent-halten nun Installationen von Monika Rohrmus, Brigitte Kottwitz,Inge Broska, Titus Grab, Martin Schwarz, Marc Schulz, Stiliachus,Pavel Lukowski und Kai Wolf. Hinzu kommt die Eat-Art-Reihe von Andreas Petzold (PAN).Geöffnet vom 1. 9. – 13. 10. tägl. (außer So) von 19.00 bis (minde-stens) 22.00 Uhr.

Antiquariat Helmut R. LangEin weiterer Standort der Fluxus Freunde wird die Mauritius Gale-rie, Hochstättenstraße 2-10 sein: Das Antiquariat Helmut R. Langzeigt Arbeiten von Rainer Coura; hier kann man sich aber auchdurch die Präsentation „FLUXUS – Bücher zu und über Fluxus“über die Geschichte und die Folgen der Fluxusbewegung infor-mieren.Bis 13. 10., Mo-Fr 10.30-19, Sa 10.30-16, Fon 0611 - 30 07 56, Fax 0611 - 30 08 50

DIE YAM BOX ÖFFNET SICHDabei lassen die Fluxus Freunde auch die Aktion nicht zu kurz kom-men, denn: DIE YAM BOX ÖFFNET SICH und verbreitet Installatio-nen, Happenings, Performances und Aktionen in der MauritiusGalerie und auf den Plätzen, in den Parks und Strassen von Wies-baden.Die YAM BOX bezieht sich auf das in den Jahren 1962 und 1963 vonGeorge Brecht und Robert Watts in New York initiierte gleich-namige Kunstevent.Nähere Informationen über Orte und Termine erhalten Sie wäh-rend den Öffnungszeiten Mo-Fr 14-19 Uhr und Sa 11-17 Uhr unter0171 - 9 25 88 79, außerhalb dieser Zeiten unter 06486 - 66 86oder 0611 - 9 00 67 62 oder unter [email protected]

Fluxus – Freunde – Wiesbaden e.V. präsentiert

die Fluxmessevon George Maciunas

Samstag 21. September 2002 um 11:00 Uhr

Kirche des Humors (oder Humorkirche)Wandersmannstraße 28Wiesbaden-Erbenheim

Heilige Fluxus Prozession

Freitag 20. September 2002 um 21.00 Uhr

vom Harlekin Hof, Wandersmannstrasse 39 bis zur Kirche des Humors

Geoffrey Hendricks: Organisator

mit Milan Knizák, Ann Noël, Ben Patterson, Takako Saitound Emmett Williams

Melissa Bebee, Ligia Bouton, Annie Leist, Zach Rockhill und Mitglieder der Fluxus-Freunde-Wiesbaden

die Heiligen:George Maciunas, Joseph Beuys, Brian Buczak, John Cage,Robert Filliou, Albert M. Fine, Al Hansen, Dick Higgins, Ray Johnson, Joe Jones, Addi Köpke, Peter Moore, Charlotte Moorman, Dieter Roth, Serge III, Wolf Vostell und Bob Watts, mit den gesegneten Jean Brown, Carlo Cattelani und Hanns Sohm

Die Fluxusmesse von George Maciunas wurde zuerst am 17. Februar 1970 um 11.10 Uhr im Voorhees Chapel des Douglass College an der Rutgers Universität in New Brunswick,New Jersey, USA aufgeführt

Herzlichen Dank:Fluxus-Freunde-Wiesbaden e.V., Garrit von Velsen, Präsident;Michael und Ute Berger; Mason Gross School of the Arts, Rutgers University, George B. Stauffer, Dean; Francesco Conzund René Block

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VeranstalterKulturamt der Stadt WiesbadenSchillerplatz 1-2, 65185 WiesbadenTelefon 0611 - 31 1, Telefax 0611 31 39 [email protected]

AusstellungskonzeptionRené Block

Wissenschaftliche AssistenzRegina Bärthel

RealisationRené Block, Regina Bärthel,Kulturamt der Stadt Wiesbaden

Gestaltungatelier grotesk, Kassel

AufbauKoordination: studio AIDA, WiesbadenRealisation: Olaf Hackl, Frankfurt/M.; Peter Kloser, Wien; Linda Nilsson, Hamburg u.a.

TransportkoordinationJürgen Maus, ZF Art Logistics Kunsttransporte Belaj GmbH, Kassel

KurzführerRedaktion + Texte (soweit nicht anders gekennzeichnet): Regina BärthelDruck: Druckerei Schreckhase, SpangenbergFotonachweis: Soweit nicht anders gekennzeichnet mit freundlicher Genehmigungder Künstlerinnen und KünstlerAuflage: 30.000

© 2002 „Kunstsommer Wiesbaden 2002 – 40 Jahre: Fluxus und die Folgen“, die Autoren und Fotografen.

Besonderer Dank gilt allen öffentlichen und privaten Leihgebern:Galeria Helga de Alverar, Madrid; Galerie Anhava, Helsinki; Sammlung Ute und MichaelBerger, Wiesbaden; Paula Cooper Gallery, New York; Galerie Anselm Dreher, Berlin;Galerie + Edition Marlene Frei, Zürich; Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt; Galerie BerndKlüser, München; Galerie Koch und Kesslau, Berlin; Lisson Gallery, London; Musèed’art et histoire, Genf; National Gallery of Australia, Canberra; Jiri Svestka Galerie,Prag; Galleri Nicolai Wallner, Kopenhagen; White Cube, London

Die Ausstellung erfolgt mit freundlicher Unterstützung durchAstron Aukam HotelAuswärtiges Amt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen ifaBilfinger Berger AG British CouncilDeutsche Städte Medien GmbHdocumenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbHEllerhold Großplakate GmbHEhrenamt für Kultur Ever-CourtFRAMEHenkell & Söhnlein Sektkellereien KG Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst Hessischer Rundfunk hr2 Karstadt AG an der Luisenstraße Kalksandsteinwerk Wiesbaden GmbHJürg E. KöllmannM@kom M.NUR Marketing & Kommunikation GmbHMedienzentrum Wiesbaden e.V. NOCA – Norwegian Contemporary ArtQSC Radisson SAS Hotel Schwarzer Bock

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

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LIEBER TROCKEN TRINKEN ALS TROCKEN FEIERN

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A Nevin ALADAG A/H Halil ALTINDEREH Eric ANDERSENA John ARMLEDERH AY-OA Maja BAJEVICA Claus BÖHMLERH George BRECHTD Joan BROSSAA Cengiz ÇEKILA Jiri ÇERNICKYH Giuseppe CHIARIH Henning CHRISTIANSENH Philip CORNERC Michael CRAIG-MARTINH Willem DE RIDDERH Jean DUPUYE Maria EICHHORNF Ayse ERKMENC Ceal FLOYERA Terry FOXA Hilmar FREDRIKSENA Asta GRÖTINGC Mona HATOUMA Romuald HAZOUMÉH Geoffrey HENDRICKSC Jytte HØYA Nina JANSENA Gülsün KARAMUSTAFAH Milan KNIZÁKH Alison KNOWLESA Christiane KRUMWIEDEA Peter LANDC Christiane LÖHRA René LÜCKH Jackson MAC LOW E J. O. MALLANDERA Christian MARCLAYA Antoni MAZNEVSKIC Cildo MEIRELESJ Jonas MEKASC Olaf METZELB Nanne MEYERH Yoko ONOA Hakan ONURA/H Nam June PAIKA Ester PARTEGÀSH/M Ben PATTERSONG PFELDERJ Ilppo POHJOLAE Yufen QINH Takako SAITOC/E Karin SANDERA Eran SCHAERFB Tomas SCHMITH Mieko SHIOMIA Florian SLOTAWAA Serge SPITZERA Michael STEVENSONA SUPERFLEXA Hale TENGERA Rirkrit TIRAVANIJAA Endre TÓTB Anu TUOMINENH Ben VAUTIERA Richard WENTWORTHB/H Emmett WILLIAMSA Maaria WIRKKALAA Haegue YANGA Ella ZIEGLER

A Karstadt (Technikhaus) Schwalbacher/Dotzheimer StraßeÖffnungszeiten: Mo-Fr 9.15-20 Uhr, Sa 9-16 Uhr Sonntags 12-18 Uhr (Eingang Dotzheimer Straßeund Parkhaus)

B Projektbüro Stadtmuseum, Friedrichstraße 7Öffnungszeiten: Di-So 12-18 Uhr

C Nassauischer Kunstverein Wilhelmstraße 15Fon 0611 - 30 11 36Öffnungszeiten: Di 12-20 Uhr, Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr

D Galerie Bellevue Wilhelmstraße 32 Fon 0611 - 31 38 39Öffnungszeiten: Di-So 12-18 Uhr

AußenraumE Parkanlage Warmer Damm WilhelmstraßeMaria Eichhorn, J.O. Mallander, Karin Sander, Yufen Qin

F Drei Lilien-Brunnen An der Drei-Lilien-QuelleAyse Erkmen. Sonntags 12-18 Uhr in Aktion

G Faulbrunnen Schwalbacher StraßePfelder. Sonntags 12-18 Uhr in Aktion

H Großplakate im gesamten Innenstadtbereich

J Caligari Marktplatz 9Fon 0611 - 31 38 38, 31 47 09,[email protected]

K Villa ClementineFrankfurter Straße 1 (Ecke Wilhelmstraße)

L Museum Wiesbaden Friedrich-Ebert-Allee 2

M Pariser Hof Fluxus Freunde Wiesbaden e.V.Spiegelgasse 9, Fon 0611 - 9 00 67 62; Fax 9 00 67 63

N Mauritius-Galerie Hochstättenstraße 2-10(Programm Fluxus Freunde Wiesbaden e.V.)

O Staatstheater Wiesbaden

Kirche des Humors (außerhalb des Stadtplans)Wandersmannstraße 2b, Wiesbaden-Erbenheim20. 9., 22 Uhr: Procession of the Fluxus Saintsin Erbenheim zur Kirche des Humors21. 9., 11 Uhr: Flux Mass mit Geoffrey Hendricks u.a. Veranstalter: Fluxus Freunde Wiesbaden e.V.Anfahrt: PKW: A66 – Abfahrt WI-Erbenheim. 1. Ampel rechts Berliner Straße, 3. Ampel linksWandersmannstraßeBus: Linie 15 ab Wiesbaden/Dotzheimer Straße;Haltestelle Wandersmannstraße, Wiesbaden/Erbenheim

Kunstsommer Wiesbaden 200240 Jahre: Fluxus und die Folgen