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Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung POLITIK & UNTERRICHT ISSN 0344-3531 Wirtschaft im Wandel Wachstum und Konjunktur in der Bundesrepublik Deutschland New Economy – Neue Ökonomie Der Euro ist da — Zur Stellung der Europäischen Zentralbank Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 4/2001

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Zeitschrift für die Praxisder politischen Bildung

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ISSN 0344-3531

Wirtschaftim Wandel

Wachstum und Konjunktur in derBundesrepublik Deutschland

New Economy – Neue Ökonomie

Der Euro ist da — Zur Stellung derEuropäischen Zentralbank

Landeszentralefür politische BildungBaden-Württemberg

4/2001

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4/20014. Quartal 27. Jahrgang

POLITIK & UNTERRICHT wird von der Landeszentrale fürpolitische Bildung Baden-Württemberg herausgegeben.

Herausgeber und Chefredakteur:Siegfried Schiele, Direktor der Landeszentrale für politischeBildung Baden-Württemberg

Redaktionsteam:Otto Bauschert, M.A., Oberregierungsrat, Landeszentrale fürpolitische Bildung, Stuttgart (geschäftsführender Redakteur)Ernst-Reinhard Beck, Oberstudiendirektor, Direktor desFriedrich-List-Gymnasiums ReutlingenJudith Ernst-Schmidt, Studienrätin, Werner-Siemens-Schule(Gewerbliche Schule für Elektrotechnik), StuttgartUlrich Manz, Rektor der Schiller-Schule Esslingen(Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule)Horst Neumann, Ministerialrat, Ministerium für Umwelt undVerkehr Baden-Württemberg, StuttgartAngelika Schober-Penz, Studienassessorin, Ministerium fürUmwelt und Verkehr Baden-Württemberg, StuttgartKarin Schröer, Reallehrerin, Eichendorff-RealschuleReutlingen

Anschrift der Redaktion:70184 Stuttgart, Stafflenbergstraße 38Tel. (0711) 16 40 99-42/45, Fax (0711) 16 40 99-77

E-Mails der Redaktion:[email protected]@lpb.bwl.de

POLITIK & UNTERRICHT erscheint vierteljährlich

Preis dieser Nummer: DM 5,50 (€ 2,80)

Jahresbezugspreis DM 22,– (€ 11,20). Unregelmäßig er-scheinende Sonderhefte werden zusätzlich mit je DM 5,50 (€ 2,80) in Rechnung gestellt.

Verlag: Neckar-Verlag GmbH78050 Villingen-Schwenningen, Klosterring 1

Druck: Baur-Offset GmbH & Co.78056 Villingen-Schwenningen, Lichtensteinstraße 76

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt dieMeinung des Herausgebers und der Redaktion wieder.

Nachdruck oder Vervielfältigung aufelektronischen Datenträgern sowie Einspeisung inDatennetze nur mit Genehmigung der Redaktion.

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WIRTSCHAFT IM WANDEL

Vorwort des Herausgebers __________________ 1

Geleitwort des Ministeriumsfür Kultus, Jugend und Sport ________________ 2

Autor dieses Heftes __________________________ 2

Unterrichtsvorschläge

Einleitung(Ernst-Reinhard Beck) ________________________ 3

Baustein AWachstum und Konjunktur in der Bundesrepublik Deutschland __________________ 4

Baustein BNew Economy – Neue Ökonomie ____________ 10

Baustein CDer Euro ist da – Zur Stellung der Europäischen Zentralbank____________________ 12

(Alle Bausteine: Ernst-Reinhard Beck)

Literaturhinweise(Ernst-Reinhard Beck) ______________________ 15

AV-Medien zum Thema ______________________ 16

Texte und Materialienfür Schülerinnen und Schüler ________ 19–64

Internet-Seiten zum Thema __________________ 18

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VorwortdesHerausgebers

Für unsere Reihe POLITIK & UNTERRICHT sind Wirtschaft undWirtschaftspolitik wichtige Fragen. Sie sind sogar besonders bren-nend für die Lehrerinnen und Lehrer, weil neue Herausforderungenes nahelegen, die in den Lehrplänen fixierten Inhalte um aktuelleProblemstellungen zu erweitern. Bei allem muss zudem die Grat-wanderung zwischen der Komplexität der Sache und ihrer not-wendigen Elementarisierung in einem Unterrichtsmodell bewältigtwerden.

Zwei Bausteine dieser Ausgabe, der zweite und dritte, greifen The-men auf, die dem ständigen Wandel der Wirtschaft Rechnung tra-gen. Da ist zunächst der Bereich der so genannten Neuen Ökono-mie, einmal mit der Erörterung seiner selbst formuliertenAnsprüche und Erwartungen, zum anderen auch mit seinen nichtzuletzt von den Märkten gesteckten Grenzen. Im letzten Bausteindes Heftes schließlich behandeln wir den Euro, der vom nächstenJahr an in unseren Geldbeuteln sein wird. Die Schulen können hierauch Materialien von den Banken erhalten. Deshalb haben wir unsauf die politischen Aspekte des neuen Geldes konzentriert, alsoetwa auf die Rolle der Europäischen Zentralbank.

Am umfangreichsten ist der erste Baustein, der sich mit Wachstumund Konjunktur in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt.Hier werden die notwendigen Begriffe geklärt und die Ziele derWirtschaftspolitik erläutert. Das Stabilitätsgesetz von 1967 ist dieGrundlage; seine inneren Zielkonflikte und eine mögliche Erweite-rung werden untersucht. Nicht erst der 11. September 2001 hatuns freilich die Grenzen nationaler Politik angesichts internationa-ler Verflechtungen vor Augen geführt. Stabilitätspolitik im Magi-schen Viereck lässt sich aus verschiedenen Gründen heute nichtmehr so zielgenau verfolgen wie vor fast fünfundzwanzig Jahren.

Unsere Leserinnen und Leser wissen, dass wir bestrebt sind, dieSachverhalte so darzustellen, dass wir möglichst den Anforde-rungsprofilen mehrerer Schularten, besonders auch im Sekundar-bereich I, gerecht werden können. Andererseits ist uns klar, dassmanche der hier präsentierten Inhalte vom Lehrplan und von denAnforderungen her vor allem in der Oberstufe des GymnasiumsVerwendung finden werden. Wir sind aber sicher, dass das Heftauch auf anderen Ebenen, zumindest auszugsweise, sinnvoll zunutzen ist.

Siegfried SchieleDirektor der Landeszentrale für politische BildungBaden-Württemberg

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Wirtschaft wandelt sich. Und mit ihr die Gesellschaft. Von den Jäger-und-Sammler-Kulturen der Steinzeit bis zur globalisierten Wirtschaft der Gegen-wart war ein weiter Weg. Arbeitsteilung und Spezialisierung nahmen stetig zu.Märkte änderten sich, aus der Selbstversorgung entstand die Produktion fürdie nahen Märkte der unmittelbaren Umgebung, schließlich für ferner gele-gene Märkte. Heute ist die Welt der Markt. Wir befinden uns mitten in einemumfassenden wirtschaftlichen Wandel, wie es ihn wohl nur zur Zeit der Indus-trialisierung gab.

Ein Blick in das 19. Jahrhundert, ein Zeitalter des technischen Fortschritts,zeigt, dass Veränderung auch irritiert. „Das überhandnehmende Maschinen-wesen quält und ängstigt mich, es wälzt sich heran, wie ein Gewitter“, lässtGoethe eine seiner Figuren klagen und gibt damit einer damals weit verbrei-teten Stimmung Ausdruck. Die Welt begann sich immer schneller zu drehen,die Zeit begann zu eilen: Ein Schreck für viele, die diese Entwicklung nichtverstanden, die nicht mithalten konnten mit der neuen Geschwindigkeit, de-nen schwindlig wurde, weil sich ihr Leben so schnell veränderte. Die ver-zweifelt versuchten, sich dem Fortschritt in den Weg zu stellen, das Alte zubewahren, weil ihre Existenz gefährdet war. Die in den Fabriken Maschinenzerstörten, um ihr Handwerk zu retten. Aber die Maschinenstürmer bliebenerfolglos. Der Fortschritt ging über sie hinweg.

Geschwindigkeit wurde zur prägenden Erfahrung, im Positiven wie im Nega-tiven. Für die einen war es ein fröhliches Karussell, für die anderen ein be-drohlicher Strudel. So war man 1835 der Ansicht, schon der Anblick einer Lo-komotive, die in voller Schnelligkeit dahinrast, genüge, eine schrecklicheKrankheit zu erzeugen, geistige Unruhe, das sogenannte Delirium furiosum.Ganz im Gegensatz dazu beschreibt hundert Jahre später ein Journalist beider Eröffnung des ersten Stücks Autobahn zwischen Köln und Bonn eupho-risch seinen Geschwindigkeitsrausch: „Fast reißt uns der Wind die Krawatteweg, die Haare jagt der Luftzug durcheinander, bei 110 Stundenkilometernnutzt auch die beste Pomade nichts. Gas, Gas, .... wir sausen, wir jagen imTempo unserer Zeit.“ Wir lächeln, über die eine Aussage wie über die andere.Weil uns beides langsam erscheint im Vergleich zu heutigen Geschwindigkei-ten.

Was ist das Tempo unserer heutigen Zeit? Geschwindigkeit ist auch Merkmalder derzeitigen wirtschaftlichen Veränderungen, die Thema des vorliegendenHeftes der Landeszentrale für politische Bildung sind. Neben aktuellen Ent-wicklungen und Daten zur gegenwärtigen Wirtschaftslage Deutschlands wer-den zwei Bereiche des wirtschaftlichen Wandels dargestellt, die Rolle der Eu-ropäischen Zentralbank und die New Economy. An beiden Beispielen könnender Wandel und seine Auswirkungen untersucht werden, so dass die Schüle-rinnen und Schüler aktuelle Neuerungen verstehen und vertiefte Einblicke indas komplexe Wirtschaftsgeschehen der europäischen und der Weltwirt-schaft gewinnen. Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport begrüßt die-ses Heft, in dem die Landeszentrale für politische Bildung wieder große Ak-tualität beweist, sehr, auch im Zusammenhang mit dem eigenen Bestreben,wirtschaftliche Themen stärker in die Schulen zu bringen.

Johanna SeebacherMinisterium für Kultus, Jugend und Sport

Geleitwortdes Ministeriumsfür Kultus, Jugendund Sport

Autor dieses Heftes

Ernst Reinhard Beck, Oberstudiendirektor, Leiter des Friedrich-List-Gymnasiums Reutlingen, Gründungsmit-glied unserer Zeitschrift „Politik & Unterricht“

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WIRTSCHAFT IM WANDEL

Einleitung

„Wirtschaft geht jeden an, seit langem schon undnicht erst seit die Umbrüche in der Weltwirtschaftschmerzlich von vielen Menschen erfahren werden.Mit der ökonomischen Bildung, mit dem Verständniswirtschaftlicher Zusammenhänge ist es jedochschlecht bestellt in diesem Land, das zu den führen-den Industrienationen der Welt gehört. Schon vorfünfzig Jahren schrieb Erich Wolter: Die wirtschaftli-che Volksbildung ist meilenweit hinter der naturwis-senschaftlichen zurückgeblieben! Daran hat sich bisheute nichts geändert. Schüler kennen Biologie,aber keine Bilanzen, beschäftigen sich vielleichtnoch mit Kulturrevolutionen, aber kaum mit Kon-junkturen, sie erfahren viel über staatliches Handeln,aber wenig über Selbstständigkeit.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26.8.2000)

Mit diesen Worten fordert Jürgen Jeske in einemLeitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:„Mehr Wirtschaft in der Schule!“ Er kann sich mitdieser Forderung einer breiten Zustimmung sichersein, besteht doch weitgehend Konsens darüber,dass das Verständnis unserer komplexen Wirt-schaftsgesellschaft ökonomischer Grundkenntnissebedarf, wie sie sich aus den Alltagserfahrungennicht mehr ohne weiteres erschließen lassen.

Wirtschaft im Unterricht

Je früher die jungen Menschen mit dem ThemaWirtschaft konfrontiert sind, desto besser sind dieChancen, sie vor Vorurteilen und Missverständnis-sen zu schützen.

Ob diesem Mangel an ökonomischer Bildung imRahmen der Allgemeinbildung durch ein eigenesFach „Wirtschaft“ abgeholfen werden soll (in Bayerngibt es dieses Fach bereits), oder durch eine Ver-stärkung ökonomischer Themen in den Fächern Ge-meinschaftskunde, Erdkunde oder Geschichte, wirdgegenwärtig auch in Baden-Württemberg breitdiskutiert. Beim Kongress „Schule trifft Wirtschaft“im November 2000 sprach sich die baden-württem-bergische Kultusministerin gegen ein eigenes Fach„Wirtschaft“ aus und plädierte für eine Kombination

von theoretischen Lehrinhalten und praktischen Er-fahrungen, z. B. bei Firmenpraktika für Lehrer undSchüler.

Bereits jetzt sind wirtschaftskundliche Themen inden Bildungsplänen des Gymnasiums für die FächerErdkunde und Gemeinschaftskunde vor allem aufder Oberstufe verankert. Zukünftig soll ein eigenerNeigungskurs „Wirtschaft“ in der Oberstufe gewähltwerden können. Dafür soll in der Mittelstufe im Rah-men des Fächerverbundes Erdkunde – Politik –Wirtschaft eine möglichst durchgängige Basis ge-schaffen werden. In der Mittelstufe kommt denFächern Deutsch, Mathematik, Ethik oder Religionjedoch eine zumindest flankierende Aufgabe zu.

Neben dem herkömmlichen Unterricht wird eineVielzahl anderer Lehr- und Lernformen gefragt sein:

• Praktika, wie wir sie bereits jetzt kennen: im Rah-men von BOGY (Berufsorientierung am Gymna-sium) und BORS (Berufsorientierung an der Real-schule) sowie schon seit langem an denHauptschulen OiB (Orientierung in Berufsfeldern).

• Exkursionen und Betriebserkundungen

• Fallstudien

• Planspiele

• Computersimulationen (zum Beispiel das Com-puter-Planspiel MACRO, das bereits mit großemErfolg an Schulen eingesetzt wird)

• Internetrecherchen.

Die hier vorgestellten Bausteine bieten die dem Me-dium Zeitschrift angemessenen Unterrichtsmateria-lien: Texte, Tabellen, Grafiken, Karten, Schaubildersowie Zahlen an und stellen diese in einen didakti-schen Kontext. Das methodische Vorgehen ist oh-nehin Sache des Fachlehrers.

Die Bausteine

Der Baustein A (Wachstum und Konjunktur in derBundesrepublik Deutschland) soll schwerpunkt-mäßig Grundbegriffe und Zusammenhänge zumVerständnis der Wirtschaftslage in Deutschland lie-fern.

Der Baustein B (New Economy – Neue Ökonomie)und der Baustein C (Der Euro ist da – Zur Stellungder EZB) greifen eher aktuelle Ausschnitte aus demWirtschaftsgeschehen auf.

Ernst-Reinhard Beck

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Der konjunkturelle Abschwung des Jahres 2001 hatauch Deutschland erreicht. Bei weiter hohen Ar-beitslosenzahlen stieg die Teuerungsrate auf überdrei Prozent, ging die Auslandsnachfrage zurückund auch der private Konsum ließ trotz Steuerent-lastung eher nach. Die Zuwachsrate des Bruttoin-landsproduktes betrug in den ersten drei Monatennur noch 1,6 Prozent – im Vergleich zu den vergan-genen Jahren enttäuschend gering. Bildlich ausge-drückt: Das Konjunkturauto bremst, es fährt jedochimmer noch vorwärts. Schon ist eine Diskussiondarüber entbrannt, wie die Wirtschaftspolitik auf diegeringeren Steuereinnahmen reagieren soll: Ausga-benkürzungen oder höhere Staatsverschuldung.Konjunkturprogramme lehnt die Bundesregierung(zumindest derzeit noch) ab.

Der Baustein befasst sich mit den Grunddaten dergegenwärtigen Wirtschaftslage in der Bundesrepu-blik Deutschland und ihren Einflussfaktoren. Von„Konjunkturanalyse“ zu sprechen, wäre sicher zuhoch gegriffen, aber elementare Begriffe und Zu-sammenhänge der konjunkturellen Entwicklungwerden vorgestellt. Die Globalisierung und das wirt-schaftliche Zusammenwachsen Europas haben dasInstrumentarium nationalstaatlicher Konjunkturpoli-tik entscheidend verändert und verkleinert. Im zwei-ten Teil sollen aber die Probleme einer Stabilisie-rungs- und Wachstumspolitik unter den verändertenUmständen einer weltweiten Rezession zumindestangerissen werden, auch wenn hier klare Konzeptenoch nicht erkennbar sind.

Unterrichtspraktische HinweiseAls Einstieg bieten sich selbstverständlich aktuelleZeitungsartikel, Schaubilder und Karikaturen an. DieMaterialien A 1 bis A 6 thematisieren den Begriff„Wachstum“ als Einstiegsfrage.

Was ist Wachstum? (A 1 bis A 6)

Jahrelang war das Bruttosozialprodukt (BSP) gän-gigster und bekanntester Maßstab für den ökonomi-schen Erfolg einer Volkswirtschaft. Im Herbst 1992hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden aufdas Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Messlatte umge-stellt. Damit passt sich die amtliche Statistik derPraxis anderer Industrienationen wie zum BeispielUSA und Japan an.

Seit den siebziger Jahren wird diskutiert, ob diesequantitative Größe auch als Maßstab für den Wohl-stand eines Landes taugt. Dass dies nicht generell

der Fall ist, wird klar, wenn man berücksichtigt, dassdas reale BIP pro Kopf nichts aussagt über

• Güter und Dienstleistungen die keinen Marktwertbesitzen (zum Beispiel Haus- und Erziehungsar-beit in der Familie),

• das Verhältnis von Gütern und Dienstleistungen(Wirtschaftsstruktur), die Bedingungen und Fol-gen, unter denen das Ergebnis erwirtschaftetwurde, z. B. Gesundheitsschäden und Umwelt-zerstörung: Aufwendungen zu ihrer Beseitigungerscheinen gar als positiver Beitrag zum BIP,

• die Verteilung auf die einzelnen Individuen undGruppen einer Gesellschaft oder die Verfügungüber die Güter,

• über die Schwarzarbeit, die als so genannte„Schattenwirtschaft“ ein beträchtliches Gewichtgewonnen hat,

• über die Verteilung von Arbeit und Freizeit.

Heute werden „quantitatives“ und „qualitatives“Wachstum – ergänzt durch das Prinzip der Nachhal-tigkeit – nicht mehr als unumstößliche Gegensätzeverstanden.

Für die Beantwortung konjunktur- und verteilungs-politischer Fragen haben sich die Maßstäbe BIPoder BSP bewährt. Um dem qualitativen Aspektbesser gerecht zu werden, bietet das StatistischeBundesamt neben der volkswirtschaftlichen Ge-samtrechnung auch umweltökonomische Gesamt-rechnungen an.

Es ist unbestritten, dass der seit der Industrialisie-rung anhaltende Prozess wirtschaftlichen Wachs-tums (A 2 und A 4) zu einer Erhöhung des Lebens-standards geführt hat, der noch vor wenigenJahrzehnten unvorstellbar war.

Die Materialien A 6 a–c zeigen verschiedeneBetrachtungsweisen des Bruttoinlandsprodukts alsMaßstab für Vergleiche aller Art. So vergleicht A 6 bdie Wachstumsraten zwischen den deutschen Bun-desländern und erstellt eine „Wachstumsliga“. Auf-fallend ist z. B. das Nord-Süd-Gefälle. Hier könnteman nach den Gründen für diese Unterschiede fra-gen. Deutschland ist Spitzenreiter, was die Bevölke-rung und das BIP anbelangt (A 6c). Durch eine ein-fache Rechenoperation (BIP geteilt durch dieBevölkerungszahl = BIP pro Kopf) können dieSchüler eine neue Rangliste erstellen. Ein Gesprächüber die mit solchen Darstellungen (wie in A 6) ver-bundenen Absichten und deren Sinn kann den kriti-

BAUSTEIN A

Wachstum und Konjunkturin der BundesrepublikDeutschland

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gibt den Wertder im Inland während eines Jahres produziertenWaren und Dienstleistungen an. Dabei spielt eskeine Rolle, ob die Erwerbstätigen oder Kapital-geber ihren ständigen Wohnsitz im Inland habenoder ob es sich um Ausländer handelt. Die pro-zentualen Zuwachsraten des BIP im Vergleichzum Vorjahr werden als Wachstumsraten derWirtschaft bezeichnet.

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schen Umgang mit statistischem Material schärfenund zu einer umfassenderen Wachstumsdebatteüberleiten.

Ausgehend von A 5 lässt sich darüber diskutieren,ob der wissenschaftlich-technische Fortschritt dieWachstumsproblematik lösen kann. Da „Wachstum“(genauer müsste man von einer Zunahme der Pro-duktion von Gütern und Dienstleistungen sprechen)eine Grunderscheinung unserer Industriegesell-schaft ist, können einige zentrale Fragestellungenbereits hier skizziert werden, zum Beispiel:

• Wie entsteht eigentlich Wirtschaftswachstum? • Setzen Rohstoffvorräte und Energieknappheit

dem Wachstum Grenzen? • Welche Folgen haben Stillstand oder rückläufiges

Wachstum auf die Beschäftigung, die Konsumen-ten, den Staat, die Unternehmen und die Gewerk-schaften?

• Lassen sich negative Wachstumsfolgen vermei-den oder vermindern? Wenn ja, um welchenPreis?

Größen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrech-nung (A 7 bis A 8)

Diese Materialien erläutern wichtige Größen derVolkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Man unter-scheidet je nach Blickwinkel Entstehungs-, Verwen-dungs- und Verteilungsrechnung.Entstehungsrechnung des BIP: Grundlage ist derBeitrag der einzelnen Wirtschaftsbereiche, die Wert-schöpfung. Die grobe Einteilung in Gütererzeugung,Güterverteilung und Dienstleistungen gibt Auskunftüber die Wirtschaftsstruktur (A 6 a und A 7) und de-ren Veränderung, wenn man diese Daten in einerZeitreihe vergleicht (Strukturwandel).Verwendungsrechnung des BIP: Der größte Teil desBIP wird für den Konsum verwendet. Im Jahr 2000betrug diese Konsumquote 77 Prozent. Der Restlegte den Grundstock für die Produktion des kom-menden Jahres (in Form von Erneuerung und Erwei-terung der Produktionsanlagen). Die Höhe der In-vestitionen hat entscheidende Bedeutung für dasweitere Wirtschaftswachstum. Diese Investitions-quote belief sich im vergangenen Jahr auf 22,7 Pro-zent (A 7). Beim Konsum wird zwischen Individual-und Kollektivkonsum, das heißt zwischen Privatkon-sum (58,1 %) und Staatsverbrauch (18,9 %) unter-schieden.Die Verteilung des Volkseinkommens (A 8) zeigt dieVerteilung auf die Faktoren Kapital (Unternehmer-und Vermögenseinkommen) und Arbeit (Löhne undGehälter = Arbeitnehmerentgelte). Man erhält dasVolkseinkommen, wenn man vom Bruttonationalein-kommen (früher BSP) die Produktions- und Im-portabgaben (Steuern, Zölle) und die Abschreibun-gen (für Abnutzung der Produktionsanlagen)abzieht. Man spricht hier von funktioneller Einkom-mensverteilung. Sie ist nicht identisch mit der per-sonellen Einkommensverteilung, da viele Arbeitneh-mer auch Einkommen aus Kapitalvermögen (z. B.

Zinsen, Mieten, Dividenden) beziehen. Die Bezeich-nung „Gewinnquote“ für den Anteil Unternehmens-und Vermögenseinkommen ist deshalb irreführend,auch wenn hier die Unternehmensgewinne enthal-ten sind.

Anhand von A 8 kann die Bedeutung der Lohnquotefür die Tarifpolitik erörtert werden. Die Lohnquoteschwankt stark mit der Konjunkturentwicklung. ImAufschwung nimmt sie ab, im Abschwung zu. Grunddafür ist, dass die Unternehmensgewinne im Ab-schwung zurückgehen, die Arbeitseinkommen aberdurch Tarifverträge gebunden sind. Ein wesentlicherNachteil der Lohnquote ist, dass sie die Verände-rungen der Beschäftigtenstruktur nicht berücksich-tigt. Dem trägt die „bereinigte“ Lohnquote Rech-nung. Sie gibt die Quote an, die sich ergäbe, wenndas Verhältnis der beiden Erwerbstätigengruppen inBezug auf ein Basisjahr gleich geblieben wären. Soermittelte das Institut der deutschen Wirtschaft inKöln für 1990 eine bereinigte Größe von 65,4 gegen-über der unbereinigten von 69,6 Prozent. Basisjahrwar dabei 1970. Mithilfe von A 8 kann dieser Sach-verhalt erläutert und dessen Bedeutung für die Kon-junktur- und Tarifpolitik erörtert werden.

Die Tabelle A 9 ist dem Monatsbericht Juni 2001 derDeutschen Bundesbank entnommen. Ihre Interpre-tation ist nicht ganz einfach und wohl nur auf dergymnasialen Oberstufe zu leisten.

Lesehinweise zur Tabelle A 9

1. Lesen Sie den Titel sorgfältig.

2. Lesen Sie die Kopfnote oder sonstige Erklärun-gen sorgfältig.

3. Beachten Sie die Quellenangabe.

4. Lesen Sie die Fußnoten.

5. Unterstreichen Sie, um welche Einheiten es sichhandelt.

6. Beachten Sie Durchschnittsgrößen wie Mittel-werte (häufigster Wert, Zentralwert, arithmeti-sches Mittel) und Trends.

7. Untersuchen Sie die Streuung der Daten mit denAbweichungen der Einzelwerte von Durch-schnittswerten (und Trends) und ähnlichenMaßen.

8. Untersuchen Sie die Beziehungen zwischen denTabellendaten, die nach verschiedenen Ge-sichtspunkten (als Ober-, Unter- oder verwandteGruppen) aufgeführt sind.

9. Untersuchen Sie, ob die Tabellendaten regel-mäßige Zusammenhänge erkennen lassen.

10. Versuchen Sie schließlich, Ungewöhnliches zufinden, wie Zahlensprünge, Anomalien und Un-regelmäßigkeiten.

Als Anwendung der zuvor erarbeiteten Begriffe dervolkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bietet dieTabelle A 9 eine Fülle von Möglichkeiten, um unterverschiedenen Fragestellungen durch Rechenope-rationen und graphische Darstellungen ein Bild der

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Wirtschaftsentwicklung in der BundesrepublikDeutschland von 1995 bis 2000 zu erstellen. Dabeikann man sich auf die Betrachtung des realen BIP(in Preisen von 1995) beschränken.

Mögliche Aufgaben zu A 9

1. Setzen Sie die Entstehungsrechnungen des BIPder Jahre 1995 bis 2000 jeweils in ein Säulendia-gramm um. Orientieren Sie sich bei der Darstel-lung an A 7.

Beispielrechnung für 1995

• Alle Wirtschaftsbereiche 3176,6 = 100,0 %• Finanzierung, Vermietung,

Unternehmensdienstleistungen 893,1 = 28,0 %

= 28,0 %

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werbe“, Zunahme des Anteils Unternehmens-dienstleistungen).

3. Errechnen Sie für die nachstehend genanntenSektoren (vgl. A 6 a) jeweils den prozentualenAnteil am BIP und übertragen Sie die Werte in einZeit-Diagramm. Interpretieren Sie die Ergebnisse.• Gütererzeugung (= Produzierendes Gewerbe

und Baugewerbe)• Güterverteilung (= Handel, Gastgewerbe und

Verkehr)• Dienstleistungen (= Finanzierung, Vermietung

und Unternehmensdienstleister, öffentlicheund private Dienstleister)

4. Stellen Sie die Verwendung des BIP 1995 und2000 als Kreisdiagramm dar! Was hat sich verän-dert? Welche Gründe könnte es dafür geben?

5. Gleiche Aufgabenstellung zur Verwendungsrech-nung wie bei der Entstehung (s. oben!)

6. Tragen Sie die Wachstumsraten des BIP (real)1997 bis 2000 in eine Zeitleiste ein. Tragen Sie mitverschiedenen Farben die prozentualen Zunah-men oder Abnahmen der Sektoren der Entste-hungsrechnung in das gleiche Schaubild (vgl.Schaubild 1: Lösungsbeispiel Wachstumsraten).Bilden Sie Hypothesen über mögliche Zusam-menhänge der sektoralen Entwicklung mit demGesamtwachstum. Welchen Einfluss haben dieeinzelnen Nachfragefaktoren der Verwendungs-rechnung auf die Wachstumsraten?

7. Berechnen Sie die Lohnquoten von 1995 bis 2000und vergleichen Sie das Ergebnis mit der Kon-junktur.

Legt das Modell A 4 zunächst die Vermutung nahe,die Konjunktur entwickle sich stetig nach oben, sowird durch die Darstellung der realen Zuwachsratenim Vergleich zum Vorjahr (A 10) klar, dass der Wirt-schaftsablauf in der Bundesrepublik zyklischenSchwankungen unterliegt, die sich in vier Zeitpha-sen einteilen lassen: Aufschwung, Hochkonjunktur,Abschwung und Rezession.

Konjunkturen (A 10 bis A 13)In jüngster Zeit wird die Theorie von den „langenWellen“ (Kondratieffzyklen) als Erklärungsmuster fürlangfristige Trends in der Weltwirtschaft wieder hof-fähig. (siehe Schaubild). Das Modell A 12 stellt den „typischen“ Kon-junkturverlauf dar. Idealtypisch fallen Produktion, In-vestitionen und Gewinne im Abschwung und in derRezession, der Verbrauch stagniert oder geht leichtzurück, die Kapazitätsauslastung nimmt ab, die Ar-beitslosigkeit steigt. Im Aufschwung und in derHochkonjunktur nehmen Gewinne, Kapazitäts-auslastung, Produktion und Beschäftigung zu, mitVerzögerung auch der Konsum und die Löhne.Diese Aussagen stützen sich auf beobachtete Fak-toren in den einzelnen Zyklen bei den so genanntenKonjunkturindikatoren. Die Konjunkturdiagnose istin den letzten Jahren verfeinert worden und dient alsGrundlage für Prognosen. Dabei sind „Frühindikato-

SchaubildLösungsbeispiel Wachstumsraten

Berechnung:893,1 x 100

3176,6• Produzierendes Gewerbe 873,8 = 26,1 %• Öffentliche und private

Dienstleister 713,6 = 22,4 %• Handel, Gastgewerbe,

Verkehr 585,8 = 15,3 %• Baugewerbe 223,0 = 7,0 %• SUMME 98,8 %

Der Differenzbetrag 1,2 zu 100 Prozent ist der An-teil des so genannten „primären“ Sektors (Land-wirtschaft und Forstwirtschaft), der in den Tabel-len der Bundesbank seit einigen Jahren gar nichtmehr ausgewiesen wird. (Dessen ungeachtet istdie Bezeichnung „primärer“ Sektor erhalten ge-blieben.)

2. Die Ergebnisse der gleichen Rechenoperationenwerden in ein Diagramm übertragen und ausge-wertet (vgl. Anteil in Prozent 2000 in der rechtenSpalte von A 8). Welche Entwicklung stellen Siefest? (z.B. Rückgang beim Baugewerbe,Schwankungen des Anteils „Produzierendes Ge-

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ren“ wie Auftragseingänge besonders wichtig. An-hand der in A 11 aufgeführten Konjunkturindikatorenkönnte der Bericht der Stuttgarter Zeitung präzisiertund konkretisiert werden. A 13 greift das Problemder Konjunkturprognosen auf. Empfohlen wird einVergleich der Prognosen im Einzelnen sowie eineAuseinandersetzung mit den von den Wirtschafts-forschungsinstituten gegebenen Begründungen undRatschlägen.

Stabilitätspolitik im Magischen Viereck(A 14 bis A 16)

Das Schaubild A 14 setzt die Entwicklung von Brut-toinlandsprodukt, Arbeitslosigkeit und Preissteige-rungsrate in Beziehung zu den Bundesregierungenseit 1949. Möglich ist eine über die gesamte Periodegehende Betrachtung der Zyklen und des Verhält-nisses der einzelnen Faktoren zueinander. Mankönnte auch danach fragen, ob und in welcher Wei-se die politische Verantwortung der Bundesregie-rungen für die Wirtschaft wahrgenommen wurde. Das Zielbündel des Stabilitätsgesetzes (A 15 undA 16) wird auch als Magisches Viereck bezeichnet,weil es nach Auffassung vieler Volkswirtschaftlernicht möglich ist, allen vier Einzelzielen zugleich ge-recht zu werden. (Man vergleiche jedoch dazu dieWirtschaftsentwicklung der Aufbaujahre bis 1965.)Diese Ziele sind leicht quantifizierbar und unter-scheiden sich dadurch von den in einem „Magi-schen Vieleck“ genannten Zielen wie „gerechte“Einkommens- und Vermögensverteilung oder „ge-sunde“ Umwelt.

Im Folgenden werden ausgewählte Texte undSchaubilder zu drei Zielbereichen vorgestellt: • Export und Import: Außenwirtschaftliches Gleich-

gewicht• Stabilität des Preisniveaus (kurz: Preisstabilität)• Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit.

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht (A 17, A 18)

Hinter den USA ist Deutschland das zweitgrößte Ex-portland der Welt. In den letzten Jahren lagen dieExporterlöse immer über den Importen (A 17 a). DasZiel „Außenwirtschaftliches Gleichgewicht“ gilt alserreicht, wenn der Außenbeitrag (Saldo der Exporteund Importe von Waren und Dienstleistungen) bezo-gen auf das nominale Bruttoinlandsprodukt 1,5 bis 2Prozent im Jahr nicht übersteigt.Als stark mit der Weltwirtschaft verflochtenes Landsoll Deutschlands internationale Zahlungsfähigkeiterhalten bleiben. Das geschieht dadurch, dass esvom Ausland auf Dauer nicht mehr Leistungen empfängt als es dorthin liefern kann. Ständig hoheDefizite in der Zahlungsbilanz bergen zudem die Ge-fahr der „importierten Inflation“. Das Ziel des außen-wirtschaftlichen Gleichgewichts wurde in den letz-ten Jahren vernachlässigt, da der Export für dieBundesrepublik zu einer der wichtigsten Konjunk-turstützen geworden ist. Über ein Drittel der inDeutschland produzierten Waren und Dienstleistun-gen wird ins Ausland verkauft. Anhand der Zahlen

über die Handelsverflechtungen (A 17 b) sollte her-ausgearbeitet werden, welche wichtige Rolle einfreier Weltmarkt für uns spielt.

Die Rolle der Terms of Trade kann bei einer Be-handlung des Welthandels nicht außer Acht gelas-sen werden – besonders im Hinblick auf Länder derDritten Welt. Der Text A 18 zeigt, dass die Terms ofTrade der Bundesrepublik sich durch die hohen Energiekosten verschlechtert haben.

Preisstabilität und Inflation (A 19 bis A 22)

Zunächst geht es in A 19 um den Maßstab, mit demman in der Bundesrepublik die Ausgaben für dieLebenshaltung misst. Im Vergleich der beiden Wa-renkörbe (A 19b ) kann man über die Veränderungendes Verbraucherverhaltens sprechen. A 20 spiegeltzum einen eine Versechsfachung der Ausgaben fürNahrungsmittel in Deutschland in den letzten vierzigJahren, wobei sich zum anderen der prozentualeAnteil an den gesamten Verbrauchsausgaben hal-bierte. Der Text A 21 stellt einen von der Eu-ropäischen Zentralbank angewandten harmonisier-ten Verbraucherpreisindex der Europäischen Union(HVPI) vor, der die Preisentwicklung in den Staatender EU vergleichbar macht. Er setzt sich zusammenaus

• der Kerninflationsrate (Güter und Dienstleistun-gen),

• der Energiekomponente und der• Nahrungsmittelkomponente.

Die Auswertung von A 21 zeigt, dass die Steigerungdes HVPI auf eine stark gestiegene Energiekompo-nente zurückzuführen ist.

Nach einer Analyse der jüngsten Verbraucherpreis-entwicklung in Deutschland (A 22a und A 22b) sollder Frage nach Ursachen und möglichen Folgennachgegangen werden. Vor allem die Auswirkungenauf die Reallöhne (A 22c) und die Haltung der Ge-werkschaften kann näher beleuchtet werden. In die-sem Zusammenhang muss auch über die Rolle derEZB gesprochen werden, die seit drei Jahren für dieStabilität des Geldwertes in Euroland verantwortlichist. Als Zielwert gilt für die EZB eine Zunahme desHVPI unter 2 Prozent! (Siehe Baustein C.)

Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit(A 23 bis A 32)

Die hohe Arbeitslosigkeit ist seit vielen Jahren sicherdas am gravierendsten verfehlte Ziel des Stabi-litätsgesetzes. Eine gründliche Behandlung dieseswichtigsten Problems würde aber nicht nur denRahmen des Bausteins sprengen. Die angebotenenMaterialien beschränken sich deshalb auf ausge-wählte Aspekte der konjunkturell bedingten Ar-beitslosigkeit, wobei weitgehend Einigkeit darüberbesteht, dass die hohe Sockelarbeitslosigkeit struk-turell bedingt ist.

Die Emnid-Umfrage vom Frühjahr 2001 (A 23) zeigt,dass die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nach wievor als die wichtigste politische Aufgabe angesehen

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Der russische Wissenschaftler Nikolaj Dimitrijewitsch Kon-dratjeff (1892–1938) gilt als Begründer der „Theorie der lan-gen Wellen“. Joseph A. Schumpeter hat die Erkenntnisseüber die langen Wellen aufgegriffen und in seinem Buch„Konjunkturzyklen“ weitergeführt. Er prägt auch den Begriffder „Kondratieffzyklen“. Auslöser dieser Langzyklen sindtechnisch-wissenschaftliche Innovationen – die so genann-ten Basisinnovationen.

In den letzten 250 Jahren konnten fünf Kondratieffzyklenempirisch nachgewiesen werden. Aus ihrem Verlauf lässtsich der enge Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Ge-sellschaft gut aufzeigen.

Der erste Kontratjeffzyklus begann Ende des 18. und en-dete Mitte des 19. Jahrhunderts. Er stellt den Übergang vonder Agrar- zur Industriegesellschaft dar. Basisinnovationendieses Zyklus waren die Dampfmaschine, der Handweb-stuhl und die Spinnmaschine. Mit den Arbeitern entstandeine neue soziale Klasse, und in ihrem Gefolge kam es zurKonzentration der Arbeit in Fabriken und zum Wachstum derStädte und der städtischen Infrastruktur.

Der zweite Kondratjeff ab Mitte des 19. Jahrhunderts wardie große Zeit des Stahls. Die wichtigste Innovation dieserPhase, die Eisenbahn, schuf eine ganz neue Infrastruktur.Dank der Eisenbahn konnte die Wirtschaft bis dahin uner-reichbare Räume für Produktion und Handel erschließenund in die Phase der industriellen Massenproduktion eintre-ten. England hat die beiden ersten Kondratieffzyklen am be-sten genutzt und wurde so zur wirtschaftlichen Führungs-macht des 19. Jahrhunderts.

Im dritten Kondratjeff wurden Elektrizität und Chemie zuTrägern des Wandels. Deutschland und die USA wurdendurch ihre führende Stellung in diesen Bereichen zu wirt-schaftlichen Großmächten.

Der vierte Kondratjeff erschloss der Gesellschaft den indi-viduellen Massenverkehr in Form des Autos. Dieser Lang-zyklus begann nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde vorallem durch billige petrochemische Energie getragen. Imvierten Kondratjeff erreicht und überschreitet die Industrie-gesellschaft ihren Höhepunkt. Am besten genutzt habendiese Welle die USA, die Bundesrepublik Deutschland unddie Sowjetunion.

Der fünfte und derzeit noch laufende Kondratjeffzyklussetzte um 1970 ein und prägt seither in allen ökonomischentwickelten Nationen den technologischen, wirtschaftli-chen und sozialen Wandel. Er ist der erste Langzyklus, dernicht mehr primär von der Verwertung von Bodenschätzenund Energien getragen wird, sondern von der Verwendungeiner nichtmateriellen Größe, der Information. Sein Erfolgs-muster ist der produktive und kreative Umgang mit Informa-tionen. Die Informationstechnik ist die treibende Basisinno-vation. Doch auch der fünfte Kondratjeff neigt sich seinemEnde zu. Von den großen Nationen profitieren nur noch dieUSA von der Dynamik des fünften Kondratjeff.

In seinem Buch Der sechste Kondratjeff beschreibt derWirschaftswissenschaftler Leo A. Nefiodow, wie nun derEinstieg in den nächsten großen Konjunkturzyklus, densechsten Kondratjeff aussehen könnte. Am Anfang stehenauch hier Basisinnovationen die als Träger des neuen Lang-zyklus dienen.

Wir unterscheiden fünf verschiedene Wachstumsfelder:

1.) Die Information. Wie im fünften Kondratjeff ist eine der er-folgversprechendsten Wachstumsfelder die Information.Das Wachstum wird sich jedoch überwiegend auf den Um-satz mit Software stützen. Die Hardware verliert an Bedeu-tung. Die Länder, die in der Software deutliche Stärken ha-ben, wie die USA und die meisten Europäer, werden hiervonprofitieren.

2.) Die Gesundheit. Zwei Drittel der Menschen in den öko-nomischen entwickelten Ländern sind bereit, mehr Geld fürihre Gesundheit auszugeben. Dieser Anteil wird in Zukunftnoch zunehmen, da die Menschen immer älter werden. Wei-tere Wachstumschancen werden sich dort ergeben, wo dermedizinische Fortschritt neue Hochtechnologien nutzt: Inder Medizintechnik und in der modernen pharmazeutischenIndustrie.

3.) Die Umwelt. Inzwischen ist es unumstritten, dass einwirksamer Schutz der Umwelt unverzichtbar ist und dassdie „heimlichen“ Kosten des Fortschritts nicht unbegrenztweitersteigen dürfen. Dies eröffnet für die Bereiche Klima-und Gewässerschutz, Natur- und Artenschutz, Abfallbe-handlung und Altlastensanierung sowie umweltschonende

Kondratjeffzyklen – Die langen Wellen der Konjunktur

Energieeinsparung enorme Wachstumgspo-tenziale.

4.) Biotechnologie. Die Biotechnologiebran-che ist inzwischen in ihre für einen Langzy-klus typischen Wachstumsphase eingetre-ten. Auf lange Sicht wird ein riesiger neuerMarkt entstehen. Biotechnologische Pro-dukte finden als Bausteine zukünftiger Infor-mationssysteme und bei der Erschließungneuer regenerativer Energiequellen eine zu-nehmende Verbreitung in der Ernährungsin-dustrie, in der Landwirtschaft, im Umwelt-schutz und in der Humanmedizin.

5.) Optische Technologien. Das fünfte undletzte Wachstumsfeld sind die optischenTechnologien einschließlich der Solartechnik.Optische Technologien sind in der Lage, dieheutige Halbleitertechnik in weiten Bereichenzu ersetzten und so diesen schon existieren-den großen Markt eines Tages vollständig zuübernehmen.

Leo A. Nefiodow: Der sechste Kondratieff. Wege zur Produktion und Vollbe-schäftigung im Zeitalter der Information 1999. Rüdiger Ginsberg, Union-Investment-Forum 1999 (WHB Stuttgart)

Die langen Wellen und ihre wichtigsten Innovationsfelder

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wird. Bemerkenswert ist auch, wie viele wirtschaftli-che Fragen als Aufgabenbereich der Politik angese-hen werden. Als Einstieg in diese Unterrichtssequenz eignen sichdie Karikaturen (A 24 und A 25). Thematisiert sindder Arbeitsplatzverlust durch Automatisierung (IT-Bereich, New Economy) und der Konjunkturauf-schwung ohne Beschäftigungseffekt. Für die Sach-analyse können die Tabellen und Schaubilder A 26bis A 28 herangezogen werden. Die Tabelle A 26 er-möglicht dabei eine sehr differenzierte Untersu-chung der Entwicklung. A 27 vermittelt eine Mo-mentaufnahme des deutschen Arbeitsmarktes imJuli 2001 und zeigt regionale Schwachstellen. (Ost-West-Gefälle? Nord-Süd-Gefälle?)Wer einen längeren Zeitraum untersuchen und dazuNäheres über die Arbeitslosen erfahren möchte(Qualifikation, Geschlecht, Alter, Dauer der Arbeits-losigkeit etc.), kann dies mit Hilfe von A 28 tun. DasProblem der „Schattenwirtschaft“ oder der„Schwarzarbeit“ (A 29) kann in diesem Zu-sammenhang in ihrer Bedeutung für den Arbeits-markt diskutiert werden. Mögliche Fragen zu A 29: Was kann man alles zur„Schattenwirtschaft“ zählen? Warum arbeiten Be-schäftigte und Arbeitslose „schwarz“? Was könnteman wirkungsvoll gegen Schwarzarbeit tun? Es wird interessant zu beobachten sein, wie diekonjunkturelle Abkühlung des Jahres 2001 sich aufdie Beschäftigung auswirkt. A 30 zeigt die enormhohen gesellschaftlichen Kosten der Arbeitslosigkeitund die damit zusammen hängenden Finan-zierungsprobleme. Als Erfolgsmodell der neunzigerJahre in Sachen Vollbeschäftigung und Wirtschafts-wachstum werden in den Medien immer wieder dieUSA genannt. Der Vergleich A 31 liefert Ansätze füreinen (wenngleich hier nur oberflächlichen) Ver-gleich. Bei der Diskussion um geeignete Strategienzur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit stehen zweigrundsätzlich verschiedene Modelle gegenüber, diein A 32 schematisch dargestellt sind. Als durch-schlagendes Rezept gegen die schon seit Jahrzehn-ten anhaltende Massen-Arbeitslosigkeit hat sichkeine der beiden Strategien erwiesen.

Wirtschaftspolitik (A 33 bis A 35)

Bevor im letzten Teil die von der Bundesregierungheute verfolgte Wirtschafts- und Konjunkturpolitikzum Gegenstand gemacht wird, ist es notwendigund sinnvoll, sich die Rolle des Staates und der übrigen Akteure in Erinnerung zu rufen. Der Staat setzt nicht nur die Rahmenbedingungender Wirtschafts- und Sozialordnung, er tritt auch sel-ber massiv als Nachfrager und Anbieter von Kapital,Arbeit und Gütern am Markt auf. Dies kann anhanddes Bundeshaushalts (A 33a) und der wichtigstenSteuerquellen 2001 (A 33b) erläutert und diskutiertwerden. Eine wichtige Messzahl ist in diesem Zu-sammenhang die so genannte Staatsquote, dasheißt der prozentuale Anteil der Staatsausgabeninsgesamt am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Sie be-trug 1999 noch 45,9 Prozent, nachdem sie 1995 mit50,8 Prozent ihren bisher höchsten Wert erreichthatte. Im internationalen Vergleich liegt die Bundes-republik Deutschland damit im oberen Bereich. Dass der Bund nicht allein das konjunkturpolitischeFeld beherrscht, zeigt ein Blick auf die übrigen Ak-teure:

• Länder und Gemeinden • die Europäische Union (EU)• die EZB: Währung, Kreditversorgung der Wirt-

schaft, Stabilität des Preisniveaus• Internationale Organisationen, z. B. der Interna-

tionale Währungsfonds IWF oder die G7-Staaten• Verbraucher• Unternehmen• Tarifparteien (Gewerkschaften und Arbeitgeber-

verbände)• Ausland u. a.

Dieser Vielzahl von Akteuren entspricht eine nocherheblich größere Zahl unterschiedlicher Ziele, In-strumente und Konzepte. Das Schaubild A 34 infor-miert über den deutschen Beitrag zum europäi-schen Stabilitäts- und Wachstumspakt. Diese ausden EWS-Verträgen (vgl. Baustein C) herrührendenVerpflichtungen zum Abbau der Staatsschulden undzur Begrenzung der Staatsausgaben setzen eineraktiven staatlichen Konjunkturpolitik in Zeiten desAbschwungs enge Grenzen.

Die Grundlinien der konjunkturpolitischen Debattewerden in A 35 a–b deutlich:

Bundes-Regierung: keine Konjunkturprogramme,Konsolidierung der Staatsfinanzen, Entlastungder Wirtschaft durch Steuersenkung und Sen-kung der Lohnnebenkosten u. a.

Ein Gutachter: Kaufkraftsteigerung durch Vorziehender Steuerreformschritte von 2003 und 2005 aufdas Jahr 2002.

Da es ungewiss ist, wie lange der gegenwärtige Ab-schwung anhalten und wie tief er gehen wird, wirddie Debatte um die wichtigen Konzepte wohl nocheine Weile anhalten. Der Lehrer wird sich dann aktueller und politisch kontroverser Stellungnahmenim Unterricht bedienen.

Saupe
Keine Rechte
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Der Traum von der stetigen Prosperität ist inzwi-schen ausgeträumt. Der Absturz der Technologieak-tien an den internationalen Börsen und der imHerbst 2000 einsetzende und sich im ersten Halb-jahr 2001 verschärfende Abschwung der US-Kon-junktur hat viele Illusionen platzen lassen und diealtbekannten ökonomischen Theorien wieder zu Eh-ren kommen lassen.

Man sollte sich jedoch nicht täuschen: Auch wennsich manche ökonomischen Heilsversprechungender New Economy nicht erfüllt haben, so sprichtdoch vieles dafür, dass mit der Informationstechno-logie eine Basisinnovation von epochaler BedeutungEinzug gehalten hat. Als neue Querschnittstechnolo-gie, die Produktionsprozesse in allen Wirtschaftsbe-reichen effizienter gestalten kann, dürfte die Wirkungder Informationstechnologie so einschneidend seinwie die Entwicklung der Dampfmaschine und derElektrizität. Wir stünden dann am Beginn einesneuen so genannten Kondratjeff-Zyklus (vgl. Bau-stein A). Ganz gleich ob man der Theorie der „langenWellen“ der Weltkonjunktur folgt oder nicht, es lässtsich nicht leugnen, dass sich die Wirtschaft in Eu-ropa und weltweit in einem tief greifenden Umbruchbefindet, der auch mit dem Begriff „Globalisierung“umschrieben wird. Globalisierung erscheint als eine„Kombination von Freihandel und moderner Infor-mationstechnologie“ (Joachim Starbatty).

Das Internet erlaubt es, unvorstellbare Datenmen-gen in Bruchteilen von Sekunden um den Globus zuschicken, Informationen über Preis-, Zins- und Qua-litätsdifferenzen weltweit verfügbar zu machen undzu nutzen. Vor allem für die Finanzmärkte wird die-ses Medium immer wichtiger; nationale Zugriffe aufdie Märkte werden immer schwieriger. Auch Phä-nomene, die mit Begriffen wie Kapitalisierung, Öko-nomisierung und Akzeleration umschrieben werden,verdienen nähere Betrachtung. Für manche Jungun-ternehmer ist die New Economy keine neue Bran-che, sondern ein Lebensgefühl, eine neue Lebens-form oder auch eine neue Unternehmerphilosophie,die auf neue Kooperationsformen, Risikobereit-schaft, technische Innovation und flache Hierar-chien bis zur Verwischung von Grenzen zwischenArbeitgeber- und Arbeitnehmerrollen setzt.

Damit ist auch eine neue Definition von Arbeit ver-bunden: „Industrieproduktion erfordert den Trans-port des Produktionsfaktors Mensch zu den Pro-duktionsstätten, Computernetze hingegen bringenden Produktionsfaktor Information zu den Men-schen. Bei vielen Formen von Informationsarbeitwird der Zwang zum kasernierten Arbeiten aufgeho-ben. Arbeit bezeichnet dann wieder das, was mantut, nicht wohin man geht ... (oder) was man hat.Das Denken in der traditionellen Kategorie Arbeits-platz wird aufgegeben werden müssen...“ (UlrichKlotz: Neue Unternehmensmodelle führen zu eineranderen Definition von Arbeit. In: Frankfurter Allge-meine Zeitung vom 29. Mai 2000, S. 33).

Unbestreitbar ist auch, dass die Informations- undKommunikationstechnologie für den Arbeitsmarkt

BAUSTEIN B

New Economy – Neue Ökonomie

In den USA etablierte sich seit Mitte der neunzigerJahre das Schlagwort von der New Economy, die imGegensatz zur Old Economy Modernität und Auf-bruch in die Wissens- und Informationsgesellschaftdes neuen Jahrtausends signalisierte.

Inzwischen wird der Begriff inflationär gebraucht füralles, was in irgendeiner Form mit dem Hochtech-nologiesektor, mit Internet und Computernetzen zutun hat. Der durch den von einem enormen informa-tions- und telekommunikationstechnischen Fort-schritt beschleunigte Anstieg der Arbeitsproduk-tivität bewirkte in den USA einen über ein Jahrzehntanhaltenden Aufschwung, der bei dynamischemWachstum des Produktionspotentials Arbeitsplätzeschuf – ohne nennenswerten Inflationsdruck. Opti-mistische Ökonomen proklamierten bereits dasEnde der Konjunkturzyklen und den Beginn einesneuen Wirtschaftszeitalters. Für die These vomEnde der Zyklen wurden folgende Argumente ge-nannt:

„Die Globalisierung der Produkte, die radikalen Än-derungen der Finanzmärkte, eine strenge Stabili-tätspolitik der Zentralbank, eine neue kluge Be-schäftigungspolitik, internationale Märkte mitungeahnten Wachstumspotenzialen und die Univer-salisierung der Informationstechnik führen dazu,dass Transaktionskosten verringert und Angebotund Nachfrage passgenau aufeinander abgestimmtwerden... Zuträglich ist auch der Wandel zur Dienst-leistungsgesellschaft, gelten doch Dienstleistungenals deutlich geringer zyklisch anfällig im Vergleichzum verarbeitenden Gewerbe. Dass die Tarifver-handlungsmacht der Gewerkschaften in Amerikaunterdessen fast zu vernachlässigen ist, trägt eben-falls dazu bei, dass auch am Arbeitsmarkt ein natür-liches Gleichgewicht herrscht und die Sorge einesinflationsfördernden Lohndrucks unbegründet ist.“(Rainer Hank: Am Ende der Zyklen. In: FrankfurterAllgemeine Zeitung vom 2. August 1997, S. 1)

Im Vergleich zu den siebziger und achtziger Jahren,wo die Produktivität durchschnittlich nur um 1,4Prozent stieg, konnten die USA von 1995 bis 2000ein Wachstum der Arbeitsproduktivität um 3 Prozentverzeichnen. Damit hatten die USA einen deutlichenVorsprung vor Europa. Hier setzte die Entwicklungerst ausgangs der neunziger Jahre ein, wobeiDeutschland etwas hinterherhinkte.

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immer wichtiger wird. Gegenwärtig sind rund eineMillion Menschen (2,7 % der Beschäftigten) in die-sem Sektor tätig. Doch der Bedarf steigt rapide undkann trotz Greencard-Regelung nicht gedeckt wer-den.

Unterrichtspraktische HinweiseDie angebotenen Materialien (Texte, Diagrammeund Schaubilder) sollen lediglich einige Facetten indiesem sich ständig ändernden Mosaik in das Blick-feld der Schüler rücken. PC, Handy, Internet undKabelfernsehen gehören überdies schon völligselbstverständlich zur Alltagswelt der jungen Leute.Deren Bedeutung für die moderne Wirtschafts- undArbeitswelt deutlich zu machen, elementare Zusam-menhänge aufzuzeigen und zu einem kritischenUmgang mit den neuen Technologien anzuregen istZiel des Bausteins.

Technischer Fortschritt (B 1 bis B 3)

Die Frage nach neuen Formen des Wirtschaftensund der Produktion kann an den Anfang des Bau-steins gestellt werden. Was ist technischer Fort-schritt? Wodurch wird er ausgelöst? Welche Folgensind jeweils damit verbunden? Die Karikatur B 1kann ebenso wie die Fotomontage B 2 als stiller Im-puls wirken. Bei B 1 kann man natürlich auch da-nach fragen, wer die „Metaller“ und die „Faustkeilin-dustrie“ des Jahres 2001 sind; welche Berufe undBranchen von PC und Internet verdrängt oder starkverändert werden. Die „Synthese“ genannte Foto-montage B 2 von überdimensionalem Mikrochip undausgetrocknetem Talgrund (Silicon-Valley) könntedie Phantasie anregen, über die Wirkungen der Mi-kroelektronik nachzudenken und Leitfragen für denweiteren Unterrichtsgang zu formulieren. Um Begriffund Herleitung des Begriffs New Economy aus derUS-Wirtschaft der neunziger Jahre geht es in B 3.Dabei sollen die Kriterien untersucht werden, die fürdie Begriffsbildung maßgebend waren. Es ist sicherhilfreich, sich auf einen Arbeitsbegriff New Economyzu einigen und im Übrigen von „Neuer Ökonomie“zu sprechen, – was sich auch weniger bombastischanhört.

Informations- und Kommunikationstechnologie(B 4 bis B 9)

Wirkung und Bedeutung der Kommunikations- undInformationstechnologie werden in den MaterialienB 4 bis B 9 aufgegriffen. Der Text von Stephan Lorz(B 4) beschreibt mit dem Stichwort „Virtualisierung“die umwälzende Wirkung der Informationstechnik.Die von ihm aufgezeigten Phänomene sind für dasVerständnis der Globalisierung wichtig – auch wennder Text sehr anspruchsvoll ist. B 5 bis B 9 zeigen,dass die Bedeutung des IT-Bereichs als Wirtschafts-faktor zunimmt und dass Deutschland im internatio-

nalen Vergleich zurückliegt. Gemessen an der Ge-samtzahl der Erwerbstätigen machen die IT-Spezia-listen (B 6) noch einen kleinen Prozentsatz aus,doch kann hier von einem stark wachsenden Bedarfausgegangen werden. Auch die Zahl der Deutschen,die online im Internet einkaufen, ist noch sehr ge-ring.

Neben den Nutzungsmöglichkeiten des Internet(Information, Unterhaltung, Spiel, Kommunikation,Marktplatz) können auch die online gekauften Pro-dukte (B 7) erfragt werden. Wer nutzt das Internet zuwelchen Zwecken? Welche Waren und Dienstleis-tungen möchten Sie im Internet kaufen, welche lie-ber nicht? B 8 und B 9 zeigen, in welchen BereichenWachstumschancen für die neuen Technologienbestehen.

Akzeleration und Kapitalisierung (B 10 bis B 12)

Mit Akzeleration und Kapitalisierung (B 10, B 12)werden zwei weitere Erscheinungsformen der Neu-en Ökonomie vorgestellt, mit denen wir alle nahezutäglich konfrontiert sind. Während es sich bei derAkzeleration um ein allgemeines zivilisatorischesPhänomen handelt, das auch bereits eine Gegenbe-wegung (Sten Nadolny: Die Entdeckung der Lang-samkeit) hervorgerufen hat, ist die globale Kapitali-sierung eine Folgewirkung des Internets, das zu denam heftigsten kritisierten negativen Auswirkungenzählt. Die Ursachen und Folgen globaler Fi-nanzspekulationen können hier kritisch erörtert wer-den. B 11 zeigt die seit Ende der achtziger Jahre inDeutschland auseinander klaffende Schere von Bör-senumsätzen und Umsätzen im verarbeitenden Ge-werbe.

Selbstverständnis und Eigenarten der New Eco-nomy (B 13 bis B 15)

Sprache, Selbstverständnis und Eigenart der in derNew Economy Beschäftigten können anhand dieserMaterialien behandelt werden. Ausgangspunkt fürdiesen Unterrichtsschritt kann die Werbung des Ver-sicherungskonzerns Gerling sein, über dessen gra-phische Darstellung des Unterschieds von „Old“und „New“ Economy sich trefflich streiten lässt (B 13). Zum Beispiel: Welche Assoziationen wecktder Vergleich? Auf welches Selbstverständnis lässtdie Grafik schließen? Trifft dies auch die Realität?Spontaneität, Kreativität und betonte Jugendlichkeitgalten und gelten als hervorstechendes Merkmalder NE-Generation. B 14 dokumentiert das in derBranche übliche Denglish und das für den Laien völ-lig unverständliche Fachchinesisch. Mithilfe von B 15 kann der Typ des so genannten Yettie cha-rakterisiert werden: Sind Ihnen Yetties sympathisch?Welche Qualifikationen muss ein solcher Menschhaben? Welcher Preis ist für den beruflichen Erfolgzu bezahlen? Welche Gefahren sehen Sie in dieserEntwicklung?

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Ein neuer Arbeitsmarkt (B 16 bis B 18)

Den rapide wachsenden Bedarf an IT-Fachkräftenerschließen B 16 bis B 18. Ob und in welcher Weisedie Green-Card-Problematik erörtert werden kann,hängt sicher auch vom Zeitansatz ab. Wichtig ist je-doch die Tatsache, dass jede ausländische IT-Fach-kraft mehr als zwei Arbeitsplätze für Inländer schafft.Die Diskussion muss auch in den Kontext der nachwie vor hohen Arbeitslosigkeit gestellt werden.

Aufstieg und Fall der Neuen Ökonomie(B 19 bis B 22)

Die Grafiken und Texte zeigen die Auswirkungen derBaisse an den Börsen auf den besonders wichtigenTelekommunikationsmarkt. Das Bild ist durchausnicht einheitlich: Der Mobilfunkmarkt (B 20) zeigtweiter einen Aufwärtstrend, während die Aktien derDeutschen Telekom eine rasante Talfahrt hinter sichhaben. B 21 erörtert Chancen und Risiken derUMTS-Technologie und stellt dazu vier Szenarienvor. In B 22 äußert sich der SAP-Mitbegründer Platt-ner über Aufstieg und Fall der New Economy.

Ökonomisierung (B 23 bis B 26)

Im Anschluss an die Frage nach dem typischen IT-Fachmann und dessen typischem Berufsumfeldkann man danach fragen, ob diese Entwicklung(zwangsläufig?) weitere, vielleicht sogar alle Lebens-bereiche erfasst. Unter dem Schlagwort Ökonomi-sierung (B 23 bis B 26) wird eine weitere Begleit-erscheinung, möglicherweise ein Wesensmerkmalder neuen Art des Wirtschaftens aufgegriffen, dasein erhebliches Gefahrenpotenzial für unser Men-schenbild, aber auch für Staat und Gesellschaftbirgt.

Die Einzelaspekte bieten jeweils genug Stoff für einekontroverse Debatte: Käuflichkeit oder „Alles hatseinen Preis.“ Konsumzwang und „Markenterror“?Konsument und Ware auf dem Arbeitsmarkt. Ellen-bogengesellschaft? Versagensängste? Entmach-tung der Politik?

Zukunftsperspektiven (B 27 bis B 29)

Am Schluss kann wieder die Eingangsfrage nachder Zukunft des Fortschritts aufgegriffen werden. In-wieweit der Sachverständigenrat die Neue Ökono-mie als Hoffnungsträger sieht, welche Chancen undRisiken für die Zukunft der deutschen Wirtschaftsich eröffnen, kann anhand des Textes B 27 erarbei-tet werden.

Das Battelle-Institut hat zehn Leittechnologien bis2020 entwickelt (B 28). Eine kritische Auseinander-setzung mit dem stellenweise futuristisch anmuten-den Szenario kann den Baustein abschließen. DasBlickfeld soll auch andere Zukunftstechnologien er-fassen. Die Janusköpfigkeit des Fortschritts, dieenge Gratwanderung zwischen Zukunftshoffnungund Zukunftsangst, zwischen Optimismus undSkepsis kann jedenfalls anhand von B 28 und derKarikatur B 29 klar werden.

Seit dem 1. Januar 1999 gilt in elf Staaten derEuropäischen Union der Euro als gemeinsameWährung. Doch beim Bargeld blieb zunächst allesbeim Alten, also bei DM, Belgischem, Französi-schem oder Luxemburgischen Franc, Peseten, Iri-schem Pfund, Lira, Gulden, Schilling, Escudos, Fin-mark und Drachmen. Die von vielen Pessimistenvorhergesagten Turbulenzen sind dabei ausgeblie-ben. Der Euroraum erlebte stattdessen eine zuvornie gekannte Stabilität des Preisniveaus. Für diesesZiel ist die neu eingerichtete Europäische Zentral-bank EZB in Frankfurt am Main als unabhängige No-tenbank der Eurostaaten in besonderer Weise ver-antwortlich. Doch auch die an der Währungsunionteilnehmenden Staaten und Regierungen habensich auf einen strikten Stabilitätskurs verpflichtet.

Allerdings hat sich der Außenwert des Euro, vor al-lem der Umtauschkurs zum US-Dollar ständig ver-ringert und in den ersten zweieinhalb Jahren nahezuein Drittel seines Wertes eingebüßt. Profitiert habenvon dieser Entwicklung europäische Unternehmen,die in den Dollar-Raum exportieren. Die Einfuhren,vor allem die Preise für Rohstoffe haben sich jedocherheblich verteuert. Auch deutsche Touristen in denUSA spüren die ungünstigen Umtauschkurseschmerzlich in ihrem Geldbeutel.

Mit dem 1. Januar 2002 rückt nun der Termin desUmtausches in Euro und Cent immer näher heran.Große Erwartungen verbinden sich mit diesem his-torischen Tag nicht, der den endgültigen Abschiedvon der vertrauten DM bringt. Im Gegenteil: Nur 38Prozent der Deutschen haben laut einer UmfrageVertrauen in das neue Eurogeld. Über 70 Prozentfürchten, dass die Kosten der Umstellung an denVerbrauchern hängen bleiben werden. Zu der Angstvor höheren Preisen gesellt sich die Sorge um dasersparte Vermögen. Dennoch erhofft sich über dieHälfte der Bundesbürger auch Vorteile von der eu-ropäischen Gemeinschaftswährung. Als Vorteilewerden genannt: wirtschaftliche Stabilität, keinWechselkursrisiko, Förderung der Investitionstätig-keit, Stärkung des Binnenmarkts, Erleichterung desPreisvergleiches und der Wegfall des Devisenum-tausches bei Reisen im Euroland.

BAUSTEIN C

Der Euro ist da –Zur Stellung der Europäischen Zentralbank

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Der Zeitplan für die Einführung des Euro-Bargeldessieht vor, dass ab dem 1. September 2001 das sogenannte Frontloading beginnt, die Abgabe vonEuro-Banknoten und -münzen an Handel, Banken,Automatenindustrie und andere Großkunden. Abdem 17. Dezember werden über die Banken so ge-nannte Starterkits (Haushaltsmischungen) aus-gegeben: je zwanzig Münzen im Wert von 10,23Euro für 20 DM. Vom 1. Januar bis 28. Februar 2002sind Barzahlungen im Inland sowohl in DM wie auchin Euro möglich. Ab dem 1. März 2002 ist der Euroalleiniges Zahlungsmittel; DM-Noten und Münzenkönnen aber weiterhin „unbefristet, unbegrenzt undunentgeltlich“, jedoch nur bei den Landes-zentralbanken in Euro umgetauscht werden. Diese„Inverkehrbringung“ der neuen Währung ist ein rie-siger logistischer und organisatorischer Kraftakt. Al-lein in Deutschland werden 28 Milliarden Münzen(über hunderttausend Tonnen) und Banknoten imWert von über 280 Milliarden DM gegen neues Geldeingetauscht. Verträge, Versicherungen, Preislisten,Behördenformulare müssen umgeschrieben undMillionen von Automaten umgestellt werden.

Die Mühen des Alltags

In einem Artikel zur Einführung des Euro-Bargeldes(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.3.2001) be-schreibt Benedikt Fehr anschaulich die praktischeSeite der Währungsumstellung: „Die größte Lastwerden die Kassiererinnen und Kassierer in den Su-permärkten und Banken zu tragen haben. Als ob ihrBeruf nicht schon nervenaufreibend genug wäre,müssen sie für einige Zeit in zwei Währungen rech-nen. Darüber hinaus müssen sie den Kunden, vor al-lem auch den Älteren, mit Geduld das ungewohnteGeld Münze für Münze vorzählen, Miss-verständnisse aufklären, Anwürfe abwehren – unddas alles angesichts einer länger und länger wer-denden Schlange ungeduldiger Kunden.“

Die Beschwernisse der Übergangszeit werden umsogeduldiger ertragen, je besser die Kenntnis der die-sem Vorgang zu Grunde liegenden Zusammen-hänge und je größer das Vertrauen in die Stabilitätdes Euro ist. Steigende Inflationsraten im Innern undein schwacher Euro-Außenwert wirken dämpfend,wo eigentlich Aufbruchsstimmung erwünscht wäre.

Unterrichtspraktische HinweiseThematische Schwerpunkte des Bausteins sind:Prinzipien der Währungsunion, Stellung und Auf-gabe der EZB, die Geldpolitik der EZB und das Zielder Preisstabilität sowie Ursachen und Wirkungender Euroschwäche. Die eher technischen Fragen derWährungsumstellung bleiben ausgeklammert. Siewerden ausführlich in einer Fülle offizieller oder offi-ziöser Broschüren und Faltblätter dargestellt odersind auf den Homepages von EZB, Bundesbankund nahezu aller Banken und Sparkassen abrufbar.

Das Thema eignet sich sehr gut für Projektunter-richt. Ein Projekt „Euro: Abschied von der DM“könnte sowohl die Geschichte der Mark wie der D-

Mark untersuchen und dokumentieren. Umrechnun-gen in Kaufkraft, Wechselkurse, Warenkörbe könn-ten Gegenstände der Recherche sein. In vielen Ar-chiven gibt es noch Notgeld und Inflationsgeld ausden Jahren 1914 bis 1918 oder von 1923, das zuAusstellungszwecken ausgeliehen werden kann. Dieeuropäischen Banknoten (Franc, Lira, Drachmen,Escudos etc.) sind manchen Schülern aus den Fe-rien bekannt. Ausländische Schüler könnten zudemetwas über die Geschichte der Währung ihres Hei-matlandes beisteuern. Ergebnis könnte eine Doku-mentation oder Ausstellung sein.

Prinzipien der Währungsunion (C 1 bis C 9)Einstieg: Die Materialien C 1 bis C 9 eröffnen unter-schiedliche Zugänge zum Thema. Die Karikatur(C 1) – eventuell zusammen mit C 2 – spielt auf dieemotionale Komponente des Abschieds von der DMund auf die Vorbehalte der Deutschen gegen denEuro an: Weshalb ist der deutsche Michel so trau-rig? Sollte er sich nicht eigentlich freuen?

Unter Zuhilfenahme der Grundinformationen vonC 3 und C 4 könnten die Ansichten zum Euro (C 2)mit der Lerngruppe erörtert werden. Dazu könntedie Liste zunächst noch ergänzt und mit Begrün-dungen versehen werden. Für einige Ansichten sindErläuterungen und weitere Sachinformationen not-wendig. Einige könnten oder müssten auch für eineabschließende Diskussion zurückgestellt werden (z.B. die Ansichten 7 bis 10).

C 5 bis C 7 liefern zusätzliche Informationen zumKurs des Euro im Verhältnis zum Dollar (Außenwert-entwicklung) und zur Inflationsrate innerhalb desEuroraums sowie im Vergleich mit den USA und Ja-pan. Die Interpretation dazu rückt die Frage nachder Stabilität der neuen Währung in den Mittelpunkt.Die Beantwortung weist in zwei Richtungen: die hi-storische und die institutionelle. C 8 und C 9 doku-mentieren die für den Eintritt in die EuropäischeWährungsunion maßgeblichen Kriterien: Preisstabi-lität, Haushaltsdefizit, Gesamtverschuldung im Ver-hältnis zum BIP, langfristiger Zinssatz. Es sind diesdie so genannten Konvergenzkriterien des Maas-tricht-Vertrages. Griechenland konnte die Hürde zu-nächst nicht schaffen, ist aber seit dem 1.1.2001Mitglied des Euro-Raums.

Bei der Analyse von C 9 kann man feststellen, dassder Grenzwert bei der Teuerungsrate von allen (mitAusnahme von Irland 1999) unterschritten wurde.Auch das zweite Kriterium (Haushaltsdefizit) und derlangfristige Zins werden von allen Staaten der EWUerreicht.

Am gravierendsten sind die Abweichungen bei derGesamtverschuldung (nicht höher als 60 % desBIP). Sieben von zwölf Staaten verfehlen dieses Ziel,Belgien und Italien nahezu um das Doppelte. 1996hatte der Rat der Staats- und Regierungschefs inDublin einen „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ be-schlossen, der ein Überprüfungs- und Sanktions-verfahren für den Fall der Abweichung von der Drei-Prozent-Obergrenze der Neuverschuldung vorsieht.

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Die Geldbußen, die verhängt werden können, sindempfindlich: Von 0,2 bis 0,5 Prozent des Bruttoin-landsprodukts (BIP). Im Falle der BundesrepublikDeutschland wären dies zwischen acht und zwanzigMilliarden Mark. Beschlussgremium ist der Rat derWirtschafts- und Finanzminister (ECOFIN-Rat).

Stellung und Aufgaben der Europäischen Zen-tralbank (C 10 bis C 13)

Der Stabilitätsgedanke der Währung als oberstesZiel bestimmte auch den Zuschnitt und die Aufga-benstellung der Institution Europäische Zentralbank.Hier stand das Modell der Deutschen BundesbankPate. An der Spitze stehen sechs Mitglieder des Di-rektoriums (Präsident, Vizepräsident und vier Mit-glieder), die zusammen mit den zwölf Präsidentender nationalen Notenbanken den Zentralbankrat bil-den. Alle haben gleiches Stimmrecht und sind freivon Weisungen nationaler Regierungen oder euro-päischer Administrationen. Der Zentralbankrat derEZB ist für die Gestaltung der europäischen Geld-politik verantwortlich. Vorrangiges Ziel ist die Geld-wertstabilität, gegenwärtig definiert als Anstieg desHVPI (Harmonisierter Verbraucher-Preis-Index) vonunter 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Ein-führung des HVPI war notwendig geworden, weil dienationalen Preisindizes sich als nicht vergleichbarerwiesen. Die Deutsche Bundesbank ist nun wie dieanderen Notenbanken Teil des Europäischen Sys-tems der Zentralbanken (ESZB) und für die Durch-führung der Geldpolitik der EZB in Deutschland ver-antwortlich. Sie ist auch Teil der Bankenaufsicht undbleibt die Hausbank des Staates. Seit 1994 dürfensich die EU-Staaten nicht mehr bei ihren Notenban-ken verschulden, auch nicht bei der EZB, sondernsie müssen ihre Haushaltsdefizite über den Kapital-markt finanzieren.

Europäische Geldpolitik und das Ziel der Preis-stabilität (C 14 bis C 27)

Die Geldpolitischen Instrumente der EZB werden inC 14 im Überblick vorgestellt. Im Einzelnen sinddies: Offenmarktgeschäfte, ständige Fazilitäten(Kreditmöglichkeiten) und Mindestreserven. Inwie-weit es notwendig ist, sich in die technischen De-tails der geldpolitischen Instrumentarien zu vertie-fen, mag der Lehrer für seine Lerngruppe selbstentscheiden. Möglicherweise genügt schon der Hin-weis, dass die Geschäftsbanken Geld von der EZB(gegen Sicherheiten) erhalten. Wie „teuer“ diesesGeld für die Banken ist, wird im so genanntenHauptrefinanzierungssatz festgelegt. Wird dieserSatz erhöht, dann werden Kredite teurer, Konsumund Investitionen gehen zurück, Preise bleiben sta-bil oder fallen. Bei einer Zinssenkung werden Kre-dite billiger, Konsum und Investitionen nehmen zu,die Preise steigen. In der Realität funktioniert diesesModell jedoch nicht immer in der gewünschten Artund Weise.

Eine mögliche Aufgabe könnte sein, anhand vonC 15 die jeweiligen Absichten der Bundesbank her-auszuarbeiten. Notwendig ist dafür ein Vergleich mitder Entwicklung des BIP und der Preissteigerungs-rate von 1999 bis 2001 (vgl. dazu A 9 und A 21).Wichtig ist auch der Zusammenhang von Geld-menge und Geldwert. Bis 1987 hatte die Bundes-bank jährlich im Voraus einen Zielkorridor festgelegt,innerhalb dessen die Zentralbankgeldmenge zuneh-men sollte (z. B. zwischen 4 und 6 Prozent). Wächstdie Wirtschaft in gleichem Maße wie die Geld-menge, so bleibt der Geldwert stabil, – so im Ideal-fall! Seit 1988 hat die Bundesbank auf die Geld-menge M 3 (C 16, C 17) umgestellt, die nun auchvon der EZB als entscheidende Größe angesehenwird.

Die Geldmenge M 3 im Euroraum umfasst: Bargeld-umlauf, Sichteinlagen, Einlagen mit einer vereinbar-ten Laufzeit unter zwei Jahren, Einlagen mit einervereinbarten Kündigungsfrist unter drei Monaten,Geldmarktfondsanteile und Geldmarktpapiere sowieSchuldverschreibungen mit einer Laufzeit unter zweiJahren.

Die EZB verfolgt das Ziel der Preisniveaustabilität(2 % HVIP) durch eine „Zwei-Säulen-Strategie“:

1. einen quantitativen Referenzwert für die Geld-menge M 3 (gegenwärtig 4,5 % unter folgendenmittelfristigen Annahmen: Wachstum des BIP 2bis 2,5 %, Preisanstieg unter 2 %)

2. eine breit fundierte Beurteilung der Aussichten fürdie künftige Preisentwicklung.

Wie zuvor die Bundesbank beeinflusst das Eurosys-tem die Giralgeld-Schöpfung der Banken und damitdie Geldmenge. Stark vereinfacht kann man sagen:Bei einem Anstieg der Geldmenge über den gewoll-ten Wert von 4,5 % oder bei einer Preissteigerungvon höher als 2 % kann (oder muss) die EZB dasGeld verteuern und damit verknappen, z. B. durchAnhebung des Hauptrefinanzierungssatzes. Auf dasWirtschaftswachstum und die Beschäftigung hatdiese Maßnahme jedoch negative Auswirkungen.Während die amerikanische Notenbank als Reaktionauf den konjunkturellen Einbruch in den USA in ra-scher Folge den Hauptzinssatz von 6,5 auf 2,0 Pro-zent senkte (C 23), widerstand die EZB mit Rück-sicht auf Inflationsrisiken lange dem auf sieausgeübten Druck, um dann doch am 10. Mai 2001und erneut nach den Terroranschlägen in den USAam 17.9.2001 den Leitzins für den Euroraum auf 4,0und am 8. November auf 3,25 Prozent zu senken (C 18, C 23).Die Materialien C 18 bis C 21 zeigen den Erwar-tungsdruck auf die Geldpolitik aus Politik und Wirt-schaft in Zeiten sinkenden Wachstums. Bei der Be-wertung der Notenbankpolitiken ist zu beachten,dass die EZB und die US-Notenbank (Federal Re-serve Board, kurz: FED) unterschiedliche Strukturenund Aufgaben haben. Steht hinter der amerikani-schen Notenbank der US-Präsident, so ist die EZBeine Notenbank ohne Regierung – und damit ohne

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den Rückhalt eines einheitlichen politischen Willens.Die amerikanische Notenbank kann daher auch ra-scher und flexibler reagieren als die EZB, in derenZentralbankrat immerhin zwölf nationale Noten-bankinteressen zu koordinieren sind. Schließlich hatdie Geldwertstabilität für die EZB absoluten Vorrangvor allen anderen wirtschaftspolitischen Zielen, zumBeispiel der Konjunkturankurbelung. C 22 und C 23dokumentieren Entscheidungen der Notenbanken.Welche Auswirkungen die jeweiligen Entscheidun-gen für die Weltwirtschaft haben, kann mit Hilfe vonC 25 und C 27 ermessen werden.

Drei Jahre EZB sind für die Bewertung einer sowichtigen Institution sicher noch etwas zu wenig.Anhand von C 26 kann dies trotzdem ansatzweiseversucht werden, stellt sich doch die Frage: Wiegroß ist der verbliebene Spielraum der nationalenParlamente für die von ihnen demokratisch zu ver-antwortende Finanzpolitik? Die Frage nach der de-mokratischen Legitimation und Kontrolle stellen dieamerikanischen Verfasserinnen von C 26, für die dieEZB eine „Zentralbank ohne Kontrolle“ ist. Eine kri-tische Auseinandersetzung lohnt sich auch deshalb,weil hier eine über den engen Themenbereich hin-ausgehende grundlegende Problematik angerissenwird: Die demokratische Kontrolle von supranatio-nalen Institutionen. Was für die Verfasserinnen alsgravierender Mangel erscheint, ist für viele Europäer,vor allem für die Deutschen, eine Errungenschaft:Die Autonomie schützt die Geldpolitik vor politi-schen Partikularinteressen. Demokratieskeptischformuliert heißt das: „Wer Geld braucht, soll es nichtselber drucken dürfen“. Dennoch kann man darüberstreiten, ob es richtig ist, die Zuständigkeit für einenbestimmten Politikbereich an eine Institution zuübertragen, die außerhalb des normalen demokra-tischen Prozesses agiert.

Ursachen und Wirkungen der Euro-Schwäche(C 28 bis C 30)

Der Baustein schließt mit dem Thema Außenwertdes Euro gegenüber dem US-Dollar. Die seit Mona-ten anhaltende Talfahrt des Euro an den internatio-nalen Devisenbörsen ist sicher schädlich für dasImage der neuen Gemeinschaftswährung auch in-nerhalb des Euro-Raums. Die Texte C 28 bis C 29geben ökonomische Erklärungen für die gegenwär-tige Euroschwäche; aber auch politische Ursachensind mit verantwortlich für die zukünftigen Chancenund Risiken. Vor allem über die Chancen, die imEuro als Symbol für die Zusammengehörigkeit Euro-pas liegen, könnte man abschließend sprechen.

Das neue Geld (C 31 bis C 33)

Im Hinblick auf die bevorstehende Umtauschaktionder DM-Münzen und -Scheine in Euro kann derBaustein mit einer Behandlung der acht Euro-Mün-zen und sieben Euro-Banknoten schließen.

LiteraturhinweiseVon Ernst-Reinhard Beck

Altmann, Jörn: Wirtschaftspolitik, Stuttgart (UTB) 3. Aufl.1990

Ashauer, Günter: Grundwissen Wirtschaft, Stuttgart (Klett)1991

Beck, Ulrich: (Hrsg.) Politik der Globalisierung. Perspektivender Weltgesellschaft, Frankfurt am Main (Suhrkamp)1998

Beck, Ulrich: Was ist Globalisierung? Frankfurt am Main(Suhrkamp) 1997

Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.): Euro. Das Buchzum Geld. Gütersloh 1999, 4. Aufl. 2001

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Informationenzur politischen Bildung Nr. 263: Globalisierung, Bonn(BpB), April 1999

Das Parlament 51. Jg./Nr. 36 vom 31.8.2001, Thema: DerEuro kommt

Der Bürger im Staat 2/1998: Nachhaltige Entwicklung, LpBBaden-Württemberg

Der Bürger im Staat 4/1999: Das Ende der Politik? Staat,Wirtschaft, Globalisierung, LpB Baden-Württemberg

Dettling, Warnfried: Wirtschaftskummerland? Wege aus derGlobalisierungsfalle. München (Beck) 1998

Geld und Geldpolitik. Ein Heft für die Schüler, Sek. II, Aus-gabe 2000/01. Hrsg. im Auftrag der Arbeitsgemeinschaftzur Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Bildunge.V. Bonn in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bun-desbank

Glotz, Peter: Die beschleunigte Gesellschaft. Kulturkämpfeim digitalen Kapitalismus. München (Econ) 1999

Höffe, Otfried: Demokratie im Zeitalter der Globalisierung.München (Beck) 1999

Klauder, Wolfgang: Arbeit, Arbeit, Arbeit – Mit offenen Strate-gien zu mehr Beschäftigung. Zürich / Osnabrück (EditionInterfrom) 1999

Krugmann, Paul: Der Mythos vom Globalen Wirtschaftskrieg,Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1999

Lafontaine, Oskar / Müller, Christa: Keine Angst vor der Glo-balisierung. Wohlstand und Arbeit für alle. Bonn (Dietz), 2. Aufl. 1998

Maier, Gerhart: Kontrovers. Arbeitsmarktpolitik, hrsg. von derBundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995

Paqueé, Karl-Heinz: Soziale Marktwirtschaft und globale„New Economy“: Ein Widerspruch? In: Aus Politik undZeitgeschichte B 9/2001 vom 23.2.2001

Picot, A. / Reichwald, R. / Wigand, R.: Die grenzenlose Un-ternehmung. Information, Organisation und Manage-ment. Lehrbuch zur Unternehmensführung im Informati-onszeitalter, Wiesbaden (Gabler), 4. Aufl. 2001

Politik und Wirtschaft im Zeichen der Globalisierung. Dres-den 14.–16. März 1999, XXXVII. Kolloquium der Walter-Reymond-Stiftung, Reymond-Stiftung Bd. 39, Köln 1999

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AV-Medien zum ThemaZusammengestellt von Hanns-Georg Helwerth

Landesbildstelle Württemberg

SozialproduktST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 11 Min, f, 2000Adressaten: S2, B

Herleitung, Definition und Abgrenzungder Begriffe Bruttoinlandsprodukt, Brut-tonationaleinkommen (Brutto- und Netto-sozialprodukt); Volkseinkommen, Wert-schöpfung; Konsum, Staatsverbrauchund Abschreibung. 42 67559

EinkommenST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 11 Min, f, 2000Adressaten: S2, B, E

Filmischer Überblick über die verschie-denen Einkommensarten, ihre Abhän-

gigkeit von der Inflationsentwicklungund die Entwicklung der Kaufkraft.

42 67775

Investition, Innovation(Neufassung 2001)ST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 12 Min, f, 2001Adressaten: E

Ausrüstungs-, Bau- und Anlage-Investi-tion; Unterscheidung Investition, Innova-tion; Erweiterungs- und Rationalisie-rungs-Investitionen in Abhängigkeit vomUnternehmensgewinn; Direktinvesti-tionen. Wirtschaftshistorische Um-brüche durch Innovationen, Investitio-nen und Arbeitswandel; Bedeutung von Bildungsinvestitionen (s.a. Versio-nen 32 51900, 42 55109, 32 55431, 42 52230) 42 69087

Konjunktur, Teil 1UT: EZB, GeldpolitikST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 12 Min, f, 1999Adressaten: S2

Die Mindestreserven dienen hauptsäch-lich zum Ausgleich kurzfristiger Liqui-ditätsschwankungen der Bankhäuser.Die vorgestellten geldpolitischen Instru-mente wirken nicht so prompt wie ge-plant. Die meisten Verbraucher sind zu-gleich auch Sparer. Der Film erläutertkurz das Prinzip des antizyklischenKauf- und Sparverhaltens. 42 66266

Globalisierungoder wem gehört die Welt?ST: Gesellschaft heute

Video, 30 Min, f, 1998Adressaten: S7, S11

Globalisierung – ein Schlagwort, das alsHoffnungsträger oder als Angstmachergerne gebraucht wird. Zuerst versuchtder Film eine inhaltliche Klärung zu ge-ben: Welche Bereiche sind betroffen,welche Entwicklungen haben stattge-funden? Er fragt auch nach Gewinnernund Verlierern, nach Chancen und Risi-ken. 42 83519

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Sachverständigenrat zur Begutachtung der Gesamtwirt-schaftlichen Entwicklung. Jahresgutachten 2000/01,Wiesbaden 2000 (Bundestagsdrucksache 14,4792)

Siebert, Horst: Der Kobra-Effekt. Wie man Irrwege der Wirt-schaftspolitik vermeidet. Stuttgart (DVA) 2001

Soros, George: Die Krise des globalen Kapitalismus. OffeneGesellschaft in Gefahr. Frankfurt/Main (Fischer TB) 2000

Stierle, Michael H.: Neue Ökonomie: Charakteristika, Exi-stenz und Herausforderungen für die Wirtschaftspolitik,in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 9/2001 vom23.2.2001

Unser Geld – Ein Heft für die Schule Sekundarstufe I, Aus-gabe 2000/01, Hrsg. im Auftrag der Arbeitsgemeinschaftzur Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Bildunge. V. Bonn 2000

Weiber, R.(Hrsg.): Handbuch Electronic Business. Wiesba-den (Gabler) 2000

Weltbank: Globalisierung und Lokalisierung. Frankfurt/Main(Frankfurter Allgemeine Zeitung, Buchverlag) 2000

Wirtschaft heute. Lizenzausgabe des Brockhaus-Verlages fürdie Bundeszentrale für politische Bildung, 4. neu bearb.Aufl. Bonn 2000

Wirtschaft und Unterricht – Informationen für Pädagogen inSchule und Betrieb Hrsg. vom Institut der deutschenWirtschaft Köln. Themenhefte: Stabilität der Preise Jg.25/Nr. 6 vom 29.7.99. Arbeitsplätze Jg. 27/Nr. 2 vom21.3.2001. New Economy Jg. 27/Nr. 3 vom 26.4.2001.Umstellung auf den Euro Jg. 27 Nr. 4 vom 31.5.2001

MACRO – ein Planspiel

MACRO, ein Planspiel zur makroökonomischen Si-mulation. Entwickelt von der AktionsgemeinschaftSoziale Marktwirtschaft und Prof. Dr. Joachim Star-batty, Universität Tübingen

Im Planspiel werden Entscheidungsprozesse ausder Wirklichkeit in die Modellwelt übertragen. DieSchüler schlüpfen dabei in die Rolle wirtschaftlicherEntscheidungsträger und haben Entscheidungen zutreffen, die auch in der Realität zu treffen wären. Aufder Grundlage dieser sektoralen Entscheidungen,die in das Program eingegeben werden, simuliertder Computer die wirtschaftliche Entwicklung. DasModell ist hierbei so nah wie möglich an der Realitätorientiert und abstrahiert so weit wie nötig. Um Ent-scheidungen zu treffen, sind informelle Gesprächesowohl innerhalb der Sektoren als auch zwischenden einzelnen Spielgruppen nötig. Ausgehend voneiner Planspielversion für die Lehre an Universitätenwurde das Programm modifiziert, um es Schülernder gymnasialen Oberstufe verständlich zu machen.

Das vollständige Macro-Paket (mit Powerpoint-Ein-führung, Handbuch und Kopiervorlagen) ist zumPreis von 150,– DM zu beziehen bei der Aktionsge-meinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V., Mohlstra-ße 26, 72074 Tübingen. Information: Telefon07071/550600; Homepage: http://www.asm-ev.de

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Earth in balance (englisch)A personal view of the Environment

Video, 60 Min, f, 1995Adressaten: S10, S11

Seine Hoheit, der Prinz von Wales, gibtseine persönliche Bewertung der Um-weltkrise und führt engagiert durch denFilm. Er plädiert für ein nachhaltigesWachstum und betont den Gedanken,dass uns die Natur nur geliehen ist.Hauptstationen sind Schottland, Hong-kong, Norfolk und Djakarta. 42 63053

Arbeit der Zukunft, Zukunft der Arbeit

Video, 14 Min, f, 1999Adressaten: S8, J14, E

Der Film zeigt einen Überblick über we-sentliche Entwicklungstendenzen, die indie Arbeitswelt der Zukunft weisen. The-matisiert werden unter anderem: neueAnforderung an die Beschäftigten, so-ziale und finanzielle Risiken der Selbst-ständigkeit sowie Konzepte gegen Ar-beitslosigkeit. Neben Vertretern derUnternehmensleitungen von Bosch,IBM, Allianz und Kleinstunternehmenkommen Telearbeiterinnen, Auszubil-dende und arbeitslose Jugendliche zuWort. 42 66830

Arbeit, Teil 1UT: ArbeitsmarktST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 12 Min, f, 2001Adressaten: S8, S11

Menschliche Arbeitskraft soll keine Warewie jede andere sein. Der Film behandeltdie Funktion der Arbeitsmärkte, dieLohndifferenzierung, das Reizwort „Ta-rifkartell“, die Beschäftigungspolitik; denersten und zweiten Arbeitsmarkt; Schat-tenwirtschaft und Schwarzarbeit sowieden Zusammenhang zwischen Löhnen,Kosten, Investitionen und Beschäfti-gung. 42 69089

Arbeit, Teil 2UT: Wandel der ArbeitsweltST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 12 Min, f, 2001Adressaten: S11, J12, E

Arbeit – weltweit ein immer knapperesGut? Die soziale Bedeutung von Arbeitund Arbeitsplatz im Wandel der Zeit:Selbstverwirklichung, Wertschätzung,Einkommen, soziale Sicherung – wasbleibt davon? Flexibilisierung und Inter-nationalisierung von Arbeit und Ausbil-dung; moderne Arbeitsformen, freiberuf-liche Netzwerke, Mitarbeiter in virtuellenUnternehmen. 42 69090

EuroUT: Europas GeldwertstabilitätST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 11 Min, f, 1999Adressaten: S10, S11, B, E

Der Euro soll als neue gemeinsame eu-ropäische Währung kennen gelernt, dieGründe für seine Einführung nachvollzo-gen werden. Weiterhin wird der Aufbauund die neue Kompetenzverteilung derEuropäischen Zentralbank (EZB) doku-mentiert sowie die Bedeutung von Geld-wertstabilität für Wirtschaft und Gesell-schaft eingeordnet. 42 65364

Der Euro,eine Geschichte in drei Akten, Teil 1

Video, 50 Min, f+sw, 1998Adressaten: S9, B, E

In drei Teilen wird die dreißigjährige Ge-schichte des Euro dargestellt. Der Filmgibt Einblick in das politische Kräftespielum die Geld- und Währungspolitik in Eu-ropa.

Teil 1 beginnt mit de Gaulles Politik ge-gen die Vorherrschaft des US-Dollarsund endet mit dem gemeinsamenBemühen von Helmut Schmidt und Gis-card d’Estaing, die Europäische Wäh-rungsunion voranzutreiben. 42 02376

Der Euro,eine Geschichte in drei Akten, Teil 2

Video, 50 Min, f, 1998Adressaten: S9, B, E

Teil 2 dokumentiert Mitterands energi-sche und schließlich erfolgreiche Politik,die europäischen Staaten gegen denWillen Englands unter der Premiermini-sterin Thatcher für die Einheitswährungzu gewinnen. 42 02377

Der Euro,eine Geschichte in drei Akten, Teil 3

Video, 50 Min, f, 1998Adressaten: S9, B, E

Teil 3 beginnt mit dem Gipfeltreffen inMaastricht, auf dem der Fahrplan für dieEuro-Einführung festgelegt wurde undendet mit dem EU-Gipfel in Dublin undder anschließenden Festlegung derEuro-Teilnehmerländer. 42 02378

Soziale MarktwirtschaftST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 11 Min, f, 2001Adressaten: S9

Der Film arbeitet Wirkungsprinzipien derSozialen Marktwirtschaft heraus: Freiheitund Eigenverantwortung, persönlicher(Miss-) Erfolg statt Gleichheit aller; Ei-gentum und Selbstständigkeit; sozialeSicherungssysteme, Ludwig ErhardsVerständnis von Sozialer Marktwirt-schaft; staatlicher Handlungsrahmen.

42 69424

InformationsgesellschaftST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 12 Min, f, 2001Adressaten: S8, E

Der Film zeigt den Entwicklungsbogenvon Agrar-, Industrie- über Dienstlei-stungs- zur so genannten Informations-gesellschaft. Was ist dran an denSchlagworten? Informations-Technolo-gien in allen Wirtschaftssektoren undZusammensetzung des Bruttoinlands-produkt (BIP) nach Sektoren. Wird in derInformationsgesellschaft nichts mehrproduziert? 42 69201

E-CommerceST: Filmlexikon der Wirtschaft

Video, 11 Min, f, 2001Adressaten: S11, J16, E

Begriffe: E-Commerce, B2C, B2B. Voll-kommene Märkte im Internet? Stärkenund Schwächen? Welche Produkte undDienstleistungen eignen sich besseroder schlechter für den Online-Handel?Sicherheit im Online-Handel, Zahlungs-formen, Branchen- und Privat-Mark-plätze sowie Lieferketten-Managementvia Internet. 42 69200

Auswirkungen der WährungsunionST: Die Europäische Währungsunion

Video, 10 Min, f, 2000Adressaten: S10, S11, J14, E

Der Film geht auf die praktischen Aus-wirkungen der Währungsunion nach Ein-führung des Euro am 31. Dezember2001 ein. Die Umstellung der heimi-schen Währung auf den Euro wird be-schrieben sowie die Auswirkungen aufden privaten Geldverkehr beleuchtet.Die Umstellung des Girokontos und derSpar- und Kapitalanlagen wird sachlicherörtert. Missverständnisse über Preise,Löhne und Gehälter werden aus-geräumt. 42 68069

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Internet-Seiten zum ThemaZusammengestellt von Albrecht Mangler

Für den Inhalt der angegebenen Seiten ist weder der Herausgebernoch der Autor verantwortlich.

Wirtschaftsdaten allgemein

http://www.statistik-bund.deInternetauftritt des Statistischen Bundes-amtes. Hier kann man aktuelle Daten sowiegrundlegende Zahlen zu fast jedem Be-reich des gesellschaftlichen Lebens onlineabrufen.

http://www.bundesbank.deAktuelle Wirtschaftsdaten sowie Informa-tionen zu Finanzmärkten und Euro könnenhier abgerufen werden.

http://www.euro.gv.at/fa/index.php3?t=46&m=10Zahlen zur Euro-Einstellung der Bevölke-rung gibt es unter dieser URL.

http://www.za.uni-koeln.de/data/allbus/

Aktuelle „Allbus“-Daten können hier be-trachtet und als pdf-Dokument herunterge-laden werden.

http://www.gesis.org/dauerbeobachtung/

Daten aus vielen Lebensbereichen könnenauf dieser Seite recherchiert werden. Dazugibt es die Zahlen aus dem „Datenreport1999“ zum Einsehen und zum Laden alspdf-Datei.

http://www.wifak.uni-wuerzburg.de/elwis/econ/econ11.htm

Zahlreiche Links zu Wirtschaftsdaten, nichtnur für Deutschland, sondern auch für Eu-ropa und andere Staaten in der Welt. Pro-gnosen und Kommentare können abgeru-fen werden.

http://www.diw.de

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor-schung bietet seine Informationen im Netzan.

http://www.statistik.baden-wuerttem-berg.de/

Seite des Statistischen Landesamtes Ba-den-Württemberg. Vor allem regionale Da-ten lassen sich hier schnell abrufen.

http://www.hwwa.de/

Das Hamburger Weltwirtschaftsarchiv bie-tet sich für eine Recherche in umfassendenDatenbanken an.

http://www.google.comEffektive Suchmaschine für zahlreiche Be-reiche.

BAUSTEIN AWachstum und Konjunktur in der Bun-desrepublik Deutschland

http://www.bundeswirtschaftsministe-rium.deAlles rund um die Wirtschaftspolitik gibt esunter dieser Adresse.

http://www.wiwi.uni-hannover.de/gkw/lange/cal_cat/goodwin.htmDiese Seite bietet viele detaillierte Informa-tionen über Konjunkturzyklen und Grund-begriffe der wirtschaftlichen Rechenweise.

http://cfg.sadnet.de/wirt1.htmKurze, grafisch ansprechende und histo-risch aufgebaute Seite mit Daten zum Wirt-schaftswachstum.

http://members.tripod.de/ChristianBro-ecker/Emp4.htmPrivate Homepage mit einer Arbeit überMechanismen der Wirtschaft.

http://www.europarl.eu.int/workingpa-pers/econ/104/chap4_de.htmDas Arbeitspapier des Europäischen Parla-ments untersucht, ob die Währungsuniontragfähig ist. Dabei werden vor allem öko-nomische Faktoren berücksichtigt.

http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=659Ausführliche Behandlung des ThemasKonjunktur: Grundbegriffe, Konjunktur-theorien (historische Übersicht) und Bezugzur Bundesrepublik Deutschland.

http://www.bundestag.de/info/parlhist/g1960_42.htmlKurze Zusammenfassung des Stabilitäts-gesetzes von 1967.

BAUSTEIN BNew Economy – Neue Ökonomie

http://www.e-startup.org/Forschungsprojekt zum E-Commerce.Viele Ergebnisse sind online abrufbar; Do-wnload als pdf-Datei oder zusätzlich alsPowerpoint-Präsentation.

http://www.defusco.ch/neudeutsch.htmlOnline-Wörterbuch, um Begriffe aus demBereich der New Economy nachzuschla-gen.

http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2001/03/27/ak-in-6610056.htmlBericht über einen Feldversuch mit einem vernetzten Haus.

http://www.futurelife.chThe art of modern living: aufwendig gestal-tete Seite, in der ein virtuelles Haus zumBesuch einlädt.

http://www.alpar.wiwi.uni-marburg.de/ for-schung/internet/start.htmBeschreibung einer Studie zum Internet-einsatz in deutschen Untenehmen.

http://www2.tagesspiegel.de/ar-chiv/2000/07/21/ak-ka-23035.htmlArtikel über die New Economy im Vergleichzur so genannten Old Economy.

http://www.politik-lk.com/ neconomy.htmAusführliches Thesenpapier zum Begriffder New Economy.

http://www.logophilia.com/WordSpy/yet-tie.html

Zur Definition des Wortes „Yettie“.

http://www.yettie.de/home.html

Homepage über Yetties.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,81395,00.html

Das Magazin „Der Spiegel“ über Yetties.

http://www.maerkte-von-morgen.de/mvm-analyse_nemax-all-share.htm

Analyse des Nemax

http://www.redmailorder.com/boerse/jah-resbericht2000.htmJahresbericht 2000 über Technologieak-tien.

BAUSTEIN CDer Euro ist da

http://www.bundesfinanzministerium.de/Der-Euro-.533.htmHier können Pressemeldungen zur Ge-schichte des Euro abgerufen werden.

http://www.berlin.de/euro/Auf dieser Internetseite kann man aktuelleInformationen zum Euro und über dessenWerdegang erfahren. Ein besonderes„Schmankerl“ ist die Checkliste, mit derman prüfen kann, ob man für dieWährungsumstellung bereit ist.

http://www.aktion-euro.deAnsprechende Seite mit vielseitigen Infor-mationen rund um den Euro: Kurs, Daten,der aktuelle Fahrplan bis zur Einführungsowie ein Eurorechner.

http://www.europa.eu.intDie Europäische Union präsentiert sich imInternet. Die Seite bietet zahlreiche Linkszu europäischen Themen. Aktuelle Statisti-ken aus dem Eurostat können ebenso ab-gerufen werden wie Daten zum Euro undMerkmale der Europäischen Union.

http://www.ecb.intDie Adresse der Europäischen Zentral-bank. Hier kann man sich über EuropasFinanzmärkte informieren oder auf die offi-zielle Euro-Homepage surfen.(http://www.euro.ecb.int/)

http://www.euroscanner.de/due/Suchmaschine, die wirklich alles zum Eurosucht und findet. Besonders interessant:Der Benutzer kann sich sein persönlichesSuchgebiet aus den vier Bereichen „Land“,„Branchen“, „Fachgebiet“ und „Inhalt“ zu-sammenstellen. Beispiel: Man sucht Infor-mationen zum Euro in Griechenland, diespeziell den Einzelhandel im Bereich der In-formationstechnik betreffen. Ferner kannman gezielt nach Inhalten suchen, welchedie gewünschte Seite enthalten soll (For-schungsergebnisse, Daten u.a.).

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Texte und Materialienfür Schülerinnen und Schüler 114Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

Neckar-Verlag GmbH aus: Politik und Unterricht

78050 Villingen-Schwenningen Zeitschrift für die Praxis derKlosterring 1 politischen BildungPostfach 1820 Heft 4/2001

WIRTSCHAFT IM WANDELBAUSTEIN A Wachstum und Konjunktur in der

Bundesrepublik DeutschlandA 1 bis A 6 Was ist Wachstum?A 7 bis A 9 Größen der Volkswirtschaftlichen

GesamtrechnungA 10 bis A 13 KonjunkturenA 14 bis A 16 Stabilitätspolitik im Magischen ViereckA 17 bis A 18 Außenwirtschaftliches GleichgewichtA 19 bis A 22 Preisstabilität und InflationA 23 bis A 32 Vollbeschäftigung und ArbeitslosigkeitA 33 bis A 35 Wirtschaftspolitik

BAUSTEIN B New Economy – Neue ÖkonomieB 1 bis B 3 Technischer FortschrittB 4 bis B 9 Informations- und KommunikationstechnologieB 10 bis B 12 Akzeleration und KapitalisierungB 13 bis B 15 Selbstverständnis und Eigenarten der New EconomyB 16 bis B 18 Ein neuer ArbeitsmarktB 19 bis B 22 Aufstieg und Fall der Neuen ÖkonomieB 23 bis B 26 ÖkonomisierungB 27 bis B 29 Zukunftsperspektiven

BAUSTEIN C Der Euro ist da – Zur Stellung der Europäischen Zentralbank

C 1 bis C 9 Prinzipien der WährungsunionC 10 bis C 13 Stellung und Aufgaben der

Europäischen Zentralbank (EZB)C 14 bis C 27 Europäische Geldpolitik und das Ziel der PreisstabilitätC 28 bis C 30 Ursachen und Auswirkungen der Euro-SchwächeC 31 bis C 33 Das neue Geld

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20 Was ist Wachstum?A

A 1

Vornehme Portion

A 2

InnovationenbeflügelnKonjunkturen

A 1 – A 35 Wachstum und Konjunktur in der Bundesrepublik Deutschland

Nobelrestaurant Schröder Zeichnung: Haitzinger/CCC, 2001

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Was ist Wachstum? 21A

A 4

A 3 Ohne Wachstum geht es nicht

• Nur in einer wachsenden Wirtschaft kann derStaat auch mit wachsenden Einnahmen rechnen. Jeweniger kräftig die Steuerquellen sprudeln, um soschwieriger wird es für die öffentliche Hand, neueAufgaben zu übernehmen bzw. die bestehendennoch besser zu lösen. Bei knappen Einnahmenschränkt der Staat meist seine eigenen Investi-tionen ein und vernachlässigt damit wichtigevolkswirtschaftliche und gesellschaftspolitischeFunktionen, wie den Bau von Straßen, vonSchulen …

• Ein allzu geringes Wachstum lässt zudem nichtgenügend neue Arbeitsplätze entstehen, um die Ar-beitslosigkeit schnell abzubauen. Wachstum und

Nach: Im Kreislauf der Wirtschaft. Einführung in die Volks-wirtschaftslehre von Werner Heiring und Walter Lippens,Köln (Bank-Verlag), 1999, S. 210f

Entstehung neuer Arbeitsplätze sind eng miteinan-der verbunden …• Geringes Wachstum bedeutet auch, dass derSpielraum für Lohnerhöhungen und soziale Verbes-serungen für die Arbeitnehmer eingeengt wird. Jeweniger Einkommen in einer Volkswirtschaft imLaufe eines Jahres hinzuwächst, um so wenigerkann „verteilt“ werden …Ausreichendes Wachstum muss jedoch in Zukunftstärker als bisher mit den Gesichtspunkten verbun-den sein, die seit den 70-er Jahren mehr und mehrin das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt sind:kein Raubbau an Rohstoffen und Umwelt!

A 5 Wachstum ohne Grenzen?

a) Nachhaltig, qualitativ und fortschrittlich

Die Wirtschaft wächst, als habe es den Alarmruf desClub of Rome (The Limits to Growth, 1972) nie ge-geben, auch nicht den starken Widerhall in der brei-ten Öffentlichkeit vor knapp drei Jahrzehnten. Mandenkt bei Wachstum heute wieder mehr an Arbeits-plätze als an Umweltschäden, mehr an Kapitalbil-dung als an Verschwendung, mehr an die längerfris-tige Zukunft als an die Konjunktur von morgen. Mandenkt mehr an den Fortschritt des Wissens als anschwergewichtige Mengen von Eisen und Stahl. DasWachstum ist nachhaltiger, qualitativer und fort-schrittlicher geworden. Besonders kraftvoll wächstdie Wirtschaft vor allem dort, wo man in den Zentren

der Forschung neues Wissen erzeugt und pfiffigeUnternehmer es schaffen, das Neue rasch unter dieLeute zu bringen. Dies geschieht, wie die Unterneh-mer gerne bekennen, im Dienste des allgemeinenFortschritts und zum eigenen Nutzen. Mehr als jezuvor nährt sich das Wachstum heute aus den Quel-len des neuen Wissens, und dies vor allem in der„Neuen Welt“ ...

Wenn heute von Wachstum die Rede ist, so meintman als Ziel fast selbstverständlich nicht ein Mehran Mengen, sondern ein höheres Niveau der Qua-lität im Angebot von Gütern und Leistungen. Auchist hier nicht ein Wachstum durch Zwang gemeint,sondern ausnahmslos ein Wachstum in Freiheit. Ni-mand soll mehr müssen, als er will.

© Prof. Dr. Herbert Giersch, 2001

Wirtschaft inDeutschlandvon 1900 bis2000

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22 Was ist Wachstum?A

Dennis L. Meadows: Der Kollaps kommt. In: Die Zeit vom19.2.1998, S. 25

A 6 Wirtschaftsdatenim Vergleich

b) Der Kollaps kommt

Die Zeit: Professor Meadows, Sie haben in IhremBuch über die Grenzen des Wachstums weltweitesAufsehen erregt. Bereuen Sie Ihre Untergangsprog-nosen von damals?

Dennis L. Meadows: Ich habe viel über das Buchnachgedacht. Aber Bedauern habe ich dabei nieempfunden.

Zeit: Sie prognostizierten damals recht mutig, dassfortgesetztes Wirtschaftswachstum zur Erschöp-fung der natürlichen Ressourcen und schließlichzum Kollaps des Planeten führen werde. Davonkann doch heute keine Rede sein.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gibt denWert der in einem bestimmten Gebiet,dem Inland, produzierten Waren undDienstleistungen an. Dabei spielt eskeine Rolle, ob die Erwerbstätigen unddie Kapitalgeber ihren ständigen Wohn-sitz im Inland haben, oder ob es sich umAusländer handelt. Das BIP ist also eineregional abgegrenzte Größe. Das BSP istdagegen um den „Saldo der Erwerbs-und Vermögenseinkommen zwischenden Inländern und der übrigen Welt“ er-gänzt.

a) Deutschland 1970 und 1999

b) Wachstumsliga der Bundesländer 1999 – 2000

Das Jahr 2000 übertraf alle Erwartungen.Die deutsche Wirtschaft wuchs um sattedrei Prozent, damit hatten auch Optimis-ten nicht gerechnet. Schauplatz desBooms war vor allem der Süden der Re-publik, das schlug sich dort auch in nied-rigen Arbeitslosenraten nieder. Die ost-deutschen Länder hingegen bliebenallesamt hinter dem Durchschnitt zurück– obwohl sie den größten Nachholbedarfhaben. Fazit: Die Kluft wächst.

Meadows: Das war auch nicht unsere Prognose. Wirhaben vorausgesagt, dass die Fortsetzung des Be-völkerungswachstums, des Wirtschaftswachstums,der Umweltverschmutzung und anderer Entwicklun-gen die Erde kollabieren lassen wird. Der Kollapswegen übertriebener Rohstoffausbeutung war nureins von mehr als zehn Zukunftsszenarien. Aberselbst dieses Szenario zeigte, dass um das Jahr2000 nicht mehr als fünfzehn Prozent aller Rohstoffeverbraucht sein würden. Die wirkliche Knappheit be-ginnt in unseren Computermodellen erst nach demJahr 2020. Also, ich habe durchaus den Eindruck,dass wir noch gut im Plan liegen.

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Was ist Wachstum? / Größen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 23

A 7

Bruttoinlandsprodukt inDeutschland 1991–2000

c) Bevölkerung und Wirtschaftsleistung in der EU

Seit 1993 geht es mit der deutschen Wirt-schaft bergauf – in einem unterschiedlichenAusmaß freilich. Im Jahr 2001 wird der Zu-wachs wieder bescheidener ausfallen.

A 8

Die Entwicklung derLohnquote 1960–1999

A

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24 Größen der Volkswirtschaftlichen GesamtrechnungA

A 9 Die Konjunkturlage im Monatsbericht der Bundesbank

Deutsche Bundesbank, Monatsbericht August 2001, S. 60

1. Entstehung und Verwendung des Inlandspodukts, Verteilung des Volkseinkommens – Deutschland

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Konjunkturen 25

A 10

Vierzig Jahre Zuwachsund Rückgang in Deutschland

A

A 11 Konjunktur in Baden-Württemberg

Stuttgarter Zeitung, August 2001

Das Klima wird frostiger

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26 KonjunkturenA

A 13 Wachstumsprognosenfür 2001

a) Gedämpfte Erwartungen

b) Herbstgutachten

c) Flauten gehen vorüber

Politiker brauchen verlässliche Informationsquellen um Ent-scheidungen zu treffen. Ob sie angemessen reagieren, istallerdings eine andere Frage. Das Frühjahrs- und das Herbst-gutachten der führenden deutschen Wirtschaftsforschungs-institute liefern solche Daten. Die Gutachten gliedern sich indrei Teile: einer Einschätzung der Entwicklung der Weltwirt-schaft, Vorhersagen zum Wachstum in der Bundesrepublikund wirtschaftspolitischen Empfehlungen. Beteiligt an den

Badische Zeitung vom 24.10.2001 (bk)

A 12

Typischer Verlaufder Konjunktur

Heinrich Köppen: Konjunkturpolitik,Stuttgart (Deutscher Sparkassen Ver-lag) 1996, S. 10

Gutachen sind: das Kieler Institut für Weltwirtschaft, dasMünchner Ifo-Institut, das Rheinisch-Westfälische Wirt-schaftsforschungsinstitut in Essen, das Deutsche Institut fürWirtschaftsforschung in Berlin, das Institut für Wirtschafts-forschung in Halle und das Hamburger WeltwirtschaftlicheArchiv. Diese Institute schicken 70 Vertreter zu einer Konfe-renz, in der die Aussagen des Gutachtens erarbeitet werden.Bestehen unterschiedliche Ansichten, wird abgestimmt. Al-lerdings findet auch die Meinung der Minderheit Erwähnung.In diesem Jahr hat sich das Kieler Forschungsinstitut gegeneine vorgezogene Steuerreform ausgesprochen. Das Finanz-ministerium nutzt die Prognosen der Gutachten für seineSteuerschätzungen. Politische Parteien dagegen „instrumen-talisieren die Ergebnisse oft verkürzt“, kritisiert der KielerKonjunkturforscher Christoph Kamps. Die Regierung stütztsich außerdem auf das Jahresgutachen des Sachverständi-genrates. Hier nehmen fünf Professoren – die „fünf Weisen“ –vor allem Stellung zum Stand der Wirtschaftspolitik.

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Stabilitätspolitik im Magischen Viereck 27A

A 14 Wirtschaftsentwicklung und politische Verantwortung

A 15 Magisches Viereckin drei Jahrzehnten

Institut der deutschen Wirtschaft Köln, iwd Nr. 7 vom 15.2.2001, S. 7; © 7/2001 Deutscher Instituts-Verlag

WachstumVeränderunsraten des realen BIP in Westdeutschland 1951bis 2000, in Prozent

InflationsratePreisindex der Lebenshaltung in Westdeutschland 1951 bis2000, in Prozent

Außenwirtschaftliches GleichgewichtSaldo der Leistungsbilanz in Westdeutschland 1951 bis2000, in Mrd. DM

Arbeitslosenquotein Westdeutschland 1951 bis 2000, in Prozent

Im Zeitraum seit 1949 war die politische Verantwortung unterschiedlich verteilt: 1949 bis 1969: CDU-geführte Regierungen(1966–69: Große Koalition), 1969 bis 1982: SPD-geführt, 1982 bis 1998: CDU-geführt, seit 1998: SPD-geführte Koalition

Quelle: SVR. – Ab 1993 Gesamtdeutschland Quelle: SVR. – Ab 1993 Gesamtdeutschland

Quelle: SVR. – Ab 1993 Gesamtdeutschland Quelle: Bundesbank – Ab 1993 Gesamtdeutschland

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28 Stabilitätspolitik im Magischen Viereck / Außenwirtschaftliches Gleichgewicht A

A 16 Stabilitätsgesetz von 1967

Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachs-tums der Wirtschaft, Paragraph 1

Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- undfinanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des

gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beach-ten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, daß sie imRahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleich-zeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem ho-hen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftli-chem Gleichgewicht bei stetigem und ange-messenem Wirtschaftswachstum beitragen.

Bundesgesetzblatt Teil I vom 13.6.1967, S. 582

A 17

Exporte stabilisierendie Konjunktur

a) Deutscher Außenhandelseit 1949

b) Deutschlands wichtigsteHandelspartner 2000

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17.3.2001; Grafik: Brocker

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Außenwirtschaftliches Gleichgewicht / Preisstäbilität und Inflation 29A

A 18 Terms of Trade

A 19

Die Messung der Preisentwicklung

Terms of Trade – was ist das überhaupt? Am tref-fendsten übersetzt man den Begriff mit „internatio-nales Tauschverhältnis“, und dabei geht es nicht umallgemeine Handelsbedingungen, sondern um einengewogenen Preisindex. Der setzt die Importpreise inBeziehung zu den Exportpreisen, gewichtet zudemdie Preise mit dem Anteil, den die betreffenden Gü-ter am Außenhandel haben. Die Terms of Trade zei-gen somit an, wie viel Importe ein Land mit einerEinheit seiner Exportprodukte erwerben kann. IhreVerschlechterung bedeutet, dass eine Volkswirt-schaft für den Kauf der gleichen Menge Importgütermehr an Exportgütern absetzen muss und dass

außerdem die teuren Importe die Binnennachfragedurch einen Entzug an Kaufkraft schmälern. Genauin dieser Situation befand sich die deutsche Volks-wirtschaft im vergangenen Jahr, in dem sich dieTerms of Trade um über vier Prozent verschlechter-ten.Für ein wohlhabendes und exportstarkes Land wiedie Bundesrepublik ist das kein Grund zur Panik.Der Verlust von Wohlstand macht sich konkret undauf kurze Sicht nicht bemerkbar.Für ein Land der Dritten Welt dagegen kann es umsökonomische Überleben gehen. Denn im Grundewird über die Veränderung des Tauschverhältnissesdas Weltsozialprodukt umverteilt.

Die Zeit Nr. 5 vom 25.1.2001 (Klaus-Peter Schmid)

a) Preisindex und Warenkorb

iwd 25. Jg. Nr. 6 vom 29.7.1999 © 6/1999 Deutscher Instituts-Verlag

b) Die „Rein- und Rausliste“ der Preisstatistik

15.9.1995 (dpa)

„In“Seehecht/Seelachs;Joghurt mit Fruchtzusatz;Körnerbrot;Damenmantel/Wolle;Vitrine mit Glastüren;Heizlüfter; Heizdecke;Superbenzin plus; Selbstbedienung;StereokompaktanlagePersonalcomputerKeyboard; Farbnegativfilm;

Kiwi;Salatteller;Mikrowellenherd;Grundgebühr/Fahrunterricht;Spielzeugauto;Flaschenbier/alkoholfrei;Integralhelm;Menüteller/Kunststoff;Disketten;Blumenerde.

„Out“Fischfilet;Joghurt ohne Fruchtzusatz;helles Mischbrot;Damenpelzmantel;Schrankwand;Radiator;Heizkissen;Superbenzin mit Bedienung; Diesel;Stereosteuergerät;Heimcomputer;Elektronische Orgel;Farbumkehrfilm;Spaghetti;Schneiderarbeit;Kokos; Nußkohle;

UV-Oberkörperbräuner;Reifen/11.00 R 20;Chrompflegemittel;Diarahmen;Telecassette;Pflanzenschutzmittel;Feuersteine;Strickgarn/Babygarn;Porzellantasse;Mofa;Pocketkamera;TV-Multispiel;Blitzlichtwürfel;Unkrautvernichter;Gas für Feuerzeuge.

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30 Preisstabilität und InflationA

A 21 Die Inflation im Euro-Raumlässt nach

A 22 Teuerungsraten in Deutschland

Der Preisauftrieb im Euro-Raum lässt nach. In denzwölf Staaten der Währungsunion stiegen die Preiseim Juni gegenüber dem Vormonat nur noch um 0,1Prozent, teilte das EU-Statistikamt Eurostat mit. ImJahresvergleich verringerte sich die Inflationsratevon 3,4 Prozent im Mai auf 3 Prozent. Die Europäi-sche Kommission erwartet nach wie vor nicht, dassdie von der Europäischen Zentralbank angestrebteMarke von 2 Prozent vor 2002 unterschritten wird.Als inflationstreibend erwiesen sich zuletzt dieFleischpreise (plus 9 Prozent), Gemüse (11,3 Pro-zent) und Frischobst (9,8 Prozent). Auch die Kostenfür Gasheizung schlugen im Juni mit 17,1 Prozentmehr als ein Jahr zuvor zu Buche. Dagegen stiegendie Kraftstoffpreise nur noch um 1,2 Prozent. ImJahresvergleich wies Frankreich mit einer Inflations-rate von 2,2 Prozent die größte Preisstabilität auf.Schlusslicht waren die Niederlande mit 5 Prozent.

Michael Stabenow, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom19.7.2001

a) Preisentwicklung seit 1992

Im Jahr 2000 mussten die Verbraucher etwas tiefer in die Ta-sche greifen als in den beiden Jahren zuvor. Die Preise für dieLebenshaltung stiegen um 1,9 Prozent im Jahresdurch-schnitt. Im Monat Dezember waren es 2,2 Prozent. Haupt-grund für den Preisschub waren die Energiepreise. Ohne Heizöl und Kraftstoffe wäre die Inflationsrate nach Berech-nungen des Statistischen Bundesamtes um nur 1 Prozentgestiegen. Billiger im Vergleich zu 1999 sind Nahrungsmittelund ganz besonders die Nachrichtenübermittlung – eineFolge des harten Wettbewerbs am Telefonmarkt.

Die Zeit vom 18.1.2001

A 20

Ausgabenfür Essenund Trinken

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Preisstabilität und Inflation / Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit 31A

b) Veränderungenin einem Jahr

c) Lohnentwicklung nominal und real

Die deutschen Reallöhne und -gehälter sind im ers-ten Quartal 2001 wegen der stark gestiegenen Ver-braucherpreise erstmals seit Ende 1997 wiederleicht gesunken. Sie seien um 0,1 Prozent gegen-über dem ersten Quartal 2000 zurückgegangen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7.7.2001

A 23 Sorgen und Nöte

„Welche politischen Aufgaben halten Sie für besonders wichtig?“

Bekämpfung der Arbeitslosigkeit 68

die Renten sichern 61

die Gesundheitsvorsorge sichern 55

Bürger wirksamer vor Verbrechen schützen 52

für soziale Sicherheit sorgen 50

die Wirtschaft ankurbeln 47

für gleiche Lebensbedingungen in Ost und West sorgen 33

Zusammenleben mit Ausländern regeln 24

Emnid-Umfrage für den „Spiegel“ vom 28. bis 30. April 2001;rund 1000 Befragte. In: Der Spiegel Nr. 19/2001, S. 51

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32 Vollbeschäftigung und ArbeitslosigkeitA

A 26 Der Arbeitsmarkt in Deutschland seit 1998

Deutsche Bundesbank, Monatsbericht August 2001. IX. Konjunkturlage, 6. Arbeitsmarkt, S. 63

A 24 Ausgemustert A 25 Zurückgeblieben

Zeichnung Hanel, 2000 Take-Off ohne PassagiereZeichnung: Murschetz / Die Zeit 1994

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Der Februar ist schon immer der Schreckensmonat der Arbeitsmarktpolitiker, denn regelmäßig erreicht die Beschäftigungslosig-keit wegen des Winterwetters dann den höchsten Stand des Jahres. Auch wenn nun der befürchtete Sprung auf mehr als 4,8 Mil-lionen ausgeblieben ist, liegt die Arbeitslosenzahl um rund zwei Millionen über dem Wert von 1991. Besonders hart trifft die Krisedie weniger Qualifizierten: Obwohl nur noch rund dreißig Prozent der Erwerbstätigen Arbeiter sind, liegt ihr Anteil an den Be-schäftigungslosen nunmehr bei fast zwei Dritteln. Und etwa die Hälfte der Langzeitarbeitslosen verfügt über keine abgeschlos-sene Berufsausbildung. Die Zeit vom 7.3.1997

Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit 33A

A 27 Momentaufnahme Juni 2001

A 28

Arbeitslosigkeitin Deutschlandseit 1970

Stuttgarter Zeitung vom 6.7.2001 (Carola Pigisch)

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34 Vollbeschäftigung und ArbeitslosigkeitA

A 31 Erwerbsleben im Vergleich

Deutschland USA

Jahresarbeitszeit 1562 1957in Stunden

Mindestlohn 18,50 10,46in Mark Baubranche; Westpro Stunde

Haushaltsein- 60240 58010kommen Durchschnitt, jährlich in Mark

Kündigungsfristen mind. 4 Wochen fristlos,nur mit Begründung ohne

Begrün-dung

Daten: Der Spiegel Nr. 11 vom 13.3.2000, S. 113

A 29 Problem Schwarzarbeit

Meinhard Miegel: Der Jobmotor stottert. In: Rheinischer Merkur Nr. 22 vom 28.5.2001

A 30

Kosten derArbeitslosigkeit

Frankfurter Allgemeine Zeitungvom 9.12.2000

Anteil der Arbeitneh-mer mit Tariflöhnen über 60 % 14 %

Urlaubstage max. 30 Tage max.14 Tage

Kranken- gesetzlich nicht obli-versicherung geregelt gatorisch,

16 % der Einwohnerohne KV

Arbeitslosengeld 67 % des letzten ca. 50 %Nettogehalts für 0,5 für max.bis 2 Jahre nach mind. 6 Monateeinem Jahr abgabe-pflichtiger Arbeit;dann Arbeitslosenhilfe

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Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit / Wirtschaftspolitik 35A

A 33

Steueraufkommenund Staatsausgaben

a) Die Ausgaben seit 1997und Haushaltsstruktur2001

In Anlehnung an iwd, Deutscher Insti-tuts-Verlag, aus: Heinrich Köppen:Konjunkturpolitik, Schülerheft, Stutt-gart (Deutscher Sparkassen Verlag) 7. Aufl. 1998, S. 47

Zwei Strategien der Wirtschaftspolitik

A 32

Was hilft gegen die Arbeitslosigkeit?

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36 WirtschaftspolitikA

A 34 Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU

b) Steuerarten und ihr Ertrag 2001

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Wirtschaftspolitik 37A

b) Möglichkeiten der KonjunkturpolitikDer „Wirtschaftsweise“ Juergen B. Donges

Focus: Was kann der Kanzler angesichts der Wirt-schaftsschwäche tun?

Donges: Konjunkturprogramme helfen nicht weiter.Aber wenn konjunkturbedingt der Finanzministerweniger Steuern einnimmt und das Haushaltsdefizitsteigt, muss er das hinnehmen. Auch die höherenAusgaben durch steigende Arbeitslosigkeit sindnicht konsolidierungsbedürftig.

Focus: Was raten Sie der Regierung?

Donges: Die Regierung könnte die nächste Stufeder Steuerreform auf Anfang 2002 vorziehen. Alleinschon, dass die Regierung so etwas ankündigt,würde aus dem gegenwärtigen Stimmungstief he-raushelfen. Allerdings besteht dann ein Finanzie-rungsproblem. Das muss die Regierung gegen diepositiven Effekte auf das Wachstum abwägen. In je-dem Fall rate ich, schnell zu entscheiden und darü-ber nicht monatelang zu diskutieren.

Focus: Müssen wir uns wieder an steigende Inflati-onsraten gewöhnen?

Donges: Die derzeit preistreibenden Faktoren sindeigentlich vorübergehend. Aber tatsächlich hat einArbeitnehmer jetzt weniger Kaufkraft, was die Ge-werkschaften dazu verleiten kann, höhere Tarifab-schlüsse zu fordern. Dann gäbe es wirklich ein Infla-tionsproblem. Aufpassen muss man, dass bei derEuro-Umstellung die Händler in einem Klima stei-gender Preise nicht zu häufig einfach aufrunden undso die Inflation verstärken.

(a) Bundesministerium der Finanzen(b) Focus Nr. 26/2001, S. 22 (Interview: Annette Beutler)

A 35 Standpunkte

a) Wachstum, Beschäftigung, PreisstabilitätVon Bundesfinanzminister Hans Eichel

Eine erfolgreiche Wirtschafts- und Finanzpolitikmuss die finanzielle und wirtschaftliche Basis für diefolgenden Generationen sichern. Für die Finanzpoli-tik ist die Sicherung der Handlungsfähigkeit durcheine Begrenzung von Zinslasten und Verschuldungunabdingbar. Auf der Grundlage gesunder Staatsfi-nanzen, stabilitätsorientierter Geldpolitik und einerbeschäftigungsorientierten Lohnpolitik kann sich beigleichzeitig durchgeführten strukturellen Reformenein dynamischer Wachstumsprozess entfalten, dieBeschäftigung steigen und die Arbeitslosigkeit sin-ken.

Mit unseren europäischen Partnern haben wir unsdaher auf eine strikte Anwendung des europäischenStabilitäts- und Wachstumspaketes geeinigt. Dieentscheidende Voraussetzung, um dieses Ziel zu er-reichen, ist ein insgesamt verhaltener Ausgabenkursbei einer gleichzeitigen Verbesserung der Aus-gabenstruktur. Dies bedeutet auch: Für ausgaben-wirksame Konjunkturprogramme ist weder heutenoch in den kommenden Jahren finanzieller Spiel-raum vorhanden.

Bereits im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz wur-den Ende der sechziger Jahre Wachstum, Beschäf-tigung und Preisstabilität als zentrale Ziele einer er-folgreichen Wirtschafts- und Finanzpolitik formuliert.Diese Ziele sind auch heute noch unvermindert ak-tuell. Dem Stabilitätsgesetz lag zum Zeitpunkt seinerVerabschiedung eine wirtschaftspolitische Philoso-phie zugrunde, die den heutigen Herausforderungennicht mehr genügt. Das Stabilitätsgesetz war vor al-lem auf Maßnahmen zur kurzfristigen Konjunktur-steuerung ausgerichtet. Dem Staat wurde dabei dieAufgabe zugewiesen, Schwankungen in der ge-samtwirtschaftlichen Nachfrage durch haushalts-,kredit- und steuerpolitische Maßnahmen auszuglei-chen. Die Grenzen einer derart angelegten Wirt-schaftspolitik wurden in den siebziger Jahren sehrschnell deutlich. Aus diesen Erfahrungen haben wirgelernt. Zudem ist die deutsche Volkswirtschaftheute deutlich stärker in die europäische und welt-weite Arbeitsteilung eingebunden als noch vor 20oder 30 Jahren. In einer solchen offenen Volkswirt-schaft bleiben nationale konjunkturpolitische Maß-nahmen nicht auf das Inland beschränkt.

Deshalb verfolgen wir heute eine langfristig ange-legte wirtschafts- und finanzpolitische Konzeption,die einen klaren Entscheidungsrahmen vorgibt, Er-wartungen stabilisiert und Investoren und Verbrau-chern längerfristig Planungssicherheit vermittelt.

Zeichnung: Mester, 2001

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38 Technischer FortschrittB

B 3 Neue Ökonomie

New Economy – in keinem Artikel über konjunktu-relle Entwicklungen, Wirtschaftswachstum oder ab-nehmende Inflationsgefahren darf dieses Schlag-wort fehlen. In allen Berichten über (neue)Technologien oder die Börsensegmente für jungeUnternehmen ist es zu finden. Doch was ist eigent-lich neu an der Neuen Ökonomie, gibt es sietatsächlich, und welche Auswirkungen ergeben sichfür die Wirtschaftspolitik? ...

Etwa seit 1994 wird in den USA ein „neues Para-digma“ diskutiert, das seit zwei Jahren in leicht ab-gewandelter Form unter dem Begriff der New Eco-nomy – oder nun in Deutsch: Neue Ökonomie –erörtert wird, wobei die inflationäre Verwendung die-ses Begriffes einer sachlichen Diskussion eher ab-träglich ist. Der Sinngehalt wurde derart aufge-weicht, dass heute alles, was mit Software,Computern, mobiler Kommunikation und Daten-transfer in Verbindung steht, mit dem Begriff derNew Economy belegt wird. Gleichzeitig wurden ei-

B 1 – B 29 New Economy – Neue Ökonomie

B 1

FrüheArbeiter-unruhen

B 2 Synthese

Focus, Montage Tony Craddock, SciencePhoto Library

Zeichnung: Greser & Lenz, 1997

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Technischer Fortschritt / Informations- und Kommunikationstechnologie 39DB

B 4 Virtualisierung

Das Telefonnetz ist zum Nervensystem der Wirt-schaftswelt geworden. Kommunikative Macht lässtUnternehmen wachsen oder sterben, Produkte ent-stehen oder vergehen. Denn das Telefon überträgtden wichtigsten Bestandteil für den Wertschöp-fungsprozess schlechthin: Informationen, Wissen,Know-how.

Das Wissen, wie Produkte zu verbessern sind, wieneue Märkte aufgetan werden können und wo essich zu investieren lohnt, hat sich längst als der be-deutendste Produktionsfaktor schlechthin heraus-gestellt – neben den „klassischen“ Faktoren Boden,Arbeit, Kapital.

• Die geographische Lage? Sie spielt durch die Telekommunikation keine Rolle mehr.

• Bodenschätze? Sie sind durch den Wettbewerbauf dem Weltmarkt leicht zu besorgen.

• Die Arbeit? Sie gibt es im Überfluss. Arbeitslo-senstatistiken geben ein beredtes Zeugnis davon.

• Und das Kapital? Das ist in rauen Mengen vor-handen. Nur sucht es sich stets den besten Wirtmit dem höchsten Renditeversprechen. Anderegehen leer aus.

Know-how aber ist immateriell. Es gehört zum Reichder Software, die nicht nur im Sektor der EDV dieWelt der Hardware bestimmen wird – die Welt derGegenstände, des Stahls, der harten Arbeit, die manim Schweiße seines Angesichts vollbringt. „Bits

nige Termini geprägt, die in engem Zusammenhangmit der New Economy stehen: digital economy, net-work economy, virtual economy, weightless eco-nomy, knowledge economy oder information so-ciety. Sie decken trotz ihrer Vielzahl jedoch nicht dengesamten Begriffsinhalt ab, sondern stellen eineVerengung des Blickwinkels auf Teilaspekte dar.Ausgeblendet werden die ursprünglich diskutiertengesamtwirtschaftlichen Effekte.

Die New Economy verspricht nahezu paradiesischeZustände: Hohes Wachstum, geringe Arbeitslosig-keit, niedrige Inflationsraten – und dies auf Dauer.Ausgelöst werden diese Entwicklungen durch dieneuen Informations- und Kommunikationstechnolo-gien, die zu Produktivitätsfortschritten führen. DasDurchlaufen eines gesamten Konjunkturzyklus vomAufschwung über den Boom und Abschwung bishin zur Rezession innerhalb weniger Jahre wird esdagegen in Zukunft nicht mehr geben – so die Theseder New Economy.

Michael Stierle: Neue Ökonomie: Charakteristika, Existenzund Herausforderungen für die Wirtschaftspolitik. In: Aus Po-litik und Zeitgeschichte B 9/2001, S. 15

statt Atome!“ lautet das Schlagwort; „Entstoffli-chung“ nennen es vornehmer die Wissenschaftler,weil ein immer kleinerer Teil in der Wertschöpfungs-kette der eigentlichen Produktion gewidmet wird.

Schon heute ist die Mikroelektronik in einem Autowertvoller als die Karosserie, ist der Wissensanteilam Computerchip um zigtausendfach wertvoller alsder Quarzsand, aus dem er gefertigt ist. SelbstWerkzeugmaschinen oder Konsumgüter sind oft nurnoch in dem Sinne „stofflich“, als sie physisch vor-handen sind. Gemessen an den Komponenten ihrerWertschöpfung sind sie längst zum Großteil virtuellerzeugt.

Dynamit für die Arbeitswelt

Dieses Wissen ist nicht neu. Neu ist nur die Relation:Nicht mehr die Mehrheit der amerikanischen Er-werbstätigen hat noch etwas mit Produktion undHerstellung zu tun wie noch vor dreißig Jahren, son-dern nur ein gutes Sechstel. Ähnlich die deutscheEntwicklung. Alle anderen verwalten, erfinden, ver-arbeiten Informationen, bieten Dienstleistungen allerArt an ...

Das Internet als gewaltige Bibliothek, die Großrech-ner als Regale, die Personalcomputer als Bücher-borde – alles erschließt sich dem Privatnutzer vomheimischen PC aus.

Immer mehr Güter lassen sich von ihrem atomarenZustand in den digitalen überführen: Bücher, Musik,Blaupausen, Dienstleistungen, Informationenschlechthin, also genau jener Teil in der Wertschöp-fungskette, der sich auch als ihr wichtigster ent-puppt hat. Das macht es den Nationalstaaten fastunmöglich, alte Ordnungsstrukturen aufrechtzuer-halten. Wenn immer größere Teile der Wirtschaft inden Cyberspace abtauchen, werden die alten In-strumente der Politik stumpf.

Betriebe, welche sich über mehrere Länder, ja Kon-tinente erstrecken, überspringen nicht nur Zeitzo-nen, sondern erst recht nationale Rechtsgrundla-gen. Welches Sozialrecht etwa gilt in internationalenDatennetzen? Welche Arbeitsschutzbestimmungenhat der virtuelle Raum? Ladenschlusszeiten sind imInternet ohnehin passé. Homepages haben 24 Stun-den lang geöffnet – ob in den USA, Schweden oderDeutschland ...

Aber der Fiskus kann sich trösten: Die Mehrwert-steuer wird künftig eine größere Rolle spielen. Ir-gendwann nämlich werden die meisten Bits wiederzu Atomen, wenn die – nicht digitalisierbaren – Gü-ter über den Postweg oder den Supermarkt zumKunden gelangen. Dann gibt es eine Zwei-Klassen-Steuergesellschaft. Was sich in Atomen konden-siert, was physische Präsenz von Unternehmen,Personen oder Gütern erfordert, dessen wird derGesetzgeber habhaft. Alles andere entzieht sich sei-nem Zugriff. Eine neue Gerechtigkeitsdebatte dürfteauf uns warten.

Stephan Lorz: Virtualisierung. Der digitale Kapitalismus. Rhei-nischer Merkur Nr. 8 vom 25.2.2000, S. 15

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40 Informations- und KommunikationstechnologieB

B 5

Anteile derInformations-technik inter-national

iwd Nr. 12 vom 22.3.2001, S. 15. © 12/2001 Deutscher Instituts-Verlag

B 6 Beschäftigte in Deutschland

iwd Nr. 21 vom 24.5.2001, S. 7

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DInformations- und Kommunikationstechnologie 41

B

B 8

Kommuni-kations-zentraleHaushalt

B 7 Alltagsmedium Internet

Grafiken: Kaiser, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.1.2001

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42 Informations- und Kommunikationstechnologie/Akzeleration und KapitalisierungB

B 10 Akzeleration

Einen wesentlichen Teil des Zeitgeistes der Internet-Ära macht das Phänomen der Beschleunigung aus.Mit einer nie da gewesenen Geschwindigkeit pulsie-ren Menschen, Waren, Dienstleistungen, Kapital undInformationen rund um den Globus ...

Der Kapitalismus ist in eine neue Ära vorgedrungen:Fast überall auf der Welt dominiert er das Wirt-schaftsleben – nun hat er sein Wachstum vom Raumin die Zeit verlagert. Möglich machen dies die unge-heuren Fortschritte von Wissenschaft und Technik.Jede Generation von Computerchips ist viermalschneller als die vorangegangene. Das Internet be-fördert Informationen mit Lichtgeschwindigkeit undbeschleunigt so Entstehen und Vergehen von Unter-nehmen, verwandelt immer mehr Waren und Dienst-leistungen in Bits und Bytes, lässt Investorenkapitalzum vaterlandslosen Gesellen auf der Suche nachder rentierlichsten Anlage werden.

Weil der Wettbewerb immer mehr, immer perfektereund zugleich individuellere Produkte in immer kürze-rer Zeit verlangt, wachsen auch Spezialisierung undArbeitsteilung. Wenn mehr Menschen ihre speziellenKenntnisse und Fähigkeiten entdecken und entfal-ten, wird Kapital effizienter genutzt, gelangen Inno-vationen schneller aus der Wissenschaft in die Wirt-schaft ...

Zwar dreht sich das Rad von Handel und Produktionbereits seit der industriellen Revolution deutlichschneller, sodass in den letzten 200 Jahren die Pro-duktion um das 50fache gestiegen ist. Statistischgesehen versorgt ein Landwirt heute 108 Menschenmit Nahrungsmitteln, um die Jahrhundertwende wa-ren es gerade mal vier Menschen, 1950 immerhinschon zehn. Damals musste ein Facharbeiter noch154 Minuten für ein Kilo Rindfleisch arbeiten, heute

sind es nur noch 58 Minuten. In den USA hat sichdas Produktivitätswachstum seit 1996 auf 2,5 Pro-zent im Jahr beschleunigt, verglichen mit durch-schnittlich 1,5 Prozent in den 25 Jahren davor.

Mehr als je zuvor spaltet der Markt die Gesellschaft.Wer zur Bildungselite gehört oder die neuen Chan-cen zu nutzen versteht, gehört dem SPD-VordenkerPeter Glotz zufolge im digitalen Kapitalismus zu den„Symbolanalytikern“, dem Bevölkerungsdrittel derGlobalisierungsgewinnler.

Während die traditionell Produzierenden das zweiteDrittel ausmachen, sammeln sich Arbeitslose, Rent-ner, schlecht Ausgebildete und andere „Vernet-zungsverlierer“ im wachsenden dritten Drittel – undverharren dort.

Wirtschaftsprofessor Herbert Giersch: „Beschleuni-gung bringt Ungleichheit, weil die Mobilen die Chan-cen schneller nutzen können als die Nachzügler. DieDurchschnittsgeschwindigkeit steigt, weil dieSchnellen so viel dürfen, wie sie können.“ Werlangsamer wird, kann schnell aus dem ersten insdritte Drittel abrutschen. Real- und Humankapitalkönnen flugs wertlos werden – die Risiken steigen;sichere Berufe oder Produktideen gibt es nur fürden, der sich ständig den wandelnden Anforderun-gen anpasst.

Der neue Geschwindigkeitsrausch schützt nicht vorGefahren. Unter dem ungeheuren Druck des ver-schärften Wettbewerbs müssen Unternehmen in im-mer kürzeren Abständen neue Produkte auf denMarkt werfen. Wer nicht neue Märkte auftut und seinGeld in Forschung und Innovation steckt, dem dro-hen die Märkte mit Liebes- und Kapitalentzug. Sokann es passieren, dass die Beschleunigung desAlltags, der Entwicklung auf Kosten der Nachhaltig-keit geht.Carsten Brönstrup: Akzeleration. Wandel im Überschall.Rheinischer Merkur Nr. 18 vom 5.5.2000, S. 15

B 9

Neue Techniken in Unternehmen

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Akzeleration und Kapitalisierung/Selbstverständnis und Eigenarten der New Economy 43DB

B 12 Kapitalisierung

B 13 Neue Strukturen?

Inzwischen haben die Finanzmärkte längst auch dienationalen Wirtschaften verändert: Das Kapital istder alles entscheidende Produktionsfaktor gewor-den. Nicht mehr die Produktmärkte sind der Signal-geber für Entscheidungen, sondern das Auf und Aban der Börse. Je mehr Geld in die Aktienmärktefließt, desto größer wird deren Macht. Die Börsen

1) Vorstandsvorsitzender

2) Vorstand

3) Direktoren

4) Abteilungsleiter

5) Mitarbeiter

Nach einer Anzeige des Gerling-Konzerns in Tageszeitungen vom 12.6.2001

B 11

Vergleich der Umsätzeseit 1987

Rheinischer Merkur Nr. 15 vom14.4.2000, S. 15. © RM/ICON

haben die Funktion der Parlamente, der Ordnungs-politik schlechthin übernommen. Und da die Erträgeaus dem investierten Kapital schneller steigen alsdie Leistung der Produktion, von der sie finanziertwerden müssen, stellt dieser Prozess eine wach-sende Belastung für Wirtschaft und Gesellschaft dar– Schulden, die früher oder später zurückgezahlt,abgeschrieben oder erlassen werden müssen.

Stephan Lorz: Kapitalisierung. Der Zug der Lemminge. Rhei-nischer Merkur Nr. 15 vom 14.4.2000, S. 15

Old Economy New Economy

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44 Selbstverständnis und Eigenarten der New EconomyB

Die Zeit Nr. 5 vom 25.1.2001, Leben, S. 2

B 15 Leben um zu arbeiten?

Ein neuer Menschentyp erobert die New Economy:der Yettie. Unter den insgesamt 1,6 Mio. Arbeitneh-mern in der neuen Wirtschaft gibt es viele 25- bis35-Jährige, die bis zum Umfallen arbeiten und fürihren beruflichen Erfolg Selbstausbeutung und Ein-samkeit in Kauf nehmen.

Sie arbeiten als Daytrader, Programmierer, Invest-mentbanker oder Multimedia-Experten, und sie wol-len nur eins: Erfolg um jeden Preis. Yetties, so nen-nen sich die Kinder der New-Economy, und ihrName ist Programm: „young, entrepreneurial and

B 14 Die Sprache der New Economy

B2B-Lösung: Programm, das dieGeschäftsabläufe zwischen Unter-nehmen steuert („Business to Bu-siness“)

Bugs: Fehler in Programmen, diehäufig zum Absturz der Softwareführen

Business Development Repre-sentative: Kundenbetreuer, oft mitvagen kommunikativen Aufgaben(der Frühstücksdirektor des E-Business, sagen Spötter)

C, C++, C# („C sharp“): Programmiersprachen

Content-Management-Instru-mente: Software zur Verwaltungund Auswertung von Inhalten imInternet (besonders wichtig beiEinkauf, Design und Produktent-wicklung)

CRM (Customer-Relationship-Management): Organisation derKommunikation von Firmen undKunden

Demand Creation: „Bedarfs-weckung“ durch Kundenberatung

E-Business: Internet-Geschäft

E-Procurement: Abwicklung desinternen Einkaufs z.B. Büromate-rial übers Internet

Extranet: Teil interner Netzwerke,der auch Außenstehenden zu-gänglich ist

Facemail: ironischer Begriff vonComputerfreaks für „persönlichesGespräch“

F-Bar-Filter: von der Firma Agilententwickelter Miniatursignalfilter,ein Handybauteil

Homepage: Internet-Seite einerFirma, Organisation oder Person

ICs: Computerchips („IntegratedCircuits“)

Interaktive Web-Auftritte: Inter-net-Seiten, auf denen man Datenhinterlassen kann, etwa zur Be-stellung von Produkten

Intranet: Firmeneigenes Compu-ternetz zur internen Kommunika-tion

Java, JavaScript: Programmier-sprachen

JavaBeans: Software, die die Ar-beit mit Java erleichtert

JPEG (sprich: Dschäjpeg): tech-nischer Standard für die Kompri-mierung digitaler Bilder

Knowledge Management: Ver-such, über das Internet Firmenwis-sen zu bündeln

Lösungen: MaßgeschneiderteProgramme, die Geschäftsabläufesteuern

Marketplace: meist auf bestimmteProdukte spezialisierte Verkaufs-plattform im Internet, die Händlerund Verkäufer zusammenbringt

Marketplace-to-Marketplace-Kollaboration: Zusammenarbeitvon Marketplace-Betreibern

Portale: Internet-Seiten, die Ein-trittspforten ins Internet sein wol-len

Pro Series: ein Programm derFirma Spoerle Electronic zur Auf-tragsabwicklung und -verfolgung

Security-Programme: Softwarezur Datenverschlüsselung undzum Schutz vor dem EindringenFremder in Computersysteme

Supply Chain: die Versorgungs-kette einer Firma

Supply Chain Management: Pro-gramme, mit deren Hilfe dafür ge-sorgt wird, dass die Lagerbe-stände klein bleiben und dieKunden schnell ihre Ware bekom-men

Webserver: Computer, von demInternet-Seiten abgerufen werdenkönnen

XML: Programmiersprache

tech-based“ (jung, unternehmerisch und technischorientiert).

„Sie sind jung, klug und reich. Sie glauben, sie re-gieren die Welt, und vermutlich tun sie das auch“,sagt der US-Soziologe Peter York ...

Welche Folgen das Phänomen Yettie sonst nochhat, damit haben sich Soziologen beschäftigt. Mitdem Börsenboom der vergangenen Jahre und derIT-Revolution haben sich die Yetties auch inDeutschland etabliert.

NEW ECONOMY / Jung, unternehmerisch und technisch orientiert: der Yettie als neuer Typ Mensch

Selbstausbeutung als PerspektiveFür den Erfolg nehmen immer mehr Singles die soziale Isolation in Kauf

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Selbstverständnis und Eigenarten der New Economy / Neuer Arbeitsmarkt 45DB

B 16 Regionale Schwerpunkte

B 17 Mangel an Fachkräften

B 18 Mehr Einwanderung?

F.A.Z.-Grafik Brocker, 7.3.2001

Die Wirtschaft drängt auf eine großzügige Einwan-derungsregelung. Der Bundesverband der Deut-schen Industrie wies gestern darauf hin, dass inDeutschland derzeit 440 000 Computerexperten, 80 000 Beschäftigte in der Gastronomie, 50 000 imPflegedienst und 40 000 Facharbeiter in der Metall-und Elektroindustrie fehlen.

Reutlinger General-Anzeiger vom 29.5.2001

Sie lebten meist als Single, fänden ihre Freunde oftnur unter Kollegen und verbrächten die knappe Frei-zeit auf „After-work-parties“, in edlen Restaurantsoder beim schnellen Shopping. Rund 1,6 Mio. Men-schen arbeiten derzeit in der New Economy, 2005sollen es nach Experteneinschätzungen bereits über2 Millionen sein.

„Yetties leben, um zu arbeiten, und verstehen sichzuerst als ‚Ich‘“, sagt (die Soziologin) Siegel. „EinYettie ist Spitze in seinem Job, er ist flexibel, zu-kunftsorientiert, und will in kurzer Zeit möglichst vielGeld verdienen.“ Das wissen auch die Unterneh-men, immerhin liegt das Jahresgehalt junger Exper-ten in der New Economy selten unter 100 000 DM ...

Die gewollte Selbstausbeutung der Yetties birgt je-doch ein besonderes Risiko: „Sie sind die typischenBurn-out-Kandidaten, denen durch die permanenteArbeitsbelastung der physische und psychische Zu-sammenbruch droht“, sagt Siegel. Das bestätigtauch die Hamburger Therapeutin Elke Greis. „Wennder Erfolgsturbo stockt oder persönliche Problemeauftauchen, dann kommt die große Krise.“ Und dielasse sich meist nur durch eine langfristige Therapiebewältigen, da die Yetties neu lernen müssten, sichund ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen und sichsozial zu integrieren. „Und das ist sehr viel schwieri-ger, als die ersten 100 000 DM zu machen“, sagtGreis.

Manfred Rolsmeier, AP; in: Südwest Presse vom 24.2.2001

Die Region Stuttgart hatte 1997 mit 23,3 Prozent EU-weitden größten Anteil an Beschäftigten in Hochtechnologie-branchen. Auch in Karlsruhe und Rheinhessen-Pfalz verdien-ten jeweils mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer ihre Bröt-chen in High-Tech-Firmen, was für diese Regionen die Plätzezwei und drei in der europäischen Hitliste bedeutete. Die Vor-rangstellung, die deutsche Regionen im High-Tech-Bereichzu haben scheinen (unter den 15 High-Tech-Spitzenreiternsind zehn deutsche, zwei französische und je eine italieni-sche, schwedische und britische Region), ergibt sich aus derkurzen Formel „Der Mix macht’s“. Denn der Begriff „Hoch-technologiebereich“ ist relativ weit gefasst, schließt bei-spielsweise die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten,Fahrzeugbau, chemische Industrie oder Nachrichtenüber-mittlung ein. Beschränkt man die Betrachtung hingegenallein auf High-Tech-Dienstleistungen, so ist keine deutscheRegion unter den Top 15 zu finden.

Statistische Angaben: Eurostat/Globus

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46 Aufstieg und Fall der Neuen ÖkonomieB

B 19 Ende des Booms?

Der Spiegel Nr. 18 vom 30.4.2001, S. 74 f.

Díe Gründe für die Flaute sindvielfältig. In den großen europäi-schen Ländern steht dieMarktsättigung, alsowenn rund 70 Prozentder Bevölkerung einHandy besitzen, unmit-telbar bevor. Und inden USA, wo immernoch kein einheitlicherStandard existiert,entwickelt sich dieNachfrage viel lang-samer als erwartet.Zudem war derSuper-Boom dervergangenenzwei Jahreunge-sund.Die

Netzbetreiber hatten das Wachs-tum in vielen Ländern künstlichgepuscht. Statt die Telefone zunormalen Preisen zu verkaufen,legten sie bei jedem Handy bis zu400 Mark an Subventionen drauf,um rasch möglichst viele Kundenin ihr Netz zu locken.Doch als Netzbetreiber und Han-dyhersteller vergangenes Jahrden Startschuss für das nächsteZeitalter des Mobilfunks gaben,brach das Subventionsmodellzusammen. Denn um die so ge-nannten UMTS-Lizenzen zu be-kommen und die neuen Netzeauszubauen, mussten sich dieNetzbetreiber so hoch verschul-den, dass für Subventionen beimGeräteverkauf nun kaum nochGeld übirg ist.

Der Chart der Nokia-Aktie seit 1988

NOKIA CORP. EO-,06Schluß am 18.09.2001 – 16,60

© by World Money, Brabantstr. 10–18, 52070 Aachen

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Aufstieg und Fall der Neuen Ökonomie 47DB

Aus einem Interview des „Spiegel“ mit dem SAP-Gründer Hasso Plattner über Aufstieg und Fallder New Economy

SPIEGEL: Herr Plattner, die Internet-Wirtschaftschwächelt, viele Aktien sind abgestürzt, viele Fir-men pleite. War die New Economy nur eineSchimäre?

Plattner: Da ist in der Tat etwas außer Kontrolle ge-raten und mit einigen die Phantasie durchgegangen.Alle Beteiligten hatten gehofft, dass sie ganz schnellganz reich werden könnten, die Internet-Firmen, dieAnleger, der ganze Finanzmarkt. In diesem Über-

B 21 UMTS – Flop oder Chance?

B 20

WachstumsmarktMobilfunk

Wird die dritte Mobilfunkgeneration für die Telekom-munikationsunternehmen ein Jahrhundert-Geschäftoder ein Mega-Flop? Weitgehend bekannt sind der-zeit nur die Kosten des UMTS-Investments,während bei den möglichen Erlösquellen noch vielesim Dunkeln liegt.

Auf den ersten Blick scheint die Erfolgsstory vorge-zeichnet. UMTS ermöglicht blitzschnelle Übertra-gungsraten von bis zu 2 Megabit pro Sekunde unddamit den flotten und mobilen Internet-Zugang vonjedem Ort aus.

Bei der Einschätzung der künftigen Marktchancensind derzeit aber viele Unwägbarkeiten im Spiel.Eine Expertengruppe hat für die UMTS-Einführungin Deutschland vier Szenarien skizziert:

1. Die Markteinführung erfolgt zügig und reibungs-los. Mobile Informations- und Kommunikations-dienste sind normaler Bestandteil des Alltags. Einhandliches UMTS-Gerät im Taschenformat dient alspersönlicher „Sherpa“ und kann privat und beruflichfür alle möglichen Zwecke eingesetzt werden. DieGeräte sind billig und für viele erschwinglich.

2. Die neue Technologie findet trotz pünktlicherMarkteinführung nur wenig Freunde, denn die meis-ten Konsumenten fühlen sich schon bestens mitKommunikationsmöglichkeiten und Datenzugängenversorgt.

3. Hierbei geht praktisch alles schief, was nur schiefgehen kann. Der Aufbau der Infrastruktur kommtnicht voran, weil Bürgerinitiativen den Aufbau derSendemasten verhindern. Die Endgeräteherstellergeraten in Verzug und können die neuen Mobilteile

B 22 Rückkehr zum Normalen

weder in versprochener Menge noch Qualität liefern.Die Lizenznehmer ziehen gegen die im Nachhineinals zu hoch angesehenen staatlichen Lizenzge-bühren vor Gericht. Technische Kinderkrankheitenbelasten die Markteinführung, die User sind des-interessiert. Die Unternehmen müssen ihre Milliar-deninvestitionen verloren geben. Die Mobilfunkkrisemündet schließlich in eine wirtschaftliche Rezes-sion.

4. Engpässe bei der Produktion der neuen Mobilteileund dem Aufbau der Netze führen zwar zu einer Ver-zögerung der Markteinführung. Doch dadurch hatsich die Neugier der Kunden auf die neue Technolo-gie eher verstärkt. Die Nachfrage übersteigt das An-gebot. Die Betreiber setzen auf einen selektivenMarkteintritt mit großer Signalwirkung, indem promi-nenten Top-Kunden reich ausgestattete und teureHigh-Qualitiy-Geräte zur Verfügung gestellt werden.Die Kalkulation geht auf. Die große Nachfrage derbreiten Masse wird schrittweise bedient.

Nach: iwd Nr. 22 vom 31.5.2001, S. 8

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48 Aufstieg und Fall der Neuen Ökonomie / ÖkonomisierungB

B 24 Die zwei Leben des Kunden

Zwei Hauptrollen spielt der Mensch in der ökonomi-sierten Welt. Zum einen die des Konsumenten. Ver-sehen mit Einkommen und Vorlieben, ist er stets aufder Suche nach den billigsten und besten Gütern. ...Um in dieser Rolle glänzen zu können, führt derKonsument ein Doppelleben. Denn zum anderen ister selbst Produkt. Auf dem Markt für Kenntnisse undFähigkeiten bietet der Mensch sich feil. ...

Das Doppelleben im Dienste des Marktes ist für sichgenommen nicht neu. Was sich verändert hat, istdas Ausmaß. Ökonomisierung heißt Radikalisierung,Imperialismus der Marktgesetze. Betrachtet manzunächst die Konsumseite: Täglich keimen und rei-fen neue Märkte, die den Konsumenten im Men-schen herausfordern. Dieser Trend hat vor allem dreiUrsachen:

• Rückzug des Staates. Telefon- und Strommarktzeigen den Weg: Monopol ade, es lebe der Wett-bewerb.

• Gesellschaftliche Veränderungen. Unter jungenFrauen ist Berufstätigkeit heute die Regel. Arbeit,die früher Ehefrauen, Mütter und Töchter erledig-ten, wird im Zeitalter der Ökonomisierung einge-kauft: Putzen, Kinderhüten oder Altenpflege – derMarkt für traditionell familiäre Dienstleistungenboomt.

• Technischer Fortschritt. Beispiel Medizin. DieTransplantationstechnik macht’s möglich. DerMarkt für menschliche Organe floriert, wenn auchjenseits der Legalität. Die Preise sind hoch, denndas Angebot ist knapp. Die Monetarisierung desmenschlichen Körpers hat begonnen ...

Das Internet perfektioniert den Konsum. Nicht nurflimmert ein weltweites Warenangebot in Sekunden-schnelle über den Bildschirm, auch der Kauf selbstvollzieht sich, für Ökonomen zumindest, denkbaroptimal: per Auktion. Von der Marssonde bis zumGebrauchtwagen – alles Wünschenswerte steht imNetz zur Versteigerung. Angebot und Nachfrage re-geln den Preis unter sich. Da lacht das Ökonomen-herz.

Dem Konsumenten dagegen vergeht die Freude.Ihm droht durch die stetig wachsende Zahl vonMärkten die Überforderung. Auch eine immergrößere Auswahl auf den bereits existierendenmacht König Kunde das Leben nicht leichter. BeimBäcker quält die Wahl zwischen Fitness-, Kürbis-kern- und Sovitalbrot, und jedes Supermarktregalfordert der Entscheidungsfreudigkeit Höchstleistun-gen ab. Versprachen früher drei Programme einenentspannten Fernsehabend, so plagt den Zu-schauer heute angesichts der Kanaldichte die Angstdes Verpassens ... Wer den Entscheidungskampfmeidet, zählt im Zweifel zu den Verlierern.

Muss sich der Mensch in der Konsumentenrolle mitVeränderungen anfreunden, so muss er es nicht we-

schwang ist das Gefühl für Schwerkraft verloren ge-gangen. Jetzt sind wir wieder zurückgekehrt zumNormalen.

SPIEGEL: Glauben Sie wirklich, dass in der Internet-Ökonomie nun langfristiges Denken angesagt ist?

Plattner: Wir haben eine Sturm-und-Drang-Zeit er-lebt, die eine Revolution begleitet hat. Die ist vorbei,jetzt schreitet der eigentliche Evolutionsprozessvoran. Deswegen glaube ich, dass zum Beispiel dasBusiness-to-Business-Geschäft, also der Internet-Handel zwischen Unternehmen, jetzt erst die rich-tige Zukunft vor sich hat.

SPIEGEL: Zeigen diese dramatischen Turbulenzennicht auch, dass der Börsenwert für ein Unterneh-men überhaupt kein verlässlicher Erfolgsmaßstabsein kann?

Plattner: Jede Börsenbewertung ist natürlich hochspekulativ. Deswegen bin ich ja so froh, dass jetztzumindest vergangenheitsgerichtete Kriterien wieGewinn und Umsatz wieder eine Rolle spielen. Diekann jeder überprüfen. Man muss nicht mehr Leutenglauben, die nur heiße Luft verblasen.

Der Spiegel Nr. 9 vom 26.2.2001, S. 113

B 23 Mustermann im Markenzwang

Das Handy muss silbern, die Kreditkarte golden sein. Von morgens bis abends, von Aronal bis Elmex, hat uns die Werbung fest im Griff.Ohne seine Labels wäre Mustermann nackt.

Montage: Rheinischer Merkur vom 18.5.2001 (mit Fotos vondpa)

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Ökonomisierung / Zukunftsperspektiven 49DB

B 25 Versagensangst geht um

B 26 Entmachtung der Politik

B 27 Hoffnungsträger Neue Ökonomie?

Rosige Zeiten für den qualifizierten, engagierten,selbstbewussten Arbeitnehmer? Mag sein. Abergibt es den überhaupt? Zu beobachten ist vielmehreine weit verbreitete Angst, nicht den ständig wach-senden Ansprüchen der Wirtschaft genügen zu kön-nen. Die Sorge um die mangelnde Markttauglichkeitbeginnt früh: 45 Prozent aller 12- bis 24-Jährigennannten in der letzten Shell-Jugendstudie die Unsi-cherheit darüber, ob und wann sie einen Beruf fin-den werden, ihr größtes Problem. Von den 22- bis24-Jährigen waren es gar 64 Prozent. Die Liebeslei-den des jungen Werther scheinen dagegen Kinker-litzchen.

Was folgt aus der Ökonomisierung der Arbeitswelt?Ist Leistung alles und Solidarität oder Miteinandernichts? Was passiert mit denen, die nicht fähig oderbereit sind, sich zu vermarkten oder vermarkten zulassen? Haben die Arbeitslosen, Alten und Krankenvon vorneherein verloren? Fest steht, dass sich nie-mand ausruhen kann. Denn wer heute gefragt ist,muss das nicht morgen auch noch sein. Und wer aufdem einen Markt erfolgreich ist, der gehört vielleichtauf einem anderen zu den Verlierern ...

Wo bleibt der Staat in der ökonomisierten Welt? DieStaatsbürgerrolle des Menschen tritt angesichts derAnforderungen auf Konsum- und Arbeitsmarkt inden Hintergrund ...

Droht die Entmachtung der Politik? Kann sie sichgegen den immer mächtig werdenden Markt be-haupten, diesem gar Einhalt gebieten? Auf viele Ver-änderungen muss der Staat reagieren – er ist nichtmehr der Spielmacher, sondern bloß noch Schieds-richter.

Beispiel wiederum Gesundheitswesen: Ärzte kön-nen heute Leben verlängern. Das aber hat seinenPreis. Krankenkassen, Mediziner und die Öffentlich-keit müssen sich die Frage stellen: Ab welchem Al-ter eines Patienten „lohnt“ sich eine lebensverlän-gernde Maßnahme noch? Wie viel ist eine Wocheglückliches Familienleben, wie viel ein weiterer Mo-nat in einem Krankenhausbett wert?

Hier muss der Staat der Ökonomisierung Grenzensetzen. Wo Menschenrechte auf dem Spiel stehen,hat das Kosten-Nutzen-Kalkül nichts zu suchen.

Muriel Büsser: Ökonomisierung. Was kostet die Welt? Rhei-nischer Merkur Nr. 6 vom 11.2.2000, S. 15

Aus einem Gutachten des Sachverständigen-rates

Die Diffusion der neueren Technologien erfordert,wie bei vorangegangenen technologischen Revolu-tionen, Zeit; die Herstellung von Computern begannbereits vor mehr als 40 Jahren, schlug sich aber erstin jüngster Zeit im gesamtwirtschaftlichen Produkti-vitätsfortschritt sichtbar nieder. Die Realisierung be-deutsamer Netzwerkeffekte wurde erst durch dasInternet möglich – besonders dem Bereich des elek-tronischen Handels werden für die Zukunft bedeu-tende Wachstumspotenziale eingeräumt ...

niger als Anbieter seiner selbst. Die Ökonomensprachen schon immer vom Arbeits-„Markt“, aufdem Arbeit angeboten und nachgefragt wird. DieRealität dieser Verhältnisse offenbart sich aber erstin jüngerer Zeit bis in ihre letzten Konsequenzen: Aufdem Humankapitalmarkt ist der Einzelne das Pro-dukt, das an die Frau und den Mann gebracht wer-den will. Hier ist Initiative gefragt und Kreativität.Zeugnisse sammeln, Bewerbungen schreiben,Selbstbewusstsein demonstrieren und vor allem:Kontakte, Kontakte, Kontakte. Das Ziel: Mitbewer-ber ausstechen, der Beste sein. KontinuierlicheFortbildung, Fitnessclub, Liften, Typberatung – deneigenen Marktwert gilt es zu optimieren. Immer imHinterkopf: Wie macht sich’s im Lebenslauf?

...

Für Berufstätige sieht die ökonomisierte Welt nichtentspannter aus. Der Einzelne muss sich immermehr abstrampeln, Schlappmachen wird bestraft.Sich auf einmal erworbenen Fähigkeiten auszuruhenist gefährlich, denn die Konkurrenz ist groß, undWissen kann in wenigen Wochen veraltet sein. DerTrend geht zur Selbstständigkeit – auch innerhalbvon Unternehmen: Mehr Verantwortung für den ein-zelnen Mitarbeiter, mehr Anreize und mehr Risiken.Wer der Unternehmensverschlankung zum Opferfällt, dem bleibt der Weg in die Scheinselbstständig-keit. Der Markt verlangt die Bereitschaft zu Leistungund Risiko. Sie macht die Effizienz des marktwirt-schaftlichen Systems aus.

Muriel Büsser: Ökonomisierung. Was kostet die Welt? Rhei-nischer Merkur Nr. 6 vom 11.2.2000, S. 15

Möglicherweise entpuppen sich die unangenehmenFolgen der Ökonomisierung nur als Übergangser-scheinungen. Die gesellschaftlichen Veränderungensind enorm. Den Menschen, besonders den älteren,fehlt noch die Routine, damit umzugehen. Vielejunge Menschen haben sich schließlich bereits bes-tens mit der neuen Lage angefreundet. Denn dieKonsumentenrolle verleiht auch Macht. Im Zeitalterdes allgegenwärtigen Marketings brauchen Unter-nehmen Daten, um gezielt werben zu können. Infor-mationen über die eigene Person werden daher zurhandelbaren Währung.

Muriel Büsser: Ökonomisierung. Was kostet die Welt? Rhei-nischer Merkur Nr. 6 vom 11.2.2000, S. 15

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50 ZukunftsperspektivenB

B 29 Erwartungen

B 28 Leittechnologien der Zukunft

Zeichnung: Mester, 2001

In Deutschland hat es den Anschein, dass sich dieNeue Ökonomie in der Breite noch nicht durchge-setzt hat. Das Produktionspotenzial wuchs ... deut-lich langsamer als in den Vereinigten Staaten, imDurchschnitt der neunziger Jahre um 1,8 Prozent;eine Beschleunigung lässt sich nicht feststellen. Einähnliches Bild zeichnet die Entwicklung der gesamt-wirtschaftlichen Stundenproduktivität (ohne Land-und Forstwirtschaft, Fischerei), die sich im gleichenZeitraum um durchschnittlich 1,7 Prozent pro Jahrerhöhte. Der am aktuellen Rand beobachteteschnellere Anstieg der Produktivität ist konjunkturellbedingt ...

Ein technologiefreundliches Umfeld und investiti-onsfördernde Rahmenbedingungen sind entschei-dend dafür, dass die Entwicklungen der Neuen Öko-nomie auch in Deutschland die Wirtschaftskraftnachhaltig stärken können. Der Risikokapitalmarkthierzulande steht in seiner gesamtwirtschaftlichenBedeutung dem in den Vereinigten Staaten zwarnoch nach, aber er entwickelt sich dynamisch. ...

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Sachverstän-digenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichenEntwicklung, 2000

Die Zukunftsforscher des Battelle-Instituts in Co-lumbus (Ohio) machen sich eine Vorstellung davon,wie die Welt im Jahre 2020 aussehen könnte. „Daszwanzigste Jahrhundert war die Zeit großer Techno-logien, der Massenproduktion, Massenkriege undMassenpolitik“, sagt Stephen Millett, einer derführenden Köpfe des Instituts. „In den kommendenJahren werden die neuen Technologien mehr auf dieeinzelnen Menschen zugeschnitten sein und siewerden fast jeden Aspekt unseres Alltags betreffen.“Was prophezeien uns die Experten von Battelle aufdie Sicht von zwanzig Jahren? Das Battelle-Instituthat eine Liste mit zehn Leittechnologien vorgelegt.Die genannten Beispiele zeigen nur einen Teil dermöglichen Anwendungen.

Battelles zehn Leittechnologien bis 2020• Gentechnik-gestützte Medizin und Gesund-

heitsvorsorge. Die Genforschung wird eine medi-zinische Technik hervorbringen, die es uns erlaubt,genetisch bedingte Krankheiten festzustellen undzu behandeln, noch bevor sie aufgetreten sind,vielleicht sogar schon im Mutterleib. In zwanzigJahren wird es möglich sein, menschliche Organezu klonen, die sich für Transplantationen eignen.

• Hochenergie-Speicher. Hoch entwickelte Batte-rien, billige Brennstoffzellen und Mikro-Generato-ren für elektrische Energie werden elektronischeErzeugnisse und Anwendungen mobil machen.Dezentrale Energiequellen werden weit verbreitetsein und Energie erschwinglich und umweltver-träglich machen.

• Umwelttechniken. Neue Materialien, Produkti-onstechniken und Energiesysteme werden die

Wüsten verschwinden lassen und helfen, dieKlimaprobleme zu lösen.

• Allgegenwärtige Computerleistungen. Compu-ter werden überall sein und wir werden die Mög-lichkeit haben, ständig und auf den verschiedens-ten Wegen zu kommunizieren.

• Nanotechnik (auf der Milliardstel-Ebene). Mikro-skopisch kleine Apparate werden unseren Alltagrevolutionieren und viele Arbeitsplätze schaffen.

• Optimierte Leitsysteme für den Individualver-kehr. Technische Systeme sollen die Aufgabemeistern, den Individualverkehr (Autos) in einenoptimierten öffentlichen Verkehr zu integrieren.

• Synthetisch hergestellte Lebensmittel (Designer-Foods). Gentechnisch hergestellte Nahrungsmittelwerden umweltfreundlich und nährstoffreich sein.Beim Pflanzenschutz wird man dank der Gentech-nik auf Pestizide verzichten können.

• Intelligente Gebrauchsgüter. Im Haushalt wer-den raffinierte Geräte und Anwendungen uns vieleFunktionen abnehmen, um die wir uns jetzt selbstkümmern müssen: z.B. „denkende Toaster“.

• Preiswertes und sauberes Wasser weltweit. Esgilt als technologische Herausforderung, durchFilterprozesse, Aufarbeitung oder Entsaltzung be-zahlbares Trinkwasser für die wachsende Welt-bevölkerung bereitzustellen.

• Entwicklung der Supersinne. Sensoren und im-plantierte Geräte können dafür sorgen, dass wirbesser hören als je zuvor, dass wir weiter oder garim Dunkeln sehen. „Wir können Krankheiten heilenund Leiden bessern“, sagt der Forscher Stoke,„aber warum sollen wir uns darauf beschränken?Warum nicht das Gehör besser machen als es je-mals war?“ ob

Quellen: Battelle-Technology Forecasts (http://www.battelle.org/forecasts/technology2020.stm) und http://www.ivcon.org– Archiv Forschung und Technologie 2000

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Prinzipien der Währungsunion 51DC

C 1 – C 33 Der Euro ist da – Zur Stellung der EZB

C 1 Abschiedsschmerz

C 2 Zwischen Akzeptanz und Skepsis

Nur noch wenige Tage ...

Zeichnung: Haitzinger/CCC

Am 1. Januar 1999 wurde in Deutschland der Euro alsWährung eingeführt. Finden Sie das gut, oder finden Siedas nicht gut?

Oktober 2000 Mai 2001jünger als 24 gesamt jünger als 24 gesamt

finde ich gut 48 33 44 38

finde ich nicht gut 50 62 51 56

weiß nicht 2 5 5 6

Werden durch den Euro die Kosten für die Lebenshaltungeher steigen, eher fallen, oder wird sich dadurch nicht vieländern?

März 2000 Mai 2001jünger als 24 gesamt jünger als 24 gesamt

steigen 32 39 64 68

fallen 7 5 7 4

nicht viel ändern 56 50 29 25

weiß nicht 5 6 – 3

Wird der Euro langfristig eine erfolgreiche Währung sein?

Oktober 2000 Mai 2001jünger als 24 gesamt jünger als 24 gesamt

ja 58 47 65 59

nein 38 44 28 28

weiß nicht 4 10 7 13

b) Einstellungen und Erwartungen

Mitteilungen des Bundesverbandes deutscher Banken, Juni2001

a) Ansichten zum Euro

1. Beim Reisen in Euro-Länder fällt der Geldum-tausch weg. Das spart Zeit und Geld.

2. Die Herstellung der neuen Geldscheine undMünzen dürfte etwa 2,7 Milliarden DM kosten.Die Umstellung sämtlicher Automaten für Fahr-scheine, Getränke usw. wird allein in Deutsch-land eine Milliarde DM kosten, die letztlich dieVerbraucher bezahlen müssen.

3. Der Export deutscher Firmen in Euro-Länderwird erleichtert. Die Unternehmen brauchen nurnoch in einer Währung zu rechnen und nichtmehr zu fürchten, dass der Wert anderer eu-ropäischer Währungen schwankt.

4. Löhne und Preise können im Euro-Land unmit-telbar miteinander verglichen werden. Das wirddie Konkurrenz verschärfen.

5. Durch Aufrunden von „krummen“ Beträgen inEuro und Cent werden die Preise steigen.

6. Eine gemeinsame Währung kann solange nichtfunktionieren, wie jeder EU-Staat weiterhinselbstständig in Wirtschafts- und Finanzfragenentscheidet und es keine gemeinsame europäi-sche Regierung gibt.

7. Eine gemeinsame Währung wird die Teilnehmer-staaten zwingen, ihre Finanz- und Wirtschafts-

politik stärker aufeinander abzustimmen. Da-durch wird auch das politische Zusammen-wachsen der EU-Staaten beschleunigt.

8. Die gemeinsame Währung wird einen Wachs-tumsschub für Europa bringen und seine wirt-schaftliche Stellung in der Welt stärken.

9. In schon jetzt wirtschaftlich schwachen EU-Län-dern kann sich durch die Umstellung auf denEuro die Arbeitslosigkeit erhöhen. Sie werdendann zusätzliche Unterstützungszahlungen ausder EU-Kasse verlangen.

10. Wenn ein Euro-Land über seine Verhältnisselebt, müssen das die Partner, also auch dieDeutschen, mit bezahlen.

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Zeitlupe 38,Europa, Bonn 2000, S. 19

Saupe
Keine Rechte
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52 Prinzipien der WährungsunionC

C 5 Die Entwicklung des Außenwerts

C 6 Preisstabilität im Vergleich

Der Euro hat seit seiner Einführung vor fast zweieinhalb Jahren deutlich anGewicht verloren. So sank der Außenwert der Gemeinschaftswährung ge-genüber dem US-Dollar um 28 Prozent.

Europäische Zentralbank, Monatsbericht Mai 2001, S. 44

C 3 Umrechnungskurse für 1 Euro

C 4 Die Umstellung

Deutsche Bundesbank 12/2000,Faltblatt der Euro ist da

Die Währungsunion ist keine Währungsreform, son-dern lediglich eine Währungsumstellung. Durch dieUmstellung auf den Euro wird niemand ärmer oderreicher. Alle Geldwerte, ob Guthaben oder Schul-den, Mieten oder Einkommen und auch alle Preise,werden spätestens im Jahr 2002 in Euro ausge-drückt.

Die Umstellung erfolgt zum offiziellen Umrech-nungskurs. Die dreijährige Umstellungsphase (1. Ja-nuar 1999 bis 31. Dezember 2001) soll den Über-gang für Verbraucher und Wirtschaft erleichtern.

Für den Euro sprechen viele Gründe: Es entfallenUmtauschgebühren und Wechselkursrisiken zwi-schen den beteiligten Ländern. Unternehmer habensomit eine verlässlichere Kalkulationsgrundlage fürInvestitionen und Handel. Der Verbraucher kann vonmehr Wettbewerb profitieren. Der größere Finanz-markt schafft mehr Anlagemöglichkeiten. Zudemkann sich die europäische Währung zu einer wichti-gen Währungsreserve für andere Länder entwickeln.Viele Vorteile wird es aber nur geben, wenn dieGeldwertstabilität in allen teilnehmenden Länderndauerhaft gesichert ist.

Deutsche Bundesbank 12/2000, Faltblatt der Euro ist da

Saupe
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Prinzipien der Währungsunion 53DC

C 7 Wirtschaftswachstum 2000

C 8

Die Maastricht-Kriterien

C 9 Zielwerte erreicht?

Der Spiegel Nr. 23 vom 2.6.2001, S. 106

Große Spannbreite: EU-Wirtschaftsdaten 2000

Europa in 100 Stichworten. Hrsg. vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Bonn 1999,S. 139

Quelle: EWI 2001; Bundesverband deutscher Banken, Schulbank5/2001

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54 Stellung und Aufgaben der Europäischen Zentralbank (EZB)C

C 11

Die Unabhängigkeitder EZB

C 12 Anteile am EZB-Kapital

Europa in 100 Stichworten. Hrsg. vomPresse- und Informationsamt der Bun-desregierung, Bonn 2000, S. 78

Angaben in Prozent (Quelle: EZB)

Deutsche Bundesbank 24,4935

Banque de France 16,8337

Banca d’Italia 14,8950

Bank of England 14,6811

Banco de España 8,8935

De Nederlandsche Bank 4,2780

Banque Nat. de Belgique 2,8658

Europa in 100 Stichworten. Hrsg. vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Bonn 2000, S. 79

C 10

Grundsätzeund Spielregeln

Europa in 100 Stichworten. Hrsg. vomPresse- und Informationsamt der Bun-desregierung, Bonn 2000, S. 199

Sveriges Riksbank 2,6537

Österreichische Nationalbank 2,3594

Bank of Greece 2,0564

Banco de Portugal 1,9232

Danmarks Nationalbank 1,6709

Suomen Pankki 1,3970

Central Bank of Ireland 0,8496

Banq. central du Luxembourg 0,1492

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DC

C 14

Geldpolitik imEuro-System

Europäische Zentralbank: Die einheitliche Geldpolitik in Stufe 3, November 2000

C 13 Aufgaben und Kompetenzen

Ausgewählte Artikel des EG-Vertrags und derSatzung des ESZB zu Gründung, Aufgaben undKompetenzen der EZB/des ESZB

Artikel 8 EG-Vertrag(Gründung des ESZB und der EZB)

Nach den in diesem Vertrag vorgesehenen Verfah-ren werden ein Europäisches System der Zentral-banken (im Folgenden als „ESZB“ bezeichnet) undeine Europäische Zentralbank (im Folgenden als„EZB“ bezeichnet) geschaffen, die nach Maßgabeder Befugnisse handeln, die ihnen in diesem Vertragund der beigefügten Satzung des ESZB und derEZB (im Folgenden als „Satzung des ESZB“ be-zeichnet) zugewiesen werden.

Artikel 105 EG-Vertrag(Ziele und Aufgaben des ESZB)

(1) Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, die Preis-stabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beein-trächtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist,unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspo-litik in der Gemeinschaft, um zur Verwirklichung derin Artikel 2 festgelegten Ziele der Gemeinschaft bei-zutragen. Das ESZB handelt im Einklang mit demGrundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiemWettbewerb, wodurch ein effizienter Einsatz derRessourcen gefördert wird, und hält sich dabei andie in Artikel 4 genannten Grundsätze.

(2) Die grundlegenden Aufgaben des ESZB beste-hen darin,

– die Geldpolitik der Gemeinschaft festzulegen undauszuführen,

– Devisengeschäfte im Einklang mit Artikel 111durchzuführen,

– die offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaa-ten zu halten und zu verwalten,

– das reibungslose Funktionieren der Zahlungssys-teme zu fördern.

Artikel 108 EG-Vertrag (Unabhängigkeit)

Bei der Wahrnehmung der ihnen durch diesen Ver-trag und die Satzung des ESZB übertragenen Be-fugnisse, Aufgaben und Pflichten darf weder dieEZB noch eine nationale Zentralbank noch ein Mit-glied ihrer Beschlussorgane Weisungen von Orga-nen oder Einrichtungen der Gemeinschaft, Regie-rungen der Mitgliedstaaten oder anderen Stelleneinholen oder entgegennehmen. Die Organe undEinrichtungen der Gemeinschaft sowie die Regie-rungen der Mitgliedstaaten verpflichten sich, diesenGrundsatz zu beachten und nicht zu versuchen, dieMitglieder der Beschlussorgane der EZB oder dernationalen Zentralbanken bei der Wahrnehmung ih-rer Aufgaben zu beeinflussen.

Europäische Zentralbank, Monatsbericht Oktober 2000, S. 52 f.

Europäische Zentralbank (EZB) / Europäische Geldpolitik und das Ziel der Preisstabilität 55

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56 Europäische Geldpolitik und das Ziel der PreisstabilitätC

C 15 Notenbankzinsen und Tagesgeldsatz

Deutsche Bundesbank: Geschäftsbericht 2000,Frankfurt am Main 2001, S. 29 (C 15)

C 17 Die Geldmenge M3 seit 1998

Komponenten der Geldmenge M 3

(Veränderung gegen Vorjahr in %)

Europäische Zentralbank, Monatsbericht Mai 2001,S. 12 (C17)

C 16 Die Geldmenge M3

Monatsendstände und Veränderungen der saisonbereinigten Werte gegen Vormonat

Anmerkung: Wegen des Rundens der Zahlen entsprechen die M3-Komponenten in (Mrd) Euro möglicher-weise nicht dem für M3 angegebenen Gesamtbetrag.

Europäische Zentralbank, Monatsbericht Mai 2001,S. 12 (C 16)

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Europäische Geldpolitik und das Ziel der Preisstabilität 57C

C 18 Die EZB in den Schlagzeilen

5.1.2001

24.3.2001

29.3.2001

10.4.2001

20.4.2001

3.5.2001

11.5.2001

8.5.2001

27.3.2001

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58 Europäische Geldpolitik und das Ziel der PreisstabilitätC

C 22 Die EZB senkt die Leitzinsen

C 19 Stabilität garantieren!

C 21 Die Rolle der EZB

C 20 Wachstum fördern?

Es ist nicht die Aufgabe der Notenbank, für kräftige-res Wachstum zu sorgen. Sie ist einzig und allein aufdie Stabilität des Euro verpflichtet. Und die liegt der-zeit keinesfalls im sicheren grünen Bereich. ...

Auch wenn es noch so lästig ist: Die Hüter des Euromüssen sich den Ruf des Stabilitätsgaranten erstnoch erarbeiten. Deshalb dürfen sie nicht bereits beider ersten Nagelprobe einknicken.

Südwest Presse vom 11.4.2001

Berlin. (dpa/AP) Der Deutsche Gewerkschaftsbund(DGB) sieht ohne eine Senkung der Leitzinsen durchdie Europäische Zentralbank (EZB) ernste Gefahrenfür Wachstum und Beschäftigung in Europa. Alle Ar-gumente, mit denen die EZB ihre restriktive Linieverteidigt, taugten besser für eine Zinssenkung,sagte DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammervor Journalisten ... in Berlin.

Wenn die Zinsen nicht bei der nächsten Sitzung desGremiums um eine halben Prozentpunkt zurückge-nommen würden, würden alle bisher angenomme-nen und von den Wirtschaftsforschungsinstituten inder vergangenen Woche prognostizierten Werte inFrage gestellt. Dazu gehöre auch das Wachstums-ziel von über zwei Prozent. „Dann kommt so ziem-lich alles ins Rutschen“, sagte Putzhammer.

Die EZB konterkariere das erklärte Ziel der europäi-schen Regierungen, die Arbeitslosigkeit zu beseiti-gen und dazu ein Wirtschaftswachstum von dreiProzent anzustreben. Die Inflationsrisiken würdenüberschätzt.

Reutlinger General-Anzeiger vom 18.4.2001 (dpa/AP)

Ernst Welteke, der Präsident der DeutschenBundesbank, in einem Zeit-Gespräch

Die Geldpolitik ist kein Instrument der Konjunktur-politik. Die EZB unterscheidet sich von Auftrag undStrategie her grundlegend von der amerikanischenNotenbank, der Fed. In Europa haben wir eine klareFestlegung auf ein makroökonomisches Ziel: Geld-wertstabilität. Preisstabilität ist das vorrangige Ziel,

worauf die EZB zu achten hat. So wie die Fed ihrejüngsten Zinssenkungen begründet hat, mit demHinweis auf Märkte und Konjunktur, kann die EZBnie argumentieren ...

Es ist sehr viel leichter, mit geldpolitischen Maßnah-men eine Konjunktur zu drosseln als anzukurbeln.Da gilt das alte Wort Karl Schillers: Man kann diePferde zur Tränke führen, aber saufen müssen sie al-lein. Mit Geldpolitik allein – vorausgesetzt, die No-tenbank sollte und dürfte das – ist die Konjunkturnicht in Gang zu bringen. Es gibt auch keinen einzi-gen Hinweis darauf, dass irgendwo in Europa eineInvestition unterblieben ist, weil das Geld zu teuerwäre. Es ist ein Irrglaube, dass das Wachstum in Eu-ropa höher wäre, wenn die Zinsen früher gesenktworden wären. Unsere Überzeugung ist: Der besteBeitrag, den eine Notenbank zu Wachstum und Be-schäftigung leisten kann, ist stabiles Geld ...

Nach der Definition der Europäischen Zentralbankist dann Preisstabilität erreicht, wenn die Verbrau-cherpreise auf mittlere Frist um nicht mehr als zweiProzent steigen. Diese Marke haben wir seit über ei-nem Jahr verfehlt. Die Aufwärtsrisiken sind nichtmehr so groß wie vor einigen Monaten, aber sie sindeben auch nicht ganz verschwunden. Stabile Preisesind für das Vertrauen der Konsumenten ganz wich-tig ...

Die Zeit Nr. 18 vom 26.4.2001, S. 30

DGB für ZinssenkungVorstandsmitglied Putzhammer: Sonst Wachstum gefährdet

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Europäische Geldpolitik und das Ziel der Preisstabilität 59DC

C 23 Die Notenbanken senken die Zinsen deutlich

C 24 EZB und US-Notenbank

Bundesbankpräsident Ernst Welteke über dieUnterschiede zwischen EZB und amerikanischerNotenbank (Fed)

1. Die Fed hat ein anderes Mandat als die EZB. Sieist auch nicht mit der gleichen Unabhängigkeitausgestattet wie die EZB. Die Fed hat nicht nurfür Preisstabilität zu sorgen, sondern danebenauch für Wachstum, Beschäftigung und niedrige

Zinsen. Sie hat also einen ganzen Katalog vonAufgaben. Demgegenüber hat die EZB ein ein-deutiges Mandat: Preisniveaustabilität. Das stehtganz deutlich im Vordergrund. Nur dann, wenndie Preisstabilität nicht gefährdet ist, können an-dere Ziele verfolgt werden.

2. Die EZB ist eine junge Institution, der Euro einejunge Währung. EZB und Euro müssen Vertrauenerst noch aufbauen. Und natürlich werden einejunge Währung und eine junge Institution sehr vielkritischer beobachtet, als das bei älteren Organi-

Frankfurt/Main (dpa). Die Eu-ropäische Zentralbank (EZB)reagiert mit einer unerwartetdeutlichen Zinssenkung umeinen halben Punkt auf 3,25Prozent auf die konjunkturel-len Hiobsbotschaften. Mitdiesem Schritt wollen die eu-ropäischen Währungshüterden Teufelskreis von nach-lassendem Konsum, rück-läufigen Investitionen undEntlassungen durchbrechen.

„Ich hoffe, unser Beitrag wirdausreichen, um das Ver-trauen in eine wirtschaftlicheErholung wiederherzustel-len“, sagte Präsident WimDuisenberg nach der Sitzungdes EZB-Rates am Donners-tag in Frankfurt.

Auch die Bank von England, die dem europäischenWährungssystem nicht angehört, hatte zuvor ihrenLeitzins von 4,5 auf 4,0 Prozent gesenkt. Bereits amDienstag hatte die US-Notenbank ihren wichtigstenZinssatz zum zehnten Mal in diesem Jahr zurückge-nommen, und zwar ebenfalls um 0,5 Punkte auf 2,0Prozent.

Auf den relativ späten Zeitpunkt der vierten EZB-Zinssenkung angesprochen, sagte Duisenberg,nach den Terroranschlägen in den USA habe dasweltweite Vertrauen in die Konjunktur stärker gelit-ten als noch vor wenigen Wochen angenommen.

Dies sei erst durch die jüngsten ökonomischen Da-ten sowie Prognosen wichtiger Institutionen deutlichgeworden.

F.A.Z.-Grafik Brocker. Text: Reutlinger Generalanzeiger vom 9.11.2001 (dpa)

Nach Meinung des EZB-Präsidenten dürfte die Kon-junktur im Euro-Raum erst im ersten Halbjahr 2002wieder an Fahrt zulegen. Allerdings sei nur mit be-scheidenen Wachstumsraten zu rechnen. Mit derSenkung der Leitzinsen um insgesamt 1,5 Prozentseit Mai dieses Jahres habe man aber einen wichti-gen Grundstein für eine Erholung gelegt. Er gehedavon aus, dass sich dies auch in niedrigeren Geld-marktzinsen niederschlage.

Auf Grund der weltweiten Wirtschaftsflaute wirdnach Ansicht der EZB das Wachstum in Euro-Landin den nächsten Monaten äußerst schwach ausfal-len. Ein Abrutschen der Konjunktur in eine Rezes-sion – wie in den USA mit einem absoluten Rück-gang des Bruttoinlandsproduktes – sei in Europaallerdings nicht zu befürchten.

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60 Europäische Geldpolitik und das Ziel der PreisstabilitätC

C 25 Die Einfluss-Sphäre des Euro

F.A.Z.-Grafik Brocker, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31.3.2001

C 26 Europas Zentralbank ohne Kontrolle

Die EZB ist verantwortlich dafür, die Höhe der Zin-sen zu bestimmen und den Euro, Europas neueWährung, zu hegen und zu pflegen. Die Entschei-dungen der Bank haben Auswirkungen auf die wirt-schaftliche Entwicklung eines ganzen Kontinents.Sie bestimmen mit, ob die europäische Integrationfortschreitet.

Doch die für diese weitreichenden Entscheidungenzuständigen verantwortlichen Beamten müssen sichvor der Öffentlichkeit nicht dafür rechtfertigen, wenn

Arbeitsplätze oder Lebensqualität der Menschenin Europa betroffen sind oder auf dem Spielstehen. Die Banker müssen die europäischenBürger nicht einmal ansatzweise darüber informie-ren, wie und warum sie welche Entscheidungengetroffen haben.

Die Prioritäten, denen sich die Banker im Wesentli-chen fügen müssen, sind im Vertrag von Maastrichtquasi betoniert. Die EZB hat den eng begrenztenAuftrag, die Preisstabilität zu gewährleisten.

© Ernst Welteke, Präsident der Deutschen Bundesbank,Frankfurt am Main, 2001

sationen wie der Fed oder der Bundesbank derFall ist.

3. Wir haben es in der Europäischen Währungs-union mit zwölf nationalen Regierungen zu tun,mit zwölf unterschiedlichen Kulturen und mitzwölf segmentierten Öffentlichkeiten. Die Fed ar-beitet in einem ganz anderen Umfeld. Sie hat es

mit einer Zentralregierung zu tun, sie hat es mit ei-ner Öffentlichkeit zu tun, mit einer Sprache, miteiner Kultur. Demgegenüber muss bei uns überallanders kommuniziert werden.

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Europäische Geldpolitik / Ursachen und Auswirkungen der Euro-Schwäche 61C

C 27 Die USA und der Euro-Raumin Zahlen

Kennzahlen Vereinigte Staaten Euro-Raum

Bevölkerungin Millionen 272 302

BIP-Wachstumreal in Prozent 5,0 3,4

BIP je Kopfin Euro 31 916 20 667

Anteil am Welt-BIPin Prozent 21,9 16,2

InflationJahresrate 3,4 2,3

Produktionsstrukturin Prozent des BIP

– Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft 1,6 2,8

– Industrie (einschließlichBaugewerbe) 27,3 28,5

– Dienstleistungen 71,1 68,7

Leistungsbilanzsaldoin Prozent des BIP -3,6 -0,2

Staatshaushaltin Prozent des BIP 1,0 1,3

Aktienmarkt-kapitalisierungin Prozent des BIP 128,7 66,1

Daten: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.3.2001, S. 61

C 28 Wie Ökonomen dieSchwäche des Euro erklären

Jörg Clostermann und Bernd Schnatz legen in ei-nem Diskussionspapier der Deutschen Bundesbankmit wenig idealisierten Annahmen dar, dass dieStärke des Euro gegenüber dem Dollar von vier Fak-toren abhängt: den realen Zinssatzunterschieden,den realen Rohölpreisen, dem relativen Preisverhält-nis von gehandelten zu nicht gehandelten Güternsowie dem Vergleich der Anteile der Staatsausga-ben am Bruttoinlandsprodukt. Auf Basis realer Da-ten der am Euro beteiligten Währungen lässt sich

Was alles noch schlimmer macht, ist die Tatsache,dass die Statuten und der Aufgabenbereich der EZBnur einstimmig durch alle Mitgliedsstaaten abgeän-dert werden können. Selbst die mächtige Bundes-bank genießt nicht eine derartige Freiheit. Das Ge-setz, nach dem sie konstituiert wurde, kann miteinfacher parlamentarischer Mehrheit geändert wer-den.

Um die Dinge noch schlimmer zu machen, gilt fürdie Europäische Zentralbank das Gebot der Trans-parenz nicht. Die Entwicklungsländer werden vomWesten immer wieder darauf hingewiesen, dass Offenheit und Transparenz unabdingbar für dasFunktionieren moderner Volkswirtschaften sind.Doch einige der führenden Industrienationen treffenschwierige Entscheidungen zur Wirtschaftspolitikhinter hohen Mauern, abgeschirmt von der Öffent-lichkeit.

Sicher gibt es gute Gründe für nichtöffentliche Bera-tungen, so zum Beispiel die Schwierigkeiten, die Eu-rozone kollektiv zu regieren, wenn die Zentralbank-präsidenten der einzelnen Länder ihre Meinung zusensiblen Themen darstellen. Die jetzt bestehendeOrganisation wird zwar dem Umgang der Bankeruntereinander gerecht, aber das zu Lasten der Ver-trauenswürdigkeit in der Öffentlichkeit. Zudemwerden sich die Spannungen zwischen der europäi-schen Geldpolitik und der nationalen Wirtschafts-politik und deren Bedingungen verschärfen.

Die europäische Öffentlichkeit ist skeptisch, wasden Verlust an Souveränität und die generell un-demokratische Natur der europäischen Institutionenbetrifft. Die EZB wird zu einer der wichtigsten eu-ropäischen Institutionen werden... Was die Befür-worter der EZB im Besonderen und die Ökonomenganz allgemein im Rausch der Wirtschaftseffizienzvergessen zu haben scheinen, ist die Kraft und dieTragweite der Demokratie. Das Wesen der Demo-kratie ist nicht in erster Linie an den Ergebnissen, dieerzielt werden, zu ermessen. Entscheidend ist derProzess, durch den Ergebnisse erreicht und legiti-miert werden.

Sheri Berman und Kathleen R. McNamara, in: RheinischerMerkur Nr. 16 vom 16.4.1999, S. 6

ein künstlicher Euro-Dollar-Wechselkurs für vergan-gene Jahre errechnen. Was die Zukunft angeht, lie-fert das Modell allerdings Wechselkurse, die zwi-schen Parität und 1,26 Dollar je Euro liegen. Deshalbwird die Suche nach Erklärungen weitergehen...

Derzeit wird der Dollar stark nachgefragt. Das liegtzum einen an der niedrigen Sparquote in den Verei-nigten Staaten, zum anderen an den hohen Rohöl-preisen, die in Dollar notiert werden. Parallel dazuleidet die Nachfrage nach Euro. Gründe dafür sindAngst und Unsicherheit, die das Münchner Ifo-Insti-tut auf den Unterschied zwischen tatsächlichen undgewünschten Beständen an Bargeld zurückführt.

Schwarzgeldbesitzer fürchten aufgrund der Geld-wäschegesetze, beim Umtausch in Euro die Her-kunft ihres Geldes erklären zu müssen. Deshalb tau-schen sie zunächst in Dollar, die vom nächsten Jahran ohne Erklärung in Euro gewechselt werden kön-nen. Unsicherheit darf auch bei vielen Besitzern vonD-Mark-Bargeld in Osteuropa angenommen wer-den, weil sie die Konditionen des Euro-Umtauschesnicht kennen...

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62 Ursachen und Auswirkungen der Euro-Schwäche / Das neue GeldC

C 31

Wie viel Euro braucht das Land?Insgesamt 17 Milliarden Münzen, davon allein 15,5Milliarden zur Erstausstattung der Banken undSparkassen. Am häufigsten werden Ein-Euro-Centund Zehn-Euro-Cent-Stücke benötigt. Die Euro-Münzen wiegen zusammen rund 71 500 Tonnen.Das entspricht in etwa dem Gewicht von fas 12 000ausgewachsenen Elefanten. Außerdem werden 4,3Milliarden Geldscheine zur Verfügung stehen, umden Bargeldbedarf in Deutschland zu decken. Inden Münzprägeanstalten und den Banknoten-Druckereien werden die Maschinen wohl bis zuletztauf Hochtouren laufen.

Text Globus 7159, Angaben: Deutsche Bundesbank

C 29 Der Euro ist unterbewertet

C 30

Entwicklung der Wechselkurse 2001

Von Helmut Schmidt, Altbundeskanzler und Herausgeber der „Zeit“

Die derzeitige Unterbewertung des Euro im Wech-selkurs gegenüber dem Dollar ... ist zum Teil in demungewöhnlich umfangreichen Kapitalimport aus al-ler Welt in die USA begründet, es handelt sich alsoum eine Überbewertung des Dollar. Zum anderenTeil beruht aber der relativ zu niedrige Dollar-Wech-selkurt des Euro auf politisch-psychologischen Fak-toren, denn der Euro ist bisher ganz unzureichendnach außen repräsentiert. Wenn die zwölf Euro-Teil-nehmerstaaten ihre Anteile am Weltwährungsfonds,an der Weltbank, an der Bank für InternationalenZahlungsausgleich bündeln würden, würde sich die

Situation schnell zugunsten des Euro verändern.Dem Euro fehlt bisher ein gemeinsamer Finanz-außenminister, der zum Beispiel im Konzert der G-7 Finanzminister aufzutreten hätte. Stattdessengibt es innerhalb der EU und zwischen den be-teiligten Regierungen Kompetenzgerangel, dieKompetenzabgrenzungen zwischen Ministerrat,Kommission und der Euro-Gruppe sind unklar.Hier muss der Europäische Rat handeln. Es wärebereits ein zwar sehr kleiner, aber überaus be-deutsamer Schritt, wenn nur die Finanzminister inParis und Berlin ihre Voten in den Gremien derglobalen Institution immer gemeinsam abgebenwürden.

Helmut Schmidt: Lasst den Worten endlich Taten folgen; in:Die Zeit Nr. 23 vom 7.6.2001

F.A.Z.-Grafik Brocker, FrankfurterAllgemeine Zeitung vom 30.6.2001

Der amerikanische Wissenschaftler Robert Mundellverweist in diesem Zusammenhang auf die fehlendepolitische Union. Für ihn ist die Stabilisierung derGemeinschaftswährung nicht nur Aufgabe der eu-ropäischen Zentralbank, vielmehr brauche sie einebreite politische Unterstützung.Letzten Endes aber dürfte die These von Paul Krug-man vom Massachusetts Institute of Technology dieDiskussion um die kurzfristige Euro-Schwäche ambesten charakterisieren. Er bezeichnet sie als „Tri-umph eines Symbols über die Substanz“ und ver-weist auf die willkürliche Wahl des Einführungskur-ses – denn bei einem tieferen Einführungskurs desEuro wäre auch die Diskussion weit weniger aufge-regt verlaufen.Sascha Spoun, in: Die Zeit Nr. 22 vom 23.5.2001

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Das neue Geld 63DC

C 32

Die deutschen Münzenab 2002

Im Gegensatz zuden Banknotensind die Münzennur auf den Vorder-seiten in allenTeilnehmerländerneinheitlich. DieRückseiten sindnational individuellgestaltet Alle Mün-zen sind in der ge-samten Währungs-union gesetzlichesZahlungsmittel.

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64 Das neue GeldC

C 33 Die deutschen Banknoten ab 2002

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P&U aktuell 11, Februar 2001

LANDTAGSWAHL 2001 BADEN-WÜRTTEMBERGInformationen zur Wahl am 25. März 2001

Das Wahlsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3

Landtagswahlkreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Parteien, Kandidaten, Programme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Der Wahlkampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Wahlbeteiligung und Wählerverhalten . . . . . . . . . . . . . . . 13

Weitere Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Wahlquiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

(Michael Essig, Otto Bauschert)

Heft 1/2001

REGIONEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Geleitwort des Ministeriumsfür Kultus, Jugend und Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Mitarbeit an diesem Heft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Unterrichtsvorschläge

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Baustein ARegionale Identität im Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Baustein BSchüler entdecken ihre Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Baustein CGroßregionen in Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . 12

Baustein DWege zur Landesidentität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Texte und Materialienfür Schülerinnen und Schüler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19–48

Internet-Seiten zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

27. Jahrgang2001

Heft 2–3/2001

DAS SCHÖNSTE LAND ...Historische Lieder ausdem deutschen Südwesten

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Geleitwort des Ministeriumsfür Kultus, Jugend und Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Mitarbeit an diesem Heft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Unterrichtsvorschläge(Roland Wolf)

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Literaturhinweise und Fundstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Landeshymnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Von Rittern, Bauern und Geistlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Der Dreißigjährige Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Absolutismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Revolution und Restauration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Alltag in der Ständegesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Auswanderung und Heimat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Texte und Melodien der Lieder . . . . . . . . . . . . . . . . . 23–48(Roland Wolf)

Rekordbeteiligung beim Wahlquizzur Landtagswahl 2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49(Nadja Himpler)

Preisträger beim Wahlquiz 2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51(Nadja Himpler)

Diskussionsforum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Schülerwettbewerb des Landtagsvon Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Die Musik-CD zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U 3

Heft 4/2001

WIRTSCHAFT IM WANDEL

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Geleitwort des Ministeriumsfür Kultus, Jugend und Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Autor dieses Heftes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Unterrichtsvorschläge

Einleitung(Ernst-Reinhard Beck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Baustein AWachstum und Konjunktur in derBundesrepublik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Baustein BNew Economy – Neue Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Baustein CDer Euro ist da – Zur Stellung der Europäischen Zentralbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

(Alle Bausteine: Ernst-Reinhard Beck)

Literaturhinweise(Ernst-Reinhard Beck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

AV-Medien zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Internet-Seiten zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Texte und Materialienfür Schülerinnen und Schüler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19–64

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NECKAR-VERLAG GmbH · 78008 VILLINGEN-SCHWENNINGEN

Stafflenbergstraße 38, 70184 StuttgartFax (07 11) [email protected] (0711) 16 40 99-0

DurchwahlnummernDirektor: Siegfried Schiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -60Referentin des Direktors: Sabine Keitel . . . . . . . . . . . . . . . . . -62Stabsstelle Marketing

Leiter: Werner Fichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -63Öffentlichkeitsarbeit: Joachim Lauk . . . . . . . . . . . . . . -64

Frauenvertreterin: Gordana Schumann . . . . . . . (07125) 152-121

Abteilung I Verwaltung (Günter Georgi)FachreferateI/1 Grundsatzfragen: Günter Georgi . . . . . . . . . . . . . . . -10

Controlling: Christiane Windeck . . . . . . . . . . . . . . . . -11I/2 Haushalt und Organisation: Jörg Harms . . . . . . . . . . -12I/3 Personal: Gudrun Gebauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -13I/4 Information und Kommunikation: Wolfgang Herterich . -14I/5** Haus auf der Alb: Erika Höhne . . . . . . (07125) 152-109

Abteilung II Adressaten (Karl-Ulrich Templ, stellv. Direktor)FachreferateII/1 Medien: Karl-Ulrich Templ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -20II/2** Frieden und Sicherheit: Wolfgang Hesse (07125) 152-140II/3** Lehrerfortbildung/Zukunft und Entwicklung:

Robert Feil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (07125) 152-139II/4* Schülerwettbewerb:

Reinhard Gaßmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -25Monika Greiner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -26

II/5 Außerschulische Jugendbildung: Wolfgang Berger . . . -22II/6** Öffentlicher Dienst: Eugen Baacke . . . . (07125) 152-136

Abteilung III Schwerpunkte (Konrad Pflug)FachreferateIII/1** Landeskunde/Landespolitik:

Dr. Angelika Hauser-Hauswirth . . . . . . (07125) 152-134III/2 Frauenbildung: Christine Herfel . . . . . . . . . . . . . . . . -32III/4** Ökologie: Dr. Markus Hug . . . . . . . . . (07125) 152-146III/5* Freiwilliges Ökologisches Jahr: Steffen Vogel . . . . . . . -35III/6** Europa: Dr. Karlheinz Dürr . . . . . . . . . .(07125) 152-147III/7* Gedenkstättenarbeit: Konrad Pflug . . . . . . . . . . . . . . -31

Abteilung IV Publikationen (Prof. Dr. Hans-Georg Wehling)FachreferateIV/1 Wissenschaftliche Publikationen

Redaktion „Der Bürger im Staat“:Prof. Dr. Hans-Georg Wehling . . . . . . . . . . . . . . . . . -40

IV/2 Redaktion „Politik und Unterricht“: Otto Bauschert . . . . -42IV/3 Redaktion „Deutschland und Europa“:

Dr. Walter-Siegfried Kircher . . . . . . . . . . . . . . . . . . -43IV/4 Didaktik politischer Bildung: Siegfried Frech . . . . . . . -44

Abteilung V Regionale Arbeit (Dr. Ernst Lüdemann)Fachreferate/AußenstellenV/1 Freiburg: Dr. Michael Wehner . . . . . . . (0761) 20773-77

Sabina-Christine Wilhelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -33V/2 Heidelberg: Dr. Ernst Lüdemann . . . . . . (06221) 6078-14

Angelika Barth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -13V/3* Stuttgart: Dr. Iris Häuser . . . . . . . . . . . (0711) 164099-52

Peter Trummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -50

V/4 Tübingen: Rolf Müller . . . . . . (07071) 2002996Klaus Deyle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -29 97

AnschriftenHauptsitz in Stuttgart (s. links)* 70178 Stuttgart, Paulinenstraße 44-46,

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Bibliothek Bad UrachBibliothek/Mediothek Haus auf der Alb, Bad UrachGordana Schumann, Tel. (07125) 152-121

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„Der Bürger im Staat“Ulrike Hirsch, Tel. (0711) 16 40 99-41E-Mail: [email protected]

„Deutschland und Europa“Sylvia Rösch, Tel. (0711) 16 40 99-45E-Mail: [email protected]

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